Mostviertel Magazin 2020

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Reisen zum Leben am Land

Das Mostviertel in Niederösterreich

Das Experiment: Köche und Produzenten bei den „Mostviertler Feldversuchen“ auf der Suche nach dem Geschmack der Region |

Die Kraft des Mostviertels: Outdoor-Abenteuer

Erich Mayrhofer, Hubert Kalteis und Stefan Hueber bei den Mostviertler Feldversuchen

Die Regionen des Mostviertels

Moststraße

200 Kilometer lang schlängelt sich die Moststraße durchs sanft-hügelige Land der Mostbirnbäume. Genießer schätzen die edlen Brände und die seltenen, sorten reinen Birnenmoste. www.moststrasse.at

Eisenstraße Niederösterreich

In der wild-alpinen Bergwelt, wo einst Schmiede, Köhler und Holzfäller arbeite ten, können sich Besucher dieser Tage auf spannende Zeitreisen begeben und alle fünf Elemente auf unterschiedliche Weise erleben und genießen. www.eisenstrasse.at

Naturpark Ötscher-Tormäuer

Rund um den fast 2.000 Meter hohen Ötscher erstreckt sich der größte Naturpark Nieder österreichs. Besonders charakteristisch für ihn sind tiefe Schluchten wie die bekannten Ötschergräben, aber auch bizarre Felsen, tosende Wasserfälle und stille Wälder. www.naturpark-oetscher.at

Melker Alpenvorland

Weite und fruchtbare Felder, besonders sanft geschwungene Hügel, üppig blühende Wiesen und beweidete Almen erfreuen nicht nur Wanderer, sondern auch Radfahrer. Kulturelles Zentrum ist das weithin sichtbare und pitto reske Renaissanceschloss Schallaburg. www.mostviertel.at/melker-alpenvorland

Dunkelsteinerwald

Steile Abhänge an der Donau mit grandiosen Ausblicken über das Donautal und das Alpen vorland. Äcker, stille Wälder, sagenhafte Ruinen und vor allem Wildrosen und Hagebut ten sind besonderes Kennzeichen der Region. www.arge-dunkelsteinerwald.at

Pielachtal

Bekannt ist das „Tal der Dirndln“ für die roten Dirndl-Früchte. Die Bilderbuchlandschaft lässt sich beim Wandern oder bei Fahrten mit der Mariazellerbahn erkunden. www.pielachtal.info

St. Pölten

Traisen-Gölsental

Durch Österreichs waldreichste Gegend ver laufen zwei Pilgerwege: Via Sacra und Wiener Wallfahrerweg. Radwege begleiten die Traisen (111 km lang) und die Gölsen (20 km lang). www.viasacra.at www.traisentalradweg.at www.mostviertel.at/traisen-goelsental

Traisental-Donau

In der verführerischen Rad- und Weinregion des Mostviertels gedeihen vorwiegend Weiß weintrauben. Internationale Aufmerksamkeit wecken vor allem die puristisch-eleganten Grünen Veltliner mit mineralischer Note. www.traisental.at

Elsbeere Wienerwald

Wo das Mostviertel an den Wienerwald grenzt, sind die Elsbeeren zu Hause. Die bräunlichroten Früchte werden zu exquisiten Bränden veredelt. Sie wachsen auf hohen Bäumen, die auf sonnigen Wiesen stehen. www.elsbeere-wienerwald.info

Jetzt gewinnen!

Karte abnehmen, ausfüllen, einsenden und am Gewinnspiel teilnehmen

Herausgeber: Mostviertel Tourismus GmbH, Töpperschloss Neubruck 2/10, 3270 Scheibbs, T: +43/7482/204 44, E: info@mostviertel.at

Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H.

St. Pölten, seit über 30 Jahren Landeshaupt stadt, ist eine rege Kulturstadt. Barock und Jugendstil prägen das Stadtzentrum. Das Regierungsviertel, zugleich Kulturbezirk, beein druckt durch zeitgenössische Architektur. www.stpoeltentourismus.at

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Wir verlosen die Teilnahme an einem Mostviertler Feldversuch Ihrer Wahl für 2 Personen. Geschichten und Informationen zu den Mostviertler Feldversuchen finden Sie auf den Seiten 6 bis 11 sowie online unter www.feldversuche.at
Coverfoto: weinfranz.at; Illustration Karte: Artur Bodenstein

Reisetipp

Das Mostviertel von oben

Das blühende Mostviertel aus der Vogelperspektive erleben:

• 2 Übernachtungen mit Frühstück in einem 4-Blumen-Bauernhof

• Mittagessen bei einem Mostviertler Wirt

• 30-minütiger Rundflug mit einer Piper Preis pro Person ab 169 €

Information & Buchung:

Mostviertel Tourismus

T:+43/7482/204 44 www.mostviertel.at

Der Geschmack des Mostviertels

Michaela Hinterholzer, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende von Mostviertel Tourismus, und Andreas Purt, Geschäfts führer von Mostviertel Tourismus, laden zu „Reisen zum Leben am Land“ ein.

Neues und Jubiläen

Wie schmeckt eine Landschaft, eine Region? Mit dieser Frage begann ein neues Experiment im Mostviertel: die „Mostviertler Feldversuche“. Regionale Spitzenköche sowie Produzenten dachten gemeinsam darüber nach, wie man den Geschmack des Mostviertels zum Aus druck, vor allem aber auf den Teller oder ins Glas bekommen kann. Das Ergebnis der gemeinsamen Aktion war so erfolgreich, dass es die Feldversuche auch 2020 wieder geben wird.

Ein längere Tradition hat der „Tag des Mosts“. Er wird im Mostviertel 2020 zum zwanzigsten Mal begangen. Sein fünfzigjähriges Jubiläum feiert Niederösterreichs größter Naturpark, der „Naturpark Ötscher-Tormäuer“. An seinem Beginn stand die Verhinderung eines Kraftwerks in der Gegend „Hintere Tormäuer“. Nun wird der Naturpark mit seinen imposanten Ötschergräben gebührend gefeiert. Und ein weiteres wildes Gebiet wartet mit einer Neuerung auf. In Österreichs letztem Urwald, dem Wildnisgebiet Dürrenstein, erö net in Lunz am See ein Zentrum – als eine neue Attraktion in den Ybbstaler Alpen und als weitere Bereicherung des Mostviertels.

Baumblüte, Tag des Mostes, Weinfrühling Am 26. April 2020, dem Tag des Mostes, lädt die Moststraße zu Mostfrühschop pen, Wanderungen, Mostkirtagen und frühlingshafter Küche bei den MoststraßeWirten. Weitere Tre punkte: Mosthöhenstraße, die Kaiserin-Elisabeth-Warte in Weistrach und der Kollmitzberg in der Gemeinde Neustadtl.

Zum Weinfrühling am 25. und 26. April 2020 lädt das Traisental ein. www.moststrasse.at www.traisental.info

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Am Boden des Geschmacks

Bei der „Strahlenlosen Kamille“ kommt es zum Schlüsselmoment. Spitzenkoch Andree Köthe fermentiert sie mit zwei Prozent Salz, knetet sie mit Öl im Vakuumbeutel durch und schlägt das Ganze dann mit Milch zu einer feinen Creme. Da hakt der Bodenforscher Wilfried Hartl ein: „Das ist überhaupt die beste Unkrautstrategie: aufessen!“ Die Teilnehmer-Runde im Gewölberaum neben der Schauküche lacht. Ein Hoch auf die Experimentierlust.

Wirte und Produzenten aus dem Mostviertel beteiligen sich an den „Mostviertler Feldversuchen“. Es ist ein regionales Experiment: die Suche nach dem Geschmack des Mostviertels

Die Köche probieren, eine Wildkräuterexpertin tauscht sich mit einer Landwirtin aus. Der erste „Mostviertler Feldversuch“, organisiert von Mostviertel Tourismus, der dem Geschmack der Region auf die Spur kommen möchte, ist voll im Gang. Zu diesem Austausch sind rund vierzig Winzer, Produzenten und Gastronomen aus der Gegend auf einem Vierkanthof in der Gemeinde Weistrach zusammenge kommen. Die Gruppe sucht quasi im Feld nach einer kulinarischen Identität: Was kann der Boden hier leisten? Was bringt er hervor? Wie bekomme ich den Geschmack der Region authentisch auf den Teller?

Kulinarische Experimente. Die Köche begeben sich auf die Suche nach dem Geschmack der Region. Zutaten und Ergebnisse sind oft überraschend und spektakulär

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Juliane Fischer Team Hubert Kalteis kombiniert Pielachtaler Kipfler mit Alpenvorland-Trü el
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Die Grundfrage: Wie schmeckt das Mostviertel?

Niederösterreich zerfällt in Viertel, besser gesagt, setzt sich aus solchen zusammen. Zwei davon tragen Getränke im Namen: das Wein- und das Mostviertel. Im Mostviertel residieren die Mostbarone, aber auch die Weinhauer des Traisentals. Einer der Mostbarone, Toni Distelberger, sagt: „Wir müssen uns auf unsere Schätze besinnen. Was haben wir, was es woanders so nicht gibt?“ Antwort: die Mostbirne. So viele, so große und so alte Mostbirnbäume gibt es sonst nirgends auf der Welt. Einige der Gründe dafür: Staunässe, Tiefgang, fester Lehmboden. Der Mostbirnbaum kann mit seiner Herzwurzel die Wasserspeicher in den tie fen, schweren Lehmböden gut aufschließen, erklärt der Bodenforscher Hartl. Er weiß auch, dass man in der Donaumonarchie nirgendwo so viele Obstbäume zählte wie im Bezirk Amstetten. Das Mostobst schmeckt herb, ist aber gut für die Verarbeitung zu Destillaten, Most, Cider oder Essig. Bei den Feldversuchen versuchen sich Köche an allen Teilen des Mostbirnbaums, aber auch des Weinstocks. So können Knospen, Blätter, Reben und andere Teile für eine besondere Stilistik sorgen. Aber auch die Weinstöcke und ihre Früchte blieben nicht verschont. Und bei der regionstypischen Dirndl geht es nicht nur um die Frucht. Die Sensorikerin Christine Brugger erzielt durch das Rösten der Kerne einen vanilleartigen Bittermandelton.

