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Das Wissenschaftsmagazin im Falter

heureka!

Gerontologie Wie lange wir maximal leben werden

Hormonforschung Was an Anti-Aging wirklich dran ist

Demografie Warum wir länger arbeiten müssen

3–07 Beilage zu Falter. Stadtzeitung Wien | Steiermark. Nr. 40/07 Erscheinungsort: Wien. P.b.b. 02Z033405 W; Verlagspostamt: 1010 Wien; lfde. Nummer 2118/2007; Coverfoto: AP/Heribert Proepper


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Platz für graue Zellen > Wieso lohnt es sich, mit 65 seine erste WG zu gründen? > Welche Lernmotivation haben Pensionierte, die inskribieren? > Wie ließe sich eine Organisation gestalten, die ein längeres Verweilen im Arbeitsprozess ermöglicht? > Was passiert, wenn einmal die Hälfte der über Sechzigjährigen in Singlehaushalten lebt? > Wie müsste eine Aufgabe aussehen, die sich trotz zunehmender Vergesslichkeit erfüllen lässt? > Erfordert eine höhere Lebenserwartung ein längeres Berufsleben? > Wie kann man sich ohne Zeitgefühl die Zeit vertreiben? Nur einige Fragen zum Thema Alter aus den Forschungsprojekten, die derzeit gefördert werden.

www.bmwf.gv.at

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung


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EDITORIAL

EPA

Liebe Leserin, lieber Leser!

Mit dem Alter kam der Ruhm – und kamen die Fans. Die Schildkröte Harriet galt mit ihren etwa 175 Jahren als ältestes Tier der Welt. Im Juni 2006 beendete sie ihren langen Lebensweg, der sie von den Galapagosinseln über England nach Australien in einen Zoo geführt hatte. Die längste Zeit wurde sie übrigens Harry genannt, da man sie für ein Männchen gehalten hatte.

Am 5. Oktober veranstaltet die österreichische Bioethikkommission eine internationale Tagung zur Altersforschung. Das Alter wird ein Schwerpunkt ihrer neuen Amtsperiode. Und das ist nur ein Beispiel. Die Wissenschaften erschließen sich ein neues Forschungsfeld, und es ist auch höchste Zeit dafür. Die Überalterung der Gesellschaft wird eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein. Die steigende Lebenserwartung ist ein Segen, die starren Pensionssysteme und die starke Zunahme der Pflegebedürftigen sind nur zwei der vielen Probleme. Was in Österreich (und auch in der EU) noch fehlt, ist eine Bündelung und Abstimmung der zahlreichen laufenden Forschungsarbeiten, die Parallelaktionen vermeidet. Wie man etwa Grippeimpfungen für ältere Menschen entwickelt, finanziert und dann auch durchführt, verlangt nach einer konzertierten Aktion von Biomedizin, Gesundheitswesen und Pflege. Damit wäre mehr gewonnen als mit neuen AntiAging-Mittelchen. Auf unsere alten Tage werden wir jedenfalls mehr denn je auf Interdisziplinarität angewiesen sein. Oliver Hochadel & Klaus Taschwer

Martin Fuchs

Michael Uhlmann

Wikimedia

Jean-Paul Pelissier

INHALT

120 ODER 1000? 6

SCHNELL ERWACHSEN 10

REISE INS DUNKLE 16

LÄNGER LEBEN 20

Die Prognosen der Forschung für

Fadenwürmer und Fruchtfliegen,

Wird Alzheimer zur Epidemie? Bis-

Die Fehler der Politik und die Vor-

das maximale Lebensalter des

Beutelratten und Nacktmulle –

her hat die Medizin noch keine

teile des Schrumpfens – Demograf

Menschen gehen auseinander.

die Lieblinge der Altersforschung.

Gegenmittel gefunden.

Wolfgang Lutz im Interview.

ZAHLEN 4 Altersrekorde bei Mensch und Tier | SENIOR SCIENTISTS 5 Wissenschaftler jenseits der 90 | GRAUER BRAINDRAIN 9 Ist die Emeritierung Unsinn? ANTI-AGING 12 Bloße Geschäftemacherei oder Medizin der Zukunft? | KULTURGESCHICHTE 17 Warum das Altern früher härter war | FRÜHPENSION 21 Lasst sie länger arbeiten | LETZTE FRAGEN 22 Rektorin Ingela Bruner antwortet Impressum: Beilage zu Falter Nr. 40/07; Herausgeber: Falter Verlags GmbH, Medieninhaber: Falter Zeitschriften GmbH, Marc-Aurel-Straße 9, 1010 Wien, T.: 01/536 60-0, F.: 01/536 60-912, E.: heureka@falter.at, DVR-Nr.: 0476986; Redaktion: Klaus Taschwer und Oliver Hochadel; Satz, Layout, Grafik: Reinhard Hackl; Druck: Berger, Horn

heureka! erscheint mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschnung

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ZAHLEN BITTE! 100 Stunden leben Eintagsfliegen maximal. Zählt man das Larvenstadium dazu, sind es bis zu vier Jahre. 3–4 Wochen galt lange als maximale Lebensspanne des Fadenwurms Caenorhabditis elegans, eines bewährten Modelltierchens der Molekularbiologie. Der Forschung gelang es, diesen Zeitraum auf unglaubliche 125 Tage auszudehnen.

1819 Tage alt, also fünf Jahre minus eine Woche, wurde eine Labormaus namens GHR-KO 11C. Das ist der Spitzenplatz im „Methuselah Mouse Prize“-Wettbewerb, der über einen Preisfonds von etwa 4,5 Millionen US-Dollar verfügt (S. 6–8).

77,2 Jahre alt wurden durchschnittlich jene 135 Wissenschaftler, die zwischen 1901 und 1950 den Nobelpreis für Physik und Chemie erhielten. Jene Forscher, die lediglich nominiert wurden (knapp 400), starben schon mit 75,8 Jahren. Ob Status und Ruhm wohl lebensverlängernd wirken?

83 Jahre beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung der Österreicherinnen. Weltweit am ältesten werden die Japanerinnen mit 85

Regelmäßiger geht es kaum. Die rote Linie zeigt den Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung von Frauen, und zwar der jeweiligen Altersweltmeisterinnen. 1840 durften sich die in diesem Jahr geborenen Schwedinnen über das längste Leben freuen, dann waren für einige Jahrzehnte die Neuseeländerinnen die Spitzenreiterinnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die Norwegerinnen und die Isländerinnen die Rangliste an und seit etwa 1985 die Japanerinnen. Im Vergleich dazu in Blau: die durchschnittliche Lebenserwartung der Österreicherinnen.

Grafik: R. Hackl; Quelle: Max-Planck-Institut f. demografische Forschung

Jahren. Die Männer werden hierzulande im Schnitt 77 Jahre alt (S. 19–21).

110 Jahre alt wird am 24. Februar 2008 Hermina Dunz, die älteste lebende Österreicherin. Die älteste Österreicherin überhaupt war Maria Mika (1882–1994).

112 Jahre alt wurde am 18. September der Japaner Tomoji Tanabe. „Ich will für immer leben. Ich will nicht sterben“, sagte der älteste lebende Mann laut japanischen Medien zu seinen Zukunftsplänen. Rekordhalterin bei den Frauen war bei Redaktionsschluss die US-Amerikanerin Edna Parker, geboren am 20. April 1893.

122 Jahre, 5 Monate und 14 Tage alt war Jeanne Calment, als sie am 4. August 1997 starb. Die Französin gilt als ältester Mensch aller Zeiten (S. 6–8).

256 Jahre alt wurde die im März 2006 verblichene Schildkröte Adwaitya, gebürtig von den Seychellen, traut man den Angaben des Zoos von Kalkutta, der freilich erst 1875 gegründet worden ist. Damit wäre sie deutlich älter als die Schildkröte Harriet (ca. 1830– 2006), die Charles Darwin angeblich von den Galapagosinseln mitbrachte (s. Foto S. 3).

969 Jahre alt wurde laut Bibel (Genesis 5, 27) der legendäre Methusalem. Gemeint waren aber vermutlich 969 Mondmonate, was 78 Jahren entspricht. Die Zahl wurde beim Übergang auf Sonnenjahre wahrscheinlich nicht korrigiert.

5000 Jahre alt sind knorrige Grannenkiefern in den USA, die lange als die ältesten Lebewesen auf Erden galten. 10.000 Jahre alt könnte ein unlängst entdeckter antarktischer Riesenschwamm sein. Das hohe Alter des zwei Meter großen Dings schließen Forscher aus seinem extrem langsamen Wachstum.

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Senior Scientists Publizieren bis kurz vor dem Tod, Wissenschaft als Lebenselixier, Anerkennung oft erst im hohen Alter. Willkommen im Klub der Grauen Genies, Aufnahmekriterium: 90 Jahre. Oliver Hochadel

„Das Leben im Naturzustand ist einsam, armselig, garstig, viehisch und kurz.“ So lautet Thomas Hobbes’ (1588– 1679) wohl berühmtester Satz aus dem „Leviathan“, den er 1651, kurz nach Ende des englischen Bürgerkrieges, veröffentlichte. Da war der Philosoph des starken Staates selbst schon 63. Im Gesellschaftszustand zieht sich das Leben aber hin. Im Alter von 87 Jahren publizierte Hobbes noch eine komplette Übersetzung der „Ilias“ und der „Odyssee“ und begann sich langsam zu fragen, ob er denn noch irgendwann ein kleines Loch fände, um dieser Welt zu entschlüpfen. Er fand es mit 91.

Apa/B. Großruck/A. Altwein, Dpa/M. Ernert, Archiv (7)

Bernard

de

Fontenelle

(1657–1757) fehlten ein Monat und zwei Tage auf den vollen Hunderter. Ein mittelgroßes Licht der Aufklärung und einer der ersten und erfolgreichsten Wissenschaftspopularisierer, wurde er 1697 „Secrétaire perpétuel“ der französischen Akademie der Wissenschaften, einen Titel, den er wohl allzu wörtlich nahm. Seine letzten Jahrzehnte verbrachte der ewige Sekretär damit, Elogen, also Grabreden, auf wesentlich jüngere Akademiemitglieder zu schreiben. Weit über fünfzig Jahre Weltruhm konnte Alexander von Humboldt (1769–1859) nach der Rückkehr von seiner Südamerikaexpedition (1799–1804) genießen. Unzählige Moskitostiche, Wurmbefall und extremer Sauerstoffmangel beim Chimborazo-Aufstieg erwiesen sich für seine eher schwächliche Konstitution offensichtlich als Jungbrunnen. Der erste Wissenschaftler, der es über die Hundertermarke schaffte, war der französische Chemiker Eugène Chevreul (1786– 1889), ein bedeutender Farbentheoretiker. Kurz vor seinem Tode begann er noch die Folgen des Alterns an seiner eigenen Haut zu studieren. Für Leo11 pold von Ranke (1795–1886)

