Bildung schafft Zukunft - Beschluss des Gemeinsamen Präsidiums von BDA und BDI

Page 1

beschluss des gemeinsamen pr채sidiums von bda und BDI bildung schafft zukunft


bildung schafft zukunft

vorwort Bildung ist eine zentrale Investition in unsere Zukunft. Von der Rendite dieser Investition profitieren alle: Bildung schafft Zukunft für die Menschen: Nur eine umfassende Bildung von Persönlichkeit und Berufsfähigkeit ermöglicht wirkliche Teilhabe der Menschen an der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Zeit. Bildung schafft Zukunft für die Wirtschaft: Nur mit gut ausgebildeten Fachkräften können wir neue Ideen entwickeln und hochwertige, oft einzigartige Produkte und Dienstleistungen anbieten, die uns im harten globalen Wettbewerb Marktchancen sichern. Bildung schafft Zukunft für das Land: Nur wer ausreichend auf Anforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft vorbereitet ist, kann selbstständig sein Leben gestalten und ohne dauerhafte Transferleistungen auskommen. Das ist unser Ziel in einer humanen und sozialen Gesellschaft. Bildung schafft Zukunft – für alle! Unser Land braucht daher eine nachhaltige Prioritätensetzung bei der Bildung. Wir als Wirtschaft engagieren uns mehr denn je in der Bildungspolitik. Wir kooperieren eng mit Schulen und Hochschulen, denn unsere Betriebe und Unternehmen sind elementar auf eine bessere Bildungsqualität in Deutschland angewiesen. Unser Programm für eine Bildung, die Zukunft schafft, benennt quantifizierte Ziele sowie die Wege und Orientierungsmarken, die zur Zielerreichung führen.

Dr. Dieter Hundt

Jürgen R. Thumann

BDA-Präsident

BDI-Präsident

Berlin, April 2008

3


bildung schafft zukunft

bildung schafft zukunft

beschluss des gemeinsamen präsidiums von bda und BDI

SCHULE SCHAFFT ZUKUNFT

Damit alle Kinder – unabhängig vom sozialen Hinter-

der Anteil der Schulabbrecher von heute 8 % auf 4 %

Bis 2015 muss

Bildungspolitik ist ein Schicksalsthema für den Standort

2. Die Abschottung der verschiedenen Bildungswege gegen-

Deutschland. Die Kompetenzen und Qualifikationen der Men-

einander muss überwunden, die Durchlässigkeit des Bil-

grund der Eltern – frühzeitig gefördert und ihre Potenziale

schen sind in unserem rohstoffarmen Land die zentrale Ressour-

dungssystems und die internationale Vergleichbarkeit der

entfaltet werden können, ist zumindest ein obligatorisches

ce, von der Wettbewerbsfähigkeit, Fortschritt, Wohlstand und

Qualifikationen müssen verbessert werden. BDA und BDI

soziale Sicherheit abhängen. Bisher bleiben zu viele Potenziale

engagieren sich für die Öffnung der Hochschulen für Absol-

Zur Einschulung ist durch frühkindliche Bildung bei allen Kin-

durch Mängel im Bildungssystem ungenutzt:

venten beruflicher Ausbildung über faire Auswahlverfahren

dern eine zur aktiven Teilnahme am Unterricht befähigende

und für einen praxistauglichen Deutschen Qualifikations-

deutsche Sprachfertigkeit sicherzustellen. Frühe Sprach-

rahmen, der Berufsbildung und Hochschule verbindet und

standstests müssen in jedem Bundesland obligatorisch sein,

Mehr Selbstständigkeit der Schulen und mehr Wettbewerb bil-

den Anschluss an den europäischen Qualifikationsrahmen

um bei Bedarf gezielte Hilfe geben zu können.

den den Schlüssel zu mehr Qualität. Die Wirtschaft unterstützt

8 % der Schulabgänger bleiben jährlich ohne Abschluss; 20 % der Schüler sind lt. PISA 2006 15 % der jungen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren haben keinen Berufsabschluss; 21 % der Studienanfänger brechen ihr Studium vorzeitig ab.

