Bildung 2/23

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★ B I L DU NG ★ DAS MAGA Z IN FÜR STUDIUM , WEITERBILDUNG UND K ARRIERE A U S D E M F A LT E R V E R L A G

Skepsis in den Disziplinen Die Problematik, die der Gebrauch von KI in den Wissenschaften auslöst Seite 18

Die KI zur Inklusion Neue Unterrichtsmöglichkeiten für Menschen mit geistigen Behinderungen Seite 20

Illustration: Tiny/dea.ex

KI im Klassenzimmer Bringt künstliche Intelligenz einen Wandel in den Unterrichtsmethoden? Seite 8

Dank KI ein neues Bildungsverständnis?


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Editorial Kann KI das Individuum stärken? Bildung sollte uns befähigen, unsere eigenen Schlüsse aus Erfahrungen zu ziehen. Leider sind die anderen immer klüger und lassen uns das wissen, indem sie uns ständig belehren.

Christian Zillner findet es gut, dass Österreich in KI so viel Geld wie Uganda steckt, vielleicht erhöht dies den Respekt vor dem afrikanischen Land Foto: Karin Wasner

Künstliche Intelligenz ist mir zum ersten Mal Mitte der 1980er-Jahre in einem Seminar des Philosophen Herbert Hrachovec an der Universität Wien begegnet. Sie hat damals noch „Artificial Intelligence“ geheißen und sehr nach Amerika mit seiner „Central Intelligence Agency“ gerochen, jedoch nichts oder wenig mit ihr zu tun gehabt, die sich „the first line of defense for the United States“ nennt. Unsere Frage war, ob sich Probleme der Erkenntnistheorie mit AI vernünftig bearbeiten lassen. Anders als der Central Intelligence fehlt es der AI jedoch an Agency und damit an Intention, und ohne die ist sie für die Erkenntnistheorie wertlos. Wenn KI dank hoher Rechenleistung und entsprechender Selbstlernprozesse bald einmal im Stil von Franz Kafka schreiben kann, hat das für die Literatur Bedeutung? Vielleicht insofern, als fragwürdig wird, was die Qualität eines literarischen Werkes ausmacht. Wenn der Schreibstil maschinell nachempfunden werden kann, worauf beziehen sich dann literarische Meriten? Entscheidungen literarischer Jurys werden auch von Faktoren beeinflusst, die nichts mit dem Geschriebenen zu tun haben. So ist denkbar, dass einem Chatbot statt einer Chatterbox ein literarischer Preis verliehen wird, um den literarischen Diskurs zu beflügeln. Für die Kunst ist von KI nichts zu erwarten, so wenig hat Kunst mit Intelligenz zu tun. Irgendetwas muss den Fetisch Intelligenz relativieren, Kunst kann das am besten. Und die Bildung? Dieses Wort ist seit der Aufklärung mit den größten Missverständnissen beladen. Man verbindet damit die Veredelung des Menschen, weiter als bis zum Adeligen hat es aber kaum jemand gebracht, und mit Intelligenz schon gar nicht. Bildung bedeutet Unterwerfung unter Regeln von Institutionen, das bringt ein Individuum um. Wenn KI in all den institutionalisierten Bildungsanstrengungen dem Individuum helfen könnte, ja dann …

STA DT TR IP

LJUBLJANA Simon Ošlak-Gerasimov Fünf Spaziergänge durch die idyllische A ltstadt , zu quirligen Hotspots, ruhigen Grünoasen sowie empfehlenswerten Res t aurants und Cafés.

136 Seiten, € 14,90

Impressum Medieninhaber: Falter Zeitschriften Gesellschaft m.b.H., 1010 Wien, Marc-Aurel-Straße 9, T: 0043 1 536 60-0, F: DW 935, E: wienzeit@falter.at, www.falter.at; Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.; Redaktion: Christian Zillner (CR), Nini Tschavoll; Lektorat: Ewald Schreiber; Gestaltung und Produktion: Nadine Weiner, Reini Hackl, Raphael Moser; Geschäftsführung: Siegmar Schlager; Anzeigen: Ramona Metzler; Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau; DVR: 047 69 86. Diese Beilage ist ein Service der SalesAbteilung der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H. Alle Rechte, auch die der Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar.

fa l t er s h o p. at | 0 1 / 5 3 6 6 0 - 9 2 8 In Ih re r Buch h an dlun g


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Cover

Seiten 6–7

Die Coverillustration wurde von Tiny mittels des KI-Tools Midjourney generiert.

Seiten 8–11 Seiten 16–17

Seiten 14–15

Fotos: Valerie Besl, iStock, shutterstock, Stefan Kunz Illustrationen: Tiny/dea.ex

Seiten 12–13 Seiten 18–19

Seiten 20–21

Seiten 22–25 Seiten 26–27

Seite 30

Seiten 28–29

in diesem Heft Gastauftritt: Karin Wegenstein – ein Plädoyer gegen blauäugiges Vertrauen in künstliche Intelligenz Seite 6 Schulunterricht: Was kann die KI im Klassenzimmer? Seite 8 Brauchbare Tipps: Gutes tust mit Meister Yoda! Seite 12 Über KI muss mitbestimmt werden! Seite 14 Tipps für einen bunten Herbst Seite 16 KI in der Wissenschaft: Skepsis in den Disziplinen Seite 18 Unterrichtshilfe: Die KI zur Inklusion für Schüler:innen mit geistigen Behinderungen Seite 20 Endlich lernen, wie man kann? Beendet KI die Epoche des Klassenlernens und Einheitsunterrichts zugunsten der Förderung persönlicher Stärken und individueller Bildungsziele? Seite 22 Creative Industries: 432.500 Dollar für ein KI-Bild. Kann die menschliche Kreativität da noch mithalten? Seite 26 Neuer Universitätslehrgang: KI für Artenvielfalt Seite 28 Zahlstelle: KI so sicher wie das Amen im Gebet Seite 30


HTL Bau und Design Innsbruck Das Dachgeschoß wurde in Holzmassivbauweise erweitert. Die Schule in Innsbruck wurde 2022 mit dem Oberösterreichischen Holzbaupreis in der Kategorie „Außer Landes“ ausgezeichnet und erhielt eine Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen.

© Richard Tanzer

© David Schreyer

BIG SETZT STANDARDS BEI ÖKOLOGISCHER UND SOZIALER NACHHALTIGKEIT

SCHULEN ALS ZUKUNFTSRÄUME

Bildungsquartier Seestadt Wien Das Bildungsquartier Seestadt Aspern ist ein absoluter Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Es dominieren emissionsarme und PVC-freie Baumaterialien. Gekühlt wird mittels Brunnenwasser und konsequenter Bauteilaktivierung. Das Gebäude wurde mit dem Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ist Expertin für Umbauten, Renovierungen und Erweiterungen von Bildungsräumen. Kreativ und ressourcenschonend bestehende Schulliegenschaften in die Zukunft zu führen, gehört zu unseren Aufgaben.

© Lisa Rastl

NUTZER*INNEN REDEN MIT Flexibilität ist DIE zentrale Anforderung an eine moderne Schule. Deshalb binden wir Direktor*innen, Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern von Anfang an ein. Partizipationsprozesse dienen dazu, bei Sanierungen die Räume und ihre Strukturen neu zu denken. Und zwar so, dass sie die Bedürfnisse der Menschen, die hier lernen, lehren und arbeiten, bestmöglich einbeziehen. Somit können Räume besser genutzt werden, Lehr- und Lernflächen gebündelt und vielfältig für den Unterricht eingesetzt werden.

Wenig verwendete Gangflächen werden mit Tischen und Stühlen weitere Klassenzimmer oder Aufenthaltsräume für Gruppenarbeiten. Bei der AHS Wien West wurde aus einer ehemaligen Kaserne ein neuer Bildungsstandort. Der Veranstaltungsraum ist gleichzeitig der Pausenraum, aus einem Innenhof wurden freien Lernflächen und Rückzugsorte für die Schüler*innen. Über die BIG Die Bundesimmobiliengesellschaft errichtet österreichweit Schul- und Universitätsgebäude. Mit der Kunstinitiative BIG ART fördern wir Kunst im öffentlichen Raum und geben Impulse für Diskussion und Dialog. www.big.at www.instagram.com/ bundesimmobiliengesellschaft www.linkedin.com/ bundesimmobiliengesellschaft

BG/BRG Gänserndorf Aus einer konventionellen Schule aus den 70er Jahren wurde ein zukunftsweisendes Schulgebäude. Bei diesem Projekt wurde Betonabbruchmaterial wiederwendet, womit rund 700 LKW-Fahrten eingespart werden konnten. Erdwärme versorgt die Schule mit circa 60 Prozent der benötigten Heizenergie.

© Markus Schieder

PH Wien und BAKIP, 1100 Wien Die Pädagogische Hochschule Wien und Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik wurde saniert und erweitert. Die Fassade, die Fenster und die Dächer wurden hochwertig gedämmt und somit thermisch optimiert. Eine PhotovoltaikAnlage am Dach sorgt für Strom.

Entgeltliche Einschaltung

Von einer ehemaligen Kaserne über ein aufgelassenes Krankenhaus bis hin zu denkmalgeschützten Villen werden Raumstrukturen neu gedacht und Unterrichtsräume für moderne pädagogische Konzepte errichtet. Dabei legen wir Wert auf den schonenden Einsatz von Ressourcen. Wir errichten Bildungsbauten aus nachhaltigen Rohstoffen wie Holz oder Ziegel und setzen auf klimafreundliche Energielösungen.


