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anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Gewinnspiel: 4 x 3 Flaschen Wein im Wert von € 100,–

Klimaschutz für die Kleinsten

Linda Wolfsgruber

„Klimakrise“ heißt das neue Monster, gegen das Held:innen in Kinderbüchern heute kämpfen müssen

Die vielfach ausgezeichnete Illustratorin spricht über ihre Aufgaben, Vorbilder und die Freiheit beim Zeichnen

»Die lakonische und witzige, immer auch ironische Icherzählung entwickelt bald einen Sog, von dem man sich gerne mitziehen lässt. Derweil wandelt sich die leise Heiterkeit des Beginns zunehmend zu bedrohlicher Beklemmung. Das überzeugt.« Hanspeter Eggenberger, Krimi der Woche im Tages-Anzeiger

Josef Kleindienst Mein Leben als Serienmörder 184 S., Hardcover mit Fadenheftung € 20,– ISBN 978 3 85449 586 4

»Am Ende ist ›Mein Leben als Serienmörder‹ eine als Kriminalroman verpackte Mediensatire, aber mit einem sehr genauen, bitterbösen Blick für die Ärmlichkeit und Trostlosigkeit unserer digitalen Rollenspielchen.« Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur

© Heidi Pein

Ö S T E R R E I C H I S C H E P O S T A G F I R M E N Z E I T U N G / G Z 0 2 Z 0 3 0 8 7 7 M / 1 5 7. J A H R G A N G

Nominiert für den Leo-PerutzPreis 2022

sonderzahl


ZSOLNAY & HANSER IM HERBST 2022

Lisa Eckhar t: © Photo by Peter W. Czernich für Marquis Magazine / Norber t Gstrein: © Oliver Wolf

Lisa Eckhart

Norbert Gstrein

Der Liebe wegen kommt Aloisia nach

Wer liebt Ines? Von all ihren Männern kei-

Paris, während unermüdlich über einen

ner so wie Elias. Bloß dass der ihr Bruder

Serienmörder berichtet wird. Le Maestro

ist. Noch jeden Liebhaber seiner Schwester

Massacreur bringt scheinbar wahllos

hat er an sich gezogen und wieder weg-

Straßenmusiker um. Lisa Eckharts neuer

gestoßen ... Ein aufwühlender Roman, ein

Roman ist eine bitterböse Satire, vor der

Blitzlicht in unsere Tage, voller Schönheit

nichts und niemand sicher ist …

und Provokation, Spannung und Trauer.

368 Seiten. Gebunden € 25,70 [A] ISBN 978 - 3 - 552- 07307- 4 Erscheint am 22. August 2022

352 Seiten. Gebunden. Farbiges Vo r s a t z p a p i e r. € 26 , 8 0 [A] ISBN 978 -3 - 446 -27398 - 6 Erscheint am 22. August 2022

ZSOLNAY

V E R L AG


Unsere Buchtipps – 156. Jahrgang – 86 fruchtige Ideen

Benedikt Föger

G

erade jetzt, wo wir uns auf einen erholsamen Sommer freuen, zeichnet sich eine dramatische Situation für den Herbst ab. ­ Die globale Zellstoff- und Papierkrise hat bereits jetzt drastische Auswirkungen auf das heimische Verlagswesen. Aufgrund der Rohstoffknappheit, der gestiegenen Energiepreise, der Umstellung von Papier­ erzeugern weg von Auflagenpapier zu mehr Kartonagenproduktion und Problemen bei den Lieferketten gibt es eine globale Papierknappheit für den Buchdruck, deren Ende nicht in Sicht ist. Die Flexibilität der Verlage in der Disposition ist stark eingeschränkt, weil Produktionen längerfristig geplant werden müssen und stärkere Vor­ finanzierungsnotwendigkeiten entstehen. Vor allem hat die Papierknappheit die Preise innerhalb der letzten zwölf Monate extrem ansteigen lassen, je nach Papiersorte um fünfzig bis hundert Prozent. Auch die Preise für Pappe, wie sie für Buchdeckel verwendet wird, haben sich verdoppelt. Papierproduktion ist sehr energieintensiv, weshalb ein weiterer Anstieg zu befürchten ist.

Doris Kern Freche Früchtchen Selbstgemachtes zum Riechen, Schmecken, Dekorieren In fantasievollen Rezepten zeigt Doris Kern, wie die sommerliche Ernte kreativ verarbeitet und haltbar gemacht werden kann – sei es als kulinarische Leckerbissen (Trauben-Honig-Eis), für Produkte der Körperpflege (pflegende Kirschmaske) oder als dekorative Hingucker (Apfeldruck). 264 S., ISBN 978-3-7025-1053-4, € 22,–

Spannung in Salzburg und München

F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H

Bei der Buchproduktion liegt der Anteil der Papierkosten zwischen dreißig und 35 Prozent. Da auch andere Faktoren teurer geworden sind  – Energie, Farben, Transport und Lohnkosten –, müssen Verlage bei der Buchproduktion durchschnittlich mit Mehrkosten von vierzig Prozent rechnen. Selbst wenn die Verkaufszahlen im Buchhandel stabil blieben, was angesichts der derzeitigen Konjunktur keineswegs gesichert ist – mit einer reinen Erhöhung der Ladenpreise lässt sich diese existenz­ gefährdende Ertragslücke nicht schließen. Die öffentliche Hand muss jetzt dringend tätig werden und unserer Forderung nach einer dauerhaften Senkung der Mehrwertsteuer für Bücher auf fünf Prozent nachkommen. Dies wäre eine erste, bewährte und zielgerichtete Maßnahme, die der gesamten Branche gleichermaßen zugutekäme. Lassen Sie uns in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam an ­diesem Ziel arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass wir damit zumindest eine kleine Entlastung für Verlage und Buchhandel gleichermaßen erreichen.

Benedikt Föger HVB-Präsident

Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at Aboverwaltung: Paula Fabiankowitsch, DW 12, fabiankowitsch@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlags­ gesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Medien­gesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

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Christoph Lindenmeyer Hexenloch Roman Ein in sich gekehrter Hörfunkregisseur, eine Schauspielerin am Ende ihrer Karriere, ein Toningenieur im Krankenbett, ein undurchsichtiger Salzburger Kunsthändler – und ein Gemälde des Landschaftsmalers Carl Wilhelm Hübner, das offenbar einst in der Nationalgalerie Oslo hing. Was verbindet sie miteinander? 336 S., ISBN 978-3-7025-1058-9, € 22,– eISBN 978-3-7025-8095-7

Lesen Sie uns kennen. www.pustet.at

© FooTToo/shutterstock.com

„Die öffentliche Hand muss dringend tätig werden und unserer Forderung nach einer dauerhaften Senkung der Mehrwertsteuer für Bücher nachkommen“


– Inhalt –

Wolkengedichte Texte kann man nicht nur lesen, sondern auch vorlesen und singen und dadurch Wolken auf die Zimmerdecke malen

A

Linn Ritsch Chefredakteurin

Die Relevanz von Nachhaltigkeit soll schon den Kleinsten vermittelt werden. Auch durch Literatur

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GASTLAND ÖSTERREICH Leipzig 2023: „Meaoiswiamia“ Katja Gasser schreibt ihre erste Gastland-Kolumne

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WISSENSWERT Schönste Bücher Österreichs Die Gewinnertitel Young Publishing Professionals Haymon-Verlagsleiterin Katharina Schaller reiste für das zweitägige FEP-Event nach Brüssel

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ESSENZIELL

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SCHWERPUNKT Kinder- und Jugendliteratur

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Sylvia Knotzer Knotzer GmbH

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BESTSELLER Meistverkaufte Titel im Juni

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SELBSTREDEND Linda Wolfsgruber Die Christine-Nöstlinger-Preisträgerin spricht darüber, was Illustration für sie bedeutet

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GASTKOMMENTAR Tanja Raich schreibt darüber, was „Meaois­ wiamia“ meint, und über die Rolle der K&J-Literatur beim Gastland-Auftritt

GEWINNSPIEL

HVB-PORTRÄT

KLASSIKER Virginia Woolf

Gewinnen Sie 3 x 4 Flaschen Wein vom Weingut Hofbauer-Schmidt!

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INTERNATIONAL International Book Fair Abu Dhabi: großes Geschäft trotz Zensur

Nachhaltigkeit – kinderleicht? Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in Kinderbüchern

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12

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TERMINE Buchveranstaltungen im August und September

F O T O : N I N I T S C H AV O L L , I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L

m 22. Juli war ich bei der Eröffnungsveranstaltung des Kinderliteraturfestivals im Odeon Theater. (Mehr darüber auf Seite 8.) Es war großartig. Die Kinder haben zugehört, mitgefiebert, mitgemacht und gelacht – bei einer Lyrik­lesung. Als es um Wolkenformationen am Himmel gegangen ist, haben die allermeisten gebannt auf die hohe Decke des Theaters geschaut. Wann ist es Ihnen das letzte Mal so ergangen, während Ihnen jemand Gedichte vorgetragen hat? Ich wurde daran erinnert, dass man Texte, besonders Gedichte, nicht nur lesen, sondern auch vorlesen und hören soll. Dann werden sie lebendig. Einige Bücher mit großartigen Gedichten für Kinder stelle ich Ihnen deswegen auf Seite 16 vor, weitere Kinder- und Jugendbuchempfehlungen bekommen Sie wie gewohnt von zwei Expertinnen (Seite 18 und 19). Für unsere Titelgeschichte haben wir recherchiert, wie in Kinder- und Jugendbüchern mit einem der wichtigsten Themen unserer Zeit umgegangen wird: Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit. Um ein anderes sehr wichtiges Thema, Rassismus, geht es in „Toubab“. Die Graphic Novel für Kinder wurde neben zwei anderen Titeln mit dem Staatspreis für die schönsten Bücher Österreichs ausgezeichnet (Seite 10). Ein ausführliches Interview mit der ebenfalls preisgekrönten Kinderbuchillustratorin Linda Wolfsgruber lesen Sie auf Seite 28. Tanja Raich schreibt über die öster­ reichische Kinder- und Jugendliteraturszene und die Projekte, die diese im Rahmen des österreichischen Gastlandauftritts auf der Leipziger Buchmesse plant (Seite 33). Über weitere GastlandProjekte schreibt Katja Gasser in ihrer neuen Gastland-Kolumne (Seite 5).


– Gastland in Leipzig –

Eine große Bühne für Literatur aus Österreich Mit den Projekten rund um den Gastland-Auftritt auf der Leipziger Buchmesse sollen das Buch, die Verlage und die Literatur aus Österreich eine große Bühne bekommen – auf dem gesamten deutschsprachigen Markt

F

ür einen erfolgreichen Gastland-Auftritt braucht man vieles: zum Beispiel gute Autor:innen, die von guten Verlagen vermarktet werden. Und eine überlegte Organisation. Man braucht auch tatkräftige Kooperationspartner:innen. Eine der wichtigsten davon ist für Österreich das Österreichische Kulturforum Berlin (ÖKF). Seine Direktorin Denise Quistorp möchte zeigen, „dass Österreich neben dem reichen kulturellen Erbe eine höchst zeitgenössische und innovative Kunst und Kultur zu bieten hat“. Das passiert etwa mit dem Literaturförderprogramm schreibART AUSTRIA: Von einer Jury ausgewählte aufstrebende Autor:innen können ihre Arbeiten im Netzwerk der Österreichischen Kulturforen und Österreich-Bibliotheken präsentieren und so internationale Kontakte knüpfen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Gastlandprojekt und dem ÖKF Berlin gestaltet sich vielseitig: „Wir machen mit dem Gastland-Projekt gemeinsame, von Katja Gasser kuratierte Veranstaltungen an der Botschaft“, erklärt Quistorp. „Außerdem bewerben wir die LiteraturhausTour.“ Ergänzend werden eigene Literaturveranstaltungen am Kulturforum und mit Partner:innen organisiert. „Wir

unterstützten etwa die österreichischen Teilnehmer:innen des Poesiefestivals Berlin. Und im September beteiligen wir uns an einem Theaterprojekt des AnthropoSCENES der Berlin University Alliance, für das Kathrin Röggla ein Stück geschrieben hat.“ Im Vordergrund stehen immer neue, kreative Impulse. „Wir wollen unsere Autor:innen und ihre Bücher nicht einfach nur einseitig präsentieren, sondern ihnen echte Dialoge ermöglichen“, sagt ­Quistorp. „Mit dem Gastland, aber auch mit Autor:innen aus dem Traduki-Raum Südosteuropa, der eine Schwerpunktregion der Auslandskultur ebenso wie der Leipziger Buchmesse ist.“ Im ÖKF Berlin fand am 30. Juni mit großem Erfolg auch die letzte Kooperationsveranstaltung des Gastland-Projekts vor der Sommerpause statt: die „Nacht der Österreichischen Literatur am Wannsee“. Ab Anfang September wird in Deutschland wieder Literatur aus Österreich präsentiert. Im Literaturhaus Leipzig machen Michael Stavarič, Sarah ­Michaela Orlovský, Robert Menasse, Barbi Marković, Sabine Gruber und Attwenger Stimmung beim „Österreichischen Literaturwirbel“ am 2. 9. 2022.

Widerstand gegen das Zerstörerische

FOTO: I NGO PERTRAMER

Parallel zum Gastlandprojekt in Leipzig ermuntert das österreichische Außenministerium seine Kulturinstitutionen weltweit, ihr besonderes Augenmerk auf die österreichische Literatur zu lenken In Zeiten wie diesen an ein GastlandProjekt glauben? Die Kraft der Verständigung beschwören? Ja – mit klarem Kopf und brennendem Herzen! Also im Wissen, dass es ohne Widerstand gegen das Zerstörerische nicht geht, und dass dieser Widerstand oft vergeblich ist. Was aber wäre die Alternative? Das Gastland-Projekt bemüht sich darum, nicht der Dummheit der Stunde auf den Leim zu gehen. Wir versuchen, ihr Konter zu bieten: nicht zuletzt mit ­Kooperationen. Sie

weiten den Blick: wie etwa Traduki oder das Österreichische Kulturforum in Berlin und die Sektion für internationale Kulturangelegenheiten im österreichischen Außenministerium. Dieses hat synchron zum Gastland-Projekt ein „Jahr der österreichischen Literatur“ ausgerufen. Seine Kulturinstitutionen weltweit werden dazu ermuntert, bis zur Leipziger Buchmesse 23 ihr besonderes Augenmerk auf die österreichische Literatur zu lenken. Da Literatur im Grunde ein Gespräch

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ist, das Angebot zu einem solchen jedenfalls, sind Initiativen dieser Art auch friedenstiftend. Zu groß gedacht? Mitnichten! Robert Musil schreibt in „Über die Dummheit“ aus dem Jahr 1937: „Handle, so gut du kannst und so schlecht du musst, und bleibe dir dabei der Fehlergrenzen deines Handelns bewusst!“ Das Gastland-Projekt orientiert sich an diesem Gedanken mit dem Wunsch, dazu beizutragen, dass Allianzen von Dummheit und Gewalt zerbersten mögen.

Katja Gasser Künstlerische Leiterin des österreichischen Gastland-Auftritts in Leipzig


– Wissenswert –

Ö1 Buch

des Monats

Rachel Cusk: „Coventry“, Essays, Edition Suhrkamp (Übersetzung: Eva Bonné), 160 Seiten, ISBN: 978-3-518-22531-8 Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhandlungen beworben werden kann.

