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Street Talk

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»Woran erkennt man ein gutes produkt?«

intervieW und Bild

leonie STieber

KarOLin,

35, tätig in der Automobilbranche

»Ein gutes Produkt erkennt man am Aussehen und durch Empfehlungen. Ich achte darauf, ob ich es schon mal in der Werbung gesehen habe, die Werbung ist wichtig. Wenn ich es dort ansprechend finde, gehe ich in den Laden und schaue, ob ich es ausprobieren – bei Klamotten zum Beispiel anprobieren – kann. Dann schaue ich auf das Material, ich mag lieber Baumwolle als Polyester.« jessiCa,

33, Journalistin

»Da bin ich die falsche Ansprechpartnerin, ich verhalte mich moralisch nicht einwandfrei. Mir geht es beim Einkaufen darum, dass mir etwas gefällt. Das hat für mich Vorrang. Wenn mich das Design und die Machart überzeugen, muss ich zugeben, schaue ich nicht immer auf die ethischen und nachhaltigen Komponenten. Erst danach schaue ich auf Nachhaltigkeit und die Herstellungsweise. Ich denke, es gibt sehr wenige Produkte, die tatsächlich allen meinen Ansprüchen gerecht werden. Bei Nahrungsmitteln reicht es mir nicht, wenn nur draufsteht »ohne Gentechnik«. Das ist schon ein bisschen billig, da wünsche ich mir mehr. Genauso, wie es mir bei Kleidung auch nicht ausreicht, wenn sie nur aus Biobaumwolle statt aus herkömmlicher Baumwolle gefertigt ist, da muss vielleicht auch noch mehr kommen. Aber es ist nicht verbraucherInnenfreundlich geregelt, finde ich. Es gibt zu viele Angaben, von denen man nicht weiß, wie man sie einordnen soll.« benjaMin,

21, Student

»Mir ist tatsächlich die Verpackung relativ wichtig, dass sie hochwertig aussieht. Welche Materialien ich dabei am besten finde, ist schwer zu sagen. Eigentlich Holz, aber das gibt es nur selten. Bei tierischen Produkten ist mir eine gute Haltungsform wichtig. Bei Obst und Gemüse, wie es halt aussieht. Auf Bio achte ich nur manchmal. Oftmals erkennt man auch am Preis, ob ein Produkt gut ist, aber das ist ja als Student auch immer so eine Sache.«

rené,

48, Erzieher

»Ein gutes Produkt erkennt man am Preis. Außerdem ach-

te ich auch auf Marken, da bin ich schwer eingefahren. Ich vertraue den Marken, die ich kenne. Bei Lebensmitteln achte ich auf Qualität, zum Beispiel kaufe ich Bioprodukte. Da achte ich auf die Siegel und, wenn möglich, darauf, dass es nicht verpackt ist.« eLena,

30, Reha-PsychologieStudentin (Master)

»An Empfehlungen und an der Qualität der Materialien. Dabei ist mir wichtig, dass das Produkt möglichst wenig Müll produziert und idealerweise schon aus recycelten Sachen besteht und so möglichst wenig Ressourcen verschwendet wurden. Gerade bei Technikprodukten ist mir auch die Herstellung wichtig. Diese versuche ich dann so lange wie möglich zu nutzen – und wenn ich sie erneuern muss, suche ich nach etwas Gebrauchtem. Bei Lebensmitteln kommt es darauf an. Bei tierischen Produkten versuche ich immer, die beste Qualität zu kaufen. Da gehe ich dann schon immer in den Bioladen und achte auf das Bio- oder Demeter-Siegel, je frischer, umso besser.«

81, Seniorin

»Das gute Produkt erkennt man daran, dass es frisch ist. Die Verpackung ist mir gar nicht wichtig. Es könnte mehr lose verpackt sein, aber dann fasst das immer jeder an, das ist auch nicht richtig. Ich sehe das ständig, die Menschen fassen Dinge an und legen sie wieder hin. Durch die Verpackung ist es halt geschützt … das hat ein Für und Wider. Linsen, Bohnen und Erbsen könnte man in Säcken lagern und dann einfach in eine Papiertüte füllen, oder in Wiederverwendbares, das wäre günstig.« Frida,

23, Studentin

»Bei Dingen, die ich öfter benutze, sind mir die Langlebigkeit und ein benutzerfreundliches Design wichtig. Was ich nicht mag, sind unnötige Materialmixe. Ich würde zum Beispiel einen Gemüseschäler aus Edelstahl einem aus Plastik und nur mit einer Edelstahlklinge

erna,

vorziehen, weil dieser länger hält.« andrea,

28, Laborantin

»Ich schaue auf bestimmte Siegel, vor allem bei Kleidung, zum Beispiel das Oekotex-Siegel. Ich achte auch darauf, dass in Deutschland hergestellt wurde. Vor allem für mein Kind – bei mir versuche ich es langsam auch umzusetzen. Fleisch zum Beispiel kaufen wir jetzt gar nicht mehr im Großbetrieb, sondern bei Händlern, von denen wir wissen, die schlachten auch selber. Ansonsten versuchen wir unseren Wocheneinkauf an Obst und Gemüse regional auf dem Markt zu tätigen. Oder auch im Dorf bei Händlern direkt. Ansonsten unterstützen wir z. B. Aktionen wie bei Rewe ›aus der Region‹.«