Karin Wegenstein ist Studiengangsleiterin des Masterstudiums „Controlling & Business Intelligence“ an der Fachhochschule Wiener Neustadt

„Ein Plädoyer gegen blauäugiges Vertrauen in künstliche Intelligenz. Es geht darum, KI und ihren Nutzen zu verstehen. Hier eröffnet sich eine neue Bildungsagenda“

Gastauftritt Karin Wegenstein Manche Lehrende fragen, wie lange man Menschen als Lehrende noch brauchen wird. Sie zeigen sich in Anbetracht der Fähigkeiten mancher KI, Sachverhalte zu erklären, darüber besorgt, ersetzt zu werden. Gleichzeitig holen sie sich Anregungen zur Ausgestaltung des Unterrichts von ChatGPT. Studierende wiederum lassen Texte unkontrolliert von KIs erstellen. Auch das verdeutlicht den Bedarf nach einer Debatte über den Umgang mit KI im Hochschulbereich. Außerdem gilt es im gesamten Bildungsbereich dringend den Kompetenzbedarf in Sachen KI zu decken. Manche betrachten KIs wie Onlinesuchmaschinen: Sie stehen zum scheinbar einfachen Gebrauch zur Verfügung. Den Nutzer:innen erscheint KI, nicht zuletzt, weil wir sie „intelligent“ nennen, als verlässliche Auskunftsgeberin

Eine generative KI funktioniert ganz anders als eine Suchmaschine: Generative KIs werden etwa mit Text- oder Bilddaten trainiert, um neue Texte oder Bilder zu erstellen. Bei Antworten einer textgenerierenden KI handelt es sich um eine plausible Wortkombination, die ein Algorithmus auf der Grundlage der Trainingstexte erfindet. Mit welchen Texten der Algorithmus trainiert wurde, ist häufig nicht bekannt. Genau darin liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen Hochschullehre samt wissenschaftlichen Arbeiten und dem Output textgenerierender KIs: in der Überprüfbarkeit und Zuverlässigkeit der Quellen und der Vertrauenswürdigkeit des Outputs. Dennoch ist das Potenzial, das künstliche Intelligenzen für viele Anwendungsbereiche mit sich bringen, nicht zu verkennen, beispielsweise bei der Hautkrebsdiagnose oder bei datenbasierten Prognosen. Hier ist der Hochschulsektor gefordert, zukunftsorientiert zu forschen und neue technologische Entwicklungen in die hochschulische Lehre zu integrieren. Dabei wird die Vermittlung von KI-Anwendungskompetenzen zu einer zentralen Aufgabe für den gesamten Bildungsbereich. KIs sind

Fotos: FHWN

für Anfragen aller Art. Dieser Schein trügt jedoch gewaltig.


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Studierende der Studienrichtung Robotik an der FH Wiener Neustadt. Robotik prägt den digitalen Wandel auf den Gebieten der flexiblen Automatisierung, der Mensch-Roboter Kollaboration sowie der künstlichen Intelligenz

„Fragt man beispielsweise ChatGPT, wie sich Studierendenzahlen (oder andere numerische Daten) in den nächsten Jahren entwickeln werden, ist das so, als würde man einen Kuchen zum Backen in die Waschmaschine stellen“

So werden etwa generativen KIs von ih­ ren Anwender:innen Dinge abverlangt, die sie nicht können. Fragt man beispiels­ weise ChatGPT, wie sich die Studierenden­ zahlen (oder andere numerische Daten) in den nächsten Jahren entwickeln werden, ist das so, als würde man einen Kuchen zum Backen in die Waschmaschine stel­ len. Nachdem das Gerät seine Leistung er­ bracht hat, kommt etwas heraus, nur ist es unbrauchbar. Anwender:innen neuer Technologien benö­ tigen Kompetenzen, um zu verstehen, wozu diese Technologie entwickelt wurde, wo­ rauf sie trainiert ist, welches Ergebnis man erwarten kann und wie man es interpre­ tieren sollte. Daraus ergibt sich ein neuer, zentraler Bildungsauftrag – nicht nur für Hochschulen.

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vielfältig und komplex, daher ist es eini­ germaßen unverantwortlich, sie auf uner­ fahrene Anwender:innen loszulassen.

H E I M AT FÜR ALLE UNSER LAND Klaus Nüchtern, Thomas Walach (Hg.) U n s e r L a nd is t nic ht das der I llib eralen und Re c h t s p o pulis ten. Uns ere H eimat is t d a s a n d ere, das offene und freie Ö s ter reic h.

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Dieses Bild einer Schulklasse wurde von Tiny mithilfe von KI generiert


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Was kann die KI im Klassenzimmer? Immer wieder wird vom überfälligen Wandel in den Unterrichtsmethoden gesprochen. Kann ihn die künstliche Intelligenz nun endlich herbeiführen? Text: Mattias Trummer

Illustration: tiny/dea.ex, Foto: shutterstock

Ist die Angst vor KI berechtigt? Künstliche Intelligenz ist bereits seit Jahren im Lebensalltag vieler Menschen fest verankert, man denke beispielsweise an Navigationssysteme auf dem Smartphone oder an Streamingdienste für Musik und Fernsehen, die mittels KI unser Konsumverhalten analysieren und beeinflussen. Nun kommt KI auch im Bildungskontext in den breiten öffentlichen Diskurs. Programme wie „ChatGPT“ machen Schlagzeilen. Dieses und ähnliche Programme könnten in Zukunft viele bisherige Tätigkeiten und Arbeitsschritte vereinfachen und ersetzen. Sie sind in der Lage, Texte zu produzieren, Grafikdesigns zu erstellen oder Computerprogramme zu schreiben. So geht im allgemeinen Diskurs im schulischen Bereich die Skepsis um, dass Hausübungen, Portfolios oder Präsentationen möglicherweise kaum noch von Schüler:innen selbst geschrieben werden, sondern mit ein paar einfachen Eingaben von „ChatGPT“ ohne Recherchearbeit erledigt werden. Ist die Angst berechtigt? Birgt ein KI-Programm nicht auch eine Chance, die oft etwas in die Jahre gekommenen Unterrichtsmethoden zu reformieren?

Bildung als dialogische Diskussionsform Der Schulunterricht wird nicht nur wegen KIProgrammen neu überdacht und erneuert werden müssen, um Schülerinnen und Schülern eine optimale Vorbereitung für ihren weiteren Bildungs- und Karriereweg zu bieten. Technologien werden den Alltag der meisten Menschen noch stärker beeinflussen. Schon das

Internet und Suchmaschinen wie Google oder Datenbanken wie Wikipedia veränderten die Art und Weise des Recherchierens. Informationen wurde auf Knopfdruck verfügbar. So werden weitere technologische Errungenschaften wie KI diese Prozesse verändern und vereinfachen. Die entscheidende Frage ist, wie man mit den neuen Tools umgeht und sie verantwortungsvoll einsetzt. „ChatGPT“ ist in der Lage, verschiedenste Texte, Grafiken, Bilder, Präsentationen etc. so zu erstellen, dass sie auf den ersten Blick und ohne gewisse Expertise schwer von fundierten, selbst recherchierten, wissenschaftlichen Texten zu unterscheiden sind. Je nach Eingabe in das System ist das Programm sogar in der Lage sich zu optimieren. Je präziser und klarer die Fragen oder Aufgaben gestellt werden, desto klarere Antworten gibt die KI. Somit wird sich im Bildungsbereich die Form von Arbeitsaufträgen und Aufgabenstellungen grundsätzlich verändern. Es geht in Richtung einer dialogischen Diskussionsform statt um die Abfrage von Faktenwissen. Dazu wird es notwendig sein, entsprechende Kompetenzen im Unterricht aufzubauen. An dieser Stelle sollten die neuen, kompetenzorientierten Lehrpläne erwähnt werden, die genau dies unterstützen.

KI als neue Möglichkeit und Entlastung

Generierte Texte zeigen im Schreibstil eine auf den ersten Blick klare Ausdrucksweise, allerdings ist der Inhalt oft problematisch, denn diese Programme erfinden Texte nicht selbst und recherchieren nicht nach –»

„ChatGPT ist ein KI -Modell, das darauf spezialisiert ist, menschenähnlichen Text auf natürliche Weise zu generieren und auf textbasierte Fragen zu antworten.“ Das sagt ChatGPT über sich selbst

Leider fehlt es der KI an Empathie. Manche meinen, noch. Andere sehen keine Möglichkeit, dass sich diese jemals einstellen wird


–» wissenschaftlichen Kriterien. Vielmehr greifen sie auf Datenbanken und damit bereits produzierte Inhalte zurück, die sie dann kombinieren. Da „ChatGPT“ durch jede individuelle Nutzung indirekt weiter dazulernt, werden die Fähigkeiten dieses und ähnlicher Programme weiterwachsen und treffsicherer in Bezug auf Daten und Fakten werden. Daher ist ein etwaiges Einsatzverbot von KI an Schulen wenig zielführend. Außerdem kann in den meisten Fällen eine Lehrperson an Schreibstil und Wortwahl noch erkennen, ob ein Text von einem Schüler oder einer Schülerin geschrieben wurde oder von einem Chatbot. Ein kritischer Umgang mit festgelegten Grenzen könnte eine

Lösung sein, mit dieser Veränderung umzugehen. Dazu sind Konzepte nötig, die von allen an Schule Beteiligten ausgearbeitet und kommuniziert werden. Die Integration von KI-Systemen in den Unterricht ermöglicht ja weit mehr als das Verfassen von Hausaufgaben. Sie lassen sich als ein Tool im Unterricht auch positiv anwenden. Man denke an den enormen administrativen Aufwand, den viele Lehrkräfte neben ihren pädagogischen und fachlichen Aufgaben leisten müssen. Dieser könnte in Zukunft durch den Einsatz von KI vereinfacht werden. Die Unterrichtsplanung ließe sich mithilfe von KI einfacher gestalten, ebenso Prüfungsbögen oder Aufgabenstellungen für Schularbeiten. KI sollte man nicht nur als Plagiatsmaschine, sondern auch als Unterstützungsinstrument beim Lernen sehen. Mit Hilfe von Chatbots lassen sich individuelle Problem- und Fragestellungen erklären und immer weiter

