Herz und Zukunft der deutschen Wirtschaft: Erfindungen & Innovationen

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EINE UNABHÄNGIGE PUBLIKATION DER BETTZIG MEDIA GMBH RAFAEL LAGUNA DE LA VERA UND THOMAS RAMGE Vorwort SEITE 2

ULRICH DIETZ Gründung mit Zukunft SEITE 4

corporates Herz und Zukunft der deutschen Wirtschaft:

Erfindungen & Innovationen

Titelstory: Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla SEITE 10

DR. ARIK WILLNER DESY – Leuchtturm der Forschung in Deutschland SEITE 8

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Nr. 12 | 23


2 Inhalt | Vorwort

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INHALTSVERZEICHNIS 02 Vorwort

08 Experte: Dr. Arik Willner

04 Experte: Ulrich Dietz

10 Titelstory

06 Innovationskraft

12 Biotechnologie & Medizintechnologie –

deutscher Universitäten

14 Experten: Prof. Hanna Hottenrott & Prof. Achim Wambach

Deutsche Erfolgsgeschichte

16 Expertin: Christina Hoffmann 18 Experte: Eberhard Kübel

RAFAEL LAGUNA DE LA VERA UND THOMAS RAMGE

Der große Sprung corporates Ausgabe 22 | Dezember 2023 Herz und Zukunft der deutschen Wirtschaft: Erfindungen & Innovationen

Welche technischen Innovationen bringen menschlichen Fortschritt? Und wie gelingt es, bessere Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden?

Die Bettzig Media GmbH erstellt professionelle Publikationen zu Themen, die wir als wichtig erachten oder zu denen wir in Deutschland Aufklärungsarbeit betreiben wollen. Wir bieten hochrelevanten, unabhängigen Content, zu dem sich unsere Partner in Form von Content Marketing (gekennzeichnet als Partner Content) platzieren können. Die Bettzig Media GmbH zeichnet sich durch eine strikte Unabhängigkeitsregelung sowohl im Content als auch im Auftreten nach außen hin aus.

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Projektmanager / Head of Content: Max Bettzig

Die Erfindung des Segelboots vor 6.000 Jahren hat die Welt sprunghaft verändert, wie der Buchdruck und Kunstdünger, Antibiotika und Mikrochips. Mit der aktuellen Sprunginnovation der mRNA-Impfstoffe können wir uns gegen neue Epidemien wappnen.

Geschäftsführung: Max Bettzig Layout: c-drei | Strategische Kommunikation Ulla Tscheikow Chefredakteur: Helmut Peters Text: Armin Fuhrer, Jörg Wernien, Achim von Michel, Ulrike Christoforidis, Helmut Peters Lektorat: Martin Knopp Titelfoto: SLR Distribution: Handelsblatt Media Group GmbH & Co. KG, Düsseldorf Druck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH, München

Bettzig Media GmbH www.bettzig-media.com

nnovare heißt „erneuern“. Es heißt nicht „ein bisschen besser machen“. Eine Sprunginnovation verändert unser Leben grundlegend zum Besseren und macht es nicht nur ein wenig bequemer – so wie die erste Kulturpflanze, das Einkorn, vor rund 10 000 Jahren. Mit dem ersten Getreide begann der Ackerbau – und die Menschen wurden sesshaft.

Was kommt als Nächstes? Niemand kann es sicher wissen, denn die Unberechenbarkeit liegt im Wesen der Sprunginnovation. Wohl aber können Individuen, Gesellschaften und Staaten ihr auf die Sprünge helfen – und zudem dabei auch sicherstellen, dass neue Technologie mehr nützt als schadet. Drei Hebel sind hier besonders wirksam. Erstens: Die Hochinnovativen brauchen mehr Förderung und Freiraum. Sprunginnovationen werden oft von „Nerds mit Mission“ in die Welt gebracht. Bei der Bundesagentur für Sprunginnovation nennen wir sie „High Potentials“. Sie haben in der Regel drei herausragende Eigenschaften: ein extremes, oft obsessives Interesse auf ihrem Fachgebiet, eine hohe Resi-

Foto: Thomas Victor

IMPRESSUM

Rafael Laguna de la Vera (r.) ist Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND. Thomas Ramge ist Buchautor und Keynote-Speaker. Kürzlich erschien im Econ-Verlag ihr Buch „Sprunginnovation – Wie wir mit Wissenschaft und Technik die Welt wieder in Balance bekommen“.

lienz bei Rückschlägen und einen tief verwurzelten Wunsch, eine Wirkung für die Welt zu erzielen. Ganz einfach im sozialen Umgang sind diese Charaktere oft nicht. Bildungssysteme müssen von frühem Alter an Freiräume und Fördermöglichkeiten für „HiPos“ schaffen, die quer zur Mehrheitsmeinung denken. Denn die Mehrheitsmeinung bringt keine Sprunginnovationen hervor. Zweitens: Risikokapital muss seinem Namen (wieder) gerecht werden. Für digitale Plattformen, oft Kopien von anderswo erprobten Geschäftsmodellen, steht weltweit nahezu unbegrenztes Risikokapital zur Verfügung. Doch wo immer wirklich große Sprünge mit Deeptech nach vorne unternommen werden, beispielsweise bei Klimatechnologien und Biotech, fehlt es an Kapital. Staat und Markt müssen hier Hand in Hand bessere Finanzierungsbedingungen für Sprunginnovatoren schaffen. Der Staat kann seine Einkaufsmacht nutzen. Die Risikokapitalgeber könnten

sich öfter fragen, welche Wirkung sie außer kurzfristiger Rendite mit ihren Investitionen erzielen möchten. Drittens: Wir müssen als Gesellschaft unser Verständnis dafür schärfen, welche Art von Innovationen wir auf Grundlage welcher Werte künftig entwickeln wollen. Hier brauchen wir das Rad nicht neu zu erfinden. Die Aufklärung gibt die Richtung vor. Ziel sind sprunghafte Innovationen, die das Leben einer größtmöglichen Anzahl von Menschen in größtmöglichem Umfang besser machen. Wir als Technikoptimisten sind davon überzeugt, dass Wissenschaft und Technik in den kommenden Jahrzehnten viele Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit finden werden. Sie werden uns grüne Energie aus Wind und Sonne, Wasserkraft und Kernfusion im Überfluss bringen. Diese könnte so günstig sein, dass es sich kaum noch lohnt, sie abzurechnen.


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KOMPETENZEN DER ZUKUNFT

Kompetenzen der Zukunft – Wenn das„Weiter so” zur Sackgasse wird „Auf die gewohnte Art kommen wir gerade nicht weiter.“ „Egal wie ich es auch mache, es ist verkehrt.“ „Die Leute machen nicht mehr richtig mit.“ „Das Wissen aus meiner Business School greift nicht mehr.“ „Wir bleiben bei der Ideensuche im alten Fahrwasser.“ Solche und ähnliche Aussagen bekommen wir immer öfter in Workshops oder in Gesprächen mit Führungskräften von kleinen und mittleren Unternehmen zu hören.

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ie aber kommt es zu diesem Eindruck? Wir sehen als Gründe im Wesentlichen zwei sich gegenseitig verstärkende Kräfte:

> Die Welt verändert sich im Eiltempo: Die Digitalisierung der Welt, Verschiebungen und Probleme in den Wertschöpfungsketten, veränderte Konsumstile, Ressourcenverknappungen, (Dauer-)Krisen, Fachkräftemangel, die grüne Wende und weitere Megatrends machen es den Betrieben nicht leicht, auf die hergebrachte Art und Weise ihr Geld zu verdienen. Hinzu kommt, dass die jüngeren Generationen anders arbeiten wollen, als es ihre Eltern taten, und viele Menschen durch die globalen Veränderungen und Krisen belastet sind. > Arbeiten nach den Erfolgsmustern der Vergangenheit: Die Arbeitswelt zeichnet sich durch die funktionale Differenzierung (die Kästchen im Organigramm), Effizienz, Logik, Struktur, Leistungssteigerung, detaillierte Planung und klare Ziele aus. Hier haben wir in den letzten Jahrzehnten wahre Wunder der Produktivität erreicht. Die Lehrpläne vieler Ausbildungsgänge und auch das Mindset vieler Menschen sind bis heute nach diesen Prinzipien strukturiert.

ausgereicht. Das Problem – so weit die These – liegt darin, dass diese eher technisch-mechanisch geprägten Prinzipien allein nicht mehr ausreichen, um auf die sich immer schneller verändernde Welt zu reagieren. Um mit den gewaltigen Veränderungen Schritt zu halten, brauchen wir nun zunehmend auch den anderen Arm. Der benötigte Innovationsprung besteht daher nicht nur in neuen Produkten und Wertschöpfungsprozessen, sondern auch darin, wie wir als Menschen (zusammen-)arbeiten. Wofür steht der zweite Arm? Aus den Erfahrungen und Forschungen zum Umgang mit Komplexität, der VUCA-Welt, unserer Resilienz, aber auch aus den Debatten über Purpose, New Work, der Gehirnforschung und anderer Gebiete wissen wir, dass Achtsamkeit, Empathie, menschliche Augenhöhe, alternative Denkmodelle oder Emotionen viel mehr sind als Wohlfühlfaktoren. Sie zahlen bspw.

auf die Qualität von Zusammenarbeit, Selbstorganisation, Kreativität, Einsatzbereitschaft, Führung oder Resilienz ein. Also genau jene Qualitäten, die wir in der digitalen Wissensgesellschaft voller Krisen und Umbrüche benötigen, um zu einem breiteren Lösungsspektrum zu gelangen. Vereinfacht gesagt, nutzen wir so Verstand und Gefühl gleichermaßen, um Probleme und Herausforderungen zu meistern. Wir haben fünf Kompetenzen der Zukunft und eine Basiskompetenz definiert, die den zweiten Arm stärken. Ihr Training hilft Mitarbeitenden und Führungskräften dabei, ihren immer herausfordernder werdenden Arbeitsalltag und kommende Veränderungen besser bewältigen zu können. Komplexitätskompetenz ist die Fähigkeit, Handlungsfähigkeit in komplexen Umwelten sowohl persönlich als auch für das Unternehmen herzustellen.

Kompetenzen der Zukunft – Integration des zweiten Arms Wir haben die letzten Jahrzehnte vor allem einen Arm trainiert: den der Effizienz, Logik, Leistung und Planung. Bisher hat dies meist auch vollkommen

Sascha Hertling Referent des Fachbereichs Innovation und Digitalisierung beim RKW Kompetenzzentrum

Beziehungskompetenz ist die Fähigkeit, Beziehungen zu gestalten, die Leistung, Kooperation und die Entfaltung der Potenziale auf ein neues Level zu heben. Paradoxiekompetenz ist die Fähigkeit, mit Widersprüchlichkeiten, Zwickmühlen und vertrackten Situationen auf persönlicher und auf Managementebene umzugehen. Generative Kompetenz ist die Fähigkeit, jenseits des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) und des Innovationsmanagements Räume für Kreativität und Innovation zu schaffen. Emotionskompetenz ist die Fähigkeit, unter Druck und Stress handlungsfähig zu bleiben. Achtsamkeit ist die Fähigkeit, im hektischen Alltag wahrzunehmen, was passiert, um mehr Wahlfreiheit, Flexibilität und Bewusstheit zu erhalten und so Wirkung zu entfalten. Wir sind überzeugt, dass die Nutzung beider Arme zunehmend wichtiger wird, um in einer immer schnelleren, volatileren und komplexeren Welt langfristig leistungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne dabei auszubrennen. Darüber hinaus darf auch spekuliert werden, ob diese Qualitäten in Zukunft nicht auch immer wichtigere Alleinstellungsmerkmale menschlicher Arbeit werden, wenn die künstliche Intelligenz immer mehr Anteile unserer bisherigen Aufgaben übernehmen wird.

» info Das RKW Kompetenzzentrum ist ein neutraler Impuls- und Ratgeber für den deutschen Mittelstand. Es sensibilisiert angehende wie etablierte kleine und mittlere Unternehmen für Zukunftsthemen und unterstützt sie dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft auszubauen. Das RKW Kompetenzzentrum wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Weitere Informationen gibt es unter: www.rkw-kompetenzzentrum.de

Sascha Hertling, hertling@rkw.de Unter www.rkw.link/zukunftskompetenzen erhalten Sie kostenfrei zahlreiche Podcasts, Übungen, Tools und vertiefende Materialien für den Aufbau der dargestellten Kompetenzen.


4 Experte

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Trotz zu viel Bürokratie sind die Rahmenbedingungen für Start-ups in Deutschland insgesamt gut, findet Ulrich Dietz, Unternehmer und Gründer des Start-ups Globe Fuel Cell Systems.

GRÜNDUNG MIT ZUKUNFT

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» interview

ARMIN FUHRER n Deutschland gibt es viele gute Ingenieure und motivierte junge Menschen, aber öffentliche Verwaltung und Digitalisierung müssen deutlich schneller und effektiver werden. Herr Dietz, Globe Fuel Cell Systems ist noch ein junges Unternehmen. Wie ist es entstanden? Ich selbst bin Gründer und wesentlicher Aktionär von GFT Technologies, einem IT-Unternehmen, das schon seit 35 Jahren existiert und heute in 15 Ländern mit mehr als 10.000 Mitarbeitern aktiv ist. 2017 gab ich die Aufgabe des CEO ab, um neue spannende Wachstumsthemen anpacken zu können. Kurz danach ergab sich die Möglichkeit, von Mercedes-Benz deren Innovationsabteilung, das Lab1886, zu übernehmen. Innerhalb des Portfolios gab es eine sehr interessante Geschäftsidee: ein Brennstoffzellenaggregat mit grünem Wasserstoff für kleinere Fahrzeuge in der Logistik. Ich fand die Idee und das Team so spannend, dass ich mich entschied, beides zu übernehmen. Wir stellten eine Entwicklungsmannschaft ein und es gelang uns innerhalb von zwei Jahren, ein marktfähiges System für diese Fahrzeuge zu entwickeln. Derzeit befindet sich noch ein weiteres, deutlich leistungsfähigeres Aggregat mit 250 kW für die stationäre Energiegewinnung in der Entwicklung. Wir verbinden das mit digitalen Tools, um die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können. Aus ursprünglich zwei Ingenieuren wurden mittlerweile knapp 50 Mitarbeiter und unser Unternehmen wächst sehr dynamisch. Also eine echte Erfolgsgeschichte bisher? Ja, allerdings geht es jetzt erst richtig los, weil jetzt die Produkte in großen Stückzahlen hergestellt werden müssen. Das bedeutet, das Unternehmen muss sich weiterentwickeln und braucht zusätzliche Finanzierungen. Jeder Tag des Unternehmens war bisher spannend und die Dynamik geht genauso weiter.

