ATLAS 18 - Menschen / People

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Menschen People

MAGAZIN VON GEBRÜDER WEISS THE GEBRÜDER WEISS MAGAZINE AUSGABE ISSUE 18 2022
DAS

Als meine Tochter zehn Jahre alt war, habe ich ihr erklärt, dass ihre Mutter sich um Gütertransporte von und nach China kümmert und dass es meine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass wir in China Schweizer Schokolade kaufen können.

Meine Muttersprache ist Chinesisch, in der Grundschule hatte ich dann Englischunterricht. Damals war das ein absolutes Muss in China. Nach der Highschool habe ich noch Deutsch gelernt, weil ich in Deutschland studieren wollte. Ich hab dann tatsächlich 10 Jahre in Bremen gelebt und meine Sprachkenntnisse dort verbessert. Mittlerweile wohne ich wieder in Shanghai und hier will ich auch bleiben. Das erste Sprichwort, das jedes Kind in China lernt, ist 只要功夫深,铁杵磨成针, es besagt, dass man die meisten Ziele tatsächlich erreicht, wenn man nur geduldig und stetig daran arbeitet. Darin liegt viel Wahrheit für mich.

Logistik wird von Menschen gemacht

Logistics is a people’s business

Das gilt seit jeher. Und das ändert sich auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung nicht. Damit etwas dauerhaft und trotz der viel beschworenen „Disruptionen“ funktioniert, müssen Expertinnen und Experten an End- und Knotenpunkten miteinander reden und gemeinsam Lösungen finden. Und an vielen, vielen Orten entlang der Lieferketten müssen Männer und Frauen engagiert und verlässlich arbeiten. Wer aber sind diese Leute? Was bewegt sie? Wie schauen sie auf ihr eigenes Tun und die Welt, in der sie leben? Diese Ausgabe unseres Magazins ist unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewidmet. Sie sprechen über Herkunft, Heimat, Sprache und Hoffnungen. Die Porträts stehen stellvertretend für über 8.000 Kolleginnen und Kollegen bei Gebrüder Weiss. Sie befassen sich leidenschaftlich mit einer Sache, die nur mit persönlichem Einsatz rundläuft: Logistik. In Zeiten, die von Abschottungstendenzen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt sind, sollen diese Porträts deutlich machen, dass hinter jedem Computerbildschirm und hinter jedem Lenkrad immer ein Mensch sitzt. Ein Mensch mit Träumen und Befürchtungen, mit Fehlern und Begabungen. Ein Mensch wie du und ich.

Wir wünschen viel Freude beim Lesen und Betrachten. Schreiben Sie uns gerne, wie Ihnen diese Ausgabe gefallen hat.

That has always been the case. And it is still true even in today’s era of growing digitalization. To ensure something functions long-term, defying the oft-cited “disruptions,” experts positioned at nodes and end points in the supply chain need to talk to each other and find solutions jointly. At the many, many locations along the chain, it is crucial that the men and women responsible are dedicated and dependable. But who are these people? What moves them? How do they view their own actions and the world in which they live? This issue of our magazine is dedicated to our employees. In it, they talk about their origins, homelands, languages and hopes. Their portraits are representative of more than 8,000 Gebrüder Weiss team members who manage a process that only runs smoothly if it’s powered by passion and personal commitment: logistics. In an age marked by isolationist tendencies and even armed conflicts, these portraits are designed to highlight one basic fact: there is a human being behind every steering wheel and computer display. A person with dreams and fears. A person with both flaws and gifts. A person just like you and me.

We hope you enjoy reading this issue.  Please feel free to tell us your thoughts.

Yan, Regionalleiterin Nordchina, Shanghai, China

Inhalt Content

Carola Hoffmeister

Von Perlen, Kaffee und Tee 16

Menschen bei Gebrüder Weiss 30 Menschen auf der Welt 32

Frank Haas im Gespräch mit Paul Senger-Weiss Gemeinsam etwas formen 38

Die Welt in Orange 54

Martin Kaluza Wer bin ich, und wenn ja, wie viel Prozent 64

Svenja Beller Mein Roboter und ich 76

Impressum 92

Carola Hoffmeister

On beads, coffee and tea 19

People at Gebrüder Weiss 31 People in the world 32

Frank Haas in conversation with Paul Senger-Weiss Build something together 41

Orange network 55

Martin Kaluza Who am I … in percentages? 67

Svenja Beller Me and my robot 81

Imprint 92

Der beste Freund des Menschen sei der Hund, meinte der Philosoph Voltaire – und speziell Dakota ist nicht nur eine gute Begleitung für Brankica (Seite 11), sondern auch eine freundliche Begrüßung für dieses Magazin.

A dog is a man’s best friend, said the French philosopher Voltaire – and Dakota for one is not only a great companion for Brankica (page 11), but also the ideal friendly face to welcome readers to this magazine.

Eigentlich wollte ich einmal Ballerina werden – ja, wirklich! Ich hab das sogar eine ganze Weile lang verfolgt. Heute aber arbeite ich im Bereich Public Relations, ich habe eine kleine Agentur und ich helfe anderen dabei, ihre Geschichte zu erzählen. Gemeinsam mit meinen Kunden finde ich heraus, was deren Geschichte überhaupt ist, und dann bringen wir das unter die Leute. Ich lebe in Valparaiso, eine schöne kleine Stadt, ganz in der Nähe von Chicago. Die Innenstadt hier ist wirklich eine der besten überhaupt, viel Einzelhandel, kleine Restaurants, alles hat Charakter. Es ist eine sehr sichere Gegend, die Kinder können hier mit den Fahrrädern rumfahren – und trotzdem leben viele Menschen hier nicht mehr so ganz unbesorgt wie früher. Man beobachtet alles ein wenig genauer, versucht immer, die Dinge irgendwie im Blick zu haben. Aber hatten unsere Eltern es früher besser? Ich weiß es nicht. Sehr gerne würde ich einmal nach Mumbai in Indien reisen. Ich würde so gern dieses fantastische Essen dort probieren, mehr über die Kultur lernen, einen Sari tragen und ein paar Bollywood-Tänze lernen. Ich habe da so ein Bild im Kopf. Aber ob es dann wirklich so ist, wie ich mir das alles vorstelle? Vielleicht nicht.

Actually, I had hoped to become a ballerina one day. Yes, really! I even pursued that career for quite some time. But today I work in public relations. I have a small agency and help others tell their stories. In discussions with my customers, I work out what their story really is, and then we share it with a wider public. I live in Valparaiso, a nice little town, very close to Chicago. The downtown area here is really great. There are lots of shops, small restaurants; everything has character. The whole area is very safe and children can ride around freely on their bikes – but for many people life isn’t as carefree as it used to be. You are more watchful and are always trying to keep an eye on things somehow. But were things better for our parents in the past? I don’t know. I would really like to travel to Mumbai in India one day. I would love to try the fantastic food there, find out more about Indian culture, wear a sari and learn some Bollywood dances. I have a very clear picture in my mind. But is the country really how I imagine it? Maybe not.

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Karolyn, Winger Marketing for Gebrüder Weiss, Chicago, USA Karolyn, Winger Marketing für Gebrüder Weiss, Chicago, USA

When I first came to Switzerland from Zagreb in 1986, I liked it so much that I stayed put. Not because life was better economically, not even because of the war that had been raging in former Yugoslavia, but simply because I found the country so beautiful and everything so well organized. In that respect, I followed in my father’s footsteps. A generation earlier he had left Kosovo and settled in Zagreb because he liked the Croatian capital so much. There was nothing really to stop people doing that in Yugoslavia back then. It was much like moving from one part of Austria to another, like from Vorarlberg to Vienna. So I have Albanian roots and speak Albanian – my mother tongue – along with Croatian and German. There’s an Albanian proverb that runs “Stupid people stay where they were born, smart people move where life is better.” And that sums me up!

Als ich 1986 zum ersten Mal aus Zagreb in die Schweiz gekommen bin, hat es mir so gut gefallen, dass ich dageblieben bin – nicht aus wirtschaftlichen Gründen, auch nicht wegen des Krieges, den es im ehemaligen Jugoslawien gegeben hat, sondern einfach, weil ich das Land so schön fand und hier alles so gut organisiert ist. So hat das schon mein Vater gemacht, der vom Kosovo nach Zagreb in Kroatien gegangen und dort geblieben ist, weil er die Stadt so mochte. Das war damals in Jugoslawien noch ganz einfach, ungefähr so, wie wenn jemand von Vorarlberg nach Wien zieht. Ich habe deshalb albanische Wurzeln und spreche Albanisch, Kroatisch und Deutsch. In meiner albanischen Muttersprache gibt es ein Sprichwort, das sinngemäß heißt: „Der Dumme lebt dort, wo er geboren ist, und der Gescheite dort, wo er es besser hat.“ – das passt zu mir!

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Robert, Truck Driver, Appenzell, Switzerland Robert, Lkw-Fahrer, Appenzell, Schweiz

Tsing Yi ist eine Insel vor Hongkong, hier lebe ich. Noch nie habe ich außerhalb von Hongkong gewohnt. Tsing Yi liegt zwischen der Stadt und dem internationalen Flughafen und ist ein wichtiges Logistikzentrum, auch Containerterminals befinden sich auf der Insel.

In nur 40 Minuten erreiche ich von meiner Wohnung aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln das Büro. Seit 15 Jahren bin ich jetzt schon in der Speditions- und Logistikbranche tätig, mittlerweile als Sea Operation Manager und Commercial Management Assistant für die Gebrüder Weiss Niederlassung in Hongkong.

Wenn ich an einem anderen Ort der Welt leben könnte, würde ich mir vielleicht Nordeuropa aussuchen. Die Länder dort tauchen regelmäßig in den Top 3 der glücklichsten Länder der Welt auf. Aber gut, Hongkong hat sich seit dem Ende der Kolonialzeit auch sehr entwickelt. Ich habe es definitiv leichter als meine Eltern früher, die immer hart gearbeitet haben, um der Familie ein möglichst gutes Zuhause bieten zu können. Um mich selbst im Alltag zu motivieren, habe ich immer ein paar Sprüche parat, zum Beispiel 磨杵成针, wörtlich übersetzt heißt das „Ausdauer schleift den Stahlträger zur Nadel“. Oder 失敗是成功之母, „Scheitern ist die Mutter des Erfolgs“ –man muss positiv denken.

I live on Tsing Yi, an island just off Hong Kong. I’ve never lived outside of Hong Kong. Located between the city and the international airport, Tsing Yi is an important logistics center with several container terminals. Using public transportation, I can reach the office from my apartment in just 40 minutes. I have been working in the forwarding and logistics industry for 15 years, and am now a Sea Operation Manager and Commercial Management Assistant for the Gebrüder Weiss branch in Hong Kong.

If I could live anywhere, I might opt for Northern Europe. The countries there regularly rank among the three happiest in the world. That said, Hong Kong too has changed a lot since the end of the colonial era. Life is definitely less of a struggle than it was for my parents; they worked hard to create the best possible home for our family. I always have a few proverbs on hand to motivate me when the going gets tough, like “磨杵成”. Literally translated this means “Endurance grinds the steel beam into a needle”. And “失敗是成功之母”: “Failure is the mother of all success.” The point is to think positively.

Vic, Sea Operation Manager and Commercial Management Assistant, Hong Kong

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Vic, Sea Operation Manager und Kaufmännischer Assistent, Hongkong

At the university, I majored in the Macedonian language, my mother tongue. We have a saying: “Што е твое, ќе си дојде!” It means “What belongs to you will always seek you out!” So I am always waiting for beautiful things to find and surprise me. In fact, it was also an unexpected, chance encounter that plunged me into the world of transport back in 2011. Today I work with aircraft and ships, and relax by drawing, singing and learning about linguistic quirks.

In Skopje, where I live, the people are generous, friendly and hospitable. The girls are beautiful and the boys handsome, the forests are magical, the food is delicious and the alcoholic drinks also taste great, or so they say. That said, in my view life used to be easier overall. Children were more happygo-lucky, able to enjoy their childhoods and just be kids. On the whole, people were happier, I think. Their quality of life was better and they loved and respected each other more. My feeling is that things are going downhill nowadays. People used to place greater value on moral principles – and the music was better, too! I sometimes wish our lives were more straightforward and less stressful.

Ich bin diplomierte Philologin der mazedonischen Sprache, meiner Muttersprache. Auf Mazedonisch gibt es das Sprichwort „Што е твое, ќе си дојде!“, das bedeutet: „Was dir gehört, wird dich immer finden!“ – Also warte ich darauf, dass schöne Dinge mich finden und überraschen. Tatsächlich war es auch ein Zufall, der mich 2011 sehr spontan in die Welt des Verkehrs gebracht hat. Heute beschäftige ich mich mit Flugzeugen und Schiffen und beruhige meine Seele nebenbei mit Zeichnen, Singen und sprachlichen Besonderheiten. In Skopje, wo ich wohne, sind die Leute großherzig, freundlich und gastfreundlich. Die Mädchen sind schön und die Jungs gut aussehend, die Wälder sind märchenhaft, das Essen ist köstlich und der Alkohol schmeckt auch, sagt man. Ich glaube aber, dass das Leben früher einfacher war. Kinder waren unbeschwerter und einfach nur Kinder, die Menschen waren insgesamt glücklicher, denke ich. Sie hatten mehr Lebensqualität, sie liebten und respektierten einander mehr. Ich habe das Gefühl, das lässt heute nach. Moralische Werte wurden früher mehr geschätzt und respektiert und außerdem hörten die Leute viel bessere Musik! Ich würde mir wünschen, dass unser Leben einfacher und ruhiger wäre.

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Brankica, Overseas Transport, Skopje, North Macedonia Brankica, Disponentin Übersee-Transporte, Skopje, Nordmazedonien

Als der Krieg in der Ukraine anfing, war ich schon vier Jahre bei Gebrüder Weiss in Kiew. Von heute auf morgen musste ich mit meiner Tochter flüchten. Gebrüder Weiss hat mir daraufhin eine Stelle als Seefrachtkoordinatorin in Wolfurt angeboten, das ist eine kleine Stadt in Vorarlberg, einem besonders schönen Teil von Österreich. Von der Gegend hatte ich zuvor noch nie gehört und ich war wirklich beeindruckt von den Bergen und vom Bodensee, als wir hier ankamen. Ich spreche Ukrainisch, Russisch und Englisch und habe jetzt angefangen, Deutsch zu lernen – meine Kolleg*innen bringen mir sogar ein bisschen Vorarlberger Dialekt bei! Jetzt, wo ich hier bin, habe ich das Gefühl, dass mir die Welt offensteht und ich leben kann, wo immer ich will. Und zugleich weiß ich genau: there’s no place like home. Ich liebe Vorarlberg und es geht uns wirklich gut hier. Aber Kiew ist die Stadt meines Herzens und ich hoffe, dass meine Tochter und ich eines Tages dorthin zurückgehen können.

When the war started in Ukraine, I had already been working for Gebrüder Weiss in Kyiv for four years. There was no warning, so I had to up and leave the country with my daughter overnight. The company then offered me a job as a Sea Freight Coordinator in Wolfurt, which is a small town in Vorarlberg, a special part of Austria. I had never heard of the region before and was really captivated by the mountains and Lake Constance when we reached our destination.

I speak Ukrainian, Russian and English and have now started to learn German. My co-workers are even teaching me the Vorarlberg dialect! Now that I’ve settled in, I feel like the world is my oyster and I could live anywhere. But at the same time, I’m keenly aware that there’s no place like home. I love Vorarlberg and we are doing really well here. But Kyiv is where my heart is, and I hope to return one day with my daughter.

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Nataliia, Seefrachtkoordinatorin, Wolfurt, Österreich Nataliia, Sea Freight Coordinator, Wolfurt, Austria

My parents grew up in postwar Austria. They know exactly what it’s like to have nothing. They often tell me how happy it made them just to have enough to eat. And also how, over time, things improved and they gradually managed to rebuild. Today both of them argue that they got a really good deal out of life.

By the time I came into the world, standards of living were already much higher. I live in the beautiful Mühlviertel region of northern Austria and can now afford luxuries that simply didn’t exist in my parents’ day. The only questions are whether you really need it all, and what else you could possibly want. What I would really like to do sometime is travel to France. When I’m there, I’d ride some of the stages of the Tour de France on my racing bike, including the most important and famous leg – the steep climb to Alpe d’Huez.

Meine Eltern sind in der Nachkriegszeit in Österreich aufgewachsen. Die wissen genau, wie es ist, wenn man nichts hat. Oft erzählen sie davon, dass sie froh waren, wenn sie überhaupt satt geworden sind. Und wie es ihnen dann Schritt für Schritt immer besser ging und sie sich etwas aufgebaut haben. Heute sagen beide, dass sie es richtig gut hatten im Leben.

Als ich geboren wurde, war der Lebensstandard bereits sehr viel höher als ihrer damals. Ich lebe im wunderschönen Mühlviertel in Oberösterreich und kann mir Luxus leisten, den es früher für uns einfach nicht gab. Die Frage ist nur, ob man das überhaupt alles braucht, welche Ziele es noch gibt und wie man sich eigentlich noch steigern soll. Was ich aber unbedingt einmal machen möchte, ist eine Reise nach Frankreich. Ich will dort Abschnitte der Tour de France mit meinem Rennrad nachfahren, darunter ganz bestimmt die wichtigste oder bekannteste Etappe – das ist der Aufstieg nach Alpe d’Huez.

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Karl-Heinz, Sales Manager, Wels, Austria

Von Perlen, Kaffee und Tee

Warum trinken die Briten so gerne Tee, während Italien bekannt für Espresso ist? Und kennen sich in Indien wirklich so viele Menschen mit Informatik aus, oder ist das  ein Klischee? Fest steht: Nationale Besonderheiten entstehen meist durch Handel.

Wer an Venedig denkt, denkt an Steinbrücken, die über Kanäle führen, schlanke Gondeln, Masken mit Schnabelnasen und natürlich an bunte Perlen aus Muranoglas. Die kleinen Kugeln erinnern an Blümchen in Aspik und sind zu Armbändern und Halsketten aufgefädelt ein beliebtes Souvenir aus der Lagunenstadt.

Muranoperlen und Venedig gehören spätestens seit dem Mittelalter zusammen. Damals ließ Venedig aus Brandschutzgründen alle Glasbrennöfen der Region auf die kleine Insel Murano verlegen. Zudem konnte dort das streng gehütete Geheimnis der Glasherstellung besser bewahrt werden. Als die Europäer zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert Handel in Indien, Afrika und Amerika betrieben, verbreiteten sich die bunten Perlen um die Welt. Denn auf den fremden Kontinenten trafen die Europäer auf Menschen, die kein Interesse an ihrer Währung hatten. Stattdessen waren dekorative Objekte beliebt. Deshalb gaben die Handelsseemänner Glasperlen aus Murano in Auftrag und tauschten sie auf Reisen gegen Gewürze, Elfenbein, Palmöl oder sogar Sklaven ein. Bis zu einer Million Stück stellten die Glasmanufakturen in Murano pro Jahr her, Christoph Kolumbus soll sie als Gastgeschenk überreicht haben, als er San Salvador und damit Mittelamerika erreichte. Entsprechend waren die heute für Venedig so typischen Perlen irgendwann als „Handelsperlen“ bekannt.