wurde Wissenschaft zum lebensverlängernden Anti-Aging-Mittel. Mitte siebzig konnte der Vater der modernen Geschichtsschreibung kaum noch schreiben und lesen, diktierte dafür den ganzen Tag. Vierundachtzigjährig begann er seine „Weltgeschichte“, von der jährlich ein Band erschien, kam aber nur bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert nimmt die Zahl der Ne s t o r e n w i s s e n schaftler explosionsartig zu. Gleich ob Kritischer Rationalismus oder Hermeneutik: Philosophieren hält frisch. Von Karl Popper (1902–1994) erschienen noch im Todesjahr mehrere Bücher unter seinem Namen. Hans Georg Gadamer (1900– 2002) hielt noch mit neunzig frei Vorträge und schaffte es locker über die Hundert. Ein hohes Alter ist vor allem dann hilfreich, wenn es Jahrzehnte dauert, bis die eigenen Leistungen anerkannt werden. Der deutsche Soziologie Norbert Elias (1897– 1990) publizierte sein wichtigstes Werk 1939, musste aber wegen der Emigration nach England auf eine breite Rezeption seiner „Theorie der Zivilisation“ im deutschen Sprachraum bis in die Siebzigerjahre warten. Nicht zuletzt seine späten Jubiläen (80, 85, 90) waren für die Verbreitung seiner Thesen hilfreich. Ähnlich erging es der US-amerikanischen Genetikerin Barbara McClintock (1902–1992). Zwischen ihrer zunächst als Spinnerei abgetanen Entdeckung der „springenden Gene“ im Jahre 1951 und dem Nobel-

preis 1983 vergingen 32 Jahre. Passend zu ihrem hohen Alter prägte McClintock auch den Begriff der Telomere, der in der Altersforschung von zentraler Bedeutung ist. Der australisch-südafrikanische Anatom und Paläoanthropologe Raymond Dart (1893–1988) machte im Alter von 31 Jahren einen bahnbrechenden Fund: Der kleine Schädel von Taung (Südafrika) war der erste Beleg dafür, dass die Wiege der Menschheit in Afrika stand – was erst Jahrzehnte später akzeptiert wurde. Als 1984 das 60-Jahr-Jubiläum der Entdeckung begangen wurde, bedauerte Dart, dass seine widerlegten Widersacher nicht mitfeiern konnten. Der österreichische Biologe Karl von Frisch (1886–1982) erhielt für seine Entdeckung der Bienensprache 1973 den Nobelpreis. Er war damit auch (gemeinsam mit Joseph Rotblat und Payton Rous) der älteste Laureat bei der Verleihung, nämlich 87. Ernst Mayr (1904–2005), der „Darwin des 20. Jahrhunderts“, publizierte sein letztes Buch im Alter von hundert. Fast war man überrascht, von seinem Tod zu hören, so aktiv und präsent war er bis zur letzten kurzen Krankheit. Völlig unangefochten führt freilich der österreichische Mathematiker Leopold Vietoris (1891–2002) die Liste der Methusalemforscher an. Da stellen sich andere Rekorde wie von selbst ein: letzte wissenschaftliche Publikation mit 105, achtzigjähriges Doktorjubiläum mit 108, viertältestes Ehepaar der Welt, wenn man die Lebensjahre zusammenzählt (seine Frau wurde hundert), und – bis heute – ältester männlicher Österreicher mit 110 Jahren, 10 Monaten und 5 Tagen.

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Mensch Methusalem Das maximale Lebensalter der Menschen scheint auf rund 120 Jahre beschränkt. Doch damit gibt sich der britische Biogerontologe Aubrey de Grey nicht zufrieden, er hat kühne Pläne zur Lebensverlängerung, die von der Fachwelt nicht nur belächelt werden. Birgit Dalheimer

Älter als alle anderen. „Im Leben macht man

eben manchmal schlechte Geschäfte“, meinte Jeanne Calment schlicht. Mit neunzig Jahren hatte die Französin einem über vierzig Jahre jüngeren Anwalt ihre Wohnung gegen Zahlung einer moderaten monatlichen Leibesrente überschrieben. Der freute sich damals wahrscheinlich über den vermeintlich guten Handel. Doch er sollte das Ende seine Verpflichtungen nicht erleben: Dreißig Jahre später musste seine Witwe die Rentenzahlungen übernehmen. Als Jeanne Calment schließlich am 4. August 1997 starb, war sie 122 Jahre, 5 Monate und 14 Tage alt. Geboren im südfranzösischen Arles, hatte sie als Kind noch Bekanntschaft mit Vincent van Gogh gemacht. Calment gilt bis heute als der älteste Mensch, der je gelebt hat – zumindest soweit sich das anhand zuverlässig dokumentierter Geburts- und Sterbedaten sagen lässt. Die letzten Jahre ihres Lebens war sie blind, im Rollstuhl und fast taub, aber geistig höchst lebendig und den überlieferten Interviews zufolge witzig und schlagfertig. Als Calment am Tag nach ihrem 120. Geburtstag vom deutsch-amerikanischen Altersforscher und Demografen James Vaupel besucht wurde, nannte sie ihm bereitwillig ihre Rezepte für ihre Langlebigkeit: ein Leben in Wohlstand, ihr tägliches Glas Portwein und große Mengen regelmäßig verzehrter Schokolade. Außerdem verwies sie darauf, dass sie im Alter von 119 Jahren das Rauchen aufgegeben habe. Geist und Fleisch. Rund 120 Jahre scheinen – zumindest heute – die maximale Lebensspanne zu sein, die ein Mensch erreichen

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kann. In dem Punkt stimmen viele Altersforscher damit im Übrigen sogar mit der Bibel überein. In Genesis Kap. 6, Vers 3 verfügte der Herr nämlich Folgendes für die Zeit nach der Sintflut: „Mein Geist soll nicht für immer im Menschen bleiben, weil er auch Fleisch ist; daher soll seine Lebenszeit hundertzwanzig Jahre betragen.“ Von welchen Faktoren aber hängt es ab, wie nahe wir an dieses Maximalalter herankommen? Was beeinflusst die besondere Langlebigkeit von Menschen? Liegt es in bzw. an unseren Genen? Oder sind es doch die Umwelteinflüsse und unser Lebenstil? Und nicht zuletzt: Wird die medizinische und molekularbiologische Altersforschung an diesen rund 120 Jahren Obergrenze in absehbarer Zeit etwas ändern können? Altern als Krankheit. Einer, der sich mit den

120 Jahren definitiv nicht zufriedengibt, ist der Brite Aubrey de Grey. Der heute 43-jährige Biogerontologe hält das menschliche Altern für eine Krankheit, die er heilen will

Aubrey de Grey hält das Altern für eine Krankheit, die er heilen will. – mit dem erklärten Ziel, dass Menschen irgendwann einmal tausend Jahre werden, ohne dabei senil und krank zu sein. Kenntnisse über die Prozesse des menschlichen Alterns hat sich der Informatiker im Selbststudium und in Gesprächen mit seiner um 19 Jahre älteren Frau, einer Genetikprofessorin, angeeignet. De Grey selbst

versteht sich als theoretischer Gerontologe – so wie es auch theoretische Physiker gibt. Das ist nicht bloß so dahergeredet: Zwischenergebnisse seiner Foschungen wurden in angesehenen Wissenschaftszeitschriften publiziert, und er erhielt dafür ein Biologiedoktorat an der Cambridge University. Seit einiger Zeit hat de Grey auch einen ambitionierten Siebenpunkteplan, wie es mit der Abschaffung des Alterns klappen könnte. Auf Englisch nennt sich das Konzept SENS, was für „Strategies for Engineered Negligible Senescence“ steht und sinngemäß mit „Strategien zur Bekämpfung des Alterns“ übersetzt werden könnte. SENS setzt bei sieben Prozessen auf zellulärer Ebene des Körpers an, die in letzter


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Reuters

Jeanne Calments Rezept für ihr Leben bis 120: Wohlstand, ein tägliches Glas Portwein und große Mengen regelmäßig verzehrter Schokolade

Konsequenz letal enden: Dazu gehören zum Beispiel – um nur zwei von sieben zu nennen – Veränderungen des Erbuts im Zellkern, die zu Krebs führen können. Oder aber der ersatzlose Verlust von Zellen, wodurch insbesondere das Herz geschwächt wird. Energie der Reparatur. Die große Frage ist,

wie sich diese Veränderungs- und Verschleißprozesse in den bzw. um die Zellen noch besser aufhalten lassen, als es nicht ohnehin schon in unseren Körpern geschieht. Denn erst dank ausgefeilter Reparaturmechanismen in den Zellen überdauern wir so viele Jahre lang. Diese Mechanismen, die Biologen Langlebigkeitsstrategien nennen,

kosten indes Energie – Energie, die die Zelle aber auch für alle anderen Lebensvorgänge braucht. In diesem Balanceakt zwischen Energieverbrauch für das unmittelbare Überleben und Energieraufwand für nötige Reparaturen für ein längeres Leben scheint der Mensch aber ohnehin bereits ein besonders ausgefeiltes System entwickelt zu haben. Für den Altersforscher Gerhard Hofecker von der Wiener Veterinärmedizinischen Universität ist es schlicht „das Optimierteste unter den Warmblütlern“. Wie effizient das System ist, verdeutlicht Hofecker am Beispiel des Sauerstoffs. Mithilfe von Sauerstoff kann der Körper sehr schnell enorm viel Energie gewinnen – al-

lerdings entstehen dabei auch freie Radikale, also kurzlebige, hoch aggressive Sauerstoffverbindungen, die auch schädlich sein können. „Für die Reparatur der Schäden, die die freien Radikale anrichten, bräuchten wir wiederum noch mehr Energie. Also wir können das nicht beliebig erhöhen, weil wir die Nebeneffekte nicht kontrollieren können.“ Altern gegen Krebs. Auf eine andere Schwierigkeit bei der Bekämpfung von Alterungsprozessen in Zellen verweist der Molekularbiologe Josef Penninger, Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien: Alterungsprozesse in der Zelle dienen dazu, die Entstehung von

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Aubrey de Grey sieht mit seinem Rauschebart älter als 43 aus. Er möchte, dass wir Menschen irgendwann einmal 1000 Jahre alt werden.

Wochen in Cambridge stattfand. Schließlich gibt es da auch noch die von de Grey geleitete Methuselah Foundation, die den hochdotierten Methusalem-Maus-Preis für wissenschaftliche Beiträge zur Beseitigung des Alterns vergibt. Das Preisgeld wird aus einem Spendenfonds bezahlt, in dem sich zurzeit über vier Millionen Dollar befinden. Verliehen wird der Preis an jene Forscher, denen es gelingt, den Tod von Hausmäusen möglichst weit hinauszuschieben. Zurzeit steht der Rekord bei 1819 Tagen, also knapp fünf Jahren. Erreicht wurde er durch die Veränderung eines Mäusegens.