Worin sehen Sie den Vorteil von grünem Wasserstoff gegenüber anderen erneuerbaren Energien? Man kann mit den Brennstoffzellenaggregaten Strom auf Basis von grünem Wasserstoff erzeugen. Das macht es möglich, dass die Intralogistik-Fahrzeuge mit sehr kurzen Betankungszeiten im Mehrschichtbetrieb fahren können. Diese Lösung wird auch für größere, stationäre Anwendungen nutzbar sein. Und da Unternehmen bald ihren eigenen, grünen Wasserstoff erzeugen werden, ist das natürlich wirtschaftlich und ökologisch eine attraktive Aussicht. Wasserstoff wird in den kommenden Jahren erheblich günstiger und dadurch wird eine große Dynamik entstehen. Wie haben Sie die Rahmenbedingung für die Gründung wahrgenommen? Wir betreiben im Stuttgarter Gewerbegebiet Fasanenhof den Startup-Campus CODE_n und haben dadurch sehr gute Rahmenbedingungen. Wichtig in diesem Kontext ist es, für Unternehmen frühzeitig möglichst alle Hindernisse wegzuräumen, welche die jungen Unternehmen in ihrer Geschwindigkeit, sich zu entwickeln, behindern. Da haben wir hilfreiche und pragmatische Möglichkeiten geschaffen, von den Finanzen bis zum Marketing. Und darüber hinaus? Auf der übergeordneten Ebene muss man sagen, dass es zum Beispiel ein paar Bedingungen gibt, die in der Anfangsphase eines Unternehmens nicht wirklich hilfreich sind. Dazu zählt unter anderem das Thema Zertifizierungen. Andererseits ist das ein Grund dafür, dass in Deutschland so hochwertige Produkte in einer Qualität entstehen, wie es sie in China nicht gibt und zumindest zum Teil auch nicht in den USA. Ich finde, der Standort Deutschland wird oft zu schlecht geredet. An anderen Orten dieser Welt sieht es nicht besser aus, aber die Menschen dort sind einfach positiver eingestellt. Wir müssen optimistischer werden.

Foto: Tom Maurer Photography

„Wir müssen optimistischer werden“ „Wir haben in Deutschland hervorragende Ingenieure. Viele motivierte Menschen jeglichen Alters, die was bewegen wollen – und das gilt auch für die Generation Z.“ Ulrich Dietz

Was läuft hierzulande gut? Wir haben in Deutschland hervorragende Ingenieure. Viele motivierte Menschen jeglichen Alters, die was bewegen wollen – und das gilt auch für die Generation Z. Gerade junge Leute möchten etwas bewegen, die Welt verändern, aber sie brauchen Ziele und müssen einen Sinn in ihrem Tun sehen. Deswegen müssen wir, und damit meine ich die Politik wie auch die Unternehmen, Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich die Unternehmer sowie auch die Mitarbeiter entfalten und dann auch Höchstleistungen bringen können. Ein Unternehmen ist ein Gesamtkunstwerk, in welchem viele Menschen in ihrem täglichen Tun eine große Befriedigung erlangen können. Das ist es doch wert, sich dafür einzusetzen. Spüren Sie den Fachkräftemangel? Ja, den spüren wir natürlich auch, weil gute Ingenieure und Informatiker überall gefragt sind. Aber wir rekrutieren weltweit. Wir beschäftigen zum Beispiel einige Ingenieure aus Indien, die zum Teil in Deutschland studiert haben. Die Arbeit mit diesen Kollegen ist hervorragend – das Problem ist aber, dass die Ausländerbehörden gerade mit hoch qualifizierten Ausländern viel flexibler und schneller werden müssen. An dieser Stelle – Behörden, öffentlicher Dienst – sehe ich unglaublichen Nachholbedarf in der Frage der Digitalisierung und bei der Geschwindigkeit.


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Foto: Fotodesign Sandra Vitting

Die Zahl der Patentanmeldungen in Deutschland geht zurück. Das sei ein Fehler, betont Thomas Kitzhofer von der Kanzlei Prinz & Partner. Denn der Schutz der Innovationen ist ungemein wichtig.

PATENTRECHTE

Der erste Schuss muss sitzen

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och immer gibt es deutsche Unternehmen, die auf eine Überlegenheit der eigenen Produkte gegenüber der asiatischen Konkurrenz vertrauen und sie nicht gegen billige Kopien absichern.

Herr Kitzhofer, die Zahl der Patentanmeldungen in Deutschland und die Patentaktivitäten deutscher Firmen gehen seit Jahren zurück. Was sagt die Statistik? Wenn wir auf das Deutsche Patent- und Markenamt blicken, sehen wir bereits deutlich vor der Covid19-Pandemie einen stetigen Rückgang der Anmeldungen aus Deutschland. Am Europäischen Patentamt haben 2022 Länder wie Südkorea und China zehn beziehungsweise 15 Prozent mehr als im Vorjahr angemeldet, während es bei deutschen Firmen einen Rückgang um fünf Prozent gab. Aus den Niederlanden, der Schweiz und auch aus Frankreich kamen dagegen mehr Anmeldungen als im Vorjahr. Vor allem die Anzahl an Patentanmeldungen aus Deutschland im Maschinenbau und der Fahrzeugtechnik geht stark zurück, das wird durch mehr Anmeldungen aus dem Bereich Elektrotechnik und Nachrichtentechnik nicht annähernd kompensiert.

Woran liegt das? Man kann nicht pauschalisieren, aber Tatsache ist leider, dass sich viele Firmen im Maschinenbau darauf einstellen, dass ihre Technologie oder bestimmte Technikbereiche keine Zukunft mehr haben, und sie

„Ich halte überhaupt nichts davon, mit der Gießkanne Schutzrechte weltweit zu verteilen. Nicht jede Firma kann ein hohes Patentbudget haben.“ Thomas Kitzhofer

deshalb keinen Sinn mehr in Patenten sehen. Ein anderer Faktor ist: Wenn Firmen sparen müssen oder wollen, ist das Patentwesen oft ein idealer Bereich, das ohne „Angst“ tun zu können, denn die Wirkung von Patenten lässt sich nicht einfach hochrechnen. Damit ist nicht nachweisbar, ob rigorose Sparmaßnahmen im Patentwesen ein Fehler waren. Es gibt aber auch Firmen, die sehen sich weiterhin überlegen gegenüber asiatischen Firmen oder sehen noch keine echte Konkurrenz aus Asien heranwachsen. Dementsprechend investieren diese Firmen wenig in Patentschutz. Leider kenne ich genügend Beispiele, die zeigen, wie schnell und mit welcher Vehemenz die Konkurrenz aus Asien ungebremst vor Ort ist.

Wie wichtig ist es, ein Patent auf eine Innovation zu haben? Ungemein wichtig. Ich gebe Ihnen nur mal ein positives Beispiel aus dem Mittelstand. Einer unserer Mandanten, eine sogenannte Perle des deutschen Mittelstandes und familiengeführt, hat in der Krise 2008 kräftig investiert in Forschung und in Patente. Dank sehr guter IP-Strategie hat er sich sehr erfolgreich gegen Bewerber aus Asien behaupten können. Zu einem der erfolgreichsten Produkte hatte man in Spitzenzeiten 138 Wettbewerber mit Kopien auf Alibaba. Dieses Problem ist seit Jahren sehr zufriedenstellend gelöst. Ob es so bleibt, ist natürlich nicht gesagt, aber man muss aktiv bleiben. Leider gibt es bei Einzelpersonen, kleinen, mittelständischen und ganz großen Unternehmen auch viele negative Gegenbeispiele – auf Patent-, Marken- und Designschutz wurde verzichtet und die Folgen waren schlimm. Übrigens sind Patente auch für junge Start-ups ungemein wichtig. Deren erster Schuss muss sitzen.

Macht es für Unternehmen Sinn, möglichst viele Patente in möglichst vielen Ländern zu haben? Eindeutig nein. Ich halte überhaupt nichts davon, mit der Gießkanne

Thomas Kitzhofer ist Patentanwalt bei der Kanzlei Prinz & Partner.

Schutzrechte weltweit zu verteilen. Nicht jede Firma kann ein hohes Patentbudget haben. Deshalb gilt es, mit dem Budget optimal zu haushalten. Auch größere Firmen tun gut daran, mit einem eher gesunden und weder nach oben oder nach unten zu extremen Patentbudget zu arbeiten.

Wie unterstützt die Kanzlei Prinz & Partner Unternehmen? Unsere tägliche Arbeit ist natürlich, sehr gute Patentanmeldungen zu schreiben, die dem Mandanten für das Prüfungsverfahren alle Möglichkeiten bieten. Dazu müssen wir ehrgeizig sein, die Erfindung zu 100 Prozent verstehen und mit dem Erfinder zusammen an Umgehungslösungen vor der Anmeldung tüfteln, um potenzielle Lücken zu schließen. Für unsere Kanzlei ist Patentstrategieberatung sehr wichtig. Wir starten vom Budget aus und suchen für den Mandanten bessere Patentstrategien. Wo meldet er in welchem Fall an, was macht die Konkurrenz ? Und reichen nicht punktuelle Patente aus, um der Konkurrenz Probleme zu machen? Auch bieten einige europäische Länder „subventionierte“ Anmeldungen an. Vielleicht macht es Sinn, so etwas zu nutzen. Wir sagen dem Mandanten aber auch, wenn wir aus patentrechtlicher Sicht wenig von seiner Idee halten oder wenn im Prüfungsverfahren zu wenig herauskommen wird.

Sollten Unternehmen unbedingt möglichen Verletzungsverfahren aus dem Weg gehen?

„Leider kenne ich genügend Beispiele, die zeigen, wie schnell und mit welcher Vehemenz die Konkurrenz aus Asien ungebremst vor Ort ist.“ Thomas Kitzhofer

Verletzungsverfahren sind in Deutschland im internationalen Vergleich günstig. Meist bleibt es im sehr niedrigen sechsstelligen Bereich für die zwei Instanzen, wenn man also den ganz langen Weg gehen muss. Vielfach wird aber zuvor verglichen oder der Verletzer gibt auf. Den Mandanten in Klagen zu treiben, ist aber schlecht. Umgekehrt jedoch müssen Sie manchmal auch im Patentwesen, bei Designs oder Marken Zähne zeigen, sonst werden Sie und Ihre Schutzrechte nicht ernst genommen und Sie werden langfristig verdrängt.

» info Thomas Kitzhofer Prinz & Partner mbB Patent- und Rechtsanwälte Rundfunkplatz 2, 80335 München T.Kitzhofer@prinz.eu Tel. 089 599887-105


6 Innovationskraft deutscher Universitäten

Foto: Unsplash

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INNOVATIONSKRAFT DER UNIS

Vom Studium über die Forschung ins Start-up Die Universitäten und Hochschulen orientieren sich in ihrer Forschung auch an gesellschaftlichen Herausforderungen und dem komplexen Innovationsbedarf aller möglichen Wirtschaftszweige.

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HELMUT PETERS ür die Stärkung der Innovationskraft in unserem Land sind die Universitäten, die Hoch- und Fachhochschulen ein unverzichtbar wichtiger Motor. Hier werden junge Menschen ausgebildet, die morgen unsere Zukunft bestimmen und die im Studium und in der Forschung ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Mit neuen Ideen zu experimentieren, ihre Machbarkeit ebenso wie ihre Nützlichkeit zu diskutieren und in engem Austausch mit Professorinnen und Professoren dabei Probleme zu bewältigen, ist die Quelle für manchmal bahnbrechende Neuentwicklungen. Und das gilt fächerübergreifend für alle Fakultäten, egal, ob es sich um Medizin, Biotechnologie, Bauwesen, Digitalisierung, Maschinenbau, Landwirtschaft und vieles mehr handelt. Der Bund hat

„Wir haben im Hochschulbereich tatsächlich einige Start-ups entwickeln können. Viele junge Menschen haben sehr clevere Ideen.“ Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Technische Hochschule Mittelhessen

hierfür auch Fördermittel zur Verfügung gestellt und hofft, den Austausch zwischen Hochschulen und Akteuren aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft anzukurbeln. Die Wirtschaft ihrerseits begrüßt und fördert den Technologie- und Wissenstransfer mit verschiedensten Maßnahmen. Nicht selten gehen daraus Start-ups hervor, die neue Trends auf dem Markt initiieren. An erfolgreichen Transfers und Innovationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft sind aber keineswegs nur die großen, sondern auch die mittleren und kleinen Hochschulen maßgeblich beteiligt. Oft entwickeln gerade sie an regionale Bedürfnisse angepasste Innovationssysteme, die Neugründungen technologieorientierter Firmen nach sich ziehen, was ganz im Interesse der jeweiligen Kommunen liegt. Zu den intermediären Schnittstellen zwischen Forschung und Wirtschaft gehören Gründer- und Kompetenzzentren, Transfer- und Informationszentren, aber auch Anbieter für Netzwerkmanagement und Auftragsforschung. Die Universitäten und Hochschulen haben im großen Markt der Innovationen schließlich auch Konkurrenten und Partner wie private Forschungseinrichtungen und die Fraunhofer-Gesellschaften, LeibnizGemeinschaften oder Max-PlanckGesellschaften. Was aber müssen innovative Hochschulen tun, um eine zielführende

