anzeiger 12/22

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anzeiger

Der Wissbegierige

Der Journalist und Historiker Tom Segev möchte möglichst alles über Menschen wissen und möglichst viel über sie schreiben

ÖSTERREICHISCHE POST AG FIRMENZEITUNG / GZ 02Z030877 M / 157. JAHRGANG
Das Magazin für die österreichische Buchbranche 12 2022 Bernanderl Buchtaschen: Gewinnen Sie „Schiller’s Werke“ als schicke Tasche! UND DAS
LUDWIG ©️ NordSüd Verlag, Illustration von GOLDEN COSMOS Habt ihreinNashorn gesehen? Wir haben seineNase Erscheint am 16. 02. 2023
Das war die Buch Wien 22 Wir blicken zurück auf Österreichs größte Buchmesse: Highlights und Eindrücke von der diesjährigen Buch Wien
NASHORN

Gedanke Weihnachten = Geschenk = Buch muss inszeniert und kommuniziert werden“

Toleranzpreis. Buchpreis. Buch Wien. Bewegte Tage liegen hinter uns. Am Sonntag, den 20. November, haben wir im Rahmen der Europäischen Literaturtage in Krems den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an Miljenko Jergović vergeben. Am darauffolgenden Montag, 21. November, wurden im Kasino am Schwarzenbergplatz Verena Roßbacher mit dem Österreichischen Buchpreis und Lena-Marie Biertimpel mit dem Debütpreis ausgezeichnet. Am Mittwoch, 23. November, startete die Buch Wien 22 mit einer fulminanten Eröffnung und dauerte mit stark frequentierten Messetagen bis zum 27. November. Detaillierte Berichte über all diese Ereignisse finden Sie auf den fortfolgenden Seiten des anzeigers

Aber nicht nur die Würdigungen selbst und die realen Erlebnisse sind uns, dem HVB als Veranstalter und Organisator, wichtig. Es geht immer und überall auch um die Berichterstattung, die mediale Wirkung. Das ist ein gewollter Effekt dieser Initiativen, Verleihungen und Veranstaltungen: Menschen und immer mehr Menschen sollen auf Verlage und Autor:innen aufmerksam gemacht werden und deren Bücher dann im Buchhandel einkaufen.

Denn diese, wie ich eingangs schrieb, bewegten Tage sollen auch aktivierende Tage sein. Aktivierend für Buchkäufer:innen und Buchleser:innen, denn gerade jetzt, kurz vor Weihnachten, ist für die Buchbranche die wichtigste Verkaufszeit des Jahres. 2021 lagen in Österreich nur in zwei Monaten die Verkaufszahlen über zehn Prozent – im November und im Dezember. Ein Bild, das sich jährlich wiederholt. Aber das ist nicht selbstverständlich. Der Gedanke Weihnachten = Geschenk = Buch muss inszeniert und kommuniziert werden.

Wir danken allen, die uns dabei helfen und unterstützen: Das sind die Kooperationspartner für die Preisverleihungen genauso wie die Medienpartner und die einzelnen Mitwirkenden und Aussteller auf der Buch Wien. Hoffentlich spüren Sie die positiven Auswirkungen dieser Bemühungen und es kommt zu starken Verkaufstagen. Ich wünsche Ihnen daran anschließend erholsame Feiertage, ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr!

… führt Sie unsere neue Vorschau: Reizvolle Wanderrouten und Wissenswertes aus der Natur – wir informieren Sie gerne über unsere Neuerscheinungen und bieten Ihnen attraktive Sonderkonditionen.

Gustav

Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Julia Stumvoll, DW 29, stumvoll@hvb.at Aboverwaltung : Manon Rieser, DW 12, rieser@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Sigrid Johler, DW 952, johler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

Beziehen Sie unsere Bücher via MEDIENLOGISTIK, Libri und Zeitfracht, oder aber auch direkt per E-Mail bei uns: verlagsauslieferung@spv-verlage.at Sie finden die Vorschau auch auf VLB-Tix!

Einen guten Start ins neue Jahr wünscht Ihnen das Team des Verlags Anton Pustet

anzeiger / 3 – 157. Jahrgang –FOTO: KATHARINA F. ROSSBOTH
www.pustet.at Ins Freie …
„Der

Oh Festival, oh Festtagslaune

Das Jahr geht zu Ende: mit Glanz, Freude und viel Arbeit im Weihnachtsgeschäft

I ch muss zugeben, dass ich während der Buch Wien schlechter Stimmung war. Ich war nämlich nicht dabei. Während die mehr als 400 Veranstaltungen über die Bühne gingen und die Buchbranche in Feierlaune war, war ich krank zuhause. Sie aber ho entlich nicht –vielleicht erinnern Sie sich also an den einen oder anderen Moment, den wir in unserem Rückblick bildlich festgehalten haben (S. 12). Und falls Sie auch nicht dabei sein konnten, erfahren Sie dort auch, ob die Veranstalter zufrieden mit der Messe waren (Spoiler: ja, sehr) und welche Highlights es gab.

Davon gab es in letzter Zeit viele: Der Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandles r Toleranz in Denken und Handeln wurde verliehen (S. 9), ebenso wie der Österreichische Buchpreis und der Buchpreis Debüt (S. 7).

Es gibt außerdem Anlass zur Freude und Gratulation: Der Breitschopf Verlag feiert sein 75-Jahr-Jubiläum (S. 6), und Mohr Morawa gibt es seit mittlerweile dreißig Jahren (S. 10). Wir haben mit den Unternehmens hrern Julius Breitschopf und Rainer Fritthum gesprochen, die beide trotz der krisengeschüttelten Gegenwart mit Zuversicht in die Zukun schauen.

Im Gastkommentar (S. 33) schaut der Buchhändler Johannes Kößler in die Vergangenheit: Er lässt das Jahr Revue passieren, in dem sich die Branche an eine „neue Normalität“ gewöhnen musste – die jetzt schon wieder nicht mehr normal ist.

Außergewöhnlich ist auch vieles, worüber Tom Segev in seinem gerade erschienenen Buch schreibt und was er im Interview sagt. Lesen Sie selbst (S. 28)!

Linn Ritsch

Chefredakteurin

Die Buch Wien ist für die österreichische Buchbranche eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres. Auch in diesem Jahr war sie ein großer Erfolg 12

5 GASTLAND ÖSTERREICH

Leipzig 2023: „meaoiswiamia“ „Die Verbesserung von ganz Österreich“ – ein etwas anderer Literaturwettbewerb

6 WISSENSWERT

Österreichischer Buchpreis und Buchpreis Debüt

Die Gewinnerinnen Ehrenpreis für Toleranz in Denken und Handeln

Die Auszeichnung wurde an Miljenko Jergović verliehen Goldenes Buch und Platinbuch Auszeichnungen r Herbert Dutzler und Thomas Brezina 12

ESSENZIELL

Die Buch Wien 22: Ein Rückblick 16 SCHWERPUNKT

Ratgeber, Gesundheit und Naturkunde 20

GEWINNSPIEL

Gewinnen Sie Buchtaschen von der Designerin Bernadette Hartl

HVB-PORTRÄTS

Claudia Romeder Residenz Verlag Michael Strasser Buchhandlung Wunderbaldinger

Ingeborg Bachmann 26

BESTSELLER

Meistverkaufte Titel im November 28 SELBSTREDEND

Tom Segev

Der Journalist und Schriftsteller über Israel, den Holocaust, seine Begegnung mit Bruno Kreisky und sein neuestes Buch 33

GASTKOMMENTAR

Johannes Kößler

Alles andere als normal: Ein Jahresrückblick aus Sicht eines Buchhändlers 34 TERMINE

Buchveranstaltungen im Jänner

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– Inhalt –
22
25 KLASSIKER
FOTO: NINI TSCHAVOLL, ILLUSTRATION: GEORG FEIERFEIL

Oida, san mia oasch!

Die schule für dichtung und meaoiswiamia organisieren gemeinsam einen Literaturwettbewerb der besonderen Art: „die verbesserung von ganz österreich“

Bei der „verbesserung von ganz österreich“ dürfen Österreicher:innen eh auch mitmachen. So steht es in der Ausschreibung dieses Literaturwettbewerbs, der vom Gastland-Projekt meaoiswiamia gemeinsam mit der schule für dichtung ausgerichtet wird. Offen ist der Wettbewerb für Deutsche, Schweizer:innen, Einheimische und für alle anderen, die mit der österreichischen Literatur vertraut sind. „Alle, die ein bisschen Gespür für dieses Klischee des Österreichertums haben, können mitmachen“, sagt Fritz Ostermayer, Leiter der Schule für Dichtung.

Die Idee dazu stammt von ihm: „Ich wurde von Katja Gasser gebeten, mir etwas für das Gastlandprojekt zu überlegen. Da dachte ich, man müsste endlich einmal einen etwas anderen Literaturwettbewerb machen, vielleicht sogar einen mit schwarzem Humor und Selbstironie.“ Gesucht werden also Parodien auf den bekannten Kanon, Proben neuer Alles-Scheiße-Romane, Austrian Short Stories voller Elend und Selbstmitleid, Exposés zu Anti-Heimatromanen, Verschlimmbesserungen von Dialektgedichten, experimentelle Zoten und alles, was sich die österreichische und antiösterreichische Fantasie

sonst noch ausmalen kann. Es gilt: anything goes – solange es nicht mehr als 3.000 Zeichen hat.

„Es gibt ja die Vorstellung von österreichischer Literatur, sie sei morbid, ständig ums Elend kreisend und aggressiv gegen sich selbst“, meint Ostermayer. „So werden Texte aus Österreich zum Beispiel oft im deutschen Feuilleton rezipiert. Ich dachte eben, man müsste das so zuspitzen, bis es irgendwann lächerlich wird.“

„die verbesserung von ganz österreich“ kommt ohne hehres Ziel aus: Das Projekt soll weder die österreichische Literatur neu definieren noch ihre Ehre retten (oder zerstören). „Es geht um die reine Freude an der Literatur, am Sprachspiel, am Zitat“, sagt Ostermayer. „Also alles, was Literatur auch ausmacht, im Feuilleton aber oft als ‚Unterhaltung‘ diskreditiert wird. Der Wettbewerb soll ein im besten Sinne anarchistisches Unterfangen sein.“

Texte können bis zum 15. 2. 2023 eingesandt werden, alle Teilnahmebedinungen finden Sie unter: www.sfd.at

Die Verkündung und Lobpreisung der Gewinner:innen wird im Rahmen der Leipziger Buchmesse 2023 stattfinden, am 29. April in der Leipziger Schaubühne Lindenfels.

Nach der Buch Wien ist vor der Leipziger Buchmesse

Die Buch Wien ist erfolgreich zu Ende gegangen. Aber wie genau misst man den Erfolg? Ich würde sagen: Von Erfolg kann man schon allein deshalb sprechen, weil sich in der Buch-WienWoche viel mehr Menschen als sonst mit dem Kulturgut Buch beschäftigt haben und mit Literatur in Berührung kamen.

Im Rahmen der Buch Wien 22 ist die Kooperationsveranstaltung von ‚meaoiswiamia‘ und TRADUKI sowie Skica im Schauspielhaus einer der Höhepunkte gewesen, zumindest aus meiner Sicht – was

wenig überraschen mag. Der Titel des Abends war: „Es soll anders sein!“ Ein Zitat von Theodor W. Adorno, der folgende Einsicht gut begründen konnte: dass in jedem noch so weltabgewandt scheinenden Kunstwerk der Wunsch stecke, es möge anderes, also gerechter sein, friedlicher.

Dass es durchaus anders sein kann, also dass auch in diesem Gastlandprojekt das Potenzial steckt, Verwandlungen und Veränderungen zumindest anzuregen – nicht zuletzt was die Selbstnarration

unseres Landes angeht – auch das hat dieser Abend gezeigt: Es ist möglich, die sprachliche wie kulturelle Vielfalt als Herzstück Österreichs zu erzählen und damit diese Vielfalt als wesentlichen Motor der hiesigen Literaturlandschaft sichtbar zu machen.

Wenn mich jemand fragt, wie es um das Gastlandprojekt steht, sage ich neuerdings: Wir sind mitten im Gelingen. Und wir bemühen uns mit unserer Arbeit täglich darum, auch die Unkenrufer davon zu überzeugen.

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– Gastland in Leipzig –FOTO: INGO PERTRAMER
Der Gastlandauftritt Österreichs rückt näher und das Gastlandprojekt ist mitten im Gelingen Katja Gasser, künstlerische Leiterin des österreichischen Gastland-Auftritts in Leipzig

Mit Krampus gegen Beliebigkeit Ö1 Buch des Monats

„Tomás Nevinson“ des kürzlich verstorbenen spanischen Schriftstellers Javier Marías ist das Ö1 Buch des Monats im Dezember. Es ist ein Roman über Spionage und Geheimdienste, ohne ein Thriller zu sein. Um Action und Tempo geht es hier nicht, sondern um moralische Fragen. Etwa: Darf man einen Mörder töten? Einen Mann, der als Diktator millionenfachen Tod über Europa bringen wird?

Es geht aber auch um Geheimdienste, um das seltsame Leben eines Agenten, der immer wieder in neue Identitäten schlüpft und Gefahr läuft, sich dabei zu verlieren, es geht um Vertrauen und Täuschung, um Verrat, um Lüge und um Wahrheit, um Schuld und Unschuld, um Gerechtigkeit, was das eigentlich ist und ob es sie überhaupt gibt.

„Tomás Nevinson“ ist ein 700 Seiten dicker Roman, der vor allem vom Monolog des Protagonisten lebt, von dessen Überlegungen, von seinen Gewissenskonflikten, von seinen gespaltenen Loyalitäten, von seiner Befürchtung, Unschuldige zu töten. „All das so zu gestalten, dass es keine Längen gibt, dass man all dem wirklich gebannt weiter folgt, ist die große Kunst Javier Marías’“, urteilt die Jury. „Er hat einen faszinierenden Roman geschrieben, der die Leser:innen lange nicht mehr loslässt.“

In diesem Jahr ist der in KlosterneuburgKritzendorf beheimatete Breitschopf Verlag 75 Jahre alt geworden. Ein Gespräch mit Julius Peter Breitschopf

Herr Breitschopf, Sie können auf eine lange und erfolgreiche Unternehmensgeschichte zurückblicken. Wie geht es dem Verlag heute?

