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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Ö S T E R R E I C H I S C H E P O S T A G F I R M E N Z E I T U N G / G Z 0 2 Z 0 3 0 8 7 7 M / 1 5 7. J A H R G A N G

Gewinnspiel: 3 „RoughCutBoards“ im Wert von je 68 € gewinnen!

Papierknappheit

Michael Krüger

Papierhersteller kämpfen mit steigenden Energiekosten und Lieferschwierigkeiten. Was bedeutet das für die Buchbranche?

Der Dichter und ehemalige Verleger spricht über Krieg, Zukunft, die Bibel und darüber, was es heißt, einen Baum zu umarmen

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Wir gratulieren Sieglinde Mertlitz! office@verlagheyn.at

Ihr Erfolgsrezept lesen Sie auf Seite 6 …

So macht Kochbuch Freude! www.verlagheyn.at

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DIE BIOGRAFIE

Der Mann, der in nur wenigen Wochen zur Legende wurde: vom Komiker zum mächtigen Präsidenten und Symbol des Kampfes der freien Welt

erste umfassende Biografie von » Die Wolodymyr Selenskyj auf Deutsch » NEU – noch nicht angekündigt » Großes Medienecho

AUSLIEFERUNG 4. Juli 2022

Wojciech Rogacin Selenskyj Die Biografie Aus dem Polnischen von Benjamin Voelkel ca. 232 Seiten, mit 16 Seiten farbigem Bildteil gebunden mit Schutzumschlag, 20,60 € (A) ISBN 978-3-95890-538-2 eBook erhältlich

Als Wolodymyr Selenskyj 2019 überraschend die ukrainische Präsidentschaftswahl gewann, ging die Welt davon aus, dass er ein schwaches Staatsoberhaupt sein würde. Doch das Gegenteil war der Fall: Selenskyj erwies sich als Mann mit Rückgrat, als mutig und unbeugsam. Im Angesicht des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde er zu einem wahren Staatsmann, der selbst seinen Feinden Respekt abringt. Doch wie viel wissen wir von dem charismatischen Präsidenten, dessen standhafter Kampf gegen den russischen Aggressor weltweit Bewunderung hervorruft? Wie sah seine Kindheit aus, sein Elternhaus, sein Freundeskreis? Wie verlief seine Karriere als Schauspieler? Wann und warum beschloss Selenskyj, die politische Bühne zu betreten? Und wer ist seine Frau Olena, die mit ihm Schritt hält und als First Lady der Ukraine die gleiche Hochachtung wie ihr Mann genießt? Was für ein Präsident war er vor Ausbruch des Krieges und welche Eigenschaften haben es ihm ermöglicht, zu dem Staatsmann zu werden, auf den die wichtigsten westlichen Politiker zählen und der Millionen Follower auf Instagram hat?

Wie der ukrainische Staatspräsident zu dem wurde, der er heute ist: ein Symbol des Widerstands gegen die russische Unterdrückung.

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Unsere Buchtipps

– 156. Jahrgang –

„Gerade die Buchbranche lebt von Gesprächen, vom Austausch von Ideen und vom direkten Kontakt“ Benedikt Föger Boris Sandler, Andrea Fiedermutz (Übersetzung)

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s ist wieder möglich! Die derzeitige pandemische Lage erlaubt es uns, wieder zu reisen, Buchmessen zu veranstalten und zu besuchen und den persönlichen Austausch innerhalb der Buchbranche zu pflegen. Natürlich noch unter bestimmten Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen, aber es ist wieder möglich. Ich habe die Gelegenheit genutzt und bin nach über drei Jahren wieder zur London Book Fair gereist und zum Festival de Livre nach Paris. London ist eine reine Fach- und Lizenzmesse, Paris ist ein Bücherfest für Leserinnen und Leser, für Autorinnen und Autoren und die gesamte Branche. Bei beiden Buchmessen war die Freude über die persönlichen Begegnungen spürbar.

Kuriositäten aus der Reisetasche Der international renommierte Schriftsteller Boris Sandler entführt mit seinen Kurzgeschichten in eine vielfach vergessene Welt, deren Drehscheibe hierzulande einst Wien war: in jene der jiddischen Sprache und Kultur. Geschickt versteht er es, Reales und Fiktives zu verweben und Skurriles und Wehmütiges dazu zu packen. 376 Seiten, ISBN 978-3-7025-1052-7

€ 25,–

F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H

Stolz präsentierten die Verlage ihre Neuerscheinungen, gaben Empfänge oder luden ihre wichtigsten Autor:innen und Geschäftspartner:innen zu exklusiven Abendessen ein. Gerade die Buchbranche lebt von Gesprächen, vom Austausch von Ideen und vom direkten Kontakt. Hoffen wir, dass uns das im heurigen Herbst in Frankfurt erhalten bleibt, und freuen wir uns auf die Buch Wien, die schon im Vorjahr gezeigt hat, wie ein gelungenes Bücherfest trotz Pandemie aussehen kann. Bis es aber so weit ist, freue ich mich über die derzeit stattfindenden Präsentationen der Frühjahrsprogramme, auf die Lesungen, Veranstaltungen und Buchpräsentationen und nutze jede Gelegenheit zum persönlichen Kontakt mit Büchermenschen und Literatur. Ich hoffe, es geht Ihnen ebenso, und wir begegnen uns bei der einen oder anderen Buchparty.

Heidi Emfried

Wiener Wiederauferstehung

Benedikt Föger HVB-Präsident

H e r a u s g e b e r : Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at G e s c h ä f t s f ü h r u n g : Gustav Soucek P r o j e k t l e i t u n g : Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at A b o v e r w a l t u n g : Paula Fabiankowitsch, DW 12, fabiankowitsch@hvb.at M e d i e n i n h a b e r , K o n z e p t , R e d a k t i o n u n d P r o d u k t i o n : Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at C h e f r e d a k t i o n : Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 G e s c h ä f t s f ü h r u n g : Siegmar Schlager A n z e i g e n l e i t u n g : Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar D r u c k : Print Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

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Kriminalroman Der Programmierer Adrian Stuiber kann mit seinen Algorithmen Unglaubliches bewirken. Selbst den Tod scheinen er und sein exaltierter Freundeskreis überwinden zu können. Als Stuiber jedoch eines Tages leblos aufgefunden wird, kann ihm kein Algorithmus mehr helfen. Der Griff nach den Göttern endet mit einem ganz und gar realen, tiefen Fall. 336 Seiten, ISBN 978-3-7025-1049-7,

€ 22,–

Lesen Sie uns kennen. www.pustet.at 16.05.22 11:16


– Inhalt –

Überfluss und Knappheit Inspirierende Kochbücher gibt es viele – aber womöglich bald nicht mehr genug Papier, um sie zu drucken

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Linn Ritsch Chefredakteurin

Die aktuelle Papierkrise trifft die Buch- und Zeitungsbranche besonders hart

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WISSENSWERT HVB-Versammlungen Am 9. Mai fanden die jährlichen Voll- und Hauptversammlungen des HVB statt Goldenes Buch und Platinbuch Die HVB-Auszeichnungen gehen an die „ESSperimente“-Kochbuchreihe von Sieglinde Mertlitz Frauen bilden die Spitze Personalwechsel in drei Verlagen

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ESSENZIELL Papierkrise Welche Folgen hat die Papier knappheit für die Buchbranche?

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Hochwertige „RoughCutBoards“ von PALLA Vienna zu gewinnen!

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KLASSIKER Tomas Venclova

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SELBSTREDEND Michael Krüger Der ehemalige Verleger und Dichter über das, was Literatur sagen kann, und das, was ungesagt bleibt …

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GASTKOMMENTAR Magda Hassan Die Leiterin von Edition 5Haus berichtet von der Bologna Children’s Book Fair

INTERNATIONAL Internationale Buchmessen Was muss eine Buchmesse heutzutage bringen?

HVB-PORTRÄTS Helena Prinz Grätzlbuchhandlung Lainz Klaus Kornherr Linde Verlag Martina Mosebach Ritter Ritter Verlag

SCHWERPUNKT

GEWINNSPIEL

BESTSELLER Meistverkaufte Bücher im April

Kochbücher Kulinarik aus aller Welt

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TERMINE Buchveranstaltungen im Juni

F O T O : N I N I T S C H AV O L L , I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L

s ist so weit: Die Erdbeeren sind reif. Und der Spargel in den Supermärkten angekommen. Endlich gibt es wieder mehr frisches Obst und Gemüse, das nicht von der anderen Seite der Erdkugel zu uns geflogen kommt. Jedes Jahr zu dieser Zeit fange ich an, meine Kochbücher aus dem untersten Fach des Küchenregals zu holen. Dann koche ich einige meiner liebsten Frühjahrsrezepte und denke jedes Mal: Ich bräuchte ein paar neue Inspirationen. Falls es Ihnen genauso geht, habe ich gute Nachrichten: Wir stellen Ihnen Sieglinde Mertlitz und ihre erfolgreiche Kochbuchreihe „ESSperimente“ vor (S. 6.) und liefern persönliche Empfehlungen von Expertinnen (S. 17, 18). Weil ein Kochbuch allein noch keine Speise macht, können Sie außerdem hochwertiges Kochzubehör gewinnen (S. 20). Um weniger Erfreuliches geht es in unserer Titelgeschichte. Papier ist ein zunehmend teurer und knapper Rohstoff: Wie lange und zu welchem Preis können Bücher in Zukunft gedruckt werden? Wir haben zu diesem Thema recherchiert und mit Expert:innen gesprochen (S. 12). Einstweilen ist das Buch glücklicherweise noch ein leistbares Kulturgut, es gibt also immer noch viele Anlässe, zu denen es gefeiert wird. Beispielsweise beim 35-Jahr-Jubiläum des Passagen Verlages (S. 10), bei der Verleihung des Buchhandlungspreises und des Christine-Nöstlinger-Preises (S. 5) oder auf internationalen Buchmessen (S. 21). In Österreich war der 9. Mai ein wichtiger Tag für die Buchbranche: Es fanden die jährlichen Voll- und Hauptversammlungen des HVB statt (S. 5).

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– Wissenswert –

Die Jahresversammlungen Am 9. Mai fanden die jährliche HVB-Hauptversammlung und die fünf Vollversammlungen der Fachverbände statt. Der wichtigste Punkt der Tagesordnung: die Entlastung der Vorstände

Der HVB-Tätigkeitsbericht 2021 wurde an die Sitzungsteilnehmer:innen verteilt. Für Mitglieder liegt er außerdem diesem anzeiger bei

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inmal im Jahr wird im HVB ein Tag den wichtigsten Versammlungen des Jahres gewidmet. An diesem Tag wird über Vergangenes reflektiert, Bilanz gezogen und für die Zukunft geplant. Vor allem dient er dazu, Stimmen aus allen HVB-Gremien zu hören und Pläne zu machen, von denen die gesamte Branche profitiert. Am 9. Mai fanden sieben HVB-Sitzungen statt. Zunächst wurden die Vollversammlungen der fünf Gremien abgehalten, zu denen jeweils alle Mitglieder eingeladen waren. Es versammelte sich der Verband der Österreichischen Buchgrossisten, der Österreichische Buchhändlerverband, der Österreichische Verlegerverband, der Verband der Österreichischen Verlagsvertreter:innen und der Verband der Österreichischen Antiquare. Wichtigster Tagesordnungspunkt war jeweils der Rechenschaftsbericht des Vorstandes: In allen Gremien wurde dieser von den Mitgliedern einstimmig angenommen.

Bei der darauffolgenden Vorstandssitzung des Hauptverbands wurde die HVBGeschäftsführung entlastet. Zurückgeblickt wurde auch auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr: Es ging unter anderem um die pandemiebedingten Herausforderungen, denen man mit Entschlossenheit begegnete. So konnte unter anderem die Branche durch die Senkung der Mehrwertsteuer entlastet werden. Auch die unter schwierigen Umständen stattfindende Buch Wien 21 war ein Erfolg für die österreichische Buchbranche. Abschließend fand die Hauptversammlung des HVB statt, die den delegierten Vorstandsmitgliedern der Fachverbände vorbehalten ist. HVB-Präsident Benedikt Föger legte den Rechenschaftsbericht des Vorstandes vor, der daraufhin von allen Anwesenden entlastet wurde. Damit wurde nicht nur die Arbeit des vergangenen Jahres gewürdigt, sondern auch Vertrauen in den künftigen Einsatz des Vorstandes ausgesprochen.

Bücher und Buchhandlungen, preisgekrönt Am 19. April wurde der Christine-Nöstlinger-Preis an die Illustratorin Linda Wolfsgruber verliehen; am 2. Mai fand die Verleihung des Buchhandlungspreises statt tet. Der erstmals verliehene, undotierte Filialpreis ging an die Filiale der Buchhandlung Tyrolia in Innsbruck. Ebenso feierlich war die Stimmung bei der Verleihung des Christine-Nöstlinger-Preises am 19. April. Ausgezeichnet wurde die Illustratorin Linda Wolfsgruber. Der Christine-Nöstlinger-Preis wird an Menschen verliehen, die Kindern und all jenen, die sonst nicht gehört werden, eine Stimme geben. Der Preis wurde vom HVB in Kooperation mit der Stadt Wien Kultur und Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik ins Leben gerufen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Verliehen wurde der Preis durch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und den Vorsitzenden des österreichischen Verlegerverbandes, Alexander Potyka.