Strategie in der Interaktion mit Gesellschaft und Wirtschaft zu finden? Zunächst einmal sollten sie ihre Vernetzungen im regionalen Umfeld ausbauen und stärken. Dann müssten die Transferstrukturen unter die Lupe genommen und strategisch ausgerichtet werden sowie die Kommunikation mit der Wirtschaft, der Kultur und der Gesellschaft optimiert werden. An allen Hochschulen wird tagtäglich ein unfassbares Wissen produziert, seltener wird dabei aber die Anwendbarkeit überprüft. Darum sollten die Hochschulen auch den Dienstleistungsgedanken, das ökonomische Denken und Handeln bei all ihren Forschungen mit

beteiligen sich überdies an Innovationsverbünden wie Cluster-Initiativen oder Industry-on-Campus-Modellen, um im Austausch mit der Wirtschaft ihre Forschungsergebnisse zielgerichtet verwerten zu können. Einige Hochschulen veranstalten eigens Tagungen, um etwa wissenschaftliche Projekte von Absolventen mit den Schwerpunkten Medizintechnik, Biotechnologie bzw. Pharmazie oder Nachhaltigkeit und Klimaforschungsmanagement in Form von Vorträgen zu präsentieren. Manchmal werden die besten Beiträge von studierenden Referenten dabei auch

„Der Kreativitätskosmos der Hochschulen ist von großer Bedeutung für die Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit wie dem Weg zur Klimaneutralität und der Energiewende.“ Mona Neubaur, stellvertr. Ministerpräsidentin NRW

im Blick behalten. Das bedeutet, dass anwendungsorientierte Forschung klar formuliert wird und durch beantragte Finanzmittel des Bundes, der Europäischen Union und der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt werden kann. In unserer Zeit legen die Universitäten und Hochschulen einen besonderen Fokus auf Aspekte der Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Forschungsgegenstand. Dafür spricht dann auch die Tatsache, dass nahezu jede dritte neu vergebene Professur an den Hochschulen mit Themen der Digitalisierung verknüpft ist. Die Arbeitsschwerpunkte liegen in Bereichen wie der Digitalwirtschaft, aber auch Digital Humanities und Big Data Analysis. Viele der Hochschulen

prämiert. Ein großer Hype in der Forschung bildet sich derzeit auch um neue Biopharmazeutika für eine bessere Medizin. Diese „lebenden Arzneimittel“ helfen bei Therapien im Umgang mit komplexen chronischen Erkrankungen wie Autoimmun- oder rheumatischen Erkrankungen. Das große Potenzial der Biotechnologie, an deren Erforschung Universitäten aktiv beteiligt sind, liegt aber vor allem in der gezielten Aktivierung körpereigener Immunsysteme, um vielleicht in gar nicht mal so weiter Zukunft auch Mittel zur Krebsbekämpfung zur Verfügung zu haben. Wir sollten uns in jeder Fachrichtung alle Wege und Möglichkeiten der Forschung offenlassen. Die Universitäten jedenfalls gehören im Netzwerk der Innovationskräfte unbedingt dazu.


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UNIVERSITÄT HEIDELBERG

Nichts ist schwieriger, als mit neuen Forschungsansätzen die Brücke zur Gründung eines Start-ups zu schlagen. Die Universität Heidelberg fördert das mithilfe ihrer Transferagentur hei_INNOVATION. Die Universität Heidelberg hat bei der Unterstützung und Umsetzung im Bereich des Transfers Pionierarbeit geleistet. Wie versteht sie ihren Auftrag? Katja Patzel-Mattern (Prorektorin für Innovation und Transfer, Universität Heidelberg): Die Universität forscht, um Lösungen für die großen Herausforderungen der Gegenwart über Fächergrenzen hinweg zu erarbeiten. Diese Ergebnisse müssen der Gesellschaft zugänglich und im Dialog mit allen Interessierten weiterentwickelt werden. Es gilt, Wissenschaft und Gesellschaft, einschließlich Politik, Kultur und Wirtschaft, in einen fruchtbaren Austausch miteinander zu bringen.

Was brauchen junge Forscherinnen und Forscher vor allem, um bei geplanten Ausgründungen erfolgreich zu sein?

Wir denken in unserer Transferagentur hei_INNOVATION Wissens- und Technologietransfer zusammen und begleiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch ihre akademische Karriere: Für Studierende und Promovierende bieten wir Weiterbildungsformate an, beispielsweise in Entrepreneurial Skills. Forschende mit konkreten Ideen unterstützen wir durch Fördermittelberatung und bedarfsorientierte Trainings, jungen Start-ups helfen wir bei der Suche nach Finanzierung sowie fachlichen Mentorinnen und Mentoren.

Gibt es Erfolgsbeispiele? An der Universität Heidelberg gibt es Ausgründungen aus allen Forschungsbereichen. Jonas Andrulis, jetzt Gründer von Aleph Alpha, hat vor knapp zehn Jahren sein erstes Start-up an der Universität gegründet.

Foto: Tobias Schwerdt

Auf dem heiWAY zum Start-up

Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern, Prorektorin für Innovation und Transfer der Universität Heidelberg

Das Gentherapie Spin-off AaviGen konnte dieses Jahr eine Series-BFinanzierung in Höhe von 17 Millionen Euro abschließen. In den letzten Wochen wurden Start-ups wie Codefy, myScribe oder eatappie mit verschiedenen Gründungs- und Innovationspreisen ausgezeichnet.

dabei Hand in Hand. Mit innovativen Förderprogrammen, die sich beispielsweise gezielt an Frauen richten, fördern wir Vielfalt in den Bereichen Gründung und Transfer. So werden Innovation und Transfer an der Universität Heidelberg noch attraktiver.

Welche nächsten Schritte wird die Universität Heidelberg zur Stärkung des Transfers gehen? Die Universität wird 2024 ein Transferzentrum einrichten. Damit erhalten Ausgründungen und Transferaktivitäten einen Ort, an dem sie sich präsentieren können und für die Öffentlichkeit erlebbar werden. Der Austausch mit der Industrie hat hier seinen Platz. Durch neue Prozesse beschleunigen wir den IP-Transfer und machen ihn transparenter. Universität und Start-ups arbeiten

www.uni-heidelberg.de/de/transfer

ANZEIGE – GESPONSERTER INHALT

Foto: ARENA2036/Corinna Spitzbarth

ARENA 2036 – ein offener Forschungscampus für Wissenschaft und Unternehmen Industrie und Forschung kommen in der Universität Stuttgart in einem besonderen Innovationsökosystem zusammen. Der Transfer von Wissen und Technologie aus der Wissenschaft in Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft ist für die Universität Stuttgart von großer Bedeutung. „Wir haben hier einige Punkte, die nicht überall zu finden sind“, sagt Prof. Peter Middendorf, der als Prorektor für Wissens- und Technologietransfer eben dieses Thema an der Hochschule vorantreibt und Forschungsergebnisse in wirtschaftlich und gesellschaftlich nutzbare Innovationen umsetzen will. Im Rahmen einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurde beispielsweise im Jahr 2012 an der Stuttgarter Universität der Forschungscampus „ARENA 2036“ eingerichtet. Ein Leuchtturmprojekt, wie Middendorf berichtet. Gemeinsames Forschen und Arbeiten von Akteuren aus Industrie und Wissenschaft ist hier vor Ort direkt in Teams möglich. Produktion und Mobilität, speziell Automobilität sind die Schwerpunkte

der Projekte auf der flexiblen und hochmodernen Hallenfläche. „Das cokreative Konzept der ARENA 2036 ermöglicht eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe“, so erzählt Peter Middendorf weiter. „Es wird auf der Fläche offen kooperiert.“ Mehrere Großunternehmen aus der Region und dem gesamten Bundesgebiet, Zulieferer, KMU und Start-ups sowie internationale Partner bringen ihr Know-how ebenso wie ihre Bedarfe ein. Ein rechtliches Rahmenwerk unterstützt die Zusammenarbeit: Die Frage, wem das gehört, was entwickelt wird, ist klar geregelt und eine digitale Plattform ermöglicht die kollaborative Nutzung von Daten

„Durch die hohe Dynamik in der Zusammenarbeit kommen wir schneller von der Idee zur Innovation.“ Prof. Dr. Peter Middendorf

Auf der offenen Projektfläche der ARENA 2036 arbeiten Wissenschaftler*innen und Unternehmen an gemeinsamen Projekten

Prof. Dr. Peter Middendorf, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer und Direktor des Instituts für Flugzeugbau an der Universität Stuttgart

über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.

eingebracht werden. In der Quantentechnologie und speziell in der Quantensensorik, ein zentrales Thema der Stuttgarter universitären Forschung, sieht Peter Middendorf weitere Optionen für die ARENA 2036.

„Durch die hohe Dynamik in der Zusammenarbeit kommen wir schneller von der Idee zur Innovation“, sagt Prof. Middendorf. Um die Innovation dann rasch in die Praxis zu bringen, sind verschiedene Programme zur Start-up-Förderung in der ARENA 2036 verortet, u. a. die Start-up Autobahn powered by Plug and Play, eine Plattform, die Neugründungen mit Unternehmen zusammenbringt, um ihre Produkte möglichst rasch zu implementieren. Mit der etablierten Struktur können auch neue Forschungsthemen aufgenommen und in das Ökosystem

» info Prof. Peter Middendorf, Prorektor für Wissensund Technologietransfer der Universität Stuttgart www.uni-stuttgart.de


8 Experte

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DESY – der Leuchtturm der Forschung in Deutschland

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JÖRG WERNIEN er Physiker Dr. Arik Willner arbeitete zunächst als Vorstandsreferent und als Teamleiter Unternehmensentwicklung bei DESY, bevor er 2016 die Position eines Chief Technology Officer übernahm. In dieser Funktion wurde er im August 2018 zum „Bevollmächtigten des Direktoriums für Innovation" ernannt. Herr Dr. Willner, was ist Ihre Aufgabe bei DESY? Ich bin bei DESY für die Themen Innovation und Transfer der Technologien zuständig und verantwortlich. Wir gehen Kooperationen mit Startups und Industriepartnern ein, bieten hier unsere Hilfe in der Entwicklung von Anwendungen an. Und ganz wichtig – wir bauen unsere eigenen Deep Tech Start-ups auf und unterstützen bei den wissensbasierten Gründungen.

Ist DESY der Leuchtturm in der deutschen Forschung? Das würde ich auf jeden Fall sagen. Wir sind ein Leuchtturm in vielerlei Hinsicht. Wir betreiben exzellente Wissenschaft für die Innovationen von übermorgen und wir haben es geschafft, uns immer wieder neu zu erfinden. Wir sind als ein Teilchen-Physiklabor gegründet worden, wo wir die Ursprünge der Materie und des Universums erforschen wollten, das machen wir auch heute noch. So etwas wie DESY gibt es in der Welt vielleicht ein- oder zweimal. Und deswegen sind wir der absolute Leuchtturm in Deutschland. Wie funktioniert das mit der wirtschaftlichen Nutzbarkeit der Forschung? Wir sind in unserem Forschungsprogramm sehr grundlagenorientiert. DESY hat zwei Missionen. Die erste ist, selbst Grundlagenforschung zu betreiben. Das macht ca. 40 Prozent unserer Aktivitäten aus. 60 Prozent gehen in

unsere großen Forschungsanlagen wie die Röntgenlichtquelle PETRA, wo wir auch in der angewandten Forschung arbeiten oder zusammen mit der Industrie Projekte realisieren.

Foto: Axel Heimken

KLEINE TEILCHEN GROSS

Der Physiker Dr. Arik Willner, CTO bei DESY

DESY fördert ja auch Start-ups, gerade ist ein Hub dafür fertiggestellt worden.

haben und gute Produkte für ihre Kunden entwickeln können. Was hat DESY neben dem Projekt mit BioNTech noch in der Pipeline?

Das ist ein spannendes Projekt, das Innovationszentrum, die Startup Labs Bahrenfeld. Das realisieren wir zusammen mit der Stadt und der Universität Hamburg. Wir wollen dort Deep Tech Start-ups ein neues Zuhause geben. Vor neun Jahren haben wir uns schon darüber Gedanken gemacht, wo DESY einen Unique Point in der Wissenschaft aufbauen kann. Und da haben wir die Lücke des sehr komplexen Hightech-Bereiches (Deep Tech) für uns entdeckt. Inzwischen haben sich bereits 17 Start-ups auf dem Campus angesiedelt. Und die wollen inzwischen gar nicht mehr woanders sein, weil sie hier perfekte Bedingungen für ihre Forschung

Wir reden z. B. mit Zeiss, BASF oder KMUs über Dinge, die wir bewegen wollen. Alle Unternehmen sind sehr, sehr offen mit uns zusammen in eine Entwicklung zu gehen, wo wir noch nicht genau wissen, wo uns der Weg hinführen wird. Alle spüren den Innovationsdruck, den globalen Herausforderungen am Ende zu begegnen. Zum Beispiel beim Stichwort Energiewende, wo wir neue Materialien entwickeln müssen, oder beim Stichwort Mobilitätswende, wo wir für die neuen Generationen von Speichern forschen. Wir danken Ihnen für das Gespräch. ANZEIGE – GESPONSERTER INHALT

Wirtschaftlicher Innovationsschutz durch Patente trägt dazu bei, technologisches Know-how beim Klimaschutz in Europa zu halten und zu verwerten. Der Klimawandel stellt unsere Wirtschaft vor neuartige Anforderungen. Während frühere technische Umwälzungen wie Mikroelektronik oder Biotechnologie zunächst nur einen Teil der Wirtschaft betrafen und Anwendungen sich erst im Laufe vieler Jahre auf andere Wirtschaftsbereiche ausbreiteten, wird der Zwang zur Dekarbonisierung sich in kurzer Zeit auf alle Teile der Wirtschaft tiefgreifend auswirken. Die Umstellung auf erneuerbare Energien oder Elektromobilität ist im Gange, viele neue Unternehmen sind entstanden, die versuchen müssen, nicht nur Kunden, sondern auch Kapitalgeber von der Einmaligkeit und Nachhaltigkeit ihrer Lösungen zu überzeugen. Techniken wie zelluläre Landwirtschaft oder Präzisionsfermentation könnten ganze Wirtschaftszweige revolutionieren. Schon heute braucht einer unserer Mandanten keine Milch mehr, um Käse herzustellen, der vom Vorbild kaum zu unterscheiden ist und dabei nur einen Bruchteil von dessen CO2Fußabdruck hat.

