DSO-Nachrichten 09/10 2017

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Robin Ticciati Chefdirigent

DSO-Nachrichten 09 | 10 2017

DER NEUE IST DA Robin Ticciati im Gespräch → S. 3 Mini-Festival zum Amtsantritt des neuen Chefdirigenten → S. 4 Saisonauftakt mit Christoph Eschenbach beim Musikfest Berlin → S. 7

Eine Publikation des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin

DSO-Nachrichten 09 | 10 2017

Casual Concert mit Rafael Payare und Christiane Karg → S. 6


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Eine Publikation des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin | dso-berlin.de

Was hat Sie in Berührung mit der klassischen Musik gebracht? Einfach unglaubliches GLÜCK! Sie war schon immer tief in unserem Familiengeist verwurzelt: Mein Urgroßvater war Pianist, mein Großvater Komponist und Dirigent, und meine Eltern sind Musikliebhaber und Amateurmusiker. Als ich aufwuchs, war Musik Teil der Luft, die ich atmete – ohne jegliche Unterscheidung zwischen klassischer, volkstümlicher, zeitgenössischer … unsere Sprache war die Musik!

wer-ist-robin-ticciati.de

Es ist ein vielschichtiger Prozess, dieses gewaltige Privileg annehmen und verstehen zu können, ein Privileg, das so vielen jungen Menschen heutzutage nicht vergönnt ist. Darüber denke ich oft nach.

In seinen Konzerten lässt sich das musikalische Universum des neuen DSO-Chefdirigenten ganz unmittelbar erleben. Doch auch die Bildwelt der Saison 2017 | 2018 ist eine Einladung, den Menschen und Musiker Robin Ticciati kennenzulernen. Sie stammt von dem Münchner Fotografen Fabian Frinzel und der Designerin Ayzit Bostan, die einen von Ticciati ausgefüllten Fragebogen auf ihre ganz eigene Weise in Form von Stillleben interpretiert haben. Alle Motive in Verbindung mit den Fragen und Antworten können auf der folgenden Website erkundet werden: wer-ist-robin-ticciati.de

›La mer‹ – die erste CD des DSO mit Robin Ticciati

Kurzmeldungen

Kammerkonzerte im September und Oktober Mit originellen Programmen bereichern die Mitglieder des Polyphonia Ensembles Berlin seit vielen Jahren das hiesige Musikleben. Am 22. September gestalten sie den Auftakt der neuen Kammermusiksaison in der Villa Elisabeth – mit dem gutgelaunten Quartett für Englischhorn und Streichtrio des französischen Klangindividualisten Jean Françaix und dem Es-Dur-Septett für drei Blas- und vier Streichinstrumente von Beethoven. Ein Kontrastprogramm erklingt am 22. Oktober im Heimathafen Neukölln: Die Musiker von Berlin City Brass widmen sich dem Blasmusikrepertoire von seiner kammermusikalischen Seite. Matthias Kühnle (Trompete), Antonio Adriani (Horn), András Fejér (Posaune), Tomer Maschkowski (Bassposaune) und ihr Trompeterkollege Felix Wilde vom Orchester der Deutschen Oper spielen Unterhaltsames und Virtuoses, Originalwerke und Bearbeitungen für Blechbläserquintett von Rossini bis Quincy Jones. Mehr unter dso-berlin.de/kammermusik

Fr 22. September 20.30 Uhr Villa Elisabeth

So 22. Oktober 17 Uhr Heimathafen Neukölln

Karten jeweils 18 € | 10 € ermäßigt | AboPlus-Preis 15 €

Pünktlich zum Amtsantritt als Chefdirigent des DSO erscheint im September die erste gemeinsame CD von Robin Ticciati und seinem Berliner Orchester. Ihre fein abgestimmte Zusammenstellung französischer Werke des Fin de siècle verrät einiges über das Denken und Arbeiten des Dirigenten. Auf seinem Weg zu Debussys ›La mer‹ unterläuft Ticciati Hörerwartungen und nimmt bewusst abseitige Pfade. Er beginnt mit dem Vorspiel zu Faurés Oper ›Pénélope‹, wählt dann nicht Debussys Opernfassung des symbolistischen ›Pelleas et Mélisande‹-Stoffes, sondern die Suite aus der Schauspielmusik Faurés, die dem Kollegen mehrere Jahre zuvorkam. Und er lässt die tschechische Mezzosopranistin Magdalena Kožená mit den ›Ariettes oubliées‹ glänzen, in denen Debussy den Nuancenreichtum der menschlichen Stimme in sechs Verlaine-Vertonungen erkundete. Die Aufnahme ist die erste Zusammenarbeit des DSO mit dem audiophilen Glasgower Label Linn Records. Weitere gemeinsame Produktionen sind bereits in Planung.

Die CD erscheint am 29. September 2017 bei Linn Records in Koproduktion mit Deutschlandfunk Kultur. Mehr unter dso-berlin.de/neuerscheinungen

›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹ am 18.10. Auch in ihrer 58. Saison präsentiert die ›Debüt‹-Reihe wieder herausragende Nachwuchskünstler und spannende Programme. Die französische Harfenistin Agnès Clément, Erste Preisträgerin des ARD-Musikwettbewerbs 2016, wählte für ihren DSO-Einstand am 18. Oktober das Harfenkonzert von Alberto Ginastera. Aus München reist das Arcis Saxophon Quartett an – mit der Uraufführung eines Konzerts, das Luke Bedford dem Ensemble auf den Leib geschrieben hat. Der britische Dirigent Ben Gernon hat sich nach dem Gewinn des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2013 binnen kurzer Zeit einen Namen gemacht; ab September 2017 ist er Principal Guest Conductor des BBC Philharmonic Orchestra in London. Beim DSO dirigiert er Edward Elgars klangsatte Konzertouvertüre ›In the South‹ sowie ›Four Sea Interludes‹, die hochexpressiven Meeresporträts aus Benjamin Brittens Opernmeisterwerk ›Peter Grimes‹. Mehr unter dso-berlin.de/debuet

Mi 18. Oktober 20 Uhr | 18.55 Uhr Einführung Philharmonie Karten von 12 € bis 32 € | AboPlus-Preis ab 10 €


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Kunst und Kultur als Lebensbedürfnis