Zu Cover und Bildern Das Cover und einige Bilder dieser Falter Thema-Ausgabe wurden von Tiny mit KI generiert Zur Person von Tiny Die Wiener Designerin Tiny (dea.ex), mit bürgerlichem Namen Christina Bernhard, unterrichtet an der FH St Pölten am Department „Digital Business and Innovation“ in den Studiengängen „Marketing & Kommunikation“ sowie „Digital Marketing & Kommunikation“. Tiny verwendet das KI-Tool „Midjourney“ (Text to Image Generator). Sie macht es möglich, durch die Eingabe von Text Bilder zu erstellen. Ein zentraler Faktor ist dabei „prompt engineering“, die Kunst, präzise Aufforderungen zu formulieren, um entsprechende Visualisierungen zu generieren. Dieses Verfahren eignet sich bei Midjourney für die Erstellung von Bildmaterialien und erleichtert das Erstellen von Mockups, sowie die Kreation von Moodbildern etwa für

Innenarchitekturprojekte. „Das Problem dabei ist, dass viele glauben, Prompting gemeistert zu haben, wenn sie schon beim ersten Versuch durch Zufall ein großartiges Bild generieren“, sagt Tiny. „Irreführend ist auch der Gedanke, dass man jetzt selbst etwas Tolles geschaffen hat.“ Wichtig sei beim Generieren, „dass man unterschiedliche Stile, Epochen und Ästhetiken sowie den State of the Art bei generierten Fotos kennt, und dieses Niveau selbst erreichen und auch halten kann. Vielleicht ist das Schöne daran ja auch, dass man allein arbeiten kann. Durch KI bin ich weniger von anderen abhängig und kann schneller Ideen zusammenstellen, solange ich meine fachliche Grenze kenne – schließlich kann ich nur dann gut kuratieren, wenn ich über ein Hintergrundwissen und Erfahrung verfüge.“

Foto:iStock

Seit dem Schuljahr 2022/23 ist an Mittelschulen und AHS Unterstufen der neue Pflichtgegenstand „Digitale Grundbildung“ eingeführt. Ein Verbot von KI an Schulen erscheint wenig zielführend


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vereinfachen. So könnte KI vor allem für Schülerinnen und Schüler aus einem bildungsfernen oder marginalisierten Umfeld eine enorme Hilfestellung sein. KI könnte zu etwas mehr Bildungsgerechtigkeit verhelfen, wenn es nicht mehr davon abhängt, dass jemandem im Lebensumfeld bei Problemen helfen kann oder teure Nachhilfe bezahlt, um Defizite im Lernen auszugleichen. Gerade beim Thema Nachhilfe zeigt sich, dass Geld oft Noten macht. Sie ist teuer. Kinder aus ökonomisch schwachen oder marginalisierten Haushalten können sie sich gar nicht oder nicht ausreichend leisten.

Leider fehlt es der KI vor allem noch an Empathie KI-gesteuerte Programme können komplexe

Inhalte verständlich erklären. Allerdings fehlt ihnen das Alleinstellungsmerkmal des Menschen – Empathie. Wie wichtig zwischenmenschlicher Kontakt und Empathie für die Erfolge und Misserfolge von Lernen sind, haben die meisten von uns selbst erfahren. Um sich für einen Gegenstand oder ein Thema begeistern zu können, ist die Lehrperson in diesem Fach entscheidend. Durch das Interagieren zwischen Schülerin oder Schüler und Lehrkraft wird Interesse geweckt. Das führt zu intrinsischer Motivation und in weiterer Folge zu positiven Lernergebnissen. Künstliche Intelligenz wird dies wohl auf absehbare Zeit nicht ersetzen und leisten können. Die Schule wird sich daher weit mehr auf soziale Kompetenzen konzentrieren müssen als bisher. In den Unterrichtsmethoden werden Kompetenzen wie kritisches Hinterfragen, Recherche und vernetztes Denken entscheidender sein als bloßes Wissen.

Die große Chance, neuen Unterricht einzuführen Bedenkt man etwa die Möglichkeiten von KI-Programmen, werden bei Prüfungen und Hausaufgaben Änderungen nötig sein. Weg von Reproduktion und Abfragen, hin zu dialogischen Prüfungssituationen und individueller gestalteten Aufgaben. Eine große Herausforderung für alle Lehrenden und Lehrpläne Gestaltenden. Technischer Fortschritt bringt immer Ängste, Skepsis und Misstrauen mit sich, gleichzeitig bietet er aber die Möglichkeit für Veränderung und Chancen, Bestehendes zu hinterfragen und zu verändern. Wie einst der Taschenrechner den Mathematikunterricht zum Positiven veränderte, könnte auch KI solch ein Werkzeug werden.

LEIDENSCHAFT FÜR MOBILITÄT

Zusammen vernetzte Mobilität gestalten Die drei Megatrends Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Digitalisierung verlangen nach nachhaltigen, zuverlässigen und sicheren Transportlösungen für Schiene und Straße. Wir sind überzeugt davon, dass wir dank der Digitalisierung diese Trends meistern werden. Wir ermöglichen Mobilitätsbetreibern weltweit, Züge und Infrastruktur intelligent zu machen, das Fahrgasterlebnis zu verbessern und Verfügbarkeit zu garantieren. Interessiert, die Zukunft mitzugestalten? Kontaktieren Sie uns: michael.hoettinger@siemens.com


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Wohin in Wien Erleben tust mit Meister Yoda Viel zu lernen du noch hast! Sieh, was du über „Star Wars“ immer schon wissen wolltest, aber nicht einmal zu fragen gewusst hast. Das Yoda-Zitat „Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen“ muss der innere Antrieb der Fans gewesen sein, als sie die Exponate für diese Ausstellung herstellten und sammelten. „The Fans Strike Back®“ ist eine riesige Sammlung von allem möglichen Zeug, das in „Star Wars“ von George Lucas vorkommt. Für Fans und alle, die erst Lichtjahre später in den Krieg der Sterne einsteigen. May the force be with you!

Schaff mit Wissen Zukunft! Wie funktioniert Anpassung an den Klimawandel in der Stadt? Welche biobasierten Materialien ersetzen künftig umweltschädliche Kunststoffe? Zu diesen und vielen weiteren Fragen wird an der BOKU jeden Tag geforscht. Das Projekt „Wissen|schafft|Zukunft“ ermöglicht Einblicke und zeigt Karrieremöglichkeiten auf. Von der 9. bis zur 13. Schulstufe. boku.at

Mach Musik! Komm zu „Close up“ ins MuTh und erfahre, wie du Neue Musik hören und selbst mitentwickeln kannst. Wie entsteht Neue Musik? Welche Prozesse und Akteur:innen sind an der Entstehung einer Komposition beteiligt? Die „REIHE Zykan+“ erforscht das mit Werken wie „Ping Peng Peng“, „... doibt on douter“, „Da Pacem“ und „Woher schwarzer Tross“. Das Ensemble widmet sich dem gesellschaftlichen Leben ebenso wie dem Humor, einer ästhetischen Strategie zeitgenössischer Musik. Das Format bietet ein partizipatives Vermittlungsprogramm für Schulen. Im Zentrum steht der Austausch mit Schüler:innen und Pädagog:innen. Jedes Konzert enthält ein interaktives Stück, das nach einem oder in einem Diskurs über das jeweilige Thema entsteht und von allen Beteiligten gemeinsam zum Klingen gebracht wird. Hörer:innen werden zu Mitgestalter:innen. Ab 19. Oktober, www.muth.at

Fotos: Fansstrikeback, Kate Russel, NHM/Stefan Olah, coop99, Valerie Besl

Tickets ab 16 Euro, fansstrikeback.at


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Kennst du schon den „Club Zero“? Staune im Kino über jene, die den eigenen Körper als Versuchsobjekt malträtieren. Eine Lehrerin an einer exklusiven Privatschule beginnt, ihre Schüler:innen im Fach Ernährung zu unterrichten. Nach und nach treten bei ihnen seltsame Störungen im Essverhalten auf. Ab 17. November im Kino

Komm ins Verborgene! Blick in die dunkelsten Kammern des Naturhistorischen Museums. Museen vereinen viele Zeitebenen an einem Ort. Diese „Räume aller Zeiten“ bezeichnet der Anthropologe Marc Augé als „Nicht-Orte“. Der Fotograf Stefan Oláh gibt aktuell mit seinen großen Schwarz-Weiß-Fotografien erstaunliche Einblicke in solche Räume und Orte des Museums, in die man üblicherweise nicht kommt. So zeigt er etwa eine stumme Konferenz der Tiere in einem der Untergeschoße des Museums: Stopfpräparate von Gorilla, Zebra, Seekuh, Büffel, Rotwild und ausgestorbenen Spezies. Äffchen glotzen durch Glasaugen herab von hohen Regalen. Manche mögen das schaurig finden, doch findet die Konservierung für die Nachwelt ihre Berechtigung in der musealen und wissenschaftlichen Welt. Es gibt ein spannendes Begleitprogramm zur Ausstellung. Jugendliche bis 19 haben freien Eintritt, Studierende, Lehrlinge, Soldat:innen und Zivildiener:innen unter 25 Jahren zahlen ermäßigt zwölf Euro. Tarif für die Führungen: 9 Euro. Anmeldung online. nhm-wien.ac.at/insides

Sei am Sand im Rabenhof! Horch, wie Anna Mabo in ihrer Revue schräge Charaktere besingt. Die Liedermacherin soll einen Text für das Rabenhof Theater schreiben. Doch das ist leichter gesagt als getan. Tausend Ideen, alles möglich, aber nix ist fix. Auf der Suche nach der „million dollar idea“ lässt Mabo ihre Fantasie schweifen, erzählt von Ängsten und Sehnsüchten, sinniert über Zukunftspessimismus und Wohlstandsverwahrlosung und besingt Matrosen, Cowboys sowie einen Boxer, der lieber Opernsänger wäre. „Am Sand“ am 4. und 6. Oktober im Rabenhof. Verlost werden 2 x 2 Karten für den 6. Oktober.

