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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

anzeiger

Gewinnen

Sie einen von 3 Festivalpässen für die Buch Wien

Mit KI mehr Bücher verkaufen?

KI verändert die Buchbranche. Aber was heißt das für uns? Ein Überblick

SLOWENISCHE

Wo Licht einfällt: Ein Gespräch mit Philippe Sands

Der Träger des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels im Interview

BÜCHER IM OTTO MÜLLER VERLAG

INGEBORG-BACHMANNPREISTRÄGERIN 2022

Ana Marwan

Verpuppt (2. Auflage)

Roman, aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof

220 Seiten, gebunden

€ 24,- (E-Book: € 19,99)

ISBN 978-3-7013-1302-0

Erschienen im Januar 2023

DER AVANTGARDEDICHTER VOM KARST

Srečko Kosovel

Mein Gedicht ist mein Gesicht

Invention einer orphischen Landschaft

Hrsg. und übers. aus dem Slowenischen von Ludwig Hartinger

Federzeichnungen und Holzschnitte von Christian Thanhäuser

180 Seiten, broschiert | € 23,-

ISBN 978-3-7013-1305-1

Erschienen im Februar 2023

ZWEISPRACHIGE AUSGABE! (D/SLO)

Cvetka Lipuš

Weggehen für Anfänger / Odhajanje za začetnike Gedichte, aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof

Mit einem Vorwort von Drago Jančar

148 Seiten, gebunden | € 23,-

ISBN 978-3-7013-1304-4

Erschienen im Februar 2023

ÖSTERREICHISCHE POST AG FIRMENZEITUNG / GZ 02Z030877 M / 158. JAHRGANG
9 2023
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OTTO MÜLLER VERLAG
www.omvs.at

reinhard-priessnitz-preis 2023 an bastian schneider!

Preisverleihung am30.Oktober2023 um19.00Uhr imLiteraturhausWien Laudatio:PeterRosei

»Realität und Fiktion, Wunsch und Wahrheit mischen sich hier so ver wirrend wunderbar, dass wir nicht mehr wissen, wer eine reale und wer Figur aus dem Roman ist, und nähern wir uns auf fantasievollen Pfaden dem Urgrund des Erzählens: ist ich immer ich oder doch ein anderer?«

Elke Heidenreich

Hardcover, 168 Seiten, € 20,–ISBN 978-3-85449-606-9

sonderzahl

Der Bücherherbst hat begonnen. Die Verlage arbeiten mit Hochdruck, um die aktuellen Titel auszuliefern, zu bewerben und zu präsentieren. Viele arbeiten bereits an ihrer Frühjahrsvorschau und bereiten sich auf die kommende Buchmesse vor.

Die Frankfurter Buchmesse ist diesmal r Österreich besonders interessant: Zwar sind wir nicht selbst Gastland, aber wir nehmen eine Vermittlerposition ein. Wenn es um Literatur aus unserem Nachbarland Slowenien geht – der heurige Ehrengast in Frankfurt –, schaut der deutsche Buchmarkt nicht zuletzt nach Österreich: Hier werden viele slowenische Autor:innen ins Deutsche übersetzt, viele weitere leben in Österreich, schreiben auf Deutsch und haben hier ihre erste Verlagsheimat gefunden.

Auch hierzulande tut sich einiges: Der diesjährige Träger des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels wurde verkündet: Philippe Sands erhält die höchste Auszeichnung, die der österreichische Buchhandel zu vergeben hat. Wer den Österreichischen Buchpreis erhält, wird sich erst im November zeigen, wo die Verleihung traditionell den Au akt zur Buch Wien bildet. Die Longlist steht aber schon fest, Sie finden sie auf den folgenden Seiten.

All das beschä igt uns in diesem anzeiger. Natürlich auch das Ende der Medienlogistik mit all seinen Konsequenzen. Was der Auslieferungsstopp der MELO r unsere Branche bedeutet, wird ebenfalls in dieser Ausgabe beleuchtet.

Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Herbstgeschä und ho e, vielen von Ihnen in Frankfurt zu begegnen!

Verlag und Auslieferung in Salzburg!

Wir haben unsere Verlagsauslieferung modernisiert und unsere Kapazitäten ausgebaut:

Seit 1. September 2023 beliefern wir rasch, zuverlässig und günstig alle unsere Kunden von der Bergstraße in Salzburg aus.

Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Lesley Kirnbauer, DW 11, kirnbauer@hvb.at Aboverwaltung : Manon Rieser, DW 12, rieser@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Ramona Metzler, DW 952, metzler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

Zustellung

in Österreich durch CARGOE oder Zeitfracht Bücherwagen.

Bestellungen und Fragen bitte an: Anton Pustet Verlagsauslieferung

Armin Heinlein, Gottfried Kuhn

T + 43 662 87 35 07-56

Mobil +43 664 82 26 775 verlagsauslieferung@spv-verlage.at Mo–Do: 8:00–17:00 Uhr

Fr: 8:00–12:00 Uhr

Verlagsvertretung Österreich Bernhard Spiessberger

T + 43 1 907 86 41 mail@verlagskontor.at

www.pustet.at

Auftragserteilung bis Lieferung –alles aus einer Hand

sonderzahl anzeiger / 3 – 158. Jahrgang –
FOTO: KATHARINA F. ROSSBOTH
„Wenn es um Literatur aus unserem Nachbarland Slowenien geht, schaut der deutsche Buchmarkt nicht zuletzt nach Österreich“
Benedikt Föger

Blicke in die Zukunft

Die Zukunft der Buchbranche: KI und andere wichtige Themen

Ich wollte dieses Editorial eigentlich von ChatGPT schreiben lassen. Das hätte mir Arbeit erspart und würde außerdem zu unserem Titelthema passen. Der Versuch war ein Reinfall. Der Chatbot schlug unter anderem vor, einen „aus hrlichen Bericht über die Verbesserung der ökologischen Bilanz der MELO“ anzukündigen.

Man sieht: KI kann uns noch nicht alle ersetzen. Aber es gibt durchaus schon einiges, was sie r die Branche leisten kann. Mehr dazu erfahren Sie ab Seite 14.

Über den endgültigen Lieferstopp der MELO und dessen Auswirkungen auf den österreichischen Buchmarkt berichten wir auch: basierend auf Fakten, nicht auf den Fabelmärchen eines Chatbots (S. 5).

Sonst geht es in dieser Ausgabe vor allem um gute Literatur: Aktuelle Empfehlungen finden Sie auf den Seiten 20 bis 24. Die lesenswerten Titel auf der Longlist r den Österreichischen Buchpreis stehen auf Seite 7.

Auf Seite 13 berichten wir über den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels r Toleranz in Denken und Handeln: Dieses Jahr wird er an Philippe Sands verliehen. Ein aus hrliches Gespräch mit dem Autor lesen Sie ab Seite 30. Ich kann es Ihnen wärmstens empfehlen.

Ebenso empfehlen kann ich Ihnen den Gastkommentar (S. 37): Er ist eine wunderbare Einstimmung auf das nächste Großereignis r die Branche: die Frankfurter Buchmesse.

5 MARKTBEOBACHTUNG

Die Buchlogistik nach MELO Folgen r die Buchbranche

6 WISSENSWERT

Österreichischer Buchpreis

Das sind die Longlist-Titel

Philippe Sands

Der Träger des Ehrenpreises r Toleranz in Denken und Handeln

14 ESSENZIELL

Mit KI mehr Bücher verkaufen

Was Artificial Intelligence für die Buchbranche leisten kann

18 INTERNATIONAL

Nachwuchsparlament

Das will die Jugend in der Buchwelt bewegen

20 SCHWERPUNKT

Bücherherbst

Empfehlungen von Influencer: innen und aus dem Handel

25 GEWINNSPIEL

Buch Wien Festivalpässe!

26 BESTSELLER

14

Das sind die meistverkauften

Titel im August 2023

28 HVB-PORTRÄTS

Bernhard Borovansky

Braumüller Verlag

Helmut Zechner

Buchhandlung Heyn

30 SELBSTREDEND

Philippe Sands

Der Anwalt, Professor, Autor und Ehrenpreisträger im Gespräch

36 KLASSIKER

Cordelia Edvardson

Schreiben an der Schwelle zwischen Leben und Tod

37 GASTKOMMENTAR

Lojze Wieser

Der Verleger schreibt über den diesjährigen Ehrengast in Frankfurt: Slowenien

38 TERMINE

Buchveranstaltungen im Oktober

anzeiger / 4 FOTO: NINI TSCHAVOLL
– Inhalt –
Linn Ritsch Chefredakteurin Bücher schreiben, übersetzen, verlegen und vermarkten – macht das alles bald die KI?

Die Buchlogistik nach MELO

MELO stellt den Betrieb ein. Was heißt das für die Branche? Und welche Herausforderungen stellen sich für die Buchlogistik?

Anfang September. Medienlogistik Pichler-ÖBZ GmbH & Co KG, kurz MELO, gibt bekannt, bis Jahresende den Betrieb einzustellen. Trotz eines positiven Abschlusses des Sanierungsverfahrens im Juni wird das Unternehmen nach Rückzug zweier möglicher Investoren schließen. MELO zieht sich schrittweise aus dem Tagesgeschäft zurück. Eine uneingeschränkte Betreuung betroffener Verlage wird nur bis Ende September garantiert.

Für Österreichs Buchbranche ergibt sich damit eine neue Situation: MELO war nach Mohr Morawa das größte Auslieferungsunternehmen des Landes. Zu seinen Partnern zählten Verlage wie Amalthea, Brandstätter, Kremayr & Scheriau und Styria. Viele von ihnen haben den Wechsel zu Mohr Morawa bereits vollzogen oder sind gerade dabei. „Laut den Rückmeldungen seitens der Verlage und Buchhandlungen verlief der Wechsel zu uns problemlos und erfolgreich“, sagt Mohr-Morawa-Geschäftsführer Rainer Fritthum.

Die neue Entwicklung brächte für den Buchmarkt in Österreich keine dramatische Veränderung, so Fritthum weiter. „Wir werden versuchen, allen Verlagen eine Auslieferungsheimat zu bieten, solange es sich wirtschaftlich sinnvoll abbilden lässt. Der Bucheinzelhandel ist nach wie vor in der glücklichen Situation, zu Auslieferungskonditionen im Nachtsprung beliefert zu werden.“ Das heißt, der Großteil der Transportwege wird bei Nacht zurückgelegt, wenn günstige Verkehrsbedingungen herrschen.

Die Buchlogistik steht derzeit vor Herausforderungen: Ausgaben für Personal, Treibstoff und Energie sind deutlich angestiegen. „Belieferung im Nachtsprung, möglichst späte Bestellzeiten, hohe Verfügbarkeiten, kleine, dafür tägliche Bestellmengen bedeuten in Summe hohe Grundkosten, die Verfügung über hohe Liquidität sowie funktionierende, schlanke und effiziente Strukturen“, erklärt Fritthum. Wie stark der Druck auf Buchgrossisten angestiegen ist, zeige sich nicht nur im Lieferstopp von MELO: „In Österreich und Deutschland mussten in den letzten Jahren etliche Betriebe ihre Auslieferung einstellen.“

Eine einfache Lösung gibt es nicht. Inflation und globale Krisen sind branchenübergreifend spürbar. In der Buchbranche werden steigende Kosten in Logistik, im Verlagswesen und im Buchhandel vor allem durch ein Anheben der Buchpreise ausgeglichen. Derzeit bilanziert der Gesamtmarkt positiv:

Im ersten Halbjahr 2023 wuchs der Gesamtumsatz im österreichischen Buchhandel um vier Prozent.

Trotzdem können die enormen Mehrkosten von den meisten Branchenteilnehmern nicht ausgeglichen werden. Vorausschauendes und überlegtes Wirtschaften ist nötig. In der Logistik sei die Menge ausschlaggebend, erklärt Fritthum. „Der Markt in Österreich ist insgesamt überschaubar. Auslieferung rechnet sich erst, wenn eine bestimmte Stückzahl überschritten ist.“

Als größte Buchauslieferung des Landes steht Mohr Morawa vergleichsweise gut da. Von einer Monopolstellung könne aber nicht die Rede sein, sagt Fritthum. „Es gibt immer noch Barsortimente und Verlagsdirektlieferungen. Hier stehen wir nach wie vor im Wettbewerb. Mohr Morawa führt keinen aggressiven Verdrängungswettbewerb. Vielleicht haben wir in den letzten Jahren unsere Hausaufgaben nur ein wenig besser erledigt.“

anzeiger / 5 – Marktbeobachtung –
FOTO: TATSIANA YATSEVICH
Text: Linn Ritsch
„Belieferung im Nachtsprung, späte Bestellzeiten, hohe Verfügbarkeiten und kleine Bestellmengen bedeuten hohe Grundkosten für die Buchlogistik“
Mohr-Morawa-Geschäftsführer Rainer Fritthum

Ö1 Buch des Monats

Die in Wien lebende Schriftstellerin Bettina Balàka hat sich in den letzten Jahren nicht zuletzt mit historischen Romanen einen Namen gemacht. Ihr jüngstes Buch führt ins Biedermeier und den Wiener Vormärz: „Der Zauberer vom Cobenzl“. Die Handlung des Romans beruht auch diesmal auf historischen Fakten: Der Chemiker Karl von Reichenbach hat sich selbst als grundvernünftigen Menschen gesehen. Heute gilt er als Grenzgänger zwischen seriöser Naturwissenschaft und parawissenschaftlicher Esoterik. Das hängt mit einer Entdeckung zusammen, die Reichenbach Anfang der 1840er-Jahre gemacht zu haben glaubte: Damals postulierte der Freiherr die Existenz einer alles durchdringenden Lebenskraft namens „Od“ – nach dem Germanengott Odin benannt –, die Reichenbach in Feldversuchen wissenschaftlich nachzuweisen versuchte. Der Kampf um Frauenrechte und schwärmerische Wissenschaftsgläubigkeit, freiherrliche Exzentrik und spätromantische Alchemie, demokratische Aufbrüche und spannungsgeladene Vater-Tochter-Beziehungen – all diese Themen werden in Bettina Balàkas Roman auf farbige Weise miteinander verschmolzen.

Das wird die

Ö sterreichs größtes Buchfest findet dieses Jahr vom 8. bis 12. November statt. Darauf dürfen Sie sich freuen:

• Über 400 Lesungen, Bühnengespräche, Podiumsdiskussionen und Vorträge mit heimischen und internationalen Autor:innen und Kulturschaffenden

• Über 500 Autor:innen aus den Bereichen Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft

• Die Lange Nacht der Bücher mit Eröffnungsrede am 8. November: erstmals öffentlich zugänglich

• Poetry Slam: Moderiert von Mieze Medusa und Markus Köhle, prallen literarische Performance-Künstler:innen aufeinander

• Kinder- und Jugendprogramm mit interaktiven Lesungen und originellen Mini-Workshops

• Gratiseintritt für Kinder: Die Altersgrenze wurde von 10 auf 14 Jahre angehoben

Buch Wien 23

WAS DAS PUBLIKUM

VON BUCHMESSEN WILL

Um eine Buchmesse erfolgreich zu gestalten, muss man stets weiterlernen. Beispielsweise bei internationalen Workshops. „Der Aufbau tieferer Beziehungen zum Publikum ist der Schlüssel zur Stärkung der Rolle von Buchmessen.“ Das war die These bei einem Workshop im Rahmen von Aldus Up. Die Veranstaltung des Europäischen Buchmessen-Netzwerkes fand am 20. und 21. Juli in Madrid statt. Es wurden Ansätze erkundet, mit denen Beziehungen zu verschiedenen Publikumsgruppen entwickelt werden können.