Nachhaltigkeit ist ohne Innovationen in allen Branchen der Wirtschaft nicht zu erreichen. Den Unternehmen, die solche Innovationen anbieten, winken große Wachstumschancen. Wenn wir es nicht schaffen, diese Innovationen in Europa zu entwickeln und zu etablieren, wird das Wachstum anderswo stattfinden. Unser Ziel ist, unsere Mandanten durch wirksamen und wirtschaftlichen Innovationsschutz beim Wachsen zu unterstützen. Unternehmen, die sich mit nachhaltigen Technologien befassen, brauchen eine Begleitung

„Unser Ziel ist, unsere Mandanten durch wirksamen und wirtschaftlichen Innovationsschutz beim Wachsen zu unterstützen.“ Dipl.-Phys. Dr. Wilhelm Heuer

durch Patentanwälte, die nicht nur ein konkret geplantes Produkt zu schützen versuchen, sondern die bereit sind, über die Entwicklungspotenziale einer neuen Technologie mitzudiskutieren, und die auf dieser Grundlage Schutzrechte schaffen können, mit denen die Ergebnisse eines Entwicklungsvorhabens noch vor dessen Abschluss geschützt werden können. Gerade für Unternehmen auf neuen Technologiegebieten kann es für den Erfolg entscheidend sein, durch solche Patente Investitionskapital und Talente an sich zu ziehen, die für die Entwicklung gebraucht werden. Wir sehen Patente nicht nur als ein Verteidigungsmittel gegen Nachahmer, sondern als ein Werkzeug, mit dem ein kleines Unternehmen schnell über einen potenziellen Nachahmer hinauswachsen kann. Seit über 90 Jahren begleitet die Patentanwaltskanzlei Beetz & Partner die technologische Entwicklung in Deutschland und weltweit und hat in dieser Zeit Megatrends wie Massenmobilität,

Foto: Andreas Schebesta

Mit innovativen Lösungen gegen den Klimawandel

Dipl.-Phys. Dr. Wilhelm Heuer, Beetz & Partner Automatisierung, Mikroelektronik oder Biotechnologie miterlebt. Wir freuen uns darauf, auch zur nächsten technologischen Umwälzung unseren Beitrag leisten zu können.

» info Beetz & PartG mbB Patentanwälte Prinzregentenstr. 54 80538 München | Germany Tel: +49 89 2168 9100 Fax: +49 89 2168 9200 info@beetz.com | www.beetz.com


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Innovation bedeutet einen klaren Fokus auf den Nutzen, nicht auf Hypes und technische Spielereien. In der künstlichen Intelligenz (KI) steckt in dieser Hinsicht viel Potenzial.

Die Anwender immer klar im Blick

Foto: DATEV eG

KI UND INNOVATION

Innovation ist immer eine Teamleistung

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eit der Vorstellung von ChatGPT ist KI ein Dauerthema in der Medienlandschaft. Dabei hat die Verfügbarkeit generativer KI zwar in weiten Teilen der Gesellschaft einen breiten Aha-Effekt ausgelöst, aber „unter der Haube“ kam KI-Technologie auch schon vorher gerade bei der Softwarenutzung zum Einsatz. So hilft sie, die Effizienz vieler Lösungen zu steigern, indem sie Erkennungsquoten bestimmter Informationen steigert, Anomalien aufdeckt oder programmintern Prozesse überwacht und auf Fehler hinweist.

Kollege KI entlastet im Büroalltag Aber KI kann natürlich auch augenfälligere Entlastungen bringen – beispielsweise bei den Tätigkeiten, die Steuerberaterinnen und Steuerberater für die von ihnen betreuten Unternehmen erbringen. Ein konkretes, bereits existierendes Beispiel liefern etwa Automatisierungsservices. Mit dem Automatisierungsservice Rechnungen der DATEV ist es in den Kanzleien heute bereits möglich, sich einen Teil der Routinetätigkeit beim Buchen von Geschäftsvorfällen von der Maschine abnehmen zu lassen. Die im Service verwendete KI erkennt den beteiligten Geschäftspartner und den Sachverhalt auf einem Belegbild und erstellt auf dieser Basis unter Einbezug der Buchungshistorie die passenden Buchungsvorschläge. Auch bei der Liquiditätsbetrachtung eines Unternehmens leistet KI bereits heute einen wertvollen Beitrag. Im DATEV Liquiditätsmonitor online prognostiziert sie aufsetzend auf der Analyse der tagaktuellen Bankdaten automatisiert die voraussichtliche Entwicklung der Liquidität in den kommenden Wochen. Ergänzt um bereits bekannte zukünftige Zahlungen kann der Steuerberater so über eine einfache Simulation ermitteln, wie sich zum Beispiel etwaige Forderungsausfälle oder Lieferantenverbindlichkeiten auf die Liquidität auswirken würden. Ein weiteres KI-gestütztes Werkzeug

unterstützt dabei, das marktübliche Gehalt für Mitarbeiter zu bestimmen, wobei Daten wie Berufserfahrung, Branche und Region einbezogen werden. Getrieben durch die Fortschritte bei generativer KI geht auch hier die Entwicklung rasant weiter. So arbeiten bei DATEV die KI-Fachexperten etwa an einem Einspruchsgenerator, der automatisch einen Einspruch gegen einen Steuerbescheid formuliert. Das Werk-

„Echte Innovation muss klar auf den konkreten Nutzen für die Kunden ausgerichtet sein. Gerade bei HypeThemen wie KI ist dieser Fokus elementar.“ Christian Bär, Chief Technology Officer, DATEV eG

zeug analysiert dazu die eingereichte Erklärung und den Bescheid, erkennt Abweichungen und einspruchsfähige Sachverhalte und gleicht sie mit Dokumenten zur Rechtslage aus der angeschlossenen hauseigenen Rechtsdatenbank LEXinform ab. Ein weiteres Projekt ist ein intelligenter Chatbot für diese Rechtsdatenbank. Er wird auf komplexe steuerfachliche Fragen antworten und so schrittweise bei der Wissensrecherche unterstützen. Dabei referenziert er auf die zugrunde liegenden Dokumente und begründet und belegt die Erkenntnisse mit entsprechenden Zitaten daraus.

„Wichtig für den Erfolg ist ein gelungener Spagat zwischen den nötigen Freiräumen zum Ausprobieren und dem Abgleich mit den Bedarfen im Markt.“

Diese bereits fortgeschrittenen Nutzungsszenarien zeigen sehr plastisch das Potenzial der Technik für weiter reichende Automatisierungen auf. Perspektivisch sind etwa auch Assistenzsysteme denkbar, die als „autonomes Fernrohr” einen permanenten Rundumblick über verfügbare Informationen liefern. Sie könnten den Menschen über Veränderungen von Belang auf dem Laufenden halten und direkt Handlungsempfehlungen ableiten und vorschlagen – etwa für die Weiterentwicklung des Geschäfts.

Eine weitere Säule sind Forschungsprojekte und Kooperationen mit Forschungs- und Technologiepartnern. Sie erschließen Fachexpertise außerhalb des eigenen Hauses und bringen sie mit internen Fachbereichen zusammen. Nach dem Modell der kooperativen Forschung werden Fragen von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen dabei mit Anforderungen und Kundenbedarfen verknüpft und münden in gemeinsame Projekte. Als Bindeglied für die Innovationsthemen in Richtung Produktangebot fungiert dann der Inkubator. Darin werden bestehende Produktideen auf Praxistauglichkeit getestet, wobei frühzeitiger Kundeneinbezug, der direkte Austausch mit der Entwicklung und ein externer Blick auf die Produkte im Mittelpunkt stehen. So werden fortgeschrittene Machbarkeitsstudien weiterentwickelt und auf Herz und Nieren geprüft. Am Ende steht dann bestenfalls ein neues DATEV-Produkt – eine Innovation mit Mehrwert für die Nutzer.

Systematisch zur Innovation

Christian Bär

Um dieses Potenzial auf die Straße zu bringen, ist eine systematische Betrachtung der technischen Machbarkeiten vor dem Hintergrund der Anforderungen vonseiten der Anwender unerlässlich. Die Herausforderung liegt hier im Spagat, genug Freiraum zum Ausprobieren zu lassen, ohne den letztendlichen Nutzen aus den Augen zu verlieren. Bei DATEV sind die einzelnen Aspekte des Innovationsprozesses verschiedenen Funktionen zugeordnet, die konzertiert ineinander spielen. Die Reise beginnt im sogenannten Tech Trend Radar. Dort werden technische Trends identifiziert, analysiert, nach ihrem Potenzial verortet und priorisiert, sodass sich geeignete Aktivitäten ableiten lassen. Daneben haben Mitarbeiter im DATEV Innovation Lab die Möglichkeit, abseits des täglichen Geschäfts Ideen zu erforschen und zu verproben.

Christian Bär, Chief Technology Officer, DATEV eG

» info www.datev.de/ki


10 Titelstory

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Transformation

Kooperation braucht

Die Luft- und Raumfahrtindustrie bietet dem Mittelstand gute Möglichkeiten, aus Innovationen marktfähige Produkte zu machen, erklärt DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla.

ber die Politik muss die Rahmenbedingungen für die Unternehmen verbessern, um neue Technlogien schneller an den Markt zu bringen. Frau Kaysser-Pyzalla, wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit beziehungsweise den Austausch und die Transformation in Deutschland zwischen der Forschung und Entwicklung einerseits und den mittelständischen Unternehmen andererseits? Eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Mittelstand, zum Beispiel im Leichtbau, ist ein starker Antrieb für Innovation und Transformation, auch und insbesondere zur Förderung der Nachhaltigkeit. Technologien, die für die hohen Anforderungen der Luft- und Raumfahrt entwickelt werden, gelten als starker Innovationsmotor für spannende Projekte. Besonders profitieren kann der Mittelstand von den über 180 Forschungsinfrastrukturen des DLR. Die Unternehmen können damit innovative Ideen zu marktfähigen Produkten weiterentwickeln, ohne selbst Infrastruktur dafür aufbauen zu müssen. Welche Verbesserungen würden Sie sich an dieser Stelle wünschen und was müsste dafür getan werden? Die Transformation der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie des Energie- und Verkehrssektors im Rahmen

des European Green Deal hin zu mehr Nachhaltigkeit erfordert eine enge Kooperation aller Beteiligten. Dabei sollten alle Ressourcen, Erkenntnisse und finanzielle Unterstützungen so genutzt werden, um innovative Lösungen zu entwickeln, die ökologische und ökonomische Rahmenbedingungen gleichermaßen erfüllen. Des Weiteren gilt es, regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen so anzupassen, dass neue Technologien schneller in die Anwendung kommen können. Der Luftverkehr ist in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten, weil er klimaschädliche Auswirkungen hat. Zugleich aber gibt es den Mobilitätsanspruch moderner Gesellschaften. Wie kann man das unter einen Hut bringen? Als Forschungseinrichtung ist es unser Auftrag, dem Anspruch und den Erwartungen der Gesellschaft nachzukommen. Unser Ziel ist es, die Emissionen des Luftverkehrs vom weltweit steigenden Luftverkehrsaufkommen zu entkoppeln. Um die Klimawirkung der Luftfahrt als Gesamtsystem auf nahezu null zu reduzieren, besteht ein erheblicher Forschungsbedarf und es sind teils disruptive Entwicklungen notwendig. Welche Forschungsbereiche umfasst diese Thematik beim DLR? Das DLR betrachtet das Luftfahrzeug und den Luftverkehr als Gesamtsystem. Wesentlicher Forschungsbedarf unserer technologieoffenen Arbeit liegt in den Themengebieten emissionsarme Antriebe und effiziente

„Wir erleben heute eine der spannendsten Zeiten für Ingenieurinnen und Ingenieure, so als Teil einer Revolution in der Luftfahrt.“ Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla

Foto: Andreas Henn/Zeit

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ARMIN FUHRER

INTERVIEW

Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla ist Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ökologische Flugzeuge sowie dem effizienten Lufttransportsystem und in der Digitalisierung. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft neue Energieträger, wie die Sustainable Aviation Fuels, für die in den nächsten Jahren gerade in der Luftfahrt ein großer Bedarf entstehen wird. In der Raumfahrt hat Indien zuletzt spektakuläre Erfolge gefeiert. Drohen Deutschland und Europa zurückzufallen oder wie steht es hier um die Forschung? Indien gehört seit den 1970er-Jahren zu den Nationen, die aktiv Raumfahrt betreiben. Viele Länder haben spezielle technologische Kompetenzen aufgebaut, die den nationalen Fähigkeiten entsprechen. Insofern sind weder Europa noch Deutschland zurückgefallen. So verfügt Deutschland im Bereich der Erdbeobachtung über einzigartige Kompetenzen für die gesamte Prozesskette, von der Entwicklung und dem Bau von Satelliten, deren Betrieb bis hin zum

Datenempfang, der Prozessierung und Nutzung. Raumfahrt ist ein zukunftsträchtiges Feld. Bietet sie gute Chancen für deutsche Unternehmen, gerade aus dem Mittelstand? Wie funktionieren hier der Transfer und die Zusammenarbeit? Im Gegensatz zu großen Firmen können sich mittelständische Unternehmen auf bestimmte Bereiche spezialisieren und Nischen füllen, zum Beispiel bei hoch spezialisierter Nutzlastelektronik und der Missionskontrolle. Transfer funktioniert hier unter anderem über Lizenzierungen von Forschungsergebnissen, was das Know-how in den Firmen erhöht, aber auch durch Köpfe, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Industrie wechseln oder selbst Start-ups gründen. Wie beurteilen Sie in Deutschland die Chancen für Start-ups in den Branchen Raum- und Luftfahrt?


Titelstory 11

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En­MAP – Die deut­sche Um­welt­mis­si­on

Der Pferdekopfnebel im Orion

EnMAP ist der erste in Deutschland entwickelte und gebaute Hyperspektralsatellit. Mit seinen beiden Spektrometern analysiert er die von der Erdoberfläche reflektierte Sonnenstrahlung vom sichtbaren Licht bis hin zum kurzwelligen Infrarot in einer bisher nicht verfügbaren spektralen Auflösung. Daraus lassen sich präzise Aussagen über Zustand und Veränderungen der Erdoberfläche ableiten. Dies ermöglicht die Beantwortung aktueller Fragen aus den Bereichen Umwelt und naturnahe Ökosysteme, Land- und Forstwirtschaft, Landnutzung, Wasserwirtschaft und -güte sowie Mineralogie und Geologie in verschiedenen Maßstabsebenen.