Die Teilnehmer:innen von Young Publishing Professionals in Brüssel

Europäische Netzwerke Vom 14. bis 16. Juni trafen sich junge Verlagsmitarbeiter:innen aus zwölf europäischen Ländern in Brüssel. Haymon-Verlagsleiterin Katharina Schaller wurde vom HVB als Teilnehmerin nominiert. Hier berichtet sie über das Treffen 2022 fand „Young Publishing Professionals“ in Brüssel zum zweiten Mal statt. Bei diesem zweitägigen Event versammeln sich Verlagsmitarbeiter:innen unter 35, um sich über aktuelle Krisen und Chancen der Verlagsbranche in ihren Ländern und in ganz Europa auszutauschen. Organisiert wird die Veranstaltung von der Federation of European Publishers (FEP), bei der der HVB Mitglied ist. Für Österreich reiste Katharina Schaller (Haymon) nach Brüssel. Frau Schaller, um welche Themen ging es an diesen zwei Tagen in Brüssel? Katharina Schaller: Neben Themen wie Übersetzung und EU-Gesetzgebung haben wir uns vor allem mit Nachhaltigkeitsfragen und dem Ukraine-Krieg auseinandergesetzt. Zwei ukrainische Kolleginnen haben von aktuellen Schwierigkeiten bei der Herstellung, vor allem aber beim Verkauf von Büchern berichtet – für Menschen, die in einem Kriegsgebiet leben, ist der Kauf von Büchern keine Priorität. Wir können hier vor allem unterstützen, indem wir Sichtbarkeit schaffen: ukrainische Autor:innen übersetzen und auf ihre Werke aufmerksam machen. Mit wem konnten Sie sich außerdem zu solchen Themen austauschen?

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Schaller: Wir haben das EU-Parlament besucht, wo wir bei der Sitzung des CULTAusschusses dabei sein konnten. Der Krieg war auch hier das dominierende Thema, es wurde aber auch viel über Copyright-Fragen gesprochen. Einige von uns konnten anschließend die Abgeordneten ihrer Länder kennenlernen. Ich habe mich mit Hannes Heide getroffen, und wir haben uns über Herausforderungen der Verlagsbranche unterhalten, etwa die Nachwirkungen der Pandemie, sinkende Kaufkraft und die Energiekrise. Was haben Sie von dem Treffen mitgenommen? Schaller: Es ist grundsätzlich gut, dass es diese Möglichkeit zur Vernetzung mit europäischen Kolleg:innen gibt. Ich habe jetzt ein umfassenderes Verständnis für die Arbeit der FEP, etwa was die Gesetzgebungen für unsere Branche betrifft. Es gibt natürlich auch eine Diskrepanz, die sich in der Verlagsarbeit unweigerlich zwischen theoretischen Richtlinien und der Praxis ergibt: Es war wirklich schön, sich mit so vielen Menschen, die aus der Praxis kommen und um diese Diskrepanz wissen, austauschen zu können.

F O T O S : I . O R S I N I U N D R O S E N B E R G , F E D E R AT I O N O F E U R O P E A N P U B L I S H E R S

In „Coventry“ schreibt die in England lebende kanadische Autorin Rachel Cusk über sich. Beziehungsweise über ihr Leben als Ehefrau, Mutter, Tochter, Konsumentin, Schriftstellerin, Urlauberin, Autofahrerin und Staatsbürgerin. Das wäre noch nichts Besonderes. Aber mit wie viel Witz und Selbstironie Rachel Cusk sich selbst erforscht und Mechanismen des Alltags beschreibt, das ist einzigartig. Laut Jury ist „Coventry“ eines der lustigsten und zugleich intelligentesten Bücher dieses Jahres. Denn, so heißt es in der Begründung: „Manchmal, nicht sehr oft, stößt man auf geistreiche Bücher. Also nicht auf Bücher, die geistreich sein wollen, sondern auf solche, die eher bescheiden daherkommen, keine großen Erwartungen wecken und die dann bei den Leser:innen Glücksgefühle auslösen. Weil man nämlich mit Gedanken von großer Klarheit und Situationen, die die meisten von uns mehr oder weniger gut kennen, ohne sie je so geistreich seziert zu haben, beglückt wird.“ Die Botschaft ist klar: Lesen Sie dieses Buch! Und: Lassen Sie sich von der Gattungsbezeichnung „Essays“ nicht abschrecken.


– Wissenswert –

Titelschutzmeldungen Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Er­schei­nungs­datum geschützt. Ihre Titel­ schutz­meldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der ­darauffolgen­ den Ausgabe des anzeigers. Titel melden

können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Isabel Huber unter huber@hvb.at. Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur

€ 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–. Isabel Huber berät Sie gern unter huber@hvb.at Tel. 01/512 15 35 DW 14. (*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag über­nimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Schnell mal vegan Rauszeit in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Christian Brandstätter Verlag GmbH & Co KG Wickenburggasse 26/3, 1080 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Schnell und Gut Kelomat Kochbuch in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Riess Kelomat GmbH Maisberg 47, 3341 Ybbsitz, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: A Thousand Ships Highly intersectional queer centered storytelling by Triple Threat WOW | Vienna in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Triple Threat WOW | Vienna Verein hint.wien C/O Villa Vida Linke Wienzeile 102/1, 1060 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: 800 Jahre Marktgemeinde Weppersdorf Gemeindechronik in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Marktgemeinde Weppersdorf Hauptstraße 104, 7331 Weppersdorf, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Snackable Science in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Labor Becker MVZ GbR Führichstraße 70, 81671 München, Deutschland Vertreten durch: Lorenz Seidler Gossel Rechtsanwälte Patentanwälte Partnerschaft mbB Widenmayerstraße 23, 80538 München, Deutschland

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Verschlusssache Zirbeldrüse Wie wir uns das Tor zur Quelle trotzdem erfolgreich erschließen können in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Dieter Broers Verlag GmbH Liechtensteinstraße 111–115, 1090 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Verhüllungen/Fotografien Coverings/Photographs in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Atelier Oczlon

Hauptstraße 34, 5600 St. Johann, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Das Arbeitspferd in der modernen Landwirtschaft in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Wolfgang Ehmeier

Mitterbachhamerstraße, 4064 Oftering, Österreich Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Israel. Was geht mich das an? Eine Anthologie in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Edition Mena Watch Esteplatz 6, 1030 Wien, Österreich Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Wissen, was gesund macht in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Lorenz Seidler Gossel Rechtsanwälte Patentanwälte Partnerschaft mbB Widenmayerstraße 23, 80538 München Deutschland

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Ich bin die ich bin in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Gabriele Vasak Preysinggasse 7–9/14, 1150 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Die Würde der Empörten in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Limbus Verlag Herzog-Friedrich-Straße 5/4, 6020 Innsbruck, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Edens Kinder Ein Begleiter für Eltern in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Cornelia Pastorek Mühlallee 20, 7301 Deutschkreutz, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Kraftquelle Resilienz Das Workbook in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Drexel Mernone OG Johann-Strauß-Gasse 3, 8010 Graz, Österreich

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– Wissenswert –

Mediakolleg: Grundlagen der PR Seminarleiterin Henrike Blum im Gespräch

Frau Blum, warum und für wen ist dieses Seminar sinnvoll? Henrike Blum: Die Vermischung von Mar­ keting und klassischer Pressearbeit hat in den vergangenen Jahren massiv zuge­

Was macht eine gute, informative Pressemitteilung aus? Blum: Eine Pressemitteilung orientiert sich am Aufbau einer Nachricht. Diesen Aufbau sollten wir kennen und umsetzen können. Hinzu kommt die Arbeit mit der Sprache: Ich möchte präzise informieren, mit Empa­ thie und in einem sehr persönlichen Ton.

Henrike Blum hat jahrelange Erfahrung mit der österreichischen Medienlandschaft und Buchbranche

Wie werden Sie das Seminar gestalten? Blum: Der Tag soll Werkstattcharakter ha­ ben. Ich möchte von meiner Arbeitsweise erzählen, aber auch die teilnehmenden Kolleg:innen befragen, Beobachtungen und

Entwicklungen diskutieren. Mir schwebt zudem vor, dass jede/jeder ein Buch mit­ bringt, das mit PR begleitet werden soll: Wir überlegen uns konkrete Maßnahmen, ent­ wickeln ein Konzept, schreiben eine Presse­ mitteilung, überlegen uns eine Veranstal­ tung, planen ein Blogger-Treffen etc. Das komplette Seminarprogramm, inklusive zahlreicher Online-Termine, finden Sie unter: www.buecher.at => Seminare. Kontakt: Julia Stumvoll, 01/512 15 35 29, mediakolleg@hvb.at Kosten: 250  Euro Kursgebühr für HVB-Mitglieder (zzgl. 20 % Ust.) 280 Euro Kursgebühr für Nichtmitglieder (zzgl. 20 % Ust.)

Klimts Katze und andere Bildlegenden

Als die Zehen nickten

Kennen Sie das Foto von Gustav Klimt in seinem Maler­ kittel und der Katze auf dem Arm? Es ist eines der vielen ikonischen Bilder des Fotoarchivs, das bisher Imagno brandstaetter images hieß. Das Bildarchiv feierte am 13.  Juni 2022 sein zwanzigjähriges Bestehen und bekam zu diesem Anlass einen neuen Namen: brandstätter images. Christian und Nikolaus Brandstätter gründeten die Bildagentur im Jahr 2002. Doch bereits in den 1960erJahren begann Christian Brandstätter historische Foto­ grafien zu kaufen, über fünf Jahrzehnte blieb er seiner Leidenschaft treu. Heute besteht das Archiv aus über vier Millionen Bil­ dern, als Anlaufstelle für historisches Bildmaterial ist es weltweit bekannt. Durch kontinuierliche Arbeit mit dem analogen Archiv und umfangreiche Digitalisie­ rung wird das Angebot auf www.brandstaetterimages. com laufend erweitert. Es lohnt sich, hinein- und da­ mit in die Vergangenheit zu Moriz Nähr. Gustav Klimt mit seiner Katze. Wien, 1911 schauen.

Bei der Eröffnung von Wiens größtem Kinder­ literaturfestival war es zu­ nächst wie immer recht laut. Die Schulklassen wan­ derten vor der ersten Ver­ anstaltung zwischen den Reihen neu erschienener Kinder- und Jugendbücher Karin Haller (links) und Kulturumher, schauten, lasen und stadträtin Veronica Kaup-Hasler lachten. Im Odeon Theater bei der Festivaleröffnung herrschte Aufregung. Das Festival gibt es bereits seit 1979, heuer fanden vom 22. bis 28. Juni über fünfzig Veranstaltungen statt. Realisiert wird es vom Institut für Jugendliteratur und der kidlit medien GmbH unter Förderung der Kulturabteilung der Stadt Wien. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler fand allgemeine Zu­ stimmung beim Publikum, als sie in ihrer Eröffnungsrede erzähl­ te, dass sie fast nie ohne ein Buch ins Bett gehe. Die Kinderbuch­ autorin Lena Raubaum erntete tosenden Applaus für ihr Gedicht über einen tanzenden Hund („Mit Worten will ich dich umar­ men“, Tyrolia). In den Gedichten von Michael Hammerschmid, der unter anderem aus „wer als erster“ (Jungrunnen) las, nicken die Zehen und schlagen die Worte Purzelbäume. Literaturvermittlung, das zeigt das Festival, kann nicht früh genug beginnen und ist bestimmt nie langweilig.

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F O T O S : W W W. L I T E R A T U R B U E R O . A T

nommen. Die Frage, ob diese Entwicklung der richtige Weg ist, möchte ich mit den Seminarteilnehmer:innen – also allen, die mit Pressearbeit in der Buchbranche zu tun haben – diskutieren. Ich selbst komme aus jener „Schule“, die Werbung und Redaktion streng trennt: über Bücher informiert, sie aber nicht bewertet und mit Adjektiven spar­ sam umgeht.

F O T O S : J O A N N A P I A N K A L , AU S T R I A N A R C H I V E S / B R A N D S TA E T T E R / P I C T U R E D E S K .C O M

Gemeinsam mit dem mediacampus frank­ furt bietet der HVB unter dem Label „me­ diakolleg“ ein Weiterbildungsprogramm an. Am 29. September 2022 findet das Seminar „Grundlagen der PR“ statt: Die Seminar­ leiterin Henrike Blum ist im Bereich Buch-PR tätig, betreut Bücher und Verlagsprogram­ me, organisiert Lesungen, Lesereisen, Buch­ präsentationen und Verlagsabende.


– Wissenswert –

Platin für „Eierkratz-Komplott“

FOTO: HANS EDER

Der neue Stinatz-Krimi von Thomas Stipsits, „Eierkratz-Komplott“, erhält die Platinbuch-Auszeichnung des HVB Wer die österreichischen Bestsellerlisten regelmäßig überfliegt, weiß, dass die Kriminalromane von Thomas Stipsits seit geraumer Zeit unter den Top Ten zu finden sind. Mit „Eierkratz-Komplott“ hat er erneut einen Bestseller vorgelegt. Insgesamt sind die im Ueberreuter Verlag erschienenen Krimis von Stipsits fast 250.000-mal verkauft worden. Ebenso wie bei den vorangegangenen Titeln kann sich der Autor wieder über die Auszeichnung „Platinbuch“ des HVB freuen. Die Auszeichnung wird an Titel vergeben, von denen in Österreich über 25.000 Exemplare verkauft wurden. Die Urkunde wurde am 17. Juni auf der Donaubühne Tulln übereicht. Da Thomas Stipsits bekanntlich nicht nur Bestseller­ autor, sondern auch Kabarettist ist, präsentierte er im Anschluss sein Programm „Stinatzer Delikatessen – quasi ein Best of“.

Ueberreuter-Geschäftsführer Kommer­ zialrat Georg Glöckler übergab die Urkunde. Beim letzten Titel musste die Feier coronabedingt ausfallen, umso mehr freue er sich, Stipsits vor so vielen Fans und Buchlesern auszeichnen zu können, sagte Glöckler. Verlagsleiterin Birgit Francan betonte, dass Thomas Stipsits „nicht nur unserem Verlagshaus, sondern dem gesamten österreichischen Krimigenre zu so großartigen Erfolgen verhilft. Darauf können wir zu Recht stolz sein.“ Der Autor selbst bedankte sich herzlich bei seinen Leser:innen und allen Buchhändler:innen, die sich für das „Eierkratz-Komplott“ diesmal auch mit feinen Dekoideen rund um das Buch engagiert haben. „Ich möchte mich für den großartigen Einsatz bedanken, das viele tolle Feedback und die jahrelange Treue.“

Ueberreuter-Geschäftsführer Georg Glöckler (rechts) und Thomas Stipsits bei der Preisverleihung. Ausgezeichnet wurde der Stinatz-Krimi „Eierkratz-Komplott“. ISBN: 978-3-8000-9009-9

Buchklub-Aktion „Leseferien“

Somme r 2022

Wer hat sich nicht schon mal am Strand in ein Buch vertieft, sich in ganz andere Welten entführen lassen…? Auch für Schüler*innen kann das Lesen des richtigen Buchs diese fantasievollen Räume eröffnen. Deshalb startet der Österreichische Buchklub der Jugend die Aktion „Leseferien“. Mein

Dazu gibt es einen Sommer-Lesepass, denn: Lesemotivation stärkt die Lesekompetenz! So geht’s: • Bücher im Buchhandel auswählen • (Vor-)Lesen: Eintauchen in fremde Welten, Neues erfahren zu Sachthemen… • Über Gelesenes sprechen & Lesepass ausfüllen

Aktion Leseferien Sommer 2022

SOMMER LESE PASS

www.buchklub.at/leseferien

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– Wissenswert –

In aller Pracht Am 15. Juni fand im Palais Niederösterreich die Preisverleihung des Wettbewerbs „Die schönsten Bücher Österreichs 2021“ statt Gestaltung und Beschaffenheit machen einen großen Teil der Freude an einem Buch aus. Diese Qualitäten werden jährlich beim Wettbewerb „Die Schönsten Bücher Österreichs“ ausgezeichnet. Damit werden jene Menschen geehrt, die Bücher grafisch gestalten, setzen, verlegen und drucken. Eine Fachjury wählte aus 170 Einreichungen des Jahrgangs 2021 fünfzehn Gewinnertitel.