Weinreise ins Traisental

Zwei genussvolle Tage mit regionalen Weinspezialitäten und Schmankerln im Traisental.

• 2 Übernachtungen mit Frühstück am Winzerhof

• Weinbegleiterführung durch die Rieden

• Eintritt und Führung durch das Chorherrenstift Herzogenburg

• Abendessen im Donaurestaurant Traismauer

• 1 Flasche Traisentaler Wein Preis pro Person 180 € Information & Buchung: Mostviertel Tourismus T: +43/7482/204 44 www.mostviertel.at

Die Praxis: Köche, Produzenten und Mostbarone zusammen

Die Mostbarone wünschen sich natürlich mehr Birnenmost bei der Speisenbegleitung. Aus dem Weinbaugebiet des Mostviertels, dem Traisental, sollen die richtigen Weine zu den Speisen kommen.

Die Chance könnte im gemeinsamen Entdecken liegen. So werden bei eigenen Veranstaltungen gemeinsam mit den Gästen die Rohsto e des Mostviertels entdeckt, verkostet und verkocht.

In der Praxis schaut das so aus: Draußen hat Hermann schon eine Grube ausgehoben. Fein säuberlich, sogar eine Wasserwaage kam zum Einsatz. Zwei

mal eineinhalb Meter. Drinnen lodert ein Lagerfeuer. Rundherum verweht der Wind allen die Haare. Bewölkter Himmel über einem Wintergerstefeld und alte Streu obstbäume, soweit das Auge reicht.

Auf die Glut werfen wir ein paar Säcke Erdäpfel, dann werden Lammhälften herbeigetragen und auf die Glut gebettet. Darunter liegen frischer Bärlauch, Girsch und Winterkohl. Die Kräuterexpertin Sigrid Hagen lobt Bärlauch als das beste Antibio tikum, das die Natur hergibt. Zugedeckt mit Jutesäcken, garen die Lammhälften acht Stunden lang.

Diese Köche und Produzenten waren beim ersten Feldversuch dabei:

Hubert Kalteis, Wirt (Restaurant Kalteis)

„Ich bin im Herzen des Dirndltales, in Kirchberg/Pielach, aufgewachsen. Die unbeschwerte Kindheit mit viel Bewegung in frischer Mostviertler Luft hat mich sehr geprägt. Nach den klassischen Wander jahren nach Hause gekommen, habe ich geheiratet und mit meiner Frau Sonja zwei Töchter bekommen. Im Wirtshaus kann ich den Gästen zeigen, was ich alles gesehen und erlernt habe und warum Früchte aus dem Mostviertel, etwa die Dirndl, meine Lieblingsprodukte sind.“

Johann Hochholzer, Wirt (Landhotel Gafringwirt)

„Ich bin im Mostviertel geboren und im Internat von Stift Seitenstetten aufgewachsen. Seit 1986 entwickle ich den Betrieb, seit 1991 gemeinsam mit meiner Frau Alexandra, jetzt auch mit unseren Kindern. Mein Mostviertler Lieblingsge richt ist Lammragout mit Dinkelreis – dazu reinsortiger Birnenmost aus der Grünen Pichlbirne.“

Lydia Maderthaner, Wirtshauskuchl-Gastgeberin

„Das Gefühl, mit dieser Region verwurzelt zu sein, zeigt sich in meinem Scha en. Tradition und Beständigkeit vereinen sich harmonisch mit Erneuerung und Weiter entwicklung. Vielleicht nicht besonders originell, aber den Mostviertler Scha äse produzieren viele Betriebe hier in beeindruckender Qualität. Das Wohl der Tiere steht bei allen Scha auern immer an oberster Stelle. Dazu liebe ich knusprigen Speck, ein feines Chutney oder ein würzi ges Kräuterpesto und natürlich ein feines Bauernbrot.“

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Regionale Rohsto e bilden die Basis für jeden Feldversuch
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Haubenkoch Mike Nährer und Winzer Tom Dockner auf der Suche nach dem Geschmack des Mostviertels

Die Idee: Der Boden als Basis des Geschmacks

„Wie schmeckt denn der Boden selbst?“, fragt Wilfried Hartl, der das Institut für Bioforschung Austria leitet. Er nimmt eine Handvoll Erde, kostet und erklärt: Ton mit buttrigem Geschmack. Hier gibt es sehr fruchtbare Böden mit hohem Ertragspo tenzial. Sie werden intensiv genutzt, ja manchmal übernutzt. Man müsse die Böden langfristig erhalten, mahnt er, also auf Bodenverdichtung und die Erosion an Hanglagen achten. Wurzeln und Boden organismen sorgen für die Nährsto dynamik. Deswegen ist lebendiger Boden der Ursprung des Geschmacks. Ohne ihn gibt es überhaupt kein Essen.

Die Köche aus der Umgebung suchen auf ihre Art nach dem richtigen „Boden“ für Gerichte. Sie packen Heilerde aus den Ötschergräben auf den Teller, trocknen

Scha äse in Asche und fabrizieren Eis aus Malz. Ein erstes Probieren, weitgehend ergebniso en, ein Annähern an Gerichte jenseits von Mostbirne und Dirndl oder aber neue Varianten mit diesen Früchten.

Bei den Mostviertler Feldversuchen sind auch die Gäste eingeladen, zur neuen Mostviertler Kulinarik beizutragen, etwa durch das Sammeln von Früchten oder Ideen, was man damit machen kann. Es gibt aber auch die Möglichkeit, gemein sam mit drei Köchen in der Küche zu stehen und zu experimentieren. Jedenfalls soll die Region ihr besonderes Gaumenerlebnis bekommen. Die Lammhälften aus der Gargrube sind es noch nicht. Zu kurz war die Garzeit. Aber so ist es mit Experimenten. Man muss weiterkosten. www.feldversuche.at

Mostviertler Feldversuche Termine 2020/2021

Samstag, 1.8.: Mike Nährer kocht im Weingarten im Traisental; Samstag, 29.8.: Der Schlosswirt Waidhofen an der Ybbs veranstaltet einen Feldversuch im Rothschildschloss; Samstag, 12.9.: Theresia Palmetzhofer und Doris Farthofer starten im Birnengarten einen Feldversuch Samstag, 26.9.: Mike Nährer nahe dem rauen Ötscher

Drei Tage, drei Köche, drei Feldersuche Freitag, 10.4.: Gasthaus Kalteis, Kirchberg an der Pielach; Donnerstag, 1.10.: Landgasthof Bärenwirt, Petzenkirchen; Mittwoch, 6.1.2021: Gasthof Hueber, St. Georgen an der Leys; Alle Termine 2020/2021 unter www.feldversuche.at

Theresia Palmetzhofer, Wirtin (Gasthaus zur Palme)

„Ich bin im Mostviertel geboren und als jüngstes von sechs Kindern im Gasthaus meiner Mutter groß geworden. Das Beste an den Sommerferien war immer eine Woche Urlaub bei meiner Oma am Bau ernhof in Kürnberg. Als Teenager hab ich begonnen, meiner Mutter im Gasthaus zu helfen. Für mich war relativ bald klar, dass ich auch einmal Wirtin werden will. Ende 2016 hab ich das Gasthaus neu erö net. Zum Abschalten fahre ich mit dem Rad auf den Hochkogel. Die Aussicht da oben macht die ganze Anstrengung wieder wett. Mein Mostviertler Lieblingsprodukt ist die Dirndl – vom Eis bis zum Wild.“

Erich Mayrhofer, Bärenwirt:

„Ich bin seit meiner Geburt im Mostviertel. Die unverwechselbare Landschaft ist leider unterschätzt. Hart, aber herzig –gemütlich wie mein Mostviertler Lieblingsprodukt, die Mostbirne.“

Mike Nährer, Wirt (Gasthaus Nährer)

„Ich bin in Rassing aufgewachsen. Das ist Landleben pur, von Mostbirnbäumen und Weinreben umzingelt. Nun arbeite ich auch hier, im elterlichen Gasthaus, das ich 2010 übernommen habe. Das Mostviertel ist Heimat vieler Geschmäcker: vom Feuer flecken bis zu den Schnürkrapfen.“

Melanie Fuxsteiner, Edelbrandsommelière

„Ich bin in der Gemeinde Kirchberg/ Pielach aufgewachsen. Auf unserem idyllischen Bergbauernhof veredeln wir Honig, Obst, Dörrobst, Edelbrände und insbesondere die Frucht der bis zu 800 Jahre alten Dirndlsträucher. Ich liebe es zu entdecken, was ich noch nicht kenne, etwa den Mostviertler Dirndl-Spritzer: ein Schuss Dirndlsirup mit einem Achterl Birnenmost und Soda aufgespritzt.“

„In meiner Jugend habe ich die Region nicht sehr geschätzt. Durch meine berufliche Tätigkeit bin ich viel gereist und durfte mir viele unterschiedliche Länder und Kulturen ansehen.

Nun weiß ich, dass wir in einer wunderbaren Umgebung leben.

Ich reise nach wie vor sehr gern, aber meine Wurzeln sind dicker geworden und mich zieht es immer wieder zurück. Wir haben hier noch sanften Tourismus, keine Massenaufläufe. Man kann hier wunderbar entschleunigen. Und mein Lieblingsprodukt genießen, unseren Bir nendessertwein ,Mostello‘. Auf den sind wir sehr stolz. Er ist die Erfindung unseres Hauses.“

Sigrid Hagen, Wildkräuterexpertin

„Ich bin in Winklarn aufgewachsen. Wir waren in meiner Kindheit viel am Ötscher unterwegs und auf so ziemlich allen Wanderwegen im Umkreis meines Heimatortes. Nach der Schule bin ich nach Amerika als Au-pair.

