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Vorwort des Autors

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Johann Alphons Berkmüller lebte von 1802 bis 1879 und verbrachte ab 1823 bis zu seinem Tode gut 50 Jahre seiner Lebenszeit in Wängi. Er arbeitete als Buchhalter in der Spinnerei und späteren Weberei. Nebenher zeichnete und aquarellierte er Häuser und Strassen im Dorf und in der Umgebung. Seine aktuell bekannte Hinterlassenschaft umfasst über 150 Werke. Ursprünglich ging es darum, diese in einem Werkverzeichnis systematisch zu erfassen. Diese Arbeit zog aber rasch weitere Kreise. Es stellten sich Fragen über Fragen.

Wer die kleinformatigen Zeichnungen zum ersten Mal genauer betrachtet, ist entzückt ob der Reichhaltigkeit an Einzelheiten und staunt über die Genauigkeit der Darstellung. Wie hat Berkmüller das gemacht? Wer war er überhaupt? Wie lebte er? Was wissen wir über seine Familie? Wie lebte es sich eigentlich im 19. Jahrhundert in einer Landgemeinde im Kanton Thurgau?

Wir wollen Berkmüller als Menschen seiner Zeit sehen. Einblicke in seine familiäre Situation und in die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im 19. Jahrhundert erlauben uns, ihn und sein künstlerisches Werk besser zu verstehen.

Wie bei einem Puzzle ist so Schritt für Schritt ein Lebens- und Zeitbild entstanden. Die Spurensuche nach dem Menschen Johann Alphons Berkmüller ist unvermittelt zur Schilderung eines Stückes Thurgauer Kultur- und Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts geraten. Immer gespiegelt im Mikrokosmos des Buchhalters der Spinnerei und Weberei in Wängi.

Wir beginnen unsere Spurensuche im Ortsmuseum Wängi. Die Geschichte der Werksammlung Berkmüller ist geprägt von beharrlichem Sammlungswillen, aber auch von überraschenden Zufällen.

Das folgende Wängener Heft 7 stellt dann Berkmüllers Frau Katharina Berkmüller-Stutz in den Mittelpunkt. Eine weitere Entdeckung! Sie hat zeitlebens Gedichte verfasst.

Ernst Trachsler Frühjahr 2022