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Zwischenhalt auf unserer Spurensuche

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Soweit nun also der erste Teil der Spurensuche nach dem Menschen Alphons Berkmüller von Wängi, ausgehend von überlieferten Objekten im Ortsmuseum.

Es ist mehr geworden als zu Beginn gedacht. Unsere Neugierde hat uns immer weiter getragen. Im Laufe der Suche haben sich uns neue Erkenntnisse aufgetan und ebenso neue Fragen eröffnet.

Zwar hat sich uns Berkmüllers Leben lediglich in Umrissen erschlossen, und seine Biographie weist Lücken auf. Vor allem seine Jugendzeit verbirgt sich nach wie vor hinter einem Schleier. Gesichert sind nach seinem Geburtsdatum erst wieder seine Anstellung als Buchhalter in der Spinnerei Wängi im Alter von 21 Jahren, seine Einbürgerung in der Schweiz, seine Rekrutierung in der Schweizer Armee sowie die Heirat mit Katharina Stutz. Auch der Hauskauf in Wängi ist verbrieft. Die jeweiligen Umstände bleiben aber im Dunkeln. Mit seinem Eintrag im Totenregister enden die amtlichen Angaben.

Auch über sein berufliches Wirken in der Spinnerei und späteren Weberei Wängi haben wir insgesamt wenig Einzelheiten erfahren.

Am meisten beeindruckt hat uns Berkmüller wohl als Zeichner. Schrittweise und aus unterschiedlichen Richtungen haben wir uns seinem Werk angenähert. Wir haben gesehen, dass er sich mit seiner Zeit und ihren Epochen wohl auseinandergesetzt, dabei aber in seinen Bildern nur das verwendet hat, was er für seine Sicht der Welt benötigte. Wirklich neu war die Entdeckung seines Wirkens als Chormusiker.

Als Spurensucher haben wir uns bemüht, die zahlreichen Puzzleteilchen zu einem stimmigen Geschichts- und Lebensbild zusammenzufügen. Mit Blick auf den politischen, gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Zeitgeist im Murgtal des 19. Jahrhunderts haben wir versucht, Alphons Berkmüller als Menschen seiner Zeit zu sehen und zu verstehen. In welchem Masse die Menschen in ihrer Art zu leben, zu denken und zu handeln von diesem Zeitgeist beeinflusst waren, haben uns die Spuren, welche sie in der Geschichte hinterlassen haben, klargemacht.

Berkmüller hat sich im Thurgau erfolgreich integrieren können. Entsprechende Hinweise haben wir in verschiedenen Zusammenhängen gefunden. Zunächst pflegte er sehr gute Beziehungen zu seiner Fabrikherrschaft. Sie bürgte für ihn bei seiner Einbürgerung. Im Gegenzug schenkte er der Familie Stierlin mehrfach Zeichnungen. Zweitens ergibt sich aus dem grossenteils bis auf den heutigen Tag nachgeführten Besitzerverzeichnis seiner Zeichnungen, dass er in erster Linie zu namhaften Personen Kontakt pflegte. Dazu gehören die erwähnten Fabrikbesitzer, lokale Honoratioren wie zum Beispiel der Notar und Friedensrichter, dörfliche Magnaten wie der Arzt und die Pfarrherren oder Aufsteiger wie etwa Wirte sowie weitere wohlhabende Leute.106 Über

Wängi hinaus pflegte er im Zusammenhang mit seiner Chortätigkeiten enge Kontakte zu Thurgauer Politgrössen. Berkmüller war ein Thurgauer.

Wie weit unser Bild mit der historischen Realität übereinstimmt, bleibt trotz unserer Anstrengungen zu weiten Teilen offen. Auch wenn die dokumentarische Arbeit am Werkverzeichnis weiter geht und vielleicht noch die eine oder andere Neuigkeit ans Licht bringen wird.

Unsere Spurensuche ist hier aber nicht beendet. Alphons Berkmüller war verheiratet mit einer bemerkenswerten Frau: Katharina Berkmüller-Stutz. Auch von ihr wissen wir einstweilen noch wenig. Es lohnt sich, nochmals einen Anlauf zu wagen und nach weiteren möglichen Erzählfäden in die Vergangenheit des 19. Jahrhunderts zu suchen. Immerhin war sie eine bedeutende Literatin. Sie verfasste Gedichte. Viele davon sind erhalten geblieben. Wir werden bei unserer fortgesetzten Suche auf ihr Familienleben, ihren Lebensstil und ihren ganz normalen Alltag zusammen mit ihrem Gatten und ihrer Tochter stossen. Alles festgehalten im Wängener Heft 7 «Auf Spurensuche im 19. Jahrhundert. Gedichte von Katharina Berkmüller-Stutz 1809–1876».

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