Bettina Balàka:

„Der Zauberer vom Cobenzl“, Roman, Haymon Verlag, Innsbruck, 248 Seiten

Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhandlungen beworben werden kann.

• Gratiseintritt für Schüler:innen im Klassenverband und ihre Begleitpersonen

• Extra-Klasse-Programm für Schulklassen und Pädagog:innen

Holen Sie sich Ihre Messetickets im Vorverkauf – oder machen Sie bei unserem Gewinnspiel mit und sichern Sie sich einen Gratis-Festivalpass!

Die Teilnehmer:innen „erfanden“ fiktive Besucher:innen, also „Personas“, die darüber sprachen, was einen angenehmen Messebesuch ausmacht. „Es ging darum, sich in die Zielgruppe hineinzudenken“, erzählt Verena Müller. Sie nahm für das Team der Buch Wien am Workshop teil. „Die ‚Personas‘ wurden mit einer Lebensgeschichte und realen Problemen ausgestattet. Dann wurde überlegt, welches Angebot man ihnen macht und welche Wünsche sie haben.“ Ihr Fazit: „Ein gelungener Workshop und wichtiges Netzwerk-Event!“

anzeiger / 6 – Wissenswert –
FOTO: ORF/URSULA HUMMEL-BERGER,NICOLA MONTFORT
Auch dieses Jahr freut sich die Buch Wien wieder auf volle Hallen

– Wissenswert –

Österreichs 13 Superstars

Die zehn Titel der Longlist des Österreichischen Buchpreises stehen fest. Ebenso wie die drei Titel der Debütpreis-Shortlist

Aus 137 Büchern die zehn besten auszuwählen ist schwere Arbeit. (Letztes Jahr hat die Buchpreis-Jurorin Edith Ulla-Gasser einen Gastkommentar darüber geschrieben, warum das so ist. Zu finden ist er im anzeiger 9/22.) Aber jetzt ist es geschafft: Die zehn Titel der Longlist für den Österreichischen Buchpreis stehen fest. Ausgewählt wurden sie aus belletristischen, essayistischen, lyrischen und dramatischen Werken, die zwischen dem 10. Oktober 2022 und dem 10. Oktober 2023 erschienen sind oder noch erscheinen werden.

Die Jury für den Österreichischen Buchpreis 2023: Verena Brunner-Loss (Buchhändlerin), Imogena Doderer (Kulturredakteurin, ORF), Joachim Leitner (Kulturredakteur, Tiroler Tageszeitung), Katrin Schumacher (Literatur-

kritikerin, MDR), Norbert Christian Wolf (Literaturwissenschaftler, Universität Wien)

Der Preis wird vom BMKÖS, dem HVB und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet.

Shortlist und Preisverleihung:

Die fünf Titel für die Shortlist des Österreichischen Buchpreises werden am 10. Oktober 2023 veröffentlicht. Am Abend der Preisverleihung am 6. November 2023 erfahren die fünf Autor:innen der Shortlist sowie die drei Autor:innen der Debütpreis-Shortlist, wer die Gewinner:innen sind.

Die Preisträgerin bzw. der Preisträger erhält 20.000 Euro, die vier anderen Finalist:innen jeweils 2.500 Euro. Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, die beiden anderen DebütpreisFinalist:innen bekommen ebenfalls 2.500 Euro.

Die für den Österreichischen Buchpreis nominierten Titel: Birgit Birnbacher Wovon wir leben (Zsolnay)

Milena Michiko Flašar Oben Erde, unten Himmel (Wagenbach)

Susanne Gregor Wir werden fliegen (Frankfurter Verlagsanstalt)

Wolf Haas Eigentum (Carl Hanser)

Maja Haderlap Nachtfrauen (Suhrkamp)

Die für den Debütpreis nominierten Titel: Arad Dabiri Drama (Septime)

Thomas Oláh Doppler (Müry Salzmann)

Eva Reisinger Männer töten (Leykam)

Eine Broschüre mit nominierten Titeln und ausführlichen Leseproben liegt derzeit in österreichischen Buchhandlungen auf

Bodo Hell Begabte Bäume (Droschl)

Karin Peschka Dschomba (Otto Müller)

Teresa Präauer Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein)

Clemens J. Setz Monde vor der Landung (Suhrkamp)

Christina Walker Kleine Schule des Fliegens (Braumüller)

Am Donnerstag, den 18. Oktober, um 19 Uhr lesen die drei Autor:innen der Shortlist Debüt in der Bibliothek der AK Wien. Anmeldungen unter bibliothek@akwien.at. Die Lesung wird auch im Live-Stream übertragen.

anzeiger / 7 FOTOS: BEIGESTELLT

Personalia

NEUE SEKTIONS LEITERIN FÜR KUNST UND KULTUR

Theresia Niedermüller ist die neue Leiterin der Sektion Kunst und Kultur im BMKÖS. Niedermüller sei „eine erfahrene Verwaltungsexpertin mit einem feinen Gespür für die Anliegen der Kunst- und Kulturszene“, sagt Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Niedermüller ist Betriebswirtin und war zuletzt Leiterin der Gruppe Beteiligungsmanagement und Steuerung und der Abteilung Beteiligungsmanagement Bundestheater. Sie folgt auf Jürgen Meindl, der am 1. 9. seine neue Funktion als österreichischer Botschafter in Belgien antritt.

Österreichischer Krimipreis für „Eberhofer“

Der mit 4.000 Euro dotierte Österreichische Krimipreis geht in diesem Jahr an die bayrische Bestsellerautorin Rita Falk. Er wird im Rahmen des Krimifests Kärnten am 15. Oktober in Villach verliehen. Die Laudatio hält Herbert Dutzler, der den Preis im Vorjahr erhalten hat. Der Österreichische Krimipreis wird heuer zum sechsten Mal vergeben. Zu den bisherigen Preisträger:innen zählen Thomas Raab (2017), Ursula Poznanski (2018) und Alex Beer (2019). Initiiert wurde der Preis unter anderem vom Tiroler Bestsellerautor Bernhard Aichner. Die Preisverleihung findet abwechselnd beim Krimifest Tirol und der Schwesterveranstaltung in Kärnten statt.

Die 1964 geborene Schriftstellerin Rita Falk zählt zu den erfolgreichsten Krimiautor:innen im deutschen Sprachraum. Bekannt wurde sie

Rita Falk, Autorin der „EberhoferKrimis“

durch ihre Bücher über den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer. Mehrere ihrer Romane wurden erfolgreich verfilmt. Im Oktober erscheint Falks neuer, bereits zwölfter Eberhofer-Krimi „Steckerlfischfiasko“.

Veza-Canetti-Preis für Anna Kim

NEUER VORSTAND BEI FACULTAS

Am 1. September übernahm

Robert Langenberger das Vorstandsamt der Facultas Verlagsund Buchhandels AG. Er ist seit 20 Jahren für nationale und internationale Medienunternehmen in führenden Positionen tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der Styria Medienhaus Lifestyle GmbH sowie Vizepräsident des Österreichischen Zeitschriftenverbands und Vorstandsmitglied der Österreichischen Auflagenkontrolle. Langenberger folgt Rüdiger Salat, der seit 2015 die Leitung als Vorstand von Facultas innehatte.

Anna Kim ist die diesjährige Preisträgerin des Veza-Canetti-Preises der Stadt Wien. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler wird die Auszeichnung am 4. Dezember im Wappensaal des Wiener Rathauses an Kim überreichen.

In der Jurybegründung heißt es: „Anna Kims literarisches Schaffen besticht durch ihr großes Interesse an der Erkundung des Menschen als ein gesellschaftlich geformtes Wesen, durch ihre theoriebasierte Herangehensweise an gesellschaftlich relevante Themen und nicht zuletzt durch die literarische Umsetzung ihrer gesellschaftskritischen Konzepte in einen so differenzierten wie feinen Detailreichtum, den sie in wirkungsmächtigen Bildern gestaltet.“

Anna Kim wurde 1977 in Südkorea geboren, seit 1984 lebt sie in Wien. Seither veröffentlichte sie Erzählungen, Romane und Essays und erhielt mehrere Literaturstipendien sowie Auszeichnungen. Ihr 2022 bei Suhrkamp erschienener Roman „Geschichte eines Kindes“ wurde für den Österreichischen sowie für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Benannt nach der Wiener Autorin Veza Canetti (1897–1963), erinnert die Auszeichnung auch an jene österreichischen Literatinnen, die systematisch von der literaturwissenschaftlichen Kanonbildung ausgeschlossen worden sind.

anzeiger / 8 – Wissenswert –FOTOS: ASTRID ECKERT, NICOLA MONTFORT,
NATALIE PALOMA, BMLV/PAUL KULEC
Anna Kim bei der Buch Wien 22 Theresia Niedermüller Robert Langenberger

Unabhängig von der Schweiz

Elster & Salis Wien wird eigenständig. Vor rund einem Jahr als Imprint der Elster & Salis AG in Zürich gegründet, wird das Unternehmen rechtlich zu einem eigenen Verlag. Bisher wurde die Marketing- und Pressearbeit gemeinsam erledigt, in Zukunft wird Elster & Salis Wien seine allein gestalten. Ab dem Frühjahr 2024 soll der Verlag eine eigene Homepage und eine eigene Vorschau haben. Nur die mit dem Züricher Verlag gemeinsamen Auslieferungen bleiben bestehen: in Österreich mit Mohr Morawa, in Deutschland mit Prolit.

„Unser Ziel bei Elster & Salis Wien war immer, österreichische

Autor:innen zu veröffentlichen“, erklärt Anja Linhart, Leiterin des neuen Wiener Verlags. Die rechtliche Eigenständigkeit beider Verlage ermögliche eine Schärfung des jeweiligen Profils. Mit seinen letzten beiden Titeln („Die Wirtinnen“ von Silvia Pistotnig, und Gabriele Kögls „Brief vom Vater“) konnte sich Elster und Salis Wien einen Platz in der österreichischen Buchszene schaffen. „Ab jetzt konzentrieren wir uns ausschließlich auf unser eigenes Programm und fördern die zeitgenössische österreichische Belletristik noch stärker. Mit unseren Titeln wollen wir nahe am Zeitgeist der Gesellschaft liegen. Wichtig ist auch der wertschätzende Umgang mit den Autor:innen. Dank unseres kleinen Verlagsprogramms mit zwei bis vier Titeln pro Jahr bekommen sie individuelle Betreuung und Aufmerksamkeit.“

Der Gemeinschaftsstand Österreichs 2022

Österreich in Frankfurt, Slowenien im anzeiger

Zum 75. Mal Frankfurter Buchmesse: Heuer findet sie vom 18. bis 22. Oktober 2023 statt. Zum Jubiläum werden besonders viele Veranstaltungen, Feste und Branchenhighlights geboten – darunter auch für die Literatur Sloweniens. Der diesjährige Ehrengast setzt in seinem Programm auf Poesie und Nachhaltigkeit. Wissenswertes über die Literaturlandschaft Sloweniens erfahren Sie in der vorletzten Ausgabe vom anzeiger, erschienen am 22. 6. 2023. Österreichische Bücher findet man am Gruppenstand der Wirtschaftskammer Österreich in der Halle 3.1, Stand F61. Insgesamt 23 österreichische Verlage sind dort vertreten.

Neue Auslieferung in Österreich für den PONS Langenscheidt Verlag

Ab dem 01.10.2023 übernimmt die Mohr Morawa Buchvertrieb GmbH die Auslieferung des Verlags PONS Langenscheidt GmbH in Österreich. Dies umfasst die Sprachenprogramme der Marken

PONS und Langenscheidt sowie die Lernhilfen-, Vorschul- und Erstlesetitel der Marke Klett Lerntraining. Die Vertretung im Buchhandel erfolgt in bewährter Weise weiterhin durch die Verlagsagentur Kager & Treml. Bestellungen bis inkl. 27.9. werden noch durch das SVK ausgeführt. Für Bestellungen oder logistische Anfragen, wenden Sie sich ab dem 01.10.2023 bitte an:

Mohr Morawa Buchvertrieb GmbH • Tel.: +43 (1) 680-14-0 bestellung@mohrmorawa.at • www.mohrmorawa.at

Wichtige Info:

Die Auslieferung der Schulbuch-Verlage Ernst Klett Sprachen und Ernst Klett Verlag verbleibt beim Stuttgarter Verlagskontor SVK. Bitte bestellen Sie unter Tel.: +49 (0)711 - 6672 1100 • svk@svk.de

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Anja Linhart leitet Elster und Salis in Wien

Zum Tod von Murray G. Hall

Am 4. September ist der 1947 in Kanada geborene Germanist und außerordentliche Professor der Universität Wien nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Hall studierte in Kanada, Freiburg im Breisgau und Wien und wurde 1975 promoviert. Sein Forschungs- und Publikationsschwerpunkt war das Verlagswesen und die Buchhandelsgeschichte. Seine 1985 erschienene zweibändige „Österreichische Verlagsgeschichte 1918 bis 1938“ wurde ebenso zu einem Standardwerk wie seine Geschichte des Zsolnay Verlages.

Dass Hall auch die „Arisierungen“ in der Branche aufarbeitete, brachte ihm Anfeindungen ein. Eine Stelle an der Wiener Universität blieb ihm verwehrt. Dennoch betreute er zahlreiche Dissertationen und Diplomarbeiten zum Thema Buchforschung. Murray G. Hall war außerdem Leiter eines Projektes, das sich mit der Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek in der NS-Zeit befasste.

Pionierarbeit leistete er auch auf dem Gebiet der Nachlassforschung und bei der Etablierung des Österreichischen Literaturarchivs. Seit 1999 war er Herausgeber und Redakteur der Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich und der Reihe „Buchforschung“. Für seine Verdienste wurde Hall unter anderem mit dem Preis der Stadt Wien für Publizistik ausgezeichnet und vom Verband der Antiquare Österreichs zu seinem „Patron of Honour“ ernannt. „Murray war bis zuletzt ein leidenschaftlicher Forscher“, sagt Johannes Frimmel, Obmann der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich. „Sein Tod ist für die österreichische Wissenschaft ein großer Verlust.“

Der achte Geburtstag am See

Am 1. September feierte die Seeseiten Buchhandlung in der Wiener Seestadt ihr achtjähriges Bestehen: „Mit über 200 Besucher:innen, zwei Lesungen, einem Konzert, Essen, Trinken und vor allem sehr vielen lieben Leuten“, erzählt Buchhändler Johannes Kößler. Eröffnet wurde das Fest von Petra Hartlieb und Hubert Flattinger.

Sie lasen aus ihrem bei Leykam erschienenen Buch „Der Wald heult“. Für die kleinen Gäste gab es anschließend einen Kinderrätselstand und Kinderschminken, die

Erwachsenen ließen sich von einer Performance des Singer-Songwriters Oskar Haag begeistern. Und natürlich vom kulinarischen Angebot.

Unter den Gästen fanden sich Branchenmitglieder wie Rainer Fritthum, Brigitte Wetter, Petra und Oliver Hartlieb, Rotraut Schöberl und Erwin Riedesser. „Und viele liebe Nachbar:innen, Seestädter:innen und Kund:innen“, erzählt Kößler. „Mit unserem wunderbaren Team konnten wir für ein rauschendes Fest und großartige Stimmung sorgen.“

Eine STADT. Ein BUCH: Bei Wiens größter Buch- und Leseaktion ist dieses Jahr Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ gratis zu haben. Der 1995 erschienene Roman, mittlerweile ein internationaler Millionenseller, erzählt eine Liebesgeschichte, aber auch über die Bedeutung des Lesens als Kulturtechnik. Für „Eine STADT. Ein BUCH“ passt der Roman perfekt: Die Aktion soll die leider noch immer hohen Lesedefizite innerhalb der österreichischen Bevölkerung etwas lindern sowie auf bestehende Angebote hinweisen.