beitragsfreies Vorschuljahr einzuführen.

herstellt.

nicht ausbildungsreif;

4

FRÜHKINDLICHE BILDUNG SCHAFFT ZUKUNFT

halbiert werden; der Anteil der leistungsschwachen, nicht ausbildungsreifen Schulabgänger von heute 20 % auf 10 % gesenkt werden; der Anteil der Leistungsstärksten von heute 10 % auf 15 % steigen.

das Ziel der finanziellen Gleichbehandlung von staatlichen Dafür muss der Kindergarten zur ersten Stufe des Bildungssy-

und staatlich anerkannten privaten Schulen. Wir brauchen die

3. Der Fachkräftebedarf an Ingenieuren, Naturwissenschaft-

stems ausgebaut werden. Frühkindliche Bildungs- und Erzie-

selbstständige Schule, die genauso eigenverantwortlich über

lern, Informatikern, Technikern und Meistern wird bereits

hungspläne müssen in den Kindergärten systematisch umgesetzt

Personal- und Finanzfragen entscheiden kann wie über ihre pä-

zur Wachstums- und Innovationsbremse. Zur quantitativen

werden. Wichtige Schwerpunkte sind die individuelle Sprach-

dagogischen Konzepte. Im Gegenzug muss jede Schule über

und qualitativen Sicherung des MINT-Nachwuchses (Ma-

förderung und die Nutzung der natürlichen Neugier der Kinder,

ihre Arbeit Transparenz herstellen. Maßstab sind dabei die

thematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) müs-

um Interesse an naturwissenschaftlichen Phänomenen sowie an

bundesweiten Leistungsstandards. Eine systematische Fort- und

Dies können und wollen wir uns nicht länger leisten. Wir un-

sen Unterricht und Lehre in Schule und Hochschule hier

Technik zu wecken und erste Kenntnisse zu vermitteln.

Weiterbildung der Lehrkräfte muss selbstverständlich sein.

terstützen daher die begonnenen Reformen zur Verbesserung

Prioritäten setzen. BDA und BDI werden mit der gemein-

der Bildung in Deutschland. Weitere Schritte müssen aber

samen Strategie „MINT Zukunft schaffen“ in den Jahren

Die Kindergartenleitung muss künftig über eine pädagogische

Die Sicherung der umfassenden Persönlichkeitsentwicklung

unternommen werden. Die Anstrengungen in allen Bildungs-

2008-2013 die vielfältigen regionalen und branchenbezo-

Hochschulausbildung oder vergleichbare Kompetenzen verfü-

und der Ausbildungsreife jedes einzelnen Schülers durch in-

bereichen – von der frühkindlichen Bildung über Schule und

genen MINT-Initiativen von Unternehmen und Verbänden

gen. Auch die Ausbildung der Gruppenleiterinnen und Erziehe-

dividuelle Förderung und differenziertes Lernen auf der Basis

Hochschule bis zu Aus- und Weiterbildung – müssen auf drei

unterstützen, um gezielt auf Schule, Hochschule und Politik

rinnen an den Fachschulen sowie die Weiterbildungsangebote

regelmäßiger Lernstandskontrollen muss im Fokus der Schule

zentrale Leitlinien ausgerichtet werden:

einzuwirken, damit die Zahl der MINT-Ausbildungs- und

müssen an die neuen Anforderungen angepasst werden.

stehen. MINT-Fächer müssen durchgehend bis zur jeweiligen

1. Mehr Selbstständigkeit und mehr Wettbewerb sind in allen Bildungsbereichen der Schlüssel zu mehr Qualität. BDA und

Studienanfänger und hier insbesondere der Frauenanteil

Abschlussklasse in den Lehrplänen aller Bundesländer veran-

erhöht, die Abbrecherquoten gesenkt und die Qualität der

kert werden. Bedarfsgerechte Ganztagsschulangebote sichern

MINT-Absolventen gesteigert wird.