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Liebe zu Büchern, leidenschaftlicher Einsatz und fachliche Kompetenz: Diese Eigenschaften haben alle Preisträgerinnen und Preisträger des Buchhandlungspreises gemeinsam. Das wurde in den Gesprächen vermittelt, die Presse-Redakteurin AnneCatherine Simon bei der Preisverleihung am 2. Mai mit den Gewinner:innen des Buchhandlungspreises führte. Die Auszeichnung ging an: Buchhandlung Claus Mitterbauer (Purkersdorf), Buchhandlung Pfeifenberger (Tamsweg), Buch-Papier Pokorny (Oberwart), Oechsli Buch & Papier (Wien) und die Stadtbuchhandlung Liezen (Liezen). Im feierlichen Rahmen überreichten Jürgen Meindl, Sektionschef für Kunst und Kultur, und HVB-Präsident Benedikt Föger die Urkunden an die Inhaber:innen der ausgezeichneten Buchhandlungen: Der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Preis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) und dem HVB ausgerich-

Oben: die Preisträger:innen des Österreichischen Buchhandlungspreises. V. l. n. r. Nina Oechsli, Michaela Santer, Sektionschef Jürgen Meindl, Margaret Mitterbauer, Jürgen Pokorny, Claus Mitterbauer, Wolfgang Pfeifenberger, Daniela Greimel, HVB-Präsident Benedikt Föger, Barbara Kumpitsch. Unten, v. l. n. r.: Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, Christiana Nöstlinger, Linda Wolfsgruber, Barbara Waldschütz, Alexander Potyka

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– Wissenswert –

„Zeitzuflucht“ heißt der neue Roman des bulgarischen Schriftstellers Georgi Gospodinov, bei dem Gaustín, ein sonderbarer Reisender durch Raum und Zeit, und sein jüngerer Begleiter, der Schriftsteller und Ich-Erzähler, im Mittelpunkt stehen. Die von Gaustín gegründete „Klinik für Vergangenheit“, in der man in jedem Raum einer anderen Zeit begegnet, ist erfolgreich: Zu viele Menschen leiden unter Alzheimer, Demenz und anderen Formen schwindenden Gedächtnisses. In der Gegenwart fühlen sie sich fremd, sie suchen „Zeitschutzräume“. Gaustín will daher Räume „synchron zu ihrer inneren Zeit“ erschaffen. Der Schriftsteller soll ihm dabei helfen, diese Räume mit Geschichten zu füllen. „‚Zeitzuflucht‘ ist ein origineller, scharfsinniger Roman mit witzigen, düsteren und grotesken Momenten und pointiert formulierten Gedanken – über Alter, Gedächtnisverlust und Sterben, den Trost des Vergessens und die Gedankenlosigkeit der Gegenwartsflucht, über ‚Ersatzerinnerungen‘ und falsche Nostalgie“, schreibt die Jury.

Georgi Gospodinov: „Zeitzuflucht“, Aufbau Verlag, 342 Seiten

Die Verkaufszahlen der „ESSperimente“-Reihe von Sieglinde Mertlitz im Verlag Johannes Heyn sprechen für sich: Sie erhielt die HVB-Auszeichnungen Goldenes Buch und Platinbuch

Autorin Sieglinde Mertlitz (rechts) und Tanja Zwiener, Buchhandlung Heyn

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as macht ein erfolgreiches Kochbuch rin. Sie hat jahrelang an der Praxishauptaus? Beliebte Rezepte, einfache Zu- schule PH Klagenfurt unterrichtet: „Oft habereitung, ansprechende Bilder oder kind- ben meine Schüler:innen ganz stolz kleine gerechte Aufbereitung? „All das und noch Kostproben mitgebracht und mir davon mehr“ ist die Antwort von Sieglinde Mertlitz berichtet, dass sie alles ganz allein gemacht in ihren Kochbüchern. „Wichtige Kriterien haben“, erzählt sie. „Mit der Zubereitung für die Rezeptauswahl sind leicht verfüg- der eigenen Lieblingsgerichte, die in der Fabare, frische Lebensmittel der Saison, eine milie Anerkennung und Lob finden, steigt überschaubare Zutatenliste, unkomplizierte vielfach die Motivation, noch mehr zu Arbeitsschritte und kurze Zubereitungszei- kochen oder zu backen.“ Das gilt auch bei ten“, erklärt die Autorin. Außerdem möchte den Kleinsten: Ganz einfache Rezepte sind sie zeigen, dass viele Rezepte einfach zuzube- in den Büchern gesondert gekennzeichnet, reiten sind und somit im Konkurrenzkampf um Kinder zum Werkeln in der Küche zu animieren. mit Fast-Food-Gerichten bestehen können. Die anhaltende Beliebtheit der „ESSpeBei den Leser:innen fand dies großen Zuspruch. Und im Verlag Heyn herrscht rimente“ erklärt sich auch dadurch, dass Freude: „Band eins, ‚Kochshow am eigenen sich die Reihe nicht an kurzlebigen Trends Herd‘, hat sich mit über 25.000 verkauften orientiert: „Die Bücher sind zeitlos, weil sie Exemplaren allein in Österreich, insgesamt auf flüchtige Moden und Schnickschnack sind es bald 45.000, die Platinplakette des verzichten. Anschaulichkeit statt Lifestyle Hauptverbandes des Österreichischen ist das Motto“, erklärt Zechner. Buchhandels mehr als verdient“, sagt VerDas bestätigen begeisterte Hobbylagsleiter Achim Zechner. „Band zwei, ,Die köch:innen. „Als Reaktion auf meine BüKochshow geht weiter: Hochsaison für Hei- cher hörte ich vielfach einfach das Wort misches‘ mit 15.000, bzw. insgesamt rund ‚Danke‘, berichtet Mertlitz. „Und dann 25.000, bekam zu Recht die Goldplakette.“ den Nachsatz: ‚Endlich ein Kochbuch für Jungen Köch:innen Spaß am Kochen zu die Küche und nicht nur für den Büchervermitteln, ist eines der Anliegen der Auto- schrank!‘“

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Ö1 Buch des Monats

Dank aus der Küche

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Titelschutzmeldungen Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titel­ schutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgen­ den Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E­Mail an Isabel Huber unter huber@hvb.at.

Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB­Mitglieder* um nur € 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–. Isabel Huber berät Sie gern unter huber@hvb.at Tel. 01/512 15 35 DW 14.

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Kleinmünchen – 100 Jahre bei Linz Geschichte und Geschichten in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Kleinmünchner Kulturkreis Karl-Steiger-Straße 44, 4030 Linz, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Tutto Napoli Der Geschmack der Stadt in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Super Mari Leopoldsgasse 22, 1020 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel:

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Kassiber aus meinem Gefängnis in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Friedl Anna Eppel Simon-Wiesenthal-Gasse 5, 1020 Wien, Österreich

AUTHENTISCHE SELBSTFINDUNG SUCHE-FINDE-ERLEBE

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Hannah Sedlar Amalienstraße, 1130 Wien, Österreich Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Die Sprache des Körpers entdecken in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Maria und Heinrich Eisl Stadlmanngasse 17, 5342 Abersee, Österreich Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Das Buch zum Lachen Lustige Gedichte

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Wolfgang Fels Pillsteinweg, 5324 Faistenau, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Coming home

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Christian Brandstätter Verlag GmbH & Co KG Wickenburggasse 26/3, 1080 Wien, Österreich

(*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: ARSP Architekten gebaut in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. ARSP Architekten Dr.-Waibel-Straße 1a, 6850 Dornbirn, Österreich

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Best of Store Branding Was Läden erfolgreich macht

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. retail branding GmbH Preinsbacherstraße 5, 3300 Amstetten, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: BIG BANG YOUR LIFE

Praktische Techniken für mehr Klarheit und Selbstdisziplin im Leben in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. EGGER Training & Consulting GmbH Niedersulz 130, 2224 Sulz im Weinviertel, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Mona und die fabulösen Fünf Ein Ratgeber für Eltern und Kinder im Umgang mit herausfordernden Gefühlen

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. BiberBuchVerlag Hauptstraße 53, 6263 Fügen, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Müssen Eltern etwas von Pädagogik verstehen? Ein pädagogischer Taktgeber

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Unser aller Musik und Menschen ohne Zirbeldrüse in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Mario Zaunschirm Neustiftgasse 43, 1070 Wien, Österreich

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Ing. Mag. Bruno Steininger BEd Dr. Helmut-Czink-Gasse 6, 2230 Gänserndorf Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel:

Wissen, was gesund macht

Charlotte und Fatima Kohlenstaub auf Glas

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Sixthkyu Verlag Oberlandstraße 70, 8610 Uster, Schweiz

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Lorenz Seidler Gossel Rechtsanwälte Patentanwälte Partnerschaft mbB Widenmayerstraße 23 80538 München, Deutschland

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Mediakolleg: Social Media und Marketing Die Seminare des mediakollegs im Frühjahr

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mehr und mehr in den virtuellen Raum verlagert. Auch aus dem Verlagswesen sind die Vernetzungsmöglichkeiten durch das Internet nicht mehr wegzudenken. Vor allem soziale Medien generieren laufend Daten, anhand derer die Bewerbung von Autor:innen, Büchern sowie Lesungen zielgerichtet stattfinden kann. In diesem Seminar beleuchten die Referenten die Möglichkeiten von Social Media für Verlage und geben einen Einblick in ihre Erfahrungen und Tätigkeiten in diesem Bereich.

Gemeinsam mit dem mediacampus frankfurt bietet der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels unter dem Label „mediakolleg“ ein abwechslungsreiches Weiterbildungs- ■ Crashkurs Marketing programm an. Die Veranstaltungen richten 20. September 2022 sich an alle, die Einblick in die Abläufe und Online-Marketing-Maßnahmen sind ein unProduktionsbedingungen der Buchbranche verzichtbarer Bestandteil eines gelungenen gewinnen und vertiefen möchten. Gesamtauftritts. Voraussetzung dafür ist das Verständnis dafür, welche Kanäle und Maßnahmen dabei die passenden sind und ■ Social-Media-Crashkurs wie sie gezielt genutzt werden können. Wa2. Juni 2022 Die Digitalisierung schreitet kontinuierlich rum und wie Sie die passenden Marketingvoran, wodurch sich das alltägliche Leben maßnahmen finden und umsetzen, ist der

Fokus des Seminars. Berücksichtigt werden die Spezifika der Buch- und Verlagsbranche und vor allem auch jene Maßnahmen, die auch mit geringem Budget sinnvoll sind. Kosten: 250 Euro Kursgebühr für HVB-Mitglieder (zzgl. 20 % USt.) 280 Euro Kursgebühr für Nichtmitglieder (zzgl. 20 % USt.) Alle Präsenzseminare finden ganztägig in der Bibliothek des HVB (Grünangergasse 4, 1010 Wien, 1. Stock) statt. Das Seminarprogramm finden Sie unter www.buecher.at => Seminare. Kontakt: Julia Stumvoll, 01/512 15 35 29, mediakolleg@hvb.at

B OTA N I S C H E S PA Z I E R G Ä N G E C.-E. Klein | B. Lahner | S. Ungersböck 1 1 Routen durc h die Welt der Wiener P f la nzen und ihre G es c hic hte. Mit B ezügen zu den Them en N a turs c hut z und K lim awa ndel.

224 Seiten, € 29,90 ISBN: 978-3-85439-705-2

A u slie fer un g: Mohr Morawa

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Frauen bilden nun die Spitze In den Verlagen Haymon, Löwenzahn, Michael Wagner sowie in der Edition 5Haus und im Residenz Verlag werden Führungspositionen neu besetzt – ausschließlich mit Frauen

V. l. n. r.: Katharina Schaller, Christina Kindl-Eisank und Linda Müller

Katharina Schaller, die bisher im HaymonProgrammteam tätig und Verlagsleiterin bei Löwenzahn war, hat zu Jahresbeginn die Leitung des Haymon Verlags übernommen. Gemeinsam mit ihrem Team krempelte sie in den letzten Jahren erfolgreich den Löwenzahn Verlag um und war als Literaturscout und Konzeptentwicklerin für den Haymon Verlag tätig. Den Löwenzahn Verlag leitet sie nun Seite an Seite mit Christina Kindl-Eisank, die bisher in Programm und Lektorat bei Löwenzahn tätig war. Bei Haymon gibt es auch in der Krimi-Abteilung eine Veränderung: Linda Müller, die bisher für Programm und Lektorat bei Haymon zuständig war, verantwortet jetzt Haymon Krimi. Sie übernimmt zudem die Leitung sowie den Aufbau des Michael Wagner Verlags. Auch der Residenz Verlag bekommt eine neue Leiterin: Roswitha Wonka, kaufmännische Verlagsleiterin und gemeinsam mit Claudia Romeder Geschäftsführerin des Residenz Verlags, hat am 1. Mai 2022 ihre Pension angetreten. Claudia Romeder ist nun alleinige Geschäftsführerin. „Ich freue mich, den Verlag in den bewährten Händen von Claudia Romeder und des engagierten Verlagsteams zu wissen, und wünsche dem Residenz Verlag, dass er seinen erfolgreichen Weg als einer der traditionsreichsten Verlage in Österreich mit all seinen großartigen Autor:innen und Autoren fortsetzt“, sagt Wonka. Neu im Team des Residenz Verlags ist außerdem Franziska Fleischer im Bereich Projektmanagement: Sie betreut die Sonderproduktionen und unterstützt die Verlagsleitung. Die Edition 5Haus wird nun von Magda Hassan geleitet. In dieser Position löst sie Stefan Schlögl ab. Gemeinsam mit Tobias Pichler und Wolfgang Hartl setzt die Buchhändlerin und Autorin auf innovative Buchprojekte und gemeinsame Aktionen innerhalb der Buchbranche. Magda Hassan ist stolz, die Leitung des jungen Wiener Verlags zu übernehmen, und blickt mit Optimismus und klaren Vorstellungen in die Zukunft: „In der Edition 5Haus verstehen wir das Buch als Erlebniswelt und kreieren Erlebniswelten zu den Büchern: von virtuellen Buchräumen über abenteuerliche Schatzsuchen bis zum Kulturparcours an öffentlichen Plätzen. Unser Ziel ist, Geschichten erlebbar zu machen. Was wir uns für die Zukunft wünschen? Dass das Buch als Kunstwerk wahrgenommen und geschätzt wird und Geschichten erlebbar werden!“

Magda Hassan, Leiterin der Edition 5Haus, mit Wolfgang Hartl

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Claudia Romeder, Geschäftsführerin des Residenz Verlags

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Dem Ungehorsam eine Stimme geben Verlagsgründer und -leiter Peter Engelmann anlässlich des 35-Jahr-Jubiläums des Passagen Verlags

Das Projekt war die Edition Passagen. Wie ist daraus 1985 der Passagen Verlag geworden? Engelmann: Ursprünglich ging es nur darum, mit der Edition Passagen die neuen französischen Gedanken in den deutschen Sprachraum zu bringen. Nach dem ersten Programm, das viel Aufsehen erregte und heftig angegriffen wurde, ging der Verlag, in dem ich die Edition angesiedelt hatte, in Konkurs. Ich musste eine Entscheidung treffen: Dieses Medium aufgeben und nur noch an der Universität arbeiten oder für die Ideen, die mir wichtig waren, weiterkämpfen. Meine Autoren und viele Intellektuelle waren dafür, dieses Projekt weiterzuführen. Zu diesem Zweck musste ich einen Verlag gründen. Wie würden Sie die Philosophie des Verlags beschreiben? Engelmann: Die große Stärke des Verlags ist „Ungehorsam“, der deshalb auch das Motto von 35 Jahren Passagen Verlag geworden ist. Das Thema unseres Verlages ist die Verteidigung unserer demokratischen Verfasstheit und Lebensweise auf der Basis unhintergehbarer individueller Menschenrechte, die Verteidigung des Rechtsstaates im Binnenverhältnis und des Völkerrechts im Außenverhältnis der Staaten als größter zivilisatorischer Fortschritt der Menschheit.