Wiens Kulturstadträtin Veronica KaupHasler versteht die Aktion als Teil der Politik „Kultur für alle“: Kunst und Kultur sollen immer wieder auch gratis erlebbar sein – ob im Theater, in den Museen, in der Musik oder in der Literatur.

Eine eigens hergestellte Ausgabe des Romans wird in einer Auflage von 100.000 Exemplaren gedruckt und in der Stadt verteilt. Auch im Buchhandel kann man sich wieder ein Gratisexemplar holen. Der HVB sorgt wie immer für die Logistik bei seinen Mitgliedsbuchhandlungen.

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FOTOS: GUSTAVO ALLIDI-BERNASCON, BEIGESTELLT
Murray G. Hall
Selber lesen mit dem „Vorleser“
Feierlaune in der Buchhandlung: Petra Hartlieb und Thomas Raab (hinten) mit den Buchhändler:innen Bettina Wagner und Johannes Kößler

AUSLIEFERUNGSWECHSEL

WIR FREUEN UNS SEHR!

AB DEM 2. OKTOBER 2023 wechseln wir unsere Auslieferung zu

Mohr Morawa Buchvertrieb Gesellschaft mbH Sulzengasse 2, 1230 Wien

WIR FREUEN UNS SEHR!

Telefon Bestellungen: + 43 1 680 14 5

Fax Bestellungen: + 43 1 688 71 30,

Fax 2: + 43 1 689 68 00

Email Bestellungen: bestellung@mohrmorawa.at www.mohrmorawa.at

UNSERE VERLAGSVERTRETUNGEN IN ÖSTERREICH

Rowohlt Verlag GmbH

Christoph Reisenauer

Hetzendorfer Straße 109 / 20

1120 Wien

Tel. +43 1 971 33 76

Fax +43 1 990 62 45

christoph.reisenauer@rowohlt.de

S. Fischer Verlag GmbH und Argon Verlag AVE GmbH

Ulf Moser

Strozzigasse 1/8

1080 Wien

Tel. +43 (0) 664 54 57 852

Fax +49 69 247 423 162 ulf.moser@fischerverlage.de

Verlag Kiepenheuer & Witsch

GmbH & Co. KG und Galiani Berlin

Bernhard Spiessberger

Liechtensteinstraße 17/2

1090 Wien

Tel. +43 1 907 86 41

Fax +43 1 916 61 47

mail@verlagskontor.at

Titelschutzmeldungen

Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeiger

Titel melden können Sie auf www.buecher. at/titelschutz oder per E-Mail unter gstaltmeier@hvb.at.

Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur

€ 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–.

Christina Gstaltmeier berät Sie gern unter gstaltmeier@hvb.at Tel. 01/512 15 35 DW 14.

(*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: HAP KI Do Kampfkunst und Lebensziel in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Ing. Gerhard Agrinz

8430

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die zwei Einzeltitel: Ereignisse in Seefeld und Gr. Kadolz von 1880 bis heute in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Marktgemeinde Seefeld-Kadolz Seefeld 39, 2062 Seefeld-Kadolz, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Der weibliche Zyklus Die ursprüngliche Kraft des Frauseins in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. mein Sein – einfach ich Hauptstraße, 4816 Gschwandt Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Schwimmteich, Naturpool, Kombi- und Kleinbadeteich

Bau, Betrieb, Pflege und Sanierung. in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Verband Österreichischer

Schwimmteich- und Naturpoolbau

Rosenweg 2, 9560 Feldkirchen in Kärnten, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Danke Tibet – Wo das Glück zuhause ist in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Günter Hager Landstraße, 4020 Linz, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: WORAUF WARTEN WIR? LEBEN IST JETZT! Mute Dir Dein Leben zu! in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

EFFATA Verlag

Franz-Wissgrill-Gasse 7, 3500 Krems, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Erfolgreich lernen mit ChatGPT und aus der eigenen Lernhölle entkommen? in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. semper fi GmbH Schönbrunner Straße, 1050 Wien Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Heilkraft der Alpen – Tourismus, Naturgenuss und Gesundheitsförderung. Ein Arbeitsbuch der Alpinen Gesundheitsregion SalzburgerLand in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Arnulf Hartl

Strubergasse, 5020 Salzburg, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: OCTAVIA – Im Zentrum des Seins in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Dieter Broers Verlag GmbH

Liechtensteinstr. 111–115, 1090 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Übers Überröckl

Garnierspenzer, Hut und Steppmieder in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Christine Eberl

Rosental, 5771 Leogang, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: TCM All in One

Kartenset Traditionelle Chinesische Medizin in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Ulrike Icha

Flurschützstraße, 1120 Wien, Österreich

anzeiger / 12 – Wissenswert –

Ein Anwalt des friedlichen Miteinanders

Der Anwalt, Universitätsprofessor und Schriftsteller Philippe Sands erhält den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln

Er ist die höchste Auszeichnung, die der österreichische Buchhandel zu vergeben hat: der Ehrenpreis für Toleranz in Denken und Handeln. Mit 10.000 Euro dotiert, wird er seit 1990 jährlich vom HVB ausgerichtet. Er würdigt Personen, die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement um Toleranz bemühen: für anderssprachige und kulturell anders geprägte Nachbarn. Ein Beitrag zu einem friedlichen Miteinander.

„Philippe Sands gehört fraglos zu den weltweit herausragendsten Juristen und Intellektuellen, die den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen und sich für eine bessere Welt einsetzen. Als Autor hat er mit Fachbüchern zum Völkerrecht ebenso wie mit seinen zeitgeschichtlichen Werken ein großes Publikum erreicht und bewiesen, dass Faktentreue und präzises Denken kein Gegensatz zu inhaltlichem Engagement, sondern dessen nützlichste Instrumente sind“, heißt es in der Jurybegründung.

Philippe Sands, geboren 1960, ist Anwalt und Professor für Internationales Recht und Direktor des Centre for International Courts and Tribunals am University College London. Er formulierte etwa die Anklage gegen den chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Sein Roman „Rückkehr nach Lemberg“ wurde mit dem renommierten Baillie Gifford Prize und dem Wingate­Literaturpreis 2016 ausgezeichnet und war Buch des Jahres bei den British Book Awards 2017. Zuletzt erschienen: „Die letzte Kolonie – Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Indischen Ozean“ (S.

Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Europäischen Literaturtage am 19. November im Klangraum Krems Minoritenkirche in Krems/Stein an der Donau statt. Die Europäischen Literaturtage versammeln unter der künstlerischen Leitung von Walter Grond seit fünfzehn Jahren internationale Schriftsteller:innen und Literaturinteressierte. Dieses Jahr finden sie vom 16. bis 19.

November statt. Das Verhältnis von Tier und Mensch steht leitmotivisch im Mittelpunkt zahlreicher Lesungen, Gespräche und Aufführungen: „Tiere und andere Menschen“ lautet der Titel der diesjährigen Literaturtage.

Auslieferung ab sofort direkt vom Verlag zu Buchhandelskonditionen, Libri, VLB-IBUManager. www.verlag-margarete-tischler.at

– Wissenswert –Novitäten Herbst
Hardcover 978-3-903370-21-0 Taschenbuch 978-3-903370-20-3 Hardcover-Bilderbuch
Gols Lesung unterm Nussbaum 6. und 7. Oktober
978-3-903370-22-7
7122
FOTO: ANTONIO ZAZUETA OLMOS anzeiger / 13
Ein ausführliches Interview mit Philippe Sands lesen Sie ab Seite 30. Am 19. November wird die höchste Auszeichnung des HVB an Philippe Sands verliehen

Bücher schreiben, übersetzen und vermarkten – macht das alles bald die KI?

anzeiger / 14

Mit KI mehr

Bücher verkaufen

DIE GROSSEN SPRACHMODELLE WIE CHATGPT WERDEN KEINE LITERARISCHEN GENIES

HERVORBRINGEN, ABER DIE BUCHBRANCHE GRÜNDLICH VERÄNDERN. ES GEHT

DARUM, DIE MÖGLICHKEITEN DER KI ZU ERLERNEN, UM SIE ZUM NUTZEN DES EIGENEN GESCHÄFTS ANWENDEN ZU KÖNNEN

ChatGPT, Bard oder Midjourney beeindrucken und verunsichern. Ihr niederschwelliger Zugang zu künstlicher Intelligenz (KI) sorgt für enorme Aufmerksamkeit. Einige feiern die ultimative Digitalisierung, andere fürchten um die Arbeitsplätze. Auch in der Buchbranche.

FACHBÜCHER ALS ERSTE

ANWENDUNGSBEREICHE VON KI

KI in der Buchbranche ist nicht neu. Es gibt bereits Anwendungen in der Wertschöpfungskette: etwa zur Optimierung der Produktionsprozesse oder Vertriebs- und Empfehlungssysteme, die Leser:innen und Bücher zusammenbringen. Neu ist das Aufkommen von großen Sprachmodellen wie ChatGPT, Bard oder Midjourney. Sie bieten das Potenzial zur grundlegenden Transformation der Art, wie Bücher geschrieben, übersetzt und ausgewählt werden.

Große Sprachmodelle (LLMs) sind eine Form künstlicher Intelligenz, die menschenähnliches Textverständnis und -generierung ermöglicht. Die Funktionsweise von LLMs beruht auf einem enormen Trainingsprozess, bei dem Mengen an Text analysiert

Text: Katharina Zangerl

Illustrationen: Georg Feierfeil

Wer bereits mit LLMs gearbeitet hat, weiß, dass damit schnell und effizient Texte produziert werden können. Allerdings bringen LLMs nicht in jedem Textgenre die gleiche Leistung. Sie glänzen bei informationsbasierten Aufgaben wie Produktbeschreibungen oder Anleitungen. Deshalb wurden sie bislang besonders im Fachbuchbereich eingesetzt. Bereits 2019 produzierte der deutsche Springer Nature Verlag ein Fachbuch mit Hilfe von KI, das den damaligen Forschungsstand zum Thema Lithium-IonenBatterien zusammenfasste.

werden, um linguistische Muster, grammatikalische Strukturen und semantische Zusammenhänge zu erlernen.

Christoph Bläsi von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz forscht im Bereich Buchwissenschaft und setzt sich mit LLMs auseinander. „Systeme, die vorher zur Anwendung gekommen sind, waren meist auf eine Aufgabe spezialisierte, individuelle Systeme.“ Diese Systeme würden jetzt durch LLMs ersetzt, „weil sie einfacher zu handhaben sind und mehrere Aufgabenbereiche gleichzeitig abdecken.“

ARBEITEN MIT CHATGPT GEHT NUR

BIS ZU EINEM GEWISSEN PUNKT

KI kann technische Sprache und Zusammenfassungen generieren, sie kann schnell Texte analysieren. Das bestätigt Henning Schönenberger von der Springer Nature Group. Der Verlag hat bereits mehrere Bücher mit Hilfe von KI erstellt und verlegt. Schönenberger erklärt die Rolle von KI im Fachbuchbereich: „Sie hat das Potenzial, den Fortschritt der Forschung weiter zu beschleunigen.“

Der Verlag testet jetzt auch die Erstellung von neuen Inhalten, also von

anzeiger / 15 – Essenziell –KI
Buchbranche »
in der

» Fachbüchern abseits von Zusammenfassungen. Schönenberger beschreibt den Prozess dazu so: „Wir wollen erkunden, inwieweit wir generative KI für die Erstellung neuer Texte einsetzen können.“ Es würde Autor:innen helfen, beim Schreiben ihres Manuskripts Zeit zu sparen, und „ihr Wissen würde damit schneller verfügbar sein.“

Der Test fand im Rahmen eines Hackdays im März 2023 statt, das Ergebnis soll ein Wirtschaftsbuch werden, das mit Hilfe von ChatGPT erstellt wird.

An diesem Projekt ist auch Christoph Bläsi beteiligt. Er bezeichnet den Einsatz von ChatGPT als „Brainstorming-Buddy“: „Wir haben ChatGPT zunächst gebeten, ein Inhaltsverzeichnis zu erstellen, und danach durch Nachbesserungen versucht, etwas zu erreichen, was unseren Vorstellungen entsprach. Die Herausforderung besteht darin zu erkennen, dass solche Systeme ihre Antworten danach generieren, ob sie sinnvoll klingen. Das heißt aber explizit nicht, dass sie stimmen müssen.“ Daher warnt der Buchwissenschaftler: „Das Arbeiten mit ChatGPT kann man also nur bis zu einem gewissen Punkt treiben, ab einer gewissen Stelle muss man selbst recherchieren und nachprüfen, ob Aussagen wirklich stimmen.“

Auch in der Genreliteratur sollen LLMs zum Einsatz kommen. Denn KI ist gut darin, Texte zu generieren, die Konventionen entsprechen. Über Trainingsdaten können LLMs Charaktere, Handlungsstränge und Settings erstellen, die typisch für bestimmte Genres sind. Bläsi sieht noch nicht, dass ChatGPT mit Autor:innen wie James Joyce oder Jane Austen mithalten könnte, nennt aber eine Gefahr für Genreliteratur: „Wenn man die flachsten Exponenten der Romance-Literatur zur Hand nimmt, wird man

relativ schnell herausfinden, dass Ergebnisse von ChatGPT diesen relativ ähnlich sein können. Es ist klar, dass genau diese Genres am stärksten unter Druck sind.“ ChatGPT wird kein zweiter James Joyce, aber in der Genreliteratur kommt es zum Einsatz, womit auch das Risiko einer Überproduktion steigt. Denn die Geschwindigkeit, mit der KI Inhalte generiert, und ihre Menge könnten den Markt übersättigen. KI-erzeugte Texte ähneln sich zwangsläufig in Stil und Substanz. Das birgt die Gefahr, dass Romane vorhersehbar werden und ihre Leser:innen dann langweilen.

Eine solche Überproduktion von immer gleichen Texten kann aber auch dazu führen, dass sich Leser:innen vermehrt nach hochwertigen und originellen Werken sehnen. Verlagen rät Bläsi, sich auf besondere Literatur zu stützen. In Zukunft werde die Verlagsbranche vor der Herausforderung stehen, die richtige Balance zwischen KI und menschlicher Kreativität zu finden. „Wichtig ist es für Verlage, zu verstehen, welchen Mehrwert es hat, Bücher zu verlegen, die eine KI eben nicht erstellen kann und das auch deutlich zu machen.“ Man müsse weg vom „More of the same“ und etwas völlig Neues probieren. Das sei die Top-Level-Strategie für anspruchsvolle Verlage.

KANN DIE MASCHINE LITERATUR EFFIZIENT ÜBERSETZEN?

