14. Juni 2013

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AKTUELL

Seite 4 • Rigi Anzeiger

14. Juni 2013 / Nr. 24

Chance für Verdichtung verpasst Carole Mayor, Bezirksrätin Küssnacht, ein Tag nach der Abstimmung

Carole Mayor, Bezirksrätin Küssnacht

«In den Zentren, beim Bahnhof Küssnacht sowie in bestimmten Wohnquartieren wird keine Verdichtung stattfinden können.»

Nach der deutlichen Ablehnung des Gesamtzonenplans steht Küssnacht vor einer ungewissen Zukunft. Bezirksrätin Carol Mayor spricht einen Tag nach der Abstimmung von einem «Scherbenhaufen» und macht aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. Carole Mayor, ein Tag nach dem «Scherbenhaufen», wie geht es Ihnen? Ich bin immer noch sehr enttäuscht über die Ablehnung des Zonenplans und des Parkgeschosses. Ich werde aber auch aus dieser Erfahrung schlauer und bin auch heute meiner Arbeit für den Bezirk mit dem gewohnten Einsatz nachgegangen. Das Votum des Volkes ist ziemlich deutlich ausgefallen. Der Widerstand gegen den Gesamtzonenplan heftig. Was lief im Vorfeld falsch? Das Geschäft war umfangreich und sehr komplex. Daher war es sicherlich einfacher, Unsicherheiten zu streuen und für Nein-Stimmen zu werben, als Befürworter zu mobilisieren. Das Vertrauen in der Arbeit des Bezirksrats hat gefehlt und wahrscheinlich zur Deutlichkeit des Resultats geführt. Die klare Absage kam für Sie unerwartet? Ja, denn wir haben die Öffentlichkeit seit vier Jahren immer wieder über die Änderungen von Zonenplan und Baureglement, und insbesondere über die damit möglichen Impulse beim preisgünstigen Wohnungsbau orientiert. Ich habe immer an ein Ja geglaubt und war am Sonntag doch ziemlich enttäuscht, dass eine Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger die aus meiner Sicht ausgewogene und weitsichtige Vorlage abgelehnt hat. Die geplante Erweiterung der Bauzone um rund 7,7 Hektaren ist in Ihren Augen nicht überdimensioniert? Nein, natürlich nicht. In den 7,7 Hektaren waren übrigens zum Beispiel 1,4 Hektaren Sport- und Erholungszone auf der Seebodenalp enthalten. Eine Fläche, die zwar zu den Bauzonen zählt, jedoch nur mit zweckgebundenen Anlagen bebaut werden darf. Mit den geplanten Flächen lagen wir übrigens deutlich unter den kantonalen Richtwerten. Zudem waren umstrittene Einzonungen auf der Halbinsel Merlischachen, bei der Hohlen Gasse oder am Seebodenweg nicht mehr im Zonenplan enthalten. Wollen die Küssnachter denn keinen günstigen Wohnraum? Nein, das glaube ich nicht. Es wurde ja vereinbart, dass die Eigentümer in jedem neu eingezonten Gebiet einen gewissen Anteil an preisgünstigen Wohnungen zu erstellen haben. Diese Möglichkeit, zahlreiche kostengünstige Wohnungen zu schaffen, ohne dass sich der Bezirk finanziell beteiligen muss, gibt es nun nicht mehr. Wahrscheinlich konnte sich diese Chance für den preisgünstigen Wohnungsbau gegenüber dem Schlagwort «Zersiedelung» nicht durchsetzen. Inwiefern ist das Projekt «Bethlehem» der Missionsgesellschaft in Immen-