Auf seiner Amerikareise lernte Christoph Kolumbus als erster Europäer außerdem Paprika kennen. 75 Jahre später pflanzte die ungarische Adelige Széchy Margitnak in ihrem Garten Paprika, den sie als „roten türkischen Pfeffer“ bezeichnete. Schließlich waren es die Türken, die die Paprika nach Ungarn gebracht hatten, nachdem sie 1526 die Ungarn bei der Schlacht von Mohács besiegt und anschließend große Teile Ungarns und Kroatiens erobert hatten. Heutzutage steht Paprika zusammen mit Puszta, der kargen Ebene zwischen Donau und Theiß, und dem weiblichen Vornamen Piroschka für vieles, was den Nationalcharakter des Landes ausmacht.

Englands Vorliebe für Tee geht ebenfalls auf koloniale Handelsbeziehungen zurück. Tee wurde erstmals vor 5000 Jahren, in erster Linie als Medizin, in China kultiviert und gelangte Anfang des 17. Jahrhunderts durch die Niederländische OstindienKompanie nach Europa, genauer nach Amsterdam. Nach England kam der Tee etwa 50 Jahre später – und zwar durch die Heirat des britischen Thronfolgers Charles II. mit der portugiesischen Prinzessin Katharina von Braganza. Am Hof von Portugal wurde durch die ehemalige portugiesische Kolonie Macau schon länger eine starke Teekultur gepflegt, und so brachte die Infantin Tee als Teil ihrer

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Handel treibt nationale Vorlieben voran

Mitgift ins Vereinigte Königreich. Regelmäßig lud sie die Frauen der Upper Class zur Tea Time – zu einem ungezwungen Austausch über den neusten Klatsch und Tratsch. Irgendwann wurde immer mehr Tee aus der britischen Kolonie Indien nach England verschifft, und je größer die Mengen wurden, umso stärker sank der Preis. So konnten sich im Laufe der Zeit auch Arbeiter eine Tasse davon leisten, und Tee löste das Bier, das man bislang sogar morgens getrunken hatte, warm und mit Muskat und Zucker gewürzt, als Nationalgetränk ab. England und Tee sind so stark miteinander verknüpft, dass man sich wundert, dass das Land in einem weltweiten Ranking der Teetrinker erst auf dem achten Platz landet, nach der Türkei, Brasilien, China, Singapur, Russland, Sri Lanka und Hongkong. Ebenso erstaunlich mutet ein Fakt aus Italien an, das als Land des Kaffees schlechthin gilt: In einer Erhebung zum weltweiten Pro-KopfAbsatz von Kaffee landete Italien nur auf einem der hinteren Plätze. Dass dennoch vermutlich jeder bei Italien an schwarzen Espresso und schaumigen Cappuccino denkt, ist der Reiselust des Mediziners und Botanikers Prospero Alpini zu verdanken. Er begleitete im 16. Jahrhundert einen venezianischen Konsul nach Kairo, stieß dort auf die Kaffeepflanze und über einen seiner Schüler kam die Kaffeebohne nach Venedig. Die erste Schiffsladung erreichte Anfang des 17. Jahrhunderts den Hafen der Lagunenstadt und verbreitete sich von dort erst unter den venezianischen Aristokraten und schließlich über ganz Italien.

Blue Jeans und indisches IT-Know-how Aber nicht nur Handelsgüter prägen und symbolisieren Länder, auch bestimmte Fertigkeiten und natürlich politische Entscheidungen tragen zum Image eines Landes bei. Der Zusammenhang zwischen Indien und der IT-Branche etwa ist tatsächlich kein Klischee, sondern das Ergebnis einer langen historischen Entwicklung: Nach der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1947 setzte Ministerpräsident Jawaharlal Nehru bei der staatlichen Wirtschaftsplanung auf moderne Computertechnologie. Multinationalen Unternehmen wie IBM erteilte er die Erlaubnis, in Indien tätig zu werden, gleichzeitig stärkte er die Ausbildung von Ingenieuren und Ingenieurinnen durch die Gründung von Elitehochschulen wie dem Indian Institute of Technology (IIT).

So gab es bereits in den 1970er Jahren viele indische Fachkräfte, die mit Programmierung und Informatik vertraut waren. Kurze Zeit später wurde die Softwareentwicklung auf dem Subkontinent als Industrie anerkannt, internationale Konzerne richteten aufgrund der niedrigen Lohnkosten eigene Softwareentwicklungszentren in Indien ein. Wie lange das Land seine Wettbewerbsvorteile gegenüber der internationalen Konkurrenz verteidigen kann, wird sich zeigen. Gut möglich jedoch, dass die nächste Generation von IT-Fachkräften aus Brasilien kommen wird, aus China, Polen oder einem anderen Land mit gut ausgebildeten Leuten, die für relativ niedrige Löhne arbeiten.

dass es eigentlich die italienische Stadt Genua war, die der Jeans ihren Namen gab – denn von dort aus wurden die Baumwollhosen in die USA exportiert.

Reedereien zahlen so gut wie keine Steuern.“

On beads, coffee and tea: how trade shapes national character

„Auch politische Entscheidungen

tragen zum Image eines Landes bei.“

Genauso wie das Handeln Einzelner fördern und prägen geografische Gegebenheiten Nationalsymbole. Amerikanische Baumwolle verkörpert über die aus ihr gefertigten Blue Jeans ein nostalgisches Lebensgefühl der USA – zum Beispiel das des einsamen Cowboys auf seinem Pferd oder des Goldgräbers auf der Suche nach dem großen Fund. Dabei spielt gar keine Rolle mehr,

Dass Griechenland mit Seefahrt assoziiert wird, liegt wiederum an seiner Lage im östlichen Mittelmeer –und daran, dass zu Griechenland mehr als 3.000 Inseln gehören. Über Jahrhunderte hinweg waren sie ausschließlich über den Wasserweg erreichbar, und so entwickelte sich das Land mit der blau-weißen Flagge zur Seefahrernation. Heute besitzen griechische Reedereien eine der wichtigsten Handelsflotten weltweit –und zahlen in ihrem Heimatland dank einer Sonderregel in der griechischen Verfassung so gut wie keine Steuern. Dafür hat Aristoteles Onassis bereits in den 1950ern gesorgt. Und vermutlich wird sich daran auch nicht so schnell etwas ändern.

So verweisen Nationalsymbole häufig in die Geschichte, in die Geografie und bisweilen auch auf Zufälle – manchmal über lange Zeiten hinweg.

Why do the British drink so much tea, whereas Italy is known for espresso? And are so many people in India really IT gurus, or is that a cliché? One thing is certain: when it comes to different nationalities, traits are usually shaped by trade.

When you think of Venice, you imagine stone bridges arching above canals, narrow gondolas, masks with beaked noses – and, of course, brightly-colored glass beads from Murano. Strung together as bracelets and necklaces, the spheres with their tiny blossoms are a popular souvenir of the Venetian archipelago.

Murano glass has been associated with Venice at least since the Middle Ages. Back then, Venice had all the glassmaking kilns in the region transferred to the island of Murano. When, between the fifteenth and eighteenth centuries, Europeans began to engage with India, Africa and the Americas, the beautiful beads found their way all around the world. The people the traders encountered on these alien continents had no interest in European currencies. They far preferred to barter using decorative goods and trinkets. For this reason, seafaring merchants placed orders for Murano glass beads and traded them during their odysseys – for spices, ivory, palm oil and even slaves. The glassworks in Murano produced up to one million beads a year; Christopher Columbus allegedly presented some to his hosts when he reached San Salvador in Central America. And, over time, what we now refer to as Venetian glass became known as “trading beads.”

Commerce drives national preferences

During his voyage to the Americas, Christopher Columbus was the first European to encounter paprika. Some 75 years later, the Hungarian

noblewoman Margit Széchy planted it in her garden, and dubbed it “red Turkish pepper.” After all, the Turks had been the first to import the spice – doing so in 1526 after their defeat of the Hungarians in the Battle of Mohács and their conquest of large parts of the Kingdoms of Hungary and Croatia. Today paprika, the Puszta and the Danube all help to define the country’s national character. The British partiality towards tea is similarly rooted in colonial commerce. First cultivated for medicinal purposes 5,000 years ago in China, it made its way to Europe – or, more precisely, to Amsterdam –with the Dutch East India Company in the early seventeenth century. It took a further 50 or so years for it to reach England – prompted by the marriage between the heir to the British throne, Charles II, and the Portuguese princess Catharine of Braganza. The court in Portugal had long been steeped in the tea tradition by virtue of the Portuguese colony of Macau. As a result, tea became part of the infanta’s dowry, and she regularly invited upper-class women to “tea time” where they discussed all the latest gossip. At some point Britain started importing more and more tea from its colony India, and the rising volumes led to a commensurate drop in price. With time, even the working classes could afford a “cuppa,” and tea supplanted beer – which had also been a breakfast drink served warm, sugared and spiced with nutmeg – as the national beverage. It is surprising to learn that, despite England and tea being so closely linked, the country only ranks eighth in the global league of tea drinkers. It trails in the wake of Turkey, Brazil, China, Singapore, Russia, Sri Lanka and Hong Kong. A little-known statistic about Italy, THE coffee country per se, strikes a similarly unexpected

19 Vorlieben und Besonderheiten 18
Carola Hoffmeister hat Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft studiert. Als Journalistin und Autorin zieht es sie immer wieder in die weite Welt. Text: Carola Hoffmeister
„Griechische

chord. In a worldwide survey on the per capita consumption of coffee, Italy came in close to the bottom. The fact that Italy evokes associations of black espresso and frothy cappuccino is due to the wanderlust of the physician and botanist Prospero Apini. In the sixteenth century, he accompanied a Venetian consul to Cairo where he saw a coffee plant. One of his pupils then ended up bringing the beans to Venice. The first shipload arrived at the port in the early seventeenth century; initially enjoyed by the islands’ aristocrats, the brew soon spread throughout Italy.

to strike it rich. In today’s world, hardly anybody knows that the word “jeans” derives from the Italian city of Genoa: the cotton trousers were exported from there to the United States.

“Greek shipping companies pay virtually no taxes.”

Blue jeans and Indian IT prowess

National identities are shaped not only by goods; certain skills and, of course, political decisions also factor into the image. The connection between India and the IT industry, for instance, is by no means a cliché, but rather the culmination of a long historic process.

Following independence in 1947, the Prime Minister Jawaharlal Nehru adopted a national economic policy that was keyed closely to modern computer technology. On the one hand, he welcomed multinational manufacturers such as IBM into his country. And on the other, he encouraged the training of IT specialists by establishing elite universities such as the Indian Institute of Technology (IIT). So, by the 1970s, there were countless Indians who were skilled at programming and other IT applications. And very soon thereafter, software development was recognized as a new industry on the subcontinent. Global players, lured by the low cost of labor, established their own development centers in India. It remains to be seen how long the country can retain its competitive edge on the international stage. The next generation of IT specialists may well hail from Brazil, China, Poland – or another country with well-educated people willing to work for comparatively low wages.

Like the actions of individuals, geographical features can also advance national characteristics. Cotton, cultivated in the United States, is the stuff blue jeans are made of. A nostalgic embodiment of the American lifestyle, these conjure up images of the lonesome cowboy on his loyal steed, or the gold diggers desperate

Greece’s longstanding association with seafaring is an outcome of its location in the Eastern Mediterranean – and the 3,000 or more islands that it comprises. For centuries, these islands were only accessible by water, which led to the country with the blue-andwhite flag becoming a nation of mariners. Today Greek shipping companies can boast one  of the world’s principal commercial fleets. And thanks to an exemption embedded in the country’s constitution, the companies pay virtually no taxes. Aristotle Onassis granted this exemption during the 1950s and there is no sign of it being revoked any time soon. All in all, national symbols often offer pointers to a country’s past or its geography. And despite many being the simple product of chance, they still succeed in surviving for centuries.

Carola Hoffmeister studied art history and literature. As a journalist and author, she is constantly traveling the big wide world.

21 20 Preferences and traits
“National identities are also shaped by political decisions.”

Meine Heimatstadt ist Chicago, obwohl meine Eltern ursprünglich aus dem Süden stammen. In der Zeit der Bürgerrechtsbewegung, als überall in den USA Afroamerikaner gegen Rassismus und Diskriminierung protestierten, sind sie in den Norden gezogen. Unsere Familie war sehr arm, obwohl meine Eltern hart gearbeitet haben; meine Mutter jedenfalls, mein Vater hatte keine Ausbildung. Wir lebten in der South Side von Chicago und in der West Side, beides sehr von Kriminalität gezeichnete Viertel. Damals war es mit dem Rassismus noch schlimmer als heute, mittlerweile kommen die Leute ja insgesamt etwas besser miteinander aus. Aber Rassismus gibt es noch immer.

Heute lebe ich mit meiner Familie in Schaumburg, Illinois, einer sehr durchmischten und familienfreundlichen Gegend mit besseren Lebensbedingungen, als ich sie früher als Kind hatte – „If you knew better, you would do better“ ist ein Spruch, der mir gut gefällt. Ich fahre Gabelstapler, ich belade Seecontainer und packe Luftfrachtpaletten. Ich kümmere mich um die täglichen Abholungen und Lieferungen und arbeite eng mit anderen Abteilungen in der Gebrüder Weiss Zentrale zusammen. Wenn ich könnte, würde ich gerne einmal nach Paris reisen. Einfach so, um zu sagen: Ich war in Paris und habe den Eiffelturm gesehen. Das wäre ziemlich cool.

Terence, Lagerist, Chicago, USA

My hometown is Chicago, although my parents are originally from the South of the United States. In the civil rights era, when African Americans across the U.S. were protesting against racism and discrimination, they moved north, away from the poverty. My parents worked hard, my mother anyway; my father wasn’t very educated. We lived on the South Side of Chicago and on the West Side, both really crime-ridden neighborhoods. At that time, the racism was even worse than it is now. On the whole people get along a little better nowadays. But racism still exists.

Today I live with my family in Schaumburg, Illinois, a very diverse and family-friendly area with better living conditions than I used to have as a child – “If you knew better, you would do better” is a saying I like. I’m a Forklift Operator, I load ocean containers and pack air pallets. I handle the daily pickups and deliveries and work closely with other departments at the Gebrüder Weiss headquarters. If I could, I would like to travel to Paris one day. Just to be able to say that I went to Paris and saw the Eiffel Tower. That would be pretty cool.

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Terence, Warehouse Clerk, Chicago, United States

I live in Ho Chi Minh City and ride my motorbike to work every day. This is often a minor adventure in itself, because the roads are incredibly crowded and busy. As a country, Vietnam can boast many a wonder, very friendly people and great food. In line with global trends, its economy is growing day by day and the standard of living is improving. More than anything else, the Internet has changed our lives a lot: communicating is so easy nowadays. You can find out about other countries and even keep tabs on international developments.

For example, I’ve discovered Denmark on YouTube. I really like the local lifestyle; it’s peaceful and relaxed. I also like the weather. Maybe I’ll even move there one day? I would travel to Copenhagen first, and go to a street party where all the neighbors and their children have gathered to celebrate. That’s an image I have in my head from my virtual odysseys.

Ich lebe in Ho-Chi-Minh-Stadt und fahre jeden Tag mit dem Motorrad zur Arbeit. Immer wieder ist das ein kleines Abenteuer, die Stadt ist wahnsinnig voll und geschäftig. Vietnam ist ein Land mit vielen Wundern, sehr netten Menschen und großartigem Essen. Mit dem globalen Trend entwickelt sich auch die Wirtschaft hier von Tag zu Tag und der Lebensstandard steigt. Vor allem das Internet hat unser Leben sehr verändert: Die Kommunikation ist heute so einfach, man kann andere Kulturen kennenlernen und bekommt etwas von internationalen Prozessen und Entwicklungen mit.

Ich habe zum Beispiel auf YouTube Dänemark für mich entdeckt. Ich mag den Lebensstil dort sehr, es ist friedlich und entspannt. Ich mag auch das Wetter. Vielleicht werde ich ja irgendwann einmal dort leben? Zuerst würde ich nach Kopenhagen reisen: Ich würde ein Straßenfest besuchen, wo alle Nachbarn mit ihren Kindern zusammenkommen und feiern – das ist so ein Bild, das ich im Kopf habe.

Quyen, Supervisorin für Netzwerkentwicklung, Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam

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Quyen, Supervisor for Network Development, Ho Chi Minh City, Vietnam

Ich bin Wirtschaftswissenschaftler und lebe in Split, einer wunderschönen Stadt an der Adriaküste, die auf das 2. Jahrhundert nach Christus zurückgeht. Im Stadtzentrum befindet sich der mittelalterliche Diokletianpalast, er ist einzigartig und steht unter dem Schutz der UNESCO. Neben seiner reichen Geschichte bietet Split schöne Strände und ein sauberes Meer, die Einwohner von Split sind sehr warmherzig und gastfreundlich.

Und ja, wir leben in fortschrittlichen Zeiten und das ist gut so. Meine Eltern sind noch im Sozialismus aufgewachsen, das war etwas ganz anderes als die heutige, moderne EU. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich ein bisschen nostalgisch bin. Ich vermisse die Zeit, in der es noch keine Handys und kein Internet gab. Die Leute haben sich damals mehr getroffen und miteinander gesprochen, Freunde und Familie waren immer in der Nähe. Heute sind wir alle in unseren Welten versunken, wir sitzen in Cafés nebeneinander und schauen auf unsere Smartphones.

Es kommt mir so vor, als ob unsere Eltern früher mit weniger gelebt haben, aber mehr daraus gemacht haben. Ich glaube, sie waren glücklich mit dem, was sie hatten. Heute ist alles so hektisch: Gib mir mehr, mach es größer, schneller, besser. Grundsätzlich ist das ja okay, aber man muss aufpassen. Oft sind es doch die kleinen Dinge, die Freude machen.

Davor, Gruppenleiter im nationalen Landverkehr, Split, Kroatien

I have a degree in management studies and live in Split, a beautiful city on the Adriatic coast that dates back to the second century A.D. Situated in the heart of the city is the unique, medieval Palace of Diocletian which is listed by UNESCO as a World Heritage Site. In addition to its illustrious history, Split offers beautiful beaches and sparkling coastal waters. The residents of Split are very kind and welcoming. And yes, we live in progressive times and that’s a good thing. My parents grew up under socialism, which was very different to the EU today. Nevertheless, I have to admit to feeling slightly nostalgic about the past. I miss the days when there were no cellphones or Internet. People met up and talked more back then. Their friends and families were always close by. Today we are all immersed in our own private worlds. We sit next to each other in cafés, but have our noses buried in our smartphones. Our parents – so it seems to be me – got by with less but made more of it. I think they were content with what they had. Everything has become so frantic today: I want more, make it bigger, faster, better. Basically, that’s okay, but you can’t afford to lose track of what really counts. So often it’s the little things in life that make you happy.

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Davor, National Land Transport Team Leader, Split, Croatia

In my Georgian native language, there is an idiom that I particularly like: “He didn’t burn the mtsvadi or the skewer.” Mtsvadi is a traditional meat dish in Georgia, a kind of shish kebab. It describes a delicate situation that somebody has mastered well without hurting the feelings of others. I like that. By the way, Georgia’s cuisine is really delicious. That’s one good reason to visit our country, in addition to the generous and hospitable people. If I had a free choice, I would like to live in southern Italy. Italian cuisine is simply the best in the world!