Julius Peter Breitschopf: Mein Vater hat den Breitschopf Verlag 1947 gegründet, ich habe ihn 1972 übernommen. Heute geht es uns glücklicherweise gut, obwohl wir natürlich mit den Problemen kämpfen, die auch alle anderen Verlage treffen. Wir mussten die Preise für Bücher anheben und leiden unter der Rohstoffknappheit.

Worauf konzentrieren Sie sich in der aktuellen Krisenzeit?

Breitschopf: Meine Erfahrung als Verleger hat mich gelehrt, dass Bücher in Krisenzeiten an Wertigkeit gewinnen. Wenn man weniger Geld zur Verfügung hat, besinnt man sich eher auf Bücher, die oft als hochwertige Geschenke wahrgenommen werden.

Wie nehmen Sie den Kinderbuchmarkt im Moment wahr?

Breitschopf: Heute werden viel mehr Zielkäufe im Internet getätigt. Was fehlt, ist das Stöbern in den Buchhandlungen, persönliche Empfehlungen der Buchhändler:innen

und die optische Vielfalt, die sich den Kund:innen in Buchhandlungen bietet.

Wie reagieren Sie als Verleger auf diese Situation?

Breitschopf: Ich habe vor einiger Zeit damit begonnen, das Verlagsprogramm ein wenig zu ändern. Wir fokussieren uns auf bestimmte Charakterfiguren. Begonnen hat das 2019 mit unseren erfolgreichen Krampusbüchern. Auf diese Weise versuchen wir der Vielfalt des Marktes entgegenzuarbeiten, um zu zeigen, dass man mit herausragenden Figuren und Serien das Interesse der Kund:innen gewinnen und halten kann.

Die Umstellung in der Auslieferung erfolgt nächstes Jahr

Eigene Auslieferung

Javier Marías:

„Tomás Nevinson“, S. Fischer Verlag (Übersetzung: Susanne Lange)

ISBN: 978-3-10-397132-3

Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhandlungen beworben werden kann.

Die Westermann-Gruppe, die Verlag E. DORNER GmbH und der Verlag Jugend & Volk GmbH haben sich dafür entschieden, spätestens ab 1. 4. 2023 die Auslieferung ihrer Lehr­ und Lernmedien selbst zu übernehmen. So soll die Liefersicherheit gewährleistet werden. Durch diese Umstellung fallen alle

Zwischenstellen in Bezug auf die Auslieferung weg, es gibt nur mehr einen Ansprechpartner. Bisherige Lieferwege sollen nach Möglichkeit bestehen bleiben, die Lieferung erfolgt weiterhin aus Österreich. Details zum weiteren Vorgehen haben die betreffenden Verlage für Jänner 2023 angekündigt.

anzeiger / 6 – Wissenswert –FOTOS: URSULA HUMMEL BERGER, BREITSCHOPF VERLAG, ISTOCK
Julius P. Breitschopf mit dem dritten Buch über den beliebten Esel Finn

Ausgezeichnet: Humor, Feminismus und Gendersternchen

Ü berraschung. Das war wohl die am häufigsten vernehmbare Reaktion auf die Verleihung des diesjährigen Österreichischen Buchpreises. Überraschung bei vielen Kommentator:innen und Überraschung auch bei den Autorinnen: Weil sie „mit Preisen bislang nicht so verwöhnt“ worden sei, erklärt Verena Roßbacher, und weil „Gendersternchen einen Text wohl doch nicht unlesbar machen“, wie Lena-Marie Biertimpel sagt.

Die Vergabe des vom BMKÖS, dem HVB und der Arbeiterkammer Wien ausgerichteten Preises markierte den Auftakt der Buch-Wien-Woche und fand im Kasino am Schwarzenbergplatz statt. Vor rund 170 geladenen Gästen lasen die BurgtheaterEnsemblemitglieder Dorothee Hartinger und Philipp Hauß aus den nominierten Werken, ehe die Gewinnerinnen verkündet wurden. Verena Roßbacher erhielt den mit 20.000 Euro dotierten Buchpreis für ihren vierten Roman „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“. Der 10.000 Euro schwere Debütpreis ging an LenaMarie Biertimpel für den Roman „Luftpolster“.

Verena Roßbacher sei mit ihrer Protagonistin „eine desolat-komische Frauenfigur und damit literaturgeschichtlich eine Rarität“ gelungen, hieß es in der Begründung der Jury. Und: „Komische Frauen haben es schwer bei der Leserschaft.“

Ein lustiger Roman als Gewinner also –eine weitere Überraschung eingedenk des Nimbus der Schwere und Ernsthaftigkeit, der Literaturpreise oft umgibt. Humor, so konstatiert die Buchpreisgewinnerin, sei in der deutschsprachigen Literatur, „anders als in der englischen oder amerikanischen, einfach nicht so angesehen. Lustiges erweckt hier sehr schnell den Eindruck der Oberflächlichkeit oder mangelnder Tiefe – meiner Meinung nach ein großer Irrtum.“

„Ein eindringliches Debüt, wuchtig und zärtlich zugleich“, schrieb die Jury über Lena-Marie Biertimpels „Luftpolster“. Weiter: „Absolute Kleinschreibung – bis auf die Namen –, keine Anführungszeichen

bei direkter Rede und Kürzestkapitel formen die Geschichte, die so ihren ganz eigenen, poetischen Sound entwickelt.“

Was die prämierten Werke von Roßbacher und Biertimpel verbindet: Die Protagonistinnen von „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ und „Luftpolster“ haben zu kämpfen. Ihre Figuren mit jenen gezeichneten, leicht desolaten Heldinnen zu vergleichen, denen man aktuell so häufig in Literatur und Film begegnet, gefällt Lena-Marie Biertimpel jedoch gar nicht. „Vom Leben gezeichnet zu sein ist ein Klischee“, sagt die Autorin.

Auch Verena Roßbacher sieht ihre Hauptakteurin – Charly Benz, kettenrauchender Langzeitsingle mit einem Faible für Fertiggerichte und „Bibi Blocksberg“Hörspiele, die aus Angst vor schlechten Nachrichten ihre Post nicht zu öffnen wagt – nicht als zeitgeistige Frauenfigur. „Das männliche Pendant zu diesen Figuren gibt es in Literatur und Film ja schon lange. Ich persönlich würde zumindest in meinem Fall auch weniger von gezeichneten Frauenfiguren sprechen als von solchen, die mit Witz und Chuzpe ihre Schwierigkeiten meistern – eine bislang eher männlich geprägte Disziplin“, erklärt Roßbacher. „Aber gegen lustige Figuren, ob männlich oder weiblich, ist ja nun wirklich nichts einzuwenden.“

Von Zeitgeist könne keine Rede sein, findet Lena-Marie Biertimpel, da immer noch explizit nach Frauen:figuren gefragt werde, oder was sie „mitbringen“ müssten, damit sie wahrgenommen werden. Die Frage ist für Biertimpel Beweis, dass „wir ein großes strukturelles Problem haben und einen langen Weg vor uns. Dass Frauen* Frauen* schreiben und mittlerweile publiziert und gelesen werden, ist erkämpft, eine politische und gesellschaftliche Haltung“, sagt Lena-Marie Biertimpel. Ein Kraftakt, der unfassbar anstrengend ist. „Ernst nimmt Mann uns immer noch ungern. Unser Erfolg ist also selbst erboxt. Frauen* haben schon immer großartige Texte geschrieben, sie wurden nur unsichtbar gemacht.“

anzeiger / 7 – Wissenswert –
FOTOS: HBF/PUSCH
Oben: Staatssekretärin Andrea Mayer, Verena Roßbacher und HVB-Präsident Benedikt Föger. Unten: Die Gewinnerinnen Lena-Marie Biertimpel und Verena Roßbacher Auf der Buch Wien werden jährlich der Österreichische Buchpreis und der Buchpreis Debüt verliehen. Heuer gingen die Preise an Verena Roßbacher und Lena-Marie Biertimpel

Neues Jahr, neues Gesetz

Die Erhöhung des Bibliotheksrabatts im neuen Gesetz zur Buchpreisbindung wurde abgewendet. Doch welche Neuerungen gibt es im Gesetz? Ein Überblick

A m 18. 11. 2022 wurden die gesetzlichen Vorgaben für Buchpreisbindung aktualisiert, alle Fraktionen sprachen sich einstimmig für das neue Gesetz aus. Die Neuerungen treten Anfang nächsten Jahres in Kraft. Zu ihnen gehört die Festlegung eines „Mindestpreises“ inklusive Umsatzsteuer statt des bisherigen „Letztverkaufspreises“ durch den Verlag. Das Gesetz regelt auch die Bekanntmachung des Mindestpreises durch Verleger:innen oder Importeur:innen sowie Ausnahmen, etwa für Lagerabverkäufe und den Verkauf an öffentliche Bibliotheken, Schulbibliotheken, Branchenkolleg:innen oder Autor:innen.

Neu ist außerdem die Einführung eines Auskunftsanspruchs des HVB und des Fachverbands der Buch­ und Medienwirtschaft betreffend den Buchimport. Österreich ist eines der wenigen Länder Europas, das an der Buchpreisbindung festhält.

Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen, sieht diese Absicherung für das

Kulturgut Buch und den Bestand kleiner Buchhandlungen als positiv: Mit der Novellierung werde auch der Online­ und Versandhandel besser berücksichtigt.

Sabine Schatz (SPÖ) wies auf das Beispiel Schweiz hin, dort wurde die Buchpreisbindung aufgehoben. Infolgedessen hätten viele Buchhandlungen schließen müssen, da sie gegen den großen Versandhandel nicht hätten bestehen können.

Keine Unterstützung von der Fraktion gab es für einen Antrag der SPÖ­Kultursprecherin Gabriele Heinisch­Hosek: Sie hatte eine Erhebung über die Situation von Künstler:innen mit Kindern und ein eigenes Stipendienprogramm gefordert, um ihr „Recht auf Familie“ zu unterstützen. ÖVP, Grüne und Neos betonten, wie wichtig vor allem Kinderbetreuung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Künstler:innen sei. Darüber werde diskutiert, ein neues Stipendienprogramm wird derzeit aber von keiner der Parteien für notwendig gehalten.

Titelschutzmeldungen

Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E­Mail an Isabel Huber unter huber@hvb.at

Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB­Mitglieder* um nur € 80,–/sechs Titel € 110,– und bis zu zwölf Titel um nur € 210,–.

Isabel Huber berät Sie gern unter huber@hvb.at Tel. 01/512 15 35 DW 14.

(*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Verhundst –Ein Buch für Hunde und Menschen in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Hundeflo GmbH

Fischbachstraße, 5020 Salzburg

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Klammheimlich Heilkräftiges aus der Natur in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Verlag Anton Pustet Bergstraße 12, 5020 Salzburg

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Die Zukunft der Erde liegt in unseren Händen Eine Geschichte von Tom und Susi in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. keepcarenature Grünsbach 270, 6232 Münster, Österreich

„Die gesetzliche Buchpreisbindung ist ein langjähriges kulturpolitisches Erfolgsmodell.“ Staatssekretärin Andrea Mayer

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Maybe you’re not just a sad old git in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Pamela Schellhorn

Dorf, Oberau, 6311 Wildschönau

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Blackout – Licht an! Mit Vernunft, Vorbereitung und Sachverstand durch die Krise! in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Thomas Schaurecker

Walserweg, 5020 Salzburg, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Digital Bauen

Trends – Technologien – Schnittstellen in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. inndata Datentechnik GmbH

Amraserstraße 25, 6020 Innsbruck

anzeiger / 8 – Wissenswert –
FOTO: ISTOCK

Überlappende Identitäten

Am 20. November wurde der Autor Miljenko Jergović im Rahmen der Europäischen Literaturtage in Krems an der Donau mit dem Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln geehrt

Miljenko Jergovićs Texte sind beides: sprachlich brillant und sozialpolitisch relevant. Das wird klar, wenn man seine Texte liest, auch ging es aus den eindringlichen Worten hervor, die bei der Verleihung der höchsten Auszeichnung gesprochen wurden, die der österreichische Buchhandel zu vergeben hat: des Ehrenpreises für Toleranz in Denken und Handeln.

„In den Texten von Miljenko Jergović geht es immer wieder um Identitäten, und diese Identitäten wandeln und überlappen sich, setzen sich aus kaum überschaubar vielen Einzelheiten zusammen, sind nicht statisch und können ortsabhängig sein“, sagte Laudator Michael Martens, Journalist und Südosteuropa-Korrespondent der FAZ, über das Werk des Autors. „Dabei interessiert ihn niemals nur, wie seine Charaktere sind, sondern immer auch, wie sie wurden, was sie sind.“

HVB-Präsident Benedikt Föger überreichte im Rahmen der Europäischen Literaturtage den Preis und betonte in seiner Rede die wichtige Rolle, die Kultur und Kunst für die Schaffung und Bewahrung einer friedlichen Gesellschaft spielen: „Es ist das erste Anliegen jeder Verlegerin und jedes Verlegers, aufzuklären, zu informieren, zu vermitteln, auch und gerade um die Fundamente unserer Arbeit und Rezeption, den Frieden und die Toleranz, zu stärken. Die Toleranz einer Gesellschaft zeigt sich in ihrer Kultur.“

Die Verleihung bildete den abschließenden Höhepunkt der Europäischen Literaturtage 2022 in Krems/Stein. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Journalistin und Literaturkritikerin Katja Gasser.

