ATLAS 12

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DIE WELT BEWEGT: DAS MAGAZIN VON GEBRÜDER WEISS THE WORLD IN MOTION: THE GEBRÜDER WEISS MAGAZINE

AUSGABE ISSUE 12 2019

Wie geht es Where do we go 22 Fragen zum Stand der Dinge 22 questions about our lives today




Aus einer Kugel kann ein Gürteltier hervorgehen, aus einer bestimmten Situation eine ganz andere. Die Geschichte schreibt sich ständig fort – ­über­­raschend, erhofft oder einfach nur folgerichtig. Wohin das entrollte Tier nun geht, das wissen wir nicht. Übrigens ist das Südliche Gürteltier die ­einzige Gattung der Gürteltiere, die sich kom­ plett einrollen kann. Die dreieckige Stirnplatte und der feste Schwanz umschließen die Öffnung des Panzers, sodass es optimal vor Feinden geschützt ist und getrost abwarten kann, dass die Gefahr ­vorüberzieht.

A ball can turn into an armadillo; situations can metamorphose as well. The world is in constant flux – history takes anticipated turns, surprising turns, and sometimes simply logical turns. We can never know where the unrolled armadillo will head. The Southern three-­ banded armadillo is, incidentally, the only armadillo that can roll up completely into a ball. The rigid tail and ­triangular plate on its head slot into the opening in its body armor, providing perfect protection. As such, it can simply wait for any danger to pass.


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der mensch baut in einer sekunde etwa 50 millionen körperzellen ab – und fast ebenso viele wieder auf. Der Wandel findet also ­keineswegs nur da draußen statt, sondern ist Bestandteil unserer biologischen Existenz. ­Digitalisierung, New Work und die Seiden­straße können uns gar nicht so sehr auf die Pelle rücken, wie es unser eigener Körper in seinen ständigen Entwicklungen vermag. Bei diesem Feuerwerk an Wandel ist es doch umso erstaunlicher, dass sich manches nie­ mals ändert. Allem voran die Suche des Men­ schen nach einem erfüllten Leben. Wie geht es weiter? Wo stehe ich? Woran ­glaube ich? Wel­ che Erfahrungen habe ich gemacht? Was kann getrost entsorgt werden? Und wo braucht es mehr Großzügigkeit? Wir haben Mitglieder aus der orangen Fami­ lie gefragt und Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Feldern, mit denen sonst vielleicht die Gelegenheit zum Austausch fehlt. Lernen Sie deren Ansichten kennen und über­ prüfen Sie Ihre eigene Haltung. Korrigieren Sie Ihren Kurs, oder bleiben Sie bei Ihren Über­ zeugungen. Vor allem aber: Stellen Sie selbst Fragen, sich und anderen, immer wieder neu. Denn das hält uns frisch, wachsam, wandel­ bar – und es macht Spaß.

Herzlich Yours Gebrüder Weiss

every single second some 50 million cells die in the body – and almost as many are created. Change not only occurs in the world around us, but inside us as well – as part of the human metabolism. External up­ heavals as varied as digitalization, New Work and the Silk Road cannot affect us as much as our own, constantly mutating, bodies. Given this flux, it is all the more astonishing that some things never change. Not least, ­people’s incessant quest for fulfilment. Where do we go from here? Where am I now? What do I believe in? What have I experienced in life? What can I consign to the past? And where do we need more generosity? We have put these questions to members of the orange family, and to people from differ­ ent parts of society that we rarely get the chan­ ce to engage with. You can read their res­ ponses and consider your own. You can change your ways or remain true to your convictions. But, above all, never stop questioning your­ self or others. Because that not only keeps us fresh, alert and adaptable. It’s also great fun.


Wie geht es weiter ?  Where do we go from here ?  1

wo fehlt es an ­g rosszügigkeit, Katharina Lacina ?  6 was war früher besser,  Rajna Hristova Ivanova ?  8 werden wir uns alle immer ä ­ hnlicher,  Nicolas Mahler ?  10 was war früher wichtig und ist heute ­ ziemlich egal, Florian Aigner ?  11 was kann man getrost vergessen,  Siegfried Hauser ?  12 Wie geht es weiter? Mai 1974   Where do we go from here? May 1974   13

wie findet man das richtige mass, Lu Yulin ?  25 ist es naiv, an das gute im menschen zu glauben, Nora Gomringer ?  26 was fehlt, Jannis Keil ?  28 welches tabu sollte gebrochen werden, Kira Grünberg ?  30 Wie geht es weiter? Juni 1986   Where do we go from here? June 1986   31

warum religion, Kardinal Christoph Schönborn ?  33 worüber sollte öfter gesprochen werden, Gertraud Klemm ?  34

zentrum oder provinz, Huang Jihong ?  15

was fehlt, Philipp Schmidt ?  36

wird reisen langsam ­ü berflüssig, Petra Reski ?  16

liegen die besten jahre schon hinter uns, Thomas Straubhaar ?  38

welche wahrheit ist kaum jemandem bekannt, Safet Šarić ?  18

brauchen wir mehr z ­ erstreuung, Ingo Neumayer ?  40 Wie geht es weiter? August 2010

was ist heute besser als früher, Magnus Ressel ?  19 wozu braucht es heute noch mut, Hermann Pernsteiner ?  20 ist auf die intuition noch verlass, Heinz Senger-Weiss ?  22 Wie geht es weiter? März 1957   Where do we go from here? March 1957   23

Where do we go from here? August 2010   41

wo gibt es grund für optimismus, Monika Mandl ?  43 woran kann man noch glauben, Anjelika Jorashova ?  44 was ist zu unrecht im ­v erruf, Hans Irgolic ?  46


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Wie geht es weiter ? Zahlen

Wie geht es weiter? November 1965

Where do we go from here? Numbers   47, 50

Where do we go from here? November 1965   69

Die Welt in Orange  Orange Network  48

what can we still believe in, Hans Irgolic ?  51 where is generosity lacking, Katharina Lacina ?  52 what was better back in the day , Rajna Hristova Ivanova ?  54 are we all becoming more and more alike , Nicolas Mahler ?  56

how much is too much, Lu Yulin ?  71 is it naive to believe in human goodness, Nora Gomringer ?  72 what’s disappeared, Jannis Keil ?  74 which taboo should be broken, Kira Grünberg ?  76 Wie geht es weiter? Dezember 2004   Where do we go from here? December 2004   77

what was once important and is now irrelevant, Florian Aigner ?  57

why religion, Cardinal Christoph Schönborn ?  79

what can we safely forget, Siegfried Hauser ?  58

what should we talk about more often, Gertraud Klemm ?  80

Wie geht es weiter? Mai 1967   Where do we go from here? May 1967   59

what’s disappeared, Philipp Schmidt ?  82

downtown or in the boonies, Huang Jihong ?  61

are our best years already behind us, Thomas Straubhaar ?  84

is tourism becoming unsustainable, Petra Reski ?  62

do we need more distraction, Ingo Neumayer ?  86

which fact does hardly anybody know, Safet Šarić ?  64 what’s better today than it was in the past, Magnus Ressel ?  65 what takes courage today, Hermann Pernsteiner ?  66 can we still trust our instincts, Heinz Senger-Weiss ?  68

Wie geht es weiter? Juli 1911   Where do we go from here? July 1911   87

where are there grounds for optimism, Monika Mandl ?  89 what can we still believe in, Anjelika Jorashova?  90


KATHARINA LACINA ANTWORTET

Wo fehlt es an ­Großzügigkeit  ?

Katharina Lacina ist Philosophin an der Universität Wien. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet sie als philosophische Prakti­ kerin. Sie ist spezialisiert auf Ethik und Methoden der Vermittlung philo­ sophisch und geisteswissenschaftlich relevanter Themen in Bildungs­ institutionen und in der Öffentlichkeit. Als Praktikerin beschäftigt sie sich mit Themen wie Liebe, Tod und Trauer, Freundschaft und philosophischen Theorien der Gefühle.


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vor kurzem verstarb dionysis arvanitakis, 77-jähriger Bäcker und Träger des europäischen Preises der Zivilgesellschaft, der im Zuge der Flüchtlingskrise auf der Insel Kos unzählige Brote an Geflüchtete verschenkt hatte. EU -Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zeigte sich auf Twitter bestürzt und unterstrich die »seltene Groß­ zügigkeit« von Arvanitakis. Auch dem kürzlich verstorbenen Karl Lagerfeld wird die klassisch antike Tugend der Groß­ zügigkeit nachgesagt. De mortuis nihil nisi bene – nur Gutes über die Toten zu berichten, fordert der bekannte Aphoris­ mus, und so enthalten posthume Würdigungen schon immer Elemente antiker und christlicher Tugendkataloge. Erzäh­ lungen von Großzügigkeit, Freigiebigkeit, Generosität spie­ geln wider, was Aristoteles, der große Philosoph der Antike, als Tüchtigkeit der Seele in seiner Tugendlehre entwickelte. Tugenden, so Aristoteles, müssen erst erlernt, geübt, ge­ festigt, habitualisiert werden, denn niemand, so seine Über­ zeugung, komme als Meister oder Stümper auf die Welt. Der Weg zur Großzügigkeit und Freigiebigkeit führt nur über das Tun: Wer niemals gibt, wird irgendwann zu Recht als Geizhals bezeichnet, wer mit seinem Besitz nur so um sich wirft, Verschwender genannt. Dabei liegt die Tugend immer in der Mitte zwischen den zwei Extremen, zwischen Mangel und Übermaß. Das richtige Maß ist an dieser Stelle ausschlaggebend, alles ist eine ­Frage der Balance, die gefunden werden muss. Verschwen­ derisch ist ein Mensch dann, wenn er durch Vernichtung oder Weggeben seines Besitzes die eigene Existenzgrundlage selbstzerstörend gefährdet und damit auch die Möglichkeit verliert, sich in Großzügigkeit zu üben. Der Geizhals, für den freimütiges Geben einer Horrorvorstellung gleichkommt, verrennt sich in die andere Richtung und erklärt dabei nicht selten seinen Geiz zur eigentlichen Tugend. Doch sobald moralische Imperative apodiktisch, starr, rigide werden, ist

Vorsicht geboten. Aristoteles, selbst großzügig, konzediert in seiner Tugendlehre dem womöglich moralisch überforder­ ten Individuum auch Fehler: Knappes Verpassen der rechten Mitte ist unproblematisch, über kleine Mängel kann groß­ zügig hinweggesehen werden. Tadelnswert ist bedeutendes Fehlverhalten in unmittelbarer Nähe der zu vermeidenden Extreme. Hatte Aristoteles die Großzügigkeit als Freigiebigkeit noch im Bereich des Ökonomischen verortet, verlässt der Begriff Großherzigkeit die engen Bahnen der Verrechenbar­ keit. Wer generös, großherzig ist, teilt seine Aufmerksam­ keit, sein Wissen, sein Talent oder seinen Erfahrungsschatz. Immaterielle, wohlwollende Unterstützung ist Teil dersel­ ben inneren Haltung, der die Großzügigkeit leichten Herzens so anstrengungslos entspringt. Die wahre Kunst besteht ­jedoch darin, auf großzügige Weise großzügig zu sein. Groß­ zügigkeit lässt sich nämlich ausgezeichnet simulieren. Die großzügige Geste, die Dankbarkeit, Schuld, Lob, Aufmerk­ samkeit, moralische Anerkennung und Bewunderung ernten will, ist nicht etwa großzügig, sondern berechnend und ­kleinmütig. Wer durch allerlei gute Gaben, sei es materiell oder immateriell, den Empfänger in eine unerfüllbare Schuld stellt, wird dabei nicht selten das toxische Gefühl des Ressen­timents erzeugen. Empfangen zu müssen, ohne sich revanchieren zu können, ohne selbst auch großzügig sein zu können, torpediert Freiheitsbewusstsein, erzeugt Passivi­ tät und Scham. Ein auffallender Mangel an Großzügigkeit herrscht folglich auf schrillen Charity-Events, bei karitativen Stiftungen, die Steuerflucht kaschieren, bei sozialpoliti­ schen Maßnahmen, die Bürger zu Bittstellern machen, und vor allem bei den derzeit in Hochkonjunktur befindlich­ en demons­trativen Bekundungen der eigenen moralischen ­Exzellenz. Hier fehlt sie mir.


RAJNA HRISTOVA IVANOVA ANTWORTET

Was war früher besser ?


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uns wurde damals gesagt, dass  a l l e s besser sei – der Kommunismus sei besser als der Kapitalismus, der Osten sei besser als der Westen, wir hätten die Lampe erfunden, das Telefon, den Computer, und den Wettlauf im Weltall hätten wir mit Juri Gagarin ohnehin schon gewonnen. Aber nach 1989 haben wir erfahren, dass nicht alles so war, wie es uns erzählt wurde. Doch ich will nicht alles schlechtreden, denn es gab auch schöne Momente damals: Irgendwie hab ich das Gefühl, dass man sich um die Kinder besser gekümmert hat. Ich war ­Lehrerin in Biologie und Chemie, und jedes Jahr gab es ­Sommerlager für alle Kinder. Also konnten auch die armen Kinder für ganz wenig Geld ans Schwarze Meer oder in die Berge mitfahren. Welches arme Kind kann heutzutage bitte ­Urlaub machen? Nur die Reichen können sich das leisten. Klar ­waren die Kinder, deren Eltern hohe Positionen in der ­Partei hatten, in speziellen Ferienanlagen einquartiert und haben mehr zu essen bekommen, während wir in einem ­Zimmer mit zehn Betten schlafen mussten. Aber wir hatten trotzdem Spaß, und es entstand ein Gemeinschaftsgefühl. Außerdem gab es weniger Alltagskriminalität. Nie haben wir unsere Tür abgeschlossen, das Obst und Gemüse auf dem Markt lagerte über Nacht einfach dort, keiner hat es geklaut. Ebenso die Milchflaschen. Wir haben täglich Milch bekom­ men, die Flaschen standen vor der Tür, niemand hatte Angst, dass etwas wegkommt. Dann kam die Demokratie, und wir mussten unsere Tür dreifach und vierfach verriegeln und Angst haben, dass unser Auto gestohlen wird. Und ja, man musste zwar lange warten damals, aber am Ende hatten die meisten eine eigene Wohnung. Sicher, die Parteileute hatten die besseren Lagen und mehr Platz, aber auch der einfache Mensch hatte seine eigenen vier Wände. Wer kann sich denn bitte heutzutage eine eigene Wohnung leisten? Familien mit Kindern zahlen horrende Mieten und wissen gar nicht, was Eigenheim bedeutet. Aber sosehr ich in der heutigen Gesellschaft viele ­Nachteile sehe, mit dem sozialistischen System bin ich nicht warm geworden. In meinem Unterricht musste alles mit der Partei verbunden sein, der rote Faden durfte nicht fehlen. Man musste den Kindern vermitteln, was der Kommunis­

mus,­die Partei und die Sowjets, unser Brudervolk, alles für uns machen. Und eigentlich wollte ich Ärztin werden, das war mein größter Wunsch, doch mir wurde das verboten, weil mein Vater Tierarzt war und für eine Division des Mon­ archen gearbeitet hat, also noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Was mich aber am meisten gekränkt hat, ist, dass wir die Kinder gottlos erziehen mussten. Wir durften nicht ein­ mal im Privaten unsere Religion ausüben. Es war schlichtweg verboten. Als Lehrerin hätte ich vom Schuldienst ausge­ schlossen werden können, wenn mich jemand gesehen hätte, wie ich ein Gotteshaus betrete. Als mein Schwiegervater gestorben ist, wurde eine kleine Andacht in einer Kirche für ihn gehalten. Mein Mann und ich sind draußen geblieben, denn mein Mann war Direktor einer Schule. Er hat sich nicht getraut reinzugehen, um seinem Vater während der Andacht nahe zu sein. Das war der Kommunismus. Also ja, es gab Vorteile. Aber es war damals bei Weitem nicht so viel besser, wie es uns heute glauben gemacht wird. Aufgezeichnet von Rayna Breuer

Rajna Hristova Ivanova aus Bulgarien wurde 1931 geboren und ist Rentnerin, Witwe vierfache Oma und dreifache Uroma. Sie guckt gerne Kochsendungen oder blättert im Weltatlas und geht täglich mit ihren Nordic-Walking-­Stöcken spazieren.


NICOLAS MAHLER ANTWORTET

Nicolas Mahler ist Comiczeichner in Wien. Seine Arbeiten sind in ­österreichischen, deutschen und Schweizer Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien zu sehen. Vor allem in Frankreich, Kanada und den USA sind zahlreiche Bücher von ihm erschienen, darunter Literatur-Adap­tionen in Comicform: So hat Mahler Alte Meister von ­Thomas Bernhard bearbeitet sowie Der Mann ohne Eigenschaften nach dem gleichnamigen Roman von Robert Musil.

Werden wir uns alle immer ­ähnlicher  ?


FLORIAN AIGNER ANTWORTET

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Was war früher wichtig und ist heute ­ ziemlich egal ? ich weiss nicht, wie man kartoffeln erntet. Klar, sie wachsen in der Erde, und man muss sie irgendwie an ihrem oberirdischen Grünanteil ziehend ins Freie ­befördern. Aber wie macht man das am besten? Und wie sehen Kartoffelblätter überhaupt aus? Meine Urgroßeltern wären wohl entsetzt gewesen, wenn man ihnen gesagt hätte, dass ihr Urenkel vom theoretisch­en Konzept der Kartoffelernte hoffnungslos überfordert sein wird. Damals war dieses Wissen so selbstverständlich wie heute das Installieren von Smartphone-Apps, das Senden von E-Mails oder das Schimpfen über schlechte Akkulaufzeiten. Kartoffelwissen war damals wichtig. Heute ist es eher egal. Jede Generation legt fest, welches Wissen als unverzicht­ bar gilt. Manches davon bleibt über Jahrhunderte gleich, aber vieles ändert sich. Und dann kann man grandios auf die Jugend von heute schimpfen: Schrecklich, was die alles nicht mehr wissen! Sie kennen zu wenig klassische Literatur, sie halten sich nicht an altbewährte Anstandsregeln, sie ­wissen nicht einmal, wie man eine Weihnachtsgans köpft, aus­nimmt und zubereitet. In der Wissenschaft lässt sich dieses Phänomen beson­ ders deutlich beobachten. Die wissenschaftliche Forschung ändert sich sogar noch schneller als die allgemein akzep­ tierten Anstandsregeln. Ein Physiker musste noch vor weni­ gen Generationen seitenlange Berechnungen durchführen ­können, exakt und ohne Fehler. Diese Fähigkeit spielt heute kaum noch eine Rolle, die lästigen Zahlenrechnereien er­ ledigt der Computer, der Physiker kann sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren. Ein früher Chemiker (damals nannte man sie noch Alche­ misten) musste genau wissen, wie man aus welchen Pflan­

zen und Gesteinen welche Substanzen gewinnen kann, mit ­ enen sich dann erstaunliche Kunststücke vollführen lassen. d Das kann dem Chemiker heute völlig egal sein. Er bestellt seine Chemikalien im Internet. Dafür muss er über Atom­­ orbitale, Wasserstoffbrückenbindungen und Elektronegativi­ tät Bescheid wissen – diese Worte konnte der alte Alchemist nicht einmal buchstabieren. Was früher wichtig war, ist heute egal. Was heute wichtig ist, war früher unbekannt. Und eines Tages wird auch das heutige Wissen unwichtig geworden sein. Das ist der Lauf der Welt. Dieser ständige Erneuerungsprozess gehört zu den ganz wenigen Dingen, die sich tatsächlich niemals ändern werden. Und das ist gut so. Denn es bedeutet, dass sich die Menschheit weiterentwickelt. Was sich verändert, lebt. Nur was tot ist, bleibt gleich.

Florian Aigner ist Wissenschaftspublizist und lebt in Wien. Er promovierte an der TU Wien über theoretische Quantenphysik und schreibt über Naturwissenschaft sowie über Pseudowissenschaft, die immer wieder mit echter Wissenschaft verwechselt wird – unter anderem in ­seiner Kolumne »Wissenschaft und Blödsinn« (auf futurezone.at bzw. in der ­Tageszeitung Kurier). 2017 erschien sein Buch Das Universum, der Zufall und du.