Peter Engelmann gründete den Passagen Verlag 1985

Gibt es Themen, die in Ihrem Programm aktuell besonders im Vordergrund stehen? Engelmann: Ganz konkret sind dies die Frage nach dem Klimawandel, die Beschäftigung mit Rassismus, der Feminismus und die Frage der Geschlechtergerechtigkeit oder die Coronapandemie. Das dringlichste Thema ist momentan sicherlich der Krieg in der Ukraine, der massive internationale Auswirkungen haben wird und der unser Grundthema betrifft: die Auseinandersetzung zwischen totalitären, autokratischen Gesellschaftsmodellen und auf individuellen Menschenrechten beruhenden, demokratisch verfassten, rechtsstaatlichen Gesellschaften. Welche Pläne gibt es im Zusammenhang mit dem 35-JahrJubiläum Ihres Verlags? Engelmann: Wir führen die Passagen Gespräche fort: Am 20. Juni werden sie mit dem französischen Philosophen Frédéric Gros unter dem Titel „Ungehorsam“ im Wiener Schauspielhaus stattfinden. Ein weiteres Jubiläumsgespräch folgt im Oktober mit Jacques Rancière, der das Passagen-Projekt von Anfang an begleitet und gefördert hat. Außerdem wird das Buch „Das Passagen Projekt“ die philosophischen Grundlagen des Verlagsprogramms aufarbeiten.

F O T O : PA S SAG E N V E R L AG

Herr Engelmann, wie kamen Sie dazu, einen Verlag zu gründen? Peter Engelmann: 1973 wurde ich als politischer Häftling der DDR von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft. Seither galt mein philosophisches Interesse der Untersuchung von ideologischen Fundamenten und Strukturen totalitärer Herrschaft. Geistig und institutionell war das kritische Westdeutschland in der Hand der „westlichen Marxisten“ wie Jürgen Habermas. In Frankreich fand ich ein Land, in dem Philosophen den realen Sozialismus als das analysierten, was er war: als eine der vielen Formen totalitärer Herrschaft. Mit Michel Foucault entstand das Projekt, die zeitgenössischen gesellschaftskritischen Philosophen Frankreichs für die deutschsprachige Diskussion zu erschließen. Diese Aufgabe fiel mir zu: Voilà, das Passagen-Projekt war geboren.

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– Wissenswert –

Spendenaktion: Kinderbücher verbinden

F O T O S : B E I G E S T E L LT

Österreichische Künstler:innen, Autor:innen und Verlage stellen gegen eine Spende besondere Dankeschönpakete rund ums Kinderbuch zur Verfügung. Die Pakete richten sich an Kinder, Familien, Bibliotheken, Institutionen und Kunstinteressierte. Das eingenommene Geld geht zu hundert Prozent an die Hilfsorganisation JUGEND EINE WELT. Diese hilft den Kindern und ihren Familien sowohl in der Ukraine als auch den zahlreichen Kriegsflüchtlingen in den umliegenden Staaten. Die österreichische Kinderliteraturszene hilft helfen. Denn: Kinderbücher verbinden. Alle Informationen finden Sie auf: www.kinderbuchwelt.at/kinderbuecher-verbinden

Einblick, Überblick und Ausblick In der schönen HVB-Bibliothek findet man Folianten mit vergilbten Seiten und in dunkles Leder gebundene Bücher aus dem vorigen Jahrhundert. Neu erschienene Kinderliteratur gibt es dort nicht – außer am 4. Mai 2022. An diesem Tag fand dort die Pressebörse der ARGE Kinder- und Jugendbuchverlage statt. Bunter Büchertisch auf der Pressebörse Zehn österreichische Verlage präsentierten ihr Kinder- und Jugendbuchprogramm: Bibliothek der Provinz, Edition 5Haus, Edition Nilpferd, G&G Verlag, Verlag Jungbrunnen, Leykam Verlag, Luftschacht Verlag, Obelisk Verlag, Picus Verlag und Tyrolia Verlag. Interessierte konnten sich einen Überblick über die österreichische K&J-Literatur verschaffen, einen Einblick in das aktuelle Frühjahrprogramm und einen Ausblick auf die Herbstbücher bekommen. Die Börse war durchwegs gut besucht: Sie war ein Ort, an dem persönliche Konakte gepflegt wurden und wo man sich einen Überblick über die Besonderheiten der einzelnen Verlage verschaffen konnte. So produziert Tyrolia etwa als einziger Verlag in Österreich Pappbücher; Edition 5Haus verlegt ihre erfolgreiche ASAGAN-Reihe auf Deutsch und Englisch. Wenn Kinderbücher sich etwas wünschen könnten, wären es wahrscheinlich Verkäufer:innen, die mit Wissen und Begeisterung über sie sprechen. Der Wunsch wäre an diesem Tag für jedes Buch in Erfüllung gegangen.

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– Essenziell – Papierkrise

Papercuts – das große Zittern ums

Papier

DIE DERZEITIGE ENERGIE- UND ROHSTOFFKRISE MACHT PAPIER ZUM KNAPPEN GUT. LANGE LIEFERZEITEN UND PREISE, DIE DURCH DIE DECKE GEHEN, BRINGEN ZEITUNGS- UND BUCHVERLAGE UNTER DRUCK. WIE GEHT ES WEITER? Text: Lisa Schöttel Illustrationen: Georg Feierfeil

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s war ein gut gewählter Zeitpunkt für den Streik der Gewerkschaft Paper­ workers’ Union in Finnland – Anfang Jänner begonnen, ist er jetzt nach vier Mo­ naten endlich beendet: Die Papierindustrie steckt in der Krise. Rohstoffmangel und steigende Energiekosten lassen die Preise für Papier regelrecht explodieren. Mittler­ weile kletterte der Durchschnittspreis einer Tonne Papier – für grafisches Papier, Verpa­ ckung und Spezial – auf knapp 1.000 Euro pro Tonne. Zum Vergleich: 2021 lag der Preis für eine Tonne Papier noch bei rund 600 Euro. Der Krieg in der Ukraine und die große Ungewissheit, ob es zu einem Gasem­ bargo kommt, verschärfen die angespannte Situation noch weiter. Niemand weiß, wie es wirklich weitergeht. .

ALTPAPIER UND ZELLSTOFF SIND MANGELWARE Altpapier, Holz und Zellstoff sind notwendig, um grafisches Papier herzustellen. Der Pro­

zess der Papiererzeugung ist sehr energie­ intensiv, da vor allem für das Trocknen des Papiers viel Wärme, die meist aus Biolauge oder Erdgas erzeugt wird, gebraucht wird. Dieses Gas beziehen österreichische Papier­ fabriken zu achtzig Prozent aus Russland. Aber auch der schon seit vergangenem Herbst herrschende Rohstoffmangel treibt die Preise in die Höhe. Während der Corona­ krise wurden erheblich weniger Werbepros­ pekte, Kataloge und Flyer gedruckt sowie Zeitungen verkauft. Dadurch reduzierte sich im Jahr 2020 eine Weile lang die Sammel­ menge von Altpapier. In der Folge wurde Altpapier zum knappen Gut, und die Preise stiegen. Der zweite wichtige Rohstoff für die Her­ stellung von Papier ist Zellstoff – chemisch aufgeweichte Holzfasern. Ein Zusammen­ bruch der Lieferketten in ganz Europa macht es zurzeit schwierig, Zellstoffe zu beschaffen. Zusätzlich sorgt ein Containermangel für erhöhte Preise am Markt. Auch sind die Uk­ raine und Russland wichtige Lieferanten für

Industrierundholz – rohes oder bearbeitetes Holz in runder, ungeteilter Form, das für die Herstellung von Zellstoff benötigt wird.

DIE PAPIERFABRIKEN MÜSSEN UMRÜSTEN Ein weiterer Grund für die Preissteigerun­ gen ist ein Rückgang bei der Nachfrage nach Printmedien, der sich schon seit fast zwan­ zig Jahren abzeichnet. Laut einem Bericht von Austropapier wurden 2005 in Europa noch vierzig Millionen Tonnen grafisches Papier produziert, mittlerweile sind es unter zwanzig Millionen. Durch die Coronakrise erhielt die Digita­ lisierung einen weiteren Schub, vieles wurde in den Onlinebereich ausgelagert. Gleichzei­ tig stieg die Nachfrage nach Verpackungs­ material jährlich um zwischen zwei und fünf Prozent. Das hatte zur Folge, dass unter anderem die Papierfabrik von Norske Skog in Bruck an der Mur eine Papiermaschine für »

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die Herstellung von Zeitungspapier auf Verpackungspapier umrüstete. Ähnliches geschah in der Papierfabrik Heinzel Paper in Laakirchen, die auf ihren Papiermaschinen die Herstellung von Magazinpapier zugunsten von Verpackungspapier reduzierte. Damit bleibt mit UPM Kymmene in Steyrermühl ein einziger Erzeuger von Zeitungspapier in Österreich übrig. Ein Trend, der sich in ganz Europa abzeichnet: Mit August 2020 wurden etwa in ganz Skandinavien acht von 19 Papierfabriken entweder kurzfristig oder dauerhaft geschlossen.

DER LÄNGSTE STREIK DER PAPIERINDUSTRIE Rohstoffmangel, unterbrochene Lieferketten, hohe Energiekosten: Es scheint, als hätten die Arbeitenden in den finnischen UPMPapierfabriken keinen besseren Zeitpunkt für einen Streik wählen können. Er wurde zum längsten Streik der Papierindustrie in der Geschichte Finnlands: 112 Tage Dauer, 180 bis 220 Millionen Kosten. Mittlerweile wurde der Streik beendet, die Arbeitenden sind an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. „Das bringt eine leichte Entspannung, vor allem für Magazine und Prospekte, deren Papier dort hergestellt wird“, sagt Markus Mair, Vorstand des Verbands der Österreichischen Zeitungen (VÖZ) und CEO der Styria Media Group. Auf das Zeitungspapier habe das Ende des Streiks auch indirekt Einfluss, indem Kapazitäten am Markt wieder frei würden. Den Großteil ihres Papiers beziehen die Zeitungen der Styria Media Group regional

aus Österreich und zu einem geringen Teil aus Belgien. Bedingt durch die Umstellung von Norske in Bruck an der Mur müsse man aber bald mehr Papier aus dem Ausland einkaufen. In Zukunft wird es auch Lieferungen aus dem Elsass geben, erklärt Mair.

hier aufgrund der derzeitigen Situation achtsamer und versuchen unsere Planungen den Druckereien so früh wie möglich zu kommunizieren“, erklärt Romeder. Allgemein sei die Situation angespannt. In allen Branchen fährt man deshalb „auf Sicht“.

IN DEN BETROFFENEN BRANCHEN FÄHRT MAN AUF SICHT Bei der Jahreskonferenz der Papierindustrie betont deren Präsident Kurt Maier zwar den wirtschaftlichen Aufschwung und den allgemeinen Anstieg der Papiergesamtproduktion, gedämpft werden diese positiven Entwicklungen aber durch die hohen Kosten bei Rohstoffen und Energie. Zwanzig Prozent der Kosten einer Papierfabrik entfallen auf die Energie. Kosten, die an die Kund:innen weitergegeben werden: Druckereien, Zeitungs- und Buchverlage. Mittlerweile spricht die Europäische Vereinigung der Druckprodukte INTERGRAF von einer europaweiten Steigerung der Papierkosten um ca. 45 Prozent, bei den Zeitungen seien es bis zu achtzig Prozent. Siegmar Schlager, Geschäftsführer des Falter Verlags, spricht sogar von einer Preissteigerung von bis zu hundert Prozent, da die Druckkosten, ein ebenfalls sehr energieintensiver Prozess, auch an die Verlage weitergegeben werden. Weitere Erhöhungen seien nicht absehbar. Zudem komme es zu Lieferengpässen. Schlager: „Wenn sich Bücher besser verkaufen als erwartet, können diese nicht so schnell nachgeliefert werden.“ Auch Claudia Romeder vom Residenz Verlag bestätigt: „Für den Nachdruck rechnen wir derzeit mit Lieferfristen von ein bis zwei Monaten.“ Bei Novitäten könne man besser planen. „Wir sind

KOMMT ES DEMNÄCHST ZUR PREISEXPLOSION? Im Falter Verlag versucht man, den hohen Papierpreisen durch eine Reduktion der Umfänge und mit einer minimalen Preiserhöhung gegenzusteuern. Fraglich sei aber, so Schlager, wie lange die Lesenden bereit seien, höhere Preise zu zahlen. Auch Markus Mair betont: „Da gibt es eine Schmerzgrenze auf beiden Seiten, die noch nicht erreicht wurde, weil wir in unseren Papierlagern gut vorgesorgt haben.“ Eine Preisexplosion, wie sie von Wagenbach-Verlegerin Susanne Schüssler in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur vorausgesagt wird, sieht Verlegerin Claudia Romeder derzeit nicht: „Im Verlagsbereich haben wir im Schnitt eine Preiserhöhung von zwanzig Prozent – abhängig davon, welche Art von Papier wir brauchen. Doch der weitere Verlauf der politischen Situation bedingt auch den weiteren Verlauf der Papierkrise.“ Auch im Buchverlag sei man gezwungen, mit dieser Preissteigerung umzugehen und die Buchpreise moderat zu erhöhen. „Aber man muss sich ansehen, wie viel der Markt verträgt“, sagt Romeder. „Die Gesamtinflation ist natürlich ein Problem. Es wird alles teurer, aber die Löhne steigen nicht – da geht Kaufkraft verloren.“