Bildungschancen auch für Kinder mit Migrationshintergrund

BDI setzen sich für die Selbstständigkeit der Schulen und

oder bildungsfernem Hintergrund. Eltern müssen eng in die

Hochschulen in Finanz-, Verwaltungs- und Personalfragen

Orientiert an diesen Leitlinien müssen Reformen in den ein-

Schularbeit einbezogen werden. Eine kontinuierliche, fächer-

sowie für konsequente Entbürokratisierung und Dezentrali-

zelnen Bildungsbereichen vorangebracht werden – damit

übergreifende Berufsorientierung in Kooperation mit externen

sierung im Bildungsbereich ein.

BILDUNG ZUKUNFT SCHAFFT.

Partnern, insbesondere mit Betrieben im Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT, muss fest im Schulalltag verankert werden.

5


bildung schafft zukunft

bildung schafft zukunft

HOCHSCHULE SCHAFFT ZUKUNFT

BERUFSBILDUNG SCHAFFT ZUKUNFT

Bis 2015 muss

Bis 2015 muss

die Studienanfängerquote von heute 36 % auf deutlich über 40 % steigen; die Betreuungsrelation zwischen Studierenden und Lehrkräften insgesamt um ein Drittel verbessert werden; die Quote der Studienabbrecher von heute 21 % auf 10 % reduziert werden; der Anteil der Hochschulabsolventen in MINT-Fächern an allen Hochschulabsolventen von heute 31 %

nalkompetenz vermitteln. Das Engagement der Hochschulen

der Anteil junger Menschen ohne Ausbildungsabschluss von

in der wissenschaftlichen Weiterbildung für Berufspraktiker

heute 16 % der 20- bis 29-Jährigen auf 8 % halbiert werden;

sich an dualen Studiengängen.

mit und ohne Hochschulabschluss muss in enger Kooperation

die Zahl der beruflich Qualifizierten ohne formale Hoch-

mit der Wirtschaft deutlich ausgebaut werden. Das Gleiche

schulzugangsberechtigung, die ein Studium beginnen,

Ausbildungsberufe müssen entsprechend dem Qualifikations-

gilt für das Angebot an dualen Studiengängen, das je nach

von knapp 1 % auf 5 % der Studienanfänger steigen.

bedarf der Branchen und der Betriebe zügig modernisiert oder

den regionalen Gegebenheiten auch durch eine gezielte För-

neu geschaffen werden. Bei verwandten Tätigkeitsprofilen soll

derung der Berufsakademien und Fachhochschulen erweitert

Die Unternehmen investieren zur Sicherung ihres Fachkräf-

hier die Schaffung von Berufsgruppen geprüft werden. Die im

und verbessert werden kann.

tebedarfs jährlich rd. 27 Mrd. € in die Ausbildung und noch

Rahmen des Berufsbildungsgesetzes bestehenden Möglich-

einmal rd. 28 Mrd. € in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter.