see vom Abstimmungsentscheid tangiert? Da die entsprechende Anpassung des Baureglements nun abgelehnt wurde, muss nun abgeklärt werden, welche Konsequenzen dies für die geplante Überbauung hat. Es wäre wirklich sehr schade, wenn dieses zukunftsweisende Projekt nicht realisiert werden könnte. Welche geplanten Entwicklungen sind nun für Küssnacht konkret nicht mehr möglich – worauf muss die Bevölkerung verzichten? Die grösste Chance haben wir beim verdichteten Bauen verpasst. In den Zentren, beim Bahnhof Küssnacht sowie in bestimmten Wohnquartieren wird keine Verdichtung stattfinden können. Viele Eigentümer, unter anderem der Detailhandel, hatten bereits konkrete Ausbaupläne. Auf der Seebodenalp wird es keinen Ausbau der Freizeiteinrichtungen geben. Auch im Baureglement waren verschiedene Anpassungen vorgesehen, die nun nicht umgesetzt werden können. Bleibt Küssnacht ein Provinzstädtchen? Es war sicher nicht das Ziel des neuen Zonenplans, aus Küssnacht eine Grossstadt zu machen. Mit den vorgesehenen Anpassungen hätte es aber für die Entwicklung des Küssnachter Zentrums mehr Flexibilität gegeben. Wir werden im Hinblick auf die Eröffnung der Südumfahrung sicher einen erneuten Anlauf nehmen, damit sich innovative Geschäfte trotzdem entwickeln können. Auch der Kredit für den Erwerb eines Tiefgaragengeschosses wurde abgelehnt. Ihre Interpretation? Zu teuer, am falschen Standort, kein Bedarf. Dies waren die meist genannten Gründe im Vorfeld der Abstimmung. Auch diesen Entscheid werden wir akzeptieren. Ein Fehlentscheid der Bevölkerung oder eine indirekte Stärkung des ÖV? Ich hoffe nur, dass wir diesen Entscheid in 10 Jahren nicht bereuen. Denn später wird sich ein solches Parkgeschoss an diesem Standort nicht mehr realisieren lassen. Ich glaube nicht, dass dieser Entscheid den ÖV stärkt. Wer in Küssnacht keinen Parkplatz findet, fährt weiter und kauft dort ein, wo Parkraum zur Verfügung steht. Zum Beispiel im Industriegebiet oder im Shopping Center. Das Parkgeschoss hätte die Attraktivität der Läden, Restaurants und Kultureinrichtungen im Dorf gestärkt. Angenommen wurden hingegen Ausgaben in der Höhe von fast 2 Millionen Franken für Verpflichtungskredite für Ausbau und Sanierung der Haltikerstrasse Abschnitt Grossarni. Wieso fand diese Vorlage beim Volk Gehör? Die Gemeinde Udligenswil baut ihre Strasse bis zur Kantonsgrenze aus. Niemand hätte verstanden, dass der Bezirk seine sanierungsbedürftige Strasse nicht im gleichen Zuge ausbaut und mit dem nötigen separaten Rad- und Gehweg ergänzt. Der Entscheid der Bevölkerung war aus meiner Sicht der einzig richtige. Und im unteren Teil ging es um die Sicherheit der Fussgänger am Dorfeingang, was offenbar auch ein grosses Anliegen der Bevölkerung ist.

Gast

K O L U M N E

DAS WORT ZUR WOCHE VON ERICH LANGJAHR

Kinoerlebnis

Schon als Kind hat mich das Kino begeistert und ich erinnere mich, wie ich im Saal immer wieder nach hinten guckte, dorthin, von wo das Licht des Projektors kam und wie es mich faszinierte, dass dieses Licht auf der Leinwand etwas wahr machte, was mich zutiefst erschütterte oder beglückte. Ein Kinoerlebnis wird vom Zuschauer gefühlsmässig verstanden. Als Filmgestalter habe ich die Chance, dass im Herzen des Zuschauers etwas wahr wird, sodass seine Vernunft angesprochen wird und er so kreativ beteiligt ist. Denn erst mit dem Zuschauer zusammen wird der Kinofilm ein Ganzes. Ich unterscheide nicht zwischen Dokumentar- und Spielfilm. Beides kommt aus der Wirklichkeit und das, was wahr wird auf der Leinwand, ist eine Fiktion. Sie muss jedoch der Wahrheit standhalten, ich muss sie glauben können. Letztlich will ich etwas über den Menschen erfahren. Film ist für mich ein Mittel dazu. Wobei mein Anspruch ans Kino ein poetischer ist. Meine Filme entstehen am Schneidetisch. Ich studiere dort, was mir die Bilder sagen, oder besser was sie mir erzählen. Dieser Vorgang des Kennenlernens des gedrehten Filmmaterials ist der Schlüssel zu all meinen Filmen. Ueber den langen Weg des Zuschauer Werdens vom eigenen Material komme ich auf die innere Sprache der Bilder, auf das, was sie bedeuten. Wie bei einem Puzzle, von dem mir die Vorlage fehlt, versuche ich die Bilder, so wie sie zueinander stehen und entsprechend ihrer Möglichkeiten zu organisieren, das heisst, eine Dramaturgie zu finden. Das alles ist ein Prozess über mehrere Jahre. So sind in den vergangenen 35 Jahren neun abendfüllende Kinofilme und eben so viele Kurzfilme zum grossen Teil in Zusammenarbeit mit meiner Partnerin und Lebensgefährtin Silvia Haselbeck entstanden. Im Juli gibt es eine Gelegenheit den neusten Film Mein erster Berg – ein Rigi Film in zwei Open Air Veranstaltungen zu sehen, am Donnerstag 11. Juli in Luzern (beim Alpenquai) und am Freitag 12. Juli in Zug (beim Hafen). Infos zum Film auf www.langjahr-film.ch

Erich Langjahr, Filmemacher, Root Persönlichkeiten aus dem Einzugsgebiet: Diese wöchentliche Kolumne steht Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft & Sport zur Verfügung. Die Schreibenden sind in der Themenwahl frei.