HVB-Präsident Benedikt Föger und Jürgen Meindl, Leiter der Kunst- und Kultursektion im BMKÖS, überreichten am 15. Juni die Ehrenurkunden. Der Preis wird vom BMKÖS und dem HVB ausgerichtet und von PERGRAPHICA®, dem Premium-Designpapier von Mondi, der Druckerei Gerin und der Buchbinderei Papyrus unterstützt.

DAS SIND DIE GEWINNER

DREI DER GEWINNERTITEL WURDEN VOM BMKÖS AUCH MIT STAATSPREISEN IN DER HÖHE VON JE 3.000 EURO AUSGEZEICHNET

Herr Klein

Bei der Verleihung wurde die aufwendig gestaltete Publikation über die „Schönsten Bücher Österreichs 2021“ präsentiert. Sie wurde auf dem Premium-Designpapier PERGRAPHICA® gedruckt. Als Papier für Perfektionisten beeindruckt PERGRAPHICA® mit seinem Nachhaltigkeitsprofil – in Österreich produziert, CO2-neutral, FSC™, EU Ecolabel und Cradle to Cradle Certified® Bronze.

Fotografie als Motiv

Verlag: Edition Himmel, Gestaltung: himmel. Studio für Design und Kommunikation, Druckerei: Finidr

gestaltet von Astrid Seme Verlag: Mark Pezinger Books Druck: Druckerei Gerin (Kategorie: Allgemeine Sachbücher, Kochbücher und Ratgeber sowie regionale und historische Bildbände)

Wildwuchs und Methode Verlag: De Gruyter in der Edition Angewandte, Gestaltung: Fabien Draxl und Michael Plessl, Druckerei: Gerin Druck

Corporate Timber. Schraubenwerk mit Holz Verlag: Detail – Business Information GmbH, Gestal­ tung: Atelier Andrea Gassner (Andrea Gassner, Christopher Walser), Druckerei: Buchdruckerei Lustenau

Der Schneeleopard Verlag: Luftschacht, Gestaltung: Verena Hochleitner, Druckerei: Print Alliance

Eric Asamoah. The Day after Tomorrow Verlag: VFMK Verlag für moderne Kunst GmbH, Gestaltung: Wolfgang Ortner, Sigi Mayer, Mot Suwat, Druckerei: Gerin Druck

A Happy Hippie

Toubab im Senegal

Verlag: Spector Books, Gestaltung: CH Studio, Christian Hoffelner, Druckerei: Buch Theiss

gestaltet von Patrick Bonato Verlag: Luftschacht Verlag Druck: Finidr (Kategorie: Kinder- und Jugendbücher, Graphic Novels)

Auf Linie. NS-Kunstpolitik in Wien Verlag: Birkhäuser Verlag GmbH, Gestaltung: seite zwei (Christoph Schörkhuber, Stefan Mayer, Christian Begusch, Carina Stella), Druckerei: Gerin Druck

Laute Post. Weitererzählungen aus Kolumbien Verlag: Sonderzahl, Gestaltung: Alexandra Möllner, Druckerei: Buch Theiss

Nutztier. Fakten, Zusammenhänge und Hintergründe der Fleischproduktion Verlag: Bibliothek der Provinz, Gestaltung: Raffael Strasser, Druckerei: GRASPO CZ

gestaltet von Studio Fjeld Verlag: FOTOHOF edition Druck: Druckerei Gerin (Kategorie: Zeitgenössische Kunstbände, Fotokunst, Architektur, Ausstellungskataloge)

Verlag: Universität für angewandte Kunst Wien, Gestal­ tung: Michael Plessl, Raffael Strasser, Druckerei: gugler

Ecologies and Politics of the Living Verlag: Universität für angewandte Kunst Wien, Gestaltung: Marie Artaker, Druckerei: Gerin Druck

Wir kommen total verklebt auf die Welt Verlag: Eigenverlag, Gestaltung: Kurt Dornig, Dru­ ckerei: Thurnherr Druckerei und Mader Werbetechnik

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FOTOS: MICHAEL GOLD GRUBER/BMKÖS

SalzburgBilder

Darstellung einer Transformation in der Architektur


– Wissenswert –

Bachmannpreis 2022 für Ana Marwan Beim traditionellen „Gautschen“ geht es nass zu

Untergetaucht

F O T O S : R I C H A R D R I Z K , O R F / J O H A N N E S P U C H , A L E K S A N D R A PAW L O F F

„Gautschen“ ist die Bezeichnung für den Entwässerungsvorgang bei der Herstellung von Papier. Außerdem ist es eine Abschlusszermonie für Druckerlehrlinge: Seit dem 16. Jahrhundert werden die zu gautschenden Jungdrucker in Wasserbottiche getaucht und so symbolisch von den Sünden ihrer Lehrzeit reingewaschen. Der Verband Druck Medien richtete heuer anlässlich seines 150-Jahr-Jubiläums die traditionelle Gautschfeier für Absolvent:innen gemeinsam mit der „Graphischen“ aus. Gegautscht wurden die 55 Kornut:innen nach einem historischen Umzug direkt vor dem Gutenberg-Denkmal im ersten Bezirk. „Der Verband Druck Medien als ältester Interessenverband der Druck- und Medienbranche sieht sich auch als Bewahrer von Tradition“, sagt Gerald Watzal, Präsident des Verbands Druck Medien. „Deshalb unterstützen wir auch den Brauch des Gautschens, der bis heute sowohl an der ‚Graphischen‘ als auch in unseren Mitglieds­ betrieben praktiziert wird.“

Die Tage der österreichischen Literatur konnten in diesem Jahr wieder vor Publikum stattfinden. Sie wurden am 22. Juni im ORF-Landesstudio Kärnten eröffnet. Nach drei Lesetagen wurden fünf Literaturpreise vergeben: der Deutschlandfunk-Preis (12.500 €) an Alexandru Bulucz, der KELAG-Preis (10.000 €) an Juan S. Guse, der 3sat-Preis (7.500 €) an Leon Engler und der BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 €) an Elias Hirschl. Den mit 25.000 € dotierten Bachmannpreis gewann die in Niederösterreich lebende Slowenin Ana Marwan (Otto Müller Verlag). Ihr Text „Die Wechselkröte“ handelt von eben dieser – dem Lurch des Jahres 2022 – und von der Einsamkeit. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer wies auf die Reichweite des Literaturwettbewerbs hin: „Die besondere Aufmerksamkeit, die damit der deutschsprachigen Literaturszene zuteilwird und den Leser:innen die mediale Teilnahme an diesem renommierten Wettbewerb ermöglicht, ist nicht genug wertzuV. l. n. r: Bürgermeister Christian ­Scheider, Ana Marwan, Klaus Kastberger schätzen.“

Die besten fünf zum Gruseln

Ernst-Jandl-Preis 2021 für Brigitta Falkner

Leo Perutz gehörte zu jenen Wiener Literaten, die ihr Leben praktisch im Kaffeehaus zubrachten. Es ist daher angemessen, dass die Gewinner:innen des Leo-Perutz-Preises für Kriminalliteratur jedes Jahr im Rahmen der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus ausgezeichnet werden. In diesem Jahr wird das zum 13. Mal geschehen: am 12.  Oktober 2022. Bis dahin ist noch Zeit, die Titel zu lesen, die es auf die Shortlist geschafft haben. Literarisch anspruchsvolle, spannende Lektüre mit Wienbezug ist bei allen fünf Krimis garantiert:

Um Texte der österreichischen Lyrikerin, Zeichnerin und Fotografin Brigitta Falkner in sich aufzunehmen, muss man bereit sein, sich ganz auf sie einzulassen. Sie sind streng formalisiert – kaum eine Zeile kommt ohne Palindrom, Anagramm oder Lipogramm aus – und gleichzeitig spielerisch und lebendig. Die Jury des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik, die Falkner 2021 als Preisträgerin wählte, lobte diese als „unermüdliche Forscherin, deren Sprache ihr (und uns) als wendiger Lotse vorauseilt“.

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Uli Brée – Du wirst mich töten (Amalthea Signum Verlag) Heidi Emfried – Wiener Wiederauferstehung (Verlag Anton Pustet) Georg Haderer – Seht ihr es nicht? (Haymon Verlag) Josef Kleindienst – Mein Leben als Serienmörder (Sonderzahl Verlag) Gudrun Lerchbaum – Das giftige Glück (Haymon Verlag)

Der vom BMKÖS gestiftete Preis wird seit 2001 im ZweiJahres-Rhythmus zum Gedenken an den 2000 verstorbenen Autor Ernst Jandl an deutschsprachige Dichter:innen vergeben. Er ist mit 15.000 Euro dotiert. Coronabedingt fand die Preisverleihung für das Jahr 2021 im Rahmen der Ernst-Jandl-Lyriktage (17.–19. Juni) in Neuberg an der Mürz in Brigitta Falkner bei der Preisder Steiermark statt. verleihung

Der Preis wird von Stadt Wien Kultur und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels ausgerichtet und mit freundlicher Unterstützung der Bestattung Himmelblau vergeben. Stadt Wien Kultur stiftet dabei das Preisgeld in der Höhe von 5.000 Euro.

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– Essenziell – Nachhaltigkeit in Kinder- und Jugendbüchern

Klimaschutz für die

Kleinsten

SPÄTESTENS SEIT DER „FRIDAYS FOR FUTURE“-BEWEGUNG IST DAS THEMA KLIMASCHUTZ AUCH IN DER KINDER- UND JUGENDLITERATUR ANGEKOMMEN

Text: Klara Sonnenschein Illustration: Georg Feierfeil

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reta Thunberg. Sie kämpft gegen Weise widmet. Ihr Buchtipp für den Juni lau- erschienen. In der Geschichte ist RotkäppMonster und Bösewichte. Hinter tet „WErde wieder wunderbar – 9 Wünsche chen Naturschützerin, die erfährt, dass der ihr versammelt sich eine hilfreiche fürs Anthropozän“ von Melanie Laibl, in der Bürgermeister den Wald roden und stattSchar, die „Fridays for Future“-Bewegung. Edition Nilpferd des G&G Verlags erschie- dessen ein neues Einkaufszentrum bauen Wie der junge Zauberer Harry Potter will nen. In diesem Bildersachbuch wird Kindern möchte. Sie setzt sich für die Rettung der sie sich von den Mächten der Finsternis ab acht Jahren nähergebracht, was getan Tiere ein und soll für Kinder ab sechs Jahren nicht überwältigen lassen und ihnen die wurde und was noch getan werden muss, einen Appell darstellen, sich zu engagieren. Welt entreißen. Mächtig sind ihre Feinde um unsere Erde zu retten. „Unser Ansatz bei Leykam ist es, die Fasund gewaltig ist die Bedrohung … Wäre der „Umweltschutz ist nichts, was nur eine Ge- zination für die Natur und die Tierwelt zu Kampf gegen die Klimakrise Fiktion, würde neration beschäftigt, geschweige denn von entfachen“, sagt die Verlegerin Tanja Raich. er großartigen Stoff für eine Saga der Kinder- ihr allein gelöst werden kann“, sagt Verleger „Um dann in weiterer Folge auf die Probleund Jugendliteratur bieten. Im Gegensatz Georg Glöckler, Gründer des G&G Verlags. me hinzuweisen: auf das, was Kinder und zu Kämpfen gegen Orks und Drachen ist „Auch junge Menschen engagieren sich dafür. Jugendliche in ihrem Alltag für die Umwelt diese Bedrohung allerdings real. Mit Greta Sie nutzen dazu soziale Medien, sind damit tun können. So enthält ,Rotkäppchen retThunberg wurde erstmals eine jugendliche besser vernetzt und in der Öffentlichkeit tet den Wolf‘ beispielsweise eine Anleitung Stimme in den Medien laut, die sich deut- präsenter. Diese erhöhte Sichtbarkeit ist von zum Basteln von Demonstrationsschildern. lich gegen die Klimakrise aussprach. Tau- unschätzbarem Wert: Man kann dadurch in Mithilfe von Mitmachaufgaben wollen wir sende Kinder und Jugendliche hörten zu kürzerer Zeit viel mehr Menschen erreichen die Kinder vom Buch hinaus in die Realität lotsen, sie zu eigenständigem Denken und und schlossen sich ihr an. Nachhaltigkeit und für Umweltthemen begeistern.“ Die Buchbranche, so Glöckler, müsse, Handeln anregen und ihren Blick für unsere und Umweltschutz sind heute Trendthemen, um junge Menschen zu erreichen, die Um- Umwelt öffnen.“ auch in der Buchbranche. Die Programmleiterin im Tyrolia Verlag, weltthemen altersgemäß, respektvoll und klar vermitteln. Ohne zu beschönigen, und Katrin Feiner, meint, es sei wichtig, dass sich HEUTE RETTET zugleich müsse sie Mut machen sowie den ein Verlag nicht zu sehr auf „WeltrettungsROTKÄPPCHEN DEN WOLF Nicht nur Autor:innen und Verlage, auch Blick auf das „Machbare“ lenken. Am besten bücher“ versteift: „Viele Veröffentlichungen Institutionen wie die 1976 gegründete Deut- gelinge das auf spannende, unerschrockene widmen sich inhaltlich dem, was Jugendlische Akademie für Kinder- und Jugend­ und „gut sortierte“ Art und Weise. che und Kinder selbst leisten können, um Als aktuellen „Natur-Buchtipp“ empfiehlt die Welt zu einem besseren Ort zu machen. literatur greifen das Thema auf. Seit elf Jahren zeichnet sie monatlich ein Klima-, ein die Deutsche Akademie für Kinder- und Ju- Zuweilen wird ihnen dabei eine vielleicht Umwelt- und ein Natur-Buch aus, das sich gendliteratur „Rotkäppchen rettet den Wolf“ zu große Verantwortung umgehängt. Wir dem Thema Nachhaltigkeit in erzählerischer von Petra Piuk, 2022 im Leykam Verlag bemerken hie und da eine gewisse »

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– Essenziell – Nachhaltigkeit in Kinder- und Jugendbüchern

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Sättigung.“ Daher versucht man im Tyrolia Verlag, das Thema breiter anzugehen und etwa die Faszination und das Verständnis für das „Wunder Welt“ zu wecken. Feiner ist überzeugt, dass die große Kunst darin liegt, komplexe Zusammenhänge so für Kinder aufzubereiten, dass sie verständlich, aber nicht banal werden. „Kinder sind weder die großen Heilsbringer noch tragen sie die Verantwortung für den heutigen Zustand der Welt.“ Es sei daher wichtig, das in Büchern zugemutete Wissen an die Lebensrealität, das Weltwissen und die Wirkungsmacht der Zielgruppe anzupassen, um nicht zu über- oder zu unterfordern oder gar Zukunftsängste zu evozieren. Als Beispiele für einen jugendgerechten Ansatz nennt sie Fragen wie: Was hat das Land Bangladesch mit meinem T-Shirt zu tun? Und warum genau hält der Igel einen Winterschlaf? Es sei eben zu überdenken, welche Information ein Buch zum Thema Nachhaltigkeit geben soll: „Zusammenhänge und die Einordnung in das große Ganze sind wichtiger als die Aufzählung von Daten und Fakten.“ NACHHALTIGKEIT: VOR ALLEM EIN THEMA FÜR DIE SCHULE? Greta Thunberg und der „Fridays for Future“-Bewegung ist es gelungen, die Aufmerksamkeit für Klima- und Umweltschutz bei Jugendlichen zu erhöhen. Die Onlinebefragung „Jugend.Macht.Klima!“, die im Frühjahr 2020 unter österreichischen Oberstufenschüler:innen von Klima- und Energiefonds gemeinsam mit der Österreichischen Energieagentur durchgeführt wurde, bestätigt diesen Eindruck. Neunzig Prozent der dort befragten Schüler:innen denken, dass die „Fridays for Future“-Bewegung dazu beigetragen hat, den Stellenwert von Klima- und Umweltschutz bei Jugendlichen zu verstärken. „Aus unserer Arbeit mit Schulen in Österreich wissen wir, dass im Unterricht die Themen Klima- und Umweltschutz verstärkt Einzug finden“, sagt Lydia Grünzweig vom Österreichischen Buchklub der Jugend. Dieser sieht sich als Vermittler zwischen Buchmarkt und Schule: So wird gezielt eine Auswahl von Titeln angeboten und dazu ein didaktisches Umfeld für Bücher erarbeitet, das es Pädagog:innen ermöglichen soll, die empfohlenen Bücher im Unterricht einzusetzen. „Pädagog:innen bedienen sich gern des Buchmarktes, weil seine Bücher oft attraktiver aufbereitet sind als Lehrbücher. Sie bieten Kindern ein Schauerlebnis,