Der vom HVB ausgerichtete Ehrenpreis wird seit 1990 an Personen vergeben, die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz gegenüber den anderssprachigen und kulturell anders geprägten Nachbarn in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu

Lojze Wieser in Ljubljana geehrt

einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. Jergović selbst sagte zur Auszeichnung: „Ich habe heute diese Auszeichnung als Preis für Toleranz erhalten, sehe ihn aber als einen Preis für Imagination, und ich hoffe, dass ich mir diesen Preis für Toleranz und Imagination auch in Zukunft noch weiter verdienen werde.“

Ein ausführliches Gespräch mit dem Preisträger lesen Sie in der nächsten Ausgabe des anzeigers.

Nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland wird Lojze Wiesers Einsatz für die Literatur Süd- und Osteuropas gewürdigt. Am 21. November wurde der Verleger als erster Österreicher mit dem Schwentner-Preis geehrt.

Der Schwentner-Preisträger wird seit 1985 jährlich während der slowenischen Buchmesse ausgezeichnet. Er wird von der Kammer für das Verlagswesen und den Buchhandel für ein Lebenswerk im Bereich des Verlagswesens und des Buchhandels sowie für die Entwicklung und Förderung der Lesekultur im In- und Ausland verliehen.

„Die aktuellen Ereignisse und insbesondere die Rückkehr des Krieges nach Europa haben abermals den unschätzbaren Wert unseres gemeinsam geschaffenen Kulturraums gezeigt“, sagte Wieser in seiner Dankesrede. „Damals wie heute trotzt er jeglichem aggressiven Chauvinismus, überwindet nationalistische Tendenzen und kann als Blaupause für die künftige Gestaltung eines Miteinanders in der näheren und weiteren Welt dienen.“

anzeiger / 9
– Wissenswert –FOTOS: SASCHA OSAKA/EUROPÄISCHE LITERATURTAGE,
MARCELLA
RUIZ CRUZ Lojze Wieser ist Gründer des Wieser Verlags, Autor und Gastrosoph v.l.n.r.: Laudator Michael Martens, Preisträger Miljenko Jergović, HVB-Präsident Benedikt Föger und der Schriftsteller Walter Grond

Das Rückgrat des Buchhandels

Im November feierte die größte Buchauslieferung des Landes, Mohr Morawa, ihr dreißigjähriges Bestehen. Wo steht sie heute und wie rüstet sich das Unternehmen für die Zukunft?

Es war ein Großereignis für den heimischen Buchmarkt. Als am 27. Februar 1992 mit einem feierlichen Festakt samt Laudatio des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky die Zusammenführung der beiden traditionsreichen Familienbetriebe Mohr-ZG und Morawa zur Mohr Morawa Buchvertrieb GmbH besiegelt wurde, kam das einer royalen Hochzeit des österreichischen Buchadels gleich. Beide Unternehmen blickten damals bereits auf eine über hundertjährige Geschichte zurück und sicherten sich mit ihrer Fusion den Titel der größten und modernsten Buchauslieferung des Landes.

Im November feierte der Betrieb mit Standort am südlichen Stadtrand Wiens sein dreißigjähriges Bestehen. Zeit, um mit Mohr-Morawa Geschäftsführer Rainer Fritthum einen Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft zu werfen, schließlich steht die Buchbranche vor großen Herausforderungen: hohe Energiekosten, zweistellige Inflationsraten, Papiermangel und dann auch noch der stetige Aufstieg der E-Reader. Wie geht Mohr Morawa damit um?

„Natürlich sind wir auch ganz massiv von all diesen Faktoren betroffen, die Buchauslieferung ist ein Bereich, der viel Energie verbraucht“, erklärt Rainer Fritthum. „Die Teuerungen und Inflationsraten treffen uns auf allen Ebenen: beginnend bei den gestiegenen Preisen für Kartonagen, der Verteuerung der Logistik aufgrund der Treibstoffpreiserhöhungen bis zu den steigenden Energiekosten und Gehältern. Diese Faktoren können wir zum Großteil nicht beeinflussen. Wir tun aber, was wir können.“

In der Praxis sieht das so aus: Im kommenden Frühjahr nimmt Mohr Morawa eine Fotovoltaikanalage auf dem Dach des Logistikgebäudes in Betrieb. Sie soll künftig ein Drittel des Strombedarfes nachhaltig produzieren. Auf dem Firmengelände wurde außerdem eine Elektrotankstelle errichtet. Derzeit laden hier Angestellte ihre privaten E-Pkws zu einem günstigen Preis, künftig wird es die Firmenflotte sein, denn die wird nach und nach auf E-Mobilität umgestellt.

Und Mohr Morawa wächst: Zusätzlich zu den rund 22.500 Quadratmetern Lagerfläche

Mohr-Morawa-Geschäftsführer Rainer Fritthum auf der Jubiläumsfeier

auf dem Liesinger Firmengelände, auf dem sich bis zu 7.500 Paletten stapeln lassen, erweitert das Unternehmen auf dem Gelände des ehemaligen Morawa Pressevertriebs im 14. Wiener Bezirk im kommenden Frühjahr die Lagerkapazitäten um weitere 4.000 Quadratmeter Auslegebereich und um 3.500 Palettenstellplätze.

Mohr Morawa rüstet auch in Sachen Servertechnik und Modernisierung der Arbeitsabläufe nach: Über ein neues ERP-System werden künftig von der Bestellung über die Fertigung, Zustellung, Rechnungslegung bis zur Lagerverwaltung sämtliche zentralisierte Geschäftsprozesse abgewickelt. „Wir investierten und expandieren“, sagt Mohr-MorawaGeschäftsführer Rainer Fritthum, „weil wir an die Zukunft des gedruckten Buches glauben.“

Facts & Figures

CEO der Morawa Group Wolfgang Rick

Mitarbeiter:innen

Die Zahl schwankt saisonal zwischen 200 und 220. Insgesamt entspricht die Zahl 160 Vollzeitäquivalenten.

Verlage, die Mohr Morawa beliefern

Aktuell rund 660 Verlage (inklusive Verlagsgruppen).

Firmenflotte

Zehn Firmen ­Pkw. Auslieferungen werden von Distributionsunternehmen durchgeführt.

Ausliefertage

In Wien Montag bis Samstag , im Burgenland Dienstag bis Samstag. Belieferung von ca. 800 Buchhandelsfachgeschäfte und etwa 1.400 Fach- und Nebenmarktgeschäfte

Vorjahresumsatz

von Mohr Morawa

Im Jahr 2021 rund 100 Millionen Euro.

anzeiger / 10 – Wissenswert –
FOTO: MARTIN STEIGER

Was wird Wissenschaftsbuch 2023?

Bis zum 9. Jänner läuft

„Forschung verfügt über das Potenzial, die dringenden Bedürfnisse und Bedenken der Gesellschaft anzugehen und zu beantworten“, sagte Janez Potocnik, EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung, bei seiner Eröffnungsrede zur Konferenz „Communicating European Research. „Daher ist die Kommunikation der Forschung und die Einbeziehung der Öffentlichkeit mehr als eine Priorität.“ Um das zu erreichen, wird seit 2007 der Preis für das „Wissenschaftsbuch des Jahres“ vergeben. Er soll auch deutlich machen, dass das Buch auch in der heutigen Zeit ein zentrales Medium für die Wissensvermittlung ist.

Der Preis „Wissenschaftsbuch des Jahres“ wird in vier Kategorien vergeben: Für 2023 wurden folgende Titel von der Jury nominiert:

Naturwissenschaft & Technik

Michael Pollan: Kaffee Mohn Kaktus. Eine Kulturgeschichte psychoaktiver Pflanzen (Kunstmann)

Thomas Bugnyar: Raben. Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten (Brandstätter)

Daniel Strassberg: Spektakuläre Maschinen. Eine Affektgeschichte der Technik (Matthes & Seitz)

Dave Goulson: Stumme Erde. Warum wir die Insekten retten müssen (Hanser)

Thor Hanson:

Von schrumpfenden Tintenfischen und windfesten Eidechsen. Faszinierende Antworten der Natur auf die Klimakrise (Kösel)

Medizin & Biologie

Fritz Breithaupt: Das narrative Gehirn. Was unsere Neuronen erzählen (Suhrkamp)

Ludwig Huber: Das rationale Tier. Eine kognitionsbiologische Spurensuche (Suhrkamp)

Richard O. Prum:

Die Evolution der Schönheit. Darwins vergessene Theorie zur Partnerwahl (Matthes & Seitz)

Hannes Leidinger, Christian Rapp, Birgit Mosser-Schuöcker: Freud – Adler – Frankl. Die Wiener Welt der Seelenforschung (Residenz)

Nicklas Brendborg: Quallen altern rückwärts. Was wir von der Natur über ein langes Leben lernen können (Eichborn)

Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften

Rebecca Clifford: Ich gehörte nirgendwohin. Kinderleben nach dem Holocaust (Suhrkamp) Olivette Otele: Afrikanische Europäer. Eine unerzählte Geschichte (Wagenbach)

Judith Kohlenberger: Das Fluchtparadox (Kremayr & Scheriau) Günter Bischof, Peter Ruggenthaler: Österreich und der Kalte Krieg. Ein Balanceakt zwischen Ost und West (Leykam)

Clare Mac Cumhaill, Rachael Wiseman: The Quartet. Wie vier Frauen die Philosophie zurück ins Leben brachten (C. H. Beck)

Junior-Wissensbücher

Piotr Socha, Monika Utnik-Strugala: Das Buch vom Dreck. Eine nicht so feine Geschichte von Schmutz, Krankheit und Hygiene (Gerstenberg)

Jess French, Claire McElfatrick: Die verborgene Welt der Ozeane (DK Verlag) Elisabeth Etz, Nini Spagl: Ein Baum kommt selten allein (Leykam)

Melanie Laibl, Lukas Vogl: Schau wie schlau. Bionik: wenn Natur die Technik beflügelt (Tyrolia)

Olga Fadejewa: Wind. Wo kommt er her? Wo weht er hin? (Magellan)

Im Jahr 2015 hat das BMWFW das Projekt übernommen. Mit der Durchführung wurde im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung der Verlag Buchkultur beauftragt.

Die Sieger werden durch eine Publikumswahl ermittelt. Stimmen Sie online ab: www.wissenschaftsbuch.at

Gewählt werden kann außerdem in zahlreichen Buchhandlungen der Kooperationspartner und in zehn Büchereien in ganz Österreich.

Neunmal Platin und einmal Gold

Die Preise für Krimiautor Herbert Dutzler häufen sich. Erst vor Kurzem wurde er mit dem Österreichischen Krimipreis ausgezeichnet, auf der Buch Wien erhielt er gleich neun Platinbücher: Mit dem Platinbuch zeichnet der HVB Titel aus, die sich 25.000-mal verkauft haben. Linda Müller (Haymon) lobte in ihrer Laudatio Dutzlers literarisches Können und betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Autor und dessen persönliche Qualitäten: „Herbert ist ein Autor, der so sympathisch, authentisch und ehrlich ist wie seine Texte.“

Die Buchhändlerin und Autorin Rotraut Schöberl ging in ihrer Laudatio auf den von Dutzler erschaffenen Kommissar Gasperlmaier ein: „2011 begann eine besondere Erfolgsgeschichte. Franz Gasperlmaier betrat die Krimibühne – und ermittelte sich sofort in eure Herzen. Und das, obwohl oder gerade weil er sich nicht immer besonders gut anstellt als Polizist, häufig an sich selbst zweifelt und auch immer wieder froh ist, wenn eine der starken Frauen in seinem Leben die Richtung vorgibt. Ist ja auch kein Wunder: Da rechnet man bei einer Karriere als Altausseer Dorfpolizist mit einem eher gemütlichen Dasein, und dann prasseln plötzlich die Mordfälle nur so auf einen ein.“

Auch ein Goldenes Buch für mehr als 15.000 verkaufte Exemplare wurde auf der Buch Wien verliehen: Ausgezeichnet wurde Thomas Brezina für „Die Bibel in Reimen“.

Beide Preise wurden von HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek an die bereits vielfach ausgezeichneten Autoren verliehen.

anzeiger / 11
– Wissenswert –
die Publikumswahl zum Wissenschaftsbuch des Jahres Oben: Thomas Brezina mit der Preisurkunde Unten: der preisgekrönte Krimiautor Herbert Dutzler
FOTO: .NICOLA MONTFORT, HAYMON VERLAG/FOTOWERK AICHNER
HVB-Preise für Bestseller: Brezina erhält das Goldene Buch, Dutzler neun Platinbücher

Buch-Wien-Rückblick

Die Buch Wien 22:

das Buch-Fest

Österreichs

DIE TAGE, AN DENEN DIE BUCH WIEN STATTFINDET, SIND FÜR DIE ÖSTERREICHISCHE BUCHBRANCHE

JEDES JAHR EINE DER ARBEITSREICHSTEN UND INSPIRIERENDSTEN ZEITEN DES JAHRES

Text: Linn Ritsch

Illustrationen: Georg Feierfeil

Vom 23. bis 27. November 2022 fand auf dem Messegelände in Wien die bisher größte Buch Wien statt. Präsentiert wurden unzählige Neuerscheinungen und Hunderte Bühnengespräche und Podiumsdiskussionen. Dazu waren renommierte Autor:innen und Expert:innen geladen. Sie widmeten sich den Themen, die die Welt derzeit bewegen. 471 Mitwirkende aus 28 Nationen repräsentierten auf zwölftausend Quadratmetern zeitgenössische Stimmen aus Literatur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.

Die Buch Wien hat sich im Laufe der letzten Jahre verändert. Sie ist größer, vielseitiger und moderner geworden. Sie hat ihren Platz in der deutschsprachigen Literaturund Kulturszene gefunden: weder als „kleine Schwester“ der Messen in Frankfurt und Leipzig noch ausschließlich auf die literarische Produktion des eigenen Landes fokussiert. Als internationales Festival präsentiert sie literarische Neuheiten aus Österreich und Europa und fördert den kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Nationen und Sprachen.