Chefdirigent Robin Ticciati im Gespräch über seine erste Saison

Ihr letztes Konzert mit dem DSO am 22. Juni begann hoch oben hinter dem Orchesterpodium, das musikalische Geschehen setzte sich im Bühnenhintergrund fort und kam dann in der Mitte der Philharmonie auf seinem angestammten Platz an. Stilistisch führte das Programm vom Frühbarock über ein zeitgenössisches Werk zu einem Großen der Vergangenheit, Gustav Mahler. Der Flug durch die Geschichte war zugleich ein Weg durch den Raum. Haben wir eine Vorankündigung Ihrer ersten Saison als Chefdirigent erlebt? So war es gemeint, und ich freue mich, wenn es so verstanden wurde. Wir wollen die vielfältigen räumlichen Möglichkeiten der Berliner Philharmonie nutzen, etwa in Hector Berlioz’ ›L’enfance du Christ‹ am 17. Dezember. Mit Fiona Shaw erarbeiten wir ein szenisches Konzept, in dem nicht die Handlung des Oratoriums realistisch nachgespielt wird, sondern Schauplätze, Ereignisebenen und Personen(gruppen) ihren Ort im philharmonischen Polygon erhalten. Das Publikum soll das Werk nicht nur als Gegenüber erleben, sondern sich mitten im Stück finden, von seinem musikalischen und inhaltlichen Geschehen umgeben sein. Den Weg vom Barock zur Jetztzeit und dann ins Kernrepertoire wählen Sie auch für das Antrittskonzert S. 4. Ist das ein Grundmuster Ihrer Programmgestaltung? Im Prinzip schon. Einem Konzertprogramm sind Zeitgrenzen gesetzt – ich spreche nicht von Sonderprojekten wie ›Parallax‹ im Kraftwerk S. 5, sondern vom philharmonischen Normalfall. Wenn man das »Kernrepertoire« neu erschließen will, tut man das am bes-

Für mein Antrittskonzert habe ich mich gefragt: Wie kann, wie sollte ich meine erste Saison mit dem DSO starten? Viele wählen in solchen Fällen eine große Symphonie oder ein anderes Monument aus der Musikgeschichte. Ich dachte mir: Könnte es nicht interessant sein, mit einem Sinnbild des Beginnens und des (Er-)Schaffens anzufangen, dann im Programm weiterzugehen zu einem Zeitgenossen und von dort zu einem Werk aus der deutschen Symphonik des 19. Jahrhunderts? Jean-Féry Rebels Suite ›Les éléments‹ ist ein Stück über das Beginnen, über die sinnbildliche Ent-

»Wenn man das ›Kernrepertoire‹ neu erschließen will, tut man das am besten von verschiedenen Seiten [...]. Die Musik von heute spielt für mich dabei eine unverzichtbare Rolle.«

stehung der Welt in Klang und Zeit. Ihr folgt am 26. September die Symphonie Nr. 2 des österreichischen Komponisten Thomas Larcher, die mit ihrer Uraufführung 2016 in der internationalen Presse ein überwältigendes Echo auslöste. Larcher ist ein faszinierender Komponist, leider wird er hierzulande noch zu wenig gespielt. Ich habe bereits sein Violinkonzert und sein Ensemblestück ›Nocturne – Insomnia‹ dirigiert; beide haben mich tief beeindruckt. Deshalb freue ich mich auf die Deutsche Erstaufführung seiner Symphonie Nr. 2. In ihr geht es um instrumentale Form und Struktur, um die Frage, was musikalische Gattungen aus der Geschichte heute kommunizieren können. Ein solches Werk in der Mitte eines Programms ermöglicht vielfältige Bezüge. Man spürt aber auch: Für Larcher existieren Kunst und Welt nicht getrennt. Ihn treibt die Frage um, wie es um unsere Menschlichkeit bestellt ist. Sie nehmen regelmäßig zeitgenössische Komponisten in Ihre Programme, auch weniger bekannte. Von Helen Grime, die Sie in der vergangenen Saison vorstellten, werden sie erneut ein Werk diri-

gieren. Sie berücksichtigen aber auch Künstler, mit denen das Orchester häufiger zusammenarbeitete: Jörg Widmann und Toshio Hosokawa. Jörg Widmann verbindet eine lange, produktive Freundschaft mit dem DSO. Für das Violinkonzert entschied ich mich, weil es vom Orchester noch nicht aufgeführt wurde, und weil ich so Alina Ibragimova S. 5 dem DSO-Publikum bekannt machen kann, eine junge Geigerin, die ich außerordentlich schätze. Wie kamen sie auf die Idee, dieses Werk mitten in ein französisches Programm zu stellen? Widmanns Erfindungsreichtum in Bezug auf Farben, die man einem Orchester entlocken kann, scheint unerschöpflich. Darin steht er auf einer Höhe mit Maurice Ravel und Claude Debussy. Hosokawa wiederum geht es in seiner ›Meditation‹ um die Natur in ihrer Schönheit und Gefährlichkeit, um die Zeit, die sich Natur und Musik nehmen und uns geben, letztlich um die Liebe zur Welt. Sie leitet für mich ideal auf Mahlers natur- und weltzugewandte Dritte Symphonie hin, gerade weil die Werke grundverschieden sind. Das können Sie Ende November erleben. Sie schärfen den Blick ins Innere der Musik. Gibt es Programme, die ganz aus Fragestellungen der Musik hergeleitet sind? Selbstverständlich. Etwa das Bach-Schumann-MozartProgramm Mitte November. Welche Rolle spielen barocke Einflüsse bei Mozart, in Schumanns Themen, bei beiden in letzten Werken? Wie formte sich ihre Tonsprache noch einmal neu? Oder das Programm mit Roy Harris, Arnold Schönberg und Jean Sibelius im April. Deren Werke entwickeln symphonische Konzepte in einem Satz, der mehrfach untergliedert ist. Sie lassen die Form von innen her expandieren und finden zu einer offenen Tonalität, deren Potenziale mir nicht erschöpft scheinen. Oder das Programm mit Lindberg, Berg und Bruckners Sechster im Februar … Insgesamt will ich in dieser Saison eine kaleidoskopische Sicht auf das schaffen, was ich mit dem Orchester und dem Publikum erarbeiten kann. Leitgedanken, die sich durch eine Saison ziehen, stehen für mich in dieser Anfangsphase nicht im Vordergrund – mit einer Ausnahme: Bruckner, mit dem ich meinen Einstand beim DSO gab, wird uns auch in den kommenden Spielzeiten beschäftigen. Die Fragen stellte HABAKUK TRABER.