WIE MAN DAS KLIMA RETTET Viele Verlage produzieren mittlerweile Bücher, die die Klimakrise für Kinder­ begreifbar machen oder erklären, wie man sich umweltfreundlich verhält

Conni kümmert sich um die Umwelt (Carlsen) ISBN: 978-3-551-51834-7

Rotkäppchen rettet den Wolf (Leykam) ISBN: 978-3-7011-8229-9

Die kleine Hummel Bummel schützt die Umwelt (Ars Edition) ISBN: 978-3-8458-3680-5

WErde wieder wunderbar. 9 Wünsche fürs Anthropozän (Edition Nilpferd) ISBN: 978-3-7074-5272-3

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was letztlich auch die Lesefreude und die Bereitschaft, sich auch mit komplexen Materien auseinanderzusetzen, erhöht“, sagt Grünzweig. Ihren großen und kleinen Kund:innen bietet Lucia Kirchner-Krämer in ihrer Stockerauer Buchhandlung schon seit Langem ein umfangreiches Kinderbuchsortiment. Die mancherorts lauter werdende Klage der Branche, wonach Bücher für Jugendliche ein Ablaufdatum in puncto Informationsvermittlung haben, teilt sie nicht. „Wir haben den Nachhaltigkeitsthemen eigene Regalmeter gewidmet.“ Allerdings würden diese Themen verglichen mit belletristischen Titeln in ihrer Buchhandlung selten nachgefragt. Die Käufer:innen seien Lehrer:innen, kaum jemals Eltern. „Die meisten Bücher zum Thema Umwelt verkaufen wir bei Buchausstellungen an Schulen.“ „Checker Tobi: Klima, Wald, Wasser“ (cbj) sei etwa bei einer Volksschulausstellung ein häufig bestelltes Buch gewesen. Für die Kleinsten verkaufen sich am besten Bücher in Verbindung mit Bekanntem, etwa Reihen wie „Die kleine Hummel Bummel schützt die Umwelt“ (ars edition) oder „Conni kümmert sich um die Umwelt“ aus dem Carlsen Verlag. Ältere Kinder würden eher zu Büchern mit interaktiven Elementen greifen.

AKTIVISMUS MIT SOCIAL MEDIA STATT BÜCHERN Was die geringe Nachfrage betrifft, unterscheiden sich Land- und Stadtbuchhandlungen kaum, wie auch die Morawa-Filiale in der Wiener Wollzeile zeigt. „Vor allem im Sachbuchbereich ist der Themenkreis Umwelt/Umweltschutz/Nachhaltigkeit angekommen. In den Warengruppen Belletristik und vor allem bei den Comics hinkt dieses Thema allerdings noch ordentlich hinterher“, sagt Filialleiter Franz Lindl. Eltern würden sich, wenn überhaupt, für Vorschulsachbücher interessieren. Empfehlenswert sei in diesem Bereich „Unser Leben und wie alles in der Natur zusammenhängt“ (Carlsen). Der Titel bringe ganz jungen Leser:innen Naturschutz und die Gefahr aussterbender Tierund Pflanzenarten näher. Trotz steigender Nachfrage sei die Thematik im Kinder- und Jugendbuchbereich jedoch noch nicht absatz- und umsatzrelevant. „Jugendliche informieren sich vorrangig über Social Media und Onlinemedien“, erklärt Lydia Grünzweig vom Österreichischen Buchklub der Jugend. „Hier spielt das Buch als Informationsquelle eine unterge-


mandelbaum verlag – Essenziell – Nachhaltigkeit in Kinder- und Jugendbüchern

ordnete Rolle.“ Die erwähnte Studie hat allerdings ergeben, dass sich 62 Prozent der Oberstufenschüler:innen mehr zu Klimaschutz im Unterricht wünschen. An Interesse fehlt es also nicht. Bei Kindern im Volksschul- und Kindergartenalter, die sich noch nicht eigenständig im Netz informieren, würden sich Sachbücher oder Bücher mit narrativem Charakter zum Thema Umwelt und Klima eignen, um Neugierde zu wecken, am Thema zu arbeiten und über das Gelesene zu sprechen und zu reflektieren. „Aus der Zusammenarbeit des Buchklubs mit den Bildungseinrichtungen in Österreich wissen wir, dass dies im Kindergarten oder der Volksschule oft so umgesetzt wird“, sagt Grünzweig. „Das Buch wird als Basis oder Unterstützung im Unterricht, für Klimaprojekte oder Umweltschutzwochen genutzt. Ob genau solche Bücher dann auch zu Hause im Regal landen, liegt vermutlich auch ganz stark an der Einstellung der Familie zu diesem Thema beziehungsweise im gelebten Alltag.“ BÜCHER AM KOMPOSTHAUFEN ALS ERDE FÜR TOMATENPFLANZEN Wie verhält es sich mit Büchern, die nicht nur im erzählenden Bereich das Thema Nachhaltigkeit behandeln, sondern die selbst tatsächlich nachhaltig hergestellt wurden? „Ob Bücher nachhaltig produziert werden, ist bei unseren Kund:innen überhaupt kein Thema“, sagt die Buchhändlerin KirchnerKrämer. „Bücher sind in ihrer Wahrnehmung kein Wegwerfprodukt und damit per se eher nachhaltig. Werden Bücher explizit nachhaltig produziert, werden sie von unseren Kund:innen nicht anders wahrgenommen als andere Papp-Kinderbücher. Wir wurden noch nie darauf angesprochen, ob Bücher etwa mit dem deutschen Umwelt­ zeichen ,Blauer Engel‘ zertifiziert sind.“ Auch Franz Lindl von der Morawa-Filiale in der Wiener Wollzeile meint, dass nachhaltige Produktion in der Vielzahl an Publikationen bislang eine untergeordnete Rolle spiele. Eine bekannte Methode, um nachhaltige Buchproduktion zu ermöglichen, ist die „Cradle to Cradle“-Produktion. Bei diesem Verfahren werden schädliche Substanzen vermieden und erneuerbare Energiequellen genutzt. So wird etwa beim Drucken Ökostrom eingesetzt und ausschließlich regional produziert. Auch kommen nur Farben auf Pflanzenölbasis zum Einsatz. Geprüft werden diese Parameter durch externe Umweltlabore und unabhängige Expert:innen.

Einer der Verlage, der seine Titel seit Jahren nach diesem Prinzip herstellt, ist der KOSMOS Verlag. „Der Klima- und Umweltschutz ist die große Jahrhundertaufgabe der Menschheit. Wobei man sagen muss, dass gerade bei unseren Kinder-Pappbilderbüchern, die wir im Cradle-to-Cradle-Verfahren herstellen, unsere Deckungsbeiträge leiden“, erklärt Birgitta Barlet, Verlagsleiterin Buch bei KOSMOS. Trotzdem sei es eine Investition, die sich langfristig bezahle mache, ist sie sich sicher. Wichtig sei es, stets auf dem aktuellen Stand zu sein, meint Eva Schmidt von der Herstellungsleitung Buch bei KOSMOS. 2020 stand das Thema „Leime, Lacke und Farben“ und 2021 „Herkunft und Erzeugung des Papiers“ im Fokus der Produktions­ entscheidungen. „Im Zuge einer großen Neuausschreibung unter den Druckereien ­ haben wir ihre Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit abgefragt. Die Ergebnisse waren für die Vergabe der Druckvolumen relevant.“ Auch der österreichische Kinder- und Jugendbuchverlag Fairyland arbeitet nach ­ Cradle-to-Cradle-Prinzipien. Die Vorteile laut Geschäftsführerin Carolyn Magerle: Klimaund Umweltschutz und das Fehlen giftiger Inhaltsstoffe. „Theoretisch kann man unsere Bücher auf den Komposthaufen werfen und die Erde, die daraus entsteht, für Tomatenpflanzen verwenden“, sagt sie schmunzelnd. Warum nicht mehr Kinder- und Jugendbuchverlage nachhaltig produziert werden, erklärt Magerle so: „Man ist in der Produktion leider nicht so flexibel, weil nicht alles Cradle-to-Cradle-zertifizierbar ist.“ So sei die Auswahl an nachhaltig produzierten Papieren klein, die Veredelung müsse ohne Heißfolienprägungen oder UV-Lack auskommen: „Wir können die Aufmerksamkeit der Leser:innen nicht mit Glanz und Glitzer am Cover erhaschen.“ Bei den FabelflugChroniken von Claudia Aichholzer etwa habe man sich im Verlag für eine aufwendige Blindprägung entschieden, was sich deutlich auf die Kosten niederschlage. Auch ohne sich explizit der nachhaltigen Produktion zu widmen: Alle befragten Verlage legen Wert auf einen klimaneutralen Druck der Bücher, die nicht mehr hauptsächlich in Plastik eingeschweißt werden. Doch hohe Produktions- und Versandkosten, niedrige Ladenpreise und immer geringere Margen machen die Nachhaltigkeit für die Branche schwer. Auch junge Klimaschützer:innen sind sich dieser Probleme bewusst. Genau dagegen kämpfen sie. «

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Seine Tochter findet nach 60 Jahren die Briefe Moritz Margulies´ an seinen Jugendfreund aus Czernowitzer Tagen. Er schreibt über seine Aktivitäten in der illegalisierten KPÖ und im der Résistance ... Moritz Margulies, EINE KUNDE MEINER EXISTENZ Briefe eines Widerstandskämpfers Euro 18,– | 186 Seiten

Die Entwicklung in Jugoslawien diente Parin dazu, seine Faschismusanalysen darzulegen und zu zeigen, wie politische Führer ihre Existenz und Akzeptanz durch die »Ethnisierung« der Politik legitimieren. Paul Parin DIE SUCHT NACH MACHT Psychoanalytische Sozialpsychologie und Politikwissenschaft. Schriften 1998 – 2009, Werkausgabe Band 15 Euro 34,– | 644 Seiten

Der Band behandelt multiperspektivisch die Auseinandersetzung mit den widersprüchlichen Erinnerungen und Erfahrungen von Widerständigen, Opfern und Täter:innen in Kärnten. N. Danglmaier, B. Entner, U. Holfelder, E. Klatzer (Hg.) KOROŠKA/KÄRNTEN Wege zu einer befreienden Erinnerungskultur Euro 16,– | 162 Seiten

Aufbauend auf den Erkentnissen von Freud, Marx und Fanon über Entfremdung, Schuld, Eigentum und Animismus analysiert die Autorin die Geschichte der umstrittenen atzekischen Federkrone Quetzalapanecáyotl. Khadija v. Zinnenburg Carroll MIT FREMDEN FEDERN Quetzalapanecáyotl – Ein Restitutionsfall Euro 27,– | 304 Seiten

Erwin Rehling zeigt, wie nahe Dialekt und spontan improvisierte Musik als Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks beieinander liegen. Ein Klangbuch zu einer Landjugend in Oberbayern! Erwin Rehling OIS NED GLONG Eine Landjugend. Klangbuch mit 1 CD Euro 25,– | 32 Seiten

mandelbaum.at


– Schwerpunkt: Editor’s Choice – Kinder- und Jugendliteratur

Auch Bilder können poetisch sein. Diese Illus­ tration stammt aus „Tage ohne dich“ (Tyrolia). Ein Interview mit der Autorin und Illustratorin Linda Wolfsgruber lesen Sie auf S. 28

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yrik hat dieser Tage einen schweren Stand. Man liest kaum mehr Gedichte, sie verkaufen sich nur in Ausnahmefällen gut. Diese Ausnahmen sind häufig Bücher mit Gedichten für Kinder. Die Begeisterung für lyrische Sprache und Gereimtes wird uns Menschen in die Wiege gelegt. Ihre Bedeutung für den Spracherwerb und für das Selbstbewusstsein der Kinder ist so groß, dass man eigentlich allen Kindern zur Geburt ein Buch mich Reimen schenken sollte. Gedichtbücher für Kinder werden trotzdem seltener. Glücklicherweise sind sie aber noch nicht ganz verschwunden. Es werden nach wie vor Titel mit Kindergedichten verlegt. Manche dieser Bücher sind so schön, dass man fast selbst wieder klein sein möchte, um sie wirklich zu verstehen. Zum Beispiel diese vier. Die Gedichte in „Mit Worten will ich dich umarmen“ (Tyrolia) erzählen über Zuneigung, Angst, Trauer, Abenteuerlust und Entdeckerfreude. Manche reimen sich, aber

Die Gedichte in diesen Büchern handeln von dem, was in einem Kinderleben wichtig ist: Glück, Trauer, Staunen, Freude an der Sprache – also eigentlich von Dingen, die für uns alle wichtig sind Text: Linn Ritsch

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nicht alle, oft muss man lächeln, manchmal laut lachen. Viele leben vom stillen Raum zwischen den Worten. Solche Gedichte für Kinder zu schreiben, ohne belehrend, überkandidelt oder platt zu werden, kann nicht jeder. Lena Raubaum kann es. Beim Lesen, Vorlesen und Zuhören fühlt man, welche Freude die Autorin an Worten hat. Sie sind ihr Werkzeug und Spielzeug. Was ist zum Beispiel der Zeitgeist? In Lena Raubaums Zehnwortgedicht kann er fliegen: „Ich bin nur auf Zeit Geist / manchmal bin ich Fee“. Und wenn die Traurigkeit zu Besuch kommt und einfach nicht mehr gehen will, wird ihr eine Torte angeboten. Katja Seifert hat die „Gedichte und Gedanken“ illustriert. Ihre Bilder sind genauso zart und liebevoll wie die Texte. Ohne sich aufzudrängen, unterstützen sie die Stimmungen in den Gedichten oder geben den Wortwitzen eine zusätzliche Bedeutung. Sprachspiele und Wortwitze gibt es auch in Markus Köhles „Ganz schön frech“

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Rhythmus und Reim


Lieblingsthemen selbst

er LESEN

Mit Worten will ich dich umarmen ISBN: 978-37022-3958-9

• Extra große Schrift • Einfacher Satzbau • Zahlreiche Lernquiz Markus Köhle: Ganz schön frech! ISBN 978-3903081-43-7

• Perfekt für den Lesestart Jedes Buch: ab 6 Jahren, 48 Seiten € [A] 8,20

Alphabet der Träume ISBN: 978-3-42364097-8

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Alles dreht sich, alles fliegt ISBN: 978-37026-5925-7

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(Luftschacht Verlag). Wie der Tag der meisten Kinder beginnt das Buch mit einem Frühstück: „Honig ist die Frucht von Bienen / Müsli ist Gatsch mit Rosinen. Tee ist Energie in Tassen / Schule ist Kinder in Klassen. Semmeln sind Sonnen zum Essen / Was Vitamine sind, hab ich vergessen“. Es folgen Gedichte über Mut, Tanten und Onkel, das Frechsein und den Schlotterroboter. Sie sprechen mit den Kindern, für die sie geschrieben sind. Markus Köhle spürt sehr genau, worüber Kinder nachdenken und was sie lustig finden. Aber er spricht auch mit den Erwachsenen, die sie vorlesen und mit Stimmfarbe und Rhythmus die Gedichte interpretieren. „Ganz schön frech“ ist in jeder Hinsicht ein buntes Buch. Das wäre es auch ohne Bebilderung – ohne Robert Göschls Illustrationen wäre es aber deutlich ärmer. An bunten Bildern freuen sich bereits ganz kleine Kinder. Ebenso sehr wie an Gedichten in regelmäßigen Versmaßen: Rhythmisches Sprechen erinnert an das rhythmische Geschaukel im Bauch der Mutter, es wirkt also beruhigend und ruft positive Assoziationen hervor. Das „Alphabet der Träume“ (dtv) von Hanna Johansen kann man daher Kindern vorlesen, lange bevor sie die Buchstabengedichte darin verstehen. Ein paar Jahre später, wenn die Kinder beginnen das Alphabet zu lernen, kann man die liebevoll illustrierten Texte gemeinsam lesen: Dann stehen die Reime im Vordergrund. Sie sind verspielt, sehr fantasievoll und witzig – und schauerlich. Sich vor dem Einschlafen ein bisschen zu gruseln ist aber sehr schön, schließlich kann man sich an den Vorleser oder die Vorleserin anschmiegen, wenn es zu düster wird. Und den Schauer am Schluss weglachen – oder aus einem Albtraum wieder aufwachen: „Es gibt so viele schlimme ­Sachen / die man albträumen kann. Lebendig wieder aufzuwachen / ist das Schönste dran“. Man kann sich kaum entscheiden, was das Schönste an Sigrid Eyb-Greens „Alles dreht sich, alles fliegt“ (Luftschacht Verlag) ist. Vielleicht die Bilder, die seitenfüllend die Texte umrahmen. Sie sind nicht nur Begleitungen oder Ergänzungen für die Texte, sondern Gedichte für die Augen. Die Gedichte, die Sigrid Eyb-Green nicht gezeichnet, sondern geschrieben hat, führen in eine Fantasiewelt, in der Ringelsocken Ringelspiel fahren, Herr Vogelsang einen Schlafsack für seinen Wurm strickt und der Südwind seine Runden dreht  – poetisches Leben.