Vor allem fördert sie die Sichtbarkeit der Buchbranche. Patrick Zöhrer, Geschäftsführer der Buch Wien, betont den

Werbeeffekt für die gesamte Branche: „Noch nie hatten wir eine derart starke mediale Präsenz wie in diesem Jahr, darunter viele Stunden der Berichterstattung, Übertragungen und Ausstrahlungen von Aufzeichnungen im öffentlichen Rundfunk. Mit klassischen Marketingkampagnen wäre eine solche mediale Aufmerksamkeit kaum zu finanzieren.“

Der für die Branche erzielte Werbeeffekt liegt 2022 bei mehreren Millionen Euro. „Auch die Strahlkraft über die Grenzen Österreichs hinaus konnte in diesem Jahr stark gesteigert werden und verspricht weiteres Wachstum in den nächsten Jahren, sagt Zöhrer. „Wir blicken daher äußerst zufrieden und dankbar auf die Buch Wien 22 zurück und freuen uns schon sehr auf die nächsten Schritte im Jahr 2023.“

Ein wichtiges Thema auf der Buch Wien war unter anderem die aktuelle Situation in der Ukraine und die Herausforderungen, die daraus für Europa entstehen. Darüber sprach Herfried Münkler, Politikwissenschaftler und Autor des Buches „Die Zukunft der Demokratie“, in seiner Festrede: „Zwar gibt es nach wie vor eine Reihe von Politikern, die der Auffassung sind, man dürfe sich durch den Ukraine­Krieg diesen Weltordnungsentwurf nach dem Motto

‚Frieden schaffen mit immer weniger Waffen‘ nicht kaputtmachen lassen und könne nach dem hoffentlich baldigen Ende des Krieges wieder zu dem Modell einer auf Recht und wirtschaftlicher Macht gegründeten internationalen Ordnung zurückkehren. Aber mit jedem Tag, den der Krieg in der Ukraine fortdauert und die Anwendung militärischer Gewalt seitens des russischen Militärs eskaliert, wird diese Rückkehrvorstellung mehr und mehr zur Illusion. Auch nach einem wie auch immer gearteten Waffenstillstand wird Russland eine revisionistische Macht sein, die bei nächstbester Gelegenheit versuchen könnte, ihre Ziele im Schwarzmeerraum doch noch mit Waffengewalt zu erreichen.“

Die gesamte Rede kann unter diesem Link nachgesehen werden: www.buchwien.at/programm/eroeffnungder-buch-wien-22

Fotos der Veranstaltungen und viele weitere Messe­Eindrücke finden Sie auf den folgenden Seiten sowie auf der Website der Buch Wien unter: www.buchwien.at/fotos-buch-wien-22

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– Essenziell –

Buch-Wien-Rückblick

anzeiger / 14 – Essenziell –
Auch in diesem Jahr fand die Buch Wien wieder auf dem Wiener Messegelände statt. Auf 12.000 Quadratmetern wurden Bücher von 326 Ausstellern präsentiert Die österreichische Politikerin Mireille Ngosso spricht über Rassismus im Alltag Lukas Resetarits spricht mit Fritz Schindlecker über seine Autobiografie Die Schauspielerin Christina Sprenger im Austausch mit Schüler:innen Außenminister Alexander Schallenberg vergnügt mit dem israelischen Botschafter Mordechai Rodgold Bekenntnisse eines „Buagamasters“: Michael Häupl präsentiert „Freundschaft“
FOTOS: NICOLA MONTFORT
anzeiger / 15 – Essenziell –
Buch-Wien-Rückblick
Vorfreude auf die Buchmesse: HVB-Präsident Benedikt Föger, Staatssekretärin Andrea Mayer, der Politikwissenschaftler und Festredner Herfried Münkler und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler am Tag der Eröffnung Herfried Münkler hält die Festrede mit dem Titel „Enttäuschungsverarbeitung“ Helena Adler spricht über „Fretten“, ihren jüngsten Roman Anna Kim präsentiert ihren Roman „Geschichte eines Kindes“ Benedikt Föger plaudert mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer
FOTOS: NICOLA MONTFORT
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig spricht mit jungen Messebesucherinnen

Schwerpunkt: Editor’s Choice –Ratgeber, Gesundheit, Natur

Wunder zu Weihnachten

Die größten Wunder hat die Natur zu bieten.

Von einigen erfährt man, wenn man durch diese Bücher blättert

Zu Weihnachten geschehen Wunder. Das weiß man als Liebhaber von Weihnachtsfilmen, als Leserin kitschiger Weihnachtsgeschichten oder wenn man in der Vorweihnachtszeit Ö3 einschaltet. Man ist also auf Wunder bereits eingestellt, weshalb es nur folgerichtig ist, Sachbücher zu lesen und zu verschenken, in denen es zur Abwechslung nicht um ökonomische Krisen, soziale Ungerechtigkeiten oder politische Skandale geht. Sondern einfach um unsere Umwelt – nicht deren Zerstörung, sondern um das, was sie an Wunderbarem zu bieten hat.

Etwa das in diesem Jahr erschienene Buch „Pflanzenjäger“ (Gerstenberg). Es ist ein Beispiel dafür, dass man wissenschaftliche Themen in Geschichten verwandeln und ein großes Publikum für Dinge begeistern kann, die sonst nur wenige Menschen als spannend und wunderbar empfinden. Die Autorin und Gartenhistorikerin Ambra Edwards erzählt Geschichten, die die bewohnten Kontinente der Welt umspannen: Tollkühne Abenteuer aus den letzten beiden Jahrhunderten bis hin zu den Entdeckungen zeitgenössischer Botaniker.

In ihrem Buch erfährt man, was lebende Steine sind, wie der Rhododendron von Indien nach England gelangte und warum er dort sofort als todschick galt. („All das Geld, das in den letzten zwanzig Jahren in diesem Land für Rhododendren ausgegeben wurde, hätte fast gereicht, um die Staatsschulden zu begleichen“, stellte der Gartenschriftsteller Shirley Hibberd 1871 seufzend fest.) Edwards erzählt auch, wie die – fast ausschließlich männlichen – Pflanzenjäger von wissenschaftlicher Neugier, Gier und einem Sinn für Abenteuer inspiriert wurden.

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FOTO: ROYAL BOTANIC GARDENS, KEW, AUS: PFLANZENJÄGER, GERSTENBERG VERLAG
ISBN
Urwelten
ISBN
Die Jagd nach außergewöhnlichen Pflanzen zog Europäer im 19. Jahrhundert in die entlegensten Ecken der Welt. Nepenthes veitchii wurde von Thomas Lobb auf seiner dritten Borneo-Reise (1854–1857) gesammelt. Pflanzenjäger (Gerstenberg)
978-3-8369-2189-3 Die Geschichte des Apfels (Haupt) ISBN: 978-3-258-08264-6
(Hanser)
978-3-446-27268-2

Wenn man sich zwischendurch vom Lesen der jahreszahlenreichen Texte ausruhen möchte, kann man die vielen Bilder betrachten. Größtenteils sind das botanische Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert: aufwendig gestaltete Blütenknospen, exakt nachgemalte Blätter und Wurzeln. Man findet aber auch die feinteilige und betörend schöne Darstellung von Längs- und Querschnitten der Cinchona-Rinde, aus der Chinin gewonnen wird, oder das (weniger betörende) Bild des Ökosystems einer Guave: Die Pflanze steht hier eher im Hintergrund, auffallend sind Größe und Haarigkeit der drei gemalten Spinnen. Eine von ihnen, das Tarantelweibchen, hat gerade einen Kolibri getötet. Diese bildliche Darstellung weiblicher Macht und Grausamkeit stammt von einer Frau – und wurde, so schreibt Edwards in der Bildunterschrift, von den männlichen Wissenschaftlern, die das Bild zu sehen bekamen, heftig kritisiert.

„Pflanzenjäger“ ist Populärwissenschaft at it’s best: Es verwundert nicht, dass die Autorin von der „Garden Media Guild“ dreimal zur Journalistin des Jahres gekürt wurde.

Wissenschaftlich herausragend, leicht lesbar und anschaulich ist auch Thomas Hallidays „Urwelten“ (Hanser). Ebenso wie Edwards blickt Halliday in die Vergangenheit unserer Erde. Allerdings geht er viel weiter zurück: Sein Buch ist eine Erkundung der Erde, wie sie vor vielen Millionen Jahren aussah. Es zeigt die Veränderungen, die im Laufe ihrer Geschichte stattgefunden haben, und die Wege, die das Leben gefunden hat, um sich anzupassen – oder auch nicht.

Die Kapitel des Buches haben Namen wie „Schmelze“, „Wiedergeburt“, „Kontingenz“ und „Brennstoff“. Sie sind geografischen und historischen Abschnitten der Erdgeschichte zugeordnet. Darin führt uns der Autor von den Savannen des pliozänen Kenias, wo wir beobachten, wie eine Python eine Gruppe von Australopithecinen in einen Akazienbaum jagt, zu einer Klippe mit Blick auf die Salzpfannen des leeren Mittelmeerbeckens, in das gerade Wasser aus dem miozänen Atlantik schwappt. Wir lesen von den tropischen Wäldern der eozänen Antarktis und den flachen Tümpeln des ediacarischen Australiens, wo wir das erste mikrobielle Leben erblicken.

Halliday zeigt, wie Ökosysteme entstehen, Arten aussterben und ersetzt werden und wie sie wandern, sich anpassen und zusammenarbeiten. Das alles beschreibt er in novellistischen, bisweilen sogar lyrischen

– Schwerpunkt: Editor’s Choice –

Ratgeber, Gesundheit, Natur

Sätzen: Absätze, die mit „Langsam löst die Morgendämmerung die alaskische Nacht ab.“ beginnen, würde man in einem Sachbuch über Paläontologie nicht unbedingt erwarten, ebenso wenig wie einen durchgehend im Präsens geschriebenen Text. Beides tut der Lesefreude aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil.

Die im Haupt Verlag erschienene „Geschichte des Apfels“ ist eine Naturgeschichte anderer Art. Während Halliday Weltmeere, riesige Zeitspannen und ebenso riesige Säbelzahntiger beschreibt, geht es in dem Buch von Barrie E. Juniper und David J. Mabberley um eine einzige kleine Frucht: den Apfel.

Über ihn erfährt man dafür fast alles, was es zu wissen gibt. Heute gehört der Apfel in unseren Breiten zu den beliebtesten und meistkonsumierten Obstsorten, aber auch er war einst ein Exot: Der Malus domestica gelangte aus China nach Europa. Er entstand im Tertiär und verbreitete sich durch einen

durchgehenden Korridor aus gemäßigten Wäldern bis nach Westeuropa. Seinen Weg durch die Welt und die Verwandlungen, die er unterwegs durchgemacht hat, beschreibt dieses Buch anhand von DNA-Beweisen, historischen Quellen, Kartenmaterial, Illustrationen und Fotos.

Juniper und Mabberley geben ihrer akademischen Arbeit nur einen leichten Anstrich von Prosa. Was ihr Buch trotzdem für ein breites Publikum zugänglich und interessant macht, ist die Verbindung von Natur- und Kulturgeschichte: Es geht um Polymorphismus und die Beschaffenheit von Fruchtkernen, aber auch darum, wie der Apfel unsere Kultur, Kunst und Kulinarik geprägt hat und bis heute noch beeinflusst.

Auch hier lernt man viele Dinge, von denen man gar nicht wusste, dass man sie wissen will. Und das zu entdecken ist wunderbar. Ein Weihnachtsgeschenk an sich selbst.

Auslieferung: Mohr Morawa

PUNKT KNOTEN

BLINDER FLECK NORDWESTBAHNHOF

Biographie eines Areals, das 150 Jahre lang ein Mikrokosmos von sich wandelnder Arbeits- und Lebensräume war.

214 Seiten, € 29,90 ISBN: 978-3-85439-716-8

Fittnesstrends und Naturschönheiten

Buchhandlung Franz Leo & Comp, Wien

Am Lichtensteg im ersten Wiener Bezirk liegt die Buchhandlung Leo. Hier empfängt Susanne Remmer, die gemeinsam mit ihrer Schwester Ulla Remmer die Buchhandlung bereits in dritter Generation führt.

Die Buchhandlung auf zwei Stockwerken ist klein und fein und vollgefüllt mit Büchern zahlreicher Themengebiete. Passend zu unserem Schwerpunktthema haben wir uns ein paar persönliche Empfehlungen von Susanne Remmer geholt.

Zum Thema Gesundheit bietet die Buchhandlung vor allem nachgefragte Einzeltitel – wie jetzt gerade „Fit mit Philipp“ (edition a), das vor allem durch die dazugehörige Fernsehsendung Beliebtheit erlangte. In diesem Buch präsentiert Philipp Jelinek einfache Übungen, die in Form eines 17-minütigen Work-outs täglich einfach in den Alltag integrierbar sind.

Das Thema Natur habe – wahrscheinlich auch pandemiebedingt – in letzter Zeit sehr zugelegt, erzählt Susanne Remmer. Vor allem das Thema Garten sei zu Weihnachten immer sehr beliebt, gerne gekauft werden Bildbände und illustrierte Kulturgeschichten über Blumen und Bäume, wie z. B. „Die Geschichte des Apfels“ (Haupt Verlag).

Auch die Nachfrage nach Tierbüchern wird immer stärker. Hier empfiehlt Susanne Remmer zum Beispiel die NaturkundeReihe von Matthes und Seitz: „Luchse“ und „Hechte“ sind unter anderem dieses Jahr erschienen. Der Hecht als größter Raubfisch in unseren Breiten ist ein sagenumwobenes Tier und wurde oft auch mit „dem Bösen“ in

Verbindung gebracht. Dieses Buch von Andreas Möller zeichnet ein Porträt über den Süßwasserfisch in all seinen Facetten.

„Das Reh“ (Hanser) sei ebenfalls ein wunderschönes Tierbuch, sagt die Buchhändlerin. Es beschreibt die Kulturgeschichte der Tiere sowie persönliche Erfahrungen des Autors. Rudolf Neumaier hat nämlich einen starken persönlichen Bezug zum Wald und zum Tierschutz.

