Die Sprache der sanften Berührung

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WEgbegleitung

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Die Südtiroler Frau, 1. 3. 2014/Nr. 5

Babymassage

Die Sprache der sanften Berührung Jeder von uns hat bereits Momente genießen dürfen, in denen uns eine tröstende, liebevolle Hand Halt gegeben hat oder uns eine aufmunternde Umarmung Sicherheit schenken konnte. Was bedeutet eine sanfte Berührung? Der Zauber der liebevollen Berührung öffnet in uns die Tore der Gefühle für Geborgenheit, Zuversicht und Sicherheit. Ob Groß oder Klein, wir al­ le genießen und lieben diese Art von Kontakt. Kein Wort kann so viel ausdrücken wie eine Geste, die von Herzen kommt. Darum lasst uns un­ sere Kinder liebevoll berüh­ ren und massieren. Auch verschiedene wis­ senschaftliche Untersuchun­ gen bestätigen die Wirk­ samkeit der Babymassagen. Zum Beispiel haben Untersu­ chungen der Universität von ­M iami mit Frühgeborenen gezeigt, dass die Gewichts­ zunahme von Säuglingen, die regelmäßig gestreichelt wur­ den, um 49 Prozent über der Gewichtszunahme der Kon­ trollgruppe lag, die nicht ge­ streichelt wurde. Dabei hat­ ten anfangs beide Gruppen dassel be Ge­

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wicht und bekamen während der stationären Aufnahme dieselbe Nahrungsmenge. Massage ist ein liebevoller Dialog von Hand zu Hand mit dem Baby. Es handelt sich dabei um ein gegenseitiges Geschenk, das uns erlaubt, Zeit und Freude miteinander zu teilen. Gleichzeitig wirkt sich die Massage entspan­ nend auf Babys und Eltern aus. Durch die Massage wer­ den das Immunsystem der Kleinen gestärkt und die mo­ torische Entwicklung geför­ dert. Beschwerden wie zum Beispiel Koliken, unruhiger Schlaf und Zahnschmerzen können gelindert werden. Wie können wir unsere Babys massieren? Jeder von uns kann diese Art von Liebe und Geborgenheit vermitteln. Dazu brauchen wir etwas Zeit, Liebe und unsere Hän­ de, und schon ist es möglich, dem Kind mit liebevollen Be­ rührungen einen „Vorrat“ an Vertrauen, Liebe und Selbst­ bewusstsein auf seinem Le­ bensweg mitzugeben. Damit wird der Grundstein für ein glückliches, gesundes Leben gelegt. Falls Sie jetzt Lust da­ rauf bekommen, Ihr Baby zu massieren oder sich selbst von Ihrem Partner verwöh­

nen zu lassen, können Sie einfach beginnen. Wählen Sie für sich und das Baby (oder Partner) eine Zeitspanne aus, in der bei­ de bereit sind zu massieren oder massiert zu werden. Der Raum darf angenehm warm sein und frei von Zugluft. Su­ chen Sie sich einen geeigne­ ten Platz für die Massage aus, der es ermöglicht, dass auch Sie eine entspannte, ange­ nehme Position einnehmen können. Für die Massage eignen sich natürliche Pflanzenöle (Mandelöl, Olivenöl, Sonnen­ blumenöl, Kokosöl) besonders gut. Zu Beginn der Massage beobachten Sie Ihren Atem, lassen Sie ihn fließen, und spüren Sie, wie sich Ihr Kör­ per entspannt. Nun reiben Sie Ihre Hände aneinander, bis Sie die dabei entstehende Wärme deutlich fühlen. Beginnen Sie einfach mit der Massage am Baby, in­ dem Sie Ihren Händen ver­ trauen und ihnen die Massa­ ge überlassen. Der Verstand bzw. Ihr Kopf darf dabei ras­ ten. Babys lieben die Stim­ me der Eltern. Haben Sie den Mut, und singen oder sum­ men Sie während der Mas­ sage. Beobachten Sie immer wieder Ihren Atem, wie er Sie ruhig und regelmäßig in die ­Harmonie schaukelt. Mas­ sage ist ein Aus­ tausch von Ener­ gie, las­

Dr. Carmen Willeit Psychologin und Hebamme www.praxis-wegbegleitung.it

sen Sie sie fließen, Sie schen­ ken dem Baby dabei Gebor­ genheit und Sicherheit. Nehmen Sie während der gesamten Massage die Signa­ le Ihres Babys wahr. Mit je­ der Massage werden Sie das Baby und seine Signale bes­ ser kennenlernen und damit einen gegenseitigen liebevol­ len Austausch mit Streichel­ einheiten erleben. Haben Sie Mut zur Lang­ samkeit. Lassen Sie Ihre Hän­ de über den Körper des Ba­ bys gleiten, und fühlen Sie dabei, wann und wo die Hän­ de oder eine Hand am Kind einfach verweilen möchten. Während des Verweilens der Hand schenken Sie Ihrem Ba­ by liebevolle Gedanken wie: „Ich liebe dich, du bist etwas ganz Besonderes für mich. Ich bin stolz auf dich. Ich lie­ be dich und gebe dir die Er­ laubnis, anders zu sein als ich. Ich vertrau’ dir. Ich bin sicher, du gehst deinen Weg.“ Manchmal fragen mich die Mütter, wie lange sie ihr Baby massieren sollen. Besonders bei unseren ganz „Kleinen“ können bereits zehn Minu­ ten genügen. Weniger ist oft mehr. Achten Sie auf die Zei­ chen Ihres Kindes, und ver­ trauen Sie sich selbst. Die Massage wird Euren gemein­ samen Weg unterstützen, be­ gleiten und stärken.


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