Übersetzungsprogramme mit KI wie DeepL versprechen eine effiziente Lösung. Allerdings nicht bei literarischen Werken, meint Waltraud Kolb. Sie forscht am Institut für Translationswissenschaften der Universität Wien und beschäftigt sich insbesondere mit Maschinenübersetzungen. Diese seien in der Lage, schnell Standardsprache zu produzieren, würden aber an der Übertragung von literarischen Werken oft scheitern. „Wenn der Wunsch lediglich darin besteht, dass ein Text grammatikalisch korrekt ist, kann KI zum Teil helfen. Aber eine qualitativ hochwertige Übersetzung liefern die Systeme noch nicht. Sie übersetzen zu oft wörtlich und greifen zur naheliegendsten Lösung. Die ist jedoch in den meisten Fällen nicht die stilistisch beste Lösung.“

KI-Systeme werden bereits bei der Übersetzung von literarischen Werken eingesetzt. Sie bringen jedoch nicht jene Zeitersparnis und Effizienzsteigerung, die man sich davon erhofft hat. Denn noch sind sie nicht in der Lage, sprachliche Feinheiten, den

anzeiger / 16
Essenziell –
ILLUSTRATIONEN: GEORG FEIERFEIL
KI in der Buchbranche
„Verlage müssen rasch verstehen, welchen Mehrwert es hat, Bücher zu verlegen, die eine KI nicht erstellen kann“
Christoph
Bläsi, Forscher im Bereich Buchwissenschaft und LLMs

künstlerischen Ausdruck und den kulturellen Kontext zu erfassen. Dadurch wird die Rolle für Übersetzer:innen im Post-Editing wichtiger, also dem Überarbeiten von bereits maschinenübersetzten Texten.

Allerdings ist Post-Editing von KI-generierten Texten nicht unbedingt einfach, sagt Kolb. Denn Übersetzer:innen müssten erhebliche Ressourcen aufwenden, um KIgenerierte Texte zu überarbeiten und an die literarischen Anforderungen anzupassen. In der Praxis bedeutet dies, dass die erhoffte Zeitersparnis durch KI-Übersetzungen oft zunichtegemacht wird.

Eine weitere Hürde sieht die Translationswissenschaftlerin im Qualitätsunterschied der Sprachen. KI lernt aus Trainingsdaten. Das bedeutet auch, dass Programme in jenen Sprachen am besten funktionieren, in denen die meisten Trainingsdaten verfügbar sind – und das ist hauptsächlich Englisch. „KI übersetzt nicht alle Sprachen gleich gut. Je weniger verbreitet eine Sprache ist, desto weniger Trainingsdaten stehen den Maschinen zur Verfügung, und desto schlechter sind auch ihre Übersetzungen.“ Dies führe zu einer Ungleichheit in der Übersetzungsqualität und kann die Veröffentlichung und Verbreitung von Literatur in manchen Sprachen behindern.

Für Autor:innen erhöhen die Maschinenübersetzungen das Potenzial einer Veröffentlichung. Über diese Technologie haben sie die Möglichkeit, ihre Manuskripte an fremdsprachige Verlage zu senden, ohne vorher in die Übersetzung investieren zu müssen. Auch wenn diese qualitativ ungenügend ausfallen, kann sich der Verlag einen ersten Eindruck vom Text verschaffen. Damit erleichtert KI den Zugang der Autor:innen zu Verlagen im Ausland. Bei der Übersetzung für die Veröffentlichung braucht man dann dennoch die Expertise von Übersetzer:innen, um die Qualität der Texte sicherzustellen.

KI ALS MARKTBEOBACHTERIN UND ZUR PROGNOSE

KI verlangt von Verleger:innen Lernwilligkeit: Sie müssen lernen, wie sie sich KI-Sys teme zunutze machen können. Gerade auch um Bücher verlegen zu können, die keine KI generieren kann. Christoph Wolf-Brenner vom Know-Center berät Unternehmen bei der sinnvollen Nutzung von KI. Er hebt die Notwendigkeit hervor, die Systeme passgenau zu verwenden. „Der Einsatz von KI Systemen sollte immer auf eine klare

Problemstellung ausgerichtet sein. Bevor man auf KI zurückgreift, ist es wichtig, lösbare, aber vor allem lösenswerte Probleme zu identifizieren.“ Auch im Verlagsbereich.

Gerade in der Auswahl von Manuskripten erkennt Wolf-Brenner einen wichtigen Anwendungsbereich von KI. „Im Vertriebsbereich ist KI bereits gängige Praxis. Empfehlungssysteme werden dort schon seit geraumer Zeit verwendet.“ Neu sind nun die großen Sprachmodelle. Sie können viel Text verarbeiten und damit auch bei der Manuskriptauswahl eingesetzt werden. LLMs können Texte schnell auf bestimmte Parameter absuchen. Für Verlage, die sich ein bestimmtes Programm erarbeiten wollen, stellt das einen erheblichen Effizienzvorteil dar.

Die Anwendung von KI ermöglicht Verlagen auch einzuschätzen, welche Inhalte von Leser:innen bevorzugt werden. „Wenn Autor:innen Ideen oder Textvorschläge für Veröffentlichungen zur Verfügung stellen, kann eine KI deren Marktchancen abschätzen.“ Zur Programmerstellung werde KI sehr wahrscheinlich eingesetzt, meint der Experte. „KI kann durch Datenanalyse die Marktchancen von bestimmten Büchern benennen. Zu auf Statistik und Daten basierenden Prognosen ist KI fähig.“

Die großen Sprachmodelle haben für die Buchbranche transformative Effekte. Geschwindigkeit und Quantität der Inhaltsproduktion steigen. Damit geht die Gefahr des Qualitätsverlusts und der Homogenisierung einher. Verlage müssen sich die Frage stellen, welche Möglichkeiten der KI sie für ihr Geschäft nützen, um zwischen Spezialisierung und Geschwindigkeit die Balance finden zu können.

– Essenziell –
KI in der Buchbranche
„Bevor man auf KI zurückgreift, ist es wichtig, lösbare, aber vor allem lösenswerte Probleme zu identifizieren“
«
Christoph Wolf-Brenner, Know-Center

Die Branche zum Guten verändern

Beim Nachwuchsparlament in Frankfurt zeigte sich einmal mehr: Engagement und Freude am Buchhandelsberuf sind groß

Text: Linn Ritsch

Ende Juli. In Frankfurt trudeln E-Mails ein: Dankesbekundungen und viel Lob für ein vom mediacampus frankfurt organisiertes Erfolgsmodell: das Nachwuchsparlament. E-Mails kommen auch aus Österreich: „Mein erster Eindruck an diesen Tagen war: Wow, alle sind total offen und zugänglich!“, erzählt Sarah Embacher. Die Buchhändlerin war bereits zum zweiten Mal dabei. „Man ist sofort auf einer Ebene und versteht sich auf Anhieb. Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt und Freundschaften geschlossen.“

Sie war einer von 85 jungen Menschen aus der Buchbranche, die sich am 16. und 17. Juli zum Vernetzen und Diskutieren trafen. Teilnehmen wollten aber noch viel mehr, erzählen die Nachwuchssprecher Tobias Groß und Florian Noichl. „Für uns der Beweis, dass viele junge Menschen die Branche unbedingt zum Guten verändern und dies mit Gleichgesinnten auch in die Tat umsetzen wollen.“

Welche Veränderungen braucht die Branche aus Sicht der Jungen? Zunächst geht es um das Gehalt. „Ein Dauerbrenner“, sagen die Nachwuchssprecher. Auch eine bessere Work-Life-Balance und mehr Wertschätzung für die Mitarbeitenden stehen zunehmend im Mittelpunkt. Diesen Schwerpunkten galten Veranstaltungen wie „Charakter meets Karriere – wie der Job unsere Persönlichkeit prägt“ und Taskforces zu Diversität oder einem Gütesiegel für Ausbildungen.

Viele Arbeitgeber:innen zeigten sich aufgeschlossen dafür, „aber es gibt einige, bei denen wir noch Aufholbedarf sehen“. Die meisten Führungskräfte beurteilen das Nachwuchsparlament als Chance, nach fünfzehn Jahren ist es fester Bestandteil der Branche: „Mittlerweile werden fast alle Teilnehmenden von ihren Arbeitgeber:innen freigestellt, sagen Noichl und Groß. „Das

Tobias Groß (links) und Florian Noichl sind die Nachwuchssprecher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

war nicht immer so und zeigt uns, dass das NWP auch in den Chefetagen ernst genommen wird.“ Außerdem wird das Projekt als Talentschmiede verstanden, zahlreiche Karrieren in der Branche beginnen hier.

Dadurch wird die Branche bunter und diverser: „Viele Nachwuchskräfte legen Wert auf ein breites, diverses Sortiment, das ihre Wertvorstellungen widerspiegelt“, sagen die Nachwuchssprecher. Englisch, queer, Themen gesellschaftlicher Relevanz – was auf BookTok wichtig ist, soll auch in den stationären Handel. „Dadurch werden nicht nur Kund:innen gewonnen, Buchhandlungen und Verlage beweisen sich auch weiter als Ort, an dem Gleichberechtigung und Toleranz gefördert werden.“

Das diesjährige Motto „Fachkräftemangel? Fachkräfte-Empowerment!“ zeigt, worum es beim Nachwuchsparlament vor allem geht: Selbstbewusstsein zu stärken und Ideen auszutauschen. „Man kommt nach diesen Tagen voller Motivation zurück in die Arbeit und hat viele neue Ideen, weil man sich dort mit so unterschiedlichen Menschen austauschen konnte“, erzählt Embacher. „Am spannendsten fand ich den Austausch mit den Verlagsleuten. Für mich als Buchhändlerin war es informativ, tiefere Einblicke in ihre Arbeit zu bekommen.“

Sarah Embacher, Buchhändlerin

Das Format ist einzigartig, in keiner anderen Handelsbranche gibt es Vergleichbares. Wenn alles so weiterläuft wie bisher, darf man sehr zufrieden sein, finden die beiden Nachwuchssprecher: „Wir wünschen uns natürlich, dass das NWP auch 2038 existieren wird und weiter das Highlight des Jahres für die kommenden Generationen von Buchmenschen sein wird. Die Buchbranche kann sehr stolz auf das Event sein. Doch vor allem sollte sie stolz auf ihren enthusiastischen und hochmotivierten Nachwuchs sein. Denn #diezukunftistbuch.“

anzeiger / 18
– International –FOTO: CRISTOF JAKOB
„Man kommt nach diesen Tagen voller Motivation zurück in die Arbeit“

GRA BIO FIE

KARL SEITZ

Alexander Spritzendorfer

Alexander Spritzendorfer würdigt

Karl Seitz als eine zentrale Figur, die die soziale und kulturelle Entwicklung

Wiens maßgeblich geprägt hat.

272 Seiten, € 29,90

ISBN 978-3-85439-729-8

Auslieferung:
Mohr Morawa

Poetische Leben

Poesie kann man an vielen Orten finden.

An Hauswände gekritzelt, auf Instagram, in Emily Dickinsons Nachlass, in alten Poesiealben. Oder in jenen vier Büchern, die ich hier vorstelle: in einem druckfrischen Gedichtband, in einer kleinen Sammlung kurzer Geschichten, in einem vergessenen und wiederentdeckten Roman und in einer traurigen und schönen Coming-of-Age-Geschichte.

Der dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen (1917–76) wurde die Liebe zur Poesie in die Wiege gelegt, wenn man den Beschreibungen in ihrer großartigen KopenhagenTrilogie glauben darf. Wie schon in dieser dreiteiligen Autobiografie wird auch in der Kurzgeschichtensammlung „Böses Glück“ (Aufbau Verlag) der Kopenhagener Alltag zum Gegenstand reduzierter, exakter Beobachtung.

Eine junge Frau wünscht sich nichts sehnlicher als einen Regenschirm, eine andere will Ruhe von ihrem manisch-depressiven Gatten und seinen gelehrten Freunden. Eine

Poesie findet man natürlich in Gedichten – aber auch in Kurzgeschichten und Romanen

Familie wird auseinandergerissen, weil die Eltern sich nicht mehr verstehen.

Ditlevsen hat diese Geschichten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben. Die Welt, die sie zeichnet, ist uns fremd. Hingegen sind uns die Erfahrungen ihrer Figuren nahe: Es geht um unausgesprochene Trauer, das Unverstandensein und um ein Dazwischen: Existenzen zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, zwischen Freiheit und Familienzwängen, zwischen Liebe und Einsamkeit.

Auch die Gefühlswelten und Sozialpanoramen, die Tove Ditlevsen erschafft, entstehen eher aus dem, was zwischen ihren Worten liegt. Mit oft kurzen Sätzen und reduzierter Sprache beschreibt sie komplexe Personen und Beziehungsmuster. Alltägliche Situationen, fast universelle Gültigkeit, eine kühle, klare Sprache und Poesie: All das in eine kleine Erzählung zu packen ist ein Meisterstück. Tove Ditlevsen gelingt das scheinbar mühelos.

anzeiger / 20
FOTO: ÖNB/FERDINAND SCHMUTZER –
Schwerpunkt: Editor’s Choice –Bücherherbst
Text: Linn Ritsch Vier ungleiche Frauen, durch das Schicksal verbunden: Darum geht es in Maria Lazars „Viermal ICH“

Diese Fähigkeit hat sie mit einer anderen bereits verstorbenen Autorin gemein. Auch sie wurde wiederentdeckt und erhält einen Platz neben ihren männlichen, im Kanon fest verankerten Kollegen: Maria Lazar. Den Roman „Viermal ICH“ (Das Vergessene Buch) schrieb sie vermutlich Ende der 1920er-Jahre. Zu Lebzeiten der Autorin blieb der Text unveröffentlicht, dann geriet er in Vergessenheit. Es ist eine Geschichte über vier Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein können. Gemeinsam erleben sie die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenenwerdens.

Was wie der Auftakt zu einem Mädchenbuch voller Streiche und Liebesabenteuer klingt, ist der Ausgangspunkt einer Erzählung voll Neid, Selbstgeißelung und schizophrener Gedanken. Die namenlose IchErzählerin berichtet aus ihrem Leben, das so sehr mit den Lebensgeschichten von Ulla, Grete und Anette verwoben ist, dass die Erzählerin mit ihnen zu verschwimmen scheint und durchlebt, was sie erlebt haben. Obwohl die vier sich kaum ähneln und einander nicht einmal besonders mögen, scheint ihre Verbundenheit schicksalhaft.

Ihre Realität ist die österreichische Provinz im beginnenden 20. Jahrhundert. Keine sehr freundliche Umgebung für junge Frauen aus mittelständischen oder ärmlichen Verhältnissen. Die, die keinen wohlhabenden Ehemann abbekommen, müssen sich prostituieren. Missbrauch wird unter den Tisch gekehrt. Abtreibungen erfolgen heimlich, und es ist nicht selten, dass sie zum Tod führen.

Die vier Hauptpersonen kämpfen sich durch diese Welt: jede gemäß ihrem Charakter und sozialem Hintergrund. Sie suchen sich die falschen Männer, unterstützen und hintergehen einander, schauen zu, wie ihre Träume zerplatzen, und schaffen sich neue. Die Ich-Erzählerin be- und verurteilt sich selbst ebenso wie die drei anderen. Von den vier Schicksalen, von denen sie berichtet, versteht sie ihr eigenes am wenigsten.

Lazars Sprache ist eine Naturgewalt. Die Sätze scheinen aus ihr herauszubrechen, ohne dass sie etwas dagegen tun kann. Gleichzeitig schreibt sie feinsinnig und metaphernreich und streut ganz beiläufig großartige Neologismen in ihre Reflexionen. In Männer kann man sich zum Beispiel „verhassen“, denn wenn sie nicht gerade zum Verlieben sind, sind sie ekelhaft.