Generell sind Themen wie Gartenpflege und das Beobachten von Vögeln stark im Trend. Allein im heurigen Jahr sind Bücher über Spatzen, Kolibris, Nachtigallen, Eulen und Raben erschienen. Der Bildband „Vögel auf Instagram“ (Gerstenberg) war und ist immer noch ein Renner. Er enthält über 270 faszinierende Momentaufnahmen von Vogelarten aus aller Welt.

Ebenfalls beliebt sind „Der Alpenwald“ von Eduard Hochbichler (Benevento) und „Bäume. Eine Natur- und Kulturgeschichte“ (Dorling Kindersley). In Ersterem geht es um die Menschen, die Holz aus den Alpen verwerten, es gestalten und Neues daraus schaffen, etwa Architekt:innen, Instrumentenbauer:innen oder Köhler:innen. „Bäume. Eine Naturund Kulturgeschichte“ gibt einen Überblick über Bäume aus der ganzen Welt, 80 Arten werden detailliert porträtiert. Informationen über die Geschichte und Lebenswelt von Bäumen und deren Bedeutung für den Menschen werden von zahlreichen Illustrationen und Fotos begleitet. Eine Ode an den Baum!

anzeiger / 18
– Schwerpunkt –
FOTO:
NINI TSCHAVOLL
Susanne Remmer
ISBN: 978-3-99001-616-9 ISBN: 978-3-7518-0213-0 ISBN:  978-3-446-27279-8 ISBN: 978-3-8369-2177-0 ISBN: 978-3-8310-4541-9 ISBN: 978-3-7109-0141-6
„Neu aus dem Hanser Verlag ist ‚Das Reh‘ von Rudolf Neumaier, eine ganz persönliche Hommage an das Tier“

Der schlauste Vogel?

An der Buchhandlung Leporello, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stephansdom, kommt man als Buchliebhaber:in nur schwer vorbei – zu einladend und stilvoll ist bereits die Auslage dekoriert. Drinnen wird’s noch schöner: Hier wartet ein Bücherparadies darauf, durchstöbert zu werden.

Roswitha Stubenschrott ist Filialleiterin der Leporello Buchhandlung, die seit 2021 zur Medici Buchhandels GmbH gehört. „Ich denke, dass das Besondere an der Buchhandlung die Individualität unserer Buchauswahl ist. Unser Geschäft ist sehr stark von den persönlichen Buchvorlieben der Mitarbeiter:innen geprägt“, sagt die Buchhändlerin.

Stubenschrott liegt besonders eine Buchempfehlung sehr am Herzen: „Raben“ von Thomas Bugnyar ist unlängst im Brandstätter Verlag erschienen. Das Buch, das den Untertitel „Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten“ trägt, ist bereits wenige Monate nach Erscheinen ein Kassenschlager. Und das nicht ohne Grund: Die Thematik – die Intelligenz und das Sozialverhalten von Raben – ist spannend aufbereitet, das Buch selbst liebevoll gestaltet. Es wurde in der Kategorie „Naturwissenschaft und Technik“ für den Preis als Wissenschaftsbuch des Jahres nominiert.

Der Autor leitet das Department für Verhaltens­ und Kognitionsbiologie der Universität Wien und die Forschungsstation Haidlhof in Bad Vöslau. Sein neuestes

Werk hat er in der Buchhandlung Leporello vorgestellt. Darin geht es um Beziehungsgefüge, Einfühlungsvermögen, soziale Strukturen und darum, was Menschen über Raben wissen – und was sie zu wissen glauben. Stubenschrott und ihr Team sind jedenfalls begeistert: „Wir haben den Autor persönlich kennengelernt und waren sofort vom Buchthema wie vom Autor selbst überzeugt!“

Als inhabergeführtes Medienhaus mit Sitz in der Wiener Innenstadt verlegen wir zahlreiche hochwertige Zeitschriften, Bücher, Magazine sowie Corporate Publishing-Medien und betreiben eine Vielzahl an Websites, Newsletter, Apps, Onlineshops und Podcasts.

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Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung: bewerbung@falter.at

anzeiger / 19 FOTO: PETER NEUMEIER –
Schwerpunkt –
„Wir waren vom Autor und seinem Thema sofort überzeugt“
Roswitha Stubenschrott
FALTER V E RLAG DIE BESTEN SEITEN ÖSTERREICHS FALTER MEDIA
Text: Johanna Heiss
978-3-7106-0637-3
ISBN:

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anzeiger / 20
anzeigerDas
für die österreichische Buchbranche
Magazin
FOTO: BERNADETTE HARTL (BEISPIELFOTO)
– Schwerpunkt: Gewinnspiel –

Margaret Atwood

Wir hoffen, dass Sie 2022 auf viele schöne Momente zurückblicken können. Frohe Festtage und einen guten Start ins neue Jahr 2023!

Im Namen der Vorstände und Mitarbeiter:innen.

»Ich lese aus Vergnügen und das ist der Moment, in dem ich am meisten lerne.«

Claudia Romeder

Claudia Romeder hat in diesem Jahr die Leitung des Residenz Verlags übernommen. Ein Gespräch über alte Werte, neue Wege und die Undefinierbarkeit von Literatur.

Frau Romeder, Sie waren als Dramaturgin am Theater tätig, warum die Abkehr?

Claudia Romeder – Die Arbeit am Theater war eine intensive Zeit, in der ich sehr viel über die Wirkung des Erzählens von Geschichten und über Versuche, die Welt darzustellen, gelernt habe. Mein eigentliches Interesse galt aber schon immer der Literatur. Mein Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft war eine bewusste Entscheidung, nach einiger Zeit wollte ich zurück zu meinen Wurzeln und suchte in der Verlagsbranche nach neuen Möglichkeiten.

Sie haben 2020 die kaufmännische Geschäftsführung übernommen, seit diesem Jahr stehen Sie allein an der Spitze. Welche Änderungen gab es? Romeder – 2020 war pandemiebedingt kein unproblematisches Jahr, ich musste gleich

eine heftige Feuertaufe bestehen. Rasche Entscheidungen mussten getroffen und die bisher bewährten Pfade verlassen werden –beides zeigte deutliche Wirkungen. Konkret haben wir jetzt einen verstärkten Fokus auf Literatur und nur noch ausgewählte Titel im Sachbuchbereich.

Gleich zwei Ihrer Autoren wurden kürzlich ausgezeichnet: Barbi Marković für „Die verschissene Zeit“ und Peter Henisch für „Der Jahrhundertroman“. Wie stehen Sie zu ihnen?

Romeder – Diese Auszeichnungen zeigen, was der Residenz Verlag ist und wofür er steht: Peter Henisch verkörpert die langjährige Tradition des Verlags und erzielt seit den 1970er-Jahren mit gesellschaftskritischen Romanen große Erfolge. Barbi Marković verkörpert die neue Generation und ist mit ihren innovativen, ebenfalls gesellschaftskritischen Romanen eine Kultautorin. Die Anliegen beider sind ähnlich, aber die Form unterscheidet sich maßgeblich, das ist ja das Großartige an Literatur. Die Vielfalt an Erzählmöglichkeiten und Zugängen. Ich schätze beide sehr.

Was macht ein „gutes Buch“ aus?

Romeder – In erster Linie muss der Inhalt stimmen. Sind die Themen des Buches relevant? Und natürlich das Wichtigste: der Umgang mit Sprache. Das gilt für Literatur und Sachbuch. Aber was ist gute Literatur? Das ist ein viel schwierigeres Thema: Eine Formel, um gute Literatur zu definieren, wurde von vielen gesucht, doch Literatur lässt sich in keine Schublade zwingen.

Wo liegen die Freuden und Herausforderungen Ihres Berufes?

Romeder – Wir Buchmenschen haben das Privileg, Inhalte veröffentlichen zu dürfen, große Autor:innen zu entdecken, Gestalter:innen haptischer Bücher zu sein. Ich empfinde diese Arbeit als sinnstiftend, sie bereichert mein Leben. Die Herausforderungen in der heutigen Zeit liegen darin, dass viele Menschen Antworten auf Fragen in anderen Medien suchen und oft nicht mehr die Muße haben, sich mit einem Buch zurückzuziehen. Das wieder attraktiv zu machen, ist eine unserer Hauptaufgaben. Ich sehe jedoch seit der Pandemie durchaus eine Trendwende hin zum Buch.

anzeiger / 22
– HVB
„Ich empfinde meine Arbeit als sinnstiftend, sie bereichert mein Leben“
FOTO: ALEKSANDRA PAWLOFF

Michael Strasser

Das Kulturgut Buch ist fest in meinen Genen verankert“, sagt Michael Strasser stolz. Tatsächlich reicht die Geschichte seines Unternehmens Wunderbaldinger weit zurück: 1879 in St. Pölten als Buchbinderei gegründet, ist die Wunderbaldinger GmbH heute spezialisiert auf die Entwicklung und Beschaffung von Werbeartikeln sowie den Buchhandel. Aus der Gründungszeit erhalten ist eine Kopie der Gründungsanzeige, die heute in Strassers Büro hängt, und das Walzbuch, in dem die „Walz“, die Wanderjahre als Handwerksgeselle, des Ur-Ur-Großvaters dokumentiert ist, bevor sich dieser selbstständig gemacht hat, erzählt Strasser. Seine Mutter war Buchbindemeisterin und führte genähte Heftbindungen oder Blattvergoldungen aus.

Strasser selbst hat schon als Kind in der Weihnachtszeit Billetts an Kunden im Stammhaus verkauft und „wild drauflos schwadroniert, warum das eine teurer als das andere ist“, erinnert er sich. Auch als Gymnasiast hat er im elterlichen Betrieb mitgearbeitet: Kugelschreiber für Kunden graviert, Lieferungen übernommen, Kalenderhüllen geprägt, Schulbuchlieferungen vorbereitet und bei der Auslieferung geholfen.

Das Unternehmen hatte in Strassers Jugendjahren neben dem Buchhandel und dem Werbeartikelverkauf viele weitere Sparten: eine Buchbinderei, den Papier- und Schreibwarenhandel, Büro- und technischen Zeichenbedarf, Bürotechnik und ab den 80erJahren auch eine EDV-Sparte. In den 90er Jahren leitete Strassers Vater eine Straffung der Firma ein. Eine Entwicklung, die sich fortsetzen sollte: Im Jahr 2000 übernahm Michael Strasser die Geschäftsführung, 2012 verkaufte er den Büroartikel-Streckenhandel und verabschiedete sich vom Detailgeschäft. Übrig blieben der Buchhandel und das Werbeartikelgeschäft.

Mittlerweile hat sich Strasser auf Streuartikel, Werbegeschenke und Give-aways spezialisiert – „das ist auch gut so und macht nach wie vor immens Spaß“, sagt Strasser. „Im Buchhandel liegt der Schwerpunkt auf Kunst- und Kinderbüchern.“ Waren es in den 80er-Jahren noch rund 70 Mitarbeiter:innen, besteht das Team heute aus fünf „Wubas“: Mitarbeiterinnen, die bereits zwischen zehn

und über 30 Jahren im Unternehmen mit viel Engagement auf die Stammkunden eingehen, sagt Strasser stolz. Hauptabnehmer seiner Bücher seien Schulen, die typische Wunderbaldinger-Buchhandelsklientel besteht aus Lehrkräften. Auch Strassers Ehefrau ist Lehrerin. Ein Vorteil, wie er sagt: „Daher kenne ich meine Klientel ja auch so gut!“

Und wie verhält es sich mit den Werbeartikeln? Treffen hier zwei Welten aufeinander? „Nein“, sagt Strasser. Auch im Werbeartikelbereich werden Bücher als Give-aways eingesetzt – beispielsweise mehrsprachige Österreich-Bildbände für international tätige Firmen oder Sonderauflagen von SudokuRätselbüchern im Bereich mentale Gesundheitsvorsorge. „Die Welt der Bücher ist –ähnlich wie die Welt der Werbeartikel – so unglaublich vielfältig, dass wirklich für jeden etwas Passendes zu finden ist. Und das ist auch die Gemeinsamkeit der zwei Sparten, in denen mein Unternehmen tätig ist.“

Buchhandlung Wunderbaldinger St. Pölten www.wuba.at 02742/35 4341

/ 23
anzeiger
Text:
anzeiger / 23 – HVB -Mitglieder im
–Buchhandlung
Porträt
Wunderbaldinger
„Die Welt der Bücher ist – ähnlich wie die Welt der Werbeartikel – so vielfältig, dass wirklich für jeden etwas Passendes zu finden ist“
FOTO: BORIANA KARAPANTEVA-STRASSER

LEBEN

WERK

DIE SPIRA

Stefanie Panzenböck

Eine Biografie der TV-Legende Elizabeth T. Spira. Die Frau hinter „Alltagsgeschichte“ sowie „Liebesg’schichten und Heiratssachen“. 224 Seiten, € 24,90 ISBN: 978-3-85439-704-5

Auslieferung:
Mohr Morawa

Inge Bachmann Superstar

INGEBORG BACHMANN DIE ANFRUFUNG DES GROSSEN BÄREN

Die in Wien promovierte Philosophin und Rundfunkredakteurin Ingeborg Bachmann (1926–1973), die zunächst nur einige Prosastücke und ein Hörspiel veröffentlicht hatte, erhielt 1953 für den Gedichtband „Die gestundete Zeit“ den Preis der Gruppe 47. Ein Jahr später wurde die aus der öster reichischen Provinz stam mende Autorin auf dem Cover vom Magazin Der Spiegel zur „wichtigsten deutschsprachigen Dichterin“ der Nachkriegszeit erklärt. Den Traum einer akademischen Karriere hatte die Bachmann nach turbulenten Beziehungen längst aufgegeben. Vom Schreiben zu leben, davon konnte vorerst auch keine Rede sein. Was die mittlerweile in Italien lebende Dichterin über die Operndiva Maria Callas aber nach einem Besuch in der Mailänder Scala notierte, galt auch für sie selbst: „Sie ist die einzige Person, die rechtmäßig die Bühne in diesen Jahrzehnten betreten hat.“ In ihrem dreißigsten Jahr und mit dem zweiten Gedichtband „Anrufung des großen Bären“ wird die Bachmann zum Literaturstar.