In meiner georgischen Muttersprache gibt es eine Redewendung, die ich besonders gerne mag: „Er hat weder Mtsvadi noch den Spieß verbrannt“ – Mtsvadi ist ein traditionelles Fleischgericht in Georgien, eine Art Schaschlik. Mit diesem Satz meint man, dass jemand eine heikle Situation gut gemeistert hat, ohne die Gefühle von anderen zu verletzen. Das gefällt mir. Die georgische Küche ist übrigens köstlich, ein guter Grund, um unser Land zu bereisen, zusätzlich zu den gastfreundlichen und herzlichen Menschen. Wenn ich frei aussuchen könnte, würde ich aber gerne in Süditalien leben. Die italienische Küche ist einfach die beste der Welt!

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Natia, Receptionist, Tbilisi, Georgia Natia, Rezeptionistin, Tiflis, Georgien

Menschen bei Gebrüder Weiss People at Gebrüder Weiss

Im Unternehmen arbeiten rund 8.000 Beschäftigte.

Die Belegschaft ist international, die Menschen kommen aus 89 Ländern.

Working in the company: some 8,000 employees.

The workforce is international, the team members hail from 89 countries.

Das Unternehmen ist auf vier verschiedenen Kontinenten aktiv und unterhält Standorte in 34 Ländern.

Von allen Menschen, die bei Gebrüder Weiss angestellt sind, befinden sich 281 in der Ausbildung. Das entspricht einer Quote von circa 3,5 Prozent.

Frauenanteil unter den Beschäftigten: 33 Prozent Männeranteil unter den Beschäftigten: 67 Prozent

Die Menschen bei Gebrüder Weiss arbeiten in vielfältigen Arbeitsbereichen. Insgesamt gibt es im Unternehmen 58 verschiedene Berufsbezeichnungen.

Einige Menschen sind immer wieder in besonderem Einsatz unterwegs. Bei Gebrüder Weiss stehen bereit: 469 Ersthelfer, 175 Lehrlingsausbilder, 100 Brandschutzbeauftragte und 85 Datenschutzbeauftragte.

Gebrüder Weiss ist ein Familienunternehmen und ist im Privatbesitz der Familien Senger-Weiss und Jerie zu 100 Prozent.

The company operates on four different continents and maintains locations in 34 countries.

Of all the people employed by Gebrüder Weiss, 281 are undergoing apprenticeships. This represents a quota of about 3.5 percent.

Proportion of women employed: 33 percent.

Proportion of men employed: 67 percent.

The people at Gebrüder Weiss work in a wide range of areas. All in all, the employees have 58 different job titles.

Some people have special functions. At Gebrüder Weiss, there are: 469 First Responders, 175 Apprentice Instructors, 100 Fire Prevention Officers and 85 Data Protection Appointees.

Gebrüder Weiss is a family business that is privately owned by the SengerWeiss and Jerie families 100 percent.

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Menschen auf der Welt

People in the world

Auf der Welt leben zum Redaktionsschluss dieses Magazins rund 7,98 Milliarden Menschen.

Aktuell wächst die Weltbevölkerung um etwa 66 Millionen pro Jahr, das sind pro Tag 180.000 Menschen.

Wenn Sie diesen Artikel nach dem 15. November 2022 lesen, dann ist folgende Schwelle vermutlich gerade überschritten worden: 8 Milliarden Menschen.

In den zehn Sekunden, die Sie zum Lesen der ersten drei Sätze auf dieser Seite benötigt haben, wurden auf der Welt im Durchschnitt geboren: 20 Babys.

Für so viele Menschen geht im Durchschnitt pro Tag auf der Welt das Leben zu Ende: rund 152.000 Menschen.

Die höchste Lebenserwartung weltweit haben Frauen in Hongkong. So alt werden sie im Durchschnitt: 88 Jahre.

Männer in Hongkong dürfen sich ebenfalls über eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung freuen: 82,9 Jahre.

Zu über 99 Prozent sind wir Menschen genetisch miteinander identisch, siehe Seite 65. Lebende Menschen, die einer Studie zufolge von Dschingis Khan abstammen – sie teilen alle ein Y-Chromosom mit dem Mongolenherrscher: rund 16 Millionen.

The world’s population at the editorial deadline for this issue 7.98 billion.

Currently, the world’s population is growing by about 66 million per year, or 180,000 people per day.

If you read this article after November 15, 2022, then the following milestone has likely just been reached: 8 billion people in the world.

In the ten seconds you needed to read the first three sentences on this page, the world welcomed an average of: 20 babies

Every day, life typically comes to an end for some 152,000 people

Women in Hong Kong have the highest life expectancy in the world. On average they reach the age of 88.

Hong Kong’s men can also expect a comparatively long life 82.9 years.

Genetically speaking, we humans are more than 99 percent identical, see page 67. According to one study, the number of people descending from Genghis Khan – in that they all share a Y chromosome with the former Mongol ruler – is: approximately 16 million

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Ich bin Landesleiter im Büro in Montenegro und damit so etwas wie ein moderner Weihnachtsmann. Wir bringen alles, was die Menschen wollen und brauchen, auf Bestellung und pünktlich. Dafür müssen wir verschiedene mögliche Lösungen analysieren und kombinieren –manchmal ist es wie ein Schachspiel.

Mein Zuhause ist Podgorica, die Hauptstadt von Montenegro, einem kleinen schönen Land an der Adria. Ich habe das Privileg, in derselben Stadt zu leben, in der ich aufgewachsen bin. Ich treffe mich noch immer mit meinen alten Freunden, ich kann beobachten, wie sich meine Stadt und mein Land entwickeln und verändern, und ich erinnere mich oft an meine Kindheit, wenn ich die Orte sehe, an denen ich aufgewachsen bin. Zugleich reise ich so viel wie möglich, um mit anderen Ländern und Kulturen in Kontakt zu bleiben und die eigene Heimat mit neuen Augen zu sehen. „Nikad ne radi drugima što ne bi zelio da drugi radi tebi“ sagt man auf Montenegrinisch. Das bedeutet: „Tu nie jemandem etwas an, was du nicht selbst gerne hättest.“ Dieses Sprichwort ist mein Leitfaden – ohne Beziehungen und gegenseitiges Verständnis können wir nicht glücklich sein.

I am a Country Manager in the Montenegro office and, in that respect, something like a modern Santa Claus. We deliver everything people want, need and order – and do so on time. To do this, we often have to analyze the possible solutions and then combine them – it can be like a strategic game of chess. My home is Podgorica, the capital of Montenegro, a beautiful little country on the Adriatic Sea. I have the privilege of living in the city where I grew up. I still hang out with my old friends, I get to watch my city and country evolve and change, and I often remember my childhood when I visit places I used to frequent in my youth. At the same time, I travel as much as possible to keep abreast of other countries and their cultures. That also helps me view my own homeland through different eyes. We say in Montenegrin: “Nikad ne radi drugima što ne bi zelio da drugi radi tebi.” That means something like “Do unto others as you would have them do unto you.” This old adage is my guiding principle in life – without relationships and mutual understanding, we cannot hope to be happy.

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Savo, Landesleiter, Podgorica, Montenegro Savo, Country Manager, Podgorica, Montenegro

I was born in Čačak, a town in the western part of central Serbia. However, since my college days I have lived in beautiful Belgrade, where the Sava River flows into the Danube. The people and atmosphere in the city are really special. Belgrade is also one of Europe’s oldest cities. That said, I also like Italy, a beautiful and magical country with famous architecture and design, great artists and fantastic food. I’ve always taken a keen interest in cultural heritage. For that reason, I always prepare meticulously for my trips and draw up detailed itineraries.

To be absolutely honest, I originally wanted to be an artist myself. Then I studied architecture, which involves a mixture of art and science. Today, I’m a Facility Manager at Gebrüder Weiss in Dobanovci, a suburb of Belgrade. Designing rooms and other spaces is relevant to that as well. By maintaining buildings to the best of my ability, I try to create the best possible working conditions for our employees.

Ich wurde in Čačak geboren, einer Stadt im westlichen Teil Zentralserbiens. Seit meinem Studium lebe ich aber im schönen Belgrad, wo die Save in die Donau mündet. Die Menschen und die Atmosphäre sind wirklich großartig hier. Außerdem ist Belgrad eine der ältesten Städte Europas. Ich mag aber auch Italien gern, ein schönes und magisches Land mit berühmtem Design und Architektur, großen Künstlern und fantastischem Essen – das kulturelle Erbe eines Landes interessiert mich sehr. Deshalb bereite ich mich vor Reisen immer vor und mache mir einen Plan.

Wenn ich ganz ehrlich bin, wollte ich früher einmal Künstlerin werden. Dann habe ich doch Architektur studiert, was Kunst und Wissenschaft zugleich ist. Heute bin ich Facility Managerin bei Gebrüder Weiss in Dobanovci, einem Vorort von Belgrad. Auch das hat mit der Gestaltung von Räumen zu tun: Mit der Instandhaltung der Gebäude versuche ich, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen.

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Ivana, Facility Manager, Dobanovci, Serbia Ivana, Facility-Managerin, Dobanovci, Serbien

Gemeinsam etwas formen

Paul Senger-Weiss ist Sohn einer alten Müller- und Handelsfamilie. An der Seite seiner Frau Heidi Senger-Weiss hat er Gebrüder Weiss von 1968 bis 2004 geleitet und die Expansion nach Mittel- und Osteuropa sowie nach China und in die USA vorangetrieben. 2005 wechselten beide in den Aufsichtsrat. Heute steht einer der Söhne des Paars, Wolfram SengerWeiss, an der operativen Spitze des Konzerns.

Lieber Herr Senger-Weiss, vor dem Hintergrund Ihrer langen Erfahrung: Leben wir gerade in besonders beunruhigenden Zeiten?

Sicher befinden wir uns als Gesellschaft in der schwierigsten Situation seit dem Zweiten Weltkrieg. Meine Generation hat ja das Glück, dass wir die Auswirkungen des Kriegs gar nicht mehr so bewusst mitbekommen haben. Und dann war lange Zeit Frieden in Europa – bis vor Kurzem. Den Krisen, die sich dadurch ergeben, müssen wir uns stellen, und wir werden durchkommen. Aber es wird nicht einfach. Man muss bereit sein, sowohl persönlich als auch auf unternehmerischer Seite Investments zu machen.

Sie selbst haben immer versucht, mit der Logistik andere Märkte zu erschließen, miteinander zu verbinden. Momentan haben wir aber starke Abschottungstendenzen und es gibt wieder harte Grenzen. Hätten Sie das gedacht?

Ich sehe das Problem, aber das hat es immer schon gegeben. Sehen Sie, wir sind mit dem Eisernen Vorhang aufgewachsen. Das hat zum Beispiel bedeutet, dass ein einfacher Skiausflug nach Polen, als ich 19 Jahre alt war, wie eine Reise in eine andere Welt war. An der Grenze gingen vor und hinter unserem Auto eiserne Traversen zu und wir wurden erst einmal gründlich untersucht, bevor wir weiterfahren konnten.

Ich habe also auch damals schon Abschottung erlebt – und dennoch haben wir uns ab den 80er-Jahren im Unternehmen mit neuen Märkten beschäftigt und es gab Zusammenarbeit der Menschen untereinander auch über Grenzen hinweg. Wir haben zum Beispiel schon damals tschechische Lkw verwendet, um nach England zu fahren. Die Auswirkungen von Abschottung sind heute nur größer, weil wir auf der Welt inzwischen alle voneinander abhängig sind.

Es heißt Logistics is a people’s business. Ist dieser Satz noch gültig?

Komplett. Das war schon immer so und hat sich nicht verändert. Mein Grundsatz ist deshalb Vertrauen –wobei da auch immer ein gewisser Realismus mitschwingen muss.

Wie stellen Sie Vertrauen her? Ausschlaggebend ist natürlich immer der erste Eindruck, die menschliche Komponente. Aber danach geht es vor allem durch Beobachten. Man schaut sich den anderen in verschiedenen Situationen an und

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„Vertrauen entsteht durch Erfahrung.“

dadurch baut sich so nach und nach etwas auf, im Normalfall ist das also eine Entwicklung: Vertrauen entsteht durch die Erfahrung, dass Worte in die Tat umgesetzt werden. Und durch viele positive Erfahrungen mit anderen Menschen ist meine Bereitschaft zu vertrauen mit der Zeit gewachsen. Mit Sicherheit bin ich heute jemand, der schnell vertrauen kann.

ihn motiviert und er hat diese Verantwortung übernommen. Ich glaube, es ist das Wichtigste, jemandem die Chance zur Entwicklung zu geben. Umgekehrt trifft es mich schwer, wenn jemand Verantwortung schleifen lässt. Aber wenn mir einzelne Elemente im Visavis nicht gefallen, dann versuche ich, das zu klären. Meine Frau hat das immer geschickt gemacht: Sie hat sich immer die Zeit für die Leute genommen, die notwendig war. Ich war da manchmal zu eilig. Das merke ich jetzt, wo ich tatsächlich mehr Zeit habe, dass man damit doch zu deutlich besseren Ergebnissen kommt.

Sie meinen Zeit für bessere Lösungen oder Zeit, um sich ein besseres Bild vom Gegenüber zu machen?

Für einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin eröffnen sich durch Vertrauen ja mehr Handlungsspielräume …

Ja, aber es bringt auch Verantwortung mit sich und dem wollen die Leute meistens gerecht werden. Wenn ein Handwerker mir erklärt, dass er eine bestimmte Leistung so und so ausführt, dann sage ich ihm, dass ich Vertrauen habe, dass er das schon gut machen wird. Und das wirkt! In der Regel übernimmt er dann nämlich die Verantwortung dafür, dass es auch so kommt. Wenn ich andauernd alle kontrolliere, dann bleibt die Verantwortung immer bei mir. Also, grundsätzlich ist es gut, wenn man Vertrauen schenken kann. Ab und zu einmal nachzufragen, schadet aber nicht, sondern zeigt den Leuten nur, dass man die Sache mit dem Vertrauen realistisch sieht. Natürlich ist mir dabei wichtig, dass die Verantwortung auch akzeptiert wird. Nehmen wir zum Beispiel Yongquan Chen, Landesleiter von Gebrüder Weiss China: Der sagte mir immer, es sei unglaublich, zu welch frühem Zeitpunkt ich Vertrauen in die Entwicklung Chinas hatte. Das hat

Um mit dem Gegenüber wirklich zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen, das in die Richtung führt, in die man will. Klar war das in den vielen Jahren, in denen ich etliche Gespräche führen musste, nicht immer möglich. So manches Mal musste man sich deshalb auch wieder voneinander verabschieden, wenn das nicht geklappt hat.

Weiss war früher extrem dezentral organisiert. Es gab Niederlassungen in mehreren österreichischen Bundesländern plus eine in Hamburg. Und jede Niederlassung hat eigene Formulare und eigene Berichte gehabt, nichts war einheitlich – mit Ausnahme der Vorarlberger Niederlassungen. Aus dieser Zeit noch, genauer aus dem September 1968, stammt übrigens unser Logo. Das war einer der ersten Schritte, um Dinge zusammenzuführen und zu einem gemeinsamen Auftritt zu kommen, der heute alle Niederlassungen umfasst. Die dezentrale Organisation sollte nicht aufgegeben werden, aber wir wollten die Stärken und die Erfahrung, die es gab, zusammenlegen und besser nutzen. Dafür mussten viele Menschen umdenken und lernen, dass nicht mehr nur die eigene Niederlassung im Vordergrund steht, sondern das Große und Ganze.

Zu dieser Zeit hat sich ja vieles verändert, auch gesellschaftlich. Es gab die Studentenunruhen, die FlowerPower-Bewegung, die Hippies und so weiter. Nun ist Bregenz nicht San Francisco, aber haben diese Entwicklungen Sie trotzdem gestreift?

Build something together

Als Sie 1968 gemeinsam mit Ihrer Frau das Unternehmen übernommen haben: War das Thema Vertrauen maßgeblich für Ihren Führungsstil?

Maßgeblich war damals in erster Linie der Aufbau einer Struktur. Die hat es gebraucht, damit aus einem Flickenteppich eine Einheit wird. Sie müssen sich vorstellen, Gebrüder

Zur Flower-Power-Zeit war ich tatsächlich in San Francisco. Meinen Führerschein hatte ich zuvor in Pennsylvania gemacht, wo ich studiert hatte, und musste dann in Kalifornien noch einmal einen Führerschein machen. Während der Fahrprüfung bin ich durch die Gegend gefahren und habe auch genau diesen Park gesehen, wo diese Flower-Girls und Flower-Guys auf den Bäumen saßen – die Stadt hat denen damals gesagt, bitte verteilt euch auf den Bäumen, damit die Bäume nicht kaputtgehen. Es war ein wunderbares Leben, man hatte immer eine Bottle hinten im Auto, ist zur Küste gefahren und hat den Sonnenuntergang angeschaut. Aber ich gebe zu: Voll eingetaucht bin ich in dieses Leben nicht und ich habe

Paul Senger-Weiss was born into an old family of millers and merchants. Together with his wife Heidi Senger-Weiss, he headed Gebrüder Weiss from 1968 to 2004 and drove its expansion into Central and Eastern Europe, as well as China and the United States. In 2005, they both joined the Supervisory Board. Today one of the couple’s sons, Wolfram SengerWeiss, stands at the helm of the group’s operations.

Mr. Senger-Weiss, based on your wealth of experience, would you say we are living in very troubling times? Most definitely, we as a society are now in one of the most difficult situations since World War II. My generation has been fortunate in that we did not fully register the full impact of the war. And for a long time, peace reigned in Europe –until just recently. The crises this has caused need to be confronted, and we will get through them. But it won’t be easy. We have to be willing to make investments, both personally and entrepreneurially.

You have always attempted to use logistics to access and connect different markets. However, we are currently seeing surges of isolationism, and some borders have hardened again. Would you have expected this? I see the problem, but then again it has always existed. Remember, we grew up with the Iron Curtain. That meant, for instance, that a simple skiing trip to Poland when I was 19 turned into a voyage to a different world. At the border, iron barriers descended in front of and behind our car, and we were thoroughly searched before we could continue on our way. So, I experienced isolationism back then. Despite this, the

company began focusing on new markets in the eighties, and people were cooperating across borders even then. In those early days, for instance, we were already using Czech trucks for trips to England. The implications of isolation are simply greater today because, wherever we live on the planet, we are all dependent on one another somehow.

There is a saying that logistics is a people’s business. Does that still hold true?

Absolutely. It’s always been that way and has never changed. That’s why trusting people is so important to me – albeit always tempered with a dash of realism.

“Trust grows from experience.”

How do you create trust? Naturally, first impressions are paramount –that’s the human component. After that, the main thing is keeping an eye on people. You watch them in various situations and, slowly but surely, an evolution of sorts usually ensues: your trust grows as you see them putting their words into action. And thanks to the many positive experiences I have had with people over time, my willingness to trust them has gradually grown. Today I’m definitely someone who can place their trust in others quickly.

“Obviously it’s important to me that people accept responsibility.”

If there is trust, employees have a greater scope for action ... Yes, and it also involves taking responsibility, and most people want to live up to that. If a

41 40 Interview
„Natürlich ist mir wichtig, dass Verantwortung auch akzeptiert wird.“
„Wir wollten die Stärken und die Erfahrung, die es gab, zusammenlegen.“
Frank Haas in conversation with Paul Senger-Weiss

tradesman explains to me that he is going to repair something in a specific way, I tell him I trust him to do a good job. And that works! In most cases, he or she assumes the responsibility of making that happen. If I am constantly monitoring everyone, the responsibility stays mine. So, it’s basically a good thing, being able to trust people. Asking the occasional question does no harm – instead it shows people that your trust is based on realism. Obviously, it’s important to me that people then accept responsibility. Take Yongquan Chen, Country Manager of Gebrüder Weiss in China, for instance, who keeps telling me that it’s incredible how early on I came to trust China’s evolution. That motivated him, and he shouldered the responsibility needed. I think the most important thing is to give people a chance to grow. On the other hand, I’m very disappointed if someone lets things slide. But if there are certain things that bother me about someone, I try to clear the air. My wife was very clever in these matters: she always took as much time with people as was necessary. Sometimes I lacked the patience. And I notice that now, when I do actually have more time, this approach reaps better results.