Der Pferdekopfnebel im Orion ist Teil einer großen kalten Gas- und Staubwolke, die in weiß-orangen Farben sichtbar ist. Aus dem Nebel in der unteren Hälfte des Bildes zeichnet sich eine orangefarbene Wolke in Form eines Pferdekopfes ab. Dieser Nebel hüllt junge Sterne wie in einen Kokon. Viele andere Teleskope haben Bilder des Pferdekopfnebels aufgenommen. Aber keines von ihnen ist in der Lage, ein so scharfes und weiteräumiges Bild mit nur einer Beobachtung wie dieses zu erzeugen.

Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Credit: ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA, image processing by J.-C. Cuillandre, G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO

UpLift Dornier 328-100 Modell 20 Die Dornier 328 „UpLift“ wird als fliegender Prüfstand für klimaverträgliche Luftfahrttechnologien eingesetzt, wie z. B. vollsynthetische Kraftstoffe oder Wasserstoff als möglichem nachhaltigem Flugzeugtreibstoff der Zukunft. Das fliegende Testlabor soll von nationaler Industrie, aber auch von KMUs und Start-ups sowie Forschungseinrichtungen genutzt werden, um neue, klimaverträgliche System-, Treibstoff- und Antriebstechnologien unter Realbedingungen zu erproben und deren Praxiseinsatz in der Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0) Luftfahrt maßgeblich zu beschleunigen.

Das Start-up-Ökosystem findet in Deutschland andere Rahmenbedingungen vor als zum Beispiel in den USA. Die zögerliche Bereitstellung von privatem Investmentkapital ist in Europa über alle Branchen hinweg festzustellen. Deshalb muss der Fokus weniger auf steilem Wachstum liegen, sondern auf tragfähigen Geschäftsmodellen mit zukunftsfähigen Technologien. In Raum- und Luftfahrt ist größtes Expertenwissen gefragt. Spüren Sie den Fachkräftemangel? Und wenn ja: Wie könnte man ihn bekämpfen? Wie in vielen Branchen und Bereichen spüren auch wir den Fachkräftemangel. Aber: Wir erleben heute eine der spannendsten Zeiten für Ingeni-

eurinnen und Ingenieure, so als Teil einer Revolution in der Luftfahrt. Als DLR stehen wir für Freiraum in der Forschung, für individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten und für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Mit diesen Voraussetzungen und einer Kombination unterschiedlichster Nachwuchsförderungen sprechen wir neue Mitarbeitende aktiv an. Ist Deutschland für ausländische Wissenschaftler ein attraktiver Standort? Die deutsche Forschungs- und Wissenschaftslandschaft bietet alle Möglichkeiten. Diese beginnen bei ausgezeichneten Hochschulen und Universitäten, die international jedem Vergleich standhalten.

„Als Forschungseinrichtung ist es unser Auftrag, dem Anspruch und den Erwartungen der Gesellschaft nachzukommen.“ Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla

Flugmodell des Laserterminals OSIRIS4CubeSat Das hochkompakte Kommunikationsterminal CubeLCT wurde am DLR-Institut für Kommunikation und Navigation im Auftrag der Firma Tesat-Spacecom entwickelt. Es ist für eine Serienfertigung vorbereitet und kann mit wenigen Freiheitsgraden integriert und justiert werden. Credit: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Auch Forschungseinrichtungen der Allianz, wie FhG oder Max-PlanckGesellschaft und Ressortforschungseinrichtungen – unter anderem die PTB –, genießen international höchste Anerkennung. Wissenschaft und Forschung sind stark internationalisiert. In diesem Kontext gibt es einen Konkurrenzkampf um die besten Köpfe. Und dieser wird nicht immer über die besten Labore und Prüfstände, sondern auch über die besten Rahmenbedingungen entschieden. Dabei geht es um finanzielle Ausstattungen, Entwicklungsmöglichkeiten und Netzwerke. Wie können mehr Frauen für Ingenieursberufe gewonnen werden? Wir wollen ganz früh ansetzen und mit den typischen Rollenver-

teilungen brechen. So betreiben wir in Deutschland 16 DLR_School_Labs, die in vergangenen Jahren von mehr als 450 000 Schülerinnen und Schülern besucht worden sind. Natürlich bieten wir nicht nur hier spezielle Programme für Mädchen an. Viele unserer Mitarbeitenden gehen in Schulen und berichten dort von ihrer Arbeit. Und nicht zu vergessen, dass wir als Forschungsunternehmen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen müssen. Auch damit eröffnen wir unseren Mitarbeitenden neue Wege.

» info www.dlr.de


12 Biotechnologie & Medizintechnologie – Deutsche Erfolgsgeschichte

Auferstanden aus Ruinen: Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich hierzulande aufgrund spezifischer Stärken eines der weltweit führenden Wirtschaftssysteme.

Foto: iStock_metamoworks

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WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG

Deutschlands einmalige

Erfolgsgeschichte Jetzt ist der Erfolg wegen politischer Fehlentwicklungen und struktureller Herausforderungen bedroht. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen sie anpacken, um den Wohlstand zu sichern.

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ARMIN FUHRER ls in England 1887 das Label „Made in Germany“ eingeführt wurde, um vor vermeintlich minderwertigen Produkten aus Deutschland zu warnen, ging dieser Schuss nach hinten los. Denn schon bald stellten sich deutsche Waren als qualitativ sehr hochwertig heraus – und aus dem Warnhinweis der britischen Konkurrenz wurde ein Gütesiegel. Die vergleichsweise günstigen Qualitätsprodukte ließen das deutsche Kaiserreich binnen weniger Jahrzehnte zu einer der führenden Industrienationen aufsteigen. Nach den Erschütterungen der Weltkriege knüpfte die junge Bundesrepublik in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts an die alte Stärke wieder an. Schritt für Schritt holten sich die (West-)Deutschen ihre frühere führende Stellung in vielen Branchen zurück. Das „Wirtschaftswunder“ war ein „Wunder“ mit Ansage, denn neben den Geldern aus dem US-amerikanischen Marshallplan entwickelte die alte Bundesrepublik

Zu diesen Zahlen kommen noch rund 10.500 kleine Unternehmen mit bis zu 20 Angestellten.

Unter anderem in zwei Bereichen waren sie in den vergangenen Jahrzehnten besonders erfolgreich: in der Biotechnologie und in der Medizintechnik. Während der Pandemie zeigte sich, dass Deutschland weltweit ganz vorne dabei war bei der Entwicklung von Impfstoffen – und das ist nur ein signifikantes Beispiel für die Position des Landes in dieser Branche. Zu den Stärken deutscher Biotechnologie-Unternehmen gehören seit Langem die Entwicklung, Forschung und Herstellung neuer und innovativer Produkte und die Weiterentwicklung bestehender.

Mit den sprichwörtlichen deutschen Tugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit allein ist diese beeindruckende Erfolgsgeschichte nicht zu erklären. Ausschlaggebend war eine Reihe weiterer Faktoren. Dazu gehört zuvörderst die Tatsache, dass hierzulande stets die Bedeutung von Forschung und Entwicklung großgeschrieben wurde. Sie wurde und wird durch die enge Verknüpfung von Forschungsinstituten, Universitäten und Unternehmen und eine breite interdisziplinäre Zusammenarbeit gewährleistet. Hinzu kommt eine ausgeprägte Innovationskultur, die einerseits stark durch ein florierendes Start-up-Ökosystem, andererseits durch die mittelständisch geprägte deutsche Wirtschaftsstruktur gefördert wird. Denn junge Unternehmen stehen stets für frische Ideen und Lösungen, während mittelständische Unternehmen diese oftmals schneller aufnehmen und umsetzen können.

Ähnlich sieht es in der Medizintechnik aus. Deutschland ist weltweit der zweitgrößte Produzent, nur die USA liegen davor. Etwa 160.000 ebenfalls hoch qualifizierte Beschäftigte arbeiten in den fast 1.500 Unternehmen mit mehr als 20 Angestellten. Die Unternehmen kamen 2021 auf einen Gesamtumsatz von 38,4 Milliarden Euro. Damit aber nicht genug:

Eine weitere spezifische deutsche Stärke war stets das Bildungssystem. Schon im Kaiserreich war es einer der wesentlichen Gründe für Deutschlands damaligen Aufstieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das westdeutsche Model der dualen Ausbildung eine Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg, weil es stets für einen nicht nachlassenden Fluss gut

mit der sozialen Marktwirtschaft ein sehr erfolgreiches Wirtschaftssystem mit spezifischen deutschen Stärken.

ausgebildeter Fach- und Arbeitskräfte sorgte. Und nicht zuletzt ist auch das stark ausgebildete regulatorische Umfeld ein Grund für den Erfolg, denn es sicherte über Jahrzehnte die hohe Qualität und Sicherheit der deutschen Waren. Das gilt gerade auch für die Bereiche der Biotechnologie und Medizintechnik. Alle diese Erfolge sind kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Derzeit gerät die deutsche Wirtschaft immer stärker unter Druck aus China, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Besonders ins Gewicht fällt, dass es dabei auch um hochwertige Industriewaren wie Autos und Maschinen geht. Kamen im Jahr 2000 noch 2,5 Prozent der EU-Importe in diesem Bereich aus China, lag der Anteil 2022 schon bei 13 Prozent. Deutschlands Anteil sank in dieser Zeit von 17,7 auf 15,5 Prozent. „Chinesische Anteilsgewinne und deutsche Anteilsverluste gehen oft Hand in Hand“, heißt es in der Studie. Das gilt auch bei den Patentanmeldungen – Deutschland belegt derzeit einen hervorragenden ersten Platz weltweit, aber auch hier holt die Konkurrenz aus Asien auf. Und das vor allem in den Zukunftsbranchen. Es handelt sich also um Herausforderungen, die die deutsche Wirtschaft nicht unterschätzen darf – aber Deutschland hat weiterhin gute Chancen, weltweit eine führende Industrie- und Wirtschaftsnation zu bleiben, wenn es die richtigen Schritte tut.


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Um Patentverfahren erfolgreich durchzuziehen, braucht es sowohl erfahrene Rechts- als auch Patentanwälte, erklären Tilman Müller und Philipe Kutschke von der Kanzlei BARDEHLE PAGENBERG.

D

er neue Unified Patent Court (UPC) erweist sich als echter Gamechanger, der auch für mittelständische Unternehmen relevant ist.

Die Zahl der Patente in Deutschland ist zwar zuletzt zurückgegangen, aber weltweit steigt sie. Macht sich das in Ihrer Kanzlei bemerkbar?

Tilman Müller: Über den Lauf der Jahre ist die Zahl der Fälle in unserer Kanzlei tatsächlich kontinuierlich gewachsen. Wir haben viele internationale Mandanten aus Asien, den USA und Europa, daher macht sich der Rückgang der Anmeldezahlen in Deutschland bei uns nicht unmittelbar bemerkbar. Wir bearbeiten ja nicht nur Patentanmeldungen, sondern in großem Umfang auch streitige Fälle sowie nichttechnische Schutzrechte, also Marken, Designs sowie Urheber- und Wettbewerbsrecht.

BARDEHLE PAGENBERG existiert seit 1977. Sind die einzelnen Fällen seit der Gründung komplizierter geworden? Müller: Vor allem die Streitfälle sind etwa in den vergangenen 15 Jahren deutlich komplizierter und umfangreicher geworden. Denn die rechtlichen Fragestellungen werden immer komplexer, das Kartellrecht spielt eine große Rolle. Und der Unified Patent Court (UPC), das neue, zum 1. Juni dieses Jahres eingeführte Einheitliche Patentgericht – ein europäisches Gericht für Patentstreitigkeiten –, stellt einen echten Gamechanger dar. Anders als

von vielen gedacht, ist durchaus auch der Mittelstand in den seitdem anhängig gemachten Verfahren vertreten. Philipe Kutschke: Die Streitverfahren werden auch immer internationaler und das löst einen gewissen Wettbewerb unter den nationalen Gerichten um diese Fälle aus. Es gibt Mandanten, die sich genau anschauen, wie die Erfolgsaussichten in den einzelnen Ländern stehen, wie lange ein Verfahren dort dauert und ob Rechtsbehelfe mit Durchschlagskraft erhältlich sind. Deutschlands Gerichte schneiden an dieser Stelle ziemlich gut ab, sie gelten als schnell, wirkungsvoll und werden als Gerichte höchster Qualität wahrgenommen. Nur mit dem Stand der Digitalisierung hapert es hierzulande noch etwas.

Eine Kanzlei wie BARDEHLE PAGENBERG braucht nicht ausschließlich juristische Kompetenzen, sondern auch fachliche. Wie sichern Sie diese? Müller: Als eine gemischte Kanzlei mit Patent- und Rechtsanwälten arbeiten wir in Teams – das ist ein großer Vorteil. Unsere Patentanwälte haben ein naturwissenschaftliches Studium absolviert und verfügen über praktische Erfahrungen in ihren Bereichen der Technik. Sie sind äußerst streiterfahren und decken als Expertinnen und Experten vor allem die technischen Fragen unserer Arbeit ab, sodass sich unsere Patent- und Rechtsanwälte gegenseitig ergänzen.

Welche Branchen und Produkte deckt die Kanzlei ab?

„In den vergangenen Jahren stellen Unternehmen immer mehr fest, dass es auch wichtig sein kann, die Produktgestaltung über Designs zu schützen.“ Philipe Kutschke

Foto: Robert Fischer

Streitfälle werden immer komplexer Dr. Tilman Müller, Rechtsanwalt bei BARDEHLE PAGENBERG

Dr. Philipe Kutschke, Rechtsanwalt bei BARDEHLE PAGENBERG

„Der Mittelstand beschränkt sich leider häufig darauf, gegen Verletzungen der direkten Konkurrenz vorzugehen, verfolgt aber oft keine Tilman Müller aktive Patentstrategie.“ Kutschke: Wir sind in allen Branchen tätig – von Elektronik, Telekommunikation und Datencodierung über Automotive bis hin zu Chemie, der Pharmaindustrie und Biotech. Wir können dieses breite Spektrum abdecken, weil wir mit unseren Patentanwältinnen und Patentanwälten so breit aufgestellt sind und damit über die entsprechenden Fachund Branchenkenntnisse verfügen.