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Rund 150 Meter nach den letzten Häusern haben die Immenseer unten am Seeufer ihr neues Strandbad angelegt. Oben an der Staldenstrasse befindet sich auch ein Parkplatz. Ein sehr einfacher: eine Reihe Parkfelder direkt an der Strasse, quer zu dieser angelegt. Die Gefährlichkeit dieser Parkfelder am Rande der Strasse in einem Bereich, in dem sie noch Ortszubringer ist, ist der für den Strandbadbau zuständigen Baukommission in Küssnacht schon vor der Erstellung aufgefallen. «Wir erhielten die Auflage, verkehrsberuhigende Massnahmen zu installieren. Ohne diese wäre der Parkplatz nicht genehmigt worden», erläutert Bezirksrat Josef Heinzer. Und so setzten die Parkplatzerbauer gemäss dem weiter dorfwärts praktizierten Prinzip einige Bremspoller auf Halbinseln in die Strasse. Aus hellem Beton. «Damit es zum Parkplatz passt», so Heinzer. SVP-Kantonsrat opponiert Diese verkehrsberuhigende Massnahme ärgert einige Strassenbenutzer ziemlich. «Da bringt es der Bezirk Küssnacht tatsächlich fertig, einerseits die Tempo-30-Situation mit unbeschränkter Fahrt freizugeben (80 km!), um dann weiter vorne, Richtung Arth, mehrfache Schikanen nacheinander einzubauen»,

ärgert sich der SVP-Kantonsrat Peter Häusermann in einem Mail an die Medien. Und weiter: «Von der Leitlinie in der Mitte der Strasse bis zur Schikane ist die Fahrbahn nur noch 1,10 Meter breit. Da wird es unmöglich zu kreuzen. Wenn also jemand mit 80 daherkommt, auf 60 reduziert, wird es sehr gefährlich». Zudem fehle ein Überholverbot für den kritischen Streckenabschnitt. Er habe die Medien ohne politischen Auftrag über den Missstand informiert und bereits zahlreiche und ausschliesslich positive Reaktionen erhalten. Doch wie kommt der ratsälteste Politiker dazu, mit 60er und 80er Tempis zu argumentieren? Wo doch gar keine entsprechenden Schilder zu sehen sind? Offenbar wurden auf seinen medialen Protest hin bereits erste «Massnahmenbereinigungen» vorgenommen. Die von Häusermann Ende Mai fotografierte Ortstafel mit der 60er-Begrenzung direkt vor den neuen Schikanen in Richtung Arth und der 50erBegrenzung Richtung Immensee unmittelbar nach den neuen Schikanen, ist inzwischen verschwunden. Dafür steht – nunmehr am Ende des Parkplatzes Richtung Arth – eine neue Signalisation, mit der die - zwar nirgends signalisierte – Höchstgeschwindigkeit von 50km aufgehoben wird.

Es ginge auch einfacher Am einfachsten wäre es, die Tafel mit Aufhebung der 30er Zone von der Siedlungsgrenze her um 200 Meter dorfauswärts nach dem Strandbad zu verlegen. Dann entsprächen Höchstgeschwindigkeit und verkehrsberuhigende Massnahmen exakt der Situation weiter dorfwärts. «Darüber können wir gerne noch beraten. Aber dann wird die 30er Zone halt entsprechend länger», sagt Bezirksrat Heinzer dazu. Überhaupt scheinen sich die strassenbautechnischen Ereignisse an der Staldenstrasse derzeit noch im Fluss zu befinden. «Die Betonsockel kommen weg. Dafür werden zwar unbeleuchtete, aber reflektierende schwarzgelbe Poller gesetzt. Wie sie schon im Siedlungsbereich stehen», verspricht Heinzer. Und Strassenmarkierungen seien auch noch vorgesehen. «So, dass Automobilisten früher als jetzt auf die Strassenverengungen aufmerksam werden», kündigt er an. Und lädt damit neuen Zorn des Peter Häusermann auf sich. «Was für eine Geldverschwendung! Wenn man vorher studiert hätte, hätte man sich die Betonpoller ersparen können. Das bezahlt jetzt alles der Steuerzahler. Ein Skandal ist das!», schimpft er. Niklaus Wächter


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