114 Stufen

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Seminarkurs goethe 2013



114 Stufen

Editorial ... jeden Dienstag Nachmittag, während alle anderen nach Hause fahren, steigen wir 114 Stufen in den 3. Stock des Goethe Gymnasiums Freiburg. Wir sind der Seminarkurs „Journalismus und Mediengestaltung“ des Abiturjahrgangs 2014.

In diesem Heft steckt ein ganzes Schuljahr Arbeit mit Höhen und Tiefen. Vom selbst gewählten Thema über interessante Recherche hin zu kreativen Layout-Entwürfen entstand dieses Magazin in Eigenregie der Schüler. Telefonate und Interviews wurden geführt, E-Mails und seitenlange Chats getippt, mit der Bahn oder dem Fahrrad durch die ganze Region gedüst und einmal die Woche lieferten wir uns mit dem Kurs scharfe Debatten.

Aber jetzt sind wir endlich im gemeinsamen Magazin angekommen. Für die LeserInnen ist es ab hier nur noch eine Stufe durch die Tür ins Heft - mitten rein in 21 Reportagen ...

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UNTERFUEHRUNG R RU U UN N NG G Unter dem Siegesdenkmal ist ganz schoen was los.

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"WIR FueHLEN UNS NOCH TO‐ TAL IM REN‐ NEN"

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Ein Ort mit kalter Schale aber, warmen Kern !!!


Spiel und Spaß Arbeiten im JuKS „Tor!!!“

ruft Stefanie und wirft die Arme in die Luft. „Sehr gut“, sagt Philipp und setzt sich erschöpft auf das dicke blaue Sofa in derEcke. „Ihr werdet mit der Zeit immer besser“. Für ihn übernimmtChristian die blaue Mannschaft. Es ist Montag Abend und wie jeden Montag Abend wird im JuKS Vauban Tischkicker gespielt. Philipp ist der Betreuer, der sich an fast jedem Abend der Woche um die Jugendlichen, die ins JuKS kommen, kümmert und mit ihnen den Abend genießt. Der Ball flitzt hin und her, Stefanie und Christian sind sichtlich konzentriert. Sie lassen die Spieler den Ball hin und her passen und versuchen sich gegenseitig auszutricksen. Philipp schaut ihnen zufrieden zu.

Die meisten Jugendlichen kommen regelmäßig zum Tischkickern. Er erzählt mir, dass jeden Montag Abend immer besonders viele Jugendliche zum Tischkicker spielen kommen würden. Das gemeinsame Spiel und der gemeinsame Spaß ziehen einfach besonders viele Jungs und Mädels an. Christian und Stefanie haben ihr Spiel beendet und Stefanie freut sich, weil Christian den Rückstand von Philipp nicht mehr ausgleichen konnte. Beide schleppen sich zufrieden zum Kühlschrank und schnappen sich eine Cola und eine Apfelschorle. Dann setzen sie sich zu Philipp auf das blaue Sofa und beginnen ihre Getränke zu genießen. Es finden sich gleich zwei neue Spieler und der Ball rollt wieder. Die meisten Jugendlichen kommen regelmäßig zum Tischkickern hierher, erzählt Philipp, aber manchmal sieht er auch einige neue Gesichter. Auch heute ist ein neuer Teilnehmer gekommen. Felix steht anfangs noch etwas abseits, nach ein paar Minuten ist er aber schon gut dabei und es stellt sich heraus, dass er bereits sehr gut Tischkicker spielen kann. Er erzählt, dass bei ihm zu hause ebenfalls ein Tischkicker-Tisch steht und dass er einfach mal mit Leuten in seinem Alter spielen wollte und nicht immer mit seinem Papa. Philipp ist froh, weil die Anderen Felix so schnell akzeptiert haben. Dass er bereits gut Tischkicker spielen kann, scheint dafür eindeutig mitverantwortlich zu sein. Die Spieler streiten sich bereits darum, wer beim Spiel zwei gegen zwei in einer 12

Mannschaft mit ihm sein darf. Später frage ich Felix, wie es ihm gefallen hat, er sagt, dass ihm besonders die freundliche und offene Atmosphäregefallen habe. Er plane beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei zu sein.

Um 21.30 Uhr ist Schluss. Man unterhält sich noch ein bisschen und kickert noch eine Runde, aber um 21.30 Uhr ist Schluss. Dann gehen die meisten Jungs und Mädels nach Hause, oder man trifft sich später noch mit Freunden in der Stadt. Philipp bleibt zurück und räumt auf. Er erzählt, dass jeder Abend zwar immer wieder aufregend und schön sei, aber am Ende müsse er immer noch mindestens zehn Minuten bleiben um aufzuräumen. Schließlich kommen am nächsten Tag wieder neue Besucher und sie wollen ein sauberes Sofa und einen vollen Kühlschrank vorfinden. Philipp ist studierter Sozialarbeiter und arbeitet schon einige Jahre im JuKS. Er weiß noch nicht wirklich wo er arbeiten möchten, wenn er nicht mehr beim JuKS arbeiten möchte. Gelernt hat er den Beruf des Landschaftsgärtners. Er denkt darüber nach später als Erzieher zu arbeiten. Im Moment plane eraber nicht das JuKS zu verlassen. Dafür gefällt es ihm wohl einfach zu gut. Am nächsten Tag bietet das JuKS für Jungs und Mädchen jeweils getrennt die Möglichkeit, die ganz eigenen Wünsche zu verwirklichen. Auch Felix ist heute wieder da. Zwar muss man sich für die Veranstaltung eigentlich anmelden, doch einmal vorbei schauen geht natürlich trotzdem. Während sich die Mädchen als Schauspielerinnen ausprobieren, sollen die Jungs Poolbillard spielen lernen.

Die Mädchen spielen Theater, die Jungs Poolbillard. Die Jungs stehen um den Billard Tisch herum, während Philipp die Regeln vorstellt. Er erklärt, dass beim Poolbillard zwei Spieler oder zwei Teams gegeneinander antreten. Ziel des Spieles sei es, alle Kugeln der eigenen Mannschaft zu versenken. Zu guter Letzt müsse die schwarze Acht versenktwerden. Um Kugeln zu versenken würde man die weiße Kugelverwenden. Die weiße Kugel dürfe nie versenkt werden. Es werde unterschieden zwischen „vollen“ und „halben“ Kugeln. Philipp hält eine orange fünf hoch und sagt: „Das ist eine volle Kugel, sie ist völlig eingefärbt. Alle voll eingefärbten Kugeln, also die Kugeln eins bis sieben, sind voll. Alle nur halb farbigen Kugeln, also die Nummern neun bis fünfzehn sind halb.“ Welches Team die halben Kugeln und welches die vollen Kugeln versenken muss, entscheide sich am Anfang des Spiels. Ein Spieler müsse die weiße Kugel gegen


AnstoĂ&#x; 1 13


Anstoß 2 die fünfzehn in der Form eines Dreiecks auf dem Billardtisch angeordneten Kugeln spielen. Wird zuerst eine volle Kugel versenkt, müsse das Team alle anderen vollen Kugeln versenken. Wenn eine halbe Kugel zuerst versenkt wird, müsse das Team alle halben Kugeln versenken.

in der linken Ecke des Poolbillardtisches. Der nächste Spieler ist an der Reihe. Nach einigen Stößen und Wechseln zwischen den Teams wirken die Jungs mehr mürrisch als zufrieden. Die Hälfte von ihnen hat wohl noch nie einen Poolbillardstock in der Hand gehabt...

Die Jungs nicken zustimmend und teilen sich zwei Teams auf. Philipp erklärt, dass in jedem Team jeder Spieler einmal stoßen darf und dann der nächste Spieler des Teams stoßen solle. Die Kugeln werden auf der samtig-grünen Oberfläche des Poolbillardtisch platziert und dann geht es auch schon los. Der erste Stoß wird getätigt, die weiße Kugel schießt auf die anderen Kugeln zu und trifft sie mit einem lauten Klacken. Die Kugeln schießen in alle Richtungen weg. Eine halbe Kugel verschwindet

Ein paar Minuten später haben sich ein paar Jungs vom Poolbillardtisch gelöst. Sie stehen jetzt beim Kühlschrank, haben sich je ein Getränke geschnappt und reden über Schule, Noten und andere anstrengende Dinge. Philipp fragt sie, was sie, statt Poolbillard zu spielen, machen wollen. Nach kurzem Herumdrucksen einigt man sich darauf, es doch noch einmal mit Poolbillard zu versuchen. Philipp sagt ihnen, sie sollen kurz warten. Dann verschwindet er in der Abstellkammer und kommt, nachdem

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Manchmal muss man die Jugendlichen zum Weitermachen anhalten. Dann setzen sich alle auf die herumstehenden Stühle und auf das Sofa. Es wird noch etwas über dies und das geredet, dann gehen die Jugendlichen langsam nach Hause. Philipp bleibt und räumt die Poolbillardstöcke und die Billardkugeln weg. Er erzählt, dass man die Jugendlichen manchmal einfach zum Weitermachen anhalten müsse. Außerdem solle man immer die Möglichkeit haben, Spiele einfacher zu gestalten, damit jedem die Möglichkeit gegeben werde mitzumachen.