Einen wachsenden Markt stellt die Biotechnologie dar. Gibt es hier besondere Herausforderungen für die Durchsetzung oder Verteidigung von Patenten? Müller: Es handelt sich häufig um umfangreiche und wirtschaftlich sehr wichtige Verfahren. Das gilt insbesondere, wenn es um neue Antikörper, Impfstoffe oder Diagnostika geht. Aber ich würde nicht sagen, dass sie grundsätzlich komplizierter sind als andere Fälle.

Stellen Sie eigentlich ein ausreichendes Bewusstsein bei den Unternehmen für die Bedeutung von Patenten fest? Müller: Da gibt es sehr große Unterschiede. Es gibt Unternehmen mit sehr ausgereifter und gut durchdachter IP-Strategie. Es gibt andererseits auch Unternehmen, die ohne Ende Patente anmelden, aber sie nutzen diese Patente anschließend nicht wirklich. Das kostet und hat nur begrenzten Wert. Wir raten daher nicht bei jeder Innovation zur Patentanmeldung. Es kann in manchen Fällen besser sein, eine Entwicklung geheim zu halten. Kutschke: In den vergangenen Jahren stellen Unternehmen immer mehr fest, dass es auch wichtig sein kann, die Produktgestaltung über Designs zu schützen. Im Medizintechniksektor sind die Kopien teilweise so schlecht,

dass sie Patente zwar nicht verletzen, aber genauso aussehen wie das Original. Dann wird die Sache gesundheitsrelevant und man sollte auch deshalb dagegen vorgehen.

Und bei Streitfällen? Müller: Der Mittelstand beschränkt sich leider häufig darauf, gegen Verletzungen der direkten Konkurrenz vorzugehen, verfolgt aber oft keine aktive Patentstrategie. Damit verpassen die Unternehmen Chancen bei der Verwertung ihrer Schutzrechte. Tendenziell sind große Unternehmen insoweit versierter, aber auch hier wird oft Geld liegen gelassen, weil es an einer maßgeschneiderten IP- und Verwertungsstrategie fehlt.

Woher kommen Schutzrechtsverletzungen vorwiegend? Kutschke: Sie kommen bei Designs häufig aus dem asiatischen Raum. Müller: Patente werden auf der ganzen Welt verletzt. Patentverletzer sind daher überall anzutreffen.

» info BARDEHLE PAGENBERG Partnerschaft mbB Patentanwälte | Rechtsanwälte München | Düsseldorf | Hamburg | Paris | Barcelona www.bardehle.com


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GASTBEITRAG VON PROF. HANNA HOTTENROTT, ZEW UND TU MÜNCHEN, UND ZEW-PRÄSIDENT PROF. ACHIM WAMBACH

INNOVATIONSLAND

Ist das deutsche Modell noch im Takt?

Prof. Hanna Hottenrott

Prof. Achim Wambach

Deutschland ist geprägt von innovativen mittelständischen Unternehmen, die häufig Weltmarktführer sind. Sind wir damit für die Transformation gut aufgestellt? Eine Bestandsaufnahme

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as „Innovationsmodell Deutschland“ war in den vergangenen 150 Jahren überaus erfolgreich. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele – von der Chemie- bis zur Automobilindustrie. Gerade der deutsche Mittelstand ist mit seinen spezialisierten Produkten häufig Weltmarktführer. In Zeiten multipler Krisen und schwieriger Standortbedingungen stellt sich jedoch mehr denn je die Frage, ob und wie Deutschland auch in Zukunft innovativ bleiben kann. Die Innovationsausgaben insbesondere von Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten haben in den letzten Jahren zugenommen. Allerdings ist der Anteil der Unternehmen mit Innovationen dennoch seit Jahren rückläufig, nicht nur bei mittelständischen Unternehmen, sondern auch insgesamt.

„Klimawandel und Transformation erfordern Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit.“ Achim Wambach

Hinzu kommt: Klimawandel und Transformation erfordern nicht nur radikale Innovationen, sondern auch Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit. Dafür ist das deutsche Innovationsmodell, das seit jeher auf Gründlichkeit und vorsichtigem Fortschritt beruht, nicht gut aufgestellt. Junge Unternehmen hingegen sind nicht nur innovativer – sie bringen häufiger Marktneuheiten hervor –, sie agieren auch schneller. Deshalb sollte sichergestellt werden, dass junge Unternehmen ohne unnötige Hürden innovieren können. Die vielfältigen Krisen der letzten Jahre haben es gerade kleinen und jungen Unternehmen nicht leicht gemacht. Planungsunsicherheit, komplexe Regulierungen, steigende Kosten und Personalmangel machen ihnen besonders zu schaffen. Dennoch, Krisen und die Transformation eröffnen auch Chancen: Die gute Nachricht ist, dass das Gründungsgeschehen in Deutschland nach Jahren der Flaute wieder Fahrt aufnimmt, insbesondere in wissensintensiven Branchen. Das lässt hoffen, dass diese Gründungen zu einem Innovationsmodell Deutschland 2.0

beitragen, das sich neben Solidität auch durch radikalere Innovationen auszeichnet. Darüber hinaus zeigen Initiativen zur Verbesserung von sogenannten Innovationsökosystemen Wirkung. Gründerzentren, steuerliche Anreize für Risikokapitalgeber, regionale Vernetzungsinitiativen und finanzielle Unterstützung von Unternehmensgründungen senken Hürden und ermöglichen Investitionen. Die gestiegenen Zinsen werden allerdings auch hier zu Bremswirkungen führen. Unternehmensbefragungen des ZEW zeigen: Finanzierungsschwierigkeiten sind ein wesentlicher Faktor, der Innovationen hemmt. Während sich das empfundene Risiko von Innovationen und Technologie in den letzten Jahren kaum verändert hat, ist bei der wahrgenommenen Komplexität von Märkten und Technologie ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Zunehmend spielen auch unternehmensinterne Widerstände sowie langwierige Verwaltungsverfahren und Regulierungen eine Rolle. Nach dem Fachkräftemangel zählen regulatorische Hemmnisse neuerdings zu den gravierendsten Innovationshemmnissen. Was ist also zu tun, um den Innovationsstandort Deutschland für die

„Die Erkenntnis, dass wir radikalere Innovationen brauchen, ist der erste Schritt.“ Hanna Hottenrott

Transformation zu stärken? Darauf gibt es nicht eine Antwort – Innovationsbemühungen werden durch viele Faktoren beeinflusst. Ein wesentlicher Aspekt betrifft dabei den Umgang mit neuen wissenschaftsbasierten Technologien und damit insbesondere die Verzahnung von Wissenschaft und unternehmerische Innovationen durch intensivere Kooperationen und Wissensaustausch. Innovation braucht qualifizierte und kreative Köpfe: Angesichts des Personalmangels würden vermehrte Zuwanderung von Fachkräften, verstärkte Investition in Bildung und Ausbildung, verlässliche Kinderbetreuung und auch leichtere Beschäftigungsmöglichkeiten im Alter Erleichterung bringen. Die Bürokratie und der Regulierungsaufwand sind mittlerweile eines der größten Hemmnisse für Innovationen: Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen vereinfacht werden, nicht nur in den Energiesektoren. Innovationen werden in allen Bereichen der Wirtschaft gebraucht.


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Foto: Sonja Herpich

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Der deutsche Mittelstand ist noch immer sehr innovativ

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as Anmelden von Patentund Markenrechten gehört längst auch bei mittelständischen Unternehmen zur gängigen Praxis. Externe Expertise einzuholen ist dabei meist ein Muss.

Mal konkret gefragt, was haben denn Patente mit der Zukunft des Mittelstandes zu tun? SKM: Der Mittelstand ist im Bereich geistigen Eigentums bei den Patenten tatsächlich Huhn und Ei gleichzeitig. Als Treiber der Innovation sichert der Mittelstand eigene Entwicklungen mittels Patenten, die somit gleichzeitig die wirtschaftliche Zukunft insgesamt fördern.

Aber das ist doch blanke Theorie. SKM: Nein, keineswegs. Erst kürzlich hat eine gemeinsame Studie des Europäischen Patentamts und des EU-Markenamtes festgestellt, dass europäische Start-ups, die früh Patent- und/oder Markenrechte anmelden, bis zu 10-mal erfolgreicher bei der Beschaffung von Finanzmitteln sind. Es gibt keine wirklichen Argumente dafür, dass sich dies nicht auch entsprechend auf die Innovationen des Mittelstandes übertragen lässt. Noch deutlicher wird es sogar, wenn man nicht nur nationale, sondern auch europäische Schutzrechte hält.

Haben Sie dafür Beispiele? SKM: Ja, der inzwischen schon „Klassiker“ ist die Biotechfirma BioNTech in Mainz, die während der Pandemie auch auf Basis von Patenten ein

„Europäische Startups, die früh Patentund/oder Markenrechte anmelden, sind bis zu 10-mal erfolgreicher bei der Beschaffung von Finanzmitteln.“

unglaublich rasantes Wachstum hingelegt hat. Schon bei der Gründung von BioNTech waren Patente natürlich wichtig, bei Pandemiebeginn wurde sich dann aber schnell auf antivirale Impfstoffe fokussiert. Die Zusammenarbeit mit Pfizer hat natürlich geholfen, aber ohne Patente hätte man das nie gemacht. Im Unterschied zu einer regulären Strategie hat die Pandemie das Ganze praktisch in Zeitraffer ablaufen lassen.

Das ist jedoch eine Ausnahme in einem speziellen Gebiet, oder nicht? Nein, wir haben das während der Pandemie bei unseren Kunden tatsächlich über die Breite der Technologien hinweg gesehen, der alte Spruch „Not macht erfinderisch“ hat sich nicht nur in der Biotechnologie bewahrheitet. Was wir besonders interessant finden, waren die Transferleistungen von Konzepten aus dem bei uns zum Beispiel stark vertretenen klassischen Maschinenoder Anlagenbau hin zur Bekämpfung von Viren, zu finden dann bei den uns allen bekannten Raumluftreinigern. Gleiches gilt für unsere Textilfirmen, die an Masken arbeiteten. Einen Boost gab es auch bei den Diagnostika und den Techniken zur Herstellung von Verbrauchsmaterialien, sogar den Einweghandschuhen. Und nicht zuletzt wurden verstärkt Patente auf entsprechende Computerprogramme angemeldet.

Und was tun Sie bei alledem? SKM: Die meisten unserer meist langjährigen Kunden kommen eben aus dem Mittelstand. Wir erstellen daher Beratungskonzepte, die auf Basis dieses Wissens mit Herz und Verstand – und auch mit einem vernünftigen Budget – versuchen, eine optimal auf das Unternehmen und dessen Zukunft ausgerichtete IPStrategie zu entwickeln. Dabei setzen wir neben Vertrauen und Kompetenz auf effiziente Kommunikation, den Einsatz nachhaltiger Techniken sowie künstliche Intelligenz. Trotzdem bleibt der persönliche Kontakt natürlich extrem wichtig. Erfindun-

V. l. n. r Patentanwälte Dr. David Kuttenkeuler, Paul Schieler, Florian Malescha, Dr. Jan Krauß und Nils T. F. Schmid

gen haben schließlich immer auch mindestens einen Erfinder.

Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen? SKM: Für eine neue Technik nehmen wir uns die Zeit, mit dem Kunden zu überlegen, wo es in Zukunft hingehen soll. Davon ausgehend schlagen wir eine unterstützende und passende Patent- und Schutzrechtsstrategie einschließlich eines Budgets vor, die dann durch entsprechende Schutzrechtsanmeldungen und Analysen des Umfelds umgesetzt wird. Neben den Patenten umfasst das oft auch Marken und/oder Designs. Während der Umsetzung halten wir den Kunden über den Status und mögliche Änderungen oder Ergänzungen unterrichtet. Das kann zum Beispiel eine Verwertung von nicht exklusiv genutzter Technik über Lizenzierung, aber auch die Einlizenzierung von Technik aus Hochschulen betreffen, von denen wir ebenfalls einige sehr innovative vertreten. Unserer Meinung nach schlummert dort ein großes Potenzial an Technik zur Umsetzung gerade durch den flexiblen und technikaffinen Mittelstand. Wir bekämpfen natürlich auch störende Schutzrechte und setzen die Rechte unserer Kunden durch. Dort haben sich auch für den Mittelstand gerade neue Möglichkeiten durch das europäische Einheitliche Patentgericht (UPC) ergeben.

Gibt es das, das MittelstandsSchutzrecht oder -Patent der Zukunft?

„Der Mittelstand hat viele gute Ideen, das Potenzial ist auch bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.“ Wir können zunächst – auch bei uns – feststellen: Der Mittelstand hat viele gute Ideen, das Potenzial ist auch bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Zahlenmäßig vorne sind dann bei uns die klassischen Gebiete der Technik, die Lifesciences sind innovativ, aber Erfindungen sind dort aufwendiger. Das MittelstandsSchutzrecht der Zukunft findet sich in der IT oder der Integration von IT und Technik, und dort tauchen dann auch sehr wahrscheinlich Begriffe wie Blockchain und/oder KI auf.

» info SKM-IP PartGmbB Patentanwälte Rechtsanwälte Oberanger 45 D-80331 München Tel.: +49-89-20000330 info@skm-ip.de www.skm-ip.de


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Nachhaltigkeit ist das treibende Thema

N

ULRIKE CHRISTOFORIDIS

achhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, das die Branche vorantreibt“, erläutert Christina Hoffmann, die die RG-Bau als Teil des RKW Kompetenzzentrums seit fünf Jahren leitet. Ziel des Zentrums ist es, speziell kleine und mittlere Unternehmen für Zukunftsthemen zu sensibilisieren und in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Und auch wenn die EU-Taxonomie-Verordnung, die die Nachhaltigkeit von Wirtschaftsaktivitäten bewertet, nur für Unternehmen ab 500 Mitarbeiter gilt, ist sie für KMU z. B. als Nachunternehmen ebenso relevant. „Das wird auf die gesamte Wertschöpfungskette überschwappen“, ist sich Christina Hoffmann sicher. Die Notwendigkeit, aber auch das Potenzial, nachhaltiger zu arbeiten, sind in der Baubranche enorm.

