FALTERs BEST OF VIENNA 1/22

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CROWD FALTER EXZESS

Exzess, das bedeute, das Leben zu leben, im Moment zu sein und nach Freiheit zu streben, meint die Fotografinserbisch-österreichischeMašaStani�c

BIRGIT CHEFREDAKTEURINWITTSTOCK 1

BinderbergerSebastian(5),StanicMašaGossow,KatharinaFotos:

Stani�ccs Bilder, die in dieser Ausgabe zu sehen sind, entstanden vor Beginn der Pandemie, in den Jahren 2017 bis 2019 in Wien, Berlin und Bel grad. In jenen Städten also, in denen die 1994 geborene Künstlerin hauptsächlich verkehrt. Meistens sind es Freunde, die Stani�cc fotografiert, selten Fremde.

MAŠAEDITORIALSTANIC�FOTOGRAFINEDITORIALEXZESS! ENDE MÄRZ STAND ICH IN DER BRECHEND VOLLEN ARENA. ALLE WAREN ZIEMLICH APRÈS, AN DER BAR KAM MAN MIT DEM AUSSCHANK KAUM NACH, IN DER HALLE WURDE GEPOGT, ALS GÄBE ES KEIN MORGEN. GANZ KLAR: NACH ZWEI JAHREN PANDEMIE UND EINER MEHR ALS BESCHEIDENEN GESAMTSITUATION SUCHEN WIR ERLÖSUNG IM EXZESS. DESHALB HABEN WIR IHM DIESE AUSGABE GEWIDMET UND MENSCHEN BESUCHT, DIE ÜBER SEHR UNTERSCHIEDLICHE, ABER REICHHALTIGE EXZESS-EXPERTISE VERFÜGEN. IN DIESEM SINNE: PARTY ON!

Maša Stani�cc lebt und arbeitet in Wien.

Stani�cc studierte angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien an der Universtität für angewandte Kunst. Seit 2018 waren ihre Arbeiten unter anderem in Wien, Hamburg, Frank furt am Main und Berlin zu sehen.

c, deren Fotoserie „Exzess“ dieses Heft schmückt. „Durch meine Foto grafie und das Jagen nach dem Exzess bin ich Teil von ihm, ohne ihn dabei auch immer selbst ausleben zu müssen. Denn auch wenn im Exzess Freiheit liegt, tanzt er an der Grenze zur Destruktion. Und der Grat ist ein sehr schmaler.“

FotoserieEXZESS!&Fotografin

MarktMeidlinger 12., Meidlinger Markt (U6 Niederhofstraße)

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temporäres Kunst projekt gedacht, sind die „Shared Hängematten“ vom Frühling bis zum Herbst zum Rumhängen für alle da. Getränke mitnehmen oder beim Würstler neben der U-Bahn-Station checken! Café Monic 6., Gumpendorfer Str. 69 CafeMonic69www.facebook.com/

TIPPS: BIRGIT WITTSTOCK keit. zur zweiten Fraktion: feiern galore! Weil die Lockdownbeding te Abstinenz ein regelmäßigesivermindestensexzessivesAucheskalieren.amzumindestterlassenDancefloorfremdelngewisseshinhat,lässtessich,derzeitnoch,bestenimTschocherlnichtfehlendürfen:Rumhängen,ebensoexzesKulturgenussundderFressexzess.

Die queere Theatergruppe Nesterval macht Mitmachstücke

EDITOR’SCHOICE

EDITOR’S CHOICE

Wo Exzess draufsteht, ist auch Exzess drinnen Kollektiv im öffentlichen Raum rumhängen im Bruno-Kreisky-Park

BESTENMEINEVIER

Exzessives Chillaxen in den öffentlichen Hängematten im Bruno-Kreisky-Park bietet sich eigentlich eh immer an, aber am schönsten ist es hier nach der Monic-Sperrstunde, wenn während der violetten Morgenstunden im Park Ruhe Einstherrscht.als

ThompsonAlexandra(3),WittstockBirgitFotos:

Das geheimnisWahlFür die einen ist Exzess ein gefährliches Übel, für die anderen eine psychohygienische Notwendig

ParkKreisky-Bruno5., (U4Bruno-Kreisky-ParkMargareten)

Man schrieb das Jahr 2012, als ein gewisser Christian Chvosta einen alten Kebab stand am Meidlinger Markt übernahm und ihn „Milchbart“ nannte. Chvosta machte sein Marktbeisl so gut, dass plötzlich scharenweise Hipster nach Meidling pilgerten und auf dem ausgestorbenen Markt ein neuer Stand nach dem anderen eröffnete. Heute ist der Meidlinger Markt eine reich gedeckte Tafel für Fressexzesse.

„Wir sind eine Eckbar. An einer Ecke in Wien. Bei uns hat man Spaß“, lautet die gewichtige Ansage auf der Facebook-Seite des Café Monic. Und es ist nicht zu viel versprochen: Spaß und Vollrausch sind im Monic Programm. Anfang der 2010er war das abgeranzte Tschocherl in der Gumpinger, Höhe Pilgramgasse, noch eine Begegnungszone für ältere Herren, heute geben hier die Mitteljungen Vollgas.

Das Mini-Bobostan des 12. Bezirks: der Meidlinger Markt Nesterval www.nesterval.at Sie sind die Virtuos*innen des immersiven Theaters, reißen bei ihren Stücken exzessiv die Grenzen zwischen Publikum und SchnelligkeitseirareWerimSexarbeit„DieangelehntBuddbeimstabierenalsStückTicketsgroßeWienerdieInInszenierung.zuniederSchauspieler*innenundmachenErstereMittäter*innenundTeilderdenletztenJahrenhatsichpreisgekröntequeereTheatertruppeeineFanbaseerspielt–sindbeijedemneuenschnellerausverkauft,man„Nesterval“buchkann.Soauchneuen,„Sex,Drugsand’n’Brooks“,dassich,anThomasMannsBuddenbrooks“,umdrehtundderzeitPrateraufgeführtwird.Glückhat,erwischteineRestkarte.AllenanderenbeimnächstenStückzugeraten!

BEST OF VIENNA

Die Autorin dieser Zeilen zählt

Was haben diese sehenswerten Bauwerke gemeinsam? Sie gehören, wie weitere 40 Objekte in der Wiener Innenstadt, zum Portfolio der schutz.schutzschonungdeutetNutzungundUmsichtbedürfenfürDiesetochteroderBundesimmobiliengesellschaftihrerBüro-undWohnbauAREAustrianRealEstate.denkmalgeschütztenGebäude,diewirVerantwortungtragen,unsererbesonderenbeiderInstandhaltungSanierung.DieErhaltungundhistorischerGebäudebe-gleichzeitigauchRessourcen-undmachtausDenkmal-einenFaktorfürdenKlima-

Über die BIG Die Bundesimmobiliengesellschaft ist Expertin für Bildungsbauten und stellt österreichweit Schul- und Universitätsgebäude sowie Spezial-

immobilien bereit. Mit ihrer Kunstinitiative BIG ART fördert die BIG auch Kunst im öffentlichen Raum. bundesimmobiliengesellschaftwww.instagram.com/www.big.at 1 | Otto Wagner Postsparkasse Georg-Coch-Platz 2, 1010 Wien 2 | Büro- und Geschäftshaus Wollzeile 1-3, 1010 Wien 3 | Büro- und Geschäftshaus Am Hof 3-4, 1010 Wien 4 | Hauptgebäude Universität Wien Universitätsring 1, 1010 Wien 5 | Justizpalast Wien Schmerlingplatz 10-11, 1010 Wien 6 | Palais Epstein Dr.-Karl-Renner-Ring 1, 1010 Wien 7 | Akademie der bildenden Künste Schillerplatz 3, 1010 Wien EinschaltungEntgeltliche7 Akademie der bildenden Künste Schillerplatz 3, 1010 Wien © Helmut Wimmer VON KÜNSTEDERZURPOSTSPARKASSEOTTODERWAGNERAKADEMIEBILDENDEN Mit der BIG durch die Wiener Innenstadt Stephansplatz Stadtpark Rathauspark Volksgar ten 2 3 4 6 5 Einige BIG WienerLiegenschafteninderInnenstadt 7 1 © David Schreyer 3 © Unleashed Studio 5 © Unleashed Studio 6 © David Schreyer 1

Begleiten Sie uns auf eine baugeschichtliche Reise quer durch den 1. Wiener Gemeindebezirk. Wir beginnen bei einer Ikone des Jugendstils, die nach hundert Jahren als Bankgebäude gerade zu einem neuen Standort für Universitätsund Forschungsinstitute wird. Durch diese neue Form der Nutzung bleibt die Postsparkasse 1 von Otto Wagner einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Wir spazieren weiter über die Wollzeile, wo uns das schöne Durchhaus auf Nummer 3 interessiert, das aus 1848 stammt und das wir als öffentlich zugängliche Passage revitalisiert haben . Über den Stephansplatz gelangen wir zur Adresse Am Hof 3-4 3 Früher war hier eine Polizeiins pektion, heute befindet sich an der repräsentativen Adresse ein großes Lifestyle-Warenhaus. Unser Weg zum Hauptgebäude der Universität Wien 4 führt uns zurück an den Ring. Schon in der Aula erkennt man, wie wir den bekannten Ferstel-Bau in den letzten Jahren modernisiert haben. Mitten im imposanten Arkadenhof befindet sich mit „Der Muse reicht’s“ von Iris Andraschek eine Intervention unserer Kunstinitiative BIG ART. Die Muse erhebt sich in einer Power Pose von dem ihr zugedachten, braven Platz. Wenige hundert Meter schlendern wir den Ring entlang und erreichen, etwas versetzt, den Wiener Justizpalast 5 . Hier können wir im JustizCafé im Dachgeschoß einen Kaffee trinken und unsere bisherigen Stationen aus der Vogelperspekti ve Revue passieren lassen. Vorbei am Palais Epstein 6 von Theophil von Hansen erreichen wir gleich ein zweites Baujuwel des berühmten Vertreters des Wiener Stils. Vor 150 Jahren hat Hansen die Akademie der bildenden Künste 7 am Schillerplatz entworfen. Nach einer aufwändigen Restaurierung mit viel Gespür und Können wird hier jetzt wieder studiert und die großartige Gemäldegalerie ist für Besucherinnen und Besucher geöff net. Fun Fact: Auch Otto Wagner hat, kurz nach Hansen, eine Kunstakademie entworfen, die allerdings nie realisiert wurde.

FOTOSTRECKE EXZESS VON MAŠA STANIC

• Rebecca • Ab 22.09.2022 • Raimund Theater, Wien Tartuffe oder Ich glaub‘ was ich will! • Ab 07.07.2022 • Wiener Lustspielhaus • Cirque du Soleil • Ab 21.09.2022 • Wiener Stadthalle • • Viktor Gernot • Ab 06.06.2022 • Praterbühne, Wien SoleilduCirque©EntertainmentStage© SchifflKatahrina©MaternFelicitas© VintageladenWOLFMICHPorträtCREATION 7 Unsere Besten Vier 10 UrbanNYCHOSInterviewArtist 11 LichtkünstlerinRESAPorträtLUT 14 Meine Besten Vier 18 DominaSHIVAPorträtPRUGGER 21 CHOW WIENERPorträt RestaurantPakistanischesDEEWAN 24 Unsere Besten Vier 26 ErdäpfelmilchFOODPORN 28 WürschtlerESTERWITSCHPETERPorträt 30 Meine Besten Vier 32 DRINKSPorträt & THINGS 34 EthnobotanikQUERBEETPorträtLieferdienst 37 Meine Besten Drei 39 DragIJSENHOWERDUTZIInterviewCULTUREQueen 54 Meine Besten Vier 58 TEREZAInterview KabarettistinHOSSA 60 PunkrockbandLEFTOVERSInterview 62 TaxlerMÜLLERROMANPorträtCROWDMARIA 41 Meine Besten Vier 43 KURDWINInterview DrehbuchautorinRegisseurinAYUB& 44 Meine Besten Vier 46 FechtmeisterinFRIDAInterviewCORN 47 Meine Besten Vier 49 LAURINPorträt spezialistSicherheits-LEVAI 50 Meine Besten Vier 52 EDITORIAL 1 CHOICEEDITOR’S 2 IMPRESSUMREGISTER 64 INHALT

FOTOSTRECKE EXZESS VON MAŠA STANIC

Wolfgang Lindenhofer und Michael Pascher dealen in ihrem Vintageladen Wolfmich mit feinstem Stoff.

Was es bei Wolfmich nicht gibt: fehlende Knöpfe, defekte Verschlüsse, Flecken, Löcher, Ein- und Aufgeris senes. Was es gibt: mehr als tausend fantastische Kleidungsstücke aus vergangenen Jahrzehnten und der Gegenwart, meist aus den Werkstätten bekannter Designer, alle gereinigt und gut in Schuss. Außer dem coole Stücke weniger bekannter Namen, Neues von aktuellen Mode labels, Schmuck, Taschen sowie aus gewählten Klimbim, der einen selbst und das Leben schöner macht.

Stoffdealer Hair- und Make-up-Artist Wolfgang Lindenhofer (rechts), 45, und Schauspieler Michael Pascher, 42, haben sich mit ihrem gemeinsamen Laden in der Gumpendorfer Straße 61 ein Ventil für die eigene exzessive Kaufsucht und Vintage-Obsession geschaffenInmitten der Vintage-Schätze findet sich auch Brandneues. Etwa Shirts von Gabber Eleganza FÜR DIE KAUFSUCHT

Kurz gesagt: 130 Quadratmeter streng kuratiertes Mode-Wonderland, dargereicht auf einem glänzenden Tablett. Kein Wunder, dass neben Modenerds aus aller Welt und allerlei prominenten Künstler*innen auch Modestudent*innen und Designer*innen die Wolfmich-Tür einren nen, um hier Inspiration zu fassen. Dass das Partyvolk zur Ankleide für den nächsten Exzess vorbeischaut, versteht sich von selbst. Auch Bands lassen sich von den Betreibern Wolfgang Lindenhofer und Michael Pascher – Hair- und Make-up-Artist der eine, Schauspieler der andere –für Videos und große Auftritte an ziehen. Das Geschäft brumme, sagt Lindenhofer, 45, der hinter der Budel an einem Deko-Kopf werkt.

Was Wolfmich ausmacht: Der Laden auf der Gumpendorfer Straße kurz vorm Apollo ist nicht innerhalb des in Wien üblichen Vintage-Spek trums zwischen Humana, ranzigem Fast-Fashion-Secondhand im Kilo-Sale und Merch-T-ShirtManvonGabberderConceptangesiedelt,Etepetete-Luxusmarken-VintagesonderneinschrillerStore.HierhängenShirtsHardcore-Techno-Aktivist*innenEleganzanebenKlassikernBurberryundThierryMugler.findeteinoriginal80er-Jahre-vonMadonnaebenso

VIENNA

WÜHLEN

PORTRÄT OF

Das Erste, was auffällt, ist eine Absenz. Nämlich jenes Miefs von alter, getragener Kleidung, der einem in so vielen Vintageläden entgegen schlägt. Wolfmich hingegen duftet ganz leicht nach Parfum, Florales mit sachter Holznote. Nicht zu gefällig, schon ein bisschen edgy, aber nichts von der üblichen Secondhandladen mischung aus süßsaurer Aura längst verpufften Schweißgeruchs und dem leichten Moder ungelüfteter Wäsche.

VON BIRGIT WITTSTOCK

Zur Anprobe bei den Exzess-Ausstattern in Mariahilf

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CREATION

PascherMichaelWittstock,BirgitFotos: Das denhandverleseneWolfmich-Modewonderland:KleidungsstückeausvergangenenJahrzehnten

BEST

Für den geglückten VintageEinkauf gilt es, Glück in Form der passenden Größe zu haben

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Heute wühlen sie sich seltener durch Altkleidersäcke. „In letzter Zeit findet man fast nur noch Sachen von H&M und Pimkie auf den Flohmärkten“, erzählt Pascher. Die meisten Kleidungsstücke werden ihnen mittlerweile von ande ren Sammler*innen und Kund*innen gebracht. Einer ihrer Stammdealer, ein älterer Herr, komme sogar jede Woche, sagt Pascher. „Wir zahlen ein Drittel des Verkaufspreises, bei Sachen, die wir in Kommission nehmen, die Hälfte.“ Dass sich Teile nicht verkaufen, komme nicht vor. Und nur ausnahmsweise hänge etwas mehrere Monate lang. Weggeworfen werde so gut wie nichts, behauptet Pascher. „Wir sind mittlerweile Meis ter im Fleckenentfernen und Repa rieren. Wenn ein Stück wirklich nicht mehr zu retten ist, machen wir etwas anderes daraus. Bei uns kann alles koexistieren, die Sachen werden ja nicht nach einer Saison unbrauchbar.“ Das eigene Geschäft mache sie nicht nur unabhängig von ihren Brot jobs, es befriedige auch die eigene exzessive Kaufsucht, meint Pascher. „Wenn ich so richtig aufs Suchen reinkippe, vergesse ich die Zeit, wühle nur und esse und trinke nichts. Falls ich dann auch noch ein Gianni-VersaceSeidenhemd um 20 Euro finde, ist das der Jackpot.“ 6.WolfmichBezirk, Gumpendorfer Str. 51 www.wolfmich.com

CREATION PORTRÄT BEST OF VIENNA

Der Weg zum Erfolg war gar kein so kurzer: Ein Jahr lang hatten die beiden Flohmärkte abgeklappert, ehe sie im Jänner 2019 endlich auf der Downtown-Gumpinger aufsperrten. „Wir haben ziemlich exzessiv gehortet“, sagt Pascher. „Ich bin auch ein sehr exzessiver Sucher. Ein bissl kaufsüchtig halt.“

Mit ein Grund, warum Wolfmich innerhalb kurzer Zeit zum Lieblingsladen der Wiener Modeelite aufstieg, ist der stimmige Gesamtvibe: An den Wänden hängen Bilder des deutschen Fotografen Juergen Teller, das Wolfmich-Logo stammt vom Wiener Künstler Kilian Wittmann und das Rollbalken-Graffito von Replikant No

wie den berühmten Kunstpelzmantel mit psychedelischem Muster der Mödlinger Designerin Florentina Leitner, den Lady Gaga auf Instagram trug. Das alles ist nicht wahllos zusammengewürfelt, sondern ver schmilzt zu einem überraschenden Ganzen, in dem man sich gern verliert.

MIT GESCHMACK WittstockBirgitFotos:

Der Laden schlug dermaßen ein, dass Wien-Führer Wolfmich binnen kürzester Zeit als Shopping-Geheim tipp feierten. Seither fallen auch die Touris gruppenweise ein. „Erst neulich waren Jungs aus Israel da. Sie kauften ein Gucci-Teil, das zuvor Conchita für ein Shooting geliehen hatte. Das fanden die natürlich ganz super“, erzählt Michael Pascher, während er in buntem 90er-JahreWindbreaker, blau-weiß-karierter Stoffhose und Sneakers wie ein lebendiges Aushängeschild vor dem Geschäft eine raucht. Dass Wolfmich zum Lieblings modetempel der Wiener Hipsteria geworden ist, geschah eher aus Zufall denn Kalkül: Lindenhofer und Pascher präsentieren einfach, was ihnen selbst Spaß macht und gefällt.

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ZEITLOS: Die Entwürfe folgen dem ästhetischen Konzept der Wiener Avantgarde um die HANDWERK:Jahrhundertwende.Diehandwerkliche Herstellung macht die Erzeugnisse langlebig. Es wird vorwiegend hochwertiges Kalbleder aus italienischen Gerbereien NACHverwendet.MASS: Durch die eigenen Werkstätten können individuelle Einzelstücke und Massanfertigungen nach den Wünschen

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XO GRILL 5., Kettenbrückengasse 15 www.xo-grill.at Was als Pop-up-Konzept begann, hat sich längst einen fixen Standort in Margareten erarbeitet und bringt Burger aus gut gereiftem Rindfleisch bis zu 20 Jahre alter Milch kühe auf den Tisch, das normalerweise in der Tierkör perverwertung landen würde. „Die Jungs vom XO Grill sind leider ein paar Straßen weitergezogen, aber wenn wir nach einem anstrengenden Tag einen Burger brauchen, dann muss es der Smash Burger sein …“ Sahakian 6., Girardigasse 7 01/963 41 82 „Wenn die durchgetanztSchuhsohleist,bringen wir sie zum Schuster Sahakian“, lautet der Tipp der Wolfmichs. Und tatsächlich sei er allen, die eine heiße Sohle aufs Parkett legen wollen, ans Herz gelegt, denn er ist ein Meister seines Faches, der das Schus terhandwerk bestens versteht und besonders großen Wert auf präzises Arbeiten legt.