Do you mean time for better solutions, or time to get a better picture of the person you’re dealing with?

Time to reach an understanding with that person that leads in the direction you want to take. That hasn’t always been possible over all those years, during which I had to engage in countless discussions. Sometimes you simply have to part company if things haven’t worked out.

“We wanted to combine our existing strengths and experience.”

Was the issue of trust pivotal to your management style when you and your wife took over the company in 1968?

The key concern back then was to establish a structure. We needed that to forge a whole from a patchwork organization. You have to imagine that Gebrüder Weiss was extremely decentralized in the early days.

There were branches in several of the Austrian federal states, as well as one in Hamburg, Germany. And every branch had its own forms

and reports: nothing was standardized, with the exception of the Vorarlberg sites. By the way, our logo dates back to that period, more exactly to September 1968. That was one of the first steps toward creating a more coherent organization and projecting the common image that now encompasses all the branches. We didn’t want to abandon the decentralization, but we did want to combine our existing strengths and experience better. To that end, lots of people had to rethink their roles and learn that their individual branch was not the center of the world; it was about the big picture, the organization as a whole.

Back then, lots of things were changing – in society as well. There was the student unrest, the flower-power movement, the hippies etc. Obviously Bregenz is not San Francisco. However, did the fallout from these trends affect you at all?

I was actually in San Francisco during the flower-power era. I had passed my driving test in Pennsylvania, where I went to college, and then had to get another license for California. Driving around during the practical part of the test, I saw that very park where the flower girls and guys were perched in the trees. Back then the city council had asked them to spread out on the branches and divide their weight so as not to kill off the trees. It was a wonderful life. You always had a bottle in the back of the car; you drove to the coast and watched the sun set. Still, I must admit that I didn’t immerse myself fully in that lifestyle; I encountered these vogues by chance at the time. Following the death of Ferdinand Weiss, my true calling and orientation were clear. In Bregenz we could build something together with other people. And we told ourselves, my wife and I, that we would have to seize the moment. And that we were going to make it happen. Having that goal made us stronger, I would say. After all, it was obviously a huge responsibility.

“I wanted to establish the Gebrüder Weiss family. That already meant a lot to me back then.”

In the Weiss family annals, there is an astonishing sentence about your wedding with Heidi Senger-Weiss. There was no bachelor party, but on the eve of the big day, there was a small

celebration with top management at Gebrüder Weiss, because the groom wanted to embed his personal life as part of the business. Most people want to keep these two things separate. You wanted just the opposite. What were you hoping to achieve?

I wanted to establish the Gebrüder Weiss family. That already meant a lot to me back then. What’s more, I saw inviting people who work with you to become part of such an important personal milestone as a demonstration of respect. Not drawing a strict line between your private and professional family is definitely a hallmark of the unique Gebrüder Weiss DNA. And identifying with the company was also very, very important to me. I think people believed us in that; that was never just for show, it was always very authentic.

During the expansion process, did you also encounter difficulties integrating new members into your family of entrepreneurs? Have you banked more on local management, thereby risking problems with the cultural assimilation, or did you export the managers together with the brand?

If you ask me that today, I must admit that we made some mistakes when we entered the Central and East European markets – at least in terms of people and their assignments. We shouldn’t have just chosen individuals who had some kind of nebulous link to the countries –who spoke the language, for instance, or shared the nationality. We should have deployed the very best people from here. I don’t know if that would always have worked, but back then some of the people weren’t true management material, people who had already held down leadership roles and worked in controlling etc. Some of them were actually crooks, or people who were lining their own pockets. We didn’t spot that immediately, but eventually we did. And we weren’t the only ones experiencing these difficulties. Western European countries who deny that are not telling the whole truth. Back then everyone had the same problem, because they didn’t really know the people. I remember sitting one day with the western Branch managers at a large restaurant on the Danube Canal near Vienna. They told me we were helping the people in the east, covering the losses they were making, but no one wanted to move there. It wasn’t easy to turn

things around and lead people in the right direction, and it took a long time. But we made it.

Aside from the company – what else do you identify with? How would you describe yourself? As an Austrian? A Vorarlberger? Waldviertler? A European?

Here in Vorarlberg, we obviously live in a wonderful environment. If I can, I swim in Lake Constance every day. We can go skiing etc.; the quality of life is certainly excellent. On the other hand, Vienna is great, too, with all its culture, as are other places. So if I had to choose, I would say I am primarily an ardent European.

43 42 Interview Interview
Frank Haas is Director of Brand Strategy and Communication at Gebrüder Weiss – and, as editor-in-chief, responsible for ATLAS.

eher zufällig von den Entwicklungen dieser Zeit mitbekommen. Meine eigentliche Aufgabe lag nach dem Tod von Ferdinand Weiss in Bregenz und die Orientierung war klar. Dort konnten wir gemeinsam mit anderen Menschen etwas formen. Und wir haben uns gesagt, meine Frau und ich, dass wir da durchmüssen und dass wir das schaffen. Die Aufgabe hat uns den Rücken gestärkt, kann man sagen. Denn die Verantwortung war natürlich beträchtlich.

abgenommen hat, das war nie gespielt, es war immer echt.

führen, war nicht ganz einfach und hat längere Zeit gedauert. Aber wir haben es geschafft.

Im WeissBuch steht über Ihre Hochzeit mit Heidi Senger-Weiss ein erstaunlicher Satz: Es gab keinen Polterabend, aber am Vorabend der Hochzeit eine kleine Feier mit dem obersten Management von Gebrüder Weiss, weil der Bräutigam damals das Private mit dem Geschäftlichen verbinden wollte. Die meisten Menschen wollen das Private vom Geschäftlichen trennen, Sie wollten genau das Gegenteil. Was wollten Sie erreichen?

Ich wollte die GW-Familie gründen. Die hat mir schon damals viel bedeutet. Für mich war es außerdem ein Zeichen von Respekt, die Menschen, die mit einem arbeiten, an so einem wichtigen persönlichen Schritt teilhaben zu lassen. Nicht strikt zwischen privater und beruflicher Familie zu trennen, ist sicher ein Kennzeichen der besonderen DNA von Gebrüder Weiss. Und die Identifizierung mit dem Unternehmen war mir immer sehr, sehr wichtig. Ich denke, dass man uns das auch

Haben sich im Rahmen der Expansion auch Schwierigkeiten ergeben, was die Aufnahme neuer Mitglieder in die Unternehmensfamilie angeht? Haben Sie eher auf lokale Manager gesetzt und damit Probleme mit dem Kulturtransfer riskiert oder haben Sie mit der Marke die Manager dazu gleich mit exportiert? Wenn Sie mich das heute fragen, muss ich sagen, dass wir damals auch Fehler gemacht haben, wenn wir in die mittel- und osteuropäischen Märkte hineingegangen sind, zumindest menschlich, in Bezug auf Personaleinsatz. Wir hätten nicht irgendwelche Personen, die aus irgendwelchen Gründen mit den Ländern jeweils eine Verbindung hatten –, die also die Landessprache konnten oder dieselbe Nationalität hatten – nehmen sollen, sondern unsere allerbesten Leute von hier. Ich weiß nicht, ob das dann immer gelungen wäre, aber zum Teil waren das damals gar keine richtigen Manager, die mit Controlling, mit Führung und so weiter gearbeitet haben. Das waren sogar einzelne crooks oder Leute, die sich in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Das haben wir nicht sofort gesehen, irgendwann dann aber doch. Und wir waren nicht die Einzigen, die solche Erfahrungen gemacht haben. Die westeuropäischen Firmen, die das abstreiten, die sagen nicht die ganze Wahrheit. Alle hatten damals dieses Problem, weil sie die Menschen noch nicht richtig kannten. Ich erinnere mich, dass ich bei Wien am DonauKanal einmal in einer großen Wirtschaft gesessen habe, zusammen mit den westlichen Niederlassungsleitern. Die haben gesagt, wir helfen denen im Osten, wir zahlen die Verluste, die die da drüben machen, hineingehen wollte aber keiner. Und die Trendwende, die Menschen dann in die richtige Richtung zu

Vom Unternehmen einmal abgesehen – womit identifizieren Sie sich noch? Wie würden Sie sich beschreiben? Als Österreicher? Vorarlberger? Waldviertler? Europäer?

Wir wohnen hier in Vorarlberg natürlich in einer ganz wunderbaren Umgebung. Wenn möglich, gehe ich jeden Tag schwimmen im Bodensee, wir können Skifahren und so weiter, die Lebensqualität ist sicher sehr gut. Aber auf der anderen Seite ist Wien mit all der Kultur auch toll und andere Gegenden auch. Wenn ich mich also festlegen muss, dann bin ich in erster Linie ein glühender Europäer.

Frank Haas ist Leiter für Markenstrategie und Kommunikation bei Gebrüder Weiss –und als Chefredakteur verantwortlich für den ATLAS

45 Interview
„Ich wollte die GW-Familie gründen. Die hat mir schon damals viel bedeutet.“

Ich denke, dass ich es besser habe als meine Eltern früher. Ursprünglich kommen wir aus Bulgarien, leben aber schon lange in Istanbul und ich spreche auch sehr gut Türkisch – und ein bisschen Englisch. Istanbul ist eine wunderschöne Stadt mit einer reichen Geschichte. Sehr gerne würde ich aber auch einmal die ganzen Balkanländer bereisen und die historischen Stätten dort besuchen. Es ist ein bisschen wie in einem türkischen Sprichwort, das ich gerne mag: Üzüm üzüme baka baka kararır – die Traube wird dunkler, wenn man eine andere Traube anschaut.

I think I am getting a better deal out of life than my parents did. We were originally from Bulgaria, but have been living in Istanbul for a long time now. I speak Turkish very well –and a little bit of English. Istanbul is a beautiful city with a rich past. Still, I would also like to visit all the Balkan countries and see the historical sites there. It’s a bit like a Turkish proverb that has always appealed to me: “Üzüm üzüme baka baka kararır: The grape grows darker when you see another grape.”

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Elif, Land Transport Officer, Istanbul, Turkey Elif, Mitarbeiterin in der Exportabteilung Landverkehr, Istanbul, Türkei

As a kid, I used to watch from the window whenever the garbage collectors came. I wanted to someday be the man who stood on the truck and dumped the trash in the back. When I got older, I used to dream of being in a recycling center where I could work with metal, paper and plastic. Recycling and environmental awareness are still among the most important motivations in my life today, and I would love to own a scrapyard. As it is, I work as a Sales Manager here in Dunaharaszti.

Originally, I come from Salgótarján. This beautiful little town was once dominated by mining. However, with the end of the coal industry, the local economy collapsed. The factories shut down, and the closure of the well-known business college proved the final straw. Since I wanted to continue my studies, I had to leave my beloved hometown. In 2011 I was admitted to a university in Budapest where I have been living ever since. The opportunities afforded by the capital are of course much broader, and the university and highly qualified environment are an inspiration. But life has also changed a lot since my childhood. I’m thinking in particular of traveling, which allows me insights into foreign cultures that were denied to my parents. Back in their day, trips abroad were almost out of the question. And if you did manage one, you had to start planning years in advance.

Als Kind habe ich immer am Fenster gesessen, wenn die Müllabfuhr kam. Ich wollte derjenige sein, der hinten auf dem Lastwagen steht und den Müll in den Wagen kippt. Später träumte ich von einer Recyclinganlage, in der ich mit Metall, Papier oder Plastik arbeiten würde. Recycling und Umweltbewusstsein sind auch heute noch eine der wichtigsten Triebfedern in meinem Leben und ich würde immer noch sehr gerne Besitzer eines Schrottplatzes sein. Tatsächlich arbeite ich heute aber als Verkaufsleiter im Vertriebsteam hier in Dunaharaszti.

Ursprünglich komme ich aus dem schönen Salgótarján. Diese kleine Stadt war einst eine Bergbaustadt. Mit dem Ende der Kohlegruben ist die Industrie dort aber vollständig zusammengebrochen, die Fabriken machten zu und die Schließung der bekannten Wirtschaftsuniversität war der letzte Schlag für die Stadt. Da ich mich für technische Dinge interessierte und mein Studium fortsetzen wollte, musste ich meine geliebte Stadt also verlassen. 2011 wurde ich dann an einer Universität in Budapest zugelassen und seitdem lebe ich hier. Die Möglichkeiten, die die Hauptstadt bietet, sind natürlich viel größer, die Universität und das hochqualifizierte Umfeld inspirieren mich. Aber auch sonst hat sich das Leben seit meiner Kindheit sehr verändert. Ich denke da besonders an das Reisen, das mir einen Einblick in die Kulturen der Welt gibt, der meinen Eltern noch verborgen geblieben ist. Zu deren Zeit war eine Reise ins Ausland fast unerreichbar, und falls man es doch einmal geschafft hat, musste man das zuvor jahrelang planen.

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Tamás, Senior Sales Manager, Dunaharaszti, Hungary Tamás, Vertriebsleiter, Dunaharaszti, Ungarn

Ich hatte schon immer große Träume. Als Kind wollte ich Prinzessin werden, Tänzerin oder Künstlerin – auf jeden Fall aber eine elegante Frau. Als Kundendienstmitarbeiterin ist es jetzt meine Aufgabe, Probleme zu lösen, Beziehungen zu Kundinnen und Kunden zu pflegen und gut mit einem großen Team aus sehr unterschiedlichen Menschen zusammenzuarbeiten.

Wenn man nichts wagt, gewinnt man auch nichts und man wird nichts bewirken – in meiner Muttersprache Hokkien, einer Variante der chinesischen Sprache, sagt man 不做不會怎樣,做了很不一樣

Das motiviert mich, immer wieder über den Tellerrand hinauszuschauen und mich selbst zu fordern. Um meinen Horizont zu erweitern, würde ich am liebsten die ganze Welt bereisen. Überall würde ich lokale Spezialitäten probieren, Gegenden erkunden, verschiedene Kulturen erleben. So könnte ich mich erholen und zu mir selbst finden. Leben aber möchte ich nur in Taiwan! Unser Land ist sehr sicher und die Menschen hier sind so freundlich. Das Essen ist ausgezeichnet, es gibt wunderschöne Landschaften und interessante Orte. Wir haben sehr gute öffentliche Verkehrsmittel und Menschen, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Das hat unsere Lebensbedingungen sehr verbessert.

I have always been a dreamer. As a child, I wanted to be a princess, a dancer or an artist –and at the very least a woman who impressed others with her elegance. As a Customer Service Representative, it is now my job to solve problems, nurture relationships, and work well with a large, highly diverse team. If you don’t try, you’ll never succeed and never get any reward for your efforts – in my mother tongue Hokkien, a Chinese dialect, people say “不做不會怎樣,做了很不一樣 ”. This motivates me to keep pushing myself and thinking outside the box. Ideally, to broaden my horizons, I would travel the whole world. Everywhere I went, I would try the local delicacies, explore the towns and countryside, and immerse myself in the various cultures. That would enable me to recharge my batteries, and find myself. But there’s only one place I want to actually live, and that is Taiwan! Our country is very safe and the people here are incredibly friendly. The food is excellent, and there are lots of interesting places and beautiful scenery. We have a very good public transportation system and people who are committed to environmental protection. That has really improved life for us.

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Minnie, Customer Service Representative, Taipei, Taiwan Minnie, Kundendienstmitarbeiterin, Taipeh, Taiwan

South Korea has seen rapid industrial progress since the Korean War ended in 1953. So obviously my life is very different from my parents’. This year, the International Institute for Management Development in Switzerland ranked the national competitiveness of 63 countries. South Korea is in 27th place, ahead of France, Japan and Italy! And one of the most important areas of international trade is transport – where I am a Key Account Manager.

I live in Haengsin-dong, which is part of the city of Goyang and right next to Seoul. I also grew up here. But if I retire one day, I would move somewhere else. I’m not sure where, at the moment. I really liked Seattle when I visited the United States. I could imagine opening a small Korean restaurant there.

Korea hat seit dem Koreakrieg, der 1953 beendet war, eine rasante industrielle Entwicklung durchlebt und deshalb lebe ich natürlich ein ganz anderes Leben als meine Eltern. Das International Institute for Management Development in der Schweiz hat in diesem Jahr eine Rangliste der nationalen Wettbewerbsfähigkeit von 63 Ländern erstellt. Darauf befindet sich Korea auf Platz 27, noch vor Frankreich, Japan und Italien! Und einer der wichtigsten Bereiche des internationalen Handels ist das Transportwesen, in dem ich als Key Account Manager arbeite.

Ich lebe in Haengsin-dong, das zur Stadt Goyang gehört, die direkt an Seoul angrenzt. Hier bin ich auch aufgewachsen. Aber wenn ich eines Tages in Rente gehe, dann würde ich noch einmal umziehen. Mal sehen, wohin. Auf einer Reise in die USA hat mir Seattle sehr gut gefallen. Ich könnte mir vorstellen, dort ein kleines koreanisches Restaurant zu eröffnen.

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Richard Kim, Key Account Manager, Seoul, South Korea Richard Kim, Key Account-Manager, Seoul, Südkorea

1 USA

Wenn es um schwergewichtige Spezialtransporte geht, kommt bei Gebrüder Weiss die Abteilung Projects & Break Bulk zum Einsatz. Sie findet clevere Transportlösungen per Schiff, Frachtflugzeug, Tieflader oder Bahn und kombiniert die Verkehrsträger effizient. Da HeavyLift-Transporte ein weltweites Geschäft sind, haben sich auch die Teams und Aktivitäten von Gebrüder Weiss global weiterentwickelt. Zuletzt wurde in den USA ein Kompetenzzentrum Projects & Break Bulk für den heimischen Markt gegründet. Derzeit stehen dort Kunden der Öl- und Gasindustrie sowie aus der Branche erneuerbare Energien im Fokus. Ebenfalls ein Ziel: neue Synergien mit den Kollegen in Asien und Europa.

2 Deutschland

Time is money – das sagte sich auch die Sundström Safety AG, ein schwedischer Hersteller von Atemschutzgeräten, und beauftragte Gebrüder Weiss mit der Lager- und Distributionslogistik seiner Produkte in Mitteleuropa. Größere, planmäßige Sendungen in das Lager von Gebrüder Weiss (vor allem von stark nachgefragten Produkten) ersetzen nun den bisher üblichen Versand aus Schweden an Händler und Endkunden. Davon profitieren am Ende alle: Die Kunden erhalten ihre Ware nun sehr viel schneller und der Transport- und Logistikaufwand für Sundström hat sich erheblich verringert.

3 Österreich

Dass der 2021 eröffnete Gebrüder Weiss-Standort Graz durch sein besonders ressourcen- und umweltschonendes Bau- und Betriebskonzept überzeugt, wurde von fachkundiger Seite bestätigt: Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) verlieh der Niederlassung ein entsprechendes Zertifikat in Gold. Positiv bewertet wurden unter anderem der effiziente Einsatz hochwertiger Baustoffe sowie die Verarbeitung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Weitere Kriterien waren die Umnutzungsfähigkeit der Immobilie – die Anlage kann modulweise vergrößert oder verkleinert werden – sowie die Fotovoltaikanlage, die etwa die Hälfte des Energiebedarfs des gesamten Standorts produziert.