Sens

Gene oder Zufall? Haben sich bei Tierexperimen-

Krebs zu verhindern; in Krebszellen sind umgekehrt Alterungsprozesse aufgehoben. Das eine ohne das andere – ewig junge Zellen ohne Anfälligkeit für Krebs – scheint also nur schwer zu haben sein. Aufgrund dieser und weiterer molekularbiologischer Zusammenhänge gibt sich Penninger entsprechend skeptisch, was etwaige Hoffnungen auf ein Medikament gegen das Altern betrifft – jedenfalls mittelfristig: „Zumindest für die nächsten dreißig Jahre sehe ich eine solche Pille nicht.“ Die Visionen des Propheten. De Grey lässt sich von

LITERATUR Peter Gruss (Hg.): Die Zukunft des Alterns. Die Antwort der Wissenschaft. Ein Report der MaxPlanck-Gesellschaft. München 2007 (C.H. Beck). 333 S., s 17,40 Stefan Bollmann: Die Kunst des langen Lebens. Berlin 2007 (Berlin Verlag). 282 S., s 18,50

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solchen realistischen Einwänden kaum beirren. Seine Strategien gegen das Altern klingen manchmal mehr, manchmal weniger nach Science-Fiction: Stammzellentherapien gehören ebenso zu seinen Lösungsvorschlägen wie völlig neuartige Impfungen oder eingeschleuste Gene aus Bodenbakterien zum „Aufräumen“ in den Zellen. Doch die Visionen des Biogerontologen, der mit seinem rötlichen Rauschebart und seinem eher nachlässigen Kleidungsstil perfekt dem Image eines Propheten entspricht, sind nicht nur Fantasterei. Prominente Altersforscher aus aller Welt bezeichnen seine Thesen zumindest als anregend. Und einige angesehene Molekularbiologen und Stammzellenforscher aus der halben Welt haben es sich nicht nehmen lassen, an der zweiten Konferenz von SENS teilzunehmen, die vor ein paar

ten einzelne Gene als ausgesprochene Lebensverlängerer erwiesen (s. S. 10–11), so ist Josef Penninger skeptisch, dass es ähnliche Mastergene für das Altern beim Menschen gibt. Dennoch arbeiten viele Humangenetiker eben daran: Gene zu identifizieren, die für die Langlebigkeit eine Rolle spielen. Mehrere internationale Teams haben ihre Ressourcen und Kompetenzen zusammengeführt, um hundertjährige Menschen auf Varianten in Genkandidaten zu untersuchen, bei denen ein Zusammenhang mit einer längeren Lebensdauer vorliegt.

Die Erblichkeit einer hohen Lebenserwartung ist relativ gering. Dabei gibt es jedoch ein grundsätzliches Problem: Wie Studien an Zwillingen gezeigt haben, ist die Erblichkeit einer hohen Lebenserwartung relativ gering. Die Korrelation zwischen der Lebensspanne eineiiger und zweieiiger Zwillinge erwies sich nämlich als wenig stark. Was nichts anderes bedeutet, als dass ein Großteil des Alterungsprozesses auf Zufälle zurückzuführen sein dürfte. Selbst einfache Würmer können unter anscheinend identischen Laborbedingungen Unterschiede in der Lebensdauer um mehr als das Doppelte aufweisen. Und bei komplexeren Lebewesen wie uns Menschen dürfte der Faktor Zufall eine noch einmal größere Rolle spielen. Wahrscheinlich hat Jeanne Calment also einfach besonderes Glück gehabt – ebenso wie beim Verkauf ihrer Wohnung. Mitarbeit: Klaus Taschwer


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Alt, aber gut Nicht nur unsere Gesellschaft wird älter, auch die Wissenschaft ergraut. Was aber machen Forscher im Alter? Und: Sollen sie mit 65 emeritieren oder den Universitäten besser doch erhalten bleiben? Klaus Taschwer

Nobelpreisträger Eric Kandel: mit 77 noch täglich im Labor

demie der Wissenschaften geleitet. Doch nicht nur an den Universitäten, auch an Österreichs wichtigster außeruniversitärer Einrichtung für Grundlagenforschung hat in den vergangenen Jahren eine strikte Pensionsregelung Platz gegriffen. Schließlich ging es darum, dem nicht ganz unberechtigten Altherrenimage entgegenzuwirken. Braindrain der Alten. Während die Regelun-

gen in Deutschland – sowohl an den Universitäten wie auch an der Max-Planck-Gesellschaft – ähnlich sind wie in Österreich, sieht die Sache in den USA ganz anders aus. Weil die Verfassung Diskriminierungen jeglicher Art verbietet, darf es an den Universitäten auch keine Benachteiligungen wegen des Alters geben. Sprich: So lange die Wissenschaftler die Leistungskriterien erfüllen und weiterarbeiten wollen, dürfen sie das. Theoretisch auch bis hundert. Einer von vielen ist Eric Kandel, der im November 78 Jahre alt wird. Der aus Wien stammende Neurobiologe und Medizinnobelpreisträger ist fast jeden Tag in dem von ihm geleiteten Labor an der Columbia University in New York. Vor allem sind es natür-

lich die Topforscher, die in den USA auch lange nach ihrem 65. Geburtstag noch gefragt sind und die sogar aktiv angeworben werden. Entsprechend hat in den letzten Jahren nicht nur bei europäischen Nachwuchsforschern ein Braindrain gen Westen eingesetzt: Etliche der besten Wissenschaftler Europas, die nach 65 weiterforschen und weiterlehren wollen, haben eine Stelle an Spitzenforschungseinrichtungen in den USA angetreten. Zugleich gibt es dort aber auch immer wieder Klagen seitens der Uni-Leitungen, die alten Forscher nicht mehr aus den Universitäten hinauszubringen, zumal sie auch teurer sind, als wenn sie in Pension wären. Forschen nach 65. Ob Wissenschaftler hierzulande nach der Emeritierung weiterarbeiten, hängt neben ihrer Motivation nicht zuletzt auch davon ab, aus welchem Fach sie kommen. Beim FWF gibt es jedenfalls kein Alterslimit bei der Antragstellung. Zuletzt reichten jährlich allerdings im Schnitt nur rund dreißig Wissenschaftler jenseits der 65 Projekte ein. Benötigen sie Laborinfrastruktur, was in den meisten Naturwissenschaften unumgänglich ist, brauchen sie auch die Unterstützung eines Instituts. Und das macht die Sache oft schwierig. Leichter haben es die Geistes- und Sozialwissenschaftler, die im Wesentlichen auf die eigene Arbeitskraft angewiesen sind – und nach der Emeritierung mitunter zu noch größerer Produktivität auflaufen. Besonders unermüdlich: der Soziologe Leopold Rosenmayr, der heuer 82 wurde und als Doyen der österreichischen Sozialgerontologie gewissermaßen im besten Alter ist. Seine jüngste Monografie erschien heuer, ihr Titel ist Programm: „Schöpferisch altern“.

Heribert Corn

Professor mit 100. Carl Djerassi wollte der Erste sein. Der aus Wien stammende Miterfinder der Antibabypille hatte vollmundig angekündigt, auch noch im Alter von hundert Jahren als Professor an der Stanford University in Kalifornien zu lehren. In der Zwischenzeit überlegte er es sich anders: Mit siebzig löste er nach und nach sein Labor auf, mit achtzig entschloss er sich, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen, und schreibt, mittlerweile 83, nur mehr Theaterstücke. In seinen frühen Sechzigern hatte der höchst erfolgreiche Chemiker seine zweite Karriere begonnen. Und gleich in seinem zweiten Roman, „Das Bourbaki Gambit“ (1993), hat Djerassi das Leben von vier Wissenschaftlern nach der Emeritierung zum Thema gemacht – diese rächen sich für ihre vorzeitige Verabschiedung in den Ruhestand am wissenschaftlichen Establishment. Wann Wissenschaftler in Pension gehen, ist an den heimischen Universitäten eindeutig geregelt: Mit 65 ist Schluss, in Ausnahmefällen können noch zwei Jahre angehängt werden. Ist das klug, angesichts des immer wieder konstatierten Forschermangels und angesichts der oft noch hochproduktiven Wissenschaftler jenseits der 65? Oder ist es in dem Alter nicht hoch an der Zeit, dass die Alten den Jungen Platz machen? Christoph Kratky, Professor für Physikalische Chemie an der Universität Graz und Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, ist hin und her gerissen – nicht nur deshalb, weil er selbst vor kurzem die Sechzig überschritten hat: „Wenn es um die möglichst gute Nutzung von Humanressourcen geht, ist die strikte Pensionsregelung nicht ideal. Das Gegenargument, dass die älteren Forscher das System verstopfen, ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen.“ Kratky jedenfalls verweist mit einem Beispiel aus der Familie darauf, dass es früher einmal anders war: Sein eigener Vater hat noch im Alter von achtzig Jahren ein Institut der Aka-


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Die Haut des Nacktmulls An Würmern, Fliegen und Mäusen erforschen Molekularbiologen, welche Gene am Altern beteiligt sind, um diese Prozesse beim Menschen besser zu verstehen. Aber auch von Opossums und dem Nacktmull kann man einiges über das lange Leben lernen. Klaus Taschwer

Der Wurm als Modell. Er wird in drei bis vier Tagen erwachsen und lebt gerade einmal drei bis vier Wochen. Nicht zuletzt seine Kurzlebigkeit macht den ein Millimeter langen Fadenwurm zu einem der „Haustiere“ der Molekularbiologen. Er ist – wie die Bäckerhefe, die Fruchtfliege oder die Maus – ein sogenannter Modellorganismus, also ein Lebewesen, das von der Wissenschaft besonders gerne und genau erforscht wird. Caenorhabditis elegans, wie der Wurm auf Lateinisch heißt, war denn auch der erste mehrzellige Organismus, dessen Genom sequenziert wurde. Das war 1998. Bereits mehr als zwanzig Jahre zuvor begannen Molekularbiologen am Wurm zu untersuchen, welchen Einfluss die Gene auf das Altern haben könnten.

2-Mutanten auch noch kastrierte und ihnen weniger zu fressen gab. Diese Tierchen konnten dann zwar keinen Sex mehr haben und waren auf Diät gesetzt, lebten dafür aber sechsmal länger als ihre normalen Artgenossen. Umgelegt auf den Menschen würde das 500 Jahre bedeuten. Von Mäusen und Menschen. Zunächst einmal stellte sich aber die Frage, ob diese oder ähnliche Gene – und das, was sie regelten – auch bei anderen Tieren die Lebensdauer so nachhaltig beeinflussen konnten. Was lag Die Labormaus lebt näher, als einen maximal drei Jahre. anderen beliebten Modellorganismus der Molekularbiologie für Vergleiche heranzuziehen. Und tatsächlich zeigt sich auch bei der Fruchtfliege (Drosophila melanogaster), dass eine reduzierte Insulin/IGF-Signalübertragung das Leben der Tiere um rund 85 Prozent verlängert.

Epa, IMP, Wikimedia (3)

Heribert Corn

Die Wissenschaft konnte das Alter des Fadenwurms um das Sechsfache verlängern.

Konkret suchten sie nach Stämmen, die länger lebten, weil eines ihrer Gene verändert war. Und sie wurden fündig: Mutanten, die den Namen age-1 bekamen, lebten im Durchschnitt um sechzig bis achtzig Prozent länger als normale Fadenwürmer. Die Wissenschaft reagiert skeptisch: Es schien unwahrscheinlich, dass die Veränderung eines Gens einen so dramatischen Einfluss haben könnte. Anfang der Neunzigerjahre fand die kalifornische Molekularbiologin Cynthia Kenyon ein anderes Fadenwurmgen, das noch drastischere Auswirkungen auf das Altern hat: Wenn das Gen mit dem Namen daf-2 seine Aktivität reduziert, was wiederum Einfluss auf die sogenannte Insulin/IGF-Signalübertragung hat, verdoppelte sich die Lebenserwartung der Würmer, die in jeder Hinsicht stressresistenter wurden. Zusätzlich verlängerte sich die Lebenszeit von Kenyon dadurch, dass sie die daf-

Die Fruchtfliege bringt es im Normalfall auf rund 10 Wochen.

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Das Opossum lebt schnell und intensiv, selten mehr als drei Jahre lang.