Chefdirigent Robin Ticciati

Maestro Ticciati – willkommen in Berlin! Sie verlegen ihren Arbeitsschwerpunkt hierher, und Sie haben sich hier eine Wohnung genommen. Was zog sie an: das Orchester, die Stadt? Das Orchester, natürlich, aber auch die Stadt. Das kulturelle Klima, das Verlangen nach Kunst wirken inspirierend. Es wäre schwer, sich davon nicht anstecken zu lassen. Als Dirigent reist man viel durch die Welt und sammelt die unterschiedlichsten Erfahrungen. In Berlin gehören Kunst und Kultur zum elementaren Lebensbedürfnis. Das finde ich großartig.

ten von verschiedenen Seiten, schafft Konstellationen, die möglichst viele Aspekte zum Vorschein bringen. Die Musik von heute spielt für mich dabei eine unverzichtbare Rolle.

Im Gespräch

Am 26. September tritt Robin Ticciati sein Amt als neuer Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin an. Mit den DSO-Nachrichten sprach er über die künstlerischen Vorhaben seiner ersten Saison.


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Eine Publikation des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin | dso-berlin.de

Das Mini-Festival zum Amtsantritt von Robin Ticciati Sinnbild des Beginnens – Robin Ticciatis erstes Konzert als Chefdirigent am 26.09. Am Anfang ist alles möglich, nichts festgelegt. Im Lauf der Zeit aber zeichnen sich Spuren und Strukturen ab, gerichtete, getaktete Bewegungen, Maße, Proportionen, Gestalten, Klänge und Farben von spezifischer Attraktivität. So führt Jean-Féry Rebel, der französische Barockmeister, die Hörer in seine Suite über die Elemente, über die Entstehung der Welt in Klang und Zeit. Mit diesem Werk eröffnet Robin Ticciati sein Antrittskonzert als achter Chefdirigent des DSO – spektakulär nicht durch klangliche Wucht, sondern durch die Brillanz der Idee. Die Schöpfung, das Schaffen in der Spannung von Kunst und Welt bleibt ein Thema des ganzen Konzertabends. Es bewegte Thomas Larcher, als er seine Symphonie Nr. 2 schrieb (eine Nr. 1 existiert nicht), das zentrale Stück des Programms. »Ich möchte die Formen unserer musikalischen Vergangenheit im Kontext unserer heutigen (musikalischen und menschlichen) Erfahrungen erkunden«, erläuterte der Komponist. »Wie können wir eine zeitgemäße Tonsprache finden? Und wie können die alten Formen zu uns sprechen? Solche Fragen stelle ich mir oft. Dieses Stück handelt viel von den

unterschiedlichen Formen von Energie: gebündelt, gestreut, ausgeglichen, kinetisch oder wütend.« Aber woher kommen diese Energieströme, und wohin führen sie?

HABAKUK TRABER

Hinter Begriffen wie der »heutigen menschlichen Erfahrung« verbirgt sich bei Thomas Larcher höchst Existenzielles: Er begann mit der Komposition der Symphonie, als »Tausende und Abertausende von Menschen im Mittelmeer ertranken, während ganz Europa untätig am Rand stand, diese Tragödie beobachtete oder sogar wegschaute« (Larcher). Er schrieb keine Programmkomposition, sondern eine Symphonie in der ganzen Strenge ihre Anforderungen an Form und Gestalt. Der Ton seiner Musik aber weiß und spricht von dem, was sich die Gattung Mensch derzeit zufügt und zumutet. Und er leuchtet in die Geschichte: Trägt sie uns, belastet sie uns, rät sie uns, hilft sie uns? Der Titel des Werkes, ›Kenotaph‹ (leeres Grab, Gedenkstätte), erinnert an Dmitri Schostakowitschs Auskunft, alle seine Symphonien seien Gedenksteine. Arnold Schönberg sprach von der Kunst als dem Notschrei der Menschheit. Beides scheint bei Larcher präsent zu sein. So wird seine Komposition im Antrittspro-

Der ›Symphonic Mob‹ am 23.09. ist Berlins größtes Spontanorchester Der neue Chef dirigiert – und jeder kann mitmachen! Kurz vor seinem offiziellen Amtsantrittskonzert lädt Robin Ticciati alle, die ein Instrument beherrschen oder gerne singen, dazu ein, gemeinsam mit ihm und den Orchesterprofis des DSO aufzutreten. Im vergangenen Jahr sorgte der ›Symphonic Mob‹ mit über 1.000 Sängern und Instrumentalisten für weltweite Resonanz. Grund genug für eine Fortsetzung: Am 23. September findet Berlins größtes Spontanorchester zum vierten Mal statt – wieder auf der Piazza der Mall of Berlin und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Auf dem Programm stehen diesmal die ›Morgenstimmung‹ aus Griegs erster ›Peer Gynt‹-Suite, der ToreroMarsch aus Bizets ›Carmen‹-Suite Nr. 1 und zwei Opernchöre von Wagner: ›Wach’ auf‹ aus den ›Meistersingern‹ und ›Einzug der Gäste‹ aus ›Tannhäuser‹. Um die Mitmachhürden niedrig zu halten, gibt es wie immer zusätzlich zu den Originalnoten vereinfachte Stimmen, und eine gemeinsame Probe am 17. September sorgt für den Feinschliff. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenfrei. Anmeldeformular, Notendownload und alle weiteren Informationen gibt es unter symphonic-mob.de

gramm Ticciatis zugleich zu einer ernsten Befragung von Richard Strauss’ ›Zarathustra‹ mit seinem visionären, hochfahrenden Ton.

›Symphonic Mob‹ – Berlins größtes Spontanorchester mit Werken von Bizet, Grieg und Wagner ROBIN TICCIATI mit Musikenthusiasten jeden Alters und Mitgliedern des DSO 14 Uhr Probe | 15.30 Uhr Konzert Mall of Berlin am Leipziger Platz Eintritt und Mitwirkung frei Gefördert durch die

Konzert zum Amtsantritt als Chefdirigent des DSO Jean-Féry Rebel ›Les éléments‹ Thomas Larcher Symphonie Nr. 2 ›Kenotaph‹ (Deutsche Erstaufführung) Richard Strauss ›Also sprach Zarathustra‹ ROBIN TICCIATI Di 26. September 20 Uhr | 18.55 Uhr Einführung Philharmonie Karten von 20 € bis 63 € AboPlus-Preis ab 17 €


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›Parallax‹ – Raum und Klang im Kraftwerk Berlin am 29.09.