Einen Mann erschaffen, in den sich kaum jemand verlieben würde, hat der vielfach preisgekrönte Autor Antonio Fian in seinem Gedichtband „Präsidentenlieder“ (Droschl). Aber ekelhaft ist er auch nicht. Am ehesten

ISBN:

empfindet man beim Lesen Mitleid, vielleicht Amüsement und liebevolles Verständnis. Der Autor selbst blickt zärtlich und augenzwinkernd auf die aussterbende Lebensweise, die „der Präsident“ samt Gattin, Kinderschar und Katze verkörpert. Beruflich dürfte er auf einem komfortablen und gut bezahlten Posten gelandet sein, auf welchem genau, bleibt im Dunkeln. Fian interessiert sich vor allem für die private Sphäre seines Protagonisten.

Der Präsident tut, was ein gewissenhafter Familienvater in seiner Freizeit tut: Er philosophiert in der Badewanne, singt Schubertlieder, erfreut sich an deftigen Mahlzeiten. Außerdem belehrt er die restlichen Familienmitglieder über seine Denk- und Sichtweisen (auch die Katze). Diese bleiben davon gänzlich unbeeindruckt.

Das Leben des Präsidenten erschließt sich scheinbar vollständig durch die meist zwei- oder dreistrophigen Gedichte. Die Verse in Kreuzreimen, sie sind ebenso leicht zugänglich wie des Präsidenten beschauliches Familienleben – und ebenso geistreich und pointiert.

(Das

ISBN: 978-3-903244-26-9

Beim Lesen der „Präsidentenlieder“ denkt man an Vergangenes: patriarchale Strukturen oder Verse von Wilhelm Busch. Gleichzeitig weisen sie in die Zukunft, in eine Zeit, in der die Präsidenten dieser Welt nicht mehr in die Rollen passen werden, die sie so lang gespielt haben.

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Eine ganz neue Welt muss sich die Protagonistin in Elena Fischers Debütroman „Paradise Garden“ (Diogenes) erschaffen. Billie ist 14 Jahre alt, ihre Mutter die einzige Person, der sie wirklich nahesteht. Die beiden machen sich das Leben so schön wie möglich, obwohl es nicht leicht ist: Die Wohnung im Gemeindebau ist klein und liegt nicht im schönen Teil der Stadt. Ihre Möbel sind vom Sperrmüll, ihre Klamotten aus dem Secondhandladen und die Tür des alten Nissan ist dringend reparaturbedürftig. Das alles ist aber nicht so schlimm. Schlimm wird es erst, als plötzlich Billies unbekannte Großmutter aus Ungarn auftaucht und ihre Mutter kurz danach bei einem Unfall stirbt.

Elena Fischer: Paradise Garden (Diogenes)

ISBN: 978-3-257-07250-1

Elena Fischer beschreibt Billies Trauer und Unsicherheit ungeschönt, sanft, ehrlich und sehr einfühlsam. Ebenso wie ihren Mut: Das junge Mädchen schnappt sich den Nissan und macht sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater. Sie findet ihn nicht. Dafür findet sie viele lange geheim gehaltene Menschen und Geschichten aus der Vergangenheit ihrer Mutter und einen neuen Ort der Geborgenheit.

anzeiger / 21
Tove Ditlevsen: Böses Glück (Aufbau) 978-3-351-03952-3 Maria Lazar: Viermal ICH Vergessene Buch) Antonio Fian: Präsidentenlieder (Droschl) 978-3-990-59142-0

Enemies to Lovers und Dark Academia: Neuerscheinungen, die BookTok bewegen

Die Grazerin Bianca Movileanu („Bianca Mov“) ist Buchbloggerin und Autorin. Ihre Bücher sind im Bereich Young/New Adult und Fantasy angesiedelt. Bekannt wurde sie über die Social-Media-Plattform, auf der diese Genres boomen: BookTok. Bianca Mov postet dort regelmäßig und interagiert mit ihren Leser:innen. Das verschafft ihr einen Eindruck davon, welche Bücher in diesem Herbst in der BookTok-Community gut angenommen werden.

Da wäre zum Beispiel Marie Niehoffs „When the King Falls“, der Titel erscheint Ende Oktober bei Rowohlt. In Niehoffs Auftakt der zweibändigen Vampire-RoyalsReihe geht es um eine jahrhundertelange Vampirherrschaft, die durch eine rebellische Gruppe untergraben wird. Angeführt von Florence, die als Attentäterin in das Schloss des Vampirkönigs eingeschleust wird, um ihn bei der Blutbraut-Auswahl zu verführen und zu töten. „Vampirbücher erlebten in den letzten Jahren eine regelrechte Renaissance, vor allem mit der ,Crave‘-Reihe von Tracy Wolff“, erklärt Bianca Mov. „Was dieses Buch zu einem BookTok-Hit machen wird, ist der ‚Enemies to Lovers‘-Aspekt, der zurzeit in aller Munde ist und uns sicher noch eine Weile begleiten wird. Der verbotenen Liebe, die nicht eingestanden werden darf, kann kaum jemand widerstehen.“

Ein weiterer „Trope“, der neben „Enemies/ Haters to Lovers“ derzeit auf BookTok beliebt ist, ist „Grumpy x Sunshine“, also eine Geschichte mit zwei charakterlich sehr unterschiedlichen Protagonist:innen. Auch dazu hat Bianca Mov eine Herbst-Neuerscheinung

Bianca Mov, Buchbloggerin und Autorin

parat, die sie empfiehlt: Ana Huangs „King of Wrath“ (Little), ein englischsprachiger NewAdult Roman, mit dem Huang „den Nerv der Zeit“ treffe. In der Milliardärsromanze der Bestsellerautorin der „Twisted“-Reihe wird der kontrollliebende Milliardär und CEO Dante Russo durch Erpressung zu einer Verlobung mit Vivian Lau gezwungen, einer Juwelenerbin und Tochter seines neuesten Feindes. Sie willigt aus Pflichtgefühl in die arrangierte Ehe ein und verliebt sich in ihren zukünftigen Ehemann. „Die Protagonistin ist ein Sonnenschein, der Protagonist kann seine Miesepetrigkeit nicht verbergen, beide sind verfeindet. Drama und Spannung sind vorprogrammiert, ebenso boomende Verkaufszahlen“, fasst Bianca Mov zusammen.

Indes aus der deutschsprachigen NewAdult-Bestsellerlandschaft „nicht mehr wegzudenken“ sei Mona Kasten. Mit „Fallen Princess“ erscheint Anfang November im LYX-Verlag ein Fantasy-Titel der Autorin, der die Geschichte einer siebzehnjährigen Schülerin mit magischen Kräften zum Inhalt hat, die sich in ihren Mentor verliebt – ein „Dark Academia“-Trope. „,Fallen Princess‘ wird definitiv ein Hit. Denn, wie man schon an einigen anderen heuer erschienenen Büchern merkt, erleben ,Dark Academia‘-Geschichten einen Boom“, meint Bianca Mov.

Zu guter Letzt empfiehlt die BookTokerin und Autorin in diesem Bücherherbst „Iron Flame – Flammengeküsst“ (dtv) der SpiegelBestsellerautorin Rebecca Yarros. „Nachdem ‚Fourth Wing‘ ein internationaler Hit war, wird auch die Fortsetzung mit Sicherheit die deutschsprachigen Leser:innen begeistern.“

FOTO: PRIVAT
When the King Falls ISBN: 978-3-49901175-7 King of Wrath ISBN: 978-3-73632080-2 Fallen Princess ISBN: 978-3-73632148-9
ISBN: 978-3-423-28383-0
Iron Flame –Flammengeküsst Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig
Bianca Mov
„Vampirbücher erlebten in den letzten Jahren eine regelrechte Renaissance“
anzeiger / 22
– Schwerpunkt –Bücherherbst

Ein Buch über die Faszination für das Feuer, über das Zerstörerische, die Schönheit und eine geteilte Obsession.

»›Arson‹ berührt und zeigt: Die Verbindung von politischem wie poetischem Bewusstsein kann hochkarätige Literatur ergeben.«

Katja Gasser / ORF Zeit im Bild

»›Arson‹ ist eine glänzende Diagnose gegenwärtiger Befindlichkeiten. Es ist ein Buch auf der Höhe der Zeit. Und ein Text, der um die Widerstandskraft von Literatur weiß. Vertrauen wir uns diesen Aufzeichnungen an, sie könnten eine Form unserer Zukunft sein.«

Klaus Kastberger / Die Presse

Dieses Buch erzählt von Ferien ohne Urlaub in einem sehr heißen Sommer, vom Erwachsenwerden am Rand der Stadt und von dem, was Schönheit ist und Menschsein bedeutet.

»Matthias Gruber hat ein gescheites, anrührendes, fantasievolles Buch über die verführerischen und brutalen Social-MediaParallelwelten geschrieben, ohne billiges Bashing zu betreiben.«

Bernd Melichar / Kleine Zeitung

»Die Gefahr ist mehrmals schrecklich nahe in diesem Roman, der geradezu leuchtet und seine Figuren und sein Thema von der Sehnsucht nach dem schönen Leben mit wunderschöner Leichtigkeit beschreibt.«

Maria Motter / FM 4

»War froh, wieder fortzukommen. Warum? Weil ich mich nicht freute, herzukommen.« – Die österreichische Literatur kennt kein übellaunigeres Buch als dieses – und vielleicht nicht einmal ein witzigeres!

» Grillparzer … hat auch ein umfangreiches autobiografisches Œuvre hinterlassen: die grandiose ›Selbstbiographie‹ und die gesammelten Tagebücher – ›ein herrlicher Brummfetzen‹, wie Clemens J. Setz urteilte. Die Aufzeichnungen der Reise nach Griechenland … bestätigen diese Brummfetzenhaftigkeit aufs Herrlichste.«

Klaus Nüchtern / Falter

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– Schwerpunkt –Bücherherbst

Bunter Bücherherbst: Von Heimatkrimis bis Coming-of-Age-Novel

Mit dem Herbst kommen auch dieses Jahr viele Neuerscheinungen auf den Markt: eine breite Auswahl für Leser:innen mit verschiedenen Vorlieben – von spannenden Krimis über historische Romane bis hin zu berührenden Familiengeschichten. Christina Domittner hat daraus einige Bücher ausgewählt. Als sie 2012 die Buchhandlung Chribula (Abkürzung für „Christinas Buchladen“) übernahm, war es anfangs schwer, sich in der kleinen Ortsbuchhandlung zu behaupten, da die vormalige Besitzerin der damaligen „Buchhandlung Prassl“ eine anspruchsvolle Klientel hatte. Mittlerweile kennt Domittner ihre Kundschaft in- und auswendig und weiß, worauf sich diese im Herbst besonders freuen wird: „In diesem Herbst bringen zwei Autorinnen jeweils ein neues Buch auf den Markt, von denen ich weiß, dass meine Kund:innen begeistert sein werden“, sagt Domittner. Sie meint die im Gmeiner Verlag erscheinenden Bücher „Ausg’stochen“ von Martina Parker, einen Winterkrimi, den Parker im vorweihnachtlichen Südburgenland verortet, und „Steirerwald“ von Claudia Rossbacher, mittlerweile der 13. Band der Sandra-Mohr-Reihe. „Die Bücher der beiden Österreicherinnen sind leicht zu lesen, haben stets Heimatbezug und werden von meinen Kund:innen gern gelesen.“

Domittner selbst freut sich auf Monika Helfers „Die Jungfrau“ (Hanser). Darin erzählt die Autorin eine Geschichte zweier Jugendfreundinnen, die sich nach einem halben Jahrhundert wieder begegnen. „Schon Helfers Familientrilogie hat mich gefesselt.

Wer hatte nicht einmal eine gute Freundin in der Jugend und möchte wissen, wie es ihr im Laufe ihres Lebens ergangen ist?“

Eine weitere Neuerscheinung, der Domittner aufgeregt entgegensieht und die sie geschichtsinteressierten Leser:innen empfiehlt, ist der historische Roman „Waffen des Lichts“ (Bastei Lübbe) von Ken Follett. In Folletts fünftem „Kingsbridge“Roman rückt der Autor den Kampf um Bildung und Meinungsfreiheit in den Mittelpunkt. „Folletts Bücher sind eine gute Mischung aus Geschichtsbüchern und fiktiven Geschichten über Familie und Freundschaft. Immer wieder bin ich fasziniert, wie gut er recherchiert und historische Fakten einfließen lässt. Ein Muss für all jene, die sich für die Vergangenheit interessieren und doch kein Sachbuch in die Hand nehmen möchten.“

Auf ein weiteres Buch freut sich Domittner besonders: Tamar Halperns „California Girl“ (Diogenes). Die Geschichte spielt in der Zeit, in der die Buchhändlerin aufgewachsen ist: den 1980ern. Timey, eine Vierzehnjährige auf der Suche nach Identität und Zugehörigkeit, navigiert durch ein chaotisches Teenagerleben im Kalifornien der 1980er-Jahre, geprägt von erster Liebe, Lügen und Selbstfindung.

Obwohl Domittner die Autorin noch nicht kennt, freut sie sich auf eine Geschichte, die von „einem der schönsten Jahrzehnte handelt, geprägt von Wildheit, Freiheit und einem Hauch von Verrücktheit“. Sie empfiehlt den Titel jenen Leser:innen, die auch Sehnsucht nach den 1980ern verspüren.

FOTO: PETER SIEGEL, JOHANNES SINGER
Steirerwald: ISBN: 978-3-8392-0511-2 Die Jungfrau: ISBN: 978-3-446-27789-2 Waffen des Lichts: ISBN: 978-3-7577-0006-5 California Girl: ISBN: 978-3-257-07254-9
Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig
Christina
„Die Bücher von Martina Parker und Claudia Rossbacher haben stets Heimatbezug und werden von meinen Kund:innen gern gelesen“
anzeiger / 24 Ausg’stochen: ISBN: 978-3-8392-0454-2

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– Gewinnspiel –anzeiger / 25

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Bernhard Borovansky

Interview:

Elisabeth Krenn-Stuppnig

Herr Borovansky, Sie sind ausgebildeter Buchhändler. War es Ihnen stets klar, dass Sie in der Buchbranche arbeiten möchten?

Bernhard Borovansky – Ich komme aus einer Zeit, in der Buchhändler:innen die Hüter:innen des Tores zum Wissen waren. Es war ein großartiger Einstieg in diesen wunderschönen Beruf. Danach war ich vier Jahre im Buchgroßhandel, kam aber wieder in den Buchhandel zurück, um im Jahr 2000 die Verantwortung für den Buch&Media Marketingverbund zu übernehmen, den ich nach wie vor mit großer Freude führe. Weil ich nicht genug kriegen kann, habe ich dann auch noch gemeinsam mit meiner Frau Konstanze den Braumüller Verlag als Eigentümer übernommen.

Das war 2008. Seitdem leiten Sie gemeinsam mit Ihrer Frau Konstanze Borovansky den Verlag – bereits in fünfter Generation, denn seit 1915 ist er in Familienbesitz. Welche Herausforderungen begegneten Ihnen als Geschäftsführer?

Borovansky – Wir haben uns diesen Schritt damals sehr lange überlegt. Wir haben uns dann entschieden, das Familienunternehmen zu erhalten und in eine neue Zeit zu führen. Eine sehr schwere Aufgabe, denn das Buch hat in den letzten dreißig Jahren viel Konkurrenz erfahren und muss sich gegen viele technische Entwicklungen behaupten. Als Erstes das Internet, Wissensbeschaffung passiert jetzt dort. Dann gegen Serienplattformen wie Netflix und Co., und jetzt gegen KI, die alles noch einmal grundsätzlich verändern wird.

