34 WEGBEGLEITUNG Die Südtiroler Frau, 1. 12. 2013/Nr. 23
Hypnobir thing
Geburt, das Freudenfest des Lebens
Mit dem Herannahen des Geburtstermins können Fragen und Gedanken auftreten wie zum Beispiel: Wo möchten wir unser Baby zur Welt bringen? Was ist für uns wichtig? Wie kann ich als Partner meiner Frau beistehen? Wie können wir am besten gemeinsam die Geburt meistern? Wie wird wohl das Leben zu dritt sein? Neben der Freude können auch Ängste und Unsicherheit die Eltern begleiten. Werdende Eltern können sich gemeinsam auf die Ankunft ihres Ba-
bys vorbereiten. Eine wieder neu entdeckte Möglichkeit der Geburtsvorbereitung stammt aus den Vereinigten Staaten, entwickelt von Marie F. Mongan. Diese Methode nennt sich „Hypnobirthing“, was so viel bedeutet wie „Geburt unter Hypnose“. Mongan definiert Hypnobirthing als „die Rückkehr zu der Vorstellung, dass es jeder Frau möglich ist, mit Hilfe ihres Mutterinstinkts ihre Kinder angenehm und mit Freude zur Welt zu bringen, so wie es der Natur am meisten entspricht“. Mongan beruft sich dabei auf den englischen Frauenarzt Dr. Grantly DickRead (1890–1959). Dieser beschrieb das „Angst-Verkrampfungs-Schmerz-Syndrom“. Seine These besteht darin, dass Angst den Körper bzw. die Muskeln anspannt. Im Falle der Geburt löst Angst zusätzlich die Verkrampfung der Gebärmuttermuskulatur aus – Schmerzen entstehen. Dies hat zur Folge, dass sich die Geburt verlangsamt und der
natürliche Geburtsvorgang gestört bzw. behindert werden.
Was geschieht bei der Geburtsvorbereitung mit Hypnobirthing? Die zentrale Rolle besteht darin, als werdende Mutter die Fähigkeit der Tiefenentspannung mittels Selbsthypnose zu erlernen. Damit wird der Mutter ein „Handwerk“ mitgegeben, das ihr ermöglicht, ihr Baby selbstbestimmt und selbstsicher zur Welt zu bringen. Selbsthypnose ist ein natürlich hervorgerufener entspannter Zustand, bei dem dem Unterbewusstsein Vorschläge vermittelt werden können, die zum Ziel haben, die Ankunft des Kindes fernab von Angst und Anspannung unter ruhigen und entspannten Umständen zu erleben. Es handelt sich dabei um keine Magie, fast jeder, der will, kann diese Art totaler Entspannung und Konzentration erreichen. Dieser Wach-Traum-Zustand ist auch vergleichbar mit dem Vertieftsein in ein Buch. Einige Frauen haben Angst, bei der S e l b s t h y p no se die Kontrolle abzugeben, sich an nichts mehr erinnern zu können. Diese Ängste sind u n beg r ü ndet. In Trance befindet sich die Frau in einem Zustand erhöhter Wahrnehmu ngsf ä h igkeit, sie ist sich Foto: Shutterstock
Die Schwangerschaft stellt einen ganz besonderen und schützenswerten Übergang des Frauseins zum „Mutterwerden“ dar. In diesen neun Monaten dürfen die jungen Eltern am „Wunder des Lebens“ teilhaben. Mit dem Heranwachsen des Babybäuchleins nehmen auch die Gefühle der Freude, der Liebe und des Glücks zu. Das Baby nimmt bereits jetzt seinen Platz in der Familie ein.
Dr. Carmen Willeit Psychologin und Hebamme www.praxis-wegbegleitung.it
ihrer Umgebung und des Geburtserlebnisses vollkommen bewusst. Sie selbst kann den Entspannungszustand jederzeit auslösen und aufheben. Zahlreiche Untersuchungen an der Universität Gainesville/Florida, der Universität Tübingen und dem Hypnobirthing Institiute haben gezeigt, dass Selbsthypnose und Hypnose folgenden Einfluss auf die Geburt haben: • Ängste vor der Geburt werden reduziert; • d ie Kaiserschnittrate wird herabgesetzt; • Geburtsschmerzen sind verringert; • d ie Geburtsdauer und die Rekonvaleszenz werden verkürzt; • postnatale Depressionen treten vermindert auf; • die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind wird gefördert. Hypnobirthing bereichert die Möglichkeit der Auswahl für die werdenden Eltern, sich auf die Geburt des Kindes vorzubereiten. Dem jungen Paar werden eine Methode und damit ein „Handwerk“ beigebracht, das sie selbstständig und sicher macht. Die junge Familie stellt sich damit selbst aktiv in den Mittelpunkt des Geburtsgeschehens.