keiten zur praxis- und betriebsnahen Prüfungsgestaltung müs-

auf 40 % steigen. Damit die Chancen geburtenstarker und doppelter Abiturienten-

6

nehmen zunehmend Zusatzqualifikationen an und beteiligen

sen ausgeschöpft werden. Die Berufsschule muss als Partner

Dafür brauchen wir exzellente und wettbewerbsfähige Hoch-

Jahrgänge in den nächsten Jahren zur Sicherung des Führungs-

2007 wurde die zweithöchste Zahl neuer Ausbildungsverträge

der Betriebe wie ein modernes Dienstleistungsunternehmen

schulen in der Vielfalt der Profile von Fachhochschulen und

und Fachkräftenachwuchses genutzt werden können, muss der

seit der Wiedervereinigung erreicht; mehrere tausend Ausbil-

aufgestellt werden. Hierzu gehören mehr Selbstständigkeit zur

Universitäten in staatlicher und privater Trägerschaft, die auf

Hochschulpakt 2020 über das Jahr 2010 hinaus verlängert und

dungsplätze blieben sogar unbesetzt. Hemmfaktor für mehr

Profilbildung, Personalauswahl und Finanzplanung, ein mo-

hohem Niveau forschen und insbesondere auch lehren. Pro-

dabei insbesondere das Angebot von MINT-Studienplätzen aus-

Ausbildung ist die durch PISA attestierte mangelnde Ausbil-

dernes Zeitmanagement und eine systematische, praxisnahe

filbildung setzt Autonomie in Personalrekrutierung, Finanzver-

gebaut werden.

dungsreife eines jeden fünften Schulabgängers. In der Schule

Lehrerfortbildung.

antwortung und Management voraus. Ziel muss die Beschäf-

müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um diesen

tigungsfähigkeit und Innovationskraft der Absolventen sein.

Missstand zu beheben.

Dazu gehört eine eigenständige Auswahl der Studierenden

Die Verantwortung für berufliche Weiterbildung muss durch Einbringung höherer Freizeitanteile fairer zwischen den Ar-

nach transparenten, ganzheitlich orientierten Kriterien. Zu den

Um im Übergang auch Leistungsschwächeren betriebliche

beitgebern und ihren Mitarbeitern aufgeteilt werden. Der freie

Auswahlverfahren müssen auch Absolventen der beruflichen

Ausbildungschancen bieten zu können, müssen Berufe mit

Weiterbildungsmarkt ist der beste Garant für passgenaue Qua-

Ausbildung Zugang erhalten. Die studienzeitverkürzende An-

unterschiedlichem Anforderungsniveau und zugehörige An-

lifizierungs- und Beratungsangebote und darf nicht in ein Regu-

rechnung beruflicher Qualifikationen muss verbessert werden.

rechnungsmöglichkeiten geschaffen werden. Sinnvoll zur Inte-

lierungskorsett gezwungen werden.

gration leistungsschwacher Jugendlicher in betriebliche AusbilFür ein hochwertiges Angebot müssen Hochschulen interne

dung ist eine gezielte finanzielle Eingliederungshilfe sowie eine

Qualitätssicherungsinstrumente aufbauen. Dies wird flankiert

stärkere Flankierung der Ausbildung durch begleitende Hilfen.

durch eine Akkreditierung des hochschulischen Qualitätsma-

Kontraproduktiv und schädlich ist dagegen ein pauschaler Aus-

nagements nach vom Akkreditierungsrat sorgfältig zu defi-

bildungsbonus. Von den Ausbildungsplatzbewerbern ist beruf-

nierenden Qualitätsmerkmalen und mit kontinuierlichen und

liche wie regionale Mobilität gefordert. Die Nachqualifizierung

ausreichenden Programmstichproben. Die Hochschulen müs-

junger Menschen ohne Berufsabschluss muss verstärkt über ge-

sen ihre Angebote zügig auf Bachelor-/Master-Studiengänge

zielte, betriebsnahe sowie modular aufgebaute und zertifizierte

mit klarer Beschäftigungsorientierung umstellen. Die Ange-

Qualifizierungsangebote erfolgen. Um das Potenzial leistungs-

bote müssen neben Fachkompetenz auch Sozial- und Perso-

starker Jugendlicher besser auszuschöpfen, bieten die Unter-

7


Bundesvereinigung der

Bundesverband der

Deutschen Arbeitgeberverbände

Deutschen Industrie e. V.

Abt. Bildung/Berufliche Bildung

Abt. Technologie- und Innovationspolitik

im Haus der Deutschen Wirtschaft

im Haus der Deutschen Wirtschaft

Breite Straße 29

Breite Straße 29

10178 Berlin

10178 Berlin

Tel. +49 30 2033-1500

Tel. +49 30 2028-1409

Fax +49 30 2033-1505

Fax +49 30 2028-2409

www.bda-online.de

www.bdi.eu

info@bda-online.de

info@bdi.eu


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.