›Parallax‹ – präsentiert von DSO und ›Berlin Atonal‹

danken durch die Filter von Tradition und Avantgarde betrachtet, den Blickwinkel vom Orchester zur elektronischen Musik und zurück verschiebt? Und was passiert, wenn sich in einem elektroakustischen Experiment all diese Elemente verbinden? »Eine ›Sequenza‹ von Berio, Ives’ ›Unanswered Question‹, Bachs Violinkonzert E-Dur erklingen von verschiedenen Positionen im Raum, ehe sich das gesamte Orchester auf großer Bühne zu Ligetis ›Atmosphères‹ und Debussys ›La mer‹ zusammenfindet«, beschreibt Robin Ticciati den Versuchsaufbau. »Dazwischen blenden wir zwei Neukompositionen« – Auftragswerke für Elektronik allein und für Elektronik und Streichsextett, die von ›Berlin Atonal‹ eigens für diesen Anlass kuratiert wurden.

Luciano Berio ›Sequenza II‹ für Harfe solo Charles Ives ›The Unanswered Question‹ Valerio Tricoli + PYUR ›The Answer Unquestioned‹ für Elektronik (Uraufführung) Johann Sebastian Bach Violinkonzert E-Dur György Ligeti ›Atmosphères‹ Paul Jebanasam ›Cycλomorphia‹ für Elektronik und sechs Solostreicher (Uraufführung) Claude Debussy ›La mer‹ Moritz von Oswald ›la Reminiscenza‹ für Orchester und Elektronik (Uraufführung) ROBIN TICCIATI Elsie Bedleem Harfe | Alina Ibragimova Violine Moritz von Oswald, Valerio Tricoli, PYUR, Paul Jebanasam Elektronik Fr 29. September 21 Uhr Kraftwerk Berlin Karten zu 32 € | nur Stehplätze In Kooperation mit

Opulenz und Klangsinn mit Alina Ibragimova in der Philharmonie am 03.10. Sie gehört zweifelsohne zu den Musikerinnen, die nicht nur das gängige Repertoire brillant beherrschen, sondern auch gerne und mit Erfolg gegen den Strom schwimmen. Die ihre ersten CDs nicht mit den üblichen Virtuosenkonzerten aufnehmen, sondern mit der Geigenmusik von Karl Amadeus Hartmann und Karol Szymanowski oder den Violinkonzerten von Nikolai Roslawez. Und die zwischen den Gastspielen bei den großen Orchestern mit ihrem hochgelobten Streichquartett auf historischen Instrumenten musizieren. Alina Ibragimova, 1985 in Russland geboren und seit 1995 in London ansässig, ist eine der vielseitigsten Geigerinnen der jungen Generation. Sie gibt ihren Einstand beim DSO gleich zweimal: im Kraftwerk Berlin am 29. September mit Bachs E-Dur-Konzert (siehe oben) und am 3. Oktober in der Philharmonie mit Jörg Widmanns Violinkonzert – einem intensiven, rhapsodischen Gesang über warmen Orchesterklängen, einem Panoptikum der Stimmungen und Klangfarben und – wie der Komponist schreibt – »schönheitstrunken, schwärmerisch«. Klangsinnlichkeit durchströmt auch das weitere Programm zum Abschluss des kleinen Willkommensfestivals für den neuen Chefdirigenten – mit Musik französischer Provenienz, wie sie Ticciati auch auf seiner ersten CD mit dem DSO S. 2 erkundet. Die berühmte antike Geschichte um Amor, den Gott, und die Sterbliche Psyche, deren Liebe auf eine lange Probe gestellt wird, vertonte César Franck 1888 im letzten seiner Symphonischen Poeme – schwelgerisch, an der Schwelle zum Fin de siècle. Im Verzicht auf die ursprünglich vorhandenen Partien

für unsichtbaren Chor entstand die heute zumeist gespielte Fassung in vier Fragmenten. Ein Vierteljahrhundert später schrieb Maurice Ravel seine Ballettmusik über ein anderes antikes Liebespaar und schuf mit der opulenten, bukolisch-flirrenden Partitur ›Daphnis et Chloé‹ ein impressionistisches Meisterwerk – und die perfekte Gelegenheit, Robin Ticciati von einer weiteren Seite kennenzulernen. MAXIMILIAN RAUSCHER

Hector Berlioz Konzertouvertüre ›King Lear‹ Jörg Widmann Violinkonzert César Franck Vier Fragmente aus dem Symphonischen Poem ›Psyché‹ Maurice Ravel ›Daphnis et Chloé‹ Ballettsuite Nr. 2 ROBIN TICCIATI Alina Ibragimova Violine Di 3. Oktober 20 Uhr | 18.55 Uhr Einführung Philharmonie Karten von 15 € bis 49 € | AboPlus-Preis ab 13 €

Zum Amtsantritt

Am 29. September treffen das DSO und ›Berlin Atonal‹ hier aufeinander. ›Parallax‹ ist ihre gemeinsame Reise durch Soundwelten und Klangfarben überschrieben, benannt nach einem Phänomen aus der Astronomie, nach dem sich die Position eines Objekts im Verhältnis zu seinem Hintergrund zu verändern scheint, wenn der Betrachter seinen Standpunkt wechselt. Was geschieht, wenn man die optische Dimension dieses Effekts durch eine akustische ersetzt? Wie verändert sich die Wahrnehmung von Raum, Klang und Zeit, wenn man musikalische Ge-

Sie reflektieren, brechen und beantworten die Werke von Ives und Ligeti auf ihre ganz eigene Weise. Die große Synthese wagt schließlich Moritz von Oswald mit einer Komposition für Orchester und Elektronik, die das DSO bei dem klassisch ausgebildeten Schlagzeuger und Technopionier in Auftrag gegeben hat. Auf das Ergebnis darf man überaus gespannt sein.

Ticciati-Festival

Seine Offenheit für Neues, für Begegnungen und Erkundungen, für das Spiel mit Räumen und Klängen stellt Robin Ticciati nur wenige Tage nach seinem Antrittskonzert in der Philharmonie auf völlig anderem Terrain unter Beweis: Im Kraftwerk Berlin, der einhundert Meter langen Turbinenhalle eines ehemaligen Heizkraftwerks an der Köpenicker Straße, einer Kathedrale aus Stahl und Beton, von roher Gestalt und gewaltigen Ausmaßen. Seit 2013 ist hier das Festival ›Berlin Atonal‹ beheimatet, eine der international anerkanntesten Plattformen für die Entwicklung und Aufführung experimenteller elektronischer Musik und Klangkunst.


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Eine Publikation des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin | dso-berlin.de

Sehnsucht nach dem Osten Rafael Payare und Christiane Karg am 29.10., im Casual Concert am 30.10.