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– Essenziell – Papierkrise

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als das haus österreich zur weltmacht wurde Sigrid-Maria Größing

IST DIE SENKUNG DER MEHRWERTSTEUER EINE OPTION? WEITERHIN EIN ÜBERLEGTES PROGRAMM GEWÄHRLEISTEN

Während der Coronakrise wurden die Printund Zeitungsmedien durch die Senkung der Mehrwertsteuer von zehn auf fünf Prozent stark entlastet. Siegmar Schlager betont, dass man auch in der Papierkrise mit einer Senkung bzw. Aussetzung verhindern könne, dass die Preise von Zeitungen und Büchern weiter steigen. Der Mehrwertsteuersatz für Bücher und Printmedien ist in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hoch: In Italien und Spanien sind es vier Prozent für Bücher und Zeitungen, in Frankreich fünf Prozent auf Bücher – bei Zeitungsmedien sogar nur 2,1 Prozent. Der VÖZ sieht eine Lösung in der Senkung der Mehrwertssteuer und fordert diese. Mair: „Wir haben von der Politik noch keine finale Antwort darauf erhalten – bleiben aber dran.“

Susanne Schüssler vom Wagenbach Verlag spricht von klaren Konsequenzen der hohen Produktionskosten: Bestimmte interessante, aber nicht so gut verkäufliche Titel würden zunehmend verschwinden, erklärt sie in einem Interview. Für Claudia Romeder vom Residenz Verlag ist das keine Option. „Unser Programm ist immer überlegt“, erklärt sie dazu. Auch in puncto Buchbindung gehe man keine Kompromisse ein. Romeder: „Ich bin überzeugt davon, dass, wenn man das Geld in die Hand nimmt und sich ein Buch kauft, es auch eine dem Preis angemessene Qualität haben sollte.“ Der Berliner Reprodukt Verlag hat aufgrund der gestiegenen Papierpreise und um das Herbstprogramm zu sichern, einen neuen Weg gewählt und per Crowdfunding DIE KRISE IST AUCH ALS WECKRUF um Unterstützung gebeten. Dabei sind jetzt ZU VERSTEHEN schon mehr als 72.000 Euro zusammenge- „Natürlich sind wir derzeit in einer recht annommen – die Zielvorgabe von 30.000 Euro gespannten Situation, was die Versorgung wurde bereits nach zwei Tagen erreicht. der Industrie mit Papier angeht“, erklärt Markus Mair. Dies erfordere resilientes Management – für die Medienbranche generell kein Novum. KEINE KRISTALLKUGEL FÜR „Im Grunde befindet sich diese seit der DIE PREISENTWICKLUNG Kreativität ist gefragt. Denn mit welchen Erfindung des Internets in großem Wandel. Gewinn- und Verlustzahlen zu rechnen ist, Wir haben in den vergangenen Jahren und weiß bisher niemand so genau. VÖZ-Vor- Jahrzehnten enorme Flexibilität bewiesen – stand Mair rechnet mit rund fünfzig Milli- das gibt Mut auf dem Weg in die Zukunft.“ onen Euro an Mehrkosten für die Zeitungs- Ob die Digitalisierung durch die Papierkrise branche, betont aber, dass „in dieser Frage möglicherweise noch einen weiteren Schub bekommt, kann er noch nicht abschätzen. niemand eine Kristallkugel habe“. Für Claudia Romeder ist klar: „Das geMan kann sich lediglich die bisherigen Entwicklungen ansehen: Laut EUWID-low druckte Buch bleibt – wir haben die Entwick– dem unabhängigen Fachmedienanbieter lungen mit dem E-Book in den letzten Jahren für die Papier- und Zellstoffindustrie – lagen beobachtet, und der Umstieg auf digital hat etwa die Märzpreise pro Tonne Zeitungs- nicht stattgefunden.“ Sollte es zu einem Todruckpapier bei knapp 700 bis 1000 Euro. talausfall kommen, wird man trotzdem umMair: „Grundsätzlich sind die Rohstoffpreise steigen müssen. Laut Austropapier würden zwar stabil, aber auf einem hohen Niveau. im Falle eines Gasembargos innerhalb von Und die Nachfrage ist nach wie vor höher als zwei Wochen alle Papierfabriken stillstehen. Markus Mair hat vorgesorgt: „Die Padas Angebot.“ Auch im Verlagsbereich ist die Marge pierlager sind gut gefüllt – derzeit ist mit noch schwer abzuschätzen. Claudia Ro- keinem direkten Versorgungsengpass zu meder: „Wir befinden uns derzeit in einer rechnen“, erklärt er. Trotzdem müsse man rasanten Entwicklung, die möglicherweise sich die Entwicklungen der nächsten Zeit geauch gestoppt wird. Aber wie weit die Pro- nau ansehen und „verantwortungsvoll agieduktionskosten noch steigen, kann niemand ren – für die Kund:innen, aber auch für die Mitarbeiter:innen“. abschätzen.“ «

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Die Habsburg-Expertin Sigrid-Maria Größing nimmt sich der spanischen Linie des Fürstengeschlechts an, das die Iberische Halbinsel samt Kolonien in Übersee über zwei Jahrhunderte beherrschte. 66 farb. Abb., geb. | ISBN 978-3-7022-4049-3 192 Seiten, € 24.95

DAS SPIEL VON VERHÜLLUNG UND ENTHÜLLUNG

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HEILIGE UND DAS NACKTE Eine Kulturgeschichte

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Das Heilige und das Nackte Eine Kulturgeschichte

Wie viel Nacktheit wird gezeigt an religiösen Orten? Dieses Buch geht dem Spannungsfeld des Heiligen und Nackten (vorwiegend) im Kontext des christlichen Abendlandes nach, zeigt, wie sich die Sexualität Wege bahnt und wie immer wieder versucht wurde, sie zu kultivieren. 70 farb. Abb., geb. | ISBN 978-3-7022-4052-3 192 Seiten, € 28.–

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– Schwerpunkt: Editor’s Choice – Kochbücher

Ohne Schnickschnack Authentizität ist eine äußerst positiv besetzte Eigenschaft, gerade wenn es ums Kochen geht. Warum das so ist, zeigen diese Bücher

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uthentisch leben, authentisch reisen und authentisch essen sind en vogue. Man sehnt sich nach Althergebrachtem, Schlichtem, Ehrlichem, nach „back to the roots“ – natürlich auch beim Kochen. Während der Coronapandemie ist das Interesse der Leser:innen am Kochen angestiegen: Gerade Themen wie Nachhaltigkeit, Regionalität und Gesundheit sind für viele wichitg. Und eben Authentizität. Echtheit gibt es in verschiedenen Formen. Tradition ist vielleicht die naheliegendste. Katharina Seiser nennt sie im Titel ihres Buches: „Immer schon vegan. Traditionelle Rezepte aus aller Welt“ (Brandstätter) stellt vegane Küche ohne

Einmal Nizza und zurück

Der neue Roman von Yvonne Lacina-Blaha Yvonne Lacina-Blaha (bislang erschienen: Zitronen aus Fribello/ 978-3-95894-126-7, Ich liebe dich!/978-3-95894-174-8) zeichnet erneut eine Heldin, die wie eine beste Freundin erscheint: Down to earth, ein bisschen Bridget Jones, aber mit beiden Beinen im Leben, nahbar, berufstätig. Lacina-Blahas Frauen bleibt aber eine große Sehnsucht: nach wahrer Liebe, Lust und dem einen wichtigen Schritt über die Grenze vom Alltagstrott hin zu einer neuen Welt, in der sie ihre Abenteuer erleben können. Ihre Geschichten sind dabei absolut unterhaltsam und zum Lachen selbstironisch. Auf jeder Seite entdeckt man sich selbst mit seinen Alltagssorgen und Träumen, lässt sich von der Wiener Autorin mitreißen und dieses Mal nach Nizza an die Côte d’Azur entführen. Die perfekte Sommerlektüre!

So witzig, selbstironisch, lebensklug und warmherzig. Für Frauen, die ihren Weg gehen ab Mai im Handel VKP: 15 Euro / 208 S., Klappenbroschur ISBN: 978-3-95894-237-0 Auslieferung in Österreich: Medienlogistik Pichler, sonst Barsortiment breit angelegte Medien- und Social-Media-Kampagne

Seitanschnitzel und Tofu-Fleischlaibchen vor. An den vorgestellten Gerichten, etwa libanesischer Brotsalat oder scharf-saure indische Tomatensuppe, musste nicht herumgetüftelt werden, um sie in vegane Speisen zu verwandeln. Sie sind es einfach und waren es immer schon. Und sie sind einfach sehr gut. Auch die Verkaufszahlen legen nahe, wie erfolgreich ein solcher Ansatz ist: „Immer schon vegan“ ist bereits in der zehnten Auflage erhältlich. Ebenfalls authentisch – wenngleich keineswegs vegan – sind die Rezepte in Karin Kaufmanns Kochbuch „Frau Kaufmann kocht“ (at Verlag). Hier werden keine kulinarischen Weltreisen unternommen: Einfach, gut und abwechslungsreich kann man auch zuhause essen. Die Bregenzerwälder Küchenmeisterin kocht mit regional erhältlichen Zutaten, was in ihrer Heimat seit Jahrhunderten Tradition hat und was heute „im Wald“ gegessen wird. Es gibt durchaus einige Gerichte, die man (als Österreicher:in) schon kennt. Die Rezepte dafür haben aber immer „das gewisse Etwas“, ausprobieren lohnt sich also sogar für echte Vorarlberger:innen. Und für alle anderen sowieso. Ein besseres Adjektiv als „echt“ lässt sich kaum finden, wenn man Ulrike Hagens Zugang zum Kochen beschreiben möchte. „Kochen aus Leidenschaft“ (Bucher) hat eigentlich kein bestimmtes Thema. Die Rezepte, die hier vorgestellt werden, sind weder (ausschließlich) klassisch österreichisch noch können sie als „World Food“ klassifiziert werden; sie sind nicht ausschließlich vegan oder vegetarisch, sondern bunt gemischt. Es sind einfach die Lieblingsrezepte der Autorin. Beim Lesen hüpft einem die ehrliche Leidenschaft fürs Kochen förmlich ins Gesicht; man möchte aufspringen und selbst den Kochlöffel schwingen. Die Fotos mögen manche etwas zu opulent finden, die Texte sind vielleicht etwas zu überschwänglich in der Verwendung des Wortes „wunderbar“. Aber die Begeisterung der Autorin ist so echt, dass sie anstecken muss. Und die Speisen, die man mit ihren Rezepten zubereiten kann, sind wirklich wunderbar.

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– Schwerpunkt – Kochbücher

Quiche, Pasta und Mezze – kulinarische Buchkost aus der ganzen Welt Buchhandlung Brunner, Bregenz

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Text: Lisa Schöttel

„Mit ,MEZZE – Orientalische Vorspeisen zum Teilen‘ ist der Orient nur eine Buchseite entfernt“ Caterina Wagner

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esen und genießen – das ist das Motto der Buchhandlung Brunner in Bregenz, und das lässt sich mit den neuesten Kochbüchern besonders gut umsetzen. „Ich bin selbst begeisterte Hobbyköchin“, sagt Buchhändlerin Caterina Wagner. Mit ihren Kund:innen tauscht sie sich liebend gern über die Rezepte der neu erschienenen Kochbücher aus. „Uns ist es wichtig, die Buchhandlung zu einem lebendigen und attraktiven Treffpunkt zu machen – dafür möchten wir eine besondere Wohlfühlatmosphäre schaffen.“ Und was eignet sich besser dafür, als über kulinarische Köstlichkeiten zu plaudern. Allen Hobbyköch:innen, die sich noch ein paar Grundkenntnisse aneignen möchten, bevor sie sich in die Gefilde der hohen Kochkunst aufmachen, empfiehlt Wagner „Das erste Kochbuch“ (Gräfe und Unzer) von Matthias F. Mangol. „In leicht verständlichen Rezepten stellt die Neuausgabe des Titels „Das Prinzip Kochen“ einfache Grundrezepte vor, die Schritt für Schritt erklärt werden.“ Damit sei dieses Buch bestens für alle Kochanfänger:innen oder Wiedereinsteiger:innen geeignet, die die Freude am Kochen (neu) entdecken möchten. Wer Lust auf eine kulinarische Reise in den Orient hat, dem legt Caterina Wagner das Buch „MEZZE – Orientalische Vorspeisen zum Teilen“ (Thorbecke Verlag) ans Herz. „Hier ist der Orient nur eine Buchseite entfernt“, so die Buchhändlerin. Das Buch sei daher „ein Tipp für Weltenbummler:innen“ und all jene, die sich von den köstlichen Gerichten des Orients schon immer verzaubern lassen wollten. Von Salat mit ­

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Granatapfelkernen über gefülltes Fladenbrot bis hin zu verschiedenen Hummus-Varianten überzeugt das Buch mit einem bunten Mix an Vorspeisen. Perfekt für den Sommer und für ein gemeinsames Dinner an lauschigen Abenden im Freien. Der Sommer ist auch die perfekte Zeit, um nach Italien zu reisen. Wer es aber nicht so schnell in den Süden schafft, kann sich die kulinarische Vielfalt einfach in die eigene Küche holen. Allen Fans der italienischen Küche empfiehlt Caterina Wagner „La vita è bella – Das große Italien Kochbuch“ (Edition Michael Fischer) der beiden Autorinnen Britta Welzer und Svenja Mattner-Shahi. „Das Buch begeistert mit Hunderten traditionellen Rezepten und Reportagen von Südtirol bis Sizilien“. Neben den Rezepten steuern die beiden Autorinnen auch Fotos von Speisen und Landschaften Italiens bei – für ein authentisches Dolce-Vita-Feeling in der Küche. Von Italien geht es weiter nach Frankreich: Ebenfalls im Thorbecke Verlag erschienen ist das Buch „Quiches & Tartes“ der Autorin Cathérine Kluger. „Der Band ist das perfekte Kochbuch für das ganze Jahr“, so die Buchhändlerin. „Eine herzhafte Tarte im Frühling lässt den Tag gleich wie Sommer erscheinen, und in den kalten Monaten ist eine Quiche ein wunderbares Comfort-Food.“ Und das Beste daran: Mit Quiches liegt man immer richtig – egal ob Einladungen oder Buffets, beim Picknick oder Abendessen mit Freunden und Familie. „Sie sind einfach vorzubereiten und machen die nächsten gemeinsamen Essen garantiert zum Erfolg“, meint Caterina Wagner.