Braumüller fokussiert sich seit gut 15 Jahren auf Literatur und Sachbücher – wie hat sich das neue Verlagsprofil bewährt?

Borovansky – Als wir begonnen haben, waren wir ausschließlich mit Schulbuch und Wissenschaft beschäftigt. Wir wussten, dass wir mittelfristig als kleiner Verlag in diesem Segment nicht überleben werden. Wir haben uns in der Literatur und im Sachbuch viel größere Chancen ausgerechnet und sind so

mit großer Lust und Freude in den Bereich gewechselt. Damit sind wir auch durchaus zu den Wurzeln dieses 1783 gegründeten Verlags zurückgekehrt.

Ein weiterer Fokus liegt auf Übersetzungen, vorrangig aus dem Tschechischen. Warum? Borovansky – Einer unserer Berater damals war unter anderem der Germanist Wendelin Schmidt-Dengler. Er hat uns darin bestärkt, bei der Literatur auch Übersetzungen zu machen, und wir sind in einen Bereich gegangen, der damals nicht sehr stark besetzt war – eben in die tschechische Literatur. Sie hat es in den vergangenen Jahren nicht leicht gehabt, heute aber gibt es immer mehr spannende Autor:innen, die den Lesegewohnheiten der Deutsch sprechenden

Mitteleuropäer:innen mit ihren Büchern immer näher kommen.

Braumüller existiert seit dem 18. Jahrhundert. Wagen Sie einen Blick in die Kristallkugel: Wie sehen Sie die Zukunft des Verlags?

Borovansky – In dieser Kristallkugel sehe ich derzeit viel Nebel. Zu unklar ist derzeit, wie die KI sich auf den Buchhandel und die Verlage wirklich auswirken wird. Wir müssen sicher unser Profil noch deutlicher schärfen und uns genau überlegen, was als Buch funktioniert und was Konsument:innen von uns erwarten. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden über die Ausrichtung und den Fortbestand unserer gesamten Branche viele Entscheidungen fallen.

– HVB -Mitglieder
im Porträt –Verlag Braumüller
FOTO:
Č anzeiger / 28
CHRISTOPHER MARVRI
„In den letzten dreißig Jahren musste sich das Buch gegen viele technische Entwicklungen behaupten“

Helmut Zechner

rüher spielte er in einer Rockband, heute steht Helmut Zechner an der Spitze der Familienbuchhandlung HEYN. In fünfter Generation führt er die 150 Jahre lange Erfolgsgeschichte des Betriebes ins digitale Zeitalter. Wie in vielen anderen Branchen hat die Verbreitung des Internets auch im Buchhandel viel verändert. Bei Helmut Zechner haben diese Veränderungen aber keine Verzweiflung hervorgerufen, ganz im Gegenteil: Sie weckten bei ihm die kreativen Geister. So veranstaltet er nicht nur gewöhnliche Lesungen, sondern schwingt als „Mr. Heyn“ den Kochlöffel und verwandelt den Büchertisch in einen Esstisch. Bei einem Fünf-GängeMenü lauschen die Gäste entspannt der Lieblingsautorin oder dem Lieblingsautor.

F

Seine Rolle im Unternehmen vergleicht Helmut Zechner mit der eines Orchesterdirigenten oder eines Kapitäns auf einem Schiff: „An der Front im Verkauf sieht man mich schon seit Jahren nicht mehr. Dafür reicht die Zeit nicht aus. Meine Aufgaben sind administrativer geworden, etwa die Personalführung. Meine Frau und ich machen das Marketing, die betriebswirtschaftliche Steuerung der Firma und Themen, die unsere Branche betreffen.“

Die Arbeit habe ihn zum Frühaufsteher gemacht. Seinen ersten Kaffee trinkt der Buchhändler bereits um sechs Uhr im Büro. Er gibt zu, dass auch er, wie wahrscheinlich viele andere, mehr E-Mails bekommt, als er beantworten kann. Das Wichtigste herauszu-

filtern und das Unternehmen betriebswirtschaftlich zu steuern, erinnern ihn an das Videospiel seiner Kindheit, Sim-City. Beides bereite ihm „diebische Freude“.

„Als Buchhandlung musst du dir einen Kundenstamm durch Service und Freundlichkeit schaffen, sonst kommst du gegen Onlinegiganten nicht an“, rät Helmut Zechner allen, die Kundschaft an Großhändler wie Amazon verlieren. Engagement im Team und gutes Marketing mit Buchhandlungskatzen Nilo und Nala sind ein paar der Zutaten im Erfolgsrezept von HEYN, die mit dem „Buchliebling“ für die beliebteste Buchhandlung Österreichs sowie vom Bundeskanzleramt als „Buchhandlung des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Bevor Helmut Zechner dem Wunsch seines Vaters nachgekommen und zum Buchhändler geworden ist, spielte er Schlagzeug in verschiedenen Rockbands. Im Jahr 2010 hat er bei einem Festivalauftritt vor 45.000 Menschen erfahren, wie sich MainstreamRock anfühlt, erzählt er über seine Beziehung zur Musik: „Vor einigen Jahren hat sich dann so etwas wie eine Midlife-Crisis aufgetan. Ich habe mir aber keinen Porsche gekauft, sondern wieder ein Schlagzeug.“ Seit fünf Jahren geht er seinem Hobby wieder nach und spielt regelmäßig in einer Band –das nächste Mal am 21. Dezember im Wiener Club Chelsea.

Trotz der Herausforderungen im Buchhandel geben die positiven Entwicklungen wie der Trend BookTok, wo junge Menschen sich in sozialen Netzwerken über Bücher austauschen, dem Buchhändler ein wenig Hoffnung. Wenn er selbst jemals ein BookTok-Video drehen würde, dann würde er auf jeden Fall diese Bücher empfehlen: „Der Tanzende“ von Victor Jestin, „Utopia Avenue“ von David Mitchell und „Die Formel der Hoffnung“ von Lynn Cullen.

anzeiger / 29
anzeiger / 29 – HVB -Mitglieder im Porträt –Buchhandlung
Text: Mona Saidi
HEYN
FOTO: LISI SPECHT
„Du musst dir einen Kundenstamm durch Service und Freundlichkeit schaffen, sonst kommst du gegen Onlinegiganten nicht an“
anzeiger / 30
Am 19. November wird der Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an Philippe Sands verliehen

Licht

einfällt Wo

Wir leben in dunklen Zeiten, sagt Philippe Sands, Menschenrechtsanwalt und Autor, der heuer den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln erhält. Seine Bücher sollen Licht in diese dunklen Zeiten bringen

Philippe Sands wurde 1960 als Sohn jüdischer Eltern in London geboren. Seinem Großvater Leon Buchholz gelang 1938 nach dem Anschluss Österreichs die Flucht, seine Wiener Urgroßmutter Amalia Buchholz wurde 1942 in Treblinka Opfer des Holocaust. Sands studierte Jus in Cambridge und arbeitete an der Harvard Law School. Er ist Professor für Rechtswissenschaften und Direktor des Zentrums für internationale Gerichte am University College London. Als Völkerrechtsanwalt tritt er vor vielen internationalen Gerichten auf. „Rückkehr nach Lemberg: über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ machte ihn einem größeren Publikum bekannt. „Die Rattenlinie – ein Nazi auf der Flucht“ wurde verfilmt. Sein jüngstes Buch ist „Die letzte Kolonie – Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Indischen Ozean“. Philippe Sands, seit 2018 Vorsitzender des English PEN, erhält heuer den Ehrenpreis des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels.

Herr Sands, welche Bücher haben Sie in der Kindheit gelesen?

Philippe Sands – Vorneweg – Buchhändler sind für mich sehr wichtig. Meine in Österreich geborene Mutter war Buchhändlerin. Ich liebe Buchhandlungen, vor allem unabhängige Buchhandlungen. Meine Lieblingsbücher mit acht oder neun waren Enid Blytons „Fünf Freunde“ und „Der Kampf um

die Insel“ von Arthur Ransome, das ich noch immer mag. Da ich auch eine französische Seite habe, kauften mir meine Großeltern Comics wie „Tim und Struppi“ oder „Lucky Luke“.

„Tim und Struppi“ ist aus heutiger Sicht politisch nicht sehr korrekt. Sands – Damals fanden wir sie wunderbar. Es gibt in Großbritannien die Tendenz, Bücher mit rassistischen oder anderen problematischen Inhalten zu ändern. Ich habe dazu gemischte Gefühle. Ich denke, es ist wichtig, vergangene Zeiten zu verstehen, einschließlich ihrer Einstellung zu Frauen, Homosexuellen, Minderheiten, islamischen Menschen, Juden oder Schwarzen. Wir müssen wissen, woher wir kommen. Generell habe ich ein Problem damit, herauszuschneiden, was wir nicht mögen, was aber vor vielen Jahren normal war.

Auch das N-Wort?

Sands – Natürlich ist das sehr heikel. Was macht man mit Shakespeare und dessen Shylock? Es ist wichtig zu verstehen, was die Werte der damaligen Zeit waren. Wenn aber die betreffende Community die Meinung vertritt, dass bestimmte Worte heute inakzeptabel sind, muss man das respektieren. Wenn ich unterrichte, benutze ich das N-Wort nicht, aber es gibt Lieder, Gedichte und Bücher, in denen es verwendet wird. Das ist auch eines der beunruhigenden

anzeiger / 31 – Selbstredend –»
Interview: Erich Klein Fotos : Antonio Zazueta Olmos
„Wenn ich ein Buch über Nazis schreibe, will jeder mit mir reden. Schreibe ich über britische Horrorgeschichten der Kolonialzeit, halbiert sich die Zahl“
Philippe Sands

Themen, über die ich schreibe. Was machen Sie mit Literatur aus der Nazizeit? Was macht man mit Richard Wagner oder Martin Heidegger? Meine Ansicht ist: Sie haben getan, was sie getan haben, und wir müssen den Kontext verstehen, in dem sie gehandelt haben. Ich neige also dazu, gegen Einschränkungen der Meinungsäußerung zu sein, außer in extremen Situationen, in denen sie zu Gewalt führt. Aber es ist auch wahr, dass Bücher, die ich als Kind gelesen habe, meine Kinder nicht mehr lesen würden. Innerhalb einer Generation hat sich ein deutlicher Wandel vollzogen.

In „Die letzte Kolonie“ erwähnen Sie britische Schulbücher der 1970er-Jahre. Darin war der Kolonialismus noch eine Selbstverständlichkeit. Und Nazi-Comics waren in Ihrem Land unglaublich populär.

Sands – Briten, insbesondere Engländer, reden und lesen sehr gerne über Nazis, weil sie sich durch die Nazis besser fühlen. Sie sind eine Gruppe von Menschen, die noch Schlimmeres getan haben als die Briten. (lacht) Das ist sehr bequem. Faszinierend, wie sehr sich die Rezeption von „Rückkehr nach Lemberg“ und „Die Rattenlinie“ in England von der Rezeption meines letzten Buches „Die letzte Kolonie“ unterschied. Die Briten wollen nichts von ihrer Kolonialvergangenheit wissen! „Die letzte Kolonie“ war in England kurze Zeit ein Bestseller, kam aber in Deutschland viel besser weg. Wenn ich ein Buch über Nazis schreibe, will jeder mit mir reden. Schreibe ich über britische Horrorgeschichten der Kolonialzeit, halbiert sich die Zahl derer, die mit mir reden wollen.

Wie wurden Sie Experte für internationales Recht?

Sands – Durch Zufall. Ich hatte einen fantastischen Wirtschaftslehrer in der Schule. Jedes Kind verdient eines im Leben: einen inspirierenden Lehrer. Das ist alles, was man braucht. Beim Wirtschaftsstudium in Cambridge fand ich heraus, dass der Unterricht in der Schule besser gewesen war, und wechselte nach sechs Wochen. Auch ein Irrtum: Ich wechselte zur Rechtswissenschaft, an Universitäten in Großbritannien ein ziemlich langweiliges Fach und mir verhasst bis auf den Studienzweig internationales Recht. Ich hatte einen wunderbaren Lehrer, außerdem berührte internationales Recht Themen, die mit meinem familiären Hintergrund zu tun hatten, über die wir aber in unseren Familien nie sprachen. Mein Vater war Zahnarzt, meine Mutter, 1938 in Wien geboren, kam nach Paris und war, soweit ich wusste, Französin. Es gab einen seltsamen österreichischen Hintergrund, über den niemand sprechen wollte. 1982 hatte ich einen Lehrer, der mich unter seine Fittiche nahm, er hieß Elihu Lauterpacht. Wir verstanden uns, und ich habe die nächsten drei Jahre sehr eng mit ihm zusammengearbeitet. Nach vielen Jahren kamen wir drauf, dass unser beider Vorfahren aus der gleichen kleinen Stadt in Österreich-Ungarn stammten.

Sie haben sich im Kalten Krieg nie für den Osten Europas interessiert? Sands – Erst durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. Der 26. April 1986 hatte einen sehr tiefgreifenden Einfluss auf mein Leben. Ich wurde gebeten, in Washington einen Vortrag über die rechtlichen Aspekte von Tschernobyl zu halten. Damals hatte sich noch niemand mit internationalem

anzeiger / 32 – Selbstredend –
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„1988 veröffentlichte ich mein erstes Buch über Tschernobyl. Damals wusste ich nicht, dass meine Wurzeln in der Ukraine liegen“
FOTO: ANTONIO ZAZUETA
Philippe Sands
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Umweltrecht befasst. 1988 veröffentlichte ich mein erstes Buch über Tschernobyl. Damals wusste ich nicht, dass meine Wurzeln in der Ukraine liegen. Vielleicht hat mein Großvater einmal Lemberg erwähnt, es ging aber immer um Wien, in der Familie haben alle nur über Wien gesprochen. Dass ich aus der Ukraine stamme, davon hatte ich bis 2002 keine Ahnung. In den folgenden zehn Jahren habe ich mich mit Umweltfragen und internationalem Recht beschäftigt und engagiere mich immer noch sehr aktiv für die Umwelt. Ökozid und Klimawandel machen einen großen Teil meines Lebens aus. Vor zwei Jahren war ich Ko-Vorsitzender eines internationalen Panels über Ökozid, dessen Ergebnisse heute in vielen Ländern die Gesetzesgrundlagen darstellen. Demnächst gibt es eine Anhörung des Internationalen Gerichtshofes in Hamburg zum Klimawandel. Nächstes Jahr bin ich einer der Hauptanwälte im Verfahren zum Klimawandel vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Das erste englischsprachige Lehrbuch zum internationalen Umweltrecht von 1993 stammt von mir, auch eine Folge von Tschernobyl. Die Umwelt spielt eine große Rolle in meinem Leben.

Sie gehörten nie zu britischen Linken mit Kopfschmerzen in Bezug auf die Sowjetunion?

Sands – Nein. Ich verstehe mich als sehr progressiv, bin aber unabhängig und hatte nie Träume, die Sowjetunion betreffend. Ich habe auch heute keine Illusionen über Russland. Ich war 1986 das letzte Mal in Moskau und würde schon wegen meiner Arbeit zu Putins Verbrechen nicht hinfahren. Moskau liegt für mich in weiter Ferne.

Was hat Sie dazu bewegt „Rückkehr nach Lemberg“ und „Die Rattenlinie“ zu schreiben?