SIEGFRIED HAUSER ANTWORTET

Was kann man getrost vergessen ? die heutige zeit ist geprägt von schnelligkeit. Die junge Generation tickt anders, spielt mit Dingen, welche die Digitalisierung mit sich gebracht hat. Die Aus­ wirkungen sind nicht nur im privaten Bereich, sondern auch in der Geschäftswelt spürbar. Für Gebrüder Weiss war und bin ich für Geschäftsent­ wicklungen in der Schwarzmeer-Region zuständig. ­Zugegeben, früher war es etwas einfacher, hier Abschlüsse zu erzielen. In den osteuropäischen Ländern haben ein paar wenige Außenhandelsvertreter gearbeitet, die Ansprech­ personen verfügten in der Regel über gute Fachkenntnisse. Zudem gab es in den kommunistisch geprägten Ländern meistens nur eine Firma, die ein bestimmtes Produkt her­ stellen oder zur Weiterverarbeitung importieren durfte. ­Geschäftsbeziehungen wurden damals relativ langsam auf­

gebaut, Schritt für Schritt. Ich bin oft in die verschiedensten Länder Osteuropas gereist, um persönliche Beziehungen zu pflegen, und vor allem, um Vertrauen zu gewinnen. Heute geht vieles ohne diese Begegnungen, ohne Hand­ schlagqualität über die Bühne: Auf irgendeiner Plattform gibt es eine Ausschreibung, und der billigste Bieter gewinnt. Die alte Art des Geschäftemachens ist vorbei, und man kann sie getrost vergessen – wenn man nur auf die neue Art genau­ so verbindlich und zuverlässig ist wie früher. Dann kann man die Chancen durchaus nutzen, denn immerhin kommt man so viel schneller zu Geschäftsabschlüssen. Den alten Zeiten sollte also niemand hinterhertrauern. Durch Möglich­ keiten, sich weltweit miteinander zu vernetzen, sehe ich sogar Potenzial für länder- und kulturübergreifende Freund­ schaften und Frieden in krisengeschüttelten Regionen.

Siegfried Hauser wurde 1967 in Wien geboren und startete seine ­berufliche Laufbahn bei LKW Walter, wo er mehrere Jahre in der ­Nahost-Division tätig war. Seit 1990 ist er bei Gebrüder Weiss zu­ ständig für die Geschäftsentwicklungen in der Schwarzmeer-Region.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Er wurde als Flüchtlingskind geboren, hat das Gym­ nasium ohne Abitur verlassen, die Lehre als Foto­ graf abgebrochen, war Taxifahrer. In den 70er Jah­ ren beteiligte er sich an Straßenschlachten mit der Polizei. Wer hätte gedacht, dass dieser Mann es mit der neu gegründeten Partei »Die Grünen« bis an die politische Spitze Deutschlands schaffen wür­ de? 1998 wurde Joschka Fischer Außenminister und ­Vizekanzler der BRD und blieb es bis 2005. ­Mittlerweile hat er sich aus der Politik zurückgezo­ gen und sieht seine militanten Jahre heute kritisch. Er wünschte, er hätte die Bedeutung des Rechts und des Rechtsstaates früher erkannt, sagte Fischer in einem Interview. Denn der Weg, wie man das Gute anstrebt, sei mindestens so wichtig wie das Ziel des Guten selbst.

His parents were refugees, he left high school without graduating, dropped out of an apprenticeship as a ­photographer, and worked as a taxi driver. And in the 1970s he was embroiled in street fighting with the ­police. Who would have thought that this man would join Germany’s political elite with the country’s brand new Green Party? In 1998 Joschka Fischer was ­appointed Germany’s Secretary of State and Deputy Chancellor, positions he continued to hold until 2005. Since then he has retired from active politics. He now largely regrets his period of political militancy, stating his regret in an interview that he hadn’t recognized the importance of law and constitutional statehood. He now believes that the means of doing good is at least as important as any good that is achieved.


HUANG JIHONG ANTWORTET

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Huang Jihong, 54, ist Klempner in Peking und hat den Status eines Wanderarbeiters. Das heißt: Er darf zwar in Peking wohnen und arbeiten, Sozialleistungen erhält er jedoch nur in seinem Heimatdorf Mingda in der Provinz Sichuan, wo er aufgewachsen ist. Er hat lange Zeit in der Stadt Chongqing gearbeitet, später dann unter anderem als Hilfsarbeiter im Kongo.

Zentrum oder Provinz ? ich lebe sehr gern auf dem land. Ich kann dort Gemüse und Obst pflanzen. Und das Essen auf dem Land ist sauberer und gesünder, genauso wie die Luft. Aus wirtschaft­ lichen Gründen bin ich nach Peking, in die Großstadt, ge­ zogen. Ich kann hier als Arbeiter sehr viel mehr verdienen als daheim auf dem Land. Dort habe ich nur eine kleine Parzelle, auf der ich etwas anbauen kann. Das reicht nicht. Wenn ich zu alt bin und hier in Peking nicht mehr arbeiten kann, möch­ te ich aber zurückkehren in mein Dorf. Dort gehöre ich hin. Ob es in China mal einen allgemeinen Trend zurück aufs Land geben wird? Immerhin sind mehr als 70 Prozent der Chinesen auf dem Land aufgewachsen. Ich glaube schon – zumindest Leute wie ich, die das Landleben noch sehr gut kennen, sehnen sich irgendwann zurück. Sie sind auch nur zum Geldverdienen in die Städte gezogen. Wir

leiden aber unter der schlimmen Luftverschmutzung und dem schrecklichen Verkehr. Ich mag das nicht und kann mich auch nach vielen Jahren nicht daran gewöhnen. Noch bis vor Kurzem bin ich einmal im Jahr zum chinesischen Früh­ lingsfest nach Hause aufs Land gefahren. Seit meine Eltern vor ein paar Jahren verstorben sind, mache ich das nur noch selten, ich muss mich dort um niemand mehr küm­ mern. Manchmal fühle ich mich hier in der Großstadt aber schon müde und auch einsam. Trotzdem will ich hier noch eine Weile ausharren. Ich will Geld verdienen, um meinem Sohn zu helfen, der in Chengdu eine Wohnung kaufen will. Er ist immer noch Single. Und ohne eine eigene Woh­ nung hat er bei heiratswilligen Frauen keine Chance.  Aufgezeichnet von Felix Lee


PETRA RESKI ANTWORTET

Wird Reisen langsam ­überflüssig  ?

Petra Reski wurde im Ruhrgebiet geboren und lebt in Venedig. Seit 1989 schreibt sie über Italien und immer wieder über das Phänomen ­Mafia. Für ihre Reportagen und Bücher wurde sie mehrfach ausgezeichnet, in Deutschland zuletzt mit dem Journalistinnenpreis und als »Reporterin des Jahres«. Petra Reski hat mehrere Romane und Sachbücher veröffentlicht, darunter Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland (Hoffmann und Campe, 2010) und die Trilogie um Serena Vitale.


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»der tourist ist ein mensch mit heimlichem groll. Er tötet. Er spürt die Venezianer nicht, mit denen er in Berührung kommt, er sieht sie nicht. Oder er stellt keine Beziehung zwischen ihnen und Venedig her, außer er findet vielleicht, dass ein Bettler das Profil irgendeines Dogen habe«, schrieb Jean-Paul Sartre einst und konnte nicht ah­ nen, dass die Wirklichkeit seine Schwarzmalerei übertreffen würde: Nicht nur, weil man die Venezianer heute mit der Lupe aufspüren muss (knapp 53.000 Einwohner, Tendenz sinkend, die jährlich von 33 Millionen Touristen heimgesucht werden), sondern auch, weil die überwältigende Mehrheit der Venedig-Besucher gar nicht mehr weiß, was Dogen sind. Stattdessen wissen sie, wo sich die schönsten Insta­gramSpots abseits der Massen befinden, wo man am Canal ­Grande Picknick machen kann und dass man die teure Gon­ delfahrt spart, wenn man das Foto in einem traghetto macht, dem Gondel-Fährdienst, der nur zwei Euro kostet. Im ­Grunde stehen wir hier in Venedig nur im Weg, wenn die Tou­ risten mit ihren Rollenkoffern durch die Gassen irren, weil sie ihre über Airbnb gebuchte Unterkunft nicht mit Google Maps finden oder weil wir ihnen den Platz im Vaporetto ­wegnehmen, das sie fürs Sightseeing nutzen wollen, weil sie gelesen haben, dass Rundfahrten mit Touristenschiffen durch die Lagune teuer sind. Dank Billigflügen, Bettenburgen und Kreuzfahrtschiffen wurde der Tourismus zur Industrie und zum Fluch unserer Tage. Nicht mal die Pest von 1630 war so effektiv bei der Ausrottung der letzten Venezianer wie Airbnb: Es gibt keine Beschränkungen, ein formloser Antrag reicht. Und für den Rest bauen chinesische Finanziers neue Hotels in Mes­ tre: 4.800 Betten – und ebenso viele Tagestouristen. An Feiertagen und im Sommer kommt es in den venezia­ nischen Gassen zum Kollaps, weshalb die Experten der Welt vom »Venice model« sprechen, wenn sie ein Beispiel dafür suchen, wie der Massentourismus eine Stadt zerstört. Als die Bürgermeisterin von Barcelona sagte, dass ihre Stadt »nicht wie Venedig enden soll«, wurde sie dafür vom vene­zianischen Bürgermeister Luigi Brugnaro heftig atta­ ckiert. Bru­gnaro lebt in einer weitläufigen Villa auf dem Fest­ land in Mogliano Veneto, von wo aus er an Feiertagen, wenn es ­wegen des unkontrollierten Andrangs an den Anlegern

der Vaporetti zu apokalyptischen Szenen kommt und die Tagestouristen (90 Prozent) Tonnen von Müll hinterlassen, gerne twittert, dass man Venedig nicht schließen könne. Der Unternehmer Luigi Brugnaro regiert Venedig seit 2015 – mit Tweets wie Trump und Interessenkonflikten wie Berlusconi. Wie seine Vorgänger auch hängt er dem funda­ mentalistischen Glauben an den Massentourismus wie ein Gotteskrieger an: Wer nicht daran glaubt, wird geköpft. Das politische Programm der venezianischen Bürgermeister der letzten 30 Jahre lautet »Venezianer raus, Touristen rein« und wird dank der Stimmen der Festlandbewohner um­ gesetzt – für die Venedig die Gans ist, die goldene Eier legt. Weshalb ich, wenn ich Bürgermeisterin von Venedig wäre, zuallererst dafür sorgen würde, der Stadt ihr Selbst­ bestimmungsrecht zurückzugeben. Ansonsten würde ich mich nicht damit lächerlich machen, ein paar Gemeinde­ polizisten hinter Absperrungen zu stellen, was als Maßnah­ me ­gegen den Massenandrang so wirkungsvoll ist wie der Versuch, Wasser bergauf zu drücken. Ich würde auch nicht eine Sekunde daran glauben, dass ein Eintrittsgeld jemanden davon abbringen würde, Venedig zu besuchen. Ich würde eine weltweite Werbekampagne entwerfen lassen, die den Tourismus zu einem Tabu erklärt. Nicht so schlimm wie ­Pädophilie, aber fast. Anderen Menschen den Lebensraum zu zerstören, muss mindestens so peinlich sein, wie Elefan­ ten zu jagen oder Pelzmäntel zu tragen. Ich würde mir ­wünschen, dass man sich schämt, wenn man nicht im Hotel, sondern in einem Airbnb wohnt, weil man so anderen ­Menschen die Wohnung wegnimmt. Dass man sich nicht mehr traut, zuzugeben, für 29,99 Euro nach Venedig geflogen zu sein, nur um ein Selfie am Markusplatz zu machen. Dass man sich geniert, wenn man von einem Kreuzfahrtschiff auf ­Venedig herabblickt, weil man beim Verlassen der Stadt eine Schneise der Zerstörung hinterlässt: Feinstaub und ­Wasserdruck, der die fragilen Fundamente der Stadt zerstört. Das Motto meiner Wahlkampagne wäre ein Zitat von Blaise Pascal: »Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben ­vermögen.« Sie meinen, ich hätte keine Chance? Das hat man bei Trump auch gesagt.


SAFET ŠARIĆ ANTWORTET

Safet Šarić, geboren in der kleinen Stadt Kladanj im Nordosten Bosnien-­ Herzegowinas, studiert Jura in Sarajevo und arbeitet für die Nicht­ regierungs­organisation The Post-Conflict Research Center (PCRC ) mit Fokus auf Themen wie Vergangenheitsbewältigung und Aufklärung.

Welche Wahrheit ist kaum jemandem b   ekannt ? oscar wilde sagte einmal, die wahrheit sei »selten rein – und niemals einfach«. Ich finde, diese Aussage passt gut zu der sehr komplexen Gesellschaft in mei­ nem Heimatland Bosnien-Herzegowina. Das Dayton-­ Friedensabkommen von 1995 beendete zwar den Krieg, aber es verstärkte die Abgrenzung zwischen den ethnischen ­Gruppen. Die Menschen hierzulande verbinden die religiöse ­Zugehörigkeit mit einer Nationalität und identifizieren sich mehr als bosnischer Serbe, bosnischer Kroate oder bos­ nischer Bosniake, anstatt sich als Bürger des Landes von Bosnien-Herzegowina zu sehen. Diese Entwicklung hindert uns daran, zu erkennen, dass ein Zusammenleben der drei großen Weltreligionen möglich ist, und zwar hier auf diesem

kleinen Fleck Erde. Wir können in Harmonie leben, wenn wir das wollen. Das ist für mich die Wahrheit, die im ­Ver­borgenen bleibt, denn keiner spricht drüber. Sie bleibt am Ende ungehört und ungesehen, überschattet vom täg­ lichen Negativismus, von der nationalistischen Rhetorik und der gesellschaftlichen Spaltung. Aber ich hege die Hoff­ nung, dass die Jugend diesen Zustand nicht weiter tatenlos akzeptieren wird. Diese Jugend, zu der auch ich gehöre, möchte nicht, dass die Unterschiede zwischen uns instrumen­ talisiert und als Werkzeug der Spaltung genutzt werden. Im Gegenteil: Die Jugend hat diese Rhetorik satt und möch­ te ihre Zukunft selbst gestalten. Aufgezeichnet von Rayna Breuer


MAGNUS RESSEL ANTWORTET

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Was ist heute besser als früher ? von den herausforderungen der gegenwart aus betrachtet, erscheint das leben der ­v ergangenheit häufig übersichtlicher und geordneter. Man kann jedoch recht klar festhalten: Jede Generation hat zwar ihre Herausforderungen, die jünge­ re hat es in der Regel aber etwas leichter als ihre vorher­ gehende. Das zeigt sich zum Beispiel an den Möglichkeiten der Medizin. Von Jahr zu Jahr verbessern die sich derart, dass zwischen uns und unseren Vorfahren Welten liegen. Ein inte­ ressantes Beispiel dafür bietet der französische Sonnen­ könig: König Ludwig XIV . (1638 – 1715) war seinerzeit sicher der reichste und mächtigste König Europas. Und doch war es in Versailles um die Hygiene nicht zum Besten bestellt. Eine jahrelange Qual musste der König wegen seiner Zähne erdulden, die mangels guter Pflege immer weiter zugrunde gingen. In den 1680er Jahren war der Verfall seines Gebisses dermaßen weit vorangeschritten, dass ihm alle Zähne ­ge­zogen wurden – ohne Betäubung! Die Wunden verschloss man mit Glüheisen, wobei einige nur unvollständig heilten und eine Mund-Antrum-Fistel entstand. Zur ruinierten Mundhöhle gesellte sich zur selben Zeit noch eine Analfistel. Diese wurde ihm 1686 operativ entfernt, natürlich wieder ohne Betäubung. Zu alledem litt der König zeitlebens an einem Bandwurm. Das musste der mächtigste Mann Europas in einem der fortschrittlichsten Staaten der Welt erdulden. Auch um die Reisefreiheit war es früher nicht besonders gut bestellt. Heute erreichen wir für den Bruchteil eines Durchschnittsmonatslohns in kürzester Zeit nahezu jeden Ort der Welt. Vergleichen wir das mit dem Zustand vor 200 Jahren: Als Goethe Ende Mai 1788 von Mailand nach Fussach reiste und dafür den günstigen Lindauer Boten in Anspruch nahm, dauerte die Fahrt von 300 km fünf Tage und kostete ihn 122 Gulden. Das Jahresgehalt des Professors

Friedrich Schiller in Jena betrug zu der Zeit 400 Gulden. Fernreisen waren für die einfache Bevölkerung daher völlig unerschwinglich. Der Großteil der Bevölkerung reiste, wenn überhaupt, nur aus wirtschaftlichen Erwägungen, um Handel zu treiben oder dauerhaft umzuziehen. Kurzum: Das Leben war früher schmerzhafter, und der Einzelne war in seiner Bewegungsfreiheit viel eingeschränk­ ter. Und das gilt bis in die jüngste Vergangenheit. Gerade in den letzten Jahren waren die Fortschritte in diesen Berei­ chen enorm. Die Freiheit und Vielfalt der Moderne mag für manche beängstigend wirken. Aber denken wir an den schmerzgeplagten König Ludwig XIV. oder Goethes teure, lange Reise, dann können wir die Errungenschaften unse­ rer Zeit als ein großes Privileg anerkennen und den Schwierig­ keiten des modernen Alltags vielleicht etwas entspannter begegnen.

Magnus Ressel ist Privatdozent an der Goethe Universität Frankfurt am Main. Er hat in Saarbrücken und Sydney studiert, in Paris und Bochum promoviert und war länger tätig an den Universitäten von München, Padua, Groningen und nun in Frankfurt am Main. Derzeit bereitet er eine Veröffentlichung zum »Lindau-Mailänder Boten« vor, dem transalpinen Brief- und Transportsystem von 1500 –1826, auf dem Gebrüder Weiss unter anderem basiert.


HERMANN PEMSTEINER ANTWORTET

Wozu braucht es  heute  noch Mut ?

Hermann Pernsteiner, geboren 1990, ist Radprofi im Team Bahrain-­ Merida. Bereits mit elf Jahren ging er bei einem Mountainbike-Rennen an den Start. Sein erster großer Erfolg gelang ihm 2011, als er den ­zweiten Platz bei der U-23-Europameisterschaft erreichte. Ab 2016 ­bestritt Pernsteiner Straßenrennen und belegte als bester Öster­ reicher den sechsten Platz bei der Ö-Tour. 2017 gelang ihm bei der Tour d’Azerbaïdjan sein erster internationaler Sieg auf Asphalt.


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als ich mich dafür entschieden habe, profisportler zu werden, war nicht klar, ob ich es an die spitze schaffen werde. Klar war hingegen, dass der Weg dorthin mit sehr viel Verzicht verbunden ist. Abende oder ganze Nächte mit Freunden zu verbringen – das hat es für mich nicht gegeben. Das Leben eines Radprofis entspricht in gewisser Weise jenem eines Mönchs. Während der Saison besteht der Tagesablauf zwar nicht im Beten, ­beschränkt sich aber im Wesentlichen auf drei Dinge, näm­ lich Training, Essen und Schlaf. Die Ernährung spielt eine wesentliche Rolle, denn gerade wenn es bergauf geht, zählt jedes Gramm Körpergewicht. Ob meine Entscheidung für den Profisport deshalb eine mutige war, weiß ich nicht. Definitiv aber war es eine sehr gute Entscheidung, die ich nie bereut habe. Im Hinblick auf das Leben nach dem Sport habe ich mich abgesichert und ein Studium abgeschlossen. Der Verzicht auf das sozia­ le ­Le­ben ist mir nicht sehr schwergefallen, da ich dafür sehr ­viele andere Dinge erlebe. Als Radprofi hatte und habe ich die Möglichkeit, viele Länder der Welt kennenzulernen, dort zu trainieren oder Rennen zu fahren. Unlängst war ich erst in Australien. Ohne den Radsport hätte ich vieles nicht erlebt. Den meisten Mut bei dieser Sportart braucht es wohl bei den Bergabfahrten. Der Geschwindigkeitsweltrekord liegt bei exakt 223,5 Stundenkilometern. Von dieser Größenord­

nung sind die meisten Profis etwas entfernt. Die höchste Geschwindigkeit, die ich im Rahmen eines Trainings erreicht habe, liegt bei 115. Ich komme vom Mountainbike-Sport und bin es gewohnt, steilere und unebene Passagen mal mit weniger, meistens aber mit größerer Geschwindigkeit zu meistern. In diesen Momenten geht es darum, alle anderen Gedanken auszublenden, sich einzig und allein auf die Strecke und das Fahren zu konzentrieren. Mir fällt das relativ leicht. Wie die meisten Radprofis hatte ich natürlich den einen oder anderen Sturz, zweimal habe ich mir schon das ­Schlüsselbein gebrochen. Bei der Spanien-Rundfahrt 2018 hat ein Fahrer knapp vor mir die Kontrolle über sein Rad verloren, und ich konnte nicht mehr ausweichen. Die Verlet­ zungen, die ich mir dabei zuzog – ich musste an drei Stellen genäht werden –, waren so schwer, dass ich die Rundfahrt nicht beendet habe. Nach solchen Erlebnissen benötigen Rad­ sportler immer ein wenig Zeit, bis sie den Mut haben, wieder Vollgas zu geben. Ich denke etwa einen Monat lang ein ­bisschen mehr darüber nach, was alles passieren könnte. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, an das Material und an die Teamkollegen kehrt aber nach und nach zurück. Mein persönlicher Tipp, um Ängste zu überwinden: Nicht ins kalte Wasser springen. Es ist besser, sich langsam an etwas heranzutasten und Vertrauen zu fassen.