Von der zeitgenössischen Kritik als Dichterin der Schönheit klassifiziert und vermarktet, demonstrieren die einunddreißig, zwischen 1952 und 1956 entstandenen, Gedichte literarisches Grenzgängertum zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Schon im Eröffnungsgedicht setzt Bachmanns Liebesdiskurs voll märchenhafter Fantastik auf Ernüchterung: „Das Spiel ist aus“. Im

Ton eines Volksliedes steht flirrende Unheimlichkeit am Ende: „Wir müssen schlafen gehn, Liebster, das Spiel ist aus. / Auf Zehenspitzen. Die weißen Hemden bauschen. / Vater und Mutter sagen, es geistert im Haus, / wenn wir den Atem tauschen.“

Der erste von drei großen Zyklen des Bandes nimmt Abschied von der heimatlichen Landschaft des Nordens. Auf ein zum „Schlachttag“ überhöhtes Schweinschlachten und eine Art Volksfest mit Maskenumzug erfolgt der Aufbruch in eine vorzeitliche mythologische Landschaft des Südens. Allerdings ist auch dort den Fährnissen der Liebe, die sämtliche Gedichte des Bandes dominieren, nicht zu entkommen: „Zu allem frei, wird sich die Hand nicht lösen, / die einen fängt vorm Gang ins Labyrinth.“

Überdies erweist sich das beschworene Sternbild des Titelgedichts als monströses Untier, das die Irdischen zermalmt: „Fürchtet euch oder fürchtet euch nicht! / Zahlt in den Klingelbeutel und gebt / dem blinden Mann ein gutes Wort, / daß er den Bären an der Leine hält. / Und würzt die Lämmer gut.“

Das geschlechtsneutral gehaltene lyrische Ich ergeht sich in Reminiszenzen an eine Amerikareise und Italiens Landschaften zwischen Venedig, Rom, Apulien und Sizilien.

Sporadisch nähert sich Bachmann der damals gerade aufkommenden experimentellen Literatur an. Als Utopie hat allein das Gedicht Bestand: Der Zyklus „Lieder auf der Flucht“ mit Neapel im Schnee endet in einem monumentalen Crescendo:

„Die Liebe hat einen Triumph und der Tod hat einen, / die Zeit und die Zeit danach. / Wir haben keinen. // Nur Sinken um uns von Gestirnen. Abglanz und Schweigen. / Doch das Lied überm Staub danach / wird uns übersteigen.“

„Es gibt Gedichte, die nicht entschlüsselt sein wollen.

Das Problem wird nicht gelöst, es wird uns nur noch einmal ans Herz gelegt“

Ruth Klüger, auch ein Star der Literatur

Ingeborg Bachmann: Anrufung des großen Bären. Gedichte. Mit Fotografien und Faksimiles. Herausgegeben von Luigi Reitani Piper Verlag / Suhrkamp Verlag 2022, ISBN: 978-3-518-42605-0

Ingeborg Bachmann, Max Frisch.

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anzeiger / 25 –
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„Es besteht ein tiefes Gefühl der Unsicherheit über Israels Zukunft. Das ist ein Holocaust-Gefühl“

Der Wissbegierige

Der israelische Journalist und Historiker Tom Segev wurde 1945 in Jerusalem als Kind deutscher Flüchtlinge geboren. Er studierte in Jerusalem Politologie und wurde in Boston mit einer Arbeit über KZ-Kommandanten promoviert. In den 1970er-Jahren war er Deutschlandkorrespondent, danach bis zu seiner Pensionierung Kolumnist für HaAretz, eine bedeutende israelische Zeitung. Er schrieb Bücher über die Gründung des Staates Israel, über Post-Zionismus, das Zusammenleben von Juden und Arabern, über den Sechstagekrieg und die israelische Erinnerungspolitik. Zuletzt im Siedler Verlag erschienen: „Simon Wiesenthal. Die Biographie“ (2010), „David Ben Gurion: ein Staat um jeden Preis“ (2018) und jüngst seine Erinnerungen „Jerusalem Ecke Berlin“ (2022). Tom Segevs Bücher wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt.

Herr Segev, Sie hießen einmal Thomas Schwerin, ein Name, den Sie als junger Israeli abgelegt haben. Fällt Ihnen dieser Name noch manchmal ein?

Tom Segev – Meine Mutter war sehr gekränkt, als ich ihr sagte, dass ich meinen Namen ändern will. Wir haben uns dann geeinigt, dass ich den Namen Schwerin behalte. Aber mit „Thomas“ kann man in Israel nur sehr schwer leben, ich wollte das auch nicht, es hat mir nicht gefallen. Ich habe dann sehr viel später erfahren, dass mich meine Eltern, in ihrer Jugend beide Kommunisten, zunächst „Tito“ nannten. (lacht) Sie hatten sich am Bauhaus in Dessau kennengelernt, wollten Deutschland nicht verlassen. Als sie nach der Machtergreifung der Nazis 1933 nicht mehr bleiben konnten, versuchten sie in allen möglichen anderen Ländern zu leben, bis sie schließlich in Palästina gelandet sind. Sie fühlten sich dort nicht wohl und waren hier auch nicht zuhause. Ich wurde 1945 in eine Welt geboren, von der man hoffte, dass sie

endlich eine bessere sein würde. Sofort nach Kriegsende begannen meine Eltern mit Vorbereitungen für die Rückkehr nach Berlin. Sie hatten dort einen Architekten-Freund, der aus Serbien stammte. Ich glaube, ihm zuliebe haben sie mich „Tito“ genannt. (lacht) Mein Vater schrieb damals in einem Brief: „Eigentlich habe ich in diesem Lande nichts verloren, ich will wieder nach Hause, ich habe genug.“ Kurz danach kam er um. Meine Mutter ist in Israel stecken geblieben und fand dort einen neuen Partner. Sie hat uns aber immer das Gefühl gegeben, dass wir mit Europa etwas Besseres verloren haben.

Zuhause wurde deutsch gesprochen? Segev – Ja. Deutsch ist meine erste Sprache. Meine Mutter hat immer genau auf die richtige Aussprache geachtet, und dass wir keine Grammatikfehler machen. Sie lernte nie Hebräisch, konnte deshalb weder meine Artikel noch meine Bücher lesen, bis sie übersetzt wurden. Schon als Kind war mir bewusst, dass ich auf zwei Ebenen von Identität existiere. Der deutsche Name war ein bisschen zu viel beim Versuch, die ganze Geschichte auszubalancieren. Deshalb habe ich ihn geändert. Ich glaube, die Eltern haben mich nach Tomáš Masaryk benannt.

Ihre ersten Bücher? Sie erwähnen „Emil und die Detektive“ und bekamen von Erich Kästner sogar eine Autogrammkarte. Segev – Meine Mutter hat uns deutsche Kinderbücher vorgelesen. Erich Kästner war in Israel und davor schon in Palästina sehr populär. Man hat ihn interessanterweise niemals als Deutschen, sondern immer nur als Autor wahrgenommen. Seine Bücher erschienen auf Hebräisch und litten auch nie unter der antideutschen Atmosphäre, die es in Israel verständlicherweise gab. Meine Mutter las uns auch die Kasperle-Bücher der deutschen Schriftstellerin Josephine Siebe vor, die in gotischer Schrift gesetzt waren. Es war merkwürdig, diese Geschichten, die ich sehr mochte, im Israel der 1950er-Jahre vorgelesen zu bekommen. Ich begann mich früh mehr für Geschichte als für Literatur zu interessieren. Aber es gab da noch ein britisches Kinderbuch, das von einem kleinen Jungen handelt, der als blinder Passagier auf ein Schiff geht und in Äthiopien einen jüdischen Buben findet, den er dann mit nach Palästina bringt. Es handelte sich um ein zionistisches Kinderbuch. Die Geschichte ist in meinem Fall interessant, weil ich viele Jahre später in Äthiopien einen Jungen gefunden habe, dessen Vater ich heute bin.

In Ihrem Buch kommen fast keine Beschreibungen der Landschaft Israels vor. Einmal heißt es, Sie könnten weder mit Gedichten noch Gebeten etwas anfangen … Segev – Ich interessiere mich mehr für die Geschichte von Menschen. Es ist mir selber gar nicht aufgefallen, aber man hat mir schon gesagt, dass ich in meinen Erinnerungen, die ja fast eine Autobiografie sind, viel mehr über andere Menschen als über mich selbst spreche. Als ich noch ein ganz kleiner Junge war, wurde ich in Jerusalem einmal gefragt: Wofür interessierst du dich eigentlich? Und ich sagte: für Menschen.

anzeiger / 29
– Selbstredend –
Tom Segev möchte möglichst alles über Menschen wissen – Landschaften interessieren ihn weniger – und möglichst viel darüber schreiben.
Das macht ihn zu einem der besten Autoren der Gegenwart
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„Ein Hauptproblem, das mit der Existenz des Staates Israel zusammenhängt, liegt in der Schwierigkeit der Definition, wer Jude ist“
Tom Segev

Tom Segev:

Jerusalem Ecke Berlin. Erinnerungen Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Mit zahlreichen Abbildungen. Siedler Verlag, München 2022

Die Eltern treffen und verlieben sich am Bauhaus in Dessau, wo die Mutter Fotografie und der Vater Architektur studiert. Heinz Schwerin ist Jude, Carla Schwerin Deutsche – als Kommunisten fliehen sie aus Nazideutschland und landen in Palästina. „Ich wurde in Jerusalem in eine Zeit hineingeboren, die große Hoffnung für die Menschheit bereithielt“, heißt es in den Erinnerungen von Tom Segev. Im März 1945 geboren, schildert der international bekannteste israelische Historiker Kindheit und Jugend in Jerusalem, über das sich bald der Schatten des ersten von zahllosen Kriegen des jungen Staates Israel senkt. Der Vater kommt 1948 ums Leben, die Mutter, die zeitlebens nie Hebräisch lernt, wird zu einer bekannten Fotografin (unter anderem porträtiert sie Freunde wie Martin Buber und Hannah Arendt). Schon als Redakteur einer Studentenzeitung trifft Segev auf Staatsgründer Ben Gurion, ein Treffen, dem im Lauf seiner Journalistenkarriere Begegnungen mit den Großen des 20. Jahrhunderts folgen: von Arafat über Willy Brandt bis zu Teddy Kollek (dessen Büro Segev eine Zeit lang leitet) und Mutter Teresa, Fidel Castro oder Simon Wiesenthal. Der Autor von einem halben Dutzend historischen Büchern über Israels Staatsgründung, das Zusammenleben von Juden und Arabern, den Sechstagekrieg und Biografien von Wiesenthal und Ben Gurion beschreibt auf höchstem literarischen Niveau den bisweilen grotesken Alltag in Jerusalem, der „verrücktesten Stadt der Welt“, seine Aufenthalte in Deutschland und in den USA. Der Historiker denkt auch über seine „persönliche Mitverantwortung“ für die Tragödie der Palästinenser nach, er scheut nicht vor deutlichen politischen Urteilen zurück und gelangt über zahlreiche Einzelschicksale und -geschichten zu den Freuden seiner späten Vaterschaft durch die Adoption eines Kindes aus Äthiopien. Ein Jahrhundertbuch in jeder Hinsicht!

Ich war damals zehn Jahre alt. Es gibt Länder, in denen fast jeder Mensch eine Biografie hat, die von den großen Flügeln der Geschichte gestreift wurde. Das Schöne an der deutschen Sprache ist, dass „Geschichte“ und „Geschichten“ im Sinne von Storys dasselbe sind. Vielleicht ist das auch etwas, was Israel mit Deutschland oder Österreich gemeinsam hat: Jeder Mensch in diesen Ländern ist durch die jüngste Geschichte sehr beeinflusst. Genau das finde ich aufregend! Was die Gedichte betrifft: Ich bin kein sehr philosophischer Mensch, ja, und ich bin auch sehr unideologisch. Ich interessiere mich mehr für Geschichten, für Tatsachen, bin vollauf damit zufrieden, Geschichten zu finden und zu erzählen.

Zu Ihren Begegnungen mit großen Figuren des 20. Jahrhunderts gehört jene mit Bruno Kreisky, der Ihnen erklären wollte, dass es das jüdische Volk gar nicht gebe. Haben Sie das nicht für verrückt gehalten? Segev – Nein, sicher nicht. Wie immer in schwierigen Situationen dachte ich, wie eigenartig und faszinierend ist das, was ich da gerade höre! Ich hatte bis dahin nichts Vergleichbares gehört. Man hat mich oft gefragt: Welches war dein interessantestes Interview? Das interessanteste Interview war wohl jenes mit Ben Gurion, als ich dreiundzwanzig war. Gleich danach kommen aber die aufregenden Stunden mit Bruno Kreisky, die völlig ungeplant waren. Eigentlich war ich mit einem Korrespondenten des israelischen Fernsehens nur für ein paar Minuten gekommen, um etwas über seinen Streit mit Wiesenthal aufzunehmen. Kreisky sagte seine Sätze in die Kamera, wir wollten schon wieder gehen.