CREATION

Ortega/UnsplashRaoulNader,SophieArtner,ThomasPerdacher,LizFotos: 10

UNSEREBESTENVIER

Die Dirty Fries mit Mayo und Kräutern sind jetzt schon legendär Sylvia Polt (l.) ist eigentlich längst in Pension, reinigt aber immer noch Das „Terrible“-Team macht kleine, nachhaltige Modelabels sichtbar Bei Sahakian versteht man sich noch auf das alte Schusterhandwerk TERRIBLE terriblemagazine.com „Nachhaltigkeit bis zum Ex zess“: So nennen Lindenhofer und Pascher das, was Vrinda Jelinek und Nina Kammerer mit ihrem Modemagazin „Terrible“ betreiben. Das „Terrible Magazine“ erscheint seit 2019 zweimal jährlich in Wien und hat sich ganz der nachhaltigen Mode verschrieben. Leser*innen erwarten in jeder Ausgabe inspirierende Fotografien, Interviews und Kunstbeiträge. Erhältlich ist es in ausgewähl ten Wiener Concept Stores –etwa bei Wolfmich

reinigungTextil-Sylvias 6., Capistrangasse www.putzerei-sylvia.at8 Egal ob Brautkleid, Pullover, Dirndl, Teppich oder Smoking: Sylvia Polt und ihrem Team kann man getrost auch Texti lien mit hartnäckigen Flecken anvertrauen – immerhin wird hier auf in mehr als 45 Jahren akkumuliertes Bestemüssen,chemischhinterlassen„WennVintage-ProfisDaszurückgegriffen.FachwissenschätzenauchdievonWolfmich:dieExzesseFleckenhabenundgereinigtwerdendannistSylviadieinWien!“

BEST OF VIENNA EXZESSIV NACHHALTIGES

TIPPS: WOLFGANG LINDENHOFER & MICHAEL PASCHER, RECHERCHE: JULIA ALLINGER

Das geheimnisWahlWolfgang Lindenhofers und Michael Paschers vier Wiener Geheimtipps zum Thema Exzess zeigen ihre Liebe zu Nachhaltigem, wie sie sie auch selbst in ihrem Vintage-ConceptStore Wolfmich zele brieren: Burger aus faschierter Restkuh, die viel besser und intensiver schmecken als jene aus handelsüblichen Jung rindern; die Profiputzerei, die die Lieblingsfetzen vor Fleckenschere oder Mistkübel bewahrt, das Modemagazin, das verrät, wo man – sollte Sylvia Polts Putzerei doch mal scheitern – nachhaltig nachrüsten kann. Und natürlich der beste Schuster der Stadt, falls nach exzessiven Nächten die Sohlen rauchen.

VON BIRGIT WITTSTOCK FUCKING

CREATION

NYCHOS: Kunst muss gar nichts. Sie muss einfach nur sein. Das Bild ist tatsächlich eines meiner Favoriten der damaligen New Yorker Ausstel lung. Lemmy schaut ja selbst auf der Leinwand so aus, als hätte er gut zele briert. In letzter Zeit war ich übrigens öfter im Rainbow, seiner Stammkneipe in Hollywood. Gibt es dort noch Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll, oder ist das heute eine NYCHOS:Instagramkulisse?

INTERVIEW

begleiten.Brillenhersteller Die neue exclusive AWearness Kollektion, angeleht an die ersten Brillenmodelle von Andy Wolf zeichnet sich durch die Verwendung nachhaltiger Matrialien und höchster Qualität aus. Wollzeile 32, 1010 Wien 01 513 48 02 Neubaugasse 6, 1070 Wien 01 535 40 34 Sprühmeister Nychos, der seinen Namen vom Dinosaurier Deinonychus (lat. „schreckliche Klaue“) bezogen hat, ist der wohl geblieben.HacklerObwohl:undknocktJahrenSeitStreet-Art-KünstlerbekanntestedesLandes.den39-JährigenvoreinigeneineKrankheitausgehat,sindMeditationSpiritualitätseinExzess.Einbesesseneristerauchweiterhin „Dissection of Lemmy“ von 2016 Acryl auf Leinwand

In deinem Werk „Dissection of Lemmy“ hast du den Erfinder des Exzesses, Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister, zerlegt. Muss Kunst exzessiv sein?

„ALLES IST SO

Nychos, Österreichs bekanntester Urban Artist, stellte gerade in L. A. aus. Nach jahrelanger Jagd nach der besten Wand und kreativen Exzessen ist Meditation nun sein Rock ’n’ Roll Neun Uhr morgens in Los Angeles. Nychos nimmt den Videocall entge gen. Die Sonne scheint, die Laune ist gut. Der gebürtige Steirer pendelt seit Jahren zwischen seiner „Rabbit Eye Movement“-Galerie in Gumpendorf und seiner Wahlheimat L. A. Kürzlich hatte er hier mit „The Awakening“ eine große Solo-Ausstellung. Doch der Grund für seine Plauderlaune steckt im Häferl, das er in Händen hält. Nach drei Jahren Pause trinke er nun wieder Kaffee! Eine Tasse knalle ganz schön rein. 2016 hatte eine Krank heit den damals 33-Jährigen gezwun gen, nach Jahren der Selbstausbeutung und des Exzesses auf die Bremse zu stei gen. „Nychos“ leitet sich vom Dinosau rier Deinonychus ab, was auf Lateinisch „schreckliche Klaue“ bedeutet. Wie lebt die Klaue ohne Exzess in der ExzessMetropole L. A.?

Inzwischen wird dort hauptsächlich über die Vergangenheit gesprochen: Die guten alten Zeiten, als Slash dort drüben unter dem Tisch

GREAT“

JahmalMahirNychos,Fotos: seit Beginn der Unternehmensgründung von Andy Wolf durften wir den innovati ven österreichischen

Zwischendurch schnell mal eine riesengroße Wand sprühen ist durchaus noch drinnen lag. Hin und wieder trifft man dort noch ein paar alte Rocker. Die ganze Hütte sieht aus wie gefangen zwischen Guns N’ Roses und Mötley Crüe. Das sind halt die, die auch heute noch manchmal im Rainbow abstürzen. Hin und wieder ist das ganz witzig.

Die Amerikaner sind aber im Vergleich zu uns extremere Menschen. Sie sind so over the top. Der Österreicher und speziell der Wiener sieht alles, kennt alles, redet aber mit keinem.

mitkenntder„SpeziellWienersiehtalles,alles,redetaberkeinem“

Aber wenigstens bewegt sich in Wien in dieser Sache etwas. Was das Feiern betrifft: Das können sie alle gut, und die Drogen sind auch die gleichen.

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In L. A. sind die Leute genau umge kehrt. Wenn ich eine Wand male, schreit mir jeder Vorbeikommende entgegen, wie super er findet, was ich mache, ohne dass er überhaupt hinschaut. Es reicht, dass du Farbe an die Wand schmierst. Alles ist fucking great. Das passiert einem in Wien nicht. Eine Balance zwischen beiden wäre gut. Dem Underground wird ein besonderer Hang zum Exzess nachge sagt: Muss man sich für StreetArt-Credibility die Kante geben? NYCHOS: Alkohol, Drogen und sons tiges Selbstzerstörerisches, das man mit Exzess verbindet – das bin ich schon lange nicht mehr. Heute bin ich maxi mal ein exzessiver Meditierer. Die Wurzel von diesem exzessiven GraffitiMindset wird es aber immer ge ben. Genau das zieht ja auch so unterschiedliche Leute an, auch solche, die mit Kunst sonst gar nichts zu tun haben. Ich habe mich zwar in eine andere Richtung entwickelt, aber hin und wieder rausgehen und ein Graffito spritzen ist durchaus noch drinnen. Das bringt Energie und Motivation.

RosenbergJamieBoehm,ChristianFoto:

CREATION INTERVIEW BEST OF VIENNA

Das Mural „Translucent Serpent“ malte Nychos 2016 am Mural Habor in Linz

Behind the scenes in L. A.:

Die österreichische Perception ist, dass in Los Angeles alle nackert herumlaufen und aufgeblasen sind. Tatsächlich gibt es hier nichts, was es nicht gibt. Doch je näher man Richtung San Diego fährt, umso kon servativer wird es. Kunst und Freiheit werden dort bereits im Keim erstickt.

Du wohnst Halbzeit in L. A.: Welche Stadt ist die exzessivere, L. A. oder NYCHOS:Wien?

Was mich oft an Situationen in Wien erinnert: Da für meine Arbeiten Wän de zu finden, ist auch nicht einfach.

Nach 25 Jahren Lack spritzen ist Nychos immun gegen dessen Wirkung. Kaffee hingegen knallt

Im Juni 2021 ersetzte Nychos sein berühmtes Mural „Dissection of a Polar Bear“ in der Quellenstraße durch „Love Life and Death“ SPIEGELGASSE 5, 1010 WIEN TEL. 01 513 22 84 SKREIN.AT

NYCHOS: Äh … nein. Vielleicht bin ich nach 25 Jahren spritzen aber auch schon immun dagegen. Jahrelang nur sprayen, malen und feiern –brennt man da nicht aus?

„The Great Red Dragon and the Woman Clothed in Sun“, Acryl auf Leinwand, 2021

INTERVIEW

NYCHOS: 2016 bin ich krank geworden, weil ich es so extrem betrieben habe: Im Wochenabstand von New York nach Rhode Island, nach Berlin und Wien geflogen, große Wände gemalt und mich währenddessen angesoffen. Das war viel zu hardcore. Deswegen habe ich dann irgendwann stopp gesagt: Hinsetzen, Ruhe geben, Silence. Seither meditiere ich regelmäßig und viel. Man glaubt im mer, man müsse alles machen, was daherkommt.

RabbitEyeMovementRosenberg,JamieNychos,Fotos:

rabbiteyemovement.atnychos.com

Geht aber nicht. Dann versäumt man halt etwas –wenn es das überhaupt gibt. FOMO (Fear Of Mis sing Out, Anm.) ist ja auch nur eine Kopfgeschichte. Dieser exzessive Lifestyle geht, bis man dreißig wird und der Hangover plötzlich vier Tage statt vier Stunden dauert. Dann lernt man auszusortieren, was einem wirklich etwas bedeutet. Wenn wir glauben, etwas zu müssen, viben wir Richtung Tod – denn sterben ist das Einzige, was wir tatsächlich müssen. Je mehr ich meditiert habe, desto mehr ist auch das Bedürfnis nach Exzess geschwunden.

Fährt der Lack eigentlich?

Mit ihrem damaligen Freund, dem VJ Jakob Hütter, kam für sie eine Resolution Was sie tut, tut Resa Lut exzessiv. Arbeiten, für die sie nicht brennt, machen für sie keinen Sinn. Jahrelang setzte sie mit ihren Live-Visuals den Exzess in den diversen Clubs der Stadt und auf Festivals in Europa ins richtige Licht. Aber schön reicht nicht. Deshalb entwirft die 39-Jährige aktuell Lichtkunst fürs Theater.

ensemble. „Lüg mich an und spiel mit mir – Pension Europa 2.0“ heißt es. Resa Lut macht dafür wie auch zuletzt bei „Die große Show“ die Videokunst. Während sie den Inhalt beschreibt, beginnt sie zu leuchten: „Es geht um alles: um Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten, um Nationalitäten und Identitäten.“ Resa Lut versucht „so für ein Projekt zu brennen, wie man es braucht, um strahlen zu können“. Der Exzess sei ihr ständiger Begleiter. Sie trägt ihn in sich, er ist Teil ihrer Kraft und ihrer Ar beit, vor allem der Arbeit in der Nacht.

CREATION PORTRÄT BEST OF VIENNA LutReSAFotos:Lichtkunst am Stephansdom bei der Corona-Benefizshow „Austria for Life“ im Mai 2021

ORGIASTISCHE EKSTASEN

VON BIRGIT WITTSTOCK

Tags zuvor ist die 39-Jährige noch mit bleischwerem Körper krank im Bett gelegen. Nun kommt sie von der Probe für das neue Stück von Martin Gruber und dem aktionstheater

Resa Luts Live-Visuals beim Jessas Club im Flex 2016 14

Der Kellner, dem sie an diesem späten Aprilnachmittag direkt in die Augen blickt, als sie ihn nach dem Schnapsmenü fragt und wie die Hendleinmachsuppe zubereitet sei, ist sichtlich nervös. Erklärt das Rezept und gleitet, als Resa Lut am Ende seiner Darbietung, die angebotene Bestellung mit einem „Danke“ quittie rend, an einem Zigarillo ziehend, sich ihrem Glas Rotwein zuwendet, mit einer Erleichterung davon, als wäre er nackt auf einer Bühne gestanden.

Ihre Visuals entflammten die durchtanzten Nächte der Partycrowd. Jetzt ist die Wiener Lichtkünstlerin Resa Lut mit dem neuen Stück von Martin Gruber und dem aktionstheater ensemble auf Tour Resa Lut hat ihren Namen treffend gewählt. Anders als „Teresia König“ im Reisepass beschreibt er sie präzi se. Ihr stetiger erkundender Blick gibt dem Gegenüber keinen Raum für Manöver und Versteckspiele. Er ist auf beste Weise resolut, lässt keinen Zwei fel aufkommen, wie sehr die Künstlerin auf Konventionen pfeift. Dagegen wirkt ihr Style – die bis über den Scheitel hinauf in die langen braunen Haare rasierte Schläfe und zwei schwarz ausgefüllte Kreise, auf ihre rechte Wange gemalt – beinahe schon zahm.

Ihre ersten Kunstprojekte entwarf sie nach der Matura an der Kunst- und Modeschule Herbststraße in einem Atelier in Ottakring, das sie sich mit Freund*innen teilte. Im Kollektiv schufen sie ein fahrbares Panoptikum für das Kunstfestival SOHO in Ottakring. Das schoben sie zwischen ihrem Atelier und dem damals noch ranzigen Yppenplatz hin und her. Außen mit Camouflage getarnt, konnte man über Spione und Verzerrungslinsen ins Inne re blicken. „Wir wollten das Unter-Be obachtung-Stehen und die Verzerrung thematisieren“, erinnert sie sich.

FOTOSTRECKE EXZESS VON MAŠA STANIC

CREATION PORTRÄT BEST OF VIENNA

Mit ihrem Unternehmen Leuchtkraft Illumination schafft Resa Lut

Projektionen für die queere Performance „Elle“ 2021 imDieVolkstheaterLichtinstallation „Out of the Crack“ von 2021 im Schauspielhaus Wien

multimediale Projektionskunst 16

CremerPaulaLut,ReSAFotos:

Psychedelischer Support beim „Tree of Life“-Festival 2016 in Kautzen

IM LICHT Erleuchtung – und so kreiert die alleinerziehende Mutter dreier Töchter seit zwölf Jahren wie manisch multi mediale Installationen, hypnotische, pulsierende Lichtobjekte. Sie gibt visuelle Liveperformances, entwirft Projektionen fürs Theater, arbeitet an Videoproduktionen und führt Regie. Als VJ tourte sie durch Europa, schuf Multimediainstallationen für das „Tree of Life“-Festival in Kautzen, gestaltete als Teil des Wiener Zirkuskollektivs Rhizomatic Circus die visuelle Dramaturgie der Shows und bespielte so gut wie alle namhaften österreichischen Clubs. Der Schaffensprozess gebe ihr Kraft, sagt sie. „Er ist wie eine Quel le, die sich aus sich selbst nährt, ein exzessiver Flow-Zustand.“ Vor Pandemiebeginn erleuch tete Resa Lut jede Freitagnacht den poshen Club O am Karlsplatz mit ihren Live-Visuals. Acht bis zehn Stunden lang führte sie die tanzende Partycrowd wie eine Schamanin auf einen Trip aus Farbfeuerwerken, amorphen Formen und verfremdeten Bildern. Während die Pracht ihrer Projektionen Feiernde flashte, dachte sie, „die wissen noch gar nicht, was möglich wäre“. Sie selbst erlebte vor allem kräfteraubende Nächte für wenig Gage, samt dem faden Beige schmack, dass von den gut aussehenden Visuals nichts bleiben würde. „Bei solchen Events bist du die reak tive Sklavin der Musik“, erklärt sie. „Es geht nur um Farben, Formen und Geschwindigkeiten, all das hat keine tiefere Aussage.“ Ihr Inneres machte sie mit einer Flasche Rotwein für solche Nächte gefügig, das Gefühl, es sei zu wenig, blieb. „Entweder arbeitet man mit totaler Hingabe oder man kann es gleich lassen.“ Um sich im gespritzten Umfeld wohler zu fühlen, begann sie subtil Pornos in die Projektionen zu mischen. „Ich habe versucht, doch noch den Moment zu erwischen, an dem alles zu fließen beginnt.“ Stimmung mit Licht zu lenken, die Menschen auf einen Trip zu schicken, der sie in orgiastische Ekstase ausbrechen lässt, war ihr Ziel. Doch meistens schleppte sie sich bloß morgens erschöpft nach Hause, versuchte über die vergange ne Nacht zu reflektieren, während vor ihren Augen immer noch die Lichter tanzten. Ihren inneren Scheiterhaufen befeuerte sie mit Selbstkritik und Unzufriedenheit. Den großen Wende punkt brachte Corona. „Ich war am Ende meiner Kräfte, mein Kalender knackevoll. Die Lockdowns habe ich deshalb sehr genossen.“ Runterkom men, nachdenken, schreiben. Jetzt ist sie wieder da und dort, wo sie es am schönsten findet: am Theater. „Lüg mich an und spiel mit mir –Pension Europa 2.0“, ab 2. Juni im WERK X, 12. Bezirk, Oswaldgasse 35A

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Das Sandkasten Syndikat ist vieles: Werkstatt und offener Kunstraum Zusammenbauen und reparieren zur Entspannung im Atelier Subsatellit Beste erste Hilfe nach einem Exzess: die eigene Badewanne Derzeit noch ziemlich geheim: Das PrivateDining-Überraschungsei Reisebüro Reisebüro 4., Argentinierstraße 67 reisebuero.events Das Reisebüro enstand 2014 als Kooperation von „Silent Cooking“-TV-Koch Patrick Müller und Anna Schwab und fungiert als schaffen.bestemöglichZielReisebüroaufDafeinsteexzessivesistbüroResaEventssationsstätteDining“-Location„PrivateundOrganifürReisenundimIn-undAusland.LuterklärtdasReisefolgendermaßen:„EseineThinktank-BasisfürKonzipierenundkulinarischeErgüsse.kommtbaldetwasGroßesWienzu.“Denn:Dashatessichzumgesetzt,dasUnmöglichezumachenunddasRestaurantderWeltzu 67Müller/ReisebueroPatrickPalic/Unsplash,SenadLangauer,CinjaNowak,MilenaFotos:

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sweetHome, home Jede*r kennt es: Hat man mal wieder kräftig über die Strän ge geschlagen, ist es nirgend wo schöner als zu Hause.

Dass

Das „Transformatorium für interdisziplinäre Künste“ ist Raum für künstlerischen Austausch und zeitgenössi sche Kunst und Kultur. Neben diversen Ausstellungen und Events finden auch Workshops „Hierstatt. befindet sich mein offizieller Arbeitsplatz“, erklärt Resa Lut. „Das ist der Ort, an dem ich Tage und Nächte an meinen visuellen Kompositio nen arbeite.“

Es gibt nur eines, was sich in solchen Momenten besser anfühlt als die verschlossene Wohnungstür: „Das Beste nach jedem Exzess: in meine Badewanne und endlich schla fen :)“, weiß auch Resa Lut.

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© HaiderSteve

FOTOSTRECKE EXZESS VON MAŠA STANIC 20

CREATIONINTERVIEW WittstockBirgitPrivat,Fotos:

ich nicht so recht, was ich anfangen sollte, und heuerte bei einer Sexhot line an. Zu Beginn hat es auch wirklich Spaß gemacht. Durch das Telefonieren bin ich auch draufgekommen, dass es einen Markt für getragene Wäsche gibt. Weil damals langsam die Ära der Web cam-Girls begann, stieg ich um. An fangs wollte ich die Wäschestücke ein fach nur verschicken, aber die Männer wollten nicht nur meine getragenen So cken, sondern sie mir auch ausziehen.

Die studierte Psychologin Shiva Prugger arbeitet seit Jahren als selbstständige Domina. Strenge Befragung von einer, die exzessive Spielarten zu ihrem Berufsalltag gemacht hat

Hier knechtet die 46-Jährige, die man auf den ersten Blick wohl eher in die Schublade „Goa-Party“ als „Domina“ stecken würde, Männer gern mit ultrahohen High Heels, auf denen sie dann stehen, bis sie nicht mehr können. Hier penetriert sie diese mit unterarmlan gen Umschnallschwänzen, legt ihnen auf dem Gynostuhl Katheter oder die schmatzende Melkmaschine „Venus 2000“ an, um ihnen einen Orgasmus abzusaugen. Wie sieht das Anforde rungsprofil für den Job als Domina aus – und sind BDSM-Praktizierende die exzessiveren Menschen?

VON BIRGIT WITTSTOCK KANN JEDER MACHEN,

Oder beim Abholen der Ware mit einer ordentlichen Watsch’n gedemütigt wer den. Es hat eine Weile gedauert, ehe ich mich darauf einließ – ich hatte ja eigentlich andere Pläne gehabt. Dann merkte ich aber, dass es Spaß macht. Etwa die Sache mit der Watsch’n. Bist du ein exzessiver Mensch? PRUGGER: Doch. Allein die Aus stattung meines Studios ist exzessiv, denn ich bräuchte ja gar nicht so viel Equipment. Auch generell: Entweder mache ich eine Sache gut und über treibe es manchmal auch – oder gar nicht. Mittelweg kann ich nicht. Was macht eine gute Domina aus?

Das Tor zum Paralleluniversum: schlicht, schwarz und in Ottakring. Auf der einen Seite eine ruhige Ecke der Hasner straße, wo ältere Männer mit dicken Schnauzern in dunklen Anzügen und Schiebermützen diesen Feiertagsabend rauchend auf Bänken sitzen. Auf der an deren Seite Shiva Pruggers Reich der Grenzgänge, in dem Schmerzen und Demütigungen Freude und Freiheit be deuten. „Hier kann jeder machen, was ich will“ prangt als Sinnspruch an der Wand und gibt das Programm vor.

PRUGGER: Einfühlungsvermögen ist das Allerwichtigste. Und Erfahrung. Ich werde in meinem Beruf immer noch besser, denn mit zunehmender Schmerzreich

21BEST OF VIENNA

Shiva Prugger, 46, ist selbstständige Domina. Ihr Studio in Ottakring lässt jeden Wiener Sexshop wie eine postkommunistische Greiß lerei aussehen. Ihren Gästen erfüllt sie deren Fantasien von Schmerz und Demütigung. Während einer Session hört Shiva am liebsten Klassik oder Meditationsmusik, danach geht sie nach Hause zu ihren elf Meerschweinchen Lässt keine Wünsche offen: Shivas Klinik mit Gynostuhl, Spritzen, Nadeln, Kathetern und Co.