Bei Würmern und Fliegen handelt es sich um kurzlebige, wirbellose Organismen. Wie aber verhält es sich bei Mäusen? Und funktioniert das womöglich auch beim Menschen? Bei Mäusen hängt es davon ab, wo im Körper der Insulinrezeptor abgeschaltet wird. Wird seine Aktivität im Fettgewebe reduziert, hatte das tatsächlich eine lebensverlängernde Auswirkung. In den übrigen Geweben hatte der Eingriff die gegenteilige Wirkung: Er führte zu Diabetes des Typs II. Und das passiert bei einer reduzierten Insulin-Signalübertragung leider auch beim Menschen: Statt gesunder Langlebigkeit kommt es zu Krankheiten, die noch dazu für vorzeitiges Altern typisch sind. Womöglich hilft aber eine leichte Reduktion. Die wahrscheinlich lebensverlängernde Wirkung von reduzierter Kalorienzufuhr auch bei uns Menschen scheint darauf hinzudeuten, während die einzelnen Gene sich weniger stark auf das Altern auszuwirken scheinen, wie Zwillingsstudien zeigen (s. S. 6 ff.).

Epa, IMP, Wikimedia (3)

lebt ahre.

Die Lehre des Opossums. Liegt es also an der Umwelt? Um deren Einflüsse besser zu verstehen, hat der US-amerikanische Zoologe Steven Austad einen ganz anderen Weg zur Erforschung von Alterungsprozessen bei Tieren gewählt. Anstatt die molekularen Mechanismen des Alterns anhand von kurzlebigen Modellorganismen im Labor zu untersuchen, widmet er sich Tieren in freier Wildbahn. Und im Besonderen solchen Tierarten, die auffällig länger oder kürzer leben als ihre näheren Verwandten. Auf die Idee brachte ihn, wie so oft, der Zufall – in Gestalt von Opossums, die ihm unbeabsichtigt in seine Lebendfallen gingen, mit denen er in Venezuela eigentlich südamerikanische Wildhunde fangen wollte. Der zoologische Altersforscher von der University of Texas fand heraus, dass die Opossums vergleichsweise schnell altern: Die Lebenserwartung der von ihm unter die Lupe genommenen Population betrug gerade einmal zwei Jahre. Etwas anders sah es bei einer Opossumkolonie auf einer kleinen Insel vor der US-amerikanischen Ostküste aus: Dort hatten die Tiere keine Feinde – und alterten um fünfzig Prozent langsamer. Austads Schlussfolgerung: Aufgrund der

Gefährdung durch viele Fressfeinde leben die Opossums in Venezuela schnell, sie vermehren sich rasch und sterben früh. Weil sie in ständiger Gefahr leben, haben sie auch kein gutes Immunsystem ausgebildet, um alt zu werden. Vorbild Nacktmull. Dass umgekehrt ein

Leben in Sicherheit und ohne die beständige Angst vor Feinden den Tod nach hinten verschiebt, konnte Austad zuletzt auch an vergleichenden Experimenten mit Nacktmullen zeigen. Die Nager leben in riesigen unterirdischen Bauten in Ostafrika, haben dort keine natürlichen Feinde und werden bis zu 28 Jahre alt, während Labormäuse höchstens drei Jahre schaffen. Doch warum ist das so? Um die Frage zu beantworten, entnahmen Austad und seine Mitarbeiter den Mäusen und Nacktmullen Fibroblasten, also jene Hautzellen, die Kollagen produzieren, und setzten sie schädlichen Umweltfaktoren aus: einer giftigen Chemikalie und Gammastrahlen. Dabei zeigte sich, dass die Nacktmullzellen den Umweltstress im Labor weit besser verkrafteten als jene ihrer nahen Verwandten, der Mäuse. Die Erklärung liegt für die Forscher auf der Hand: Die gefahrlose Lebensweise der Nacktmulle im Untergrund wirkt sich prächtig auf ihre Widerstandskraft und die körpereigenen Reparaturmechanismen aus. Mit anderen Worten: je weniger Stress und Risiko, desto länger das Leben. Was man immer schon geahnt hat, aber nun eben auch durch den Nacktmull wissenschaftlich bestätigt wurde.

Alter Meister: Der Nacktmull kann ohne Stress 28 Jahre alt werden.

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In alter Frische Ist es bloß Geschäftemacherei von gerissenen Ärzten oder die Medizin der Zukunft? Jugendwahn oder berechtigter Wunsch? Die Debatte um Anti-Aging ist nun auch in Österreich angekommen. Oliver Hochadel

A dirty word. „Der Begriff Anti-Aging ist leider nicht mehr auszurotten“, bedauert Georg Wick, Doyen der medizinischen Altersforschung in Österreich. Es müsste Präventionsund Regenerationsmedizin heißen. Für die akademische Altersmedizin ist Anti-Aging zu einem roten Tuch geworden. Die gleichnamige Fachzeitschrift hat sich in „Rejuvenation Journal“ umbenannt, sagt Wick: „Und jene Ärzte, die Anti-Aging auf ihre Ordination schreiben, haben von der grundlegenden Forschung oft wenig Ahnung.“ Der Konflikt zwischen den auf Seriosität pochenden Biogerontologen und den AntiAging-Aposteln ist in den USA bereits voll ausgebrochen. Letztere haben sich mit der American Academy of Anti-Aging Medicine (4AM) mit – laut eigenen Angaben – 20.000 Mitgliedern ein mächtiges Forum geschaffen, das Studien sammelt, Fortbildungen anbietet und Messen organisiert, auf denen Vitamine, Hormone, Mineralstoffe Antioxidantien und Antifaltencremes beworben werden. Kritiker orten in den Reihen der A4M geldgierige Geschäftemacher, die in verantwortungsloser Manier ihre Pillen und Ampullen der Generation der Babyboomer aufschwatzen, die sich ob ihrer grauen Haare und hängenden Muskeln grämen. Es fehlten klinische Studien für die Wirksamkeit und vor allem: die Unbedenklichkeit ihrer nicht gerade billigen Therapien. Der Anti-Aging-Markt wurde in einem Artikel der New York Times vom April allein in den USA auf 50 Milliarden Jahresumsatz geschätzt, 2009 sollen es bereits 71 Milliarden sein. Für Ronald Klatz und Robert Goldmann, die Gründer der A4M, gehören ihre Kritiker zum „gerontologischen Establishment“, die einen „Kult des Todes“ praktizierten und nicht willens und fähig seien, den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.

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Während die Labormediziner versuchen, die zellulären Mechanismen des Alterns besser zu verstehen und auf einen Durchbruch in der Grundlagenforschung hoffen, glauben die slicken Anti-Ager, den Jungbrunnen bereits angezapft zu haben. Insbesondere das menschliche Wachstumshormon ist für Klatz und Goldman der Quell aller Jugend, obwohl dieses auch in den USA nur unter strengen Auflagen an Patienten abgegeben werden darf. Homepageprobleme. Die Anti-Aging-Welle

ist längst auch über Europa hinweggerollt. „Altern ist unnormal“ lässt Alexander Römmler wissen, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin. In Österreich ist der „Hormonpapst“ Johannes Huber nicht zuletzt dank Büchern wie „Länger leben, später altern“ (1998) und „Das Ende des Alterns“ (2005) der bekannteste Anti-Aging-Vertreter. Mit den

Wachstumshormon: Haben die Anti-Ager den Jungbrunnen bereits angezapft? seiner Ansicht nach unseriösen US-amerikanischen Verjüngungsaposteln – „Flachwurzler!“ – möchte er aber nicht in einen Topf geworfen werden. Alter ist für ihn keine Krankheit, und er betont, nur bei Hormonmangel Hormone zu verschreiben. Und warum werden auf der Homepage seiner Privatordination die Hormone Dehydroepiandrosteron (DHEA), Melatonin und das Wachstumshormon unter der Rubrik „Anti-Aging“ und nicht unter Hormonbehandlung gelistet? „Sind sie das? Da müsste ich jetzt einmal nachschauen.“ Ja, das sind sie. Er werde das ändern. „Aber wissen Sie auch, wie viel das kostet?“ Ob er

bei der Gelegenheit nicht auch Hinweise auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen einfügen wolle? Ja, auch das. Und warum preist er auf der Homepage von „Titania’s Dream“ die hautverjüngende Wirkung einer Mischung aus Eselinnenmilch, Ginseng und Myrrhe an, zu der keine wissenschaftlichen Studien vorliegen? Huber wundert sich, dass diese Homepage noch online ist, denn das liege schon Jahre zurück. „Ich habe das damals ohne Honorar und aus Gutmütigkeit gegenüber der mittlerweile bereits verstorbenen Betreiberin getan.“ Huber ist kein Scharlatan, sondern ein renommierter Mediziner und Leiter der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie am Wiener AKH. Umso mehr wundert man sich über jene Mischung aus Naivität, mangelnder Sensibilität und Verliebtheit ins Scheinwerferlicht, die für ihn im Juni zum Rohrkrepierer wurde. Als die Illustrierte News ihn und seinen Kollegen Sepp Leodolter aufs Cover hob und „Wunderwaffe gegen Krebs“ titelte, brach ein Sturm der Entrüstung los. Die angepriesene Zelltherapie war unausgereift und, schlimmer noch, beide Mediziner waren an Firmen beteiligt, die diese entwickeln, und gerieten so in den Geruch, sich selbst zu promoten. Dies brachte Huber eine anhängige Untersuchung der Medizinuni Wien ein und kostete ihn letztlich den Vorsitz der österreichischen Bioethikkommission. Krieg der Studien. Erich Müller-Tyl betreibt in Wien ein „Privatinstitut für Hormonund Anti-Aging-Behandlung“. Er preist auf seiner Website die Vorzüge des Wachstumshormons an, das im Hochleistungssport als Doping zum illegalen Einsatz kommt. Eine Behandlung zur „Verjüngung“ kostet bei ihm bald einmal einen vierstelligen Betrag.


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Dass viele Mediziner die möglichen Nebenwirkungen des Wachstumshormons höher veranschlagen als seinen Nutzen, ficht Müller-Tyl nicht an. Er führe maximal achtwöchige Behandlungen durch, was völlig unbedenklich sei, und verweist im Gegenzug auf Forschungsergebnisse, wonach das Wachstumshormon krebshemmend wirken könne. Die Debatte um Anti-Aging ist immer auch eine Debatte um die Bewertung von klinischen Studien. Müller-Tyl etwa dreht den Spieß kurzerhand um und beschuldigt die Pharmafirmen, gezielt Arbeiten zu befördern, die den Absatz ihrer Produkte steigern und jene der Konkurrenten schlechtmachen. Auch Publikationen in begutachteten Wissenschaftszeitschriften seien daher mit Vorsicht zu genießen, warnt er. Die Forderung nach Langzeitstudien in diesem Bereich hält er für realitätsfern: „Ein 73-Jähriger mit starken Einschränkungen seiner Lebensqualität und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 76 Jahren ist sicherlich kein Kandidat für eine zwanzigjährige Langzeituntersuchung.“ Hormone online. Wie Johannes Huber

verweist auch er darauf, dass Hormone nur nach genauer Untersuchung und vom Facharzt verabreicht werden dürfen. Freilich, in Zeiten des globalen Touris-

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mus und der Onlineapotheken ist diese Hürde für den Konsumenten längst überwunden. Immer wieder sitzen in Johannes Hubers Ordination Menschen, die sich in den USA mit Hormonen eingedeckt haben. Er könne sie ihnen doch nicht wegnehmen. Für Astrid Stückelberger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Genfer Universitätsklinik gehen die Globalisierung der Produkte und der Lügen Hand

Die Globalisierung der Produkte und der Lügen geht Hand in Hand in Hand. Die Grenze zwischen Medikament und Ware löse sich auf. In der Schweiz hat man die Dringlichkeit des Problems erkannt und eine Studie „AntiAging? Better Aging!“ in Auftrag gegeben, die im Dezember dem Nationalrat in Bern präsentiert wird. In Österreich sieht Georg Wick ähnliche Probleme: „Ich habe ein flaues Gefühl bei all den Wundermitteln, die vertrieben werden.“ Die Menschen seien leider bereit, sehr viel Geld auszugeben, und die Industrie versuche den Krankenkassen Anti-Aging-Therapien unterzujubeln. Es fehle an einer Messlatte für Qualität.