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Über KI muss mitbestimmt werden! Algorithmen machen Prozesse effizienter und besser. Ist doch gut, oder? Nicht immer, erklären Wissenschaftler:innen, die sich damit befassen Text: Michaela Ortis

Die Recherche von Michaela Ortis wurde im Rahmen des Stipendiums „Forschung & Journalismus“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gefördert

Abbildung wurde von Tiny mit KI generiert

Wissen über KI-Technologien sollte uns allen zugänglich sein – diese Idee verfolgt Sebastian Tschiatschek: „Algorithmen werden kommen. Ich halte es daher für wichtig, wie bei allen Technologien kritisch darüber nachzudenken. Man sollte idealerweise allen die Möglichkeit geben, Vorhersagen über sich zu verstehen, und was die Konsequenzen sind.“ Der Assistenzprofessor für Maschinelles Lernen am Informatikinstitut der Universität Wien adressiert alle, die am Lebenszyklus eines Algorithmus teilhaben: politisch Verantwortliche, die entscheiden, ob und wie ein Algorithmus eingesetzt wird, Führungskräfte in Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen sowie Menschen, die von den Auswertungen des Algorithmus betroffen sind oder mit so einem System arbeiten. Das Wissen dieser Beteiligten ist unterschiedlich, von Laien, denen der Begriff Algorithmus gar nichts sagt, bis zu jenen, die von Berufs wegen damit zu tun haben. Daher brauche es für jede Gruppe spezifische Erklärungen. Wobei bei größeren mathematischen Modellen selbst Expert:innen vermutlich nicht jeden Aspekt verstehen könnten. Man müsse einen Kompromiss finden, was und wie viel erklärt wird; abhängig auch davon, wie viel Zeit die Menschen gewillt sind zu investieren. Was müssen bzw. wollen Menschen über Algorithmen und KI wissen, damit sie entscheiden können, was sie gerne hätten? Dieser Forschungsfrage geht Tschiatschek im Projekt „Interpretability and Explainability as Drivers to Democracy“ nach, das vom Wiener Wissenschafts- und Technologie-Fonds gefördert wird. Laien inte-

Fotos: Julia Glück, Magnus Bergström

Laien die Scheu vor der Technik nehmen


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ressieren sich häufig für eine direkte Überprüfung. Damit sie ein Gefühl bekommen, ob ein Algorithmus fair ist oder bestimmte Gruppen diskriminiert, empfiehlt Tschiatschek den „Algorithmic Recourse“: „Damit kann man Varianten prüfen, zum Beispiel: Welche Eigenschaften müsste ich verändern, um eine andere, potenziell bessere Vorhersage vom System zu erhalten?“ Bei einem abgelehnten Kredit könnte herauskommen, dass die antragstellende Person jünger sein oder mehr verdienen müsste.

Anne Kaun, Universität Södertörn, Schweden

Wissen über Algorithmen ermöglicht Mitreden Mit solchen Überprüfungen werden Werte untersucht, die im Algorithmus stecken. „Werte festzulegen ist ein großes Thema. So ein Prozess wäre interessant, müssten Politiker:innen doch explizit sagen, was sie mit einem Algorithmus erreichen wollen“, meint Tschiatschek. In der Schweiz hat er direkte Demokratie erlebt. Das motiviert ihn, sie auch in seinem Forschungsbereich zu ermöglichen: „Laien sollen über den Einsatz von Algorithmen abstimmen können.“ Dazu sollten Vermittlende das TheSebastian Tschiatschek, ma aufbereiten. Zusätzlich zur Politik, die ihre Agenda verInstitut für Informatik, folgt, sollten dies neutralere Organisationen wie SozialpartUniversität Wien ner oder NGOs sein. Digitale Plattformen werden in Schweden von vielen genutzt, etwa um sich bei der Sozialversicherung krankschreiben zu lassen. Algorithmen seien daher prinzipiell leichter einzuführen. Anne Kaun von der Universität Södertörn setzt bei Partizipation einen Schritt vorher an und plädiert, Bürger:innen bereits vor der Entwicklung abstimmen zu lassen: „Gemeinsam sollten Beteiligte Ideen sammeln, Problemfelder identiter Entscheidungsfindung im Wohlfahrtssektor, wo häufig fizierten und priorisieren. Zum Beispiel: WolMenschen in vulnerablen Lebenssituationen betroffen sind. len wir in eine digitale Anwendung investieDie Bevölkerungsentwicklung erfordert die Priorisierung ren oder stattdessen Kindergärten ausbauen.“ von knappen Ressourcen. Kaun sagt dazu: „Es gibt keine Im europäischen Projekt „Auto-Welf“ unterallgemeine Ablehnung von Technologie, aber die Bevölkesucht die Professorin für Kommunikationswisrung fragt sich: Was nützt mir das? Die Diskussion um eisenschaft den steigenden Einsatz automatisiernen Algorithmus im schwedischen Arbeitsmarktservice dominierte die geringe Treffsicherheit, und die meisten fragten, warum der Staat in eine solche Anwendung investiert.“ Wenig Sensibilisierung gäbe es in der Bevölkerung, ob eine mögliche Diskriminierung mit Algorithmen vorliegen könnte, eher werde allgemein über KI diskutiert. „Eine Studie zeigt, es gibt keine allgemeine AblehAlgorithmen haben Wirkungen für die Demokratie nung von digitaler Technologie; aber es gibt eine Algorithmen, behaupten manche, machten einen Prozess Ablehnung, dass diese als effizienter, hätten aber sonst keine weiteren AuswirkunKontrollmöglichkeit gegen. Anne Kaun widerspricht dem. Denn es gehe um das nutzt wird“ Datensammeln, -aufbereiten und um eigene Logiken: „Das ist ein größerer Prozess, der auch eine Demokratiefrage ist. Anne Kaun, Universität Södertörn, Schweden Das muss umfassend öffentlich diskutiert werden.“ Wie in vielen Bereichen gilt für Sebastian Tschiatschek auch hier: „Idealerweise ist man gut informiert, dann kann man besser mitreden.“


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Gib dir das Gute! Tipps für einen bunten Herbst Mach mit der Maus die Eier fertig! Die Maus macht Musik, und du weißt, wann es Weicheier oder hartgekochte sind. Die Sendung mit der Maus war das Abendprogramm eurer Eltern. Aber die Maus ist immer noch cool. Und hilft beim Kochen des Frühstückseis. Für perfekte Weicheier ertönt nach der Kochzeit die Titelmelodie von „Die Sendung mit der Maus“. Hart sind sie, wenn „Old Mac Donald“ erklingt. Ohrwürmer am Morgen also garantiert. 24,99 Euro, brainstream.de

Don’t smoke the grass, eat it! Geschälte Hanfsamen schmecken supergut. Sie haben einen hohen Proteingehalt, gesunde Fettsäuren (Omega-3) und sind reich an Ballaststoffen. Verschiedene Antioxidantien wie Vitamin E schützen den Körper vor Freien Radikalen. Das enthaltene Magnesium ist wichtig für Muskelfunktionen und Knochen. Pur oder gesalzen schmecken sie im Müsli, in Aufstrichen, Suppen, Dipps, Kuchen und in Keksen. Nein, wir meinen nicht die Kekse, mit denen es besonders lustig wird! Ein Ausflug nach Hanfthal (NÖ) mit Museum und Lehrpfad hilft bei der Einordnung der vielseitig nutzbaren Pflanze.

Fördere benachteiligte Kinder! Während für Kinder aus guten finanziellen Verhältnissen Nachhilfe kein Problem ist, bleiben diese Angebote sozioökonomisch benachteiligten Kindern verwehrt. Oft können sie Lernrückstände nicht aufholen. Der Verein FREI.Spiel wirkt dieser Ungleichheit entgegen. Er bietet diesen Kindern Unterstützung direkt in ihren Bildungseinrichtungen an und vermittelt Freiwillige an Pflichtschulklassen sowie Hort- und Kindergartengruppen. Die Freiwilligen lesen, lernen, spielen und lachen mit den Kindern. So entstehen vertrauensvolle Beziehungen, die die Kinder motivieren. Wer helfen will, sollte mindestens 18 Jahre alt sein, gute Deutschkenntnisse mitbringen und Freude am Umgang mit Kindern haben. Ein schönes und sinnvolles Projekt, wie wir finden! www.freispiel.or.at, Spenden: IBAN: AT20 2011 1824 1471 7800

Fotos: Hersteller (5), Nini Tschavoll, FREI.Spiel, Anna Konrath

hanfland.at


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Lass es deiner Birne leuchten! Die Zeit der langen Nächte ist im Anrollen. Die akkubetriebene Alu-Leuchte Sompex-Troll Nano hilft kabellos, Licht ins Dunkel zu bringen. Sie ist schön, stabil und in verschiedenen Farben erhältlich. Leuchtet bis zu 54 Stunden und hat zwei Farbtemperaturen. Ab 99 €, sompex.de

Du musst deine Pratzerln waschen! Auch diesen Herbst werden wieder diverse Viren Zugang in unsere Körpersysteme suchen. Nicht alle kommen als Aerosole daher, viele warten auch an Türgriffen und anderen Handauflegestellen auf uns. Daher Händewaschen nicht vergessen. Z.B. mit einer Kurkuma- FairTrade-Seife, die in Papier verpackt daherkommt. 3,45 €, Weltladen oder gepa-shop.de