HIER

Shiva Prugger, wie wird man PRUGGER:Domina? Mir ist es passiert. Nach meinem Psychologiestudium wusste

Oben: Gut geknebelt ist halb gewonnen. Unten: Original Melkmaschine aus England –eine von vier in Shivas Studio

Das anatomische Wissen, das für viele Spielarten nötig ist, hat Shiva einer ihrer Gäste, ein Arzt, gelehrt Bis zu 200 Kilo Mann kann Shiva über den Flaschenzug hochhieven Erfahrung kann man sein Gegenüber besser lesen, einschätzen und erfüh len. Es wird mehr und mehr zur Ener giearbeit. Dafür bedarf es viel Vorbe reitung. Deshalb habe ich auch keine Laufkunden. Ich bespreche mit meinen Gästen bei der Terminvereinbarung, was sie sich ungefähr vorstellen, daher habe ich keine Besucher mit falschen Erwartungen. Ich beginne oft schon um neun Uhr und gehe am Nachmit tag zu meinen Meerschweinchen nach Hause. Bei späteren Sessions kann ich nicht mehr so gut herunterkommen. Wie bringst du dich um acht in der Früh in die nötige Exzesslaune, um einen Gast zu fisten?

PRUGGER: Wichtig ist, die Wün sche meines Gastes zu kennen, damit ich weiß, worauf ich mich einstellen kann. Werde ich die Ärztin sein und wir vor allem im sanitären Bereich spielen? Werde ich viel sprechen müs sen, weil die Person ausgiebig verbal gedemütigt werden möchte? Ist es eine Session auf Augenhöhe, eine, bei der es um das Erleben von Schmerzen geht? Während ich mir die Wünsche anhöre, entsteht in meinem Kopf so eine Art roter Faden. Der Rest ergibt sich dann spontan aus der Interaktion. Welche Spielarten empfindest du als die PRUGGER:exzessivsten?

WittstockBirgitPrivat,Fotos: 2222

CREATION INTERVIEW BEST OF VIENNA Einer von zwei Sklavenstühlen, ein Multifunktionsmöbel, das alle Stückerl spielt WAS ICH WILL!

PRUGGER: Ich bin wie eine Steg reifschauspielerin: Umschalten und in der Rolle sein. Eigentlich ist es eher so, dass manche Männer damit überfor dert sind, wenn ich nach einem netten Einstiegsgeplauder ins Strenge switche und sage: „So, legen wir los!“ Für mich ist es leichter – ich bin ja schon vorbe reitet und in meinem jeweiligen Kostüm. Was machst du am liebsten?

PRUGGER: Das werde ich oft von meinen Gästen gefragt. Meine Ant wort ist immer dieselbe: Mir ist es egal. Wenn es meinem Gegenüber taugt und ich getroffen habe, was er sucht, der Spielverlauf auch kurzwei lig ist, macht es mir Spaß. Oft berüh ren mich ihre Feedbacks total. Wo holst du dir Inspiration?

Sehr exzessiv ist etwa, wenn sich jemand wünscht, den Hin tern so versohlt zu bekommen, dass er blutige Striemen hat und eine Woche lang kaum sitzen kann. Anders exzes siv: eine Hodensackinfusion, bei der man einen Liter Flüssigkeit in die Eier pumpt. Dazu muss der Mann schon mit größerer Hose zu mir kommen, damit er dann alles für den Heimweg unterbringt. Oder Nadelspiele mit 30, 40 Nadeln auf einer kleinen Fläche. Denkst du, dass Menschen, die auf exzessiven Sex stehen, generell exzessiver leben? PRUGGER: Das kann man so nicht sagen. Der eine befriedigt seinen Drang zum Exzess mit Sex, Erotik, BDSM, der andere mit Sport, der nächste mit ganz etwas anderem. Mir erzählen meine Gäste, sie hätten zu viel Kontrolle in ihrem Leben, und die wollen sie abgeben. Vielleicht ist diese Freiheit das, was alle Exzesse gemein sam haben: Maßlosigkeit, das Verlas sen der Norm, das Überwinden von eigenen Grenzen. Aber der Exzess ist in der Realität oft gar nicht so super, wie man ihn sich im Kopfkino vorstellt.

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„Essen für alle“ lautet die erklärte Parole des Wiener Deewan – und appelliert an Eigenverantwortung Dass, was im Deewan auf den Teller kommt, zumindest mitgenommen wird, verlangt der Respekt 24

CHOW PORTRÄT BEST OF VIENNA

Beliebig essen, beliebig zahlen – so läuft es seit 17 Jahren im pakistanischen Restaurant „Wiener Deewan“.

ISS

Psychologie hin oder her, eine Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 befragte Gäste, warum sie zum „Wie ner Deewan“ kommen. Der am häu figsten genannte Grund: die Qualität der Speisen. Seit 17 Jahren ist die pakistanische Küche verlässlich gut –und ziemlich gleichgeblieben. An der Wand hängt der „Wiener Deewan Plan“, den Natalie Deewan mit Micro soft Word selbst designt hat. Einem U-Bahn-Fahrplan nachempfunden, ist darauf ersichtlich, welche Speisen es an diesem Tag gibt. Zweimal mit Fleisch, Huhn und Rind – Lamm wurde leider zu teuer –, dreimal vegetarisch, auf verschiedene, eintopfähnliche Arten zubereitet, dazu Legendär Unter Student*innen ist der Wiener Deewan bereits in zweiter Generation eine Legende. Das Konzept „all you can eat, pay as you wish“ hat schon so manchen Fressexzess provoziert. Arm gefressen haben die Gäste die Betreiber Afzaal und Natalie Deewan (57 und 43) dennoch nicht. Das könnte nun die Inflation übernehmen.

Doch nun macht die Inflation den Fressexzess schwer bezahlbar

Natalie Deewan stellt Gästen auch schon mal ungefragt Take-awayBoxen auf den Tisch. Seit 2005 betreibt sie mit ihrem Ehemann Afzaal den Wiener Deewan auf der Liechtensteinstraße. Hier gibt es pakistanisches Essen vom Buffet, der Preis ist nicht festgesetzt. Jede*r zahlt, so viel sie oder er will, nur für die Getränke wird ein fester Betrag fällig. Da Krüge mit Leitungswasser ebenfalls zu den Dingen zählen, die ohne Aufforderung serviert werden, machen die Getränke meist nur rund drei Prozent des Umsatzes aus. Der Trinkexzess findet anderswo statt. Besonders beliebt ist das Lokal bei Studierenden, liegt die Universität Wien mit ihren vielen Instituten doch gleich ums Eck. Futtern die hungrigen Jungmenschen also bis zum Exzess? Eigentlich nein, sagt Natalie Deewan. „Weil es keinen festgesetzten Preis gibt, muss man es nicht ausnutzen. Man nimmt sich dann einfach kleinere Portionen und zahlt weniger.“ Auch machen Schilder auf gute Sitten aufmerksam. „Taste it don’t waste it“, steht da. Hin und wieder hilft die 43-Jährige nach. Dann stellt sie Gästen, die viel auf ihren Tellern übrig lassen, eine Box aus beschich tetem Karton auf den Tisch. Wenn sie es schon nicht essen, sollen sie es wenigstens mitnehmen. „Das ist eine Frage von Respekt“, sagt Natalie Deewan.Esist aber nicht nur Respekt, der den Exzess in geordnete Bahnen lenkt. Mehrere Diplomarbeiten und Studien haben sich mit dem Essver halten in diesem Studierendenlokal beschäftigt. Ihr Fazit: Es geht hier auch um Identität und Zugehörigkeit. Das System auszutricksen, kommt so selten vor, weil die Kund*innen an das Modell glauben, den Betrieb für gut befinden – und gern wiederkommen wollen.

VON ANNA GOLDENBERG UND ZAHL,

Der Wiener Deewan 9. Bezirk, Liechtensteinstraße 10 www.deewan.at

ein Steakhouse gewesen. In der Renovierung steckten Natalies Erspartes und ein Kredit von einer Freundin, insgesamt 60.000 Euro. „Man braucht einen langen Atem“, resümiert Natalie. Die ersten fünf Jahre zahlten sich die beiden kein Gehalt aus. Bis heute ist der Wiener Deewan keine Geldmaschine. Ohne Auto und Kinder, mit billiger Miet wohnung ging es. Bis die Pandemie kam. Im Frühjahr 2022 sind sie noch immer in Kurzarbeit, der Umsatz liegt bei vierzig Prozent im Vergleich zu vorher. Der Grund: Das Distance Learning an der Universität Wien und abgesagte Konferenzen, für die sie Catering geliefert hatten. Dazu kommt, dass Afzaal gemeinsam mit einem Partner 2018 zwei weitere Lokale eröffnet hat, die nach demselben Prinzip funktionieren, der „Leopoldstädter Deewan“ in der Hillerstraße und der „Meidlinger Deewan“ in der Krichbaumgasse. Sie laufen okay, aber nicht so gut wie das Lokal auf der Liechtensteinstraße.

Afzaal protestierte Anfang der 2000er gegen Präsident Pervez Musharraf, der sich 1999 mithilfe des Militärs an die Macht geputscht hatte. Andere Liechtensteinstraße.nurDiestudierte.tionswissenschaftenNatalieKirchweger-Hausbeileidenschaftlichebeantragtelang“langMutterverschwandenDemonstrant*inneninGefängnissen,seinerietihm,dasLandeineZeitzuverlassen.Ausdem„ZeitwurdeeinzweitesLeben–erAsylinÖsterreich.DerHobbykochhalfeinemFestivalimWienerErnst-aus.Dabeilernteerkennen,diedamalsTranslaundPhilosophieDaswarimApril2004.Danngingallessehrschnell.beidenheiratetenunderöffneteneinJahrspäterdasLokalinderZuvorwarhier

PORTRÄT

SOVIEL DU KANNST! Salat und eine Nachspeise. Ziemlich gleich geblieben ist zum Leidwesen von Natalie und Afzaal Deewan auch der durchschnittliche Preis, den die Kund*innen zahlen: 5,80 Euro pro Mahlzeit. Es fehlt ihnen offenbar am Bewusstsein für die Inflation. Professionell kochen hat weder Natalie gelernt noch ihr 57-jähriger Ehemann Afzaal. Sie nennt ihn „der Deewan“, man spricht es „Diwan“ aus. Afzaal wechselt zwischen Englisch und Deutsch, wenn er erzählt, wie alles begonnen hat. Auf dem Tisch im Eck hinter dem Buffet steht ein kleines durchsichtiges Schild mit „Büro“, daneben sitzt ein Stoffpferd. Es dient als Ständer für Afzaals Smartphone, wenn er Cricket schaut. In Pakistan, wo er aufwuchs, ist das der wichtigste Sport.

„Einen Moment, bitte.“ Natalie Deewan springt mitten im Gespräch auf. Ein Gast hat mit seinem Stuhl bein eine Falte in den Teppich gewor fen. Freundlich, aber bestimmt bittet sie den Mann, seinen Sessel zurecht zurücken. Denn Stolpergefahr kann ein Exzess nicht gebrauchen. Dafür aber Take-away-Boxen.

Überschaubare 5,80 Euro lassen die durchschnittlichDeewan-Kund*innenproMahlzeitliegen25

DeewanNatalieundAfzaalGoldenberg,AnnaFotos:

CHOW

Neben dem Original-Deewan am Alsergrund gibt es seit 2018 auch in Meidling und Leopoldstadt einen Afzaal Deewans Smartphonehalter, wenn er den Nationalsport seiner Heimat Pakistan verfolgt: Cricket

Während es bei Matches zwischen den Cricket-Welt mächten Indien und Pakistan um nicht weniger als absolut alles geht, geht’s beim ACC Wien vor allem um eines: Der auf Frauen und Jugendliche ausgerichtete Cricketclub ist ständig auf der Suche nach neuen Mitgliedern, die sich für den Sport begeistern. Kurz: Es geht um Spaß. „Das ist der wichtigste Cricketclub Wiens“, erzählt Afzaal Deewan. „Ich gehe oft dorthin, um bei Spielen zuzuschauen.“ See in der AspernSeestadt 22., U2 Seestadt Das Herzstück von Wiens größter Trabantenstadt und Baustelle, der Seestadt: der rund 50.000 m² große As perner See. Hier lässt es sich im Sommer ideal abkühlen, auch Hunde dürfen planschen. „Dass ich in einer halben Stunde mit der U2 an einem See sein kann, finde ich toll an Wien. Das Wasser ist klar, und die Weiden werden jeden Sommer etwas größer“, freut sich Natalie Deewan.

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CricketAustria Club Wien Markomannenstraße22., wienwww.austriacricketclub.7

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unermüd lichen Betreiber*innen

GuggerellCommons/PeterWikiGossow,Katharina/pixabay,ScottLisaFürthner,PID/ChristianFotos:

NordpolamGasthaus3 2., Nordpolgasse 3 01/333 58 amnordpol3.at54 Im Gasthaus am Nordpol 3 wird böhmisch

Cricket, der Nationalsport Pakistans, played in Donaustadt PraterwasserHeustadel-im 2., Stemmerallee 80 Das Heustadlwasser, ein ehe maliger Seitenarm der Donau, der – vom Eisvogel.“ranenReihern,buntenWasserurwald„DasexzessivAuchStadturlauber*innen.gutaufgrundGewässerchendenausgehendHappel-Stadion–malerischdurchPratermäandert.DaseignetsichderzentralenLagefürRuhesuchendeundNatalieDeewangerätinsSchwärmen:isteinkleinerWienermitzirkusMandarinenten,grauenschwarzenKormounddemblitzblauen

TIPPS: NATALIE UND AFZAAL DEEWAN, RECHERCHE: JULIA ALLINGER

Das geheimnisWahlAfzaal und Natalie Deewan, die des Donaustadt.oderoderamdanachzuamnahegelegenenstattdesseneigenennis:eininWienerall-you-can-eat-RestiPakistanische-Currys-berühmt-berüchigtenDeewan,habenihrerFreizeitvorallemexzessivesBedürfraus!RausausderKüche,umsichausderdes„GasthausNordpol3“verwöhnenlassen.DavoroderexzessivesChillenSeeinderSeestadtamHeustadelwasserPassivcricketinder

Die Praterauen – beliebt bei Hobbyornitholog*innen und Großstadtflüchtenden Künstlich angelegtes Großplanschbecken: der Asperner See Wer hätte geahnt, dass der Nordpol in der Leopoldstadt liegt? BEST OF VIENNA26

50km m 75km B U R G E N L A N D O B E R Ö S T E R R E I C H S T E I E R M A R K N I E D E R Ö S T E R R E I C H HO T EL SANS SO UCIW IEN Arbesbach * Radlberg * Stetten * Burgau * KÄSESCHATZTRUHELABONCA Wien BLÜN Wien STAUD ’ S Wien EISHKEN ESTATE MICHAELBAUERMÜLLER GARTNERLOSCHENHOFHÖLLERSCHMID aus ganz Österreich NESTELBERGERÖSTERREICHaus aus dem Mühlviertel Groß Enzersdorf * ÖFFERL Gaubitsch ÖSTERREICH THINK GLOBAL, EAT LOCAL! d.signwerk.com WIR VERWÖHNEN UNSERE GÄSTE MIT DEM BESTEN, DAS ÖSTERREICH ZU BIETEN HAT. DESHALB PFLEGEN UNSERE SPITZENKÖCHE PARTNERSCHAFTEN MIT LEIDENSCHAFTLICHEN HEIMISCHEN PRODUZENTEN. AUS FRISCHEN, REGIONALEN, WERTVOLLEN ZUTATEN UND WELTOFFENER KREATIVITÄT ERSCHAFFEN SIE, WAS WEITGEREISTE FOODIES LIEBEN: WIENER KULINARIK AUF HÖCHSTEM NIVEAU. RESTAURANT VERANDA IM SANS SOUCI WIEN BURGGASSE 2 | 1070 WIEN T: 01-522 25 WWW.VERANDA.WIEN20-194NACHHALTIGKEITS ZERTIFIZIERT SEIT 2017

schwedische Firma Veg of Lund nun auf die Idee mit den Erdäpfeln gekom men. Sie wachsen in Europa praktisch überall, verbrauchen bedeutend weniger Wasser und hinterlassen einen wesentlich kleineren CO2-Fuß abdruck als Kuhmilch (2,4 Kilogramm Kohlendioxid pro Liter) und ihre pflanzlichen Alternativen: Je nach Kartoffelsorte nur zwischen 0,27 und 0,31 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Kilogramm. Klingt nach Jackpot.

Genügsam und hierzulande omnipräsent, wäre die Kartoffel der optimale Milchersatz

Werfen wir etwaige Vorurteile und den kulinarischen Kulturpessi mismus über Bord und sehen uns den Hype um die Potato Milk genauer an: Die Idee eines Milchersatzes aus Erdäpfeln ist geradezu genial. Weil die Grundbirne im Gegensatz zu Mandeln, Cashewnüssen, Kokos oder Sojabohnen, aus denen Milchersatz üblicherweise hergestellt wird, im Ressourcenverbrauch genügsam ist und nicht erst um die halbe Welt fliegen muss, um bei uns zu landen. Sie wächst üppig in heimischer Erde. Selbes gilt auch für die Basis des aktuell beliebtesten Milchersatzes, der Hafermilch. Die Sache hat jedoch einen Haken: Zwar ist Hafermilch aus ökologischer Sicht bislang die beste Alternative zur Kuhmilch, der Hafer anbau braucht jedoch doppelt so viel Fläche, um auf den gleichen Ertrag wie der Kartoffelanbau zu kommen. Außer dem wird Hafer in Österreich vorwie gend in minderer Qualität als Tierfutter erzeugt. Also vorerst nix mit regionaler Bio-Hafermilch im Frappuccino.

die Neigungsgruppe woke Foodies gerade darüber aus: Ist Kartoffelmilch der nächste heiße Scheiß in Sachen Milchalternativen? Die Verkostung lässt Zweifel daran aufkommen

CHOW FOODPORN BEST OF VIENNA VON BIRGIT WITTSTOCK AUS DER VIRTUELLEN KÜCHE.

Auf Instagram und TikTok zuckt

Bislang gibt es den Kartof feldrink, den die Schweden unter der Marke DUG in drei Varianten –Original, Barista und Unsweetened –vertreiben, hierzulande noch nicht zu kaufen. Man könnte ihn um ziemlich freche 12,50 Pfund pro Sechs-Liter Gebinde bestellen. Zählt man aber rund 2,49 Euro für einen Liter Kar toffeldrink plus die Vergrößerung des CO2-Fußabdrucks durch den Trans port zusammen, ist die Festtagslaune dahin.Ein Blick auf die lange Liste der Inhaltsstoffe erledigt den Rest: Wasser, Kartoffeln, Rapsöl und Erbsenprotein, MitarbeitspluslecithinSäureregulatoren,Pflanzenfasern,SonnenblumenundnatürlicheAromen.FürsinSachenGesundheit

Der Konsum von zeitgeistigen Pflanzendrinks hat in den vergan genen zwei Jahren um rund vierzig Prozent zugenommen. So ist die

Homemade-Erdäpfelmilch wäre zu schön, um obendrein auch noch schmackhaft zu sein 28

FOODPORN

WittstockBirgitWave,Shutterstock/SeaFotos: ist das Saftl mit Calcium, Vitamin D und einigen B-Vitaminen angereichert und den Sorten Original und Barista etwas Zucker zugesetzt. Vielleicht doch nicht so der hotte Shit? Also machen wir sie doch einfach selbst, die Kartoffelmilch. Das geht laut kleinstem gemeinsamen Nenner verschiedener Instagram-Rezepte ungefähr so: 250 Gramm Erdäpfel schälen, in Stücke schneiden und circa 15 Minuten weich-, aber nicht zerkochen. Das Kochwasser aufheben. Die Erdäpfelstücke mit dem Kochwasser in einen Blender gießen, notfalls mit frischem Wasser auffüllen, um auf einen halben Liter Flüssigkeit zu kommen. Eine Prise Salz, zwei TL geriebene Mandeln, vier TL Ahorn sirup und das Mark einer Vanille schote dazugeben. Will man regional bleiben, lassen sich die drei Letzteren wahrscheinlich durch geriebene Haselnuss und Honig oder Zucker ersetzen, dem ohnehin strangen Geschmack wird es kaum schaden. Nun den Blender anwerfen –unter dem Motto: Mehr ist mehr. Zehn Mixminuten später sollte das Ganze eine leicht gelbliche Flüssig keit mit der Viskosität von Kuhmilch sein. Anderenfalls Wasser nachfüllen und erneut mixen. Zu guter Letzt presst man die Flüssigkeit durch ei nen Nussmilchbeutel, ein Passiertuch oder ein sehr feines Sieb, um Fasern und Co. zu entfernen. Schon ist nach nur einer halben Stunde Arbeit die Selfmademilch fertig. Das freut!

CHOW

Resümee: Ist schneller im Ausguss gelandet, als man „Insta“ sagen kann. Das Beste aus zwei Welten: koffeinhaltiges Heißgetränk mit Erdäpfelgeschmack MILK

Erinnert optisch fast ein bisschen an das Zweitlieblingsgetränk von Insta: Golden Milk 29

FOLGE 1: POTATO

Der Geschmack hingegen weniger: Pur verkostet, lässt sich das dominante Erdapfelaroma als exotisch und irgendwie eh interessant framen. Den Kaffee verwandelt der Milchersatz allerdings in koffeinhal tigen Kartoffeleintopf. Den möchte man sich lieber nach schwerer Arbeit auf dem Acker reinlöffeln, als ihn zum Frühstück aus feinem Porzellan zu nippen. Die Kombi mit Müsli oder anderen Frühstücksflocken ist ge schmacklich überraschend vertretbar. Sie macht sich jedoch im Magen breit wie ein 16-gängiges Menü.

aus allen Schichten?