4 Togo

Im September ging die Fahrradaktion „Cycling around the World“ zu Ende, die Gebrüder Weiss für alle Radbegeisterten weltweit ins Leben gerufen hatte. Mit dem Abschluss der Aktion wurden von allen Teilnehmenden insgesamt rund 247.000 Kilometer „erradelt“, das entspricht ungefähr der sechsfachen Länge des Äquators. Außer der Fitness der Teilnehmenden diente die Aktion auch dem guten Zweck: Pro gefahrene 40 Kilometer finanziert Gebrüder Weiss in Zusammenarbeit mit dem Aktionspartner natureOffice die Pflanzung eines Baums im westafrikanischen Togo.

1 USA

When it comes to special heavyweight freight, Gebrüder Weiss calls on its Projects & Break Bulk department – which devises efficient, intelligent solutions combining transport by ship, freighter, low-loader and rail. Since heavy lift transport often has a worldwide ambit, the Gebrüder Weiss teams and operations have also evolved globally. Most recently, a Projects & Break Bulk Competence Center was opened in the United States for its domestic market. At present, the center is focusing on customers from the oil, gas and renewable energy sectors. Other objectives include the generation of new synergies with colleagues in Asia and Europe.

2 Germany

“Time is money,” and Sundström Safety AG, a Swedish manufacturer of respiratory protection devices, couldn’t agree more. As a result, it entrusted its Central European storage and distribution logistics to Gebrüder Weiss. Direct dispatches of products from Sweden to dealers and end customers are now being superseded by larger, scheduled shipments to a Gebrüder Weiss warehouse. That applies particularly to products that are in high demand. It’s a win-win situation all around: customers now receive their goods much faster and the transport and logistics outlay for Sundström has declined sharply.

3 Austria

The Gebrüder Weiss site in Graz, which opened in 2021, can boast a model construction and operating concept that saves resources in environmentally friendly ways. This was confirmed by the German Sustainable Building Council (DGNB), which awarded the branch its Gold Certificate. Among other things, the organization praised the efficient use of high-quality building materials and the processing of wood from sustainable forestry. Other criteria included the adaptability of the property which, given its modular design, can be easily enlarged or downsized. The same also applies to the photovoltaic power plant, which satisfies about half of the site’s energy requirements.

4 Togo

September saw the end of the “Cycling around the World” campaign, which Gebrüder Weiss hosted for bike enthusiasts worldwide. The participating cyclists covered a total of 247,000 kilometers during the event – equivalent to six times the length of the equator. In addition to keeping the entrants fit, the campaign also served a good cause. In cooperation with its campaign partner natureOffice, Gebrüder Weiss is financing the planting of a tree in the West African country of Togo for every 40 kilometers ridden.

5 Georgien

Mehr Nachfrage, mehr Transportverbindungen: Angesichts des steigenden Warenverkehrs zwischen Europa und China setzt Gebrüder Weiss verstärkt auf den sogenannten Mittleren Korridor der Neuen Seidenstraße. Dieser führt südlich von Russland durch die Türkei, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan nach China. Die Route ist kürzer als der Nördliche Korridor und schließt an die Verbindungen an, die Gebrüder Weiss zwischen West- und Südosteuropa, der Türkei und Georgien bereits täglich bedient. Das Logistikzentrum in Tiflis gewinnt dabei als Drehkreuz für die Warenverkehre noch mehr an Bedeutung.

6 China

Der Paketdienstleister Gebrüder Weiss Express China hat sich für 2022 ambitionierte Ziele gesetzt: Bis zu 25 Millionen Pakete will man für den Onlinehandel transportieren, dreimal so viel wie im Vorjahr. Dafür wird der Zustellbereich von Zentralund Osteuropa auf die gesamte Europäische Union sowie Großbritannien, USA, Kanada, Israel, Australien und Neuseeland ausgeweitet. Mit diesem Ausbau reagiert das auf E-Commerce spezialisierte Joint Venture von Gebrüder Weiss und Global Freight Systems China Ltd (GFS) auf den wachsenden Onlinehandel.

7 Vietnam

In diesem Jahr feiert Gebrüder Weiss sein 10-jähriges Bestehen in Vietnam. Die Niederlassung in HoChi-Minh-Stadt ist zu einem wichtigen Import-/Export-Drehkreuz für Waren aus den Branchen Elektronik, Maschinenbau, Luftfahrt, Chemie und Lebensmittel geworden. Die Menge der transportierten Luft- und Seefrachtsendungen stieg allein im vergangenen Jahr um 30 Prozent. Und auch im Bereich Logistiklösungen läuft es: GW Vietnam steuert unter anderem die Ersatzteillogistik von europäischen Maschinenbauunternehmen und bewirtschaftet für einen internationalen Möbelhersteller ein Logistiklager – inklusive Kommissionierung, Verpacken, Etikettieren und Zollabwicklung.

8 Singapur

Arzneimittel und Impfstoffe müssen beim Transport besonders sorgfältig behandelt werden. Das schreibt die sogenannte Good Distribution Practice (GDP) vor – eine Leitlinie, die für Pharmaproduzenten und ihre Dienstleister verbindlich gilt. Gebrüder Weiss Singapur hat jetzt ein entsprechendes GDP-Zertifikat erhalten, nachdem alle Transportprozesse im Geschäftsbereich Air & Sea entsprechend angepasst wurden. Außer in Singapur führt Gebrüder Weiss auch in China, der USA, Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Türkei Pharmatransporte für namhafte Arzneimittelhersteller durch.

5 Georgia

Higher demand, additional transport links: given the increased movement of goods between Europe and China, Gebrüder Weiss is continuously plying the so-called Middle Corridor of the New Silk Road. This runs south of Russia to China – through Turkey, Georgia, Azerbaijan and Kazakhstan. The route is shorter than the Northern Corridor and connects with the locations that Gebrüder Weiss already serves daily between Western and Southeastern Europe, Turkey and Georgia. The logistics center in Tbilisi is growing in importance as a hub for goods transport.

6 China

The parcel service provider Gebrüder Weiss Express China has set itself ambitious goals for 2022, aiming to transport up to 25 million parcels for online retailers, three times as many as in the previous year. To this end, its delivery zone will be expanded from Central and Eastern Europe to include the entire European Union – as well as Great Britain, the United States, Canada, Israel, Australia and New Zealand. With expansion, the joint venture between Gebrüder Weiss and the e-commerce specialist Global Freight Systems China Ltd (GFS) is catering to rising internet sales.

7 Vietnam

This year, Gebrüder Weiss is celebrating its tenth anniversary in Vietnam. The branch in Ho Chi Minh City has evolved into a key import and export hub for goods from the electronics, mechanical engineering, aviation, chemical and food industries. Volumes of air and sea freight shipments grew by 30 percent last year alone, and logistics solutions are likewise proving a success.

Among other things, Gebrüder Weiss Vietnam coordinates the spare parts logistics for European mechanical engineering companies and manages a logistics warehouse for an international furniture manufacturer – including the picking, packaging, labelling and customs clearance of its products.

8 Singapur

Medicines and vaccines must be handled with great care during transport operations. This is stipulated by the Good Distribution Practice (GDP) – a set of guidelines that are binding upon pharmaceutical manufacturers and their service providers. Following upgrades to all of its transport processes in the Air & Sea division, Gebrüder Weiss Singapore has now been awarded the corresponding GDP certificate. In addition to serving companies in Singapore, Gebrüder Weiss also transports pharmaceuticals for well-known producers in China, the United States, Germany, Austria, Switzerland and Turkey.

54 Die Welt in Orange Orange network 55 1 2 3 4 5 6 7 8

Ich wohne in Hostivice, einer kleinen Stadt am Rande von Prag, 5 Kilometer vom Gebrüder Weiss-Terminal in Jeneč entfernt. Ich bin in Prag aufgewachsen und heute Teamleiter im internationalen Landverkehr bei Gebrüder Weiss. Meine 3-jährige Tochter denkt, dass wir den ganzen Tag mit Lastwagen spielen, wie Kinder mit Spielzeugautos. Irgendwie stimmt das ja auch, wir schieben sie hin und her. Manchmal würde ich mich auch gern auf große Reise begeben – genau wie unsere Fracht! Es gibt viele Ziele auf meiner Wunschliste, zum Beispiel Skandinavien, Nordamerika, Südostasien. Ich liebe es, die Stimmungen in anderen Gegenden aufzusaugen und die Unterschiede in der Welt zu sehen. Im Moment sind meine Reiseambitionen noch aufgeschoben, da meine beiden Kinder noch zu klein sind. Aber sobald sie etwas älter sind, werden wir gemeinsam die Welt erkunden.

I live in Hostivice, a small town on the outskirts of Prague, five kilometers from the Gebrüder Weiss terminal in Jeneč. I grew up in Prague and am now a Team Leader in the international land transport department at Gebrüder Weiss. My three-year-old daughter thinks we play with trucks all day, like kids do with toy cars. In some ways that’s true. We move them back and forth, to and fro. But sometimes I hanker for long journeys too – just like our freight! There are lots of destinations on my bucket list, for example Scandinavia, North America, Southeast Asia. I love absorbing the atmosphere in other places and discovering how different things can be around the world. Right now, these aspirations are on hold because my two children are still too young. But once they get a little older, we’ll be exploring the big wide world together.

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Jakub, International Land Transport Team Leader, Jeneč, Czech Republic Jakub, Teamleiter Internationaler Landverkehr, Jeneč, Tschechien

I’m originally from Pakistan. When my siblings and I were little, we and our mother joined our father in Germany. By then, he had already been here for a long time and was working. My parents sacrificed their educations to make the money needed to feed a family. Members of my generation, on the other hand, sacrifice their youth – by going to school, getting an education and learning a trade. We may not get paid much – or indeed anything – for some years. But sometime down the road we will have better jobs and earn a bit more. In other words, we are investing in our futures. And eventually we can pass on our knowledge to our own children. You can see how inflation is making everything more expensive now. Given that, I think that education is doubly important. When I drive to work, I pass the house where my parents and I used to live, and lots of memories come flooding back. For example, every day I get a glimpse of the playground where I spent my childhood, which is really great. We have laid down roots here but, one day, I would like to return to Pakistan. I often worry about things: when my mother takes a bus, for instance, I always fear that she might not find her way home again. Her German isn’t very good. This problem doesn’t exist in Pakistan because we have family there and know lots more people. I often miss that.

Ursprünglich komme ich aus Pakistan. Als meine Geschwister und ich noch klein waren, sind wir mit unserer Mutter unserem Vater nach Deutschland gefolgt. Er war zu dieser Zeit schon länger hier und hat gearbeitet. Meine Eltern haben ihre Bildung geopfert, um früh Geld zu verdienen und eine Familie zu ernähren. Meine Generation opfert dagegen die Jugend, um in die Schule zu gehen, um zu lernen und eine Ausbildung zu machen. So lange verdienen wir nichts oder wenig, haben dann aber später die besseren Berufe und verdienen ein bisschen mehr. Wir tun also mehr für unsere Zukunft. Und wir können unseren eigenen Kindern irgendwann unser Wissen weitergeben. Wenn man jetzt so sieht, wie die Inflation alles verteuert, dann würde ich schon sagen: Bildung ist essenziell. Wenn ich zur Arbeit fahre, sehe ich das Haus, in dem meine Eltern und ich früher gewohnt haben. Da kommen Erinnerungen hoch, zum Beispiel sehe ich jeden Tag den Spielplatz, auf dem ich meine Kindheit verbracht habe, das ist total schön. Hier haben wir Fuß gefasst. Trotzdem würde ich eines Tages gerne wieder zurück nach Pakistan. Ich mache mir oft Sorgen: Wenn meine Mutter mit dem Bus fährt, dann habe ich zum Beispiel immer Angst, ob sie wieder nach Hause findet, weil sie nicht so gut Deutsch kann. In Pakistan gibt es dieses Problem nicht und wir haben dort Familie und einfach mehr Leute, die wir kennen. Das fehlt mir oft.

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Shamoil, Office Management Trainee, Esslingen, Germany Shamoil, Auszubildender für Büromanagement, Esslingen, Deutschland

Ich bin in Christchurch aufgewachsen und habe seitdem in verschiedenen Städten gelebt. Jetzt wohne ich in Mount Eden, einem trendigen, lebendigen Teil von Auckland und arbeite als Betriebsleiterin für Gebrüder Weiss. Auckland ist ein multikulturelles Zentrum für Essen, Musik, Kunst und Kultur, mit vielen schönen Stränden und Wanderwegen in der Nähe. Da ist wirklich für jeden etwas dabei. Ein Wermutstropfen: Unbezahlbarer Wohnraum und rekordverdächtig hohe Lebenshaltungskosten machen uns auch hier das Leben schwer. Dazu fällt mir ein Sprichwort in der Sprache der Māori ein: „Kia kaha, Kia māia, Kia manawanui!“ Sei stark, sei tapfer, sei unerschütterlich.

Ella, Betriebsleiterin, Auckland, Neuseeland

I grew up in Christchurch and have lived in different cities ever since. Now I live in Mount Eden, a trendy, vibrant part of Auckland. I work as an Operations Manager for Gebrüder Weiss. Auckland is a multicultural hub for food, music, art and culture, with many beautiful beaches and hiking trails nearby. There really is something for everyone. The downside: unaffordable housing and a record high cost of living make life difficult for us hereas well.

A proverb in the Māori language comes to mind: “Kia kaha, Kia māia, Kia manawanui!” Be strong, be brave, be steadfast.

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Ella, Operations Manager, Auckland, New Zealand

My childhood dream was to be Superman. Then I set my heart on becoming a soccer star. Unfortunately, it turned out that I had crooked legs, which made me ill-suited for a career in professional sports. But that did equip me to spot crooked tourists! So I became a Customs Agent and now work in a customs office for Gebrüder Weiss. I explained it to my daughter like this: I make sure that the toys and candy arrive at the shops. That made her very proud of me.

I live in Sarajevo, which is the capital of our country. East meets West here. You can sit in traditional oriental squares and at the same time study modern Western architecture. The city is encircled by beautiful mountains that hosted the world’s best athletes during the 1984 Winter Olympics, and a film festival takes place here every summer. Sarajevo is not only a city of sports, movies and culture. It can also boast a long history, good food and even better people. For that reason alone, I am very happy to live here. For me, it’s a big advantage to live in the place where you spent your childhood, surrounded by your family and the people you grew up with.

Als Kind wollte ich Superman sein, später war eine Fußballerkarriere mein Plan B. Leider stellte sich aber heraus, dass ich von den wichtigsten Eigenschaften eines Fußballers nur die krummen Beine habe. Ich bin also Zollagent geworden und arbeite in einer Zollbehörde für Gebrüder Weiss. Meiner Tochter habe ich es so erklärt: Ich sorge dafür, dass Spielzeuge und Süßigkeiten in die Geschäfte gelangen. Da war sie ganz stolz.

Ich lebe in Sarajevo, das ist die Hauptstadt unseres Landes. Hier treffen sich Ost und West, man kann auf alten orientalischen Plätzen sitzen und gleichzeitig moderne westliche Architektur sehen. Die Stadt ist von wunderschönen Bergen umringt, die während der Olympischen Spiele 1984 die besten Athleten der Welt beherbergten, und jeden Sommer findet hier ein Filmfestival statt. Sarajevo ist aber nicht nur eine Stadt des Sports, der Geschichte und des Films, sondern auch eine Stadt der Kultur, des guten Essens und der noch besseren Menschen. Ich kann sagen, dass ich allein deswegen schon glücklich bin, hier zu leben. Für mich ist es ein Vorteil, an dem Ort zu leben, an dem ich meine Kindheit verbracht habe, inmitten von den Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin, und umgeben von meiner Familie.

Aldin, Zollagent, Sarajevo, Bosnien und Herzegowina

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Aldin, Customs Agent, Sarajevo, Bosnia and Herzegovina

Kurz auf ein Plättchen spucken, das Ganze in ein Röhrchen stecken, fest zuschrauben und ab in die Post! Dieses einfache Vorgehen verspricht Aufschluss über die Frage, die Menschen seit jeher umtreibt: Wo komme ich eigentlich her?

Ein paar Wochen nach Absenden der Speichelprobe kommt der Brief oder die E-Mail mit einem Link: Auf einer Landkarte sind Regionen markiert und mit Prozenten versehen. 50 Prozent deutsch steht da zum Beispiel, 20 Prozent schwedisch, 20 Prozent dänisch und 10 Prozent griechisch – es ist die Auswertung des eigenen Tests. Anhand der Gene ermitteln verschiedene Anbieter, aus welchen Weltregionen die Vorfahren der getesteten Person stammen –ihren „Abstammungsmix“. Zwar sind alle Menschen zu 99,5 Prozent genetisch gleich, doch mit den übrigen 0,5 Prozent lässt sich ein gutes Geschäft machen. „Lassen Sie sich verblüffen – Entdecken Sie Ihre ethnische Herkunft und finden Sie mit unserem einfachen DNA-Test neue Verwandte“, wirbt etwa MyHeritage , eine Plattform mit (nach eigenen Angaben) über 6 Millionen DNADatensätzen. Die Menge lässt ahnen, dass Ahnenforschung per Gentest ein zunehmend gutes Geschäft ist –eine Analyse per DNA-Test-Kit kostet je nach Anbieter 70 bis 100 Euro. Dies sind einige der bekanntesten Unternehmen:

Ancestry begann im Umfeld der Mormonen als Ahnenforschungsdatenbank, die etwa Geburts- und Sterberegister und Auswanderungslisten auswertete. Das Angebot, mittels Gentest die Familiengeschichte zu erforschen, kam später hinzu. AncestryDNA bietet eine

Herkunftsaufschlüsselung nach 1.800 Regionen. Unternehmensangaben nach mit 18 Millionen Kunden der weltweit größte Anbieter von DNA-Ahnenforschung.

Der israelische Anbieter MyHeritage startete ebenfalls als Ahnenforschungsportal, auf dem Kunden Stammbäume erstellen können, und bietet seit 2016 DNA-Tests an. Aufschlüsselung erfolgt nach über 2.000 Regionen. 2016 gab es ein großes Datenleck, bei dem die E-Mail-Adressen und Passwortdaten aller Nutzer auf fremden Servern gefunden wurden.

23andMe wurde 2006 unter anderem mit Google-Kapital als Biotech-Unternehmen gegründet. Die Aufschlüsselung erfolgt nach über 2.000 Regionen, in den USA werden auch Analysen zu Krankheitsrisiken und Wunschkindern angeboten.

GEDmatch ist eine Analyseplattform für genealogische Zwecke. Das US-Unternehmen bietet selbst keine DNA-Tests an. In der Datenbank stehen aber bereits 1,45 Millionen DNA-Profile.

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Wer bin ich und wenn ja, wie viel Prozent?
„Die Menschen sind zu allen Zeiten der Geschichte und fast überall auf der Welt mobil gewesen.“

Genetische Kaffeesatzleserei?

Wie aber kommen die Prozentzahlen des Abstammungsmixes zustande?

