2 minute read

SOPHIES THESEN

THEMA: Schlechtes Zeitmanagement?

Sophie Rhine hat Tim diesen Monat seine Glosse geklaut

Du musst dir das nur besser einteilen. Dann hast du auch keinen Stress und alles ist ganz entspannt. Das hab ich schon in der Schule von meinen Eltern ständig gehört, es zog sich durch mein gesamtes Studium und auch jetzt ist die Woche nach Heftabgabe sehr entspannt, die letzte davor aber meist eher unentspannt und geprägt von langen Arbeitstagen.

Es gibt zig Ratgeber, die erklären, wie man sich die Zeit besser einteilt. Wie man ganz entspannt vor einem Abgabetermin ist und ganz viel Zeit übrig hat. Aber ist das so? Und gibt es wirklich eine gute und eine schlechte Zeiteinteilung? Klar, wenn das Heft nicht fertig wird, war es eine schlechte Zeiteinteilung. Aber wer legt fest, dass die Hausarbeit jeden Tag gleichmäßig geschrieben werden sollte und nicht in der letzten Woche vor der Abgabe, nachts, im Kaffeerausch? Und warum sollte sie das? Automatisch besser wird sie dann jedenfalls nicht.

Es gibt schließlich zahlreiche Studien, die belegen, dass zumindest manche Menschen in Stressituationen effektiver arbeiten und das Ergebnis keineswegs schlechter ist. Und hat man dann wirklich

mehr Stress? Ich gebe zu, an manchen Abenden verfluche ich mich, dass ich statt gemütlich auf dem Sofa zu sitzen immer noch am PC hänge und diese tolle These in die Tasten hämmere. Aber es sind wenige Abende. Im Studium hat man ja Menschen getroffen, die durchaus organisierter waren als man selbst. Meine Schwester zum Beispiel ist der strukturierteste Mensch, den ich kenne. Weniger Stress hatte sie dadurch aber nicht. Ebenso wenig sind die Kommilitonen oder Kolleginnen entspannter, die früher anfangen mit der Arbeit. Sie sind … anders gestresst. Es wird schließlich nicht weniger Arbeit, nur weil man früher anfängt. Man hat auch nicht mehr Zeit zur Verfügung, wenn man früher anfängt. Also für die Arbeit dann schon, aber nicht zur freien Verfügung. Vielleicht ist es gar kein schlechtes Zeitmanagement, wenn man eine Woche entspannt und eine Woche Stress hat. Vielleicht ist es einfach nur eine andere Herangehensweise. Die man nicht unbedingt ändern kann, soll, muss, auch wenn einem das der Ratgeber, der Chef und der Professor erzählen. Schließlich zählt Letztendlich zählt, dass man fertig wird und mit dem doch am Ende nur das Ergebnis – oder wurde irgendjemand schonmal danach

Ergebnis bewertet oder zufrieden ist. Nicht, wie man zu dem Ergebnis gekommen ist. auch nur danach gefragt, wie denn dieses Projekt entstanden sei, so im zeitlichen Verlauf? Ich tippe auf Nein. Man kann es sich also jeden Monat wieder vornehmen, früher anzufangen – und vielleicht klappt es ab und zu und man ist glücklicher damit. Wenn man aber jede Deadline einhalten kann, zufrieden mit den Ergebnissen ist und nicht am Rande des Burn-outs steht – dann kann man auch ruhigen Gewissens erst ein paar Tage entspannen und dann im Stress produktiv sein!