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Künstliche Intelligenz in der Logistik

Automatisierung und selbstlernende Systeme gelten als zentrale Innovationstreiber und werden die internationalen Märkte radikal umgestalten. Vor allem eine Branche profitiert schon heute stark von den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der KI-Technologien: die Logistik.

Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert als Querschnittstechnologie weltweit verschiedene Sektoren, Geschäftsfelder und Wertschöpfungsprozesse. Auch immer mehr kleine und mittlere Unternehmen profitieren von den Trendtechnologien. Laut einer Umfrage des BVMW und _Gemeinsam digital hat rund ein Drittel der über 400 befragten Mittelständler Künstliche Intelligenz bereits im Einsatz. Während die Systeme branchenübergreifend vor allem in Verwaltungs-, Service- und Marketingabteilungen zunehmend Verbreitung finden, wird ihr Potenzial in kaum einem Sektor so deutlich und vielfältig genutzt wie in der Logistik. Experten gehen davon aus, dass sich die komplexen Selbstlernsysteme in mittelständisch geprägten Speditionen als erstes massenhaft durchsetzen werden. Dadurch könnte sich KI in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Wachstumsmotoren und Wettbewerbsvorteile in der hart umkämpften Branche entwickeln.

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Eine Branche für intelligente Systeme Ein zentraler Grund dafür ist, dass die Logistik im Kern eine straffe Organisation von verteilten, zunehmend komplexen Informationen bedeutet. Die globalen Wertschöpfungsketten der Logistik verschränken sich gegenwärtig zu dichten Netzwerken: Produktion, Lagerung und Zulieferung werden engmaschig aneinander geknüpft, Daten in Echtzeit zwischen Beteiligten ausgetauscht. Menschen können diesen hohen Informationsbestand absehbar nicht mehr effizient verarbeiten. Wer hier jedoch glänzt und mit jedem Tag schneller, exakter und verlässlicher wird, sind KI-Systeme. Die innerhalb eines Speditionsgeschäfts entstehenden Datensätze sind häufig gut als Algorithmus darstellbar, relevante Prozesse und Dokumente zudem im Detail schon verhältnismäßig umfassend standardisiert. Die bestehende telematische Infrastruktur bietet weiterhin eine immense Fülle an nutzbaren Informationen zu Verkehr, Wetter und anderen Einflussfaktoren. Ideale Voraussetzungen also für Verfahren wie maschinelles Lernen und die Entwicklung intelligenter Systeme. Die Nutzung von KI-gestützer Datenanalyse ist für Logistikunternehmen nicht nur von Vorteil, sondern perspektivisch unvermeidbar. Die entstehenden Abhängigkeiten weltweiter Lieferketten verlangen extrem hohe Transparenz und Planbarkeit auf allen Seiten. Gleichzeitig erlauben die branchenüblich geringen Margen keine ineffizienten Vorgänge – schnell steht das Geschäft auf dem Spiel. Gerade in der Coronakrise hat sich gezeigt, wie wichtig dynamische Auswertungen, Kontrollen und Prognosen in Echtzeit für einen reibungslosen Ablauf sind. Tatsächlich funktioniert das schon heute erstaunlich gut, denn eine Reihe deutscher Tech-Unternehmen hat bereits gute Lösungen für Spediteure auf den Markt gebracht.

Vom Auftrag bis zur Türschwelle – KI im Einsatz Firmen wie Shippeo, Evertracker oder Synfioo haben es sich zur Aufgabe gemacht, die erwartete Ankunftszeit von Lieferungen mit höchster Genauigkeit vorauszuberechnen. Dank Künstlicher Intelligenz und Telematik sind ihre Prognosen auf der letzten Teilstrecke bis zu 98 Prozent punktgenau. Die Systeme lassen sich zudem

Die Nutzung von KI-gestützer Datenanalyse ist für Logistikunternehmen nicht nur von Vorteil, sondern perspektivisch unvermeidbar.

schnell und einfach in die branchenübliche IT-Infrastruktur der Unternehmen einbinden – und sinnvoll erweitern. So bieten andere Entwickler Lösungen für die Vorhersage von Produktions- und Transportaufkommen auf Herstellerseite an. Der gesamte Bedarf an logistischen Dienstleistungen und Absätzen in globalen Produktionsnetzwerken wird in einigen großen Speditionsunternehmen wie DB Schenkers ständig analysiert, um eine dynamische Bepreisung der Angebote sicherzustellen und gleichzeitig die eigenen Kapazitäten ideal zu nutzen. Für die Ressourcenplanung liefert beispielsweise das Hamburger Unternehmen Cargonexx innovative Lösungen: Mit Hilfe von KI verplant ihr System automatisiert Frachtraumkapazitäten und stimmt Tourenfahrten aufeinander ab. Die Berliner Entwickler von „Peregrine“ integrieren visuelle KI in intelligente Kameras, um die Umgebung auf Lieferwegen zu analysieren und Flotten sicher und schnell ans Ziel zu bringen. „Smart Roads“ liefern vielen Systemen zusätzlich Daten über Verkehrsflüsse in Echtzeit. KI-Assistenten überwachen und verwalten Wartschlangen an Terminals. Nicht zuletzt werden die eingesetzten Lkw in absehbarer Zeit auch außerhalb von Firmengeländen autonom und fahrerlos unterwegs sein. Die vernetzte Zukunft der Logistik In nächster Zeit wird die Verknüpfung vieler der genannten Anwendungen eine zentrale Rolle spielen. Die in Produktionsstätten, Warenlagern und auf den Straßen generierten Daten sind erst dann optimal nutzbar, wenn sie an zentralen Knotenpunkten zusammenlaufen und möglichst viele Beteiligte des Wertschöpfungsnetzwerks davon profitieren. Verschiedene Unternehmen arbeiten deshalb bereits an Plattformmodellen zur Verwaltung weltweiter Lieferketten. Gerade für kleine und mittlere Speditionsunternehmen und Entwickler ist es attraktiv, Zugang zu Tools, Daten und Netzwerken zu bekommen, um flexibel und dynamisch auf die Anforderungen des umkämpften Marktes zu reagieren. Wo neue Standards und Schnittstellen für die Zukunft eines der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands geschaffen werden, sollte der Mittelstand sein volles innovatives Potenzial mit einbringen.

Gut zu wissen

Das BVMW Förderprojekt _Gemeinsam digital hat die Softwareentwickler von „Peregrine“ dabei unterstützt, die Bedarfe mittelständischer Logistik unternehmen genauer zu ermitteln, um ihre KI-gestützen Kamerasysteme daraufhin zu optimieren. Mehr Infos zu dem Praxisprojekt finden Sie unter:

http://bvmw.info/KI_fuer_Flottebetreiber

Julian Koller

Referent Förderprojekte Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin

julian.koller@bvmw.de

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