mostviertel Magazin 2023

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mostviertel Reisen zum Leben am Land Auf die sanfte Tour: Alpakawandern im Pielachtal 2023 Kulinarik: Die Mostviertler Feldversuche Kultur: Die „Ehemalige Synagoge“ in St. Pölten Regionales: Produzent:innen, Radwege, Pilger
2 · mostviertel Coverfoto: Karin Wasner; Illustration Karte: Artur Bodenstein, Fotos dieser Seite: schwarz-koenig.at (2), weinfranz.at(8)
Regionen des Mostviertels Moststraße www.moststrasse.at
Ötscher-Tormäuer www.naturpark-oetscher.at
www.dunkelsteinerwald-erleben.at Ybbstaler Alpen www.ybbstaler-alpen.at
Niederösterreich www.eisenstrasse.at
Die
Naturpark
Dunkelsteinerwald
Eisenstraße
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Weinland Traisental www.traisental.at Traisen-Gölsental www.mostviertel.at/traisen-goelsental
Wienerwald www.elsbeere-wienerwald.info
Pielachtal www.pielachtal.info St. Pölten www.stpoeltentourismus.at
Elsbeere
Melker Alpenvorland www.mostviertel.at/melker-alpenvorland

Birnbaumblütenplätze

Zur Birnbaumblüte von Mitte bis Ende April empfehlen sich Plätze mit besonderen Aussichten, ideal zum Fotografieren und Genießen. Dazu am besten einen Picknickkorb bei einer oder einem der Moststraße-Gastgeber:innen besorgen. Die besten Touren und Aussichtspunkte: www.mostviertel.at/fotopunkte

Eine Birnbaum-Webcam zeigt den jeweils aktuellen Stand der Blüte und der Entwicklung der Früchte im Jahresverlauf. Infos: T 07482 204 44, E info@mostviertel.at

Frühlingsfreude

Die Birnbaumblüte, der Tag des Mostes und der Weinfrühling machen das Mostviertel im Frühling ganz besonders attraktiv:

• Die Moststraße mit 300.000 blühenden Birnbäumen Mitte April. www.moststrasse.at

• Der Tag des Mostes am 23. April 2023. www.moststrasse.at

• Der Traisentaler Weinfrühling am 29. und 30. April 2023. Da laden über dreißig Winzer:innen des Weinlandes Traisental zur Verkostung des neuen Weinjahrgangs. www.traisental.at

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weinfranz.at, NLK Reinberger

Jochen Danninger, Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Sport, lädt zu „Reisen zum Leben am Land“ ein.

Es ist Weltnaturerbezentrum, das Haus der Wildnis in Lunz am See – und Sieger in der Kategorie „Digitalisierung“ beim Tourismuspreis 2022. Das Haus dient dem harmonischen Miteinander von Mensch und Natur. Das ist uns in Niederösterreich ein ganz besonderes Anliegen, ebenso wie Nachhaltigkeit und Naturschutz. Unsere einzigartigen Naturräume sind ja für viele Gäste das Hauptmotiv für einen Urlaub bei uns, daher wollen wir sie unbedingt erhalten und schonen.

„Die Welt genießt das Mostviertel“ lautet der Titel einer der folgenden Geschichten. Sie zeigt, welchen Erfolg Produkte aus der Region mittlerweile international erzielen. Um diese Erfolgsgeschichten fortzusetzen, aber natürlich auch um unsere Gäste zu begeistern, gibt es Veranstaltungen wie etwa den „Mostfrühling“. Er beginnt heuer mit einem Austausch mit einer Reihe von Kolleg:innen aus europäischen Ciderbzw. Most-Regionen. Wir wollen ihnen zeigen, wo unsere Leute hier den Most herholen – und natürlich auch von ihnen lernen. Kommen Sie doch auch vorbei und erleben Sie es selbst! Infos zum Streuobstkongress unter: www.gockl.at

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Andreas Purt, Geschäftsführer, und Johannes Scheiblauer, Vorsitzender von Mostviertel Tourismus, stellen das milde und wilde Mostviertel vor.
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Andreas Plappert lädt zum Feldversuch ins historische Schmiedegebäude beim Schloss Rothschild Karin Wasner, weinfranz.at

Die Welt genießt das Mostviertel

Kennen Sie die berühmten Produkte Mostviertler Erzeuger:innen? Nein? Höchste Zeit, einen der Mostviertler Feldversuche zu besuchen. Dort erfahren Sie, was weltweit geschätzt wird.

Argentinien, Südafrika, die Schweiz und Frankreich – was diese Länder am und aus dem Mostviertel schätzen, erlebt man bei Andreas Plapperts Feldversuch in Waidhofen an der Ybbs

„Den Kopf soll ich wirklich mitessen?“ Unsicher blickt die junge Frau in die Runde. Sie steht um den Tisch am Ufer des gurgelnden Schwarzbachs in Waidhofen an der Ybbs. Kleine frittierte Fische. Auf glänzenden Löffeln. Die erste einer Reihe von kulinarischen Überraschungen.

Andreas Plappert und sein Küchenteam haben sie für uns vorbereitet. „Wie damals in Italien, die Alici fritti, weißt du noch?“

Ihr Begleiter will ihre Bedenken zerstreuen und legt schon den zweiten Löffel leer am Tablett ab. „Schmecken hervorragend, die Fischerl.“

Die „Fischerl“ sind heimische Saiblinge. Schlosswirt Andreas Plappert hat sie von Fischzüchter Niko Jungwirth aus Lunz am See bekommen. Sie eröffnen die vierte Ausgabe seiner Mostviertler Feldversuche unter dem Motto „Das Mostviertel und der Rest der Welt“.

Jungwirth züchtet in Lunz am See Äschen, Forellen und Saiblinge. Sie werden für gewöhnlich als Besatzfische in die Wildnis entlassen, um das natürliche Gleichgewicht in unseren Bächen und Flüssen wiederherzustellen. „Mit Produkten aus dem Mostviertel, die die Welt erobern, möchte ich euch erobern“, begrüßt Plappert seine Gäste. Schnell ist er wieder verschwunden, um ein Tablett zu holen, auf dem kleine Saiblinge, jetzt kopflos, liegen, roh und mariniert. Serviert wird auf einer alten Ausgabe der regionalen Wochenzeitung „Der Ybbstaler“. Zu viel weite Welt muss auch nicht sein.

Die Mostviertler Feldversuche stehen für Experimentiergeist und Mut, Kreativität und Leidenschaft am Herd, immer in Verbindung mit Produkten aus dem Mostviertel. „Ich habe schon Ideen für den nächsten Feldversuch im Kopf.“ Andreas Plappert ist ein

Besatzfische von Niko Jungwirth aus Lunz am See werden zu „Saibling fritti“

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richtiger Wirt. Er liebt gutes Essen, guten Wein, gute Gespräche und gute Stimmung. In seiner Gegenwart ist es unmöglich, keine gute Zeit zu haben. Sein Restaurant im Schloss Rothschild vereint seit Jahren traditionellen Wirtshauscharme mit kulinarischer Innovation. Mit seinem Freund, dem Haubenkoch Manfred Stockner, und seinem Chefkoch Dietmar Wutzl schafft er es bei den Feldversuchen stets, noch eines draufzusetzen. „Es macht einfach Spaß, sich gemeinsam mit unseren regionalen Produzent:innen immer wieder etwas Neues zu überlegen. Ihre feinen Produkte brauchen eine entsprechende Bühne.“ Die Zusammenarbeit der regionalen Produzent:innen und Gastronom:innen hält auch die Wertschöpfung in der Region.

Die Bühne für den heutigen kulinarischen Abend ist ein altes Schmiedegebäude mit einer schwarzen Kuchl beim Schloss Rothschild in Waidhofen. Hier brannten einst die Schmiedefeuer. Ein alter Schmiedehammer erinnert an vergangenes Handwerk. Heute steht ein Mann in brauner Lederschürze am Feuer. In der Hand zwei schwere Hämmer und Schweißperlen auf der Stirn. Alt ist sein Handwerk auch, aber gefragter denn je. Während die Gäste sich mit Mostello aus der prämierten Destillerie Farthofer zuprosten, ist Fassbinder Alexander Wachauer von der Fassbinderei Stockinger weniger zimperlich. Unter seinen Schlägen entsteht ein Fass, das zu den begehrtesten der Welt gehört.

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weinfranz.at, Karin Wasner Roswitha Aigner, Andreas Plappert, Manfred Stockner und Dietmar Wutzl (Team Schlosswirt), Mathias Stockinger und Alexander Wachauer (Fassbinderei Stockinger) und Leroy Vincent Przibilla (Sommelier, Weinbar Flaschenpost)

„Auch ein Produkt aus dem Mostviertel, das Aufmerksamkeit verdient.“ Andreas Plappert kennt die Familie Stockinger seit Langem. „Man kann es zwar nicht essen, es ist aber maßgeblich an bestem Geschmack beteiligt.“ Franz Stockinger führt den Familienbetrieb der Fassbinderei mit seinem Sohn Mathias. 1687 gegründet, existiert die Firma auch heute noch ohne Homepage. Die richtigen Kunden kennen die Stockingers. Mathias trägt Hemd und Sneakers und packt mit an, als das Fass von Wachauer über das Feuer gehievt werden muss. Ein Eichenfass braucht Zeit und viel Gefühl – das gibt es ausschließlich in Handarbeit. „Unsere Fässer kommen bis nach Frankreich, Südafrika oder Argentinien.“

Der Hauptdarsteller des zweiten Gangs kommt aus Nordamerika. „Er sollte dringend weggegessen werden.“ Andreas Plappert spricht vom Signalkrebs, mittlerweile in fast allen europäischen Flüssen, Bächen und Seen zu finden. Zum Leidwesen heimischer Flusskrebse, die durch den rotscherigen Cousin aus Übersee verdrängt werden. „Die Nordamerikaner wurden alle in der Ybbs oder ihren Zuläufen gefangen.“ Plapperts Küchenteam serviert sie mit dem traditionellsten Gericht aus der Schlosswirtküche: Stosuppe. Mein Sitznachbar ist dazu schneller als Wikipedia: „Den Namen hat der Suppenklassiker von der ,gestoßenen‘ Milch.“ Die Rahmsuppe war früher eine bäuerliche Mahlzeit, oft Frühstück als Kraftnahrung für hart arbeitende Landwirte.

Mittlerweile in den gemütlichen Wirtsstuben des Restaurants Schlosswirt, ist die Stimmung jetzt ausgelassen. Hart gearbeitet wird hingegen in der Küche. Leroy Vincent Przibilla (Sommelier und Vertriebsleiter der Fassbinderei Stockinger) stellt immer wieder neue Weine vor, die er auf seinen Reisen durch die Welt der Weinkeller entdeckt und mitgebracht hat. Etiketten aus Frankreich und Südtirol werden bestaunt, Gläser gefüllt und geleert. Der Saibling hat noch einen Auftritt in Form von Kaviar. Die Destillerie Farthofer aus Öhling steuert zu Erdäpfeln und in Miso gebeiztem Dotter ihren weltberühmten Wodka bei. Der wird laut dem allwissenden Sitznachbar sogar bis nach Aserbeidschan exportiert.