HEINZ SENGER-WEISS ANTWORTET

Ist auf die Intuition noch Verlass ? zugegeben, ich bin ein intuitiver mensch. Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass ich mich auf die­ sen sechsten Sinn verlassen kann. In der ersten Millisekunde entscheidet sich für mich, ob mir jemand sympathisch ist. Das kann ich nicht beeinflussen. Das ist Intuition, Unter­ bewusstsein, Bauchgefühl. Wenn der erste Eindruck schlecht ist, funktionieren Beziehungen und Zusammenarbeit später selten gut. Ebenso bringt es wenig, sich Fakten schönzureden. Wer über die Frage diskutieren will, ob Intuition noch zeitgemäß ist, sollte von zwei Ebenen ausgehen. Einer ratio­ nalen Ebene, die auf Fakten und Zahlen basiert, und einer Gefühlsebene. Um Entscheidungen zu treffen, ist diese ratio­

Heinz Senger-Weiss studierte an der Fachhochschule in Eisenstadt sowie an der Amsterdamer Hogeschool voor Economische Studies International Business Relations. An der IESE Business School in Barcelona absolvierte er schließlich ein Advanced Management Program. Bevor er Regional Managing Director Air & Sea bei Gebrüder Weiss wurde, hatte er verschiedene internationale Funktionen bei Gebrüder Weiss und Partnerspeditionen inne. Seit dem 1.1.2005 ist er Mitglied der Geschäftsleitung bei Gebrüder Weiss und verantwortet die Bereiche Air & Sea, Vertrieb und Zoll.

nale Ebene eine wichtige Grundlage. Denn Fakten und Zah­ len stellen sicher, dass Richtiges und Relevantes berücksich­ tigt wird. Gefühle hingegen sind schwer zu argumentieren, sollten aber dennoch nicht außer Acht gelassen werden. Eine gute Entscheidung basiert einerseits auf Zahlen und Fakten, andererseits auf Intuition. Es wäre fahrlässig, nur rational oder nur nach dem Gefühl zu handeln. Bei Entschei­ dungen, die schnell getroffen werden müssen, ist sicher der Prozentsatz der Intuition höher. Wer über jahrelange Er­fahrung verfügt, tut sich leichter. Manchmal hilft auch ein Anruf bei einer Vertrauensperson. Grundsätzlich ist das ­Risiko, falschzuliegen, bei schnellen Entscheidungen höher – manchmal ist es aber besser, schnell, als gar nicht zu ent­ scheiden. Ob auf Intuition noch Verlass ist? Ich sage, ja, denn die­ se unterliegt ja nicht dem Wandel der Zeit. Die heutige ­Ge­sell­schaft lebt in einer Zeit, die von Fakten und Zahlen geprägt ist. Oft wird der sechste Sinn ganz lapidar als reines Bauch­gefühl abgetan. Es ist schwerer geworden, Entschei­ dungen, die nicht nur auf messbaren Parametern basieren, zu ar­­gu­mentieren. Wer auf seine Intuition vertraut, sollte deshalb nicht nur über ein gewisses Selbstvertrauen, sondern auch über Mut verfügen. Ich bin überzeugt davon, dass es in Unternehmen und Organisationen sowohl intuitive als auch nicht-intuitive Menschen braucht. Menschen, die auf ihre Erfahrungen und ihr Gefühl vertrauen, sowie Menschen, deren Aufgabe es ist, das Zahlenmaterial zu analysieren. Es muss auch nicht jeder jedem sympathisch sein. Aber das Zusammenspiel muss funktionieren. Denn: Die richtige Mischung macht ein gutes Unternehmen und eine lebendige Organisation aus.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Eine Liebesheirat war es nicht: Als 1957 in Rom die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirt­ schaftsgemeinschaft von Belgien, den Niederlan­ den, Luxemburg, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien unterzeichnet wurden, war Großbritannien nicht dabei – man konnte sich dort zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschließen, einem Verbund beizutreten, dem man Souveränität abge­ ben musste. 1961 war das Vereinte Königreich zum ersten Mal so weit, scheiterte aber am Veto Frank­ reichs. 1973, nach einem dritten Antrag, erfolgte die Aufnahme in die EG . Und nun ist es wieder vorbei: 2016 stimmten die Briten mehrheitlich für den Aus­ tritt aus der EU . Eine Überraschung, die viele Euro­ päer, auf dem Kontinent und auf der Insel, in Sorge um ihre gemeinsame Zukunft zurücklässt.

It was never a marriage made in heaven. When Belgium, the Netherlands, Luxembourg, Germany, France and Italy signed the Treaty of Rome in 1957, the United Kingdom declined to join them in the European Economic Community. The country’s leaders were concerned that membership would undermine national sovereignty. Subsequently – in 1961 and 1967 – it submitted two applications to join, only to be rebuffed by French vetoes. The third request, in 1973, was finally successful. But now the United Kingdom’s sojourn in Europe is ending. In a 2016 referendum, the British people voted to leave again. This surprised many Euro­ peans, both in Britain and on the continent, leaving them anxious about their shared European future.


LU YULIN ANTWORTET

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Wie findet man das richtige Maß ? hier in china gibt es definitiv den trend zum massenkonsum. Aber ich finde ihn jetzt nicht übertrie­ ben. Vom Telefon zum Fahrrad, vom ersten Farbfernseher zum Computer, das eigene Auto, heute sind es Smartphones und modische Klamotten – diese Entwicklung findet seit Jahrzehnten statt. Was vielleicht neu ist: Vielen geht es nicht mehr nur um ein angenehmeres Leben im Alltag, sondern ums »Gesicht«. Sie zeigen ihre neuen und teuren Errungen­ schaften in den sozialen Netzwerken. Dieses Verhalten regt den Massenkonsum natürlich noch weiter an. Aber ich glaube, die Mehrheit geht immer noch vernünftig mit den Ausgaben um, spart für die eigene Wohnung oder legt Geld fürs Alter zurück. Angesichts der vielen chinesischen Touristen und ihrer Kauflust mag im Ausland der Eindruck entstanden sein, dass wir Chinesen es mit dem Konsum übertreiben. Ja, viele von uns geben bei Auslandsreisen viel aus. Das ist sicherlich ein Nachholeffekt. Solange wir im Rahmen unserer finan­ ziellen Möglichkeiten bleiben, finde ich das aber okay. ­Übertrieben verschuldet sind die meisten Chinesen nicht. Ich habe eine Freundin. Sie verdient gerade einmal 6.000 Yuan im Monat (rund 780 Euro). In einer so teuren Stadt wie Peking kommt sie damit gerade einmal über die Runden. Trotzdem liebt sie es, in Luxusgeschäften herum­­ zuhängen. Ich habe sie mal gefragt, warum sie so gerne

­ orthin geht, wenn sie sich die Ware eh nicht leisten kann. d Sie antwortete mir: Für sie sei es ein Ansporn, mehr Geld zu verdienen, damit sie sich eines Tages diese Sachen leisten kann. Ich kann das nicht ganz nachempfinden, respektiere es aber. Konsum ist mehr als nur eine materielle Befriedigung. Ich finde es nicht »maßlos«, wenn damit auch Sehnsüchte ver­bunden sind, die über das Materielle hinausgehen. ­Nehmen Sie den Kauf einer Wohnung als Beispiel. Sie ist für ­viele nicht nur ein Ort zum Leben oder eine Investition. Bei der eigenen Wohnung geht es auch um das Gefühl von ­Sicherheit, Geborgenheit, aber ebenso darum, den Nach­ kommen etwas hinterlassen zu können. Ich halte nichts von der These, Konsum mache nur kurz­ weilig glücklich, Menschen zu helfen hingegen sei das wah­ re menschliche Glück. Wer Geldsorgen hat und nicht weiß, wie er der Familie abends genug zum Essen nach Hause bringt, ist vermutlich nicht glücklich. Ein gewisser materiel­ ler Lebensstandard muss schon vorhanden sein. Klar, zu viel Materialismus ist sicherlich auch nicht gut. Es gibt so viele Quellen des Glücks. Dazu gehört bestimmt auch geistiger Reichtum, Fürsorge, Familie, Freunde, Anerkennung auf der Arbeit, Reisen oder einfach gutes Wetter. Wenn ich manch­ mal auf meinem Handy durch meine Urlaubsbilder scrolle, habe ich definitiv Glücksgefühle.  Aufgezeichnet von Felix Lee

Lu Yulin, 26, hat an der Technischen Universität in Qingdao und an der Fremdsprachen-Universität in Peking studiert. Nun macht er einen Auf­ bau­studiengang in Wirtschaft. Seine Eltern sind Beamte in seiner Heimatstadt Linyi in der Provinz Shandong, wo er auch aufgewachsen ist.


NORA GOMRINGER ANTWORTET

Ist es naiv, an das Gute im Menschen zu glauben ?

Nora Gomringer, Schweizerin und Deutsche, lebt in Bamberg. Sie schreibt, vertont, erklärt, souffliert und liebt Gedichte. Alle Mündlichkeit kommt bei ihr aus dem Schriftlichen und dem Erlauschten. Sie fördert im Auftrag des Freistaates Bayern Künstlerinnen und Künstler internationaler Herkunft. Dies tut sie im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia. Und mit Hingabe.


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vor kurzem besuchten meine mutter und ich das konzentrationslager bergen-belsen bei Hannover, und es war ein kalter, schöner, schneeloser ­Win­tertag. Fast alleine lief ich bei einsetzender Dämmerung über das Gelände, dessen Topografie uns im Dokumen­ta­ tions­zentrum erklärt und bebildert wurde. Die Geschichte der weitläufigen Anlage, die verschiedenen Nutzungsphasen, einzelne Schicksale, Versorgungslogistik und Barackenbau, Befreiung und Institutionalisierung zur offiziellen Gedenk­ stätte sind gebannt in diesem beeindruckenden Gebäude aus schwerem Beton, der alles schallverdichtet, sichtkonzen­ triert, den Geist ausschließlich auf diesen Ort einlässt wie eine Intarsie. Massengräber von 1.000, 1.500, 2.000 und 5.000 Leichen sind an mehreren Stellen auf dem Außen­gelän­ de markiert und durch aufgeschüttete, flache Hügel kennt­ lich gemacht. Außerdem gibt es in Stein gehauene Schrift, die die Besucher mahnt: »Hier ruhen 5.000 Tote.« Zwischen 1941 und 1945 starben geschätzt 70.000 Menschen an ­diesem Ort. Im Wind raunt es, es ist nie ganz still, Bäume nahebei ächzen, als Besucher ertappt man sich seufzend, fröstelnd, in tiefem Unbehagen. Die holländischen Mädchen, die – ich behaupte es oft und bleibe dabei – berühmteste Autorin der Literaturge­ schichte und ihre Schwester, Anne und Margot Frank, sind hier an diesem Ort an Typhus gestorben. Vor allem in den letzten Monaten des Lagers – es wurde am 15.4.1945 von britischen Truppen befreit – herrschte Versorgungschaos, und 10.000 Menschen starben an Unterernährung, Diph­ therie und Typhus. Als die Zäune gekappt, die Tore geöffnet wurden, die Insassen des Lagers für »frei« erklärt waren, konnten viele sich tagelang, wochenlang nicht rühren, blieben einfach am Ort der Entmenschlichung, stellten völlig unerwartete, ­un­gekannte Herausforderungen an ihre Befreier. Nach der ­akuten Nothilfe mussten die Befreiten über Wochen vor Ort ernährt und gepflegt werden, bevor sie sich auf eine länge­ re Reise machen konnten. Ich stand dort in warmer Winter­ jacke, sah auf die Gedenksteine, die, wenn, dann nur durch Zufall einen tatsächlichen Grablegungsort markieren konn­ ten, und fror, fror bitterlich. Wie mussten die Menschen ­­­gefroren haben, monatelang, in dünner Leinenkleidung, nur manchmal mit einem zugewiesenen Mantel zusätzlich bedeckt; sehr wahrscheinlich das Kleidungsstück eines ­Toten, der an diesem Ort verstorben war. Die Nazis setzten ständig Ärzte und Beobachter in dem Lager ein. Mancher

von ihnen wurde als nicht bösartig, aber »naiv« beschrieben, an den In­sassen interessiert wie an zu erforschenden Tieren, völlig eingenommen von der Rassenlehre, ihren brutalen Ver­ irrungen und Folgen für Forscher und Erforschte. Als Jugendliche fühlte ich mehr Verzweiflung beim Betrach­ ten der Filmsequenzen über die Lagerbefreiung, gedreht von einem Filmteam der BBC . Ich kann mich erinnern, weil mich die Leichenberge und die zur Strafe ins befreite Lager kommandierten Bauern der Umgebung auf den schwarz-­ weißen Filmstrips kindlich faszinierten, als wäre alles Requi­ site und Komparsenspiel in Szenen eines inszenierten ­Filmgeschehens. Kaum nahm der Verstand auf, was er da sah. Wie so viele der Bauern beteuerten, nichts, absolut nichts von den Vorgängen an diesem Ort gewusst zu haben, wo doch gerade dörflichen Gemeinschaften nachgesagt wird, so oft alles vom auch Kilometer entfernten Nachbarn zu wissen. Die Filme der BBC erschüttern mich heute, wenn nicht die Leichen, der Tod, die beschämte, bestürzte, fassungslose und stumme Masse der Betrachter in den Blick der Linse rücken, sondern die jungen Soldaten. Kaum 20-jährige Män­ ner, kaum »Männer«, stehen die meisten von ihnen zum ersten Mal vor einer Kamera, sprechen zum ersten Mal Wor­ te, die noch heute von ihrem Dilemma berichten, ihrer grundtiefen Verstörung. An diesem Ort angelangt, sind sie davon überzeugt wor­ den, dass das Gute im Menschen ein bloßes Konstrukt ist, ein Wunsch, von einem Kollektiv formuliert, die große Hoff­ nung. Vorsätzlich blind, taub und ungerührt vielleicht kann einer sich geben, aber nicht naiv, wenn naiv verstanden wird als unschuldig, zart, neuen Blicks und Gefühls, pink. Naivi­ tät ist ein Privileg, und Privilegien werden zugeteilt. Ich will wohl sagen, dass bis zu dem Moment der Realisa­ tion, dass das Gute im Menschen ein Wunsch ist, der Mensch naiv sein darf. Es ist sein ihm geschenktes Recht, sein ­De­n­­­ken von dieser Grundgestimmtheit bestimmen zu lassen. Hernach muss er mit dem ihm eigenen Wissen tun, was er meint verantworten zu können. Zwischen ihm und seinem Handeln steht sein Wissen um die Folgen seiner Handlun­ gen. Dieses Wissen erlangt er aus Erfahrung und Betrachtung, Mitleiden und Erleben. Es ist der junge Mensch, der uns ­fasziniert, weil er naiv sein darf. Es ist eine kollektive, still­ schweigende Erlaubnis, die er besitzt. Sie verwirkt mit Zeit.


JANNIS KEIL ANTWORTET

Was fehlt ? 1 ein alter mann steht in einer leeren schalter­ halle am magdeburger hauptbahnhof. ­Früher gab es hier jemanden am Ticketschalter und Wartende in der Schlange. Man tauschte sich über das Wetter aus oder be­klagte gemeinsam den Zustand der Welt. Heute sind diese Schalter geschlossen – aber das Internet ist immer geöffnet. Ich könnte mir vorstellen, dass der zwischenmenschliche Kontakt gerade älteren Leuten manchmal fehlt. Aufgenommen im Herbst 2015

Jannis Keil macht kurze und lange Filme, für das Fernsehen und dieses Internet. Er arbeitet meistens dokumentarisch und findet dabei das ­Große im ganz Kleinen. In seiner Jackentasche ist eine Kamera, und er veröffentlicht seine Fotos in Magazinen und auf janniskeil.de.


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KIRA GRÜNBERG ANTWORTET

Welches Tabu sollte gebrochen werden ? bis zum sommer 2015 war ich s­ pitzensportlerin und konnte in meiner Karriere als Stabhochspringerin meh­ rere österreichische Rekorde aufstellen. Bei einem Trainings­ unfall zertrümmerte ich mir den fünften Halswirbel und bin seither querschnittsgelähmt. Im Oktober 2017 wurde ich in den Österreichischen Nationalrat gewählt und anschließend als Behindertensprecherin der Liste »Sebastian Kurz« ein­ gesetzt. Diese großartige Chance möchte ich nützen, um mich für die Anliegen von Menschen mit Behinderung ein­ zusetzen. Ein großer Themenkomplex ist Barrierefreiheit: Es geht nicht nur darum, dass bauliche Barrieren beseitigt werden. Barrierefreiheit umfasst viel mehr: Sie beginnt im Kopf. Es ist höchste Zeit, dass auch psychische Erkrankungen enttabui­ siert und damit Angstbarrieren abgebaut werden – bei einer Einschränkung, die schon bald Herz- und Kreislauferkran­ kungen als Nummer eins im Ranking der häufigsten Krank­ heiten ablösen könnte. Laut offiziellen österreichischen Statistiken ist die Anzahl an psychisch Erkrankten rasant im Steigen begriffen. Das Risiko, im Laufe des Lebens eine seelische Störung zu erlei­

den, liegt bei rund 50 Prozent. Die Verbreitung von Depres­ sionen liegt aktuell schon bei über 15 Prozent. Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung leiden an Angsterkrankungen. Insgesamt ist in Österreich nach offiziellen Angaben bereits jede dritte Person zumindest einmal im Leben mit einer psychischen Erkrankung konfrontiert gewesen, die Dunkel­ ziffer dürfte wesentlich höher sein. Meiner Ansicht nach zählen Personen mit psychischen Erkrankungen genauso zur Gruppe der Menschen mit Behin­ derungen wie RollstuhlfahrerInnen oder Menschen mit Sehoder Hörbehinderung. Nur ist diese Art von Behinderung meist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass dieses Thema offen diskutiert und da­mit gesellschaftsfähig wird. Es ist bereits hilfreich, wenn Betroffene darüber sprechen können, ohne stigmatisiert zu werden oder Nachteile befürchten zu müssen. Am Arbeits­ platz ehrlich mit einer psychischen Erkrankung umzugehen ist vermutlich heilender, als alles totzuschweigen oder unter den Teppich zu kehren – gerade auch für Führungs­kräfte. Dieses Tabu sollten wir endlich brechen und diese Barriere in unserer Gesellschaft abbauen.

Kira Grünberg war Leistungssportlerin. In ihrer Karriere als Stabhochspringerin hat sie erfolgreich an mehreren Welt- und Europameisterschaften teilgenommen, seit 2014 hält sie den österreichischen Rekord im Stabhochsprung. Bei einem schweren Trainingsunfall im Juli 2015 verletzte sich Grünberg an der Halswirbelsäule und ist seitdem querschnittsgelähmt. Seit Herbst 2017 ist sie Abgeordnete im Österreichischen Nationalrat.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko, im Vier­ telfinale treffen England und Argentinien aufeinan­ der. In der 51. Minute lenkt der Argentinier Diego Maradona den Ball – »halb mit dem Kopf, halb mit der Hand Gottes«, so Maradona nach dem Spiel – in das gegnerische Tor. Danach erzielte er noch ein reguläres Tor, und die Partie endete schließlich 1:2 für Argentinien. Die Südamerikaner beendeten das Turnier als Weltmeister. Dass es wohl doch nicht die Hand Gottes war, gab Maradona erst 2005 zu. Für Reue über die Täuschung brauchte er noch drei Jahre – aber Gott würde wahrscheinlich mei­ nen: Besser spät als nie.

The 1986 Soccer World Cup in Mexico, where England and Argentina are facing off in the quarter final. In the fifty-first minute the Argentine great Diego Maradona diverted the ball – »half with my head and half with the hand of God,« as he claimed afterwards – into the ­England goal. Later he scored a truly wonderful goal that won the match 2:1 for Argentina. The South Americans went on to reach the final and claim the trophy. It took Maradona until 2005 to admit that it wasn’t God’s hand that had punched the ball over Peter Shilton’s head. He took a further three years to express his remorse. Perhaps the good Lord had a hand at that?


