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Norderneyer Brauhaus Bier - echt handgemacht

Als wir mit Tobi Pape an der manuellen Abfüllanlage stehen und den Blick durch die Brauhalle schweifen lassen, wird uns noch einmal eindringlich klar, dass das Norderneyer Bier in einer Manufaktur entsteht. Trotz über die Jahre gewachsener Kapazitäten bleibt hier fast alles echt handgemacht. Anfang der 10er Jahre hatte Tobi sein Wohnhaus am Damenpfad aufwändig zu einem Brauhaus umgebaut, um mit Norderneyer Wasser, Hefe, Hopfen und Malz auf der Insel Bier herzustellen. Schon ein Jahr später kam als zweiter eigener Ausschank die Weststrand-Bar oberhalb der Promenade dazu und mit der Zeit viele weitere Norderneyer Gastronomen. 2016 verlagert Tobi die Produktion in die neu gebaute Brauhalle im Norderneyer Gewerbegelände. Aus der Kneipe Norderneyer Brauhaus ist jetzt das „Alte Brauhaus“ geworden und die Firma aus der Brauerei und den drei Gastrobetrieben „Altes Brauhaus“, „Weststrand-Bar“ und „Brauhalle“ nennt sich nun Norderneyer Brauhaus. Rund 8.000 Liter Bier pro Woche braut das kleine Team während der Hauptsaison. Ab dem (Spät-)Sommer 2021 bereichert eine spannende Innovation das Portfolio: ein süffiges untergäriges Dunkel.

Foto: Carsten Muecke

„Das Pils ist mit Abstand unser beliebtestes Bier“, sagt Tobi. „Es macht rund 80 Prozent der Produktion aus.“ Das liegt vielleicht auch daran, dass viele Norderneyer Gäste nur einmal im Jahr auf die Insel reisen und sich dann darauf freuen, genau das Bier zu trinken, das ihnen im Vorjahr so gut geschmeckt hat - frei nach dem Motto: keine Experimente. Abgefüllt in Flaschen bekommt man das Pils der Norderneyer Brauerei übrigens auch für zu Hause - im Norderneyer Handel, zum Beispiel bei EDEKA oder direkt vor Ort in der Brauhalle. Im Ausschank hat das Norderneyer Brauhaus von Anfang an ganzjährig eine Alternative zum Pils angeboten - bislang ein dunkles Weizen. „Das haben wir damals für die richtige Ergänzung gehalten, obwohl ich selbst gar kein großer Weizenfan bin. Jetzt steigen wir um auf ein richtig süffiges Dunkles, das wir alle total super finden.“ Mit den ersten Testläufen zeigt sich Tobi sehr zufrieden. „Ich glaube, das könnte ein richtiger Knüller werden.“

Foto: Carsten Muecke

Bei unserem Besuch in der Brauhalle, lief die Produktion auf Hochtouren. Das Sudhaus - quasi die ‚Küche‘, in der das Bier zubereitet wird - hat eine Kapazität von rund 2.000 Litern. „Wir produzieren meist zweimal am Tag und das an zwei Tagen hintereinander - dann haben wir einen großen Tank voll“, erklärt Tobi. Nach etwa einer Woche Gärzeit wird das Bier in einen Lagertank umgefüllt, um noch mindestens zwei bis drei Wochen nachzureifen. „Durch die Trennung von Gärund Lagertanks wirkt unser Bier ein bisschen klarer als anderes Handgebrautes, weil die Hefe im Gärtank bleibt und weiter benutzt wird für den nächsten Sud.“ Das ausgereifte Bier landet am Ende in handlichen Fässern und geht anschließend zum größten Teil auf der Insel in den Ausschank. Besonders überrascht hat uns in der Brauhalle die kleine manuelle Abfüllanlage. „Das Flaschenbier bleibt bei uns eher ein Nebenprodukt. Vollautomatische Reinigung und Abfüllung lohnt sich bei diesen Mengen nicht, darum machen wir das alles mühsam von Hand“, beschreibt Tobi den Ablauf. Jetzt verstehen wir auch, warum das Norderneyer Bier in Flaschen einen deutlich höheren Preis hat als im Ausschank. „Vielleicht sollte man das eher als ein liebevoll gemachtes Norderney Souvenir sehen und darf unsere Flaschen nicht mit industrieller Großproduktion vergleichen.“

Foto: Carsten Muecke

In diesem Jahr wird das Norderneyer Brauhaus seine Produktionsanlage noch einmal um zwei weitere 8.000 Liter Lagertanks erweitern. „Das war dann aber voraussichtlich der letzte große Schritt für die kommenden Jahre.“ Denn der Norderneyer Unternehmer, der sich auf der Insel auch für ein nachhaltiges Mobilitätskonzept engagiert, glaubt nicht an Sinnhaftigkeit und Funktionalität eines kontinuierlichen Wachstums. „Es ist super, wenn Du ein Business gründest und dann jedes Jahr 10 Prozent zulegst, aber ab einem gewissen Punkt kann das nicht ewig so weitergehen. Aus meiner Sicht sollte man sein Geschäft so aufbauen, dass es eben nicht zwingend ist, dass es immer weiter wächst - und das versuchen wir hier gerade.“ Statt höher, schneller, weiter setzt Tobi auf Zusammengehörigkeit und die Verzahnung auf der Insel. Für seine Partner aus der Gastronomie plant er für den kommenden Herbst oder das nächste Frühjahr ein gemeinsames Fest, um sich untereinander und die Brauhalle noch besser kennenzulernen und nach neuen Formen der Kooperation Ausschau zu halten.

Foto: Carsten Muecke

Foto: Carsten Muecke

2021 hat auch personell in der Brauhalle eine wichtige Veränderung gebracht. Der Norderneyer Sönke Namuth, der hier seine Ausbildung zum Bierbrauer gemacht hat, kehrt nach spannenden Karriere- und Weiterbildungsstationen als neuer Braumeister zurück. Gemeinsam mit Tobi, zwei Auszubildenden und saisonalen Aushilfskräften kümmert er sich ab jetzt federführend um den professionellen Braubetrieb. Neben den ganzjährig verfügbaren Hauptbiersorten und einem nur im Winter gebrauten Bockbier produziert das Team übrigens regelmäßig ein besonderes Special. Unter dem Namen Norderneyer Kraft-Bier-Klub entstehen in einer Minibrauanlage monatlich wechselnde Spezialbiere in kleiner Menge, die im Alten Brauhaus zu bestimmten Terminen verköstigt werden - solange der Vorrat reicht. Infos dazu und die nächsten Termine sind auf der Internetseite zu finden - oder einfach mal vor Ort nachfragen.

NORDERNEYER BIER - www.norderneyer-bier.de - Norderneyer Brauhaus - Im Gewerbegelände 18 - 26548 Norderney