Schon wieder macht ein Zögling des venezolanischen Ausbildungsprogramms ›El Sistema‹ ganz große Karriere. Wie Gustavo Dudamel wurde auch Rafael Payare von Claudio Abbado und Daniel Barenboim gefördert. Für sein Debüt beim DSO hat der junge Chef des Ulster Orchestra ein kontrastreiches Programm ausgewählt, mit dem er virtuos glänzen, doch auch in die Tiefe gehen kann. Im Zentrum stehen Orchesterlieder, die an die Stimme ganz andere Anforderungen stellen als das Klavierlied, und für welche Christiane Karg, ebenfalls erstmals zu Gast beim DSO, die berufene Interpretin ist. Der junge Benjamin Britten wagte sich 1928 an die Gattung;

noch vor seinem 15. Geburtstag vollendete er seine ›Quatre chansons françaises‹. Unter dem Einfluss des Lehrers Frank Bridge wirken sie »nachimpressionistisch«, farbenreich und klangsinnlich, doch stellenweise schärfer konturiert – Ankündigung des späteren Neoklassikers. Unheilstöne stören die schönen Naturbilder von Victor Hugo und Paul Verlaine. Wie differenziert der junge Britten das vertont, lässt den künftigen großen Opernkomponisten ahnen. Ein frühes Meisterwerk ist auch Maurice Ravels Liederzyklus ›Shéhérazade‹. Lässt der Titel eine üppige Klangerzählung à la

Rimski-Korsakow vermuten, so geht der 28-jährige Ravel hier streng und konstruktiv vor. An den Gedichten von Tristan Klingsor interessierten ihn vor allem die freien Rhythmen, die er gleichwohl mit reduziertem und sehr planvoll eingesetztem melodischen Material erfüllt. Das erste Lied beschwört mit dem dreimaligen Ausruf »Asie!« das »Land der Märchenerzählungen«, um sich dann in bunten Fantasien zu ergehen. ›La flûte enchantée‹ schmeichelt mit weit verzweigten Girlanden, während in ›L’indifferent‹ die vorherige Intensität fast ganz zum Stillstand kommt, eine Klage um die Unerreichbarkeit fremder Schönheit. Stets strahlt die Musik distanzierte Künstlichkeit aus, ein stilisiertes Bild des Orients, wie es vielleicht die Pariser Weltausstellung 1889 vermittelte, auf der Claude Debussy die javanische Gamelanmusik für sich entdeckte. Von Debussy, von dem sich Ravel gerade in ›Shéhérazade‹ beeinflusst fühlte, erklingt zu Beginn des Konzerts eine Orchesterfassung seines hochvirtuosen Klavierstücks ›L’isle joyeuse‹, ein dionysischer Tanz, inspiriert durch Antoine Watteaus Gemälde ›Einschiffung nach Kythera‹. Dieser eher leichtfüßigen, ganz vom Klang gespeisten Musik steht die gewichtig-ernste Symphonie Nr. 10 von Dmitri Schostakowitsch gegenüber. 1953, im

Todesjahr des sowjetischen Diktators Stalin, schritt der Komponist zu einer musikalischen Abrechnung, die in einer Vergewisserung der eigenen Individualität mündete. Nachdenkliche Töne beherrschen den Beginn, entfalten sich zu einer fast unerträglich bohrenden Thematik. Ein »Bild des Wahnsinns« wollten Kommentatoren darin sehen, wie auch »das Gesicht Stalins« im von brutalen Rhythmen geprägten Scherzo. Doch immer mehr setzen sich die Tonbuchstaben D – Es – C – H als Kürzel des eigenen Namens durch; ein Motiv, das Schostakowitsch in mehreren Werken verwendete und mit dem er Schmerz, aber auch Selbstbehauptung ausdrückte. Verstanden wurde das im Westen zunächst wohl nur vom Freund Benjamin Britten, dem Schostakowitsch seine 14. Symphonie widmete. ISABEL HERZFELD

Claude Debussy ›L’isle joyeuse‹, bearbeitet für großes Orchester von Bernardino Molinari Benjamin Britten ›Quatre chansons françaises‹ für Sopran und Orchester Maurice Ravel ›Shéhérazade‹ für Sopran und Orchester Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 10 e-Moll RAFAEL PAYARE Christiane Karg Sopran So 29. Oktober 20 Uhr | 18.55 Uhr Einführung Philharmonie Karten von 20 € bis 63 € | AboPlus-Preis ab 17 €

Casual Concert

Tiger! Tiger!

Benjamin Britten ›Quatre chansons françaises‹ für Sopran und Orchester Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 10 e-Moll

Kinderkonzert | Casual Concert

Kulturradio-Kinderkonzert am 17.09. Ein kleiner Junge wächst im indischen Dschungel auf, ohne Eltern. Ein Tiger hat seinen Vater getötet. Doch ein Rudel Wölfe nimmt das Menschenbaby auf und zieht es groß. Die Wölfe taufen den Knaben auf den Namen Mowgli. Das bedeutet »Kleiner Frosch«. Unter den Wolfsjungen lernt Mowgli alles, was er fürs Leben im Dschungel braucht. So beginnen die Mowgli-Geschichten im ›Dschungelbuch‹ des britischen Schriftstellers Rudyard Kipling. Der wurde in Indien geboren, zu einer Zeit, als dort noch die Briten regierten. Seine Geschichten sind heute vor allem durch Filme vielen Kindern bekannt. Walt Disney hat Mowglis Abenteuer gleich mehrfach ins Kino gebracht.

Miklós Rószas ›Dschungelbuch‹-Musik war zwar für den Oscar nominiert, aber den begehrten Preis für die beste Filmmusik gewann er erst später, insgesamt dreimal, u. a. für den Film ›Ben Hur‹. Der amerikanische Dirigent Eugene Ormandy bat Rózsa um eine Konzertfassung der ›Dschungelbuch‹Musik mit Text speziell für Kinderkonzerte. Die führte er oft auf, mit dem Schauspieler als Erzähler, der 1942 erstmals den Mowgli gespielt hatte.

Doch schon vorher wurde Kiplings ›Dschungelbuch‹ verfilmt – in Farbe, mit Schauspielern und echten Tieren. Zu diesem Hollywoodklassiker hat der ungarisch-amerikanische Komponist Miklós Rózsa 1942 die Musik geschrieben. Jedes Tier hat hier seine eigene Melodie, gespielt von immer anderen Instrumenten – wie bei ›Peter und der Wolf‹, nur im Dschungel ...

CHRISTIAN SCHRUFF

Da gibt es den gefährlichen Tiger Shere Khan, gefährlich deshalb, weil er ein lahmer Tiger ist. Darum kann er keine Tiere jagen, sondern greift Menschen an. Als Mowgli größer wird, will er seinen Vater rächen und macht Jagd auf Shere Khan. Im Orchester ist der Tiger an seiner bedrohlichen Melodie zu erkennen. Dazu heulen Hörner wie Wölfe. Natürlich kommt Baloo vor, der Bär, von dem Mowgli das Gesetz des Dschungels lernt, und Bagheera, der listige schwarze Panther, und Kaa, der allwissende Riesenpython. Die schlaue Schlange wird vom Kontrafagott gespielt, der Riesenschlange unter den Holzblasinstrumenten.