KARDINAL SCHÖNBORN ANTWORTET

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Kardinal Christoph Schönborn, geboren 1945, ist 1963 dem Domini­­ka­nerorden beigetreten und hat in Deutschland, Österreich und Frankreich Theologie studiert. 1970 wurde er zum Priester geweiht und 1974 an der Sorbonne in Paris promoviert. Seit 1995 ist er ­Erz­bischof von Wien. Kardinal Schönborn ist Vorsitzender der Österrei­chischen ­Bischofskonferenz. Er ist außerdem Mitglied in zahlreichen r­ ömischen ­Dikasterien und bei der Europäischen Akademie der Wissenschaften.

Warum Religion ? immer wieder werde ich gefragt: ist es nicht verrückt, an gott zu glauben? Wozu braucht es heute überhaupt noch Religion? Was bringt es, religiös zu sein? Wenn ich im Wiener Stephansdom die heilige Messe ­feiere, das Requiem von Mozart höre oder die Gemälde von Michelangelo betrachte, dann denke ich oft staunend: Diese großartigen Kunstwerke gibt es nur, weil Menschen religiös waren. Weil sie ihrem Glauben an Gott Raum, Klang und Gestalt geben wollten. Die Religion fördert kulturelle Werte. Religiöse Einrichtungen setzen sich dafür ein, dass wir die Welt, die uns umgibt, besser verstehen. Sie leisten wich­ tige Bildungsarbeit. Das Christentum trägt zum Aufbau unserer Kultur wesentlich bei. Ein beliebtes Argument lautet: Die Religion ist nützlich, weil sie die Moral fördert. In der Tat, Jesus ruft dazu auf, gut zu handeln. Er sagt: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« (Mk 12,31) Bekannt ist auch die »goldene Re­ gel«: »Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen.« (Lk 6,31) Alle können in Armut ­rutschen, jedem und jeder kann es dreckig gehen. Die christ­ liche Devise lautet: Nicht wegschauen, sondern handeln. So wie Jesus, der sich um Blinde, Lahme und kranke Menschen gekümmert hat, oder wie Mutter Teresa, die Menschen in Indien geholfen und ihnen ihre Würde zurückgegeben hat, oder wie die vielen großartigen Mitarbeiterinnen und Mit­ arbeiter in der »Gruft« in Wien, die Obdachlose mit dem Lebensnotwendigen versorgen und ihnen Aufmerksamkeit schenken. Was motiviert sie dazu? Es ist auch der Glaube, dass Gott jeden Menschen »als sein Bild« (Gen 1,27) geschaf­ fen hat: als einzigartigen Menschen, dessen Leben wertvoll ist, von Beginn an bis zu seinem Tod.

Der Glaube ermutigt mich dazu, mich für andere Men­ schen einzusetzen und die Welt ein bisschen besser, mensch­ licher, lebenswerter, friedlicher zu machen. Aber bin ich dann nur religiös, weil es nützlich ist? Hinter dem Glauben an Gott steckt mehr. Da ist ein Bewusstsein, dass dieses Le­ ben hier nicht alles ist und dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Es bringt nichts, sich mit ganzem Herzen an Geld, Karrie­ re, das schnelle Auto zu hängen. Das gibt mir eine große Gelassenheit und zugleich eine innere Freiheit, mich nicht vom Mainstream bestimmen zu lassen. »Zur Freiheit hat uns Christus befreit« (Gal 5,1), sagt der Apostel Paulus. Diese Freiheit hat mutige Männer und Frauen wie Franz Jäger­ stätter oder Sr. Maria Restituta Kafka zum Widerstand gegen das NS -Regime animiert. In meiner Jugend hat mich ein Satz aus einer Predigt auf­ gerüttelt. Zugegeben, ich war damals kein besonders auf­ merksamer Zuhörer. Doch dieser eine Satz unseres Pfarrers hat sich in meine Erinnerung eingebrannt: »Wir sind dazu geschaffen, glücklich zu sein.« Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch diese Sehnsucht nach Glück in sich trägt und dass Gott will, dass unser Leben gelingt. Das ist seine Zusage an jeden Einzelnen von uns: Du bist ein geliebter Mensch. Der christliche Glaube ist für mich wie ein Wegweiser zum Glück. Ich kann Gott vertrauen, dass er es gut meint mit mir. Das gibt mir Halt und Orientierung, aber auch Mut, meinen Le­ bensweg zu gehen, auch wenn er manchmal holprig ist. Denn Gott gibt mir die Gewissheit: »Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.« (Mt 28,20)


GERTRAUD KLEMM ANTWORTET

Worüber sollte öfter gesprochen werden ?

Gertraud Klemm, geboren 1971 in Wien, absolvierte ein Biologiestudium und arbeitete bis 2005 als hygienische Gutachterin bei der Stadt Wien. ­Seitdem ist sie als Autorin tätig und schreibt Romane, Essays und Lyrik. ­Viele ihrer Texte wurden mit Auszeichnungen gewürdigt (u. a. Publikumspreis Bachmannpreis 2014, Longlist des deutschen Buchpreises 2015). Im Herbst 2019 erscheint der Roman Hippocampus bei Kremayr & Scheriau. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Pfaffstätten, Nieder­österreich.


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sonntag. mama macht den beiden kindern rührei und stellt die Pfanne auf den Tisch. Der Teenager steht auf, schlurft zur Küchenzeile, öffnet eine Lade, stampft mit dem Fuß auf. Sein Bruder, Erstklässler, kräht verzagt: Kein »Gruffelo«? Mama weiß: Es ist das Trüffelöl, das er zwar noch nicht aussprechen kann, aber so schmerzlich ver­ misst. Sie schüttelt den Kopf. Beide Kinder reagieren, als würde ihnen ein Grundbedürfnis verweigert. Der Große lässt enttäuscht die Arme fallen, der Kleine fängt gleich zu weinen an. Was sind das für degenerierte Kinder, die ihr Frühstück nicht ohne Trüffelöl essen wollen? Welcher Idiot hat diese dekadenten Monster herangezogen? Es sind meine Kinder, und ich war das. Und was, wenn nicht diese Szene, wäre Anlass genug, über Privilegien zu sprechen. Vor allem über den rechtzeitigen Entzug von Pri­ vilegien, bevor sie zu Ansprüchen versteinern. Welches Problem auch immer es ist, das unserem Plane­ ten einheizt, ihn juckt oder zwickt: Es hat garantiert damit zu tun, dass jemand ein Privileg genießt und glaubt, es wäre ein Grundbedürfnis. Klimakrise, Kriege, ungleiche Bezahlung, Ausbeutung von Entwicklungsländern, Blechlawine, Tierleid: Alles, was unsere Gesellschaft ungerechter und widerwär­ tiger macht, beginnt mit dieser Verwechslung von Bedürfnis und Befindlichkeit. Man kann jetzt zur Weltrettung das Problem aufblasen und das große globale Fass aufmachen, oder man kann es unter das Mikroskop legen und sich gleich dazu. Also wieder zurück zum Trüffelöl, weil es eine fette, goldene Metapher für alles ist, das luxuriös ist und trotzdem plötzlich unver­ zichtbar: das aktuellste Handy, die modische Markenjacke, die alternativlose Autofahrt, das tägliche Stück Fleisch. Erster Schritt zur Besserung: Einsicht. Man füttert Kinder nicht einfach so mit Trüffelöl. Kinder sind auch nur Men­ schen, und Menschen sind eine gierige, suchtanfällige Spe­ zies. Wenn sie zu früh mit Trüffeln angefixt werden, wachsen sie zu Erwachsenen heran, die in Privatjets fliegen müssen, nur von vergoldeten Steaks satt werden und denen die ­minderjährige Prostituierte gerade noch knackig genug ist. Was machen solche Typen dann mit uns, wenn wir alt sind? Die Kinder müssen Entbehrungen lernen, aber wie? Die Schule des Lebens fällt weg. Die Kinder kennen nur den Wiener Speckgürtel. Sie haben, wie ich, keinen Krieg erlebt, nie gefroren, nie Hunger gelitten. Im globalen Kontext ge­ sehen schon ein riesiges Privileg. Aber bleiben wir im ErsteWelt-Kontext. Beim Trüffelöl in unserer Küche, das doch nur ein Firmengeschenk war und sich nun als unnötiges Pri­ vileg über die Familie ergießt.

Ich sehe in die Gesichter meiner Kinder, werde wütend, fühle Handlungsbedarf. Ihre Reaktion ist genauso unangebracht wie unethisch. Zum Teufel mit dieser ganzen Generation Z. Diese getrüffelten Fratzen! Wie sie verzogen werden! Wie sie sich zu ernähren und zu kleiden gedenken! Wie sie herum­ chauffiert werden wollen! Wie sie am Smartphone verblöden! Eine einzige Privilegien-Orgie! Wie kommen wir da wieder raus? Richtig, wir verstecken zuerst mal das Öl und reden mit den Kindern. Wir lassen sie leiden und entbehren: Das coolste Handy, das neueste Spielzeug, der angesagteste Sweater. Schluss damit! Erziehen wir Empathie in ihre egoistischen Köpfe, am besten mit Vorbildwirkung. Das Trüffelöl ist schon mal konfisziert. Was noch? Fleisch rationieren, Zucker. Lange Gesichter. Und jetzt? Ich kann sie lehren, auf das Auto zu verzichten. Kaum sitzen wir auf dem Fahrrad, neiden wir den Autofahrern ihre Privilegien. Wie schön warm und trocken sie es immer haben! Wie gedankenverloren sie auf dem Radweg parken, ohne bestraft zu werden! Wie sie uns einfach so den Vorrang wegnehmen und uns zum Bremsen zwingen! Tags drauf sitzen wir wieder im Auto und finden die Radfahrer so lästig wie eh und je. Fast schon privilegiert! Wie viel Platz sie auf der Straße brauchen, wie wir hinter denen herzuckeln müssen! Wie sie gegen die Einbahn fahren dürfen und wir nicht! Unsere Empathie hat eine kurze Halbwertszeit. Nein, es ist nicht leicht. Uns wird ständig erzählt, Teilen, Verzichten und Nach­ haltigkeit würde uns alle glücklich machen: eine Win-winwin Situation! Macht, Geld, Ressourcen lassen sich aber nicht beliebig vermehren. Vom Teilen werden die Straßen nicht breiter, vom Fleischverzicht die Schnitzel nicht größer. Das nachhaltige Leben muss nicht nur Vorteile haben. Ohne Trennungsschmerz kein Privilegienentzug, ohne Privile­ gienentzug keine Weltrettung. Verzicht muss wehtun dürfen, verdammt noch mal. Lassen wir uns nicht einlullen. Ma­­­chen wir uns auf schmerzhafte Verluste gefasst, und zwar pronto! Unbeeindruckt sehe ich meinen Kindern dabei zu, wie sie immer noch die Mundwinkel nach unten ziehen. Hier zeigt sie sich, die unverzichtbare Frustration, wenn man alle Aspek­t­e des Lebens kennenlernen will. Wenn man gerade zu einem bescheidenen Menschen erzogen wird, der zur Weltrettung beitragen wird. Wie lange so ein Trüffelöl-Entzug dauert? Keine Ahnung. Ich weiß ja, wo ich es versteckt habe.


PHILIPP SCHMIDT ANTWORTET

Was fehlt ? 2 ein spätsommermorgen in der wedeler marsch, wo ich 2003/04 meinen Zivildienst auf einer ­Vo­gel­warte absolvierte: Eine Tafelente schwimmt alleine über den ­neb­ligen Teich. Tafelenten gehören für uns zum gewohnten Bild an Tümpeln, Teichen und Seen. Jedoch ist ihre Anzahl stetig abnehmend, und so gilt selbst diese gewöhnliche Ente in Deutschland als gefährdet, da mehr und mehr Feucht­ gebiete trockengelegt werden. Forscher gehen davon aus, dass sich das Verbreitungsgebiet der Tafelente aufgrund der Klimakatastrophe deutlich verkleinern und nach Nord­ osteuropa verschieben wird.

Philipp Schmidt, geboren 1983, aufgewachsen und zur Schule gegangen im Schwarzwald, studierte nach einer Kochlehre zunächst Evan­ gelische Theologie in Münster und später Fotografie an der FH Bielefeld. Seit 2011 wohnt er in Hamburg, assistierte erst verschiedenen Foto­ grafen und arbeitet seit 2015 als Fotograf für Redaktionen, Verlage und Agenturen. Neben Ornithologie interessiert er sich für klassische Musik und Segeln auf der Elbe.


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THOMAS STRAUBHAAR ANTWORTET

Liegen die besten Jahre schon hinter uns ?

Thomas Straubhaar ist Professor der Universität Hamburg für Volkswirtschaftslehre, insbesondere internationale Wirtschaftsbeziehungen. Von 1999–2014 hat er das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut HWWI ­geleitet. Zuvor hat er als Postdoctoral Fellow an der University of ­Ca­lifornia, Berkeley und danach an verschiedenen Universitäten als Lehrstuhlvertreter oder Professor geforscht und gelehrt. Er ist Autor von Sachbüchern zum demografischen Wandel und zum bedingungslosen Grundeinkommen, sein neuestes Buch ist Die Stunde der Optimisten.


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kein zweifel, die menschheit steht vor gewaltigen herausforderungen. Aber: War das nicht schon immer so seit der Vertreibung aus dem Paradies? ­Plagte die Menschen nicht lange die Sorge, dass der Himmel ein­stürzt, die Sintflut alles mitreißt und die Apokalypse zer­ stört, was über Jahrhunderte aufgebaut wurde? Unsere Vorfahren haben alle Existenzkrisen mit unglaub­ lichem Erfolg bewältigt. Nicht Naturkatastrophen, nicht die Pest, nicht Kriege und auch nicht das Ozonloch haben die Menschheit auf ihrem langen Weg zu stetig verbesserten Lebensbedingungen wirklich aufhalten können. Warum soll­ te nun ausgerechnet jetzt, im 21. Jahrhundert, alles anders – schlechter – werden? Auf welcher Basis ruht dieser Optimismus, dass es unsere Kindeskinder besser und nicht schlechter als wir haben wer­ den? Es ist die Innovationskraft der Menschen. Wenn richtig ist, dass der Krieg der Vater aller Dinge ist, dann gilt eben­ so, dass die Krise die Mutter der meisten Innovationen war. Not hat schon immer erfinderisch gemacht. Die Peitsche des Mangels war seit eh und je der stärkste Anreiz, um Ressour­ cen schonender und besser zu nutzen und schneller nach neuen Technologien zu suchen. Solange es kluge Menschen geben wird, so lange wird es auch intelligente Lösungen für drängende Herausforderun­ gen geben. Wer hätte sich vor 100 Jahren auch nur im Ent­ ferntesten ausmalen können, wie wir heute leben, wie rasch wir um die Welt reisen und in Echtzeit miteinander rund um die Uhr kommunizieren – mit Smartphones, die alles können, und mit Apps, die alles wissen. Digitalisierung und künst­ liche Intelligenz sind die Basisinnovation der Gegenwart. Sie werden in Zukunft Veränderungen erwirken, deren Dimen­ sionen bestenfalls ansatzweise erkennbar sind. Damit einher gehen – bei allen Risken – gute Chancen auf ein besseres Leben für kommende Generationen. Deshalb wird das Bildungssystem darüber entscheiden, ob es mit einer Gesellschaft nach oben oder unten geht. Es hat nicht nur Wissen, Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermit­ teln und zu fördern. Wichtiger ist, dass das Bildungssystem Menschen ermächtigt, ein immer längeres Leben hindurch kreativ und innovativ zu sein, anpassungsfähig zu bleiben

und sich zuzutrauen, Probleme zu lösen, anstatt vor Heraus­ forderungen zu kapitulieren. Dafür braucht es Anreize und Förderprogramme, die sich nicht nur an Kinder, Jugendliche, Auszubildende und unter 25-Jährige richten. Es bedarf mehr Unterstützung und Freiräume für das lebenslange Lernen älterer und alter Erwachsener. Warum nicht wenigstens vom Staat finanzierte, für die Menschen kostenlose Bildungsgutscheine für alle unter 70-Jährigen, die einmal alle zehn Jahre formlos, ohne Auf­ wand und Bürokratie, eine längere Fort- und Weiterbildung ermöglichen? Bildungsausgaben müssen von einer Pyra­ mide, bei der in jungen Jahren viel und in fortgeschrittenem Alter immer weniger Geld fließt, zu einem Zylinder umge­ staltet werden – mit einer gleichmäßigen Verteilung der Bil­ dungsausgaben über jedes Lebensalter. Bildung anders zu handhaben, nicht nur als Aufgabe für den Lebensanfang, sondern für alle Lebensphasen, wird auch deshalb von herausragender Bedeutung sein, weil Di­gi­ talisierung eine altersabhängige Polarisierung mitverursacht. Wie heute schon in Familien zwischen Eltern und Kindern oder in Klassenzimmern zwischen Lehrkräften und Schüle­ rinnen und Schülern zu beobachten, gibt es eine Spaltung der Gesellschaft. Es zeigt sich eine »digital divide« zwischen Jüngeren, die mit den neuen Technologien zusammen auf­ wachsen, und Älteren, die vom Tempo der Veränderungen in Alltag, Beruf und Freizeit überfordert sind und von den mo­ dernen Entwicklungen abgehängt werden. Um hier gegenzu­ steuern und einen Generationenkonflikt zu vermeiden, be­ darf es stetiger altersspezifischer Weiterbildungsan­ge­bote, die zu einer erhöhten Produktivität und verbesserten Mobili­ tät älterer Arbeitskräfte beitragen. Ebenso notwendig sind soziale Sicherungssysteme, die Älteren die notwendigen zeitlichen Freiräume eröffnen, um sich stets und immer wieder von Neuem mit modernen Tech­ nologien, deren Umgang und Nutzung vertraut zu machen. Werden kluge Köpfe immer wieder – also auch als Erwachse­ ne und ebenso mit fortgeschrittenem Alter – richtig geför­ dert, wird es künftig – wie seit eh und je in der Menschheits­ geschichte – jenen Fortschritt geben, der dafür sorgen wird, dass die besten Jahre nicht hinter, sondern vor uns liegen.


INGO NEUMAYER ANTWORTET

Brauchen wir mehr ­Zerstreuung  ? Der Mensch hängt fest im Tageswerk Aus Pflichten und aus Zwängen Es häuft sich der »Das muss jetzt«-Berg Kaum einer lässt sich hängen Das führt zu Stress und Reiberei Was hilft da? Die Zerstreuung! Doch sie gelingt nur, ist sie frei Von jeglicher Bereuung Drum feiert euren Müßiggang: Ein Buch, ein Wein, ein Kissen! Wer das nicht kann, wird lebenslang Den Sinn des Seins vermissen

Ingo Neumayer war Chefredakteur beim Musikmagazin Visions und ­arbeitet heute als freier Autor und Moderator u. a. für den WDR , sportschau.de und das Literaturfestival »lit.ruhr«. Gedichte, Interviews und Kolumnen von ihm erscheinen in Magazinen wie JWD., Galore und Mint. Außerdem hofft er seit Jahren darauf, dass sich dieser ­verdammte ­halb fertige Roman in der Schublade von alleine zu Ende schreibt. Er lebt mit Frau und Kindern in Köln.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Das Kupfer- und Goldbergwerk von San José in ­Chile war nie ein sicherer Arbeitsplatz gewesen. ­Bereits mehrere Unfälle gingen dem Grubenunglück voraus, das dort im Jahr 2010 33 Bergleute 700 Me­ ter unter der Erde einschloss. Täglich stimmten sich die Eingeschlossenen über das weitere Vorgehen ab, richteten eine Ecke für Gebete ein, rationierten das mitgebrachte Essen und gruben mit dem vor­ handenen Werkzeug nach Trinkwasser. Ein Arbeiter, der Erfahrung mit der Pflege seiner kranken Mutter hatte, wurde zum medizinischen Leiter bestimmt, der älteste der Bergleute übernahm die psychische Betreuung. Alle 33 Männer konnten schließlich mit einer Rettungskapsel heil, aber abgemagert aus dem Berg geholt werden, 69 Tage nach dem ­Unglück. Mittlerweile ist die Grube geschlossen.

The San José copper-gold mine in Chile had never been a safe place to work. Multiple accidents preceded the 2010 catastrophe in which 33 miners were trapped some 700 meters underground. Every day the men ­discussed and agreed on their next move. They established a prayer corner, rationed the available food and dug deep for drinking water with the tools they had on hand. One of the workers, who had had experience of caring for his sick mother, was appointed medical supervisor, while the oldest miner was given the task of providing psychological counsel. Ultimately all 33 of the – by then emaciated – men were rescued via a specially built capsule 69 days after the accident. The mine has since been shut down.