– Schwerpunkt – Kinder- und Jugendliteratur

Von ängstlichen Prinzen, wütenden Dinosauriern und Abenteuerreisen Leporello, Wien ald anderthalb Jahre ist es her, dass die Leporello Buchhandlung in der Wiener Innenstadt von der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung übernommen wurde und somit neue Ideen und neue Mitarbeiter:innen in die schönen Räumlichkeiten zogen. Wer das Geschäft unweit des Stephansdoms kennt, weiß: Es ist klein und gemütlich. „In unserer Buchhandlung ist der Platz kostbar, weshalb auch unser Sortiment sorgfältig ausgewählt ist“, sagt ­Klaudia Grünfelder, die seit der Übernahme zum Leporello-Team gehört und die Kinder- und Jugendbuchabteilung mit großer Liebe zur Sache leitet. Platz für Aufsteller findet sich kaum, Klaudia Grünfelder und ihr Team sorgen jedoch auf den vorhandenen Präsentationsflächen für Abwechslung und bestücken diese so oft wie möglich mit neuen Titeln. Wo kein Platz ist, „werden Bücher kunstvoll übereinandergestapelt“, sagt sie schmunzelnd. Bei (jungen) Kund:innen und Verkäufer:innen gleichermaßen als Präsentationsfläche und Leseecke inmitten der Bücherstapel beliebt sei die Kinderbuchtreppe. Wichtig sei es, stets Platz für aktuelle Themen zu haben, die Kinder und Jugendliche beschäftigen – etwa für Kathrin K ­ öllers Titel „Queergestreift“ (Hanser). „Ein wunderbares Sachbuch“, sagt Grünfelder, das rund um das Thema LGBTQ+ kreist. „Kinder und Jugendliche müssen in Buchhandlungen Bücher finden, mit denen sie sich identifizieren können und gesehen fühlen“, sagt Grünfelder. Mit Vorurteilen, Stereotypen und Zuschreibungen aufräumen will

ISBN: 978-3-7348-2140-0

ISBN: 978-3-446-27258-3

Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig

„Kinder müssen in einer Buchhandlung Bücher finden, mit denen sie sich identifizieren können“ Klaudia Grünfelder

ISBN: 978-3-0369-5866-8

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auch Karrie Fransman mit „Der Prinz auf der Erbse und andere umgekrempelte Märchen“ (Kein & Aber). Hier trifft Aschenpeter, der von seinen Brüdern getriezt wird, auf den kleinen Rotkäppchen und die Wölfin sowie auf den Schönen, der sich in eine Bestie verliebt. Nicht nur die Ideen und Geschichten seien toll, auch die Illustrationen hochwertig und ansprechend – „ein tolles Vorlesebuch mit modernen Märchen“, so die Buchhändlerin. Sie beobachtet außerdem einen Trend: jenen zu Comic-Romanen. Besonders empfehlen könne sie Band 1 der Comic-Buch­ reihe „Das magische Baumhaus: Im Tal der Dinosaurier“ (Loewe Verlag). „Die Bücher haben einen ansprechenden Zeichenstil und nicht zu viel Text.“ Ein Herzenstipp für Kinder ab zehn Jahren sei „Die abenteuerliche Reise des Leopold Morsch“ von Gregor Wolf (Ueberreuter Verlag). „Leider sind klassische AbenteuerBücher etwas aus der Mode gekommen, aber ich versuche immer noch Leser:innen dafür zu begeistern.“ Mit einem „Hauch Tolkien“ sei das Buch „etwas schräg, aber wunderbar magisch“. Für die Kleinsten empfiehlt Grünfelder die im Magellan Verlag publizierten „toll ­illustrierten“ Vorlese- und Bilderbücher von Rachel Bright, die mit Texten in Reimform Themen wie Angst, teilen lernen, Mut oder Streit abhandelt – so auch der neueste Titel „Der Stampfosaurus“, der vom kleinen Dinosaurier handelt, der zornig ist. „Sehr gut, um mit Kindern behutsam das Thema Wut anzugehen.“

ISBN: 978-3-7855-3591-2

ISBN: 978-3-7641-2004-7

F O T O : P R I VA T

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– Schwerpunkt – Kinder- und Jugendliteratur

Fantastisch, einfühlsam und philosophisch Buchinsel, Wien

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ihre Freundschaft gewinnt und s ist keine leichte Aufgabe, gemeinsam mit ihr zahlreiche Jugendliteratur zu empfehAbenteuer erlebt.“ Die Gelen“, sagt die Buchhändlerin ­Lioba Bauer von der Buchinsel schichte sei „einfühlsam und im 5. Wiener Gemeindebezirk. spannend erzählt ohne vorBesonders männliche Jugenddergründigen pädagogischen Zeigefinger“, meint Bauer. liche der „Generation TikTok“ Ebenfalls von Höfler erscheint würden ab Ende des Pflichtim Juli eine weitere Empfehschulalters bis zu einem Alter von etwa 15 Jahren weniger zu lung der Buchhändlerin: „Feubelletristischen Jugendbüchern erwanzen lügen nicht“. Eine greifen – dann, wenn Eltern „spannende Geschichte über Lioba Bauer aufhören, für Lesenachschub zu Lüge und Wahrheit, die mit orisorgen. ginellen Protagonist:innen vieEin „weltweit bekanntes und oftmals le Leser:innen in ihren Bann ziehen wird.“ beklagtes Phänomen“, sagt die ehemalige Dass Kindern philosophische Themen Schulbibliothekarin und AHS-Lehrerin für zumutbar sind, zeigt auch „Der Moment, Deutsch und Geschichte, die ihre Buch- bevor“ (Tyrolia) von Ela Wildberger, mit handlung in der Margaretenstraße vor rund zarten Illustrationen von Linda Wolfsgruzehn Jahren eröffnet hat. Eine Ausnahme ber. Das „stille und besinnliche“ Buch werfe würden Fantasyreihen bilden, die jedoch anhand alltäglicher Situationen Fragen mit ihren meist vielen Bänden in vielen klei- zu essenziellen Themen auf, die zu Elternneren Buchhandlungen kaum Platz finden. Kind-Gesprächen führen. Auch für die Eine kurze, empfehlenswerte Reihe sei „Die Kleinsten hat Bauer eine Buchempfehlung Spiegelreisende“ (Insel Verlag). Christelle parat: „Das Apfelwunder“ (Fischer-SauDabos erzählt in vier Bänden die Geschich- erländer) von Hans-Christian Schmidt mit te der jungen Ophelia. „Sogar ich, absolut Illustrationen von Andreas Német sei ein kein ,Fantasyfan‘, werde in den Sog dieser Pappbilderbuch zum Ziehen und Klappen, das „das Leben eines Apfels von der Blüte Geschichte gezogen“, sagt Bauer. In die Welt der realen Orte und Emotio- bis zum Apfel­butzen lebendig vor Augen nen begeben sich Volksschulkinder und de- führt“. ren Eltern hingegen bei der Lektüre von Stefanie Höflers Roman „Helsin Apelsin und der Spinner“ (Beltz Verlag). „Darin wird die Geschichte von Louis, dem ,Neuen in der Klasse‘, erzählt, der sich von den Wutausbrüchen Helsins nicht beeindrucken lässt,

redt wieder wienerisch! iwadrogn von Ernst Molden!

ISBN 978-3-7704-0247-2 15.00 € (D), 15.50 € (A) Ab 10. September 2022

„Kurz und empfehlenswert: ,Die Spiegelreisende‘“

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© 2022 NordSüd Verlag, Illustration von Ana Sender

Die Kraft des Erzählens Geschichten aus nah und fern, aus vergangenen Zeiten und jüngsten Tagen.

Heinz Janisch / Ana Sender Das goldene Zeitalter Die Metamorphosen des Ovid 96 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10614-9

Carmen Oliver / Miren Asiain Lora Die Erzählerin der Nacht 32 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10593-7

Marcus Pfister Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles 32 Seiten / 21,5 × 28,7 cm ISBN : 978-3-314-10611-8

Marcus Pfister Der Regenbogenfisch und seine Freunde 160 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10612-5

Rina Singh / Ishita Jain Es werde Wald ! Die wahre Geschichte von Jadav Payeng 40 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10613-2

Žiga X Gombač / Maja Kastelic Adam und seine Tuba 32 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10615-6

Brigitte Weninger / Eve Tharlet Pauli Der große Schnee 32 Seiten / 21,5 × 25,8 cm ISBN : 978-3-314-10617-0

Die BilderBuchBande feiert Weihnachten 248 Seiten / 21,5 × 28 cm ISBN : 978-3-314-10620-0

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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr, Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht übertragbar oder auszahlbar. Die Gewinner*innen werden schriftlich verständigt. Teilnahmeschluss: 15. 8. 2022. Datenschutz: Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist eine Angabe von personenbezogenen Daten erforderlich. Die Teilnehmer erklären sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihnen übermittelten Daten von der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach vollständiger Durchführung des Gewinnspiels umgehend und unwiederbringlich gelöscht.

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Knotzer GmbH

Sylvia Knotzer Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig

„Gelesen habe ich immer viel und leidenschaftlich gern“

Knotzer GmbH

Gustav-Degen-Gasse 4 7210 Mattersburg Tel. 02626/626 25 office@knotzer.com

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gemeinsam mit Samen zum Verschenken. Die Liebe zum Detail und zu den Bedürfnissen ihrer Kund:innen sticht ins Auge – und wurde belohnt. „Wir haben den Preis für die schönste Auslage im Burgenland bekommen, darauf sind wir besonders stolz“, sagt Knotzer. Ob die Buchhändlerin manchmal die Sehnsucht nach Wien überkommt? „Überhaupt nicht. Ich würde nicht mehr nach Wien zurückgehen“, sagt sie schnell. „Groß genug“ sei die 8.000-Einwohner:innen-Gemeinde Mattersburg. „Das Heimelige gefällt mir besser als das Anonyme in Wien.“ Die Familie ist in Mattersburg mittlerweile verwurzelt und bekannt. „Mein Mann war im Stadtmarketing tätig und hat viele Events mitorganisiert, mein Sohn ist Fußballer und hat in seiner Jugend bei Mattersburg gespielt“, erzählt Knotzer. Sohn Philip ist es auch, der die Buchhandlung eines Tages übernehmen soll. Schon jetzt unterstützt er seine Eltern, etwa bei Ausstellungen. Keine Selbstverständlichkeit, denn, sagt Knotzer seufzend, es sei von Jahr zu Jahr schwieriger, Lehrlinge zu finden, das gelte sowohl für den Buch- als auch für den Papierhandel.

F O T O : P R I VA T

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ft reichen wenige Worte, um viel zu sagen. „Es ist, was es ist, sagt die Liebe“, schrieb Erich Fried und trifft damit bei Sylvia Knotzer einen Nerv. „Frieds Gedichte begleiten mich seit meiner Jugend und haben mich seit jeher sehr bewegt.“ Sylvia Knotzer wurden Bücher quasi in die Wiege gelegt. Als Tochter zweier Buchmenschen (der Vater war Buchvertreter bei Morawa) hatte sie stets Zugang zu Literatur. „Gelesen habe ich immer viel und leidenschaftlich gern.“ Es sei nur naheliegend gewesen, sich auch beruflich dem Medium Buch zu widmen. Bis zur familieneigenen Buchhandlung im Burgenland sollte es allerdings dauern. Nach der HAK-Matura stieg die Wienerin bei Morawa ein: Zunächst arbeitete sie in der Auslieferung, dann im Einkauf und zuletzt im Chefsekretariat als Verkaufsleiterin. Der Umbruch kam, als sie ihren Mann Rudi Knotzer kennenlernte. Er war bereits seit 1979 Inhaber der Mattersburger Buch-, Papier- und Geschenkwarenhandlung. So entschloss sich Sylvia Knotzer im Jahr 1996 dazu, Wien zu verlassen und ins Burgenland zu ziehen. 1996 trat sie ins Geschäft von Rudi Knotzer ein, dem sie heute als Geschäftsführerin vorsteht. Die Buchhandlung ist beschaulich, der Standort in der Gustav-Degen-Gasse prominent in der Mattersburger Innenstadt gelegen. Weitere Filialen befinden sich in Frauenkirchen und Neusiedl am See. Das Sortiment der Landbuchhandlungen ist breit aufgestellt: Kinder- und Jugendbuchliteratur trifft auf Belletristik, Sachbücher und Regionalia. Ergänzt wird die Auswahl durch Geschenkartikel und Papierwaren. Betritt man die Filiale in Mattersburg, sticht die schöne Warenpräsentation ins Auge. Auf Tischen vor dem Geschäft, in den Räumlichkeiten und in der Auslage kombinieren Sylvia Knotzer und ihr Team die Bücher mit den Waren aus dem Non-Book-Segment: Hier steht neben einer Biografie Frida Kahlos eine Kahlo-Handtasche, da liegen auf einem Aussteller Bücher zum Thema Gartenarbeit


– International –

Buch und Welt am Persischen Golf In Abu Dhabi versammelte sich Ende Mai die arabische Buchwelt zu einem ihrer größten Branchentreffen. Die International Book Fair ist geprägt von Zensur, Kaufbegeisterung und Frauenpower Text: Linn Ritsch