Meine Mutter hat mir am Flughafen ein Glas mit Erde in die Hand gedrückt. Ich hatte dieses Glas auf meinem Nachttisch in San Francisco stehen. Aus beruflichen Gründen habe ich dann sechs Jahre während der Woche in Wien gewohnt. Wenn ich am Sonntagabend am Bahnsteig stand, hätte ich weinen können, weil mir die Freiheit und der Kontakt zur Natur gefehlt haben.

Toni Distelberger, Mostbaron

„Ich bin im Mostviertel geboren, teilweise aufgewachsen und arbeite hier. Diese Region ist für mich das Land mit einem weltweit einzigartigen Mostbirnbaum bestand. Daraus entsteht mein Lieblingsgetränk, der gehopfte Birnencider ,hoppy Birne‘ vom Distelberger.“

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Diese Köche und Produzenten waren beim ersten Feldversuch dabei: Den Geschmack des Mostviertels kostet man unter freiem Himmel – hier von Theresia Palmetzhofer und Doris Farthofer weinfranz.at

Die schöne Else und ihr Prinz

Zwischen den Flüssen Traisen und Großer Tulln liegt der Wiesenwienerwald, eine liebliche Gegend mit vielen Streuobstwiesen. Vom Dichter Hugo von Ho mannsthal sagt man, er habe die Region als „einen einzigen ungeheuren Garten“ bezeichnet.

An den sonnigen Hängen wächst dort bis in eine Höhe von 25 Metern der majes tätische Elsbeerbaum, den man früher auch „schöne Else“ nannte. 800 Quadratkilometer umfasst diese Region mit den frei auf Wiesen stehenden schönen Elsen. Die ältesten von ihnen könnten an die dreihundert Jahre zählen, wie die Bewohner

des „ElsbeerReiches“ mutmaßen. Dieses ElsbeerReich ist keineswegs mythologisch zu verstehen, es gibt es wirklich, nämlich als Verein. Ihn haben zwanzig Gemeinden der Region mit Sitz in Michelbach gegrün det, um die alte Tradition von Kultivierung und Verarbeitung der Früchte des Elsbeerbaums wieder ins kollektive Bewusstsein zurückzuholen.

Bevölkerung in unserer Region immer ein geschätzter Baum. Nicht nur wegen des wunderbaren Blickfangs, sondern auch aufgrund der besonderen Frucht. Um diese zu bekommen, musste man sich aber in schwindelerregende Höhen wagen.“

Schon Martin Luther soll die Heil kraft des Sorbus torminalis geschätzt haben. Heute ist dieser Baum selten geworden. Doch im Grenzbereich zwischen Mostviertel und Wienerwald gibt es sogar ein ganzes ElsbeerReich.

Solchen Mühen der Ernte wollte man sich später nicht mehr unterziehen. Auch das anstrengende und langwierige Abre beln der kirschgroßen Früchte und deren Verarbeitung zum Nahrungsmittel und als pflanzliche Medizin galten als unattraktiv.

Denn eine Zeit lang war das fast vergessen, wie sich Jakob Mayer aus Michelbach, Besitzer von sechzig Elsbeerbäumen und Produzent von Elsbeerprodukten, erinnert: „Die Elsbeere war bei der älteren

Mayer: „Die Elsbeere war früher das klassische Hausmittel gegen Durchfall und Verstopfung. Die Pharmaindustrie hat es beiseitegeschoben. Dadurch wurde diese besondere Frucht vergessen. In unserer Region hat sie nur aufgrund des teuren Schnapses überlebt.“

Dieser Elsbeerbrand hat es in sich, nämlich 25 Kilogramm Früchte pro Liter Schnaps. Naturgemäß gibt es weniger Ausbeute als Nachfrage nach dem edlen

Getränk. In Mayers hofeigenem „Haus der Elsbeere“ gibt es weitere köstliche ElsbeerProdukte wie Marmelade, Schokolade, getrocknete Elsbeeren, Fruchtaufstriche, Sirup, Liköre und Essig. In diesem aus Elsbeerholz gestaltetem Haus wird nicht nur verkauft, sondern auch viel über den Baum und seine Früchte vermittelt. Etwa über den passenden Standort: „Els beerbäume sind nicht so anspruchsvoll, wie es scheint“, erklärt Mayer. Wichtig sei es, Jungbäume bis zum Alter von acht Jahren regelmäßig zu gießen. „Die größte Gefahr sind die Nagetiere und das Wild, da die Bäume das ganze Jahr über grüne Knospen haben.“

Nicht zuletzt dank der Aktivität des ElsbeerReiches interessieren sich immer mehr Menschen für die alte Tradition. Auch das Engagement des „Elsbeer prinzen“, des Botschafters aus dem ElsbeerReich, trägt dazu bei. Zu solchem wurde der junge Michelbacher Mario Scheibelreiter gekürt. Seine Aufgabe ist nun, für diese besondere Frucht bei allen möglichen Events zu repräsentieren. „Mir ist die Elsbeere sehr wichtig“, sagt ihr Prinz. „Sie bedeutet ein Stück Heimat für mich.“ Der angehende Milchtechnologe ist leidenschaftlicher Hobbykoch und experimentiert gern mit der Elsbeere. Auf ein Lieblingsprodukt möchte er sich nicht festlegen: „Das wäre bei der Produktviel falt schwer möglich.“ Allerdings soll sich der Prinz gelegentlich verplaudert haben und den Elsbeerbrand sowie Konfekt aus Elsbeeren zu seinen Favoriten erklärt haben.

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In einem Liter Elsbeerbrand von Jakob Mayer stecken 25 Kilogramm der feinsten Früchte So sehen die Früchte der Elsbeere am Baum aus Mario Scheibelreiter ist stolzer Elsbeerprinz

Wenn Franzosen Pyrus trinken

Ein wenig verrückt muss man schon sein.“ Gerlinde Handlechner schmunzelt, als sie ihre Tätigkeit als Pomologin erklärt. Viel Grundwissen und immer wieder genaues Hinschauen seien notwendig, um die Vielzahl an alten Apfel- und Birnensor ten zu erkennen. Diese prägen die Landschaft im Mostviertel seit Jahrhunderten. 2017 begann hier ein Projekt zur Erhaltung der Sortenvielfalt der Mostviertler Kulturlandschaft und ihrer Früchte. 248 unterschiedliche Mostbirnen und Äpfel hat Gerlinde Handlechner mit ihrer Kollegin Martina Schmidthaler bestimmt und in ihrem Buch „Äpfel & Birnen, Schätze der Streuobstwiesen“ dokumentiert. „Die Menschen haben uns ihre Früchte gezeigt und waren neugierig, was sie da eigentlich seit Jahren ernten.“ Während der zwei Projektjahre wurden den Forscherinnen 2.100 Birnen- und Apfelsortenproben zur Bestimmung vorbeigebracht. Sie entdeckten Früchte, an deren Existenz schon lange niemand mehr glaubte. „Sogar einige bisher völlig unbekannte Sorten waren dabei!“

Die Pomologinnen Gerlinde Hand lechner und Martina Schmidthaler haben in einer zweijährigen Studie 248 unterschiedliche Apfel- und Bir nensorten im Mostviertel verzeichnet. Der Biologe Mathias Weis keltert mit dem „Pyrus“ einen Edelmost

Vieles von ihrem pomologischen Wissen haben die beiden Frauen von einigen kundigen älteren Herren im Mostviertel gelernt, die sich selbst „Obstkundler“ nennen. Ihr ganzes Leben lang beschäf tigen sie sich mit jenen Bäumen, denen die Region ihren Namen verdankt. „Oiso, Mendscha, setzt’s euch her, heuer schaut sowieso alles ganz anders aus“, so hätten laut Gerlinde Handlechner die Obstkundler die gemeinsamen Bestimmungstage

früher oft eingeleitet. Dann erklärten sie, dass neben Sorte und Standort auch das Wetter die Früchte beeinflusst. Beide Pomologinnen haben in Projekten und Publikationen zum Thema wissenschaft lich gearbeitet.

Rote und Grüne Pichelbirne, Landlkugel, Gelbmostler, Dorschbirne, Betzelsbirne, Blutbirne, Grüne Winawitz und Tollbirne: Die Sortenvielfalt der Mostbirnen im Mostviertel ist weltweit einzigartig. Mostbirnen werden verarbeitet und sind nur selten zum direkten Genuss geeig net. Die eine Mostbirnensorte gibt den perfekten Most, mit einem ausgeprägten Zucker-Säure-Gerbsto verhältnis, manche wird zu würzigem Essig weiterverarbeitet, eine andere eignet sich zum Dörren, weil sie, wenn sie kernweich ist, die reine Süße gibt, und aus der anderen wird Schnaps gebrannt, weil sie das vorzügliche Aroma im Produkt wiedergibt.

„Früher sind oft Hunderte Obstbäume um einen einzigen Hof gewachsen“, erzählt die Pomologin. Bäume stehen dem

Straßenbau, der Flurbereinigung und den Hofzusammenlegungen oft im Weg und werden allzu leichtfertig gefällt. „Genau wie die Bäume sterben auch allmählich die Menschen, die den Wert alter Sorten noch kennen.“

Handlechner und Schmidthaler wollen im Rahmen eines Projekts vom Touris musverband Moststraße möglichst viele Mostbirnbäume bewahren und vermehren.