– Schwerpunkt – Kochbücher

Kulinarisch-literarische Schlemmerreisen im Pinzgau Der Buchladen, Kaprun ür die Buchhändlerin Susi Riedlsperger ist der Buchladen im Salzburger Kaprun ein „Freund der Literatur und der Koch­bücher aus dem Innergebirg“. Damit weder die Rezepte noch die Geschichten der Pinzgauer Vorfahr:innen verloren gehen, legt man im Buchladen großen Wert auf die regionale Küche. Zusammen mit ihrer Kollegin Jasmin versorgt die Buchhändlerin ihre Kundschaft mit allerlei kulinarischem Lesestoff. „Unsere Bücher sind die beste Medizin“, so lautet das Motto des Buchladens – wenn sich aus den Büchern noch köstliche Gaumenfreuden bereiten und so Kultur und Rezepte der Region erhalten lassen, umso besser. Bauernkrapfn, Kasnockn, Erdepfinidei  – die Pinzgauer Küche ist so vielfältig wie der Pinzgau selbst. „Uns ist es wichtig, diese Rezepte der Region zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben“, betont Susi Riedlsperger und empfiehlt allen Liebhaber:innen der Pinzgauer Kost das Kochbuch von Andrea Rieder, einer BioBäuerin aus Hollersbach. „Andrea kocht – Pinzgauer Kost und mehr“ ist gefüllt mit Rezepten „zum einfachen Nachmachen“, wie die Autorin selbst erklärt. „Andrea Rieder ist aus der Region und leidenschaftliche Köchin. In diesem Kochbuch hat sie ihr ganzes Wissen über die Pinzgauer Schmankerln zusammengetragen“, meint die Buchhändlerin begeistert. Besonders hebt sie hervor, dass auch mit wenigen Zutaten zahlreiche köstliche Gerichte gekocht werden können. „Das macht unsere Küche aus – einfach und gut.“ Der Trend hin zu regionalen Kochbüchern mache sich schon länger bemerkbar, sagt Susi Riedlsperger. „Die Menschen setzen sich wieder stärker mit der eigenen

Text: Lisa Schöttel

„Uns ist es wichtig, Rezepte aus der Region zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben“ Susi Riedlsperger

Tradition und der eigenen Kochtradition auseinander.“ Passend dazu empfiehlt sie das Buch „Pinzgauer Kost“ (Tauriska Verlag) von Autor Oliver Altenberger, der darin meist schon längst vergessene kulinarische Köstlichkeiten zusammengetragen hat. „Das Besondere an diesem Buch ist, dass der Autor die Rezepte auf Deutsch und im Pinzgauer Dialekt beschreibt“, so Riedlsperger. Einen kulinarischen Spaziergang in die Region wagt Michael Fazokas in seinem Buch „Spaziergang durch den Pinzgau“. Riedlsperger: „Die Leser:innen erwarten Rezepte von gutbürgerlichen Gasthäusern und Restaurants aus der Region.“ Zudem liefere der Autor viele interessante Geschichten und Informationen über Land und Leute. Von der traditionellen Küche zur Küche der Zukunft: Autor und Food-Aktivist Holger Stromberg beschäftigt sich in seinem Buch „Zukunft kochen“ (ZS Verlag) mit Rezepten, die gesund sind und gleichzeitig die Umwelt schützen. „Eine sehr inspirierende Einladung, die kreative, pflanzenbasierte Küche auszuprobieren“, meint Susi Riedlsperger. Passend zum Sommer empfiehlt sie außerdem das Kochbuch „Ein Fest im Grünen“ von Erin Gleeson aus dem Knesebeck Verlag. „Die schönen Illustrationen machen das Buch zum Augen- und Gaumenschmaus“, meint die Kochbuchexpertin. Die meisten der 100 Rezepte kommen außerdem mit nur drei Zutaten und wenigen Arbeitsschritten aus. Ganz besonders freut sich die Buchhändlerin auf das im Oktober erscheinende Kochbuch von Kulinarik-Mastermind Haya Molcho mit dem Titel „Coming Home“. „Die Bücher von Haya Molcho sind bei unseren Kund:innen sehr beliebt – umso schöner, dass es bald wieder neue Rezepte gibt!“

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– Schwerpunkt: Gewinnspiel – Kochbücher

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Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr, Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht übertragbar oder auszahlbar. Die Gewinner*innen werden schriftlich verständigt. Teilnahmeschluss: 15. Juni 2022. Datenschutz: Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist eine Angabe von personenbezogenen Daten erforderlich. Die Teilnehmer*innen erklären sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihnen übermittelten Daten von der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach vollständiger Durchführung des Gewinnspiels umgehend und unwiederbringlich gelöscht.

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– International –

Messen als Hochämter der Buchbranche Haben internationale Buchmessen im digitalen Zeitalter und einer „neuen Normalität“ nach der Pandemie noch Bedeutung? Bologna, London und Paris versuchten darauf eine Antwort

Text: Linn Ritsch

FOTO: ALEXANDER POTYKA

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ou are the story“ steht auf der Website der London Book Fair. Die größte Buch­ messe Großbritanniens verstehe es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, „Menschen da­ bei zu helfen, ihre Worte zum Leben zu er­ wecken“. Zentral sei auch ihre Rolle als „glo­ bales Forum für den Austausch kultureller Ideen und Literatur“, erklärt Messedirektor Andy Ventris. Dass Fachinformationen auf vielfältige Weise vermittelt werden, versteht sich von selbst. Nicht nur die London Book Fair präsen­ tiert sich auf diese Weise. Eine internationale Buchmesse muss heute vieles sein: aktuell, dynamisch, innovativ, nachhaltig. Sie muss Brücken bauen und Netzwerke ermöglichen, eine Bühne bieten und inspirieren. Vor allem soll sie die Buchbranche stärken – im eige­ nen Land und international. Zunächst fielen die Anmeldungen zur Book Fair aufgrund der immer noch un­ sicheren Situation verhalten aus, doch war die Messe bereits am ersten Tag gut besucht. „Viele europäische Verlagsmitarbeiter:innen sind kurz entschlossen doch noch, wenn auch ohne eigenen Stand, zur Messe gefah­ ren und haben ihre Termine endlich wieder persönlich wahrgenommen“, erzählt My­ riam Lang, Leiterin des Bereiches internatio­ nale Messen im Schweizer Buchhändler­ und Verleger­Verband. „Die Wiedersehensfreude war entsprechend groß!“ Ähnlich begeistert zeigt sich Tina Reiter, Leiterin der ARGE Ki:Ju, darüber, dass die Bologna Children’s Book Fair heuer wie­ der stattfinden konnte. „Das Besondere an der Messe ist das italienische Flair, das sich nicht nur im Feierabend­Aperol widerspie­ gelt, sondern in einer allgemein entspannten Stimmung.“ Dazu trage auch der Illustra­ tionsschwerpunkt bei: „Es gibt viele junge

Die Pariser Buchmesse hat einen neuen Namen und eine neue Location: Der „Salon du Livre“ wurde im Grand Palais Éphémère abgehalten

Illustrator:innen, die mit ihren Arbeitspro­ ben auf sich aufmerksam machen.“ Wiedersehensfreude allein macht noch keine gute Buchmesse. Wichtig sind ihre Qualität und die Bandbreite des fachlichen Inputs – wie etwa in Bologna: „Nirgend­ wo sonst bekommt man so konzentriert einen Überblick über das weltweite kinder­ literarische Schaffen.“ Auch in London und Paris war die thematische Vielfalt groß, wobei man auf beiden Messen bemüht war, die junge Generation der Leser:innen und Verleger:innen anzusprechen: „Das Podi­ umsgespräch ‚Trending on TikTok = book sa­ les: the perfect equation‘ wurde buchstäblich überrannt“, berichtet Myriam Lang. Auf

„Nirgendwo bekommt man so konzentriert einen Überblick über das weltweite kinderliterarische Schaffen wie in Bologna“ Tina Reiter

ein ähnliches Thema zielt der im Rahmen der Pariser Buchmesse produzierte Podcast „J’influence la littérature“ ab: Es geht um die Reichweite von Influencer:innen und ihre Relevanz für den Buchmarkt. Manche Innovationskonzepte haben al­ lerdings noch Nachbesserungsbedarf. Das habe sich am neuen Pariser Messekonzept gezeigt, sagt Alexander Potyka, Vorsitzender des Österreichischen Verlegerverbands. Den Verlagen standen drei Standmodellen aus hellem Holz zur Wahl. „Die Entscheidung der Veranstalter, für die Publikumsmesse von den klassischen Messekojen wegzuge­ hen und auf die optische Durchlässigkeit der Halle mit horizontalen Präsentations­ flächen zu setzen, war überzeugend.“ Ganz aufgegangen sei es aber nicht: „Durch die Gleichförmigkeit der Messestände fehlte dem Raum Abwechslung und Struktur, die trübe Lichtstimmung in der Messehalle hat die Stimmung auch nicht wirklich verbes­ sert. Aber die Aussteller waren offensichtlich zufrieden: Mit 90.000 Besuchern wurden die Erwartungen der Veranstalter übertroffen.“ An solchen Zahlen und positiven Reakti­ onen auf die ersten Post­Corona­Messen ist ablesbar, wie wichtig Messen als Orte der Be­ gegnungen immer noch sind.

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A u s l i efer u n g: Moh r Morawa

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Grätzlbuchhandlung Lainz

Helena Prinz I

m 13. Bezirk, direkt gegenüber der Straßenbahnhaltestelle Jagdschlossgasse, liegt die kleine, aber feine Grätzlbuchhandlung Lainz. Schon vor hundert Jahren eröffnet – damals als Papierwarengeschäft –, wird sie mittlerweile von Helena Prinz geführt. Auch wenn die Buchhandlung auf den ersten Blick klein wirkt, gibt es hier viel zu entdecken. Helena Prinz hat nach langer Erfahrung im Buchhandel dieses Geschäft erst Anfang Februar des Jahres übernommen, mehr oder weniger aus Zufall. Sie hatte immer von einer eigenen Buchhandlung geträumt, konkret wurden die Pläne allerdings nie. Das änderte sich, als die Grätzlbuchhandlung zur Übernahme frei stand und ziemlich genau dem entsprach, was sich Helena Prinz für ein eigenes Geschäft vorstellte. Auch der Zeitpunkt war perfekt: Ihr Sohn ist mittlerweile 17 Jahre alt, so hat sie genügend Zeit, um ein eigenes Geschäft zu führen. Hier verkauft sie neben Papier- und Schreibwaren vor allem Kinderbücher, Belletristik und feministische Bücher. Wenn wenig Platz ist, muss man sorgfältig auswählen, meint sie. Die Frage nach ihrem Lieblingsbuch im Laden ist für sie schwierig zu beantworten. Es gibt hier zu viele Werke, zu denen sie eine besondere Verbindung hat. Zur die Situation des österreichischen Buchhandels meint Helena Prinz, dass sich das Kaufverhalten in den letzten Jahren deutlich verändert hat. Vor allem durch die Pandemie wurde vielen bewusst, wie wichtig es ist, regionale Händler:innen zu unterstützen. Einige der Kund:innen recherchieren mittlerweile online nach dem neuen Lieblingsbuch und bestellen es über die Grätzlbuchhandlung. Der gängigen Vorstellung, dass die junge Generation weniger liest, stellt sich die Buchhändlerin entgegen. Ihre

Text: Johanna Heiss Foto: Nini Tschavoll

„Meine Kundschaft ist überraschend jung: viele Familien mit Kindern. Es ist ja nicht so, dass die Jugend weniger liest – ganz im Gegenteil“

Grätzlbuchhandlung Lainz Lainzer Straße 141, 1130 Wien Tel.: 01/803 91 39 E-Mail: prinz@graetzlbuchhandlung.at

Kundschaft besteht zwar zu einem großen Teil aus älteren Stammkund:innen, allerdings kaufen auch viele Familien mit Kindern und junge Menschen bei ihr ein. Während Helena Prinz noch in ihre neue Aufgabe hineinwächst, schmiedet sie bereits Zukunftspläne. So denkt sie an einen Onlineshop und an den Ausbau der Social-MediaPräsenz. Außerdem könnte sie sich vorstellen in naher Zukunft eine eigene Zeitung über die Buchhandlung mit Buchtipps und Veranstaltungen herauszubringen. Diese soll es ebenfalls hier geben – etwa Lesungen. In der Nähe befindet sich eine der Büchereien Wien – ideal für eine Zusammenarbeit. Helena Prinz ist stolz auf ihren Erfolg und ihre Selbstständigkeit. Sie betont aber, dass der Rückhalt von Freund:innen und Familie für sie essenziell ist. Denn harte Arbeit allein bringe einen nicht automatisch ans Ziel. Genauso wichtig seien Mut, Glück und Unterstützung sowie das glückliche Zusammenspiel unterschiedlichster Faktoren.

