Dolomitenstadt - Das Magazin 03/2012

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2012 /// wirtschaft /// transalpine ölleitung

einen Meter dicke unterirdische Rohr. 8.000 Tankwagen müssten fahren, um diese Menge auf der Straße zu transportieren – pro Tag! Die TAL deckt nach eigenen Angaben bis zu 90% der österreichischen Rohölversorgung ab und immerhin ein Viertel des deutschen Bedarfs. Sie investiert jährlich drei Millionen Euro in die Instandhaltung der Leitung, die damals in den Sechzigern, in nur 1.000 Tagen verlegt wurde. 1.000 Tage, das sind weniger als drei Jahre, um 750 Kilometer Rohre quer durch Europa von Triest nach Ingolstadt zu vergraben, über Gebirge und unter Flüssen, in teilweise schwierigstem Gelände und bei fast jeder Witterung. Angesichts der verfügbaren Technologien zu dieser Zeit eine Ingenieursleistung der Extraklasse. Höchster Punkt der Pipeline ist übrigens der Felbertauern mit 1.572 Metern. Am Fuß der Tauern, in Kienburg, Gemeindegebiet Matrei i.O., fand auch ein

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chirurgischer Spezialeingriff statt, der diese Herzschlagader der Ölversorgung für drei Tage abstellte. Ein Isolierstück musste ausgetauscht werden. „Dafür musste die Ölleitung abgestellt und entleert werden. Im Vorfeld waren intensive Planungs- und Vorbereitungsarbeiten erforderlich“, erklärt der Matreier Oswald Steiner, ÖsterreichGeschäftsführer der TAL. In einem umfangreichen Abstimmungsprozedere wurde mit den angeschlossenen Raffinerien ein „Stillstandsfenster“ von 80 Stunden für den Ausbau- und Einbau dieses Rohrteils in Kienburg vereinbart. Behördengenehmigungen wurden eingeholt, technische Spezifikationen für die Bau- und Montagearbeiten erstellt, Ausschreibungen durchgeführt, Spezialfirmen beauftragt und eine detaillierte Arbeitsplanung im durchgehenden Schichtdienst für den „Tag-X“ erstellt. Zur Vorbereitung der Arbeiten gehörte auch die Freilegung der vergrabenen Rohr-

leitung und die erforderliche Sicherung der Baugruben, um ideale Arbeitsbedingungen für die Rohrschneide- und –schweißarbeiten zu schaffen. Mitte Juni war es dann soweit: Die Pipeline wurde planmäßig abgestellt, die Reparaturarbeiten in Kienburg konnten beginnen. Fotograf Martin Lugger ging dem Problem im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund und dokumentierte die Arbeitsschritte mit seiner Kamera. Seine Bilder zeigen, dass auch heute noch viel Fachwissen und minutiöse Planung erforderlich sind, um ein derartiges Infrastruktur-Rückgrat einfach abzuknipsen. Ein fünf Kilometer langer Abschnitt von Kienburg Richtung Matrei wurde entleert und in den Entlastungstank Kienburg umgeleitet. Dann

In Kienburg bei Matrei wird ein Stück der Rohrleitung der TAL ausgetauscht. Es ist eine Millimeterarbeit, die monatelang vorbereitet wurde.


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