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Elternalltag

text Ursel Nendzig

autorin Ursel nendzig, Mutter zweier söhne, berichtet live aus der achterbahn.

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strassenbrahMane

Es gibt kaum etwas, das mich höher und schneller auf die Palme bringt als Ungerechtigkeit im Straßenverkehr. Vor allem in der Früh.

Der Straßenverkehr, das weiß ich, seit ich mit Lauf-, dann Fahrrad, erst zum KinderKindern daran teilnehme, ist in Kasten ge- garten, dann zur Schule. Zwei Kilomegliedert. Oberste Kaste: suv-FahrerInnen. Sie ter eine Strecke. Die Fahrten sind unsere sind die HerrscherInnen über die Straße, sie Highlights des Tages. Es macht einfach unallein dürfen sich so viele fossile Brennstoffe neh- erhörten Spaß, mit Kindern zu radeln. Zu men, wie sie möchten. Sie haben immer Vorrang beobachten, wie sie immer sicherer und fitund die längsten Penisse. Ihre AnführerInnen ter werden. Wie sie auf eine gute Art wach sind ohnehin die Elektro-suv-FahrerInnen. Je- und frisch im Kindergarten oder der SchudeR suv-FahrerIn möchte gerne einE Elektro- le ankommen. Und zu beobachten, was sie suv-FahrerIn sein, gibt es aber nicht zu. In der beobachten. Die Müllmänner, Baustellen, Kaste darunter befinden sich alle anderen Au- Rampen. Wir haben sogar Namen für einzelne tofahrerInnen. Sie alle möchten eigentlich gerne suv-FahrerInnen sein, können sich aber nur popelige Nor- »Es macht einfach unerhörten malautos leisten und sind deshalb ag- Spaß, mit Kindern zu radeln.« gressiv. Ihre Aggression richtet sich gegen die Obrigkeit genauso wie gegen die Kasten darunter, nämlich: Zwei- Lacken, die sich bei Regenwetter bilden. Sie fahren radfahrerInnen. Ein bisschen besser ge- bei Wind und Wetter, wenn Schnee liegt und wenn fallen ihnen noch MotorradfahrerInnen, es regnet, es ist einfach die pure Freude. aber nur, solange sie sich im Stau nicht Außer es kommt zur Kasten-Kollision, wie neulich. vorbeischlängeln. Aber Fahrradfahre- Wir radelten ausnahmsweise auf dem Gehsteig, der rInnen sind, genau wie diese schreck- kleine Sohn und ich. Das machen wir sonst nie, aber lichen FußgängerInnen, unterste Kas- an dem Tag war viel Verkehr und null FußgängerInte, Unberührbare. Innerhalb dieser nen. Da näherte sich auf der Straße ein weißer suv, der untersten Schicht bilden fahrradfah- Fahrer kurbelte die Scheibe runter und schrie: »Was ist rende Kinder den Bodensatz. Sie sind mit dir, du depperte Funsen? Des is a Gehsteig!« Ich war klein, sie machen vielleicht unvor- perplex. Wer weiß, welcher Kraftaufwand es bei allem hersehbare Kurven, sie starten lang- Spaß schon auch ist, zwei Kinder pünktlich und mit alsam von der roten Ampel. Und das lem Equipment um halb acht Uhr morgens auf die StreSchlimmste: Sie haben Spaß am cke zu bekommen, ahnt schon: Ich kochte in der Sekunde Fahrradfahren! Geht gar nicht. über: »Du Oarschloch, lass uns in Ruh in deinem scheiß

Seit dem jeweils dritten Lebens- suv!« Unterste Schublade, ich weiß. Er konterte: »Das ist jahr fahren die Söhne täglich, erst ein Hybrid!«