Peter Esterwitsch grillt seit drei Jahren

Über hundert Stück der gebratenen Brühwurst gehen dann locker weg, sagt Peter Esterwitsch, dunkelblaues Langarm-Poloshirt und gleichfarbige Schirmkappe, beide mit einem leicht verwaschenen türkisen Logo des Be triebs. Ob aufgeschnitten, als norma ler Hotdog oder als Gourmet-Hotdog, also in einem der Laugenstangerl serviert, die in Reih und Glied auf dem Glasregal neben der Kasse auf Kundschaft warten – Käsekrainer sind das beliebteste MöglicherweiseGericht.spielt

MIT HUNDERT KÄSEKRAINERN

Nacht perfekt abzurunden scheinen. Wie zum Beispiel Käsekrainer. Der Würstelstand Leo, eröffnet 1928, ist nächtens der wichtigste Nahversorger für Besucher*innen der Gürtellokale rund um die Nussdorfer Straße. Sonntags sperrt er um Mitter nacht, Montag und Dienstag um zwei Uhr, Mittwoch und Donnerstag um vier Uhr morgens zu. Während der Fortgehnächte überdauert „der Leo“ die anderen Imbissstände, die sich rund um die U6-Station angesiedelt haben. Nachts ist das Publikum jung, im Loco gibt es vor 20 Uhr Cocktails um 1,90 Euro, bei Shishita werden Wasserpfeifen wahlweise mit (vereis tem) Bazooka-Schlauch serviert.

„Vom Uniprofessor bis zum Müllmann kommen alle her“, sagt Esterwitsch, 60, der wie seine drei Kollegen im Verkauf sowohl Tag- wie Nachtdienste schiebt. „Man muss jeden separat einstufen, wie er tickt.“ Ob der Stammkunde, der um elf Uhr vormittags eine Dose Gösser bestellt und plaudern will, oder der Mann, der erzählt, er sei Bankdirektor, aber von der Sozialhilfe lebt, Esterwitsch bemüht sich, den richtigen Ton zu treffen.Damit hat der gebürtige Nieder seelsorgerExzessPeter Esterwitschs Praxis liegt mitten auf dem Döblinger Gürtel, und alle kommen sie zu ihm: Bankdirektoren ebenso wie Müllmänner, Uniprofs wie junges Partyvolk. Seit Jahrzehnten arbeitet der 60-Jährige in der Gastro, seit drei Jahren ordiniert er im Würstelstand Leo. Wer nachts am Wiener Gürtel Dienst schiebt, weiß, dass es hier nichts gibt, was es nicht gibt.

VON ANNA GOLDENBERG

Würstl beim Leo am Gürtel. Wie begegnet er den Exzesshungrigen

Neben dem Standardprogramm Dosenbier gibt’s beim Leo auch Piccolos für g’spritzteres Publikum Eine richtig gute Eitrige ist im Grunde genommen kein Fast, sondern Slow Food 30

CHOW PORTRÄT BEST OF VIENNA

dabei ein wissenschaftliches Rätsel eine Rolle: Alkoholkonsum macht hungrig, ob wohl das Zeug hochkalorisch ist. Ein großes Bier hat etwa so viele Kalorien wie zwei Eier. Warum gibt der Körper das Sättigungsgefühl nicht an das Hirn weiter? Experimente mit Mäusen im Jahr 2017 zeigten, dass Alkohol Zellen im Hirn aktiviert, die sonst nur feuern, wenn der Körper hungert. Im Menschen wurde dieser Mechanis mus bislang nicht nachgewiesen. Er könnte aber erklären, warum gerade deftige Speisen eine durchzechte

Der Exzess schmeckt nach Käsekrainer. Vor allem Freitag- und Samstagnacht, wenn der Würstel stand Leo beim Döblinger Gürtel bis fünf Uhr morgens geöffnet hat.

österreicher Erfahrung, arbeitete er doch seit Jahrzehnten in der Gastrono mie, als Kellner in einem Fünf-SterneHotel und später auf einem Expeditionsschiff. Seit drei Jahren ist er nun beim Leo. Hier plant er in Pension zu gehen. Esterwitsch hat die Welt gese hen und den Wiener Schmäh behal ten. Den braucht er, vor allem wenn die Gäste kommen, die ihn am meis ten nerven: Die jungen Burschen, die er zum ersten Mal sieht „und die so tun, als wärst du ihr hundertjähriger Freund, weil sie Eindruck schinden wollen“. Die anfangen, über Würste zu fachsimplen, aber nicht einmal den Ausdruck „Krokodil“ für Gurkerl oder „Bugel“ für Brotanschnitt ken nen. „Willst nicht hier anfangen zu arbeiten?“, fragt er sie dann.

DURCH DIE NACHT 31

GoldenbergAnnaFotos:

CHOW

Auf einem roten Schneidebrett köpft Esterwitsch den HotdogWecken, mit einer routinierten Hand bewegung kehrt er die Brösel auf den Boden. Im neuneinhalb Quadratmeter großen Häuschen ist jeder Quadrat zentimeter verplant, der Sack mit den bunten Plastikgäbelchen unter dem Grill, das Gurkerlglas neben den weißen Porzellantellern, die Take-away-Boxen eingeklemmt neben dem Spießtoaster, der den HotdogWecken nun Esterwitschdurchbohrt.isteingroßer, brei ter Mann und bewegt sich behände durch den winzigen Raum. Probleme gibt es hier auch nachts so gut wie nie. Wenn einmal jemand nicht auf hört zu schimpfen, sagt Esterwitsch,

PORTRÄT

tritt er hinaus und baut sich vor der Person auf. „Bei meiner Statur über legt man sich’s dann“, sagt er und demonstriert seine Deeskalationstaktik. Er hatRichtigrecht. vorsichtig ist er eigent lich nur bei Pärchen. Warum? „Man darf nicht zu nett zum Weiberl sein, sonst werden die Gockel manchmal aggressiv.“ Esterwitsch erlebt nicht nur den Exzess und das menschliche Balzverhalten bei Nacht, er kümmert sich auch um die Spätfolgen. Einmal, erzählt er, kam eine junge Frau, die sich erkundigte, ob er einen BH gefunden habe. Sie sei am Vorabend fortgegangen und ohne Busenhalter nach Hause gekommen. Nein, der tauchte nicht bei ihm auf. Esterwitsch ist ein vornehmer Mann, er will hier keine Theorien zum Wäscheschwund am Wiener Gürtel verbreiten, sondern nur seine Beobachtung teilen: „Männer verlieren Jacken, Brieftaschen und Handys, Frauen Unterwäsche und Schlüssel.“ Vielleicht ist es auch einfach die Lage des türkisen Häuschens an der großen Kreuzung von Nussdorfer Straße und Gürtel, bei der U6, zwei Straßenbah nen und eine Buslinie halten, die es zum Fundbüro gemacht hat. Die Lade mit den Fundsachen ist schräg unter der Brotschneidemaschine. Aktuell liegt darin nur eine Geldbörse. Aber wer weiß, was die nächste Partynacht bringt. wuerstelstandleo.at Strenge Rechnung, gute Freunde gilt vor allem spätnachts und frühmorgens auf dem Gürtel Was wäre die Wurst ohne ein Krokodil? Begleitet von einer wohltemperierten Hopfenkaltschale Beim Würstelstand Leo wird nichts dem Zufall überlassen. Und auch die Habaneros sind hier Hawara

TIPPS: PETER ESTERWITSCH, RECHERCHE: JULIA ALLINGER

IntersparQ19 19., Grinzinger Straße 112 interspar.at Hier feiert man die Einkaufsexzesse des alltäglichen AuchLeben.Esterwitsch

Exzessive Ruhe plus Bildungs exzess werden Besucher*in nen der Kapuzinergruft zuteil. Unter den vielen prunkvollen Särgen findet sich auch die letzte Ruhestätte von Kaiserin „DieSisi.

BelvedereSchloss 3., Prinz-Eugen-Straße 27 www.belvedere.at Exzessiv sind hier vor allem die Kunstsammlungen, allen voran die weltweit größte Gustav Klimt Gemälde„Natürlichsammlung.ist

Die Adresse

exzessive Fleischeslust:

Wie viele verschiedene Joghurtsorten kann man eigentlich wollen?

das Schloss Schönbrunn viel bekannter“, sagt Esterwitsch. „Aber ich mag das Belvedere lieber. Zum einen ist es geschichts trächtiger, hier wurde schließ lich der Staatsvertrag unter zeichnet. Und zum anderen steht das Gebäude Schön brunn in Sachen Schönheit um nichts nach.“

SchallerWien/LucasBelvedereStajan,PaulFritz,Q19/RobertVanis,RobertFotos:

österreichische Geschich te, insbesondere die Zeit der Monarchie, hat mich immer besonders interessiert“, sagt Peter Esterwitsch.

ist ein Aus kenner: „Früher bin ich am liebsten zum Merkur einkaufen gegangen. Aber in letzter Zeit ist dort die Auswahl ge schrumpft, scheint mir. Beim riesigen Interspar im Einkaufs zentrum Q19 in Heiligenstadt bekomme ich alles.“ gruftKapuziner 1., Tegetthoffstraße www.kapuzinergruft.com2

Gaucho BEST OF VIENNA32

Vom Pomp-Exzess ist im Belvedere bloß die Erinnerung geblieben Am Ende des exzessiven Lebens sehen alle gleich aus für El

CHOW EXZESSIVBESTENMEINEVIERGEZÄHMT

Das geheimnisWahl-

Dass sich Peter Ester witschs RocksogarElmehrschwingtterspareinkaufstempel,Inderistderimperialewird,woführternst:nimmtRuhe.verständlicherweisesehntExzessundschließlichsein.amJobausnehmen,Exzess-TippspersönlichesozahmmagseinemalsWürstelstandlerGürtelgeschuldetDerMenschsuchtdieBalance,wessenBrotderderanderenist,sichinderFreizeitnachUndmitdieseresEsterwitschSeinersterTippindieKapuzinergruft,exzessivgeschwiegenundauchseineLieblingskulisseStadt,dasBelvedere,nichtbekanntalsHortMaßlosigkeit.EsterwitschsLieblings-derInimDöblingerQ19,schonetwasExzessmit,undbeiGauchoistschließlichganz,ganzleiser’n’Rolldrinnen.

El Gaucho 2./3., Praterstr. 1/ Rochusplatz 1 Tel. 01/212 12 10, Tel. 01/38 10 00 elgaucho.at Die Fressexzessadresse für die Fraktion Carnivore: „Ich bin seit dreißig Jahren mit einer Brasilianerin verheiratet. Wenn ihre Familie zu Besuch kommt, gehen wir hierher. Das Service und die Qualität sind super. Es ist nicht günstig, aber ein fairer Preis für beson dere Tage.“ Und Esterwitsch muss es wissen.

PERFEKTES

Das Lokal im Hof 4., Viktorgasse 22/ Ecke Weyringergasse 36 (Im Innenhof der €Preisniveau:www.daslokal.atoffice@daslokal.atTel.Alpenmilch-Zentrale)alten01/97191416,–bis€22,–àlacarte oder 4 Gang Chef’s Choice € 45,–Weber Original Store Wien Süd Wiener Straße 131–133 2345 Brunn am Gebirge Mo–Fr 10–18.30, Sa 9–16 Uhr Weber Store Wien Nord 21., Angyalföldstraße 101 Mo–Fr 10–18, Sa 9–15 Uhr hochgenuss@das-schick.atwww.das-schick.atTel.1.,Daswww.grillco.atwien@grillco.atSchickParkring1201/51480417 GENUSSPARADIES IM ERSTEN Feine Weine und Spirituosen seit 1976 Die Vinothek St. Stephan bietet ein umfassendes Wein sortiment mit Fokus auf österreichischen und internationalen Weinen sowie eine Vielfalt an Spirituosen, wie Single Malts und BekanntRum.ist die Vinothek für ihre exklusiven ImEinzelfassabfüllungen.Programmfindensich laufend neue Abfüllungen aus Schottland (aktuell aus der Region Speyside und von der Insel Islay) und der Karibik (aktuell aus Jamaika und Trinidad). Das Team legt höchsten Wert auf persönliche und individuelle Beratung. Vinothek St. Stephan 1., Stephansplatz 6 Mo–Fr 9.30–18.30, Sa 9.30–17 Uhr Sa Advent bis 18 Uhr Tel. 01/512 68 www.vinothek1.at58 WIEN SÜD © GmbHViennaCo&GrillWieser,Florian

DAS LOKAL IM HOF Ein Juwel der Wieden auf 2 Etagen

GRILLERGEBNIS MIT WEBER

HOCH.GENUSS IM „DAS SCHICK“ Ausblick . Hochgenuss für alle Sinne Küchenchef Gerasimos Kavalieris & Restaurantleiterin Nicole Apflauer mit dem Team entführen Sie auf einen kulinarischen Exkurs mit Eindrücken der österreichischen und Ausdrücken der mediterranen Küche. Das Konzept verbindet die neue und alte Heimat des Küchen chefs auf kreative Art und Weise. „Fantasievolle Kombinati onen aus hochwertigen Produkten, in vollendeter Perfektion zubereitet und präsentiert, für ein vollkommenes Genusser lebnis – das ist mein Ziel“, so Kavalieris. Dazu passend, bietet „Das Schick“ im 12. Stock am Parkring 12, dem höchsten Gebäude am Ring, einen atemberaubenden Ausblick über die Dächer der Wiener City.

auch am Balkon & in der Stadt Mit den Weber Elektro- & Gasgrills gelingt auch das perfekte Grillergebnis am eigenen Balkon. Vor allem der Elektrogrill Pulse 2000 begeistert energieeffizient mit präziser Tempera turregelung und starker Hitze – perfekt für Steaks, Grillhendl und auch Gemüse. Die kleinen Grills für den Balkon bis hin zur Weber Outdoor küche gibt es zum Top-Preis mit bester Beratung in den Weber Stores Wien Nord und Wien Süd, an der Stadtgrenze zu Brunn am DortGebirge.erwartet einen auch eine große Auswahl an Grillkursen ab € 99,–. Zusätzlich stehen Event- & Seminarlocation für außer gewöhnliche Geburtstags- und Firmenfeiern zur Verfügung.

Der Haubenkoch Gerald Rose & sein Team als passionierte Verfechter des guten Geschmacks zaubern in der Küche dekadente Zuckerl feinster Kulinarik für den mittleren bis schmalen Geldbeutel. Unter dem Motto „Gourmet Bistro“ wird hier alles aufgetischt, was Spaß macht. Die Produkte kommen überwiegend aus AT und es ist für Fleischlose- & Fleisch-„Fans“ gleichermaßen was dabei. Mit dem Tiroler Diplom-Sommelier David Andreas Lux hat Gerald Rose seine große Liebe gefunden. Mit seinem Talent, Fragen so zu stellen, dass man einfach nicht „Nein“ sagen kann, wird aus jedem Mittag/Abend mindestens ein Damenspitz. Die Karte umfasst knapp 200 Positionen und begeistert jeden Kenner und Amateur.

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Partyretter

Die PS5 und die Shisha sind Milan Jovanovics USP: der 32-Jährige liefert sie, plus Alk und Co., direkt an die Wohnungstür. Dass sein Lieferservice Drinks & Things bislang dennoch nicht stadtbekannt und Jovanovics Ziel –„das große Gerstel, die Marie“ – auch auf sich warten lässt, ist ein Wiener Kuriosum. Man könnte es auch Frechheit nennen. Wenn die Party-Hardware ausgeht, ist dank Drinks & Things schnell Wernachgerüstetglaubt,dass während der Lockdowns nicht gefeiert wurde, hat sich geschnitten

HILFE KOMMT AUS DER

Alk und Limo eisgekühlt. Knabberzeug, Shisha, Beerpong und Playstation 5. Mitten in der Nacht. In kürzester Zeit im Wohnzimmer. Was wie ein adoleszenter feuchter Traum klingt, beschäftigte Milan Jovanovic jahrelang. Die Idee schien ebenso genial wie bombensicher, schließlich braucht jedes Gelage irgendwann Nachschub. Fakt. Vor einigen Jahren quälte man sich nächtens zur Tankstelle, um dort gegen ein kleines Vermögen die Kühlschränke leer zu räumen. Heute klingelt der Rausch, dem Lieferservice sei Dank, an der Tür. „Wir sind mittlerweile echt faul geworden“, sagt Jovanovic. „Heut zutage wird selbst dann bestellt, wenn die Geschäfte offen haben und man einkaufen gehen könnte.“ Jovanovic wollte noch eines drauflegen, nicht nur Drinks, sondern auch Things liefern, die Herzen in langen Nächten zu Hause mitunter begehren. „Allerdings hatte ich ewig nicht die nötigen Cojones, um die Sa che anzugehen“, erzählt der 32-jähri ge Wiener mit kahlgeschorenem Kopf und Mehrere-Tage-Bartfrisur. Sein Vater habe ihm letztlich den nötigen Schubs gegeben. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, oder?“

VON BIRGIT WITTSTOCK

Also wagte er. Im April des Vorjahres legte er sein Jus-Studium auf Eis und verwirklichte mit Drinks & Things seine Vision vom Liefer dienst. Dieser stellt eben nicht nur Getränke und Snacks zu, sondern auch Shishas und PS5 mit allem, was dazugehört. Und: wird auch wieder abgeholt. Der Zeitpunkt schien perfekt, schließlich saß gerade die ganze Stadt im Lockdown zu Hause. Optimale Bedingungen für Zusteller. Also startete Drinks & Things mit der Mission, eine Marktlücke zu schlie ßen. Bloß wusste der Markt nichts von seinemNächtelangGlück.wartete

WittstockBirgitWasner,KarinFotos:

Irgendwann geht jeder Party der Saft aus. Dann schafft der Lieferdienst

Jovanovic in dem spartanischen Lager, das er in der Nähe des Hauptbahnhofs angemietet hatte, auf Bestellungen. Abend für Abend kamen seine Frau und die Kinder zum gemeinsamen Essen vorbei. Fünf brummende Kühl schränke, ein paar Regale, auf denen sich Getränkepaletten und Snackkar tons stapelten, zwei Tische, ein paar Sesseln und eine Yogamatte, auf der er schlief, um tags darauf für seinen Brotberuf im öffentlichen Dienst fit zu sein. Doch das Postfach blieb leer, das Handy stumm. „Wien hat nicht auf mich gewartet“, habe er sich damals gedacht.

BEST OF VIENNA34

CHOW PORTRÄT

Drinks & Things professionelle Abhilfe. Auf einen Sprung beim Exzesszusteller

PORTRÄT CHOW HAUPTBAHNHOFGEGEND„EsistderLieferant,Leute,esistnurderLieferant!“SchongingdiePartyweiter

Mittlerweile hat das Geschäft Fahrt aufgenommen: Rund 300 bis 400 Drinks & Things werden monat lich bestellt. Aus der One-Man-Show ist ein Fünferteam geworden, das die ganze Stadt und mitunter auch den Speckgürtel beliefert. Die große Koh le ist es zwar immer noch nicht, Milan Jovanovic ist trotzdem optimistisch: „Viele Große haben klein in der Gara ge angefangen.“ Dass die ersten zwei Jahre hart sind, sei ja eine bekannte Faustregel der Unternehmensgrün dung. Dafür entschädigt der Spaß. „Man weiß nie, was der Abend bringt und welche Leute man trifft. Ich versuche halt ein tadelloses Service an zubieten und frage nicht nach.“ Ganz nach der alten Exzessprämisse „What happens in Vegas, stays in Vegas“. Drinks & Things Tel. 0681 84 07 20 www.drinksandthings.wien05

Jovanovic hat allerlei fancy Drinks auf Lager. Am häufigsten wird dennoch Bier bestellt Bestellt wird nicht nur nach Ladenschluss. Für so manche*n ist Liefernlassen das neue Einkaufengehen WittstockBirgitFotos: Eines Nachts, Jovanovic war gerade auf der menschenleeren Straße unterwegs, um sich ein Pa ckerl Zigaretten aus dem Automaten zu drücken, lief er in zwei junge, gestylte Frauen. Kurzerhand drückte er ihnen einen Drinks & Things-Flyer in die Hand. „Cool“, sie seien gerade auf dem Weg zu einer Party. Stunden später läutete Milan Jovanovics Han dy – die Automatenbekanntschaft. Man brauche Alkohol. Die angegebene Adresse: ein riesiges Penthouse in der Donaustadt. Rund achtzig Leute ließen es dort heimlich unheimlich krachen. Ein aufgedrängtes Red Bull später und wieder auf dem Rückweg läutete sein Handy erneut: Noch mehr Nachschub! „Als ich mit der Lieferung wiederkam, wurde ich von der ganzen Meute begrüßt und umarmt, als wäre ich ihr bester Freund“, erzählt der Drinks & Things-Chef und lacht. „Als der Mann mit dem Alkohol ist man grundsätzlich der Held.“

Jovanovic hat einige Anekdoten auf Lager. Etwa jene, als er während des Lockdowns mit einer großen Lie ferung Alkohol zu einem braven Ein familienhaus bestellt wurde. „Schon aus weiter Ferne habe ich den Lärm gehört. Als ich am Haustor klopfte, wurde es dahinter schlagartig still.“ „Psst, psst“, sei zu hören gewesen. Als er sich zu erkennen gab, herrschte allgemeine Erleichterung: „Es ist der Lieferant, Leute, es ist nur der Liefe rant!“ Schon ging die Party weiter. Wieder andere hätten bereits so viel intus, dass sie den Erhalt einer Lieferung vergessen und reklamieren würden. Dann gibt es da noch die Neigungsgruppe Telefonseelsorge, also solche, die sturzbetrunken anru fen, um sich zu bedanken, und dann ihre ganze Lebensgeschichte erzählen. „Da kann es schon vorkommen, dass man eine Stunde am Telefon hängt.“

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FOTOSTRECKE EXZESS VON MAŠA STANIC

VON BIRGIT WITTSTOCK MAJOR LINS, YOU

Statt einer Floristenstammkund

schaft gingen bald junge Leute mit bunten Haaren und jeder Menge Metall im kapuzenverdeckten Gesicht ein und aus: Tätowierte, Hippies, Raver mit Kapperl und neonfarbenen PLO-Schals. Statt Tulpen, Orchideen und Rosen gingen im ersten Smartshop des Landes anfangs vor allem Herbal XTCs, Spice und Guaranákapseln über den Verkaufstresen.