»Woran erkennt man ein gutes produkt?«

ViVien,

18, Ausbildung zur Immobilienkauffrau

»Mir ist generell wichtig, dass Produkte eine gute Qualität haben. Und auch, dass sie aus der Region und nicht zum Beispiel aus Asien kommen und von Kindern hergestellt wurden. In Klamotten steht ja drin, wo etwas hergestellt wurde. Wenn da dann zum Beispiel Bangladesch steht, kann man davon ausgehen, dass es nicht unter guten Bedingungen produziert wird. Wenn mir dann etwas wirklich gut gefällt, würde ich es aber trotzdem kaufen.« uta,

77, Seniorin

»Eigentlich erkennt man es gar nicht. Na ja, eigentlich sieht man das oftmals am Preis. Wenn etwas teurer ist, denke ich, dass es auch besser hergestellt ist. Außerdem ist mir wichtig, dass Produkte gut aussehen. Das ist aber heute sehr schwer, weil die Produkte oftmals auf den ersten Blick gut wirken – aber nur, weil sie gefärbt sind oder Aroma beigefügt wurde.

Wenn bei einem tierischen Lebensmittel etwa die Tierhaltung nicht gut ist, dann kaufe ich das nicht – aber eben nur dann nicht, wenn ich es weiß. Genauso bei Klamotten, wenn die Menschen für drei Cent die Stunde an der Nähmaschine sitzen, das sollte man dann nicht kaufen. Auf Siegel achte ich nicht so oft. Ich finde, da kann man sich nicht drauf verlassen. Manche Dinge kommen ja auch über Umwege in die Läden. Da steht dann drauf, es sei aus Deutschland, dabei ist es das gar nicht, sondern kommt aus anderen Ländern und es wird nur ausgeschildert, als käme es von hier.« natHan,

30, Repetitor/Pianist und Dirigent

»Ich schaue, ob ein Produkt hochwertig produziert wurde. Mir ist wichtig, dass es nicht nach ein paar Nutzungen schon kaputtgeht. Ich versuche auch bewusst einzukaufen. Ich will nicht, dass es Menschen auf der anderen Seite der Welt durch mein Konsumverhalten schlecht geht. Aber ich mache auch Ausnahmen. Ich finde, wenn man etwas wirklich gerne haben möchte, ist das auch in Ordnung. Wenn ich unbedingt mal eine eingeflogene Avocado essen möchte, kaufe ich sie auch, aber mit dem Wissen, dass es nicht natürlich und selbstverständlich ist.«

CarLO,

Fundraiser beim wwf

»Ich versuche, Großkonzerne wie Nestlé und Unilever zu vermeiden. Und am besten finde ich Produkte ohne Verpackung. Wobei Verpackungen manchmal auch täuschen. Als ich mal eine Zeit lang vegan war, habe ich immer ein bestimmtes veganes Sojahack gekauft, bis ich dann herausgefunden habe, dass es sich um eine Marke von Unilever handelt. Das war gemein, weil die Verpackung suggeriert hat, dass es umweltfreundlich ist, aber das war es in meinen Augen dann gar nicht. Das gleiche Problem gibt es mit Produkten, auf denen steht »in Deutschland hergestellt«, und dann kommen die Zutaten eigentlich aus Argentinien und wurden nur in Deutschland zusammengemixt. Das ist für mich Etikettenschwindel.«

Bei Klamotten ist es überhaupt total intransparent, da muss man vorher schon wissen, was man kaufen kann. Mammut zum Beispiel hat jetzt ihre eigene Produktionsfabrik und bestimmt so ihre Arbeitsbedingungen. Patagonia ist auch eine coole Marke. Die produzieren nachhaltig in Nicaragua. Aber ich kaufe nicht nur nachhaltige Mode. Manchmal gehe ich auch in den Laden und kaufe Socken.«

S ixabay/colin behren P Bild

deutsCHLand: Kenne deine FussabdruCKGrösse!

Das deutsche Umweltbundesamt hat seinen CO2-Rechner aktualisiert – und damit einige bisher wenig beachtete Emissionsquellen ins Rampenlicht gerückt.

Seit der ersten Generation von CO2-Rechnern hat sich was getan. Mit dem aktualisierten Rechner des deutschen Umweltbundesamts kann sich jedeR mit einigen Klicks schon recht akkurat der eigenen CO2-Bilanz annähern – berücksichtigte Faktoren, Einstellungsmöglichkeiten und Datenbasis wurden umfassend erweitert: Die Kategorie »Mein Wohnen« berücksichtigt nun auch die durch Bau und Sanierung von Gebäuden anfallenden Emissionen, im Bereich Mobilität wird nicht mehr nur die Nutzung des Fahrzeugs berechnet, sondern auch Herstellung und Reparatur. Hoch hinaus geht es mit dem aktualisierten Flugrechner, künftig werden auch Kreuzfahrten berücksichtigt. Denn diese werden immer beliebter, die Zahl der deutschen Kreuzfahrtreisenden steigt jährlich – 2019 waren es über drei Millionen. Nicht zu vergessen: Auch durch Haustiere anfallende Emissionen können nun berechnet werden – vom Kaninchen bis zum Pferd.

Die eigenen Werte werden mit denen des/der Durchschnittsdeutschen verglichen. Die Extraoption »CO2-Szenario« gibt mit zusätzlichen Fragen zur persönlichen Einstellung und zu Zukunftsplänen Auskunft, ob und wie sich die persönliche CO2 -Bilanz kurzfristig und bis 2050 verändern wird. »Keine Zeit« ist ebenfalls keine Ausrede mehr, der CO2-Schnellcheck berechnet mit nur elf Angaben eine grob geschätzte persönliche Bilanz.

leonie STieber