Täglich fasten. Dabei gebe es längst bewährte Rezepte, sagt der Innsbrucker Altersforscher, der noch mit 68 Jahren auf den Patscherkofel radelt. Neben ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung empfiehlt Wick soziale Kontakte und geistige Betätigung. Mit der Formel der 3 L (laufen, lieben, lernen) versucht er auch Bewusstseinsbildung zu betreiben. Bei allem Streit um Nutzen und Schaden von Hormonen ist sich die Altersforschung zumindest hinsichtlicht einer „Therapie“ einig. Was den Alterungsprozess sicher verlangsamt, ist die „Kalorienrestriktion“, so Beatrix Grubeck-Loebenstein, die Direktorin des Instituts für Biomedizinische Alternsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Innsbruck. Was im Lifestyledeutsch gerne auch DinnerCancelling genannt wird, bedeutet etwa, nach 16 Uhr nichts mehr zu essen. Das tägliche Fasten verschafft dem Stoffwechsel eine Pause und wirkt sich positiv auf das körpereigene Abwehrsystem aus. Ein Versuch mit Affen zeigte, dass deren maximale Lebensspanne erheblich stieg, nachdem ihre Kalorienzufuhr über 13 Jahre hinweg um dreißig Prozent gesenkt wurde. Einen klinischen Nachweis beim Menschen wird es wohl nie geben, sagt Grubeck-Loebenstein, denn wer findet sich schon bereit, über Jahrzehnte hinweg unter kontrollierten Bedingungen auf sein Abendessen zu verzichten?

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Wettlauf gegen das Vergessen Alzheimer ist die Alterskrankheit schlechthin. Durch die steigende Lebenserwartung droht die Demenzerkrankung zur Epidemie zu werden. Allen Anstrengungen zum Trotz kann die Medizin derzeit nur mit Lösungsansätzen aufwarten. Sabina Auckenthaler Risikofaktor Alter. „Was können wir Alzheimerkranken heute anbieten? Ein paar Medikamente, die die Symptome etwas lindern und einen kurzen Aufschub der Krankheit ermöglichen. Das ist es.“ Alexander Kurz sieht nach wie vor keinen Grund zur Euphorie. Der Leiter des Zentrums für kognitive Störungen an der Psychiatrischen Klinik der TU München beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit der Erforschung von Alzheimer. Obwohl Demenzerkrankungen kein neues Phänomen sind, nimmt ihre Brisanz zu. Bis sechzig erkrankt kaum jemand, danach steigt der Risikofaktor alle drei Jahre um drei bis vier Prozent an. Annähernd fünfzig Prozent der Neunzigjährigen leiden an einer Art der senilen Demenz. Von Alzheimer waren 2006 weltweit 26 Millionen betroffen, errechneten Forscher der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität.

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Angesichts der steigenden Lebenserwartung soll bis 2050 die Zahl auf mehr als 106 Millionen Fälle ansteigen, wenn der medizinische Durchbruch weiterhin ausbleibt. Allein in Österreich sind derzeit rund 70.000 Menschen betroffen, in vierzig Jahren könnten es 150.000 sein. Die persönlichen Tragödien sind das eine, die steil in die Höhe schießenden Kosten das andere. Bereits jetzt verschlingt die Krankheit weltweit jährlich 193 Milliarden Euro, so die Schätzung von Anders Wimo vom Karolinska-Institut in Stockholm. Fatale Eiweißklumpen. Indessen forschen

Wissenschaftler auf der ganzen Welt an wirksameren Medikamenten, um die Krankheit aufzuhalten. Die meisten Ansätze zielen dabei auf das für Alzheimer typische Beta-Amyloid im Gehirn ab, das als Hauptschuldiger für den Gedächtnisverfall gilt,

der unaufhaltsam im völligen Verlust des Verstandes endet. Beta-Amyloide sind winzige Proteinteilchen, die auch bei gesunden Menschen vorkommen, da sie eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel spielen. Kommt es aber im Gehirn zu Verklumpungen dieser Eiweißsubstanz, sind die Folgen verheerend: Beta-Amyloide bilden Plaques, also einen harten Belag um die Nervenzellen, und führen schließlich zu deren Absterben – die Alzheimerdemenz nimmt ihren verhängnisvollen Lauf. Was zur vermehrten Bildung dieses Amyloids im Gehirn führt, liegt – wie vieles bei der Alzheimererkrankung – im Dunkeln. Viele Forscher überlegen daher, wie man vermeiden könnte, dass sich das Beta-Amyloid überhaupt bildet, und interessieren sich für die sogenannten Sekretasen. Das Eiweiß Beta-Amyloid wird nämlich von zwei Enzy-


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men, der Beta- und der Gamma-Sekretase, aus einem größeren Protein (APP) herausgeschnitten. Diese Enzyme einfach an der Bildung von BetaAmyloid zu hindern, wäre keine gute Idee. Die Sekretasen erfüllen auch noch andere Aufgaben, sie auszuschalten wäre möglicherweise mit unvorhersehbaren Nebenwirkungen verbunden. Derzeit laufen mehrere Studien mit Entzündungshemmern, von denen man sich erhofft, dass sie nur die Funktion der Beta-Amyloid-Bildung, nicht aber andere Aufgaben der Enzyme beeinträchtigen. Als vielversprechend gelten auch die sogenannten Statine, die eigentlich als Cholesterinsenker eingesetzt werden. Ein hoher Cholesterinspiegel im Gehirn begünstigt die Produktion von Beta-Amyloid und somit die Bildung der Alzheimer-Plaques. Aber auch hier stehen die klinischen Nachweise noch aus. Vorbeugen durch Impfung? Am besten wäre es na-

türlich, wenn man den Körper gleich immunisieren könnte – eine Impfung gegen Gedächtnisverfall sozusagen. Bereits vor einigen Jahren schien eine solche in greifbarer Nähe. Als die Pharmaunternehmen Elan und Wyeth-Ayerst im Jahr 2000 auf dem Alzheimer-Weltkongress in Washington erste Ergebnisse einer Impfstudie an 24 Patienten präsentierten, wurde dies als Sensation gefeiert. Die Patienten hatten eine synthetische Variante des Beta-Amyloids gespritzt bekommen, welches bei Mäusen eine Immunreaktion gegen die Eiweißablagerungen bewirkte. In einer späteren Studienphase (II) entwickelten dann aber 18 der 298 geimpften Personen eine Gehirnhautentzündung, zwei starben daran. Die Studie wurde sofort abgebrochen, der Traum einer einfachen Impfung war vorerst geplatzt. Einige Jahre später wollte eine Schweizer Forschergruppe wissen, wie sich die Krankheit bei den geimpften Probanden entwickelt hatte. Das Ergebnis überraschte und gab der Impfidee wieder neuen Auftrieb: die Patienten hatten immer noch einen erhöhten Spiegel an Beta-AmyloidAntikörpern und schnitten auch bei bestimmten neuropsychologischen Standardtests besser ab. Untersuchungen an inzwischen verstorbenen Teilnehmern der abgebrochenen Studie ließen sogar die Deutung zu, dass sich Plaques teilweise wieder aufgelöst haben könnten. Derzeit werden weltweit in einigen Studien wieder solche Impfstoffe getestet. Wann und ob überhaupt es einen Alzheimer-Impfstoff geben wird, kann heute niemand mit Gewissheit sagen.

Diagnosepuzzle. Inzwischen kommen jährlich rund

600.000 Alzheimerkranke allein in der EU dazu. „Oft werden sie leider erst sehr spät diagnostiziert“, sagt Peter Dal-Bianco, Leiter der Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen an der Wiener Universitätsklinik für Neurologie. Zu ihm kommen zumeist Menschen, bei denen Anzeichen einer Gedächtnisschwäche nicht mehr zu übersehen sind. Einen einfachen Test für Alzheimer gibt es heute nicht, die Diagnose muss aus mehreren Puzzlesteinen zusammengesetzt werden. „Nicht jeder, der vergesslich ist, hat Alzheimer“, betont Dal-Bianco. Zunächst müssen andere Ursachen wie Depressionen oder kleine Gefäßverletzungen im Kopf ausgeschlossen werden. Im Gespräch mit dem Patienten und den Angehörigen – im Falle einer Demenz ist auf die Angaben des Patienten kein Verlass – verschafft sich der Neurologe ein erstes Bild. Ein spezieller neuropsychologischer Test vergleicht die Fähigkeiten des Patienten mit der Altersnorm. Neben Alzheimer kommen auch andere neurodegenerative Demenzformen infrage. Bei der LewyBody-Demenz, der zweithäufigsten Form, treten zum Beispiel oft Halluzinationen auf: „Dann glaubt jemand vielleicht, seinen vor langer Zeit

Alzheimer ist wie ein Kabelbrand: Wenn es richtig losgeht, ist er nicht mehr zu stoppen. verstorbenen Hund unter dem Tisch zu sehen“, sagt Dal-Bianco. Bei Alzheimer dagegen sei zunächst vor allem das episodische Gedächtnis betroffen. Mit hundertprozentiger Sicherheit kann man Alzheimer erst post mortem anhand der Eiweißplaques im Gehirn diagnostizieren. Erfolge bei Früherkennung. „Fast alle Erfolge, die wir

bisher in der Behandlung erzielen, fallen in die frühen Phasen der Krankheit“, sagt Konrad Beyreuther. Der Leiter des Zentrums für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg vergleicht die Krankheit mit einem Kabelbrand: „Wenn es richtig losgeht, ist er nicht mehr zu stoppen.“ Beyreuther setzt als Biochemiker bei der Frühdiagnose auf die Untersuchung des sogenannten Liquor cerebrospinalis, der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit. Die Methode sei günstiger als bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT)

LITERATUR Die Fotos von Ursula N. (links) und Fritz S. (S. 16) stammen aus dem einfühlsamen Bildband von Petra und Michael Uhlmann: Was bleibt ... Menschen mit Demenz. Porträts und Geschichten von Betroffenen. Frankfurt a. M. (Mabuse). 102 S., s 25,60