Alex Lins’ Ethnobotanikladen Querbeet zum Kompetenzzentrum für Psychonaut*innen aus ganz Europa aufgestiegen. Ein Streifzug durch exzessive Natur Es sei ein ungeschriebenes Gesetz dieser Stadt, sagt Alex Lins: „Der Wiener geht fünf Jahre lang an einem Laden vorbei, und erst wenn es ihn dann immer noch gibt, geht er hinein.“ Dass sein Geschäft die wiennatürliche Selektion überlebt hat, liegt an seiner Ware. Lins hat, was sonst keiner hat: Er handelt in einer Art Naturasservatenkammer auf hundert Quadratmetern mit psychoaktiven Pflanzen, deren guter Stoff Psychonaut*innen auf Reisen ins Innere schickt. Lins ist heute 48 mit grauem Bart, allerlei Hautkunst und dem scannenden Blick eines Menschen, der andere schnell zu lesen versucht. Als er 2005 in der Lindengasse in Neubau eröffnete, wussten nur Einge weihte, was es mit dem wohnzimmer großen, minimalistisch eingerichteten Geschäftslokal namens Querbeet auf sich hatte. Für die Fünf-Jahres-Regel Wiener*innen gab es durch die Aus lagenscheiben wenig Einladendes zu sehen: einige eigentümliche Kakteen, ein paar Regale mit Papierkuverts voller Samen, getrockneter Blüten, Blätter und Stängel – was sollte das denn für ein Blumenladen sein?

BEST OF VIENNA CROWDPORTRÄT

Alex Lins, 48, ist Berufs hedonist, erfahrener Psycho naut, Koryphäe und Aktivist in Sachen Rauschpflanzen und bekennender Exzessliebhaber – alles in allem beste Voraus setzungen, um einen Ethnobo tanikladen zu betreiben. Wobei Lins’ Querbeet nicht irgendein Ethnobotanikladen ist: Er war der erste Smartshop des Landes und ist heute führend in ganz Europa. Dank der Tierpräparate gebe es jetzt auch etwas für die Kinder im Laden zu sehen, sagt Alex Lins

In den vergangenen 17 Jahren ist

Lins, der zuvor alles Mögliche, darunter auch Philosophie und Spa nisch studiert hatte, verfolgte eine Mission: Wissen um den Nutzen von Pflanzen zu vermitteln, die der Mensch schon seit Jahrhunderten zur Heilung und Bewusstseinserweite rung verwendet. Als Berufshedonist stehe er dem Exzess „sehr offen und bejahend gegenüber“, sagt der Quer beet-Betreiber. „Ich bin der Überzeu gung, dass Exzesse der Psychohygiene absolut zuträglich sind.“ Heute, 17 Jahre und einen Umzug später, hat sich die Botschaft erfolgreich verbreitet: Lins’ Ethnobotanikladen ist nicht nur anderen orts, nämlich in der Neubaugasse, auch seine Waren sind mittlerweile

Psychoaktiv

WittstockBirgitFotos: 37

REALLY MADE THE GRADE!

Wie hält es Alex Lins selbst mit dem Exzess? „Er war in meinem Leben ein stetiger Begleiter. Auch wenn die Häufigkeit mit dem Alter natürlich abgenommen hat, möchte ich ihn nicht missen. Exzesse sind ein ideales Ventil für Geist und Seele.“ 7.QuerbeetBezirk, Neubaugasse 71 shop.querbeet.at

BEST OF VIENNA PORTRÄT WittstockBirgitFotos: aus dem Underground im Mainstream angekommen. Der Konsum psychoak tiver Pflanzen und Naturprodukte ist längst nicht mehr nur Sache einiger Freaks. Sie sind im Zuge des BioBooms als natürliche Nootropika, Lifestyleprodukte oder legale Mind-Enhancer in der Gesellschaft etabliert. Dies hat Lins’ Business einen ordentlich Schub verpasst. „Früher war unsere Kundschaft freakig, inzwischen kommen sie alle: Banker, Manager, Businessleute“, erzählt er. Statt trippiges Zeug sei jetzt vor allem gefragt, was stimuliert, wach, leistungsfähig und konzentriert macht. Kolanuss, der Allzeit-Bestseller Guaraná, aber auch Super foods wie Ginseng, Macha, Ginkgo und natürlich CBD-Produkte. Neben einer Bücherauswahl zu Heil- und Rauschpflanzen führt Quer beet aktuell um die 200 verschiede ne Kräuter, Extrakte, Samen, Sporen und Pflanzen. Je nach angepeiltem Bewusstseinszustand den Kategorien humorvoll, belebend, entspannend, exotisch und aphrodisierend zuge ordnet. Allesamt entweder in Bio qualität oder aus Wildsammlungen stammend, erklärt der Querbeet-Chef mit hörbaren Stolz. Einige wenige, etwa Sorten von Pilzen der Familie Cubensis, auch bekannt als Magic Mushrooms, dürfen nicht zum Kon sum, sondern nur als Anschauungs material gehandelt werden. Bestel lungen trudeln aus ganz Europa ein. Während eine Mitarbeiterin trockene Pflanzenteile, die aussehen wie Teemischungen, aus einer großen Box in kleine Papiersäckchen por tioniert, erklärt Lins das Dilemma: Immer wieder gebe es Bestrebungen, einzelne psychotrope Pflanzen zu illegalisieren, etwa den halluzinogen wirkenden Salvia divinorum, auch Aztekensalbei genannt. 2012 sollte er unter das „Neue Psychoaktive Substanzen Gesetz“ fallen und verboten werden. Lins ging vors Verfassungsgericht. „Ich bin davon überzeugt, dass diese Naturprodukte einen starken Nutzen haben können, und finde es deshalb wichtig, sie für alle leicht zugänglich zu machen.“ Letztendlich erreichten seine Anwälte eine Klarstellung: Der Gesetzgeber verbietet seither nur nicht pflanzliche Stoffe, die aus dem Salvia divinorum gewonnen werden können. Die Pflan zen selbst dürfen weiterhin gehandelt werden – zu Studienzwecken und als Anschauungsmaterial. Der Bedarf an Anschauungsmaterial für Psychohygiene scheint derzeit besonders groß zu sein. Querbeet-Kunden geben einander die Klinke in die Hand, während im Hintergrund die kuba nischen Altmeister von Buena Vista Social Club dudeln.

Der Totenkopfschwärmer fährt zwar nicht, gilt aber als schamanisches Krafttier und wacht als solches über den rituellen Konsum psychoaktiver Substanzen

CROWD 38

Die Deko-Schaukästen mit den Präparaten hat Lins in Niederösterreich gekauft

Der Konsum mancher Pflanzen ist zwar verboten, zu Studienzwecken und als Anschauungsmaterial dürfen sie jedoch gehandelt werden Die meisten Rauschpflanzen werden bereits seit Jahrhunderten genutzt. Wie, liest man am besten nach

EXZESSIVEBESTENMEINEDREI PARTY

Wen es hierher verschlägt, dessen Abend ist fix gerhizt Venster99 9., Stadtbahnbögen 99 venster99.at Für Punk-Rock und „nihilisti sche Exzesse aller Art“ ist das Venster99 Alex Lins’ erste DerAdresse.kollektiv geführter Kul turverein ist gleichzeitig auch Plattform für alternative Mu sik, Politik und Kunst. Neben ausreichend Dosenbier gibt’s im Underground-Club je nach Abend (laute!) Live-Konzerte vor allem von kleinen Bands aus den Bereichen Alternative und Punk-Rock.

WWW.DIE-OHNE.AT

Die Liste der exzessiven Geheimtipps von Querbeet-Chef Alex Lins lässt keinen Zweifel daran, wessen Generation Kind er ist: Hier hat ein Gen-X-ler ausgewählt. Sogleich fühlt man sich an ein Wien erinnert, das so viel grauer, abgeranzter und exzessbereiter war, als es die polierte Stadt und ihre Bewohner*innen heute sind. Und Lins weiß offensichtlich immer noch zu feiern: Den richtigen Sound holt er bei Substance Records, und ausgegangen wird standes gemäß ins rhiz oder ins Venster99. Venster99: Klein, fein und schäbig, wie Undergroundbars halt sein sollten Um die 60.000 Vinyls stehen bei Substance Records zur Auswahl

Das Wahlgeheimnis

WasnerKarinAuer,WolfgangKeller/www.kelmi.at,MichaelFotos:

TIPPS: ALEX LINS, RECHERCHE: JULIA ALLINGER

CROWD rhiz bar 8., U-Bahnbogen 37 Tel. 01/409 25 05 rhiz.wien Unter den Stadtbahnbögen am Wiener Gürtel liegt einer der besten alternativen Orte für avancierte Elektronik (aber nicht nur) in Wien: der legen däre Live-Musik-Club rhiz. Hier finden auch regelmäßig Livekonzerte von österrei chischen und aller„ElektronischeKünstler*inneninternationalenstatt.Sprich:MusikexzesseArt“,sagtLins.RecordsSubstance 7., Westbahnstraße substance-store.com16 Seit 2001 ist Substance Records die Anlaufstelle für alles, was Musik betrifft. Egal ob neue oder gebrauchte Platten, Indie-Rock, Alternati ve, Hip-Hop oder Elektronik, hier wird man schnell fündig. Auch ausgefallene Genres findet man en masse. Oder, wie Alex Lins sagt: „Tekkno- und generell VinylMusik-Exzess.“

FOTOSTRECKE EXZESS VON MAŠA STANIC

CROWDPORTRÄT

Medienberichte bezeichnen ihn als den „letzten Panomimen von Wien“ – definitiv ist Roman Maria Müller der einzige, der gleichzeitig auch Taxi fährt

durch die Stadt. Mit Menschen auf dem Rücksitz. Die Dunkelheit offenbart vieles, was tagsüber verborgen bleibt Roman Maria Müller ist Komplize und Zuhörer, Orakel und Begutachter, Führer und Verführter. Sein Arbeitsalltag besteht aus unvorhersehbaren Begegnungen. Jedes Mal, wenn ein Fahrgast in seinen Mercedes steigt, beginnt eine neue Geschichte, immer einzigartig, meist kurz, oft exzessiv. Etwa jene Story des Opernsängers auf der Suche nach sexuellen Begeg nungen. Die der Frau und ihres neuen Körpers, oder des älteren Herrn und seinerWelcheRachegelüste.Rolleder Taxifahrer Roman Maria Müller in all diesen Geschichten spielt, ob er Teil des Exzesses wird oder Beobachter bleibt, muss er oft innerhalb von Momenten entscheiden. Das ist es auch, warum er den Beruf so liebt. „Ich liefere mich aus“, sagt er. „Ich liebe den Zufall.“

ICH LIEFERE MICH AUS

Der Mann ist über fünfzig, das genaue Alter will er nicht verraten. Dunkles, gelocktes Haar, geblümtes Hemd, braune Lederjacke, breites Lächeln. Vor etwas über zehn Jahren begann er, Taxi zu fahren wie einst auch sein Vater. Gleichzeitig ist Roman Maria Müller Pantomime. Seine Ausbildung im Körpertheater erhielt er vom berühmten israelischösterreichischen Pantomimen Samy Molcho. Müller tritt in vielen Ländern auf und hält auch Workshops ab, Medien bezeichneten ihn als „letzten Pantomimen von Wien“. Doch auch als Unikum sind Aufträge und Auftritte am Theater nicht immer planbar. Zwar mag jede Taxi fahrt unvorhersehbar verlaufen, aber es besteht doch immerhin Gewissheit, dass sie stattfindet, dass es immer Menschen gibt, die gefahren werden wollen. „Wenn du kein Geld in der Tasche hast, mach eine Fuhr’ und du kannst essen gehen“, riet ihm seine Mutter. So schuf sich der gebürtige Wiener ein zweites Standbein.

VON ANNA GOLDENBERG

Für manche ist Taxifahren ein lästiger Übergangsjob. Nicht so für Roman Maria Müller –für ihn ist das Kutschieren Fremder ein Abenteuer, bei dem oft auch der Exzess auf der Rückbank sitzt. Und überhaupt: Müller ist ja kein gewöhnlicher Taxler – er ist obendrein der letzte Pantomime von Wien.

Roman Maria Müller fährt nachts

KünstlerFahrender

PlausenFotoMüller,MariaRomanFotos:

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CROWD

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Nachts wollen viele Menschen aus der Einsamkeit ausbrechen, beobachtet Müller, suchen ungehemmter nach Bestätigung, verstärkt auch durch exzessiven Alkoholgenuss. „Nach zwei Uhr morgens ist eigent lich niemand mehr nüchtern.“ Wie anders hätte er also auf jene Transfrau reagieren sollen, die ihm stolz ihre frisch operierten Brüste zeigte und ihn um seine Meinung bat, als sie zu loben? Und was anderes den zwei Clubbesucher*innen antworten, die auf der Heimfahrt nach dem ersten Kennenlernen debattierten, ob sie ge trennt oder gemeinsam übernachten, und ihn als Orakel um seine Meinung fragten, als sie im Zusammensein zu bestärken?Müller sieht seine Rolle als Spiegelbild seiner Fahrgäste, die er im Spiegel beobachtet. Der Alkohol macht die einen extrem frustriert, die anderen exzessiv fröhlich, Müller hat sie alle gesehen, und, ja, natürlich wurde ihm auch schon das Auto vollgespieben, aber es komme sehr selten vor. Betrunkene Fahrgäste bis an ihr Bett hat er öfter gebracht.

In der Innenstadt ist nächtens am meisten los, gefolgt von den südwestlichen Bezirken innerhalb des Gürtels, also Wieden, Margareten, Mariahilf und Neubau. Die Pandemie hat Müllers Standbeine, das Theater und das Taxi, ordentlich ins Wanken gebracht. „Als Pantomime spielte ich auf Plätzen und Straßen mit meinen Kolleg*innen das Stück ,Die Pest in Wien‘“, erzählt Müller. Dabei trugen sie italienische Masken. Jetzt ist das alte Leben wieder da, auch heute muss er schnell weiter, eine Theater probe steht an.

PORTRÄT

Der Unterschied zwischen Tag und Nacht, sagt Müller, sei gewaltig. „Wer tagsüber ins Taxi steigt, hat meist etwas vor und ist darauf fokus siert.“ Die Fahrgäste sind oft wenig redselig, außer es gibt etwas, das sie extrem freut oder quält, sei es eine Hochzeit oder ein Begräbnis. Und in der Nacht? Müller wählt seine Worte mit Bedacht. „Die Dunkelheit erzeugt mehr Spannung als ein heller Raum“, sagt er schließlich. „Tagsüber ist man mehr Reizen ausgesetzt. Nachts kann man sich hingegen darauf einlassen, was passiert.“Dasgiltauch für ihn, den Lenker des Exzesses. Da gab es den Opernsänger, den Müller nach einer Vorstel lung von der Volksoper nach Hause fuhr. Der Sänger lud ihn zu sich nach Hause ein, er wolle ihm die korrekte Atmung zeigen. Warum nicht? Müller kam mit. „So schnell konnte ich gar nicht schauen, und er war nackt“, erzählt er. „Ich konnte ihm gerade noch entkommen.“ Der Sänger ent schuldigte sich, nach Vorstellungen sei er immer „zu aufgeladen“.

WitzOliveiraMonicaMüller,MariaRomanFotos: Müller steht an Standplätzen oder wird auf der Straße angehalten und arbeitet, wann es ihm passt. Das ist vor allem, wenn gerade weniger Auftritte und Proben anstehen. Dann setzt er sich in sein Auto und fährt los – bei Tag und bei Nacht.

Pantomime Roman Maria Müller beim schauspielerischen Erstjob

Roman Maria Müller ist Taxichauffeur in zweiter Generation und Zweitjob. Seine Tagschichten sind oft still, nachts hingegen lenkt er den Exzess Verkleidungsexzess in der motorisierten Droschke

GardenCentralMolcho,NurielZebra,theCatchKavin,JakubFotos:

CROWD

6., Münzwardeingasse 2A www.theaterarche.at „Ich liebe die Arche, weil dort sehr progressives, zeitgenös sisches Theater gezeigt wird, und es wird von der freien Szene genutzt.“

Unsere beliebten TV-Formate gibt es jetzt auch als Podcast unter W24.at/Podcasts

ArcheTheaterWOHLFÜHLEXZESS

43 Das Stadtfernsehen

GardenCentral 2., Untere Donaustraße 41 www.centralgarden.at „Das Lokal am Donaukanal hat ein tolles Kulturprogramm. Es werden Filme gezeigt und es spielt angenehme Musik.“ Neni Prateram 2., Perspektivstraße 8 www.neni.at „Haya Molchos Küche ist fantastisch, und vom neuen Restaurant im Dachgeschoß der ,Superbude’ hat man einen tollen Ausblick.“ TIPPS: ROMAN MARIA MÜLLER

MarketBlack Heiligenstädter19., Lände 21 www.blackmarket.at „Ich gehe in den Techno-Club, wenn dort Claudia Virginia Dimiu auftritt, eine tolle DJane und Lichtkünstlerin.“ Das geheimnisWahlFür Roman Maria Müller, den Taxi fahrenden Pan tomimen, ist der Exzess Teil des Arbeitsalltags. Privat trachtet er deshalb maximal nach exzessivem Wohlgefühl. Etwa im Thea ter Arche, beim Tanzen im Underground-Club Black Market, im neuen Neni am Prater von Haya Molcho, der Frau seines Lehrers Samy, oder beim Entspan nen im Central Garden.

In Kurdwin Ayubs gefeiertem Spielfilm-Debüt „Sonne“ rebellieren drei junge Wienerinnen gegen gesellschaftliche Erwartungen

Auf dem Handrücken deiner linken Hand steht in roter Schrift „ALLES“ tätowiert. KURDWINWarum?AYUB: Ich war beim Geburtstag einer Freundin aus der Malereiklasse. Sie wollte mir eigentlich „Alles ist gut“ tätowieren, aber für „ist gut“ waren wir irgendwann zu betrunken.

Ihr sitzt in einer Künstler-WG, und irgendwann packt eine die Tattoo-Nadeln aus?

VON VERENA RANDOLF

„ALLE HABEN IN MEINEM BETT

2022Berlinale/ChiussiPieroPrivat,Filmproduktion,SeidlUlrichFotos:

Kurdwin Ayub, im Irak geboren, in Wien aufgewachsen. In ihrem preisgekrönten Film „Sonne“ kämpfen drei junge Frauen für ihr Recht auf Freiheit und Exzess. Wie sieht ihrer aus?

Die Regisseurin nimmt nach der Diagonale-Gala in Graz die große

Toilette44

AYUB: Ja, so ab dreißig kommt ein Alter, da werden die Partys weniger, was gar nicht so schlecht ist. Ich hatte mit Mitte zwanzig eine arge Zeit, das geht wohl den meisten so. Mich ha ben die Schwankungen zwischen den euphorischen Phasen und den Downs irgendwann fertig gemacht. Sie sind ja noch viel schlimmer, wenn Drogen im Spiel sind. Ich hab’ gemerkt, dass es meine Persönlichkeit verändert, wenn ich Drogen nehme, dass ich langfristig wahrscheinlich wahnsinnig werde. Des wegen habe ich aufgehört. Ich gehe absichtlich nicht auf Kokspartys und ver bringe meine Zeit lieber mit Leuten, die auch keine Drogen nehmen.

„Ich absichtlichgehenichtaufKokspartys“

CROWD INTERVIEW BEST OF VIENNA

AYUB: Nein, die meisten meiner Freun dinnen haben schon Kinder. Wir haben Champagner getrunken, und um uns herum haben Kinder Fußball gespielt. Meist ist es nach dem Kinderkriegen mit den wilden Partys vorbei, oder?

RebellinPartyKurdwin, Ayub, 32, gilt nicht nur als der Rising Star unter den heimischen Filmema cher*innen, sondern ist auch für ihren Hang zum Extremen bekannt. Wobei sie mittler weile Kokspartys auslässt und anstatt sich ständig wiederholende Suffgespräche zu führen oft lieber einfach schlafen geht.

Kurdwin Ayub studierte Malerei an der Universität für angewandte Kunst und eröffnete als Regisseurin mit ihrem Spielfilm-Debüt „Sonne“, produziert von Ulrich Seidl, die dies jährige Diagonale. Bei der Berlinale in Berlin bekam die gebürtige Irakerin den Preis für das beste Erstlingswerk. Die 32-Jährige bestellt Holunder-So da im Schlosscafé Belvedere, nach den Partyexzessen rund um Film vorführungen und Preisverleihung hat sie sich vier Tage Urlaub gegönnt.