„Wir ketten uns nicht an die Bäume, sondern retten sie, indem wir ihnen einen Namen geben.“ Für Gerlinde Handlechner hängt die Erhaltung der Mostbirnen an ihrer Nutzung. Wenn alte Sorten genutzt und ihre Qualitäten erkannt und geschätzt werden, bleiben auch die Bäume stehen. An der Nutzung arbeitet Mathias Weis derzeit fieberhaft. Als Biologe verbindet er altes Wissen um die Natur mit neuester Forschung und moderner Kellertechnik und kreiert so ein exklusives Genussprodukt. „Ich sehe so viele Birnbäume, die nicht mehr geerntet werden. Dabei steckt in diesen Früchten ungeahntes Potenzial!“

Im Wissenschaftler wuchs der Wunsch, einen hochqualitativen Birnenmost zu keltern. Dazu hat er in den letzten Jahren zahlreiche Produzenten besucht, um ihnen alle Geheimnisse über die ursprüngliche Mostherstellung zu entlocken. „Welche Sorte bringt viel Säure, damit der Most stabil bleibt? Welche Frucht enthält genügend Gerbsto e, damit er ohne Zusatzsto e und Filtrierung klar wird?“

Einige Tonnen Birnen und viele Gärver suche im eigenen Keller später liegt nun der erste Jahrgang vor – in getoasteten Barriquefässern aus Mostviertler Eiche.

„Pyrus“ – nach der botanischen Gattungs bezeichnung für die Birne – nennt Weis seinen edlen Tropfen. Heuer geht er zum ersten Mal in den Verkauf. Ursprünglich und kräftig im Geschmack soll die „Bir nenwein Reserve“ sein – und natürlich so kostbar wie eine gute Flasche Wein.

Aber Mathias Weis hat noch nicht genug. Momentan forscht er nach der idealen Gärhefe. „Unsere Mostbauern verwenden Hefe aus dem Weinbau, weil Apfel- und Birnenweine nur ein ganz kleiner Markt ohne eigene Hefe sind.“ Bei seinem neuen mikrobiologischen Projekt sucht er in unberührten Kellern nach dem perfekten autochthonen Mostviertler Hefestamm. „Ich habe Ergebnisse aus unseren eigenen Birnen!“ Weis meint, dass sich Sorten am besten erhalten lassen, wenn man sie nutzt. Sein nächstes Ziel: „In einem französischen Restaurant sitzen und ein Achterl Pyrus als Speisebegleiter bestellen.“ Für ihn fängt die Erfolgsgeschichte des Birnenmostes gerade erst an.

Birnen im Buch

Im neu erschienenen Buch beschreiben die Autorinnen Gerlinde Handlechner und Martina Schmidthaler 248 Sortenporträts von Äpfeln und Birnen der Streuobstwiesen des Mostviertels. Preis: 29,90 € (zzgl. Versand). Bestellungen über

gockl.at und shop.mostbarone.at

mostviertel · 1514 · mostviertel
weinfranz.at (2), Moststrasse / Gerald Prüller
Biologe Mathias Weis kostet und forscht für das Projekt „Innovation Most“
jede
sie Most
Pomologin Gerlinde Handlechner schützt mit ihrer Forschung alte Obstbäume
Nicht
Mostbirne ist zum Essen geeignet – dafür gibt

Beim Viertelfestival begleiten Musiker aus Blaskapellen die von Matthias Lackenberger und Andreas Pranzl aufgezeichneten Geräusche der Mosternte

Der Klang von Mostbirne und Eisenhammer

Geräusche. Ständig sind wir von ihnen umgeben. Nur nehmen wir sie oft nicht wahr. Einen Mostbauer bei der Ernte zum Beispiel. Die Birne, die er vom Boden klaubt, während das Laub darunter raschelt. Der Laut, mit dem die Birne in die Obststeige fällt. Das Auswaschen der Metallfässer, das Auspressen des Obstes.

Beim „Viertelfestival NÖ“ 2020 im Mostviertel verbinden die Musiker Matthias Lackenberger und Andreas Pranzl die Geräusche der Region mit Blasmusik und elektronischen Klängen

Matthias Lackenberger ist auf der Suche nach solchen Geräuschen. Mehr noch, er zeichnet sie auf. Gemeinsam mit seinem Musikerkollegen Andreas Pranzl hat er etwas vor: ein Musikprojekt der besonderen Art. „Matthias baut aus diesen Geräuschen am Computer Loops. Das sind sich wiederholende musikalische Sequenzen. Ich höre mir diese später an und komponiere Lieder dazu“, sagt Pranzl. Seine Kompositionen werden von einer Blasmusikkapelle einstudiert und deren Musik mit Lackenbergers Loops hinterlegt. Diese Verbindung von Tradition und Moderne ist Pranzl wichtig. Schon als Kind hat der gebürtige Losensteiner in einer Musikkapelle gespielt. „Kultur schöpft sich aus Tradition, daraus erwächst die Inspiration.“ Aber man dürfe im Alten nicht stecken bleiben. Deshalb sucht er die Unterstützung durch elektronische Musik: „Wir wollen Traditionelles und Zeitgemä ßes verbinden.“

Die beiden Musiker haben zwei Projekte im Rahmen des „Viertelfestivals NÖ“ geplant, das vom 9. Mai bis 9. August 2020 im gesamten Mostviertel stattfindet.

Das Viertelfestival wird von der Kultur vernetzung Niederösterreich veranstaltet und regt Künstlerinnen und Künstler aus der Region dazu an, unterschiedliche Kulturprojekte zu verwirklichen. Die Ver anstaltungen finden nicht alle am selben Ort, sondern verteilt auf viele Gemeinden statt.

Bei Pranzls und Lackenbergers erstem Projekt, „Pyrus“, steht der Most im Mittelpunkt. Es ist eine Kooperation mit der Moststraße. Das passt zum heurigen Viertelfestival-Thema „Bodenkontakt“ – der Most ist in der Region schließlich tief verwurzelt. „Nicht umsonst ist der Most der Namensgeber des Viertels“, sagt Lackenberger. Deshalb bilden bei diesem Projekt Geräusche der Mosternte die Basis für seine Loops. Am 24. Mai soll in Ardag ger ein Konzert stattfinden, bei dem die Loops zusammen mit den besten Musikern aus vier hiesigen Blasmusikkapellen aufgeführt werden.

Beim zweiten Projekt, „Eisen und Weisen“, arbeiten Pranzl und Lackenberger mit der Blasmusik Hollenstein und zwei musikali schen Schmieden zusammen.

Dieses Projekt wird von der Eisenstraße NÖ unterstützt. Lackenberger sammelt dazu Geräusche aus der Eisenproduktionund Verarbeitung, etwa die Schläge der Hämmer an der Eisenstraße oder knistern des Feuer, und mixt daraus wieder Loops. Die beiden Schmiede sollen am 11. Juni mit der Blasmusik auftreten und sie klangtechnisch unterstützen, also etwa im Takt mitschmieden. Der Ort des Konzerts ist die alte Schmiede in Hollenstein/Ybbs.

Für die Lieder, die Pranzl komponieren möchte, spielen alte Weisen eine Rolle.

„Früher war die Region stärker vom Eisen handwerk geprägt. Die Weisen erzählen alte Geschichten davon“, sagt er. Diese Geschichten will Pranzl neu vertonen.

Für Lackenberger ist die Blasmusik ein „Fremdland“. Doch genau das sei das Spannende am Viertelfestival, meint der St. Pöltner: „Man muss einfach o en sein, für Anderes, für Neues.“ Viele Blasmusiker hatten bisher wenig Kontakt mit elektroni scher Musik, er selbst hörte früher kaum Blasmusik. „Das Viertelfestival ist von und für die Menschen aus der Region. Dabei setzt man sich miteinander auseinander und lernt sich kennen“, sagt er. Scheinbar Gegenteiliges verbinden – das ist auch ein wichtiger Aspekt dieser Musikprojekte. Alle Infos und Termine unter www.viertelfestival-noe.at

Viertelfestival

Das Viertelfestival NÖ ist ein regionales Kunst- und Kulturfestival, das jährlich abwechselnd in einem der vier Landesviertel Niederösterreichs stattfindet.

Im Zeitraum vom 9. Mai bis 9. August werden im ganzen Mostviertel Kunst- und Kulturprojekte verwirklicht, die sich mit dem Motto BODENKONTAKT sowie den Besonderheiten der Region befassen und sich durch Originalität und Experimentier freude auszeichnen.

Das Viertelfestival Niederösterreich ist kein Festival im herkömmlichen Sinn. Kulturinitiativen, KünstlerInnen, Gemeinden, Schulen, aber auch Privatpersonen oder Vereine können Projekte einreichen. Eine Fachjury wählt aus allen Einreichun gen jene Projekte aus, die zur Umsetzung eingeladen werden.

Das Viertelfestival NÖ stellt den organisatorischen und werbetechnischen Rahmen sowie einen finanziellen Beitrag für die Durchführung zur Verfügung.

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Wo die Sonne im Park lacht

Der Sonnenpark bereitet das ganze Jahr über Freude – ob im Frühling mit voller Blütenpracht oder im Herbst, wenn der gesamte Park rot leuchtet. Selbst im Winter, wenn er durchsichtig wird, ist der Park ein Naturerlebnis“, sagt Markus Weidmann-Krieger. Noch ist es nicht lang her, dass dieser Park im Süden von St. Pöl ten unweit der Traisen Ackerland und eine verwilderte Industriebrache war. Heute zeigt er als selbst verwalteter Park das Engagement einer Gemeinschaft, die ihn beständig pflegt und weiterentwickelt.

Einer der größten selbst verwalteten Parks Europas liegt in St. Pölten. Wie er entstanden ist und betreut wird, lesen Sie hier. Wie es sich anfühlt, erleben Sie bei einem Besuch

Die wechselhafte Geschichte der Gegend erschließt sich nur mehr bei genauerem Hinsehen. Ein Werksbach zeugt vom einstigen Gutshof „Schwaighof Mühle“. Später sollten auf dem Areal Betriebe zur Herstellung unterschiedlicher Werkzeuge und eine Papiermanufaktur Platz finden. Aus dieser Zeit stammen alle noch erhal tenen Gebäude. In den 1980er-Jahren ging das Areal in den Besitz der Stadt über. Sie nutzte die Gebäude während des Jugoslawienkriegs als Flüchtlingsunterkunft.