Viel Spielraum für Reduzierung der CO2-Bilanz Laut einem UNO-Bericht aus dem Jahr 2020 stammen fast 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen weltweit aus dem Bau- und Gebäudesektor. Bis 2045 soll der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein. „Die Baubranche ist ein Schlüssel für das nachhaltige Aufstellen unserer Gesellschaft“, so Christina Hoffmann.

Jeder Prozess von der Herstellung bis zum fertigen Gebäude, jedes einzelne Material im Baubereich bietet Ansatzpunkte für eine ökologischere Gestaltung von Lebensräumen. Nachhaltiges Bauen und effiziente Nutzung von Ressourcen gewinnen kontinuierlich an Bedeutung. „In unserem Wettbewerb ‚Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft‘ haben wir viele Möglichkeiten gesehen, die in Forschung und Lehre bereits angekommen sind. Ein Großteil der Arbeiten beschäftigt sich mit ökologischen Themen: Wie kann ich eine Ökobilanz für ein Gebäude aufstellen? Wie viel CO2 ist bereits verbaut? Die jungen Menschen entwickeln unter Einbeziehung von KI zum Beispiel Tools für die Planung von neuen Gebäuden, aber auch für den Bestand, um so Entscheidungshilfen für Sanierungen geben zu können. So kann die Zirkularität in unserer Branche geplant und gefördert werden.“ Urban Mining und Recycling von Baustoffen böten ein großes Potenzial für die Nachhaltigkeit am Bau. „Bestandserhaltende Maßnahmen sollten einen hohen Stellenwert haben, statt alles neu zu bauen. Ein Umbau ist viel nachhaltiger als ein Neubau“, plädiert die RG-Bau-Chefin für den ressourcenschonenden Umgang mit Material und Gebäuden. „Vieles, was bereits verbaut ist und schon viel CO2 ausgestoßen hat, kann weiter genutzt

Foto: RKW Kompetenzzentrum

Die Baubranche bietet zahlreiche Hebel für den Klimaschutz: Als Wissens- und Netzwerkplattform unterstützt die RG-Bau Unternehmen, diese effizient einzusetzen.

Christina Hoffmann, Leiterin RG-Bau

„Vieles, was bereits verbaut ist und schon viel CO2 ausgestoßen hat, kann weiter genutzt werden.“ Christina Hoffmann

werden, und nachhaltigere Materialien tun ihr Übriges.“ Bei Wärmeverbundsystemen würden so etwa nicht nur nachhaltige Dämmstoffe verwendet, es sei auch relevant, dass diese später gut getrennt und recycelt werden könnten. Sortenrein ist hier das Stichwort.

Zurück in die Zukunft mit wiederentdeckten Baustoffen Die Zahl der Unternehmen, die mit nachhaltigen Baustoffen arbeiten, wächst: Christina Hoffmann nennt

Foto: iStock_Fahroni

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das Beispiel eines Kalksandsteinherstellers, der den bei der Gewinnung abgetragenen Boden nutzt, um Lehmbausteine zu produzieren. „Wenn neu gebaut wird, sollte auch über andere Baustoffe als Zement oder Beton nachgedacht werden“, betont Hoffmann und verweist auch auf das Revival des Bauens mit Holz. Oft sei die Wiederentdeckung alter Baustoffe ein Weg zu nachhaltigerem Bau. Wie sinnvoll das ist, zeigt ein Blick allein auf die Zahlen zum Baustoff Zement: Die Zementindustrie sei für acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, berichtete die Tagesschau im Oktober dieses Jahres. „Wenn auch nicht von heute auf morgen: Nach und nach wird sich das nachhaltige Bauen durchsetzen – auch durch die Vorgaben der EU-Taxonomie.“ Die Baustoffe sind dabei zunächst ein erster Ansatzpunkt: „Wichtig ist auch, dass die Preise passen“, so Hoffmann weiter. Sie setzt durch die steigende Nachfrage auf eine mittelfristige Regulierung des Marktes in diesem Punkt. Als Stimme der kleinen und mittleren Unternehmen hat die RG-Bau die wirtschaftliche Machbarkeit für diese mit im Blick. „Viele große Unternehmen, die der Berichtspflicht der EUTaxonomie unterliegen, arbeiten mit Nachunternehmen. Und die kleineren werden dann nach diesen Kriterien ausgewählt.“ Auf der Website des RKW Kompetenzzentrums, www.rkw-kompetenzzentrum.de, gibt die RG-Bau einen Einblick in das Thema und stellt aktuelle Möglichkeiten aus Forschung und Praxis vor, mit denen die Baubranche ressourceneffizient und nachhaltiger arbeiten kann.


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Rechenzentren benötigen viel Strom, aber sie können auch Tausende Haushalte mit Wärme versorgen, erklären Dr. Christopher Stief, CEO von DATA CASTLE, und CSO Jörgen Venot.

U

m Deutschland als Standort attraktiv zu halten, muss die Infrastruktur schnell ausgebaut werden und der Strompreis sinken.

Die Datenmengen weltweit steigen rasant. Wird diese Entwicklung in Zukunft weitergehen?

Dr. Christopher Stief: Das kann man sicher nur mit Ja beantworten. Vor ungefähr zehn Jahren hat in Deutschland der Trend des Cloudcomputings begonnen. Damals kamen die großen Hyperscaler wie Google und Amazon nach Deutschland und sorgten für ein starkes Wachstum an Rechenzentren. Diese Entwicklung zeigt nach wie vor extrem nach oben und wir gehen davon aus, dass das Cloudcomputing in den nächsten Jahren marktdominierend wird. Darüber hinaus kommt seit einem Jahr der Trend mit KI in dem Sinn dazu, dass sie für die breite Bevölkerung nutzbar wurde. Daraus ergeben sich noch einmal ganz neue Möglichkeiten der Digitalisierung – ebenfalls mit der Folge, dass die Datenmengen weltweit signifikant steigen werden. Wir gehen sogar von einem exponentiellen Wachstum aus. In Deutschland sind wir uns dieser Entwicklung anders als in den USA noch gar nicht so richtig bewusst.

Und viel mehr Daten bedeuten auch die Notwendigkeit von viel mehr Datencentern?

Und wo liegen wir derzeit beim Ausbau der Kapazitäten in Deutschland? Jörgen Venot: Wir liegen noch einigermaßen gut im Rennen. Aber angesichts des prognostizierten Datenwachstums müssen wir ordentlich Gas geben. Sowohl die Megawattzahlen der Rechenzentren als auch die Investitionssummen steigen permanent. Unsere beiden aktuellen Projekte in Frankfurt am Main und Berlin haben die Größen von 25 und 40 MVA und kommen auf Investitionssummen von 400 bis 500 Millionen Euro. Und dazu kommt nochmals etwa die gleiche Summe an IT-Investitionen unserer Großkunden.

Wird für die Zentren nicht sehr viel Strom benötigt?

Dr. Christopher Stief (rechts), Co-Founder und CEO von DC DATA CASTLE GmbH, und Jörgen Venot, CSO, Chief Sales Officer.

An dieser Stelle gehen derzeit manche Länder an die Grenze, nicht nur Deutschland. Stief: Wenn wir in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir aber zugleich dafür sorgen, dass der Strompreis bei uns nicht signifikant höher liegt als in Frankreich oder den skandinavischen Ländern. Wenn der Strom dort deutlich preiswerter ist, werden immer mehr Unternehmen und auch Rechenzentren dahin abwandern. Ebenso ist die Infrastruktur wie die Führung der Stromtrassen wichtig – das ist in Deutschland ein hochpolitisches Verfahren und wir haben hierzulande viel zu lange Genehmigungsverfahren. Da muss noch sehr viel passieren und die Zeit drängt, denn die Daten warten nicht und gehen im Zweifel woanders hin.

Was ist ansonsten wichtig?

Venot: Tatsächlich ist der zukünftige Strombedarf enorm. Ausschlaggebend ist die Frage, wie wir möglichst effizient mit dem Strom umgehen.

3-D-Visualisierung: Render Vision

Stief: Ganz genau, denn die Daten müssen gespeichert und verarbeitet werden und dafür werden Rechen-

zentren benötigt. Aber genauso wichtig ist die digitale Infrastruktur und auch die kritische digitale Infrastruktur. Es ist also nicht nur die Privatwirtschaft gefordert, um die Rechenzentren zu bauen, sondern auch der Staat, der diese Infrastruktur fördern und ausbauen muss. Da spielen Genehmigungsverfahren genauso eine Rolle wie gesetzliche Grundlagen. Das ist extrem wichtig. Wenn das nicht gewährleistet ist, geht die Entwicklung an Deutschland vorbei und das wäre ein großer Nachteil für die deutsche Wirtschaft.

Foto: Mark Dölling

Daten warten nicht

Rendering des Frankfurter Projektes von DATA CASTLE, Gesamtleistung 25 MVA Stromanschluss. Verfügbar Ende 2025.

Venot: Wenn wir einen Standort für ein neues Rechenzentrum suchen, muss das Grundstück passen. Ebenso muss sichergestellt sein, dass wir an dem potenziellen Standort dauerhaft und problemlos über Strom verfügen – und zwar am besten grünen Strom. Und für uns ist auch ausschlaggebend, dass wir mit der Gemeinde eine Zusammenarbeit in Sachen Wärmerückgewinnung eingehen können.

Warum ist dieser Aspekt der Wärmerückgewinnung so wichtig? Venot: Wir planen unsere Projekte von Beginn an nachhaltig, denn Klimaschutz spielt eine wichtige Rolle. Daher verwenden wir nicht nur zu 100 Prozent Ökostrom, sondern legen Wert auf eine hohe Energieeffizienz. Stief: Die Wärmerückgewinnung unserer Rechenzentren in Frankfurt

und Berlin reicht jeweils, um mehrere Tausend Haushalte mit Wärme zu versorgen. Wir können damit sozial geförderten Wohnraum sehr preiswert oder sogar kostenlos versorgen.

Wie funktioniert das Konzept? Stief: Rechenzentren haben eine Abwärme von 25 bis 30 Grad. Das reicht nicht aus, um Gebäude zu beheizen, aber man kann sie auf die notwendige Temperatur ab etwa 60 Grad mit Wärmepumpen viel leichter erhitzen und sie dann in die Netze geben, als wenn man bei null Grad anfängt. Das spart Energie.

Für welche Kunden sind Datacenter eigentlich besonders interessant? Venot: Dabei handelt es sich um DAXUnternehmen, Hyperscalers und den öffentlichen Bereich. Stief: Daher ist so ungemein wichtig, dass wir in Deutschland die nötige Infrastruktur und günstige Bedingungen schaffen – sonst suchen sich diese Unternehmen Standorte in anderen Ländern.

» info www.data-castle.de info@data-castle.de


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DAS LAND DER TÜFTLER UND ERFINDER

» im gespräch

Wie Erfinder die deutsche Wirtschaft stärken

Eberhard Kübel, zweiter Vorstand im Deutschen Erfinderverband

Beim Thema ‘Frauen und ErfindunViele bedeutende Erfindungen und Entdeckungen gen’ ist Deutschland im europäischen wurden in Deutschland gemacht. Doch heute ist es Vergleich Entwicklungsland. Die Quofür die Tüftler viel schwieriger geworden, ihre Erfin- ten in den ehemaligen sozialistischen sind zum Teil doppelt so hoch. dungen auch am Markt zu präsentieren oder einzu- Staaten Und selbst, wenn im Unternehmen führen. Hier hilft der Deutsche Erfinderverband e.V. Erfinderinnen beschäftigt sind, muss

E

berhard Kübel ist seit 1979 als Berater für Erfinder tätig mit dem Schwerpunkt Klärung des Stands der Technik, Markenrecherchen und Fördermittelbeschaffung, als solcher hat er Erfahrung aus ca. 8.000 Recherchen. Seit 2010 ist er Chefredakteur der Zeitschrift Innovations-Forum. Seit 02.2023 ist er zusammen mit Herbert Boos Vertretungsvorstand des DEV. Kurz zum Einstand, was macht Ihr Verein und wie kann er Erfinderinnen und Erfindern helfen? Der Deutsche Erfinderverband unterstützt seine Mitglieder durch Erfahrungsaustausch zu allen Teilaspekten einer Erfindung auf dem Weg von der Idee auf den Markt. Ein weiterer Aspekt ist die Vermittlung von Kontakten zu Dienstleistern, die sich einem Qualitäts- und Honorarkodex verpflichten. Dies ist derzeit im Aufbau. Bisher fühlen sich viele freie Erfinder und kleine Unternehmen bei der fachlichen Betreuung ihrer Erfindungen von den Beratern abgezockt. Seriöse Angebote an dieser Stelle sind wichtig. Deutschland gilt als das Land der Erfinder und Tüftler, dennoch geht die Zahl der Anmeldungen zum Patent kontinuierlich zurück – warum ist das so? Das Problem ist vielschichtig. Eine Seite dabei ist die Frage, welche Anmeldungen ich zähle. Eine Patent-