MONIKA MANDL ANTWORTET

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Wo gibt es Grund für Optimismus ? gelernte österreicherinnen und österreicher neigen zum Jammern. Lehrerinnen und Lehrer suchen nach Fehlern. Führungskräfte haben die Problem­ sicht. Sicher trifft dies vielerorts zu. In meiner Rolle als HR ­ Verantwortliche aber habe ich in meiner Arbeit mit Men­ schen sehr oft beobachtet, dass weder Jammern noch Pro­ blemsicht noch Defizitorientierung nützlich oder hilfreich sind. Sie rauben Kreativität, ersticken Innovation und fres­ sen Energie. Das soll nicht bedeuten, dass wir das Leben durch die rosarote Brille betrachten – nein! Die Lösung ist sehr einfach: Schauen wir auf das, was wir gut können, was gut funktioniert, wo es Potenzial, Wissen, Können gibt. Dann fließt Energie, entsteht Neues, und freudvolles Ge­ stalten wird möglich. Keine Pflicht, sondern Lust. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung entstehen bei Menschen Ängste – was wird sein? Wird es meinen Job in 20 Jahren noch geben? Ich bin überzeugt, dass der Be­ griff Arbeit in eine völlig andere Dimension aufbricht: Das Menschliche wird wieder wichtiger. Jene Fähigkeiten, die keine Computersysteme übernehmen können, werden vor allem gefragt sein: Kreativität, emotionale Intelligenz, ver­ netztes Denken, Kooperation, Zuhören, Menschenkennt­ nis, komplexe Problemlösungskompetenz. Junge Menschen von heute sind mit einem völlig anderen Selbstwertgefühl ausgestattet. Sie glauben an ihre Potenziale und wollen diese

Monika Mandl, geboren 1967, besuchte die Europäische Wirtschaftsschule in Wien. 1989 startete sie ihre Karriere bei Gebrüder Weiss bei der Luftfracht. Nach der Karenz und einem kurzen Ausflug zu einem anderen Unternehmen kehrte sie 2000 als Verantwortliche für Human Resources Development zur orangen Familie zurück. Monika Mandl ist verheiratet, hat eine Tochter und ist seit Kurzem stolze Großmutter.

sinnstiftend einsetzen. Arbeitszeit und Freizeit verschwim­ men. Menschen probieren sich aus und verwerfen Ideen wieder, wenn ihnen diese nicht zweckmäßig oder sinnstif­ tend erscheinen. Im Gegensatz zu früher, als die Aussicht auf Sicherheit und lange Karriere noch ein Motivator für Men­ schen war, entscheidet die junge Generation heute ganz an­ ders. Sie brauchen das »big picture«: Wo geht die Reise hin? Ist das auch spannend, freudvoll und interessant? Fordert mich diese Aufgabe? Kann ich hier meine Potenziale einbrin­ gen? Welchen gesellschaftlichen Beitrag leiste ich mit dieser Aufgabe? Genau hier sehe ich die große Chance für unsere Zu­ kunft. Die jungen Menschen sind viel intensiver und emotio­ naler an Themen beteiligt, mit denen sie sich identifizieren. Alte Führungs­ und Karrieremodelle haben ausgedient. Bindung an Unternehmen erfolgt bei ihnen in erster Linie durch das Warum und den Sinn, der hinter der Unterneh­ mung steht. Die weltweite Kommunikation ist simpel geworden – es gibt kaum noch Grenzen oder Dinge, die unmöglich erschei­ nen. Diese Vielfalt an Möglichkeiten schafft unglaubliche Chancen für Einzelne und Raum für Kreativität. Technolo­ gie gepaart mit Flexibilität und Potenzial der Jugend, das stimmt mich zuversichtlich und lässt mich sehr positiv in die Zukunft blicken.


ANJELIKA JORASHOVA ANTWORTET

Woran kann man noch glauben ?


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Anjelika Jorashova ist verheiratet und hat einen fünfjährigen Sohn. Gemeinsam mit Mann und Sohn, einem Bruder und einer Schwester lebt sie in Astana, der kasachischen Hauptstadt. Bis zu einem Autounfall im vergangenen Jahr hat sie als Lehrerin in einer Vorschule gearbeitet, musste die Arbeit danach aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Jetzt gibt sie Kindern Nachhilfeunterricht bei sich zu Hause und hofft sehr, nach einer abschließenden Operation wieder in einer Schule arbeiten zu können.

mein mann ist atheist. Ich selbst bin gläubig im reli­ giösen Sinne: Ich gehe einmal in der Woche in die Kirche, ich bete, und ich singe im Kirchenchor, das macht mir un­heim­ lichen Spaß. Ich bin Baptistin, das habe ich aus meinem El­ ternhaus, ich bin erzogen worden, nach den Glaubenssätzen der Bibel zu leben. Aber der Baptismus erlaubt es uns, als Erwachsener selbst zu wählen, ob man sich der Glaubens­ gemeinschaft anschließen will oder nicht. Und ich habe mich dafür entschieden. Ich bin davon überzeugt, dass alle Prü­ fungen, die einem im Leben auferlegt werden, von Gott kom­ men und ihren Sinn haben. Anders hätte unsere Familie vielleicht auch die Schick­ salsschläge des vergangenen Jahres nicht verkraftet. Mein Vater ist mit nicht einmal 50 Jahren gestorben, kurz darauf wurde ich auf der Straße von einem Auto angefahren und so schwer verletzt, dass mir die gesundheitlichen Einschrän­ kungen bis heute zu schaffen machen. Ich musste meine Arbeit als Lehrerin in einer Vorschule kündigen. Und beim Jüngsten meiner vier jüngeren Geschwister, gerade einmal neun Jahre alt, wurde nach dem Tod unseres Vaters Diabetes diagnostiziert. Es ist nicht leicht, diese Schicksalsschläge anzunehmen. Man fragt sich schon, warum hat Gott das zugelassen, warum ereilt all dies gerade unsere Familie? Allerdings ist uns auch viel Gutes widerfahren in dieser Zeit, und ich habe die Überzeugung gewonnen, dass die ­Liebe, die man selbst zu geben bereit ist, die Sorge, die man für andere trägt, zu einem zurückkehren. Wir haben so viel Zuspruch und Unterstützung von Freunden und Bekannten, von den Menschen um uns herum bekommen, das hät­te ich nie für möglich gehalten.

Ich glaube außerdem sehr an die Kraft der Familie. Ich will, dass es allen gut geht, und dafür lebe ich. Meine Eltern hatten nie viel Geld. Ich bin in einem kleinen Dorf im Süden Kasachstans aufgewachsen, ich liebe unser Häuschen dort und den kleinen Garten. Mein Vater wollte immer fort aus Kasachstan, mit der ganzen Familie, dafür hat er gearbeitet. Nun leben meine Mutter und die beiden Jüngsten noch immer da, und ich bin mit meinem Mann, der als Dozent an der Universität arbeitet, und unserem Sohn nach Astana ­ge­­zogen, mehr als tausend Kilometer von zu Hause entfernt. Zusammen mit dem ältesten meiner Brüder, der als Koch arbeitet, und meiner Schwester, die auch Lehrerin wird wie ich, leben wir in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Aber wir haben einen großen Balkon und eine große Küche, das ist also nicht zu klein. Wir sehen uns meist ohnehin nur abends, ­essen zusammen, räumen dann gemeinsam auf. Und ich glaube ganz fest daran, dass jeder für sein Leben selbst ver­ antwortlich ist! Es hängt von jedem Menschen selber ab, was er aus seinem Leben macht. Man muss nach vorne schauen. Niemand bedauert dich im Leben, geschenkt be­ kommst du nichts. Probleme verdrängen oder darauf hoffen, dass andere sie lösen, hilft nicht. Man muss sein Leben selbst in die Hand nehmen. Und hat man das erst einmal verstanden, gelangt man zu großer Zufriedenheit.  Notiert von Edda Schlager


HANS IRGOLIC ANTWORTET

Was ist zu Unrecht im ­Verruf  ? maschinen und motoren faszinieren mich schon lange. Als Jugendlicher war ich begeisterter Feu­ erwehrler, und mit 18 Jahren habe ich den Lkw-Führerschein gemacht, um auch die großen Tanklöschfahrzeuge lenken zu dürfen. Noch während der Schulzeit habe ich mir dann in den Ferien den einen oder anderen Schilling als Fahrer hin­ zuverdient. Später war ich als Monteur in ganz Österreich unterwegs, danach folgten mehrere Jahre im internationalen Fernverkehr. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert bin ich nun »on the road«. 1997 kam ich über einen Frächter zu Gebrüder Weiss, wo ich 2015 als Fahrer im Nahverkehr übernommen wurde. Die Liebe zu den großen Fahrzeugen und zum Job ist ungebrochen. Natürlich sind gewisse Termine vorgegeben, im Großen und Ganzen bin ich jedoch mein eigener Chef. Büroarbeit wäre nichts für mich, ich bin gerne unterwegs und unter Menschen. Rund 95 Prozent meiner Kunden sind Stammkunden, zu denen ich ein gutes Verhältnis habe. Lkw-Fahrer müssen oft für andere Verkehrsteilnehmer mitdenken. Es fehlt das Miteinander. Jeder ist sich auf der Straße selbst am nächsten. Sekunden des Nichtmitdenkens sind gefährlich, oft lebensgefährlich. Oft fehlt es in puncto Miteinander wohl an Wissen, was es bedeutet, einen Last­

wagen zu lenken. Im und am Lkw gibt es derzeit zwar sechs Spiegel, trotzdem kann ein Fahrer nicht alles sehen. Deshalb finde ich es gut, wenn etwa Schüler in die Spedition einge­ laden werden und ihnen erklärt wird, was ein toter Winkel ist. Vieles hat sich in all den Jahren verändert. Vor 25 Jahren zeigte eine schwarze Rußwolke an, dass der Fahrer aufs Gas­ pedal tritt. Inzwischen gibt es keinen Auspuff mehr, sondern Abgasboxen, in denen Abgase gefiltert und gereinigt werden. Das Geschrei, wie böse der Diesel ist, ist für mich nicht im­ mer nachvollziehbar. Die Diskussion ist durch Politik und Me­­dien aufgebauscht worden. Ich frage mich: Ist ein Fahr­ verbot für einzelne Straßenzüge tatsächlich sinnvoll, wenn die Fahrstrecke zum Ziel dadurch etliche Kilometer länger wird? Meiner Meinung nach sind es Lkw und Diesel, die etwas zu Unrecht in Verruf geraten sind. Denn gerade im Bereich Sicherheit und Umweltschutz hat sich in den vergangenen Jah­ren einiges bewegt. Leerfahrten kann sich heutzutage kein Spediteur mehr leisten. Über die Frage, inwiefern es notwendig ist, Ware zur Verarbeitung von A nach B und wie­ der zurück zu transportieren, kann hingegen durchaus dis­ kutiert werden.

Hans Irgolic ist seit seinem 18. Lebensjahr auf Achse. Der 1973 in ­Dornbirn geborene ­Vorarlberger maturierte 1993 an der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Bregenz im Bereich ­Maschinenbau. Seit ­Jänner 2015 ist er als Lkw-Fahrer für Gebrüder Weiss tätig.


WIE GEHT ES WEITER ?  WHERE DO WE GO FROM HERE ?

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Wie entwickelt sich die Container­ transportmenge in der weltweiten ­Seeschifffahrt?

What is the worldwide increase in ­containers transported by sea?

Die Schiffahrt hat immense Bedeutung für den globalen Güter­verkehr. Gemessen am Gewicht, werden etwa 90 % des grenzüberschreitenden Warenhandels auf dem Seeweg transportiert. Auf den Weltmeeren sind nicht nur immer mehr Containerschiffe ­unterwegs, die Schiffe selbst werden größer und größer.

Ocean shipping plays a pivotal role in global freight transport. Calculated by weight, some 90 percent of international goods are transported by sea. Not only are more and more container ships plying the world’s oceans, but the vessels themselves are getting larger and larger.

Quelle: Statista

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Transportmenge in Millionen TEU Transport volume in TEU millions

Setzt sich der Scrubber in der Schifffahrt durch?

Could scrubbers be the solution for ­maritime shipping?

Bereits 2016 hat die internationale Schifffahrts-Organisation IMO b ­ e­schlossen, den maximalen Grenzwert für Schwefel im Treibstoff ab 2020 weltweit auf 0,5 Prozent zu senken. Die Reeder haben in dieser ­Situation drei realistische Möglichkeiten: Sie wechseln von Schweröl auf Schiffsdiesel, bauen in ihre Schiffe eine Reinigungsanlage ein – ­ einen so genannten Scrubber – oder sie rüsten das gesamte Schiff auf ­verflüssigtes Erdgas LNG um.

Back in 2016 the International Maritime Organization (IMO) agreed to ­reduce the sulfur content in fuel, and a cap of 0.5 percent was introduced globally effective 2020. This leaves shipping lines with three realistic options. They can use marine diesel oil instead of heavy fuel oil. They can install a cleaning system – a so-called scrubber – in their vessels. Or they can convert entire vessels to liquid natural gas (LNG).

53.000 Handelschiffe gesamt 2020 All cargo vessels in 2020

1.300 Handelsschiffe mit Scrubber 2020 Cargo vessels with scrubbers in 2020


DIE WELT IN ORANGE

ORANGE NETWORK

1. USA Chicago

United States Chicago

Gebrüder Weiss hat die unternehmensinterne Lernplattform myOrangeCollege (myOC) erfolgreich an den sechs Standorten in den USA ausgerollt. Damit sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit an die digitale Plattform angebunden. myOC bietet neben der klassischen Aus- und Weiterbildung ein interaktives Lernangebot, das Lernende über Ländergrenzen hinweg vernetzt und flexible, zeit- und ortsunabhängige Möglichkeiten der eigenen Weiterbildung bietet.

Gebrüder Weiss has successfully rolled out its internal educational platform myOrangeCollege (myOC) at six locations in the U. S. As a consequence all of its employees worldwide are now connected to the digital system. In addition to traditional education and training, myOC offers an interactive training package that connects students across national boundaries and provides flexible options for self-learning – independent of time and space constraints.

4. Österreich Wien 1

2. Schweiz Schaffhausen Entlastung an der Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland: Im vergangenen Jahr eröffnete Gebrüder Weiss ein neues Zollbüro in Schaffhausen. Dadurch ergibt sich eine schnellere Abwicklung, und die Standzeiten der Lkw werden verkürzt. GW Schweiz gilt seit vielen Jahren als ausgewiesener Zollexperte und bietet den Kunden umfangreiche Dienstleitungen an. In den sieben Grenzbüros Altenrhein, Pratteln, Kloten, Basel, Au, St. Margrethen und Schaffhausen arbeiten derzeit rund 40 Zolldeklaranten.

Switzerland Schaffhausen Speeding up services at the SwissGerman border: last year Gebrüder Weiss opened a new customs office in Schaffhausen. Given the added capacity, transit goods can now be processed more quickly, reducing waiting times for trucks. GW Switzerland, which offers customers a comprehensive range of services, has been an established expert in customs handling for years. Some 40 customs clearance agents are currently employed at the seven border offices in Altenrhein, Pratteln, Kloten, Basel, Au, St. Margrethen and Schaffhausen.

3. Deutschland Nürnberg Seit Anfang 2019 firmiert die Deutsche Transportkompagnie Erich Bogdan GmbH & Co. KG (DTC) unter Gebrüder Weiss. Der Standort in Nürnberg liegt im Zentrum der Logistikaktivitäten und ist eine Ergänzung zu den süddeutschen Standorten in Passau, Memmingen, Lindau, Aldingen und Esslingen. Die Franken-Metropole eignet sich ideal als Drehscheibe für Transporte zwischen Deutschland und Österreich sowie Richtung Mittel- und Südosteuropa.

Germany Nuremburg Since the start of 2019, Deutsche Transportkompagnie Erich Bogdan GmbH & Co. KG (DTC) has been operating under the name Gebrüder Weiss. Its location in Nuremberg lies at the heart of the company’s logistics activities and complements its southern German locations in Passau, Memmingen, Lindau, Aldingen and Esslingen. Nuremberg is the ideal hub site for routes running between Germany and Austria, and further towards central and southeastern Europe.

Gebrüder Weiss testet seit Herbst 2018 einen Elektro-Lkw im Großraum Wien im Realbetrieb. Emissionsfreiheit und geringe Lärmbelastung im städtischen Verkehr stehen dabei im Fokus. Die im Rahmen des Pilotprojekts gewonnenen Erkenntnisse fließen dann in die weiteren Entwicklungsschritte des Fahrzeugs ein. Initiiert wurde das Projekt gemeinsam mit dem Hersteller MAN und dem Council für nachhaltige Logistik (CNL), dessen Gründungsmitglied Gebrüder Weiss ist.

A   ustria  V   ienna In fall of 2018, Gebrüder Weiss began testing an electric truck as part of its operations in Greater Vienna. The focus is on maintaining zero emissions and minimal noise pollution on the city’s streets. The information derived from this pilot project will be fed into the future development of the vehicle. The project was launched jointly with the truck’s manufacturer MAN and the Council for Sustainable Logistics, of which Gebrüder Weiss is a founding member.


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8. China Schanghai Full-Service-Logistik made in China: Gebrüder Weiss bietet den Kunden neben klassischen Luft- und Seefracht-Services auch Lagerlogistik in Schanghai, Chongqing und Chengdu an, den großen Wirtschaftszentren im Reich der Mitte. Neu im Portfolio hat GW China zudem den Transport von Möbeln bis zum Endkunden. Dabei übernimmt der Logistiker sowohl Abholung, Lagerung und Transport als auch die Zustellung und Montage der Möbel beim Privatkunden.

China Shanghai Full-service logistics made in China: alongside traditional air and sea freight services, Gebrüder Weiss also offers warehousing logistics for its customers in Shanghai, Chongqing and Chengdu – the country’s leading commercial hubs. Additionally GW China has now incorporated the transport of furniture to end-consumers into its portfolio. The company not only handles the pickup, storage and transport of these goods, but also their delivery and assembly for private customers.

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5. Serbien Belgrad Seit Ende 2018 bildet Gebrüder Weiss erstmals Lehrlinge in Serbien aus. Die duale Ausbildung ist ein gefragtes »Exportgut«, denn der Bedarf an qualifizierten Fachkräften steigt in ganz Europa. Der neu eingeführte Lehrberuf in Serbien ist ein wichtiger Schritt zur Deckung des Personalbedarfs in Speditionsunternehmen. Aktuell bildet der Logistiker rund 240 Lehrlinge in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Serbien aus.

Serbia Belgrade At the end of 2018, Gebrüder Weiss started training apprentices in Serbia. The dual education system is a valued “export item” because demand for qualified staff is growing throughout Europe. This type of apprenticeship, now available in Serbia for the first time, represents an important step towards covering staffing requirements at freight forwarders. Gebrüder Weiss currently has some 240 trainees in Austria, Germany, Switzerland and Serbia.

6. Rumänien Sibiu In Rumänien hat Gebrüder Weiss seinen Standort Sibiu um einen Logistikterminal auf 4.500 Quadratmeter Fläche erweitert. Die Erweiterung war aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Logistikleistungen in der Region nötig. Seit 1994 hat sich GW Rumänien zu einem der führenden Full-Service-Logistiker etabliert. Heute zählt das Unternehmen 600 Mitarbeiter, elf Standorte und bewirtschaftet eine Logistikfläche von rund 50.000 Quadratmetern.

Romania Sibiu In Romania Gebrüder Weiss has constructed a new 4,500 square meter logistics terminal at its Sibiu location. The expansion was prompted by the increased demand for logistics services in the region. Since commencing operation in 1994, GW Romania has established itself as a leading full-service logistics provider. Today it has 600 employees and eleven locations with a total logistics area of some 50,000 square meters.

7. Georgien Tiflis Knapp fünf Jahre nach der Eröffnung der ersten Niederlassung in Georgien gilt Gebrüder Weiss nach wie vor als europäisches Pionierunternehmen in der KaukasusRegion. Nun investiert das Unternehmen rund 2,5 Millionen Euro in eine neue, 2.000 Quadratmeter Crossdocking- und 6.000 Quadratmeter Freiflächen umfassende Logistikanlage. Das Portfolio vor Ort umfasst neben Land-, Luftund Seeverkehren auch Logistiklösungen, Projektgeschäfte sowie Verzollungs- und Lagerleistungen.

Georgia Tbilisi The opening of its first branch in Georgia just under five years ago has cemented the company’s reputation as a European pioneer in the Caucasus region. Now Gebrüder Weiss is investing some 2.5 million euros in a new logistics hub with 2,000 square meters of crossdocking facilities and 6,000 square meters of open space. The on-site portfolio comprises logistics solutions, project business, customs and storage, as well as land transport, air and sea freight services.