Ich werde diesen Text im Kulturradio-Kinderkonzert vorlesen und zu Beginn alle Tiere und ihre Melodien vorstellen. Außerdem werden wir alle zusammen ein Schlaflied von Mowglis Mutter singen. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin spielt unter der Leitung von Karsten Januschke. Und Ihr könnt gerne Eure Kuscheltiere mitbringen, wenn die sich nicht vor dem Tiger fürchten ...

Kinderkonzert ›Tiger! Tiger!‹ Miklós Rózsa Suite aus der Filmmusik zu ›Das Dschungelbuch‹ KARSTEN JANUSCHKE Christian Schruff Moderation So 17. September 12 Uhr Konzert | ab 10.30 Uhr Open House Haus des Rundfunks, Großer Sendesaal Für Kinder ab 6 Jahren Karten zu 4 € | Erwachsene 12 €

RAFAEL PAYARE Christiane Karg Sopran Mo 30. Oktober 20.30 Uhr Philharmonie Im Anschluss Casual Concert Lounge mit ANNA VR (Live Act) und Johann Fanger (DJ) Karten zu 20 € | 10 € ermäßigt AboPlus-Preis 17 € | freie Platzwahl


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Auf Flügeln des Gesanglichen Saisoneröffnung beim Musikfest Berlin am 08.09.

Jubiläumskonzert 45 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen am 10.10. Im Jahr 1972 erkannte die UN-Generalversammlung die Volksrepublik China als alleinigen Vertreter des chinesischen Volkes an. Die darauf folgende Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und China jährt sich im Herbst zum 45. Mal und wird im Rahmen des deutsch-chinesischen Kulturjahres 2017 mit einem Jubiläumskonzert am 10. Oktober im Konzerthaus Berlin gewürdigt, das das DSO, sein Konzertmeister Wei Lu und mehrere Gastsolisten unter der Leitung von Yongyan Hu gestalten. Auf dem Programm stehen drei Werke von Xiaogang Ye, einem der bedeutensten Gegenwartskomponisten Chinas.

Und so nimmt es nicht Wunder, dass Wolfgang Rihm das Konzert dem amerikanischen Pianisten Tzimon Barto zugeeignet hat. Der gilt trotz seiner hünenhaften Erscheinung vor allem als Mann der gesanglichen, der leisen Töne, nicht zuletzt aufgrund seiner Haydn- und Rameau-Einspielungen, aber auch der Brahms-Klavierkonzerte, die er 2012 | 2013 mit Christoph Eschenbach beim DSO in der Philharmonie interpretierte. »Er verfügt über das exquisiteste ›pianissimo‹, das sich denken lässt«, preist ihn Rihm. »Das hat sicher auf einige Partien meines neuen Stückes eingewirkt. Auch die vielen Gestalt- und Charakterwechsel des Tonfalls weiß ich bei Bartos pianistischer Intelligenz in den besten Händen.«

Die Stimme Mozarts? Gut sechzig eigenständige Szenen und Arien für Gesang und Orchester hat Mozart insgesamt geschrieben, für den Konzertgebrauch oder als Einlage für Opern. Ungewöhnlich an dieser ist jedoch die Besetzung mit obligatem Klavier, das nicht als bloßes Begleitinstrument fungiert. Es ist vielmehr Duettpartner der Sopranistin, eine zweite Stimme, die mit der ersten aufs Gesanglichste und Intimste parliert – vielleicht sogar die Stimme Mozarts, der den Pianofortepart bei der Uraufführung übernahm und das Stück, so notierte er in seinem Werkverzeichnis, »für Mad:selle storace und mich« komponierte.

Südliche Klangbilder Für das Finale wählte Christoph Eschenbach die ›Italienische‹, die Vierte Symphonie von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Idee zu diesem Werk trug der Komponist bereits mit sich, als er im Frühjahr 1830 seine große Bildungsreise nach Italien antrat. Und tatsächlich verarbeitete er die Bilder und Eindrücke, die er auf Goethes Spuren sah und sammelte, zu einem meisterhaften Stück Musik – vom ungestüm-lebensfrohen, gesanglichen Allegro vivace über das gedämpfte Adagio und das elegante Menuett bis zum rustikalen, furious herumwirbelnden Saltarello als Kehraus. Doch leicht und unbeschwert war der Weg dorthin keinesfalls. Vermeldete Mendelssohn noch am 22. Februar 1831 aus Rom nach Berlin: »Überhaupt geht es mit dem Componieren jetzt wieder frisch. Die ›italienische Symphonie‹ macht große Fortschritte«, so kam er später nur schleppend voran. Erst 1833, zurück in Berlin, vollendete er seine Vierte, die am 13. Mai 1833 in London ihre Uraufführung erlebte. Doch seine Zweifel blieben: Trotz begeisterter Kritiken verschob er die Veröffentlichung und machte sich 1834 an eine Überarbeitung, die niemals zum Abschluss kam. Posthum erst erschien die ›Italienische‹ – heute ist sie das wohl populärste Werk des Komponisten.

Gemeinsam mit der ›Don Giovanni‹-Ouvertüre steht die Arie am Anfang des Konzerts vom 8. September, mit dem das DSO – traditionsgemäß im Rahmen des Musikfests Berlin – seine Konzertsaison 2017 | 2018 eröffnet. Den Solopart mit seinen brillanten Koloraturen und zarten Lyrismen übernimmt die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller, die erst vor wenigen Wochen unter der Leitung Robin Ticciatis in Mahlers Vierter Symphonie begeisterte. Von 2012 bis 2016 war sie Ensemblemitglied der Münchner Staatsoper, 2014 hatte sie mit einem sensationellen Auftritt als Zdenka in Strauss’ ›Arabella‹ bei den Salzburger Osterfestspielen ihren internationalen Durchbruch. Seitdem ist die wandlungsfähige Sopranistin nicht nur mit Konzert- und Liedprogrammen, sondern vor allem auf den großen Opernbühnen der Welt zu erleben, demnächst etwa als Pamina in Tokio und an der New Yorker Met oder als Ilia in ›Idomeneo‹ in Zürich. Der Fluss des Melos Ein musikalisches Konversationsstück anderer Art ist das Zweite Klavierkonzert von Wolfgang Rihm, das dieser für die Salzburger Festspiele 2014 komponierte. Es ist Musik im Fluss, entwickelt rein aus der Fortspinnung der melodischen Linien, innig und von kammermusikalischer Gestalt. »Fein-Zeichnung eher als der Anstreicher-Pinsel«, bemerkte dazu der Komponist. »Das schließt ja nicht aus, dass die Linienzüge manchmal galoppieren und ›husch-quirl-bautz!‹ davonspringen. Das Virtuose bleibt aber eingebunden in den Gesang des Ganzen, sodass es nicht den Vordergrund bildet. Dadurch ist solch ein Stück natürlich viel schwerer zu spielen als normales Virtuosenfutter.«