Mit „Streit“ ist Kreiskys ungeheuerlicher Vorwurf gemeint, Wiesenthal habe mit der Gestapo kollaboriert … Segev – Er fragte uns, ob wir noch ein bisschen mehr Zeit hätten, zog uns in Hinterzimmer seiner Arbeitsräume und begann einen systematisch vorbereiteten Vortrag. Er wollte dem israelischen Publikum durch uns Journalisten erklären, dass die Israelis eigentlich im Irrtum lebten. Sie würden nämlich irrigerweise meinen, es gebe ein jüdisches Volk, und er, Kreisky, wolle sie über diesen Irrtum aufklären. Es war interessant, was er vorbrachte, wenn auch nicht rasend originell. Kreisky hatte das nicht erfunden und zitierte irgendwelche Historiker. Was ich interessant fand, war der Umstand, dass ihn diese Frage nach dem Judentum geradezu obsessiv beschäftigte. Als er eine Pause machte,

um Wasser zu trinken, sagte ich das auch: „Herr Bundeskanzler, das ist furchtbar interessant, dass Sie das so beschäftigt!“ Daraufhin explodierte er, schlug auf den Tisch. Das stimme gar nicht, und wie ich auf die Idee komme, dass ihn diese Frage so sehr beschäftige? Es beschäftige ihn ganz und gar nicht! (lacht) Er hat dann noch eine ganze Stunde weitergesprochen. Sein Hauptargument, das nicht ganz von der Hand zu weisen ist, lautete: „Ich bin völlig unreligiös – was habe ich eigentlich mit einem jüdischen Schuster im Jemen gemeinsam?“ Kreisky leugnete seine jüdischen Wurzeln nicht, aber er verstand nicht, was ihn und den Schuster zu einer Volksgemeinschaft machen sollte. Das ist deshalb so interessant, weil ein Hauptproblem, das mit der Existenz des Staates Israel zusammenhängt, in der Schwierigkeit der Definition liegt, wer Jude ist. Es gibt zahllose Definitionen, auch in Israel, darunter auch

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„Meine Mutter hat uns immer das Gefühl gegeben, dass wir mit Europa etwas Besseres verloren haben“
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Tom Segev mit Staatsgründer Ben Gurion, 1968

solche, die den Rang von Gesetzen haben, sich nach religiöser Auffassung aber widersprechen. Es gibt die große Diskussion über den Übertritt zum Judentum: Wer darf und kann übertreten? Wer ist wirklich Jude? Wie kann ein Jude ein Jude sein, wenn er nicht an Gott glaubt? Es gibt viele Israelis, die sagen, ich bin an erster Stelle Israeli. Ich fand Kreisky interessant, weil er eine von diesen Positionen einnahm: Es gibt gar kein jüdisches Volk, die Juden sind eine Religion. Es wäre ja schön, wenn alle Menschen auf der Welt das einsehen würden, besonders die Antisemiten! Aber leider ist das auch ein Problem, das nicht nur die Juden beschäftigt, sondern auch die Antisemiten. Die Stunden allein mit dem Bundeskanzler im Zimmer waren jedenfalls ein sehr tiefes Erlebnis.

Sie schreiben, er verzehrte während seiner Ausführungen Mozartkugeln. Segev – Er zitierte immer wieder aus Büchern jüdischer Historiker und sozialdemokratischer Autoren. Zwischen den Büchern lag eine angebissene Mozartkugel, man konnte sich richtig vorstellen, wie er sich den Stapel am Vorabend zurechtgelegt hatte, um der israelischen Presse alles zu erklären. Er sagte dann auch, dass er sich auf das Gespräch richtig vorbereitet habe. Als ich später die Biografie von Simon Wiesenthal schrieb, habe ich anhand der Auseinandersetzung zwischen Kreisky und Wiesenthal einiges über Kreiskys jüdischen Komplex gelernt. Ich kam zum Schluss, dass Wien für zwei so große jüdische Egos zu klein war.

Haben Sie Simon Wiesenthal je getroffen?

Segev – Ich habe ihn im Zusammenhang der Kontroverse mit Kreisky einmal getroffen. Wir sind von Kreisky, der diesen Ex-Nazi Peter zum Minister machen wollte, zu Wiesenthal gegangen. Das Ganze war nicht meine Story, ich war nur der Begleiter. Wir waren ein paar Minuten da, Wiesenthal schaute in die Kamera und hatte Tränen in den Augen. Ich habe ihn nicht wirklich kennengelernt, es war auch nicht meine Idee, über ihn zu schreiben. Ein Verleger fragte mich in New York: „Wollen Sie nicht eine Biografie über Wiesenthal schreiben?“ Ich habe gesagt, nur unter zwei Bedingungen: Dass ich nicht herausfinde, dass er blufft, dass er ein Fake ist. Ich will nicht derjenige sein, der das der Welt erzählt – was geht es mich an, dass die Welt Wiesenthal glaubt? Noch wichtiger war, dass ich sehen wollte, was sich noch alles in seinem Büro befand. Seine Tochter sagte dann, ich könne den Schlüssel haben. Ich habe

viele Wochenenden in dem Büro gesessen und bin zu dem Schluss gekommen, dass bei seiner Geschichte auch ein bisschen Fantasie dabei ist. Ganz besonders interessiert mich, warum das so ist. Das geschah nicht, weil er die Welt anschwindeln wollte. Es gibt Gründe, dass Menschen, die großes Unglück erleben, oft dazu neigen, Dinge zu übertreiben.

Tun sie das?

Segev – Das Ganze hat auch mit meinem Interesse für Erinnerung und mit meinen eigenen Erinnerungen zu tun. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann sehe ich auch, ach, das ist ja übertrieben. Wiesenthal war in fünf Konzentrationslagern, das ist dokumentiert. Einmal hat er gesagt, er war in sieben, dann sagte, er war in neun. Später ist ein Buch in Amerika erschienen, da war er in einem Dutzend Konzentrationslagern. Schließlich bekam er die Medaille vom amerikanischen Kongress, und da hieß es, Wiesenthal sei in Auschwitz gewesen. Er hat das nicht dementiert. Er war nie in Auschwitz, er war in fünf Konzentrationslagern. Ich hätte ihn gefragt: „Fünf ist doch genug. Warum ist es Ihnen so wichtig?“ In Amerika hat mir ein Psychiater erklärt, dass Leute erzählten, sie wären beim Anschlag auf die Twin Towers aus dem fünfzigsten Stock durch ein Wunder gerettet worden. In Wahrheit waren sie in der Lobby unten und wurden dort gerettet. Die Notwendigkeit, durch ein Wunder gerettet worden zu sein, sodass das Leben einen Sinn hat, war auch bei Wiesenthal sehr stark. Er hat immer Wunder erfunden, wie er da und dort gerettet wurde. Viele Menschen wurden einfach ermordet – ohne tieferen Sinn. Diese Zusammenhänge haben mich interessiert. Und um es klar zu sagen: Wiesenthal war kein Schwindler. Er ist eine authentische Figur, die zur Holocaust-Kultur gehört.

Der Zionismus verblasste, die Israelis entdeckten sich als Juden, schreiben Sie. Ihre Bücher wurden teilweise heftig diskutiert –mussten Sie je etwas revidieren, was Sie geschrieben hatten?

Segev – Viele meiner Bücher sind schon vor längerer Zeit entstanden, in einer Zeit, als in Israel erstmals die Archive geöffnet wurden. Das war in den 1980er-Jahren. Bis dahin hatte Israel eigentlich keine Geschichtsschreibung. Wir hatten Ideologie, Mythologie und viel politische Indoktrination. Als die unter Verschluss gehaltenen offiziellen Dokumente freigegeben wurden, konnte man sehen, dass sehr viele Dinge erfunden und zurechtgemacht worden waren, in der

Kontinent Kinderbuch

Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Unsichtbar

Sagt Ihnen der Name Antonie Zimmermann etwas? Oder Nadine Erler? Nein? Damit sind Sie mit Sicherheit nicht alleine. Die eine war 1869 die erste Übersetzerin von „Alice in Wonderland“, die andere 2022 die bislang letzte in einer Reihe von rund vierzig Übertragungsversuchen ins Deutsche. (Dabei hielt Carroll selbst sein Werk aufgrund der vielen Wortspiele, Neologismen und Parodien für unübersetzbar.) Übersetzer:innen sind die unsichtbaren Wesen der Literatur. In Rezensionen werden Sprache und Stil gelobt – wer dafür gesorgt hat, dass das auch auf Deutsch gut funktioniert, ist nicht der Rede wert. Literarische Übersetzer:innen werden immer noch nicht in allen Verlagsvorschauen genannt, was eine Schande ist. Aber ich muss mich bei der eigenen Nase nehmen. Ich kann mich nach der Lektüre manchmal nicht einmal an die Namen der Autor:innen erinnern, die Übersetzer:innen vergesse ich oft schon während des Lesens. Mein Neujahrsvorsatz lautet also: In der Vermittlung auch immer die Sprachkünstler:innen zu würdigen, durch die ich anstrengungslos etwa John Green, Amos Oz oder Sven Nordqvist genießen kann: dank Sophie Zeitz, Mirjam Pressler und Angelika Kutsch. „Alice“ ist übrigens in rund 175 verschiedenen Sprachen zu lesen, seit 2021 auch auf Klingonisch. Lewis Carroll hätte vermutlich seine Freude daran. »

anzeiger / 31
FOTO: INSTITUT FÜR JUGENDLITERATUR

Hoffnung, in Israel ein neues Volk zu schaffen, eine neue israelische Identität zu begründen. Als wir die Dokumente in die Hand bekamen, sagten wir: „Wow, so haben wir das nicht in der Schule gelernt!“ Mindestens die Hälfte der arabischen Bevölkerung hat das Land nicht einfach verlassen und ist auch nicht geflohen, sie wurde vertrieben. Nicht alle Kriege waren unvermeidbar, nicht alles wurde getan, um Friedensverträge mit den arabischen Ländern zu erreichen. Juden aus arabischen Ländern wurden in Israel diskriminiert. Alles, was ich schrieb, beruht aber auf offiziellen Dokumenten, die übrigens später teilweise wieder geschlossen wurden. Das führte auch dazu, dass man Fragen stellen konnte, die bis dahin nicht gestellt wurden: Wer sind wir eigentlich? Was beschäftigt uns? Sehr viel unserer Identität als Israelis hängt mit dem Holocaust zusammen. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als man kaum von Holocaust sprach. Eltern haben ihren Kindern nichts davon erzählt, Kinder haben nicht gewagt zu fragen. Dann kam der Eichmann-Prozess. Ich war damals 16 und blieb manchmal von der Schule weg, um bei den Gerichtsverhandlungen zuzuhören. Eichmann hat mich furchtbar interessiert und überhaupt diese Zeit der Nazis, alles, was mit meiner Familie zusammenhing.

Daraus entstand „Die siebte Million“, das Buch über Israels Politik der Erinnerung. Segev – Ich würde darin nichts revidieren, aber einiges ergänzen. Ich beschreibe darin, wie der Holocaust, der von einem fast totalen Tabu umgeben war, ab dem EichmannProzess in den 1960er-Jahren zu einem sehr wichtigen Element der israelischen Identität wurde. Vielleicht würde ich heute mehr Beispiele für die Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen wahren Holocaust-Gefühlen und manipulierten Holocaust-Argumenten bringen. Es gibt beides in Israel, und es ist nicht immer einfach zu unterscheiden. Der Holocaust ist heute Argument für alles Mögliche geworden und fast alltäglich – oft bei Dingen, die die Menschen wirklich betreffen, oft als politische Manipulation. Es gibt heute in Israel ungefähr eine Million Menschen, die sich in den letzten Jahren europäische Pässe angeschafft haben, ganz legal und nach europäischen Gesetzen. Man fragt sich: Warum brauchst du einen polnischen, einen französischen oder einen österreichischen Pass? Der ist relativ leicht zu erhalten. Die Menschen sagen dann: Man kann ja nicht wissen, vielleicht brauchen ihn die Kinder einmal. Es besteht ein tiefes Gefühl der Unsicherheit über Israels

Zukunft. Das ist ein Holocaust-Gefühl. Diese gespenstische Suche nach mehreren Pässen ist etwas, was nur durch zweitausend Jahre Wanderungen und Vertreibungen ausgelöst werden konnte. Aber es wird in der Politik damit auch manipuliert: Netanjahu erzählte zum Beispiel, dass es ein palästinensischer Führer war – der Großmufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini –, der Hitler die Idee, die Juden zu vernichten, eingeflüstert hat. Das ist eine typische HolocaustManipulation, und es gibt zahllose andere Beispiele dafür. Ich würde das Buch etwas ergänzen – vielleicht mache ich das auch noch.

Der beste Journalismus sei der historische Journalismus und die beste Geschichtsschreibung sei journalistisch, behaupten Sie einmal – wie mir scheint, aus guten Gründen. Wo haben Sie so gut zu schreiben gelernt?

Segev – Ich habe mit Journalismus angefangen und kann nicht sagen, dass ich das gelernt habe. Ich hatte immer den Drang, möglichst viel darüber zu wissen, was in diesem Land vor sich geht, und auch große Freude daran, mehr zu wissen als andere. Ich las früher als andere Kinder Tageszeitungen. Mehr zu wissen als andere hat mir selbst geschmeichelt. Später entstand die Lust des Journalisten, das zu erzählen, was er weiß. Ich hatte dabei nie das Gefühl, dass ich die Welt verändere. Es ging darum festzustellen, ob die Dinge, die wir in der Zeitung lesen, stimmen. Dann kam für mich als Journalist sehr früh der Sechstagekrieg von 1967, und ich wusste, das ist ein großes historisches Ereignis, das das ganze Leben in Israel entscheidend verändern wird. Damit begann ich auch, mich mehr und mehr für historische Themen zu

interessieren, zumal sich Reportagen über historische Themen besser verifizieren lassen als das, was mir ein Politiker erzählt. Denn das mag interessant sein, aber es kann stimmen oder auch nicht. Wenn man hingegen Dokumente in die Hand bekommt, weiß man wenigstens, was stimmt und was nicht. Ich studierte Geschichte, ging nach Amerika und dachte immer, der beste Weg, eine Geschichte zu schreiben, ist immer der, wenn man mit dem Gesicht zu den Lesern schreibt – nicht mit dem Blick auf den Professor, der dafür verantwortlich ist, ob ich eine akademische Stelle bekomme. Ich hatte auch nie den Ehrgeiz, akademisch tätig zu sein. Ich schreibe für Leser:innen! Das gilt für die Geschichtsschreibung und genauso im Journalismus. Ich glaube, wirklich guter Journalismus ist sich dessen bewusst, dass er in einem bestimmten geschichtlichen Kontext relevant ist und sonst eben nicht.