1. Tag: Putzen. 2. Tag: Sport. 3. Tag: Dokus bingewatchen und Chips. 4. Tag: Dokus bingewatchen und Chips. „Ich kann sehr arg versandeln,“ sagt sie. Doch nach vier Tagen exzessiven Nichtstuns wird sie hibbelig. Auf ihrem Handy finden sich keine betrunkenen Selfies, dafür blühende Osterglocken, kleine Kinder, die verschmitzt in die Ka mera lächeln, und Bilder, auf denen sie nach der Diagonale-Gala vorm Kunst haus in Graz auf die Straße pinkelt.

In der Film-Kunstbubble gibt es keine Normen oder Grenzen. Alles ist extrem. Man muss selbst herausfinden, was gut für einen ist. Lässt du dich auch zum Exzess AYUB:überreden?

der Dreharbeiten in der U-Bahn-Station

INTERVIEWGESTUNKEN“CROWD

AYUB: In Wien bedeutet Party: an der Bar sitzen, acht Bier trinken und dann Blödsinn reden. Ich find’ das urgut, das ist genau meins.

Nach Party ist vor der Party: Im Hotelzimmer nach

Wann hattest du deine letzte richtig gute Party? AYUB: Am Eröffnungsabend der Diagonale. Es gab eine Gala, und wir haben wild getanzt. Dann haben sie unsere Gruppe rausgeschmissen und wir sind alle in meinem Hotelzimmer gelandet. Dort haben wir Wrestling geschaut und geraucht, es sind stän dig Leute gekommen und gegangen, alle haben in meinem Bett gelegen und gestunken, ich bin irgendwann eingeschlafen. Wenn du mit den rich tigen Leuten unterwegs bist, muss dir so ein Exzess am nächsten Tag nicht einmal peinlich sein. Mit der SeidlFamilie geht das. Die machen die bes ten Partys. Die harte Währung, mit der ein Exzess oft bezahlt werden muss, ist der Kater. Wann hattest du deinen letzten?

der

AYUB: Bei der Berlinale-Preisverlei hung hab’ ich mir Mut angetrunken, weil ich mit dem Jurypräsidenten sprechen wollte. Sekt saufen ist böse: Am Tag danach hatte ich den schlimmsten Kater meines Lebens. Aber wir haben auf den Tischen getanzt. Und M. Night Shyama lan (dem Jurypräsidenten, Anm.) habe ich gesagt, er soll nach Wien kommen. Dann gemma ins Bendl, da gibt’s zwar Nazis, aber es ist urlustig. Wie geeignet ist „der Wiener“ deiner Meinung nach für Partys bis zum Exzess?

GELEGEN UND

Während

AYUB: Ich kann nicht für die ganze Branche sprechen, aber ich kenne viele Kolleginnen, die ein anderes Leben an fangen mussten, um aus diesem Kunst partyexzess rauszukommen. Viele haben immer irgendwo Drogen her, auch wenn sie kein Geld haben, und sind die ganze Nacht drauf. Jedes Wochenende. Ich hatte solche Phasen auch. Natürlich hat dieser Exzess ein gewisses Potenzial, aber glücklich macht das nicht. Alkohol finde ich okay, da kommt man sowieso nicht drum rum. Was trinkst du am liebsten?

PrivatFILM,WILDartCommons,Wikimedia/TernovajaElenaFotos:

AYUB: Ich bin in Simmering aufge wachsen: Gösser Bier. Aus der Dose. Wie wichtig ist dir die Grenzüber schreitung, die mit dem Exzess AYUB:einhergeht?

Kurdwin Ayub mit Ulrich Seidl, der „Sonne“ produziert hat, bei der Eröffnung der heurigen Berlinale Wie leicht ist es in der Filmbranche, nicht auf Kokspartys zu gehen?

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Selten. Ich weiß nicht, ob ich so gut loslassen kann, und bin vielleicht zu vernünftig. Irgendwann komm’ ich an den Punkt, an dem ich mir denke: Wir sind alle besoffen, warum sollten wir jetzt noch ein Bier trinken gehen? Ich will nicht Gespräche wiederholen die ganze Nacht, ich will lieber schlafen. Weil ich am nächsten Tag, egal wie lange ich feie re, um neun Uhr aufwache. Deswegen gehe ich lieber schlafen, als mir immer dieselben Geschichten anzuhören.

der Premierenfeier

Das Bendl: ein Refugium für Gestrandete der Nacht

Laufrunden in historischem Ambiente ums Arsenal herum

1., Landesgerichtsstraße 6 Tel. 01/890 41 bendl.wordpress.com05

Alberto Stefanelli war eine Legende im Little Italy auf der Wieden

Subiyanto/PexelsKetutFadinger/Wikicommons,StefanPartke,Daniel(2),CornHeribertFotos:

BaccoCaffè 4., Margaretenstraße 25 Tel. 01/585 66 90 caffebacco.at In Alberto Stefanellis Caffè Bacco gab es keine Speise karte, sondern halt immer nur, was er gerade gekocht hatte. Kürzlich wurde es nach Ste fanellis Tod 2020 neu über nommen und macht weiter Little Italy auf der Wieden. Mit Restaurants kenne sie sich nicht so aus, sagte Kurdwin Ayub, aber es gebe da „einen urguten Italiener auf der Margaretenstraße. Der Wirt dort kocht jeden Tag etwas anderes und man isst, was er einem empfiehlt.“

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gardenFuture6., Schadekgasse 6 Tel. 01/585 26 13 futuregardenfacebook.com/ Eine schöne, schonAmderbestentraurigengehe,„EineKünstlerkneipe,abgeranzteurteiltAyub.Bar,indieichgernederrichtigeOrtfürdenExzessmitdemSchinken-Käse-ToastinStadt.“Wochenendekanneshiermalvollwerden.

3., Arsenalstraße Der

EXZESSIVER AUSGANG

Das Café Bendl ist längst Kult und hat vor allem aufgrund des schrägen Publikums einen ganz eigenen Charme. Ein Highlight ist der Wurlitzer, den Signature-Drink „Koks“ (Inlän derrum mit Zucker) muss man probiert haben. „Da hab’ ich mich am Anfang immer mit Freunden besof fen“, erzählt Kurwin Ayub. „Die Gäste sind ein gutes Gemisch von Linken und Rechten, das mag ich, da kann immer was passieren.“ Erfüllt alle Kriterien, die eine gute Bar braucht: klein, ranzig, Toast

Das geheimnisWahlKurdwin Ayubs ExzessBig-Four verraten die All rounderin: Das Café Bendl ist so etwas wie die Mutter des ironischen Fortgehens – füllen sich neuerdings immer mehr Tschocherl und Bauchstichbuden mit jungen Hipstern, die es gern mal erdig wollen, ist die wilde Mischung im Bendl seit jeher normal.

BendlCafé

Der Futuregarden ist ein Kunstraum, der aber auch alles mitbringt, was eine gute Bar so braucht: enge, Patina und guten Toast. Für den Tag nach dem Tag danach ist dann exzessives Joggen rund ums Arsenal angesagt, gefolgt von einem Erweckungsgelage im Caffè Bacco.

ArsenalstreckeLaufehemalige wichtigerdas,nichtlangedertenherum,„DaAyub.wert.steingebäudenmitSonnwendviertelHauptbahnhof,Gebäudekomplex,militärischezwischenSt.Marxundgelegen,istseinenhistorischenBackeineLaufrundeDasfindetauchKurwinjoggeichumdiePanzergemeinsammitHunanderenJoggern,soundsoexzessiv,bisichmehrkann.IchbrauchefürmichistSporteinAusgleich.“

TIPPS: KURDWIN AYUB, RECHERCHE: JULIA ALLINGER

BESTENMEINEVIER

CROWD BEST OF VIENNA

Von Exzessen hält Frida Corn, 17, anders als so viele Gleich altrige, wenig bis eigentlich gar nichts: Saufen, Kiffen, Party – all das reiße ihr nichts raus. Ihre exzessive Seite bedient die zuwissen.AllerdingsPortionfenwennbisziplin,SäbelfechtenJuniorenstaatsmeisterinösterreichischeimanders:mitDisSchweißundTrainierenkurzvormUmfallen.Undesbesondersgutgelauist,danngibt’seinegroßeChicken-McNuggets.mitschlechtemGeAberauchdasgehörtExzessenirgendwiedazu.

junkieAdrenalin-

CROWD Frida Corn, 17, Juniorenstaatsmeisterinösterreichische im Säbelfechten. 2028 will sie zu den Olympischen Spielen – mit exzessivem Stechen und Hauen

Frau lieber mit dem Säbel in der Hand zu „En garde! Prêts? Allez!“ als zu Bässen im Club? Frida, im März hast du zum zweiten Mal die österreichische Junioren staatsmeisterschaft gewonnen. Exzessive Siegesparty?

Den du dir ziemlich regelmäßig gibst CORN:… Fechten macht mir viel Spaß. Der beste Moment ist, wenn man auf dem Podest steht und einen Pokal in der Hand hält. Das beste Gefühl über haupt! Es gibt nichts, womit man es vergleichen kann. Wann ist Fechten exzessiv CORN:geworden?

INTERVIEW

Mit acht hat sie zu fechten begonnen. Einer ihrer Freunde focht, und sie fand es cool. Mit 17 dreht sich Frida Corns Leben fast ausschließlich ums Fech ten. Ihre Freund*innen erleben Exzes se in durchfeierten Nächten, Fridas Rausch ist der Sieg. Den gibt sie sich fast so häufig wie andere sich die Kan te: Im Wohnzimmer der österreichi schen Juniorenstaatsmeisterin (U20) verstellen Pokale bereits einen ganzen Heizkörper. Warum tanzt eine junge

Es gibt auch Sportler, die feiern gehen. Ich halt nicht. Das alles zu verpassen, finde ich schon schade, ich bin aber eben keine Partyqueen. Manchmal feiere ich eh auch. So ein mal in drei Monaten. Das reicht. Wie oft trainierst du? CORN: Neun- bis elfmal in der Wo che, jeden Tag eine Stunde in der Früh und dann am Nachmittag zweieinhalb

VON BIRGIT WITTSTOCK

NACH DER MEISTERSCHAFT

Pokale zum Saufüttern: Fridas Trophäensammlung und Heizkörpernachnutzungzukunftsweisende

Frida Corn, als sie sich im März erneut zur Juniorenstaatsmeisterinösterreichischenficht

Als ich meinen ersten Pokal in der Hand hatte, so mit zwölf, 13. Du musst auf vieles verzichten. Hast du das Gefühl, etwas zu CORN:verpassen?

FRIDA CORN: Na. Partymachen ist nicht meins. Ich bin megaglücklich, wenn ich gewinne. Aber ich muss mich fast schon selbst zwicken, damit ich’s in dem Moment auch check’. Ein richtiges Siegesritual habe ich nicht –obwohl, doch: Ich gehe danach zu McDonald’s. Das ist eine Tradition bei uns im Verein: Nach den Meisterschaf ten ungesund essen gehen. Ich bin lei der eine große Chicken-McNuggetsEsserin – echt nicht gut. Die armen Hühner! Aber grundsätzlich ist mein Exzess der Sport. Und der Sieg hat immer etwas Rauschartiges.

WittstockBirgitCorn,HeribertFotos: 47

Beim Fechten müssen die einstudierten Bewegungsabläufe sitzen und es braucht Kraft und Schnelligkeit bis drei Stunden. Also ungefähr zwan zig Stunden pro Woche – weniger als viele andere Leistungssportler*innen.

Klingt aber schon nach einem ziemlich exzessiven Trainingsplan CORN:… Ich muss immer noch lernen, an meine Grenzen zu gehen. Aber es wird besser. Als ich gestern den Wilhelminenberg hinaufgerannt bin, habe ich gespürt, dass ich umfalle, wenn ich keine Pause mache. Dazu muss man sich halt zwingen, immer einen Schritt weitergehen – und das fühlt sich extrem gut an. Natürlich nicht währenddessen, da ist es einfach nur die Hölle. Aber danach. Da fühle ich mich dann ganz leicht und weiß, ich habe etwas geschafft. Beim nächsten Mal kann ich noch weiter laufen, noch mehr Gewichte stemmen, noch mehr Liegestützen machen. Das ist dann ein richtiger Reward.

Jeder Exzess hat seinen Preis: Beim Leistungssport gilt es, mit dem Verlieren umzugehen. Wie geht’s dir damit? CORN: Nicht gut. Wenn ich verliere, analysiere ich mit meinen Trainern ganz genau, was passiert ist, um dann die richtigen Abläufe wiederholen zu können. Man automatisiert ja Bewe gungsabläufe erst nach zehntausend Wiederholungen, heißt es. Und auto matisierte Bewegungsabläufe sind ein großer Teil des Fechtens. Zwar kommt es auch viel auf Strategie an, aber man muss athletisch sein, um extrem schnell agieren zu können. Fechten ist wie eine Kombination aus Schach und Formel 1: strategisch und schnell.

„Speziell ABBA ist der meinesSoundtrackErfolges:,TheWinnerTakesItAll‘“

Zwanzig Prozent scheiden schon in der Vorrunde aus – wie ich vor Kur zem bei der U17-Weltmeisterschaft in Dubai. Alle hatten erwartet, dass ich weiterkomme. Jedenfalls – nach der Vorrunde kommt man in die direkte Ausscheidung und schickt im besten Fall dann alle anderen nach Hause. Das ist der reine Exzess, ein totaler Adrenalinrausch! Wovon träumst du?

CORN: Von den Olympischen Spie len 2028 oder 2032. Schon die Teil nahme wäre für eine österreichische Säbelfechterin super, aber das Ziel ist natürlich, zu gewinnen. Wenn man schon dabei ist, kann man doch gleich gewinnen. Träumen darf man ja. Hast du eine Hymne oder eine CORN:Turnier-Playlist? Hymne habe ich keine, aber ich höre bei Turnieren immer davor und zwischen den Gefechten Musik. Davor Sachen, die mich aufwecken und pushen, Michael Jackson oder AC/DC zum Beispiel. Dazwischen Ruhigeres wie Melanie Martinez oder Olivia Rodrigo. Ich bin ein großer ABBA-Fan. Die Texte konnte ich schon im Kindergarten auswendig, als ich noch nicht einmal richtig sprechen konnte. ABBA ist der Soundtrack mei nes Erfolges: „The Winner Takes It All.“

UNGESUND ESSEN

CROWD INTERVIEW BEST OF VIENNA WittstockBirgitFotos:

Hier, im eigenen Keller, trainiert Frida täglich mehrere Stunden. Alleine und mit Trainer 48

PrivatWagner,HannahPixelmatorKebab,MangaletTurk,HerwigFotos:

RECHERCHE:

Bei Mangalet wird besonderer Wert auf die Saucen gelegt und es gibt eine Extraportion Gemüse

CROWD HaircraftPawlikSabine

Friseurmeisterin Sabine Pawlik, eine Vorarlberger Portugiesin in Wien

ComicsRunch! 7., Kaiserstraße 5 runchcomics.at Ein wahres Paradies für Nerds und all jene, die sich gerne in die Kindheit zurückversetzen lassen möchten, ist die 1991 gegründete und seither mehr fach übersiedelte Wiener Insti tution in Sachen Comics. Wer auf der Suche nach Merch, Figuren oder Comics den Überblick zu verlieren droht, kann bei den Spezialisten von Runch!Comics auf ebenso freundliche wie professionelle Beratung zählen. „Ein sehr spannender Comic Bookstore“, meint auch Frida. „Hier fehlt es an nichts.

7., Zollergasse sabinepawlik.com7

Runch!Comics führt alles, was sich Comicfans nur wünschen können –und noch mehr Stoffkünstlerin Tina Handl in ihrem Ottakringer Atelier Tina Handl Redtenbachergasse16., 15/6 tinahandl.at Ursprünglich hatte Tina Handl Ethnologie studiert. Doch dann kam alles ganz anders, als sie bei einer Forschungs reise in der Mongolei auf die rituelle Bekleidung der dorti gen Schaman*innen reinkipp te. Von ihrer Großmutter, einer Schneiderin, ließ sie sich das Handwerk lehren. Seit 1999 kreiert die Wiener Künstlerin, Kuratorin und Kostümbildnerin in ihrem Atelier nun Kostüme und Textilobjekte für internati onale Museen, Events, Leis tungssport und Bühnen.

TIPPS: FRIDA CORN, JULIA ALLINGER

„Coole Atmosphäre“, findet Frida. „Dort treffe ich mich immer mit meinen Freunden.”

„Sie macht die besten Kleider und Shirts der Stadt“, lautet Frida Corns Urteil.

Frida Corns Magentamähne ist der beste Beweis: „Sabine, meine Haarkünstlerin, hat immer tolle Ideen und schöne Farben für mich.“ KebabMangalet 8., mangalet.comJosefstädterU-Bahn-StationStraße

FREIZEIT-EXZESSBESTENMEINEVIER

Die aus Vorarlberg stammen de Friseurmeisterin Sabine Pawlik hat einst Toni Polster die Haare geschnitten, war 15 Jahre lang in Portugal, wo sie Lissabons spektakulärsten In-Friseur betrieb. Jetzt macht sie in ihrem Laden Haircraft in der Zollergasse Haare schön.

Das geheimnisWahlProfisportler*innen, die, wie Frida Corn, nicht nur gut zwanzig Stunden in der Woche trainieren, nebenbei auch noch den Schulalltag zu schupfen haben und an den Wochen enden unterwegs sind, um Wettkämpfe zu bestreiten, haben eines gewiss nicht in exzessivem Ausmaß zur Verfügung: Freizeit. Das kostbare Gut will deshalb umso besser genutzt werden. Kein Wunder also, dass Fridas beste vier jene Wiener Orte sind, an denen sie ihre Freizeit besonders feiert. 49

Das Motto „Make Kebab great again“ trifft hier den Nagel auf den Kopf: Mangalet zeigt, wie authentischer Kebab funktioniert, und setzt auf Vielfalt statt fad. „Mit oder ohne scharf?“ ist hier nur eine von vielen Fragen. Auch kein Fehler: Man kann das Kebab in Ruhe im Schanigarten am Gürtel verspeisen.

CROWD PORTRÄT BEST OF VIENNA

Im Job geht es darum, den Exzess zu bewachen und darauf zu achten, dass die Feiernden sich sicher fühlen.

Exzess ist die Antithese des Alltags. Gewisse Regeln gelten trotzdem. Dafür sorgen Securities wie Laurin Levai Laurin Levai will niemanden rauswerfen. „Das ist das Gegenteil vom Ziel eines Abends“, sagt der 38-Jährige. Aber manchmal geht es nicht anders. Levai, blaue Augen, bunt tätowierte Arme, höflicher Schnellduzer, ist Gründer und Ge schäftsführer der Wiener Sicherheits firma Ante Portas. Während seines Studiums arbeitete der gebürtige Mödlinger erstmals selbst als Sicher heitsmann. Security, der englische Ausdruck, ist heute Branchensprech.

Levai, der Matura- und Student*innenreisen bewachte, und vor Wiener Clubs aufpasste, sieht sich eher als Ansprechperson auf seiten der Gäste. Die darauf schaut, dass Konflikte gar nicht erst entstehen und niemand rausgeworfen werden muss. „Neunzig Prozent der Arbeit ist Präventivarbeit“, sagt Levai. Wenn jemand über seine Grenzen trinkt zum Beispiel, „dann warte ich nicht, bis er die falsche Person rempelt, sondern biete ihm ein Glas Wasser an“. Hilft das nicht, wird die Person höflich gefragt, ob es nicht besser wäre, an einem anderen Tag wiederzukommen. „Es darf kein Gesichtsverlust passieren“, sagt Levai, gewaltfreie

DER GRENZSCHUTZ

Die Sicherheitsbranche ist hart, die Löhne sind niedrig, die Arbeits zeiten herausfordernd, die Aufgaben anstrengend und risikoreich. Der Job erfordert, in bedrohlichen Momenten die Nerven zu bewahren. „Ich deeska liere mich dann selbst.“ Wie funktio niert das? „Ich aktiviere mein Groß hirn, damit ich nicht emotional handle. Emotionen sind ein Instrument. Wenn ich schreie, dann kontrolliert.“ Was nicht allen so leicht ge lingt. Die Branche zieht bisweilen Menschen an, die mit der Verantwor tung einer Machtposition schlecht umgehen können. Levai versuchte, es anders zu machen. Vier Jahre nachdem er sein Studium der so zialen Arbeit abgeschlossen hatte, gründete er 2011 Ante Portas, also „Vor den Türen“. Er bemühte sich um Diversität, Frauen, ältere Menschen und Mitarbeiter*innen, die optisch nicht dem Klischee des „aufgeblase nen“ Bouncers entsprachen. Nicht sicherNummer

VON ANNA GOLDENBERG

Kommunikation sei entscheidend. Was einfacher klingt, als es ist. Denn die Aufgabe von Securities besteht darin, Grenzen zu setzen, und damit macht man sich nicht beliebt. „Zu uns kommen nicht die Pärchen, die sich auf der letzten Party kennengelernt haben, um sich zu bedanken.“ Sondern jene, die Probleme haben – oder machen.