Das Unternehmen Ancestry beispielsweise gibt an, es habe in seiner Datenbank über 60.000 DNAProben von Menschen, deren Familien bereits sehr lange in der aktuellen Region verwurzelt seien und über gut dokumentierte Stammbäume verfügten. Sie werden sozusagen als Maßstab herangezogen. Je größer die Datenbank, desto engermaschig wird die regionale Eingrenzung. Die Aussagekraft dieser Methode hat allerdings Grenzen. Denn die Menschen sind zu allen Zeiten der Geschichte und fast überall auf der Welt mobil gewesen –zumindest ein Teil von ihnen. Obwohl die Ahnenforschungsportale also vor allem diejenigen als Maßstab nehmen, die lokal gelebt haben, sind Ungenauigkeiten durch eben diese mobilen Gene nicht zu vermeiden.

Reihe von Matches angezeigt, also Treffer, die eine besonders hohe Übereinstimmung aufweisen und wahrscheinlich Verwandte sind. Wer diese Treffer nun persönlich anschreibt und vielleicht ein Foto von sich selbst  oder der vermissten Person mitschickt, hat dann eine gewisse Chance, an jemanden zu geraten, der sie kennt.

Big Brother Award

einmal Prozentzahlen serviert.

Who am I … in percentages?

Vermisste Verwandte finden Ein Versprechen, mit dem die Gentest-Anbieter Kundinnen und Kunden locken: Mithilfe der Datenbank ließen sich vermisste Verwandte und unbekannte Väter ausfindig machen. Zwar wäre es schon ein größerer Zufall, wenn der unbekannte Vater ebenfalls einen solchen Gentest gemacht und die Informationen in eine der Ahnenforschungsplattformen hochgeladen hätte, doch der Treffer muss nicht unmittelbar sein. So bekommen Nutzerinnen und Nutzer auf den Plattformen eine

Die Kehrseite: Das Verfahren funktioniert auch umgekehrt. Männer, die Zweifel an ihrer Vaterschaft haben, können ohne Einverständnis der Mutter DNA-Proben ihrer Kinder einschicken und mit den eigenen vergleichen. Damit verstoßen sie allerdings in einigen Ländern gegen geltendes Recht – heimliche Vaterschaftstests sind etwa in Deutschland oder in der Schweiz verboten. Die meisten Anbieter von DNA-Kits haben aber ihren Sitz in den USA und klären die Nutzer nicht oder nicht ausreichend auf. Wegen dieser und anderer Datenschutzvergehen hat eine Jury aus dem Verein Digitalcourage, dem Chaos Computer Club, dem Institut für Datenschutz, der Deutschen Vereinigung für Datenschutz und der Internationalen Liga für Menschenrechte dem Unternehmen Ancestry 2019 den Big Brother Award verliehen. Begründung: „Anbieter wie Ancestry missbrauchen das Interesse an Familienforschung, um einen Genom-Schatz für die kommerzielle Forschung anzuhäufen – das ist ihr eigentliches Geschäftsmodell.“

Ancestry verkaufe die Gen-Daten an die kommerzielle Pharmaforschung, ermögliche verdeckte Vaterschaftstests und schaffe die Datengrundlage für polizeiliche genetische Rasterungen.

Prognose und Prävention Aus der DNA lässt sich das Risiko herauslesen, an Krankheiten wie Krebs oder Parkinson zu erkranken. Auch hier bekommt der Nutzer erst

Der erste prominente Kunde des DNA-Test-Unternehmens 23andMe war der Google-Gründer Sergey Brin. 2008 veröffentlichte er in seinem Blog ein Testergebnis, demzufolge er ein um 30 bis 70 Prozent erhöhtes Risiko besaß, an Parkinson zu erkranken. Da er gleichzeitig wusste, dass Männer das Parkinsonrisiko um 60 Prozent senken können, indem sie Sport treiben, begann er mit dem Turmspringen. Dass Brin sein Testergebnis damals öffentlich machte, war nicht zuletzt als Starthilfe für 23andMe gedacht –seine damalige Frau Anne Wojcicki hatte die Firma zwei Jahre zuvor gegründet.

In Deutschland dürfen private Anbieter von DNA-Tests keine medizinischen Informationen übermitteln. Das Gendiagnostikgesetz schreibt vor, dass dies Ärztinnen und Ärzten vorbehalten ist – und dass sie den Patienten die Ergebnisse, die zu großer Verunsicherung führen können, erläutern müssen. Abgesehen davon sind die Tests der privaten Anbieter in der Regel deutlich ungenauer als medizinisch durchgeführte Tests.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ich im Laufe meines Lebens an einer bestimmten Krankheit leiden werde, ist auch für potenzielle Arbeitgeber und Krankenversicherungen interessant. Werden künftig nur Menschen mit geringem Krankheitsrisiko in die Kasse aufgenommen? Zahlen Versicherte mit hohem Risiko mehr? Stellen KI-Analysen Prognosen auf, aus denen ein Arbeit-

Spit a little saliva onto the glass laboratory slide, insert it into the tube, screw the lid tight, and drop it in the mailbox. This simple procedure promises the clues to a question everyone asks at one point or another in life: “Where do I really come from?”

A few weeks later, a letter or e-mail will arrive with a link. It displays a map with certain regions highlighted and labelled with percentages. For instance: “50 percent German, 20 percent Swedish, 20 percent Danish and ten percent Greek.” – it is the evaluation of the test. Based on the genes this reveals, the various services can identify the regions of the world from which the person hails, i.e. his or her “ethnic mix.” That said, humans are all 99.5 percent genetically identical. But with the remaining 0.5 percent, it’s not hard to turn a pretty profit. “Amaze yourself. Uncover your ethnic origins and find new relatives with our simple DNA test,” urges the MyHeritage site, a platform with (a professed) DNA depository of six million datasets. This sheer volume indicates that ancestral research using DNA analysis is a thriving business. Depending on the company, a DNA test kit costs between 70 and 100 euros. Here are some of the biggest players in the branch: Ancestry began within the wider Mormon community as a genealogical database that analyzed documents such as birth and death certificates, and emigration records. Only later did it add the option of using genetic testing to trace a family’s history. AncestryDNA offers a breakdown of a person’s origins across 1,800 regions. Based on the company’s own advertising, its 18 million customers make it the world’s largest provider of DNA-based ethnic tracing.

The Israeli company MyHeritage also started as a genealogical portal on which customers could build their own family trees. It has been offering DNA testing since 2016 – covering more than 2,000 regions. A major data leak occurred in 2016, during which the e-mail addresses and passwords of all the users were found on unauthorized servers.

23andMe was established in 2006 as a biotech company that was part-funded with Google capital. The ethnicity breakdown covers more than 2,000 regions, and in the United States the company also offers health-risk and child-planning assessments.

GEDmatch is an analysis platform for ancestral research. The American company does not offer DNA testing. That said, its database already contains some 1.45 million DNA profiles.

“People have always been mobile: in every historical period, across the planet.”

Genetic fortune telling?

But how are these percentages, these ethnic mixes, ultimately calculated? Ancestry, for instance, states that its database holds more than 60,000 DNA samples of people whose families have long lived in the same region and can produce well-documented family trees to prove it. These, then, effectively form the yardstick by which everything else is measured. The bigger the database, the more precisely the region can be defined. However, this approach has its drawbacks. After all, people – or at least some people – have always been mobile: in every historical period, across the planet. So while the portals use people who have lived locally as their benchmark, human mobility detracts from the validity of their conclusions.

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„Mithilfe der Datenbank ließen sich vermisste Verwandte und unbekannte Väter ausfindig machen.“
„Zahlen Krankenversicherte mit hohem Risiko mehr?“

Locating lost relatives

DNA testers like to lure customers with the claim that their databases will help find long-lost relatives and identify unknown fathers. This is, of course, something of a long shot. After all, it would entail the missing father taking a DNA himself and uploading the results to an ancestry portal. But the match does not have to be perfect. Users are shown an array of possible candidates, all of whose records bear considerable similarity to them. In other words, there is a reasonable likelihood that they are in some way related. So if the users write to them personally, enclosing a photograph of themselves or the missing person, they may well find a contact who knows that person’s whereabouts.

BigBrotherAwards

There is, however, a flipside: it works both ways. Men who have doubts as to their paternity can submit samples of their children’s DNA without the mother’s consent and compare them with their own. In some countries, this is illegal – clandestine paternity tests are prohibited in Germany and Switzerland, for example. But most of the companies offering DNA kits are based in the United States and do not explain the legal restrictions to their users adequately. Due to this risk and other privacy catastrophies, a jury convened by the German organizations Digitalcourage, Chaos Computer Club, Institute for Data Protection, German Association for Data Protection, and the International League for Human Rights singled out Ancestry for the ominously-named BigBrotherAwards in 2019. Their justification: “Providers such as Ancestry abuse the interest in genealogy to pile up a treasure trove of genome data for commercial research, because that is their actual business model.” Ancestry sells the genetic data for pharmaceutical research, facilitates illegal paternity tests, and provides the data needed for dragnet investigations by law enforcement agencies.

Prognosis and prevention

DNA can reveal a person’s risk of contracting diseases like cancer or Parkinson’s disease. Here, too, users are initially shown percentages.

The first well-known customer of the DNA testing company 23andMe was Google founder Sergey Brin. In 2008 he published a test result on his blog that indicated he had 30 to 70 percent higher risk of developing Parkinson’s disease. And because he knew that men could reduce that very risk by 60 percent through exercise, he began to high-dive. Brin’s decision to release his test result was partly designed to boost the DNA startup 23andMe – which Anne Wojcicki, his wife at that time, had launched two years earlier.

In Germany, private providers of DNA tests are not permitted to share medical information.

The German Gene Diagnostics Act provides that only physicians have this right, and requires that they explain any findings likely to cause significant uncertainty. Independent of this, the tests offered by private companies are generally far less accurate than those conducted by medical services.

“Will insureds with a higher risk have to pay more?”

The likelihood of me suffering from a certain disease during the course of my life is also of interest to potential employers and health insurance companies. In the future, will the latter only insure people with a low risk of illness? Will those with a higher risk have to pay more?

Will AI analyses project levels of sick leave –for consumption by would-be employers? The Austrian Gene Technology Act contains provisos designed to preclude this type of abuse; employers and insurers are prohibited from “recording results of genetic analyses of their employees and job applicants, as well as potential and existing policyholders.”

Pharmaceutical companies

The data accumulated by hobby genealogists is also of interest to the pharmaceutical industry. Whether it’s cancer, Parkinson’s disease or another ailment: the more information is available, the better the prospects are for developing medical remedies. In fact, the databases of the DNA-testing companies represent a valuable source of raw material. One example: the above-mentioned 23andMe sold its data trove to the pharmaceutical group GlaxoSmithKline in 2019 for an initial 300 million dollars. The hitch: the users whose DNA had been sold were

not even informed, much less did they receive financial remuneration. Customers of Ancestry , for instance, sign pledges that they will not sell their own genetic data to any other provider. If a person pays 100 euros for DNA analysis, he or she might assume they have purchased a product. In reality, however, that person is the product. And the private DNA testers are cashing in on that product twice over.

Knowledge after the fact – who is the culprit?

On April 24, 2018, police apprehended a notorious psychopath named Joseph James DeAngelo in Sacramento. Between 1974 and 1986, the “Golden State Killer” committed 13 murders, 51 rapes and 120 armed robberies across California. Investigators picked up his trail after they had uploaded DNA evidence obtained at the crime scenes to the genealogical portal GEDmatch . In its database they found a series of relatives – third cousins – and built 25 family trees around these. Applying age and residency filters, they narrowed the field until only a single prime suspect remained. In order to convict him, investigators had to prove that his DNA matched that found at the crime scene. They tailed the suspect and gleaned the DNA samples they needed from his car door handle and trash can. The serial killer had been found.

In the E.U. and Switzerland, privacy restrictions bar the police from tapping genealogical platforms for their investigations. In the United States, the practice is also controversial, and limited to capital crimes and sexual offenses. However, the list of murder and rape cases solved this way gets longer by the year. Even if the DNA analysis portals claim that their data sets are anonymized when sold, AI makes it relatively easy to attribute them to a specific person subsequently. The genome is the most personal information we human beings possess. The moment it has been digitalized and placed online, it is like all the other information on the Internet: once the toothpaste is out of the tube, it’s nearly impossible to squeeze it back in.

Martin Kaluza lives and works in Berlin. As a journalist, he regularly covers issues related to digitalization and AI.

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“They claim that their databases will help find long-lost relatives and identify unknown fathers.”

geber die wahrscheinliche Zahl der Krankheitstage ersehen kann?

Das österreichische Gentechnikgesetz etwa baut solchem Missbrauch bereits vor, indem es Arbeitgebern und Versicherern verbietet, „Ergebnisse von genetischen Analysen von ihren Arbeitnehmern, Arbeitsuchenden oder Versicherungsnehmern oder Versicherungswerbern zu erheben“.

der private DNA-Test-Anbieter verdient an ihm zweimal.

Späte Gewissheit – wer ist der Täter?

digitalisiert und im Internet, verhält es sich mit ihr wie mit allen Informationen im Netz: Ist die Zahnpasta einmal aus der Tube, bekommt man sie kaum wieder zurück.

Das Geschäft mit der Pharmaindustrie

Das Genmaterial der Hobby-Ahnenforscher ist auch für die Pharmaindustrie interessant. Ob bei Krebs, Parkinson oder anderen Erkrankungen – je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto besser die Voraussetzungen, Medikamente dagegen zu entwickeln. Und tatsächlich sind die Datenbanken der Ahnenforschungsanbieter für die Pharmaindustrie ein wertvoller Rohstoff. So hat beispielsweise das mit Google verwandte Unternehmen 23andMe im Jahr 2019 erstmals seinen Datenschatz an den Pharmakonzern GlaxoSmithKline verkauft –für 300 Millionen Dollar. Problematisch dabei: Die Nutzer, deren DNA-Daten verkauft wurden, werden über den Verkauf nicht einmal informiert – und schon gar nicht finanziell beteiligt. Kunden von Ancestry beispielsweise unterschreiben, dass sie ihre eigenen Gendaten auch nicht an andere Anbieter verkaufen dürfen. Wer 100 Euro für eine Genanalyse bezahlt, mag zwar den Eindruck haben, er oder sie hätte ein Produkt gekauft. In Wirklichkeit ist er selbst das Produkt. Und

Am 24. April 2018 verhaftete die Polizei in Sacramento den als „Golden State Killer“ bekannten Serienmörder Joseph James DeAngelo. Zwischen 1974 und 1986 hatte er in ganz Kalifornien 13 Morde begangen, 51 Vergewaltigungen und 120 Raubüberfälle. Die Ermittler kamen ihm auf die Spur, nachdem sie DNA-Spuren, die sie an den Tatorten gefunden hatten, in das Ahnenforschungsportal GEDmatch einspeisten. Sie fanden in der Datenbank eine Reihe von Verwandten – Cousins dritten Grades – und bauten um diese Personen herum 25 Stammbäume. Sie grenzten den Kreis der potenziellen Täter anhand von Alter und Aufenthaltsorten ein, bis schließlich ein Hauptverdächtiger übrig blieb. Um den Täter zu überführen, mussten die Ermittler beweisen, dass seine DNA mit der am Tatort gefundenen übereinstimmte. Sie beschatteten den Verdächtigen, fanden die benötigte DNA-Probe schließlich am Türgriff seines Autos und eine weitere in seiner Mülltonne – der Täter war gefunden.

In der EU und der Schweiz darf die Polizei Ahnenforschungsportale aus Gründen des Datenschutzes nicht für ihre Ermittlungsarbeit nutzen. Auch in den USA ist die Praxis umstritten und auf Kapitalverbrechen und Sexualdelikte begrenzt. Doch die Liste der auf diese Art gelösten Mord- und Vergewaltigungsfälle wird jedes Jahr länger. Selbst wenn die Ahnenforschungsportale versichern, die Datensätze anonymisiert zu verkaufen, ist es mit den Mitteln der KI nicht mehr schwierig, sie nachträglich einer bestimmten Person zuzuordnen. Das Genom ist die persönlichste Information, die wir Menschen haben. Ist sie einmal

Martin Kaluza lebt und arbeitet in Berlin. Als Journalist beschäftigt er sich regelmäßig mit Themen der Digitalisierung und KI.

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„Wer 100 Euro für eine Genanalyse zahlt, ist selbst das Produkt.“

Zwischen mir und meiner Heimatstadt Almaty gibt es eine besondere Verbindung – jeder Winkel der Stadt birgt wertvolle Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend. Ein kasachisches Sprichwort sagt „Отансыз адам – ормансыз бұлбұл“, das bedeutet „Ein Mensch ohne Heimat ist wie eine Nachtigall ohne Wald“. Tatsächlich glaube ich, dass das Land, in dem man geboren und aufgewachsen ist, ein sehr wichtiger Teil der eigenen Identität ist. Ich würde aber gerne auch einmal die skandinavischen Länder besuchen, die Natur dort ist einzigartig und der Klang der nordgermanischen Sprachen gibt mir ein Gefühl von Ehrfurcht. Von allen Städten auf der Welt wohne ich aber in Almaty wirklich am liebsten. Es ist nicht so, dass ich nicht auch woanders wohnen könnte, aber ich habe mich bewusst für diese Stadt entschieden.

Neben Kasachisch spreche ich auch Englisch, Deutsch und Niederländisch, meine Muttersprache ist Russisch. Denn obwohl ich ethnisch gesehen Kasache bin, wurde ich doch in eine russischsprachige Familie hineingeboren und musste Kasachisch erst noch lernen. Das war nicht einfach, denn einige Lehrer waren gegenüber Kindern, die von Haus aus kein Kasachisch konnten, sehr voreingenommen. Und noch heute bin ich unsicher, wenn ich Kasachisch spreche, obwohl ich alles gut verstehe. Aber es wird der Tag kommen, an dem ich diese Angst ablege und mich mit der Sprache noch wohler fühlen werde.

There’s a special bond between me and my hometown Almaty – every nook and cranny holds precious memories of my childhood and youth. A Kazakh proverb runs “Отансыз адам –ормансыз бұлбұл,” or “A person without a home is like a nightingale without a forest.” I really do believe that the country where you were born and raised helps to define your identity. But I would also like to visit Scandinavia. The landscape there is unique and I find the sound of North Germanic languages aweinspiring. However, of all the cities in the world, I really like living in Almaty most. It isn’t that I couldn’t survive somewhere else, but making this city my home was a conscious choice.

In addition to Kazakh, I also speak English, German and Dutch, while my mother tongue is Russian. Although I am ethnically Kazakh, I was born into a Russian-speaking family and had to learn Kazakh like any other foreign language. This wasn’t easy, because some teachers were hostile towards children who hadn’t learned it at home. And even today I feel unsure of myself when speaking Kazakh, although I can understand everything fine. But a day will come when I cast off my inhibitions and feel even more comfortable with the language.

Nurzhan, IT Systems Analyst, Almaty, Kazakhstan

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Nurzhan, IT-Systemanalyst, Almaty, Kasachstan

I’m a city girl. During my youth, I wanted to live in New York because I love musicals. But Kyoto, the former capital of Japan, is a good fit for me, too. I grew up and still live here. There are lots of reasons to visit the city. It depends on what interests you. After all, there are 17 UNESCO World Heritage Sites. And almost everyone really loves the cherry blossoms that bloom every March. And the annual Gion Festival in July is also quite unique: it dates back as far as the ninth century. Originally, it was held to celebrate the end of a plague, but today it is simply a people’s festival. One day, I personally would like to visit the Oktoberfest in Munich. Drinking beer with strangers, singing together – that’s an experience not to be missed!