„Die Chancen als Erfinder zum Millionär zu werden, sind ähnlich groß wie beim Lottospielen.“ Eberhard Kübel

anmeldung für Deutschland kann ich beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA), beim Europäischen Patentamt (EPA) oder bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) einreichen. Einige Anmelder beschränken sich auf ein Amt, andere tätigen zwei Anmeldungen (das ist heute fast der Normalfall), im Extremfall sogar drei. Wie viele Anmeldungen tatsächlich aus Deutschland kommen, ist dann kaum noch exakt zu sagen. Und wenn der Shareholder-Value nach Geschäftsjahren gemessen wird, dann kommt noch einmal die Frage „Weshalb Geld ausgeben für Patente, die erst in einigen Jahren ihren Erfolg einspielen?” Das ist kurzfristig gedacht. Und das ist ein Grund, warum ‘German Mittelstand’ mit seinen langfristigen Denkweisen oft immer noch international erfolgreich ist. Wie groß sind heute die Chancen, mit einer Erfindung auch Erfolg zu haben? Die Chancen als Erfinder zum Millionär zu werden, wie Udo Lindenberg es einmal beschrieben hat, sind ähnlich groß wie beim Lottospielen. Es gibt aber durchaus Erfinder, die von den Erträgen aus ihren Erfindungen leben. Dies trifft auch auf einige unserer Vereinsmitglieder zu. Zum Teil haben sie es mit ihrer eigenen intensiven Arbeit erreicht, zum Teil mit der zusätzlichen Gewinnung von Investoren. Insgesamt ist es so, dass die Chance, mit einer Erfindung am Markt erfolgreich zu sein, laut verschiedenen Erhebungen in der Größenordnung zwischen 5 % und 10 % liegt. Diese Zahlen gelten allerdings für Erfindungen aus dem gewerblichen industriellen Bereich. Sie wollen besonders die Frauen fördern, doch nur wenige wählen die MINT-Berufe im Studium. Wie will Ihr Verein dort helfen und unterstützen?

man die Geschäftsleitungen zum Teil von extern darauf stoßen, wenn man mit einer Erfinderin sprechen will. Es müssen Mentalitäten geändert werden, um die entsprechende Anerkennung zu fördern. Eine Mentalitätsänderung ist zudem erforderlich, damit Erfahrungen ausgetauscht werden können. Denn (siehe oben) Deutschland ist in dieser Frage Entwicklungsland. Wir könnten also von unseren Nachbarn viel lernen. Der Deutsche Erfinderverband baut jetzt Kooperationen mit Verbänden in den Nachbarländern auf, damit wir von deren Erfahrungen lernen können. Wenn ein Land keine Innovationskraft mehr hat, droht der Absturz in der Weltliga – was können Politik und Wirtschaft dagegen machen? Wir müssen offener und mutiger werden. Das Scheitern einer Entwicklung darf kein Makel sein. Der ‘Gescheiterte’ ist um eine Erfahrung reicher und kann damit die nächste Entwicklung auf breiterer Basis angehen. Deutschland bietet seinen Unternehmen eine ungeheuer breite Palette an Förderprogrammen. Aber nicht selten ersticken die Unternehmen bei ihren Anträgen dann in einem Wust von Förderbedingungen. Hier wäre der oft geforderte Bürokratieabbau angebracht. Allerdings darf es auch nicht so sein, dass dann die Fördermittel nur den Platzhirschen zugeteilt werden. Wir haben eine aus öffentlichen Mitteln bezahlte ‘Agentur für Sprunginnovationen’. Eines ihrer Probleme ist, dass sie ihr Personal bisher nur nach Tarif bezahlen darf. Damit sind kaum Spitzenkräfte zu bekommen. Auch an solchen Stellen braucht die Politik genauso wie die Industrie mehr Mut plus Weitsicht. Gute Ideen gibt es in Deutschland immer noch genug. Wir müssen für diejenigen, die sie umsetzen wollen, die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.

» info E-Mail: V2@erfinder.dev


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Am 1. Januar schließen sich die zwei renommierten Patentanwaltskanzleien Kraus & Weisert und Lederer & Keller zur neuen Kanzlei Kraus & Lederer zusammen.

Wir schützen Innovationen

Ü

ber die Synergieeffekte, die sich aus der Fusion zum Vorteil der Mandanten ergeben, sprechen im Interview die beiden Partner Claus Beckmann und Michael Best.

Herr Best, Herr Beckmann, Sie vertreten zwei renommierte Kanzleien für Patentrecht und fusionieren zu einer neuen. Ist das ein Ausdruck dafür, dass Patentschutz in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wichtiger geworden ist? Michael Best: Patentrecht war schon immer bedeutend, nicht erst in den vergangenen Jahrzehnten. Aber die Zahl der Patente und die Zahl der Streitigkeiten ist in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gestiegen. Ich denke, das liegt daran, dass heute die Konkurrenz viel schärfer geworden ist. Es gibt viel mehr in- und ausländische Spieler auf dem Markt als früher. Claus Beckmann: Ein weiterer Grund ist die wachsende Bedeutung des geistigen Eigentums in der heutigen Wissensgesellschaft. Geistiges Eigentum als Wirtschaftsgut, die sogenannten nontangible Assets, spielt eine größere Rolle als vor 30 oder 20 Jahren und wird umfassender geschützt als früher. Und das steigert die Bedeutung von Patenten. Insofern macht es Sinn, die Kräfte zu bündeln.

Sie helfen, Innovationen zu schützen, indem Sie Mandanten dabei unterstützen, Patente zu erlangen und durchzusetzen. Sehen Sie sich eigentlich als Innovationstreiber?

Beckmann: Wir helfen der Wirtschaft, sich gegen Nachahmungen zu verteidigen. Das Patentwesen fördert Innovationen, indem es dazu beiträgt, dass sich Investitionen, die in Innovationen getätigt werden müssen, lohnen. Ein Blick auf den Pharmabereich, wo Entwicklungen oft sehr kostenaufwendig und langwierig sind, macht nachvollziehbar, wie wichtig das ist. Best: Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass manche Patente zu Unrecht erteilt werden, weil die Patentämter nicht den vollen Überblick über alles haben können, was es auf dem entsprechenden Gebiet bereits gab. Patente werden aber ja nur für neue und erfinderische Ideen erteilt. Wenn ein Patent zu Unrecht erteilt wird und Innovationen behindert, ist auch das ein Fall für uns – dann ist es unsere Aufgabe, auf die nachträgliche Beseitigung dieses Patents hinzuwirken. Es geht um Schutz von Patenten einerseits, aber andererseits sind wir auch eine Art Kontrollinstanz im Auftrag unserer Mandanten.

Dr. Claus Beckmann und Dr. Michael Best sind ab 1. Januar 2024 zwei der Partner bei der neuen Kanzlei Kraus & Lederer.

„Die Stärken beider Kanzleien liegen in der langjährigen Erfahrung, ihrem Renommee und den Mandantenbeziehungen.“ Dr. Claus Beckmann

Best: Lederer & Keller ist eine schon 1934 gegründete Kanzlei, die sich auf Chemie fokussiert hat, wobei wir unser Geschäftsfeld als Lifesciences bezeichnen. Anders als Kraus & Weisert haben wir uns stark auf Streitverfahren, also Verletzungsund Nichtigkeitsverfahren spezialisiert.

Sehen Sie durch die Fusion Synergieeffekte?

Wo liegen denn die Schwerpunkte Ihrer bisherigen Kanzleien?

Best: Ja, ziemlich große sogar. Zunächst einmal sind unsere unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkte ein Vorteil, denn die neue Kanzlei wird Chemie und alle technischen Gebiete vertreten. Zudem ergänzen wir uns durch unsere unterschiedliche Ausrichtung – vor allem Anmeldeverfahren hier, in erster Linie Streitverfahren da – ganz hervorragend.

Beckmann: Kraus & Weisert wurde 1974 von zwei Chemikern gegründet. Chemie im weiteren Sinne des Wortes – dazu gehören auch Pharma, Materialwissenschaft, Prozesstechnologie – ist nach wie vor einer unserer Schwerpunkte. Seit Anfang der 2000er-Jahre sind auch die Bereiche Physik, Elektrotechnik, Telekommunikation, Informationstechnologie und Mechanik stark ausgebaut worden. Unsere besondere Stärke liegt dabei mehr auf den Anmelde- als auf den Streitverfahren.

Beckmann: Und das hat auch den Vorteil, dass Mandanten, die mithilfe der neuen Kanzlei Patente erlangen, uns später auch, falls es dazu kommen sollte, mit einem Folgeverfahren beauftragen können. So kann ihnen besonders kompetent weitergeholfen werden. Die Stärken beider Kanzleien liegen in der langjährigen Erfahrung, ihrem Renommee und den Mandantenbeziehungen. Beide Kanzleien haben einen sehr hohen Qualitätsanspruch.

„Es geht um Schutz von Patenten einerseits, aber andererseits sind wir auch eine Art Kontrollinstanz im Auftrag unserer Mandanten.“ Dr. Michael Best

Foto: David Hoepfner

NEUE KANZLEI

Für welche Mandanten ist eine Zusammenarbeit mit Kraus & Lederer interessant? Beckmann: Kraus & Weisert hat besonders im Bereich der Chemie und

Biotechnologie bisher einen starken internationalen Schwerpunkt, vor allem in Asien, und hier wiederum ist Japan stark vertreten. Wir vertreten also auch international tätige Firmen, die Erfindungen gemacht haben, die in ihren Heimatländern schon angemeldet wurden und die jetzt Patentschutz in Europa suchen. Zudem kommt eine Reihe unserer Mandanten aus den USA und auch aus Deutschland. Man kann auch differenzieren nach der Art und der Größe der Unternehmen – hier finden sich unter unseren Mandanten sowohl Start-ups als auch Großkonzerne. Best: Lederer & Keller hat auch viele internationale Mandanten, vor allem in Europa, aber auch einen Schwerpunkt in Deutschland. Wir arbeiten viel mit bekannten Arzneimittelfirmen zusammen und sind auch stark bei Universitäten vertreten. Auch Startups gehören zu unseren Mandanten. Das Spektrum der potenziellen Mandanten ist also sehr breit und auch aus dieser Sicht ergänzen sich unsere beiden Kanzleien ganz hervorragend.

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www.kraus-weisert.de www.lederer-keller.de Ab 1.1.2024: www.kraus-lederer.de


20 Partner Content

Foto: Samson Group (3)

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Andreas Widl

Simulation des neuen Samson-Werks in Offenbach am Main

DIE SAMSON GROUP

Energien müssen gelenkt werden, um sinnvoll zu wirken Die Samson Group ist mit ihren intelligenten Regelventilen, Auf/Zu-Armaturen und digitalen Produkten für die Prozessautomatisierung international Marktführer. Welchen Stellenwert haben Innovationen bei der Samson Group? Andreas Widl (CEO der Samson Group Frankfurt): Unsere Ventiltechnik ist in Schlüsselindustrien im Einsatz: in der Lebensmittel- und Getränkeherstellung, Chemieindustrie, bei der Energieversorgung sowie

in der Pharma- und Biotechnologie. Ob LNG-Lieferungen, Wasserstoffproduktion und -transport, Fern- und Nahwärmenetze, Herstellung von Corona-Impfstoffen oder Batteriefertigung – auch in diesen Zukunftsmärkten ist Samson zu Hause. Das verdanken wir unserem Unternehmergeist, unserer Kreativität und Innovationskraft.

Was sind momentan Ihre größten Investitionsprojekte? 2017 eröffneten wir das Rolf Sandvoss Innovation Center (RSIC) – eine 21 Millionen schwere F&E-Investition am Standort Frankfurt. Dort werden klassische Forschungsbereiche wie Werkstofftechnologie, Strömungstechnik, Kryotechnologie, Akustik, Alterungsprozesse, EMV, Gerätesicherheit und Systemintegration durch innovative Themen wie additive Fertigung, Datenanalytik, IIoT und Ethernet-

Erstes Produkt einer neuen Generation

APL in the Field erweitert. Wir können gezielt Fertigungsprozesse unserer Kunden im RSIC abbilden, Ventile dafür qualifizieren und operative Abläufe z. B. auf Effizienz optimieren. Momentan erweitern wir unsere Fabriken in den USA, Spanien, Frankreich, Indien, China – und bauen in Deutschland mit MainChange, dem größten Innovationsprojekt unserer 117-jährigen Geschichte, ein komplett neues Werk.

Wie sieht es auf der Produktseite mit Innovationen aus? Wir verfolgen eine Doppelstrategie: Zum einen designen wir unsere Produkte dafür, dass sie Jahrzehnte halten. Diese reparieren wir und leisten Service im Feld, bis ein Austausch eines Ventils notwendig wird. Parallel entwickeln wir digitale Produkte und Dienste, die Daten im Feld generieren und zu Prozessoptimierung beim Kunden beitragen: etwa SAM DISTRICT ENERGY, im Einsatz bei den Stadtwerken zur Steuerung von Wärmenetzen, oder SAM GUARD, das gesamte Prozessanlagen überwacht. Eine Verbindung zwischen den beiden Welten ist das erste Smart Meter Ventil FOCUS-1, das wir gemeinsam mit der Firma Krohne entwickelt haben. Es vereint die gesamte Mess- und Regeltechnik in einem Gerät und revolutioniert die Prozessindustrie komplett. Und steht übrigens genau dafür, was ein kluger Samsoner bereits 1920 sagte: „Energien müssen gelenkt werden, damit sie sinnvoll wirken können.“

Verbindung zwischen zwei Welten: erstes Smart Meter Valve FOCUS-1 Das Produkt erinnert ein bisschen an R2-D2 aus „Star Wars“. Es ist ein Schritt in die Zukunft der Prozessautomatisierung: Dieser weltweit erste intelligente Prozessknoten kombiniert Prozessinstrumentierung und -regelung. In einem Joint Venture mit der Firma Krohne hat die Samson Group das Smart Meter Valve in Rekordzeit entwickelt und auf den Markt gebracht. FOCUS-1 (steht für: FLOW OPTIMIZED CONTROL USING SENSORS) vereint die gesamte Mess- und Regeltechnik in einem Gerät, ist also Sensor, Regelventil, Prozessrechner und Kommunikator gleichzeitig. Es macht Anlagen intelligent, spart Platz, Kosten und Ressourcen, vereinfacht die Installation und erhöht die Regelgüte. Mit seinem innovativen Ansatz zur Integration von Durchflussregelventilen mit Durchfluss-, Temperatur- und Drucksensoren bietet diese Neuheit einen umfassenden Einblick in die Prozess- und Anlagenleistung. Leistungsfähige Computer und eine fortschrittliche Kommunikationsarchitektur ermöglichen dem Benutzer den Zugriff auf Echtzeitinformationen, wann immer diese benötigt werden. Modulare Softwareanwendungen garantieren darüber hinaus eine schnelle Anpassung, um benutzerfreundliche und anwendungsspezifische Steuerungs- und Anlagenleistungsfunktionen bereitzustellen. Erst am 7. Dezember 2023 wurde FOCUS-1 mit dem „Best Industry Award“ ausgezeichnet.

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