Die Musik zur Party bringen die Gäste selber mit. Am Freitag-Abend plant Philipp eine Party für die Jugendlichen. Alle von der fünften bis zur achten Klasse sind willkommen. Philipp ist natürlich schon eine halbe Stunde vor Beginn der Party ins JuKS gekommen. Er hat eingekauft und packt jetzt ein paar Kästen Fanta und Cola in den Kühlschrank. Auch etwas Eis und Getränke zum Mixen von alkoholfreien Cocktails hat er mitgebracht. Snacks dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die Musik bringen die Gäste selber mit. Aufgelegt wird zumeist Dubstep oder Rap. Das JuKS hat ein eigenes ausgeklügeltes SurroundSound- System, dass einen durch seine satten Bässe verzaubert. Am Anfang stehen die Jungs und Mädels noch etwas unschlüssig herum. Als der Raum langsam beginnt sich zufüllen schaltet Philipp das schon etwas angestaubte Disko-Licht ein. Die Party kommt in Fahrt und man beginnt zu tanzen. Im Gegensatz zu anderen Partys braucht es aber (glücklicherweise) noch keine Türsteher. Schlussendlich muss natürlich noch aufgeräumt werden. Da Jeder ein wenig mithilft, muss Philipp nicht zu viel nachhelfen und das Aufräumen ist schneller erledigt als sonst. Am Ende geht jeder zufrieden nach Hause. Wie jeden Abend, nach einem Besuch im JuKS.

ein lautes Poltern zu hören ist, mit etwas zurück, das aussieht wie ein weiterer Poolbillardstock. Im Gegensatz zu den anderen Poolbillardstöcken ist das Ende des Stockes nicht abgeflacht. Stattdessen sind an ihm zwei Stützen angebracht. Oberhalb der Stützen sind drei ausgehöhlte Flächen, auf welchen man den eigentlichen Pollbillardstock abstützen kann, angebracht. Mithilfe dieses sogenannten „Spiders“, wie Philipp erklärt, wird es deutlich einfacher für die Jungs einen sicheren Stoß zu setzen. Das Spiel gewinnt merklich an Fahrt und nach einer halben Stunde sind alle Spieler mit großem Elan dabei. Kurz bevor das Team mit den halben Kugeln gewinnt, stößt Felix die schwarze Kugel unvorsichtiger Weise in eines der Löcher des Tisches. Nun hat das andere Team gewonnen, unzufrieden ist trotzdem niemand.

Philipp Hüser

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„Verantwortung tragen und ihnen schöne Erinnerungen zu ermöglichen.“


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"Das Prinzip der Freiwilligkeit ist das, was mich am FĂśfe fasziniert.“

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INFOKASTEN

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Hobby: Glaube ?! Eine Sportart üben die meisten Jugendlichen aus und viele spielen auch ein Instrument. Der christliche Glaube gehört wohl in den meisten Fällen nicht zur Freizeitgestaltung. Für Ruth Schmid (16) ist aber gerade der wichtig und deshalb besucht sie eine Jugendgruppe der evangelischen Kirche in Freiburg. Neben Spaß haben, Freunde treffen und den verschiedensten Aktivitäten, stehen auch viele Veranstaltungen an, bei denen die Gruppe mithilft und mitgestaltet.



Jungschar (in Opfingen)




WENN DIE KULTUR DER FREIHEIT IM WEG STEHT

Der junge Abbas aus dem Libanon steht zwischen zwei Kulturen


Richtig oder Falsch? Um Streit zu vermeiden widerspricht Abbas seiner Familie nicht! Der junge Mann aus dem Libanon sagt das, was alle hören wollen, doch nicht das, was er wirklich denkt. „Hab ich nicht Recht mein Sohn?!“ Abbas hält die Luft an. Er schaut auf. Die Frage seines Vaters, kommt unerwartet. Einige Sekunden vergehen und er merkt, wie sich die Gesichter rundum aufmerksam auf ihn richten. Es geht darum, ob seine ältere Schwester mit auf Klassenfahrt darf, oder nicht. Er sieht in ihre hoffnungsvollen braunen Augen. Abbas weiß, sie wird sich richtig verhalten. Sie will so gern mit, …. was ist denn schon dabei?, denkt er sich. Er schaut zu seinem Vater, der mit strengem Blick auf die Antwort wartet. Wie gern würde Abbas die Worte sprechen, die ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf gehen. Doch er kennt die einzigen vier Wörter, die akzeptiert werden. Freiburg Haslach - ein Stadtteil mit hohem Migrantenanteil. Hochhäuser und Plattenbau prägen das Bild dieses Bezirkes. Kinder toben auf Spielplätzen, Jugendliche treffen sich nach der Schule auf dem Fußballplatz und chillen dort den ganzen Tag. Darunter auch der 16-jährige Abbas und seine Freunde. Sie reden über die letzten Schlägereien, lästern über die Deutschen und erzählen, wie sie sich Mädchen “klar machen“. Abbas lacht mit ihnen, stimmt ihnen zu, sagt aber kaum etwas aus eigener Initiative. Ständig schaut er rüber zu der Gruppe von Mädchen, die nur wenige Meter entfernt auf der Bank sitzt. Unter ihnen auch die 16- jährige Tiziana, Abbas‘ heimliche Flamme. Er findet nicht den Mut es zuzugeben, weil sie anders ist. Sie entspricht weder den Vorstellungen seiner Familie, noch denen seiner Freunde. Seit elf Jahren schon lebt Abbas mit seiner Familie in Deutschland. Hier erhoffen sie sich ein sicheres und besseres Leben als in ihrem Heimatland, dem Libanon. Mit diesen Hoffnungen und Wünschen ist die sechsköpfige Familie G. aus dem Nahen Osten nicht alleine. Wie ihr ergeht es auch rund 16 Millionen anderen Migranten in Deutschland. Meist sind es junge Ehepaare oder junge Männer, die die Gefahren auf sich nehmen und nach Deutschland flüchten. Die Menschen haben hohe Erwartungen, wie bessere berufliche Perspektiven und eine bessere finanzielle Situationen, die nur zum Teil erfüllt werden. Eins ist ihnen allen jedoch gewiss: In Deutschland werden sie ein Leben in Freiheit und Sicherheit führen können. Abbas, der eher unauffällige Junge aus dem Libanon besucht die 10. Klasse einer Freiburger Realschule. Sein konservativ-denkender Vater betreibt gemeinsam mit seinen Brüdern eine Autowerkstatt. Er lebt streng nach den Traditionen seiner Heimat und will ein Vorbild für seine drei Söhne sein. Seine Mutter ist Hausfrau und spricht nur gebrochen Deutsch. Der Vater möchte nicht dass sie arbeitet. Abbas‘ 18-Jährige Schwester Zeinab trägt, genau wie ihre Mutter, ein Kopftuch. Sie geht auf das Gymnasium. Nach dem Abitur möchte sie gerne Pädagogik studieren, doch sie weiß, das wird nicht möglich sein: Ihr Vater plant die baldige Heirat seiner Tochter.

"Ich mag’s wie die Deutschen leben" Nach der Schule hilft Abbas oft seinem Vater in der Werkstatt. Sie reden stundenlang miteinander über die verschiedensten Themen. Für den Vater steht die Zukunft seines ältesten Sohnes schon fest: Er wird eine libanesische Frau heiraten und eines Tages die Autowerkstatt übernehmen. Doch das ist nicht das

Namen geändert

Leben, welches Abbas leben möchte! „Ich mag’s wie die Deutschen Leben“, sagt er oft zu seiner Mutter. Es gefällt ihm, dass hier Mädchen und Jungen die gleichen Chancen haben. Das wünscht er sich auch für seine ältere Schwester. „Sie hat’s nicht verdient. Es ist doch ihr Leben und nicht das meiner Eltern“, meint er. Die Hochzeit seiner Schwester soll nach ihrem Schulabschluss stattfinden. Abbas hat schon mehrmals versucht mit dem Vater darüber zu reden und sie zu verschieben, doch „er blockt direkt ab“ und beendet somit das Thema. Nicht mal mit seinen Freunden, die aus den gleichen kulturellen Kreisen kommen wie er, kann Abbas offen reden. Andere Ansichten als die, ihrer Eltern werden nicht anerkannt. „Das ist nicht drin! Denkst du nicht so wie sie, dann bist du raus. Es ist normal für mich, dass ich mich den Traditionen nicht widersetze“, erzählt der junge Libanese. Abbas passt sich den anderen an, um nicht ausgegrenzt zu werden. Er hat diese Erfahrung schon als Kind gemacht. In der Sprachschule oder Nachbarschaft haben die Kinder wegen seiner schlechten Deutschkenntnissen nicht gerne mit ihm gespielt. Die Eltern von Abbas waren an die neue Umgebung in Freiburg noch nicht gewohnt und ließen ihre Kinder oft daheim spielen – der Kontakt nach außen fehlte zum größten Teil. Die Folgen sind noch heute bei Abbas‘ Mutter sichtbar. Ihre Sprachkenntnise in Deutsch sind mangelhaft und sie pflegt keine sozialen Kontakte mit Deutschen.

