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anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Gewinnen Sie Wein vom Weingut HofbauerSchmidt!

Buch Wien 23

Die Welt im Bild erkennen

Das erwartet Sie unter anderem: Star-Autor:innen, 369 Veranstaltungen und ein neuer New-Adult-Bereich

Dies hat sich der Anthropologe Philippe Descola in seinem neuen Buch zur Aufgabe gemacht. Wir haben mit ihm darüber gesprochen

DIE LEBENSERINNERUNGEN EINER IKONE IN ZWEI BÄNDEN Wie in seinem Bestseller „Krowod“ erzählt Lukas Resetarits auch im zweiten Teil seiner Memoiren packende und amüsante Hintergrundgeschichten.

Aufgezeichnet von

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Fritz Schindlecker

196 Seiten | mit zahlreichen Fotos ISBN 978-3-8000-7800-4 | € 25,–

176 Seiten | mit zahlreichen Fotos ISBN 978-3-8000-7850-9 | € 25,–

Für mich persönlich warst du der große Wegweiser, der definiert hat, wie Kabarett gemacht werden muss. Erstens von einer politischen Haltung aus, weil man sonst nur jemand ist, der für Geld lustige Sachen erzählt. Und zweitens in gesunder Distanz zur hohen Politik und zur sogenannten besseren Gesellschaft. Aus dem Vorwort von Josef Hader


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JOUR NALIS MUS

06.10.23 16:17


– 158. Jahrgang –

Stimmungsvolle

Weihnachtszeit

„Ich danke allen, die in Frankfurt dabei waren und sich die Zeit genommen haben, die österreichische Literatur und Buchbranche zu repräsentieren“

HERAUSGEGEBEN VON

RUDOLF BISCHOF

KLAUS GASPERI

Weil wir im Herzen barfuß sind LESEBUCH ZU ADVENT UND WEIHNACHTEN

Gustav Soucek

H

erbst, Messen, Teil 1: Frankfurt. Wir sind mitten in einer ereignisreichen Zeit für die Buchbranche, die 75. Frankfurter Buchmesse ist gerade zu Ende gegangen.

Wir, das sind die österreichischen Verleger:innen, Autor:innen, Buchhändler:innen, Verlagsvertreter:innen und alle anderen in der Buchbranche, die dazu beigetragen haben, dass nach dem fulminanten Gastlandauftritt auf der Leipziger Buchmesse im April dieses Jahres auch die Frankfurter Buchmesse für Österreich erfreulich und erfolgreich verlaufen ist.

F O T O : K A T H A R I N A F. R O S S B O T H

Wieder einmal hat sich die Messe als wichtiges Networking-Ereignis erwiesen. Kontakte konnten geknüpft, erneuert und gestärkt werden – innerhalb unserer Branche, aber auch mit dem Gastgeber Deutschland, dem Gastland Slowenien, vielen internationalen Kontakten und nicht zuletzt mit der österreichischen Politik und ihren Kulturvertretern und vor allem auch mit den Leser:innen. Ich danke allen, die dabei waren und sich die Zeit genommen haben, die österreichische Literatur und Buchbranche zu repräsentieren.

Rudolf Bischof / Klaus Gasperi (Hg.)

Weil wir im Herzen barfuß sind Ein Lesebuch zu Advent und Weihnachten Ein poetischer Reiseführer durch die Adventsund Weihnachtszeit mit Beiträgen von Rose Ausländer, Ilse Aichinger, Bertolt Brecht, Christine Busta, Hilde Domin, Joseph Kopf uvm. geb. mit Titelprägung und Lesebändchen ISBN 978-3-7022-4151-3 224 Seiten, € 25.–

Die Freude über solche Begegnungen lässt uns aber nicht vergessen, dass Krieg in Europa und dem Nahen Osten herrscht. Ebenso wie in Frankfurt, werden diese Ereignisse auch weiterhin ein wichtiges Diskussionsthema sein. Somit sind wir bei Herbst, Messen, Teil 2: Buch Wien. Zahlreiche Veranstaltungen auf sechs Messebühnen und unterschiedliche Veranstaltungsorte in ganz Wien werden zum Dreh- und Angelpunkt für Kultur, Vernetzung und Inspiration. Über 350 Bühnengespräche, Podiumsdiskussionen und Vorträge mit 439 Autor:innen und Expert:innen aus 25 Nationen versprechen regen Meinungsaustausch – in einer Zeit, in der offener Diskurs immer mehr zur gesellschaftlichen Ausnahmeerscheinung zu werden droht. Die Buch Wien beginnt in wenigen Tagen, ich hoffe ich sehe Sie dort und freue mich auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen.

Keksezeit ist Glückszeit

Gustav Soucek

Die besten Rezepte aus der bäuerlichen Weihnachtsbäckerei Der perfekte Begleiter für einen besinnlichen Kekse-Backtag mit der ganzen Familie. Mit bewährten Rezepten der Tiroler Bäuerinnen.

HVB-Geschäftsführer

Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Lesley Kirnbauer, DW 11, kirnbauer@hvb.at Aboverwaltung: Manon Rieser, DW 12, rieser@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlags­gesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Linn Ritsch, DW 991, Christian Zillner, DW 926 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Anzeigenleitung: Ramona Metzler, DW 952, metzler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Medien­gesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

anzeiger / 3

58 farb. Abb., geb. ISBN 978-3-7022-4139-1 128 Seiten, € 25.–

Bestellen Sie zu Reisekonditionen bei: Mohr Morawa Buchvertrieb | A-1230 Wien Tel. +43 (0) 1 680 14 -5 | Fax: +43 (0) 1 688-71 -30 bestellung@mohrmorawa.at

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– Inhalt –

Messezeit Die Frankfurter Buchmesse, die Buch Wien und andere Großereignisse

T

Linn Ritsch Chefredakteurin

Das erwartet Sie auf der Buch Wien 23: Starautor:innen, neue Formate und ein Fokus auf das Genre New Adult

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MARKTBEOBACHTUNG

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Kulturpass für Österreich? Stimmen aus der Kulturbranche zum Kulturpass für 18-Jährige

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WISSENSWERT Leo-Perutz-Preis Der Gewinner steht fest! Frankfurter Buchmesse Ein Rückblick in Bildern

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SCHWERPUNKT

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SELBSTREDEND Philippe Descola Der französische StarAnthropologe im Interview

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GASTKOMMENTAR Anna Stacher-Gfall Die Jungbrunnen-Verlagsleiterin beschreibt, was das Besondere an der Buch Wien ist

GEWINNSPIEL

Religion und Philosophie Expert:innen empfehlen

HVB-PORTRÄTS Franz Schaffer Styria Verlag Jenny Unger Buchhandlung ChickLit

Gewinnen Sie Weißwein vom Weingut Hofbauer-Schmidt!

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BESTSELLER Das sind die meistverkauften Titel im September 2023

16 INTERNATIONAL Zukunft der Branche in Europa Zukunftsweisende Empfehlungen für die Buchbranche von der EU

KLASSIKER Christine Lavant Biografisches über die Dichterin

12 ESSENZIELL Buch Wien 23 Was Sie auf dem größten Buchfest Österreichs erwartet

12

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TERMINE Buchveranstaltungen im November

F O T O : N I N I T S C H AV O L L

age, die man auf Buchmessen ver­ bringt, sind meistens zu lang, laut und anstrengend. Aber auch wirklich interessant. Denn in unserer Branche be­ kommt man nirgends sonst so viel Viel­ falt, Buntheit und so viele Kontraste an einem Ort. In Frankfurt muss man zum Beispiel nur die Halle wechseln, um von einer Welt in die andere zu kommen: von den Jugendbüchern zur Erwachsenen­ literatur, vom deutschen Sprachraum in den angloamerikanischen und weiter nach Japan, Indien oder China. Was uns Österreicher:innen natürlich nicht daran hindert, auch die eigene Literatur gebüh­ rend zu feiern: Auf Seite 9 bekommen Sie einen Eindruck davon. Kaum hat man sich nach der ei­ nen Messe ein bisschen ausgeschlafen, beginnt die nächste – die Buch Wien. Ab S. 12 lesen Sie einiges über dieses bevorstehende Großereignis: Was es dort zum ersten Mal geben wird (einen Young-Adult-Bereich und sehr viele BookTok-Stars) und was die Messe für einen deutschen Konzernverlag attrak­ tiv macht (unter anderem die öster­ reichische Gemütlichkeit und Gast­ freundschaft). Natürlich haben wir auch abseits des Messecontents Interessantes zu bieten: Sie erfahren zum Beispiel, was man in Österreichs Kulturbranche von der Einführung eines Kulturpasses für Jugendliche hält (S. 5), warum die Pres­ sebörse der ARGE Kinder- und Jugend­ literatur so erfolgreich war (S. 10) und wo Sie Qualitätswein gewinnen können (S. 17). Wenn Sie etwas mehr Zeit haben und in der Stimmung für philosophi­ sche Kunstbetrachtungen sind, sollten Sie das Interview mit Philippe Descola lesen (S. 28).


– Marktbeobachtung –

FOTO: SHUTTERSTOCK

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ie kann man junge Menschen für Kultur begeistern? Die Frage ist ein Dauerbrenner in der Branche. Eine mögliche Antwort: Man gibt ihnen Geld für Kulturangebote. Das haben in den letzten Jahren Italien mit dem „Bonus Cultura“ und Frankreich mit dem „Pass Culture“ gemacht. Seit Juli dieses Jahres gibt es auch in Deutschland für 18-Jährige die Möglichkeit, den „KulturPass“ freizuschalten und damit 200 Euro für Kulturgüter zu nutzen. Sie können das Geld für Theater-, Konzert- oder Kinotickets, Eintrittskarten für Museen und Musikinstrumente verwenden. Auch Bücher kann man mit dem deutschen KulturPass kaufen. Erste Auswertungen zeigen: Dafür geben die jungen Erwachsenen den mit Abstand größten Teil ihres Gut­habens aus. Bis Ende September wurden 52 Prozent der KulturPass-Bestellungen für den Bücherkauf genutzt, das sind 46 Prozent des Gesamtumsatzes vom KulturPass. „Wir sehen schon jetzt, dass der KulturPass funktioniert und neue Kaufimpulse gesetzt hat“, sagt ­Thomas Koch, Sprecher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Etliche Buchhandlungen berichten, dass sie durch den KulturPass schon neue junge Kund:innen gewinnen konnten.“ Die zweitbeliebteste Kategorie sind Kinotickets, gefolgt von Konzert- und Theaterkarten. Mit Blick auf die Erfahrungen in den Nachbarländern würde die Buchbranche auch hierzulande die Einführung eines Kulturpasses begrüßen. „Angesichts der Populationsverhältnisse dieser Länder zu Österreich sind es leistbare Kosten und eine zukunftsweisende Investition für den Fortbestand als Kunst- und Kulturnation. Die Einführung eines Kulturpasses in Österreich wäre im Sinne der Bildung eine groß-

Kulturpass für Jugendliche – auch in Österreich? Nach Italien und Frankreich hat jetzt auch Deutschland einen Kulturpass für junge Erwachsene eingeführt. Ist das Modell auch für Österreich sinnvoll? Stimmen aus der Kulturbranche Text: Linn Ritsch

artige Maßnahme“, so HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek. Auch in anderen Kulturbereichen sprechen sich viele Institutionen für einen Kulturpass aus. „Junge Menschen für Kunst und Kultur zu begeistern ist ein wesentliches Ziel der Österreichischen Bundestheater“, sagt Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding GmbH. „Wir setzen in dieser Hinsicht zahlreiche Maßnahmen. Den Kulturpass nach dem Modell in Deutschland würden wir begrüßen.“ Rein ökonomische Impulse seien aber nicht der Weisheit letzter Schluss, heißt es von verschiedenen Seiten. Sinnvoll sei ein solches Modell vor allem dann, wenn mit dem Kulturpass auch entsprechende Vermittlungsangebote und bildungspolitische Maßnahmen einhergingen. „Ziel der

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Politik und weiterer Schritte sollte sein, flächen­deckend kostengünstige und kostenfreie Kulturangebote für junge Menschen unabhängig von ihrem Alter langfristig zu sichern“, sagt Michael Loebenstein, Geschäftsführer des Wiener Filmmuseums. Die Notwendigkeit für weitere Maßnahmen sieht auch Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur: „Vor allem für junge Menschen muss Kunst und Kultur gelebte Ausdrucksform sein, als mögliches Gestaltungsfeld und nicht als passive Berieselung oder Konsum. Einen solchen Zugang zu schaffen ist eine bildungspolitische Herausforderung. Damit sind Fragen der Chancengleichheit im Bildungssystem ebenso angesprochen wie das Zusammenwirken von Bildungs- und Kulturpolitik.“ Von der IG Freie Theaterarbeit kommen konkrete Vorschläge: „Ein solcher Pass wäre aus unserer Sicht vor allem für den Besuch von Live-Veranstaltungen sinnvoll und sollte ab dem 19. Geburtstag für zwei Jahre gelten. Sinnvoll wäre es sicher, wenn dies unter einer Art Rahmen und gerade bei den größeren Organisationen an eine Art ‚Begleitprogramm‘, also ein Vermittlungsangebot, gekoppelt wäre“, erklärt Ulrike Kuner, Managing Director der IG. Hilfreich seien hier Onlineangebote mit konkreten Nachfragemöglichkeiten: Was ziehe ich an? Wie muss ich mich verhalten? Wie lange dauert es? Was passiert da? Welches Stück wird gespielt, worum geht es darin? Mit solchen Zusatzinitiativen sei es besser möglich, nachhaltige Erfolge zu erzielen: „Wenn die Menschen einmal die Erfahrung gemacht haben, vergessen sie sie vielleicht bis zu dreißig Jahre lang, kommen aber dann wieder – das zeigt zumindest die Statistik und Erfahrung der großen Häuser.“


– Wissenswert –

Kurt Palm wurde am 10. Oktober mit dem Leo-Perutz-Preis ausgezeichnet

Ö1 Buch

des Monats

„Gebranntes Kind sucht das Feuer” von Cordelia Edvardson ist das Ö1 Buch im Oktober. Die 1929 in München geborene Autorin war eine Tochter aus gutem Hause, aber auch ein uneheliches Kind. Der Vater, der Staatsrechtler Hermann Heller, war Jude, die Mutter, die Schriftstellerin Elisabeth Langgässer, überzeugte Katholikin. Cordelia wuchs bei der Mutter auf, die allerdings in der NSZeit, um sich und ihren Ruf zu retten, die „dreivierteljüdische“ Tochter opferte. Cordelia wurde ins KZ deportiert, überlebte und wurde 1945 vom Roten Kreuz nach Schweden gebracht, wo sie fortan lebte. Ihr Roman ist die literarische Aufarbeitung des Verrats durch die Mutter, des Überlebens und des Neuanfangs der auf sich selbst gestellten 16-Jährigen. Innerhalb der Holocaust-Literatur ist Cordelia Edvardsons Buch nicht nur ob seiner literarischen Qualität ­herausragend, sondern auch durch den Mutter-Tochter-Konflikt mit beinahe tödlichem Ausgang. Ein Porträt der Schriftstellerin ­ ordelia Edvardson lesen Sie im C anzeiger 9/23.