In Exzessmetropolen wie Berlin, Hamburg oder London werden Türsteher oft wie Popstars gefeiert. In Wien steht professioneller Sicher heitsdienst im Vordergrund, und den liefert Laurin Levai, 38, mit seiner Sicherheits firma Ante Portas, die für safer excess sorgt Der Mann, dem auch die Promis vertrauen: Levai beim Sichern von Schauspieler Nicolas Cage bei dessen Wien-Besuch 50

PORTRÄT PrivatFotos: CROWD falsch verstehen, die „klassischen“ Kompetenzen wie Selbstverteidigung, die Levai selbst lange trainierte, seien immer noch wichtig. Doch besser ist, wenn Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in einem Team arbeiten. Dieser Trend schwappte Ende der 2000er-Jahre samt der Berliner Clubkultur nach Wien. Zwischen 2006 und 2010 gab es den Club Planetarium, 2009 eröffnete im Prater der Techno-Club Pratersauna, 2011 die Grelle Forelle. Mit der elektronischen Musik wurde auch der Wunsch nach mehr Achtsamkeit und Diversität Mainstream. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wuchs zudem die Anzahl der großen Wiener Clubs, für deren Sicherheitsbetreu ung man mehr als nur eine Handvoll Mitarbeiter*innen brauchte. So wurde zunehmend an externe Firmen wie jene von Levai ausgelagert. Sie sind bei Haftungsfragen verantwortlich, wenn es beispielsweise zu Konflikten zwischen Gästen und Sicherheits personal kommt. Typen wie Sven Marquardt oder einst Roger Baptist, die Superstars unter den Türstehern, die im Berliner Techno-Club Berghain sowohl für körperliche Sicherheit als auch sicheren Geschmack sorgen, sucht man in Wien vergebens. Kleine Locations stellen nach wie vor oft ihre eigenen Teams an, doch die Ära der bekannten Türsteher wie U4-Legende Conny de Beauclair ist vorbei. Gut für Levai. Er hat heute achtzig Mitarbeiter*innen, der Großteil ist in Voll- oder Teilzeit angestellt. Rund zehn Prozent unter ihnen sind Frauen. Von den Wiener Clubs betreut Ante Portas aktuell den Volksgarten und das U4. Zudem bietet das Unterneh men bewaffneten Personenschutz an und bewacht einige Sozialein richtungen, etwa der Caritas. Nach Jahren, in denen er hauptsächlich nachts wach war, hat Levai sich aus dem aktiven Nachtgeschäft zurück gezogen. Er ist Geschäftsführer, arbeitet zudem als Sozialarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit und als Deeskalationstrainer. „Nebenbei“ studiert er an der Angewandten und malt abstrakte Bilder. Wenn er von der Sicherheits arbeit redet, kann er mitunter immer noch ein wenig emotional werden. Dann spricht er davon, dass der Exzess ein notwendiges Ventil für die Gesellschaft ist, dass er einen Raum bietet, in dem vieles möglich ist, Begegnungen, Austausch, Sex, und dass das gewaltfrei gehen kann, ja muss. „Frieden ist möglich“, sagt er mit Nachdruck und meint damit nicht nur den Club. Seine Inbrunst, man will sie ihm glauben, und kann sich doch eine Frage nicht verkneifen. Wurde er schon einmal aus einem Club Nachdenkpause.geworfen?

Dann ein Nicken. Mit Anfang zwanzig sei er einmal betrunken an der Bar einge schlafen. „Ich wurde gebeten, das Lokal zu verlassen.“ Das hätte er umgekehrt auch so gemacht.

Gute Kommunikation ist in Sicherheitsfragen die halbe Miete – dementsprechend braucht’s Equipment

Laurin Levai als Sicherheitsmaskottchen der Regenbogenparade und beim Begleiten des damaligen Bundeskanzlers Christian Kern 51

WolfersbergLagerwiese 14., Wolfersberg Die Lagerwiese lockt mit zwei Spielplätzen, einem Fußballplatz und herrlichem Blick über Wien auf den MitWolfersberg.Penzingist

1., Volksgarten

Direkt im Volksgarten liegt der gleichnamige Club, der bereits seit Jahrzehnten einer der beliebtesten der Wiener Partyszene ist. Gespielt werden hier vor allem House, Disco und „Klar,Pop-Hits.meine Firma arbeitet für den Club“, erklärt Laurin Levai. „Aber ich geh’ dort auch gerne hin, ohne dafür bezahlt zu werden. Nirgendwo sonst feiern so nachtsnander.MenschenunterschiedlichesofriedlichmiteiUndderGartenistbesonderstoll.“

Als Bouncer sind gute Nerven und eine gewisse natürliche Exzessdengönntfersberg.BlickSchönbrunnbeobachtenbeimbeibehält:wieUndSozialeinrichtungen.sondernExzessevonbewahrtausgebildeteerfahreneLevai?dasbrauchen.HäferlDennGrundvoraussetzung.GechilltheitTürsteher,dieselbstsind,kannkeinerUndwerweißbesseralsLaurinDer38-jährigeSecurityundSozialarbeitermitseinemTeamAntePortasnichtnurvorderEskalation,schütztauchseineTippsverraten,erseineinnereBalanceRelax-ExzessemeditativenAffenimTiergartenundbeimüberWienvomWolZumAusgleichersichgelegentlichgepflegtenParty-imVolksgarten.

Arena Wien 3., Baumgasse 80 arena.wien Einst die Linke-Zecken-Hoch burg Wiens, ist die Arena heute zwar zahmer, aber dafür auch die Event-LocationvielseitigstedesLandes.

Der älteste noch bestehende Zoo der Welt – und wohl einer der schönsten – ist Lebensraum für mehr als 700 verschiedene Tierarten.

ImagingDigitalSystemsWien/ACDArenaFunke/Wikicommons,Zytka,MilaZupanc,DanielFotos: CROWD RELAX-EXZESSBESTENMEINEVIER

DiskothekClubVolksgarten

TIPPS: LAURIN LEVAI, RECHERCHE: JULIA ALLINGER

Das geheimnisWahl-

Wiens letztes wirklich alternatives Refugium und beste Konzertlocation Der Schönbrunner Elefant –eine von 700 Spezies im Zoo Meditativer Ausblick über den Wienerwald BEST OF VIENNA52

Im geschichtsträchtigen Ambiente des ehemaligen Schlachthofs werden In- und OutdoorKonzerte, Clubbings, Events, Festivals und merkann.MusikrichtungenJugendkulturenweilArenasagtnativen„IchveranstaltungenFreiluftkinoabgehaltenwarfrühervielinderalter-Szeneunterwegs“,SecurityLevai.„Inderwarichimmergerne,mandortunterschiedlicheundneuekennenlernenUndmanwirddortimherzlichaufgenommen.“

Im Volksgarten wird schon seit Jahrzehnten exzessiv gefeiert

SchönbrunnTiergarten 13., Maxingstraße www.zoovienna.at13b,

„Schönbrunn ist ein gutes Beispiel für den respektvollen Umgang mit Tieren“, findet Laurin Levai. „Ich kann die Affen stundenlang beobach ten, allen voran Orang-Utan Vladimir, der schon seit 1991 in Schönbrunn lebt.“

Laurin Levai tief verbunden. „Hier ging ich zur Schule, hier ist meine Firma und mein Atelier. Als Kind habe auch ich auf der Lagerwiese am Gipfel des Wolfersbergs Fußball gespielt, als Jugendlicher war das meine erste Begegnungszone mit Wienerinnen.“

FOTOSTRECKE EXZESS VON MAŠA STANIC

Dutzi Ijsenhower, du bist eine geeichte Exzess-Veteranin. Dein aktuelles Projekt, das Sun Dutz Film Fest, ist in Dutzi-Maßstäben fast schon brav. Was ist passiert?

Wenn Dutzi Ijsenhower ins Kino lädt, wird es auch dort wild, wo üblicherweise geschwiegen wird Wenn Dutzi Ijsenhower überhaupt einmal sitzt, dann am liebsten erste Reihe fußfrei. Im Leben wie im Kino –derzeit während der Filmvorführungen ihres Sun Dutz Film Festes, das sie seit vergangenen September im Zwei monatsrhythmus in den Breitenseer Lichtspielen veranstaltet. Statt eines bedeutungsschweren Cineastenwei terbildungsprogramms zeigen Orga nisatorin Dutzi und ihre Mit-Queens Sue Philis Baker, Athene Atlas und Dr. Domi Darf Das ihre jeweiligen Lieblingstrashfilme aus verschiedenen DavorJahrzehnten.gibtes live gesungene DragAuftritte mit Klavierbegleitung von Patrick Lammer und Gratis-Popcorn. Danach DJ, Suff und Tanz. Seit gut 15 Jahren versorgt Ijsenhower die queere Community Wiens mit Ge legenheiten zu feiern. Sie war von An fang an bei Rhinoplasty, der Grande Dame des Exzesses, im Club U dabei, sie war als Drag Queen die personi fizierte Maßlosigkeit, und sie gab als Stand-up-Comedian beim PCCC, dem ersten Queer Comedy Club der Stadt, Gas. Wer also, wenn nicht Dutzi Ijsenhower, weiß, wie wahrer Eskapismus geht?

DUTZI IJSENHOWER: Corona?! Wir sind alle aus der Übung. Man muss sich die Freiheit erst wieder erarbeiten, ertrinken und erfeiern. Ich bin mittler weile auch nicht mehr die Allerjüngste und gehe nicht mehr so viel aus. Außer dem habe ich ja schon vor der Pande mie eine Pause vom Drag gemacht und bin beim Queer Comedy Club PCCC zwar mit meinem Künstlernamen Dutzi, aber out of Drag aufgetreten. Warum IJSENHOWER:eigentlich?Auch aus Bequem lichkeit. Es dauert Stunden, bis das Make-up sitzt, und jedesmal ein neues Outfit kreieren – ich trage ja keines zweimal – ist unglaublich viel Arbeit. Ganz abgesehen davon, dass eine Nacht auf High Heels durchzutanzen nicht so lustig ist, wie es von außen aussieht. Außerdem bin ich jahrelang nur auf Events gegangen, auf denen ich auf der Bühne stand, also gearbei tet habe. Deswegen war es ganz gut, einmal eine Pause zu machen, um den Druck rauszunehmen.

Fluchthelferin Gehört es sich eigentlich, das Alter einer Drag Queen zu verraten? Egal. Dutzi Ijsenhower ist 44, kommt ursprünglich aus der Gay- und Exzessmetropole Köln und ist Mitte der 2000er nach Wien gekommen, um die fade Stadt das queere Feiern zu lehren. Sie war von Anfang an bei der Grande Dame des Exzesses, dem Rhinoplasty im Club U dabei, und gab im Marea Alta und auf diversen anderen Bühnen der Stadt Vollgas. Nun ist sie mit dem Sun Dutz Film Festival in den Breitenseer Lichtspielen zurück und hilft, den Corona-Schatten weg zufeiern.

WENIGER IST EINFACH

CULTURE INTERVIEW BEST OF VIENNA HillDanielFotos:

VON BIRGIT WITTSTOCK

Dutzi Ijsenhower, Drag Queen und Exzess-Veteranin der queeren Community, feiert mit dem Sun Dutz Film Fest ihre Rückkehr aus der Coronastarre. Ein Gespräch über die Lebensnotwendigkeit guten Feierns

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22/23Caccini LA LIBERAZIONE Clemens Flick Ilaria Lanzino Premiere 06. OKTOBER 2022 in der KAMMEROPER Janáček DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN Giedrė Šlekytė | Stefan Herheim Premiere 15. OKTOBER 2022 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Rossini LA GAZZA LADRA Antonino Fogliani Tobias Kratzer Premiere 16. NOVEMBER 2022 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Martín y Soler L’ARBORE DI DIANA Rubén Dubrovsky | Rafael R. Villalobos Premiere 03. DEZEMBER 2022 in der KAMMEROPER Menotti AMAHL UND NÄCHTLICHENDIEBESUCHER Magnus Loddgard | Stefan Herheim Premiere 15. DEZEMBER 2022 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Offenbach LA PÉRICHOLE Jordan de Souza | Nikolaus Habjan Premiere 16. JÄNNER 2023 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Eötvös DER GOLDENE DRACHE Walter Kobéra | Jan Eßinger Premiere 14. FEBRUAR 2023 in der KAMMEROPER Händel BELSHAZZAR Christina Pluhar Marie-Eve Signeyrole Premiere 20. FEBRUAR 2023 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Weber DER FREISCHÜTZ David Marton Premiere 22. MÄRZ 2023 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Weinberg DER IDIOT Michael Boder Vasily Barkhatov Premiere 28. APRIL 2023 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Berg LULU Maxime Pascal | Marlene Monteiro Freitas Premiere 27. MAI 2023 im MUSEUMSQUARTIER | Halle E Ein gemeinsames Projekt von Wiener Festwochen und Theater an der Wien Korngold DIE STUMME SERENADE Ingo Martin Stadtmüller Dirk Schmeding Premiere 05. JUNI 2023 in der KAMMEROPER www.theater-wien.at Intendanz Stefan Herheim

Das Sun Dutz Film Fest macht Sommerpause. Herbsttermine auf: breitenseer-lichtspiele.at SCHEISSE!

Warum feiert die queere Community so viel besser?

Als Kunstfigur in Drag darf Dutzi alles: Sie ist wild, sassy und exzessiv. Bloß gegen High-HeelSchmerzen ist sie nicht immun

„Ich hab’ mir angewöhnt, zu allem, was nett, niedlich und sexy ist, Dutzi zu sagen. Irgendwann habe ich mich dann selbst so genannt“, sagt Dutzi Ijsenhower

PaehlerLeeSabanovic,MarijaPrivat,Fotos: 56

IJSENHOWER: Queer sein konnte lange nur im Geheimen ausgelebt werden. Im geschützten Raum eines queeren Spaces geht dann plötz lich auch für uns, was für andere Normalität ist: Man kann ganz man selbst sein und muss sich nicht ver stecken. Sobald wir endlich Raum zur Entfaltung haben, kommt unsere bunte, freizügige Seite, die wir in einem Queer Space nicht unterdrücken müssen, zum Vorschein. Das sind Momente echter Freiheit.

Du kamst aus der Schwulen- und Karnevalshochburg Köln Mitte der 2000er-Jahre nach Wien. Das war damals nicht für schillernde Exzesse IJSENHOWER:berühmt.Wien war so viel grauer, kleiner, es war so viel weniger los als heute! Die große U4-Zeit und die H.A.P.P.Y.-Partys habe ich knapp ver passt. Deshalb gab es auch diese Leer stelle, die wir mit dem Rhinoplasty im Club U gefüllt haben. Ich wollte Wien einfach schwuler und karnevalistischer machen: Was bietet sich da besser an, als Drag Queen zu werden und eigene Events zu veranstalten? Welche war die exzessivste Party? IJSENHOWER: „Less Dress More Fun“ im brut war wild. Man zahlte so viel Eintritt, wie man Kleidungsstücke anhatte. Aber „Klub Mutti“ war defini tiv das Exzessivste, was wir gefeiert haben. Wir haben im Keller vom Ma rea Alta Rosettenbingo gespielt und dabei Mutti eine Kette aus dem Arsch gezogen, auf deren Perlen wir – wie beim Bingo halt üblich – Zahlen und Buchstaben geschrieben hatten. „Wer hat B4?!“ Wenn auf meinen Veranstal tungen Gästinnen oben ohne tanzen, weiß ich, dass sich alle wohlfühlen und ordentlich Spaß haben. Was ich jetzt mit dem Sun Dutz Film Fest mache, ist zwar weniger exzessiv, aber es wird trotzdem als Community gefeiert. Danach zieht man für den richtigen Ex zess weiter auf eine andere Party. Mehr ist also immer noch mehr? IJSENHOWER: Natürlich ist mehr mehr! Das ist das ewige, offizielle Motto des Rhinoplastys: Mehr ist mehr und weniger ist einfach nur scheiße!

NUR

Du hast nun wieder Blut geleckt?

IJSENHOWER: Ja, weil gutes Feiern lebensnotwendig ist. Wer weiß, wie lan ge es noch geht? Deshalb müssen wir die Feste jetzt feiern, wie sie fallen, oder besser gesagt: Wie wir sie hinschmei ßen! Die Leute wollen wieder etwas spü ren und den Alltag vergessen – feiern eben. I’m dealing with escapism here! Auch wenn viele behaupten, ausgehen wäre nur alberner Hedonismus mit nichts dahinter – nein! Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass es für Geist und Seele ganz wichtig ist, sich auch einmal selbst zu vergessen und wild zu feiern. Selbst, wenn es nur für einen Abend ist.

CULTURE INTERVIEW BEST OF VIENNA

ENDLICH ESPRESSO! Das Café Arabia am Kohlmarkt bis 23. Oktober Am Wiener Kohlmarkt eröffnete 1951 das Arabia Espresso. Hinter dem Konzept stand Alfred Weiss, der bereits in der Zwischenkriegszeit den Kaffee Arabia zu einer bekannten Marke gemacht hatte. 1938 wurde der Betrieb „arisiert“, ein Jahr später trat die Familie die Flucht an. Unerschrocken kehrte sie ins Nachkriegswien zurück, und aus der restituierten Firma machte Alfred Weiss ein erfolgreiches Unternehmen. Für seine Projekte beauftragte er mehrmals den Architekten Oswald Haerdtl, der schon das Arabia Espresso als Gesamtgestaltet hatte. Diese Stilikone, die Marke Arabia, die so viel mehr als nur Kaffee war, und das bewegte Leben des Alfred Weiss stehen im Zentrum der Ausstellung. Museum Judenplatz 1., Judenplatz 8 So–Do 10–18 Uhr, Fr 10–17 Uhr, Sa www.jmw.atgeschlossen

WERNER

Anlässlich

1., Johannesgasse 4 Täglich

kunstwerk

Architekturzentrum Wien 7., Museumsplatz 1 im MQ BisAusstellung:www.azw.at5.9.2022, täglich

ANZEIGEN CULTURE © ADSammlung

Filmarchiv

© AustriaFilmarchiv 100 JAHRE

18 03 www.filmarchiv.at

KUNST HAUS WIEN 3., Untere Weißgerberstraße 13 01/712 04 91 Täglich 10–18 www.kunsthauswien.comUhr

SERIOUS ArchitekturFUN&Spiele Architekturspiele sind Teil unseres kulturellen und technischen Erbes. Sie sind aus Holz, Metall oder Karton, andere werden auf Computern oder Konsolen gespielt. Hybride Varianten machen aus der Stadt selbst ein Spiel und öffnen Schnittstellen zu parallelen Welten. Besucher*innen können Stadtrundgänge durch Computerspiele machen, virtuell am Londoner Immobilienmarkt teilnehmen, Puppenhäuser als schaurige Dramolette erleben oder gemeinsam mit anderen ganze Stadtviertel bauen. Spiele arbeiten nicht nur mit Architektur, sie halten ihr auch einen Spiegel vor. Die Ausstellung lädt zum Staunen, Spielen und Nachdenken ein.

© RastlLisaFoto:Wien,Architekturzentrum © 2014Trees,PlasticLeal,Eduardo

Genial

WENN DER WIND WEHT Luft, Wind und Atem in der Kunst Luft umschließt die Erde wie eine Membran. Sie ist Medium des Wetters und Trägerin von Gerüchen, Geräuschen und Aerosolen. Im Kontext der Klimakrise spielen sowohl Luftverschmutzung und Stürme als auch die Windkraft als erneuerbare Energiequelle eine Rolle. Dieses elementare, zugleich unsichtbare Element visuell erfahrbar zu machen, darauf zielen die Werke der ausgewählten internationalen und österreichischen Künstler:innen ab. Von der lebensspendenden Atemluft bis hin zur zerstörerischen Kraft des Windes macht die Kunst das große Unsichtbare auf vielfältige Weise sichtbar. 10–19 Uhr

METRO

Kunst,

Ausstellung „Serious Fun. Architektur & Spiele“ OSKAR Ausstellung bis 29. Jänner 2023 und unverkennbar in seiner unbestechlich und kompromisslos in seiner Haltung, sensibel und selbstzerstörerisch in seinem Sein. seines 100. Geburtstages am 13. November spürt die neue Ausstellung im METRO Kinokulturhaus Leben und Werk des schon zu Lebzeiten zum Mythos gewordenen Weltstars nach und präsentiert dabei auch neue, bislang unveröffentlichte Materialien aus dem vom Austria aufgearbeiteten Nachlass: ein Jahrhundertkünstler im Licht der Gegenwart. Kinokulturhaus 14–21 Uhr Tel. 01/512

Was es bei Textil Müller nicht gibt, gibt es einfach wirklich nicht

1., Karlsplatz Obj. U26 01/505 99 04 club-u.at „Die Untote, Auferstandene, niemals Weggewesene der Wiener (Queer-)Partys: Drag Queens, Club Kids und Kreaturen der Nacht! Mit wilden Outfits und nicht immer geschmackssicherer Musik! So geht Feiern!“, erklärt Dutzi. Ihr Geheimtipp: „Trinkt den berüchtigten Long Island Ice Tea. Erinnert euch an nichts am nächsten Tag. Entdeckt ihn jedes Mal wieder neu!“ Es ist definitiv die beste Party der Stadt. Wer etwas anderes behauptet, hat noch nie im Leben Spaß gehabt. Einzige Bremse: die Klowarteschlange.neverending

oben 7., Urban-Loritz-Platz 2a 0670 601 27 89 oben.at Glitzer-Exzess schreit das oben auf dem Dach der Hauptbibliothek auf den ersten Blick eher nicht. Dafür umso mehr, wenn nachts die Autos aus dem Gürtel ein funkelndes Lichterbad machen. In words of Dutzi: „Gutes Essen, gute Drinks und die beste Aussicht auf zäh fließenden Gürtelverkehr und den fadesten und unspek takulärsten Teil der Stadt. Geheimtipp: Den Aufzug nehmen!“

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GottschlingDanielHensel,LaraAlta,MareaMüller,TextilFotos:

GLITZER-EXZESS

Oben Bar, unten Tanzfläche mit kleiner Bühne: Im Marea Alta feiert man ohne Rücksicht aufs Morgen. „Dieser ,diffe rent place for different people‘ ist offen für alle. Getreu dem Motto: ,Ob funny oder arty –Hauptsache, Party!‘ – bis der Schweiß die Wände runter läuft“, sagt Dutzi. Ihr Geheim tipp: Naughty Night.