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"Es ist normal für mich, dass ich mich den Traditionen nicht widersetze" Doch die Sprachkenntisse sind nicht das einzige Problem, mit dem die jungen Migranten zu kämpfen haben. Oftmals spielt auch das Geld eine große Rolle. Bei Sorina C. ist das der Fall. Die 15 Jährige Rumänin lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Deutschland. Ihre Eltern verdienen nicht gut und das bekommt Sorina deutlich zu spüren. „Ich hab‘ kein Smartphone; ich trag auch keine Klamotten die grad‘ In sind“, meint sie. Die junge Rumänin wird deshalb von manchen Mitschülern ausgelacht und gehänselt. Sorina versucht das so weit es geht zu ignorieren, doch es fällt ihr schwer. Das Geld-Problem steht bei Abbas nicht im Vordergrund. Ihn beschäftigt ein junges Mädchen, Tiziana, die im selben Viertel wohnt wie er. Weil sie nicht nicht die gleichen Wurzeln hat und keine Muslimin ist, würde eine Beziehung mit ihr für Unruhe in Abbas‘ Umgebung sorgen. „Meine Freunde und Cousins beleidigen Mädchen wie sie, weil sie feiern gehen oder sich freizügiger anziehen als zum Beispiel unsere Schwestern“, sagt der Schüler. Mädchen, die aus nicht-muslimischen Ländern stammen, werden in seinem und anderen Familienkreisen oft als Ungläubige bezeichnet. Hatten sie vor der Ehe schon Geschlechtsverkehr, fällt das Wort Ehrenlos nicht selten. Demnach kann der junge Libanese sich eine Beziehung mit der hübschen Italienerin aus dem Kopf schlagen. Dieses traditionmelle Verhalten von ihm ist keine Ausnahme. Die Väter und Onkel leben es praktisch vor -, dass es von den Söhnen nachgemacht wird, ist eine Selbstverständlichkeit. Nicht immer ist

Abbas mit den Meinungen und Entscheidungen seines Vaters einverstanden. „Vieles was mein Vater sagt ist richtig, aber manche Sachen sind altmodisch und übertrieben. Dass meine Schwester mit ihrer Klasse nach Berlin geht, ist nichts Schlechtes. Mein Vater hat einfach nur überreagiert, ‘‘ erzählt Abbas. Aus Angst vor Streitigkeiten in der Familie widerspricht der junge Migrant aber lieber nicht. Es gibt aber auch Verhaltensweisen der Deutschen, die dem lebensfrohen Jugendlichen nicht gefallen. „Einmal hab‘ ich ‘ne Fensterscheibe beim Fussballspielen zerschlagen. Der Typ ging voll ab und wollte die Polizei holen. Am Ende konnten wir das auch anders klären. Wäre das bei einem Libanesen passiert, würde er nur auf Arabisch schimpfen. Wenn es um sowas geht sind die Deutschen richtig minus!“ sagt Abbas lachend. Noch immer ist der ungeduldige Blick des Vaters auf den jungen Libanesen gerichtet. Er will nicht dass seine Tochter auf Klassenfahrt geht. Abbas‘ Mutter wird nervös und Zeinabs Augen strahlen keine Hoffnung mehr aus, sondern Verwirrung und Unsicherheit. Er schaut zu seinem Vater und sagt schließlich: „Ich stimme dir zu“. Adria Qelibari

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Jugendhilfe- Zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen




Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg, das was wir Weg nennen ist Zรถgern.


Teenie M端tter Im Kopf noch ein Kind, ein Baby im Bauch





Das fr端he Doppelleben - ein Spagat zwischen zwei Elternteilen



Tim's Flugzeug nach Houston


Tim mit Blick auf ein fr端heres Familienfoto

Tim's Zimmer mit der Amerika-Flagge








„Nicht der Berg ist es, den man bezwingt, sondern das eigene Ich“

Eine Reportage über eine junge Wettkampfkletterin, die bereit ist für ihren Sport zu kämpfen.



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Rausch auf zwei R채dern

Mountainbiken in Freiburg





Die Kunst im Kampf oder auch: Warum man tausende Stunden lang die Luft schl채gt, um etwas zu trainieren, das man nie einsetzen soll.


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Street Art

ŠRobert Benedict

Ein Spagat zwischen Vandalismus und Kunst

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©Robert Benedict

„Halt mal!“ zischt Parasit und drückt mir zwei Sprühdosen in die Hand. Ich fühle mich unwohl. Es ist stockdunkel und wir kauern vor einer Hauswand im Stühlinger. Plötzlich geht alles ganz schnell, blaues Licht flackert auf und ein Streifenwagen hält an der Ecke. Parasit reißt mich am Arm und wir rennen geduckt durch einen Hinterhof. Nach zwei Minuten Hindernislauf über Zäune und vorbei an Spielgeräten bleiben wir stehen. Wir sind schmutzig, zerkratzt und außer Atem, versuchen aber möglichst leise zu keuchen. „Hast du alles?“ fragt mich Parasit ernst, „Hast du irgendetwas liegen gelassen?“ Erleichtert stellen wir fest, dass sich die zwei Dosen fest umklammert in meinen Händen befinden. Parasit ist Street Artist. Somit gehört er einer Kunstbewegung an, mit deren Kreationen jeder von uns tagtäglich konfrontiert wird. Street Art, übersetzt „Straßenkunst“, ist Kunst im öffentlichen Raum, häufig illegal und schnell vergänglich. Dennoch ist sie fester Bestandteil des Straßenbildes und in vielen Städten kaum mehr wegzudenken. Die Street Artists verstehen die Straße als Galerie, die es ihnen ermöglicht jeden zu erreichen, der sich auf ihr bewegt. Zum Schutz vor Strafverfolgung und Wahrung ihrer Anonymität arbeiten die Künstler meistens unter Pseudonymen. Die Entstehung der Kunstform Street Art lässt sich nicht genau datieren oder lokalisieren, klar ist nur ihre Herkunft aus der Graffitibewegung. Der Begriff Graffiti leitet sich aus dem griechischen ab und bedeutet nichts weiter als „schreiben“. Für die heute allgemein bekannten Graffiti, bei denen die Schrift das Basiselement darstellt, begann die Blütezeit in den 70er Jahren in den USA. In Europa entwickelte sich die Kultur vor allem in den frühen 80ern, hier stellten häufig bildliche Motive die Basis der Werke dar. Die Illegalität der Graffiti-Kunst förderte die Entwicklung von Beschleunigungstechniken. So ermöglichte die Verwendung von Schablonen, sogenannten „Stencils“ einen gewissen Grad an Vorfertigung und verkürzte die eigentliche Sprühzeit vor Ort. Außerdem ergab sich ein willkommener Reproduktionseffekt. Motive ließen sich beliebig oft identisch vervielfältigen, der Wiedererkennungswert wuchs erheblich. Berühmt wurde dieses Verfahren in

den 80er Jahren durch „Blek le Rat“ in Paris, „Shepard Fairey“ alias „Obey“ in Los Angeles und „Banksy“ in London, drei der inzwischen bedeutendsten Künstler der Szene. Wie wichtig den Sprayern das Arbeitstempo war, brachte Banksy auf den Punkt: “The holy grail is to spend less time making the picture than it takes people to look at it.” Eine andere schnelle Methode bestand darin, bereits vorgefertigte besprühte Plakate anzukleben. Bald darauf erschienen die ersten Aufkleber, im Fachjargon „Sticker“ genannt. Diese waren noch handlicher und einfacher anzubringen und übersäten nach kurzer Zeit die Städte. Sticker werden per Computer grafisch gestaltet und ausgedruckt, frei Hand bemalt oder mit Einsatz von Schablonen besprüht. Als Rohmaterial sind dafür aufgrund ihrer hohen Klebefestigkeit die kostenlosen Paketaufkleber der Post sehr beliebt. Zu den eher selteneren Street Art Praktiken gehören die aus der etablierten Kunstszene bekannten Videoprojektionen oder Installationen, raumgreifende dreidimensionale Kunstwerke. Weniger häufige Techniken sind Kuriositäten wie Motive aus Bügelperlen, bestrickte Straßenschilder oder Regenrinnen und Moosgraffiti. Durch das zunehmend vielfältige Repertoire an Produktionstechniken verlagerte sich der Herstellungsprozess der Werke in Ateliers und Werkstätten, die Aktivität auf der Straße wurde verkürzt und somit ungefährlicher. Die Weiterentwicklung der ursprünglichen Sprühdosenkunst durch neue Techniken und Ausdrucksformen wurde zu einem wachsenden Experimentierfeld und zu Beginn des 21. Jahrhunderts tauchten immer mehr Werke von immer neuen Künstlern, vorwiegend in den Metropolen auf. Im Jahr 2005 setzt sich für die neue Kunstform in den Medien und im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff „Street Art“ durch. Als Synonyme tauchen die Bezeichnungen „Post Graffiti“ und „Urban Art“ auf. Auch Parasit arbeitet mit Schablonen, Plakaten und Stickern. Manchmal kombiniert er verschiedene Arbeitstechniken und kreiert dadurch neuartige Ergebnisse. In seiner Kellerwerkstatt stapeln sich Dosen in allen Farben bis unter die Decke. In