Der Hai gewinnt Kurt Palm gewinnt den Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur 2023 für seinen Krimi „Der Hai im System“ (Leykam)

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in schaurig-schöner Abend: Der vierzehnte Leo-­ Perutz-­ Preis für Wiener Kriminalliteratur wurde am 10. Oktober im Rahmen des Autor:innenempfangs der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus im Hotel Imperial verliehen. Kurt Palm wurde für seinen Kriminalroman „Der Hai im System“ (Leykam) ausgezeichnet. Der mit 5.000 Euro dotierte Literaturpreis wurde von HVB-Präsident Benedikt Föger überreicht. Aus der Jurybegründung: „Der Hai im System ist ein Buch, das schmerzt. In seiner direkten Sprache und seiner nüchter-

Personalia

Cordelia Edvardson: „Gebranntes Kind sucht das Feuer“, Roman, Hanser Verlag, 136 Seiten, aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein Das Ö1 Buch des Monats ist eine ­Kooperation des HVB mit Ö1, die ­exklusiv in den Mitgliedsbuch­ handlungen ­beworben werden kann.

Rainer Fritthum im HVB-Präsidium Neu im HVBVorstand: Rainer Fritthum wurde einstimmig zum neuen Vizepräsidenten und Vorsitzenden des Verbandes der Österreichischen Buchgrossisten gewählt. Damit folgt er Franz Lintner nach. Gewählt wurde bei der HVB-Hauptvorstandssitzung am 3. Oktober.

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nen Aufrichtigkeit. Wer ein Happy End sucht, sollte eher die Allergene in Speisekarten studieren. Und wir? Was ist mit uns Schaulustigen am Straßenrand der Wirklichkeit? Wir begreifen, wa­rum das alles passiert. Und weil wir es wissen, fühlen wir mit, ertasten in uns selbst unsere eigenen UNFassbarkeiten, UN-Konsequenzen und UN-Gereimtheiten und sind gleichzeitig UN-glaublich erleichtert darüber, dass unser Leben nicht so scheiße aussieht wie bei den drei Anti-Protagonisten und -Protagonistinnen. Wir sind – hoffentlich – noch einmal davongekommen.“ Für den Schriftsteller Kurt Palm ist der Leo-Perutz-Preis nicht die erste Auszeichnung: 2011 wurde ihm für seinen Bestseller „Bad Fucking“ (Residenz 2010) der Friedrich-Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Krimi des Jahres verliehen. Zuvor wurde Palm bereits mit der gefeierten TV-Produktion „Phettbergs Nette Leit Show“ (1994–96) bekannt. Mit dem Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur werden jährlich Krimis ausgezeichnet, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern. Der Preis wird gemeinsam von der Stadt Wien Kultur und dem HVB vergeben und mit freundlicher Unterstützung der Bestattung Himmelblau vergeben.

F OTO S: J U L I U S H I RT Z B E RG E R, O R F/U R S U L A H U M M E L-B E RG E R, ST E FA N K N I T T E L


– Wissenswert –

Da waren’s nur noch fünf Aus 137 eingereichten Werken hat die Jury des Österreichischen Buchpreises die fünf Finalist:innen gewählt

D

ie große Entscheidung rückt näher: Seit 10. Oktober steht fest, welche Titel es auf die Shortlist für den Österreichischen Buchpreis geschafft haben. Wer den Preis gewinnen wird, erfahren wir erst am Abend der Preisverleihung am 6. November. Beim Auftakt zur Buch Wien-Woche wird auch verkündet, wer den Buchpreis Debüt erhält. „Die fünf Autor:innen der Shortlist sind bestens bekannt, haben eine treue Leserschaft und publizieren seit vielen Jahren erfolgreich ihre Werke. Auch wenn nur ein Buch am 6. November im Kasino am Schwarzenbergplatz den Österreichischen Buchpreis erhalten wird, so steht ein Gewinner dieses Wettbewerbs bereits jetzt schon fest: die österreichische Gegenwartsliteratur, die mit unserem Preis bei Leser:innen, im Buchhandel und bei den Medien eine besondere Aufmerksamkeit und eine größere Öffentlichkeit erhält“, so die Staatssekretärin für Kunst und Kultur Andrea Mayer. Die Preisträgerin bzw. der Preisträger erhält 20.000 Euro, die vier anderen auf der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro. Für den Debütpreis gibt es 10.000 Euro, die beiden weiteren bekommen 2.500 Euro.

Das sind die fünf Shortlist-Titel: Milena Michiko Flašar Oben Erde, unten Himmel (Wagenbach Verlag) Wolf Haas Eigentum (Carl Hanser Verlag)

ISBN: 978-38031-3353-3

Maja Haderlap Nachtfrauen (Suhrkamp Verlag)

Clemens J. Setz Monde vor der Landung (Suhrkamp Verlag)

Teresa Präauer Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein Verlag)

ISBN: 978-3446-27833-2

ISBN: 978-3518-43133-7

ISBN: 978-38353-5429-6

ISBN: 978-3518-43109-2

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Must-haves Z seit einem Jahrhundert Am 21. September 2023 feierte der Kitzler Verlag sein hundertjähriges Bestehen

Fröhliche Jubiläumsgäste: V. l.: Christine Stein (ehemals GF Kitzler Verlag), Ernst Meinl (Senatspräsident i. R.), Susanne Stein-Pressl (Manz Verlag)

ollfragen sind heikel, Angabe und Tarifierung von Waren sehr kom­ pliziert. Was Unternehmen heraus­ fordert, ist für den Kitzler Verlag seit einem Jahrhundert die Existenzgrund­ lage: Als ein führender Fachverlag pub­ liziert er Bücher zu Zoll, Außenhandel und Transport. „Er wurde gegründet, weil die k. und k. Monarchie aus­ einandergefallen ist“, erklärt Verlags­ leiter Walter Löffler. „Plötzlich waren viele Geschäftspartner von Wien aus gesehen im Ausland, es galten inter­ nationales Zollrecht und komplizier­ te Zollformulare.“ Johann A. Kitzler wollte Unternehmen dabei helfen und gründete den Kitzler Verlag. Aus dem Formularverlag entwickel­ te sich allmählich ein Allroundservice für österreichische Unternehmen. Seit den 1950er-Jahren publiziert Kitzler Praxishandbücher, seit den 1990er-Jah­ ren auch Piktogramme, Etiketten, Auf­ kleber und Formulare für den Gefahr­ guttransport. „Seit den 1990er-Jahren veranstalten wir auch hochspeziali­

sierte Branchentreffen wie den Zolltag oder den Außenwirtschaftsrechtstag“, sagt Löffler. Außerdem Zollrechtslehr­ gänge, Seminare und Webinare für Mitarbeitende großer Unternehmen. „Oft ist es praktisch, Expert:innen im Haus zu haben.“ Kitzler-Publikationen haben oft mehr als tausend Seiten und kosten über hundert Euro. Aber es sind eben „Must-haves“ und für das Tagesge­ schäft notwendig. „Wer unsere Bücher liest, macht es für die Arbeit – und bezahlt sie nicht aus der eigenen Ta­ sche“, erklärt die Seminarmanagerin und Marketingverantwortliche Tanja Brunelik. „Nur eine größere Wirtschaftskrise in Österreich oder einem wichtigen Absatzmarkt wäre für den Verlag pro­ blematisch“, sagt Löffler. Aber man muss nicht vom Schlimmsten ausge­ hen. Wahrscheinlicher ist es, dass Ös­ terreich weiterhin den Großteil seines BIP im Ausland erwirtschaftet. Und dass das Zollrecht kompliziert bleibt.

Titelschutzmeldungen Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Er­schei­nungs­datum geschützt. Ihre Titel­schutz­meldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der ­darauffolgen­den Ausgabe des anzeigers. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E-Mail an Christina Gstaltmaier unter gstaltmaier@hvb.at. Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB-Mitglieder* um nur € 80,–/sechs Titel € 110,– und bis zu zwölf Titel um nur € 210,–. Christina Gstaltmaier berät Sie gern unter gstaltmaier@hvb.at Tel. 01/512 15 35-14.

in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Stella Anima, ein Verlag der Stögner GmbH Hilfberg 59, 5310 Tiefgraben, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Die verborgene unbekannte Macht der Eppensteiner in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Dkfm. Heimo Huber Donnersbachwald, 8953 Donnersbachwald, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die drei Einzeltitel: Erfolg kennt keine Herkunft Erfolg hat keine Herkunft Von 0 zum erfolgreichen Unternehmer in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Oscar Karem Muthgasse 36/1, 1190 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Emilio in der Engelschule in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen- und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Astrid Vasold Mitterstraße, 8111 Gratwein-Straßengel, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die Einzeltitel: Fredericks magische Einschlafgeschichten Mit praktischen Übungen für mehr Selbstvertrauen, Mut und Entspannung

(*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.) Bezahlte Anzeigen. Der Verlag über­nimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

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FOTO: FOTOART

– Wissenswert –


– Wissenswert –

Österreich in Frankfurt

Weitere to Fo s von der Frankfurter Buchmesse t auf buecher.a

EIN ÖSTERREICH-HIGHLIGHT FAND GLEICH AM ERSTEN TAG DER 75. FRANKFURTER BUCHMESSE STATT: DER TRADITIONELLE EMPFANG IM STÄDEL MUSEUM WAR AUCH DIESMAL WIEDER GUT BESUCHT

Benedikt Föger, Präsident des HVB, und Theresia Niedermüller, Sektionsleiterin für Kunst und Kultur

Autor Daniel Wisser und Verleger Alexander Potyka

Von links: Gustav Soucek, Albert Ostermaier, Joachim Unseld, Benedikt Föger

Alexander Potyka mit Theresia Niedermüller und Laura Büching

Verena Müller mit der Autorin Ursula Poznanski

Sektionsleiterin Theresia ­ iedermüller bei ihrer Ansprache N

Theresia Niedermüller, Katja Gasser und Maja Haderlap

Robert Stocker, Benedikt Föger, Dorothea Löcker, Claudia Romeder, Herbert Ohrlinger

Viele glückliche Gäste beim ÖsterreichEmpfang im Städel Museum

FOTOS: PVM/JULIA MALCHER

Eva Rossmann mit Gerhard Ruiss und Manfred Müller

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– Wissenswert –

Die ARGE Kinder- und Jugendbuchverlage war am 25. September in der Österreichischen Botschaft Berlin zu Gast

Vertreter:innen dieser Verlage waren persönlich in Berlin anwesend: Achse Verlag, Bibliothek der Provinz, Edition 5Haus, G&G Verlag & Edition Nilpferd, Verlag Jungbrunnen, Leykam Verlag, Picus Verlag, Tyrolia Verlag

Westermann Gruppe kauft Hölzel Verlag

Personalia

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ie Westermann Gruppe übernimmt 100 Prozent der Anteile an der Hölzel Verlag GmbH in Wien. Mit der Übernahme soll die Position der Westermann Gruppe auf dem österreichischen Bildungsmedienmarkt weiter ausgebaut werden. Westermann mit Hauptsitz in Braunschweig (Deutschland) ist ein führender Bildungsmedienanbieter für alle Schulformen, Schulstufen und Fächer im deutschsprachigen Raum. In Österreich ist sie bisher mit den Verlagen Westermann Dorner und Westermann Jugend & Volk vertreten. Der Traditionsverlag Hölzel, ein Zusammenschluss der Schulbuchverlage Hölzel und vormals Manz, entwickelt und vertreibt Bildungsmedien für die allgemein- und berufsbildenden Schulen und gehört zur öster-

ie Mitglieder der ARGE Kinder- und Jugendbuchverlage sind sich einig: Die Pressebörse in Berlin war ein Erfolg auf ganzer Linie. „Ich bin sehr froh, dass sich die österreichischen Kinderbuchverleger das erste Mal in diesem wundervollen Rahmen am deutschen Markt präsentieren durften“, sagt Christian Drozda, Leiter des G&G Verlags. Die Stimmung der etwa sechzig Gäste war ausgezeichnet: Nachdem die österreichischen Verlage über ihre Programme informiert hatten, fand ein Fest in den Repräsentationsräumen der Botschaft statt. Eingeleitet wurde es von Botschafter Michael Linhart, Denise Quistorp (Direktorin des Kulturforums) und Tina Reiter (Sprecherin der ARGE). Sie lud die Gäste ein, die Bücher zu feiern: deren Humor, virtuoses Sprachspiel, den Mut und die Tabubrüche sowie ihre schöne Gestaltung. Das große Interesse der deutschen Buchhändler:innen und Medienvertreter:innen war für viele Verlage eine positive Überraschung. „Wir hatten viele spannende Gespräche mit Blogger:innen, Journalist:innen und Buchhändler:innen, die auch aus anderen Städten angereist sind“, erzählt Tanja Raich (Leykam). „Es sind viele neue Kontakte, Kooperationen und Ideen entstanden. Wir haben tolles Feedback erhalten und sind bereits mit einigen Besucher:innen im Austausch.“ Die Veranstaltung war die erste ihrer Art, soll aber nicht die letzte sein. „Die durchwegs interessanten, offenen Gespräche machen Mut für die Zukunft“, meint Magda Hassan von der Edition 5Haus. „Sie zeigen, dass wir mit unseren Publikationen und Visionen den Puls der Zeit treffen und die Illustrationen unserer Künstler:innen einzigartig sind.“ Es sei wichtig, die Pressebörse zu einem Fixtermin zu machen. „Wir hoffen auf den Rückenwind des Fördergebers, um dies auch weiterhin umsetzen zu können.“

Westermann-Hauptsitz in Braunschweig reichischen Druck- und Verlagsgruppe der P&V Holding AG. Besondere Schwerpunkte des rund 500 Titel starken Programms sind Atlanten sowie Lehrwerke zum Rechnungswesen. In beiden Bereichen ist Hölzel führend auf dem österreichischen Markt. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde.

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Mara Siegl ist als PR- und Marketing-Assistenz für den HVB tätig. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in Hannover absolvierte sie einen deutsch-französischen Master der Kulturphilosophie in Stuttgart und Paris. Danach war sie Lektorin bei frommann holzboog und Produktmanagerin bei WEKA Business Solutions. Esther Karner ist ab 2024 für die Preisverleihungen des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels zuständig. Nach mehrjähriger Verlagstätigkeit als Sales Managerin (Verlag für moderne Kunst, Gestalten) war sie die letzten Jahre bei dem Creative Studio seite zwei in Wien tätig.