WIE GEHT ES WEITER ?   WHERE DO WE GO FROM HERE ?

Werden sich Lkw weiterhin gut verkaufen?

Will trucks continue to sell well? Heavy trucks are currently in high demand around the globe. Daimler Trucks, the world’s leading manufacturer, actually recorded one of its highest-selling years ever in 2018. The Chinese market is proving a powerful growth engine.

Schwere Lastwagen sind weltweit gerade sehr gefragt. Für den führenden Lkw-Hersteller Daimler Trucks war 2018 gar eines der besten ­Verkaufsjahre in seiner Geschichte. Ein starker Wachstumstreiber ist der chinesische Markt.

Source: Statista

Quelle: Statista

2016

2.523 2,523

2021

2.692 2,692

2026

2.691 2,691

Anzahl weltweit abgesetzter Lkw (in 1.000 Einheiten) Trucks sold worldwide (in thousands)

Wann kommt das Flugtaxi?

When’s the air taxi coming?

Bereits in wenigen Jahren will das deutsche Start-Up Lilium ein ­Elektro-Flugtaxi auf den Markt bringen. Nach Angaben des Unter­ nehmens sei bisher ein zweisitziges Fluggerät getestet worden. 2019 sei nun ein fünfsitziges Modell im Testlauf.

In just a few years the German start-up Lilium is planning to market an electric air taxi. According to the company, a two-seater version has already been tested. In 2019 a five-seater is due to undergo trials. Source: Die Welt

Quelle: Die Welt

Prognose für 2035  Forecast for 2035

23.000 Flugtaxis in den globalen Metropolen air taxis in the world’s leading cities

Wird das Wachstum im weltweiten ­Luftfrachtverkehr anhalten?

Will the increase in global air freight services continue?

Von allen Beförderungsmethoden verzeichnet die Luftfracht derzeit die stärksten Zuwächse, trotz höherer Transportkosten. Im Hinblick auf Schnelligkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit ist der Transport durch die Luft eben nicht zu schlagen.

Of all the available modes of transport, air freight is currently growing fastest, despite its relatively high cost. Transport by air is simply ­unbeatable when it comes to speed, safety and reliability.

Quelle: Statista

256 2017

584 2037

Source: Statista

Luftfrachtverkehr weltweit, 2017 und 2037 (geschätzt), in Milliarden Tonnenkilometern Global air freight, 2017 and 2037 (estimated), in billions of metric ton kilometers


HANS IRGOLIC ANSWERS

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What has an undeserved bad reputation ? i’ve been fascinated by machines and motors for a long time. As a young man I really enjoyed being a fireman; I got my truck driver’s license at the age of  18 so that I could pilot those huge fire-fighting vehicles. Even while I was still in school, I was earning a few extra schillings now and then as a driver during my vacation breaks. Later I ­trave­led all over Austria as a fitter, after which I spent several years driving trucks on long-haul, international routes. I’ve been on the road now for over a quarter of a century. In 1997 I came to Gebrüder Weiss from a freight forwarding company, and started driving local routes for the company in 2015. To this day, I still love big trucks – and my job. Obvi­ ously I need to meet certain schedules but, broadly speaking, otherwise I’m my own boss. I wouldn’t be suited to office work. I like being out and about and with people. Some 95 percent of my customers are regulars, and we get along very well. We truckers often have to do the thinking for other road users. They forget we are all in it together. People often get preoccupied with themselves when they’re driving. If they switch off for a split second, a situation can quickly turn dan­ gerous and frequently life-threatening. The other drivers are

often ignorant of our needs, and don’t understand what driv­ ing a truck entails. We may have six mirrors in and around our vehicles, but we still can’t see everything. So I welcome initiatives in which schoolchildren are invited to forwarding companies and warned about the blind spots in trucks. Lots of things have changed over time. Some 25 years ago you could see when a truck was accelerating from the thick, black smoke pouring out of the back. Nowadays, exhaust pipes are a thing of the past; they’ve been replaced by ex­ haust chambers. Even today, I can’t always understand why people get so agitated about diesel engines. The public ­debate is being fueled by politicians and the media. I ask myself: Does it really make sense to ban diesel-powered ­vehicles on certain streets if the diversion means you have to drive much further? In my view, it’s the trucks and diesel that are getting an undeservedly bad name. Because lots of things have im­ proved in recent years when it comes to safety and environ­ mental protection. These days no freight forwarder can ­afford empty runs. However, it’s absolutely fair to scrutinize logistics that involve goods being sent from A to B and back for a single step in the manufacturing process.

Hans Irgolic has been on the road since he was 18. Born in Dornbirn in 1973, the native of Vorarlberg graduated in Mechanical Engineering from the Bregenz Technical and Research College in 1993. He has been working as a truck driver for Gebrüder Weiss since January 2015.


KATHARINA LACINA ANSWERS

Where is generosity lacking?

Katharina Lacina is a philosopher at the University of Vienna. Along­ side her academic duties, she works as a philosophical practitioner. She specializes in ethics and methods of propagating philosophical and humanistic issues at educational institutions and in the public ­domain. Her practical work focuses on subjects such as love, death and mourning, friendship, and philosophical theories of emotion.


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not long ago dionysis arvanitakis passed away. On the Greek island of Kos, the 77-year-old baker and winner of the European Civil Society Prize had distributed countless loaves of bread to migrants during the recent refugee crisis. Jean-Claude Juncker, the President of the EU Commission, voiced his consternation on Twitter and highlighted Arvani­ takis’ “rare generosity.” The recently deceased Karl Lager­ feld is also said to have embodied the Classical virtue of gen­ erosity. De mortuis nihil nisi bene – only speak well of the dead, the well-known aphorism runs. As a result, posthu­ mous accolades almost always reflect Classical and Christian litanies of virtue. Such stories of big-heartedness hark back to what Aristotle, the great philosopher of the Classical Age, described as generosity in his theory of virtue. According to Aristotle, virtues need to be learned, practiced, internalized and habituated because – in his view – no one is born a mas­ ter or a bungler. The path to generosity leads through peo­ ple’s actions: anyone who never gives anybody anything will ultimately earn a reputation as a miser, while people who splash their possessions around will be called wastrels. From this perspective, the virtue of generosity is always in the middle ground between two extremes, halfway be­ tween too little and too much. Acting appropriately is the key: everything hinges on finding the right balance between these competing opposites. People are considered profligate if they recklessly endanger their own livelihoods by destroy­ ing or dispensing with their possessions, and thereby lose the capacity to be generous themselves. The miser who is horri­ fied at the thought of squandering goes to the other extreme and often enough even declares his stinginess to be a virtue. But caution is due whenever moral imperatives become apo­

dictic, inflexible and rigid. Aristotle, who was generous by ­nature himself, conceded in his writings that individuals might become overwhelmed by this dilemma and end up making mistakes. Slightly wide of the midpoint mark is no problem; in our generosity we can forgive minor failings. However, substantial errors of judgment are worthy of criticism when they take us too close to either pole. Whereas Aristotle had thought of generosity in economic terms, the concept of big-heartedness cannot be quantified in the same way. People who are generous in the sense of being munificent share their attention, their knowledge, their talent and their experience. Benevolent, immaterial support for others is a facet of the same mindset that allows people to be generous naturally and spontaneously. The real skill, ­however, lies in being generous out of generosity. After all, generosity is simplicity itself to simulate. Acts of apparent generosity, whose goal is to stimulate gratitude, guilt, praise, attentiveness, moral approval or admiration, are not gener­ ous in themselves but rather manifestations of calculation or even moral cowardice. Often enough, anyone using materi­ al or immaterial generosity to set a guilt trap for the recipient will only prompt a toxic, resentful response. Being forced to accept generosity without the opportunity of reciprocating only undermines the concept of freedom, replacing it with passivity or even shame. As a consequence, generosity is often conspicuous by its absence at lavish charity events, at non-profit events whose real purpose is to conceal tax evasion, in sociopolitical actions that turn citizens into sup­ plicants, and above all in those demonstrative professions of one’s own moral superiority that are currently all the rage. That’s where I miss it.


RAJNA HRISTOVA IVANOVA ANSWERS

What was better back in the day ?


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in the old days we were told that e v e r y-­ t h i n g was better. Communism was better than ­capitalism, the East was better than the West. After all, we were the ones who had invented electric lamps, the tele­ phone, the computer – and we’d obviously already won the space race, thanks to Yuri Gagarin. I don’t want to badmouth everything, though; we had some good times back then, too. For some reason I have the impression that people took better care of their children. I used to be a schoolteacher for Biology and Chemistry, and every summer there was a camp that all children could at­ tend. That meant that even a poor child could go on a trip to the Black Sea or an outing to the mountains. And it cost a pittance. How many poor kids get vacations nowadays? Only rich children can afford them. Sure, if their parents held ­senior positions in the Communist Party, they had their own resorts and got more to eat, while we had to sleep in a room with ten beds. But we still had lots of fun and there was a feeling of solidarity. What’s more, there was relatively little crime. We never ever locked our front door, and the fruit and vegetables on sale at the market were simply left there over­ night. Nobody stole anything. The same was true of milk. Every day we had bottles delivered and simply left them out­ side the house. Nobody dreamed that they might be stolen. But then democracy came along and we had to put three or four locks on our doors, and were always worried that some­ one might steal our car. And although in the old days people might have had to wait a long time, at some point almost everybody got an apartment. True, the Party bigwigs got the best locations and more space, but ultimately even Joe Blow got his own four walls. How many people can afford to buy an apartment today? Families with children pay horrendous rents and don’t even know what having your own home means. Yet notwithstanding the disadvantages I see in today’s society, I never really warmed to the Socialist system. Every­ thing I taught at school had to be linked to the Party. That was ordained from on high. We had to constantly remind the

children of all the things that Communism, the Party and our Soviet cousins were doing for us. Originally I had hoped to become a doctor, that was my dream, but the authorities wouldn’t allow it because my father was a veterinarian and had worked for the monarchy back before World War II . But what upset me most was that religion wasn’t allowed in our kindergartens. We weren’t even permitted to practice our religion on our own. It was simply outlawed. Being a teacher, I could have lost my job if somebody had seen me entering a place of worship. When my father-in-law passed away, a small service was held for him in a church. I waited outside with my husband, because he was a school principal. He didn’t dare to go in and be close to his father during the service. That was Communism for you. So yes, it did have advantages, but it was nowhere near as much better as some people would have us think today.  Written by Rayna Breuer

Rajna Hristova Ivanova from Bulgaria was born in 1931. She is retired, a widow and has four grandchildren and three great-grandchildren. She enjoys watching cooking shows and browsing through atlases, and takes daily walks with her Nordic walking sticks.


NICOLAS MAHLER ANSWERS

Nicolas Mahler is a comic-book artist in Vienna. His works can be found in newspapers, magazines and anthologies in Austria, Germany and Switzerland. He has published numerous books, particularly in France, Canada and the United States, including comic-book adapta­ tions of literary works. These have included “Old Masters” by ­Thomas Bernhard and “The Man Without Qualities” by Robert Musil.

Are we all becoming more and more alike?


FLORIAN AIGNER ANSWERS

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What was once important and is now irrelevant? I don’t know how potatoes are harvested. Sure, I know they grow underground and you have to some­ how pull up the protruding green part to extract them. But what is the best way to go about it? And what do potato leaves look like, anyway? My great grandparents would have been mortified had they learned that their great grandson was hopelessly o ­ verchallenged when it came to the concept of potato harvesting. In their day and age, this knowledge was as commonplace as installing smartphone apps, sending emails and complain­ ing of battery drain in ours. Potato proficiency was the order of the day. Now it’s more or less obsolete. Every generation determines what knowledge is indis­ pensable. Some things remain the same over centuries, but many change. And then it becomes incredibly easy to point the finger at today’s youth: It’s outrageous! There is so much they don’t know! They don’t know enough literary classics, they ignore established rules of etiquette; and they don’t have the faintest idea about how to decapitate, draw and cook a Christmas goose! This phenomenon is particularly prominent in the field of science, where research changes even faster than the generally accepted rules of etiquette. Just a few years ago, a physicist had to be able to produce endless pages of errorfree calculations. This skill is almost irrelevant today: ­computers do all the onerous computing and physicists can concentrate on what really counts. In the old days, a chemist (actually, they were called ­alchemists back then) had to know how to extract certain substances from certain plants and minerals in order to

­ erform mind-boggling experiments. Today’s chemists p needn’t care less; they order their chemicals online. But they do need to know about atomic orbitals, hydrogen bridge bonds and electronegativity, concepts those old alchemists probably couldn’t even spell. What was once important is now passé. What is important now was unknown back then. And one day today’s knowl­ edge will have become immaterial as well. Such is the way of the world. This constant process of renewal is one of the few things that will, in fact, never change. And that’s good. ­Because it means that humankind is evolving. Things that change survive. Only dead things stay the same.­

Florian Aigner is a science journalist who lives in Vienna. He completed a doctorate on theoretical quantum physics at the Technical University of Vienna and now writes about science – and pseudo­science, which is regularly confused with genuine science, including in his “Science and Nonsense” column on futurezone.at and in Austria’s Kurier newspaper. In 2017, he published the book Das Universum, der Zufall und Du (“The Universe, the Coincidence and You”).


SIEGFRIED HAUSER ANSWERS

What can we safely forget ? speed shapes the world we live in. The young generation is wired differently, and plays with things that the digital age has spawned. This impacts not only people’s private spheres, but the world of commerce as well. At Gebrüder Weiss I have long been responsible for commercial developments in the Black Sea region. True, it used to be somewhat easier to snare contracts here. Just a few foreign trade representatives used to work in the eastern European countries, and the contacts were generally quite knowledgeable about their fields. What’s more, the former Communist countries usually only had one company that manufactured a specific product or imported it for further processing. Back then, building business relations was ­relatively slow progress achieved step by step. Many a time I’ve traveled to all kinds of countries in eastern Europe to

cultivate personal relations and, above all, gain my partners’ confidence. Today many of these processes take place long-distance, without the personal touch. There’s a call for tenders on an online platform and the cheapest bidder wins. The tradition­ al art of doing business has been consigned to the past and we can safely forget it – provided we remain just as obliging and dependable in our new way of doing things. In that event we can make the most of the new opportunities; after all, we can seal deals far faster nowadays. So nobody should be mourning the end of an era. Given the options for global ­ networking, I can even see the potential for friendships and a peace that spans the countries and different cultures in crisis-ridden regions.

Siegfried Hauser was born in Vienna in 1967. He began his career at LKW Walter, where he spent several years in its Middle East Division. Since 1990 he has been responsible at Gebrüder Weiss for developing business in the Black Sea region.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Als der King of Rock ’n’ Roll 1967 seine erste Ehe­ frau Priscilla Ann Beaulieu heiratete, sollte es genau neun Monte dauern, bis die Tochter der beiden ge­ boren wurde: Lisa Marie. Und 26 Jahre später feiert Lisa Marie Presley Hochzeit mit dem King of Pop, Michael Jackson. 2009 verstirbt Michael Jackson in seinem Haus in L. A., in unmittelbarer Nähe zu Elvis’ kalifornischem Haus, in dem Lisa Presley in ihrer Kindheit viel Zeit verbracht hatte. Ein Jahr später spricht sie zum letz­ ten Mal öffentlich mit Oprah Winfrey über ihren ver­ storbenen Ex-Mann: »Um ihn zu verstehen, muss man erst unbedingt sein Leben verstehen, denn das ist völlig anders als das Leben von irgendjemand anderem, den ich kenne – außer dem Leben meines Vaters.«

When the King of Rock’n’Roll married his first wife ­ riscilla Ann Beaulieu in 1967, he had to wait a mere P nine months for their daughter Lisa Marie Presley to be born. And 26 years later, Lisa Marie exchanged vows with the King of Pop, Michael Jackson. In 2009 Jackson died at his home in L.  A ., a mere stone’s throw from Elvis’ Californian residence where Lisa spent lots of time during her childhood. A year ­later she spoke about her deceased husband for the ­final time in an interview with Oprah Winfrey: “To understand him, it’s vital that you understand his life, because it was completely different from any other person’s I know – except my father’s.”


HUANG JIHONG ANSWERS

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Huang Jihong, aged 54, is a plumber in Beijing where he is classed as a migratory worker. That means he can live and work in Beijing, but is only eligible for social security benefits where he grew up – in the village of Mingda in Sichuan Province. For a long time he held down a job in the town of Chongqing. Subsequently he accepted other work, including as an unskilled worker in the Congo.

Downtown or in the boonies ? i love living in the country. I can plant fruit and vegetables there. And the food is cleaner and healthier, just like the air. I chose to move to the big city, to Beijing, for fi­ nancial reasons. I can earn a lot more here than workers in rural areas back home. All I have there is a small plot of land that I can cultivate. But you can’t survive on that. When I get too old to work here in the capital, I’d like to return to my village. That’s where I belong. Would I expect that to become a trend in China some­ day – people returning to their roots in the countryside? After all, more than 70 percent of us here grew up outside of the towns. I think they will. At the very least, most people like me who still have vivid memories of country life would yearn to

return at some point. They only left for the cities to get jobs. But the air pollution is terrible there, as is the traffic. I hate that and still haven’t gotten used to it, even after all these years. Until recently, I used to travel home once a year for the Chinese Spring Festival. Since my parents died a few years back, I have only done so occasionally. I don’t need to look after anyone there now. But sometimes I really do get tired and lonely here in the big city. Nevertheless, I am planning to stay here a while longer. I want to make money to help my son buy an apart­ ment in Chengdu. He’s still single. And without a home to call his own, he has no chance of finding a wife.  Noted by Felix Lee


PETRA RESKI ANSWERS

Is tourism becoming unsustainable ?

Petra Reski was born in Germany’s Ruhr industrial region and lives in Venice. Since 1989 she has been writing about Italy; a recurring ­theme is the phenomenon of the Mafia. She has earned several acco­ lades for her reports and books, most recently winning the “Female ­Journalist Award” in Germany and being named “Reporter of the Year.” Petra Reski has published several novels and non-fiction works, in­ cluding Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland (2010) (“From Kamen to Corleone. The Mafia in Germany”) and a trilogy on ­Serena Vitale.


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“a tourist is a person who bears a secret grudge. He kills. He doesn’t register the Venetians he comes into contact with, he doesn’t see them. Or he fails to make the connection between them and Venice, apart from maybe thinking that a beggar reminds him facially of some doge,” Jean-Paul Sartre once wrote. But he could not have imagined that the reality would someday dwarf even his doom-mongering. Not just because people need magnifying glasses to find the Venetians nowadays (just under 53,000 inhabitants and falling, besieged by 33 million tourists a year), but also because the overwhelming majority of visitors no longer even know what doges are. Instead they know where to find the best Instagram spots away from the madding crowds; they know where they can picnic on the banks of the Grand Canal. And they know they can save themselves an expensive gondola ride by taking their snapshots from a traghetto, a gondola ferry service that only costs two euros. We locals just seem to get in the tour­ ists’ way as they rattle through the narrow lanes with their carry-ons in tow, using Google Maps to find the Airbnb apart­ ments they have booked. What’s more, we have the audacity to take the seats on a vaporetto they want to use for sight­ seeing because the guidebooks have warned them off the high-priced lagoon tours catering to tourists. Thanks to cheap flights, cruise ships and humongous ­ hotels, tourism has become the industry and curse of our age. Even the plague of 1630 was less effective at wiping out the last Venetians than Airbnb, which allows access to all. And for the others, Chinese financiers are building new hotels in Mestre: that means 4,800 beds, i. e. just as many day trippers. During vacations and in the summer, Venice’s alleyways become impassable. That’s why the world’s experts cite the “Venice Model” to illustrate how mass tourism can destroy a city. When the Mayor of Barcelona said her city “did not want to end up like Venice,” she was ferociously attacked by her Venetian counterpart, Luigi Brugnaro, who resides in Moglia­ no Veneto on the mainland. On public holidays, from the

comfort of his spacious villa, he is happy to tweet that Venice cannot be closed down, even as the frenzied crowds at the vaporetto stops reach apocalyptic proportions, and the day trippers (90 percent) deposit tons of garbage in the streets. With tweets like Trump and conflicts of interest like Ber­ lusconi, the entrepreneur Brugnaro has been ruling Venice since 2015. Like his predecessors he still defends the funda­ mentalist faith in mass tourism like a jihadist: non-believers are beheaded. The political program pursued by Venetian mayors of the past 30 years can be summarized in four words: “Venetians out. Tourists in.” And it can be executed thanks to the votes of mainland residents, for whom Venice is the goose that laid the golden egg. Which is why, if I were Mayor of Venice, I would start out by restoring the city’s right of self-determination. Beyond that, I wouldn’t make myself look ridiculous by stationing a couple of local police behind some barriers. As a means of keeping the crush at bay, that is about as effective as trying to push water uphill. Nor would I waste a second dreaming that an admission fee would stop anyone visiting Venice. Instead, I would produce a global advertising campaign that declares tourism taboo. Not a taboo ranking as bad as pedophilia, but a close second. Ruining other humans’ habitats should be at least as embarrassing as hunting elephants or wearing fur coats. I would hope visitors would be ashamed of renting an Airbnb rather than a hotel room, because the former drives people out of their homes. That they would start to feel un­ easy at having flown to Venice – for a mere pittance, mind you (29.90 euros) – just to take a selfie at St. Mark’s Square. That they would at least experience discomfort as they gaze down on Venice from aboard a cruise liner that will leave behind a trail of destruction: fine particle pollution and a wake that batters the city’s fragile foundations. I would choose a quotation by Blaise Pascal for my elec­ tion slogan: “All of humanity’s problems stem from man’s inability to sit quietly in a room alone.” You think I’d be wast­ ing my time? Well, they said that about Trump, too.