Ich bin ein Stadtmensch. In meiner Jugend wollte ich in New York leben, weil ich Musicals liebe. Ich passe aber auch ganz gut zu Kyoto, der alten Hauptstadt Japans. Hier bin ich aufgewachsen und hier lebe ich noch immer. Es gibt viele Gründe für einen Besuch in dieser Stadt, je nachdem, wofür man sich interessiert, immerhin gibt es hier 17 UNESCO-Weltkulturerbestätten. Und vermutlich würde wohl wirklich jeder die Kirschblüte lieben, die im März beginnt, aber auch das jährliche Gion-Festival im Juli ist etwas ganz Besonderes: Seine Tradition reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück. Ursprünglich feierte man das Ende einer Seuche, heute ist es einfach ein Volksfest. Ich selbst würde gerne einmal zum Oktoberfest in München reisen. Mit Fremden ein Bier trinken, zusammen singen – das möchte ich wirklich einmal erleben!

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Yukiyo, Customer Service Specialist, Kyoto, Japan Yukiyo, Customer Service Specialist, Kyoto, Japan

Mein Roboter und ich

Text: Svenja Beller

Bald sollen Maschinen selbstständig Päckchen ausliefern. Bis jetzt läuft immer ein Mensch als Begleiter hinter dem Roboter her. Unsere Autorin hat sich auf eine Stelle als Roboter-Babysitterin beworben.

Mein erster Tag in der Zukunft beginnt mit einem Hollywood-Vergleich. „Das ist ja wie bei Star Wars “, sagt eine Frau mit vor Faszination weit aufgerissenen Augen, als wir ihr auf dem Gehweg im beschaulichen Hamburger Stadtteil Eimsbüttel entgegenkommen. Wir, das sind der Roboter 6D88 und ich. Er geht mir ungefähr bis zu den Knien, fährt auf sechs Rädern, weißer Rumpf, schwarze Klappe, leuchtende Lampen vorne und hinten, an der rechten Seite ein rotes Fähnchen wie das an einem Kinderfahrrad.

Mit Star Wars hat das wenig zu tun. Dabei sollte 6D88 ursprünglich tatsächlich mal ins Weltall. Als die NASA 2013 in einem offenen Wettbewerb nach Entwürfen für einen Roboter suchte, der auf dem Mars eigenständig Proben entnehmen und zur Erde zurückbringen kann, bewarb sich Ahti Heinla, ein estnischer Programmierer und Co-Gründer von Skype. Als er ausschied, beschloss er, seinen Roboter dann eben auf der Erde fahren zu lassen, und gründete mit dem Dänen Janus Friis Starship Technologies

Auf unserem Planeten ist das Ziel nun, dass Roboter wie 6D88 bald eigenständig Dinge transportieren: Sushi vom Restaurant ins Büro, Medikamente von der Apotheke zum Grippekranken, Chardonnay vom Weinhändler zum Abendessen daheim, Pakete von der Post zum Besteller. Das letzte Stück, die letzte

Meile bis zum Endkunden soll die erste werden, auf der Maschinen Menschen ablösen. Starship Technologies ist nicht das einzige Unternehmen mit diesem Vorhaben, aber das größte. Mitarbeiter in Deutschland, Estland, England und den USA arbeiten auf diese Vision hin, gemeinsam haben die Roboter weltweit schon mehr als drei Millionen Lieferungen autonom ausgetragen. Weil sie das gesetzlich noch nicht allein dürfen – Deutschland plant, autonom fahrende Fahrzeuge dieses Jahr auf den Straßen zu erlauben –, müssen Menschen sie begleiten. Menschen wie ich. Ich bin gewissermaßen ein Zwischenschritt Richtung Zukunft, ein Steigbügelhalter der Robotisierung.

In einem Newsletter hatte ich vor einigen Wochen das Jobangebot gesehen: „Babysitter für Lieferroboter gesucht“. Ein paar E-Mails

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„Schon an meinem ersten Arbeitstag zeigt sich die Revolution von ihrer gemächlichen Seite.“

und ein Skype-Gespräch später wurde ich schon eingearbeitet. Die Ansprüche an mich: Begeisterung für den Job, und ich soll jedem Wetter standhalten, dafür bekomme ich flexible Arbeitszeiten und Weingummis in Roboterform. „Wir glauben, dass unsere Roboter die lokale Lieferung revolutionieren werden“, schreibt mein neuer Arbeitgeber auf seiner Website.

Doch schon an meinem ersten Arbeitstag zeigt sich die Revolution von ihrer gemächlichen Seite. Weil der Roboter auf dem Gehweg fährt, passt er sich der menschlichen Schrittgeschwindigkeit an, maximal sechs Kilometer pro Stunde. Das macht ihn untauglich für längere Wege, er liefert deswegen nur im 500-Meter-Radius. Und da hat offenbar gerade niemand Lust auf Pizza. Die Fahrradboten kommen und gehen, wir stehen. Eine halbe Stunde vor Schichtende werden wir dann doch noch gebraucht. Auf dem Weg zur Zieladresse leuchtet 6D88 uns den Weg, höflich lässt er an der Straße die Autos passieren, wartet an der Ampel sicherheitshalber die nächste Grünphase ab, weicht entgegenkommenden Fußgängern aus. Am Ziel angekommen, bleibt er vor der Tür stehen und wartet. Er kann eine Stufe hinaufsteigen, nicht aber ganze Treppenhäuser. So muss die Bestellerin, eine müde aussehende Frau, zu ihm nach draußen kommen. Mithilfe eines Links, der ihr per SMS zugeschickt wurde, entriegelt sie die Klappe und holt ihr Essen heraus, das 6D88 mithilfe eines Thermobehälters warm gehalten hat. Unser Tagwerk: sechs Pizzabrötchen, Dip und ein Schokoladenkeks.

Tag 2

Der Roboter orientiert sich mithilfe von GPS, neun Kameras und acht Ultraschallsensoren. Vergleichbar mit der Einparkautomatik eines Autos kann er Hindernisse erkennen und sie umfahren. Ist er mit einer Situation überfordert, springen sogenannte Operators ein und übernehmen die Steuerung, bis der Roboter wieder allein klarkommt. Sie sitzen in Tallinn – der Hauptstadt von Estland und Technologie-Hauptsitz von Starship Technologies – vor Computerbildschirmen, auf denen sie sehen, was der Roboter sieht. Solange noch Menschen wie ich die Roboter begleiten, stehen die Operators mit ihnen in Kontakt. Ich chatte und telefoniere also bei jeder meiner Schichten mit jemandem, der mehr als tausend Kilometer von mir entfernt meine Füße auf seinem Bildschirm sieht. Der obere Teil des Kamerabilds wird aus Datenschutzgründen nur unscharf gezeigt.

Heute bin ich mit dem Roboter 6D83 unterwegs, und zwar für einen Essenslieferanten, in dessen Auftrag normalerweise Fahrradkuriere Essen von Restaurants an die Haustür liefern. Genau so einem begegnen wir, als wir unsere erste Lieferung von einem Sushi-Laden annehmen. Was der Roboter mache, möchte er wissen. „Dasselbe wie du“, antworte ich, es ist mir unangenehm. Er grinst ungläubig. An der Zieladresse erwarten uns bereits zwei junge Frauen mit Smartphones in den Händen. Sie filmen unsere Ankunft und kichern aufgeregt, noch ein paar Selfies mit dem Roboter, dann entschwinden sie mit ihrem Sushi in ein Bürogebäude.

Die Zeit, in der wir auf weitere Bestellungen warten, verbringen wir im Loop, so nennen wir den Straßenblock, um den wir unsere Kreise ziehen, damit wir immer ähnlich weit von allen Restaurants entfernt sind.

Tag 3

„Ich finde diese Entwicklung nicht gut“, spricht mich eine ältere Frau mit Strickmütze von der Seite an, sie deutet auf den Roboter vor mir. Arbeitsplätze gingen verloren, der Einzelhandel sterbe. „Ich werde das zum Glück nicht mehr erleben“, sagt sie. Auf solche Kritik wurde ich von meinem Arbeitgeber vorbereitet: Die Gründer von Starship Technologies sind davon überzeugt, dass die Roboter die Nachbarschaft sogar stärken werden, indem sie es auch kleinen Läden ermöglichen, ihre Waren auszuliefern, dass sie niemandem die Arbeit wegnehmen, sondern sinnvoll ergänzen. Von diesem Argument ist die Dame nicht wirklich überzeugt.

Bin ich es? Nun, dieser kleine Roboter hier vermag wegen seiner geringen Geschwindigkeit und Reichweite tatsächlich keinen Fahrradkurier zu ersetzen. Ob er die Boten nun entlastet oder ihnen Lieferungen wegnimmt, liegt ganz daran, wie viel gerade los ist. Für kleine Läden kann er ein Zugewinn sein, wenn sie vorher gar keine Lieferungen an die Haustür anbieten konnten, denn der Roboter ist günstig: Starship Technologies will eine Lieferung für einen Euro anbieten. Richtig erfolgreich sind die Roboter aber noch nicht: Versuchsfahrten mit dem Paketdienst Hermes wurden wieder eingestellt, weil die Roboter nicht „massentauglich“ gewesen seien. Außerdem sind Menschen dank verbesserter Elektrofahrräder und Navigationssoftware mittlerweile so effizient, dass es keinen Bedarf zu geben scheint, sie durch Maschinen zu ersetzen. Einzig auf Betriebsgeländen, etwa von dem

79 Roboter und wir 78
„Ist der Roboter überfordert, springen sogenannte Operators ein.“
„Richtig erfolgreich sind die Roboter noch nicht.“

Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck in Darmstadt, sind die kleinen Roboter derzeit erfolgreich im Einsatz. Dort transportieren sie Proben oder Ersatzteile hin und her, sollen aber auch da keine Menschen ersetzen, sondern sie entlasten.

Eine andere Frage ist, ob man es als Utopie oder Dystopie empfindet, wenn wir uns in Zukunft so wenig wie möglich bewegen müssen. Lieferroboter, Hoverboards, Staubsauger- und Mähroboter, selbstfahrende Koffer und Autos – wir steuern auf eine Zeit zu, in der wir unsere Körper immer weniger brauchen werden.

großen Enttäuschung relativ uninteressant, es sei denn, er riecht nach Essen.

Tag 6 Schon lange im Voraus fürchte ich mich vor diesem Tag, denn er soll mit –10 Grad der kälteste des bisherigen Winters werden und ich bin für zwei jeweils vierstündige Schichten eingeteilt. Ich trage Skiunterwäsche, Kniestrümpfe, drei Oberteile, Lammfelleinlagen in den Schuhen und eine Daunenjacke unter meiner Winterjacke. Für den Notfall habe ich Wärmepflaster dabei. Ich blicke auf den nackten Roboter herab und komme mir kläglich unterlegen vor.

Den Vormittag überstehen wir dank Sonne beide noch recht gut, als die aber am Abend verschwindet, wird es nicht nur mir, sondern auch der Technik zu kalt. Die Anzeige der Batterie springt hoch und runter, das Handy, über das ich mit dem Operator Kontakt halte, kapituliert zwischenzeitlich, von dem Gefühl in meinen Fingern fange ich besser gar nicht erst an.

volle Teller, leere Teller, leere Blicke. Ich verfolge die Entwicklung eines Haarschnitts in einem Friseursalon. Dann fällt mir das Schild „Kein Sperrmüll abstellen“ direkt neben dem Schild „Keine Fahrräder abstellen“ auf. Wann wird wohl das erste Schild „Keine Roboter abstellen“ aufgehängt?

Me and my robot

Tag 4

Die Schicht verstreicht ereignislos in einem Pizzaimbiss. Manche meiner neuen Kollegen fangen an solchen Tagen vor lauter Langweile an, Pizzakartons zu falten. Ich bestelle mir stattdessen Pizzabrötchen und surfe im Internet.

Tag 5

Erkenntnis des Tages: Noch mehr, als ich in diesem Job über Roboter lerne, lerne ich über Menschen. Mehrmals werde ich gefragt, ob da ein Baby im Roboter ist (ausschließlich von Männern), ein kleiner Junge streichelt sanft den schwarzen Deckel, eine Frau läuft rückwärts mitten auf eine Kreuzung, damit sie den Roboter besser filmen kann, und zwei Teenager-Mädchen fangen so hysterisch an zu kreischen, als hätten sie gerade Justin Biber gesehen. Hunde finden den Roboter zu meiner

Bei der Kälte geht niemand gerne raus, die Straßen und Restaurants sind leer. Es ist die goldene Stunde der Lieferdienste: Die Fahrradkuriere, der Roboter und ich sind im Dauereinsatz. Der erste Kunde, dem wir an diesem Abend seine Pizza bringen, kommt nicht runter, als der Roboter vor der Haustür wartet. Von einem Bein auf das andere tretend, lasse ich ein paar Minuten verstreichen, dann bringe ich die Pizza selber in den dritten Stock. Wenn kein Mensch mehr dabei ist, soll der Kunde in solchen Fällen angerufen werden. Wer partout nicht rauskommen kann oder will, müsste seine Pizza wieder fahren lassen.

Tag 7

Loop, Loop, Loop. Runde für Runde beobachte ich, wie Menschen in Restaurants auf ihr Essen warten, Getränke bekommen, dann volle Teller, halb

Tag 8

Eine Frau streichelt den Roboter, ein Polizist läuft ein paar Meter neben mir her und fragt: „Na, läuft’s?“, eine andere Frau sagt: „Jaaa, das ist ein guter Roboter“ zu ihrem Hund. Ein Mann mit Halbglatze reißt mich aus meiner bald einsetzenden LoopTrance. „Mir macht das ja Angst“, sagt er. „Eines Tages werden die uns umbringen.“ Er sei Ingenieur und Informatiker, er wisse, wovon er rede. Im Gegensatz zu der älteren Dame, die sich freute, die RoboterZukunft nicht mehr mitzubekommen, sagt er dann: „Und das werden wir noch erleben.“

Ich blicke auf den kleinen Roboter zu meinen Füßen und finde kein Szenario, in dem er einen Menschen umbringen könnte, höchstens aus Versehen, wenn er zum Beispiel durch einen Defekt auf die Straße rollen und einen Unfall verursachen sollte. Das ist durchaus ein ernst zu nehmendes Problem – einige Tage später wird es zum ersten tödlichen Unfall weltweit mit einem selbstfahrenden Auto im US-Bundesstaat

Soon machines will be delivering packages autonomously. Until now, a human has always followed or companioned the robot. Our author applied for a job as a robot babysitter.

My first day in the future begins with a Hollywood analogy. “That’s like Star Wars ,” says a woman, her eyes wide as saucers, as we approach her on the sidewalk in the tranquil Hamburg neighborhood of Eimsbüttel. By “we” I mean Robot 6D88 and I. It’s about knee-high to me and perambulates on six wheels; its torso is white with a black hatch, there are bright lights on It front and back, and a small red flag on It right side, like the ones attached to children’s bicycles.

This doesn’t have much to do with Star Wars . That said, 6D88 was originally destined for outer space. In 2013, NASA launched an open competition in search of concepts for robots to autonomously gather samples on Mars and return them to Earth. Ahti Heinla, an Estonian programmer and co-founder of Skype, submitted his proposal. When it was rejected, he decided to let his robot roam around our planet instead, and founded Starship Technologies together with the Dane Janus Friis.

The current earthly goal is to have robots like 6D88 transport things on their own, i.e. deliver sushi from the restaurant to the office, meds from the pharmacy to people with the flu, chardonnay from the wine shop for a nice home dinner, packages from the post office to their recipients. This final piece of the puzzle, the last mile to the end-consumer, is destined to be the first in which machines supplant people. Starship Technologies is not the only company with relevant plans, but it is the largest. Staff in Germany, Estonia, England and the United

States are collaborating on this vision: worldwide, their robots have already independently delivered more than three million parcels. And because, by law, they are not yet allowed to do this unaccompanied (that said, Germany plans to allow self-driven vehicles on the roads this year), for the time being, they need human companionship. People like me. Making me a stirrup-holder of sorts, a stepping stone towards the future – and robotization.

“Yet on my very first day at work, the revolution seemed to be proceeding at a quite leisurely pace.”

A few weeks ago, I saw a job ad in a newsletter: “Babysitters needed for delivery robots.” A few e-mails and a Skype meeting later, I had already been “packed off” on my way. What was expected of me? I was to approach my task with enthusiasm, and be prepared to brave any weather. In return, I was offered flexible working hours and gummy bears shaped like robots. My new employers pledged on their website: “We believe that our robots will revolutionize local deliveries.”

Yet on my very first day at work, the revolution seemed to be proceeding at quite a leisurely pace. The robot has to use the sidewalk, so it adjusts to human walking speeds, i.e. a maximum of six kilometers per hour. That makes it unsuitable for longer stretches; its delivery radius is some 500 meters. And within that perimeter, no one seemed to fancy pizza at the moment. While bicycle messengers come and go, we are at a standstill. Half an hour before my shift ends, someone needs us. On the way to our target address, 6D88 lights up our path, the very picture of politeness.

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„Noch mehr, als ich in diesem Job über Roboter lerne, lerne ich über Menschen.“
„Auch die Technik wird Fehler machen, es werden aber wahrscheinlich deutlich weniger sein, als der Mensch verursacht.“

It waits at the curb for cars to pass; it stops at every crossing until the pedestrian lights are green. It circumnavigates approaching pedestrians. When we arrive at our destination, it comes to a halt and waits at the door. 6D88 is capable of mounting a single stair, but not of climbing entire flights. Meaning that the customer, a tired-looking woman, needs to come outside. Using a link that was sent as a text message, she unlocks the robot’s trapdoor and extracts her meal, which 6D88 has kept warm, thanks to a heated container. Our day’s work: six pizza buns, a dip and a chocolate cookie.

“Should the robot be overchallenged, so-called operators take over.”

Day 2

The robot navigates with the aid of satellite data, nine cameras and eight ultrasound sensors. Not unlike the way a parking-assist system works, it can recognize and detour around obstacles. Should the robot be overchallenged, so-called operators take over until it has regained control. Based in Tallinn, the capital of Estonia and the location of Starship Technologies headquarters, these operators see what the robot sees. As long as human beings like me accompany the robots, they are in contact with the operators. During every shift, I chat and phone with someone seated more than 1,000 kilometers away, someone who can see my feet on their monitor. The upper half of the frame is blurred to ensure privacy.

Today I’m out with robot 6D83, performing meal deliveries for a provider who usually hires bicycle messengers to take restaurant orders to people’s homes. We run into one of these messengers when we pick up our first delivery from a sushi place. He wants to know what the robot is doing. “The same thing you are,” I reply, a bit embarrassed. He smiles in disbelief. At the target address, two young women are waiting with cellphones in hand. Giggling excitedly, they film our arrival, take a few selfies with the robot, and disappear into an office building with their sushi.

We spend the time between orders doing our loop around the block, which keeps us relatively equidistant from all the restaurants.

Day 3

Approaching me from the side, an older woman in a knit cap remarks, “I don’t think this is a good development.” She points at the robot rolling on ahead of us. Jobs will be lost, the retail industry will die. “Thank goodness, I won’t live to see the day,” she says. My employer prepared me for this type of criticism: the founders of Starship Technologies are confident that the robots will actually make neighborhoods stronger, allowing small shops to offer delivery services; they believe they are not stealing anyone’s jobs, but rather providing a useful extra. The woman fails to embrace this argument wholeheartedly.

“The robots haven’t yet achieved genuine success.”