Sands – Ich war als junger Akademiker im internationalen Recht glücklich. Dann lernte ich eine junge Frau kennen, vier Jahre jünger, Amerikanerin, halb Französin, halb Spanierin: Natalia Schiffrin. Ihr Vater war der bekannte Verleger André Schiffrin. Ihr Großvater Jacques Schiffrin hatte die legendäre Edition de la Pleiade gegründet. Ich heiratete Natalia und geriet so in ein sehr literarisches Umfeld. Diese Familie interessierte sich für das, was ich tat, aber nicht für die akademische Schreibweise darüber. Trotz meines Stolzes auf meine akademischen Bücher suchte ich nach einem neuen Weg, wollte für ein breiteres Publikum schreiben. André Schiffrin ermutigte mich dazu. So erschien

1994 „Greening International Law“ über Ökologie und Völkerrecht für ein breiteres Publikum. Nicht sehr erfolgreich. (lacht) Bei einer Dinnerparty von Julia Hobsbawm, Tochter des Historikers Eric Hobsbawm, saß ich neben einer Penguin-Verlegerin und erzählte ihr über Umwelt, Atomwaffen, Massenmord und Völkermord. Sie bot mir einen Vertrag für ein Buch über die Geschichte des internationalen Rechts für ein breites Publikum an. „Lawless World. America and the Making and Breaking of Global Rules“ erschien 2005. Danach kam „Torture Team. Rumsfeld’s Memo and the Betrayal of American Values“. Ich würde meine Bücher nicht als literarisch bezeichnen, aber die Qualität des Schreibens ist mir mindestens so wichtig wie der Inhalt. 2002 erhielt ich eine Einladung nach Lemberg. Danach fragte mich mein Lektor bei Penguin: „Was werden Sie als Nächstes tun?“ Ich präsentierte fünf Ideen, und er sagte: „Du musst über deine Familie und die Geschichte des internationalen Rechts in Lemberg schreiben.“ Genau das habe ich getan. Ironischerweise hat Penguin das Buch an den Verlag Weidenfeld & Nicholson verkauft.

Der Verleger George Weidenfeld wurde in Wien geboren, Eric Hobsbawm hat in Wien gelebt. Was bedeutet der Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Sie?

Sands – Er ist für mich besonders bedeutsam, weil es eine starke, sehr komplizierte Verbindung zu Wien gibt. Der Verlag Alfred A. Knopf in New York hatte meine „Rückkehr nach Lemberg“ gekauft und an Weidenfeld weiterverkauft. Verlegerin und Lektorin war Victoria Wilson. In deren Obhut gelang mir der Übergang vom Sachbuch zu dem, was die Deutschen „literarisches Sachbuch“ nennen. Ich habe an der „Rückkehr nach Lemberg“ sechs Jahre gearbeitet, es gab fünf verschiedene Entwürfe mit jeweils 150.000 Wörtern. Diese Verlegerin hat mir zu einer neuen Stimme verholfen.

Wie hat sich Ihr Bild von Österreich durch diese Bücher verändert?

Sands – Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, in dem wir nichts Deutsches haben durften. Das war verboten! Mit fünfzehn begann ich Fragen zu stellen, traf Deutsche und Österreicher und – hey! – fand sie ganz nett. So wollte ich alles verstehen. Trotzdem bin ich erst 1988 nach Wien gefahren, mit 27 Jahren. Ich bin zuvor nie in Deutschland gewesen, nie in Österreich. Aufgrund meines Buches war ich zum Rechtsberater »

Kontinent Kinderbuch

Vorbilder aus Eis und Leder

So, der Sommer ist jetzt vorbei, und damit sind die Listen, die Kinderbücher für die Ferien empfehlen, auch schon wieder Geschichte. Die nächsten tragen dann das Wort „Weihnachten“ im Titel. Und es sieht so aus, als ob das junge Publikum dringend Buchempfehlungen braucht, etwa was Geschlechterbilder angeht. Nun habe ich mich bei der KIM-Studie 2022 (www.mpfs.de/ studien/kim-studie/2022) natürlich darüber gefreut, dass „das Leseverhalten der Kinder in den vergangenen Jahren sehr stabil ist“ (52 Prozent der Kinder lesen mindestens ein- bis mehrmals in der Woche in einem Buch, 14 Prozent davon täglich), aber die Antworten auf die Frage nach ihren Vorbildern entlockte mir doch ein leises Seufzen: Die Jungen geben Cristiano Ronaldo an, danach kommen Familienmitglieder und dann wieder nur Fußballer. Bei Mädchen „stehen Familienmitglieder mit zehn Prozent auf dem ersten Platz, gefolgt von Anna und Elsa aus „Die Eiskönigin“ (5 %), Helene Fischer und Bibi Blocksberg (jeweils 4 %). Jeweils drei Prozent nennen eine Lehrkraft, Harry Potter und Heidi Klum.“ Man kann nur beten, dass die Mütter und Lehrkräfte den genannten Damen etwas entgegenzusetzen haben und die Jungs mitkriegen, dass es auch vorbildliche Männer ohne Ball gibt. Könnte sonst ein bisserl einseitig werden.

anzeiger / 33 FOTO: PRIVAT

der Greenpeace-Delegation ernannt worden und kam so zur Internationalen Atomenergiebehörde nach Wien. Mit der dunklen Vorahnung, dort überall Nazis zu sehen. Wahrscheinlich gab es ziemlich viele, aber ich war von der Stadt fasziniert, lief stundenlang umher und durch die Taborstraße, um das Haus meines Großvaters zu finden, in dem meine Mutter geboren worden war. Im Café Hawelka fühlte ich mich sehr unwohl, gleichzeitig liebte ich den Ort. Ich beschloss, den Zug von Wien nach Paris zu nehmen, ganz spontan, ging zum Bahnhof und dachte, ich möchte die gleiche Reise machen wie mein Großvater auf der Flucht vor den Nazis. Wie meine Mutter, die damals ein Jahr alt gewesen war. Also nahm ich mir einen Liegewagen und lernte eine junge Frau kenne, eine Deutsche. Wir hatten eine Affäre. Irgendwie hatte alles mit meinen Fantasien über Wien und der Vergangenheit zu tun. Danach kam ich immer öfter nach Wien. Ich sage das jetzt mit großem Respekt: Meine Beziehung zu Österreich ist anders als die zu Deutschland. In Deutschland fühle ich mich sehr wohl. In Österreich spüre ich Ärger und tiefes Unbehagen. Warum ist das so? Ich glaube, es geht um die Auseinandersetzung mit der Geschichte hier.

Sie meinen den Opfermythos der Zweiten Republik?

Sands – Es hat mit der Generation zu tun, die meinte, Österreich sei das erste Opfer des Nationalsozialismus gewesen. Völliger Bullshit, wie wir wissen. Es ist die Unfähigkeit, ehrlich mit seiner Vergangenheit zu sein. Ich habe in Österreich viele gute Freunde, die sich zu dieser Geschichte bekennen. Aber als Land hat sich Österreich anders verhalten als Deutschland. Das macht es für mich noch schwieriger. Treffe ich für eine Buchrecherche eine Familie wie die von Otto Wächter (SS-Führer, Gouverneur des Distrikts Krakau und später des Distrikts Galizien, gilt als Massenmörder, Anm.), bin ich fasziniert. Ich habe Jahre in der Psychoanalyse verbracht, bin dadurch stärker und entspannter geworden. Aber es fasziniert mich, Menschen aus Familien zu treffen, die Schreckliches verbrochen haben. Niklas Frank, der Sohn des nationalsozialistischen Politikers Hans Frank, ist einer meiner besten Freunde. Ich bin von Horst, dem Sohn Otto Wächters, begeistert. Aber ich mag es nicht, dass er sich mit der Vergangenheit nicht auf ehrliche Weise auseinandergesetzt hat. Ich werfe Horst Wächter seinen Vater nicht vor, aber die Wächters verkörpern jenen Teil der österreichischen Gesellschaft, der nicht bereit ist, die Türen zur Vergangenheit aufzumachen.

Wird Wladimir Putin je vor einem internationalen Gerichtshof landen?

Sands – Wir wissen es nicht. Als sich 1942 Exilregierungen aus dem von den Nazis besetzten Europa in London trafen, beschlossen sie, dass die führenden Nazis vor Gericht gestellt werden sollen. Viele fanden das lächerlich, es würde nie passieren. Drei Jahre später fand der Nürnberger Prozess statt. Mitte der 1990er-Jahre hieß es, man würde eines Milosevic nie habhaft werden. Trotzdem kam es zu den jugoslawischen Kriegsverbrecherprozessen. Meine Ansicht hat sich seit Beginn dieses Kriegs geändert. Anfangs dachte ich, dazu wird es nie kommen. Ich halte es immer noch für unwahrscheinlich, aber es ist eine ganz und gar ernst zu nehmende Möglichkeit. Man weiß nicht, wie sich die Dinge entwickeln. Immerhin sehen wir, dass Putin nicht nach Südafrika oder zu einem Treffen der G20 flog. Der Gegenstand des Völkerrechts ist sehr komplex. Es geht dabei um sehr technische Dinge. Schreibt man aber darüber auf lesbare und allgemein zugängliche Weise, interessieren sich die Menschen plötzlich dafür. Genau

anzeiger / 34 – Selbstredend –
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„Nächstes Jahr bin ich einer der Hauptanwälte im Verfahren zum Klimawandel vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag“
FOTO: ANTONIO ZAZUETA OLMOS
Philippe Sands

das geschieht derzeit mit dem Krieg in der Ukraine. Das Interesse an Kriegsverbrechen und die Suche nach Gerechtigkeit haben große Resonanz. Das Projekt, an dem ich in den letzten Jahren mitgewirkt habe, ist die Bewahrung der Ideen des Jahres 1945.

Was ist damit gemeint?

Sands – Man hat sich 1945 um ein internationales Regelwerk für Gerechtigkeit bemüht. Es ist bei Weitem nicht perfekt, aber heute bedroht. Der Sinn meines Schreibens besteht darin, Menschen dazu zu bringen, darüber nachzudenken, was 1945 erreicht wurde. Nach dem 11. September, dem IrakKrieg und allem Folgenden habe ich eines verstanden: Es hat keinen Sinn, nur für ein akademisches Publikum zu schreiben. Man muss ein breiteres Publikum ansprechen. Es geht darum, Fragen des Völkerrechts und der internationalen Justiz für Menschen

Philippe Sands

Bücher von Philippe Sands im S. Fischer Verlag

Die letzte Kolonie: Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Indischen Ozean (2023)

Aus dem Englischen von Thomas Bertram.

ISBN: 978-3-10-397146-0

„Wir gingen im Dunkeln an Bord des Schiffes. Wir waren wie Tiere und Sklaven auf diesem Schiff. Die Leute starben an Traurigkeit auf diesem Schiff.“ April 1973. Mitten in der Nacht werden die Bewohner einer Insel im Chagos-Archipel aus dem Schlaf gerissen. Britische Soldaten zwingen sie mit vorgehaltenen Waffen, ihre Häuser zu verlassen, per Schiff werden sie nach Mauritius und in die USA deportiert. Chagos wird zur Kolonie erklärt, um dort eine Militärstation zu errichten. Philippe Sands beschreibt als Anwalt der Menschen aus Chagos deren Kampf gegen das erzwungene Exil. Im Mittelpunkt steht Liseby Elysé, die nicht aufgibt, bevor sie nicht in ihre Heimat zurückkehren kann. 2019 schrieb der Internationale Gerichtshof in einem Gutachten die Chagos-Inseln Mauritius zu, doch Großbritannien verweigert weiterhin die Rückkehr.

Die Rattenlinie – ein Nazi auf der Flucht. Lügen, Liebe und die Suche nach der Wahrheit (2020) Aus dem Englischen von Thomas Bertram.

ISBN: 978-3-596-70459-0

Im Mittelpunkt stehen Leben, Flucht und Tod des Wiener SS-Offiziers Otto Wächter, ab 1939 NS-Gouverneur von Krakau und Galizien. „Die Philharmonie hat gespielt. Alles ein großer Erfolg. Morgen muß ich 50 Polen erschießen lassen. Alles Liebe. Dein Hümmi!“, schreibt Wächter 1939 an seine Frau Charlotte. Nach 1945 als Massenmörder gesucht, gelingt ihm – mit Zwischenstation in den Hohen Tauern – die abenteuerliche Flucht in den Vatikan unter den Schutz des Bischofs Hudal, wo er 1949 stirbt. Jahrzehnte später trifft Sands Wächters Sohn Horst – der Beginn einer komplexen Ermittlung: Horst behauptet, sein Vater sei vergiftet worden. Sands beschließt, die Wahrheit herauszufinden.

zugänglich zu machen, die davon üblicherweise ausgeschlossen sind, weil alles zu kompliziert ist. Ein Effekt meiner Bücher, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt wurden, ist die Korrespondenz, die ich seither führe. Ich bekomme wunderbare Briefe, nicht von Anwälten, nicht von internationalen Juristen oder Richtern, sondern von normalen Menschen. Sie beschreiben, wie sie etwas verstehen, und bedanken sich dafür, dass sie nun einen Zugang zu dieser Welt haben. Ich bin dafür unendlich dankbar, ganz besonders auch den österreichischen Buchhändler:innen, die meine Bücher unter die Menschen bringen. Bei Leonard Cohen gibt es die Zeilen: „There is a crack in everything. That’s how the light gets in.“ Es gibt in allem einen Riss, durch den das Licht hereinkommt. Ich bin ein äußerst positiver Mensch, selbst in den dunkelsten Zeiten. Und ich glaube, wir leben in dunklen Zeiten. «

Rückkehr nach Lemberg. Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (2018)

Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke. ISBN: 978-3-596-29888-4

Als der Menschenrechtsanwalt Philippe Sands eine Einladung nach Lemberg erhält, ahnt er noch nicht, dass ihn diese Reise um die halbe Welt führen wird. In „East West Street“ (wie das Buch im Original weniger sentimental betitelt ist) geht er nicht nur der eigenen Familiengeschichte mit Ursprung in Galizien nach, parallel dazu werden auch Leben und Ideen der ebenfalls aus der heutigen Ukraine stammenden Juristen Hersch Lauterpacht und Raphael Lemkin beschrieben, die bei den Nürnberger Prozessen mitwirkten. Als Juristen konzipierten sie angesichts der ungeheuren NS-Verbrechen während der Nürnberger Prozesse jene beiden Begriffe, mit denen seitdem der Schrecken benannt und geahndet werden kann: „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und „Genozid“.

anzeiger / 35
„In Deutschland fühle ich mich sehr wohl. In Österreich spüre ich Ärger und tiefes Unbehagen. Als Land hat sich Österreich anders verhalten als Deutschland“

Einmal die Mutter noch

CORDELIA EDVARDSON:

GEBRANNTES KIND SUCHT DAS FEUER

Cordelia Edvardson hatte schon immer gewusst, dass etwas mit ihr nicht stimmte: „Sie war nicht wie andere. Mit ihr war ein Geheimnis verknüpft, ein sündiges, schamvolles, dunkles Geheimnis.“

Dieser maximalistische Auftakt von „Gebranntes Kind sucht das Feuer“ wird im ersten Kapitel noch einmal überboten: „Ihre eigenen Mythen nährten die Mutter und durch die nie durchtrennte Nabelschnur auch die Tochter: Prosperina und das Jesuskind.“

Edvardsons Über höhung der eigenen Biografie zum düsteren Mysterium war ein Ergebnis der Nazibarbarei und einer verzwickten Familiengeschichte. 1929 als uneheliche Tochter der katholischen Schriftstellerin und kurzzeitigen HitlerVerehrerin Elisabeth Langgässer in München geboren, galt sie aufgrund der Nürnberger Rassengesetze als „Dreivierteljüdin“. Der Großvater mütterlicherseits war zum Katholizismus konvertiert. Auch der früh verstorbene Vater, der Staatsrechtler Hermann Heller, war Jude.