1999 wurde eines der Häuser dem Kunst- und Kulturverein LAMES zur Verfügung gestellt. So begann der Park nach und nach seine heutige Form anzunehmen. Natürlich nicht von selbst: Allein im letzten Jahr flossen über 7.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit ein. Den vielen ehrenamtlichen Helfern ist es zu verdanken, dass der Sonnenpark allmäh lich zum grünen Herzen St. Pöltens wird. Die Menschen hier mögen ihn mittlerweile so gern, dass ein geplanter Verkauf des Geländes ad acta gelegt wurde.

Markus Weidmann-Krieger ist Grün dungsmitglied der Vereine LAMES und „SONNENPARK – Park der Vielfalt“.

In seiner Person sind ein Projektkoordinator, ein Historiker, ein Parkgestalter und ein Künstler vereinigt. „Park der Vielfalt“ erklärt er so: „Wir verfolgen vier Schwerpunkte: Begegnung und Erholung, Bildung und Forschung, Kultur und Partizipation sowie urbane Land- und Forstwirtschaft.“ Das klingt ambitioniert. Zu den Aktivitäten und Einrichtungen im Park zählen Feste, Workshops und Symposien, Themen- und Gemeinschaftsgärten sowie das Klima forschungslabor, in dem ab 2020 Schulklassen zum Thema Energie und Klima arbeiten können.

Spürbar wird diese Vielfalt natürlich erst bei einem Streifzug durch den Park, der sich als stimmige Gesamtkonzeption zeigt. Dafür verantwortlich sind die Organisato ren des Parks, zu denen sich Interessierte zugesellen können und sollen. „Es ist nicht so, dass wir über jede Kleinigkeit abstimmen“, sagt Weidmann-Krieger. „Aber wir versuchen, wesentliche Entscheidungen so zu tre en, dass ein möglichst gemeinschaftliches Bild gezeichnet wird. Es ist ein Balanceakt: Niemand soll übergangen

werden, wir wollen aber auch, dass der Park sich gut weiterentwickelt.“

Das Ergebnis sucht europaweit seines gleichen: „Selbst verwaltete Parks dieser Größe haben absoluten Seltenheitswert“, ist Weidmann-Krieger stolz. „St. Pölten hat gezeigt, wie eine erfolgreiche Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in die Gestal tung ihres Lebensraums aussehen kann.“

Der Park kann die Rolle eines wichtigen Leuchtturmprojekts und einer prominenten Spielstätte für Nachhaltigkeit, Kultur und Gemeinschaft einnehmen.

„Neben diesen Aspekten ist uns aber besonders wichtig, dass der Sonnenpark auch künftig als Natur- und Erholungs raum erlebbar ist.“ Was das genau heißt, sollte man selbst erkunden. Einfach mit der Bahn nach St. Pölten fahren und den Park besuchen: „Er ist so vielfältig, dass jede und jeder darin etwas für sich finden kann.“

Infos und Veranstaltungstermine auf www.sonnenpark-stp.at

St. Pölten erforschen

Entdeckungsreisen mit einem neuen Folder: „Natur entdecken in St. Pölten“. Er stellt neben dem Sonnenpark weitere Grünraumoasen sowie Tiere und regional vorkommende Pflanzen in Bild und Text vor.

Kostenlos erhältlich bei St. Pölten Tourismus, tourismus@st-poelten.gv.at

Weitere Infos unter www.stpoeltentourismus.at

mostviertel · 1918 · mostviertel
Werner Sturmberger
weinfranz.at, fotodiaz.com
Beim Sommerfest freut man sich über abwechslungsreiches Programm aus Lesungen, Musik und Tanz – und über viel Natur Der gute Geist im grünen Herzen St. Pöltens ist Markus Weidmann-Krieger

Die Kraft des Mostviertels

Wildnisgebiet Dürrenstein

Das Wildnisgebiet in den Ybbstaler Alpen bewahrt den größten Urwaldrest Mitteleuropas. Die einzigartige Fauna und Flora kann bei Führungen von Mai bis Oktober besichtigt werden. www.wildnisgebiet.at

Eulenweg

Der 3,4 km lange Eulenerlebnisweg für die ganze Familie am Rande des Wildnisgebiets (Steinbachtal, Göstling an der Ybbs) behandelt die fünf im Wildnisgebiet vorkommenden Eulen arten. www.wildnisgebiet.at

Hochmoor Leckermoos

Nahe dem Wildnisgebiet liegt das Hochmoor Leckermoos. Von Mai bis Oktober führt Familie Zettel Gäste in das naturbelassene Hochmoor nahe Göstling an der Ybbs. www.bauernhof-ablass.at

Luchs Trail

Der Weitwanderweg führt in elf

Etappen vom Nationalpark Kalkalpen bis zum Lunzer See und verläuft direkt durch das Wildnisgebiet Dürrenstein. www.luchstrail.at

Früchte des Fleißes

Die Urform des Mostviertels: der Urwald im Wildnisgebiet Dürrenstein. Hier ist der Ort für die wilden Lebewesen. Uns aber laden die sanften Landschaften der Region zu anderem Vergnügen: Auf dem Fahrrad muss man zwar kräftig in die Pedale treten, geht es doch hügelauf, hügelab. Doch dafür wird man für die Anstrengung mit beeindrucken den Aussichten belohnt.

Unterwegs kommt man an grünen Wiesen und den charakteristischen Birnbäumen vorbei. Und an Vierkanthöfen, die wie eindrucksvolle „Hauszeichen“ durch das Mostviertel führen. Doch nur, wer es weit nach oben gescha t hat, bekommt die ganze Pracht des Mostviertels präsentiert: Hier fällt auf, dass die Birnbäume meist in Reih und Glied gepflanzt wurden. Trotz dieser praktischen Anlage erscheint das Mostviertel mit seinen sanften Hügeln wie ein verwunschenes Fleckchen Erde. Radfahren geht im Mostviertel natürlich nicht nur bergauf: Der Ybbstalradweg beispielsweise verläuft entlang des gleich namigen Flusses. Wer es wilder mag und keine Gefahr scheut, kommt im Bikepark am Königsberg in Hollenstein auf seine Kosten.

Dort gibt es zwei verschiedene Strecken für alle, die bergab auf Übungsparcours oder über Sprungelemente Gas geben möchten. Wer sich jedoch lieber auf seine Füße verlässt, findet im Mostviertel viele Wan derrouten vor: über kleine Hügel bis hinauf auf große Berge. Von dort aus belohnt einen wieder dieser einmalige Blick über Streuobstwiesen und Wälder. Satt gesehen, kann man Naturerlebnisse auch noch abenteuerlicher gestalten.

Im ganzen Mostviertel gibt es mittlerweile Bogenparcours: Mit Pfeil und Bogen auf der Pirsch durch den Wald – auch wenn die künstlichen Tiere nicht weglaufen, weil sie als Zielscheiben dienen. Diesen Fleiß tu’ ich mir gern an. Denn immer erwartet mich Entspannung fürs Gemüt und fürs Auge.

mostviertel · 21weinfranz.at
Daniela Rittmannsberger über die wilden Wunder ihrer Heimat

Weder Tiger noch Löwen

„Die wichtigste Funktion unserer täglichen Arbeit ist Aufklärung. Nur wer die ökologischen Zusammenhänge versteht, weiß, wie er handeln muss.“ Nina Schönemann

Oft werde ich gefragt, ob die Arbeit in einem Wildnisgebiet nicht dem Kampf gegen Windmühlen gleiche – und ob es nicht eventuell sogar notwendig wäre, dass der Mensch ausstirbt. Darauf eine Antwort zu geben ist schwer“, sagt Nina Schönemann, Assistentin der Geschäfts führung im Wildnisgebiet Dürrenstein. Ihr Interesse am Naturschutz und in weiterer Folge am Wildnisgebiet wurde während ihres Studiums „Wildtierökologie und Wildtiermanagement“ an der Universität für Bodenkultur in Wien geweckt.

Nun arbeitet sie im Team des Wildnisge biets Dürrenstein, in einem 3.500 Hektar umfassenden Landstrich rund um einen 400 Hektar großen Urwald. Sie kümmert sich um die Forschungskoordination und die interne Abstimmung im Team. Genauso wichtig aber ist ihr die Arbeit draußen in der Mostviertler Wildnis, die für sie auch Freiheit und Selbstbestimmt heit bedeutet.

Und doch ein Stück Urwald im Mostviertel: das Wildnisgebiet Dürrenstein. Hier arbeitet Nina Schönemann und bringt Besuchern die Einzigartigkeit dieser Gegend nahe

geschieht. Die wichtigste Funktion unserer täglichen Arbeit ist Au lärung. Nur wer die ökologischen Zusammenhänge in einem Gebiet versteht, weiß, wie er han deln muss, um etwas zu verändern. Genau das versuchen wir im Rahmen unseres Besucherprogramms zu vermitteln.“

Im Wildnisgebiet Dürrenstein wird auf forstwirtschaftliche Eingri e jeglicher Art verzichtet, damit evolutionäre Prozesse ungehindert ablaufen können. Das Gebiet ist zu klein, um ausschließlicher Lebens raum für größere Säugetiere sein zu können, hat aber dennoch den höchsten Status eines IUCN-Naturschutzgebiets erreicht, die Kategorie 1. Im submontanen Fichten-Tannen-Buchenwald rund um den Dürrenstein (1.878 m) gedeihen zahlreiche Pflanzen, Pilze und Flechten, die man in unseren Breitengraden sonst nicht findet. Nina Schönemann versucht die Philoso phie hinter ihrer Tätigkeit mit einem Zitat von Martin Luther zu beschreiben: „Wüsst’ ich aber, dass morgen die Welt untergeht, ich würde heute noch einen Baum pflanzen.“

Menschen brauchen fürs Überleben die Natur. „Wichtig ist aber, dass die Nutzung mit Verantwortung und Bedacht

Rund 1.200 Besucher im Jahr führt das Wildnisgebiet-Team durch das von uralten Buchen geprägte UNESCO-Weltnaturerbe. Die Naturliebhaberin Schönemann bringt den Gästen gern selbst den Urwald näher.