Schränken lagern verschiedenste Materialien wie Karton, Wandtapete, Folien und Wellpappe. Sprühköpfe häufen sich in Schubladen und in der Ecke lehnen Siebdruckrahmen. Es riecht nach Kunst. Auf einem Tisch ist eine große Papierrolle ausgebreitet. Während Parasit einige Farben zusammensucht, erklärt er sein Vorhaben. Er will Cut Outs sprühen, das sind bedruckte oder besprühte Plakate, bei denen das Motiv ausgeschnitten wird. Anschließend lässt es sich mit Kleister auf jedem Untergrund anbringen. »The holy grail is to spend less time making the picture than it takes people to look at it«

Als Motiv für sein Cut Out hat Parasit ein Kind im Batman Kostüm gezeichnet. Da das Motiv vierfarbig werden soll, benötigt er vier verschiedene Schablonen, eine für jede Farbe. Die Vorbereitung dieses Werkes kostet ihn mindesten drei Stunden. Auch die Materialkosten sind beträchtlich. Mit einem Preis von zirka 3,50€ pro 400 ml lagert hier unten ein kleines Vermögen an Sprühdosen. Im Verhältnis zu der oft sehr schnellen Vergänglichkeit von Street Art, die abgerissen oder übermalt werden kann und den Witterungsbedingungen ausgesetzt ist, scheinen der Aufwand und die Kosten enorm. Dennoch gibt es zahlreiche Akteure in der Szene. Woher kommt die Motivation? Parasit stammt aus eher gutbürgerlichen Verhältnissen und kann sich seine Kunst leisten, er erzählt, was Street Art für ihn bedeutet und warum er macht, was er macht. „Für mich ist Street Art eine Weise, mich auszudrücken. Es ist Kommunikation mit meinen Mitmenschen. Auf der Straße habe ich ein Publikum. Durch bildliche Motive benutzt Straßenkunst eine Weltsprache, die auch außerhalb der Szene verstanden wird. Jeder, der die Werke sieht, kann sich mit ihnen auseinandersetzen. Dies stellt für mich den ausschlaggebenden Unterschied zu schriftbasierten Graffiti dar, die meist Kürzel oder Codes beinhalten, die nur von Insidern verstanden werden. Wenn ich auf Probleme oder Missstände hinweisen will, installiere ich themenbezogene kritische Street Art. Manchmal geht es mir auch nur darum, den Menschen eine Abwechslung zwischen den kargen,

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©Kunstverein Freiburg

Wohleb Brücke zu entdecken.“ Hier befindet sich eine der 14 Flächen, die durch das Tiefbauamt zum legalen Besprühen und Experimentieren freigegeben worden sind. „Wer sich für Street Art interessiert, für den lohnt sich außerdem ein Blick ins Borso!“

Die Künstler smy, Johannes Mundinger, Tom Brane, Dust und Disk (v.l.) ©Kunstverein Freiburg

tristen Fassaden zu bieten. Mein Honorar sind die Reaktionen und Gefühle, die ich damit erzeugen kann. Wenn jemand durch die Straße läuft und einer meiner Charaktere ihm ein Lächeln entlockt und ihn kurzeitig auf andere Gedanken bringt, ist das für mich mehr wert als jedes Geld.“ In Freiburg ist urbane Kunst sehr verbreitet und vielfältig. Das Straßenbild ist übersät von Installationen, Postern, Stickern und Stencils, die sich tagtäglich vermehren und verändern. Bekannte Akteure der Szene sind „3ST“, „Beat“, „Disk“, „dust“, „encore“, „INDEX“, „Nestdafoe“, „orange“, „SMY“ und Tom Brane. Parasit ist relativ neu in der Szene. Er begann mit der Kunstform etwa vor einem Jahr. „Um Street Art in Freiburg zu finden, muss man lediglich mit wachen Augen durch die Straßen gehen“ erzählt er. „Eine riesige Bildergalerie gibt es an der Leo-

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Das „Borso“ ist eine Kneipe mit dem Beinamen „Institut für Straßenkunst & Trinkkultur“. Die Kneipe eröffnete Ende 2011 in der Moltkestraße. Von außen erscheint das Lokal völlig unauffällig, doch im Innenraum, findet man sich in einer ausgefallenen, bunten und liebevoll detailliert gestalteten Street Art Bar wieder. Für die Gestaltung verantwortlich sind die drei Freiburger Künstler Nestdafoe, Paprikum und SMY. Innerhalb von drei Wochen verliehen sie dem Laden sein besonderes Flair. Bilder unterschiedlichster Charaktere zieren die Wände, bunte Muster, kleine Werke auf Leinwand und in der Ecke wacht die gekleisterte Variation eines Ganesha. Die Idee zu diesem kulturellen Treffpunkt hatte Leonid Fliegauf, Pächter des Borso und wohl jüngster Gastronom in Freiburg. Doch nicht nur hier findet Straßenkunst seinen Weg in die Hallen. Der Kunstverein Freiburg landete mit seiner Ausstellung „Urban Art - The New Contemporary Art“ 2011 einen vollen Erfolg.

„Es war mit Abstand die erfolgreichste Ausstellung dieses Jahres mit über 1000 Besuchern innerhalb von 2 Wochen“, berichtet Caroline Käding, Direktorin des Kunstvereins Freiburg. Hinter der Ausstellung steckte ein Jahr Vorbereitung. Käding war von der regen Freiburger Straßenkunstszene beeindruckt und an einer Zusammenarbeit interessiert. Über den Kontakt mit der „Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik Freiburg“ (hKDM) konnte sie Tom Brane, einen Freiburger Urban Art Künstler, als Kurator für die Ausstellung gewinnen. Er wählte 10 regionale Künstler mit unterschiedlichen Arbeitsweisen aus. Als besonderen Höhepunkt hat Caroline Käding ein Live-Painting an der Dreisam beim Leo-Wohleb Steg organisiert. Drei Tage lang konnte man hier den Akteuren bei der Entstehung ihrer Kunstwerke zuschauen. »Kunst? Das ist purer Vandalismus!«

Dass diese Kunst ausschließlich für den urbanen Raum entsteht und nur dort ihre eigentliche Wirkung entfaltet, steht eher im Widerspruch zur Präsentation in einem Museum. Doch die befürchteten Bedenken blieben aus. Im Gegenteil: „Die Künstler waren total happy!“ berichtete


Paste-Ups in Barcelona

Käding. Ebenfalls überrascht war sie, dass die Künstler nicht die Wände bemalen wollten, sondern ihre Arbeiten auf Leinwänden mitbrachten. Doch nicht überall stieß die Ausstellung auf Anerkennung. Einige eher konservative Mitglieder des Kunstvereins betrachteten die Ausstellung mit großer Skepsis. Sie konnten den Erfolg nicht nachvollziehen und stellten die Frage: „Ist das überhaupt Kunst?“ Auch auf der Straße findet die Bewegung nicht nur Anklang. Helmut Kermer, Rentner und Hausbesitzer aus der Wiehre schildert erregt, was er von Street Art hält: „Kunst? Das ist purer Vandalismus!“ Er zeigt ein Foto seiner Fassade. Auf einer etwa sieben Quadratmeter großen Fläche steht in wackeligen Buchstaben „Peace, Love, Unity“. Darunter prangt ein Stencil eines Indianers im Schneidersitz. Herr Ker-