Beiß den Leberkäs tierlieb! „Gustl“ schmeckt, ohne dass ein Tier für ihn leiden musste. Das in quadratische Form gepresste Stück vegane „Fleischmasse“, eingeklemmt zwischen zwei Semmelhälften, kommt dem Original erstaunlich nah. Die „Pflanzerei“ präsentiert ihren Leverkas vom 6. bis 8. Oktober bei der Veganmania am Rathausplatz. pflanzerei.com, veganmania.at

Stell dich deinen Jugendsünden! Die wilde Zeit des Erwachsenwerdens im Theater. Eine peinlich-lustige Zeitreise in die Abgründe der eigenen und fremden Pubertät und Kindheit bietet das TAG-Theater an der Gumpendorfer Straße. Ehrlich, berührend, schonungslos, betrübt, übertrieben, sehnsüchtig, haltlos und unverstanden. So waren und sind sie, unsere Schulund Jugendjahre – und unsere Tagebucheinträge aus dieser wilden Zeit des Erwachsenwerdens. Wagemutige lesen im TAG aus ihren alten Tagebüchern vor, und das Publikum bestimmt, wer den Abend gewonnen hat. Eine Reality-Show der etwas anderen Art. Wer mitmachen will, meldet sich per E-Mail an: diana@liebestagebuch.at. dastag.at, tagebuchslam.at

Knabbere Nüsse im Advent! Der richtige Adventkalender für Hirn, Herz und Magen. Auch wenn man schon längst in der WG wohnt: Es ist nie zu spät, sich von den Eltern einen Adventkalender zu wünschen. Und noch ein Argument: Es ist Studentenfutter drin und viel Eiweiß in Form von unterschiedlichen Nüssen. Ganz wichtig für die Gehirnleistung, schließlich finden im Dezember schon Prüfungen statt. Lernen und snacken, bis das Christkind kommt. 25 Euro, seeberger.de


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Zukunft der Wissenschaft Skepsis in den Disziplinen So beschreibt die Wissenschaftshistorikerin Anna Echterhölter die Problematik, die der Gebrauch von KI bei Forscher:innen auslöst Interview: Barbara Freitag

Wissenschaftshistorikerin, Universität Wien

„Die größten Veränderungen erwarten wir in den Geisteswissenschaften“ Anna Echterhölter

Frau Echterhölter, welche KI-Anwendungen gibt es in den von Ihnen untersuchten Feldern? Anna Echterhölter: Zunächst einmal kommen für den Einsatz von KI nur Anwendungsfelder mit großen Datenpools in Frage, beispielsweise Genetik, Astronomie und die Geowissenschaften. Ein wirklicher Triumph der KI ist etwa die Prognose der Bauform von Proteinmolekülen. Hier schließt die KI selbsttätig von den Sequenzdaten der Stoffe auf ihre Anordnung im dreidimensionalen Raum. Im Bereich der Wirtschaftswissenschaft verwendet man gern Daten über Onlinekäufe, um Arbeitsmärkte oder Konsumverhalten zu prognostizieren. Die größten Veränderungen erwarten wir in den Geisteswissenschaften. Spracherkennung und die Eroberung der qualitativen Dimension der Melodien und Bilder sind vermutlich der folgenreichste Meilenstein der letzten Zeit. Aber auch digitale Bilder und insbesondere Filme lassen sich als Datenpools verstehen und daher gut analysieren. Die KI kann durch Wortfeldanalyse auch bei emotionalen Stimmungen mitreden, das macht man sich für die Analyse politischer Großwetterlagen zunutze. Besonders interessant finde ich in den Literaturwissenschaften die Analysen

der Form. Zu unterschiedlichen Zeiten erzählte man in sehr unterschiedlichen Strukturen. Das Einsetzen neuer Formen kann zeitlich und räumlich hoch aufgelöst bestimmt werden, wenn KI Texte vergleicht. Was können Sie bisher feststellen? Echterhölter: Mich hat das Fremdeln vieler Disziplinen gegenüber den KI-basierten Verfahren und Methoden überrascht, etwa in der Geologie oder der Soziologie. Dabei sind sich alle über die zentrale Rolle dieser Form von Mathematik einig: Letztlich hat die künstliche Intelligenz eine statistische Anatomie. Alle jüngeren Erfolge in der Sprach- und Bilderkennung beruhen darauf, dass im Hintergrund ausgerechnet wird, ob dieses Wort häufig auf jenes Wort folgt. Eine mögliche Reaktion auf diese verbreitete Skepsis ist, dass sich Disziplinen aufspalten könnten: Ein Zweig arbeitet mit Papier und Bleistift und eine neue Gruppe durchforstet die Datenozeane mit quantitativen Methoden – dazwischen herrscht unversöhnliches Schweigen. Denn das Fremdeln sitzt tief. Es bezieht sich stets auf die Gültigkeit der Ergebnisse, erst in zweiter Linie geht es auch einmal um die Unsummen von Energie, die das Training eines einzelnen Transformer Models kostet, oder die Frage, ob alle Weltteile gleichberechtigten Zugang zu dieser Technologie haben werden. Auch gibt es Algorithmen, die im Privatbesitz von Firmen sind und deshalb in ihrer Bauart nicht veröffentlicht werden. Wenn Sie so wollen, befindet sich eine große Black Box im Zentrum der KI-Forschung.

Foto: privat

Anna Echterhölter,

„Wie verändert die KI die Wissenschaft?“, fragt ein internationales Team von Forscher:innen in einem Projekt. Sie untersuchen, ob und wie der Einsatz von KI-Technologien wie „Machine Learning“ und „künstliche neuronale Netzwerke“ wissenschaftliche Methoden und Praktiken verändern. Das Projekt vereint Expertise von Medienwissenschaft, Wissenschaftsgeschichte und Informatik. Von der Universität Wien ist die Wissenschaftshistorikerin Anna Echterhölter daran beteiligt.


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„Die größte Gefahr ist, dass Methoden, die auf kritische Urteile hinauslaufen, gegenüber den empirischen ins Hintertreffen geraten. Eine weitere Entwertung des komplexen Denkens der Philosophie oder Theorie wäre fatal.“ Anna Echterhölter Foto von Tiny mit KI generiert

Ihr Forschungsfeld ist die Soziologie. Wie sieht es da aus? Echterhölter: Das Fach hat von je her hervorragende Theoretiker. Eine Sorge ist, dass der Theorie im Datenzeitalter die Luft ausgehen könnte, dass komplexe Urteilstypen weiter entwertet werden. Zudem kann man viele Aspekte des Gesellschaftlichen relativ schwer in Algorithmen packen. Allerdings gibt es in diesem Fach auch von jeher exquisite Empiriker und Datenprofis. Auch in der Soziologie ist die Frage nach KI-basierten Methoden von der Frage der Daten nicht zu trennen. Da sieht es nicht unbedingt rosig aus. Daten aus sozialen Netzwerken müssen oft für die Gesellschaft einstehen. Wie sieht es mit der Praxis der Geschichtswissenschaften aus? Echterhölter: Auch hier gibt es Fluch und Segen. In der Geschichte spart KI schon jetzt kostbare Lebenszeit. Früher musste man über verblichenen Handschriften sitzen und einen Briefbestand Woche um Woche entziffern. Diese Arbeit ist frustrierend, kann aber durch Schrifterkennungsprogramme, die selbstlernend sind, sehr beschleunigt – wenn auch nicht ersetzt – werden. Ist das teuer? Ja. Nur einige Universitäts-

angehörige werden sich das leisten können. Auch ist ein wahrscheinlicher Effekt, dass die Fähigkeiten des Entzifferns in der Gesamtpopulation zurückgeht, ähnlich wie der Taschenrechner die Fähigkeit zum Kopfrechnen beeinflusst hat. Ähnlich wie andere Werkzeuge, die in den Digital Humanities schon länger erprobt sind, verschieben sich auch mit der KI die Kompetenzen, die von Historiker:innen erwartet werden. Wo liegen die Gefahren beim Einsatz von KI für die Wissenschaften? Echterhölter: Die Technologie ist teuer, das verschärft global gesehen Exklusionsprozesse. Intellektuelle Arbeit ist ersetzbar geworden, vielleicht ist die Lehre durch Maschinen bald billiger als die von ausgebildeten Menschen. Zudem hat KI-Forschung diese seltsam empirische Schlagseite, manche sehen gar einen neuen Pseudopositivismus heraufziehen. Dass nicht alles in Daten ausgedrückt werden kann, was man wissen will, ist nicht das Hauptproblem. Die größte Gefahr bei dieser scheinbaren Automatisierung des Urteilens ist, dass die Methoden, die auf komplexe, kritische Urteile hinauslaufen, gegenüber den empirischen ins Hintertreffen geraten. Eine weitere Entwertung des komplexen Denkens der Philosophie oder Theorie wäre fatal in allen Bereichen. Es ist letztlich dieses Denken, dass wir in Schulen unterrichten und in der Öffentlichkeit verteidigen müssen, wenn uns Fake News und Deep Fakes politischen Wahnsinn auftischen.