FOTOS: MARGIT LESEMANN, NI LS H ENDRI K MUELLER, PETER BLAHA , VICTORIA P OSCH

Österreich zu Gast D in Berlin


– Wissenswert –

25 Jahre G&G Verlag Strahlende Gesichter: Die Teilnehmer:innen der Buchhändler­ :innen-Tage genossen den Austausch

Zwei Tage voller Bücher Vom 15. bis 17. September fanden die von der ARGE Österreichische Privatverlage veranstalteten Buchhändler:innen-Tage statt

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F O T O S : W W W. L I T E R A T U R B U E R O . A T, K A R O L I N A G R U S C H K A , M O R A W A B U C H U N D M E D I E N

as Herbsttreffen der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Privat­ verlage mit Buchhändler:innen aus Deutsch­land ist mittlerweile Tradition. Für die 18 Gäste aus Deutschland bieten die Buchhändler:innenTage die Möglichkeit, die Arbeit unabhängiger österreichischer Verlage in entspannter Atmosphäre kennenzulernen. Barbara Hoppe-Vennen und Walter Vennen von der Buchhandlung Schmetz am Dom in Aachen berichten: „Das Treffen in Wien, bei dem sich 13 österreichische Verlage präsentierten, war eine tief beeindruckende Veranstaltung. Wir konnten sehr viel nicht nur über die Programme, sondern auch über die grundlegende Philosophie und Arbeits-

weise der einzelnen Verlage lernen. Durch die intensiven Einblicke war es uns möglich, die Einbindung der Verlagsprogramme in unsere eigene Buchhandlung sehr viel präziser zu überdenken, als das nur aus dem Studium der Verlagsvorschauen oder aus dem Vertretergespräch allein möglich wäre. Ein wirklich gewinnbringendes Wochenende, das durch die kulturellen Angebote, die uns an zwei Abenden noch zusätzlich gemacht wurden, sehr bereichernd war.“ Folgende Verlage nahmen an dem Treffen teil: bahoe books, Bibliothek der Provinz, Braumüller, Czernin, Droschl, Folio, Haymon, Luftschacht, Otto Müller, Picus, Promedia, Ritter, Sonderzahl.

Alter Standort, neuer Look

W

ir sind umgezogen“ ist beim alten Standort der Morawa-Buchhandlung im Auhofcenter Wien zu lesen. Stammkund:innen müssen sich aber kaum umgewöhnen: Die am 2. Oktober eröffnete neue Filiale befindet sich gleich nebenan. Im neu eröffneten Shop können über 30.000 Bücher auf einer Gesamtfläche von 540 m² entdeckt werden. Die Buchhandlung mit skandinaDie neue Filiale im Auhofcenter in Wien vischem Innendesign soll nicht nur eine große Auswahl, sondern vor allem ein angenehmes Ambiente bieten. „Wir haben uns für das Auhofcenter besonders ins Zeug gelegt, um unseren anspruchsvollen Kundinnen und Kunden ein besonderes Erlebnis zu bieten“, sagt Klaus Magele, Geschäftsführer des Morawa-Bucheinzelhandels. Die Kinderabteilung wurde um 20 Prozent vergrößert und das Jugendbuchsortiment wurde erweitert, vor allem mit Mangas, Comics und englischsprachiger Literatur. Neben der klassischen Literatur wurde das Non-Book-Angebot erweitert. Zusätzlich wurde ein Lotto-Toto-Annahmeservice im Geschäft integriert.

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Am 14. September feierte der G&G Verlag sein 25-jähriges Bestehen im Vienna Ballhaus

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s war ein rauschendes Fest“, erzählt Georg Glöckler, Verleger des G&G Verlags. Einer der Gründe zum Feiern: G&G ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen zum größten Kinder- und Jugendbuchverlag Österreichs. 2014 übernahm Glöckler die Geschäftsanteile des Ueberreuter Kinder- und Jugendbuchverlags in Berlin und der Bilderbuchmarke Annette Betz sowie den Sachbuchverlag Carl Ueberreuter. 2015 holte er die Marke Nilpferd, die für anspruchsvolle Kinderliteratur steht, nach Wien. Die Coronapandemie traf den Verlag: Lernhilfen, einer der Schwerpunkte im

V. l.: Herr und Frau Lichtenwagner (Autorin), Christian Drozda (Verlags­ leiter), Monika Kammerer (eduactive) Verlagsprogramm, standen in digitaler Form zu Verfügung und wurden kaum mehr in Buchhandlungen erworben. „Langsam entwickeln sich die Umsätze wieder in eine positive Richtung“, so Glöckler. Der Digitalisierung steht der Verleger keineswegs feindlich gegenüber: „Wir planen, uns mit Game-Entwicklung zu beschäftigen“, sagt er. „Es geht dabei um Spiele, die Kinder beim Lesenlernen unterstützen sollen.“ Das Projekt stehe erst ganz am Anfang, es gebe aber schon viele innovative Ideen im Verlagsteam. Die engagierten Mitarbeiter:in­ nen seien der wichtigste Grund für die positive Entwicklung des Verlags. Das wurde auch bei der Jubiläumsfeier deutlich: „Ich habe jeden und jede Einzelne aus unserem Team auf die Bühne gebeten und vorgestellt“, erzählt Glöckler. „Das sind wirklich wunderbare Menschen, die mit Herz bei der Arbeit sind.“


BUCH WIEN 2023

Das erwartet Sie auf der Buch Wien 23: Starautor:innen, neue Formate und ein Fokus auf das Genre New Adult. Mehr dazu erfahren Sie auf den nächsten Seiten Interviews: Linn Ritsch Illustration: Georg Feierfeil


– Essenziell – Buch Wien 23

„Wir müssen uns um sie kümmern!“ Fordert Daniel Glattauer im Fall von Flüchtlingen und geht mit gutem Beispiel voran. Am 12. November liest er auf der Buch Wien aus dem neuen Roman „Die spürst du nicht“

S

eit Erscheinen seines Romans „Gut gegen Nordwind“ (2006) ist Daniel Glattauer einer der bekanntesten Autoren der österreichischen Gegenwartsliteratur. In seinem jüngsten Roman „Die spürst du nicht“ (Zsolnay) schreibt er erstmals über ein sozialpolitisch brisantes Thema: Flucht und Migration.

F O T O : L E O N H A R D H I L Z E N S A U E R / P A U L Z S O L N AY V E R L A G

Wie ist „Die spürst du nicht“ aufgenommen worden? Glattauer – Was die Verkaufszahlen betrifft, kann ich sehr zufrieden sein. In Österreich ist das Buch sensationell gut angekommen, auch in Deutschland hat es großes Interesse geweckt. Ich glaube, dass es auch gut verstanden worden ist. Obwohl meine Leser:innen eine solche Thematik von mir nicht gewohnt sind: Ich habe den Ruf eines Unterhaltungsliteraten. Die heile Welt, die man gern in meine Bücher hineininterpretiert – fälschlicherweise, finde ich –, gibt es hier nicht. Die Figuren sind kontrovers, sie haben Abgründe. Damit möchte ich zeigen, wie wir in Westeuropa sind, wir alle hier. Warum diese politisch brisante Thematik? Glattauer – Ich habe keine Lust, dem Publikum immer nur einen Teil von mir zu zeigen, nur weil es der Teil ist, der mich bekannt gemacht hat. Ich schreibe über das, was mich interessiert. In diesem Fall hatte ich zuerst nur die Ausgangssituation im Kopf: Ein Flüchtlingskind ertrinkt im Swimmingpool von wohlhabenden Österreichern. Die Beschäftigung damit lag auch privat nahe. Ich kenne den Umgang mit Flüchtlingen und weiß, wie Menschen auf sie reagieren. Gemeinsam mit Ihrer Frau unterstützen Sie Jugendliche aus Somalia und Afghanistan.

In Daniel Glattauers jüngstem Roman geht es um Füchtlinge in Österreich

Glattauer – Mittlerweile habe ich eine ­hnung von dem, worüber ich schreibe. A Etwa die Fluchtgeschichte am Ende des Romans. Ich konnte sie erzählen, weil ich Flüchtlinge aus Somalia kenne, die mir ihre Geschichte zumindest bruchstückhaft erzählt haben. Darüber zu sprechen fällt vielen von ihnen sehr schwer. Ich wusste lange nicht, wie so eine Flucht vonstatten geht, und viele Leute wohl auch nicht. Deswegen wollte ich davon erzählen. Sieht man hier junge Migrant:innen womöglich mit feschen Sportschuhen und einem neuen Handy in der Hand, denken viele: Die sind gekommen, um unser System auszunützen, auf Kosten anderer. Ein furchtbarer Gedanke, über den ich mich sehr ärgern kann. Diese Menschen tragen oft schreckliche Geschichten mit sich, die sie ein Leben lang verdauen müssen. Aber einen Aufklärungs- oder Bildungsanspruch habe ich nicht. Ich will nur vom Leben erzählen. Sodass man die Personen spürt, von denen ich erzähle. Wir glauben gerne, dass wir gute Menschen sind, obwohl wir in Wirklichkeit zu wenig tun. Das zeugt von einer gewissen Kühle. Trotzdem schreibe ich nicht mit erhobenem Zeigefinger und verurteile meine Figuren nicht.

anzeiger / 13

Was müsste sich ändern, damit man Flüchtlinge mehr „spürt“? Glattauer – Man müsste bei der Integration viel schneller und intensiver auf die Menschen zugehen. Es gibt auch bereits Ideen, die in diese Richtung gehen. Aber sie müssten rascher umgesetzt werden. Das ist nicht immer einfach: Jugendliche Flüchtlinge werden aus verschiedensten Gründen nicht so schnell Teil unserer Gesellschaft. Sie brauchen Zeit zum Ankommen. Manche können nicht mit der Freiheit umgehen, die sie bei uns haben. Sie zu unterstützen ist nicht leicht, aber wir müssen es tun. Glücklicherweise gibt es Stimmen, die unterstreichen, dass wir ein wirtschaftliches Interesse an diesen Menschen haben. Es herrscht Arbeitskräftemangel, wir brauchen Zuwanderung. Was kann jede:r Einzelne tun? Glattauer – Gestern waren meine Frau und ich wieder bei der afghanischen Familie, deren Tochter wir betreuen. Mittlerweile sind auch ihre Eltern in Österreich. Für sie gibt es hundert Themen, bei denen sie Hilfe brauchen. Sich allen anzunehmen, wäre ein Vollzeitjob. Das geht sich für eine Person nicht aus. Ausgehen würde es sich, wenn jeder und jede ein bisschen etwas tun würde. Es braucht eine Änderung der Stimmung. Die Politik müsste sagen: Wer hier ist, dem müssen wir helfen! Aber es geht immer nur um den Schutz vor zu vielen Flüchtlingen im Land. Ich wünsche mir einen Stimmungsumschwung – europaweit.

»

Herr Glattauer, mögen Sie Buchmessen? Daniel Glattauer – Für einen Autor können sie manchmal anstrengend sein, aber als Konsument finde ich sie großartig. Es kann gar nicht genug beworben werden, dass Menschen dorthin gehen, wo Bücher lebendig werden. Als Publikumsmesse ist die Buch Wien sehr angenehm. Sie hat den typisch österreichischen Charme: Sie ist gemütlich und lädt zum Herumflanieren ein. Ich freue mich, wenn sie in den nächsten Jahren noch zugkräftiger wird!

Sie haben im Roman auch Pressemeldungen und Postings eingebaut. Warum? Glattauer – Meine Hauptfigur ist Politikerin. So hat es sich mir aufgedrängt, auch mediale Berichterstattung in das Buch hineinzunehmen. Von dort bin ich einen Schritt weitergegangen, zu den Postings in Foren von Onlinemedien. Die sind mir persönlich ein Gräuel, faszinieren mich aber auch: Das sind Meinungen, die Einfluss darauf haben, wie Politik gemacht wird. Als Onlineforen neu waren, waren die Postings fast nur positiv. Ich kann mich an diese Anfangszeit noch gut aus meiner Zeit als Journalist erinnern. Dann ist die Stimmung sukzessive negativer geworden. Besonders arg ist die Lawine hasserfüllter Postings immer dann, wenn es um das Flüchtlingsthema geht.


– Essenziell – Buch Wien 23

12.000 m2 Ausstellungsfläche

300

Aussteller

750 m2

Messebuchhandlung

439

Mitwirkende aus

25

Nationen

369

Veranstaltungen, davon

112

für Kinder und Jugendliche

6

Veranstaltungsbühnen in der Messe Wien, Halle D (ORF-Bühne, DER STANDARDBühne, Radio Wien-Bühne, Kinderbühne, Donau Lounge, 3sat-Lounge)

Die Buch Wien – eine Messe am Puls der Zeit

I

m November öffnet die Buch Wien wieder ihre Tore. Vom 8. bis 12. November wird das Messegelände Wien zum Zentrum für Meinungsaustausch. 439 Mitwirkende aus 25 Nationen widmen sich den spannendsten Themen, die aktuell die Welt bewegen. „Die Buch Wien ist mittlerweile die drittgrößte Buchmesse im deutschen Sprachraum – und bei vielen Verleger:innen und Autor:innen die beliebteste. Hier wird Nähe und Austausch zwischen den Büchermenschen großgeschrieben. Die Beteiligten wissen das zu schätzen“, sagt Benedikt Föger, Präsident des HVB. Dass die Buch Wien auch Strahlkraft ins Ausland hat, beweisen die internationalen Literaturgrößen, die dieses Jahr zu Gast sein werden – darunter A. L. Kennedy, Jo Nesbø, Natalja Tschajkowska, Boualem Sansal, Paolo Rumiz und Olga Martynova. Neben den Gewinner:innen des Österreichischen Buchpreises stellen auch zahlreiche weitere heimische Literaturstars ihre neuesten Werke vor: etwa Doris Knecht, Franz Schuh, Birgit Birnbacher und Daniel Glattauer. Als Vorgeschmack haben wir mit ihm in dieser Ausgabe des anzeigers über seinen letzten Roman gesprochen. Auch das erfolgreiche Format Buch Wien Debatte kehrt zurück: Erneut treffen Kory-

phäen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur aufeinander, um topaktuelle gesellschaftspolitische Fragen zu diskutieren. Die Themen reichen von ChatGPT und KI über die Neuorganisation von Arbeit, Mi­ gration und Sozialstaat bis hin zu den Folgen des Kriegs in der Ukraine für Europa und aktuelle Aspekte der Klimakrise.