„Ich liebe es, den Menschen ein Stück unserer wunderbaren Natur zu zeigen. Bei den Führungen wird auch ersichtlich, wie wichtig die Au lärungsarbeit ist: Etliche Menschen rechnen zunächst damit, im Wildnisgebiet auf Tiger oder Löwen zu tre en. Doch unsere heimische Wildnis ist auch ohne diese Raubtiere durchaus wild und aufregend.“

Wer sich selbst davon überzeugen will, findet zukünftig im „Haus der Wildnis“ in Lunz am See den richtigen Ausgangspunkt.

Die Anlaufstelle für Einheimische, Touristen und Forscher wird voraussichtlich im Herbst erö net und soll den einzigartigen Urwald virtuell erlebbar machen. Die Finanzierung der dafür nötigen rund fünf Millionen Euro erfolgt zur Hälfte durch Spenden und Sachleistungen.

Bei der Konzeption der Ausstellung im „Haus der Wildnis“ war auch Schönemann dabei. Die Arbeit im Wildnisgebiet bezeichnet sie selbst als großes Abenteuer. Was macht diese so besonders? „Das Gefühl der inneren Zufriedenheit, das ich tagtäglich verspüre – weil es die wertvollste Erfahrung ist, die ich je gemacht habe.“

www.wildnisgebiet.at www.haus-der-wildnis.at

Haus der Wildnis

Mit dem „Haus der Wildnis“ in Lunz am See entsteht eine Anlaufstelle für Naturinteressierte. Die Ausstellung soll den einzigartigen Urwald im Wildnisgebiet Dürrenstein virtuell erlebbar machen. Es gibt einen Seminarraum für Vernetzung und Austausch von fachspezifischem Wissen, dazu kommt fachkundige Beratung über eine Vielzahl von Exkur sionen. Eine Forschungswerkstatt bietet „Science Days“ oder „Science Weeks“ für Forschungsinteressierte. Die Erö nung des Weltnaturerbe-Zentrums ist für 2020 geplant. www.haus-der-wildnis.at

mostviertel · 2322 · mostviertel
Clemens Oelmann
weinfranz.at
„Der Umstieg ins Wildnisgebiet hat sich wie der Beginn eines großen Abenteuers angefühlt.“ Nina Schönemann, Ökologin

Mit Naturvermittlern in den Naturpark

Die bestens ausgebildeten Naturvermittler und Wanderführerinnen im Naturpark Ötscher-Tormäuer bringen eine der spektakulärsten Alpinlandschaften Ostösterreichs auf sehr persönliche Weise näher. So lassen sich exklusive Wanderungen im Naturpark Ötscher-Tormäuer mit einzigartigen Ein- und Ausblicken erleben: Mit Franz Höbarth die „Nacht auf der Alm“ genießen, mit Claudia Kubelka die Giftpflanzen erkunden oder sich von Heribert Pfe er über den harten, selbst erlebten Alltag der Holzknechte erzählen lassen.

Auch Kinder- und Schulgruppen sind bei den Umweltpädagoginnen bestens betreut.

Alle Informationen zu den Programmen der Naturvermittler: T: +43/2728/21 100 www.naturpark-oetscher.at

Die Naturvermittlerinnen und Naturvermittler teilen gern Wissen und Lokalgeschichten mit Gästen: Etwa Lili, die Jodlerin (vierte v. l.), die in der wilden Naturlandschaft da und dort die Stille wegjodelt

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Zuletzt sahen wir uns zu selten. Orlando, einer meiner besten Freunde, hatte Stress wie ich. Die Wiener Hektik … Was tun? „Fahren wir ins Mostviertel!“, texte ich Orlando. „Aber so was von“, schreibt er zurück. Gesagt, getan, wir fahren für vier Tage ins Pielachtal und in den Naturpark Ötscher-Tormäuer.

Der Autor und sein Freund gönnen sich einen Wochenendurlaub fern vom Stress der Metropole Wien. Und erleben eine Landschaft mit Men schen, die unbedingt eines nahelegt: Wiederkommen! Ein Urlaubstagebuch

Donnerstag: Mosttrinken und Feuerflecken Orlando und ich sind autofrei. Per Bahn geht es nach St. Pölten, hier steigen wir um. Ich lerne die Mariazellerbahn kennen: Kleine, feine Waggons und die Fahrkarten kauft man direkt bei der Scha nerin.

Praktisch! Keine Stunde dauert es, bis wir in Ober-Grafendorf sind.

Gleich neben dem Bahnhof ist das Betriebsgelände der Firma Styx, die vor allem Naturkosmetikprodukte herstellt. Bei der Führung lernen wir, dass Styx 700 Produkte erzeugt. Wir sind vom muskelbe lebenden Massageöl, begeistert. Im Shop kaufe ich das 100ml Fläschchen. Wir wollen bald wandern gehen, da können wir es brauchen. Zu Fuß gehen wir 15 Minuten bis zum Mostheurigen Moderbacher.

Ein Tag Naturerlebnis

Fahrt mit der Mariazellerbahn 1. Klasse inkl. Frühstück von St. Pölten nach Gösing; Begleitung durch einen Naturvermittler; Eintritt in den Naturpark ÖtscherTormäuer; Führung durch das Kraftwerk Stierwaschboden; kleine Jause mit Speck, Käse, frischem Brot – alles aus der Region; Rückfahrt im Panoramawagen 1. Klasse von Wienerbruck bis St. Pölten.

Preis pro Person: 78,– €, Kinder 6–15 J.: 44,70 €

Termine, Anmeldung und Buchung: T: +43/2742/360 990-10 00 www.mariazellerbahn.at/ 1-tag-naturerlebnis

Im Schatten von Obstbäumen setzen wir uns an einen Heurigentisch. Wirtin Christine und Mostbaron Josef kommen dazu. Auf ihre Empfehlung hin bestellen wir das „Hausgeheimnis“: Feuerflecken mit Füllung. Ich nehme die mit Fleisch, Fleischverweigerer Orlando nimmt die Käsevariante. Es schmeckt beiden.

Nach einem Abstecher zum nahen Ebers dorfer See geht’s zurück zum Bahnhof. Wir fahren nach Steinschal-Tradigist. Hier liegt das Wildkräuterhotel Steinschalerhof. Das Hotel ist keine 200 Meter vom Bahnhof weg – wir sind dankbar, unser Gepäck nicht weit schleppen zu müssen. Gastgeber Hans Weiss empfängt uns in

der Lederhose, seinem Markenzeichen. Wir trinken Most. Hans, ein ehemaliger Programmierer, gibt uns einen Crashkurs über Naturschutz, nachhaltige Landwirt schaft und die Wirkung von Wildkräutern. Wir könnten länger zuhören, müssen aber schlafen gehen – morgen ist nämlich Wandertag.

Freitag: Bei der Dirndlkönigin Frühstück im Steinschalerhof. Au allend die Dirndlprodukte: Dirndlbutter, Dirndl saft, Dirndljoghurt. Hans hat uns viel von dem Strauch mit der kleinen, roten Frucht erzählt. Die Dirndl ist die Frucht des Gelben Hartriegels, in der Schweiz

Bahnerlebnis mit Most, Dirndlkönigin und Nixhöhle

wird dieser Tierlibaum genannt. Über die Dirndl werden wir noch mehr hören, erst geht’s aber auf zur ersten Wanderung. „Das Pielachtal hat eine wunderschöne Landschaft, wie in einem Buch. Aber man muss das Buch lesen können“, sagte uns Hans. Deshalb tre en wir Gerhard Hack ner. Er ist Tourismusverband-Obmann und unser Wanderführer. Von Rabenstein aus geht es über die Burgruine Rabenstein auf den Geisbühel bis zur Spitzmauer und von dort zurück zum Steinschalerhof.

Orlando und ich sind froh, mit Gerhard eine Landschaftslesehilfe zu haben: Naturvermittler wie er können viel über die hiesige Kultur und Natur erzählen. In

der Burgruine Rabenstein steht etwa ein kleiner Dirndlstrauch, von denen es hier viele gibt. „Sie sind das Markenzeichen des Pielachtals“, erklärt Gerhard – man nennt es deshalb auch das „Dirndltal“.

Nach dem Mittagessen im Steinschaler hof fahren wir mit der Mariazellerbahn nach Kirchberg an der Pielach. Gemeinsam mit der amtierenden „Dirndlkönigin“ Sandra Schweiger besuchen wir das „Bahn im Bahnhof“-Museum direkt im Kirchberger Bahnhof. Über 240 Meter Modelleisenbahnschienen wurden hier verlegt, große Teile des Pielachtals sind im Maßstab 1:87 nachgebaut. Lustig, besuchte Orte in der Miniausführung wiederzufinden!

Zum Abschluss gibt es ein Eis im Eis-Café Bachinger. Dirndlkönigin Sandra ist mit, und daher erachten wir es als Ehrensache, das Dirndleis zu probieren: eine süße Ehre.

Samstag: Am Kaiserthron und in den Ötschergräben

Die gestrige Wanderung machte Lust auf mehr. Deshalb fahren wir mit der Maria zellerbahn nach Wienerbruck in den Naturpark Ötscher-Tormäuer. Was au ällt: Man kann hier alles vom Bahnhof aus machen: Raus aus dem Zug und schon geht es los. Angenehm. Unweit vom Bahn hof liegt die Ötscher-Basis, der Startpunkt

mostviertel · 2726 · mostviertel
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170 Quadratkilometer
Fläche:
Der Naturpark Ötscher-Tormäuer ist der größte Naturpark in Niederösterreich

für Touren im gesamten Naturpark.