Viel näher liegen die geheimen Schwammerlplätze von Franz Spring. Ihm haben wir den nächsten Gang zu verdanken. „Ein Freund und Stammgast, der mich mit allem aus dem Wald versorgt, was Gott verboten hat“, lacht Plappert. „Krause Glucke, Fette Henne, Schusterpilze, sogar Trüffel findet er!“ Plappert steht mit einem Stück Holz und einer Reibe an unserem Tisch und beginnt, feine Holzspäne auf mein Essen zu reiben. „Das ist ein Teil von einem Stockinger-Barrique-Eichenfass, das gibt diesem Gang den letzten Schliff.“

Die Hauptspeise kommt ohne Holz, nicht aber ohne Horn aus. „Mufflonsteaks vom Wildhändler Kainrath aus meiner Heimat Ybbsitz. Gegrillt und wie eine französische Pastete zubereitet.“ Sein Wild bezieht

Weltberühmt:

Mostviertler Feldversuche 2023: 1. Mai: Street Food in Neuhofen/Ybbs 24. Juni: Feldversuch im Birnengarten 15. August: Feldversuch auf der Burg Weißenburg im Pielachtal 18. September: Feldversuch in Kematen an der Ybbs 6. und 7. Oktober: Feldversuch im Schloss Rothschild www.feldversuche.at

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Kulinarische Experimentierfreude steht im Zentrum der Feldversuche Fässer aus Waidhofen

Plappert am liebsten bei Josef Kainrath und seiner Familie. „Der Josef holt sich von den heimischen Jägern das Wildfleisch und macht daraus die besten Wildwürste, Schinken und Pasteten.“ Das haben auch die Feinschmecker:innen Europas erkannt: Die Rilettes der Kainraths findet man auch in Frankreich oder der Schweiz im Supermarktregal.

Krönung des Abends ist das Dessert, kreiert von Daniel Marka aus zwölf Komponenten: Brombeeren, Oliven, Paradeiser und Olivenöl. Das findet Andreas Plappert bei einer früheren Schulkollegin, der Ybbsitzerin Silvia Ntokos-Scheiblauer.

„Die macht aus einem super Produkt ein geniales Produkt.“ Gemeinsam mit ihrem Mann, einem Griechen, bringt sie jeden Winter die neuesten Pressungen von Parga, einem kleinen Küstenstädtchen im Nordwesten Griechenlands, heim ins Mostviertel.

Der Schlosswirt ist zu später Stunde aufgeheizt mit Lachen und Ausgelassenheit. Leroy Przibilla geht ein letztes Mal mit den beliebtesten Tropfen des Abends durch die Stuben. Der Berliner hat vor Kurzem gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Bettina Wutzl in der Waidhofener Innenstadt eine kleine, aber feine Weinbar namens „Flaschenpost“ eröffnet. „Da lassen wir jetzt den Abend ausklingen.“ Andreas Plappert drückt mir beim Gehen einen Regenschirm in die Hand. „Sicher ist sicher!“

Als ich ihn zur Probe aufspanne, klimpern mir zwei Wodkafläschchen der Destillerie Farthofer entgegen, die Andreas mit Schnüren an den Schirm gebunden hat. Die bleiben jetzt dort, bis ich ihn das nächste Mal brauche. Dann wird ein Schluck Hochprozentiges aus dem Mostviertel und die Erinnerung an diese kulinarische Weltreise jede RegentagTrübsal vertreiben. So viel ist sicher – und auch, dass sich Andreas Plappert für die heurigen Feldversuche wieder etwas Besonderes überlegen wird.

Schlosswirt Andreas Plappert Schlossweg 1 3340 Waidhofen/Ybbs T 0650 760 95 46

E wirtshaus.rothschild@aon.at www.schlosswirt-rothschild.at

Die Mostviertler Feldversuche

Veranstaltungsreihe, Experimentierfeld und neuerdings auch Produktschmiede – das sind die Mostviertler Feldversuche. Betrieben von einer vor einigen Jahren zusammengekommenen Gruppe kreativer Gastronom:innen und Produzent:innen des Mostviertels. Geboren aus dem Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen, und der Leidenschaft, diese vielfältige Region zu entwickeln. Was entsteht, ist offen, genauso wie die Menschen des Mostviertels. Ideen, Gerichte, Produkte, all das ist möglich. Zu sehen und zu schmecken bei allen Feldversuche-Partner:innen und deren Veranstaltungen.

Nachzulesen auf: www.feldversuche.at

PET NAT AUS BIRNEN. „RURALE“

Spontan vergoren, aus den besten Birnen des Mostviertels. Diese Birnen-Cuvée reiht sich ganz selbstverständlich in die viel beachteten natürlich sprudelnden Pet Nats dieser Welt. Der fast fertig vergorene Birnenmost wird in die Flasche gefüllt und nach der Methode „Rurale“ zu Ende vergoren. Die Kohlensäure entsteht von selbst und ist damit perfekt in den Most eingebunden. Das Ergebnis ist außergewöhnlich und dabei so bodenständig wie ursprünglich.

BIRNENMOST-AVANTGARDE

Die Postleitzahl von Waidhofen an der Ybbs und ab sofort Garant für Birnenmost-Avantgarde. Das Gemeinschaftsprodukt von Leroy Vincent Przibilla (Sommelier) und Alexander Wachauer (Fassbinder bei Stockinger) überzeugt durch Purismus. Kein Schnickschnack, stattdessen purer Geschmack der Region. Die Birnen werden händisch mit Stiel oder ohne Stiel gepresst und im 200-Liter-Eichenfass ausgebaut. Kein Schwefel. Keine Schönung. Und auch keine Filtration. Stattdessen Birnen mit Postleitzahl.

BIRNE IN OAK BIRNENMOST-CUVÉE

Stieglbirne, Speckbirne, Grüne Pichelbirne, Lehoferbirne und Schöberlbirne. Jede für sich eine Besonderheit, und zusammen eine Birnenmost-Cuvee als Geschmackserlebnis des Mostviertels. Für mehrere Monate im Barriquefass von Stockinger spontan vergoren. Für das Eichenfaß wählt Stockinger Holz nach seinem Duft aus, um seine Qualität zu garantieren. Zur Reifung lässt man der Birnenmost-Cuvee Zeit, was sie ebenso wie das handwerkliche Können der Haselbergers zu einem unverfälschten Produkt der Mostviertler Feldversuche macht.

AUF DEN SCHALEN WEIN VON VIKTORIA PREISS

Die Reben für diesen Wein wachsen seit über sechzig Jahren auf kalkigem Boden. Für den „Grünen Veltliner Most“ vergärt man ganze Rieslingtrauben spontan und verleiht ihm so Aromen von Fenchel und Nougat. Die Nougatnuance verdankt sich dem Stockinger-Eichenfass, der Rest ist Winzerinnenhandwerk vom Feinsten. Die Trauben werden während der Gärung per Hand durchmischt, also „untergestoßen“. Das ergibt schließlich eine für das Traisental typische Geschmacksnote – „stielvoll“ eben. Ungefiltert und natürlich.

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weinfranz.at
gewinnen! Karte abnehmen, ausfüllen, einsenden und am Gewinnspiel
Wir verlosen die Teilnahme an einem Mostviertler Feldversuch Ihrer Wahl für 2 Personen. Geschichten und Informationen zu den Mostviertler Feldversuchen fi nden Sie auf den Seiten 6 bis 10 sowie online unter www.feldversuche.at Online mitspielen unter:
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Mit dem Kopf durch die Weinkellerdecke

Das ist nicht Faulheit, das ist Konzept!“ Die Weingärten von Jungwinzer Matthias Altmann erkennt man schon von Weitem. Hier regiert das Chaos. Es blüht, es duftet, es summt. Biene und Schmetterling laben sich am üppig blühenden Wiesensalbei, wo in herkömmlichen Weingärten verdorrtes Gras darbt. Im kleinsten und jüngsten Weinbaugebiet Österreichs, dem Traisental, ist er ein Revoluzzer, der seinen eigenen Kopf hat – und mit ihm durch die Kellerdecke will.

„Das ist nicht Faulheit, das ist Konzept!“ Matthias Altmann

„Jede Fahrt mit dem Traktor überlege ich mir zweimal.“ In Jeans und T-Shirt wandern wir durch die Weingärten, die ihm sein Großvater überlassen hat. Der elterliche Betrieb war eine kleine Landwirtschaft mit Rindern und Schweinen. „Der Wein lief nur nebenher, mein Großvater hat noch Doppler abgefüllt.“ Mit 19 Jahren hat Matthias seinen ersten Wein im Fass, tauscht Äcker gegen Weingärten und stellt nach und nach auf biologischen Weinbau um.

Altmann pflegt im Traisental die alten Reben seines Großvaters und seine ganz eigene Vorstellung von Wein

Als Mitglied der „Jungen Wilden Winzer“, einer Plattform für kleine Winzer, die etwas anders ticken, macht er sich Gedanken über Bodenverdichtung, Energieverbrauch, Humusaufbau und Biodiversität. „Mir reicht es nicht, statt herkömmlichem Pflanzenschutz biologischen zu verwenden,“ ist ihm Bio-Weinbau nach Plan noch nicht genug. Er gibt seinem Weingarten zurück, was er ihm nimmt. Trester kommt als Kompost wieder in die Gärten, zwischen den Reben blühen natürliche Kräuter, Klee und Schafgarbe, die den Boden auflockern und Stickstoff speichern. Qualität in der Flasche entsteht im Weingarten. Für den schlägt sein Herz. „Wenn die Trauben perfekt sind, muss ich im Keller so gut wie nichts mehr machen – außer ihnen Zeit geben.“ Zeit gibt er nur den edlen Tropfen. Er selbst hat die Hummeln nicht nur in den Wiesen, sondern auch im Hintern. „Ein Koch kann

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Karin Wasner Jungwinzer-Rebell Matthias

jeden Tag etwas anderes ausprobieren, ich habe nur einmal im Jahr die Chance, etwas Neues zu machen.“ Seine Weine heißen „Grinder“ und „Peewesta“ und sind Projekte – alles andere als Mainstream. Er liebt das Experiment. „Als Winzer habe ich vielleicht vierzig Ernten im Leben, da muss ich doch Risiken eingehen!“ Aus seinem Keller kommen Naturweine ohne Filtration und Zusätze. Seine maischevergorenen Weißen und Roten werden wie früher mit den Füßen gestampft, im freien Fall naturtrüb abgefüllt oder klären sich von selbst.