JETZT NEU: NEW ADULT AUF DER MESSE STATT NUR AUF BOOKTOK Die große Neuheit auf der Buch Wien 2023: es gibt einen eigenen Messebereich zum Trend-Genre New Adult. Ursprünglich eine TikTok-Sensation, die während der Pandemiezeiten zu Berühmtheit gelangte, übt das auf 16- bis 26-Jährige ausgerichtete Genre inzwischen einen großen Einfluss auf die Buchbranche aus. Statt nur in Social Media können Neugierige und Liebhaber:innen des BookTok-Phänomens namhafte Autor:innen persönlich treffen: Auf einem 100 Quadratmer großen Areal der Buch Wien finden Meet & Greets statt und Besucher:innen können ihre Bücher in einem exklusiven Signierbereich personalisieren lassen. Der Piper Verlag bietet zudem eine DIYStation an, und auch Q&A-Sessions sind Teil des Programms – unter anderem mit Kate Correll (Carlsen Verlag), Layla Hagen (Piper Verlag), Tonia Krüger (dtv) und Stella Tack (PRH). Auch die YoungAdult-Stars Anna Savas, April Dawson und Mehwish Sohail (Lyx, Bastei Lübbe) werden auf der Messe anwesend sein. Eine eigene Messebuchhandlung zum Thema rundet das Angebot ab und bietet Hunderte Neuerscheinungen an.

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Veranstaltungsorte in ganz Wien

anzeiger / 14

I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L , N I C O L A M O N T F O R T

November 2023

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8.–12.


– Essenziell – Buch Wien 23

Neue Möglichkeiten für Verlage und für Besucher:innen Sabrina Zingg, Vertriebs- und Verkaufs­leiterin bei Piper, erzählt, was sie an der Buch Wien schätzt

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Grafikflächen und neue Standmöbel mehr Gestaltungsmöglichkeiten als die bisherigen Systemstände bietet. Wir haben ihn mit unseren Geschwister-Verlagen der Bonnier Gruppe zu einem prominenten Treffpunkt gemacht.

FOTO: JENNIFER ENDOM

Frau Zingg, was macht die Buch Wien aus? Sabrina Zingg – Während Frankfurt durch die schiere Größe ein stark vom Fachbesuch geprägtes Flair verbreitet, ist Leipzig deutlich durchmischter, mit einer immer stärkeren Tendenz zu Endkund:innen. Die Buch Wien erinnert an einen Besuch bei Freund:innen: Hier mischen sich Fachbesucher:innen und Endkund:innen. Die Österreicher:innen sind großartige Gastgeber. Man hat mehr Muße und Zeit, auch mit Endkund:innen ins Gespräch zu kommen.

­ sterreich. Die Messe ist relevant, um die GeÖ spräche mit dem österreichischen Buchhandel zu vertiefen. Insbesondere das Sachbuch und Malik mit den alpinen bzw. hochalpinen Themen hat eine Nähe zu Österreich, aber auch in der Literatur und populären Belle­ tristik gibt es viele Anknüpfungspunkte.

Sind die Buch Wien und der österreichische Markt für Sie wichtig? Zingg – Wir freuen uns über die sehr gute Präsenz unserer Titel und Programme in

Letztes Jahr hatten Sie einen größeren Stand. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Zingg – Wir haben große Begeisterung für den Messestand erlebt, der durch

Sabrina Zingg

Was erwarten Sie sich von der Buch Wien heuer? Zingg – Wir freuen uns besonders auf die neue New-Adult-Fläche, die wir mit unserem Imprint everlove und den entsprechenden Imprints der anderen Bonnier-Verlage bespielen werden. Erstmals bietet die Buch Wien Leser:innen in diesem Segment die Möglichkeit, einander zu treffen und mit unseren Autor:innen in Kontakt zu treten. Wir machen dort verschiedene DIY-Aktionen, bei denen man rund um die eigenen Lieblings­ titel selbst kreativ werden kann. Für uns ein wichtiger nächster Schritt, um die Relevanz der Buch Wien weiter zu erhöhen.

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ür den deutschen Piper Verlag ist die Buch Wien ein wichtiger Anknüpfungspunkt für den österreichischen Markt, erklärt Sabrina Zingg.

Ihr Partner für den Buchdruck Zertifikate

Dank unseren Kunden haben wir in den vergangenen zwei Jahren

neue Bäume gepflanzt

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– International –

Was uns helfen soll Das Europäische Parlament veröffentlichte zukunftsweisende Empfehlungen für die Buchbranche

D

ie Zukunft der europäischen Buchbranche“. So lautet ein Bericht an das Europäische Parlament. Er würdigt unter anderem die gesellschaftliche Bedeutung des Buches und der Buchbranche. Es gehe darum, Schlüsselelemente davon in der EU zu bewahren und zu verteidigen. Dazu gehören eine ausgewogene Wertschöpfungskette, Meinungsfreiheit, redaktionelle Vielfalt und Unabhängigkeit von staatlicher Zensur. Mit der Annahme des Berichts hat das Europäische Parlament auch spezifische Empfehlungen für den größten kulturellen Sektor Europas ausgesprochen. Warum hat das Parlament gerade jetzt so entschieden? Quentin Deschandelliers, Legal Advisor der Föderation der Europäischen Verleger (FEP), sagt dazu: „Nächstes Jahr stehen EU-Wahlen an. Daher ist es ein günstiger Moment für die Institutionen, die Situation zu überprüfen und Prioritäten für die nächste Amtszeit vorzuschlagen.“ Der Bericht hebt die bereits von der Branche ergriffenen Initiativen, insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit, Inklusion und anhaltende Unterstützung der Ukraine, hervor. Projekte wie der deutsche KulturPass und seine französischen sowie italienischen Vorbilder werden anderen EU-Mitgliedstaaten explizit als inspirierende Beispiele nahegelegt. Der Bericht weist auf die Notwendigkeit hin, weitere technische und finanzielle Mittel bereitzustellen, um Verlage zu unterstützen. „Wir benötigen Mittel, um Investitionen in Forschung für mehr Umweltfreundlichkeit und Innovation zu fördern“, erklärt Deschandelliers. Der Bericht hebt auch die Dringlichkeit der Leseförderung hervor, sie sollte zu einer prioritären Angelegenheit werden. „Öffentliche Initiativen zur Förderung des Lesens könnten

Quentin Deschandelliers, Legal Advisor der Föderation FEP

„Wir benötigen Mittel, um Investitionen in Forschung für mehr Umwelt­ freundlichkeit und Innovation zu fördern“ Quentin Deschandelliers

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kulturelle Gutscheine oder ein Mehrwertsteuersatz von 0 Prozent für Bücher aller Formate sein“, schlägt Deschandelliers vor. „Außerdem benötigen wir technische Unterstützung, um Verlagen zu helfen, mehr Bücher für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen.“ Deschandelliers streicht strategische Empfehlungen aus dem Bericht hervor: zum einen Fairness bei den Praktiken der Onlineplattformen. „Die Weigerung, die Interoperabilität von E-Books auf Amazon aus rein kommerziellen Gründen zu gewährleisten, sollte beendet werden – zum Wohl des Sektors und der Leser:innen.“ Zum anderen seien Transparenzverpflichtungen für künstliche Intelligenz nötig. „Das derzeit verhandelte EU-KI-Gesetz sollte Verpflichtungen zur Transparenz von Datensätzen enthalten.“ Ohne Transparenz seien nur begrenzt Handlungsmöglichkeiten gegen illegale Nutzung von Inhalten gegeben. Die Buchbranche stehe vor beispiellosen Herausforderungen, betont Deschandelliers. „Durch den Aufstieg der generativen künstlichen Intelligenz, durch Klimawandel, durch weit verbreitete Desinformation oder Angriffe auf die Unabhängigkeit des Verlagswesens innerhalb der Europäischen Union. Das können wir bei aller notwendigen Anpassung nicht allein bewältigen. Wir brauchen die EU und die Mitgliedstaaten, um eine Umgebung zu schaffen, die unsere Nachhaltigkeit gewährleistet und es der Buchbranche ermöglicht, ihre gesellschaftlichen Verantwortung zu erfüllen.“ An konkreten Maßnahmen sei laut Deschandelliers in naher Zukunft zu erwarten, dass der Umfang der EU-Fonds für Kultur (Creative Europe) und Forschung (Horizon Europe) überprüft und erweitert werde, um die Gelder für den Sektor besser verfügbar zu machen.

F O T O : B E I G E S T E L LT

Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig


– Gewinnspiel –

Jetzt mitspielen! 4x3 Flaschen im Wert von € 100,–

F O T O : B E I G E S T E L LT

Der Wein zum Lesen

Spielen Sie online mit und nutzen Sie die Chance, als eine von vier Personen je drei Flaschen Weinviertel DAC Ried Hoch­strass 2022 im Wert von € 100,– zu gewinnen. Die sanfte Südlage Hochstrass ist eine der TopRieden in Hohenwarth. Tief verwurzelt, füh-

len sich die Weinstöcke in der Brandungszone der Urdonau sichtbar wohl. Beste Voraussetzungen für feingliedrige und elegante Grüne Veltliner vom Weingut ­Hofbauer-Schmidt mit einem Korb von gelben Früchten, Birne, Äpfel und Quitte.

Jetzt mitspielen und gewinnen auf: www.falter.at/anzeiger Teilnahmeschluss: 15. November 2023

anzeiger

Das Magazin für die österreichische Buchbranche

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Schriftverkehr, Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen. Der Gewinn ist nicht übertragbar oder auszahlbar. Die Gewinner*innen werden schriftlich verständigt. Teilnahmeschluss: 15. 11. 2023. Datenschutz: Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist eine Angabe von personenbezogenen Daten erforderlich. Die Teilnehmer erklären sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihnen übermittelten Daten von der Falter Verlagsgesellschaft m.b.H., Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach vollständiger Durchführung des Gewinnspiels umgehend und unwiederbringlich gelöscht.

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– Schwerpunkt: Editor’s Choice – Religion und Philosophie

Utopien,

Dystopien

Zukunftsvisionen können schrecklich oder hoffnungsvoll sein. Manchmal liegt beides erstaunlich nahe beieinander

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s ist so eine Sache mit der Hoffnung. Sie stirbt zuletzt, heißt es. Doch scheint es gerade jetzt für viele Menschen schwer zu sein, große und kleine Hoffnungen hochzuhalten: auf leistbare Mietpreise, Politiker:innen, denen man vertrauen kann, einen Winter mit genug Schnee zum Skifah­ ren, eine glückliche und gesunde Zukunft. Die vier Bücher, die ich hier empfehle, ­setzen sich alle mit Zukunftsüberlegungen auseinander. Es geht um philosophische Betrachtungen, düstere Visionen, Ängste ­ und Zweifel. Aber auch um Hoffnung. Hoffnung zu spenden ist das erklärte Ziel in „Zukunftsbilder 2045“ (oekom). Die im Untertitel angekündigte „Reise in die Welt von morgen“ ist kein Schreckensszenario

voller Flutkatastrophen, verseuchter Böden und sozialem Elend. Hier werden Erfolgsge­ schichten erzählt: Die vier Autor:innen ­Stella Schaller, Ute Scheub, Sebastian V ­ ollmar und Lino Zeddies imaginieren eine Zukunft, in der die Klimaziele der EU erreicht wurden und die Europäer:innen sich dafür entschie­ den haben, Frieden untereinander und mit der Natur zu schließen. Vorgestellt werden 17 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die nachhaltig und sozial ge­ recht funktionieren. In dieser Zukunft gibt es in und um Berlin zahlreiche renaturierte Flächen, ­ Füchse spazieren über den Alexanderplatz. Düsseldorf wird basisdemokratisch von Stadträt:innen regiert, die Stadtentwicklung

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funktioniert partizipativ. In Wien lautet der Gruß des erfundenen Interviewpartners: „Willkommen in Österreich, Republik des Gemeinwohls!“ Das Donauufer ist begrünt, über dem einstigen Kriegsministerum steht „Nie wieder Krieg“. Beim Lesen wird einem warm ums Herz. Und dann wieder kalt, wenn man sich da­ ran erinnert, dass es diese „Wirklichkeit“ nicht gibt und vielleicht nie geben wird. Aber Permakultur, Schwammstädte, Verant­ wortungseigentum und Pyrolyse existieren schon in kleinem Maßstab. Die „­Realutopien“ in diesem Buch basieren auf wissenschaft­ lichen Grundlagen, die Möglichkeiten für eine solche Welt sind also vorhanden. Dar­ aus kann man Hoffnung ­schöpfen. Und Mut

. FOTO: SHUTTERSTOCK

Text: Linn Ritsch


– Schwerpunkt: Editor’s Choice – Religion und Philosophie

zum Handeln. Ebenso, wenn man Wolfgang Borcherts Geschichten in dem Band „Und wer fängt uns auf“ (Goya) liest. Die darin versammelten Gedichte und Erzählungen sind zwischen 1945 und 1947 entstanden, der Autor erzählt vom Deutschland der Nachkriegszeit. Es sind Texte voller Hunger, Ratten, Soldatenväter und Angst. Aber zwi­ schendurch blitzt Hoffnung auf. Was der Autor den übermächtigen Schrecken des Krieges entgegensetzt, ist ­ meist klein und schlicht. In der Erzählung „Die Hundeblume“ fragt er: Was geht in einem Menschen vor, der in einen Raum mit grauen Wänden und einer schweren Eisentür gesperrt wurde? Borchert lässt sei­ nen Protagonisten zunächst gegen die Tür schlagen, bis er merkt, dass niemand ihn hört. Dann Rettung im Glauben suchen. Doch geht das gefundene Vertrauen in Gott bald wieder verloren. Nun stellt sich sinn­ loser Hass auf die Umgebung ein. Durch­ brochen wird die Verzweiflung schließlich von einem unscheinbaren Lebewesen, das ihn wieder Zärtlichkeit und Wärme fühlen lässt: einem kleinen gelben Löwenzahn, auch „Hundeblume“ genannt. Gar nicht unscheinbar ist die ­ Vision, die Alexander Keppel in seinem Roman „Der zweite Kontinent“ (Drava) entwirft. Seine Erzählung spielt in der Vergangen­ heit (1968), liest sich aber wie eine Utopie. Oder ist es eine Dystopie? Je weiter die Ge­ schichte fortschreitet, desto unsicherer wird man beim Lesen. Jedenfalls wird alterna­ tive Geschichtsschreibung betrieben: Die ­Weltkriege hat es nicht gegeben, das öster­ reichische Reich erstreckt sich über große Teile Europas und hat eine Überseekolonie: „Austrialien“ heißt der Kronkontinent.