Parasit bei der Arbeit in seiner Kellerwerkstatt

mers Aufregung ist verständlich, denn die Reinigung seiner Hauswand kostete ihn 28€ pro Quadratmeter. Die Polizei in Freiburg hat 2007 für Delikte dieser Art eine eigene Ermittlergruppe eingerichtet. Wegen des Rückgangs der Anzeigen wurde sie 2011 wieder aufgelöst. Ohnehin fallen einige Techniken der Street Art, wie beispielsweise Poster, Sticker oder Installationen unter eine rechtliche Grauzone, da sie sich meist rückstandslos entfernen lassen und somit nicht als Sachbeschädigung gelten. In der Öffentlichkeit gewinnt Street Art an Akzeptanz, wie Umfragen in der Innenstadt Freiburg ergaben. Immer mehr Bürger erfreuen sich an den Werken und gaben an, dass diese das Stadtbild bereichern. In größeren Städten wie Berlin bekommen Street Art Künstler immer öfter Aufträge für „Murals“. Das sind legal gefertigte, bezahlte, riesige Wandmalereien, bevorzugt an fensterlosen Brandwänden. Der kommerzielle Wert dieser Kunst steigt enorm. Werke von Banksy werden auf dem Kunstmarkt hoch gehandelt, eines seiner Stücke erzielte 2008 einen Rekordpreis von über 1 Million Euro. Caroline Käding plant ein weiteres Projekt mit der Szene. Diesmal denkt sie an einen größeren Rahmen und Kooperationen mit weiteren Ausstellungsstätten Freiburgs

wie dem „E-Werk“ oder dem „Museum für Neue Kunst“, vielleicht sogar mit einer anderen Stadt. So wie Caroline Käding haben auch Andere in Freiburg Street Art im Programm. Die Kunst der Straße ist zunehmend in Galerien, Kneipen, und Cafés zu sehen und die einst heimlichen Künstler werden salonfähig. Die Zukunft von Parasit und seiner Szene bleibt spannend: Kann Street Art nur in freier Wildbahn überleben, in ihrem urbanen Umfeld, für das sie geschaffen wurde? Am Rande der Illegalität und bestenfalls geduldet von den Eigentümern der dafür benutzten fremden Hauswände? Wird sie irgendwann von der Straße geholt in die Sicherheit der Galerien, Sammlungen und Museen, durch den kommerzialisierten Kunstbetrieb erst recht zu einer bedrohten Art? ELIAS HEINEL empfiehlt einen Blick auf www.hiphopfreiburg.de unter „Graffiti“ für weitere Bilder!

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Der 16-jährige Alexander Wallner als Eazy beim sogenannten „Freestyle“ Rappen.

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„Denn das weiß ich, dass der Preis der Fleiß ist.“ Jimbo Jones, Eazy und die Freiburger Rapszene

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ässig und voller Vorfreude betritt Julius F. Heck einen kleinen und doch gut ausgestatteten Raum. Zum Mobiliar zählt nicht viel: ein paar Stühle, eine Kaffeemaschine und vor allem ein gut zwei Meter langer, von Knöpfen und Schaltern übersäter Tisch inklusive Computer. Ein Mitte 20-jähriger, freundlich wirkender, junger Mann wartet bereits auf uns, als Julius ihm seinen Mp3-Stick entgegenstreckt. Wir befinden uns in den Tonstudios der Fachhochschule der populären Künste in Berlin Charlottenburg und mitten in den Aufnahmen eines neuen Songs des schon relativ bekannten Rappers Jimbo Jones, alias Julius. Angefangen hat alles in dem schönen 200.000 Einwohner Städtchen Freiburg im Breisgau im Südschwarzwald. Umgeben von vielen kleinen Bergen, Bächle und dem Freiburger Münster wuchs hier der nun schon 20 Jahre alte Hobbyrapper zusammen mit seinem jetzt 16-jährigen Freund und Nachbarn Alexander Wallner auf. Denn auch er spielt in der Freiburger Rapszene unter dem Namen ‚Eazy’ eine nicht unwichtige Rolle. Instrumente wie Saxophon und Klavier begeisterten Julius nicht sonderlich. Als aber Alexander eines Tages mit einer frisch erschienenen Aggro-Berlin-CD, dem damaligen NewcomerLabel der Rapszene, begeistert ankam, überzeugte ihn der Spaß am Sprechgesang. Julius kaufte sich mit einem iMac nach langem Sparen das passende Equipment und der Beginn des Projekts zur Umsetzung ihres gemeinsamen Traums war geschaffen. Doch während Julius sich dem Ende der Schulzeit näherte und sein Abitur auch schon bald hinter sich hatte, musste Alexander die Konzentration auf seine Zukunft lenken: „Ich wollte mich auf die Schule konzentrieren und Jimbo wollte anderes, aber ich konnte einfach nicht.“ Der Entschluss war dennoch gefasst, mit allen Konsequenzen, die dieser Weg mit sich brachte. Ob von fremden Leuten, ausgedrückt durch beiläufige

Aussagen, oder von engen Freunden anhand des fehlenden Beistands – Kritik kam von überall! Alexander und Julius ließen sich jedoch nicht beirren, im Gegenteil: „Es bewegt einen zwar, aber das Negative hat dadurch durchaus auch seine positiven Seiten, zum Beispiel diese Motivation, die daraus resultiert.“ Außerdem erkenne man seine wirklich guten Freunde und lerne diese zu schätzen, so Alexander. Inzwischen gibt es mit ‚Neidern’ oder ‚Hatern’, wie sie in der Rapszene bezeichnet werden, kein Problem mehr. Besonders Alexander hat gelernt, wie man mit Kritik umzugehen hat und zählt auf seinen feststehenden Hörerkreis – der Traum vom erfolgreichen Rapper bleibt. In dem gemeinsamen Lied ‚Master of Ceremony’ rappt Jimbeazy, wie sich beide gemeinsam nennen: „Ich sitz’ den ganzen Tag am Schreibtisch, glaub’ mir kein Witz, denn ich will, dass mein Erfolg so bald wie möglich eintrifft. Ich will nach oben, will, dass alles einfach meins ist. Und glaub mir, das weiß ich, dass der Preis der Fleiß ist.“ Und man merkt, sie wollen es wirklich: den Erfolg in der Rapszene.

kleine Schriftzug auf den neuen, blau-weiß-gelben Nike HighDunks Schuhen des 20-Jährigen auf. Links ‚Jimbo’, rechts ‚Jones’. An Inspiration mangelt es ihnen nicht, auffällig ist jedoch vor allem der seltene Bezug im Inhalt der Lieder zum Privatleben der beiden Rapper. Doch was bedeutet genau ‚rappen’? Im Allgemeinen wird der Rap als Sprechgesang mit nicht allzu komplizierter Musik als Unterlegung bezeichnet. Die Texte haben keine festgelegte Thematik – man spricht über jene Dinge, die dem Künstler gerade durch den Kopf gehen oder ihn beschäftigen. Dabei geht es weniger um den Inhalt, als um das Spiel mit den Worten. Diese Definition trifft auch auf Julius und Alexander zu: „Meistens haben die Songs kein richtiges Thema, deshalb ist es da eigentlich eher so, dass man das Rapding noch beibehält und einfach nur rappt“, so Alexander. „Es ist zwar kein direkter Bezug zu meinem Privatleben vorhanden, doch es ist wichtig, keine Lügen zu erzählen.“ Auch seine Eltern bindet er nur dann mit ein, wenn es um Unterstützung und Hilfe geht. Sie wissen Bescheid über die Pläne ihres

„Ich sitz’ den ganzen Tag am Schreibtisch, glaub’ mir, kein Witz, denn ich will, dass mein Erfolg so bald wie möglich eintrifft.“ Jimbeazy Doch zurück zu den Aufnahmen in Berlin. Der Mp3Stick steckt, die Musik ist bereits fertig auf den Computer geladen und alles wartet auf Julius. Locker und wie ein alter Profi schlendert dieser in die benachbarte Gesangskabine. Auf den ersten Blick wirken seine Klamotten wie die jedes anderen Jungen seines Alters: Jeans, Polohemd, Collegejacke und eine sogenannte ‚Snapback’-Cappy auf dem Kopf. Doch bei genauerem Betrachten fällt der eher unscheinbare,

Sohnes und haben damit kein Problem, im Gegenteil: „Selbst wenn er seinen Traum als Beruf ausüben wollte, würde ich ihn darin unterstützen, wünsche es ihm aber mehr als Hobby, nicht als Beruf“, sagt Alexanders Mutter. Im Allgemeinen halte sie viel von Jugendlichen, die Musik in ihrer Freizeit machen, jedoch wenig von denen, die auch später damit ihren Lebensunterhalt verdienen möchten, denn der Erfolg im Musikgeschäft sei keine leichte Sache.