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FOTO: H ERBERT OH RLI NGER

m deutschsprachigen Raum war Astrid Lindgrens „Pippi Lang­ strumpf“ das letzte Mal in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg von Zensur betroffen. Pippis Strumpffarbe wurde damals von braun auf schwarzweiß geringelt geändert, um ungünstige Assozia­tionen zu verhindern. In den Vereinigten Arabischen Emiraten gilt das Buch heute noch als problematisch: Ein Familienbild ohne Mutter ist undenkbar. Zensur ist auf der International Book Fair in Abu Dhabi allgegenwärtig. Mit Themen wie Sexualität, Pubertät und erste Liebe befassen sich Verlage meist erst gar nicht: Selbstzensur also. Gleichzeitig öffne sich der Buchmarkt zunehmend, sagt Claudia Kaiser, Vizepräsidentin Business Development Asien Afrika, arabische Welt bei der Frankfurter Buchmesse: „Heute ist vieles schon weit weniger restriktiv als vor einigen Jahren.“ Die Frankfurter Buchmesse arbeitet seit 2006 eng mit der Book Fair in Abu Dhabi zusammen. Diese hatte sich damals an Frankfurt gewandt: mit der Bitte um Unterstützung bei der Professionalisierung und Internationalisierung der eigenen Messe. „Damals herrschte Aufbruchstimmung in Abu Dhabi“, erklärt Kaiser. „Man plante eine Neugestaltung der Nationalbibliothek, neue Kulturprogramme sollten entstehen, auch in Abgrenzung zum wirtschaftlich erfolgreichen Dubai.“ „Das Öl ist endlich, die Kultur ist ewig, also setzt man auf gehobenen Kulturtourismus.“ So schreibt Vladimir Balzer, der für Deutschlandfunk Kul­ tur von der Book Fair berichtete. Die Messe erfüllt einen wichtigen Zweck: Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger erklärt: „Ein Vertrieb, ja ein Buchhandel außerhalb solcher Veranstaltungen findet kaum statt. Der Wissenstransfer hängt oft an Vermittlern wie Mustafa Al-

Mustafa Al-Slaiman, ZsolnayMitarbeiterin Annette Lechner und Herbert Ohrlinger am ZsolnayStand auf der International Book Fair in Abu Dhabi

„Ein Vertrieb, ja ein Buchhandel außerhalb solcher Veranstaltungen findet kaum statt“ Herbert Ohrlinger, Zsolnay-Verlagsleiter

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Slaiman, dem Koordinator der deutschsprachigen Sektion beim Zentrum für arabische Sprache und Kultur, der unermüdlich versucht, unterschiedliche Verlagswelten miteinander zu verbinden.“ Die Abu Dhabi Book Fair ist vor allem eine Verkaufsmesse: Besucher:innen verlassen die Messe mit Taschen voller Bücher. Viele von ihnen sind sehr jung: Die Regierung stellt jedes Jahr Gutscheine für knapp zweihundert Euro für Schüler:innen und Studierende zur Verfügung, die auf der Messe eingelöst werden können. Der von Frankfurt organisierte Stand des Gastlandes Deutschland wurde von Kindern regelrecht überrannt. „Sie haben den Stand so genutzt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Neben Fachveranstaltungen gab es ein umfangreiches Programm für Kinder und Jugendliche“, erzählt Kathrin Grün, Head of PR and Communications der Frankfurter Buchmesse. „Die Begeisterung für Bücher und Illus­trationen war bemerkenswert.“ Bemerkenswert waren auch die vielen Frauen, die auf der Messe ausstellten: „Wir waren von den Frauen in der arabischen Buchbranche sehr beeindruckt“, sagt Kaiser. „Sie sind klug, engagiert und leiten großartige Verlage. Das wäre vor zehn, wahrscheinlich sogar vor fünf Jahren gar nicht möglich gewesen.“ Auch in dieser Entwicklung zeigen sich Progressivität und Öffnung. Es gibt aber noch Luft nach oben: Man denke an Jürgen Habermas, der letztes Jahr auf der Messe den Sheikh Zayed Book Award erhalten sollte und nach Kritik an der autoritär geführten Regierung in Abu Dhabi ablehnte. Über den diesjährigen Gewinner, den saudischen Intellektuellen Abdullah Al-Ghathami, heißt es, er sei eine „safe choice“ gewesen. Seine Arbeit dürfte durchaus interessant sein: Er beschäftigt sich unter anderem mit der kulturellen Stellung und der Sprache der Frauen.


– Klassiker – neu entdeckt

Eigentlich ist das Leben

sinnlos

Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

VIRGINIA WOOLF MRS. DALLOWAY Sieben Romane, Erzählungen, Essays, Tagebücher: Virginia Woolfs (1882–1941) Œuvre ist weniger monumental als literarisch bedeutsam. Als Tochter einer Londoner Intellektuellenfamilie wird sie vom eigenen Vater (selbst Schriftsteller) privat unterrichtet, der frühe Tod der Mutter stürzt sie in tiefe Depression. Entscheidend für Woolfs künstlerische Entwicklung wird der als Bloomsbury Group bekannt gewordene Kreis von Personen aus Literatur, Kunst und Wissenschaft. Man propagiert sexuelle Freizügigkeit und den Pazifismus, der auch während des Ersten Weltkriegs aufrechterhalten bleibt. 1917 gründet Woolf mit ihrem Ehemann, dem Autor Leonard Woolf, The Hogarth Press, einen Verlag für zeitgenössische Literatur. Mit dem 1925 erschienenen Roman „Mrs. Dalloway“ setzt sie selbst einen Meilenstein der literarischen Moderne. Über dessen Entstehung notiert sie in ihrem Tagebuch: „Bei diesem Buch habe ich beinah zu viele Ideen. Ich will Leben & Tod, geistige Gesundheit & Wahnsinn zum Ausdruck bringen; ich will Kritik am Gesellschaftssystem üben & es in Aktion vorführen.“ London, City, ein Tag im Juni 1923. Dass das British Empire im Ersten Weltkrieg gehörig Schaden genommen hat, stellt sich erst im Laufe der vom Glockenschlag des Big Ben skandierten Erzählung heraus. Die alltägliche Idylle der Upperclass beginnt ungebrochen: „Mrs. Dalloway sagte, sie werde die Blumen selbst kaufen.“ Sogleich

setzt jener Stream of consciousness ein, mit dem sich Virginia Woolf der Quasi-Allmacht der Erzählerin entledigt und ihre Figuren bis ins Innerste entblößt. Parallel zu Mrs. Dalloways Weg zur Blumenhandlung wird die Geschichte des traumatisierten Kriegsveteranen Septimus Smith in Gang gesetzt, der sich in Begleitung seiner Frau zum Arzt begibt. Von Schreckensvisionen verfolgt, wird er am Ende Selbstmord begehen. Die nach Hause zurückgekehrte Clarissa schwelgt in Erinnerungen an Jugendtage und den Kuss ihrer Cousine Sally – unverhofft tritt der aus Indien heimgekehrte einstige Verehrer Peter Walsh auf den Plan. Fulminant, wie Clarissa und Peter sich enttäuscht mustern und mit gegenseitigen Komplimenten belügen. Ein obskurer Brief zur Rettung der Errungenschaften der englischen Zivilisation an die Times, ein skurriler Konflikt zwischen Tochter Elizabeth und der Privatlehrerin, der mit einer Fressorgie endet. En passant konstatiert jede Figur einmal, das Leben sei eigentlich sinnlos. Doch der Tag endet, wie geplant, mit einer Party. Noblesse oblige! Selbst der Premierminister zeigt sich kurz. Als Überraschungsgast erweist sich Jugendfreundin Sally Selton, mittlerweile Lady Rosseter. Zum Suizid von Septimus Smith heißt es lakonisch: „Oh, dachte Clarissa, inmitten meiner Party ist da der Tod, dachte sie.“ Bleibt nur noch zu klären, wie es sich mit der einstigen Jugendliebe von Peter und Clarissa tatsächlich verhält. „Mrs. Dalloway“ ist ein Roman – besser als Joyce und Proust zusammen!

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„Man hat sich früher unter einem Roman etwas ganz anderes vor­ gestellt. Einen Roman schrei­ ben hieß, eine ganz bestimmte Geschichte ­erzählen. Hier soll Leben gezeigt werden, scheinbar ohne jegliche Aus­ wahl; wie es als Geruch, als Lärm, als Geschmack uns bestürmt“ Klaus Mann über „Mrs. Dalloway“

Virginia Woolf: Mrs. Dalloway Aus dem Englischen von Melanie Walz Manesse Verlag 2022 ISBN: 978-3-7175-2556-1


AB DEM 28. JULI AUCH IN IHRER BUCHHANDLUNG!

Zwölf Geschichten über die Liebe – in Paarbeziehungen, unter Freunden, in der Familie, bei Tageslicht, auf Tinder, zu Männern, zu Eltern, zu Tieren – in Zeiten der Unverbind­ lichkeit und in einer Welt, in der es für alles ein Testabo gibt. Alexndra Stahl WENN, DANN TRIFFT ES UNS BEIDE € 24,– | 300 S. | 978-3-99024-268-8

Was wird aus unseren Kindheits­ träumen, was wird aus unseren Träumen vom Leben, was wird aus unseren Plänen, aus unseren Vorstellungen davon, was ein glückliches, erstrebenswertes Leben ist, was wird aus den Fußstapfen, den eigenen und denen der Eltern, wenn die Gesetze des Marktes alle Lebensbereiche erfassen und alles nur noch so lange Bestand hat, bis es von etwas Neuem verdrängt wird? Lorenz Langenegger WAS MAN JETZT NOCH TUN KANN € 23,– | 268 S. | 978-3-99024-269-5

© Kelsey McClellan

UND EIN AUSBLICK AUF DEN AUGUST

Helena Adler FRETTEN € 22,– | 192 S. | 978-3-99024-271-8

Anna Maria Stadler MAREMMA € 23,– | 228 S. | 978-3-99024-270-1


– Die aktuellen Bestseller –

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Bestseller Juni 2022 Belletristik Hardcover

Wir haben alles überstanden London, 1940. Die Stadt wird bombardiert. Ella und ihr Bruder Robbie suchen mit zwei Freunden Schutz in den UBahn-Tunneln – und erzählen von ihrem Leben.

„Nächte im Tunnel“ – Anna Woltz. Carlsen. ISBN: 978-3-551-58474-8

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BEATE MAXIAN Ein letzter Walzer Goldmann € 11,40

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THOMAS STIPSITS Eierkratz-Komplott Carl Ueberreuter € 18,00

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PIERRE MARTIN Madame le Commissaire und die Villa der Frauen Knaur Taschenbuch € 12,40

LUCINDA RILEY Die Toten von Fleat House NEU Goldmann € 22,70

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HERA LIND Für immer deine Tochter Diana € 11,30

DONNA LEON Milde Gaben 3 Diogenes € 25,70 JEAN-LUC BANNALEC Bretonische Nächte NEU Kiepenheuer & Witsch

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Einen Wald erschaffen Was kann ein Mensch schon gegen die Umweltzerstörung ausrichten? Eine ganze Menge, das hat Jadav Payeng bewiesen: Als Junge begann er damit, Bäume zu pflanzen, heute steht dort ein Wald.

„Es werde Wald!“ – Rina Singh. NordSüd Verlag. ISBN: 978-3-314-10613-2

„Die schreckliche Adele 03. Ist doch nicht meine Schuld!“ – Mr. Tan, Miss Prickly. Egmont Bäng. ISBN: 978-3-7704-0703-3

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SEBASTIAN FITZEK Der Heimweg 4 Knaur Taschenbuch € 12,40 MARTIN WALKER Französisches Roulette NEU Diogenes € 13,40

ILDIKÓ VON KÜRTHY 10 Morgen kann kommen

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Adele ist wieder da! Sie ist wie immer frech, furchtlos, laut, witzig und hat sehr viele Ideen, mit denen sie ihren Mitmenschen das Leben schwer machen kann …

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Die Geschichte der Menschheit Bestsellerautor Yuval Noah Harari erzählt die Geschichte der Menschheit für ein junges Publikum in vier Bänden neu und stellt sie in den aktuellen Kontext unserer Zeit.

Belletristik Taschenbuch

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VINCENT KLIESCH Der Klang des Bösen NEU Droemer eBook € 9,99 BONNIE GARMUS 10 Eine Frage der Chemie 15

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Bestseller Juni 2022 NR.

BELLETRISTIK

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KIEPENHEUER & WITSCH

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DTV

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Christina Bauer

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Ildikó von Kürthy

WUNDERLICH

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Maxim Mankevich

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Woodwalkers Die Rückkehr. Das Ver- NEU mächtnis der Wandler

EDITION A

Yuval Noah Harari

Bernhard Aichner

BRENNWEITE

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EDITION A

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Gregs Tagebuch 16 6 Volltreffer!l BAUMHAUS

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BERLIN VERLAG

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Die vier Quellen der Jugend

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Ich lebe gern, denn sonst wäre ich tot

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Die dunkle Leidenschaft CSV

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René Goscinny, Albert Uderzo, etc. Idefix und die Unbeugsamen! 01

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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

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JOHN STRELECKY Das Café am Rande der Welt DTV Verlagsgesellschaft € 9,20 JAMES CLEAR Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung Goldmann € 13,40 JOHN STRELECKY The Big Five for Life DTV Verlagsgesellschaft € 10,20 T. KEHL, M. LINKE Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest Ullstein Taschenbuch Verlag € 12,40

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Linda Wolfsgruber wurde in diesem Jahr vom HVB mit dem Christine-NöstlingerPreis ausgezeichnet

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– Selbstredend –

Beim Zeichnen

bringe ich mich ein

Siebzig Bücher hat Linda Wolfsgruber schon illustriert und wurde dafür im In- und Ausland mit Preisen bedacht, jüngst mit dem Christine-Nöstlinger-Preis für Kinderund Jugendliteratur. Was sie beim Zeichnen bewegt, wer ihre Vorbilder sind und wie sie sich ihren jeweiligen Aufgaben nähert, erzählt sie in diesem Gespräch Interview: Erich Klein Fotos: Nini Tschavoll

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ie Druckgrafikerin und Illustratorin Linda Wolfsgruber wurde am 5.  Juni 1961 in Bruneck/Südtirol geboren. Von 1975 bis 1978 besuchte sie die Kunstschule in St. Ulrich in Gröden. Im Anschluss daran machte sie von 1978 bis 1980 eine Ausbildung zur Schriftsetzerin in München und Grafikerin in Bruneck. Von 1981 bis 1983 absolvierte sie die Scuola del Libro in Urbino und begann danach ihre Arbeit als freischaffende Illustratorin und Grafikerin in Bruneck und Wien. Sie hat Bücher mit Heinz Janisch, Robert Schneider und Bodo Hell gemacht, Texte von H. C. Artmann, Hans Christian Andersen, Norbert C. Kaser und vielen anderen illustriert. Nach zahlreichen in- und ausländischen Preisen für ihre Illustration von mehr als siebzig hauptsächlich Kinder- und Jugendbüchern erhielt sie 2022 den Christine-Nöstlinger-Preis für Kinderund Jugendliteratur.

den Band mit sehr schönen Vignetten erinnern. Bilderbücher in dem Sinn hatten wir zu Hause gar nicht – abgesehen von „Max und Moritz“. Vermutlich gab es auch noch Grimms Märchen. Es gab bei uns noch die Tradition des Erzählens.