Zukunftsbilder (oekom), ISBN: 978-3-96238-386-2

Wolfgang Borchert, Und wer fängt uns auf (Goya), ISBN: 978-3-8337-4580-5

Alexander Keppel, Der zweite Kontinent (Drava), ISBN: 978-3-99138-028-3

In dieses fremde und doch heimatli­ che Gebiet voller Otto-Wagner-Bauten und „Sackerl­zöglingen“ soll Keppels Protagonist Felix als Forschungsassistent reisen. Das ­ kann dem jungen Wiener nur recht sein, denn seine Beziehung ist gerade kaputtge­ gangen, er sehnt sich nach Veränderung. Von Wien aus nimmt er den Zug ins öster­ reichische Triest, von dort soll es mit einer Maschine der Völkeraviation weiter nach Neu Pressburg gehen. Felix erreicht den ti­ telgebenden zweiten Kontinent jedoch nie, der Roman endet mit einem atemberau­ benden Plot-Twist, kurz nachdem er Öster­ reich verlassen hat. Denn darum geht es schlussendlich: um Österreich, wie es (mit viel Fantasie) hätte sein können. Wie in jeder guten Utopie er­ fährt man vor allem viel über die gegenwär­ tige Realität: So messerscharf, spöttisch und gleichzeitig liebevoll wie in diesem Buch kann die österreichische Kultur vielleicht nur von einem Nicht-Österreicher betrach­ tet werden. Die Ortskenntnis des Berliner Autors ist unübersehbar, ebenso wie seine Lust am Fabulieren und Irritieren. Der Text ist vol­ ler selbsterdachter Austriazismen, Liebe zur Kaffeehauskultur und auf den Kopf gestell­ ter historischer Persönlichkeiten: unver­ gesslich etwa der Maler Adolf Hiedler, der in jungen Jahren in die Kronkolonie „Aust­ rialien“ ausgewandert ist und dessen Auto­ biografie über seine künstlerische Laufbahn den Titel „Mein Kampf“ trägt. In diesem Roman steckt viel: philoso­ phische Geschichtsbetrachtung, Satire, Nostalgie, Aufbruchs- und Weltuntergangs­ stimmung. Und sogar Hoffnung.

NACHRUF In dankbarer Erinnerung und stiller Trauer nehmen wir Abschied von unserer Kollegin, Mitarbeiterin und Freundin

Dipl. Päd. Birgit Lentsch Birgit ist uns in den letzten 17 Jahren als Fachberaterin für Schulbuch und Pädagogik in Wien und Niederösterreich zur Seite gestanden. Mit ihrem Engagement, ihren Ideen und ihrer Energie hat sie einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Veritas Verlages geleistet. Drei Dinge überleben den Tod: Es sind Mut, Erinnerung und Liebe.

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– Schwerpunkt – Religion & Philosophie

Neue Perspektiven auf das Christentum Gerhard Bauer, Facultas Dombuchhandlung Stephansplatz

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nmitten des geschäftigen Treibens auf dem Wiener Stephansplatz, gleich hinter dem Stephansdom, findet sich ein ganz besonderer Ort der Ruhe und Inspiration: die Facultas Dombuchhandlung, geleitet von Gerhard Bauer. Als passionierter Kenner und Liebhaber von Büchern zum Thema Glaube, Religion und Philosophie teilt er fünf persönliche Buchempfehlungen, die seines Erachtens diesen Herbst die Seele berühren und den Geist inspirieren: Etwa Christoph Wrembecks „Der ­entgrenzte Gott“ (Verlag neue Stadt), in dem der Autor dazu einlädt, den eigenen Glauben aus einer neuen Perspektive zu betrachten. „Wie Jesus starre Denkhorizonte durchbricht, uns überrascht und Hoffnung gibt, stellt Wrembeck gekonnt und lebensnah dar“, sagt Bauer. Eine weitere Buchempfehlung des Filialleiters der Dombuchhandlung ist „Der Nachmittag des Christentums“ (Verlag Herder) von Tomas Halik. Der Autor, ein tschechischer Soziologe und ehemaliger Untergrundpriester, plädiert in diesem Buch für eine Abkehr von Isolationismus, Klerikalismus und Provinzialismus in der Kirche. „Die Sonne droht für das Christentum unterzugehen. Haliks Vision ist eine Kultur der Ökumene, die das Christentum in eine neue Ära führen kann“, meint Bauer. Als „Must-have“ bezeichnet er Karen Armstrongs „Im Namen Gottes. R ­ eligion

Der entgrenzte Gott ISBN: 978-3-7346-1280-0

„Haliks Vision ist eine Kultur der Ökumene, die das Christentum in eine neue Ära führen kann“ Gerhard Bauer über „Der Nachmittag des Christentums“

Der Nachmittag des Christentums, ISBN: 978-3-451-03355-1

Im Namen Gottes. Religion und Gewalt ISBN: 978-3-426-30122-7

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und Gewalt“, das im Droemer Verlag erschienen ist. In einer Zeit, in der Religion und Gewalt oft in einem Atemzug genannt werden, hinterfragt Armstrong diese Verbindung. Bauer findet: „Dieses Buch ist nicht neu, aber hochaktuell, erhellend und aufklärerisch.“ Vater, Sohn und Heiliger Geist – vereint in einem Gott? Über die Trinität brüten Christen aller Generationen seit jeher. Auch Richard Rohr widmet sich mit „Der ­göttliche Tanz“ (Verlag adeo) der Dreifaltigkeit Gottes. Und tut dies auf „beeindruckende Weise“, findet Bauer: „Dieses Buch ist mein absoluter Geheimtipp. Rohr zeigt, wie untrennbar die Schöpfung mit diesem göttlichen Konzept verbunden ist. Es ist zwar nicht immer leicht zu lesen, aber offenbart, welch großer Schatz sich im Trinitarischen verbirgt.“ Zu guter Letzt gibt Gerhard Bauer auch noch einen philosophischen Buchtipp: Konrad Paul Liessmanns „Lauter Lügen“ (Zsolnay). „In unserer Gesellschaft werden sogenannte ‚Wahrheiten‘ in Form von Fake News, Propaganda und Verschwörungstheorien großzügig verändert“, sagt Bauer. „Wir schwimmen regelrecht in einem Pool aus Irrtümern und Selbsttäuschungen. Liessmann liefert mit diesem Titel einen hintergründigen und zugleich humorvollen Beitrag zu diesem Thema – und völlig zu Recht einen Bestseller.“

Der göttliche Tanz ISBN: 978-3-86334-139-8

Lauter Lügen ISBN: 978-3-552-07342-5

F O T O : FA C U LTA S

Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig


Mit zehn Dollar in der Tasche landet Anton Matijaca 1905 mit einem Passagierschiff voller Auswanderer in New York: Alida Bremer erzählt in ihrem Roman über die Sehnsucht nach dem Neuen, nach dem Aufbruch in eine bessere Zukunft und über die Enttäuschung darüber, dass uns die Vergangenheit immer wieder einholt.

WWW.JUNGUNDJUNG.AT

Alida Bremer TESLA ODER DIE VOLLENDUNG DER KREISE € 25,– ı 400 S. ı 978-3-99027-286-2

Robert Benchley schrieb in den 1920er Jahren für Vanity Fair, Life und The New Yorker, später machte er in Hollywood Karriere. Nun sind seine satirischen Weihnachtsgeschichten erstmals auf Deutsch zu entdecken. Mit funkelndem Witz und herzerwärmendem Charme erzählt er von den Abgründen des Alle-Jahre-Wieder. Robert Benchley WARUM ICH WEIHNACHTEN HASSE Aus dem Amerikanischen von Thomas Bodmer € 16,– ı 96 S. ı 978-3-99027-285-5

Xaver Bayer POESIE € 22,– ı 96 S. 978-3-99027-283-1

Laura Freudenthaler ARSON € 24,– ı 256 S. 978-3-99027-287-9

Franz Grillparzer DAS HABE ICH MIR ANDERS VORGESTELLT € 16,– ı 96 S. 978-3-99027-284-8

Matthias Gruber DIE EINSAMKEIT DER ERSTEN IHRER ART € 23,– ı 304 S. 978-3-99027-280-0

Robert Neumann DIE KINDER VON WIEN € 24,– ı 224 S. 978-3-99027-282-4


– Schwerpunkt – Religion & Philosophie

Schatten, Schweigen und Hoffnung Gustav Schörghofer, Pater, Theologe und Autor

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ustav Schörghofer ist Rektor oder, wie er sagt, „eine Art Intendant“ und Künstler­ seelsorger in der Jesuitenkirche im ersten Wiener Gemeindebezirk. Vor allem ist Pater Schörghofer belesen: Der Theologe und Buchautor studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Archäologie. Dem anzeiger hat er seine persönlichen Buchtipps verraten. Drei Bücher japanischer Autor:innen haben Gustav Schörghofer tief beeindruckt und begleiten ihn schon lang: darunter Kakuzo Okakuras erstmals 1906 publizierter Titel „Das Buch vom Tee“ (Insel Verlag) und der Essay „Lob des Schattens“ (Manesse Verlag) von Tanizaki Jun’ichiro. „Okakura und Jun’ichiro haben, aus einer tiefen Kenntnis japanischer Kultur und Kunst und einer Vertrautheit mit westlicher, europäischer Kultur heraus, eine Einführung in japanisches Denken und in eine japanische Ästhetik geschrieben. Beide Bücher zeigen, wie sehr japanisches Denken sich vom westlichen unterscheidet. Sie zeigen aber auch, dass in der Begegnung beider Kulturen die Möglichkeit gegenseitiger Ergänzung liegt.“ Die Darstellung des japanischen Schönheitssinns hat ihn besonders beeindruckt: „Nicht das Neue, Makellose genießt Wertschätzung, sondern das vielfach Gebrauchte, Abgenutzte, ja schon Beschädigte. Oder die Bedeutung des Schattens: Wie unterschiedlich ist doch unser Bedürfnis, alles ins Licht zu rücken.“ Obwohl Religion in beiden Büchern nicht ausdrücklich behandelt werde, hätten beide Titel für eine religiöse Sicht der Welt große Bedeutung.

„Das Buch vom Tee“ ISBN: 978-3-458-19423-1

„Die Bücher zeigen, wie sehr japanisches Denken sich vom westlichen unterscheidet – aber auch, dass in der Begegnung beider Kulturen die Möglichkeit gegenseitiger Ergänzung liegt“

„Lob des Schattens“ ISBN: 978-3-7175-4082-3

Gustav Schörghofer über „Das Buch vom Tee“ und „Lob des Schattens“

„Schweigen“ ISBN: 978-3-902711-40-3

anzeiger / 22

Diese Sichtweise findet sich auch in Shusako Endos „Schweigen“ (Septime Verlag). In Endos Roman, der im frühen 17. Jahrhundert während der Christenverfolgungen in Japan spielt, lässt der Autor die Frage nach dem Schweigen Gottes angesichts des großen Leidens der Gläubigen unbeantwortet. Ein Buch, das auch Regisseur Martin Scorsese tief bewegt hat. Es ist die Vorlage für seinen Film „Silence“. Ein „wunderbarer Roman“ sagt Schörghofer und findet, dass Endo das Werk für unsere Zeit geschrieben habe. „Wer sich in das Schweigen Gottes begibt, kann die Gegenwart eines Entgegenkommens erfahren, das nicht mehr Ausdruck des religiösen Empfindens der jeweiligen Kultur ist.“ Im christlichen Glauben ist die Zuwendung Gottes zur Welt von entscheidender Bedeutung. Für Schörghofer zeigt sich dies in Agota Kristofs „Das große Heft“ (Piper Verlag) und in „Synkope“ (Folio Verlag) von Roberta Dapunt. Kristof dokumentiert in ihrer preisgekrönten und ebenso verfilmten Geschichte schonungslos eine Kindheit, die weit entfernt von Idylle ist. Sie schildert das Schicksal von Zwillingsbrüdern, die im Krieg aufwachsen und ums Überleben kämpfen. „Der Roman von Agota Kristof ist von einer unerbittlichen Härte und Zärtlichkeit“, meint Schörghofer. In Dapunts preisgekröntem Lyrikband „Synkope“ hingegen richtet die Autorin ihr Augenmerk auf die Endlichkeit des menschlichen Körpers. Diese Gedichte zeigen, so Schörghofer, „eine ganz außerordentliche Präzision der Innigkeit“.

„Das große Heft“ ISBN: 978-3-492-30433-7

„Synkope“ ISBN: 978-3-85256-839-3

F O T O : P R I VA T

Text: Elisabeth Krenn-Stuppnig


– Klassiker – neu entdeckt

„Ich weiß nur

das eine bestimmt …“ Text: Erich Klein Illustration: Katharina Klein

CHRISTINE LAVANT: ICH BIN MASSLOS IN ALLEM Christine Lavant (1915–1973) galt lange Zeit als Schmerzensfrau der österreichischen Literatur. In den Gedichten der ekstatischen Gottesmagd wimmelte es geradezu von Schweißtuch, Gottesleib, Teufelshaar und Engeln. Kaum ein religiös einschlägiges Wort zwischen Himmel und Hölle, das nicht in Stellung gebracht wurde! Dass die Lavant weit mehr ist, war aber auch allen, die lasen, bekannt. Wie heißt es in einem ihrer schönsten Gedichte? „Fragt nicht, was die Nacht durchschneidet, / denn es ist ja meine Nacht / und mein großer Pfauenschrei / und ganz innen drin die Zunge / mit der Botschaft nur für mich.“ Eine Korrektur am Bild der religiösen Existenzialistin, die zeitlebens mit wichtigen Preisen bis zum Staatspreis für Literatur dekoriert wurde, hatte der mit Lavant befreundete Thomas Bernhard schon Mitte der 1980er-Jahre unternommen. Lavants Gedichte gehörten jenseits aller „katholischen Talschlußromantik“ zu den Höhepunkten der deutschen Lyrik. Mit der mittlerweile vierbändigen, im Wallstein-Verlag erschienen Lavant-Ausgabe wurde das Bild von Christine Lavant endgültig zurechtgerückt. Deren Herausgeber, der Klagenfurter Germanist Klaus Amann, versammelt nunmehr in „Ich bin maßlos in allem. Biographisches“ Texte von Freundinnen und Weggefährten der Dichterin, Briefe und Selbstzeugnisse aus ihrem viele Tausend Seiten umfassenden Nachlass. Das beginnt mit einer autobiografischen Notiz der Dichterin, die in ärmlichen Verhältnissen im Kärntner Lavanttal als neuntes Kind eines Bergarbeiters

und einer Näherin geboren wird. Der beengte Wohnraum, in dem die Mutter nächtelang strickt, wird durch einen Spiegel in der Stube vergrößert: „Die Verdoppelung und Verzauberung der armen, aber anständigen Wirklichkeit ist vielleicht schuld ­daran, dass ich eine Dichterin wurde“. Die Aufzeichnungen handeln von frühen Krankheiten, der maßlosen Lektüre als Kind und Jugendliche („Größtenteils Kitsch, was aber meines Erachtens kein Schaden ist.“) oder dem Aufenthalt in der Psychiatrie nach einem Suizidversuch bis zu den Korrespondenzen mit späteren Förderern. Im Zentrum steht der Briefwechsel mit dem Maler Werner Berg, eine exzessivtragische Liebesgeschichte Anfang der 1950er-Jahre, die auch den stärksten Impuls für Lavants Gedichtproduktion darstellte. „Ich weiß nur das eine bestimmt, daß wir wieder zusammen und ineinander kommen und vergehen müssen. Ich habe Dich noch nicht überall gekost, ich weiß an Dir noch viele Plätzlein die darauf warten. Ich werde diesmal nicht von Dir lassen bevor Du nicht von meinen Händen u. Lippen so überliebkost bist, daß es wie ein dichtes Gewand über Dir liegt. (…) Hochzeit werden wir halten wie noch keine war. Hochzeit, lieber Mann, Knabe, Bräutigam, Dein Mädchen, Deine Braut ist unangerührt wie auch Du es bist.“ Mit dem Schreiben von Prosa hört Christine Lavant 1952 auf, ein Jahr nach dem Ende der Beziehung mit Werner Berg teilt sie ihrer Freundin Ingeborg Teufenbach im Frühjahr 1956 mit: „Dichten kann ich schon lange nimmer es ist alles in mir erkaltet und verhärtet.“ Noch einmal Thomas Bernhard: „Unsere Dichterin ist eine der wichtigsten und verdient, in der ganzen Welt bekannt gemacht zu werden.“

anzeiger / 23

„Für mich ist die Lavant die größte Dichterin überhaupt im zwanzigsten Jahrhundert unter den Frauen“ Sibylle Lewitscharow