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Die KI zur Inklusion Der Unterricht für Schüler:innen mit geistigen Behinderungen könnte durch künstliche Intelligenz eine neue Qualität erfahren Text: Bruno Jaschke

Kindern mit geistigen Behinderungen Wissen zu vermitteln, geDigitale Angebote und mobile Geräte können hört zu den größten Herausforderungen der Pädagogik. Im ReKinder mit Behinderung gelfall beschränkt sich ihr Handicap nicht allein auf das Verbeim Lernen unterstützen. stehen des Lernstoffs, sondern setzt sich auf anderen Ebenen fort. Kinder mit geistigen Behinderungen sind meist auch in der Kommunikation massiv beeinträchtigt. Dies wirkt sich nicht nur auf ihr Auskommen mit den Mitschüler:innen aus, sondern auch auf ihre Möglichkeiten, Wünsche und Probleme zu äußern. Zudem leiden sie häufig an Störungen beim Sehen und der Motorik. Mit der Entwicklung und Verbreitung von KI ist eine neue Hoffnung für die Pädagogik aufgetaucht: Kann KI bei der Inklusion von Schüler:innen mit geistigen Behinderungen helfen? Schwerer als bei Menschen mit körperlichen Behinderungen, aber es ist möglich. Und es wird auch schon versucht. So lassen sich die dem Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und ForRecherchen kurz und bündig zusamschung, und zählt auf: menfassen. „Es gibt bereits verschiedene Technologien und Tools, die für sol• Spracherkennungssoftware kann verwendet werden, um che Anwendungen entwickelt wurden gesprochene Wörter in Text umzuwandeln, und so Menund zum Teil schon im Schulalltag einschen mit Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben gesetzt werden“, erklärt Lena Wolf aus unterstützen. dem Kabinett von Martin Polaschek, • Text-to-Speech-Software kann Text in gesprochene Wörter umwandeln und so beim Lesen helfen. • Bilderkennungssoftware kann Bilder analysieren und für Menschen mit Sehbehinderungen beschreiben.

„Künstliche Intelligenz ist keine One-size-fits-all-Lösung.“ Marlies Temper, Studiengangsleiterin an der FH St. Pölten

Voraussetzungen für einen sinnvollen Einsatz von KI sind die genaue Kenntnis des Einsatzgebiets, präzise Fragestellungen und Definitionen der zu erreichenden Ziele. Besonders wichtig ist die individuelle Abstimmung mit den Menschen mit Behinderungen selbst. „Um KI gut einsetzen zu können, muss diese auf spezielle Anwendungen mit Fokus auf die Zielgruppe trainiert werden. Nur so kann sie in einem bestimmten Setting gut funktionieren“, betont Marlies Temper, Studiengangsleiterin „Data Intelligence“ sowie „Data Science and Business Analytics, Information Security und IT Security“ an der FH St. Pölten. „Künstliche Intelligenz ist keine One-size-fits-all-Lösung.“

Fotos: Arnd Ötting, shutterstock

• Augmented-Reality-Brillen können visuelle Informationen überlagern und so Menschen mit Sehbehinderungen unterstützen.


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Viel Hoffnung wird bei der notwendigen Anpassung an spezifische Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in sogenannte Adaptive Lernsysteme gesetzt: Algorithmen, die die Fortschritte und speziellen Probleme einer Schülerin oder eines Schülers beim Lernen analysieren. Sie ermöglichen es ihr oder ihm und den Betreuer:innen, das Lerntempo zu bestimmen und Hilfe für spezielle Problembereiche anzufordern. Erhebliches Potenzial, sagt Temper, liege auch im Einsatz von „Social Robotics“: Hier geht es um KI-getriebene Roboter, die auf menschliche Emotionen reagieren und solchermaßen Menschen mit geistigen Behinderungen helfen können, ihre kommunikativen Fähigkeiten und in weiterer Folge ihre soziale Intelligenz zu verbessern. Ein Benefit der KI, das man eher nicht erwartet hätte und im Unterricht für Menschen mit geistiger Behinderung zum Tragen kommen könnte, besteht in ihrer unterstützenden Funktion für das Lehrpersonal. Eine gemeinsame Studie der LudwigMaximilians-Universität München und der Universität Cambridge zeigt, dass KI die „diagnostischen“ Fähigkeiten des Lehrpersonals bei der Erkennung von Lernstörungen verglichen mit der herkömmlichen „Expert Solution“ verbessern und damit betroffenen Schüler:innen zielgenauer helfen kann.

Ein Punkt, der bei der Implementierung technologischer Innovationen stets zur Debatte steht, ist die Kostenfrage. Ist es teuer, im Unterricht für Menschen mit geistigen Behinderungen KI zu nutzen? Wie bei praktisch allen Teilen dieses Themenkomplexes ist die Frage nicht eindeutig zu beantworten. „Es kommt immer darauf an“, sagt Temper, „wie die Voraussetzungen für den KI-Einsatz aussehen: Muss man etwas Neues entwickeln oder

Viel Hoffnung wird bei der Anpassung an spezifische Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in sogenannte Adaptive Lernsysteme gesetzt

kann man auf vortrainierte Modelle aufsetzen? Gibt es vielleicht schon eine fertige KI-Lösung für das Einsatzgebiet? Wo lässt man die KI laufen? Braucht es Roboter oder Server zum Hosten der KI oder läuft die KI extern?“ Falls ein Roboter oder ein eigener Server angeschafft werden muss, kann es teuer werden. Die derzeit im Einsatz befindlichen Sprachmodelle funktionieren aber auf gängigen Geräten. Ihre Probleme liegen anderswo: „Es ist eine Herausforderung für den Unterricht, dass Sprachmodelle ,halluzinieren‘“, erklärt Temper. „Man kann sich nicht auf die Richtigkeit des Outputs verlassen.“ Diese Tücke wurzelt im bekannten Dilemma, dass die KI kein individuelles Verständnis der Welt und somit auch des jeweiligen Sachverhalts, den sie beschreiben soll, besitzt. Außerdem verursacht die KI gerade bei einem so heiklen Einsatz Bedenken bezüglich der Datensicherheit, die einer gewissenhaften Auseinandersetzung bedürfen. Ist eine solche geleistet, könnte eintreten, was die Expertin Marlies Temper postuliert: „KI hat das Potenzial, viel zu bewirken und zu vereinfachen. KI sollte einen gesellschaftlichen Mehrwert stiften.“


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Endlich lernen wie man kann? Beendet KI die Epoche des Klassenlernens und Einheitsunterrichts zugunsten der Förderung persönlicher Stärken und individueller Bildungsziele? Oder läuft es nur auf mehr Überwachung hinaus? Die User Experienceund Digitalisierungsexpertin Michaela Holzmann analysiert die Optionen Interview: Johannes Mörth

Michaela Holzmann arbeitet bei Sclable Business Solutions. Als Produkt- und Servicedesignerin sowie Mitglied des Managementteams befasst sie sich seit über 15 Jahren mit Computer Science, User Centricity, Customer Experience, Behaviour Design und Artificial Intelligence. Sie arbeitet vorwiegend im Bereich Health Care, Mobility und Financial Services.

„Mit KI wird das Problem der Einheitsbildung angegangen. Adaptive Lernsysteme können den Schwierigkeitsgrad und das Tempo des Unterrichts auf der Grundlage der individuellen Fortschritte der Schülerin anpassen“ Michaela Holzmann

Was heißt Machine Learning? Holzmann: ML soll komplexe Probleme lösen, deren Bewältigung mit von Menschen geschriebenen Algorithmen zu teuer wäre. Statt Maschinen mit Anweisungen zu programmieren, ermöglicht ML ihnen eigene Lösungen zu finden. Es wird durch Techniken wie „generative, künstliche neuronale Netze“ erreicht. ML findet Anwendung bei Sprachmodellen, Computervision, Spracherkennung, E-Mail-Filterung, in Landwirtschaft und Medizin. Sie sind besonders nützlich in Situationen, in denen die Entwicklung konventioneller Algorithmen zu teuer wäre. Was ist Natural Language Processing? Holzmann: NLP verbindet Informatik und Linguistik. Computer sollen in die Lage versetzt werden, die menschliche Sprache zu verstehen und mit ihr

zu arbeiten. NLP umfasst die Analyse von Textoder Sprachdaten mit regelbasierten oder maschinellen Lernmethoden, einschließlich neuronaler Netze. Ziel ist Computer zu entwickeln, die Bedeutung und Kontext von Dokumenten erfassen, Informationen aus ihnen ziehen und sie effizient organisieren. Ein Beispiel ist die Filterung von Spam-E-Mails. NLP-Algorithmen analysieren Texte, erkennen Muster, Schlüsselwörter und andere Indikatoren, und bewerten sie, ob Spam oder nicht. Large Language Models? Holzmann: LLM soll menschliche Sprache verstehen und erzeugen. Es wurde mit einer riesigen Menge Daten trainiert, die in der Regel aus dem Internet stammen. Das Modell verfügt über ein umfassendes Verständnis von Grammatik, Wortschatz und Kontext in verschiedenen Sprachen. Es kann dabei helfen, Artikel zu schreiben, E-Mails zu verfassen, Fragen zu beantworten und sogar wie ein Mensch zu chatten. Da es aus dem Internet lernt, kann es allerdings auch Ungenauigkeiten, Vorurteile oder kontroverse Standpunkte aus den Daten übernehmen, mit denen es trainiert.

Foto: privat, Illustration: tiny/dea.ex

Michaela Holzmann, Sclable Business Solutions

Frau Holzmann, AI oder KI ist ein journalistisches Schlagwort. Was verstehen Sie im Hinblick auf Ihre Tätigkeit bzw. Ihre Produkte unter dem Begriff? Michaela Holzmann: Es bedeutet in unserem Wirkungsbereich, dass wir uns mit Formen von KI auseinandersetzen, etwa mit „Machine Learning“, „Natural Language Processing“, „Large Language Models“ und „Analytics and Prediction“.