15.000 Flaschen befüllt Matthias so pro Jahr. Wo sonst zehn Tonnen auf einem Hektar Anbaufläche geerntet werden, sind es bei ihm nur fünf bis sieben. „Lieber weniger Ertrag, dafür viel intensivere und komplexere Weine.“ Als Obmann des Weinbauvereins Trasdorf-Atzenbrugg krempelt der Jungspund dort ordentlich

Biowinzer im Traisental

Bioweingut Viktor Fischer

um. Auf seine Initiative hin bekämpft man in Trasdorf seit einigen Jahren den lästigen Traubenwickler mit natürlichen Pheromonfallen statt mit chemischen Insektiziden. „Wo früher 120 Bauern mit Buckelspritzen durch die Reihen gezogen sind, hängt jetzt eine natürliche Duftwolke über unserem Weinberg.“

Seine Kund:innen führt Matthias immer zuerst in den Weinberg. „Die sollen sehen, wo alles beginnt.“ Zukünftig will er in Richtung Demeter gehen und biodynamisch arbeiten. Gemeinsam köpfen wir eine Flasche Pet Nat.

Der naturbelassene Sekt sprudelt perlend in den Gläsern. Schon sprudeln auch die Ideen: „Vielleicht scharren bald Hühner durch meine Weingärten und düngen sie ganz natürlich. Dann sieht jeder gleich, dass ich einen Vogel hab’!“

Winzerhof Altmann

Fabrikstraße 1 3452 Trasdorf T 0699 17 05 19 27 office@winzerhof-altmann.at www.winzerhof-altmann.at

Bereits seit 2009 wird das Weingut von Familie Fischer in Wagram ob der Traisen biologisch bewirtschaftet. Die heimliche Leidenschaft des jungen Winzers Viktor Fischer gilt neben den typischen Traisentaler Weißweinen auch dem Zweigelt und dem St. Laurent.

Wachaustraße 30 3133 Wagram ob der Traisen T 0699 11 13 00 79 www.fischer-abhof.at

Der einzige TOP-Heurige im Bunde der Traisentaler Bio-Winzer. Im Winzerhaus Kattner lassen sich neben erstklassigen Weinen hausgemachte Spezialitäten aus der eigenen Produktion genießen. Auch vegetarische Alternativen stehen zur Wahl.

Obere Ortsstraße 50 3134 Reichersdorf T 0664 536 64 98 www.kattnerwein.at

Weine von Markus Huber spiegeln unverfälscht ihre Herkunft wider. Der Bio-Winzer exportiert seine Weine in mehr als 35 Länder weltweit. Das wertschätzende Naturverständnis sowie die Kreativität und Offenheit für Neues sind in seinen Produkten spürbar.

Weinriedenweg 13 3134 Reichersdorf T 02783 829 99 www.weingut-huber.at

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Tobias Singer, David Schreiber, Andreas Eqelseer, Weingut Huber, weinfranz.at Winzerhaus Kattner Weingut Markus Huber Am Winzerhof Altmann wird künftig biodynamisch gearbeitet

Der radelnde Mostbaron

Nur wenige Kilometer vom niederösterreichischen Amstetten entfernt und abseits des Trubels vom Durchzugsverkehr findet sich eine schmale Allee, gesäumt von Hunderte Jahre alten Mostbirnbäumen. Europaweit ist das einzigartig: Hier dreht sich alles um die Mostbirne und darum, was man mit ihr an Köstlichem machen kann. Die knorrigen Äste der Mostbirnbäume weisen den Weg zum Ende der Straße, die direkt in den GenussBauernhof Distelberger mündet.

„Ich bin in diesem Haus geboren“, erzählt Toni Distelberger, umtriebiger Mostbaron und Mostheurigenwirt, der sein Familienerbe als Auftrag zur Innovation aus Tradition versteht. Dazu gehört auch, laufend neue Produkte zu entwickeln, etwa „Senf Kaviar“ oder NON­Essig. Wenig verwunderlich, dass für ihn das Ausprobieren von Neuem sowie das Weiterentwickeln alter Rezepturen nicht nur zum betrieblichen Ehrgeiz zählen, sondern auch eine große Leidenschaft darstellen.

Tipp

Durch die Birnbaumlandschaft radeln Reizvolle Radrouten durch das Gebiet der sanft­hügeligen Moststraße.

• Herz-Mostviertel-Radroute ab/bis Seitenstetten (67 km)

• Most-Radroute ab/bis Amstetten (112 km)

• Mostbaron-Radroute ab/bis Ardagger­Stift (53 km)

• Stiftsblick-Radroute ab/bis Seitenstetten (68 km)

• Enns-Donau-Radroute ab/bis Kleinraming (92 km)

Einen guten Überblick gibt die kostenlose MostRadCard bei Mostviertel Tourismus. T 07482 204 44 E info@mostviertel.at www.moststrasse.at/mostradeln

Die Produkte der Region einem Publikum zu präsentieren, das Freude am Genießen mitbringt oder es hier auf vielfältige Weise erfahren soll, ist die Absicht des Mostbarons. Er ist Ehrenprimus unter den Mostbaronen, einer Vereinigung von Mostbirnen verarbeitenden Betrieben der Region, die sich hoher Qualität verschrieben hat.

Sein Engagement für die Mostbirne macht Toni Distelberger zum Primus inter Pares der Mostbarone. Jetzt hat er zum Ausgleich neben dem Zitherspielen auch das Radfahren für sich entdeckt

Im Familienbetrieb Distelberger kommt der Mostbirne die Hauptrolle im vielfältigen Produktangebot zu. „Vor allem auch, weil die klassische Frucht, die hier seit Jahrhunderten geerntet wird, nicht nur Namensgeberin unserer Region ist, sondern weil die echte, die alte Birne viel zu wenig geschätzt wird“, sagt der Mostbaron. Ihm wurde die Sorge um den alten Bestand an Obstbäumen und der Erhalt von Streuobstwiesen vererbt. Mitgeerbt hat er auch die Wertschätzung für die Tradition der Obstverarbeitung und ihre Basis, die Bäume. Angefangen von der Nahrung für Bienen und Insekten bis hin zum Biotop für Kleinlebewesen und seltene Vogelarten bildet jeder freie Baum im Unterschied zur Massenproduktion im Spalier jeweils einen speziellen Lebensraum. „Das gilt es nicht nur zu erhalten, das müssen wir pflegen und weitergeben“, lautet Distelbergers Überzeugung.

Dazu bietet er ein umfassendes „Obst & Most“­Erfahren“ im Familienbetrieb an: Besucher:innen können beim Mostspaziergang die Landschaft lesen lernen und Wissenswertes über die Wechselwir­

kung von Baum und Umwelt erfahren. Was „handgemacht mit & aus Liebe“ bedeutet, wird ihnen bei Betriebs­ und Kellerführungen nahegebracht. Dabei kommen spitzfindige Verkostungabenteurer und kundige Entdeckungswillige im Genuss­Bauernhof zum Schwelgen. Im Heurigenbetrieb werden regionale Speisen von der klassischen Jause bis zum Bauernkrapfen­Dessert kredenzt, begleitet von herzhaften Obstsäften und belebendem, reinsortigem Birnenmost sowie kleinen, feinen Spezialitäten aus Kooperationen rund um die Birne wie etwa Birnensenf oder einem zehnjährigen Birnen­Balsamico­Essig.

„Mein Netzwerk aus regionalem Handwerk und bäuerlichen Erzeuger:innen soll Interessierten umfangreiche Informationen zu den Kosterlebnissen bieten“, beschreibt der umtriebige Mostbaron Distelberger seine Motivation.

Wie tief das Engagement für Qualitätsproduktion in der Familie Distelberger wurzelt, lässt sich im hauseigenen Bauernmuseum ermessen, wo mittlerweile 22.000 landwirtschaftliche Geräte als Exponate gehütet „und mit viel Liebe zum Detail präsentiert werden“. Nach seinem bevorzugten Ausgleich zur Landwirtschaft befragt, verrät der Obstbauer, dass er auch Zitherspieler sei und Musik als sinnerfüllte Freizeitbeschäftigung wiederentdeckt hat. „Und damit ich es nicht vergesse: Mein neuestes Hobby ist das Radfahren. Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, um eine Landschaft intensiv und ausgiebig zu entdecken!“

Genussbauernhof, Mostviertler Bauernmuseum, Mostheuriger Distelberger Gigerreith 39 3300 Amstetten T 07479 73 34 E info@distelberger.at www.distelberger.at

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Das Neue ausprobieren und alten Rezepturen Neues abgewinnen –das beseelt Toni Distelberger

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weinfranz.at

Wo fährt der Bärchenzug hin?,“ fragt meine sechsjährige Tochter, als wir in St. Pölten in den Erlebniszug „Ötscherbär“ der Mariazellerbahn einsteigen. „Ins Pielachtal“, antworte ich und setze mir eine Sonnenbrille und ihr einen Hut auf, denn der Aussichtswagen verheißt fröhlichen Fahrtwind und Sonne auf der Nase. „Cool, ins Pippi-Lachtal, da will ich schon immer hin!“ Lisi ist überzeugt, auf dem direkten Weg ins Kinderparadies zu sein. Damit liegt sie nicht ganz falsch.

Lisi weiß, was sie will, und das Pielachtal kommt ihren Wünschen entgegen. Sogar einen Bärchenzug gibt es hier, der „Ötscherbär“ bringt sie ins Kinderparadies

Der Eingang zum Paradies liegt in unserem Fall im Bahnhofsgebäude von Kirchberg an der Pielach. Der Petrus hier heißt Günter und führt uns durch die zauberhafte Miniaturwelt der

Die Reise ins Pippi-Lachtal

Mariazellerbahnstrecke. „11.500 Bäume, fünfzig Menschen und vier Ötscherbären kannst du auf der Anlage entdecken.“ Originalgetreu hat Günter Draxler mit anderen Modellbegeisterten für „Bahn im Bahnhof“ auf achtzig Metern Gleis die Strecke der Mariazellerbahn von Laubenbachmühle bis Erlaufklause nachgebaut. Nachdem endlich der vierte Bär gefunden ist und Lisi beim ersten Fahrgast zu zählen beginnt, hat Günter zum Glück eine wichtige Info: Die Anlage ist interaktiv. Schon

flitzt das Kind hierhin und dahin und stellt als Fahrdienstleiterin die Weichen. „Aus dem Weg, Mama, ich muss nach Gösing. Da fährt gleich die ,Himmelstreppe‘ ein!“

Die nächsten Stufen Richtung Kinderhimmel nehmen wir im Gänsemarsch. Ilona, Irina und Sharona empfangen uns in Hofstetten-Grünau mit betörendem Augenaufschlag. Ein flauschiger Kindertraum auf vier Beinen. 17 Alpakas und zehn Lamas warten am Hof von Sonja und Ossi auf uns. „Mit den sensiblen Tieren werden

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Karin Wasner
Alpakas und Lamas sind „Einhörner zum Streicheln“ Schatzsuche im Edelsteinpark Karin Wasner

die hibbeligsten Kinder sofort ruhig.“ Sonja geht mit Sharona, dem stoischlässigen Lama, voran. Meine Tochter hat ein seliges Lächeln im Gesicht. Sie sieht aus, als würde sie ein Einhorn am Halfter führen. „Diese Magie funktioniert auch bei Erwachsenen“, verrät uns Sonja. Seit vier Jahren bietet sie mit ihren Dirndlalpakas Wanderungen für Groß und Klein an. „Heute träume ich von einem Alpaka, das sprechen kann und mit mir Abenteuer im Zauberwald erlebt“, nimmt sich Lisi beim Einschlafen fest vor.