Christine Lavant: „Ich bin maßlos in allem“. Biographisches. Ausgewählt und kommentiert von Klaus Amann. Unter Mitarbeit von Brigitte Strasser. Wallstein ISBN 978-3-8353-5532-3

Christine Lavant: Seit heute, aber für immer. Gedichte. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Jenny Erpenbeck. Wallstein ISBN 978-3-8353-5158-5


– Die aktuellen Bestseller –

Empfehlungen Gegen die Konventionen Renina ist 24, Martin Heideg­gers Assistentin und wagt den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie gründet die erste Frauenzeitschrift Deutschlands. Doch an einem einzigen Tag 1953 ändert sich alles …

„Der Frühling ist in den Bäumen“ – Jana Revedin. Aufbau ISBN: 978-3-351-04192-2 Lyrische Wirklichkeit Seit Dezember 2011 führt Julian Schutting ein künstlerisches Diarium. Es hält nicht das jeweilige Tagesgeschehen fest, wie es die Eigenart von Tagebüchern ist – vielmehr wird das Erlebte, Wahrgenommene, Erdachte in eine poetische Wirklichkeit gefasst.

„Auf vertrauten Umwegen“ – Julian Schutting. Otto Müller ISBN: 978-3-7013-1309-9

Leben, Land und Leute Vor zwanzig Jahren debütierte Ilse Helbich 80-jährig mit ihrem ersten Roman. Jetzt, 100-jährig, betritt sie neue Pfade: mit drei literarischen Dorfgeschichten, in denen Krimi-Elemente aufblitzen, sich Abgründe auftun und die Zugereisten als Störenfriede in Erscheinung treten.

„Wie das Leben so spielt“ – Ilse Helbich. Droschl ISBN: 978-3-9905-9141-3

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„Am Ende wird alles sichtbar“ – August Schmölzer. Keiper ISBN: 978-3-903575-00-4


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– HVB-Mitglieder im Porträt – Styria Verlag

Interview: Elisabeth Krenn-Stuppnig

Herr Schaffer, Sie sind seit über dreißig Jahren in der Buchbranche: zuletzt als Geschäftsführer und Produktionsleiter bei Brandstätter. Nun sind Sie Herstellungsleiter bei Styria. Wieso der Wechsel? Franz Schaffer – Berufliche wie private Lebenswege sind eingeschränkt planbar. Ich habe von der pensionsbedingten Vakanz bei Styria gehört und frühzeitig mein Interesse bekundet, einfach weil ich noch einmal neu durchstarten wollte. Die Verlagsgruppe deckt mit ihren Marken Pichler, Styria, Kneipp und Molden ein sehr breites inhaltliches Spektrum ab. Wie jeder Publikumsbuchverlag sehen auch wir uns als Fackelträger der Begeisterung für Autor:innen, Leser:innen und Handel.

Welche weiteren Herausforderungen sind Ihnen in den letzten Jahren begegnet? Schaffer – Es stehen alle Publikumsverlage vor derselben Herausforderung: dem Kampf um Aufmerksamkeit. Die drastische Papier­ preiserhöhung in den Jahren 2021 und 2022 hat die wirtschaftlichen Bedingungen in der Buchproduktion weiter verschärft. Erschwingliche medienneutrale Workflowtools mit der Effizienz von Zeitungsredaktionssystemen und der Anpassungsfähigkeit von InDesign sind rar. Die Suche nach kostengünstigen, hochwertigen Hardcoverprodukten im Kleinauflagensegment bleibt eine Herausforderung. Buchverlage ohne Lager und Kapitalbindung sind nur im Wissenschaftsbereich mit vorwiegend digitalen Geschäftsmodellen anzutreffen, denn Publikumsbuchverlage legen weiterhin besonderen Fokus auf gedruckte Bücher. Kapitalbindung entsteht durch Lagerung gedruckter Bücher, was bei ungenauen Absatzprognosen zu Kosten- und Lieferproblemen führt.

Franz Schaffer Welchen Weg müssen Verlage beschreiten, um am Puls der Zeit zu bleiben? Schaffer – Jede:r, Einzelperson wie Unternehmen, muss seinen bzw. ihren eigenen Weg beschreiten und für sich entscheiden, ob und welchen „Zwischenrufen“ er oder sie folgt. Viele Wege führen ans Ziel – hilfreich ist es in jedem Fall, das Ziel zu kennen.

„Alle Publikumsverlage stehen vor derselben Herausforderung: dem Kampf um Aufmerksamkeit“ anzeiger / 26

Was reizt Sie persönlich an Ihrem Beruf? Schaffer – Wie schon meine Vorgängerin Maria Schuster zu sagen pflegte: Am Ende des Tages hast du etwas in der Hand. Das kann man nicht von allen Berufen sagen. Bei einem Buchverlag ist es noch dazu selten das gleiche Buch, es kommt ja immer wieder ­etwas Neues. Selten das gleiche und nicht immer ein „gutes“ Buch. Was macht ein solches für Sie aus? Schaffer – Ein gutes Buch ist eines, das für die Leser:innen inhaltlich das einlöst, was es verspricht, bei dem das Preis-LeistungsVerhältnis passt und Layout sowie technische Ausstattung – etwa Format, Papier oder Bindeart – die Botschaften der Autor:innen unaufdringlich unterstreichen.

FOTO: CH RISTOPH ER MARVRIČ

Die MELO hat kürzlich den Betrieb eingestellt. Was bedeutet das für die Branche? Schaffer – Die Ankündigung der Schließung der MELO mit Jahresende ist der traurige Schlusspunkt einer dynamisch-turbulenten Entwicklung. Über die damit verbundenen Implikationen für die heimische Buchbranche wurde bereits ab Ende Jänner intensiv berichtet, dem ist leider nichts hinzuzufügen. Es bleibt zu hoffen, dass für alle Betroffenen vernünftige Lösungen gefunden werden.


– HVB-Mitglieder im Porträt – Buchhandlung ChickLit

Jenny Unger

Text: Andrea Vanek

F OTO:ST E FA N K N I T T E L

Z

usammen mit ihrer Kollegin Paula ­Bolyos betreibt Jenny Unger in der Kleeblattgasse 7 in der Wiener Innenstadt eine (queer-)feministische Buchhandlung. Zuvor hatte sie Landschaftsplanung und Abfallberatung betrieben. Ein drastischer Richtungswechsel? Eigentlich nicht, meint Unger. Auch in der Buchhandlung gebe es Gelegenheiten, ihr Umweltbewusstsein in die Tat umzusetzen, „indem wir beispielsweise Bücher mit dem Fahrrad ausliefern oder Verpackungsmaterial wiederverwerten.“ „Ich habe schon immer gerne gelesen“, erzählt die Buchhändlerin. Als Kind und Jugendliche habe sie ihren Lesestoff in der Stadtbibliothek Güssing bekommen. „Während meines Studiums habe ich die große Auswahl an Bibliotheken in Wien genossen. Gekauft habe ich viele Bücher in der feministischen Buchhandlung Frauenzimmer.“ Das Geschäft bestand von 1977 bis 2007, Unger arbeitete dort bis zur Schließung. Im Herbst 2011 stellte der Verein zur Förderung feministischer Projekte auch noch die Produktion der feministischen Frauen­ zeitschrift AUF (Aktion Unabhängiger Frauen) ein. Um dem Vakuum entgegenzuwirken, beschlossen Jenny Unger und Paula Bolyos, tätig zu werden. So eröffneten sie ein Jahr darauf die Buchhandlung ChickLit.

„Wir wollen Raum für Autor:innen schaffen, die im Mainstream oft ungehört bleiben“

Sie wollten einen Raum schaffen, in dem sich Menschen in ihrer Diversität wohlfühlen können. „Als wir das ChickLit gegründet haben, war unsere Idee, einen gemütlichen Ort zu schaffen, an dem sich Feminist:innen begegnen, miteinander ins Gespräch kommen. Und Leute, die einfach nur neugierig durch die Kleeblattgasse gehen und vielleicht noch gar nicht so genau wissen, was es für spannende und tolle feministische Bücher und Autor:innen gibt, sollen in Ruhe in unserem Sortiment schmökern können.“ Woher kommt Jenny Ungers Interesse für Feminismus? „Angesichts der Diskriminierungen, denen viele Menschen ausgesetzt sind, ist intersektionaler Feminismus für mich eine logische Konsequenz“, erklärt sie. „Während meiner Schulzeit habe ich meinen Blick für Ungerechtigkeiten vielleicht noch anzeiger anzeiger // 27 27

nicht als feministische Perspektive wahrgenommen, aber spätestens auf der Uni bin ich mit entsprechender Literatur und feministischen Kolleg:innen und Freund:innen in Kontakt gekommen und habe begonnen, mich zu engagieren.“ Diese Haltung spiegelt sich in der Auswahl der Titel in der Buchhandlung wider. „Beim Sortiment bleiben wir unserem Schwerpunkt treu, einen Raum für jene Autor:innen und Werke zu schaffen, die im Mainstream oft ungehört bleiben. Aber wir bestellen natürlich alles, was die Kund:innen haben möchten.“ Denn die Kund:innen setzen mit ihren Gesprächen neue Impulse und bringen Hinweise auf Veranstaltungen mit, sodass die Buchhandlung ein lebendiger, diskursiver Ort bleibt, der sich ständig weiterentwickelt, sagt Unger. „Das ist sehr bereichernd für uns und ganz wichtig für die Atmosphäre im ChickLit!“ Obwohl sich der Buchhandel allgemein gerade in einer schwierigen Lage befinde, hält Jenny Unger an einer optimistischen Sicht fest. „Menschen lesen weiterhin Bücher und sind dankbar für die persönliche Beratung und den Kontakt. Ich wünsche mir, dass weiterhin so viele das ChickLit besuchen und Bücher kaufen.“


„Ich wollte die Kompositionsschemata der Welt erkennen, die in Bildern sichtbar werden“ Philippe Descola

anzeiger / 28


– Selbstredend –

Die Welt im Bild erkennen Dies hat sich der französische Anthropologe Philippe Descola in seinem neuen Buch „Die Formen des Sichtbaren. Eine Anthropologie der Bilder“ zur Aufgabe gemacht. Um dann auch die Erfahrung zu machen, dass man von Kunst überwältigt werden kann

Interview: Erich Klein Foto: Joel Saget/picturedesk

D

er französische Anthropologe Phi­ lippe Descola (geb. 1949 in Paris) ist emeritierter Professor der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) sowie des Collège de France, an dem er das Fach „Anthropologie der Natur“ etablierte. Der Schüler von Claude Lévi-Strauss wurde durch seine jahrelangen Studien über das Volk der Achuar im Amazonasgebiet be­ kannt. Descola ist Mitglied der British Acade­ my und der American Academy of Arts and Sciences. Auf Deutsch bislang erschienen: „Leben und Sterben in Amazonien. Bei den Jívaro-Indianern“ (2011), „Jenseits von Natur und Kultur“ (2013/2022) und „Die Ökologie der Anderen. Die Anthropologie und die Fra­ ge der Natur“ (2014). Descolas vergleichende Anthropologie hat die Humanwissenschaf­ ten und die Reflexion über die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit beeinflusst. Herr Descola, erinnern Sie sich an Ihre ersten Bücher? Philippe Descola – Mein Vater war Histo­ riker, ein Spezialist für die Geschichte Spa­ niens und Lateinamerikas. Deshalb kam ich sehr früh mit der pikaresken Literatur Spani­ ens wie „Lazarillo de Tormes“ in Berührung. Ich mochte Schelmenromane auch wegen ihrer ethnografischen Seite. Der Franzose Le­ sage und sein „Gil Blas de Santillane“ haben mich sehr beeindruckt, sobald ich das Buch fertiggelesen hatte, begann ich von vorn. Ihr Lieblingsbuch? Descola – Jules Verne. Ich hatte besonderes Glück, denn es gab in der elterlichen Biblio­ thek die illustrierte Originalausgabe. Meine

Eltern lasen „Le Tour du Monde“, ein Äqui­ valent zum heutigen „National Geographic“. Mit dieser Zeitschrift entdeckte ich eine Vor­ liebe für fremde Menschen. Die Berichte von Reisenden, Entdeckern und Proto-Ethnogra­ fen über Europa, Asien und Amerika weck­ ten meine Neugier für das Exotische und Andersartige. Sie wollten schon als Kind Anthropologe werden? Descola – Nein, das kam später. Bevor ich Ethnologe wurde, reiste ich viel, war im Na­ hen Osten unterwegs, kam bis in den Iran und in die arabischen Länder. Man brauch­

„Die meisten Beobachter dachten, die Menschen im Amazonas seien kaum von der Natur getrennt. Sie wären wie Büffel, hilflose Automaten, gleichsam Ausgeburten der Natur“ Philippe Descola

anzeiger / 29

te in dieser Region nicht viel Geld und kam ohne große Schwierigkeiten in Gegenden, die heute aus geopolitischen Gründen ver­ schlossen sind. Meine Faszination für die Ethnologie entstand durch die Lektüre der „Traurigen Tropen“ von Lévi-Strauss, die ich als Siebzehnjähriger las. Ich entdeckte dabei weniger die Ethnologie als vielmehr eine außergewöhnliche Persönlichkeit: ei­ nen großen Wissenschaftler und gebildeten Mann, der über Malerei, Musik und Litera­ tur sprach, während er Expeditionen an die äußersten Enden der Welt unternahm. Auch schrieb er philosophisch tiefgründige Dinge. Ich dachte, wenn so jemand Ethnologe ist, dann muss das ein interessanter Beruf sein. Frankreich galt in den 1970er-Jahren noch immer als kulturelle Macht. Und Sie haben begonnen, Philosophie zu studieren … Descola – Alle jungen Philosophiestudie­ renden aus meiner Generation waren Mar­ xisten. Wir sahen Frankreich keineswegs als Macht – es ging uns auch nicht um kultu­ relle Hegemonie. In vielerlei Hinsicht war 68 ein Protest gegen Konservatismus und Eng­ stirnigkeit, die für Frankreich zu dieser Zeit charakteristisch zu sein schien und die sich auch noch eine ganze Weile fortsetzen soll­ te. Im Grunde genommen fühlten wir uns in diesem Frankreich nicht wohl. Im Gegensatz zu Italien oder Deutschland gab es aber kei­ nen Versuch einer bewaffneten revolutionä­ ren Bewegung oder einer Machtübernahme mit Waffengewalt. Ich selbst war Trotzkist und erinnere mich, dass ich die Stenogram­ me der ersten drei Kongresse der Kommu­ nistischen Internationale las. Das »