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Eine weitere Möglichkeit bekannter zu werden, sind sogenannte ‚Battles’ und ‚Contests’. Dort bekommen gerade junge Rapper die Chance, ihr Können zu beweisen. Speziell in Freiburg fand erst am 16. Juni vergangenen Jahres die Nacht der Battles oder auch

Videos in genau dieser Umgebung organisiert. Jedoch speziell in Freiburg fehlt es der Rapszene an Zusammenhalt. Es gibt viele aufsteigende und auch schon mehr oder weniger erfolgreiche Rapper, doch wenige, die sich zusammen als Team einer Stadt

„Ich will nach oben, will, dass alles einfach meins ist.“ Jimbeazy

‚Night of Battles’ in dem beliebten Jugendzentrum ‚Artik’ statt. In verschiedenen Kategorien, wie ‚Rapsong Contest’ oder ‚DJ Battle’ konnten die jungen Musiker auftreten. Als Preis gab es eine Summe an Bargeld, einen selbstgestalteten und passenden Pokal sowie die Akzeptanz in der Szene. Marc B., 28 Jahre alt und engagierter Mitveranstalter dieses Events erklärt mir begeistert: „Diese Nacht war ein voller Erfolg. Abgesehen von den vielen Besuchern auch aus anderen Städten hilft diese Veranstaltung speziell aufsteigenden Rappern. Im Zeitalter von YouTube-Videos und großer Internetaktivität ist es wichtig, auch die Chance zu besitzen, sich als Künstler selbst live zu präsentieren und das Feedback direkt persönlich zu erlangen. Man lernt anhand von Erfahrungen.“ Doch Julius und Alexander sind nicht die einzigen aus Freiburg stammenden und für diese Stadt stehenden jungen Rapper, auch wenn dies kaum auffällt. Wenn man Glück hat, erfährt man über Dritte einige Neuigkeiten über Escape, MC Prisma und Co. Vor allem Escape präsentiert sich nicht nur durch seine große, kräftige und muskulöse Erscheinung selbstbewusst und offen. Schnell wird klar: Er ist einer von jenen Newcomern in Freiburg, die es zumindest in dieser Region schon geschafft haben. Er hat schon sämtliche Auftritte in Freiburger Nachtclubs und

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zeigen. „Es ist schwer mit den Freiburger Rappern in Kontakt zu treten, denn man weiß nie, wie diese reagieren“, erzählt Alexander nachdenklich und auch ein bisschen Enttäuschung ist ihm anzusehen. „Wir haben sehr gute Künstler hier, doch ich denke das Problem ist, dass der Zusammenhalt einfach fehlt.“ Gerade in einer kleineren Stadt wie Freiburg sollten sich solche verbünden und versuchen, gemeinsam den Erfolg zu erlangen. Stattdessen ist zwar die Produktivität vorhanden, doch das Feedback fällt überwiegend negativ aus. Auch Marc B. überlegt nicht lange: „Jeder macht sein Ding und der Austausch fehlt. Der Zusammenhalt ist verloren gegangen.“ Außerdem müsse man sich speziell in Freiburg bestimmten RapKlischees anpassen, so Julius. Besonders beliebt ist hier nicht der harte Gangsterrap der dicht besiedelten, stickigen und eher dreckigen Großstadt, sondern

„Es geht wieder los, wieder Jones? Nein, diesmal alleine.“ Eazy

mehr der Sprechgesang über das grüne Dasein Freiburgs. Das komme vielleicht in Freiburg gut an, aber in anderen Städten sei man damit verloren. Über all dies macht sich Julius momentan keine Gedanken. Angekommen in der nur durch eine Glaswand getrennten Gesangskabine, beginnt auch schon der erste Technikcheck. Das Mikrofon wird justiert, die Kopfhörer getestet und die Kommunikation reguliert. Langsam zeigen sich die ersten Zeichen einer doch vorhandenen Nervosität. Trotzdem wirkt Julius konzentriert und ernst. Hier handelt es sich nicht mehr um den vor Jahren besorgten iMac und die qualitativ eher schwachen Aufnahmen von früher.

Dies ist das echte, professionelle Leben eines Musikers. Julius steht da, das Mikrofon und den Text auf einem Notenständer vor sich, die Kopfhörer auf dem Kopf. Und da ist es, das Nicken, welches signalisiert ‚Ich bin bereit’. Schon wird der rot leuchtende Knopf mit dem Titel ‚Aufnahme’ gedrückt. Während Julius für einen Moment alle Probleme vergisst, ist der fehlende Zusammenhalt nicht das einzige Problem des Raps. Nicht nur in Freiburg wimmelt es von Vorurteilen: Bei HipHop und Rap handele es sich doch nur um das Abladen von Aggressionen, Beschimpfungen und schlechter deutscher Sprache. „Man kann es mit einer Karikatur vergleichen, einem Bild im Kopf der Menschen. Doch es ist einfach eine Form von Kultur, die präsentiert werden muss.“ Zwar helfen bekanntere Rapper wie Cro und Sido gerade jetzt, diese ein bisschen zu verringern, aber es wird immer schwieriger, gegen die breite Masse anzukämpfen. Das merkt auch Alexander häufig: „Die Vorurteile gegen Rap werden immer krasser. Würden sich mehr Leute auf diese Musik einlassen, dann wäre sie auch mehr verbreitet und vor allem auch gewollter.“


„Es gibt auch eine Mitte zwischen Gangster- und Ecorap“, so Alexander.

Mit diesen Vorurteilen müssen sich besonders Newcomer sowohl in der Rapszene als auch im Privatleben auseinandersetzen. Denn nicht immer gelingt es ihnen, damit umzugehen und den Weg zum erfolgreichen Rapper zu beenden. So ging es auch dem 18-jährigen Thomas R., der seinen Traum einer Rapkarriere gerade aus diesen Gründen vorerst abbrach: „Es wurde einfach zu viel. Dieser permanente Druck, der von der Gesellschaft ausgeübt wird, nur weil man ihr nicht die typische Radiomusik liefert, ist mir zu hoch geworden. Zusammen mit dem Schulstress war es kaum auszuhalten“, so Thomas. Denn nicht nur die gehäufte Kritik, auch die minimalen Chancen, als Rapper akzeptiert zu werden, erschweren den Wunsch nach Erfolg. Eine genaue Angabe von verkauften Tonträgern gibt es nicht – der Rap lebt von der Liveperformance und dem Freestyle. Eins wurde jedoch auch Thomas R. schnell bewusst: „Möchte man zu den ganz Großen gehören, muss wirklich alles passen – da gibt es keine halben Sachen.“ Auch in Berlin Charlottenburg passt alles. Voller Energie rappt Julius ins Mikrofon: „Während ich mein Talent in Tracks zum Besten gebe, scheitern die Neider und ich bleibe dann als Letzter stehen.“ Obwohl sein Gesicht ausdruckslos ist, unterstreichen die Hände das Gesagte. Man spürt förmlich die Leidenschaft und Freude des 20-Jährigen. Doch während Julius sich selbst nicht hört, sondern nur

den Beat, fügt sich auf der anderen Seite der Glasscheibe alles zusammen. Es scheint fast schon wie auf einem ganz persönlichen Livekonzert.

‚Die Orsons’ vor großem Publikum. Mit Alben wie ‚Das Chaos und die Ordnung’ gelingen ihm sogar Platzierung bis auf Rang 12 in den deutschen Charts.

„Ich bin weder Backpack noch Gangster.“ Jimbeazy

Während Julius schon größere Pläne schmiedet und auch die Chance einer Battleveranstaltung bald nutzen möchte, konzentriert sich Alexander zunächst auf seine eigene Karriere als Rapper. Er hat andere Pläne, wie sie in einem von seinen zwei Solo-Tracks ‚Meine Zeit’ deutlich werden: „Es geht wieder los, wieder Jones? Nein, diesmal alleine.“ Er plant eine EP. Ein bestimmtes Releasedate steht jedoch noch nicht. „Mir ist es wichtig, dass ich mich nicht verbiege. Auch wenn es klischeemäßig klingt, aber wenn ich rappe, vergesse ich für einen Moment einfach alles um mich herum, und genau das will ich weitermachen.“ Zu den ersten Erfolgen der beiden Jugendlichen zählt ein Auftritt als Vorband der Gruppe ‚The Doppelgangaz’ in dem Freiburger Club ‚Crash’ sowie mehrere Interviews. Auch der 31 Jahre alte Markus Winter, besser bekannt unter dem Künstlernamen ‚Maeckes’, begann als Newcomer und entschied sich nach langem Zögern für diesen Weg. Erfolgreich, denn heute rappt er seine Lines entweder solo oder als Mitglied der Band

Zur Besonderheit machen ihn sein Ehrgeiz und die lockeren, vom normalen Rap abfallenden Texte, in denen es mal recht pessimistisch, mal optimistisch zugeht. Erschöpft, verschwitzt und mit zerzausten Haaren, eine lässige Mütze auf dem Kopf und den momentan sehr modernen Drei-Tage-Bart im Gesicht rät er all denen, die den gleichen Traum verfolgen wie er: „Seid dankbar für jede Stufe, die ihr erreicht. Auch die Expansionswut des Künstlers kennt keine Grenzen. Bleibt kompromisslos.“ Diese Kompromisslosigkeit macht auch Julius aus. Wenn er an etwas arbeitet, dann möglichst genau und perfekt. Es muss alles stimmen, genau wie bei den Tonstudioaufnahmen seines bald erscheinenden Liedes. Julius ist fertig mit Rappen, die Aufnahmen neigen sich dem Ende zu und eine allgemeine Zufriedenheit breitet sich aus. Denn wieder hat er es geschafft, seinem Traum ein Stück näher zu kommen. Kim Brinkmann

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M e h r als nur Musik in der alt e n To i le t t e

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Viele Fanszenen machen wie hier in Stuttgart gerne mit Aufklebern auf sich aufmerksam.

