Dolomitenstadt - Das Magazin 03/2012

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Karos

2012 /// wirtschaft /// karos almwirtschaft

Almwirtschaft Hoch über dem Defereggental stellt eine Modedesignerin Käse her. Wir haben ihr dabei zugesehen.

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Neben Kühen und Kälbern wird Karo Baumgartners Almzoo von zwei Hühnern und Hündin Gaya komplettiert. „Die Tiere geben hier den Rhythmus vor.“

Britta kommt aus dem Ruhrpott und trinkt ihren Frühstückskaffee normalerweise nicht um 5 Uhr früh. Dennoch ist sie ausgeschlafen, an diesem wunderschönen Augustmorgen hoch über dem Defereggental. Hier ticken die Uhren anders, ganz anders. Britta aus dem Ruhrpott ist derzeit Sennerin, genauer gesagt Almgehilfin, per Internet engagiert von Karo Baumgartner, der eigentlichen Hüterin der 1.600 Meter hoch gelegenen Alm . Karos Vater, der Osttiroler „Locationscout“ Leo Baumgartner hätte seine Freude mit der Szene: es ist ein Almleben wie aus dem Bilderbuch und doch echt, mit allen Mühen, die einen früh am Abend müde werden lassen und all den Überraschungen, die die Natur hier oben täglich bereithält. Aber auch mit viel Professionalität und einer Liebe zum Job, die man buchstäblich schmecken kann. Richtig gefrühstückt wird um 5 Uhr übrigens noch nicht, dafür bleibt keine Zeit. Nur ein großes „Häferl“ Kaffee zum Wachwerden gibt es. Die Frauen bauen das Melkzeug zusammen und schütten die „Abendmilch“ in den Kessel. Es wird nämlich auch Käse produ-

ziert auf Karos Alm. Dann geht es in den Stall, Kühe melken und die Kälber tränken. Drei sind noch ganz klein. Sie sind auch hier oben zur Welt gekommen. „Sowas erlebst du nicht im Ruhrgebiet und vergisst es auch nicht mehr, dein Leben lang.“ Die Käserei ist Karos Reich, für sie fast eine Art von Meditation. Eine Käsekultur lebt. Sauberkeit ist wichtig, Exaktheit beim Waschen und Rühren. Und Wärme. Die braucht der Käse, um sich zu entwickeln, also wird ihm eingeheizt. „Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl“, erklärt Karo, „dann muss man sich nicht mehr strikt an Rezepte und Zeiten halten.“ Es ist schon ihr vierter Almsommer. In den vergangenen Jahren war sie selbst Gehilfin, auf Almen im Piemont, auf dem Stallersattel und im Gailtal. Heuer trägt sie erstmals die Verantwortung und hat Britta zur Unterstützung engagiert, die täglich die Kühe auf die Weide treibt. Man muss den ganzen Tag ein Auge auf das Fleckvieh werfen, damit die Rinder nicht in Richtung Heimat talauswärts joggen. An jedem zweiten Tag marschieren Karo, Britta und Hündin Gaya zu einer Almweide, etwa eine Stunde Gehzeit entfernt. Sie betreuen dort 21 Stück


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