Gleichzeitig mit Ihrem Buch über David Ben Gurion sind in Israel mehrere Biografien erschienen. Das Interesse am Gründer der Staates Israel ist offenbar ungebrochen, wohl auch gegen die aktuelle Politik … Segev – Ja, und ich glaube, es ist größer geworden, je länger Netanjahu im Amt war. Der Wunsch der Israelis nach Integration, Ehrlichkeit und einer staatsmännischen Vision als Gegensatz zu alltäglicher Politik. Ich glaube, dass auch deshalb so viel über Ben Gurion geschrieben wurde. Man sehnt sich nach einem glaubwürdigen Staatsmann. Mein Buch erschien in jenem Monat, als Netanjahu gerade ein persönliches Fest feierte – er war länger im Amt als Ben Gurion. Er kommt ja auch gerade jetzt wieder ins Amt, allerdings auf nicht sehr glorreiche Weise.

anzeiger / 32
– Selbstredend –
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„Bruno Kreisky sagte, die Israelis würden irrigerweise meinen, es gebe ein jüdisches Volk, und er wolle sie über diesen Irrtum aufklären“
FOTO: PRIVAT
Tom
Segev
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Tom
Segev bei Bruno Kreisky

Gastkommentar

Normal ist etwas anderes geworden

Trotz des holprigen Anfangs hat sich dieses Jahr endlich wieder so etwas wie Normalität eingestellt. Aber „normal“ ist nun etwas anders

Text: Johannes Kößler

Wer darauf wartet, dass alles wieder so wird wie vorher, ist schon wieder zu spät dran. Die gehäu au retenden Krisen sind nicht vorbei. Corona war kein Blockbuster, kein Stand-alone, es gibt Sequels und Spin-o s. Die Folgen erleben wir alle live. Preiserhöhungen, Verzögerungen, Aus lle und steigende Lohnkosten sind nur ein paar wenige Luxusprobleme, die uns betre en. Luxus deshalb, weil diese Probleme in Relation zu den Weltkrisen verschwindend klein sind. Umso schwieriger ist es, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Was ist passiert in den Pandemiejahren?

Die Buchbranche, vor allem der Buchhandel, scheint sich geö net zu haben. Er hat an Popularität gewonnen, durch Kra akte und die Bereitscha , einzuspringen und zu handeln – auch bei jungen Leserinnen und Lesern. Buchhandlungen haben sich, mehr denn je, als sichere Häfen positionieren können. Bei einigen hat es sogar einen Digitalisierungs-

schub gegeben, was dazu ge hrt hat, dass einer der größten White-Label-Shopanbieter r den Buchhandel sein Angebot maßgeblich überarbeitet.

Was kleine und mittlere Buchhandlungen bieten, ist in den Vordergrund getreten: Persönlichkeit, Service, Kultur, Begegnung in einem sicheren, überschaubaren Rahmen. Einem Rahmen, der das digitale Angebot immer ö er miteinschließt.

Die Preise bei Print r Endkunden steigen nun erzwungenermaßen endlich. Bei der Preisgestaltung beim E-Book haben viele Verlage allerdings bisher genauso kurzsichtig agiert wie bisher im Print-Bereich. Die Folgen des Preisunterschiedes gehen anscheinend ganz selbstverständlich zulasten der Buchhandlungen.

Die Leserinnen und Leser lieben unabhängige Buchhandlungen. Dass diese ihr E-Book-Sortiment zurückhaltend behandeln und so riskieren, die neu gewonnenen

Kund:innen wieder zu vergrämen, ist bei zwanzig Prozent Rabatt von verminderten Preisen nicht weiter verwunderlich. Die Katze beißt sich in den Schwanz, denn die digitalen Auslieferungen werden hier nichts ändern (wollen). Wollen die Verlage? Wollen die Interessensvertretungen? Wollen die Buchhandlungen? Dieser Brocken wird immer größer, je länger wir darauf warten, dass er uns auf den Kopf llt.

In den Pandemiejahren sind Buchhandlungen gemeinsam aufgetreten, haben gemeinsam gehandelt, voneinander gelernt und sich gegenseitig inspiriert. Interessensvertretungen haben alles getan, um das Überleben der Branche zu sichern. Die Bande, die sich in den letzten Jahren gebildet haben, müssen hier ebenso halten, Stärke und Bereitscha zur Aktivität zeigen. Der einzig richtige Schluss kann also nur sein, dass allein dieses gemeinsame, inspirierende, kra volle und überlegt-vertrauensvolle Annähern an eine unsichere Zukun ebendiese zu sichern und zu stabilisieren vermag.

…:
– Kurz vor Schluss –
ILLUSTRATION:
GEORG FEIERFEIL, FOTO: DANIEL EGGERSTORFER
Johannes Kößler, Buchhändler der Seeseiten Buchhandlung OG
„Der Buchhandel hat an Popularität gewonnen, durch Kra akte und die Bereitscha , einzuspringen und zu handeln“
anzeiger / 33

Veranstaltungen Jänner 2023

MITTWOCH, 4. 1.

Buchpräsentation: Bernhard Moshammer: „Die Holzapfel Schwestern“ (Cinema Paradiso St. Pölten, Rathausplatz 14, 3100 St. Pölten, 20:00)

DONNERSTAG, 5. 1.

Viele Stimmen – von Nothelfern und anderen Einflüsterern: Bodo Hell & Georg Vogel (Schloss Goldegg, Hofmark 1, 5622 Goldegg, 20:00)

SONNTAG, 8. 1.

Angela Steidele: „Aufklärung. Ein Roman“ (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 10:30)

Musikalische Lesung: „What’s Your Nationality? I’m a Drunkard“. Collagen zur nationalen Verblendung (Porgy & Bess, Riemergasse 11, 1010 Wien, 20:30)

DIENSTAG, 10. 1.

Vitali Konstantinov: „Alles Geld der Welt“ (Stadtbibliothek Dornbirn, Schulgasse 44a, 6850 Dornbirn, 8:30)

Anais Maier: „Mit einem Fuß draußen“/Markus Köhle: „Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts“ (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)

MITTWOCH, 11. 1.

Erstes Wiener Lesetheater: Eugen Bartmer, Schlosser – Dichter – Jazzfan (Café Zartl, Rasumofskygasse 7, 1030 Wien, 19:00)

DONNERSTAG, 12. 1.

Literaturfrühstück: Anton Thuswaldner: „Wie entsteht ein Kanon?“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 10:30)

Literatur & Klavier: Franz Schuh & Suyang Kim: Über Liebe und Politik (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

FREITAG, 13. 1.

„Die schöne Magelone“: (Großer Sendesaal, Radiokulturhaus, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien, 19:30)

SAMSTAG, 14. 1.

Wolfram Koch liest Edgar Allan Poe (Landestheater Niederösterreich, Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten, 19:30)

SONNTAG, 15. 1.

Rote Bar: Interaktiver Einblick #2: Kreatives Schreiben (Volkstheater, Arthur-Schnitzler-Platz 1, 1070 Wien, 13:00)

MONTAG, 16. 1.

Lesung und Gespräch: Norbert Gstrein „Mehr als nur ein Fremder“ (Literaturhaus am Inn, Josef-HirnStraße 5/10. Stock, 6020 Innsbruck, 19:00)

Franzobel ist am 31. Jänner im Literaturhaus Salzburg zu Gast

MONTAG, 23. 1. Yasmo & Mieze Medusa: „Mothers you’d like to flow with“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

DIENSTAG, 24. 1.

Buchpräsentation, Lesungen & Musik: Brigitte Theresa Gangli, Ingeborg Kraschl & Günther Payer: „Halbschatten“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

MITTWOCH, 25. 1.

Literatur-Musen: „Je länger wir bleiben“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

Grissemann – Engelmayr – Reumüller: „Thomas Bernhard Machine“ (Spielboden Dornbirn, Färbergasse 15, 6850 Dornbirn, 20:00)

DONNERSTAG, 26. 1.

Erstes Wiener Lesetheater liest Lily Brett: „Auschwitz Poems“ (Wiener Theaterkeller, Hegergasse 9, 1030 Wien, 19:00)

Lesung & Gespräch: Tanja Maljartschuk: „Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

FREITAG, 27. 1.

Wolfram Berger & Wolfgang Puschnig lesen Kurt Schwitters: „Meine süße Puppe – mir ist alles schnuppe“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

MITTWOCH, 18. 1.

Vortrag: Gernot Günter Trausmuth, Julia Brandstätter: Ilsa Barea: „Wien – Legende & Wirklichkeit“ (Die Kunst VHS, Lazarettgasse 27, 1090 Wien, 18:30)

KlangTheater ORF: „Literatur ist der Rede wert – Die literarische Soirée“ (Radiokulturhaus, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien, 19:00)

DONNERSTAG, 19. 1.

Buchpräsentation: Andreas Salcher: „Die große Erschöpfung“ (Buchhandlung Moser, Am Eisernen Tor 1, 8010 Graz, 19:00)

Lorenz Langenegger: „Was man jetzt noch tun kann“/ Andreas Unterweger: „So long, Annemarie“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

Buchpräsentation: Lena Schilling: „Radikale Wende. Weil wir eine Welt zu gewinnen haben“ (Cafe 7*Stern, Siebensterngasse 31, 1070 Wien, 19:30)

FREITAG, 20. 1.

Musikalische Lesung: Dostojewski & Jazz (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 19:30)

SAMSTAG, 21. 1.

Heidemarie Brosche: „Ein Schatz auf dem Schulhof“. Ab 6 J. (Stadtbibliothek Dornbirn, Schulgasse 44a, 6850 Dornbirn, 10:00)

Mireille Ngosso & Faika El-Nagashi: „Für alle, die hier sind“ (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 19:30)

SAMSTAG, 28. 1.

Grissemann – Engelmayr – Reumüller: „Thomas Bernhard Machine“ (ARGEkultur Salzburg, UlrikeGschwandtner-Straße 5, 5020 Salzburg, 20:00)

Rote Bar: Lesen und Tschechern #11 (Volkstheater, Arthur-Schnitzler-Platz 1, 1070 Wien, 20:00)

MONTAG, 30. 1.

Der künstliche Autor? Künstliche Intelligenz und literarisches Schreiben – ein Widerspruch?! Fabian Navarro & Martin Sexl im Gespräch: Montagsfrühstück. Forum für strategische Langsamkeit (Literaturhaus am Inn, Josef-Hirn-Straße 5/10. Stock, 6020 Innsbruck, 9:00)

Marlene Streeruwitz: „Tage im Mai“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

DIENSTAG, 31. 1.

Lesung & Gespräch: Franzobel: „Einsteins Hirn“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30

anzeiger / 34 – Buchtermine –
FOTOS: NICOLA MONTFORT, JULIA HAIMBURGER
Lena Schilling liest am 19. Jänner im Wiener Café Siebenstern

Besser lesen mit dem FALTER

Bisher zu Gast im Buchpodcast:

Hubert Achleitner Ewald Arenz Dominik Barta Jürgen Bauer Alex Beer Clemens Berger Isabel Bogdan Kirstin Breitenfellner Alina Bronsky Alex Capus

Didi Drobna Nava Ebrahimi Jens Eisel

Marc Elsberg Mareike Fallwickl Franziska Gänsler Lena Gorelik

Nino Haratischwili Romy Hausmann Jakob Hein Ilse Helbich Monika Helfer Judith Hermann Andreas Hepp Elias Hirschl Hauke Hückstädt Helge-Ulrike Hyams Elyas Jamalzadeh Sebastian Janata Andreas Jungwirth Nicola Kabel Barbara Kadletz Florian Klenk Doris Knecht Gabriele Kögl

Wlada Kolosowa Steffen Kopetzky Martin Kordić Ute Krause Daniela Krien Susanne Kristek Felix Kucher Rolf Lappert Raimund Löw Kristof Magnusson Lilly Maier Eva Menasse Felix Mitterer Tanja Paar Susann Pásztor Khuê Phąm Silvia Pistotnig Doron Rabinovici

Julya Rabinowich Edgar Rai Tanja Raich Lena Raubaum Eva Reisinger Andreas Schäfer David Schalko Elke Schmitter Sabine Scholl Jasmin Schreiber Claudia Schumacher Nicole Seifert Stefan Slupetzky Dirk Stermann Judith Taschler Daniel Wisser Iris Wolff

Die Wiener Buchhändlerin Petra Hartlieb im Gespräch mit Autorinnen und Autoren über das Lesen, das Schreiben und das Leben an sich.

Alle Folgen auf falter.at/buchpodcast und überall dort, wo Sie Podcasts hören.

Bücher

REINHARD WEGERTH: „FAST UNGLAUBLICH“

Verlag Sisyphus

Fast unglaublich

Wahre Geschichten

Nicht ohne Ironie erzählt der Autor 15 „wahre Geschichten“ aus den letzten Jahrzehnten in Österreich: Wie die „Krone“ auf den Nobelpreis für Jelinek reagierte, wie Kurz mit dem Geilomobil herum-fuhr, wie die Kriminalfälle Lucona, Noricum und Saliera abliefen und noch vieles andere arbeitet Wegerth hier literarisch auf – in seinem mittler-weile unverkennbaren Schreibstil.

Über ein Dutzend faktenbasierte Geschichten erinnern an bemerkenswerte bis groteske Vorfälle aus Österreichs jüngerer Vergangenheit, von denen einige heute nur mehr verwundertes Kopfschütteln auslösen, andere aber noch immer betroffen machen.

Der Autor hält sich dabei insofern heraus, als er beteiligte Dinge erzählen lässt – eine schon in früheren Büchern bewährte Methode. Das macht die Lektüre unaufdringlich und ermöglicht Einblicke in weniger bekannte Hintergründe und scheinbare Nebenaspekte.

Es kommen unter anderem zu Wort: die gestohlene Saliera, der Fund Ötzis, das sogenannte Geilomobil

110 SEITEN | 15,– | ISBN: 9783903125704 | UMFANG: 100 SEITEN BELLETRISTIK/ERZÄHLENDE LITERATUR | TASCHENBUCH AUSLIEFERUNG: KONTAKT@SISYPHUS.AT MEDIENSERVICE RUNGE: MSR@RUNGEVA.DE BEZAHLTE ANZEIGE
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