SAFET ŠARIĆ ANSWERS

Safet Šarić was born in the small town of Kladanj in the northeast of Bosnia-Herzegovina. He studied law in Sarajevo and now works for the NGO “The Post-Conflict Research Center” (PCRC ) which fosters ­educational projects devoted to issues such as coming to terms with the past.

Which fact does hardly anybody know ? oscar wilde once said that the truth is rarely pure and never simple. In my view, this statement effectively captures the highly complex society in my home­ land Bosnia-Herzegovina. While the Dayton Peace Accords of 1995 did put an end to the war, they cemented the divi­ sions between the country’s ethnic groups. Rather than thinking of themselves as citizens of Bosnia-Herzegovina, the people in this country are more likely to identify through their religions – and regard themselves as Bosnian Serbs, Bosnian Croats or Bosnian Bosniaks. This circumstance dis­ tracts from the reality that people of three major religions

are in fact capable of co-existing successfully – on this small patch of land in central Europe. If the will is there, we can find ways of living in harmony. But these unspoken thoughts are ultimately drowned out by the everyday negativity of nationalism and social division. That being said, I still cher­ ish the hope that the country’s youth will take up the gauntlet and reject this status quo. These young people, and I am ­one of them, don’t want the differences between us to be exploited and used to drive a wedge between us. On the ­contrary: young people are fed up with the divisive rhetoric. They want the chance to forge their own futures.


MAGNUS RESSEL ANSWERS

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What’s better today than it was in the past ? seen through the prism of modern-day life, things seem to have been simpler and less daunting in the past. There is, however, one indisputable fact: while ev­ ery period has its own challenges, individual generations typically enjoy better lifestyles than their predecessors. The advances in the field of medicine provide a good illustration. Every year technologies improve treatment, so much so that we and our ancestors seem to be worlds apart. France’s Louis XIV (1638  –  1715), better known as the Sun King, is an instructive example. In his day he was undoubted­ ly the richest and most influential monarch in Europe. And yet the standards of hygiene at his court in Versailles were not all they might have been. For years the King suffered with his teeth, which kept rotting because he wasn’t cleaning them properly. By the 1680s the decay was so severe that they all had to be extracted – without an anesthetic! The holes in his gums were sealed using a red-hot iron; however, some did not heal completely and he developed an oroantral fistula, a channel running under the skin from his sinuses down to his oral cavity. To compound his dental debacle, he then devel­ oped an anal fistula, a similar channel running from the end of his bowel through the tissue and out through his skin. This was surgically removed in 1686, again – needless to say – without an anesthetic. To make matters worse, the monarch had an enormous tapeworm in his gut for most of his life. So, despite leading one of the most advanced countries in the world, the most powerful man in Europe endured all of these maladies. Nor was life easy when it came to traveling in the old days. Today we can fly to almost any part of the world in no time, and only pay a fraction of a month’s wages for the plea­ sure. Compare that with the situation 200 years ago: when the German poet Goethe traveled from Milan to Fussach at the end of May 1788, taking the cheap option of riding with

the Lindau Messenger, the 300-kilometer trip took the best part of a week and cost 122 guilders. At the same time the dramatist Friedrich Schiller was earning just 400 guilders a year as a professor at the University of Jena. Long-distance journeys were therefore out of the question for the common folk. Most people only travelled for financial reasons, to trade or to move home, and many spent their whole lives in one place. In a nutshell, life used to be far more distressing and there were severe restrictions on freedom of movement. And that still held true until the very recent past. Progress in these two areas has been genuinely dramatic. The freedom and diversity of our modern-day age may seem overwhelming for some. But if we think of the suffering of Louis XIV or Goethe’s expensive, five-day odyssey, we can appreciate that the achie­vements of our age are a great privilege. And maybe even face its challenges with a little more equanimity.

Magnus Ressel is an associate professor at the Goethe University in Frankfurt am Main. He studied in Saarbrücken and Sydney, ­completed his doctorate in Paris and Bochum, and has spent extended periods teaching at the Universities of Munich, Padua, Groningen and now Frank­furt. He is currently preparing a ­publication on the Milanese Courier, the transalpine mail and transport service of 1500–1826 from which Gebrüder Weiss partly evolved.


HERMANN PERNSTEINER ANSWERS

What takes courage today ?

Hermann Pernsteiner, born in 1990, is a professional cyclist who rides for the Bahrain Merida team. His competitive career began at the tender age of eleven in a mountain bike race. He recorded his first major success in 2011, coming in second in the Under-23 European Championships. In 2016 Pernsteiner began competing in road races and finished sixth in the Tour de Austria, ahead of all his compatriots. In 2017 he won his first international road race in the Tour d’Azerbaidjan.


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when i decided to become a professional ­athlete, there was no certainty I would make it to the top. I was, however, aware that my chosen path involves a great deal of personal sacrifice. Spending evenings or even whole nights with friends was a non-starter in some ways, a profes­ sional cyclist’s life resembles that of a monk. Your daily rou­ tine may not consist of praying during the cycling season, but it is ultimately pared down to three things: training, eating and sleeping. Diet plays a crucial role because every gram of body weight counts, especially when you’re cycling uphill. I can’t really say whether my career choice was coura­ geous. But it was definitely a very good decision, one that I have never regretted. To set myself up for life afterwards, I got a college degree. I didn’t find the lack of a social life too bad because I’ve experienced so many other things instead. As a professional cyclist I have had the opportunity to visit countries around the world, to train and compete there. Not long ago I went to Australia for the first time. Without cycling, my life would have been far less rewarding. In this sport, you probably need the most courage during mountain descents. The top speed ever reached was exactly

223.5 kilometers an hour. But most professionals don’t take it to the limit. The maximum speed I ever reached in training was 115 kilometers per hour. I started off with mountain bikes so I’m used to mastering uneven slopes, sometimes at slower speeds but usually faster. At times like this, you have to blank out everything else, and concentrate exclusively on your riding and the course. I find that relatively easy. Of course, like most professional cyclists I’ve had my share of accidents. I’ve broken my collar bone twice. During the 2018 Vuelta a España, the Tour of Spain, a rider in front of me lost control of his bike and blocked my path. The ­injuries I picked up – I needed stitching in three places – were so ­severe that I had to pull out of the race. After experiences like that, it always takes cyclists a while to regain their confi­ dence and ride at top speed again. I spend about a month thinking a bit more about all the things that can go wrong. However, slowly but surely your trust in your ability, your equipment and your teammates returns. My personal recommendation for overcoming fear? Don’t jump in at the deep end. It’s better to test the water first and wait until you feel confident.


HEINZ SENGER-WEISS ANSWERS

Can we still trust our instincts ? i admit, i’m intuitive by nature. Over the years I’ve noticed that I can trust my sixth sense. Whether I’m going to like a person or not is determined in the first millisecond. I have no control over that decision. It’s down to intuition, a subconscious response, a gut feeling. If my first impression of someone is bad, our personal chemistry and working re­ lationship rarely turn out well. Nor is there much point in putting a positive spin on the situation. When discussing whether intuition is still relevant in to­ day’s world, we need to approach the issue on twin levels. A rational level based on facts and figures – and an emotional

Heinz Senger-Weiss studied International Business Relations at the University of Applied Science in Eisenstadt and the University of Applied Science in Amsterdam. Subsequently he completed an advanced management program at the IESE Business School in Barcelona. Prior to his appointment as Regional Managing Director Air & Sea at Gebrüder Weiss, he held a range of international positions at the company and its forwarding partners. Since January 1, 2005, he has been a member of the Management Board at Gebrüder Weiss with responsibility for the ­areas Air & Sea, Sales and Customs.

level. The rational level is an important first step for decisionmaking, because data and statistics ensure that the right and most relevant information is being factored in. By con­ trast, feelings are difficult to use as arguments; however, that doesn’t mean we should disregard them. Good decisions are based on facts and figures on the one hand, and intuition on the other. It would be negligent to act on either reason or feelings alone. In decisions that need to be taken quickly, intuition definitely comes to the fore. People with years of experience are usually at an advantage here. Sometimes a quick phone call to someone you trust can also help. In broad terms, the risk of making the wrong decision is higher when time is at a premium. But sometimes a hasty decision is better than no decision at all. Can we still trust our instincts today? I say yes, because instincts don’t change over time. Today we all live in an age where facts and figures predominate. Often somebody’s sixth sense is dismissed as a mere gut feeling. It has become more difficult to argue for or against decisions that aren’t purely based on measurable parameters. For that reason, people who trust their instincts need more than self confi­ dence. They also need a healthy portion of courage. I am convinced that companies and other organizations need both intuitive and non-intuitive members of staff. Peo­ ple who implicitly trust their experiences and feelings and people whose role is to crunch the numbers. These people don’t all have to like each other. But they do need to be able to interact effectively. After all, it’s the right mix that creates a successful company and a thriving organization.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1965 sticht in der Kriminalstatistik von New York heraus, weil es relativ wenige Verbrechen zu verzeichnen gab. Dabei war die Gelegenheit in dieser Nacht be­ sonders günstig. Ein Stromausfall, der auf mensch­ liches Versagen zurückzuführen ist, ließ die Stadt am 9. November, 17:27 Uhr Ortszeit über weite Teile im Dunkeln. Auf den Straßen und Boulevards blie­ ben alle Lichter und Reklameschilder aus – bis auf die Scheinwerfer der Autos. Vielleicht waren es die meteorologischen und astronomischen Ver­ hältnisse, die in der Stadt dennoch eine friedliche Stimmung verbreiteten: Das Wetter war klar, und der Vollmond schien hell.

The night of November 9, 1965, stands out in New York City’s records because relatively few crimes were ­committed. Yet the conditions could hardly have been better. A power outage caused by human error had plunged much of the city into darkness at 5:27 p. m. ­local time. Even at Times Square, popularly known as “The Center of the Universe,” all of the lights and ­billboards cut out. Maybe it was the meteorological or ­astronomical conditions that protected the residents; the weather was clear and a full moon lit up the city.


LU YULIN ANSWERS

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How much is too much ? here in china mass consumption is definitely on the rise. But I don’t consider it excessive at the mo­ ment. It started with telephones and bicycles, then came the first color TV s, computers, and cars. And today smart­­ phones and fashionable clothes are at the fore. The trend has existed for decades. But there seems to be a new dimension. Nowadays lots of people aren’t only trying to make their everyday lives more convenient or pleasurable. They are also concerned with their images, and showing off their expen­sive new acquisitions on social media. And, needless to say, this type of behavior simply fuels more mass consumption. In my experience, though, most people still spend their ­money wisely and prefer to save up for their old age or buy an apartment. The crowds of Chinese tourists raiding stores abroad may suggest that we Chinese go overboard as consumers. It’s true that many of us spend quite a bit during trips abroad, but we have lots of catching up to do. As long as we continue to live within our means, that seems OK to me. Relatively few Chinese have significant debts. I have a girlfriend who earns a mere 6,000 yuan a month (around 780 euros). She can just about survive on that in an expensive city like Beijing. But she still loves hanging out in luxury stores. Once I asked her why she liked them so much,

despite the products being way beyond her means. Her an­ swer: it inspired her to earn more so that, one day, she could afford them too. I can’t really relate to that but I respect her point of view.  Consumer spending is more than a form of material grati­ fication. I don’t consider it excessive if people use material gain as a stepping stone to fulfilling their dreams and aspira­ tions. Take, for example, buying an apartment. For many people, it’s not just a place to live or an investment. Having a home of your own means additional safety and security, and being able to leave something valuable for your children. I reject the idea that buying things only brings short-term pleasure, and that helping others is the only true source of human happiness. If you’re financially stretched and aren’t sure how you can feed your family of an evening, you pro­­b ­ ably aren’t going to be happy. A degree of material ­comfort is necessary for a decent standard of living, whereby too much materialism isn’t good, either. There are so many things that can make you happy. And they undoubtedly include things that are intellectually rewarding, caring for others, family and friends, being appreciated at work, travel­ ing the world, or simply nice weather. Sometimes scrolling through my vacation photos on my cellphone is enough to keep me happy.  Written by Felix Lee

Lu Yulin, age 26, studied at Qingdao University of Science and Tech­ nology and the Beijing Foreign Studies University. He is currently a postgraduate in Business Sciences. His parents are both civil servants in Linyi, Shandong Province, where he grew up.


NORA GOMRINGER ANSWERS

Is it naive to believe in human goodness?

Nora Gomringer, who has dual Swiss and German nationality, lives in the German town of Bamberg. She writes, composes music, explains, works as a theatre prompt and loves poetry. Everything oral she pro­-­ duces comes from the written or overheard word. On behalf of the ­Bavarian state government she fosters artists of international origin. She performs this task at the International Artists Villa Concordia in Bamberg. And she performs it with a passion.


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not long ago my mother and i visited the ­b ergen-belsen concentration camp outside Hannover. It was a fine, cold, snow-free winter’s day. As dusk began to fall, I walked – almost alone – around the grounds; we had pre­viously become acquainted with the topography through the Documentation Center’s exhibits. They cover the history of this expansive site, its various uses over the years, personal tragedies, supply logistics, and the construction of its bar­ racks, along with its liberation and institutionalization as an official memorial. All these things are rivetingly brought ­together in this impressive structure made of dense concrete that cuts out all sound and external visual distractions, ­­focusing the mind exclusively on this location as if it were an intarsia. In the grounds outside, mass graves containing 1,000, 1,500, 2,000 and 5,000 bodies are marked by flattopped mounds of earth. There are also inscriptions in stone as reminders for visitors: Here lie 5,000 dead. Between 1941 and 1945, an estimated 70,000 people lost their lives here. The wind moans and murmurs. It is never silent. Near­ by the trees creak. As a visitor you find yourself sighing, ­shivering, in a state of intense unease. The Dutch girls, Anne Frank – whom I believe to be the most famous woman writer in literary history, as I have often said – and her sister Margot, died of typhus at this place. ­There were difficulties getting supplies to the camp, particu­ larly during its final months (it was liberated by British troops on April 15, 1945), leading to 10,000 people perishing from malnutrition, diphtheria and typhus. When the fences were cut down and the gates opened, and the camp’s prisoners declared “free,” many of them were too sick to leave. For days, even weeks, they remained at the site of their dehumanization, making completely unexpect­ ed, unprecedented demands of their liberators. Having ­received initial emergency relief, the emancipated inmates had to be fed and tended at the camp before they were able to embark on the long journeys that lay ahead. I stood there in my warm winter jacket, gazing at the memorial stones which, if at all, only marked the actual locations of the graves by chance, and froze, froze to my bones. How must the people back then have frozen, for months at a time, in thin linen garments, only covered occasionally by an additional coat allocated to them – more than likely the coat of a victim who had already died. The Nazis constantly posted doctors and observers to the camp. Some of them were described not as evil but as naive, taking the same interest in the inmates as

they would in laboratory animals, brainwashed into believing the Nazis’ theories of race, their brutal aberrations and the consequences for both the researchers and their subjects. As a youth I felt more despair when I watched clips about the camp’s liberation, filmed by a team from the BBC . I ­remember because the piles of bodies in the black and white footage exerted a child-like fascination on me, as did the pictures of the country folk who had been ordered to the camp by way of punishment. To me the scene looked like it had been staged for a movie, with all the extras and props on show. I was scarcely able to comprehend what I was seeing. How so many of the locals protested that they knew noth­ ing, absolutely nothing, about what had transpired at this ­place, although people in rural villages are often said to know everything about neighbors who live kilometers away. The BBC films still upset me today, when the cameras focus not on the corpses, the death, or the shocked, ashamed, silent and bewildered crowds of observers but on the young soldiers. Men, scarcely 20 years old, scarcely men, most of them facing a camera for the very first time, uttering for the first time words that still testify to their torn reactions today, their intensely disturbed states of mind. Having reached this place, they were made to believe that human goodness is a mere construct, a desire formulated by a collective, the hope of hopes. People might be able to act blind, deaf and unmoved, but they cannot simulate being naive, if naive is understood to mean innocent, delicate, with untainted eyes and sensibilities, pink. Naivety is a privilege and privileges are granted. People, I would stress, are entitled to be naive until their moment of realization that human goodness is no more than an aspiration. It is their legitimate right to have their views shaped by their assumptions. Afterwards they need to act according to their consciences and on the basis of their new­ found knowledge. Their awareness of the consequences of their actions becomes an interface between them and their behavior. They acquire this awareness from their experien­ ces, observations and their compassion. We are fascinated by the young because their naivety is still acceptable. It is a ­collective, tacit permission that they have been granted. But is forfeited over time.


JANNIS KEIL ANSWERS

What’s disappeared ? 1 an old man is standing in an empty ticket hall at the main station in Magdeburg. Back in the day, there was always someone attending a counter and the passengers would stand in line to pay. They chatted about the weather or moaned and groaned about the world’s problems. Today the counters are all closed – but the internet is always open. I can well imag­ ine that older people in particular sometimes miss the human interaction.  Taken in Fall, 2015

Jannis Keil makes films for TV and the internet. Whether they’re short or long, the style is usually documentary – finding the significance in what, at first glance, appears inconsequential. He carries a camera in his jacket pocket and publishes his photos in magazines and at janniskeil.de


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KIRA GRÜNBERG ANSWERS

Which taboo should be broken ? until the summer of 2015 i was an athlete. I had set multiple Austrian pole-vaulting records in my career. Then, during a training session, I shattered the fifth cervical vertebra in my neck and have been a paraplegic ever since. In October 2017 I was elected to the Austrian Parliament and subsequently appointed as the Spokesperson for the Disabled in Chancellor Sebastian Kurz’s government. I want to take this unique opportunity to campaign for the concerns of peo­ ple who suffer from the various impairments. Freedom from barriers is a key issue, but it doesn’t only entail removing physical obstacles from our towns and cities. It is far broader: it begins in the mind. It’s high time that men­tal illnesses as well are stripped of taboos, paving the way to overcoming psychological inhibitions. These have an impact that could soon succeed disorders of the heart and circulatory system as the most common form of illness. According to official figures, the incidence of mental ill­ ness is rising sharply in Austria. The risk of falling foul of a psychological disorder during one’s lifetime is now about

50 percent. More than 15 percent of people currently suffer from depression, while a similar proportion of the population suffers from anxiety. National statistics show that every third person in the country has been afflicted by mental illness at least once in their lives, whereby the real figure is likely far higher. In my view, people with psychological illnesses are every bit as disabled as those who are wheelchair-bound or have vision or hearing issues. It’s just that their type of handicap isn’t usually obvious at first sight. That’s why I’ve been ­campaigning for a public debate to increase levels of social acceptability. It would be a good start if victims felt they could talk openly about their problems, without fear of being rebuffed or stigmatized. In a work environment, dealing ­honestly with a psychological problem is probably more ther­ apeutic than bottling it up or sweeping it under the carpet; this applies to executives as well. We need to consign this taboo to the past and eliminate this barrier from our society.

Kira Grünberg was a top athlete. In her career as a pole vaulter she represented Austria successfully at several World and European Championships. Since 2014 she has held the Austrian record in her discipline. In July 2015 Grünberg damaged her spine in a training accident which left her a paraplegic. In the fall of 2017, she was elected to Austria’s ­national parliament and is now the government’s Spokesperson for the Disabled.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Acht Minuten nachdem am 26. Dezember 2004 ein Erdbeben im Indischen Ozean den Meeresboden erschütterte, erkannten Wissenschaftler im Tsuna­ mi-Frühwarnzentrum auf Hawaii die Gefahr für die anliegenden Küstenstaaten. Doch die Warnun­ gen versickerten. Als eine halbe Stunde nach dem Beben die ersten Flutwellen auf Sumatra und die Nikobaren treffen, sind die Menschen dort völlig ­ahnungslos und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Auch Indonesien, Thailand und Malaysia ­werden vom Wasser überrascht, ebenso Indien und Sri Lanka. Die Malediven werden überspült. In der gesamten Region zählt die WHO 121.000 Tote und 114.000 Vermisste. Heute gibt es in Jakarta ein Warnzentrum, das innerhalb von fünf bis zehn Minuten nach einem Beben die bedrohten Strände und Dörfer erreicht.