MAXIMILIAN RAUSCHER

Musikfest Berlin 2017 Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre zu ›Don Giovanni‹ Wolfgang Amadeus Mozart ›Ch‘io mi scordi di te?‹ – Konzertarie für Sopran, Klavier und Orchester Wolfgang Rihm Klavierkonzert Nr. 2 Felix Mendelssohn Bartholdy Symphonie Nr. 4 A-Dur ›Italienische‹ CHRISTOPH ESCHENBACH Hanna-Elisabeth Müller Sopran Tzimon Barto Klavier Fr 8. September 20 Uhr | 18.55 Einführung Philharmonie Karten von 20 € bis 63 € | AboPlus-Preis ab 17 € In Kooperation mit

›The China Story: The Song of the Earth‹ – Jubiläumskonzert 45 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen China und Deutschland Xiaogang Ye ›Mount E’mei‹ für Violine, Schlagzeug und Orchester Xiaogang Ye ›Scent of the Green Mango‹ für Klavier und Orchester Xiaogang Ye ›The Song of the Earth‹ für Sopran, Bariton und Orchester YONGYAN HU Wei Lu Violine | Shengnan Hu Schlagzeug Amir Katz Klavier | Yitian Luan Sopran ZhengZhong Zhou Bariton Di 10. Oktober 20 Uhr Konzerthaus Karten von 10 € bis 25 €

Digital release – die besten Tracks des Remix Contest Der Remix Contest ›ROMANTIC REVOLUTION – bruckner unlimited‹, den das DSO in der Saison 2015 | 2016 gemeinsam mit SONOS und otb medien veranstaltete, stieß bei DJs und Arrangeuren weltweit auf große Resonanz. Mehr als 130 Wettbewerbsteilnehmer eigneten sich Bruckners Vierte Symphonie auf kreative Weise an; eine Jury um den Musiker und Produzenten Henrik Schwarz ermittelte im April 2016 die Gewinner. Nun ist ein Album mit den Tracks der neun Bestplatzierten als Digital Release beim Label ›SONY Classical‹ erschienen und auf allen Download- und Streaming-Plattformen erhältlich.

Musikfest | The China Story

Es war ein musikalischer Abschied, der an einem verschneiten Freitagabend im Februar 1787 im Theater am Kärntnertor gefeiert wurde. Nancy Storace, die vier Jahre lang das Wiener Publikum mit ihrer Stimme verzaubert hatte, war vor ihrer Rückkehr nach London ein letztes Mal auf der Bühne zu erleben. Wolfgang Amadeus Mozart war mit der gefeierten Sopranistin eng befreundet und hatte ihr die Rolle der Susanna in seiner Oper ›Le nozze di Figaro‹ auf den Leib geschrieben. Für dieses Abschiedskonzert komponierte er nun ›Ch'io mi scordi di te? ... Non temer, amato bene‹, eine großartige und wundersame Mélange aus opernhafter Arie und konzertierendem Zwiegespräch.

Ye wurde 1955 in Shanghai geboren, studierte Komposition am Central Conservatory of Music of China und an der Eastman School of Music der University of Rochester. Heute lebt er abwechselnd in Peking und in Pennsylvania. Seit vielen Jahren findet sein Œuvre, das traditionelle chinesische Musik und Topoi mit einer zeitgenössischen Musiksprache verbindet, auch international Beachtung. Im Zentrum des Konzerts steht sein Werk ›The Song of the Earth‹, dessen Titel sich auf Mahlers ›Lied von der Erde‹ bezieht, hat Xiaogang Ye darin doch genau die chinesischen Texte, die Mahler sich in einer Übersetzung frei aneignete, aus seinem heutigen chinesischen Blickwinkel und im Bewusstsein der europäischen Musiktradition neu vertont.


Eine Publikation des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin | dso-berlin.de

Letzte Meldung: Mitreisen zum Gastspiel in der Elbphilharmonie

Konzerte September Fr 08.09. 20 Uhr Philharmonie

So 17.09. 12 Uhr Haus des Rundfunks

Musikfest Berlin 2017 Mozart Ouvertüre zu ›Don Giovanni‹ Mozart ›Ch‘io mi scordi di te?‹ – Konzertarie für Sopran, Klavier und Orchester Rihm Klavierkonzert Nr. 2 Mendelssohn Symphonie Nr. 4 A-Dur ›Italienische‹ CHRISTOPH ESCHENBACH Hanna-Elisabeth Müller Sopran Tzimon Barto Klavier

Kulturradio-Kinderkonzert Rózsa Suite aus der Filmmusik zu ›Das Dschungelbuch‹ KARSTEN JANUSCHKE Christian Schruff Moderation

ab 10.30 Uhr

Open House

Fr 22.09. 20.30 Uhr Villa Elisabeth

Kammerkonzert Beethoven, Françaix ENSEMBLE DES DSO

Sa 23.09. 15.30 Uhr Probe 14 Uhr Mall of Berlin

›Symphonic Mob‹ – Berlins größtes Spontanorchester mit Werken von Bizet, Grieg und Wagner ROBIN TICCIATI mit Musikenthusiasten jeden Alters und Mitgliedern des DSO Mehr unter symphonic-mob.de

Di 26.09. 20 Uhr Philharmonie

Konzert zum Amtsantritt als Chefdirigent des DSO Rebel ›Les éléments‹ Larcher Symphonie Nr. 2 ›Kenotaph‹ (Deutsche Erstaufführung) Strauss ›Also sprach Zarathustra‹ ROBIN TICCIATI

Fr 29.09. 21 Uhr Kraftwerk Berlin nur Stehplätze

›Parallax‹ – präsentiert von DSO und ›Berlin Atonal‹ Berio ›Sequenza II‹ für Harfe solo Ives ›The Unanswered Question‹ Tricoli + PYUR ›The Answer Unquestioned‹ für Elektronik (Uraufführung) Bach Violinkonzert E-Dur Ligeti ›Atmosphères‹ Jebanasam ›Cycλomorphia‹ für Elektronik und sechs Solostreicher (Uraufführung) Debussy ›La mer‹ Oswald ›la Reminiscenza‹ für Orchester und Elektronik (Uraufführung) ROBIN TICCIATI Elsie Bedleem Harfe Alina Ibragimova Violine Moritz von Oswald, Valerio Tricoli, PYUR, Paul Jebanasam Elektronik