Do I? Well, this little robot here, hampered as it is by his speed and limited radius, definitely won’t replace a bike messenger. Whether it ultimately helps take the strain off the messenger or poses a threat to their livelihood, will depend on the workload at any given time. Robotic services could be a bonus for smaller shops previously unable to offer home delivery. After all, the robot is cheap: Starship Technologies plans to offer delivery for one euro. That said, the robots haven’t yet achieved genuine success: trial runs with the parcel delivery provider Hermes were discontinued because the robots were “not suited to mass deployment.” What was more, thanks to improved electric bicycles and navigation software, humans have become so efficient that there is no reason to replace them with machines. The exceptional success stories play out instead on industrial estates such as that of the science and technology group Merck: here the little robots cart samples and spare parts to and fro. They are not, however, designed to replace the human employees, but rather to help them.

There’s a completely different question. Is it a utopian or a dystopian view to imagine a future in which we hardly need to move? Delivery robots, hoverboards, automated vacuum cleaners and lawnmowers, self-propelled suitcases and cars – we are moving toward a time in which we will need our bodies less and less.

“In this job, I am learning more about people than about robots.”

Day 4

The shift passes without an assignment. On days like this, some of my new co-workers start folding pizza boxes out of sheer boredom. I order some pizza buns and surf on the Internet.

Day 5

Today’s insight: in this job, I am learning more about people than about robots. I am frequently asked (albeit only by men) whether there’s a baby inside the robot. One little boy gently strokes the black hatch, a woman walks backwards into traffic so she can get a better angle for her video, and two teenage girls burst into hysterical screeching – as if they’d just spotted Justin Bieber. To my great disappointment, dogs show relatively little interest, unless, of course, the robot smells like food.

Day 6

I’ve been worried about this day far in advance. The temperature is due to plummet to minus ten degrees Celsius, the coldest day of the winter to date, and I have been assigned two four-hour shifts. I don thermal underwear, knee socks and three layers on top; I’ve put lambskin liners in my shoes and wear a down jacket over my winter coat. For emergencies, I have a hot patch. I look down at the naked robot and feel pathetically inferior.

We survive the morning thanks to the sun, but when it disappears it’s not just me being overchallenged by the cold: the technology too is freezing. The battery gauge is skittering up and down; the cellphone I use to contact the operator keeps blacking out... not to mention the feeling – or lack thereof – in my fingers.

No one enjoys going outdoors in weather like this; the streets and restaurants are deserted. This is the golden hour for delivery services: the bicycle messengers, me and my robot are working constantly. The first customer doesn’t come downstairs to pick up his pizza as the robot stands patiently at the street door. I wait a few minutes, hopping from one foot to the other, then walk the pizza up three flights myself. When the robot works autonomously, the customer is supposed to get a phone call in such cases. And if he or she cannot or will not come downstairs, the pizza would be returned.

Day 7

Loop, loop, loop. With every trip around the block I see people waiting for their meals in restaurants. I see their drinks being served. I see full plates, half-full plates, empty plates and empty expressions. I follow the progress of a haircut at a salon. Then I notice the sign “Do not deposit bulk trash here,” right next to one reading, “Do not park bicycles here.” How long will it take for a sign to be posted that says, “Do not leave robots here”?

“It goes without saying that technology too involves glitches, but most likely far fewer than those caused by human beings.”

Day 8

A woman pets the robot, a policeman accompanies me for a few meters and asks, “How’s it going?” Another woman says to her dog, “It’s all right, it’s a friendly robot.” A balding man shakes me out of the trance that my recurring loop has induced. “This kind of thing scares me,” he says. “One day they’re going to kill us.” He is an engineer and IT specialist, he tells me, so he knows what he’s talking about. In contrast to the older woman who is happy she will no longer live to see a robotic future, he says, “And it will happen within our lifetimes.”

I gaze down at the little robot at my feet and cannot imagine a scenario in which it could kill someone – except maybe unintentionally, if some defect made it roll out into traffic and cause a collision. That is actually a serious problem – just a few days later in Arizona, an accident involving a self-driven car proved fatal for the first time ever worldwide. It goes without saying that technology too involves glitches, but most likely far fewer than those caused by human beings.

But that’s not what this man is afraid of. He fears something that the most intelligent and influential people of our time are warning of: Artificial Intelligence (AI) that we can no longer control. A few minutes later the robot rams into a parked bicycle. The risk that the delivery robots from Starship Technologies could someday seize mastery of the world seems extremely slim.

Day 9

The sun has been shining all day, but now, just in time for my shift, it has started to rain. So,

83 82 Robots and us Robots and us

I very, very briefly go into a building to use my smartphone – and then it happens. The robot’s shrill siren pierces the air, and as I rush out a young man is making his getaway on a bicycle. The robot – this is 6D87 – is lying on its side in the rain. I gingerly stand it up and resist the temptation to stroke its hatch and calm it down. A few passersby have stopped to watch. Which of them would have helped the robot up if I hadn’t been there?

Many of my friends had asked me what would happen if the robot were somehow knocked over. The simple answer: someone needs to stand him up again. Would people really do that? Sympathize with a machine in need? How “human” would a robot have to be to merit that kind of attention? In England, Starship Technologies is currently experimenting with a range of sounds that would invoke a human response: alarm, cries for help, sobbing, whimpering.

Svenja Beller works as a freelance journalist for various magazines and newspapers. In 2017 she published her first book. Only available in German, it is entitled Einfach loslaufen (Simply Head Out) . She lives and works in Hamburg and Lisbon.

Arizona kommen. Natürlich, auch die Technik wird Fehler machen, es werden aber sehr wahrscheinlich deutlich weniger sein, als der Mensch verursacht.

Das ist es aber nicht, was dem Mann Angst macht. Er fürchtet etwas, wovor die schlauesten und einflussreichsten Menschen unserer Zeit warnen: eine Künstliche Intelligenz (KI), die wir nicht mehr kontrollieren können. Kurz danach fährt der Roboter gegen ein parkendes Fahrrad. Die Gefahr, dass die Lieferroboter von Starship Technologies irgendwann die Weltherrschaft ergreifen werden, geht gegen null.

Tag 9

Den ganzen Tag hat die Sonne geschienen, nur jetzt, pünktlich zu meinem Schichtbeginn, fängt es an zu regnen. Und da stelle ich mich wirklich nur ganz kurz in einem Gebäude unter, um das Smartphone besser bedienen zu können, als es passiert. Von draußen ertönt plötzlich die schrille Sirene des Roboters, als ich hineile, flüchtet ein junger Typ mit dem Fahrrad, der Roboter – es ist 6D87 – liegt im Regen auf der Seite. Behutsam richte ich ihn wieder auf und widerstehe dem Impuls, ihm beruhigend über die Klappe zu streicheln. Ein paar Leute sind stehen geblieben und schauen herüber. Wer von ihnen hätte dem Roboter wohl aufgeholfen, wäre ich nicht da gewesen?

aufstellen. Würden Menschen das wirklich tun – Mitleid für eine Maschine in Not empfinden? Wie ähnlich müsste ein Roboter ihnen dafür sein?

In England experimentiert Starship Technologies gerade mit unterschiedlichen Tönen, um die Hilfsbereitschaft der Menschen anzuregen – Alarm, Hilferufe, Weinen, Wimmern.

Svenja Beller arbeitet als freie Journalistin für diverse Magazine und Zeitungen. 2017 veröffentlichte sie ihr erstes Buch Einfach loslaufen (DuMont Reiseverlag). Sie lebt und arbeitet in Hamburg und Lissabon.

Viele meiner Freunde hatten mich gefragt, was passiere, wenn der Roboter umgetreten wird. Die einfache Antwort: Jemand muss ihn wieder

84 85 Roboter und wir
„Würden Menschen Mitleid für eine Maschine in Not empfinden?“
Robots and us

Singapur ist keine Megacity, sondern im Hinblick auf die Größe eher mit Städten wie Sankt Petersburg oder Ankara vergleichbar. Trotzdem ist es auffallend, wie grün die Stadt ist, wie lebendig und multikulturell – und zugleich, wie sicher es hier ist! Und was das Essen angeht, wird wirklich jedem Geschmack etwas geboten: In den sogenannten Hawker Centern, einer Art Imbiss-Markt in halb offenen Gebäuden, werden Gerichte nach chinesischen, malaiischen, indischen und westlichen Rezepten serviert, es gibt Reis mit Huhn, Fischkopf-Curry, Satay, Briyani-Reis und vieles, vieles mehr. Ich bin in Singapur aufgewachsen und obwohl ich das Leben in so einer geschäftigen Großstadt sehr schätze, würde ich mittlerweile doch gerne ein entspannteres Leben führen, zum Beispiel in Neuseeland oder in der Schweiz. Beide Länder habe ich schon besucht und habe die atemberaubenden Landschaften dort mit eigenen Augen gesehen. Wenn ich könnte, würde ich dort sehr gerne wieder hin. Dazu passt ein Sprichwort in meiner Muttersprache Mandarin: 冰冻三尺,非一日之寒 . Übersetzt bedeutet das: „Es braucht mehr als einen eiskalten Tag, damit der Fluss gefriert.“ Damit ist gemeint, dass es aufrichtiger und anhaltender Bemühungen bedarf, um ein Ziel auch wirklich zu erreichen.

Manyi, Buchhaltung und Finanzwesen, Singapur

Singapore isn’t a megacity. In terms of its size, it’s comparable to places like Saint Petersburg and Ankara. Nevertheless, it is striking how green it is. How lively and ethnically diverse, too – and at the same time so safe! When it comes to food, there really is something for every taste. In the so-called hawker centers – snack markets in semi-open buildings – you can get Chinese, Malay, Indian and Western dishes: rice with chicken, fish-head curry, satay, biryanis and much, much more.

I grew up in Singapore, and although I really like the metropolitan lifestyle, I would appreciate something more relaxing now –for example in New Zealand or Switzerland. I have already visited both countries and seen their breathtaking scenery with my own eyes. If I could, I would love to go there again. That reminds me of a saying in my native Mandarin: “ 冰冻三尺,非一日之寒 ”. Translated, this means, “It takes more than one ice-cold day for a river to freeze over.” Or in metaphorical terms, honest and sustained effort is needed to really achieve your goals.

Manyi, Accounting and Finance Officer, Singapore

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I grew up in Bangalore, Southern India, where I still have family. In India each federal state has a different language. In Bangalore people speak Tamil. But the country’s main official language is Hindi, and in my family we speak English, so I know three languages: English, Hindi and Tamil. When I was 13, we emigrated to Australia and I live here now, in Sydney.

My office is about 30 kilometers from my home and this morning it took me more than an hour to get here by car. If I take the same route back tonight, I may need even longer. Using public transportation wouldn’t help either. We didn’t move to Sydney because of its transport infrastructure. But don’t let that put you off. Wherever you are in the world, you are going to have to contend with rushhour traffic. I like living here because the people are great and there’s lots to do. And, to be honest, on a bright blue, sunny day, it’s beautiful to be out driving around too.

Ich bin in Bangalore in Südindien aufgewachsen, dort habe ich immer noch Familie und ich spreche deshalb drei Sprachen. In Indien ist es nämlich so, dass in den verschiedenen Bundesstaaten jeweils ganz andere Sprachen gesprochen werden, in Bangalore ist das Tamil. Die Landessprache aber ist Hindi und in meiner Familie sprechen wir Englisch. Ich spreche also Englisch, Hindi und Tamil. Mit 13 Jahren sind wir nach Australien ausgewandert und hier lebe ich jetzt, in Sydney.

Mein Büro ist etwa 30 Kilometer von meinem Zuhause entfernt und heute Morgen habe ich mit dem Auto mehr als eine Stunde hierher gebraucht. Wenn ich heute Abend dieselbe Strecke nach Hause fahre, kann es sein, dass es noch länger dauert. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre es aber auch nicht besser. Wegen der Verkehrsinfrastruktur sind wir also nicht nach Sydney gezogen. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, überall auf der Welt ist Berufsverkehr eben Berufsverkehr. Der Grund, warum ich hier lebe, sind die netten Menschen und das überaus große Angebot an Aktivitäten. Und ehrlich gesagt: An einem strahlend blauen, sonnigen Tag auf den Straßen hier unterwegs zu sein, ist eigentlich wunderschön.

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Valentine, Valentine, Verkaufsleiter, Sydney, Australien

Ich komme aus Gdynia, einer der Städte des sogenannten „Städtetrios“ (Trójmiasto), bestehend aus Gdansk, Sopot und Gdynia. Alle drei Städte mag ich sehr, obwohl Gdynia mir natürlich besonders am Herzen liegt. Im Sommer kann man den Tag an den schönen, breiten Sandstränden verbringen und abends in einem der Restaurants sitzen und die polnische Küche genießen. Gdansk ist allein schon wegen der Altstadt und des Bernsteins einen Besuch wert, und Sopot muss man wegen der längsten Seebrücke an der gesamten Ostsee besuchen – Sopot Molo.

Fast 15 Jahre lang war ich Seefrachtspediteurin bei Gebrüder Weiss. Jetzt bin ich Spezialistin für Preisgestaltung. Wenn ich an früher denke, muss ich sagen: Wir leben heute in einer anderen Realität. Das Leben ist zwar in vielerlei Hinsicht besser, zum Beispiel was den Zugang zu Informationen, Dienstleistungen und die Möglichkeit zu reisen angeht. Andererseits hat sich unser Lebenstempo sehr beschleunigt und wir haben mit immer neuen Herausforderungen zu kämpfen. Auch die technologische Entwicklung ist so rasant, dass ich mich manchmal frage, wie wir mit all den Veränderungen Schritt halten können. Ich habe das Gefühl, dass meine Kinder da schon mehr Tricks kennen als ich!

Agnieszka, Pricing Specialist, Gdynia, Polen

I come from Gdynia, along with Gdansk and Sopot one of a trio of neighboring cities on the northern Polish coast. I like all three places a lot, although I feel a particularly strong connection with Gdynia, of course. In the summer you can spend the entire day on one of the beautiful, wide sandy beaches and then, in the evening, enjoy great Polish cuisine in a seaside restaurant. Gdansk is worth a visit because of the old town and amber alone, and Sopot’s popularity rests partly on its claim to have the longest pier on the entire Baltic coast.

I was a Sea Freight Forwarder at Gebrüder Weiss for almost 15 years, but now I’m a Pricing Specialist. When I think back, I have to say that we live in a different world today. Life is better in many ways, for example in terms of access to information, services and the opportunities to travel. On the other hand, the pace of life has picked up a lot, and we are constantly struggling to master new challenges. Technological change has also become so fast that it’s becoming increasingly difficult to keep up. My children already seem to have left me behind!

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ATLAS ist das Kundenmagazin von Gebrüder Weiss. Für den Full-Service-Logistiker sind rund 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 180 Firmenstandorten weltweit im Einsatz. Sie kümmern sich um Transport- und Logistiklösungen, die genau zum Bedarf der Kundinnen und Kunden passen. Grundlage für das Geschäft sind Weltoffenheit und Interesse am Menschen und an Mobilität –und genau darum geht es auch in diesem Magazin. Schreiben Sie uns, wie Ihnen die Inhalte gefallen haben: redaktion@gw-atlas.com

ATLAS is the customer magazine of Gebrüder Weiss Gesellschaft m.b.H. Some 8,000 employees at 180 company locations worldwide work for the full-service logistics provider, managing transport and logistics solutions tailored to the needs of its customers. The operations are powered by a cosmopolitan mindset and an interest in people and mobility – and that's exactly what this issue is all about. Please let us know if, and why, you have enjoyed its content: redaktion@gw-atlas.com

ATLAS erscheint zweimal im Jahr.

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Redaktionsschluss: 15. September 2022

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Redaktion: Klementina Czerwenka, Christina Gasser, Melanie Grabher, Vanessa Hafner, Merlin Herrmann, Yvonne Leitner und Claudia Saltuari (Gebrüder Weiss Gesellschaft m. b. H.), Miriam Holzapfel, Frederike Niebuhr Lithografie: edelweiß publish, Hamburg Korrektorat: Gustav Mechlenburg, Tessa Scott Druck und Bindung: BULU – Buchdruckerei Lustenau GmbH, Millennium Park 10 A -6890 Lustenau

ATLAS is issued twice a year.

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Layout: Groothuis. Gesellschaft der Ideen und Passionen mb H., Sandra Gerstenfeldt, Susan Schulz

Production editor: Groothuis. Gesellschaft der Ideen und Passionen mbH., Carolin Beck

Editors: Klementina Czerwenka, Christina Gasser, Melanie Grabher, Vanessa Hafner, Merlin Herrmann, Yvonne Leitner and Claudia Saltuari (Gebrüder Weiss Gesellschaft m. b. H.), Miriam Holzapfel, Frederike Niebuhr

Lithography: edelweiß publish, Hamburg

Proofreading: Gustav Mechlenburg, Tessa Scott

Printing and binding: BULU  – Buchdruckerei Lustenau GmbH, Millennium Park 10 , 6890 Lustenau, Austria

Als meine Tochter zehn Jahre alt war, habe ich ihr erklärt, dass ihre Mutter sich um Gütertransporte von und nach China kümmert und dass es meine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass wir in China Schweizer Schokolade kaufen können.

Gedruckt auf: Salzer Design white bulk Artikelnummer: 6051

Printed on: Salzer Design white bulk Article number: 6051

Die hierin enthaltenen Informationen wurden mit größtmöglicher Sorgfalt zusammengestellt und auf ihre Richtigkeit hin überprüft. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen wird dennoch nicht übernommen. Haftungsansprüche gegen das Unternehmen wegen fehlerhafter oder unvollständiger Informationen sind ausgeschlossen, sofern sie sich nicht auf eine Verletzung von Körper, Leben und Gesundheit  und /oder vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln beziehen.

Bild- und Copyrightnachweis: Alle Illustrationen von Shiwen Sven Wang

Meine Muttersprache ist Chinesisch, in der Grundschule hatte ich dann Englischunterricht. Damals war das ein absolutes Muss in China. Nach der Highschool habe ich noch Deutsch gelernt, weil ich in Deutschland studieren wollte. Ich hab dann tatsächlich 10 Jahre in Bremen gelebt und meine Sprachkenntnisse dort verbessert. Mittlerweile wohne ich wieder in Shanghai und hier will ich auch bleiben. Das erste Sprichwort, das jedes Kind in China lernt, ist 只要功夫深,铁杵磨成针, es besagt, dass man die meisten Ziele tatsächlich erreicht, wenn man nur geduldig und stetig daran arbeitet. Darin liegt viel Wahrheit für mich.

The information contained herein has been compiled with the greatest possible care and has been checked for accuracy. However, we accept no responsibility for the accuracy or completeness of the information. No claims can be made against the company due to erroneous or incomplete information, except in cases of gross and/ or deliberate negligence, loss of life, bodily harm or endangered health.

Imagery and copyright holders: All Illustrations by Shiwen Sven Wang

English: GILBERT & BARTLETT GbR, Hamburg, Germany

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Yan, Regionalleiterin Nordchina, Shanghai, China

When my daughter was ten, I explained to her that her mother coordinates the transport of goods to and from China –and that it is my job to make sure we can buy Swiss chocolate here. My mother tongue is Chinese, and I had English classes in grade school. That was an absolute must back then in China. After high school, I also learned German –with the aim of attending a university in Germany. I actually lived in Bremen for ten years and improved my language skills there. Today I am back living in Shanghai and want to stay here. The first proverb every child learns in China is “只要功夫深 , 铁杵磨成针 ”. It states that people actually achieve most of their aspirations if they work patiently and steadily towards them. I think there’s a lot of truth in that.

Yan, Regional Manager North China, Shanghai, China

Gebrüder Weiss

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