Oben: Ein netter Ort mit Aussicht auf eine hä≠ssliche Ecke der Stadt

Die berühmte Frischluft-Tschickschlange vor dem Club U beim Rhinoplasty

BESTENMEINEVIER

imRhinoplastyClubU

Das geheimnisWahlSchwul in Köln aufgewach sen, liegt Dutzi Ijsenhower der Exzess quasi im Blut oder wie sie es beschreibt: „Sobald in Köln fünf Leute zusammensitzen und Bier trinken, ist Karneval dabei. Karneval verstehe ich so: Alle haben eine gute Zeit, hören schlechte Musik und sind betrunken. Das ist genau die Art von Events, die ich liebe.“ Und damit die Wiener*in nen auch ein bisschen Karneval lernen, gibt Dutzi Nachhilfe und schickt uns ins Mekka der DIY-Glitzerant*innen und aller, die es noch werden wollen, zum Textil Müller. Vorglühen lässt es sich im oben und danach geht’s zum großen Glitzer-Exzess ins Marea Alta oder aufs Rhinoplasty.

MüllerTextil 6., Stumpergasse 24 textil-mueller.at Als die Filiale 2016 in Maria hilf eröffnete, war das für die DIY-Fraktion fast so bahnbre chend wie einst die Eröffnung des ersten McDonald’s in Wien. Er adelte das Kaff an der Grenze zum Ostblock zur Großstadt – Müller macht es Oderpartytauglich.umesmit Dutzi zu sagen: „Ein Füllhorn voller Stoffe, Kunstfelle, Deko, Plas tikkitsch, Ramsch und Klump! Geheimtipp: Kauf 100 Stück von irgendetwas, heißkleb’s zusammen, schlüpf rein und schon hast du ein Outfit.“ Schweißtriefend und queer: Im Marea Alta ist Party vor allem fun

CULTURE BEST OF VIENNA AltaMarea 6., Gumpendorfer Straße 2 mareaalta.bplaced.net

TIPPS: DUTZI IJSENHOWER, RECHERCHE: BIRGIT WITTSTOCK

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Viktor Frankl Museum Wien 9., Mariannengasse 1/15 Fr, Sa, Mo 13–18 www.franklzentrum.orgTel.office@franklzentrum.orgUhr0699/10961068

Tschauner Bühne 16., Maroltingergasse 43 www.tschauner.at KURZURLAUB IN DER TSCHAUNER BÜHNE „Auf Sommerfrische ins Theater“ Ob lauer Sommerregen oder Sonnenschein, die einzige Freiluftbühne mit Schiebedach sorgt für launiges Urlaubsfeeling in Wien. Treffen Sie sich im Theatergarten mit Freund:innen bei kulinarischen Erfrischungen und genießen Sie unterhaltende Theaterschmankerln. Etwa die 50s-Schlagerrevue „Komm ein bisschen mit nach Italien“, ab 14. 6. sommerliches Stegreif-Höchstvergnügen – einzig artig in ganz Europa, die 70s-Krimikomödie „3 Engel für Tschauner“ ab 21. 6., „Tscharleys Tante“ ab 12. 7. und ab 21. 7. turbulente „Zuständ’ wie im alten Rom“. Sommerspaß pur und sehr gemütlich, einfach Tschauner! ©

Sisi Museum 1., Hofburg, (letztertäglichÖffnungszeiten:Michaelerkuppelvon9.30bis17UhrEinlassistum16Uhr)

SINN (ER)LEBEN … im weltweit 1. Viktor Frankl Museum Wien Ihr persönlicher Weg zur Sinnfindung: Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist eng verbunden mit dem Wiener Arzt und Philosophen Viktor E. Frankl und seinem internationalen Best seller „… trotzdem Ja zum Leben sagen“. Seinem Leben und seiner Lehre, der Logotherapie und Existenzanalyse, widmet sich dieses Museum für Sinn- und Existenzfragen. Es ist jedoch „kein Museum im klassischen Sinn. Es besteht aus Erlebnisräumen, die ermöglichen, Frankls Persönlichkeit nahezukommen und vor allem seine Therapieansätze im Selbstversuch zu erproben“ (ORF, „Zeit im Bild“). Begeben Sie sich auf Ihre eigene Sinnsuche und entdecken Sie auf interaktive Art und Weise, wofür es sich zu leben lohnt.

ISOLDE MARIA JOHAM Eine Visionärin neu entdeckt Seit 1. 1. 2022 steht die Landesgalerie Niederösterreich unter einer neuen künstlerischen Leiterin: Gerda Ridler wird die Rolle des Hauses als Museum festigen und es als Bühne für heimische, insbesondere auch für bislang weniger bekannte Künstler*innen etablieren. Die erste von Ridler kuratierte Schau ist eine groß angelegte Personale zu Isolde Maria Joham. Die österreichische Künstlerin und Kulturpreisträ gerin ist eine absolute Neuentdeckung. Ihre großformatigen und farbenprächtigen Gemälde thematisieren brandaktuelle Themen rund um unser technologisches Zeitalter und die aktuelle Klimakrise.

FuchsChristophFoto:Joham,MariaIsolde©

KnaackSKB/Edgar

BitzanTheresaApollonia©

FÜHRUNGEN KAISERLICHER ALLTAG „Lege mich Eurer Majestät zu Füßen“ Lauschen Sie den Geschichten, die nur der zu erzählen weiß, der dem Kaiser wirklich nahe war: Eugen Ketterl! Wenn der letzte Leibkammerdiener Kaiser Franz Josephs seinen Dienst beendete, pflegte er zu sagen: „Lege mich Eurer Majestät zu Füßen“ In den Kaiserappartements in der Wiener Hofburg schildert unser Guide, Eddy Franzen, aus der Pers pektive des Leibkammerdieners den kaiserlichen Alltag und spricht über historisch interessante Begebenheiten am Wiener Hof. Er gibt dabei einen faszinierenden Einblick in längst vergangene Zeiten und kennt so manche Anekdote. Nächster Termin: 12. Juni von 15 bis 16 Uhr Weitere Führungsthemen und Termine finden Sie auf www.sisimusuem-hofburg.at Landesgalerie 2.Ausstellungsdauer:office@kunstmeile.atwww.lgnoe.atTel.MuseumsplatzNiederösterreich1,3500Krems02732/9080104.–9.10.2022

CULTURE INTERVIEW BEST OF VIENNA KeuschDanielPrivat,Fotos:

VON ANNA GOLDENBERG

Mit Tieren ist Tereza Hossa in ihrer Kindheit und Jugend „viel und gerne abgehangen“

„Werde heute noch interviewt, welche Wörter lassen mich besonders intelli gent und geheimnisvoll wirken“, twittert Tereza Hossa zwei Stunden vor unse rem Treffen. Knapp 12.000 User*innen folgen der 26-Jährigen auf Twitter. In Wiens wachsender weiblicher Come dy-Szene ist sie noch keine der ganz Großen – doch das könnte sich bald ändern. Sie hängte im Frühjahr ihren Job als Großtierärztin an den Nagel, um sich ganz der Kleinkunst zu widmen.

Das ist die Light-Version, wie bei Leuten, die Cola Zero trinken. Du bist kein echter Senfmensch. Aber immerhin ist es kein süßer HOSSA:Senf.

TEREZA HOSSA: Exzess, also die ses Verstärken von gewissen Sachen, ist der springende Punkt bei Humor. Um etwas sichtbar machen zu kön nen, muss man es übertreiben. Als der Ukraine-Krieg begonnen hatte, war ich von all den Statements so überfordert, dass ich mich exzessiv mit Senf be schäftigt habe. Menschen reden gern drüber, denn es ist nicht oft Thema. Aber es ist auch so leicht, dass man immer darüber sprechen kann. Hast du einen Lieblingssenf? Ich mag HOSSA:Honigsenf.

Die Kabarettistin Tereza Hossa mag exzessiv derb klingen und hat doch nur ein Auge für absurde Details: Exzess und Kontrolle, Senf und Tierliebe

Du beschäftigst dich humoristisch exzessiv mit scheinbar belanglo sen Kleinigkeiten wie Senf …

Süßer Senf kann auch sehr gut sein. Ich hab’ einmal süßen und scharfen Senf gemischt. Das war das Beste beider Welten. Was macht die Faszination von exzessiven Details aus? HOSSA: Künstler*innen haben Zeit, die Welt zu beobachten, Absurditäten aufzudecken und um zehn Ecken zu denken. Das amüsiert, unterhält und bringt zum Nachdenken. In einem Vier zigstundenhacklerjob, das weiß ich aus eigener Erfahrung, ist nicht mehr viel Platz für das Schöne im Leben. Da ist es gut, wenn es Künstler*innen zeigen. Man bereitet es auf, und im besten Fall hören die Leute was Lustiges und müssen dann lächeln – vor dem Senf regal zum Beispiel. 60

HumorBrauchtdenExzess?

HONIGSENF ESSEN IST WIE

In Innsbruck als Tereza Hoser aufge wachsen, nahm sie mit 19 Jahren erst mals an Poetry Slams teil und merkte, dass ihr das Komödiantische lag. Sie legte sich einen Künstlernamen zu, trat mit ihren eigenen Kabarettprogrammen auf, produzierte eine satirische Videoko lumne für den „Standard“ und schreibt für das Satireportal „Tagespresse“. Hos sa hat ein scharfes Auge für absurde Details und gesellschaftliche Denkfehler und macht sich über Genderfragen ohne erhobenen Zeigefinger lustig. Braucht Humor den Exzess?

HOSSA: Bei Essstörungen ist der Exzess allgegenwärtig – bei Hungern wie Bingen. Ich habe keine diagnosti zierte Essstörung, aber schon seit der Jugend ein Verhältnis zum Essen, das nicht normal ist. Dabei soll Essen we der Bestrafung noch Belohnung sein.

HOSSA: Mein Großvater war Groß tierarzt, ich hab’ ihn oft begleitet. Mein Vater ist Chirurg. Ich hab’ gern draußen gearbeitet und fand Medizin cool. Aufschneiden find’ ich geil! Ich bin keine Veganerin oder exzessive Tierschützerin, aber ich bin viel und gern mit Tieren abgehangen. Ich hab’ Tauben gezüchtet und hatte ein Pferd. Ich fand die Gegenwart von Tieren angenehm, weil sie eine klare Kom munikation haben. Sie lügen nicht. Sie können scheiße sein, das schon, und dir wehtun, aber sie spielen dir meis tens nichts vor.

Die Besamung kann warten: Den Tierarztjob hat Hossa vorerst an den Nagel gehängt, um Vollzeitkomödiantin zu sein

INTERVIEW

Scharfschützin

Es ist besser, wenn man nicht zu viel und nicht zu wenig Kon trolle hat. Dann schlägt es nicht so aus. Ich hatte einen Freund, der war beinhart zu sich, hat jeden Tag zehn Stunden gelernt. Beim Ausgehen hat er dann so exzessiv gesoffen, dass er nicht mehr gehen konnte. Seine ex treme Kontrolle kam mit einem Preis einher, nämlich dass er extrem die Kontrolle verlieren musste. Mir ging das manchmal beim Arbeiten so. Ich wollte konstant urviel zu tun haben, damit ich fühlte, dass ich etwas wert bin. Davon geh’ ich jetzt weg, weil ich darunter leide. Seit vergangenem Oktober bist du mit dem Studium der Veterinär medizin fertig. Seit März arbeitest du nicht mehr als Tierärztin, sondern widmest dich ganz der Comedy. Was hat dich dazu gebracht, dieses Fach zu studieren?

COLA ZERO TRINKEN

Es ist einfach anstrengend zu kämp fen, um sagen zu können, ich esse das, weil ich Hunger hab’, das ist okay, ich muss dafür nicht büßen. Oder: Ich muss auch nicht so viel essen, bis mir alles wehtut, weil ich was spüren will.

61 CULTURE

Die gebürtige Innsbruckerin Tereza Hossa, 26, schießt scharf. Auf Twitter, als Teil der Satireredaktion „Die Tagespresse“ und in ihren Videoclips. Ihr Schmährepertoire umfasst Banales wie Honigsenf ebenso wie VollzeitcomedianalsSpaß:UndAlltime-BrainwreckergesamtgesellschaftlichewieSexualität.HossameintesernstmitdemVorKurzemhatsieihrenJobTierärztingekündigt,umalsdurchzustarten.

In deinen Programmen geht es viel um Sexualität. Das klingt, als ginge es da recht exzessiv zu HOSSA: Die Sexualität behandle ich so, dass ich mich als machoiden Ty pen darstelle, der alles fickt, was er will, und übertreib’ die Rolle komplett. Das überrascht die Menschen immer noch – was ich schräg finde. Aber sichtlich ist es für viele überraschend, wenn Frauen über Sexualität reden. Da wirkt es gleich extrem, als würden wir die ganze Zeit herumficken – wo bei ich nicht glaube, dass ich mehr Sex habe als eine Durchschnittsperson. Ich spreche nur darüber. Dann wird es gleich exzessiv, ohne dass man es exzessiv macht. Auch das Thema Essstörungen thematisierst du oft.

Da ist es für mich wichtig, die Balan ce zu finden, die eben kein Exzess ist. Das kann man eigentlich vom Essen auf alles beziehen. Exzess wird schon immer sehr positiv geframed, aber ich find’ es eigentlich nicht so gut.

HOSSA:Warum?

In den 1970er-Jahren, als die ers ten Punkbands Erfolge feierten, reichte ein Foto von der „Rocky Horror Picture Show“, um zu scho ckieren. Viel Raum für Provokation bleibt euch heute nicht mehr

ANNA: Da entsteht dann eine Energie.

LEON: Und die kommt von den Zu schauern irgendwie auf die Bühne zu rück. Mir geht es bei Konzerten nicht in erster Linie darum, Krach zu machen, sondern genau um dieses Gefühl.

CULTURE INTERVIEW VON TOTAL BERUHIGEND UND

LEON: Stimmt, seit es das Internet gibt, wo du dir mit zwei Klicks eine Enthauptung anschauen kannst, ist es nicht mehr so leicht zu schockieren –speziell hier in Österreich.

Fotoshootings

gemeinsam

PrivatFotos: 62

ANNA: Man kann gut dazu abgehen und alles rundherum vergessen.

LEONID: Unser Publikum zu schockieren ist aber auch nicht die Richtung, in die wir wollen. Den Leuten geht es eh scheiße genug. Abgesehen davon ist es Fake, auf Provokation hinzuarbeiten. Vielleicht reicht es auch einfach, Musik zu machen, bei der die Leute mitgrölen und Spaß haben können. Was mögt ihr am Punkrock?

Die junge Wiener Punkrockband Leftovers bündelt nach zwei Jahren Pandemie ihre Kräfte und macht sich für „rawness und realness“ auf der Bühne bereit, die sie wie ihr Publikum vermisst haben Sie sind auf die Minute pünktlich, höf lich, respektvoll und reflektiert. Wenn die Outfits nicht wären, könnten sie genauso gut Philharmonikernach wuchs sein. Doch der abgesplitter te Nagellack verrät sie, obwohl sie im abgerockten Café Einhorn in der Mariahilfer Joanelligasse „Club-Mate“ bestellen. Die Leftovers zählen seit ihren Singles „Tokyo“ und „Kinder zimmer“ zu den auslebt.istinsindAlexanderBass),rescheitere?undweichgespülteauflendreiSiePunk-Nachwuchs-BandsvielversprechendstenderStadt.sindlaut,könnenabermehralsAkkordeaufihrenGitarrenspie–sogarnüchtern.SitzthieralsodenwackeligenBierbänkeneineVersionderSexPistolsvonTheClash–odereinegeLeonidSushon(20,GitarundGesang),AnnaGrobauer(22,LeonEder(20,Drums)undWaismayer(20,Gitarre)eineneueGenerationvonPunks,dernichtmehrvielRebellionübrigunddieihrenExzessaufderBühne

ALEX: Ich mag dieses Lautsein, es geht darum, Kraft auszuüben und ganz bei sich zu sein. Und darum, dass man es schafft, sich während des Auftritts komplett zu verlieren.

Die Band während eines (oben) und im Studio von Fuzzman, wo zu Beginn gearbeitet wurde

LEONID: Man schwitzt, es ist laut, es geht auf und ab die ganze Zeit, und am Ende hat man von der Musik so einen

LEON: Unsere Generation und Leu te, die jünger sind als wir, haben keine schöne Aussicht auf die Zukunft. Ent weder es gibt Krieg, oder die nächste Pandemie kommt, und in hundert Jah ren ist der Planet sowieso im Arsch.

Bandhistory

Er gründete die Leftovers, Anna machte mit, „weil ich die Musik zu geil fand, als dass ich Leonid in Ruhe hätte lassen können“. Leon Eder (20, Drums) und Alexander Waismayer (20, Gitarre) kamen später dazu.

LEON: Ich bin draufgekommen, dass unsere Welt ziemlich im Arsch ist, und dass es keinen Spaß macht, sich darauf vorzubereiten, irgendwann Teil davon zu sein und dieses System zu stärken, das alles kaputt macht. Im Moment leben ist für mich auch gesünder.

Kein Branding, kein Scarifying, sondern bloß ein Henna-Tatto: ein Fan während eines Konzertes

ULTRAHAASSINTERVIEW

ANNA: Ich hatte lange die Illusion, mich zamreißen zu müssen, aber mitt lerweile ist mir der Moment wichtiger. Den zu genießen, solange ich es mir leisten kann … Ich arbeite hart für mei ne Ziele, aber ich will nicht nur für die Zukunft arbeiten, und dann steht man am Ende da und die Zukunft gibt es gar nicht.

linktr.ee/Leftovers_unofficial

Leonid Sushon (20, Gitarre und Gesang) ließ sich Ohr löcher stechen und fing an, Punkrock zu hören, nachdem er wegen Anna Grobauer (22, Bass), die er im Kinderchor der Volksoper kennengelernt hatte, den ersten Liebeskum mer seines Lebens durchlitt.

So ein Konzert hat etwas Beruhigen des, finde ich, obwohl’s ultrahaaß ist.

Wie viel Platz für Exzesse habt ihr denn nach den Konzerten abseits der LEONID:Bühne?Wenn ich von der Bühne runtergehe, denk’ ich mir manchmal: Was ist da gerade passiert? Für mich ist das ein Rausch, eine Achterbahn, ich bin danach meistens fertig, kann nicht mehr saufen, sondern muss heimgehen, schlafen.

Maskottchen „Jeff“ nach einem Auftritt in der Szene Wien. Einst hatte die Puppe Arme und Beine, mittlerweile stagedivt nur noch der WährendTorso eines Live-Gigs in der Szene Wien

LEON: Stell dir vor, du und deine 250 besten Freunde werfen alle Ecstasy ein, und es hittet bei allen gleichzeitig – ungefähr so ist das Gefühl während des Konzerts. Alle sind gleichzeitig ultragut drauf, das kannst du danach nur schwer toppen. Wenn wir nach dem Konzerten mit dem Auto heimfah ren müssen, stellt sich schon immer die Frage: Wer ist jetzt noch nüchtern?

Von diesen Bad News braucht man auch einmal Ablenkung.

LEON: Richtige Punkkonzerte – klar weiß ich nicht mehr, wie es sich ange fühlt hat im Bauch meiner Mutter, aber so stell ich’s mir vor: irgendwie dumpf und ruhig, du hörst die ganze Zeit den lauten Herzschlag, und da ist eine Be wegung, die alle zusammen machen.

ANNA: Bei mir kommen beim Wort Exzess immer gleich Drogen in den Kopf, aber keine Droge kann das Ge fühl ersetzen, das entsteht, wenn wir zusammen Musik machen

LEONID: Für mich kommt das hin, ja, du vergisst, was du bist, und gera de deswegen bist du. Du verlierst dich komplett und bist trotzdem da.

ALEX: Ja, ich glaube, der Mensch braucht den Adrenalinrausch, in dem er sich vergisst. Die meisten von uns haben keine großen Sorgen, vielen ist einfach fad. Die brauchen das be sonders. Für Menschen, die in dieser Plastikwelt leben und aufgewachsen sind, ist es leiwand, mal realness und rawness zu erleben.

Rausch gehabt, dass man gar nicht mehr weiß, was passiert ist. Das ist geil. Das hört sich nach Exzess an, was ihr da auf der Bühne erlebt.

Braucht ihr solche Momente? Und braucht die jeder Mensch?

DIE ADRESSENBESTENWIENS MedieninhaberIMPRESSUM Falter DVR-Nr.W:E:F:T:1011Marc-Aurel-StraßegesellschaftVerlags-m.b.H.,9,Wien+43153660-0+43153660-935best-of-vienna@falter.atbest-of-vienna.at,falter.at0476986 Chefredaktion Birgit Wittstock Layout Ursula Nasswetter Fotoredaktion Karin Wasner Produktion Daniel Greco Lektorat Ewald Schreiber Anzeigen Sigrid Johler T: +43 (0)1/536 60-952 Geschäftsführung Siegmar Schlager Druck Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 3580 Horn Offenlegung Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist verlagfalter.at/offenlegung/falter-unterständigabrufbar 7. S.MaxingstraßeTIERGARTEN13.S.(U6MeidlingerMEIDLINGER12.S.LiechtensteinstraßeWIENERS.StadtbahnbögenVENSTER9.S.U-BahnbogenRHIZS.U-Bahn-StationMANGALET8.S.WestbahnstraßeSUBSTANCES.ZollergasseSABINES.KaiserstraßeRUNCH!S.NeubaugasseQUERBEETS.Urban-Loritz-PlatzOBENBezirk2a587137COMICS549PAWLIKHAIRCRAFT749RECORDS1639BezirkJosefstädterStraße49BAR3739Bezirk999939DEEWAN1024BezirkMARKTMarktNiederhofstraße)2BezirkSCHÖNBRUNN13b52 14. Bezirk ANTE PORTAS S. BREITENSEER50 LICHTSPIELE Breitenseer Straße 21 S. LAGERWIESE54

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