Die „Wilde Wunder Karte“ ist Lisis „Seifrech-wild-und-wunderbar“-Ausweis. „Mit dem kommen Kinder überall rein, wo es Spaß macht“, weiß mein 115 Zentimeter großer Naseweis. Und Erwachsene auch, das weiß ich.

„Pirat- oder Tier-Rätselrallye?“ Der junge Mann am Eingang zum Edelsteinpark Pielachtal schaut meine Tochter fragend an. „PiratIN!“ Schon ist sie mit ihrer Schatzkarte unterwegs zur Bergsteingrotte. Bei vierzig interaktiven Stationen suchen und lösen Kinder hier Rätsel und schürfen im Wasser oder Sand nach Edelsteinen. „Der Goldwaschbach ist voll blöd. Im Smaragdsee habe ich viel mehr gefunden.“ Kinder wollen offenbar Edelsteine finden, nicht suchen.

Steine warten auch am nächsten Tag auf kindliche Neugier. Bei einer NixiKinderführung erkunden wir die Nixhöhle in Frankenfels. In ihren faszinierenden Tropfsteingebilden verstecken sich Osterhase und Höhlengeist. „Ich setz’ lieber die Kapuze auf, sonst verheddern sich die Hufeisennasen in meinen Haaren.“ Lisi teilt mit anderen Kindern Fake News über Fledermäuse, die in der 1.410 Meter langen Höhle überwintern.

Das Highlight für die Sechs- bis Zwölfjährigen ist Erich, der Höhlenbär. Bei seinem Skelett hören sie die aufregende Geschichte seines Lebens. „Ist der Erich schon im Himmel, oder?“ Das Kind macht sich hundert Meter unter der Erde Gedanken über das Jenseits, während ich mich, im Diesseits gefangen, beklommen frage,

Die Pielach lädt zum Baden, Plantschen und Pritscheln ein

wie weit wohl der Höhleneingang entfernt sein mag. 1.062 Stufen später und dankbar zurück im Sonnenschein erfülle ich dem Kind jeden Wunsch. „Mama, ab jetzt will ich nur mehr im Pippi-Lachtal Urlaub machen!“

Ins Pielachtal ganz ohne Auto wie Lisi und Karin!

Eine Übersicht über alle Angebote finden Sie hier: www.pielachtal.mostviertel. at/autofrei

Tipp

Besonders gut lässt sich das Pielachtal während der Dirndltaler Erlebniswochen im September erkunden!

Höhepunkt: Pielachtaler Dirndlkirtag am 23. und 24. September in Kirchberg an der Pielach. www.pielachtal.info

Lokführerin des Nostalgiezugs

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Schöne Erinnerung

1938 lebten 577 Juden in der Israelitischen Kultusgemeinde von St. Pölten. Heute wohnt nur mehr ein einziger jüdischer St. Pöltner in der Stadt. 321 Gemeindemitglieder wurden in der Shoa ermordet, der Rest wurde vertrieben. Die „Ehemalige Synagoge St. Pölten“ an der Dr.- KarlRenner-Promenade erinnert eindrucksvoll an die einst blühende Gemeinde.

Dieser Jugendstilbau ist für mich das schönste Gebäude der Stadt. Martha Keil, Leiterin des im Haus situierten Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, erzählt von einem „Wow-Effekt, „dem noch jeder,

der zum ersten Mal hereinkommt, erlegen ist.“ Mittlerweile ist das Gebäude in die Jahre gekommen und wird als ein Ergebnis der Bewerbung St. Pöltens zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 gerade generalsaniert.

Künftig wird der Hauptzugang über einen neuen Anbau an der Westseite erfolgen – ein Aufenthaltsfoyer mit Kassen und WC-Anlagen. Im Inneren des Hauses erfolgen Renovierungsarbeiten, zudem sorgt ein Außenlift vom Kantorhaus aus erstmals für einen barrierefreien Zugang ins Gebäude. „Damit sind wir endlich für

alle Besucher:innen zugänglich, was dem Grundgedanken des Gebäudes als ‚Haus der Versammlung‘ gerecht wird!“, freut sich die Institutsleiterin.

Ab 2024 ist ein jüdisches Kulturfestival geplant, das sich nicht nur in Klezmer-Musik erschöpfen wird

Noch mehr scheint sich die Wissenschaftlerin aber auf die neuen inhaltlichen Möglichkeiten zu freuen, die sie als

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weinfranz.at
Das Jugendstilgebäude der „Ehemaligen Synagoge“ in St. Pölten

Kuratorin federführend begleitet. So ist ab 2024 ein jüdisches Kulturfestival geplant, „das sich nicht nur in KlezmerMusik erschöpfen wird“, lacht Keil. „Wir wollen alle Facetten jüdischer Kultur präsentieren!“

Die Veranstaltungen, wie bisher ein Fixpunkt im Jahresprogramm, müssen nicht immer in einem jüdischen Kontext stehen, betont Keil. „Wichtig ist vielmehr, dass sie ein hohes Niveau haben und zum Charakter des Hauses passen.“

Neu aufgestellt wird die Dauerausstellung über die jüdische Gemeinde in St. Pölten. Keil möchte dabei das Haus selbst sprechen lassen: „Etwa durch die wenigen Ritual- und Erinnerungsgegenstände, die wir noch haben. Oder gerade umgekehrt anhand der Dinge, die nicht mehr da sind, Geschichten erzählen, die das reichhaltige Leben, das einst hier herrschte, ebenso vermitteln wie das Grauen der Vernichtung der jüdischen Gemeinde.“ In diesem Kontext wünscht sich die Direktorin auch, „dass in Zukunft Schüler:innen auf ihrer Pflichtfahrt ins KZ Mauthausen auch bei uns in St. Pölten Station machen.“ Die jüdische Gemeinde in St. Pölten wurde vernichtet. Die Erinnerung an ihre Menschen darf nicht verloren gehen, sie muss im wortwörtlichen Sinn am Leben erhalten bleiben. Die sanierte „Ehemalige Synagoge“ wird ab 2024 einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. www.juden-in-st-poelten.at www.stpoeltentourismus.at

Johannes Reichl erklärt diesmal, was St. Pölten an Kinderkultur bringt, vor allem aber plant.

Kultur los! Labor für Kinder!

In grauer Vorzeit war bisweilen zu vernehmen: „St. Pölten ist (kinder-)kulturlos“. Es gab zu wenige Angebote für die Jüngsten. Dem kann man heute getrost entgegenhalten: „In St. Pölten ist jede Menge Kultur los“ – gerade auch für Kinder!

So wartet das Landestheater mit zahlreichen Kinder- und Jugendtheaterstücken auf, und ebensolche werden in der Bühne im Hof gezeigt. Das Festspielhaus lädt zu eigenen Familien- und Zirkusvorstellungen. Und im Museum Niederösterreich genießt man einen „Familiensonntag“ oder Zooführungen.

Das Cinema Paradiso bringt regelmäßig „cinema Kids“. Das VAZ St. Pölten spielt u. a. pro Jahr zwei große Kindermusicals. Zudem haben dort praktisch alle Kinder der letzten zwei Jahrzehnte bei den Mitmachkonzerten von Kinderliedermacher Bernhard Fibich mitgesungen und mitgetanzt.

Womit wir zu einer zweiten Programmschiene kommen: dem eigenen kreativen Schaffen. Es ist den St. Pöltner Kulturbetrieben ein Grundanliegen. Daher bietet das Landestheater den Theaterclub, in dem man wie in der „Werkstatt für Kinder“ der Bühne im Hof selbst zur Schauspielerin oder zum Theatermacher wird.

Im Festspielhaus stehen jungen Tanzenden Ateliers zur Verfügung. Im Stadtmuseum schlüpfen die Kleinen in die Rolle von Römer:innen auf den Spuren des antiken St. Pölten. Die Musik- und Kunstschule der Stadt bietet mit Film-, Foto-, Musical-, Mal- und Schreibakademie gleich mehrere kreative Programme an.

All dies ist nur ein kleiner Ausschnitt in Sachen Kinderangebot. Aber die Hauptsache: St. Pölten bringt dem Land 2024 mit dem KinderKunstLabor das erste Kulturhaus, das die Kinder im Fokus hat. Spätestens dann ist in St. Pölten wirklich die (Kinder-) Kultur los! www.stpoeltentourismus.at

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Martha Keil, Leiterin des im Gebäude situierten Instituts für jüdische Geschichte Österreichs
„Haus der Versammlung“ lautet der Grundgedanke des Gebäudes

Aktiv Camp Purgstall – Camping & Ferienpark

Leben in und mit der Natur

Ein echter Geheimtipp für Naturliebhaber:innen und solche, die es noch werden wollen, ist das Aktiv Camp in Purgstall an der Erlauf. Der idyllisch gelegene Campingplatz ist Mitglied der Green Campings und legt Wert auf naturnahes Campingabenteuer und nachhaltigen Urlaub.

Neu und perfekt für Campingausflüge mit Freunden oder Familie sind die XXL Friends & Family Plätze auf der großen Zeltwiese. Hier genießt man das Abenteuer der Nacht im Zelt kombiniert mit ein wenig Luxus: überdachte Sitzgelegenheiten, Kühlschrank, Feuerschale und Grillrost.

Wer nicht im Zelt schlafen möchte, bucht einen der beiden Campingbungalows oder das liebevoll gestaltete Chalet ‚Im Getreidespeicher‘ mit großer Terrasse und gemauertem Grill. Wohnmobilreisende freuen sich über großzügig angelegte Komfortstellplätze.

Viele Freiflächen, ein großzügiger Kinderspielplatz, Hühner und Kaninchen und ein Badebiotop machen den Urlaub in Purgstall zu etwas ganz Besonderem. Im Café gibt es Snacks und selbst gemachtes Eis, täglich kann man (auch ganz praktisch online) frisches Gebäck bestellen, und wer rechtzeitig Bescheid gibt, wird täglich frisch und regional bekocht.

Infos & Buchung:

Aktiv Camp Purgstall – Camping & Ferienpark Augasse 8, 3251 Purgstall an der Erlauf T 07489 20 15

E info@topcamp.at www.topcamp.at

Schloss Ernegg

Golfurlaub in historischem Ambiente

Tausend Jahre alt und seit 1656 im Besitz der Familie Auersperg, ist das liebevoll restaurierte Schloss Ernegg ein Ort voll Romantik, Stil und Tradition. Englisches Flair und die Liebe zum Detail sind in allen Ecken spürbar. Der Englische Garten wurde 2015 angelegt und ist der perfekte Ort für Hochzeiten. In der gotischen Schlosskapelle werden kirchliche Trauungen gefeiert. In allen 20 Zimmern und Suiten finden sich historische Familienporträts und Antiquitäten. Für längere (Golf-) Aufenthalte sind die idyllischen Ferienhäuser der ideale Ausgangspunkt, um die Umgebung zu erkunden.