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oder Positronenemissionstomografie (PET), an deren Einsatz als Diagnostikverfahren bei Demenz ebenfalls geforscht wird. Bei der Liquoranalyse wird neben der Konzentration von Beta-Amyloid auch die des Tau-Proteins gemessen. Dieses gilt nämlich neben dem Beta-Amyloid als weiterer Hauptverdächtiger bei der Entstehung der Gehirnkrankheit. Bei Alzheimerpatienten ist die Beta-Amyloid-Konzentration in der Gehirnflüssigkeit fast auf die Hälfte reduziert, der Tau-Protein-Wert dagegen stark erhöht. Eine Rolle spielt zudem eine veränderte Form des Tau-Proteins. „Aus diesen drei Parametern zusammen lässt sich dann eine Diagnose erstellen“, erklärt Christian Humpel, Leiter des Psychiatrischen Labors für Experimentelle Alzheimerforschung an der Medizinuniversität Innsbruck. Hier wird das Diagnoseverfahren seit zwei Jahren eingesetzt, derzeit bei

rund 120 Patienten pro Jahr. Für einen routinemäßigen Scan aller Risikopatienten ist dieses aufwendige Verfahren derzeit aber nicht geeignet: „Das Problem sind die Graubereiche“, erklärt Humpel, „wenn die Messwerte zum Beispiel nur leicht von der Norm abweichen oder nur einer der drei Parameter auffällig ist, können wir keine zuverlässige Diagnose stellen.“ Vorbeugen. Ob sich Forscher in letzter Zeit

vermehrt der Vorbeugung von Alzheimer zuwenden, weil der medizinische Durchbruch ausbleibt? Mehrere Studien der letzten Jahre deuten darauf hin, dass bestimmte Faktoren das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, beeinflussen: zum Beispiel Bewegung und Ernährung. Erst vor einem Jahr erregte eine US-amerikanische Studie Aufmerksamkeit, wonach Probanden, die sich an die Prinzipien der griechisch-mediterra-

nen Ernährung hielten – also Olivenöl, Hülsenfrüchte, Getreide, Obst und Gemüse, wenig Fleisch, dafür mäßig Fisch, Milch und Wein – deutlich seltener an Alzheimer erkrankten. Alzheimerspezialist Alexander Kurz warnt aber vor übereilten Schlussfolgerungen: „Wie bei allen Studien, die auf Befragungen bezüglich der Lebensgewohnheiten beruhen, können wir nicht mit Sicherheit sagen, was schlussendlich den Unterschied bewirkt hat.“ Das gelte übrigens auch für Untersuchungen, nach denen Menschen mit höherer Bildung oder einem Leben, das von geistig anregenden Tätigkeiten geprägt ist, ein geringeres Risiko hätten. Es sei zwar möglich, dass Personen, die über gute geistige Ressourcen verfügen, die Demenzsymptome länger kompensieren können. Daraus zu schließen, Kreuzworträtsel zu lösen senke das Alzheimerrisiko, sei aber leider zu einfach.

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Schilder an den Türen und ausreichend Beleuchtung – auch nachts – erleichtern es dem Kranken, in der Wohnung zurechtzukommen. Wichtige Dokumente vorab zu kopieren erspart Schwierigkeiten, wenn diese unauffindbar verlegt werden. Wichtig sei es zu begreifen, dass man bei Alzheimer mit logischen Erklärungen nicht weiterkommt, sagt Croy. Der Betroffene wird

sich nicht überreden lassen, einen Mantel anzuziehen, weil es kalt ist. Allein zu verstehen, dass es sich dabei um ein Symptom der Krankheit und nicht um Sturheit handelt, mache solche mühsamen Auseinandersetzungen für die Pflegenden ein bisschen leichter. S.A. www.alzheimer-selbsthilfe.at

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Angehörige von Alzheimer- und anderen Demenzkranken müssen zusehen, wie ein geliebter Mensch langsam Gedächtnis und Verstand verliert, bis er vollkommen hilflos ist. Sie machen vielleicht die schmerzhafte Erfahrung, dass der Ehepartner sie wegschicken will, weil er sie für eine wildfremde Person hält. Oder dass Vater oder Mutter von Hilfe abhängig werden wie ein kleines Kind. Zur psychischen Belastung kommt eine enorme körperliche Anforderung. Manche Alzheimerpatienten stehen nachts auf – starker Bewegungsdrang ist typisch für die Krankheit. Im fortgeschrittenen Stadium müssen sie rund um die Uhr betreut werden. Über achtzig Prozent der Alzheimerkranken werden zuhause gepflegt. Antonia Croy kennt die Sorgen und Nöte der Angehörigen: „Viele gehen dabei bis an ihre Grenzen und darüber“, erzählt die Vorsitzende von „Alzheimer Angehörige Austria“. Depressionen und Burnouts bei pflegenden Angehörigen seien häufig. Die Wiener Selbsthilfegruppe wurde 1990 gegründet, inzwischen gibt es in allen Bundesländern ähnliche Vereine. „Die Angehörigen bekommen bei uns Beratung in rechtlichen und finanziellen Fragen sowie Informationen über die Krankheit und den Umgang mit dieser“, erklärt Croy. Schon manch einfacher Tipp könne das Zusammenleben etwas vereinfachen:

Die Pflege von Demenzkranken ist eine große psychische und physische Belastung.

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Der Greis in der Gosse Gute alte Zeit? Sicherlich nicht für die Alten. Die Kinder starben häufig früh, als Alterswohnsitz drohte das Armenhaus. Warum die Historikerin Pat Thane lieber heute alt wird. Oliver Hochadel Wer sich auf seine Kinder verlässt, wird verlassen. Gert Voss als König Lear

Herzloser Nachwuchs. Sie kennen die Werbespots einer Wiener Versicherung, in denen die ungezogenen Gören ihre Eltern böse hängen lassen. Der Scherz ist ernst gemeint und soll zur Altersvorsorge mahnen. Denn, so der Subtext, die Zeiten ändern sich: Heute kann man sich nicht wie früher darauf verlassen, dass die Bälger, die man aufgezogen hat, sich um einen kümmern, wenn man grau und tattrig ist. Schön wär’s gewesen: Wir projizieren allzu gerne das Bild einer intakten Familie in die Vergangenheit. Alle leben harmonisch unter einem Dach, die Kinder sind die eigene Altersvorsorge. Dabei belehrt schon ein Gang ins Burgtheater eines Besseren: König Lear ist der verblendete Alte, der sich auf seine Töchter verlässt und verlassen wird. Shakespeare greift in seinem Stück von 1605 stark auf volkstümliche Erzählungen seiner Zeit zurück, die zeigen, wie weit verbreitet der Topos des törichten Grauschopfes war. Zahlreiche Prozessakten vom Mittelalter bis heute belegen Konflikte zwischen den Generationen. Die Alten vermachen noch zu Lebzeiten ihren Kindern Haus und Hof und erhalten dafür für ihren Lebensabend freie Kost und Logis – und müssen nicht selten vor Gericht gehen, um ihre Rechte einzuklagen. Im späten 18. Jahrhundert hingen an den Toren brandenburgischer Städte sogar große Holzkeulen mit der Inschrift: „Wer sich vom Brot seiner Kinder abhängig macht und Not leidet, soll mit dieser Keule erschlagen werden.“

Epidemische Einsamkeit. „Ich war schon im-

mer skeptisch, was die Wahrnehmung des Alters angeht“, sagt Pat Thane im Gespräch mit heureka! Die Historikerin vom Institute of Historical Research der Universität von London beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte des Alters. Der Blick zurück relativiert so manches Stereotyp. Einsamkeit im Alter etwa ist sicher keine Besonderheit unserer Gegenwart. Nicht nur weil die Kinder einen verlassen oder vor die Tür setzen, sondern weil sie vorher sterben. „Im 18. Jahrhundert hatte nur jeder dritte Europäer an seinem sechzigsten Geburtstag noch ein lebendes Kind“, so Thane – und somit niemanden, der einen versorgte. Lange Schlangen grauer Häupter vor Suppenküchen und Heerscharen mittelloser Greise in

18. Jahrhundert hatte »nurImjeder Dritte mit 60 noch ein lebendes Kind.« Armenhäusern gehörten bis ins frühe 20. Jahrhundert zum Alltag europäischer Großstädte. Pat Thane glaubt, dass alte Menschen heute zumindest potenziell besser integriert seien. Auch wenn die Kinder weiter weg wohnen, kann man mit ihnen täglich telefonieren oder hinfliegen. Kindheit überleben. Der mediale Hype um

die neue „Generation Methusalem“ lässt all-

zu leicht vergessen, dass es immer schon alte Menschen gegeben hat. Auch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit erreichten sie in Einzelfällen neunzig oder mehr Lenze. Neu ist nur die große Anzahl alter und sehr alter Menschen. Dass die durchschnittliche Lebenserwartung in europäischen Gesellschaften bis ins 19. Jahrhundert hinein lediglich bei 30 bis 35 Jahren oder sogar noch darunter lag, ist in erster Linie auf die extrem hohe Kindersterblichkeit zurückzuführen. Beim Durchblättern alter Tauf- und Sterberegister treibt es einem leicht die Tränen in die Augen, wenn man sieht, dass in manchen Familien nur eines von zehn Kindern das Erwachsenenalter erreichte. Wer aber einmal Kindheit und Jugend überlebt hat, hatte passable Aussichten, sechzig Jahre und älter zu werden. Andererseits sei manches gleich geblieben, so Thane; so ist das Alter, ab dem man als alt gilt, in fast allen Gesellschaften etwa sechzig Jahre. Dies zeigt sich etwa in der Altersgrenze für den Wehrdienst oder für Geschworene bei Gericht. Die vielleicht wichtigste Lehre aus der Geschichte des Alters ist für Thane die Einsicht, dass „die“ Alten früher genauso wenig eine homogene Gruppe waren, wie sie es heute sind. Diese Selbstverständlichkeit wird durch das Etikett „die Alten“ nur allzu leicht verdeckt. Das Spannweite reicht von den ehrwürdig ergrauten Machtmenschen auf dem Thron bis zu den Unsinn brabbelnden Greisen in der Gosse. König Lear freilich deckt das ganze Spektrum ab.

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„Schrumpfen erwünscht“ Politik und Pensionskassen haben die Bevölkerungs- und Altersentwicklung völlig falsch eingeschätzt, nicht nur hierzulande. Ein Gespräch mit dem international angesehenen und tätigen Demografen Wolfgang Lutz. Interview: Stefan Löffler

ZUR PERSON

Wolfgang Lutz (50) leitet das Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien sowie das World Population Program am International Institute for Applied System Analysis (IIASA) in Laxenburg. Er ist Professor, Projektleiter oder Direktoriumsmitglied von Universitäten und Forschungsinstituten in Wien, Washington, Nairobi, Bangkok und Singapur.

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heureka!: In Europa, Nordamerika und Ostasien altert die Bevölkerung. Ist das eigentlich ein historisch neues Phänomen? Wolfgang Lutz: Insofern ja, als die Bevölkerung noch nie so schnell gealtert ist. Die Geburtenraten waren in Mitteleuropa aber schon vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Weltwirtschaftskrise so niedrig wie heute. Damals wurde viel spekuliert, ob es eine Folge der schlechten Wirtschaftslage war oder ein permanenter Zustand wird. Die ersten Befürchtungen einer Bevölkerungsschrumpfung standen damals unter nationalistischen Zeichen. Die Franzosen machten sich Sorgen, dass sie weniger Soldaten haben werden als die Deutschen. Das war am Ende des sogenannten demografischen Übergangs, der in allen Ländern der Welt früher oder später abläuft.

Durchschnitt noch zwei, drei Jahre. Die Demografen sind bei ihren Prognosen bis in die Siebzigerjahre davon ausgegangen, dass die Lebenserwartung nur bis etwa 76 Jahre steigen und sich dann stabilisieren würde.