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von Lennart Kersting

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F端hrerschein schon mit Siebzehn? Kein Problem!





Licht und Schatten Getrennt von Zuhause

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ie ersten Tränen kullern über die Wangen, als die gepackten Koffer über die Schwelle getragen und im Kofferraum des Autos verstaut werden. Es wird die letzte gemeinsame Autofahrt für einen längeren Zeitraum für Jessica*( dieser und die folgenden Namen wurden von der Redaktion geändert) mit ihrer Familie sein. Die Stimmung während der Fahrt ist angespannt. Veronika*, die 4 Jahre jüngere Schwester von Jessica, krallt sich um Jessicas Arm, während diese mit einem stummen Blick die Gegend beobachtet. „Wenn ich alt genug bin, komme ich nach, dann bist du nicht so alleine.“ , flüstert Veronika Jessica mit Tränen gefüllten Augen ins Ohr. Die Eltern versuchen die traurige Tochter aufzumuntern: „Jessica wird dort nicht alleine sein, sie wird schnell Freunde finden. Und sie wird uns sicher oft anrufen und uns in den Ferien sogar mal besuchen kommen, nicht wahr Schatz?“ Der Schulwechsel von einer normalen Schule auf ein Internat bringt einen Umzug und somit das Verlassen der Familie, der Freunde und der gewohnten Umgebung mit sich. Zur Anreise muss der Ausweis, der Reisepass und der Impfpass des jeweiligen Schülers mitgebracht werden. Der Birklehof ist ein traditionsreiches privates Internat, welches ein staatliches anerkanntes Gymnasium ist, etwas abgelegen und von Natur umgeben in Hinterzarten liegt. Hier wird den Schülern ein ganzheitliches Erziehungsprogramm und eine anspruchsvolle Schulbildung geboten, in der sie die Chance erhalten, ihre Persönlichkeit, ihre vielfältigen Interessen und Begabungen umfassend zu entwickeln und ihren eigenen Weg finden. Schon nach nur wenigen Monaten kann Jessica von sich behaupten, sich eingelebt zu haben und Anschluss gefunden zu haben. „Ich habe mich auf Anhieb gut mit allen verstanden, was sehr wichtig ist, weil man ja auch auf kleinem Raum zusammenlebt und der andere so ziemlich alle Facetten und auch peinliche und intime Dinge von einem mitbekommt. Aber da man sich ebenso gut kennt, kann man mit ihnen über alles reden und sie kennen einen nach einer Zeit zum Teil besser als man sich selbst kennt“, fügt Jessica mit einem Grinsen hinzu, als die anderen Mitbewohnerinnen den Aufenthaltsraum betreten. 86

Auch zur Hauserwachsenen Frau Drum hat Jessica ein gutes Verhältnis. Diese ist im Petersbau für die Mittelstufenmädchen verantwortlich. Zum einen übernehmen die Hauserwachsenen die Aufsichtspflicht der Schüler und Schülerinnen, zum anderen erziehen sie diese. Diesen Aufgaben können die Hauserwachsenen nur nachkommen, da sie ihre eigene Wohnung anschließend an das jeweilige Wohnhaus, für das sie verantwortlich sind, haben. Hier haben sie eine extra Türe, die man nur von der Wohnung aus abschließen kann, die direkt in die Gänge des Wohnhauses führt.


Die Schüler werden den Hauserwachsenen zugeteilt, dürfen jedoch gleichzeitig einen sogenannten Mentor (Lehrer) wählen, mit dem sie über ihre Probleme und ihre Sorgen sprechen können. „Ich mag meine Mitbewohnerin, sie ist meine beste Freundin geworden, aber ab und zu hätte ich gerne ein Einzelzimmer.“ sprudelt es aus Jessica heraus, als die Hauserwachsene endlich den Raum verlässt. Denn auch ein Internat hat einige Schattenseiten. „Ein Einzelzimmer wäre praktischer zum Lernen und manchmal braucht man Zeit für sich, um runterzukommen. Man kann ja den Mitbewohner nicht einfach aus dem gemeinsamen Zimmer schmeißen.“

Ein weiterer Punkt, der von den 8. Klässlerinnen kritisch angesehen wird, sind die Regeln zum Umgang mit den Handys und Laptops. Die Personen, die am häufigsten vermisst werden und von denen es am schwersten war, sich zu verabschieden, sind die Freunde. „Wir müssen jeden Abend das Handy und die Laptops an die Hauserwachsenen abgeben und das nervt! Es ist die einzige Möglichkeit mit den Freunden in Kontakt zu bleiben, die wir zu Hause haben.“ Dieses Eingreifen in die Privatsphäre der Schüler und Schülerinnen wird veranlasst, da man ihre Kommunikation fördern und 87


das „nächtelange am Handy sein“ verhindern möchte. Auch beim Essen sind Handys nicht gestattet, hier jedoch nicht nur für die Unter -und Mittelstufe, sondern für jeden Anwesenden. Beim Essen müssen alle Schüler und Schülerinnen jeder Stufe anwesend sein, da nach dem Essen meist wichtige anstehende Termine oder Dinge angekündigt werden. Eine weitere Regel ist, dass jeder Schüler um 17.30 Uhr im Haus sein muss zur sogenannten „Arbeitsstunde“. Die Arbeitsstunde beträgt 90 Minuten, in denen die Schülerinnen und Schüler sich Zeit für ihre Hausaufgaben oder zum Lernen nehmen sollen. Selbst wenn dies schon erledigt ist, muss man in diesem Zeitraum anwesend sein. Hier kontrollieren die Hauserwachsenen die Anwesenheit, indem sie den Gang auf und ab gehen, um zu sehen, ob die Schüler auch fleißig am Arbeiten sind. Der zweite Rundgang der Hauserwachsenen findet jeden Abend um 22.00 Uhr statt, indem überprüft wird, ob jeder Schüler wieder im Haus ist, und sie den Eingang abschließen können.

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it Eintritt in die elfte Klasse hat sich für die langjährige Birklehof Schülerin Alexandra* einiges im Internatsleben geändert. So darf sie beispielsweise, im Gegensatz zu den jüngeren Schülern, ihr Handy und ihren Laptop auch über Nacht in ihrem Zimmer behalten. „So kann ich auch endlich länger mit meinen Freunden zu Hause schreiben.“ Auch hat sie seit diesem Schuljahr ein Zimmer für sich alleine, das Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse zusteht, um sich besser auf das Abitur vorbereiten zu können. Kritisch betrachtet Alexandra jedoch den Samstags-Unterricht, sowie die Regelung der Ankunft um 22.00 Uhr im Wohnheim. „Früher war ich jedes Wochenende unterwegs, aber hier geht das nicht mehr, weil wir schon um 22.00 Uhr wieder im Wohnhaus sein müssen. Deswegen nutze ich jedes Wochenende zu Hause um mit meinen Freunden feiern zu gehen.“ Auch die „Abgeschottetheit“ ist ein Thema, das die älteren Schüler beschäftigt, weil man als interner Schüler kein eigenes Fahrzeug besitzen darf, da von dem Internat aus kleine Busse gestellt werden. Obwohl durch die engen Regeln einige Freizeitaktivitäten unterbunden oder unmöglich auszuführen sind, sind die Schüler versorgt. Im Internat gibt es viele verschiedene Angebote zur Freizeitgestaltung, die durch AGs umsetzbar gemacht werden. In den AGs finden sich Schüler, um ihrem gemeinsamen Hobby zusammen nachzugehen. Wer einer AG beitritt, ist verpflichtet regelmäßig daran teilzunehmen, sprich jede Woche zum vereinbarten Termin zu erscheinen. Das Internat lässt den Schülern jedoch auch die Möglichkeit, ihre Freizeitaktivitäten außerhalb des Internates absolvieren. „Man hat hier nie Langeweile, da ständig was zu tun ist. Ob es Dienste sind, die wir zu tun haben, oder wir uns einfach nur bei jemandem im Zimmer treffen, hier ist man nie alleine.“, erzählt Jessica. Im Internat lernt man ein intensives Zusammenleben mit anderen Menschen, was die soziale Kompetenz unterstützt. Auch zu den Lehrern entsteht ein gutes Verhältnis, da die Klassen kleiner sind und man den Lehrer dadurch besser kennenlernen kann. Außerdem stehen die Lehrer den Schülern bei Fragen und Unklarheiten rund um die Uhr zur Verfügung.