Von hier aus gehen wir eine Stunde mit Naturvermittler Heribert, der uns zum Kaiserthron führt und viel über den Naturpark erzählt. Der hölzerne Thron hier oben ist ein gutes Fotomotiv. Heribert, ein ehemaliger Berufsjäger, erzählt uns von weiteren Routen und empfiehlt uns besonders die Hinteren Tormäuer fürs Weiterwandern. Dann verabschiedet er sich herzlich von uns.

Zu zweit marschieren wir durch die Ötschergräben. Das Ziel ist das Schutzhaus Vorderötscher. Auf dem Weg passieren wir die Jausenstation „Ötscherhias“ (gutes Schmalzbrot!) sowie den Lassing-, den Mira- und den Schleierfall. Fast sechsein halb Stunden sind wir unterwegs. „Hier könnte man einen Westernfilm drehen“, sagt Orlando. Unter uns fließt der Ötscherbach, wir gehen an weiß-grauen Felswänden entlang. Zweimal steigen wir zum Wasser hinunter, Orlando will im bergkalten Nass baden. Ich scheue es, folge ihm dann aber doch. Erfrischend.

Am Vorderötscher lässt sichs auch gut Schlafen und am nächsten Tag auf den Ötscher oder die Gemeindealpe weiterwandern. Wir entscheiden uns für den Rückweg nach Erlau lause auf der Forststraße. Zurück auf der Ötscher-Basis tre en wir Veronika Nutz und ich belohne mich mit einem Mostbratl. Es wurde bei der ORF-Show „9 Plätze –

9 Schätze: So gut isst Österreich“ zum beliebtesten Gericht Österreichs gewählt. Als Oberösterreicher bin ich neidisch, verstehe die Wahl aber.

Mit Veronika gehen wir zum Bahnhof, der letzte Zug um 19.29 Uhr bringt uns zurück nach Steinschal-Tradigist. Veronika gehört das Bahnhofsgebäude in Wienerbruck, sie vermietet hier zwei originelle Urlaubsapartments. Sie sind oft ausgebucht, bei Interesse ist Eile geboten! Was sie den Gästen bei Schlechtwetter empfiehlt? In dem Fall sei die Nixhöhle in Frankenfels eine gute Option. Ideal, ein Programmpunkt für morgen! Für heute sind wir k. o. und freuen uns auf die Bahnfahrt zum Hotel, wo wir den Tag mit einem Erzbräu aus der Region ausklingen lassen.

Sonntag: In der Nixhöhle „Brauch ich für die Nixhöhle eine lange Hose?“, fragt Orlando. „Lächerlich“, denk ich und sag: „Die kurze Hose reicht sicher.“ Fehlentscheidung, sechs Grad hat es in der Tropfsteinhöhle. Aua, aber wir überleben es. Anders die 3,5 Meter langen Höhlenbären, von denen uns der Guide erzählt. Von ihnen sind nur große Knochen übrig, die wir bestaunen. Was ich für die Zukunft mitnehme: Warmes Gewand in Höhlen ist doch klug. Und vor Höhlen bären muss ich mich nicht fürchten, die haben unsere Vorfahren alle erlegt.

Nach dem Mittagessen im Voralpenhof in Frankenfels geht’s ein letztes Mal zum Steinschalerhof. Zum Abschluss führt uns Hans durch seinen Naturgarten. „Zeig mir deinen Garten, und ich sag dir, was für ein Mensch du bist“, sagt er. Sein Garten wächst ungestüm und abwechslungsreich, nicht immer ist alles klar sortiert, doch er ist ein funktionierendes Ökosystem. Rund tausend verschiedene Pflanzen wachsen hier, darunter Wildkräuter, Paradeiser und allerlei Blüten. Schön.

Davon verabschieden wir uns ungern, doch Wien will uns zurück, wir müssen zur Mariazellerbahn; ein Umstieg nach vier Tagen voller ruhiger Wanderungen zwischen Dirndlsträuchern und netter Bahnfahrten. Aber hey, das Pielachtal ist nur eine Stunde weg. Wir können das ja wiedermachen.

Pielachtaler Dirndlkirtag

Am 26./27. 9. 2020 feiert das ganze Tal die Ernte der Dirndl. Köstlichkeiten rund um die rote Frucht werden von den etwa sechzig Ausstellern in Rabenstein an der Pielach angeboten. www.pielachtal.info

Schmalspurfestival 2020

Interessante Details zur Geschichte der Mariazellerbahn am 13./14. 6. Entlang der Schmalspurbahn warten in sechs Bahnhöfen Attraktionen für Jung und Alt. www.mariazellerbahn.at

mostviertel · 2928 · mostviertel
Im 110 Jahre alten Bahnhofsgebäude Wienerbruck-Josefsberg vermietet Veronika Nutz zwei liebevoll gestaltete Apartments
weinfranz.at, Növog/Knipserl
Bequeme „Himmelstreppe“. Die älteste elektrische Schmalspurgebirgsbahn der Welt überwindet auf ihrem Weg von St. Pölten nach Mariazell über 600 Höhenmeter Orlando und Tobias frösteln bei 6 Grad in der Nixhöhle

„Schau rein und huck di zuwa“, so lautet das Motto bei den Heurigen im Traisental. In der Ahrenberger Kellergasse, einer der längsten Kellergassen des Landes, ist sogar ganzjährig „ausg’steckt“. So lernt man bei einer wohlver dienten Radlerjause Land und Leute kennen. www.traisental.at/huck-di-zuwa

„Sex on the Beach“ in Moti’s Strandbar Salettl

Der 111 km lange Radweg führt von Traismauer über St. Pölten, Lilienfeld und St. Aegyd am Neuwalde bis nach Mariazell www.traisentalradweg.at

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Nichts ist entspannender, als im klaren Fluss wasser nach dem ideal-flachen „Plattelstein“ zu suchen und dann den perfekten Winkel und Drall zu finden, um ihn übers Wasser hopsen zu lassen. Zwischen Herzogenburg und Traismauer warten einige Steinwehre, die sich dazu perfekt eignen.

Das Rasthaus Fritz bei St. Aegyd ist ein Geheim tipp. Familie Fritz kümmert sich liebevoll um müde und hungrige Radler. Franz kennt jede Kurve des Radwegs und Erna serviert gesund heitsbewussten Gästen Radler-Salat, genuss bewusste hausgemachte Pizza und selbst gemachtes Eis.

Abzweigen zum Tunnelradeln

Traisental-Radweg: 10 Dinge, die man nicht verpassen darf

Auge schauen

weinfranz.at, Max Pixel

Unweit von St. Pölten sind Ratzersdorfer See und die Viehofner Seen Alternativen zum Frei bad. Mit Freunden beim Konzert abtanzen, tags darauf mit Caipirinha oder dem Lieblingsbuch im Liegestuhl entspannen und übermorgen die Liebste im Holzkahn in den Sonnenuntergang rudern. Einen kulinarisch überzeugenden Pick nickkorb gibt es wie ein Boot bei der Seedose. www.seedose.at/boot-und-picknick

Lustig, besonders für Kinder, ist ein Abstecher auf den Türnitzer Radweg. Der Radweg führt ohne Autoverkehr von Freiland nach Türnitz entlang der alten Bahntrasse durch drei Tun nel. Der längste, der Dickenauer Tunnel, ist 155 Meter lang. Zur Belohnung für die müden Kinderwadeln wartet am Ende der Radelstrecke dann die Allwetterrodelbahn Eibl-Jet. www.tuernitz.at

In Kernhof sieht man Weiß. Im Weißen Zoo hat man die Chance, den weißen Tigern und Schneeleoparden so nahezukommen wie sonst nirgends. Neben den Star-Katzen lernt man hier auch Jaguarundi, Nebelparder und Ser vale kennen. Wem das zu viel Cat-Content ist, der besucht das seit elf Jahren stattfindende Kameltheater. www.kameltheater.at

Seit über dreißig Jahren schupft Brigitte Reininger, die „Wuchtlwirtin“ in der Wals tern, das nach ihr benannte Ausflugslokal. Die Wuchtln bäckt allerdings ihre Mutter, die „Oma“, und am besten schmecken sie ofen warm in der Gaststube des alten Holzhauses. Unbedingt die kaiserliche Variante bestellen: mit Schokolade und Eierlikör. www.wuchtlwirtin.at

Wem die 21 Grad Wasserhöchsttemperatur keine kalten Schauder über den Rücken jagen, dem sei ein Bad in dem kristallklaren Berg see wärmstens empfohlen. Alle anderen hän gen vorsichtig zuerst eine und dann alle Zehen ins kühle Nass oder fahren Tretboot. Hinterher empfiehlt sich eine Fahrt zum Hauptplatz von Mariazell, wo es sich entspannt flanieren und Eis oder Kuchen essen lässt.

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Radlerpause in der
Kellergasse
See
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Dem Tiger ins blaue
Platteln bei den Steinwehren Am Hubertussee die Kaiserwuchtl bestellen Chillen am
Pizza und Eis bei Erna Seele und Füße baumeln lassen am Erlaufsee
Karin Wasner
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Der gleichnamige Cocktail schmeckt besonders herrlich, wenn man das Glück hat, einen Platz an der lauschigen Ufersteinterrasse zu ergat tern. Von hier hat man die beste Sicht auf die „Kurz-Bruck’n“, von der Kinder und Jugendliche mutig und unermüdlich in die Traisen springen. www.salettl-lilienfeld.at 6 7
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Wer die Lilienfelder Stiftskirche betritt, kann ganz schön ins Staunen kommen. Denn seine hohen, pechschwarzen Säulen, leuchtend gol den verziert, machen den Hochaltar von 1746 zu einem imposanten Hingucker. Das tief schwarze Kalkgestein wurde im 18. Jahrhun dert in der Schildbachrotte bei Türnitz abge baut. Schwarz sehen und staunen. www.lilienfeld.at/Zisterzienserstift_Lilienfeld
Den schwarzen Altar bewundern

Pilgern – von den Toren Wiens nach Mariazell

Pilgern oder, wie ich es gern nenne, „Meditieren mit den Füßen“ ist en vogue. Die Motive könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die einen Fettpöls terchen verbrennen wollen, sind die anderen auf Sinnsuche, nehmen sich eine längst überfällige Auszeit vom alltäglichen Hamsterrad, bevor das Burn-out sie heim sucht, oder – und das ist nach meinen Pilgererfahrungen ein eher seltenes Motiv – machen sich auf, um ihren religiösen Durst zu stillen.