Cordelia wächst allein mit Großmutter und Mutter in einer Welt auf, die sich gegen die Männer richtet. Bald kommt es zu ersten Mutter-TochterKonflikten. Der Antisemitismus der Nazifamilie, bei der sie die Sommerferien verbringt, wundert das Kind. Andererseits träumt es davon, der Naziorganisation BDM (Bund deutscher Mädel) beizutreten. Schließlich wird sie aus dem „Eichkatzneste“ herausgerissen: „Berlin“, heißt es da, „wird von den verbliebenen Juden geleert.“ Der verquere Versuch der Mutter, Cordelia mittels arrangierter

spanischer Staatsbürgerschaft vor Verfolgung zu retten, scheitert an der Gestapo. Das Kind wird gezwungen, eine Doppelstaatsbürgerschaft zu akzeptieren, andernfalls würde auch die „halbjüdische“ Mutter verfolgt. „Und jetzt können Sie ins Zimmer gegenüber gehen und sich einen neuen Judenstern aushändigen lassen. Er kostet fünfzig Pfennig.“

Der Tiefpunkt an Nazibarbarei ist noch nicht erreicht. Edvardson schildert die angsterfüllte Atmosphäre im Berliner jüdischen Krankenhaus, in dem sie und die verbliebenen Jüdinnen und Juden zusammengepfercht werden, als „Vorhof zur Hölle“. Schließlich folgen die Deportation nach Theresienstadt und nach Auschwitz. Der Sarkasmus der Totgeweihten ist unüberbietbar, wenn es über den süßlich-stechenden Geruch im Lager heißt, es roch „wie geräucherte Wurst“.

Als Häftling A3709 leistete Cordelia Zwangsarbeit in der Glühbirnenproduktion, später als Schreibkraft für Josef Mengele. Zwar hat sie die Grenze zwischen Leben und Tod überschritten, aber Cordelia überlebt und wird nach mehreren Monaten Rekonvaleszenz in einem Tuberkulose-Krankenhaus von einer schwedischen Familie aufgenommen. Während des Jom-Kippur-Krieges übersiedelt sie nach Israel, um bei ihrem Volk zu sein. „Am Israel Chai – das Volk Israel lebt.“ 2012 stirbt sie hochgeehrt in Stockholm. Die Mutter Elisabeth Langgässer traf sie nach dem Krieg nur ein einziges Mal.

„Ohne Zweifel gehört ,Gebranntes Kind sucht das Feuer‘ in die Kategorie der bleibenden Holocaust-Erinnerungen, ebenso wie die Bücher von Primo Levi, Imre Kertész oder Ruth Klüger“

Cordelia Edvardson: Gebranntes Kind sucht das Feuer. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein. Hanser Verlag 2023

ISBN: 978-3446277564

anzeiger / 36 – Klassiker –neu entdeckt
Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

– Kurz vor Schluss –Gastkommentar

Fast Weltliteratur

Wie das Slowenische uns seit vierzig Jahren mit Erzählungen und Versen erfreut und nach Frankfurt gekommen ist

Text: Lojze Wieser

Slowenische Literatur wurde in den 440 Jahren geschrieben, bevor es den Staat Slowenien gab. „Alles Große der slowenischen Literatur kommt vom Rand“, sagte der Kritiker und Essayist Josip Vidmar 1981 in Klagenfurt/Celovec. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich einiges getan. Slowenische Literatur wurde in den 440 Jahren geschrieben, bevor es den Staat Slowenien gab, und wird in den 33 Jahren geschrieben, seit es den slowenischen Staat gibt.

Der Raum, in dem diese Literatur entsteht, ist klein. Und doch so klein nicht, wenn man die Ergebnisse sieht. „Fast Weltliteratur“ sei „Boštjans Flug“ von Florjan Lipuš, sagte Peter Handke. Nicht nur zum slowenischen Zentralraum, auch nach Österreich musste erst einmal die Tür aufgestoßen werden. Es gab in Jugoslawien zu den Slowenen außerhalb Jugoslawiens vor allem ein sentimentales Verhältnis – und im deutschsprachigen Raum gar keines. Das zeigen die Statistiken der Übersetzungen: Alle paar Jahrzehnte ein paar Bücher. Dazwischen nichts.

Mit dem Ende der 1970er-Jahre kam es zur sichtlichen Veränderung. Bis in die

Zweitausenderjahre ging von Klagenfurt/ Celovec eine O ensive aus und eroberte die Redaktionen. Den Blick ö neten 1980 die Betrachtungen der Geschichte des Kärntner Partisanenkampfes von Karel PrušnikGašper in der Hauptnachrichtensendung des ORF. Kurze Zeit später kam via Wochenblatt Die Zeit der Eintritt in den größeren deutschsprachigen Raum mit der legendär gewordenen Rezension von Ciril Kosmačs Novelle „Tantadruj“ aus der Feder von Karl-Markus Gauß, „Partisan und der Tod“.

Wieser, Drava und Hermagoras kommen in diesen Jahrzehnten eine bedeutende Rolle zu. Residenz und Folio sind mit dabei. Suhrkamp begleitete unser aller Bemühungen sporadisch. Eine r die Ö entlichkeit nichtexistente Literatur sichtbar zu machen bedeutet mehr, als diese von einer in die andere Sprache zu übertragen. Den Falschinformationen, Vorurteilen und Überlegenheitsfuchtlern musste der Boden entzogen werden. Führende Medien hatten niemanden, der diese Literatur besprechen konnte, auch hier gaben wir Hilfestellung.

In der Mitte der Nullerjahre begannen die

ersten Gehversuche der slowenischen staatlichen Institutionen. Gut dotiert, zogen sie an uns vorbei. Zu minder wären die Vermittlungserfolge, ließen sie wissen. Bedeutender sollten die Häuser sein, in denen Literatur aus Slowenien Platz nehmen soll.

„Hab lang geho und bang verzagt“, schreibt France Prešeren 1848. Und jetzt ist es so weit: Slowenien tritt als Gastland in Frankfurt an. Was ist das r ein Land, das sich dort zeigt? Es gibt dort zum Beispiel einen See, an die 25 Hektar groß, der einmal im Jahr verschwindet. Auf seinem Grund wird gemäht und geerntet, gejagt und mit Händen gefischt (Johann Wichard von Valvasor erzählt davon). Wir kommen in ein Land, in dem „Greise-Berge die Köpfe auf ein weißes Polster“ beugen (Srečko Kosovel); wir lesen mit „Doberdob“ den ersten Antikriegsroman in slowenischer Sprache (Prežihov Voranc). Wir begegnen Bienenzüchtern. Sie beschreiben in der ersten Häl e des 19. Jahrhunderts die hier Honig und Nektar sammelnde CarnicaBiene und die Grundsätze der Bienenzucht in einem bis heute geltenden Lehrbuch (Janez Sumper). Wir sind von den bunt bemalten Bienenstockstirnbrettern fasziniert – ein Salut auf die mit Honig ge llten Waben! Lauter Übergänge, die sich in der Literatur niederschlagen und manifestieren. Wir tre en uns auf der Agora in Frankfurt bei einer literarischen Geschmackshochzeit.

Das ist eine gekürzte Version des Gastkommentars. Den ganzen Text lesen Sie auf buecher.at

Lojze Wieser ist Verleger und Experte r die Literatur Sloweniens

ILLUSTRATION: GEORG FEIERFEIL, FOTO: © KARLHEINZFESSL.COM
„Eine r die Ö entlichkeit nichtexistente Literatur sichtbar zu machen bedeutet mehr, als diese von einer in die andere Sprache zu übertragen“
anzeiger / 37

Veranstaltungen Oktober 2023

SONNTAG, 1. 10.

Susanne Scholl: Lesereise 2023 (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 10:30)

MONTAG, 2. 10.

Freibord – Grenzenlos-Gala (Alte Schmiede –Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)

Doris Knecht: „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ (Buchhandlung Heyn, Kramergasse 2–4, 9020 Klagenfurt, 20:00)

DIENSTAG, 3. 10.

„Karl Seitz. Bürgermeister des Roten Wien“ von Alexander Spritzendorfer (Amtshaus Floridsdorf, Am Spitz 1, 1210 Wien, 19:00)

Monika Helfer: „Die Jungfrau“ (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 20:00)

MITTWOCH, 4. 10

Heftpräsentation: „perspektive #116“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

Laura Freudenthaler: „Arson“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

DONNERSTAG, 5. 10.

Leseshow: Rudi Dolezal: „My Friend Freddie“ (Im Zentrum Judenburg, Kaserngasse 18–20, 8750 Judenburg, 19:30)

FREITAG, 6. 10.

Erika Pluhar: „Gitti“ (Egererschloss Weyer, Marktplatz 30, 3335 Weyer, 19:00)

Amani Abuzahra: „Ein Wort namens Wut“/Melina Borcak: „Mekka hier, Mekka da“ (Museum Arbeitswelt Steyr, Wehrgrabengasse 7, 4400 Steyr, 19:30)

SAMSTAG, 7. 10.

René Freund: „Wilde Jagd“ (Buchhandlung Fürstelberger, Landstraße 49, 4020 Linz, 16:00)

SONNTAG, 8. 10.

Mitmach-Lesekonzert mit den Donaupiraten: „Die wilde Augustine“ (Kulturverein Hallstatt, Echerntalweg 96, 4830 Hallstatt, 15:30)

MONTAG, 9. 10.

Asli Erdoğan: „Requiem für eine verlorene Stadt“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

DIENSTAG, 10. 10.

Peter Payer, Johannes Hloch: „Gebirgswasser für die Stadt. Die 1. Wiener Hochquellenleitung“ (Technisches Museum Wien, Mariahilfer Straße 212, 1140 Wien, 16:00)

MITTWOCH, 11. 10.

„Von Grünfeld zu Grenville – Eine Wiener Familienund Firmengeschichte“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

Am 12. 10. liest Sophia Lunra Schnack aus ihrem Debütroman „feuchtes holz“

DONNERSTAG, 12. 10.

„Die Wittgensteins – Geschichte einer unglaublich reichen Familie“. Peter Eigner im Gespräch mit Anna Goldenberg (Thalia Wien Mitte, Landstraßer Hauptstraße, 1030 Wien, 19:00)

Sophia Lunra Schnack: „feuchtes holz“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

FREITAG, 13. 10.

Literaturspaziergang (Ingeborg-BachmannBrunnen, Obervellach , 9620 Hermagor, Pressegger See, 16:00)

Giuliano da Empoli: „Der Magier im Kreml“ (Tribüne Linz – Theater am Südbahnhofmarkt, Eisenhandstraße 43, 4020 Linz, 19:30)

SAMSTAG, 14. 10. Elena Uhlig & Fritz Karl: „Beziehungsstatus: Erledigt“ (Theater Akzent, Theresianumgasse 16–18, 1040 Wien, 19:30)

MONTAG, 16. 10. Werk.Gänge – Olga Flor (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

Drago Jančar: „Als die Welt entstand“ (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 20:00)

DIENSTAG, 17. 10.

Metrum heute I – Sappho bei Hephaistos, Christian Steinbacher, Ronald Pohl & Anja Utler (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 18:00)

MITTWOCH, 18. 10.

Gespräch mit Corinna Milborn und Armin Thurnher: „So funktioniert Österreichs Medienwelt“ (Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien, 19:00)

DONNERSTAG, 19. 10.

Marcus Fischer: „Die Rotte“ (Vorarlberger Landesbibliothek, Fluherstraße 4, 6900 Bregenz, 19:30)

FREITAG, 20. 10.

Petra Sturm: „Cenzi Flendrovsky. Eine Bicycle Novel“ (Bücher Stierle, Kaigasse 1, 5020 Salzburg, 18:30)

SAMSTAG, 21. 10.

Beate Maxian: „Ein tödlicher Jahrgang“. Kaffeehaus-Lesung & Signierstunde (Café Windstill, Reumannplatz 19, 1100 Wien, 15:00)

SONNTAG, 22. 10.

Ganz Ohr – Erzählfestival: Märchen, Geschichten, Sagen, Biografien frei und mündlich erzählt von professionellen Erzählerinnen und Erzählern aus Österreich und Deutschland: Sicherheitszentrum, Hauptstraße 72, 2391 Kaltenleutgeben, 16:30)

MONTAG, 23. 10.

„Canceln. Ein notwendiger Streit“ (Haupt bücherei/ Büchereien Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19:00)

„Der kleine Prinz“ mit Sir Kristian Goldmund Aumann (Star Movie Tulln, Langenlebarner Straße 110, 3430 Tulln an der Donau, 20:00)

DIENSTAG, 24. 10.

Metrum heute III – Ann Cotten, Tobias Amslinger, Isabel Ettenauer, Yevgeniy Breyger & Katharina Schultens (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)

Melisa Erkurt: „Generation haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)

MITTWOCH, 25. 10.

Wir gehen in den Keller lachen … (TAM – Theater an der Mauer, Wienerstraße 9, 3830 Waidhofen an der Thaya, 19:30)

MONTAG, 30. 10.

Reinhard Priessnitz Preis 2023 – Verleihung an Bastian Schneider (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

anzeiger / 38 – Buchtermine –
FOTOS: HERIBERT CORN, WALTER POBASCHNIG
Doris Knecht stellt ihr neues Buch am 2. 10. in Klagenfurt vor

Österreichischer Buchpreis 2023

Longlist Shortlist Debüt

Die Nominierten.

So geht’s weiter:

Shortlist: 10. Oktober, Verleihung: 6. November

Werbemittel zum Österreichischen Buchpreis für Ihre Buchhandlung:

Bestellen Sie jetzt Poster, Sticker und eine 136-seitige Broschüre mit Leseproben!

Bestellungen an den Hauptverband des Österreichischen Buchhandels

T +43 1 512 15 35-25, lippmann@hvb.at oesterreichischer-buchpreis.at facebook.com/oesterreichischerbuchpreis/

Österreichischer Buchpreis 2023
Birgit Birnbacher Wovon wir leben Zsolnay Verlag Teresa Präauer Kochen im falschen Jahrhundert Wallstein Verlag
Milena Michiko Flašar Oben Erde, unten Himmel Wagenbach Verlag Shortlist Debüt
Arad Dabiri DRAMA Septime Verlag Clemens J. Setz Monde vor der Landung Suhrkamp Verlag Shortlist Debüt
Shortlist Debüt
Thomas Oláh Doppler Müry Salzmann Verlag
Eva Reisinger Männer töten Leykam Verlag Susanne Gregor Wir werden fliegen Frankfurter Verlagsanstalt Wolf Haas Eigentum Carl Hanser Verlag Christina Walker Kleine Schule des Fliegens Braumüller Verlag Maja Haderlap Nachtfrauen Suhrkamp Verlag Bodo Hell Begabte Bäume Literaturverlag Droschl Karin Peschka Dschomba Otto Müller Verlag Salzburg

PAUL KRISAI MIRIAM BELLER

»Dieses

192 Seiten. Gebunden und als E-Book. 24,70 € [A]. ISBN 978-3-552-07369-2 Erscheint am 25. September 2023. Foto: © Patrick Wack zsolnay.at
Buch hilft, das Unerklärliche ein wenig besser zu verstehen: warum so viele in Russland diesen Krieg unterstützen.«
INA RUCK, ARD-STUDIO MOSKAU
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