Ein 18-Loch-Golfplatz in einer wunderschön gepflegten Landschaft lädt von April bis Oktober ein, die traumhafte Natur zu genießen. Anfänger:innen und Profis können Trainingsstunden buchen, ob als erste Einführung in den Golfsport oder um vorhandene Kenntnisse zu perfektionieren. Neben Driving Range, Pitching- und Putting-Greens und Chipping-Area wartet nach dem Sport ein gemütliches Clubrestaurant.

GC Schloss Ernegg

Ernegg 4 3261 Steinakirchen am Forst T 07488 76770 www.gcschlossernegg.at

· Marktplatz mostviertel – bezahlte Inhalte

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weinfranz.at
Schloss Ernegg/Rainer Mirau

Mostlandhof

Naturgenuss für alle Sinne

Naturliebhaber:innen kommen im Mostlandhof der Familie Selner in Purgstall auf ihre Kosten – und zum Kosten. Ob Most, Fisch, Fleisch oder die eigenen Obstprodukte – hier wird man mit Köstlichkeiten aus der Region verwöhnt.

Ein Obstbaumlehrpfad mit 500 Apfelbäumen, Asperln, Zwetschgen, Birnen, Kirschen, Maulbeeren und Nussbäumen bietet interessante Einblicke in die regionale Obstbau- und Beerenkultur.

Der Mostlandhof verfügt über 20 barrierefrei eingerichtete Einzel-, Doppel- und Familienzimmer Von hier genießt man den wunderschönen Ausblick auf das Erlauftal und den Ötscher.

Mostlandhof

Schauboden 4 3251 Purgstall T 07489 708 10 E info@mostlandhof.at www.mostlandhof.at

Esperanza-Hof in Oberndorf

Wohnwagon für Tier- und Naturliebhaber:innen

Esperanza – das Zentrum für tierunterstützte Pädagogik in Oberndorf an der Melk – bietet jetzt die Möglichkeit, auf dem weitläufigen Gelände im gemütlichen Wohnwagon zu übernachten.

Der 23 m² große Wohnwagon ist mit WC, Dusche und Küchenzeile mit Kochmöglichkeit ausgestattet. Er bietet Platz für 2 Erwachsene und 2 Kinder, die sich über eine gemütliche Außenterrasse freuen.

Wer will, kann nebenan bei der Stallarbeit mithelfen oder eine der beliebten Eselwanderungen buchen. In der Umgebung finden sich ideale Bedingungen zum Wandern, Spazierengehen und Radfahren.

Für den ersten Morgen wartet vor Ort ein Frühstückskorb mit Brot, Butter und hausgemachter Marmelade.

Am Esperanza-Hof leben rund 70 Tiere, darunter Esel, Pferde, Schafe, Alpakas, Maultiere, Schweine, Hühner, Enten, Wellensittiche, Meerschweinchen, Katzen, Hunde und eine Schildkröte, die für die tierunterstützte pädagogische Unterstützung für Kinder und Jugendliche im Einsatz sind.

Ferienhaus Waldjuwel Mostviertel Auszeit

im Landchalet

Ein Ort für alle, die das Besondere suchen, ist das Ferienhaus Waldjuwel. Umgeben von Wald, Wiese und Natur, ist es eine Oase der Ruhe, Kreativität und Entspannung. Historische Steinmauern wurden liebevoll renoviert und erweitert und beherbergen jetzt eine modern adaptierte Rauchkuchl, Stub’n und Kaminzimmer. Für besondere Momente sorgen die Panoramasaunen, ein Natur-Badeteich mit Liegeterrasse und für kühlere Tage ein HotTube

Ferienhaus WALDJUWEL Mostviertel Maierhofen 18 3365 Allhartsberg

E info@waldjuwel-mostviertel.at www.waldjuwel-mostviertel.at

Infos & Buchung: Buchbar für: max. 2 Erwachsene + 1–2 Kinder (Haustiere auf Anfrage)

Weitere Informationen, Preise & Buchung unter: buchen@esperanza.at www.esperanza.at

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Esperanza
Sabine Wieser
– bezahlte Inhalte ·
Mostlandhof
Marktplatz mostviertel
weinfranz.at

Die schönsten Aussichten

Aussichtswarte am Prochenberg, Ybbsitz

Der Ybbsitzer Hausberg bietet eine Fernsicht, die durch ein Fernrohr auch näher herange rückt werden kann. Der Berg ist dank heraus fordernder Strecke mit lohnender Aussicht auch für Mountainbiker:innen interessant. www.mostviertel.at/alle-ausflugsziele/ a-aussichtswarte-prochenberg

Der Ötscher, Lackenhof

Die dreistündige Wanderung auf den 1.893 Meter hohen Ötscher führt zum höchsten Aus sichtspunkt im Mostviertel. Nicht so Geh freudige können den Sessellift zum Ötscher schutzhaus nutzen und sparen so 1,5 Stunden Gehzeit. www.mostviertel.at/oetscher

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Wo man das Mostviertel am eindrucksvollsten sehen kann

360° Skytour, Göstling an der Ybbs – Hochkar

Die höchstgelegene Aussichtsplattform Nieder österreichs bietet auf der sechzig Meter langen Hängebrücke einen gewissen Nervenkitzel und Aussichten auf ein Gipfelmeer weit über die Bundesländergrenzen hinaus. www.hochkar.com/360-skytour

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Kirchstein, Gaming

Nach einem rund halbstündigen Aufstieg von Gaming aus auf den 570 Meter hohen Kirch stein entdeckt man ganz neue „Einsichten“ in die Region. www.mostviertel.at/alle-ausflugsziele/ a-kirchstein-gipfel

Turnhöhe – Königsberg, Hollenstein an der Ybbs

Nach dem Aufstieg über die Kitzhütte oder Siebenhütten bis zur Turnhöhe liegt das Gipfel meer des Dreiländerecks mit dem steirischen Gesäuse und der oberösterreichischen PhyrnPriel-Region vor den Augen.

Hochbärneck, St. Anton/Jeßnitz

Die Aussichtswarte Hochbärneck ermöglicht einen Ausblick auf den beeindruckenden „Vaterberg“ der Region, den legendären Ötscher. www.mostviertel.at/ almhaus-hochbaerneck

Gemeindealpe, Mitterbach

Die Aussicht von der Skywalk-Panorama terrasse und dem Panorama-Gastraum im Ter zerhaus reicht vom Erlaufsee bis zum Schnee berg, ins Gesäuse und bis nach Mariazell. www.mitterbach.at/ erlebnisberg-gemeindealpe

Lunzberg, Lunz am See 9 5

Ein Schaubienenstock und Informationstafeln geben auf dem 1.004 Meter hohen Lunzberg Einblicke ins Leben der Bienen und der Berg gipfel eine Aussicht auf das Bergsteigerdorf Lunz am See.

www.mostviertel.at/alle-ausflugsziele/ a-lunzberg

Hennesteck, Annaberg

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Eine gemütliche Wanderung auf das Hennesteck und das Weiße Kreuz führt zu einem Punkt, an dem man einen schönen Rundblick bis in die steirische Bergwelt und ins Donautal genießt. Weitere aussichtsreiche Punkte bei Annaberg sind Tirolerkogel, Marien stein und Bichleralpe. www.annaberg.info/aussichten

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Ein Schlafplatz neben dem Schafplatz

Vom Hof, vom Schof, von uns – so steht es auf der tiefblauen Käseverpackung. „Uns“ sind Birgit und Berthold Schrefel, Bäuerin und Bauer am Biohof Orth in Göstling an der Ybbs. Vor 15 Jahren hat Berthold den Hof von seinen Eltern übernommen. „Ich habe es keinen Tag bereut.“ Auf dem schmucken Traditionsbauernhof an der Eisenstraße wirtschaftet die Familie seit 1890.

Die Bio-Schafbauern Berthold und Birgit Schrefel betreiben eine Käserei, einen Hofladen und Ferienwohnungen in Göstling an der Ybbs

„Unser Hof ist all das, was du da siehst.“ Wir schauen auf hellgrüne Wiesen und dunkelgrünen Wald, hinter dem bald die Sonne verschwinden wird. Biologischer Landbau mitten in der Natur. 22 Hektar Wiesen, 26 Hektar Wald. Siebzig Obstbäume, siebzig Schafe und zwanzig Ochsen wachsen und gedeihen hier. „Am meisten genieße ich die Morgenstunden, diese Ruhe, bevor alles losgeht.“ Um halb fünf sind die Tiere zu füttern und zu melken. „Wir sind bio seit 1992.“ Berthold erklärt stolz, dass bereits seine Eltern diesen Weg zur naturnahen Landwirtschaft beschritten haben. „Wir haben hier sowieso nie etwas anderes gemacht, das war kein großer Schritt.“

„Willkommen in der Schafeteria“ empfängt der Schriftzug die Kund:innen im Hofladen. 20.000 Liter Schafmilch verarbeitet Birgit pro Jahr in der Käserei gleich nebenan – zu mehrfach prämierten Produkten wie dem „Mostviertler Schofkas“ oder „Mendlingtaler Salatkäse“. Im Frühling kommen am Hof die Lämmer zur Welt. „Die dürfen dann bei uns noch zwei Wochen bei ihren Müttern bleiben.“ Erst dann beginnt Birgit mit ihrer Arbeit in der Käserei. „Dort drüben springen dann 120 übermütige Lämmer herum.“ Von Ende Februar bis Ende Oktober käst sie

Früh um fünf beginnt der Tag für Birgit und Berthold Schrefel

die Rohmilch jeden Tag frisch. Am Biohof wird nicht pasteurisiert, alle Wertstoffe der Milch bleiben erhalten. „Unsere Kinder haben nie Milch aus dem Packerl getrunken.“

Von Admont bis zur Kartause Gaming reicht der Radius der Bioprodukte. Neben dem „Schofkas“ auch Joghurt, Topfen, Säfte, Most und Schnäpse aus Kriecherl, Zwetschke und Birne, Nuss- und Holunderlikör. In Zusammenarbeit mit dem genossenschaftlich organisierten Schlachthof Hohenlehen werden Hauswürste, Käsekrainer und Cabanossi gemacht. „Aber die

sind immer schnell weg!“ Ein älterer Herr kommt mit enttäuschtem Blick aus dem Hofladen. „Bei der Hannah kriegst noch welche“, tröstet Birgit und schickt den Stammkunden zum neuen Dorfladen im Zentrum von Göstling.