Frau Wolfsgruber, was war Ihre erste Begegnung mit Literatur? Linda Wolfsgruber: Meine Oma, die viele Dolomiten-Sagen auswendig konnte. Sie hat immer abends erzählt, das war mein erstes Leseerlebnis. Ich habe diese Geschichten später auch selbst gelesen und kann mich an

Wann haben Sie zu zeichnen begonnen? Wolfsgruber: Sehr früh, noch vor dem Lesen. Mein erstes Kinderbuch war „Florentine“ von James Krüss, da war ich acht oder neun. Aber ich habe schon vorher gezeichnet. Vielleicht auch durch meinen Vater bedingt, der zu Hause immer seine Entwürfe

Daheim – das ist in Südtirol … Wolfsgruber: Ja, ein kleines Dorf bei Bruneck. Mein Vater war Schmied. Er machte Kreuze für den Friedhof, Fenstergitter und solche Dinge und war da recht talentiert. Die Mutter war Hausfrau. Vier Generationen haben in einem Haushalt zusammengewohnt. Ich bin selbst ein handwerklicher Mensch, arbeite gern mit den Händen und habe auch eine Affinität zu Eisen. Radierungen haben mit Metall zu tun und mit diesen Eisengeruch. Damit hole ich mir ein bisschen Handwerksatmosphäre zurück – in der Schmiede gab es auch ein Feuer.

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machte. Ich hatte dann großes Glück mit einer Lehrerin in der dritten Klasse Volksschule, die das gefördert hat. Sie erkannte, dass ich talentiert war, und machte meine Eltern darauf aufmerksam. Sie meinte, das Mädchen sollte in diese Richtung gehen. Vermutlich war das auch für mein Selbstbewusstsein wichtig, dass jemand auf meine Sachen aufmerksam wurde und sagte: Das ist gut. Ab diesem Moment begann ich Zeichnen auch innerlich zu verfolgen. Ich hatte auch in der Mittelschule noch einmal Glück mit einer großartigen Kunstlehrerin. Schließlich wurde ich auch zuhause gefördert. Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich eine höhere Schule besuche. Meine zwei Schwestern haben das verweigert. Sie wurden Schriftsetzerin … Wolfsgruber: Ich hatte eine Kunstschule absolviert, wusste dann aber noch nicht so recht, was daraus werden sollte. Zufällig bekam ich das Angebot, in einer Druckerei als Schriftsetzerin zu arbeiten. Das war eigentlich ein Missverständnis, aber ich dachte, gut, da geht es um Grafik. Grafik hatte damals einen ziemlichen Hype erlebt – die Kombination von Text und Grafik. Zuerst ging es an ganz trockenes Lernen, »


– Selbstredend –

» Bücherkasten Linda Wolfsgruber: Von der Wildnis im Museum (Mandelbaum) 30 Ölgemälde fangen die Atmosphäre der stillgelegten Wildnis im

danach habe ich drei Jahre in dieser Firma gearbeitet. Ich war dort für Plakate zuständig, man ließ mir auch ziemlich viel Freiraum. Ich hatte damals auch sehr viel gezeichnet. Dennoch saß ich jeden Tag fast acht Stunden an der Maschine. Bald wurde mir klar, dass es nicht das war, was ich an­ strebte.

Naturhistorischen Mu­ seum ebenso ein wie die Beziehungen zwischen Besucher:innen und Museumsobjekten. Die Ausstellung im Natur­ historischen Museum Wien geht noch bis Herbst 2022. ISBN: 978385476-872-2 Linda Wolfsgruber: Die kleine Waldfibel (Kunstanstifter) Immer wieder zieht es die Menschen in den Wald – ob zum Forschen, Beerensammeln oder um einen Ort der Ruhe und Inspiration zu finden. Anschaulich wird beschrieben, wie sich der Wald in den Jahreszeiten wandelt und was es im Wald alles zu beobachten gibt. Zusätzlich zeigen Rezepte, was sich mit Früchten und Pflanzen aus dem Wald zubereiten lässt. Shortlist für das Beste Wissenschaftsbuch des Jahres 2021, Gewinner des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2021 ISBN: 978-3-942795-92-0 Robert Schneider, Linda Wolfsgruber: Der Schneeflockensammler (Jungbrunnen) Auf einem Bauernhof lebt Wilson Bentley mit seinem älteren Bruder und seinen Eltern.

Als gelernte Schriftsetzerin kennen Sie die ­Faszination von Buchstaben, von Buchstabengestaltung … Wolfsgruber: Natürlich! Deshalb ist es mir bei Büchern immer auch so wichtig, welche Schrift verwendet wird. ein A kann hässlich oder in seiner Einfachheit wunderschön sein. Ich hatte nicht mehr in Blei gesetzt, sondern mit Typekit, dabei wurde wie in der Fotografie belichtet. Früher waren die Let­ tern teuer, weshalb Zeitungen und Schrift­ setzer nur mit zwei Charakteren gearbeitet haben. Heute kann man mit dem Computer alles zusammenmischen. An einer Doku­ mentation über die Schrift auf Arte hat mich fasziniert, wie der Mensch dazu gekommen ist, zu schreiben. Kam er vom Zeichnen dazu? Aus einem ägyptischen Kopf zum A. Das ist fast in jeder Sprache so. Ich habe drei Bücher mit einem Alphabet gemacht. Was ist der Sinn des Buchstabens? Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, an diese Frage heranzugehen! Als Zeichnerin beschäftige ich mich ja hauptsächlich mit Büchern. Da ist beides drinnen, die Buchstaben und die Zeichnungen. Man kann auch Silent Books ohne Buchstaben machen, aber ich finde die Verbindung von Worten und Bildern schon sehr spannend.

direkt botanisch vorgehen, sondern mit der Zeichnung eine Art Echo auf seine Sprache finden. Es wäre falsch, einfach nur irgend­ einen Baum genau zu zeichnen. Der Text hat ja auch etwas Humorvolles, und ich versu­ che, das aufzugreifen und zu interpretieren. Oft konzentriere ich mich dabei auf Sätze, die wie nebenbei im Text stehen und auf die vielleicht gar nicht großes Augenmerk gelegt wird. Da geht es zum Beispiel um Wild, und in einem Nebensatz ist von der Futtersuche die Rede – genau an diesem Punkt bin ich mit der Zeichnung eingestiegen.

und gute Farmer werden. Das führt zu Kon­ flikten, denn Wilson ist ein verträumter Jun­ ge, der viel Zeit mit Nachdenken verbringt und fasziniert ist von den kleinen Dingen der Welt: den Eigenheiten der Blätter, der Steine und der Schneekristalle. ISBN: 978-3-7026-5946-2 Marko Simsa, Linda Wolfsgruber: Das bunte Kamel. Eine musikalische Reise durch den Orient (Jumbo) Eines Morgens irgendwo im Orient macht sich das Kamel auf, um die Welt kennenzu­ lernen. Im Trubel des Basars, auf schneebe­ deckten Berggipfeln und auf einem Dorffest

Sie haben siebzig Bücher geschaffen. Wie geht das in der Praxis vor sich? Bekommen Sie eine Geschichte oder Gedichte, und Sie illustrieren dann, oder stehen am Anfang die Bilder? Wolfsgruber: Beides ist möglich. Normaler­ weise kriege ich vom Verlag einen Text, und da ist schon klar, dass die Literat:innen ein­ verstanden sind, dass ich das mache. Es gibt aber auch die andere Möglichkeit: Ich habe gerade ein Buch ohne Worte gemacht. Der Verlag hat dazu vorgeschlagen, einen Autor einzuladen, von dem sie glauben, dass er mit meinen Bildern etwas anfangen kann. Ich warte jetzt auf den ersten Text und bin neu­ gierig, was da kommt.

Machen wir die Probe aufs Exempel: Wie ­würden Sie „die Welt“ zeichnen? Oder, um ­einen poetischen Ausdruck zu gebrauchen, das „Antlitz der Welt“? Wolfsgruber: Ich habe tatsächlich gerade etwas dieser Art gemacht. Es ging um ein Bild, das mit der Schöpfung der Welt zu tun hat. Ich habe mich gefragt, wie stelle ich ei­ nen Menschen dar, ohne die Welt draußen zu lassen? Ich habe dann nur die Silhouetten von zwei Menschen gezeichnet. Was ich da­ mit sagen will: Die Welt sind wir selbst, die Welt ist in uns, und wir sind nicht ohne die Welt. (lacht)

Meistens aber gehen Sie von einem Text aus … Wolfsgruber: Ich mache gerade ein Buch mit Bodo Hell über Bäume, in dem sehr viel aufgezählt wird. Ich wollte dabei nicht

Und eine „lachende Wiese“ würde wie ausschauen? Wolfsgruber: Ich würde nur mit verschiede­ nen Grüntönen arbeiten – nichts Formales,

gibt es viel zu entdecken. Neue Freunde geben dem Kamel Erinnerungen und Lieder aus ihren Heimatländern mit auf den Weg. ISBN: 978-3833738876

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F O T O : N I N I T S C H AV O L L

Die Jungen sollen die Eltern unterstützen


Kontinent Kinderbuch Karin Haller sondern viel eher nur das Gefühl von Grün. Ich glaube, das wäre mein Zugang. Weg vom Figurativen. Das wäre zu banal. Die Welt, die Sie zeichnen, ist eine Welt des Staunens … Wolfsgruber: Ja, weil ich selbst staune. Ich finde das Beobachten oder das Schauen faszinierend. Für mich wäre das Schlimmste, nicht mehr zu sehen, schlimmer als nicht mehr zu hören. Ich brauche das auch, um etwas wiederzugeben. Manche denken, wenn man gut zeichnen kann, hat man das im

„Vermutlich war es für mein Selbstbewusstsein wichtig, dass eine Volksschullehrerin auf meine Sachen aufmerksam wurde und sagte: Das ist gut“

F O T O : I N S T I T U T F Ü R J U G E N D L I T E R AT U R

Linda Wolfsgruber

Kopf, und es kommt dann so einfach raus. Das stimmt natürlich nicht. Ich muss zuerst schauen. Vielleicht kommt das Staunen auch daher, weil ich von vielen Sachen nichts weiß, wenn ich sie zeichnen soll. Irgendwann kommt auch immer der Aha-Effekt. Aha – schaut das jetzt wirklich so aus oder nicht? Man lernt dabei sehr viel. Ich komme oft in Bereiche, mit denen ich mich gar nicht befassen würde. Durch das genaue Hinschauen eröffnet sich wieder eine Welt. Ihr Zeichnen hat sich im Laufe der Zeit sehr stark verändert. Die Bücher sind sehr unterschiedlich. Wolfsgruber: Ich spreche jetzt nicht vom Zeichnen an sich, das nicht unbedingt in Bezug zu einem Text steht, sondern vom Zeichnen nur für mich selbst. Ich habe gemerkt,

dass ich immer mehr Freiheit erreiche, je mehr ich weiß, auch was das Technische betrifft. Ich habe meinen Stil immer wieder gewechselt, weil es mir langweilig war, oder weil ich was Neues wollte. Das gelang nur, wenn ich eine neue Technik sehr gut kann. Um ein Beispiel zu geben: Ich weiß, wie Perspektive funktioniert, weshalb ich mir auch erlauben kann, sie so zu zeichnen, dass sie nicht ganz stimmt. Ich baue nicht absichtlich Fehler ein – das wäre nur komisch. Aber ich kann das Ganze ein bisschen verrücken und anders gestalten. In diesem Moment wird die Zeichnung nicht nur für mich freier, das gilt auch für den Betrachter. Ich zeichne noch immer sehr viel und sehr gern nach der Natur, das ist für mich Erholung. Ich werde gedanklich frei, weil ich mir die Form genau anschaue und sonst gar nichts. Ich interpretiere nicht, sondern nehme nur das auf, was mir die Natur oder das Objekt bietet. Mit diesem Verstehen der Formen werde ich frei, erst dann kann ich sie neu interpretieren. Aber zuerst muss ich sie auch verstanden haben. Was war die schwierigste Aufgabe beim ­Illustrieren eines Buches? Wolfsgruber: Ganz zu Anfang gab es ein Buch, dessen Text mir sehr gut gefiel, aber es gab viel Beschreibung. Ich wusste nicht, wo ich ansetzen kann, wohin es gehen kann. Ich wollte ja nicht den ganzen Text wiederholen. Die Personenbeschreibung gab genau vor, wie ein Pullover aussieht, die Farbe, dass es sich um einen Strickpullover handelt und so weiter. Dass Reduktion sehr wichtig ist, wurde mir erst schrittweise klar, aber man lernt ja auch. Das Tiroler Dorf, in dem die Geschichte spielt, war ebenfalls genau beschrieben, der Wald und die ganze Umgebung. Ich habe dann die Wiese dazwischen genommen, wo nichts war, und die zwei Figuren hineingestellt. Unten sieht man nur Kamine, aus denen Rauch aufsteigt – es ist Winter, Dezember. Ich musste diese Zwischenräume erst finden, um mein Bild darzustellen. Buchillustration war einmal ein Genre, das es heute fast nur noch in Kinderbüchern gibt … Wolfsgruber: Dieser Zeit trauere ich nach, weil ich das Genre sehr spannend finde. Manche sagen, man sollte Literatur überhaupt nicht illustrieren oder bebildern, weil die Bilder ohnedies im Kopf entstehen. Ich finde es trotzdem großartig, wenn auch Bilder zu Texten kommen. Man sprach einst vom „Illuminieren“ der handgeschriebenen Bücher. Das ist ein sehr schönes »

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Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Doppelt hält besser Zwei Journalist:innen unterhalten sich über die Vorteile, die TV-Sommergespräche im Duo zu führen. Moderatorendoppel sind gang und gäbe, Autor:innendoppel nicht. Zu zweit zu homogener Einigkeit hinsichtlich Plot, Sprache und Stil zu gelangen, ist im Schreibprozess wohl eine größere Herausforderung und dementsprechend selten. Nicht so im Bilderbuch. Die Zusammenarbeit zwischen Autor:innen und Illustrator:innen kann zu außergewöhnlichen Werken führen – und mitunter zu legendären Paarungen. Mira Lobes „Das kleine Ich bin ich“ ist kaum ohne Susi Weigels Bilder vorstellbar, Vera Ferra-Mikuras „Stanisläuse“ nicht ohne die bildnerische Umsetzung von Romulus Candea. Kooperationen, die ikonisch geworden sind. Ebenfalls auf dem Weg dorthin sind auch Heinz Janisch und Helga Bansch, die an die zwanzig Bücher im Team gestaltet haben. Heinz Janisch ist ja überhaupt ein begehrter Duettpartner im Bilderbuch, die Zahl seiner illustrativen Partner:innen ist locker zweistellig. Jüngst hinzugekommen ist Michael Roher – die beiden haben schon mit ihrem Erstling „Jaguar, Zebra, Nerz“ (2020) bewiesen, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Und nun mit „Schneelöwe“ (Tyrolia) wieder ein besonderes Buch geschaffen. Dass es darin um Respekt und die Anerkennung von Verschiedenartigkeit geht, passt. Das sind schließlich auch die besten Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit.


– Selbstredend –

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Wort – „beleuchten“, „Licht geben“. Das gab es im Orient oder auch im Mittelalter, als Buchstaben mit Ornamenten versehen wurden. Oder die Bücher der Wiener Werkstätte … Welche Künstler waren für Sie als Illustratorin wichtig? Wolfsgruber: Ganz unterschiedliche. Ich schaue mir sehr viele Ausstellungen an und gehe dann oft mehrmals hin. William Kentridge mag ich sehr gern. Er war für mich eine Entdeckung: Bei der Biennale in Venedig sah ich einen kleinen Film. Seine Ausstellung in der Albertina vor etlichen Jahren habe ich mir viermal angeschaut. Auch die Alten Meister waren für mich wichtig. Der Barockmaler Paul Troger etwa, der aus Welsberg in Südtirol kommt und hauptsächlich in Österreich gewirkt hat. Schauen Sie sich seine großartigen Helden an, und wie er mit Komplementärem spielt! Wie macht er das? Als ich von der Kunstschule kam, habe ich ein bisschen expressiv gezeichnet – das war von Illustration noch weit entfernt. Ich habe dann viel aus Büchern gelernt, auch was die Technik betrifft. Tomi Ungerer ist ein Vorbild. Sein Buch „Kein Kuss für Mutter“, es ist nur mit Bleistift gezeichnet, war eines meiner Lieblingsbücher. Seine Katzen sind wunderbar berührend! Wer „berührt“ Sie – wenn Sie den Ausdruck schon verwenden? Wolfsgruber: Da gibt es einige. Vom Zeichnen her hat mir der vor zwei Jahren verstorbene Südtiroler Markus Vallazza viel bedeutet. Ich habe ihn auch persönlich gut gekannt, er hat im Katalog zu einer meiner ersten Ausstellungen geschrieben. Das war ganz am Anfang, ich war zwanzig, und er gab mir gute Impulse bezüglich der Freiheit des Zeichnens. Ich zeigte ihm ein Skizzenbuch mit sehr akribischen Zeichnungen, und auf einer Seite befand sich ein ungewollter Klecks. Er sagte über dieses Blatt: „Das ist gut zu dieser Zeichnung.“ Diese Bemerkung hat etwas bewirkt, ich dachte: Aha, der Klecks ist gut! Ich habe dadurch gelernt, dass nicht alles perfekt sein muss. Es kann auch ein bisschen schmuddelig oder schlampig sein, es darf viel mehr Gefühl dabei sein.

für Tag. Und du musst der Zeit dabei ein bisschen voraus sein. Einfach nachzeichnen, wenn es Probleme gibt, macht noch keine Karikatur aus.