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Linde Verlag

Klaus Kornherr Text: Mona Saidi Foto: Linde Verlag

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rüne Wiesen und große, alte Bäume umrahmen die Auffahrt, die an der blauen Tafel mit weißer Aufschrift vorbei zum Linde Verlag führt. Bei jungen Menschen, vor allem Studierenden, ist der Verlag für seinen gelben Band mit schwarzer Aufschrift „Gesetzessammlung KODEX“ bekannt. Diesen wird die eine oder der andere während des Rechtswissenschafts- oder Wirtschaftsstudiums in der Hand halten. Das Sortiment des Fachverlages ist aber viel größer. Es konzentriert sich auf österreichisches und internationales Steuerrecht, Finanzund Rechnungswesen, Recht (insbesondere Wirtschaftsrecht) sowie betriebswirtschaftliche Fachbücher und Kommentare. Seit 2015 ist Klaus Kornherr in der Geschäftsführung des Linde Verlages. Nach seinem Studium machte er erste Erfahrungen im Veranstaltungsbereich bei der Ueberreuter Verlagsgruppe. Als Konferenzgestalter trat er im Jahr 1998 dem Linde Verlag bei, um sein Wissen in der Gründung einer neuen Seminarabteilung einzusetzen. Diese betreute er über eine Dekade – bis er die Perspektive wechselte, um ein Buchprogramm für den Bau- und Immobilienbereich aufzubauen. „Das war der Anfang meiner verlegerischen Tätigkeit. Ein Printprodukt zu konzipieren, mit Autor:innen und Referent:innen im Austausch zu sein und das Portfolio in diesem Bereich wachsen zu sehen, macht mir bis heute großen Spaß. Ein Printwerk ist etwas Nachhaltiges – das bleibt für immer“, sagt Kornherr. Bereits seit Beginn vorhanden ist im Linde Verlag der Mut, neue Schritte zu setzen: Im Jahr 1925 von Paul Linde und Hans Jentzsch in Wien gegründet, geht der Verlag schon im selben Jahr mit seiner ersten Ausgabe der Österreichischen Steuer- und Wirtschaftszeitung in den Druck. Diese mündet zehn Jahre später in die Schriftenreihe Steuer- und Wirtschaftskartei (SWK), die bis heute die

„Ein Printwerk ist etwas Nachhaltiges – das bleibt für immer“

reichweitenstärkste Zeitschrift für österreichisches Steuer- und Wirtschaftsrecht ist. Der Einstieg in den Versandbuchhandel im Jahr 1958 mit der Beschaffung und dem Versand von Fachliteratur entwickelt sich als lukratives Geschäft. Die Wissensvermittlung im Zuge von Seminaren und Weiterbildungen ist bis heute in Form des „Linde Campus“ ein wichtiger Bestandteil. Neben seiner langjährigen Erfahrung im Printbereich gelingt es dem Verlag mit einem starken Auftritt durch „Linde Digital“, dem heutigen

Linde Verlag Ges.m.b.H.

Scheydgasse 24, 1210 Wien Tel.: 01/246 30-0 E-Mail: office@lindeverlag.at

Zeitgeist zu entsprechen – auch durch die Errichtung eines neuen Newsrooms, in dem Webinare abgehalten sowie Podcasts, Filme und andere Multimedia-Produkte entstehen. Diesen Mut möchte der Fachbuchverlag auch in schwierigen Zeiten bewahren: „Wir wollen unsere Mitmenschen auch mit guten Nachrichten versorgen und weiterhin die Rahmenbedingungen schaffen, damit es den Mitarbeiter:innen gut geht. Das ist eine große Tradition des Hauses.“ Sein 100-jähriges Bestehen wird der Linde Verlag 2025 feiern. Darüber, wie es weitergehen soll und was die Zukunft bereithält, sagt Klaus Kornherr nach 24 Jahren im Verlagshaus: „Eine hohe Zufriedenheit auf allen Ebenen im Haus. Wir wollen Talente entdecken und mit Mut und Zuversicht nach vorne schauen.“

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– HVB-Mitglieder im Porträt – Ritter Verlag

„Architektur, bildende Kunst und Bücher, das gehört für mich zusammen“

Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig Foto: Mark Duran

Martina Mosebach Ritter

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ls ausgebildete Architektin habe ich Baustellen organisiert und Gebäude errichtet. Da kann man auch einen Verlag schaukeln“, sagt Martina Mosebach Ritter mit einem Lächeln. Eines wird in dem Gespräch klar: Die Verlegerin ist ein Vollprofi – und nimmt sich selbst trotzdem nicht immer allzu ernst. Sie bezeichnet sich als „Mädchen für alles“. Das ist sie auch: Im Ritter Verlag kümmert sie sich um Organisation, Finanzen und Vertragswesen und pflegt den direkten Kontakt mit Künstler:innen und Autor:innen. Als Architektin trat die Deutsche im Jahr 2000 ihre Reise von Kassel nach Klagenfurt mit dem Ziel an, die Kunsthalle Ritter, entworfen von Franz Erhard Walther, zu besuchen. Sie schrieb damals an ihrer Doktorarbeit über Künstler, die als Architekten tätig sind. Doch die Kunsthalle war geschlossen, also spazierte sie in den Verlag „um mit dem Bauherrn zu reden“. Ein Jahr nach ihrem Besuch war sie mit Helmut Ritter verheiratet, der den Ritter Verlag im Jahr 1979 gegründet hatte. 2008 stieg sie ins Familienunternehmen ein, als „Finanzministerin“, wie sie lachend sagt. Seit 2018 führt sie den Verlag gemeinsam mit ihrem Mann Helmut.

„Architektur, bildende Kunst und Bücher, das gehört für mich zusammen. Bauen Sie ein Gebäude, haben Sie am Ende einen Begriff von Raum, den Sie erleben können. Wir publizieren Bücher und bringen sie in die Welt. Auch da steht am Ende ein haptisches Objekt voller Erlebnisse.“ Zwischen 15 und 20 Bücher publiziert der Verlag pro Jahr, deutschsprachige Gegenwartsliteratur sowie Druckwerke der Gegenwartskunst. Das Besondere am Ritter Verlag sei, dass die Bücher gemeinsam mit den Künstler:innen und Autor:innen entwickelt und produziert werden. „Maria Lassnig, Meina Schellander, Günter Brus, Franz Erhard Walther und viele andere kamen durch die Tür und haben im Haus gemeinsam mit unserem Grafiker Mark Duran ihre Bücher erarbeitet.“ Nur gedruckt wird hier leider seit den 1990er-Jahren nicht mehr, die Druckerei ging in Konkurs. Die „Halle“, wo früher die Ritter Verlag KG Hagenstraße 3 9020 Klagenfurt Tel. 0463/426 31 office@ritterbooks.com

Druckmaschinen standen, ein Raum von fast zwanzig Metern Länge und gut fünf Metern Breite, ist heute ihr Arbeitsplatz. Bildende Kunst und Literatur waren schon immer zwei, die miteinander einhergingen. Diese Symbiose spiegelt sich auch im Verlagsprogramm wider. Der Ritter Verlag hatte seit seiner Gründung stets zwei Schwerpunkte: Ritter Kunst und Ritter Literatur. „Unsere Autorinnen und Autoren, die von unserem Lektor Paul Pechmann betreut werden, verbindet ein entschiedenes Grundverständnis von Literatur als Sprachkunst. Da steht inhaltliches ebenso wie gestalterisches Interesse dahinter.“ Nach vierzig Jahren sind über 650 Titel im Ritter Verlag erschienen. Wagen wir einen Blick in die Kristallkugel: Wie wird es weitergehen mit dem Verlag? „Unsere Programmausrichtung qualitätvoll weiter zu pflegen, Werkentwicklungen langjährig zu begleiten, Neuentdeckungen und Wiederentdeckungen zu machen, in der bildenden Kunst und in der Literatur wie aktuell eine neue Biografie über Victor Hugo, und das Verlagsprofil weiter auszubauen, treibt uns an. Auch die nächste Generation, Karin und Gerhard Ritter, steht in den Startlöchern.“

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– Klassiker – neu entdeckt

Die Rückkehr

der Wahrheit

Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

TOMAS VENCLOVA: „VARIATION ÜBER DAS THEMA ERWACHEN“

Der 1937 im litauischen Klaipeda geborene Tomas Venclova ist vermutlich der letzte große Dichter des 20. Jahrhunderts. Als Sohn eines kommunis­ tischen Schriftstellers in Vilnius aufgewachsen, studierte er dort Philologie, schloss sich 1970 als Dissident der Bürgerrechts­ bewegung an, emigrierte 1977 in die USA und wurde in Yale Professor für russi­ sche Literatur. Die drei­ unddreißig Gedichte von „Variation über das Thema Erwa­ chen“ stellen auch ein Panorama des wechselvollen Le­ bens dieses Poeta doctus dar. Als Venclova 1977 die Sowjetunion ver­ ließ, war es – wie er ein­ mal schrieb – nicht klar, wer jetzt ins Schattenreich der Persephone und des Todes geriet: der Ausreisende oder die Zu­ rückbleibenden. Ein Wiedersehen zu Lebzeiten war nicht vorstellbar. Im neuen Gedichtband stellt der Fall der Berliner Mauer eine derartige Zeitenwende dar. Die Protagonistin des Gedichts „Die Fahrpläne am 9. November“ stolpert in die Weltgeschichte, Bilder passieren Revue: Gorbatschows Panzer in Vilnius, Jubel, das kurze 20. Jahrhundert scheint zu Ende: „Von dieser Stunde an kehrten Wahrheit und Lüge auf ihre Plätze zurück, und wir mussten alles auf der Welt von Grund auf neu lernen.“ Ein Ende der Geschichte zu deklarieren, wie es damals en vogue war, dafür war der Dichter Venclova schon immer zu klug. Wie angesichts des aktuellen Krie­ ges in Europa zu sehen, tat er gut daran.

Tomas Venclova war zeitlebens ein leidenschaftli­ cher Weltreisender. So sind es vor allem Stadtan­ sichten, die den Hauptteil dieses Bandes ausma­ chen. Tänzerisch leicht gerät das Bild von Krakaus Hauptplatz; in Dublin trifft er auf den Spuren von James Joyce auf einen litauischen Barkeeper; er fährt U­Bahn in Moskau (wo er seinerzeit Pasternak kennenlernte), es verschlägt ihn nach Martinique, Athen und Grönland, und in ei­ nem großen Zyklus werden China und Tibet bereist. Nicht zu vergessen: Vilnius, und Montenegro mit der Hafenstadt Kotor, wo sich Venclova in den 2000er­Jahren zeit­ weise niederließ. Deren monumentale Bucht wird mehrfach besungen: „Klar der Himmel und Gott rupft mit der Hand Sterne am Himmel ab. / Hell ist heute die Nacht. Kupfern und weiß funkelt No­ vember schon. / Schwellen, immerfort schlägt Splitter daraus der Leonidenstrom, / Flamme rollt diesen Fels ab in den Tod, auch diese Meerenge.“ Das antikisierende Pathos von Venclovas Lyrik verkommt nie zum Geschwollenen, vielmehr ist es das Mittel, die Wucht der Welt zu bändigen. Da die Welt ständig in Scherben geht, ist klar: „man findet kein Ithaka“. Ein Happy End ist nicht vor­ gesehen – es sei denn in der Kunst eines Vermeer. Doch gilt es auch hier zur Einsicht zu „erwachen“: Nach Ehre zu streben und nach Schätzen zu grei­ fen lohnt nicht. Hymnischer Schluss: „So ist das Leben, es hat keinen Sinn und ist unwahr.“

„Ich kenne wenige Gedichte, die so souverän und gelassen die Lebenssumme ihres Autors ausstellen. Tomas Venclova ist in vielen Kulturen und vielen Geschichten zuhause, in den Religionen und Mythen. Er kennt das Übermütige und das Feierliche, die Schwermut und den Leichtsinn.“ Michael Krüger (Herausgeber der Edition Lyrik Kabinett)

Tomas Venclova: Variationen über das Thema Erwachen. Aus dem Litauischen von Cornelius Hell. Mit einem Nachwort von Michael Krüger. Edition Lyrik Kabinett, Hanser 2022

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„Ich glaube, die beste Art, mit Literatur umzugehen, ist die, in der Bücher nie der Vergangenheit angehören“ Michael Krüger

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– Selbstredend –

Das

Wunderbare

an guter

Literatur

Michael Krüger verkörpert als Dichter und ehemaliger Leiter des Carl Hanser Verlags, was an deutscher Literatur lesens- und liebenswert ist. Vielleicht weil seine erste Lektüre die Bibel war Interview: Erich Klein Fotos: Isolde Ohlbaum

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er Schriftsteller und Verleger Michael Krüger wurde 1943 in Sachsen-Anhalt geboren und wuchs in Berlin auf. Heute lebt er in München und am Starnberger See. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Verlagsbuchhändler, von 1962 bis 1965 arbeitete er als Buchhändler in London. Ab 1968 Verlagslektor beim Carl Hanser Verlag, war er von 1986 bis 2013 dessen literarischer Leiter und Geschäftsführer. Von 2013 bis 2019 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte er 1976 – jüngst erschienen bei Suhrkamp „Im Wald, im Holzhaus. Gedichte“ (2021) und „Was in den zwei Wochen nach der Rückkehr aus Paris geschah. Eine Erzählung“ (2022). Herr Krüger, wie liest man denn Gedichte am besten? Michael Krüger – Am besten im Park mit dem Rücken an einen Baum gelehnt. Dann hat man Erdung und genug Platz nach oben. Aber es geht auch auf dem Balkon oder im leeren Sportstadion. Es gibt natürlich Leute, die sagen, sie hören Gedichte auch gern im Auto. Aber daran glaube ich nicht. Sie haben einmal geschrieben, wenn Deutsche anfangen, Bäume zu umarmen, wird es gefährlich.

Krüger – Die Baumgeschichte hat einen realen Kern. Da wir in Europa unter schweren Trockenzeiten leiden, leiden auch die Bäume. Deshalb bemühen wir uns nach Kräften, den brasilianischen Präsidenten dazu zu bewegen, große Teile des Regenwaldes nicht abzuholzen. Deshalb gibt es auch Initiativen, die darauf dringen, neue Bäume zu pflanzen. Es wäre gut, eine Stunde im Biologieunterricht dafür zu nutzen, dass jedes Kind einen Baum pflanzt, für den es dann auch verantwortlich ist. Mittlerweile ist der Platz auf der Erde eng geworden, immer mehr Friedhöfe werden aufgelöst – man könnte sein Leben lang einen Baum pflegen und sich am Ende darunter verstreuen lassen. Nur die engsten Freunde oder Angehörigen wissen, wo dieser Baum steht (lacht). Bei Brecht heißt es: „Was sind das für Zeiten, in denen ein Gespräch über Bäume ein Verbrechen ist, weil es so viel Ungesagtes miteinschließt“ … Krüger – Die Frage ist sehr wichtig, weil es dabei nicht nur um Gedichte geht, sondern ganz prinzipiell um das, was ungesagt bleibt. Ist jemand, der sich intensiv mit einem Baum, einer Frucht, einer Blüte oder mit einer Blume beschäftigt, jemand, der für die Welt verloren ist, weil er nicht sieht, unter welchen Bedingungen der Baum, die Blüte oder die Frucht gewachsen ist? Wir erleben diese Problematik gerade überall: Im Münchner Stadtparlament wurde diskutiert, ob nach zwei Jahren Pandemie das Oktoberfest wieder stattfinden soll.

