Mythos Puch: Moped I

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Mythos Puch 2016


Bock, Büchsn, Düsn, Eisen, Gelsn, Häfen, Haxen, Hobel, Hüttn, Kraxn, Krochn, Mopperl, Moppetn, Mopf, Mühle, Ofen, Raundl, Reibn, Reixn, Scherm, Tegl, Topf... Das Moped ist nicht bloß Vehikel, sondern in historischen Versionen auch ein Leitfossil der Jugendkulturen. Ein Kraftfahrzeug, das ohne Führerschein gefahren werden durfte. Graphic Novelist Chris Scheuer hat für Mythos Puch III eine erste Serie von Fahrzeugen gezeichnet, wodurch die Geschichte des Mopeds anschaulich wird. • Cover: Styria Rad mit Wall Auto-Wheel • Seite 3: Puch M 50 Cross • Seite 6: Puch Styriette • Seite 7: Puch MS 50 • Seite 8: Puch R 50 • Seite 9: Puch VZ 50 • Seite 10: Puch Maxi • Seite 11: Puch Cobra



Die Geschichte des Mopeds Wir erzählen die Geschichte des Mopeds, weil dieser Fahrzeugtyp nach dem Zweiten Weltkrieg eine soziale Revolution eingeleitet hat. Ein preisgünstiges Kraftfahrzeug, das ohne Führerschein gefahren werden darf, hat die Zusammenhänge der individuellen Mobilität völlig verändert. Das galt Ende der 1950er Jahre auf dem Lande noch mehr als im städtischen Raum, wo immerhin öffentliche Verkehrsmittel den Menschen so manchen Fußweg verkürzten.

Sportlichkeit anregte. Also brachte diese Neuerung, das Moped, auf dem Land, in der agrarischen Welt, einen größeren Gewinn. Es gab dort mehr schlechte und vor allem viel längere Wege, auf denen gerade noch das Ochsengespann ein Maß der üblichen Geschwindigkeit gewesen war. Wo sich in den 1950er Jahren bei uns kompakte Traktoren erst langsam durchsetzten, waren Automobile in Privatbesitz noch sehr rar.

Gehen und fahren. Im Urbanen boten passable Straßenbeläge den Menschen weit günstigere Möglichkeiten als in den Dörfern.

In Österreich dominierte Puch das neue Zweirad-Segment. Die Puch MS 50 wurde schnell zum marktbeherrschenden Ereignis. Spitznamen wie Maurer-Bock, Schwarze Sau und Postler-Moped lassen ahnen, daß die dünn wirkende Stangl-Puch in vielen Lebensbereichen erfolgreich eingesetzt wurde.

Zeitgenössische Berichte lassen keinen Zweifel daran, daß den Leuten das Strampeln im Alltag zu einer Bürde geworden war, auch wenn es in der Freizeit zu so mancher

Knecht und Gendarm, Arbeiterin und Hausfrau, Hobbyfischer und Hebamme, alle wußten die robuste Konstruktion zu schätzen. Das standfeste Motörchen war dank der


Gebläsekühlung auch den Bergen Österreichs gewachsen, selbst Fernreisen gelangen mit diesem Moped. Die Puch MS 50 kam 1954 auf den Markt, wurde bis 1982 produziert, läuft sogar heute noch im Alltag mancher Menschen. Der Stangl-Puch folgte eine Reihe von Modellen, welche auf der gleichen Grundkonstruktion basierten. Sie hat das Leben auf dem Lande in einigen Bereichen markant verändert. An ihr machen sich individuelle biographische Details fest, aber auch gesamtgesellschaftliche Phänomene. Ob als Schlurfrakete in städtischen Jugendkulturen, ob als preiswertes Geländemoped am Rande des technischen Zusammenbruchs, ob als „Fluchtfahrzeug“ für unruhige Teenager oder als Ausweg für Leute, denen ein Auto unerschwinglich blieb, das Moped ist in der Zweiten Republik eine Art „Wappentier“ der Alltagskultur geworden.

Wir erzählen die Geschichte des Mopeds auch, weil zu diesem Thema fast alle Erwachsenen der Region aus eigener Erfahrung etwas beitragen können. Die Sprachwissenschaft hat den frühesten Gebrauch des Begriffes Moped im Schweden von 1952 nachgewiesen. Dort leitet sich das Wort Moped von der Formulierung „trampcycel med motor och pedaler“ her, was man auch ohne Schwedisch-Kenntnisse gut versteht. In der Straßenverkehrsordnung Österreichs taucht die Fahrzeuggattung Moped bis heute nicht auf. Ab 1953 ist das Wort in Deutschland belegt. Am 25. September 1954 wurde die populäre Puch MS 50 in der Wiener Arbeiterzeitung als „Eine moderne Moped-Konstruktion der PuchWerke“ vorgestellt, was annehmen läßt, daß der Begriff sich in den knapp zwei Jahren von Schweden über Deutschland nach Österreich durchgesetzt hatte. Martin Krusche








Mythos Puch 2016 www.van.at/myth/puch/2016/

• Samstag, 24.9., Themen-Tag

15:00 Uhr, Hofstätten an der Raab Gelände von Jerich Austria Martin Krusche & Matthias Marschik Der kurze Sommer des Automobils (Erinnerungen an die Siebziger Jahre) Das Blogmobil und die Alltagsklassiker

• Sonntag, 25.9., Ausstellungs-Tag

11:00 Uhr, Albersdorf-Prebuch Altstoffsammelzentrum im Gewerbepark Die Geschichte des Mopeds in ausgewählten Originalfahrzeugen und Raritäten. Vehikel aus der agrarischen Welt. Das Extra: Graphiken von Chris Scheuer und alte Dokumente

Impressum 2016, kultur.at: verein für medienkultur Kuratorium für triviale Mythen Florianiplatz 8, 8200 Gleisdorf Kofinanziert aus Mitteln des Landes Steiermark, Abteilung 9: Kultur, im Rahmen des 2016er Kunstsymposions. Ein weiterer Schritt in der Kooperation von Albersdorf-Prebuch, Hofstätten an der Raab und Ludersdorf-Wilfersdorf www.van.at/dorf/


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