Oktober Di 03.10. 20 Uhr Philharmonie

Berlioz Konzertouvertüre ›King Lear‹ Widmann Violinkonzert Franck Vier Fragmente aus ›Psyché‹ Ravel ›Daphnis et Chloé‹ Ballettsuite Nr. 2 ROBIN TICCIATI Alina Ibragimova Violine

Di 10.10. 20 Uhr Konzerthaus

›The China Story: The Song of the Earth‹ – Jubiläumskonzert 45 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen China und Deutschland Ye ›Mount E’mei‹ für Violine, Schlagzeug und Orchester Ye ›Scent of the Green Mango‹ für Klavier und Orchester Ye ›The Song of the Earth‹ für Sopran, Bariton und Orchester YONGYAN HU Wei Lu Violine | Shengnan Hu Schlagzeug Amir Katz Klavier | Yitian Luan Sopran ZhengZhong Zhou Bariton

Mi 18.10. 20 Uhr Philharmonie

Debüt im Deutschlandfunk Kultur Elgar Konzertouvertüre ›In the South‹ Ginastera Konzert für Harfe und Orchester Bedford Konzert für Saxophonquartett und Orchester (Uraufführung) Britten ›Four Sea Interludes‹ aus ›Peter Grimes‹ BEN GERNON Agnès Clément Harfe Arcis Saxophon Quartett

So 22.10. 17 Uhr Heimathafen Neukölln

Kammerkonzert Jones, Needham, Rossini u. a. ENSEMBLE DES DSO

So 29.10. 20 Uhr Philharmonie

Debussy ›L’isle joyeuse‹, bearbeitet für großes Orchester von Bernardino Molinari Britten ›Quatre chansons françaises‹ für Sopran und Orchester Ravel ›Shéhérazade‹ für Sopran und Orchester Schostakowitsch Symphonie Nr. 10 e-Moll RAFAEL PAYARE Christiane Karg Sopran

Mo 30.10. 20.30 Uhr Philharmonie

Casual Concert Britten ›Quatre chansons françaises‹ für Sopran und Orchester Schostakowitsch Symphonie Nr. 10 e-Molll RAFAEL PAYARE Christiane Karg Sopran

Im Anschluss

Casual Concert Lounge mit ANNA VR (Live Act) und Johann Fanger (DJ)

www.berliner-staudenmarkt.de

Die Elbphilharmonie, das spektakuläre Konzerthaus im Hamburger Hafen, ist das neue Wahrzeichen der Hansestadt. Der Ansturm auf die Tickets sorgt für ausverkaufte Konzerte, auch beim Gastspiel des DSO mit Robin Ticciati und dem Geiger Christian Tetzlaff, die am 15. Februar mit dem Violinkonzert von Sibelius und Bruckners Sechster Symphonie die Akustik an der Elbe ausloten werden. Dem DSO ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit einem Hamburger Reisebüro ein Kartenkontingent zu reservieren, auf das die Mitglieder seines Förderkreises exklusiven Zugriff haben. Das Angebot steht auch Neumitgliedern zur Verfügung, doch Eile ist geboten, denn die Zahl der Tickets ist limitiert.

Neben gemeinsamen Konzertreisen bietet eine Mitgliedschaft im Förderkreis noch viele weitere Vorteile, unter anderem den Zugang zu Generalproben, ermäßigte Konzertkarten, exklusive Veranstaltungseinladungen, Begegnungen mit Dirigenten und Solisten und spannende Einblicke ins Orchesterleben. Der Förderkreis unterstützt die Arbeit des Orchesters, seine Musikvermittlungsprojekte, die Akademie, Instrumentenanschaffungen, Kompositionsaufträge und vieles mehr. Machen Sie mit – schon ab 75 € im Jahr sind Sie dabei. Wir freuen uns auf Sie! Alle Informationen finden Sie unter dso-berlin.de/foerderkreis

9 - 18 Uhr

KARTEN, ABOS UND BERATUNG Besucherservice des DSO in der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Charlottenstraße 56 | 2. OG 10117 Berlin | Am Gendarmenmarkt Öffnungszeiten Mo bis Fr 9 –18 Uhr Tel 030. 20 29 87 11 | Fax 030. 20 29 87 29 tickets dso-berlin.de | dso-berlin.de

Die perfekte Staudenzeit. Anschauen und einpflanzen!

IMPRESSUM Deutsches Symphonie-Orchester Berlin im rbb-Fernsehzentrum Masurenallee 16 –20 | 14057 Berlin Tel 030. 20 29 87 530 | Fax 030. 20 29 87 539 info@dso-berlin.de | dso-berlin.de

2. - 3. SEPT 2017

Orchesterdirektor Alexander Steinbeis (V. i. S. d. P.) Orchestermanager Sebastian König Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Benjamin Dries Redaktion Maximilian Rauscher, Benjamin Dries Redaktionelle Mitarbeit Larissa Scharberth Branding | Marketing Anne Jenne Abbildungen | Fotos Fabian Frinzel und Ayzit Bostan (Titel, S. 2 oben, S. 4 + 5 Mitte), Verena Eidel (S. 2 unten links), Linn Records (S. 2 unten Mitte), Harald Hoffmann (S. 2 unten rechts), Kai Bienert (S. 3, S. 4 unten), Camille Blake (S. 5 oben), Eva Vermandel (S. 5 unten), Benjamin Ealovega (S. 6 oben), Dorothee Mahnkopf (Grafik S. 6 unten), Chris Gonz (S. 7 links), Sebastian Runge (S. 7 rechts), Thies Raetzke (S. 8)

Der Perfekte Ein- oder Ausklang ist 3 Minuten von der Philharmonie entfernt.

QIU Lounge im the Mandala Hotel am Potsdamer Platz Potsdamer Strasse 3 | Berlin | 030 / 59 00 5 00 00 | www.qiu.de

Art- und Fotodirektion Preuss und Preuss Satz peick kommunikationsdesign Redaktionsschluss 24.08.2017, Änderungen vorbehalten © Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 2017 Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin. Geschäftsführer Thomas Kipp Gesellschafter Deutschlandradio, Bundesrepublik Deutschland, Land Berlin, Rundfunk Berlin-Brandenburg


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