Eight minutes after an earthquake ruptured the seabed in the Indian Ocean on December 26, 2004, scientists at the early-warning station on Hawaii grasped the risk for the coasts of nearby countries. Their warnings went unheeded. When, a half-hour after the earthquake, the tsunami slammed into Sumatra and the Nicobar ­Islands, nobody was prepared. People had no idea how to respond. Indonesia, Thailand and Malaysia too were caught unawares by the wall of water, along with India and Sri Lanka. The Maldives were also engulfed by the waves. In the entire region, the World Health ­Organization (WHO ) registered some 121,000 fatalities and 114,000 missing. Today Jakarta has an early-­ warning system that communicates any danger to coastal regions and villages within five to ten minutes of an earthquake.


CARDINAL SCHÖNBORN ANSWERS

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Born in 1945, Cardinal Christoph Schönborn entered the Dominican Order in 1963 and studied Theology in Germany, Austria and France. He was ordained a priest in 1970 and, in 1974, completed his doctorate at the Sorbonne in Paris. He has been Archbishop of Vienna since 1995. In addition to chairing the Episcopal Conference of Austria, he is a member of the European Academy of Sciences as well as numerous Roman Congregations.

Why religion ? i am frequently asked if believing in god isn’t a crazy thing to do. What use is religion in our day and age? What’s the point of being religious? When I celebrate Holy Mass at St. Stephen’s Cathedral in Vienna, when I listen to Mozart’s Requiem or gaze at Michel­ angelo’s paintings, I am often awestruck by the thought that these magnificent works of art only exist because people were religious. Because they gave shape, sound and space to their faith in God. Religion promotes cultural values. Reli­ gious institutions foster a better understanding of the world we live in. They make an important contribution to educa­ tion. Christianity plays a key role in structuring our culture and civilization. A favorite argument is that religion is useful because it promotes moral standards. And in fact, Jesus does call upon us to do good deeds. He says, “Love your neighbor as your­ self ” (Mark 12:31). People also know the “golden rule”: “Do unto others as you would have them do unto you” (Luke 6:31). Anyone can succumb to poverty, anyone can fall on bad times. The Christian duty is to not look away, but rather to take action. Like Jesus, who cared for the blind, crippled and diseased; or like Mother Teresa, who helped people in India regain a sense of dignity; or like the many wonderful staff members at the “Gruft” in Vienna who devote their time and attention to the homeless, providing them with vital ne­cessities. What motivates these people? Among other things, the belief that God created every human being “in His own image” (Genesis 1:27): as a unique, valuable individual whose whole life counts – from the cradle to the grave.

Faith gives me the courage to speak up for other people and help make the world a somewhat better, more humane, more peaceful place – and make life more worthwhile. But am I only religious when it’s useful? There is more to believ­ ing in God. There is an awareness that this life is not every­ thing and that not everything ends when we die. It’s futile to pin all your hopes on money, a career, a fast car. That thought gives me enormous peace of mind and at the same time a personal autonomy that protects me from being ruled by the mainstream. “It is for freedom that Christ has set us free,” says Paul the Apostle (Galatians 5:1). That same freedom moved courageous men and women such as Franz Jägerstät­ ter and Sister Maria Restituta Kafka to take a stand against the Nazi regime. When I was young, a specific sentence in a homily made a profound impression on me. Granted, back then I was not exactly the most attentive listener. But that one sentence uttered by our pastor was thereafter etched indelibly on my memory: “We were created to be happy.” I firmly believe that every human being harbors a yearning for happiness deep inside, and that God wants our lives to be a success. That is His pledge to each and every one of us: You are loved. For me, the Christian faith is the signpost to happiness. I can trust in God, knowing that He’s on my side. That gives me confidence and purpose; it also gives me the courage to choose my own path through life, even if the ride is some­­ti­mes bumpy. Because God gives me the certainty: “And behold, I am with you all the days, until the completion of the age” (Matthew 28:20).


GERTRAUD KLEMM ANSWERS

What should we talk about more often?

Gertraud Klemm was born 1971 in Vienna. She completed a degree in Biology and worked for Vienna City Authority as a hygiene evaluator ­until 2005. Since then she has been an author and has written novels, essays and poetry. Many of her texts have received recognition (e. g. the Audience Prize at the 2014 Bachmann Festival, the longlist for the German Book Prize 2015). In the Fall of 2019 Kremayr & Scheriau will be publishing her novel Hippocampus. She lives with her husband and two sons in Pfaffstätten, Lower Austria.


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sunday. mom has made scrambled eggs for the two kids and puts the pan on the table. The teenager stands up, shuffles to the kitchen range, opens a drawer, and stamps on the floor. His brother, a first grader, moans de­ spondently: No “buffalo”? Mom understands: it’s the truffle oil he so desperately wants, even if he can’t pronounce the word. She shakes her head. Both children act as though they are being starved. The elder one drops his arms in disap­ pointment, the younger one instantly bursts into tears. What kind of degenerates must these children be if they won’t eat breakfast without truffle oil? Which idiot is responsible for raising these decadent little monsters? They are my children, and it was me. And what better reason could there be to talk about privileges than this scene? And above all to talk about the withdrawal of privileges be­ fore they solidify into entitlements. Whatever problem might be firing up, irritating or rubbing up our planet the wrong way, it is certain to stem from some­ body enjoying a privilege that he or she regards as a basic need. The climate crisis, wars, unequal pay, the exploitation of emerging countries, road congestion, the maltreatment of animals: everything that makes our society less just and more objectionable begins with this confusion between needs and sensibilities. We can tackle this issue either by blowing it up into a glo­ bal crisis and pulling out the stops to save “civilization as we know it.” Alternatively, we can put it under a microscope and take our own places beside it. So let’s go back to the truf­ fle oil, because it is a big, fat, golden metaphor for all those luxuries that have suddenly become indispensable: the latest cellphone, the trendy brand-name jacket, the insistence on driving your own car, the daily slab of meat. The first step on the road to improvement: insight. You don’t give truffle oil to children. Children are human be­ings, too, and human beings are a greedy, easily addicted species. If they get their fix of truffles too early in life, they will grow into adults that need their own private jets, are only sated by gold-plated steaks and find under-age prostitutes border­ line cute enough. What will those kinds of people do to us when we get old and frail? We need to teach our children sacrifice, but how? Their school of life is closed. Children only know the exurbs. Like me, they have never experienced war, never frozen in the cold, never suffered hunger. From a global perspective that in itself looks like a gigantic privilege. But let’s keep our firstworld feet on the ground. And stick with the truffle oil in our kitchen, which started as a free sample and is now inundating my home as a superfluous family privilege.

I look at my children’s faces, feel angry, know I need to take a stand. Their reaction is just as inappropriate as it is unethical. To hell with the entire Generation Z. Those truf­ fle-stuffed faces! Look at how they keep pulling them at me! How they expect to be fed and dressed! How they want to be chauffeured around! How they turn into zombies on their smartphones! Their life is an orgy of privileges! What’s the exit strategy? Right, we begin by hiding the oil and talking to the children. We leave them to wallow in hardships. The coolest cellphone, the latest toy, the fanciest sweater? Forget it! Let’s manufacture some empathy inside their egotistical brains, and ideally make an example of them to boot. So, the truffle oil’s taken care of. What’s next? Ration their meat and sugar intake. Long faces. And now? I can teach them to survive without the car. No sooner have we sat ourselves on our bikes than we start to envy the car driv­ ers’ privileges. It must be nice and warm inside, and it never rains! Look at how thoughtlessly they park on the cycle path, and never get a ticket! How easily they can cut us up on the road and force us to slam on our brakes! The following day we are back sitting in the car and finding the cyclists as much of a nuisance as ever. They’re almost privileged themselves! Look at how much room they need on the road, and how we have to duck and dive behind them! How they are allowed to drive in the wrong direction down one-way streets and we aren’t! Our empathy has a short half-life. No, it really isn’t easy. We’re constantly being told that sharing, renouncing and sustaining will make us all happy: a win-win-win situation! But power, money and resources cannot be increased ad ­infinitum. Sharing the road doesn’t make it wider. Cutting the schnitzels doesn’t make them bigger! A sustainable life doesn’t only have to have benefits. There’s no deprivation without pain, no saving the world without deprivation. We must accept the pain that comes from renunciation, damna­ tion! Let’s not lull ourselves into a false sense of security. Pre-pare for the impending pain. And pronto! Unimpressed I watch my children as they still pout in disapproval. This is where it rears its ugly head, the inevitable frustration that comes from wanting to experience life to the full. When somebody happens to be raising you as a modest human being who will help to save our planet. How long does cold turkey take when it comes to truffle oil? I haven’t a clue. But I do know where I hid the bottle.


PHILIPP SCHMIDT ANSWERS

What’s disappeared ? 2 it’s a late summer morning in the wedel marshes outside hamburg. I undertook community work at an ornithological station here in 2003 / 04. A sole pochard is paddling through the mist hovering above the water. These ducks are part of the landscape of almost every pond and lake here. But with more and more wetland areas being drained, their numbers are constantly declining. Now even this commonplace species is endangered in Germany. Given the dramatic effects of climate change, scientists ­estimate that the pochard’s habitat will shrink significantly and shift towards northeastern Europe.

Philipp Schmidt, born in 1983, was raised and educated in Germany’s Black Forest. Following an apprenticeship as a cook, he initially studied Protestant Theology in Münster and then Photography at the Bielefeld University of Applied Sciences. In 2011 he moved to Hamburg, where he started out assisting a number of photographers. Since 2015 he has been working as a freelance photographer for various publications, ­publishing houses and agencies. In addition to ornithology, he enjoys clas­sical music and sailing on the River Elbe.


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THOMAS STRAUBHAAR ANSWERS

Are our best years  a lready b   ehind us?

Thomas Straubhaar is a professor of economics at Hamburg University specializing in global economic relations. From 1999–2014 he was ­director of the Hamburg Institute of International Economics. Previously he had been a postdoctoral fellow at the University of California, ­Berkeley, after which he held teaching and research posts as a professor at various Swiss and German universities. He has authored monographs on demographic change and unconditional basic income. His latest book is entitled Die Stunde der Optimisten – So Funktioniert die Wirtschaft der Zukunft (“The Hour of the Optimists – How the ­Economy of the Future Works”).


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there’s no doubt that humankind is facing enormous challenges. But hasn’t that always been the case, since Adam and Eve were banished from Paradise? Haven’t we spent eternities wondering whether the sky might come crashing down, the great deluge sweep everything away and the Apocalypse obliterate the fruits of centuries? Our ancestors mastered every existential crisis with in­ credible success. Ultimately, neither natural disasters nor the plague, wars or even the ozone hole, have been able to de­ tain us on our long and steady path towards improved living conditions. Why now of all times, in the 21st century, should everything suddenly change for the worse? How can we justify this optimism, this conviction that our children and grandchildren will have better rather than worse lives than ours? The answer lies in humankind’s capac­ ity for innovation. If it is true that war is the father of all things, then it is also true that crisis is the mother of inven­ tion. Necessity has always sparked ingenuity. And the yoke of deprivation has always been the best incentive for using and conserving resources more effectively and accelerating the development of new technologies. As long as there are smart people, there will be smart so­lutions for pressing challenges. A century ago nobody could have imagined how we live our lives today. How quick­ ly we can travel around the world, how we can communicate with each other in real time 24 × 7 – with smartphones that can do everything and apps that know everything. Digitaliza­ tion and Artificial Intelligence are the base innovations of our present. In our future, they will bring changes with conse­ quences impossible to anticipate. And despite the inherent risks, these changes will offer good prospects for improving the lives of coming generations. That’s why educational systems will decide whether socie­ties flourish or perish. Their purpose is not only to foster and impart knowledge, information and skills. More impor­ tantly, educational systems empower people to be creative

and innovative as they lead increasingly long lives. And to remain adaptable and trust themselves to find solutions ­rather than capitulating when faced with challenges. For this reason, incentives and funding programs are required that not only target children, teens, trainees and under-25s. More support and free time are also crucial to promoting lifelong learning for adults and the elderly. Why not at least issue state-funded educational vouchers that allow everyone under the age of 70 to attend an extend­ ed training or educational course – once every ten years and free of charge? All without having to submit bureaucratic, time-consuming applications? Educational spending must cease to be a pyramid into which substantial funds flow for the young but less and less for the old; it must be reshaped as a cylinder where money is spent evenly across the age spec­ trum. Devising a new approach to education – where it serves all age ranges rather than just our early years – will also become critical for another reason. Digitalization is contributing to the polarization of society, as is already evident in the digital divide between children and their parents, and between teachers and schoolchildren; between young people growing up with the new technologies and older people who feel over­ whelmed by the pace of change in every aspect of their lives – and find themselves being left behind. To counteract this, and avoid a generational conflict, we need a constant supply of age-specific training opportunities that will help improve the productivity and mobility of aging workers. Social security systems will also be required to free up the time needed by older people to keep up with modern tech­ nologies and learn how to tap their full potential. If intelligent people are consistently fostered, both as adults and at ad­ vanced ages, then the progress made in the history of human­ kind will continue to ensure that our best years do not lie behind us. They are still to come.


INGO NEUMAYER ANSWERS

Do we need more distraction ? People get stuck in their daily grind Obligations leave no time to unwind The “to-do” list seems to grow and grow No one dares to just let go That brings stress and dissatisfaction The solution is: pure distraction! But whatever you do, it has to be Truly and utterly guilt-free So just be idle and go with the flow With a book, good wine, a soft pillow If you can’t relax, you’ll never find out What this life is all about

Ingo Neumayer was the Editor-in-Chief of the music magazine Visions and now works as a freelance writer and moderator for WDR , sportschau.de and the literary festival “lit.ruhr.” His poems, interviews and columns appear in magazines such as JWD., Galore and Mint. He also hopes that that damn half-finished novel in his drawer will finish itself. He lives with his wife and children in Cologne.


Wie geht es weiter? Where do we go from here? 

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Der erste Mensch, dem es gelang, die Niagara-Fälle zu befahren, war er nicht – das war die Amerikane­ rin Annie Taylor im Jahr 1901. Bobby Leach war 1911 ­lediglich der erste Mann. Anders als seiner Vorgängerin gelang es ihm aber, sein Abenteuer wirksam zu vermarkten: Immer wieder posierte er mit seinem Fass und ging damit auf Tournee, um seine tollkühne Geschichte zu erzählen. Zum Ver­ hängnis wurde ihm schließlich eine Kleinigkeit: In Neuseeland rutschte er auf einer Obstschale aus und verletzte sich dabei so schwer am Bein, dass es amputiert werden musste. Zwei Monate später erlag Bobby Leach den Folgen des Missgeschicks.

He wasn’t the first person to ride Niagara Falls in a barrel. That was the American Annie Taylor in 1901. Bobby Leach only became the first man to do so in 1911. ­ Unlike his predecessor, Leach succeeded in marketing his ­exploits. Time and again he posed with his barrel, and even took it on tour to narrate his daredevil achievements. Disaster finally struck in a far more routine setting: he slipped on a fruit peel in New Zealand and hurt his leg so badly that it had to be amputated. Two months later he died of complications from the injury.


MONIKA MANDL ANSWERS

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Where are there grounds for optimism? dyed-in-the-wool austrians tend to be masters of moaning. Teachers scour pages for errors. Executives have tunnel vision when it comes to problems. This is indisputably true in many places. But in my capacity as an HR manager, I have frequently observed in my work with people that griping, pessimism and a fascination with shortcomings are anything but useful or helpful. They stifle creativity, suffocate innovation and consume energy. That doesn’t mean we should view life through rose­tinted glass­ es – absolutely not! The solution is very simple: focus on what we can do well, on things that function well and places where we can identify potential, knowledge, skill. That will unleash energy, spawn innovation and make work enjoyable. Turning it into a pleasure, not an obligation. More than any other, the era of digitalization is breeding fears and anxieties – what does the future hold? Will my job still exist in 20 years? I am convinced that “work” as such is entering a completely different dimension, in which the human factor will regain its importance. Skills that no IT system can replicate will be in the highest demand: creativity, emotional intelligence, networked thinking, cooperation, listening, an understanding of human nature, and the ability to solve complex problems. Today’s young people possess a radically different sense of self­worth. They believe in their own potential and want to tap it in meaningful ways. The

Monika Mandl, born in 1967, attended the European Economics School in Vienna. In 1989 she began her career in the air freight department at Gebrüder Weiss. After a period of maternity leave and a brief excursion to another company, she returned to the orange family in 2000 where she was responsible for human resources development. Monika Mandl is married and has a daughter. She has just become a proud grandmother.

distinction between free time and work time is blurring. Peo­ ple are experimenting, willing to discard ideas if they don’t seem expedient and consequential. Unlike in the past, when the prospect of security and a long career were motivating factors, today’s generation is making decisions very different­ ly. They want the big picture: What’s the end result? Is it exciting, enjoyable and interesting as well? Will I find the task challenging? Can I use my potential? How does this task benefit society at large? This is precisely where I see our biggest chance for the future. Young people engage in issues far more intensely and emotionally if they can identify with them. Traditional management and career models have had their day. Loyalty to a company is chiefly fueled by its object, rationale and purpose. Communication worldwide has become simple – there are hardly any boundaries left and scarcely anything appears impossible. This kaleidoscope of possibilities generates stag­ gering opportunities for individuals and room for creativity. That all gives me cause for confidence and optimism – tech­ nology combined with flexibility and the potential of the young makes me conclude that we have a very bright future ahead.


ANJELIKA JORASHOVA ANSWERS

What can we still believe in?


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Anjelika Jorashova is married and has a five-year old son. She lives in Astana, the capital of Kazakhstan, with her husband, son, a brother and a sister. Until last year she worked as a kindergarten teacher. She was forced to resign when she was hit by a car. Now she tutors schoolchildren at her home, and hopes she will be able to resume her kindergarten career following one final operation. A tower of strength in this small ­family, she is a wellspring of optimism.

my husband is an atheist. I personally am devout in the religious sense of the word. I attend church once a week, I pray, and I sing in the church choir. I really enjoy that. I’m a Baptist; that was the way my parents brought me up. I was taught to behave in accordance with the teachings of the Bible. But the Baptist Church allows us to decide, once we are adults, whether we want to join the faith or not. I decided to do so. I firmly believe that all the trials we face in life are imposed by God and for a reason. Otherwise our family might never have overcome the misfortunes we suffered last year. My father died before even reaching his fiftieth birthday. Soon afterwards I was hit by a car and so badly injured that I’m still struggling to cope with the aftereffects. I had to give up my job as a kindergarten teacher. And after our father’s death, the youngest of my four younger siblings was diagnosed with diabetes. He had just turned nine. Coming to terms with these setbacks hasn’t been easy. You really do ask yourself why God allowed them to happen, why our family should be singled out to endure all this. That said, a lot of good came our way during this period as well. So I have come to believe that the love we are willing to give and the concern that we feel for others will eventually be reciprocated in equal measure. We received so much solace and support from our friends and acquaintances, from the people around us. I would never have thought it possible. I am also a believer in the power of family. I want every­ one in my family to be happy: that’s my lifetime ambition. My parents never had much money. I grew up in a small vil­ lage in southern Kazakhstan. I love our small house there with its little garden. My father always wanted to get out of

Kazakhstan, with the whole family. That was what he used to work for. Today my mother and my two youngest siblings still call it home, while I, my husband – who teaches at the university – and our son have moved to Astana, more than one thousand kilometers from where I grew up. We share one one-room apartment with my oldest brother and my sister. He works as a cook and she wants to be a teacher like me. The apartment has a large balcony and spacious kitchen, so it doesn’t feel that small. For the most part we only get to see each other in the evenings, when we share supper and then clean up together. I also firmly believe that people are responsible for their own lives! What you make of your life depends on what you put into it. A positive outlook is vital. Don’t expect anyone to feel sorry for you, to hand you what you want on a plate. There’s no point in ignoring problems or hoping that some­ body else will solve them. You have to seize control of your own destiny. And once you have grasped that, life will ­become much more rewarding.  Written by Edda Schlager


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Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts. There is no knowledge without curiosity.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: DER TRIUMPH DER EMPFINDSAMKEIT T   RIUMPH OF SENSIBILITY


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