Was ist mit diesem Übergang gemeint? Zunächst sinken die Sterberaten durch höheren Lebensstandard und bessere medizinische Versorgung. Nach einiger Zeit merken die Familien, dass mehr Kinder überleben, und kriegen weniger. In Europa spielte sich das bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts ab. Viele Entwicklungsländer vor allem in Afrika sind noch mitten in diesem Prozess.

Warum eigentlich nicht? Die Kassen operieren mit einem Horizont von zwanzig, fünfundzwanzig Jahren. Und damals begannen die geburtenstärksten Jahrgänge erst ins Erwerbsleben einzutreten. Inzwischen sehen die Kassen, was auf sie zukommt, denn ab etwa 2020 werden diese Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Die Politik tut sich heute noch schwerer, denn Ruheständler und diejenigen, die weniger als zehn Jahre davon entfernt sind, machen mittlerweile die Hälfte der Wählerschaft aus.

Was halten Sie davon, dass die Österreicher derzeit im Durchschnitt mit 59 ihre Pension antreten? Frauen sogar noch ein paar Jahre früher. Sozialpolitiker argumentieren oft mit der Lebenserwartung bei der Geburt. Es kommt aber auf die Lebenserwartung bei Pensionsantritt an. Und eine Österreicherin, die mit 57 in Pension geht, hat im Durchschnitt noch weit über dreißig Jahre vor sich, wenn man die zukünftige Verbesserung in der Lebenserwartung abschätzt. Seit wann gibt es denn diese letzte Lebensphase des Ruhestands? Das ist eine relativ junge Errungenschaft. Früher haben fast alle Menschen gearbeitet, bis sie gestorben sind. Als Bismarck 1889 in Deutschland die Rentenversicherung einführte, lebten die Leute, wenn sie überhaupt das Rentenalter erreichten, im

Tatsächlich steigt sie aber derzeit pro Jahrzehnt um zwei bis drei Jahre an, während das Pensionsalter seit Jahrzehnten unangetastet bleibt. Faktisch ist das Pensionsalter sogar gesunken. Als wir 1981 vor den Folgen des demografischen Wandels für die Pensionskassen gewarnt haben, erhielten wir wütende Anrufe. Gewerkschafter haben uns beschimpft, wie wir die Leute so verunsichern können. Damals hätte man den Übergang schonend gestalten können, aber weder die Politik noch die Pensionskassen sahen dafür eine Notwendigkeit.

Wer heute unter fünfzig ist, würde wahrscheinlich mit eigenen Rücklagen fürs Alter besser fahren als mit dem Umlagesystem. Aber die Rücklagen haben das Risiko, dass eine Weltwirtschaftskrise alle Ersparnisse vernichten könnte. Das Umlagesystem hat den Vorteil, dass es immer Leute geben wird, die arbeiten. Sie forschen auch in und über Ostasien. Haben diese Länder ähnliche Probleme mit dem demografischen Wandel? Die sind sogar noch gravierender. Ich komme gerade aus Südkorea zurück. Dort ist die Zahl der Geburten seit 1970 von fünf Kindern pro Frau auf 1,08 Kinder gesunken. Damit altert dort die Gesellschaft noch viel schneller.


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Wirtschafts- statt Babyboom in China, schrumpfendes Südkorea, Afrika im Übergang – Wolfgang Lutz verfolgt die Bevölkerungsentwicklung weltweit.

Wie reagieren die Koreaner? Zutiefst verunsichert. Einwanderung wird von der Gesellschaft nicht goutiert. Es kann nur durch längeres Arbeiten gehen. Was in Japan bereits üblich ist. Die Japaner haben auch ein gesetzliches Pensionsalter, aber danach kehren sie häufig zu ihrer alten Firma zurück und arbeiten dort für weniger Gehalt als vorher weiter, was vor dem Ruhestand wegen des Senioritätsprinzips nicht ging. Auch in Österreich gibt es sicher viele, die sich ihre Pension gerne aufbessern würden, aber es gelten strenge Grenzen, bis wann wie viel dazuverdient werden darf. An mehr Flexibilität führt kein Weg vorbei. In den Firmen war die Bereitschaft bisher nicht groß, Ältere zu behalten oder einzustellen. Doch das ändert sich durch den Fachkräftemangel gerade. Hört man in Asien eher auf die Demografen? In China waren es demografische Analysen, die zur 1-Kind-Politik geführt haben. Nach dem Rückgang der Geburtenrate stellt sich häufig ein demografischer Bonus ein: Für einige Jahrzehnte gibt es einen hohen Anteil der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, aber weniger Kinder und noch nicht so vie-

le Alte. In diesem Zeitraum erreicht ein Land ein besonders starkes Wirtschaftswachstum. Die 1-Kind-Politik hat ihren Zweck voll erreicht: Chinas Geburtenrate schätzen wir heute auf 1,5 Kinder. Die Bevölkerung wird noch zehn bis fünfzehn Jahre wachsen und von da an sinken. Wie geht es der Demografie im deutschsprachigen Raum? Als ich mich für das Fach entschied, musste ich in die USA gehen. Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland ein Max-Planck-Institut für Bevölkerungsforschung, und beide

Bei niedrigerer Gebur»tenrate kann man mehr in die Bildung investieren.« Direktoren sind US-Amerikaner. Die Expertise muss von außen geholt werden, weil die deutschen Fachvertreter durch ihre Naziverstrickungen kompromittiert waren. Laut dem Historiker Thomas Etzemüller haben die deutschen Demografen in den Zwanziger- und Dreißigerjahren nicht an-

ders argumentiert als ihre Kollegen in Frankreich oder Großbritannien. Ein Großteil der Bevölkerungswissenschaft ist damals auf der Welle der Eugenik geschwommen. Während die deutschen Demografen nicht ungeschoren durch die Entnazifizierung kamen, haben die – oftmals aber auch weniger extremen – Eugeniker in den Siegermächten nach dem Krieg die Kurve gekratzt und sind wieder seriöse Wissenschaftler geworden. Was halten Sie von Schlagzeilen wie „Die Europäer sterben aus“? Aus nationalistischer Perspektive mag die niedrige Geburtenrate ein Problem sein, wenn das eigene Volk schrumpft und das Nachbarvolk wächst. Aber innerhalb der EU ist diese Sicht nicht mehr zeitgemäß. Ich finde, dass die Geburtenrate nicht das Bestandserhaltungsniveau von zwei haben muss, sondern besser bei 1,7 oder 1,8 liegt wie in Großbritannien oder den skandinavischen Staaten. Dann kann man mehr in die Bildung der zukünftigen Generation investieren. Auch ökologisch ist ein langsames Schrumpfen erwünscht. Ein explosionsartiges Wachsen, wie es in vielen afrikanischen Staaten noch der Fall ist, oder ein implosionsartiges Schrumpfen, wie es sich

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in Osteuropa abzeichnet, bringt sicher Nachteile mit sich. Österreich liegt mit 1,4 Geburten pro Frau näher bei der osteuropäischen Quote als den von Ihnen genannten nordischen Vorbildern. Dieser Wert ist aber durch einen Tempoeffekt verzerrt: Wenn, wie derzeit, das mittlere Gebäralter ansteigt, weil die Frauen das Kinderkriegen hinausschieben, wird die durchschnittliche Kinderzahl etwas unterschätzt. Die Skandinavier stehen heute besser da, weil dort während des Wirtschaftswachstums der Sechzigerjahre auf den Arbeitskräftemangel anders reagiert wurde: Dort wurden die Frauen auf den Arbeits-

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markt geholt, während bei uns in Mitteleuropa noch ein konservatives Familienbild vorherrschte und wir lieber die Gastarbeiter geholt haben. Heute tun wir uns sowohl mit den ehemaligen Gastarbeitern schwer als auch mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die in den nordischen Ländern eine viel längere Tradition hat. Haben die Skandinavier auf ihre Demografen gehört? Nein. Weil die Frauen besser ausgebildet waren, war das Rollenbild der Frau in Skandinavien eben schon moderner. Um noch einmal auf das Pensionsalter zurückzukommen: Das niedrigere Pensionsantrittsalter von Frauen, das in Österreich ab-

Angriff auf alte Arbeiter Alle über Vierzigjährigen sind „vergleichsweise nutzlos“, alle über Sechzigjährigen „vollständig entbehrbar“, befand der kanadische Mediziner William Osler und regte einen „friedlichen Abgang durch Chloroform“ an. Osler war kein durchgeknallter Dr. Mabuse, sondern einer der weltweit renommiertesten Mediziner um 1900. In der Hochzeit der Eugenik wurden auch Euthanasiekonzepte ganz ungezwungen diskutiert. Diese richteten sich nicht nur gegen Behinderte und „Andersrassige“, sondern auch ganz vehement gegen Alte. Oslers Aussagen stehen beispielhaft dafür, dass die Verdrängung älterer Menschen aus dem Arbeitsmarkt kein Phänomen der jüngeren Gegenwart ist. Wir klagen über zu viele Frühpensionierungen und kaum mehr zu vermittelnde fünfzigjährige Arbeitssuchende. Der Trend der Altersdiskriminierung lässt sich aber mindestens bis ins späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Druck auf Ältere sei damals sogar ungleich höher und brutaler gewesen als heute, sagt der Wiener Sozialhistoriker Hermann Zeitlhofer. „Labor, Aging, and the Elderly: Historical Variations and Trends“ heißt sein Projekt im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Ethische und gesellschaftliche Perspektiven des Alterns“ der Universität Wien. Zeitlhofer versucht in mühevoller Quellenkleinarbeit etwa die Altersstruktur von Belegschaften von Firmen in Mitteleuropa zu rekonstruieren. Im Bergbau und in der Textilindustrie betrug der Anteil der über Fünfzigjährigen häufig nicht mehr als zwei Pro-

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Früher hackelte jeder solange es ging.

zent. Neben den nackten Zahlen finden sich in den Quellen auch Berichte, dass betagte Hackler zu verbergen suchten, dass sie eine Brille benötigten. Ältere Arbeitnehmer wurden nicht deshalb diskriminiert, weil sie teuer gewesen wären. Ihre Löhne waren im Vergleich zu den Jüngeren sogar niedriger – also ganz anders als heute. Im gleichen Maße, wie im Zeichen der Industrialisierung die Arbeit als Lebenszweck des Menschen verherrlicht worden sei, seiauch so etwas wie ein „Jugendkult“ entstanden, sagt Zeitlhofer. Arbeit und Alter wurden zu Gegensätzen. Was aber taten die Grauschöpfe, die aufgrund der steigenden Lebenserwartung zahlreicher und so vehement aus der Lohnarbeit gedrängt wurden? Viele hatten keine

surderweise sogar in der Verfassung festgeschrieben ist, wird gerne als Ausgleich hingestellt, um die Benachteiligungen der Frauen zu kompensieren. Eine eigenartige Methode: Statt gegen die Benachteiligungen der Frauen beim Gehalt oder der Vereinbarung von Beruf und Familie vorzugehen, schickt man sie, nachdem sie diese Mühen hinter sich gebracht haben, früher in Pension. Das frühere Pensionsalter der Frauen ist kein erhaltenswertes Recht, sondern die Fortsetzung ihrer Unterordnung mit anderen Mitteln: In der Regel sind die Männer in den Ehen ein paar Jahre älter. Wenn sie in Pension gehen, wollen sie, dass die Frauen auch zuhause bleiben und für sie kochen.

andere Wahl, als sich „selbstständig“ zu machen. In der Gruppe der Selbstständigen waren 20 bis 25 Prozent über sechzig Jahre alt. Dazu zählen Handwerksmeister, aber auch sehr viele, die marginale Tätigkeiten kombinierten – gleichsam die „Scheinselbstständigen“ von gestern. Die nicht gerade beliebte Tätigkeit des Totengräbers etwa übten unverhältnismäßig viele Männer über siebzig aus. In der Frühen Neuzeit hackelte jeder so lange, wie es ging. Erst im 19. Jahrhundert wurden Lohnarbeit und unbezahlte Arbeit streng getrennt. Damals entstand allmählich – quasi als andere Seite der Medaille – die Idee von Freizeit. Und erst kurz vor 1900 wurde erstmals eine formale Altersgrenze (zunächst 70, später 65) und der Zwang zur Pensionierung festgesetzt. Freilich: an der wirtschaftlich prekären Situation vieler alter Menschen (s. auch S. 15) änderte die Einführung der Rentenversicherung erstmal nur wenig. Diese wurde in Deutschland bereits 1889 eingeführt, in Österreich für Arbeiter erst 1938 durch die Nazis. (Beamtenpensionen gab es schon seit Joseph II., für gehobene Angestellte seit 1906.) Nur die allerwenigsten konnten von der Rente alleine leben, die vom Gesetzgeber nur als Ergänzung gedacht war. So mussten sich die armen Alten häufig als Tagelöhner verdingen oder auf ein Gratiswohnrecht hoffen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Pension dann wirklich zu einem Ruhestand. Für das 21. Jahrhundert ist auch das nicht in Stein gemeißelt. William Osler hatte übrigens bis zu seinem Tode im Alter von siebzig Jahren einen Lehrstuhl in Oxford inne. O.H.