Der Autor Ernst Merkinger, ein gebürtiger Mostviertler, lebt in Wien und pilgert, also „meditiert mit den Füßen“, wie er es nennt. Hier teilt er einige seiner Erfahrungen von verschiedenen Pilgerreisen

Allein im Jahr 2019 sind 380.000 Pilger die weltbekannten spanischen Jakobswegrouten (Camino Frances, Camino Ingles, Camino Norte) gegangen. Das entspricht in Summe einem Zuwachs von rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wer ruhigere Wege sucht und in Zeiten der Klimakrise nicht in den Flieger steigen möchte, der ist am Wiener Wallfahrerweg 06 von Perchtolsdorf bzw. Wien-Rodaun nach Mariazell wirklich besser aufgeho ben.

Vor den Toren Wiens in Perchtoldsdorf befindet sich der Ausgangspunkt des Wiener Wallfahrerwegs. Er führt nach Mayerling, Kaumberg, Rohr, St. Aegyd/Neuwalde bis zum 115 Kilometer entfernten Mariazell. Wer die Gemütlichkeit in Person ist, kann statt in fünf in sechs Tagestouren durch üppige Mischwälder und Wiesenfel der, vorbei an historischen Orten den gut markierten Weg entlangpilgern. Das Stift

Heiligenkreuz, der Unterberg (mit 1.342 Metern Seehöhe der höchste Punkt der Wanderung), der Hubertussee oder die Basilika in Mariazell sind Orte, an denen es sich besonders gut innehalten lässt, um der Seele wieder die nötige Aufmerksam keit zu schenken und zu hören, wohin der innere Weg in Zukunft führen soll. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die

Für Tagesetappen, an denen die Einkehr möglichkeiten nicht so zahlreich sind, wird die Mitnahme von „Bschoard“-Packerln empfohlen, die man morgens beim Gastgeber erwerben kann.

Seelenpausen haben wir in der sich immer schneller anfühlenden Zeit, ausgelöst durch die Dichte an Terminen, WhatsApp-Nachrichten und News, alle nötig. Deshalb empfehle ich, das Handy während der Pilgerreise ausgeschaltet zu lassen. Den Wetterbericht kann man auch am Vortag beim „Hospitalero“ – so werden am spanischen Pilgerweg Per sonen genannt, die eine Pilgerherberge betreuen – erfragen.

Der Seele eine Pause gönnen am Wiener Wallfahrerweg nach Mariazell

täglichen Etappen keine Spazierwegerl sind. Pro Tag ist ein Pensum von 25 bis 30 Kilometern zu bewältigen, insofern ist eine entsprechende Ausdauer erforderlich. Sofern Bequemlichkeit gewünscht wird, kann ein Gepäcktransport in Anspruch genommen werden. Dank der zahlreichen Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten empfiehlt es sich, Gusto mitzubringen.

Vom gemütlichen Mostheurigen über den kleinen Familienbetrieb bis hin zum komfortablen Hotel ist für alle Ansprüche was dabei, sodass die Askese kurz Pause macht und der Genuss zum Zug kommt.

Egal ob Zahnärztin, Segler oder Sozialarbeiter, ich habe sehr viele höchst unterschiedliche Menschen am Weg getro en. Sie alle haben inspirierende Spuren in meinem inneren Garten hinterlassen. Wegen dieser Beseelung kann es dazu kommen, dass das Pilgern keine einmalige Angelegenheit bleiben wird. Hat man ein mal einen Pilgerweg absolviert, wird der nächste gewiss bald folgen. Ich spreche nach mittlerweile über 4.000 Pilgerkilometern aus Erfahrung.

Pilgern mit App

Sollten Sie Ihr Handy doch dabeihaben wollen, ist die kostenlose App „Pilgern in Niederösterreich“ mit Informationen zu Routen und interessanten Punkten ein idealer Wegbegleiter. Nützliche Tools unterstützen bei der Wanderung. Neu ist die Audio-Pilgerbegleitung, die – wenn gewünscht – auf dem Weg nach Mariazell begleitet. www.viasacra.at

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weinfranz.at, schwarz-koenig.at
„Egal ob Zahnärztin, Segler oder Sozialarbeiter, alle haben inspirierende Spuren in meinem inneren Garten hinterlassen.“
Ernst Merkinger

Die Verlockung der Gugelhupfe

Als Lastwagenfahrer hat Michael Lange schon viele Tonnen Güter, als Bus-Chau eur unzählige Fahrgäste über Europas Straßen transportiert. Die liebsten Passagiere sind ihm jedoch Radfahrende.

Michael Lange lenkt nicht nur den Radtramper zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See, er weiß auch Antworten auf wichtige Fragen wie die, wo es am Ybbstalradweg gute Mehlspeisen gibt

„Bei anderen Fahrgästen kommt es schon einmal vor, dass jemand ausfällig wird. Radfahrer aber sind immer relaxed, immer freundlich.“ Selbst dann, wenn der Busfahrer aus Dresden, der seit zwölf Jah ren in Göstling daheim ist, sie ausnahmsweise an der Haltestelle stehen lassen muss. Schließlich ist der Ybbstalradweg zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See bei schönem Wetter ein begehrtes Ziel für alle, die mit dem Fahrrad unter wegs sind. An diesen Tagen bleibt auch auf dem Radtramper, den Michael Lange mit der Erfahrung Dutzender Berufsjahre wie auf Schienen parallel zum Radweg durch das Ybbstal steuert, kaum eine Halterung frei. „Aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand gestresst ist, weil ich ihn nicht mehr mitnehmen kann. Die meis ten fahren dann halt noch ein Stück weiter oder rufen sich ein Radtaxi.“

25 Fahrräder kann Michael Lange auf dem Anhänger des Busses verstauen. In der Anfangszeit des Radtrampers waren es zwar zehn mehr, dafür war das Beladen schwieriger: „Man musste die Räder abwechselnd an Vorder- und Hinterrad au ängen.“ Das ging nur, weil früher deutlich weniger Radler mit E-Bikes unterwegs waren. „Zu Beginn waren es vielleicht fünf Prozent, jetzt sind es bestimmt siebzig Prozent.“ Mit bis zu

35 Kilo sind E-Bikes nicht nur viel schwerer als herkömmliche Räder, sondern lassen sich wegen der oft breiten Lenker auch nicht so platzsparend verstauen.

Weil der Radweg auf der Trasse der ehe maligen Schmalspurbahn verläuft, sind die 250 Meter Höhenunterschied nicht spürbar. Neben Pensionisten sind deshalb auch viele Familien hier unterwegs. „Ihnen allen gefällt, dass es immer am Fluss entlanggeht“, sagt Lange. So macht nicht nur das Radeln Spaß, es liegen auch zahlreiche Badeplätze am Weg. „Da hat es schon Radfahrer gegeben, die fast den letzten Bus verpasst haben, weil sie so lange auf einer der Kiesbänke gelegen sind.“

Fluss-Radeln

Die Mostviertler Drei-Tages-Radrunde: Die Ybbs rauf, die Erlauf runter, am Scheitelpunkt der Lunzer See • 2 Übernachtungen inkl. Frühstück bei RADfreundlichen Gastgebern • Karten- und Infomaterial

Preis pro Person im Doppelzimmer: ab 115 €, Buchbar Mai–Oktober

Wenn die Wadeln nicht mehr wollen, ist Michael Lange zur Stelle

Ohne elektrische Unterstützung kommen die treuesten Fahrgäste des Radtrampers aus, obwohl beide schon über siebzig Jahre alt sind: Ein Ehepaar aus Waidhofen lässt sich jedes zweite oder dritte Wochenende mit dem Radtramper bis Lunz bringen, um von dort aus die 55 Kilometer zurück nach Hause zu radeln.

Zu einem längeren Aufenthalt verlocken auch die Gasthäuser am Weg. „Nach einer guten Mehlspeise haben mich schon viele Radfahrer gefragt. Das muss wohl an der Kalorienverbrennung liegen“, meint Lange und lacht. Oder daran, dass die Berge hier aussehen wie Gugelhupfe, von denen mit unter an einer schro en Felswand bereits ein großes Stück abgeschnitten wurde. Auch im Fall einer Panne ist auf Michael Lange Verlass. „Als einmal ein Radfahrer einen Patschen hatte und in Waidhofen reparieren lassen musste, während sich seine Freunde schon auf den Weg nach Lunz gemacht hatten, habe ich einen Kollegen informiert, der den Radfahrer in seinem Bus mitgenommen und die Gruppe in Göstling wieder vereint hat.“

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An seinen freien Tagen radelt der 56-Jährige selbst gern von Göstling nach Waidhofen. Im Radweg-Stüberl Kogels bach lässt er sich ein Radfahrer-Menü schmecken. Auch wenn viele Gasthäuser inzwischen Ladestationen für E-Bikes haben, bevorzugt Lange sein Mountain bike: „Ich bin da mehr fürs Treten.“ Und falls die Kräfte schwinden, kann ihn ja der Kollege im Radtramper zu seinem Haus am Fuße des Hochkars zurückbringen. www.ybbstalradweg.at

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Von der Donau bis zum Lunzer See führt der 107 km lange Ybbstalradweg Nur an Regentagen bleiben einige Halterungen am Radtramperbus frei

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