Sogleich kam die Frage auf, ob man ein solches Fest feiern kann, ohne vom Krieg in der Ukraine zu sprechen. Die Antwort geht noch weit darüber hinaus: Wir müssen uns angewöhnen, im Geringsten das Große zu sehen. Das heißt, wir müssen einsehen, dass in der kleinen Frucht und dem Apfel, in der Rose, in der Blume die ganze Welt enthalten sein kann. Wenn man heute einen persischen Dichter trifft, der immer noch über die Blume spricht, dann hat er ein Interesse daran, dass bestimmte Motive, die diese Poesie seit Jahrtausenden begleiten, weitergeführt werden, weil es die einzige Form ist, um an das Alte anzuknüpfen. Während die modernen Regierungen versuchen, das Alte auszumerzen … Ich habe immer versucht, die große Poesie zu verteidigen, auch 1968, als wieder einmal die ganze Dichtung verflucht wurde. Jetzt bloß keine Gedichte über Gräser, hieß es. Dafür ch Gründe. Wenn man sich die Gedichte anschaut, die in der Nachkriegszeit in Deutschland erschienen, bekommt man den Eindruck, die Leute lebten in einer unglaublichen Welt. Das Volk hatte sich nach einem millionenfachen Mord die Hände gewaschen und sprach über alles Mögliche, nur nicht darüber, was gerade passiert war. Wir haben erst später begriffen, dass da über etwas geschwiegen wurde, offensichtlich auch geschwiegen werden sollte, indem man so tat, als könne man weiter über Gräser und Pflanzen sprechen. »

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Das heißt, es kommt eben auf die Sprache an, mit der man diese Dinge bedenkt. Einer Ihrer Lieblingsdichter, der Australier Les Murray, versah sein Hauptwerk „Freddy Neptun“ mit der Widmung „To he glory of God“ Was sagen Sie dazu? Krüger – Les war ein Mensch, der daran glaubte, dass die Schöpfung einen Urheber hatte – diesen Glauben hat er in seinem Buch umgesetzt. Die Widmung hat mich nicht umgehauen, weil ich selbst auf dem Land aufgewachsen bin und eine sehr protestantische Großmutter hatte. Jeden Abend, wenn ich im Bett lag und die Großeltern dachten, ich schlafe schon, hat die Großmutter gebetet. Sie schimpfte laut vor sich hin mit Gott: „Warum hast du es zugelassen, dass die russische Besatzung unseren Hof weggenommen hat? Wir waren gar nicht in der Partei, haben nichts Böses getan und die ,Ostarbeiter‘ gut behandelt. Bitte, lieber Gott, ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber kümmere dich mal um unsere Angelegenheiten.“ Für die Großmutter war das eine Möglichkeit, über Dinge frei und offen zu sprechen. Les Murray hatte auch ein gutes Verhältnis zu Gott. Ist Literatur imstande, eine solch große Funktion zu übernehmen? Krüger – Na ja, sie gibt sich Mühe, diesen Platz zu besetzen. Aber so wie eben nur noch sehr wenige Menschen an einen oder gar den Gott glauben, so gibt es nur sehr wenige Menschen, die an die Literatur glauben. Eine Revitalisierung ist leider nicht möglich. Die Zeiten haben sich wie die Mittel zur Unterhaltung oder der Schulunterricht geändert. Nein, das ist alles vorbei, die Literatur besetzt nur mehr einen winzigen Teil unseres Lebens. Alles, was an ihr heilig ist, betrifft nur eine winzige Minorität, die es allerdings gibt und die man in allen Ländern und in allen Kulturen findet. Beim Betreten eines Zimmers mit vielen Leuten weiß ich nach kurzer Zeit, wer sich für Literatur interessiert und wer mit Literatur lebt. Gibt es Schönheit ohne Literatur oder Gedichte? Krüger – Ja, die gibt es wohl. Erinnern Sie sich an die letzten Zeilen der „Traurigen Tropen“ von Lévi-Strauss, in denen er über seine Begegnung mit den Amazonas-Indianern spricht. In Japan stehen andere Dinge für die Schönheit. Ich habe in den zwei Jahren, die ich während der Quarantäne im Wald verbringen musste, unglaublich viele Momente von Schönheit erlebt. Gerade jetzt, da alles

„Mein Gott, irgendwie muss an Büchern doch etwas sein, was die wenigen, die sich dafür interessieren, zu den dreistesten Unternehmungen verführt“ Michael Krüger

27. April 2022 In der Nacht hatte es geregnet, ein langes Selbstgespräch, das mich am Schlafen hinderte. Dem trockenen Boden war alles recht, er wollte nur trinken. Die Natur ist nichts als eine rätselhafte Poesie, steht angeblich bei Platon, aber nicht sicher ist, ob es stimmt. Am Morgen jedenfalls schüttelte sich der Bambus, als wollte er etwas sagen, das so klang wie ein Gedicht über den nächtlichen Regen. Noch sind die Nussbäume kahl, als hätten sie Nichts zu bieten, als Baum der Erkenntnis geben sie nichts her. Wir können auf fast alles verzichten, murmeln die Bäume, Nüsse tragen wir schon lange nicht mehr, und die Blätter, die wir uns abpressen, um ein paar Monate im Sommer einen dünnen Schatten zu spenden, reichen nicht aus, der Poesie eine Form zu geben, die hält. Die Eichhörnchen denken anders darüber oder sie fallen herein auf das Nichts, das doch einen Grund haben muss, und auch der Specht tut so als ob: Was mir sehr gefällt, weil die Nussbäume ihn ablenken, mein altes Holzhaus abzutragen mit seinem öden Stakkato, das keinen Reim machen wird für das ungereimte Buch der Natur. Unveröffentlichtes Gedicht von Michael Krüger

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Kontinent Kinderbuch grün wird, ist das auch der Fall. Wenn ich herumlaufe, denke ich oft, mein Gott, etwas Schöneres kann man sich gar nicht vorstellen, auch wenn das nur Natur ist.

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Ihr Gedichtband „Im Wald, im Holzhaus“ handelt davon. Dort tauchen immer wieder Gesprächspartner auf: Autor*innen, die Sie verlegt haben … Krüger – Ich bin immer von Büchern umgeben gewesen. Heute bekam ich ein Zitat von John Berger über Schwarz-Weiß-Fotografie im Krieg zugeschickt. Ich hatte das Buch zufällig hier im Holzhaus und las dann eigentlich gegen meinen Willen eine Stunde lang darin. Dabei fiel mir ein, wie viele Dinge ich mit Berger noch besprechen wollte. Ich glaube, die beste Art, mit Literatur umzugehen, ist die, in der Bücher nie der Vergangenheit angehören. Es ist ein Zeichen großer Literatur, wenn man immer wieder zu ihr zurückkehrt. Man darf auch nicht vergessen, dass wir Bücher in verschiedenen Lebenslagen immer anders lesen. Tolstois „Krieg und Frieden“ lesen wir anders, wenn wir krank sind, wenn gerade ein Krieg in der Ukraine stattfindet oder wenn wir kurz vor dem Tod stehen. Das Wunderbare an guter Literatur ist, dass sie sich mit der Zeit vollkommen verändert. Natürlich gilt das auch für die Musik. Wir haben hundertmal Stücke von Schubert gehört, und plötzlich hören wir etwas zum ersten Mal. Das ist der große Vorteil von Kunst gegenüber vielen anderen Dingen wie etwa der Technik. Welche Autor*innen sind Ihnen heute noch nahe? Krüger – Günter Eich und seine Frau Ilse Aichinger. Es vergeht kein halbes Jahr, ohne dass ich ihre Bücher in die Hand nehme und mit großem Vergnügen darin lese. Zu meinen Lieblingsautoren gehört auch Günter Bruno Fuchs, ein Berliner Hinterhofdichter – was ich jetzt nicht herabsetzend meine –, ein ganz zarter, wunderbarer Autor. Ich denke oft an Peter Rühmkorf oder auch die frühen Gedichte von Sarah Kirsch, die ich geliebt habe. Johannes Bobrowski und natürlich, weil er hier wohnt und ich jeden Tag die Daumen drücke, dass er überlebt und halbwegs beieinander ist: Hans Magnus Enzensberger. Da gäbe es noch viele andere, mit denen ich täglich Umgang hatte. Ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Es erscheinen zu viele Bücher, um sie alle zu lesen … Krüger – Man darf nicht so viele Bücher hintereinander lesen. Wenn ich

wissenschaftliche Bücher lese, schaue ich zuerst immer die Fußnoten durch. Wenn diese Leute alle diese Bücher tatsächlich gelesen haben, die sie zitieren, müssten sie vierhundert Jahre alt sein, weil man zumindest zwei Minuten für eine Seite braucht – es kann also nicht wahr sein, dass sie alles gelesen haben. So verhält es sich auch mit der Literatur. Ein normaler Mensch liest zwei oder drei Bücher im Jahr. Die Lektüre eines Romans kann sich über Monate hinziehen wie bei meinem Vater. Er hat zwei Seiten Fontane gelesen und ist vor Müdigkeit eingeschlafen. Sie können sich vorstellen, wie lange es gebraucht hat, bis er mit seinem Buch durch war. Das ist das Normale. Ich bin vor allem darüber erstaunt, dass so viele gute Bücher veröffentlicht werden. Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein neuer kleiner Verlag aufmacht, der fabelhafte Bücher aus den verschiedensten Kulturen bringt. Mein Gott, irgendwie muss an Büchern doch etwas sein, was die wenigen, die sich dafür interessieren, zu den dreistesten Unternehmungen verführt. In Ihrem letzten Gedichtband heißt es: „Ich muss noch den Zaun flicken, bevor ich sterbe.“ Haben Sie? Krüger – Ich habe ihn geflickt! Wenn man eine Krankheit wie Leukämie hat, fragt man sich natürlich, was man noch alles machen soll. Es sind alte Fragen, die sich dann stellen: Hast du einen Baum gepflanzt? Ich traf kürzlich einen Philosophen, der auch hier am See wohnt. Er trug ein wunderbares Jackett, und ich fragte ihn: „Wo hast du das her?“ Er meinte, es sei schon uralt, eigentlich wolle er ein neues kaufen, aber ob sich das noch lohne? Wir mussten lachen – der Mann ist zweiundneunzig. Lohnt sich seine Frage noch? Die Frage lohnt sich bis zu dem Tag, an dem sie sich nicht mehr lohnt. Im neuen Roman „Was in den zwei Wochen nach der Rückkehr aus Paris geschah“ kommt ein schillernder Typ im Pelzmantel vor, der den Erzähler in Bedrängnis bringt. Krüger – In diesem Menschen haben verschiedene Vorbilder zusammengefunden. Das fängt schon in meiner Kindheit an. Als ich ins Berlin der Nachkriegszeit kam, wohnte in der Nachbarschaft ein Ungar, ein wunderbarer Geschichtenerzähler und eines der größten Schlitzohren, die man sich vorstellen kann. Mich haben solche Typen immer interessiert. Unsereiner hat sich über Beruf und Alter angepasst, aber gerade aus Osteuropa kamen Figuren, die sich nie anpassten. Gregor von Rezzori aus Czernowitz war so einer, ein wirklich unglaublicher »

Karin Haller Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Von Bären und Mäusen Passend zum letzten anzeigerCover wurde ich jüngst gefragt, warum es so viele tierische Helden in Bilderbüchern gibt. Darin wimmelt es ja von in Betten schlafenden Bären und gut gekleideten Mäusen – vermenschlichte Tierfiguren, die sich hervorragend als Identifikationsfigur eignen. Aber weshalb eigentlich? Warum lieben Kinder es, wenn ein Schwein oder ein Frosch ein Problem bewältigt, das sie selbst haben, sei es Angst vor dem ersten Schultag oder Streit mit einem Freund? Vielleicht liegt es an dem gerade richtigen Verhältnis zwischen Nähe und Distanz – die Situation wird als die eigene erkannt, aufgrund des nicht menschlichen Charakters aber auch als distanziert empfunden. Emotionen können nachvollzogen werden, müssen aber nicht näher an sich herangelassen werden, als das Kind es verträgt. Erwachsene scheinen dieses Rollenspiels nicht mehr zu bedürfen – anthropomorphisierte kleine Tiger finden sich in der allgemeinen Literatur nur selten. Schade eigentlich. Bücher wie „Wird schon schiefgehen, Ente“ von Daniel Fehr und Raphael Kolly brauchen wir in jedem Alter. Da ist eine sehr entspannte Maus mit einer sehr pessimistischen Ente unterwegs. Suchen Sie sich Ihre Identifikationsfigur aus …

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– Selbstredend –

M ic h a e l K r ü g e r : W a s in d e n z w e i W o c h e n n a c h d e r R ü c k k e h r a u s P a r is g e s c h a h E in e E r z ä h lu n g , S u h r k a m p 20 22 Alle scheinen ihn zu kennen, aber keiner weiß seinen Namen. Und wer ihn noch nicht kennt, will unbedingt seine Bekanntschaft machen. Nur der Erzähler, dem sich der Herr mit den schlechten Manieren angeschlossen hat, will ihn loswerden. Im Flughafen von Paris hat er sich ihm aufgedrängt, in München logiert er bereits in seiner Wohnung, in der Künstleragentur, die der Erzähler betreibt,

„Beim Betreten eines Zimmers mit vielen Leuten weiß ich nach kurzer Zeit, wer sich für Literatur interessiert und wer mit Literatur lebt“

sitzt er an seinem Schreibtisch und bereitet einen Film vor.

M ic h a e l K r ü g e r : Im

W a ld , im

H o lz h a u s .