Museum der Künste, Budapest

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Lasst sie arbeiten! In Österreich gehen die Menschen zu früh in Pension, darin sind sich die Demografen und Arbeitsmarktforscher einig. Die jüngere Generation muss nun dafür geradestehen. Stefan Löffler

Schweden hackeln. Nicht nur in der Bildungs- und Gleichstellungspolitik gilt Skandinavien als Vorbild. Auch wer Konzepte sucht, um die Erwerbsbeteiligung der über Fünfzigjähren zu steigern, orientiert sich gerne am Norden. Die Wiener Arbeitsmarktforscherin Karin Steiner war auf einer Schwedenreise beeindruckt, wie viele grauhaarige Menschen ihr in Büros und Ämtern begegneten. Schweden gehen im Durchschnitt fünf Jahre später in Ruhestand als Österreicher. Der Anteil der 55- bis 64-Jährigen, die arbeiten, ist dort fast doppelt so hoch wie hierzulande. Als das Wirtschaftswachstum in den Siebzigerjahren abflachte und in Mittel- und

2050 erwartet die EU einen Rückgang des Anteils der zwischen 15- und 64-Jährigen an der Bevölkerung um immerhin ein Sechstel, von 67 auf 56 Prozent. Ein wichtiges, aber noch zu wenig verbreitetes Argument für eine höhere Erwerbsbeteiligung der Älteren lautet: die jüngere Generation zu entlasten, der die Zeit und das Einkommen fehlt, um so viele Kinder zu kriegen, wie sie sich wünscht. Active Aging. Fürs Erste hat sich die EU das

wenig ehrgeizige Ziel gesetzt, dass bis 2010 wieder die Hälfte der 55- bis 64-Jährigen erwerbstätig sein sollen. „Active Aging“ heißt das im EU-Sprech. Auch wenn die OECD

durch Altersteilzeit in Österreich durch Konstruktionsmängel floppte. Die meisten Arbeitgeber stellen sich ihre Mitarbeiter immer noch vor als: männlich, Inländer, zwischen 30 und 45 Jahre alt und jederzeit zu zehn Überstunden die Woche bereit. Doch der Fachkräftemangel, der sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird, zwingt die Unternehmen zum Umdenken. Schließlich hat Österreich die vierzig kollektiv überschritten. Nicht nur die Gesamtbevölkerung steht durchschnittlich im fünften Lebensjahrzehnt, seit kurzem gilt das auch für die Beschäftigten. Für die Anpassungen, die eine alternde Belegschaft erfordert, werden den Unternehmen neuerdings geförderte Beratungsangebote wie „Roomy Company“ angeboten.

Grafik: R. Hackl; Quelle: Statistik Austria

Alte ohne Arbeit. Am schwierigsten ist es

Die Folgen der Frühpensionierung: Ab fünfzig fällt die Erwerbstätigenquote stark ab.

Nordeuropa die Arbeitslosenraten nach oben schossen, wurde fast überall die vorzeitige Pensionierung eingeführt oder erleichtert. Den geburtenstarken Jahrgängen den Jobeintritt zu erleichtern, hatte damals Priorität. Inzwischen ist freilich klargeworden: Wer mit 55 statt 65 in Pension geht, zahlt nicht nur zehn Jahre weniger ein, sondern ist auch zehn Jahre länger zu versorgen. Dazu kommen die steigende Lebenserwartung und der Rückgang der Geburtenzahlen. Bis

Österreich erst kürzlich für die zu geringe Erwerbsbeteiligung der Älteren gerügt hat, ist die Politik nicht untätig geblieben. Mit ein bis zwei Jahren Verspätung wird die 50Prozent-Quote auch hier geschafft werden. Ein Hindernis ist dabei das hierzulande verbreitete Senioritätsprinzip bei Löhnen und Gehältern. Wenn ältere Mitarbeiter immer teurer werden, ersetzt man sie schon deshalb gerne durch preiswertere Jüngere. Eine weitere Hypothek ist, dass der gleitende Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand

aber, für Menschen über fünfzig wieder eine Anstellung zu finden, wenn sie ihren Job verlieren. Sowohl der Arbeitsmarktservice als auch das Sozialministerium haben sich mit Studien und Konzepten bewaffnet. Erst vorige Woche organisierte Karin Steiner in Wien eine Tagung zur Frage, wie mehr ältere Menschen in Arbeit zu bringen wären. Experten raten dazu, die Lohnnebenkosten für ältere Mitarbeiter zu verringern und bei Neuanstellungen ihren Kündigungsschutz zu lockern. Umschulungen und Weiterbildungen gehen meistens an den Bedürfnissen und Voraussetzungen Älterer vorbei. Auf Dauer werden Beschäftigungsprogramme für über Fünfzigjährige nicht reichen. Schon weil die Lebenserwartung Jahr für Jahr um nahezu drei Monate steigt, führt auf die Dauer kein Weg daran vorbei, das Pensionsalter kontinuierlich nach oben anzupassen, so Steiner. Die 35-jährige Arbeitsmarktforscherin rechnet jedenfalls damit, selbst mindestens bis zu ihrem Siebzigsten hackeln zu müssen. Der Gesundheit abträglich ist längeres Arbeiten übrigens nicht: Wo das durchschnittliche Ruhestandsalter am höchsten ist – wie in Japan, Norwegen, Schweden oder der Schweiz –, dort ist auch die Lebenserwartung der Menschen am höchsten.

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Zu Ende gedacht 25 ergänzte Sätze von INGELA BRUNER, Rektorin der Universität für Bodenkultur

Alter und Kreativität in der Wissenschaft ... gehen nur selten Hand in Hand; für beides muss Platz sein. Ältere Forscher in Österreich ... sollten sich dem Nachwuchs widmen.

Wäre ich Wissenschaftsministerin ... würde ich den Finanzminister überzeugen, mir eine nachhaltige fünfprozentige Erhöhung des Gesamtbudgets für die österreichischen Universitäten zu gewähren: für die spezielle Förderung von gemeinsamen Projekten der Unis wie z.B. Lehrverbünde und Forschungsclusters.

Die Emeritierung von Professoren ... ist ein Relikt aus dem UOG.

Mein schlimmster Irrtum ... war zu glauben, dass ich alles selber machen sollte.

In Pension gehe ich ... wahrscheinlich nie.

Ich frage mich manchmal ... warum es nicht schneller gehen kann.

Die Zeit meines Studiums habe ich ... zeitweilig im Sommer auf einem schwedischen Fischerboot verbracht.

Am meisten verabscheue ich ... Mobbing und Diskriminierung.

Katharina Gossow

Alter ist für mich ... Weisheit.

INGELA BRUNER

Mein größter Erfolg an der Universität ... war die Einführung des ersten MBA und des ersten Masters in Österreich an der Donau-Universität Krems. Am meisten ärgere ich mich ... über Inkonsistenz und mangelnde Logik in einer Argumentation. Besonders glücklich macht mich ... wenn ich Menschen Mut machen kann. Sorge bereiten mir an meiner Universität ... die oft prekären Arbeitsverhältnisse unseres wissenschaftlichen Nachwuchses.

Auf meinem Nachtkästchen liegt ... immer ein Stapel Bücher und ein alter Teddybär. Meine Lieblingsschriftsteller ... Stefan Zweig, Oscar Wilde, André Gide und Stig Larsson Mein liebster Held in der Geschichte ... der Wikinger Erik der Rote und Jeanne d’Arc Am liebsten höre ich ... das Trommeln des Regens, das Pfeifen des Windes und das Knistern des Feuers im offenen Kamin. Wenn ich mehr Zeit hätte ... würde ich Bücher schreiben.

Als Rektorin möchte ich durchsetzen, dass ... die Lehre und die Lehrenden einen hohen Stellenwert bekommen.

Das letzte Mal Herzklopfen hatte ich ... als ich einen mir lieben Menschen nicht erreichen konnte und ich mir Sorgen um ihn machte.

Wissenschaftler sind Menschen ... die besonders begabt und immer dem Neuem zugewandt sind. Es gilt ihnen Freiraum und Unterstützung zu gewähren und sie zugleich für die gemeinsamen Ziele der Universität zu begeistern.

Ich habe den Traum, dass ... ich mich wirklich für die Studierenden einsetzen kann.

Mein Lebensmotto ... Never give up!

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Bruner (55) ist seit 1. Oktober 2007 Rektorin der Universität für Bodenkultur und damit die erste Frau an der Spitze einer österreichischen Hochschule. 1979 promovierte sie auch als erste Frau in Maschinenbau an der TU Wien. Seither war die Tochter einer Schwedin und eines Kanadiers unter anderem als Vizepräsidentin der Donau-Universität Krems und als Forschungschefin bei der OMV tätig.

Ein guter Tag endet für mich ... sehr spät. Mit einem Bussi von meinem Mann, einem Spaziergang mit meiner Tochter und ihrem Hund und einer Tasse Kamillentee.

Universität für Bodenkultur Geschichte, Zahlen, Fakten. Gegründet 1872, genannt die Boku, zerstreut über den 18. und 19. Wiener Gemeindebezirk. Lateinisch heißt sie Alma mater viridis, was in etwa grüne Universität bedeutet. Agrar- und Forstwissenschaft, Biotechnologie, Lebensmittelund Umweltwissenschaften sind, wenn man so will, die Kernfächer der Boku, auch wenn sich unter den insgesamt dreizehn Departments eines für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften befindet. Insgesamt lehren dort etwa 900 Personen. Die Zahl der Studierenden hat sich seit 2001 von 4000 auf fast 7000 erhöht. Davon sind knapp die Hälfte Frauen, etwa 17 Prozent kommen aus dem Ausland. Die Boku-Studierenden haben den Ruf, eher Ökos zu sein, die bekanntesten Absolventen sind freilich alle ÖVPler: Leopold Figl, Franz Fischler und die beiden Prölls.


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