– Selbstredend –

» gehörte zur Pflichtlektüre – ziem­ lich trocken. Die Idee, Macht mit Waffenge­ walt zu übernehmen, hielten wir für völlig verrückt, weil es überhaupt nicht zu der historischen Situation passte, in der wir uns befanden. Als ich dann in die Feldforschung ging, stellte ich fest, dass die Welt kompli­ zierter war, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich traf in Lateinamerika Leute aus meiner Generation, die Ethnologen und fanatische Leninisten waren und nichts von der Situati­ on des Landes verstanden, in dem sie lebten. Lateinamerika machte mir klar, dass die Vor­ stellung, man werde die Bauernmassen in re­ volutionäre Proletariate verwandeln, um die Macht zu übernehmen, eine Utopie war, und eine gefährliche noch dazu. Sie waren aus der Philosophie zu Lévi-Strauss geflohen, und der schickte Sie in den Amazonas. Descola – Ich kam zu Lévi-Strauss, weil ich in Amazonien arbeiten wollte, nicht umge­ kehrt. Schon die ersten Chronisten des Ama­ zonas waren vom rätselhaften Charakter der Bevölkerungen dieser Region beeindruckt – angeblich waren sie keine wirkliche Gesell­ schaft. Es gibt keine Dörfer, keine Abstam­ mungsgruppen, wie man sie in Afrika findet, es gibt keinen Häuptling, keine verfasste Re­ ligion, keinen Tempel, keine Priester. Diese Menschen waren, wie man in der Renais­ sance in Frankreich sagte, ohne Glauben, ohne Gesetz und ohne König. Solche durch keine sichtbaren Institutionen strukturier­ ten Gesellschaften, wie sie zur Zeit der Erobe­ rungen und später zu finden waren, stellten für Europäer ein Rätsel dar. Auch dachten die meisten, diese Menschen seien kaum von der Natur getrennt. Sie wären wie Büffel, hilf­ lose Automaten, gleichsam Ausgeburten der Natur, die sich von der Natur selbst gar nicht unterschieden. Um das zu ergründen, reiste ich in den Amazonas. Natürlich zogen mich auch die kulturellen Unterschiede an, ein Le­ ben in einer physischen und sozialen Umge­ bung ganz anders als der vertrauten eigenen. Ethnologen sind nicht wie Entomologen mit einer Lupe, Ethnologen sehnen sich danach, das Leben derer zu teilen, die sie erforschen.

„Im Animismus bedeutet Metamorphose die Veränderung der Perspektive auf ein Objekt. In einem Moment des Tanzes sieht man dieses Objekt als Körper, im anderen von einer Absicht beseelt: In der Tanzbewegung erfolgt ein ständiger Wechsel“ Philippe Descola

Was war das Erstaunlichste im Amazonas? Descola – Das Erste, was meiner Partnerin, der Ethnologiestudentin Anne-Christine, und mir bei den Achuar in Oberamazonien an der Grenze zwischen Ecuador und Peru auffiel, war, dass sie ganz nach ihren eige­ nen Gesetzen lebten. Das war außergewöhn­ lich, weil fast überall auf der Welt lokale,

insbesondere auch indigene Menschen, die einem Staat und seinen Gesetzen unter­ worfen sind, aufhören, nach ihren eigenen Regeln zu leben. Nachdem ich die Sprache gelernt hatte, beeindruckte mich vor allem die Beziehung der Achuar zu ihrer Umwelt. Entgegen meiner Vorstellung gab es nicht die Gesellschaft auf der einen Seite mit ih­ ren technischen und symbolischen Vermitt­ lungen, um die Natur zu beherrschen, und die Natur auf der anderen Seite. Die Achuar verstehen alle Nicht-Menschen oder ande­ ren Menschen in ihrer Umgebung als Part­ ner. Für die Achuar sind Pflanzen, Tiere und Geister Wesen mit Innerlichkeit, Seele, Be­ wusstsein und Subjektivität. Sie unterschei­ det also nichts grundsätzlich von Menschen. Sie haben als Ehrengast in der Suppe die Hand eines Affen vorgefunden … Descola – Das gehört zu den Merkwürdig­ keiten des Alltags in Welten, die sich von der eigenen sehr unterscheiden. Wenn die Achu­ ar einen Besucher ehren wollen und es gibt Affen zu essen, bieten sie ihm die Hände in der Suppe an. Es ist ein bisschen komisch, an den Fingern eines kleinen Tieres zu lutschen, schließlich sind Hände anthropomorph. Man ist immer überrascht von den Tisch­ sitten der anderen – es gibt alle möglichen Dinge dieser Art. Ihr neues Buch heißt „Formen des Sichtbaren. Eine Anthropologie der Bilder“. Was bedeutet das? Descola – Laut dem Philosophen Maurice Merleau-Ponty manifestiert sich im Sicht­

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Kontinent Kinderbuch Karin Haller

F O T O : J O E L S A G E T / P I C T U R E D E S K , P R I VA T

baren eine Verdoppelung des Unsichtbaren. Was aber wird im Sichtbaren gegenwärtig? Zum einen etwas Empirisches wie eine Szene oder eine Figur. Aber zum anderen auch eine menschliche Innerlichkeit. So gibt es nur in Europa und im Fernen Osten Landschafts­ malerei. Überall sonst hat man sich dafür nicht interessiert. Dort ist Landschaft nicht zum Ausdruck von Innerlichkeit geworden. Ich wollte für mein Buch die Kompositions­ schemata der Welt erkennen, die in Bildern sichtbar werden. Eine dieser Kompositions­ schemata nenne ich die „naturalistische Tra­ dition“. Ihre Bilder entstehen in Europa ab dem 15. Jahrhundert, ihre philosophischen Texte im 17. Jahrhundert. Diese naturalisti­ sche Tradition ist von der Nachahmung der menschlichen Sicht besessen, man findet sie nur in ihr. Szenen, Figuren und Dinge wer­ den da aus einem „menschlichen“ Blickwin­ kel, einer „Mono-Perspektive“, dargestellt, um bestimmte Qualitäten an ihnen hervor­ zuheben. Das etabliert sich in Europa ab dem 15. Jahrhundert als „naturalistische Figurati­ on“. In den Künsten der Nordwestküste Ka­ nadas hingegen gab es die „Verdoppelung der Repräsentation“. Auf einem Bild der First Nation Tsimshian ist ein Bär dargestellt. Man hat den Eindruck, es handle sich um eine Frontalansicht. Der Bär hat eine Kerbe auf der Stirn. Sie rührt daher, dass jede Seite die­ ses Bären entlang einer vertikalen Symme­ trieachse verdoppelt wurde. So entstand eine „doppelte Perspektive“. Es gab in einem ein­ zigen Bild zwei Blickwinkel auf diesen Bären, von der rechten und von der linken Seite. Das brachte mehr Information über diesen Bären als bei einer Frontalansicht. Da wäre sein Rücken unsichtbar geblieben. In der eu­ ropäischen naturalistischen Figuration mit ihrer Versessenheit auf die Nachahmung der menschlichen Sicht wurde diese Art von ­Polyperspektivismus eliminiert. In allen an­ deren figurativen Traditionen hingegen blieb er bestehen. In Europa wurde er von den Ku­ bisten des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Diese Art von Darstellungen gibt es auch auf Tüchern, die bei Tänzen über die Schulter geworfen werden. Wie erklärt sich das? Descola – Weil es der Tanz ermöglicht, dem Monoperspektivismus zu entkommen. Eine einfache Art, den Blickwinkel auf ein Objekt zu vervielfachen, ist, das Objekt selbst zu be­ wegen. So kann man es entsprechend seiner Bewegungen aus verschiedenen Blickwin­ keln erfassen. Ein noch wichtigeres Element als Tücher sind in solchen Tänzen Körper­ bemalungen, die Tiere darstellen. Auf einer

Zeichnung des Ethnologen Franz Boas sind zwei Jungen einer Geheimgesellschaft der Kwakiutl im Tanz dargestellt: als Frosch und Bär. Wenn sie sich im Tanz bewegen, sieht man an der Körperhaltung, dass es sich um Menschen handelt; gleichzeitig sind sie so bemalt, dass sie wie ein Bär oder ein Frosch aussehen. Damit wird etwas hervorgehoben, das im Animismus sehr wichtig ist: Die We­ sen in der Welt sind gleichzeitig Körper und Geist, Innerlichkeit, Subjektivität. Außerdem weisen Frosch oder Bär, von tanzenden Men­ schen dargestellt, auf die Möglichkeit des Wechsels hin, auf die Metamorphose. Sie ist im Animismus die Veränderung der Pers­ pektive auf ein Objekt. In einem Moment des Tanzes sieht man dieses Objekt als Körper, im anderen von einer Absicht beseelt: In der Tanzbewegung erfolgt ein ständiger Wech­ sel, eine ständige Metamorphose. Apropos Metamorphose: Franz Kafka verwandelt einen Menschen in einen Käfer … Descola – Das Interessante daran ist, dass es sich um eine metaphysische Operation handelt, die nicht alltäglich ist. Sie passiert einem unglücklichen Menschen. Aber er ver­ steht nicht wirklich die Bedingungen, unter denen das geschehen ist. Im Animismus ist die Metamorphose obligatorisch. Man kann die Welt, in der man sich befindet, nur dann wirklich verstehen, wenn man die Wesen, die einen umgeben, aus verschiedenen Blick­ winkeln erkennen kann. In manchen Fällen besitzen diese Wesen Innerlichkeit, in ande­ ren Fällen sieht man sie als Körper, und man versteht, dass sie ständig von einem in einen anderen Zustand wechseln. Das ist die Bedin­ gung des Animismus. Kafkas Metamorphose hingegen ist, wenn ich so sagen darf, eine Perversion der menschlichen Bedingung. Sie schreiben über Yupik-Masken aus Alaska, Malerei der Aborigines, holländische Interieurs aus dem 17. Jahrhundert und abstrakte Kunst aus dem 20. Jahrhundert. Was sind Ihre persönlichen Vorlieben? Descola – Welche Bilder mich am meisten berühren? Das ist schwer zu sagen, weil es so viele verschiedene Dinge gibt. Was mir be­ sonders gefällt, sind einige abstrakte Gemäl­ de von Mark Rothko, Pierre Soulages oder Hans Hartung. Und die Landschaftsmalerei: sowohl die europäische als auch die fernöst­ liche. Bilder, die ich genieße, regen mich zum Träumen an, zum Denken, sie schicken mich auf eine Reise im Geiste. Das ist insofern merkwürdig, als die Stimulation »

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Geschäftsführerin des Instituts für Jugendliteratur, www.jugendliteratur.at

Aktuell, leider Autor:innen von Jugend­ büchern haben es in Öster­ reich ja nicht wirklich leicht. Die heimischen Verlage, die Texte für Leser:innen ab 13 Jahren veröffentli­ chen, kann man an einer Hand abzählen, die Zahl der möglichen Titel ist bei uns be­ grenzt. Und der bundesdeut­ sche Markt ist ein schwieriges Pflaster. Schon klar: Jugendli­ teratur hat eine zahlenmäßig überschaubare Zielgruppe, und die liest teilweise auch allgemeine Literatur für ein erwachsenes Publikum. Umso mehr freut es einen, dass doch immer wieder großarti­ ge Jugendbücher österreichi­ scher Autorinnen erscheinen, in diesem Herbst gleich mehr­ fach. So wie Lilly Axsters „Ich sage Hallo und dann NICHTS“ bei Tyrolia, Verena Hochleit­ ners „Flimmern“ bei Kunstan­ stifter oder Julya Rabinowichs „Der Geruch von Ruß und Rosen“ im Hanser Verlag. Es sind drei sehr unterschiedli­ che Texte um Identitätssuche und Freundschaft, die keine eindeutigen Antworten geben. Und die behutsam mit ihren Figuren umgehen, die sie in schwierige Ausgangssituatio­ nen stellen: Gewalterfahrun­ gen, dysfunktionale Familien, oder – wie bei Rabinowich – Krieg. Warum müssen Bücher nur oft so furchtbar aktuell sein …


– Selbstredend –

»

im Fall der abstrakten Malerei mini­ mal, im Fall der Landschaftsmalerei jedoch maximal ist, einen quasi an der Hand nimmt und an einen Ort führt, um ihn mit Gedan­ ken und Vorstellungen zu erkunden. Es ist ein bisschen wie mit den chinesischen Tin­ tenfässern, die in den Büros der Gelehrten standen und ihnen dazu dienten, mit ihren Gedanken in Miniaturwelten zu reisen. Das ist es, was ich an der Landschaftsmalerei schätze: die Möglichkeit, aus sich selbst ein­ fach herauszugehen.

Philippe Descola

gegeben hatte, völlig zunichtemachten. Ich hätte nie vermutet, dass ein Bild mit derarti­ ger Kraft auf mich einwirken könnte. Kommen wir am Ende zum Anfang zurück. Was meinten Sie mit der Widmung an Ihre Eltern und Großeltern, die Sie lehrten, Fragen an Bilder zu stellen? Descola – Ich komme aus einer Familie, in der Kunst und Malerei eine wichtige Rol­ le spielten. Meine Großmutter und mein Großvater malten. Ich tauchte schon sehr

früh in die Atmosphäre von Malerateliers ein und wurde als Kind systematisch in Mu­ seen mitgenommen. Schon damals habe ich mir immer wieder die Fragen gestellt, was Bilder sind, warum man das Bedürfnis hat, Dinge darzustellen, die bereits existierten, welche Techniken man dafür verwendet, warum man Farbe benutzt oder nicht. Diese Fragen zu Bildern, die ich in mir bewahrte, indem ich immer wieder Bücher über Kunst­ geschichte las, ermöglichten schließlich ein ganzes Buch.