„Hannah“ ist nicht etwa eine strenge Greißlerin hinter der Budel. „Hannah“ steht für „Handgemachtes“ von „nah“ und ist ein liebevoll gestalteter und ausgezeichnet bestückter Selbstbedienungsladen. Jedes einzelne Produkt stammt von Betrieben aus der Region, etwa die Hälfte davon ist bio. Brot und Gebäck,

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Karin Wasner

Fleisch, Käse, Milchprodukte und sogar Fertiggekochtes wie Gulasch und Beuschl finden sich in den Regalen. „Niemand braucht mehr im Schneesturm zu einem entlegenen Biobauernhof fahren und die Münzen für die Handkasse in den Ritzen vom Autositz suchen!“, lacht Berthold. Inzwischen hilft Birgit dem Herrn mit Käsekrainer-Sehnsucht online zu checken, ob wirklich noch welche da sind.

Vor einigen Jahren haben die Schrefels die Möglichkeit geschaffen, ihren Hof hautnah mitzuerleben. „Jetzt hast du einen Schlafplatz direkt neben dem Schafplatz!“ Berthold zeigt mir die beiden tipptopp ausgestatteten Ferienwohnungen in einem modernen Holzbau. „Das Holz dafür habe ich selbst aus dem Wald geholt.“ Auf der Sonnenterrasse mit Blick zum Hochkar sitze ich und beobachte

weiße Lämmchen. Dazu weiße Wölkchen, die sich langsam im dunkelblauen Nachthimmel auflösen. Zum Schäfchenzählen braucht man hier keine Fantasie, nur ein wenig Ausdauer.

Biobauernhof Orth Berthold und Birgit Schrefel Lassing 29 3345 Göstling/Ybbs T 0680 334 83 95 www.biobauernhof.com

Hannah (ausschließlich Kartenzahlung) Geöffnet täglich von 7 bis 21 Uhr www.hannah-dorfladen.at

Tipp

Egal ob bodenständige Spezialitäten vom (Bio-)Bauernhof, unverpackte Lebensmittel in Selbstbedienung oder regionstypische Produkte rund um den Most: die vielen Hof-, Bio- und Re gionalläden im Mostviertel eignen sich perfekt für einen nachhaltigen Einkauf mit gutem Gewissen.

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Siebzig Schafe grasen auf den Wiesen und Almen in Göstling an der Ybbs Hofladen und Ferienwohnungen sind in moderner Holzbauweise gestaltet

Naturerfahrungen für alle

Katja Weirer steckt die Trinkflasche in die Seitentasche ihres grünen Wanderrucksacks. „Feuer machen verboten, Wege nicht verlassen – das bringt doch nichts“, meint sie und biegt in einen unscheinbaren Waldweg ein. Als Naturvermittlerin ist sie seit sieben Jahren im Naturpark Ötscher-Tormäuer unterwegs. Die Biologin und Umweltpädagogin hält nichts von Verboten. „Unser Ziel ist, den Menschen Respekt und Wertschätzung gegenüber der Natur zu vermitteln.“ Wer versteht, dass er sich in einem sensiblen Ökosystem befindet, bewegt sich achtsamer. „Dein persönliches Naturerlebnis wird ein anderes, wenn du ein Bewusstsein dafür entwickelst, wie alles rund um dich zusammenhängt.“

Katja Weirer ist Naturvermittlerin im Naturpark Ötscher-Tormäuer, Daniel Haubenberger Geschäftsführer der Forstverwaltung Hagengut. Beide bemühen sich, Besucher:innen das richtige Verhalten im Wald nahezubringen, damit die Natur zum Erlebnis wird, das ihre Tiere nicht gefährdet

Um Bewusstseinsbildung geht es auch bei ihrer neuesten Aufgabe. Seit zwei Jahren engagiert sie sich als Managerin bei dem österreichweiten Förderprogramm Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!). „Gemeinsam mit Land- und Forstwirt:innen ebenso wie mit Gästen und Bewohner:innen arbeiten wir daran, uns als Region bestmöglich auf die künftigen Veränderungen vorzubereiten.

Wir fördern den Dialog und die Auseinandersetzung mit dem Thema.“ Wälder, Wiesen, Gewässer und kleinstrukturierte Kulturlandschaften prägen die Region um den Ötscher mit den Gemeinden Annaberg, Mitterbach, Puchenstuben und Gaming. „Hier in den Voralpen wissen wir zwar nicht, wie sich mehrere Tropennächte hintereinander anfühlen, aber wir wissen, wie es aussieht, wenn nach Sturm und Starkregen eine Mure einen ganzen Waldhang abräumt.“ Am besten weiß es Daniel Haubenberger,

Geschäftsführer der Forstverwaltung Hagengut. Die Wälder, die der 25-jährige Förster hegt und pflegt, liegen im Naturpark und sind Teil des Europaschutzgebiets Natura 2000. Er arbeitet eng mit dem Naturpark-Management zusammen, das Besucher:innen für das Thema Klimawandel und richtiges Verhalten in der Natur sensibilisiert. Seit der ersten Phase ist er ins KLAR!-Projekt involviert.

„Wild und Wald spüren den Klimawandel deutlich“, sagt er. Noch vor einigen Jahren galt die Lehrmeinung, der

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Katja Weirer und Daniel Haubenberger im Naturpark Ötscher-Tormäuer

Borkenkäfer käme über eintausend Meter Seehöhe nicht mehr vor. „Das ist leider Geschichte.“ Selbst in schattigen Lagen auf rund 1.600 Metern befällt der Schädling die im österreichischen Forst beliebten Fichten. Als Flachwurzler sind sie wegen der Trockenheit stärker unter Druck und ihre Schädlingsabwehr ist geschwächt. „Unser oberstes Ziel bei der Klimawandelanpassung ist der Waldumbau.“

Durch kleinräumige Forstarbeiten statt großflächigen Kahlschlags und durch Berücksichtigung von Kleinstandorten und ihren unterschiedlichen Bedingungen soll das System Wald unterstützt und die Biodiversität gesteigert werden. Lärche und Kiefer werden nach und nach die Fichte ersetzen, der natürliche Mischwald wird verstärkt zurückkehren. „Etwas mehr Demut vor der Natur täte uns allen gut“, meint der Förster.

Der Wald sei nicht nur Erholungsort, er erfülle auch eine unverzichtbare Schutzfunktion. Abseits von CO2-Speicher und natürlicher Klimaanlage sind Wälder essenziell für den Lawinenschutz. Ihre Humusschicht dient als Filter, der Regenwasser zu Trinkwasser macht. Eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten findet im Natur-

park Ötscher-Tormäuer ihren Lebensraum. Im Winter versorgt Daniel Haubenberger Reh- und Rotwild. „Der Druck auf die Tiere steigt.“ Außergewöhnliche Motive für Social-Media-Kanäle und die Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer veranlassen immer mehr Menschen zu Überschreitungen. Sie missachten die Grenze der für sie vorgesehenen Bereiche. Äsungsflächen, die Forst- und Landwirte für Tiere bereitstellen, finden als idyllische Lichtungen auch bei Naturparkbesucher:innen Gefallen. „Es ist nicht leicht zu erklären, dass die Wiese, auf der jemand gerade seine Picknickdecke ausbreiten will, eigentlich die Futterschüssel für Hirsche und Rehe ist.“

„Große Veränderungen beginnen im Kleinen“, ist Katja Weirer überzeugt. „Und bei den Kleinen!“ Mit Kindern und Jugendlichen verbringt sie als Naturvermittlerin regelmäßig Zeit in der Natur. Bei Aktivitäten in den Naturpark-Schulen oder bei Exkursionen und mehrtägigen Ausflügen, wie im Erlebnisdorf Sulzbichl. Dort warten sieben Stelzenhäuser, die nach Gelbbauchunke, Blattschneiderbiene oder Steinkrebs benannt sind. Das Naturerlebnis verändert Menschen, Erwachsene ebenso wie

Kinder. „Wahrnehmen lernen, damit fängt alles an.“

Die Naturvermittlung arbeitet verstärkt mit Sinnesübungen. „Wir sehen, riechen und fühlen die Natur.“ Spielerisch wird so Wissen weitergegeben. „Dann ist es plötzlich ganz selbstverständlich, dass man nicht lärmend durch den Wald läuft.“ Auch für Förster Daniel liegt der Schlüssel zum Naturerlebnis in der Bereitschaft, sich ihr anzupassen. „Es kann doch nicht sein, dass ein Wanderer bei strahlendem Sonnenschein ungläubig auf sein Handy starrt und mir erklärt, dass es laut seiner Wetter-App hier doch eigentlich regnen müsste.“

Das Naturvermittler-Programm

Die meisten Geheimnisse über den Naturpark wissen die ortskundigen Naturvermittler:innen. Man kann mit ihnen auch jodelnd durch die Ötschergräben ziehen oder in der Nacht unter einem klaren Sternenhimmel wandern. Ein ganz besonderes Erlebnis!

www.naturpark-oetscher.at/naturvermittler

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Die vier Gemeinden des Naturparks sind Klimawandel-Anpassungsmodellregion (KLAR!)

„Ich nutze das Radfahren zum Cruisen durch die Landschaft und um Menschen kennenzulernen. Die besten Entdeckungen mache ich dank zufälliger Begegnungen“

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Durch das Ybbstal cruisen

Dort, wo stille Landschaft mit dem zünftigen Genuss regionaler Speisen und gemütlichem Sporteln eine Melange bildet, verläuft der Ybbstalradweg. Teilweise auf der Trasse einer aufgelassenen Bahnstrecke führt die Route von Ybbs an der Donau nach Waidhofen an der Ybbs und weiter der Eisenstraße folgend bis nach Lunz am See.

Dazu braucht man kein Kreuzfahrtschiff, ein Rad tut es auch. Auf einer ehemaligen Bahntrasse verläuft der Ybbstalradweg, der von seiner Mitinitiatorin Anita Eybl ständig auf Verbesserungs- und Erweiterungsmöglichkeiten abgesucht wird

Aufmerksame Radbegeisterte entdecken unterwegs eine Vielfalt an Grünschattierungen in stillen Uferabschnitten und den Rhythmus des plätschernden Wassers, wo sich der Weg entlang des Flusses schlängelt. Mostviertel-Neulinge überrascht eine abwechslungsreiche Landschaft mit ihren Wald- und Wiesenmomenten, Erinnerungen an das alte Sommerfrischegefühl werden wach: Fürs Durchatmen und Entspannen ist das Rad hier einfach das beste Fahrzeug.

„Die Übersetzung dazu, wie Radler und Radlerin denken, liefere ich“, sagt Anita Eybl am Ybbstalradweg. Sie darf als Radwegmitinitiatorin und regionales EventUrgestein bezeichnet werden, immerhin hat die umtriebige „Eisenstraße-Ybbsitzerin“ schon unzählige Kilometer absolviert. Ein Inszenierungskonzept mit Inputs von Radweg- und Tourismusexpert:innen wurde in Kooperation mit der Bevölkerung in den angrenzenden Gemeinden in mehreren Abschnitten realisiert. Auch für seine kontinuierliche Weiterentwicklung engagiert sich Anita Eybl.