G e d ic h te , S u h r k a m p 20 21 Als Corona über das Land kommt, beginnt Michael Krüger gerade eine Therapie gegen seine Leukämie. Weil seine Immunabwehr auf null steht, muss er sich von Menschen fernhalten und lebt seither in einem Holzhaus in der Nähe des

Michael Krüger

Starnberger Sees. Kein Tag ohne eine Zeile, lautet die alte Maxime – und der Dichter hebt an: „Alles, was ich durch mein Fenster sehen kann: / Ein Sonntagsidyll unter blauem Himmel …“ Der Dichter der erzwungenen Pastorale bekennt zuletzt: „Jetzt bloß keine Angst kriegen und stehen bleiben, / denn dann war der ganze Umweg für die Katz.“

M ic h a e l K r ü g e r : M e te o r o lo g ie d e s H e r z e n s . Ü b e r m e in e n G r o ß v a te r, Z b ig n ie w H e r b e r t, P e tr a r c a u n d m i c h , B e r e n b e r g V e r l a g 20 21 Keine Autobiografie, sondern eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben in einem Gedicht, einem Gespräch und in zwei Erinnerungen an die Literatur. Der Anfang klingt bukolisch: „Das Bestellen eines Ackers und die Leitung eines Verlages haben viel gemeinsam.“

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Typ, der herrlich erzählen konnte. Wenn er in ein Gasthaus kam, spitzten schon alle die Ohren, egal ob in New York, in Italien oder in München. Zu meinem großen Glück habe ich einige Leute dieses Schlags kennengelernt. Was halten Sie von den Forderungen, russische Kultur zu boykottieren? Krüger – Das halte ich für reinen Blödsinn. Ich bin auch ganz dagegen, die zeitgenössische russische Literatur, Musik und Kunst in irgendeiner Weise zu stigmatisieren. Die meisten sind alles andere als Putinisten. Ganz besonders gilt das auch für die Geisteswissenschaften. Wir müssen sie doch unterstützen, damit es dort eine Geschichtsschreibung und eine Philosophie gibt. Wenn wir behaupten, darauf verzichten zu können, schaden wir uns selbst und denen auch. Ich bin ganz strikt gegen Ausgrenzung.

In Ihren Gedichten steht: „Wenn die große Krise zum Dauerzustand wird, ist der Dritte Weltkrieg ausgebrochen, ohne dass wir es bemerkt haben.“ Krüger: Ich schreibe jeden Tag zehn bis fünfzehn Zeilen – ein Tagebuch und Gedichte, gern über die letzten drei Tage. Ich möchte die Zeit, die mir bleibt, so klug wie möglich verbringen. Bei dieser Krankheit weiß man nie, was passiert. Im Moment sieht es aus, als hätte es sich stabilisiert, aber ich habe noch keine Immunität und muss noch lange am Land bleiben. Es kann aber gut sein, dass die Antikörper wachsen und gedeihen und ich auch wieder in die Welt darf. Gestern habe ich mit einem Vortrag in München einen ersten Versuch gemacht. Wie lange es noch geht? Ich habe keine Ahnung. Es ist verrückt. Letzte Frage: Was war Ihr erstes literarisches Buch? Krüger – Die Bibel. Wir hatten zwei Bücher, den „Gerke“, also ein Pflanzenbuch meines Urgroßonkels Christian Friedrich August Gerke, Nachfolger von Adelbert von Chamisso am Herbarium in Berlin. Und ein zweites Buch, das der Enteignung entgangen ist: die Bibel. Lange bevor ich lesen konnte, habe ich die Bibel gelesen oder genauer gesagt habe ich die Bilder angeguckt und dann meine Großmutter gefragt: „Was geschieht hier?“ – „Na, das Meer teilt sich, das sieht doch jeder Mensch!“ – „Und wie macht man das?“ So habe ich die Bibel, die großen Geschichten der Bibel, lieben gelernt, und ich muss sagen, eigentlich sind alle Romane schon in der Bibel enthalten. «

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Bücher von Michael Krüger

Sie haben eine Reihe von weltpolitischen Katastrophen erlebt … Krüger – Ich frage mich, was in den letzten sechs Wochen geschehen ist, und muss mich noch immer zwingen, all das zu glauben. Nicht, dass ich mir nicht schon vorher und natürlich seit 2014 mein Bild über Putin gemacht habe – und es war kein freundliches Bild. All das ist so gegen jede Vernunft und unsere Vorstellungen von der Welt. Ein wenig so wie damals, als plötzlich alle von einem Atomkrieg sprachen: Wenn man morgens aufwachte, rannte man zum Radio, um zu horchen, ob da tatsächlich jemand so ein Ding abgeschossen hat. Ich habe nie allzu viel von den Menschen gehalten, aber dass Russland dazu greift, macht mich sprachund hilflos. Ich sehe mit großer Angst in die Zukunft, von der ich nicht mehr allzu viel habe. Aber die jüngere Generation wird darunter schwer zu leiden haben.

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– Gastkommentar –

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„Die Entwicklung meiner Tätigkeiten hat nicht zuletzt mit dem Eindruck zu tun, den die Kinderbuchmesse bei mir hinterlassen hat“

Bologna – eine Messe, die beeindruckt Die Children’s Book Fair in Bologna ist ein Ort des Austausches, der Inspiration und ein Ort, an dem das Buch als Kunstwerk gefeiert wird Text: Magda Hassan

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eit einigen Jahren reise ich jährlich – in etwa zur gleichen Zeit – in den Süden. Nicht nur, um in einer der ausdrucksstärksten Städte Italiens Urlaubsluft zu schnuppern, sondern auch und vor allem, um auf der Kinderbuchmesse in Bologna in die Welt der internationalen Kinderbücher einzutauchen. Meine Besuche vor Ort haben sich gewandelt: Anfangs war ich als neugierige Buchhändlerin dort, die sich für die neuen Trends interessiert hat, später als Autorin auf der Suche nach Inspiration und mittlerweile auch als Verlegerin. Diese Entwicklung meiner Tätigkeiten hat nicht zuletzt mit den Eindrücken zu tun, die die Kinderbuchmesse bei mir hinterlassen hat. Sie lässt sich kaum mit den Buchmessen in Frankfurt, Leipzig oder Wien vergleichen. In Bologna geht es um das Kunstwerk Buch. Hier geht es um die Illustrator:innen, die mit ihrem Tun Welten erschaffen und die Textwelten um die visuelle Ebene bereichern und erweitern. Die

Kinderbuchmesse in Bologna wird nicht nur von Agenturen und Verleger:innen besucht; hier füllen Künstler:innen mit großen Portfolio-Mappen unter ihren Armen die Gänge und Hallen. Und ja, zu all dieser Romantik gehören auch die gänzlich unromantischen Schlangen, die sich zur rechten Zeit an den Ständen der renommierten Verlage bilden: Illustrator:innen, die sich für die Möglichkeit, ihr gesamtes Schaffen in wenigen Minuten auf den Tisch und in die Köpfe der Programmleiter:innen zu bringen, anstellen. Zur Kinderbuchmesse gehört auch das Vernetzen, das Miteinander, das Kooperieren und Zusammenkommen: Illustrator:innen, Verleger:innen, Agent:innen, die sich in einer kurzen Pause zwischen den Terminen bei einem Kaffee in der Sonne über Bücher unterhalten, die das Licht der Welt erblicken sollen. In Bologna wird das Kinderbuch in all seiner Vielfalt gefeiert. Hier geht es um Lizenzen, um Wirtschaftlichkeit, um Verkäufe.

Hier geht es aber auch darum, das Kinderbuch als kreative Spielwiese, als wertebildendes Kunstwerk und als Erlebniswelt zu zelebrieren. Davon zeugen auch die aufwendig gestalteten und durchdachten Verlagsstände internationaler Verlage. Diese Verlage haben verstanden, dass es auf der Kinderbuchmesse nicht nur darum geht, dass sich Illustrator:innen beweisen, sondern auch darum, wie sich die Verlage selbst präsentieren. Es sind oft die Gemeinschaftsstände südamerikanischer, asiatischer oder britischer Verlage, die beeindrucken – und das mit meist einfachen Mitteln. Hier bekommen Bücher eine Erlebniswelt und einen gebührenden Rahmen, der nichts mehr mit einem klassischen Messestand zu tun hat. Hier bekommen auch die Künstler:innen, die hinter den Büchern stecken, eine Bühne: Signierstunden laden zum Meet & Greet ein, steigern den Wert der Bücher und damit der Verlage. Ja, die Kinderbuchmesse in Bologna ist eine Fachmesse. Aber sie ist auch eine lebendige, bunte und laute Kinderbuchmesse. Eine, die zum Kreativsein anregt und das innere Kind in einem weckt. Eine, die vergessen lässt, dass Kinderbücher für Kinder gemacht werden. Eine Kinderbuchmesse also, auf der illustrierte Bücher als Kunstwerke und Illustrator:innen als Künstler:innen gefeiert werden.

Magda Hassan, Verlegerin Edition 5Haus, Autorin und Buchhändlerin

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– Buchtermine –

Veranstaltungen im Juni 2022 Kunst Wien: Versionenverlauf (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

MITTWOCH, 1. 6.

Egon Christian Leitner im Gespräch mit Markus Marterbauer, Friedrich Orter, Armin Thurnher: Was jetzt, was tun? (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00), Viola Rosa Semper & Charlotte Schwarz: Verlockende Oasen. Parks, Grünräume und malerische Gärten in Wien (Thalia Buchhandlung, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)

DIENSTAG, 21. 6.

Susann Brückner & Caroline Kraft: „Endlich. Über Trauer reden“ (Thalia Buchhandlung, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) Lesung mit Angela Waldegg: „Ich schreibe meinen Namen in den Sand – Kinder schreiben über den Krieg“ (Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien, 19:00)

DONNERSTAG, 2. 6.

Buchpräsentation: „Die schöne Füchsin“ (facultas am Campus,Altes AKH, Hof 1, Alser Straße 4/1/2/1, 1090 Wien) Ländle Slam – Der etwas andere Poetry Slam (Freudenhaus Lustenau, Dornbirner Straße , 6890 Lustenau, 20:30)

Sasha Marianna Salzmann liest am 28. 6. im Literaturhaus Wien

MITTWOCH, 22. 6.

Erzählen gegen Armut mit Irene Diwiak, Lucia Leidenfrost und Valerie Fritsch (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00) DONNERSTAG, 23. 6.

Lese. Auslese: Katja Gasser und Cornelius Hell: Jubliläumsedition, 1. Teil (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herreng. 5, 1010 Wien, 19:00) Lesung und Gespräch: Claudia Erdheim: „So etwas schreibt man nicht!“ (Café Schopenhauer, Staudgasse 1, 1180 Wien, 19:00)

FREITAG, 3. 6.

Pater Manuel Sandesh: Der Herrgott hat gelacht (Thalia Buchhandlung, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) SAMSTAG, 4. 6.

Erwin Steinhauer & Seine Lieben: „ H. C. Artmann – Ich bin Abenteurer und nicht Dichter“ (Burg Heidenreichstein, Schremser Straße 1, 3860 Heidenreichstein, 19:30)

Erwin Steinhauer ist am 4. 6. zu Gast in Heidenreichstein

FREITAG, 24. 6.

Fest mit Lesungen, Gesprächen & Musik: erostepost & mosaik: 99. Ein Fest (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)

SONNTAG, 5. 6.

W. V. Wizlsperger und Paul Skrepek spielen H. C. Artmann: „aus da dintn“ (Hotel & Restaurant Schwechaterhof, Leopold-Werndl-Straße 1, 4400 Steyr, 11:00); Ländle Slam: der etwas andere Poetry Slam (Villa Müller, Weinberggasse 10, 6800 Feldkirch, 19:30)

Sprachspiel. Biennale West – Festival für Literatur und Film (Alte Schieberkammer, Meiselstraße 20, 1150 Wien, 13:00) Johannes Siegmund: „Wir Zukunftslosen“ (Café Schopenhauer, Staudgasse 1, 1180 Wien, 19:00)

DIENSTAG, 7. 6.

SONNTAG, 12. 6.

Mina Albich: „Mexikoplatz. ein Kriminalroman“ (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)

Sprachspiel. Biennale West – Festival für Literatur und Film (Alte Schieberkammer, Meiselstraße 20, 1150 Wien, 10:30) Hosea und Klaus Ratschiller „Den Vater zur Welt bringen“ (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 16:00)

Mireille Ngosso & Faika El-Nagashi: „Für alle, die hier sind“ (Thalia Buchhandlung 1030, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) Gespräch mit Rotraut Schöberl: Andreas Vitásek: „Ich bin der Andere. Ein Selbstporträt“ (Leporello – Die Buchhandlung am Stephansplatz, Singerstraße 7, 1010 Wien, 19:00)

Buchpräsentation, im Gespräch mit Erwin Steinhauer: Michael Häupl: „Freundschaft“ (Tschauner Bühne, Maroltingerg. 43, 1160 Wien, 11:00) MONTAG, 27. 6.

Albert Christopher Eibl: „Marcel Jouhandeau, Die geheime Reise“ (Thalia Buchhandlung, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00) DIENSTAG, 28. 6.

Lesung & Gespräch: Preis der Literaturhäuser 2022: Sasha Marianna Salzmann (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

MITTWOCH, 15. 6.

Jan Beck: „Die Spur – er wird dich finden“ (Thalia Buchhandlung Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)

MITTWOCH, 29. 6.

Lesungen mit Musik und Kunst: Der großartige Zeman Robens Leseclub feat. Sophia Blenda (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

SAMSTAG, 18. 6. DONNERSTAG, 9. 6.

Julya Rabinowich: „Dazwischen: Wir“ Natascha Strobl: „Radikalisierter Konservatismus. Eine Analyse“ (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00) Reinhard Haller: „Die dunkle Leidenschaft“ (Thalia Buchhandlung, Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien, 19:00)

Lesung mit Musik: Peter Simonischek & Brigitte Karner: „Justeavant – Liebe auf den letzten Metern“ (Stift St. Paul, Hauptstraße 1, 9470 St. Paul im Lavanttal, 19:30) MONTAG, 20. 6.

Lesungen von Studierenden des Instituts für Sprachkunst an der Universität für angewandte

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DONNERSTAG, 30. 6.

Poetik-Tanz-Performance mit Marion Steinfellner, Herbert J. Wimmer, Michael Fischer: „Erde Werden Tanz“ (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00) Fest: Literatur, Musik & Ausstellung: 25 Jahre Apropos (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)

FOTOS: H EI KE HUSLAGE-KO CH/WI KI, NANCY HOROWITZ

MITTWOCH, 8. 6.

SONNTAG, 26. 6. SAMSTAG, 11. 6.


Wie das christliche Abendland im Orient geboren wurde

© Sotheby‘s / akg-images

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