kulturschwärmer Juni 2012

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Ortstermin

06.12 bastianehl.com

Mission Kiezkultur Was passierte eigentlich... am 16. Mai zur Büroeröffnung des kulturschalten-Projekts in Buckau?

I

n der „schicken Vorzeigestraße mit den Laternen“ (Zitat OL, Seite 62) ist es an diesem Mittwochnachmittag recht windig und regentröpflerisch. Es sind Bierbänke, Grill und eine kleine Anlage für Once upon a rooftop aufgebaut. Aber das Wetter in Buckau scheint noch nicht so richtig etwas anfangen zu können mit dem „kulturschalten“-Projekt, für welches heute im Engpass das Büro eröffnet wird. Und so tröpfelt eine noch recht überschaubare Anzahl von Interessierten zum „kulturschalten“-Auftakt. Der Kiez soll unter der Regie von Cultural-Engineering-Studierenden bis 2013 (noch) kulturvoller werden – mittels „Kulturverschaltung“, wie es die Studierenden ausdrücken. Die „Verschaltung“ ist Teil eines der bundesweit fünf Modellvorhaben unter dem Titel Kooperation konkret, die mit Geldern aus dem ExWoSt-Programm gefördert werden. Für die „kreative Stadtteilentwicklung“ in Buckau macht das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 400.000 Euro locker, von denen die Cultural Engineers ca. 120.000 Euro in Kulturprojekte investieren dürfen. Und mit den geförderten Projekten soll erreicht werden, dass das ehemalige Problemviertel sich (weiter) zum Kultur-, Kunstund Kreativstandort in Magdeburg entwickelt. 120.000 Euro für Kulturprojekte sind in Zeiten der gefühlt allgegenwärtigen Mittelkürzungen kein Pappenstiel. Und deshalb kann man auch Romantik-2-Nuller Karsten Steinmetz, welcher sich zu den eintrudelnden Gästen im Engpass gesellt hat, folgende Frage nicht übel nehmen: „Und wo kann man hier jetzt das Geld beantragen?“ Unbewusst bringt er damit den eigentlichen Hintergrund von Kooperation konkret auf den Punkt: Für den Bund als Geldgeber spielt es nicht unbedingt die Hauptrolle, ob Buckau zum Kultur- und Kreativ-Hotspot wird. Vielmehr soll erforscht werden, ob es gelingt, mit den Fördermitteln weitere Gelder zu aktivieren. Oder wie es der kulturschalten-Mitarbeiter Eric Fischer sagt: „Man gibt uns einen Euro und es wird geschaut, ob wir daraus zwei oder drei Euro machen können.“ Nicht umsonst liegen deshalb zur Büroeröffnung zahlreiche Kopien zu sage und schreibe 62 Fördermöglichkeiten aus. Zur kulturschalten-Präsentation ist das kleine Projektbüro dann fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Via Beamer-Projektion führen die „Kulturschalter“ Evelyn Fischer und Samuel Wolter professionell 8

Kino » 10

Bühne » 14

Musik » 24

Literatur » 30

Kunst » 32

durch die die drei kulturschalten-Etappen: forschen, fördern, vernetzen. Es sind nachvollziehbare und hehre Buckau-Kultur-Visionen, die in das frischgebackene Projektbüro projeziert werden. Nur stellt sich gleich zur Büroeröffnung die Frage, ob „Kiez“ und „Engineering“ verständlich zusammengehen. Denn es fällt zwar in jedem zweiten Satz das Wort „Kultur“, aber in keinem Wort wird der Klartext von „aus einem Euro mach‘ zwei“ erwähnt. Ähnlich ist es auch auf der Facebook-Seite des Projekts, wie auch auf den Flyern, die in Buckauer Briefkästen die heutige Eröffnung beworben haben. Was zumindest am Vorstellungstag dazu führte, dass einer der traditionellen hiesigen Kultur-Platzhirschen, Jürgen Hänel, nicht zu unrecht die ehrlich gemeinte Frage stellte, was kulturschalten eigentlich will – und anmerkte, dass ein bisschen der Eindruck entsteht, „wir sind die Eingeborenen, die jetzt kulturell missioniert werden sollen.“ Auch wenn das dem Anliegen der Studierenden nicht gerecht wird – verdenken kann man Hänel seinen Einwurf nicht. Die Präsentation, die Facebook-Seite und die Flyer sind hipster-mäßig im schicken Grün und im vagen KreativwirtschaftsSprech gehalten. Damit kann aber nicht nur der „Kiez“ recht wenig anfangen. Was vielleicht daran liegt, dass ohne Not und kulturell etwas zu verkopft um den heißen Brei herumgeredet wird. Irgendwie scheint (noch) der Mut zu fehlen, A und B zu benennen. A = vorhandenes Geld und B = Wir wollen mit weiteren Geldern etwas kulturell Nachhaltiges daraus machen. Das würden auch die „Eingeborenen“ verstehen – und bestimmt nachhaltig begrüßen. Bis 2013 besteht noch die Möglichkeit, A und B, sprich: studentisches Kulturmanagement und Kiezkultur zusammenzubringen. Denn wie hat es Samuel Wolter abschließend zur kulturschaltenPräsentation fast schon entschuldigend formuliert: avb „Gebt uns einfach eine Chance.“ » Infos: www.kulturschalten.de Kinder » 36

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Adressen » 58

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