«

Zuletzt auf Deutsch erschienen: Die Formen des Sichtbaren Wie sprechen Bilder und sprechen

grundlegenden Typen an Welt-Bildern

ein „Subjekt“ einem „Objekt“ gegen­

Bilder überhaupt? Sprechen sie zu uns?

liegen ihnen zugrunde, wie unterschei­

übertritt. Der Anthropologe verleugnet

Was bedeuten Bilder in einer Welt des

den sich abbildende, schmückende,

dabei auch nicht seine persönliche Be­

„Iconic Turn“, der einen grundsätz­

profane oder religiöse und historische

geisterung, wenn er etwa angesichts der

lichen Wandel von der Schrift- zur

Bilder? Der visuelle Pfad, den wir bei

monochrom schwarzen Bilder des fran­

Bildkultur markiert? Philippe Descola

der Abbildung der Welt einschlagen,

zösischen Jahrhundertkünstlers Pierre

analysiert in seinem enzyklopädischen

hängt für Descola davon ab, welcher der

Soulages hymnisch konstatiert: „Man

Opus magnum Bilder unterschiedlichs­

vier Regionen des von ihm entdeckten

kann diese Erfahrung bei Soulages ma­

Philippe Descola:

ter Kulturen: eine Yupik-Maske aus

Archipels an „Formen des Sichtbaren“

chen, wenn man in die Einfachheit des

Die Formen des

Alaska, Malerei der Aborigines, eine Mi­

wir angehören: Animismus, Naturalis­

schwarzen Lichts eintaucht und nicht

Sichtbaren. Eine An­

niaturlandschaft aus der Song-Dynastie,

mus, Totemismus oder Analogismus.

mehr weiß, ob das Bild sich in Abspra­

thropologie der Bilder

holländische Interieurgemälde aus dem

In Europa, so Descola, wird seit der

che mit dem Betrachter mit Leben füllt

Aus dem Französischen

17. Jahrhundert bis hin zur abstrakten

Renaissance nicht mehr eine Vielfalt

oder der Betrachter in Absprache mit

von Christine Pries

Kunst aus dem 20. Jahrhundert. Seine

der Sichtweisen vertreten, sondern die

dem Bild zu neuem Leben erwacht.“

Suhrkamp 2023

zentrale Frage lautet: Was zeigen uns

Perspektive erlaubt jenes folgenreiche

Ein im wahrsten Sinn des Wortes

ISBN: 978-3-518-58799-7

diese Bilder und wie tun sie das? Welche

Erleben der phänomenalen Welt, in der

augenöffnendes Buch!

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FOTO: BÉNÉDICTE ROSCOT SEUIL/SUHRKAMP VERLAG

Joseph Beuys, der im Buch auch vorkommt, hat die Pose des Schamanen eingenommen. Was halten Sie von ihm? Descola – Das ist eine schwierige Frage. In dem Moment, in dem er in meinem Buch als Illustration für etwas erscheint, hat ihn der Teufel in dieser Position versteinert. Das macht eine frischere Sicht praktisch unmög­ lich. In gewisser Weise gilt das für alle Bilder, sobald man sie, wie das Kunsthistorisieren­ de tun, heranzieht, um diese oder jene Ei­ genschaft eines Bildes zu veranschaulichen. Danach ist es sehr schwierig, sie mit einem neuen Blick zu betrachten. Ich habe eine derartige Erfahrung mit einem Gemälde von Robert Campin im Museum von Dijon gemacht, einem flämischen Maler an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. Es geht um eine Darstellung der Geburt Christi. Ich hatte das Bild zuerst als Reproduktion gese­ hen und anhand der Reproduktionen darü­ ber geschrieben. Ein paar Jahre später stand ich in Dijon vor dem Original und wurde von extremen Emotionen erfasst, die die distan­ zierte Interpretation, die ich dem Gemälde

„Im Animismus kann man die Welt, in der man sich befindet, nur dann wirklich verstehen, wenn man die Wesen in der eigenen Umgebung aus verschiedenen Blickwinkeln erkennen kann“


– Kurz vor Schluss – Gastkommentar

„Wie schön ist es, als Verlegerin zu sehen, dass zwei Schulkinder ihr Taschengeld zusammenkratzen, um sich gemeinsam ein Buch zu kaufen!“

Kinder, die Buch Wien! Begeisterte Kinder, spontane Begegnungen mit Kolleg:innen, viele verkaufte Bücher – die Buch Wien darf man sich nicht entgehen lassen Text: Anna Stacher-Gfall

I L L U S T R AT I O N : G E O R G F E I E R F E I L , F O T O : F O T O : © I M M A N U E L G F A L L

W

as die Buch Wien für mich so be­ sonders macht? Ihr geradezu fa­ miliäres Flair, und dass sie vor al­ lem eine Publikumsmesse ist. Wie auf jeder Messe gibt es natürlich auch auf der Buch Wien die so wertvollen geplanten und unge­ planten Treffen mit Branchenkolleg:innen sowie den wichtigen fachlichen und per­ sönlichen Austausch. Aber im Gegensatz zu den internationalen Messen, auf denen wir von Termin zu Termin durch riesige Messe­ hallen laufen, ist die Buch Wien geradezu gemütlich und angenehm überschaubar. Besonders am Herzen liegt mir der Kon­ takt mit dem Publikum und unserer jungen Zielgruppe, den Kindern und Jugendlichen. Hier bekommen wir direkte Rückmeldun­ gen und sehen, wie unsere Bücher aufge­ nommen werden und wie sich große und kleine Leser:innen in unsere Bücher ver­ tiefen. Auf der Buch Wien habe ich zum Beispiel ein vierjähriges Mädchen getroffen, das die Bilderbuch-Cover von Helga Bansch am Stil erkannt hat; oder einen Jugendlichen, der missmutig hinter seiner Schulklasse

hertrottete, bis sein Gesicht an unserem Stand plötzlich aufleuchtete und er mir be­ geistert mitteilte, dass er alle Bücher von Deborah Ellis gelesen hat. Die vielen Le­ sungen und die Büchertische ermöglichen zusätzliche Begegnungen: Wie schön ist es, als Verlegerin zu sehen, dass zwei Schulkin­ der ihr Taschengeld zusammenkratzen, um sich gemeinsam ein Buch zu kaufen – um es dann von der Autorin signieren zu lassen. Seit 2012 bin ich beim Verlag Jungbrun­ nen. Wir haben seither jedes Jahr als Aus­ steller an der Buch Wien teilgenommen. Die größte Änderung in dieser Zeit war der Verkauf am Stand, für den wir seit vielen Jahren plädiert hatten. Da wir ohnehin mit großer Freude und Begeisterung potenziel­ len Kund:innen unsere Bücher zeigen, ist es nun praktisch, dass wir diese auch gleich verkaufen dürfen. Es war in der Vergangen­ heit für die Kund:innen oft ärgerlich, die Bü­ cher dann in der Buchhandlung noch ein­ mal suchen zu müssen und sie nicht gleich mitnehmen zu dürfen. So können wir auch dem mehr als ausgelasteten Personal in der Messebuchhandlung Arbeit abnehmen.

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Gerne machen wir alle Jahre wieder das An­ gebot, angemeldeten Schulklassen an unse­ rem Stand etwas über den Verlag und unse­ re Bücher zu erzählen. Wir haben hier nur gute Erfahrungen gemacht. Es ist erfreulich, dass man bei Kindern und Jugendlichen Interesse für unsere Bücher und das Lesen schüren kann. Durch all die schönen und bewegenden Begegnungen auf der Buch Wien freue ich mich jedes Jahr wieder auf diese besonde­ re Messe. Auch wenn der Termin immer in die stressigste Zeit fällt und die Kosten hoch sind: Dieses besondere Erlebnis in der Heimatstadt unseres Verlages lassen wir ­ uns nicht entgehen.

Anna Stacher-Gfall leitet den Wiener Jungbrunnen Verlag


– Buchtermine –

Veranstaltungen November 2023 DONNERSTAG, 2. 11.

SONNTAG, 19. 11.

Zadie Smith: „Betrug“. Lesung mit Musik (Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 1030 Wien, 19:30)

Monika Helfer (Laudatio): Erich Fried Preis 2023 an Thomas Kunst (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 11:00)

FREITAG, 3. 11.

Marianne Hofmann: Vorlesefreitag (facultas Dombuchhandlung am Stephansplatz, Stephansplatz 5, 1010 Wien, 16:00) Georg Friedrich Haas: „Vergiftete Zeiten“ (vorarlberg museum, Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz, 19:00)

MONTAG, 20.11.

„Da capo: Literatur im Café Central“: Wolfgang Hermann & Reinhard Kaiser-Mühlecker (Café Central, Herrengasse 17, 1010 Wien, 19:00) DIENSTAG, 21. 11.

SONNTAG, 5. 11.

Sepp Mall: „Ein Hund kam in die Küche“ (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00) Sabine Gruber: „Die Dauer der Liebe“ (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 20:15)

Bettina Balàka: „Der Zauberer vom Cobenzl“ (Theater am Saumarkt, Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch, 10:30)

MITTWOCH, 22. 11.

SAMSTAG, 4. 11.

Armin Thurnher: „Anstandslos. Demokratie, Oligarchie, österreichische Abwege“ (Kulturverein Bahnhof Andelsbuch, Hof 347, 6866 Andelsbuch, 20:00)

Bettina Balàka liest am 5. November aus „Der Zauberer vom Cobenzl“

„CZ – AT [t∫æt] mit Michael Stavarič“: Ondřej Macl & Julia Miesenböck (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00)

MONTAG, 6. 11.

Alex Beer: „Felix Bloom. Der Schatten von Berlin“ (Akku Steyr, Färbergasse 5, 4400 Steyr, 20:00)

DONNERSTAG, 23. 11.

Bernd Watzka & Helen Zangerle: Der Dürer-Hase (Café Schopenhauer, Staudgasse 1, 1180 Wien, 19:00)

DIENSTAG, 7. 11.

Eine Stadt. Ein Buch. Eröffnung der Gratisbuchaktion: Bernhard Schlink: „Der Vorleser“ (Hauptbücherei, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 11:00) Christian Zillner: „Brot und Speer“ (Theater Kosmos Bregenz, Mariahilfstraße 29, 6900 Bregenz, 19:30)

A. L. Kennedy: „In the Beginning – Eine Reflexion“. Festrede zur Eröffnung der Buch Wien (Messe Wien, Halle D, Trabrennstraße 7, 1020 Wien, 17:00) DONNERSTAG, 9. 11.

Alexander Spritzendorfer: „Karl Seitz: Bürgermeister des Roten Wien“ (Thalia Rosenarcarde, Hauptplatz 12–14, 3430 Tulln an der Donau, 17:00) Milo Rau: „Die Rückeroberung der Zukunft“ (Bruno Kreisky Forum für Int. Dialog, Armbrustergasse 15, 1190 Wien, 19:00) FREITAG, 10. 11.

Usama Al Shahmani: „Im Fallen lernt die Feder ­fliegen“ (Hauptbücherei / Büchereien Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19:00) SAMSTAG, 11. 11.

Franz Schuh: „Ein Mann ohne Beschwerden“ (Salzhof Freistadt, Salzgasse 15, 4240 Freistadt, 20:00) SONNTAG, 12. 11.

Stermann & Grissemann: „Das Ei ist hart! – Loriots dramatische Werke“ (Globe Wien, Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien, 19:30) MONTAG, 13. 11.

Doris Weiner: „Vier Frauen im Vierten“ (Theater Akzent, Theresianumgasse 16–18, 1040 Wien, 19:30)

Am 8. 11. eröffnet A. L. Kennedy als Festrednerin die Buch Wien 23

Grissemann – Engelmayr – Reumüller: Thomas Bernhard Machine (Alter Schl8hof Wels, Dragonerstraße 22, 4600 Wels, 20:00) SAMSTAG, 25. 11.

DIENSTAG, 14. 11.

Writers in Prison Day – Verfolgte Autor*innen (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00) MITTWOCH, 15. 11.

Paul Krisai, Miriam Beller: „Russland von innen“ (Tischlerei Holzträume Karl Simek, Dirmhirngasse 106–108, 1230 Wien, 19:00) Fiston Mwanza Mujila: „Kasala für meinen Kaku“ (Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Straße 1, 5020 Salzburg, 19:30) DONNERSTAG, 16. 11.

Ilse Helbich: „Wie das Leben so spielt“ Moderation: Franz Schuh (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00) Eröffnung der Europäischen Literaturtage: Michael Köhlmeier und Anne Sophie Meincke im Gespräch (Klangraum Krems Minoritenkirche, Minoritenplatz 4, 3500 Krems an der Donau, 19:30) FREITAG, 17. 11.

Ann Cotten: „Die Anleitungen der Vorfahren“ (Tribüne Linz – Theater am Südbahnhofmarkt, Eisenhandstraße 43, 4020 Linz, 19:30)

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Lesungen „Die gerühmte Frau“ von Jürgen Kaizik (Salzhof Freistadt, Salzgasse 15, 4240 Freistadt, 20:00) SONNTAG,26. 11.

Kirstin Breitenfellner: „Maria malt“ (Warmbaderhof, Kadischenallee 22–24, 9504 Villach, 11:00) MONTAG, 27. 11.

Daniel Kehlmann: „Lichtspiel“ (Salzburger Marionettentheater, Schwarzstraße 24, 5020 Salzburg, 19:30) DIENSTAG, 28. 11.

Jenny Erpenbeck über Christine Lavant (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00) MITTWOCH, 29. 11.

Ivan Ivanji: „Der alte Jude und das Meer“ (Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse 5, 1010 Wien, 19:00) DONNERSTAG, 30. 11.

„Literatur und Kritik“: Jahrgangspräsentation der Zeitschrift (Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)

FOTO S: A L A I N B E R B E RO, RO B I N N I E D O JA D LO

MITTWOCH, 8. 11.

FREITAG, 24. 11.


Godot hat gesagt, er kommt. 8.–12. November 2023

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buchwien.at/tickets


Denkwerkzeuge und Fluchtlinien für eine neue Ökologie des Denkens

Im Museum des Anfangs unterzieht Elisabeth von Samsonow die abendländische Ideengeschichte einer Revision: Verdrängte Figuren – das Mädchen, das Pferd und der Baum – werden als Operatoren in Stellung gebracht, um gewohnte epistemische Vorannahmen zu verschieben: Es geht darum, eine neue, ganzheitliche Subjektordnung fassbar zu machen – und eine Form des Denkens zu veranschaulichen, die sich ihrer systematischen Ausschlüsse bewusst bleibt und auf Fusionen statt auf zweiwertige Logik setzt. Ein furioser Essay aus Bildern und Texten, oder: Écriture géologique.

»Wir sind auf Klarheit und Einfachheit trainiert. Die Erde ist aber nicht einfach. Sie fängt an mit dem Vielen, welches sie vermehrt.«

Elisabeth von Samsonow Museum des Anfangs Mädchen, Pferd, Baum 184 S., fadengeheftete Klappenbroschur, durchgehend Farbabbildungen Format: 17 × 24 cm ISBN 978 3 85449 638 0 € 28,–

sonderzahl


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