BIORAMA 72

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E lt e r nal ltag

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StraSSenBrahmane Es gibt kaum etwas, das mich höher und schneller auf die Palme bringt als Ungerechtigkeit im Straßenverkehr. Vor allem in der Früh.

Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.

D

Lauf-, dann Fahrrad, erst zum Kinderer Straßenverkehr, das weiß ich, seit ich mit garten, dann zur Schule. Zwei KilomeKindern daran teilnehme, ist in Kasten geter eine Strecke. Die Fahrten sind unsere gliedert. Oberste Kaste: suv-FahrerInnen. Sie Highlights des Tages. Es macht einfach unsind die HerrscherInnen über die Straße, sie erhörten Spaß, mit Kindern zu radeln. Zu allein dürfen sich so viele fossile Brennstoffe nehbeobachten, wie sie immer sicherer und fitmen, wie sie möchten. Sie haben immer Vorrang ter werden. Wie sie auf eine gute Art wach und die längsten Penisse. Ihre AnführerInnen und frisch im Kindergarten oder der Schusind ohnehin die Elektro-suv-FahrerInnen. Jele ankommen. Und zu beobachten, was sie deR suv-FahrerIn möchte gerne einE Elektrobeobachten. Die Müllmänner, Baustellen, suv-FahrerIn sein, gibt es aber nicht zu. In der Rampen. Wir haben sogar Namen für einzelne Kaste darunter befinden sich alle anderen AutofahrerInnen. Sie alle möchten eigentlich gerne suv-FahrerInnen sein, » Es macht einfach unerhörten können sich aber nur popelige Normalautos leisten und sind deshalb agSpaß, mit Kindern zu radeln.« gressiv. Ihre Aggression richtet sich gegen die Obrigkeit genauso wie geLacken, die sich bei Regenwetter bilden. Sie fahren gen die Kasten darunter, nämlich: Zweibei Wind und Wetter, wenn Schnee liegt und wenn radfahrerInnen. Ein bisschen besser gees regnet, es ist einfach die pure Freude. fallen ihnen noch MotorradfahrerInnen, Außer es kommt zur Kasten-Kollision, wie neulich. aber nur, solange sie sich im Stau nicht Wir radelten ausnahmsweise auf dem Gehsteig, der vorbeischlängeln. Aber Fahrradfahrekleine Sohn und ich. Das machen wir sonst nie, aber rInnen sind, genau wie diese schreckan dem Tag war viel Verkehr und null FußgängerInlichen FußgängerInnen, unterste Kasnen. Da näherte sich auf der Straße ein weißer suv, der te, Unberührbare. Innerhalb dieser Fahrer kurbelte die Scheibe runter und schrie: »Was ist untersten Schicht bilden fahrradfahmit dir, du depperte Funsen? Des is a Gehsteig!« Ich war rende Kinder den Bodensatz. Sie sind perplex. Wer weiß, welcher Kraftaufwand es bei allem klein, sie machen vielleicht unvorSpaß schon auch ist, zwei Kinder pünktlich und mit alhersehbare Kurven, sie starten langlem Equipment um halb acht Uhr morgens auf die Stresam von der roten Ampel. Und das cke zu bekommen, ahnt schon: Ich kochte in der Sekunde Schlimmste: Sie haben Spaß am über: »Du Oarschloch, lass uns in Ruh in deinem scheiß Fahrradfahren! Geht gar nicht. suv!« Unterste Schublade, ich weiß. Er konterte: »Das ist Seit dem jeweils dritten Lebensein Hybrid!« jahr fahren die Söhne täglich, erst

illust rat ion Nana Mandl

Text Ursel Nendzig


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