Die Kunst der Selbstsorge

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WEGBEGLEITUNG

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Die Südtiroler Frau, 1. 2. 2015/Nr. 3

Burnout – Wie sich vorbeugen lässt

Die Kunst der Selbstsorge

Freudenberger fiel auf, dass insbesondere Menschen in sozialen Berufen überdurchschnittlich oft krankgeschrieben wurden. Lehrer, Ärzte, Sozialarbeiter und ähnliche Berufsgruppen waren der anstrengenden Arbeit und den eigenen Ansprüchen und Erwartungen nicht mehr gewachsen und „brannten aus“. Heute wird die Ursache für jeden zehnten Fehltag am Arbeitsplatz darin begründet, dass die Seele verrückt spielt. Mittlerweile betrifft dieses Phänomen neben sozialen Berufssparten in zunehmendem Maße auch Personen in Führungspositionen und Menschen, die Mehrfachbelastungen ausgesetzt sind. Im Jahr 2020, so sagt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) voraus, werden psychische Leiden

den ersten Platz auf der Liste der chronischen Erkrankungen besetzen. Immer mehr Menschen fühlen sich ausgebrannt und ausgemustert. Wie kann man dem vorbeugen? Wer eine gesunde Balance zwischen beruf lichen Anforderungen und Erholungsphasen finden will, darf lernen, mit seinen Ressourcen zu jonglieren und damit Selbstsorge für sich zu tragen. Selbstsorge beschreibt in diesem Zusammenhang die Sorgfalt, die jeder von uns für sich selbst verwendet. Selbstsorge ist damit ein positiver Gegenbegriff zur Burnout-Prophylaxe und zeigt uns auf, was uns gesund erhält, was wir tun können, um gesund zu bleiben trotz komplexer Anforderungen und Belastungen. Diese Sichtweise fördert das selbstbewusste und selbstwirksame Handeln und damit die Übernahme der Eigenverantwortung für unser Wohlbefinden. Daraus resultiert die Mut machende Erkenntnis, dass jeder bei sich selbst etwas ändern kann, eher jedenfalls als an seinem Umfeld – am Ar-

beitsplatz, zu Hause oder im Freundes- und Bekanntenkreis. • Selbstsorge heißt: Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zu ziehen. Versuchen Sie, am Feierabend die Arbeit gezielt am Arbeitsplatz zurückzulassen. Dies können Sie auch mittels kurzer Meditation oder Visualisation unterstützen. Beispielsweise können Sie nach Verlassen Ihres Arbeitsplatzes kurz innehalten und sich bildlich hinter sich einen sich schließenden Reißverschluss oder eine abgeschlossene Tür einprägen. • I nvestieren Sie in Freundschaften und Familie, erlauben Sie sich zu lachen und Spaß zu haben. • Schaffen Sie Zeit für sich und Ihre/-n Partner/-in, beschützen Sie die gemeinsame Zeit, und genießen Sie sie. • Ernähren Sie sich gesund, und nehmen Sie sich für das Essen genügend Zeit. • E rlauben Sie sich immer wieder kleinere Pausen. • E ntspannen Sie sich! Bereits 20 Minuten Entspannung am Tag kann Ihren Körper und Ihre Seele mit Foto: Shutterstock

In den 1970er Jahren entstand durch den Psychologen Herbert Freudenberger der Begriff „Burnout-Syndrom“. „Burnout“ bedeutet übersetzt „Ausgebranntsein“ und ­beschreibt damals wie heute den Zustand von emotionaler Erschöpfung.

Dr. Carmen Willeit Psychologin und Hebamme www.praxis-wegbegleitung.it

Kraft auftanken. Dabei können Sie Ihren Vorlieben nachgehen. Sie gönnen sich ein warmes Bad, oder Sie entspannen bei Ihrer Lieblingsmusik vor dem Kamin, es ist besonders wichtig, dass Sie sich komplett auf die Entspannung fokussieren. • Direkter Körperkontakt beruhigt den Körper und die Seele. Gönnen Sie sich regelmäßige Auszeiten mit ihrem Partner, und/oder gönnen Sie sich regelmäßig Massagen. • Ausreichend Schlaf ist eine der Voraussetzungen für einen gesunden Menschen. Im Schlaf regeneriert der Körper, und das Gehirn verarbeitet das Erlebte. Für einen guten Schlaf empfiehlt sich vor dem Schlafengehen ein wenig Bewegung und leichte Kost oder ein Tee. • Bewegen Sie sich regelmäßig. Der Mensch ist für die Bewegung geschaffen. Stress kann durch körperliche Arbeit abgebaut werden. Besonders junge Mütter dürfen mit ruhigem Gewissen Selbstsorge für sich tragen, um die Herausforderung, die Arbeit und Familie mit sich bringen, gestärkt zu leben. Denn wenn wir ausgeglichen und zufrieden den Familienalltag mitgestalten und unsere Tätigkeiten ausschließlich am Arbeitsplatz ausüben, erleben alle Beteiligten ein Gefühl der Zufriedenheit und Harmonie.


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