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„KI kann die Stärken, Schwächen und den Lernstil einer Schülerin analysieren, um personalisierte Lernpläne zu erstellen.“ Michaela Holzmann

Analytics and Prediction? Holzmann: Ist die Erfassung, Verarbeitung und Analyse von Daten, um Erkenntnisse zu gewinnen, Muster zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Es soll Organisationen oder Einzelpersonen dabei zu helfen, ihre Daten besser zu verstehen. Mit historischen Daten und statistischen oder maschinellen Lernmodellen werden künftige Ereignisse oder Ergebnisse abgebildet. Analytics zielt auf das Verständnis und die Gewinnung von Erkenntnissen aus Daten. Prediction nutzt Daten und Modelle, um fundierte Vermutungen über künftige Ereignisse oder Trends anzustellen. Wozu kann KI noch dienen? Holzmann: Zur Entwicklung und Steuerung von Robotern, die autonom oder teilautonom Aufgaben erledigen wie Drohnen oder selbstfahrende Autos. Für Expertensysteme, die Entscheidungen von Menschen etwa in Medizin oder Finanzen nachahmen. Oder für Künstliche Neuronale Netze ANNs, die von der Struktur und Funktion des menschlichen Gehirns inspiriert sind. Sie werden

beim Deep Learning eingesetzt. Für KI-Ethik, bei der Themen wie Voreingenommenheit, Datenschutz und Verantwortlichkeit behandelt werden. Und in der Bildung für personalisiertes Lernen, intelligente Nachhilfesysteme und die Erstellung von Bildungsinhalten. Womit wir bei unserem Thema wären. Was bringt KI für den Unterricht? Holzmann: Sie hat das Potenzial, verschiedene Bildungsherausforderungen zu bewältigen. KI kann die Stärken, Schwächen und den Lernstil einer Schülerin analysieren, um personalisierte Lernpläne zu erstellen. Damit wird das Problem der Einheitsbildung angegangen. Adaptive Lernsysteme können den Schwierigkeitsgrad und das Tempo des Unterrichts auf der Grundlage der individuellen Fortschritte der Schülerin anpassen. KI kann auf der Grundlage des aktuellen Unterrichts und der Interessen zusätzliches Lesematerial, Videos oder Übungen empfehlen. Sie kann Aufgaben benoten und sofort Feedback geben. Dies spart den Lehrenden Zeit, und stellt sicher, dass Schüler:innen rechtzeitig Hinweise zur Verbesserung –»


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„Letztlich zielt das Ganze darauf ab, Menschen mit den Fähigkeiten auszustatten, die sie zu effektiver Lernenden und besseren Problemlöser:innen machen.“ Michaela Holzmann


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–» ihrer Arbeit erhalten. KI kann erkennen, wer im Unterricht zurückfällt, und Lehrende oder Eltern benachrichtigen.

Illustration: Tiny/dea.ex

Was gibt es bereits am Markt? Holzmann: Um ein paar Produkte zu nennen: „Duolingo“ für personalisierte Sprachlernlektionen. Es passt sich dem jeweiligen Sprachniveau und Lerntempo an. „Khan Academy“ für personalisierte Empfehlungen und Übungen in Fächern wie Mathematik, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften. „Coursera“, eine Onlinelernplattform für Kursempfehlungen, Peer-Bewertungen und KIbezogene Kurse. „Grammarly“ macht Grammatik- und Stilvorschläge. „Quizlet“ dient zur Erstellung von Lernmaterial, Lernkarten und Quizzen. „ScribeSense“ bietet Transkriptionsdienste für Bildungseinrichtungen, die Vorlesungen und Diskussionen für Studierende zugänglich machen. „Cognii“ ist ein virtueller Tutor, der Studierenden sofort Feedback zu ihren Aufsätzen gibt. „EdTech Chatbots“ wie die von IBM Watson betriebenen Chatbots, werden von Bildungseinrichtungen eingesetzt, um Fragen von Studierenden zu beantworten und Informationen über Kurse und Stundenpläne bereitzustellen. „MATHia“gibt personalisierte Mathenachhilfe. Wie funktioniert KI als Tutor? Holzmann: Ein Beispiel für eine frühe Entwicklung einer solchen Applikation ist „Khanmigo“ von „Kahn Academy‘s“. KI-Tutoring hat das Potenzial, das Bildungswesen zu revolutionieren und personalisierte Lernerfahrungen zu ermöglichen. Es birgt aber auch Probleme wie das Fehlen des menschlichen Elements. Beim Aufbau von Beziehungen und dem Verstehen emotionaler Bedürfnisse sowie bei der moralischen Unterstützung versagt die KI. Sie ist auch in Fächern, die sich leicht digitalisieren lassen, wie Mathematik und Naturwissenschaften am effektivsten. Anders sieht es bei Literatur oder Kunst aus. Auch könnten Schüler:innen zu sehr von KI-Tutoren abhängig werden, was ihre Fähigkeit, Probleme unabhängig zu lösen oder kritisch zu denken, beeinträchtigen

„KI kann Werkzeuge und Bewertungen zur Verfügung stellen, um die eigenen kognitiven Fähigkeiten und metakognitiven Fertigkeiten zu bewerten“ Michaela Holzmann

„KI-Tutoring sollte als Ergänzung zum menschlichen Unterricht eingesetzt werden, nicht als Ersatz. Auch sind dafür noch kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten erforderlich“ Michaela Holzmann

kann. KI-Modelle können unbeabsichtigt die in ihren Trainingsdaten vorhandenen Vorurteile aufrechterhalten. KI-Tutoring-Plattformen erheben erhebliche Mengen an Daten, sie sind internetbasiert und daher möglicherweise nicht für alle zugänglich insbesondere nicht für Kinder in unterversorgten Gebieten oder mit begrenzten Ressourcen. Und eine weit verbreitete Einführung von KITutoren könnte zu einer Verringerung der Zahl der Lehrer:innenstellen führen, was möglicherweise eine Verdrängung von Lehrkräften zur Folge hätte. Von technischen Pannen, Serverausfällen oder Softwarefehlern ganz zu schweigen. KI-Tutoring sollte als Ergänzung zum menschlichen Unterricht eingesetzt werden, nicht als Ersatz. Auch sind kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten erforderlich, um KI-Tutoring-Systeme zu verbessern und sicherzustellen, dass sie fair und unvoreingenommen sind sowie die Privatsphäre und die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen respektieren. Welche Leistung bringt KI als Coach? Holzmann: KI kann eingesetzt werden, um Menschen bei der Entwicklung und Verbesserung ihrer metakognitiven Fähigkeiten zu unterstützen. Metakognition ist die Fähigkeit, über die eigenen Denkprozesse nachzudenken und sie zu überwachen, einschließlich Planung, Selbsteinschätzung und Selbstregulierung. KI kann Werkzeuge und Bewertungen zur Verfügung stellen, um die eigenen kognitiven Fähigkeiten und metakognitiven Fertigkeiten zu bewerten. Dazu können Quiz, Umfragen oder interaktive Übungen gehören, um die Selbstwahrnehmung und Problemlösungsstrategien zu beurteilen. Nutzer:innen können definieren, was sie erreichen wollen, und der KI-Coach kann dabei helfen, diese Ziele in überschaubare Schritte zu unterteilen. Basierend auf den Zielen und der Selbsteinschätzung der Nutzerin kann die KI kognitive und metakognitive Strategien empfehlen. Soll etwa das Leseverständnis verbessert werden, kann die KI Strategien wie Zusammenfassungen oder das Stellen von Fragen während des Lesens vorschlagen. Letztlich zielt das Ganze darauf ab, Menschen mit den Fähigkeiten auszustatten, die sie zu effektiver Lernenden und besseren Problemlöser:innen machen.


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432.500 Dollar für ein KI-Bild Kreatives Schaffen wird von KI durchdrungen. Kann die menschliche Kreativität da noch mithalten? Text: Franz Niegelhell

So sieht KI um 432.500 Dollar aus

de allerdings die Qualität von Jobs verändern. Es herrscht aber auch die Sorge, dass kreative Menschen arbeitslos werden.

Droht Kreativen der Jobverlust durch KI? Über den möglichen Jobverlust durch KI macht sich die junge Wiener Designerin Tiny (dea.ex), mit bürgerlichem Namen Christina Bernhard, auf Instagram Gedanken. Sie unterrichtet an der FH St Pölten am Department „Digital Business and Innovation“ in den Studiengängen „Marketing & Kommunikation“ sowie „Digital Marketing & Kommunikation“. Außerdem hat sie mit KI das Cover und einige Bilder in dieser Falter Thema-Ausgabe geschaffen. In ihrem Video auf Instagram wischt sie tanzend ihre eigenen Sorgen beiseite, indem sie das Beispiel von „Kaufhaus Österreich“ und die fatale Wissenschaftsskepsis hierzulande anführt. Österreich gibt genauso viel Geld für KI und KIForschung aus wie Uganda. Sie bezieht sich auf Sepp Hochreiter, den kritischen bayrischen KIPionier, der an der Universität Linz arbeitet und ohne den es Amazons Alexa nicht gäbe.

Wie Kreative KI für ihre Entwürfe nutzen Tiny verwendet das KI-Tool „Midjourney“ (Text to Image Generator). Sie macht es möglich, durch die Eingabe von Text Bilder zu erstellen. Ein zentraler Faktor ist dabei „prompt engineering“, die Kunst, präzise Aufforderungen zu formulieren, um entsprechende Visualisierungen zu generieren. „Das Problem dabei ist, dass viele glauben, Prompting gemeistert zu haben, wenn sie schon beim ersten Versuch durch Zu-

Foto: privat Illustration: wikipedia, Tiny/dea.ex.