„Ich bin sehr, sehr froh, dass die Gesamtumsetzung nun in die Endphase gehen kann.“ Die Routenplanung war ebenso herausfordernd wie der Amtsweg. Dafür waren Abstimmungen und Förderanträge mit den Gemeinden, aber auch Verhandlungen mit Grundeigentümer:innen nötig. Hier lohnte sich Anita Eybls facetten-

reiches Insiderwissen durch ihre Arbeit bei „Rent a SEPP“, dem Tourguide-Service an der Eisenstraße, und ihre Radfahrleidenschaft.

Seit mehr als dreißig Jahren erkundet die begeisterte Mountainbikerin die Region, spürt geheime Ecken auf und wird nicht müde, weiterhin spezielle Tipps für Gäste zu sammeln.

„Ich schreibe keine Konzepte nur vom Schreibtisch aus“, lacht die engagierte Touristikerin. „Ich plag’ mich eben gern, nutze das Radfahren zum Cruisen durch die Landschaft und um Menschen kennenzulernen. Die besten Entdeckungen mache ich dank zufälliger Begegnungen, wenn ich mit Einheimischen rede und deren Empfehlungen folge.“

Anita Eybl ist nicht die Einzige, die „ihr“ Radwegprojekt als Erfolgsmodell bezeichnet. Mehr als 50.000 Bike-Begeisterte radelten in der Saison 2019 durch das Ybbstal.

Nach der Coronapause soll es mit noch mehr Schwung weitergehen: Ab 2023 bis 2024 ergänzen attraktivere Teilabschnitte den bisherigen Streckenverlauf, es werden Trink- und Mostbrunnen eröffnet. Vor allem gibt es bis östlich von Amstetten eine gänz-

lich neue Route und noch mehr radfreundliche Übernachtungsmöglichkeiten.

Der Ybbstalradweg, auf den Anita Eybl so stolz ist, wird ihr in Hinkunft noch mehr Grund dazu geben. www.ybbstalradweg.at

E-Bike-Runde mit Anita Eybl

Eine sechstägige Rundfahrt von St. Pölten über Zeillern, Waidhofen a/d Ybbs, Lunz am See und Mariazell samt spannender Geschichten über Land und Leute.

Anita Eybl nimmt Genussradler:innen auf eine große E-Bike-Runde mit und erzählt unterwegs. Inkludiert:

• Nächtigungen inkl. Halbpension

• Gepäcktransport

• Umfangreiches Kartenmaterial

Pauschalpreis pro Person im DZ ab 955,–

Termine: 19.–24. 6. 2023, 4.–9.9. 2023

Das Angebot kann auch individuell gebucht werden.

Nächte inkl. Frühstück ab 459,–

Info und Buchung: Mostviertel Tourismus T 07482 204 44

E info@mostviertel.at

mostviertel · 29 Karin Kuna
„Die Übersetzung, wie Radler und Radlerin denken, liefere ich“ Anita Eybl

Zur Vroni oder zum Tom?

Tom Wallner und Vroni Zuser bieten ihren Gästen am Gscheid Speis und Trank ebenso wie Zimmer, Ferienapartments und Pilgerunterkünfte

30 · mostviertel
Karin Wasner
weinfranz.at,
Karin Wasner

Hier sind wir oben!“ Rot ist der Kopf des Radfahrers. Schon rollt er am Gastgarten vom Gschoadwirt vorbei, sichtlich erleichtert, die erste Etappe des TraisentalRadwegs hinter sich zu haben. Dabei ist das Gscheid von Kernhof kommend die wirklich steile Sache. Von St. Pölten aus ist die Truppe, die ihm nachfolgt, mit der Mariazellerbahn nach Mariazell angereist, mit E-Bikes Richtung Donau unterwegs.

Zwei Wirtshäuser auf dem „Kernhofer Gscheid“ versorgen Pilger:innen, Wander:innen, Radler:innen und Motorradfahrer:innen mit allem, was das Herz begehrt

Seine Radlerfreund:innen sind weniger motiviert. Ziehen stattdessen voll motiviert die Bremsen, um zu erfahren, was „Radfahrer willkommen“ am Gastgarten vom Gschoadwirt bedeutet. Am „Gschoad“ also sind sie angelangt. Mit 970 Metern Höhe ist das „Kernhofer Gscheid“ eine idyllische Passhöhe zwischen Kernhof und Mariazell. Viele Wegweiser, ein Kircherl, zwei Gasthäuser. Abwechselnd hört man das Bimmeln der Kuhglocken und das Brummen von Motorrädern. Die Radler:innen, drei Paare, bestellen Knödel

und Gschoadwirtspritzer. Sie haben sich für das gemeinsame Wochenende die insgesamt 111 Kilometer des TraisentalRadwegs vorgenommen.

Gschoadwirtin Vroni Zuser hat an dem sonnigen Tag alle Hände voll zu tun. Mit Roman Thennemayer führt sie das gemütliche Gasthaus. „Ich wollte immer Wirtin sein“, lacht die quirlige Kernhoferin, während sie drei Jausenbretter auf einem Arm balanciert. Dafür hat sie einen Führungsjob an den Nagel gehängt. Thennemayer, der heute am Tresen aushilft, hatte dieselbe Leidenschaft. „Mein Traum war, mit fünfzig ein Gasthaus aufzumachen.“ Gedauert hat es dann zehn Jahre länger. Doch nun empfangen die beiden im neu renovierten Haus hungrige und durstige Gäste mit regionaler Hausmannskost.

Der Wiener Wallfahrerweg nach Mariazell führt hier vorbei, der Aufstieg zum Göller ist 300 Meter entfernt. „Wenn sie vom Berg kommen, brauchen sie eine Stärkung!“ Wer nicht mehr kann oder will, der bleibt. Elf Zimmer hat der Tischler Roman Thennemayer im Landhausstil eingerichtet. Sie heißen nach heimischen Gewächsen „Narzisse“, „Latsche“ oder „Almrausch“ – viel Holz und edle Stoffe. „Perfekt, um Energie für die nächsten Etappen zu tanken!“ Vroni schwärmt für die Gegend. „Der ideale Ausgangspunkt! Familien, Naturliebhaber:innen oder Sportbegeisterte, alle finden hier, was sie glücklich macht.“

Auch Tom Wallner, der ehemalige Hüttenwirt der Gemeindealpe, hat am Gscheid seinen Traum vom eigenen Wirtshaus wahrgemacht. „Eine Almhütte bin ich ja immer noch!“, lacht er braungebrannt und in speckiger Lederhose vor seinem Wirtshaus Göllerblick. Er schaut den Kühen der angrenzenden Alm zu, wie sie vor seinem Kräutergarten grasen. „Ich habe hier als Bub das Skifahren gelernt, jetzt bin ich wieder da.“ Von den massiven Holzbänken auf seiner großen Terrasse blickt man auf Gippel und Göller, den hochalpinen Abschluss des Traisentales.

Tom plaudert mit seinen Gästen, bringt Most oder ein Blasenpflaster und nimmt Bestellungen auf. Burger vom Wagyu-Rind aus St. Aegyd, Pommes aus Erdäpfeln aus St. Georgen, Käse aus Kernhof. „Alles, was möglich ist, gibt’s bei mir aus der Region.“

Die Mehlspeisen bäckt seine Mutter Monika. „Die ist bekannt für ihre ausgezogenen Strudel. So was kriegst du sonst ja nirgends mehr!“ Eierschwammerl, eine Gams, ein Hirsch, Rinder vom Kobichl, Fisch vom Thorhof. Tom Wallner weiß, wo und wann er Spezialitäten aus der Region kriegt. Sein Handy läutet. Ein befreundeter Jäger hätte einen Keiler. Küchenchefin Helga winkt ab: „Die Männer sind viel zu zach.“

Vier modern ausgestattete Apartments liegen im Stock über der urigen Gaststube, zwei davon mit Balkon. Und beinahe hätte es am „Gschoad“ nichts mehr gegeben, wo Menschen einkehren können. Die beiden Häuser standen leer. „Jetzt hamma wieder einen Grund zum Heraufstrampeln“, lacht ein Gast und zeigt auf sein Bärtchen aus Bierschaum. „Die Frage ist nur immer wieder: Heut’ zur Vroni oder zum Tom?“

Gschoadwirt

Vroni Zuser Gscheid 7, 3195 Kernhof T 0676 360 36 07 www.gschoadwirt.at

Wirtshaus Göllerblick Tom Wallner Gscheid 4, 3195 Kernhof T 0664 464 87 53 www.goellerblick.at

Tipps

Eine digitale Karte des Radweges samt genauem Höhenprofil unter www.traisentalradweg.at Mit der App „Niederösterreich Guide“ (der Traisental-Radweg ist unter den TOPRadrouten zu finden) lässt sich während der Radtour bequem mit dem Smartphone navigieren.

Gipfelklaenge

Am 9. und 10. September 2023 finden rund um das Kernhofer Gscheid die Gipfelklaenge statt. Sie bilden den Auftakt zum Wanderherbst im Mostviertel. www.gipfelklaenge.at

mostviertel · 31
„Gschoadwirt“ Roman Thennemayer

Ein Ensemble erhalten

Thomas Aigner – „einfach grandios!“–zeigt sich von Klein-Mariazell begeistert. „Ein kulturhistorisches Gebäude, eingebettet in eine schöne Landschaft.“ Aigner ist Präsident des Vereins „Mariazell im Wienerwald“, der sich dem Ensemble rund um die Basilika Klein-Mariazell widmet.

Klein-Mariazell in Altenmarkt, ein ehemaliges Klosterensemble, soll seine Geschichte und Teile seiner Anlage wiedererhalten – darum kümmert sich der Verein „Mariazell im Wienerwald“

Klein-Mariazell steht in der Marktgemeinde Altenmarkt an der Triesting im Bezirk Baden auf 440 Metern Seehöhe. Im 12. Jahrhundert als Kloster gegründet, liegt das Ensemble an der Pilgerstraße „Via Sacra“, die von Wien nach Mariazell in der Steiermark führt, und am Wiener Wallfahrerweg. In seiner Blütezeit gehörten sieben Kirchen zum Kloster.

1120 stifteten die Brüder Heinrich und Rapoto von Schwarzenburg aus dem Geschlecht der Haderiche das Kloster unter dem Namen „Cella S. Marie“. Es siedelten sich Benediktinermönche aus Göttweig an. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde das Kloster umgebaut, zerstört und wiederaufgebaut. 1755 malte der böhmische Barockmaler Johann Wenzel Bergl das sakrale Hauptwerk der Stiftskirche. 1782 kam es unter Kaiser Joseph II. zur Aufhebung des Klosters, die Geistlichen verließen Klein-Mariazell. Von 1995 bis 1998 unter Diakon Franz Eckert als „drittem Gründer von Klein-Mariazell“ saniert, kam 2004 die Ordensgemeinschaft Brüder Samariter FLUHM hierher. 2007 wurde die Stiftskirche Klein-Mariazell zur Basilika erhoben.