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„Ich habe auch noch nichts für die Prüfung morgen gemacht. Aber ich frage mich eher, wer hat schon was dafür gemacht?“ hört man in den Gängen des Birklehofs von vorbei huschenden Schülern. Die Arbeitsmoral zeigt keine Unterschiede zu öffentlichen Schulen. „Unsere Stufe ist ziemlich faul. Wir machen die Sachen meistens auf den letzten Drücker, also einen Abend vor Abgabetermin.“ erzählt Anke, die kurz vor ihrer Seminarkursprüfung steht. Auch Grüppchenbildungen findet man am Birklehof wieder. „Es gibt Gruppierungen zwischen denen, die sich durch ihren Besitz definieren und denen, die sich eben nicht durch den Besitz definieren. Wenn man neu ist und seine Meinung sagt und man selbst bleibt, wird man schnell integriert. Wenn man sich aber anderen und deren Meinung ständig anschließt, wird man nicht ernst genommen.“ erzählt Sandra, ebenfalls eine 11. Klässlerin, die ein Stipendium bekommen hat, um das Internat besuchen zu können. Das Internatsleben unterscheidet sich in vielen Hinsichten von normalen öffentlichen Schulen, der Charakter der Schüler und Schülerinnen bildet sich jedoch unabhängig davon. „Ich bereue es nicht, ins Internat gegangen zu sein, weil es eine Erfahrung ist, ohne die bekannten Freunde und die Familie auszukommen.“ erklärt Jessica, während sie ihre kleine Schwester, die sie besuchen kam, vor dem Internatseingang in den Armen hält und fügt „ Die Kilometer zwischen mir und meiner Familie trennen uns nicht, sie schweißen uns umso mehr zusammen!“ lächelnd hinzu. * Namen von der Redaktion geändert

Nicoletta Cavallaro

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Vom Hobbykicker zum Fußballprofi – „Ich gebe alles für meinen Traum!“ Das Leben als Nachwuchsfußballers ist hart, dennoch scheint ihnen ihr Hobby wichtiger als alles andere zu sein.


Regeln und Umgang im Internat

Keine Zeit f端r Freizeit


Kritik, Niederlagen und Verletzungen


Unersetzliche Erfolge und Niederlagen





ÂŤD i e Zu ku n ft li eg t i n u n serer H and Âť






AutorInnen: ...ist selber ein Kulturschock

...ist unzertrennlich

Schreibt über Migranten in Freiburg Adria

Schreibt über Scheidungskinder Seite 26

...bleibt am Ball

...ist eine Überfliegerin

Schreibt über SC-Jugend Annabel

Schreibt über das Fliegen Seite 90

Anna-Lena

Seite 44

...will sechs Kinder haben

„Earth without art is just eh“

Schreibt über Teenieschwangerschaften

Schreibt über Street Art

Charlotte

Seite 34

...macht die Straßen unsicher

Jannis

Elias

Seite 64

...freut sich auf‘s Studentenleben

Schreibt über den Führerschein mit 1 7

Kim

Anja

Seite 38

Schreibt über Schülerstudenten Seite 82

Seite 93

...rappt unter der Dusche

...kann kein Fußball spielen

Schreibt über Rapnewcomer in Freiburg

Schreibt über Fankultur bei Jugendlichen

Seite 68

Seite 76

Kathrin

Lennart


...musste sich selber erstmal schlau machen

...hat immernoch respekt vor kleinen Kindern

Leonie

Schreibt über Jugendleiterausbildung

Schreibt über Jugendhilfe Seite 16

...ist ein Adrenalin Junkie

Seite 30

...verhaut nicht nur Trommeln

Schreibt über Mountain Biken Luca

Schreibt über Kampfkunst Seite 52

...kommt schon nach dem ersten Überhang ins schwitzen

Milena

Schreibt über Wettkampfklettern Seite 48

...will frei sein Schreibt über Leben und lernen im Internat

...chillt sein Leben Schreibt über das Artik

Seite 72

...Jux im JuKS

Seite 8

Ömer

...hat noch keinen Plan für die Zukunft

Schreibt über das JuKS im Vauban

Schreibt über Berufswünsche Jugendlicher Seite 12

... musste beim Krippenspiel immer den Josef spielen

Sophia

Nicoletta

Seite 86

Schreibt über Bandprojekte

Philipp

Manuel

Seite 56

...hört gerne regionale Bands

Nora

Lorin

Schreibt über Christliche Jugendgruppen Seite 94

Seite 94

Sophia


IMPRESSUM Postanschrift Redaktion 114 STUFEN Goethe-Gymnasium Freiburg Holzmarkt 5 79098 Freiburg im Breisgau Redaktion und Layout Anna-Lena Arwinski, Kim Brinkmann, Nicoletta Cavallaro, Anja Eichin, Jannis Gohlke, Elias Heinel, Philipp Hüser, Lennart Kersting, Milena Konrad, Manuel Kretz, Nora Kretzschmar, Luca Langhorst, Lorin Morad Bammerni, Annabel Morch, Ömer Kocdülü, Adria-Joanna Qelibari, Sophia Scheurer, Kathrin Schwörer, Leonie Sturm, Sophia Vögtle, Charlotte Wagner ViSdP. Marianne Szulyovszky, Tilman Bulling (Goethe-Gymnasium) und Jürgen Messer (Jugendbildungswerk Freiburg) Partner Jugendbildungswerk Freiburg e.V. Projektleitung: Jürgen Messer Uhlandstraße 2 79102 Freiburg 0761 / 79 19 79 - 0 114 STUFEN ist das Magazin des Seminarkurses „Journalismus und Mediengestaltung“ am Goethe-Gymnasium Freiburg im Schuljahr 2012/2013. Der Kurs ist ein Kooperations-Projekt von Jugendbildungswerk und Goethe-Gymnasium. 114 STUFEN im Internet: go.17einhalb.com

C. A. N. A. Centro de Apoyo de Ninos y Adolescentes C.A.N.A. ist das Sozialprojekt des Goethe-Gymnasiums Freiburg für Kinder in Peru und hat seinen Sitz im Stadtteil „Principe de Asturias“ (Villa El Salvador) am Rande der 10-Millionenstadt Lima. Die Kinder in diesem Stadtteil gehören den ärmsten Bevölkerungsgruppen Limas an. Meistens sind die Kinder sich selbst überlassen, da die Eltern, sehr häufig alleinerziehende Mütter, den ganzen Tag abwesend sind und nicht genug für ihre Kinder sorgen können. Um dem entgegenzuwirken, unterstützt und betreut C.A.N.A. Kinder zwischen 6 und 17 Jahren. Vor Ort organisieren Helfer unter anderem Ganztagsbetreuung mit gemeinsamen Essen, Lernhilfen und Übungen, Hausaufgaben, Tanz und Spiele, Projekte und Ausflüge. Durch gemeinsames Engagement von Schülern, Lehrern und Eltern sammelt das Goethe-Gymnasium Geld, welches dann im Rahmen eines Projektvertrags durch das Kindermissionswerk direkt und in vollem Umfang C.A.N.A. zugute kommt. Spendenkonto: Kindermissionswerk Aachen, Kto. Nr. 299 Sparkasse Aachen (BLZ 39050000) Projektpartnerschaft CANA P 110234006 Kontakt und Infos auf der Schul-Homepage unter www.goethe-gymnasium-freiburg.de/index.php/cana-projekt


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, zuletzt geändert 14.09.2011, 09:37:16 von RIECKMANNR, erstellt 13.09.2011, 16:31:05 von RIECKMANNR

Das UC Café befindet sich im Herzen der Studentenstadt Freiburg und seine Lage ist einmalig! Mit seinen 160 Sitzplätzen auf der wunderschönen Außenterrasse und 120 Sitzplätzen im Innenbereich bietet das UC Café alles was das Herz begehrt. Egal ob nach einer anstrengenden Shopping Tour, Unistress oder einfach nur so. Wer sich im UC Café niederlässt, der entspannt sich von alleine. Dazu trägt auch die große Auswahl an leckeren Speisen und Getränken bei. Die diversen Kaffeespezialitäten werden vom eigens ausgebildeten Barista mit viel Liebe zubereitet, und auch die Cocktails werden immer frisch für jeden Gast „ geschüttelt-gerührt“ und liebevoll dekoriert. Aber auch unsere Speisen können sich sehen lassen, im Winter ist es wieder soweit unsere berühmte hausgemachte Kartoffelsuppe und Kürbis-cremesuppe wird wieder angeboten. Ein kleiner Besuch im UC Café wird in jedem Fall zum kleinen Urlaub vom Alltag. Wir freuen uns auf Dich!! Öffnungszeiten : Mo - Do: 08.00 - 01.00 Uhr Fr & Sa - 03.00 Uhr So & Feiertage: 09.00 - 01.00 Uhr Essen durchgehend von 08.00/09.00 - 23.00 Uhr

Frühstück ab w 1,90 frische Salate ab w 3,00 grosse Flammkuchen ab w 4,90 hausgemachte Kartoffel-/ Kürbissuppe ab w 4,20 Cocktails ab w 4,50


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