Designerin Christina Bernhard alias Tiny

In Hollywood werden Algorithmen eingesetzt, um Drehbücher zu generieren. KI-Programme generieren Songs aus einer großen Datenbank von Musikstilen und Melodiemustern. Für Schlagzeilen sorgte der Song „Heart on My Sleeve“ mit der täuschend echt programmierten Stimme des kanadischen Rappers Drake im Duett mit The Weeknd, von einer KI komponiert. Auch in der Mode- und Grafikindustrie übernehmen KI-Algorithmen kreative Aufgaben. So wurde ein Cover der Zeitschrift „Cosmopolitan“ von einer KI generiert. Mittels Datenanalyse sollte sie das „perfekte“ Titelblatt erstellen Das Titelbild dieser Falter Thema Ausgabe ist übrigens auch KI-generiert. KI-Algorithmen erstellen Bilder, etwa das „Portrait of Edmond de Belamy“, ein von einer KI erzeugtes Bild, das für 432.500 Dollar bei Christie’s versteigert wurde. AIVA (Artificial Intelligence Virtual Artist) komponiert klassische Musik. Aber kann eine KI wirklich ein Kunstwerk schaffen, das uns emotional berührt? Die von menschlichen Nervenzellen inspirierten künstlichen neuronalen Netze der KI beeindrucken durch Big Data und statistische Fähigkeiten. KI erkennt und erzeugt Katzenbilder ohne eine Ahnung davon, was eine Katze ist. KI sucht und schafft Muster aus riesigen Datensätzen. Ihr Output ist beeindruckend. KI ermöglicht kreative Freiheit ohne teure Ausrüstung. Sie kann die Arbeit effizienter machen, lästige Routineaufgaben übernehmen und so menschlichen kreativen Prozessen mehr Raum geben. Eine Studie der internationalen Arbeitsorganisation ILO legt nahe, dass KI „wahrscheinlich nicht“ Arbeitsplätze vernichten, sondern eher welche schaffen wird. Der Einsatz von KI wer-


XXrnehmen BioNTech wurde von einem Wiener Arzt mitbegründet Foto: BXXXX

„Durch KI bin ich weniger von anderen abhängig und kann schneller Ideen zusammenstellen.“ Tiny

„Das Problem bei KIgenerierten Bildern ist, dass viele glauben, ,Prompting‘ gemeistert zu haben, wenn sie schon beim ersten Versuch durch Zufall ein großartiges Bild generieren“ Tiny

fall ein großartiges Bild generieren“, sagt Tiny. „Irreführend ist auch der Gedanke, dass man jetzt selbst etwas Tolles geschaffen hat.“ Wichtig sei beim Generieren, „dass man unterschiedliche Stile, Epochen und Ästhetiken sowie den State of the Art bei generierten Fotos kennt und dieses Niveau selbst erreichen kann. Vielleicht ist das Schöne daran ja auch, dass man allein arbeiten kann. Durch KI bin ich weniger von anderen abhängig und kann schneller Ideen zusammenstellen, solange ich meine fachlichen Grenzen kenne und weiß, wo meine Kompetenz liegt.“ Die Kreativität von KI ist beeindruckend, aber kein Neuland. Algorithmen brauchen den Anstoß von außen, um kreativ zu werden. Sie

verfügen über keine intrinsische Motivation wie Menschen, können allerdings dabei helfen, menschliche Kreativität zu entfalten. „Aus Kostengründen ziehen Werbeagenturen oft Illustrator:innen aus kostengünstigeren Ländern hinzu“, erklärt Tiny. Deshalb sei es wichtig, ein internationales Netzwerk aufzubauen, um erfolgreich zu sein. „Damit Auftrageber:innen einen kennen und wissen, dass man zuverlässig und jederzeit erreichbar ist. Menschen möchten bei der Arbeit jemanden haben, von dem sie wissen, dass er pünktlich liefert und keine Probleme verursacht“. Menschen arbeiten gerne mit anderen Menschen zusammen. Daran ändert die KI nichts.


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KI für Artenvielfalt Manche Tier- und Pflanzenarten drohen schneller auszusterben, als wir sie erfassen können. Künstliche Intelligenz könnte helfen, die Biodiversität zu bewahren Text: Sabine Edith Braun

Viele reden von Biodiversität, aber was ist das? Ein Fremdwörterbuch erklärt sie als „biologische Vielfalt auf der Erde“, der WWF als „Reichtum an Arten und Lebensräumen einschließlich der genetischen Vielfalt innerhalb einzelner Tier- und Pflanzenarten“. Um festzustellen, welche und wie viele Arten vorhanden sind, müssen sie bestimmt werden. Die hierarchische Einteilung in Kategorien und Unterkategorien heißt „Taxonomie“. Taxonomie muss man sich wie einen riesigen Stammbaum vorstellen: Lebewesen – Domäne – Reich – Stamm – Klasse – Ordnung – Familie – Gattung – Art sind die einzelnen Stufen bzw. Äste. Dazwischen gibt es eine Vielzahl an Zwischenstufen: Über- und Unterfamilien, Untergattungen und Unterarten.

„Wir brauchen den neuen Lehrgang, weil die Tiergruppenspezialist:innen aussterben, und wir über die Verbreitung von Arten nur wenig wissen“ Gernot Kunz, Zoologe, Universität Graz

Ein neuer Lehrgang mit „eTaxonomie“ Arten wie häufig in einem Gebiet beobachtet werden, und kann dies bei der Vorbestimmung berücksichtigen“, sagt Gernot Kunz. „Qualitätsstufen bewerten die Genauigkeit, Präzision, Vollständigkeit, Relevanz und Eignung einer iNat-Beobachtung im Hinblick auf Biodiversitätsdaten. Einige Attribute werden automatisch bestimmt, während andere von iNat-Benutzer:innen bewertet werden können. iNaturalist teilt lizenzierte ‚Forschungsqualität‘-Beobachtungen mit einer Anzahl von Partnerorganisationen, damit sie für Wissenschaft und Naturschutz verwendet werden können“, heißt es dazu auf der Plattform.

Insekten ohne Bestimmungsliteratur Was ist nun ein Fall für KI, also ein Beispiel für eine Tiergruppe, für die es zu wenig Personen gibt, um sich damit wissenschaftlich zu beschäftigen? „Bei den Erzwespen haben wir in Österreich niemand, der sich auskennt“, sagt Gernot Kunz. Was bitte sind Erzwespen? „Erzwespen sind eiparasitische Wespen, nur wenige Millimeter groß. Es ist eine riesige Insektenüberfamilie, wahrscheinlich artenreicher als die Käfer, aber es fehlt an praktikabler Bestimmungsliteratur. Das erschwert die Einarbeitung in diese Gruppe.“ Falls man sie überhaupt sieht, können sie von Laien leicht mit kleinen Fliegen verwechselt werden. Erzwespen seien aber nicht unwesentlich, da sie durch ihre parasitische Lebensweise Populationen im Gleichgewicht halten und gleichsam als biologische Schädlingsbekämpfer genutzt werden können. Wie schaut es mit den Berufsaussichten des neuen Lehrgangs aus? „In Museen, an Universitäten und in Schutzgebieten, oder in selbstständiger Tätigkeit lässt sich das neue Wissen anwenden“, erklärt Kunz. Ein Studium oder eine spezielle Berufsausbildung ist keine zwingende Voraussetzung. „In besonderen Fällen kann auch ein besonderes persönliches Interesse und eine autodidaktische Beschäftigung mit dem Thema durch die wissenschaftliche Lehrgangsleitung anerkannt werden und eine Zulassung begründen“, heißt es auf der Webseite der FH Kärnten.

Fotos: privat, Nini Tschavoll, Stefan Kunz

Stefan Kunz leitet den Lehrgang „eTaxonomie“ an der FH Kärnten


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Global Taxonomy Initiative Globale Instanz in Sachen Artenbestimmung ist die „Global Taxonomy Initiative“ (GTI) der Biodiversitätskonvention (CBD) als Teil des UN environment programme. Warum die Taxonomie gerade jetzt, da die Biodiversität aufgrund menschlichen Handelns massiv gefährdet ist, wichtig ist, erklärt die GTI so: „Wie wird entschieden, wo Schutzgebiete eingerichtet werden sollen, wenn man nicht weiß, was geschützt wird? Wie können Regulierungsbehörden schädliche invasive Arten identifizieren und bekämpfen, wenn man sie nicht von einheimischen Arten unterscheiden kann? Wie stellen Entwicklungsländer sicher, dass sie von der Nutzung ihrer biologischen Vielfalt profitieren, wenn sie die genutzte biologische Vielfalt nicht kennen? Die Taxonomie vermittelt ein grundlegendes Verständnis der Komponenten der biologischen Vielfalt, das für eine wirksame Entscheidungsfindung über Erhaltung und nachhaltige Nutzung erforderlich ist.“

Info www.inaturalist.org www.fh-kaernten.at www.cbd.int/gti (Global Taxonomy Initiative der Biodiversitätskonvention)

Die Erzwespe (lat. Torymus bedeguaris) wurde vom schwedischen Forscher Carl von Linné im Jahr 1758 erstbeschrieben. Sie ist 3–6 mm lang, die Weibchen meist etwas größer als die Männchen


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Zahlstelle KI so sicher wie das Amen im Gebet 31,24 Milliarden US-Dollar weltweit soll der Umsatz mit KI-Unternehmensanwendungen im Jahr 2025 betragen.

17,28 Milliarden US-Dollar weltweit beträgt der Umsatz mit KI-Unternehmensanwendungen im Jahr 2023.

64 13,3

Prozent der Österreicher:innen sind für ein Verbot von ChatGPT an Schulen – laut einer PwC-Umfrage unter 1.001 Befragten über die Einstellungen, Wünsche und das Nutzungsverhalten gegenüber ChatGPT und KI in Österreich.

Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen künstliche Intelligenz. Neun Prozent der Unternehmen in Österreich.

PLUS

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30 Prozent der Österreicher:innen fürchten, dass KI ihren Arbeitsplatz gefährdet – laut PwC-Umfrage über das Nutzungsverhalten bei ChatGPT in Österreich.

Prozent der Österreicher:innen nutzen ChatGPT laut PwC-Umfrage über das Nutzungsverhalten bei ChatGPT in Österreich.


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