„Ich finde Beobachten und Schauen faszinierend. Für mich wäre das Schlimmste, nicht mehr zu sehen, schlimmer als nicht mehr zu hören“ Linda Wolfsgruber

Ich meine das Thema Krieg. In der Ukraine zeichnen die Kinder gerade Panzer, Flugzeuge und zerbombte Häuser … Wolfsgruber: Ich bereite gerade einen Zeichnen-Workshop zum Thema „Grenze“ vor. Das wurde schon länger geplant, und nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine habe ich bei den Organisator:innen nachgefragt, ob der Workshop auch politisch sein darf. Sie haben gemeint: unbedingt. Wie man dieses Thema „Krieg“ oder „Grenze“ darstellt, weiß ich noch nicht. Ich habe mich diesen Themen noch nie gewidmet, und bin sehr gespannt, was dabei herauskommt. Wir gehören ja einer Generation an, die keinen Krieg erlebt hat. Im Fall meiner heute neunzigjährigen Mutter war das noch ganz anders. Sie sagte früher manchmal: „Ihr könnt da eh nicht mitreden, ihr habt das nicht erlebt!“ Ich habe immer gedacht, es ist eigenartig, dass sie das so sagt. Später wurde mir klar, dass sie dabei gar nicht auf etwas stolz war. Gott sei Dank konnten wir da nicht mitreden … Könnten Sie Ihre Autobiografie zeichnen? Wolfsgruber: Nein, das würde mich auch nicht interessieren. Ich habe es schon als Kind gehasst, Tagebuch zu schreiben. Ich mag das alles nicht. Ich habe lieber über anderes gelesen – Dinge, die von außen kamen. Wenn ich zeichne, bringe ich mich ja sowieso selbst ein. Wenn man Sie nach Ihrem Beruf fragt, was ­sagen Sie? Wolfsgruber: Dann sage ich meistens freischaffende Künstlerin, Schwerpunkt Illus­ tration. Wie schwer ist es, als Illustratorin von Büchern finanziell zu überleben? Wolfsgruber: Wenn es darum ginge, rein von den Büchern zu leben, dann wäre es so lala. Aber ich habe mehrere Standbeine und mache viele Workshops – damit geht das ganz gut. Bleibt nur noch die Frage nach Ihrer Lieblingsbuchhandlung … Wolfsgruber: Die Buchhandlung Riedl auf der Alser Straße in Wien. Ich habe früher in der Nähe gewohnt und irgendwie bin ich ihr treu geblieben. Ich bestelle nicht über ­Amazon. «

Ein beliebtes Genre der Zeichnung ist die ­Karikatur – was halten Sie davon? Wolfsgruber: Ich kann das nicht. Es ist auch nichts, was mich reizt. Aber ich bin immer erfreut, wenn man in der Zeitung gelungene Sachen findet. Du musst gut informiert sein, um gute Karikaturen zu machen, Tag

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– Kurz vor Schluss – Gastkommentar

„Meaoiswiamia bedeutet für mich auch den Zusammenhalt in der Buchbranche“

Größer, weiter, bunter! Auch die österreichische Kinder- und Jugendliteraturszene ist Teil des GastlandAuftritts in Leipzig 2023. Dazu heißt es: zusammenrücken Text: Tanja Raich

I L L U S T R A T I O N : G E O R G F E I E R F E I L , F O T O : W W W. D E T A I L S I N N . A T

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as ist es, dieses Österreich? Und was zeichnet eigentlich die österreichische Literatur, insbesondere die österreichische Kinder- und Jugendliteratur, aus? „Meaoiswiamia“ – das ist das Motto des österreichischen Gastland-Auftritts 2023 und könnte eine Antwort sein: Vielfalt, ein Reichtum an Stimmen, „mehr als wir“. Sobald wir in ein Buch eintauchen, sind wir mehr als ein Ich, mehr als ein Wir, empfinden wir Verbundenheit, begreifen wir: Die Welt ist größer, weiter, bunter, als wir dachten. „Mehr als wir“, das bedeutet für mich nicht nur das Neuerfinden, das Hinausdenken über Altbekanntes, es bedeutet auch Zusammenhalt in der Buchbranche. Das ist das, was ich mir für uns wünsche: Dass wir durch den Gastland-Auftritt noch näher zusammenrücken, dass wir uns alle, die wir Bücher machen, schreiben, verkaufen, rezensieren, mehr gemeinsame Wege suchen, um stärker im Auftritt nach außen zu sein. Synergien schaffen, innovativer werden,

damit das Lesen attraktiv bleibt und noch attraktiver wird – vor allem für die nächste Generation, die wir zu verlieren drohen. Dafür müssen wir uns – leider oder Gott sei Dank – neu erfinden, und das geht am schlechtesten allein. Das österreichische Kinder- und Jugendbuch hat sich noch nie verstecken müssen, auch wenn der deutsche Markt es den österreichischen Verlagen nicht immer einfach macht. Das Kinderbuch ist so lebendig wie nie, hier werden Klassiker und Bestseller geschrieben, hier wird ein besonderes Augenmerk auf die Details und die Ausstattung gelegt, hier tummeln sich eine Vielzahl herausragender Illustrator:innen und Autor:innen – die Summe an internationalen Auszeichnungen der letzten Jahre spricht für sich. Die österreichischen Kinderbuch­ szene wächst und ist um neue Programme und neue Verlage erweitert worden: Arche Verlag, Edition 5Haus und auch

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das Kinderbuchprogramm von Leykam gesellen sich nun zu den vielen ambitionierten Verlagen wie Tyrolia, Jungbrunnen, Obelisk, Picus, G&G, Luftschacht und Edition Nilpferd. Mut für Neues, Ungewöhnliches und Ungesehenes, eine unglaubliche Begeisterung für das Buch, der Wunsch, bei Kindern und Jugendlichen das Feuer für die Literatur zu entfachen, das ist der Spirit der Kinderbuchszene. Es ist eine große Freude, dass ich seit einiger Zeit Teil davon sein darf. Gemeinsame Wege beschreiten wir bereits im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft für das Kinder- und Jugendbuch, feder­führend von der engagierten Tina Reiter von Tyrolia geleitet. Dieses Jahr initiierten wir unter anderem eine Benefizaktion für die Ukraine, einen Presseempfang und Kinderbuchsamstage mit Autor:innen und Illustrator:innen. 2023 wird es außerdem im Rahmen des Gastlandauftritts eine verstärkte Präsenz für das Kinder- und Jugendbuch geben. Geplant ist eine Lesetour durch Deutschland, ab September bis Frühjahr 2023 werden Autor:innen und Illustrator:innen wie Raffaela Schöbitz, Michael Roher, Verena Hochleitner, Michael Stavarič, Wolfgang Hartl, Magda Hassan, Heinz Janisch, Sarah Michaela Orlovský, Melanie Laibl und Elisabeth Steinkellner in Rostock, Leipzig, Frankfurt, Freiburg, Berlin, Köln und Hamburg zu Gast sein und ihre Bücher präsentieren. Geplant sind außerdem ein gemeinschaftlicher Auftritt ­ in Leipzig und noch viele weitere Aktionen. Möge der Funken des Zusammenschlusses auf die gesamte Branche überspringen und das Motto „meaoiswiamia“ auch über 2023 hinaus anhalten.

Tanja Raich, Programmleiterin für Kinderbuch & Literatur, Leykam Verlag


– Buchtermine –

Veranstaltungen August/September 2022 „Die Wannseekonferenz“ (TheaterArche, Münzwardeingasse 2, 1060 Wien, 19:00)

DIENSTAG, 2. 8.

Erstes Wiener Lesetheater: „Blaue Stunde“ (Kurvi’s Kellergwölb, Thaliastraße 12, 1160 Wien, 19:00)

SAMSTAG, 3. 9.

Andrea Eckert: „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ (Seminarparkhotel Hirschwang, Trautenberg-Straße 1, 2651 Reichenau an der Rax, 17:30

MITTWOCH, 3. 8.

Literaturstunde: „Versprochen, ich werd besser. Ich verspreche.“ (Volkskundemuseum Wien, Laudongasse 15-19, 1080 Wien, 20:00)

DIENSTAG, 6. 9.

Erstes Wiener Lesetheater: Blaue Stunde (Kurvi’s Kellergwölb, Thaliastraße 12, 1160 Wien, 19:00)

DONNERSTAG, 4. 8.

bis Einbruch der Dunkelheit: Lesen und Schmökern (Seepromenade Bregenz, Seepromenade , 6900 Bregenz, 09:00) Daniel Wisser, Sabine Gruber (Herderpark, 1110 Wien, 18:30)

Katharina Hacker ist am 28. 9. zu Gast im Literaturhaus Salzburg

FREITAG, 9. 9.

„K+K“ (Kreisler und Kishon) (Tschocherl, Wurmsergasse 42, 1150 Wien, 19:30) Welt in Bewegung (Buchhandlung Seeseiten, Janis-Joplin-Promenade 6, 1220 Wien, 19:00)

FREITAG, 5. 8.

Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sind dazu eingeladen, in ihrer Muttersprache selbst verfasste Texte zu präsentieren: Integrationslesetag (Seepromenade Bregenz, Seepromenade , 6900 Bregenz, 09:00 )

DIENSTAG, 13. 9.

Mieze Medusa: „Was über Frauen geredet wird“ (Stifter Haus Linz, Adalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linz, 19:30) DONNERSTAG, 15. 9.

SAMSTAG, 6. 8.

M. Stavaric, T. Feyrer, K. J. Ferner, H. Millesi: Rest in Poetry (Naschmarkt, Naschmarkt Höhe Rechte Wienzeile 29, 1060 Wien, 18:30) SONNTAG, 7. 8.

Chris Pichler & Hermann Beil „Du süßes Menschenfleisch“ (Stadttheater Gmunden, Theatergasse 7, 4810 Gmunden, 19:30)

Jochen Jung stellt am 22. 9. in der Rupertusbuchhandlung „Das Buch“ vor Altenberger, André Jung, Ursina Lardi, Kathleen Morgeneyer, Jörg Ratjen, Devid Striesow, und Angela Winkler: „Die göttliche Komödie“ (Max Schlereth Saal, Mirabellplatz 1, 5020 Salzburg, 19:00)

„Die Spira“, Moderation: Barbara Tóth. Am Podium: Stefanie Panzenböck, Franz Kössler, Barbara Coudenhove-Kalergi, Georg Hoffmann-Ostenhof (Hauptbücherei am Gürtel, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19.00) SAMSTAG, 17. 9.

Julia Stemberger: „Fräulein Else“ (Schloss Traun, Schloßstraße 8, 4050 Traun, 20:00)

DONNERSTAG, 18. 8.

Funkhausteich: Lesungen: Daniela Kocmut, Aleš Šteger/Musik: Jure Tori solo (ORF-Landesstudio Steiermark, Marburger Straße 20, 8042 Graz, 20:00)

DONNERSTAG, 11. 8.

SAMSTAG, 20. 8.

Muhar, Hofer, Sargnagel, Fasching: „Die Unzufriedenen“ (Herderpark, Herderpark , 1110 Wien, 18:30) Lesungen & Gespräch: Innenhof: Erika Pluhar: „Hedwig heißt man doch nicht mehr“ (Bezirksgericht Neulengbach, Hauptplatz 2, 3040 Neulengbach, 20:00)

Eva Rossmann: „No Stress. Mira kocht“ (Weingut Riegelhofer, Hindenburgstraße 10, 2170 Poysdorf, 17:00) „Frankenstein“ Live-Hörspiel (Blechhalle 1 Litschau, Bahnhofstraße 8, 3874 Litschau, 18:00))

SAMSTAG, 13. 8.

Michael Dangl: „Casanova“ (Grandhotel Panhans, Hochstraße 32, 2680 Semmering, 15:30) Lesesalon: Über Grenzen lesen (Kongresspark, Sandleitengasse , 1160 Wien, 18:30) SONNTAG, 14. 8.

Joseph Lorenz, Daniel Keberle: Doppelconférence (Kulturpavillon vor dem Panhans, Hoch­ straße 32, 2680 Semmering, 15:30)

SAMSTAG, 27. 8.

Robert Meyer & Karl Stirner: Karl Valentin – „Die Zukunft war früher besser“ (Kulturpavillon vor dem Panhans, Hochstraße 32, 2680 Semmering, 19:30) SONNTAG, 28. 8.

Elisabeth Orth: „Die Augen des ewigen Bruders“ (Grandhotel Panhans, Hochstraße 32, 2680 Semmering, 11:00) Lesung und Weinverkostung: Florian Scheuba: Kostet nach (Domäne Wachau, Dürnstein 107, 3601 DONNERSTAG, 1. 9.

MONTAG, 15. 8.

Marathonlesung von Dante Alighieris Reise durch die Reiche des Jenseits mit Verena

Lesung zum Antikriegstag anlässlich des 80. Jahrestags der Wannseekonferenz, mit Jakub Kavin, Susanna C. Schwarz-Aschner u. a.: Paul Mommertz:

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DIENSTAG, 20. 9.

mit Christoph Grissemann und Dirk Stermann, Moderation: Michael Ostrowski; Musik: Romantic Slivo feat. Valentin Eybl: Österreichs Writing Stars: „Entschuldigung im Voraus (Danke für gar nichts)“ (Rabenhof, Rabengasse 3, 1030 Wien, 20:00) MITTWOCH, 21. 9.

Philosophisch-literarischer Vorabend: Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann (Sportpark Lech, Strass 456, 6764 Lech, 18:00)Christian Rapp, Hannes Leidinger, Birgit Mosser-Schuöcker: „Freud Adler Frankl. Die Wiener Welt der Seelenforschung“ (Facultas am Campus, Alser Straße 4, 1090 Wien, 19:30) DONNERSTAG, 22. 9.

Jochen Jung, Claudia Romeder: „Das Buch“ (Rupertus Buchhandlung, Dreifaltigkeitsgasse 12, 5020 Salzburg, 19:30) MITTWOCH, 28. 9.

Katharina Hacker: „Die Gäste“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

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Tagebuchslam (Altes Hallenbad Feldkirch, Reichenfeldgasse 10, 6800 Feldkirch, 18:00)

DIENSTAG, 9. 8.


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»Peter Blaikner ist es gelungen, die wahre Geschichte einer außergewöhnlichen Frau zu erzählen […], vom Glanz Hollywoods bis hin zur Nachkriegszeit in der österreichischen Provinz.« Konstantin Wecker

284 Seiten 12,5 × 20,5 cm, Paperback ISBN 978-3-8392-0311-8 ET: 14. September 2022


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