Rund um die Basilika sind unter anderem der Stiftskeller und der Stiftsgarten angeordnet. „Nach der Auflösung des Klosters ist viel Wissen über seine Geschichte verloren gegangen“, erklärt Aigner. „Außerdem sind die einst zum Kloster gehörenden Kirchen ihre eigenen Wege gegangen.“ Alois, einer der „Zwillingspatres“ Hüger, bei den Samaritern FLUHM

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Vor einigen Jahren stand der Weinkeller des Stiftes zum Verkauf und damit die Frage im Raum: Wer macht etwas daraus? Die Gemeinde Altenmarkt und eine Gruppe engagierter Menschen gründeten dazu den Verein „Mariazell im Wienerwald“, der mittlerweile 240 Mitglieder zählt.

„Wir möchten die Basilika in die Klostersiedlung einbinden, sagt Vereinspräsident Aigner. „Klein-Mariazell ist ein organisch gewachsenes Ganzes.“

Der Verein setzt sich zum Ziel, die ganze Anlage zu revitalisieren und auch über ihre Geschichte zu informieren. So entstehen ein Themenweg zu Leben und Werk des Barockmalers Johann Wenzel

Bergl und ein Schatzkammermuseum am Hafnerberg. Bald soll auch der Stiftskeller in neuem Glanz erstrahlen und Platz für Veranstaltungen bieten.

Als Nächstes möchte der Verein den Schlosspark revitalisieren. Er arbeitet daran, das kulturelle Erbe sichtbar zu machen und die Gebäude sowie ihre Geschichte zu erhalten. Finanziert werden seine Maßnahmen durch öffentliche Zuwendungen, die Beiträge der Mitglieder und Spenden seiner Stifter.

„Wir sind eine Gruppe engagierter Menschen, denen die Zukunft von Kultur- und Naturerbe der Region wichtig ist – und freuen uns über Teilnahme und Unterstützung.“

Verein „Mariazell im Wienerwald“ www.mariazell-wienerwald.at/unser-verein

Weitere Informationen zum Pilgern: www.viasacra.at

Führungen:

Ganzjährig in der Basilika. Anmeldung im Wallfahrtsbüro oder unter office@kleinmariazell.at Kosten: € 2,– für eine halbstündige Führung, € 4,– für eine Stundenführung

Klosterladen: Samstag, Sonn-und Feiertag von 11–16.30 Uhr geöffnet

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Thomas Aigner und Alois Hügerwollen die Klosteranlage revitalisieren

Mariazellerbahn

Durchs Dirndltal ins Mariazellerland

Auf einer Strecke von 84 Kilometern ist man mit der Mariazellerbahn klimafreundlich unterwegs. Von St. Pölten geht es durch das malerische Dirndltal und den spektakulären Naturpark Ötscher-Tormäuer bis ins Mariazellerland:

Täglich sind die modernen Himmelstreppe-Garnituren zu den Wander- und Radwegen und beliebten Ausflugszielen der Region unterwegs – viele davon in Bahnhofsnähe.

Im Panoramawagen reist es sich exklusiv mit komfortabler Ausstattung, kulinarischer Begleitung und atemberaubenden Ausblicken. Regionale Frühstücksvariationen, Käseschmankerl, Dirndlprodukte, Getränke und Mehlspeisen – alles wird direkt am Sitzplatz serviert.

An Samstagen, Sonn- und Feiertagen in der Sommersaison sowie an den Adventsamstagen ist der Erlebniszug Ötscherbär unterwegs. Er punktet bei Groß und Klein mit Spiele- und Aussichtswaggon. Im Sommer ist auch ein Fahrradwaggon immer dabei. Im Speisewagen werden regionale Schmankerl und Getränke serviert.

An ausgewählten Sonntagen kann man die Fahrt mit dem historischen Dampfzug Mh.6 genießen – ein nostalgisches Erlebnis der Extraklasse.

Kontakt und Informationen:

Niederösterreich Bahnen Infocenter

T 02742 36 09 90 1000

E info@niederoesterreichbahnen.at www.mariazellerbahn.at

Kochen und Brot backen wie anno dazumal

Ein kulinarisches Abenteuer in St. Anton an der Jeßnitz

Einen Tag kochen und backen wie zu Urgroßmutters Zeiten? Waltraud Stöckl macht es möglich. Auf einem idyllisch renovierten Bauernhof in St. Anton an der Jeßnitz nimmt sie ihre Gäste mit in längst vergangene Zeiten. Mit ihr wird geknetet, gebacken und eingerext wie damals.

KNETEN – WALKEN – BACKEN – KOCHENBRATEN – FÜLLEN – KOSTEN – GENIESSEN

Ob Brot, Fleisch, Gemüse oder Süßspeisen, bei den Kursen mit Waltraud Stöckl werden traditionelle Speisen gemeinsam zubereitet, haltbar gemacht und natürlich verkostet.

•Brotteig kneten und im Holzofen backen

•Einrexen von Fleisch und Gemüse

•Zubereitung von verschiedenen Strudeln

•Backen von Faschings- und Bauernkrapfen

Telefonische Anfrage und Anmeldungen unter:

Waltraud Stöckl

T 0676 461 12 75

Gruppenbuchungen sind jederzeit möglich. Die Kurse finden bei jedem Wetter statt.

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3 Erlebnisberge im Mariazellerland

Mariazeller Bürgeralpe,

Gemeindealpe

Mitterbach und Annaberg

Drei Berge für Nervenkitzel, Action und Spaß finden Abenteurer:innen in einer der schönsten Alpinlandschaften Ostösterreichs – im Mariazellerland rund um Mariazell, Annaberg, Mitterbach/Erlaufsee und St. Aegyd/Neuwalde.

Der Walderlebnispark und ein erfrischender Bergsee mit Wakeboard-Lift garantieren auf der Mariazeller Bürgeralpe Spaß und Action für Groß und Klein. Mit der neuen WALD8erBAHN schwebt man geräuschlos zwischen den Baumwipfeln durch den WanderWunderWald oberhalb des bekannten Wallfahrtsorts Mariazell.

Auf Mountaincarts rasant bergab geht es auf der Gemeindealpe Mitterbach. Der Startpunkt ist bequem mit dem Sessellift erreichbar – ebenso wie die Bergstation und das Terzerhaus mit einzigartigem Panoramablick unmittelbar unterhalb des Gipfels auf 1.600 m Seehöhe.

Mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h fliegen die Gäste mit der Zipline Annaberg vom Hennesteck in Richtung Tal. Der Weg hinauf kann gemütlich am familienfreundlichen Herzerlweg oder alternativ mit dem Sessellift in Angriff genommen werden.

Gemütliche Bauernhöfe, traditionelle Gasthöfe und die JUFA Hotels der Region empfangen Familien, Wanderfreund:innen und Naturgenießer:innen mit einem Rundum-Paket für erlebnis reiche Tage.

Top-Angebot: Nächte mit Frühstück beim „Wilde-Wunder Card“-Gastgeber inkl. „Wilde-Wunder Card“ gibt’s bereits ab 145,– pro Person.

T 07482 204 44 www.mariazellerland.jetzt

Reiturlaub in Annaberg

Joachimsberg – der Berg der 100 Haflinger

Seit gut achtzig Jahren ist der Joachimsberg in Annaberg als „Der Berg der hundert Haflinger“ für seine Haflingerzucht bekannt. Ob Tagesausritte, Reitkurse, Hallentraining oder eine Kutschenfahrt, die Pferderegion Voralpen bietet außerdem vielseitige Wanderreitmöglichkeiten inmitten gepflegter Almen und duftender Wälder.

Tipp: Der traditionelle Haflingermarkt mit Schau-Reiten und Festzug in Annaberg findet am 19. August 2023 statt!

T 02728 770 00, E info@annaberg.gv.at www.annaberg.info

Ein lebendiger Ort für kleine und große Leser:innen

Dieses Jahr feiert das Kinderbuchhaus in Oberndorf bei Melk sein zehnjähriges Bestehen.

Der „Ort, an dem die Fantasie aufgeklappt wird“ („Familienzeit“ 05/18), ist aus dem Kunst- und Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Für alle an Kinderliteratur und Illustration Interessierten ist das Haus mit der roten Tür ein in Österreich einzigartiger Aus- und Weiterbildungsort. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt. Aktuell läuft die Mitmach-Ausstellung „Wo ich wohne“ zum Thema Architektur, Bauen und Wohnen.

Kinderbuchhaus im Schneiderhäusl

Geöffnet jeden Samstag, 14–18 Uhr, freier Eintritt

Unterer Gries 23 3281 Oberndorf/Melk T 0677 63 82 67 80 E hallo@kinderbuchhaus.at www.kinderbuchhaus.at

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weinfranz.at Kinderbuchhaus
Stills & Emotions Rudy Dellinger
Marktplatz mostviertel – bezahlte Inhalte ·

Abenteuer erfahren mit der Wilde Wunder Card

Fünfzig Prozent Ermäßigung bei Bus und Bahn, etwa dem „Ötscherbär“ der Mariazellerbahn

Die richtige Karte fürs alpine Mostviertel

Mit der „Wilde Wunder Card“ haben Sie das alpine Mostviertel fest im Gri . Sie macht jeden Urlaub hier einfacher und günstiger, egal ob allein oder mit der Familie. Die „Wilde Wunder Card“ ö net kostenlos Tür und Tor zu Ausflugszielen und Attraktionen. Mit ihr kommen Sie gratis in Freibäder, Museen oder mit

Information und Buchung: Mostviertel Tourismus T 07482 204 44 E info@mostviertel.at www.mostviertel.at Karin Wasner, Mariazeller Bürgeralpe/Dellinger

Hoch hinaus mit einer der fünf Bergbahnen, etwa mit dem „Bürgeralpe Express“

den Bergbahnen auf die beeindruckenden Berggipfel der Region. Die „Wilde Wunder Card“ bringt Sie im Mostviertel auf die richtige Spur – bei Fahrten mit der Mariazellerbahn und den Bussen der Mostviertel-Linie spart man fünfzig Prozent des Fahrpreises. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist, bei einem „Wilde Wunder Card“-Gastgeber zu übernachten.

Im Haus der Wildnis oder einem der vielen weiteren Museen Neues und Spannendes entdecken

Inkludierte Leistungen (buchbar vom 29. April bis 2. November 2023)

• Übernachtung mit Frühstück bei „Wilde Wunder Card“-Gastgeber:innen

• „Wilde Wunder Card“ für die Dauer Ihres Aufenthalts Preis pro Person im Doppelzimmer • für 3 Nächte ab € 145,–www.wildewunder.at

Herausgeber: Mostviertel Tourismus GmbH, Töpperschloss Neubruck 2/10, 3270 Scheibbs, T 07482/204 44, E info@mostviertel.at

Druck: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl.

Datenschutz: Informationen zur Verarbeitung von personenbezogenen Daten in Verbindung mit dem Magazin „mostviertel“ unter: www.mostviertel.at/datenschutz

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Gewinner des Tourismuspreis Niederösterreich 2022
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