Sinn & Invest

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1. Jahrgang, Ausgabe Nummer 1-2013 | ISSN 2198-2031

s nn & nvest Das Finanzbildungsmagazin

Wozu Finanzbildung?!?

Finanzpsychologie

Finanzhistorie

Finanzforensik

Wirtschaftsnobelpreis 2013

Eine etwas andere Finanzkrise

Der Vater des Schneeballs


s nn & nvest Sin

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Impressum:

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Europäisches Geldforum

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vest Mai 2014

Herausgeber: www.stiftung-finanzbildung.de (United Common Sense gemeinnützige Stiftungs UG haftungsbeschränkt) ISSN 2198-2031 Verlag: epk media GmbH & Co. KG Altstadt 296, 84028 Landshut Tel.: +49 (0)871 43 06 33–0 Fax: +49 (0)871 43 06 33–11 Redaktion: Edmund Pelikan (ep) verantwortlich, Evi Hoffmann (eh), Anita Forster (af) Schülerredakteure dieser Ausgabe: Ariana Kurtovic, Philipp Brunner Grafik, Layout: Simon Adlkirchner Foto-Quellen: shutterstock.com, pixelio.de, Titelbild: Katharina Wieland Müller, pixelio Nachdruck und Veröffentlichung nur mit ­Genehmigung des Herausgebers erlaubt. Beiträge und Autoren In den mit Autorennamen gekennzeichneten Beiträgen wird die Meinung der Autoren wiedergegeben. Diese muss nicht unbedingt mit der des Herausgebers übereinstimmen.

Schwerpunktthema in diesem Jahr: Wirtschaftsbuchautoren stellen ihre Werke vor und diskutieren mit den Teilnehmern. Ideal für Teilnehmer aus Wirtschaft, Lehre und Wissenschaft!

Genauer Veranstaltungstermin (in Kürze) sowie weitere Informationen unter:

www.sinninvest.de

Risikohinweise / Disclaimer Die Redaktion bezieht Informationen aus Quellen, die sie als vertrauenswürdig erachtet. Eine Gewähr hinsichtlich Qualität und Wahrheitsgehalt dieser Informationen besteht jedoch nicht. Indirekte sowie direkte Regressinanspruchnahme und Gewährleistung wird für jegliche Inhalte kategorisch ausgeschlossen. Leser, die aufgrund der in dieser Zeitschrift veröffentlichten Inhalte Anlageentscheidungen treffen, handeln auf eigene Gefahr, die hier veröffentlichten oder anderweitig damit im Zusammenhang stehenden Informationen begründen keinerlei Haftungsobligo. Ausdrücklich weisen wir auf die erheblichen Risiken hoher Wertverluste hin. Diese Zeitschrift darf keinesfalls als Beratung aufgefasst werden, auch nicht stillschweigend, da wir mittels veröffentlichter Inhalte lediglich unsere subjektive Meinung reflektieren. Für alle Hyperlinks gilt: Die epk media GmbH & Co. KG erklärt ausdrücklich, keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der gelinkten Seiten zu haben. Daher distanziert sich die epk media GmbH & Co. KG von den Inhalten aller verlinkten Seiten und macht sich deren Inhalte ausdrücklich nicht zu eigen. Diese Erklärung gilt für alle in den Seiten vorhandenen Hyperlinks, ob angezeigt oder verborgen, und für alle Inhalte der Seiten, zu denen diese Hyperlinks führen.


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Wer braucht schon ein Finanzbildungsmagazin?

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Du willst dein erstes Geld aus Ferienjob oder Ausbildung sparen, aber in der Zeitung steht, dass sparen dumm ist. Was ist richtig und was meinen die Zeitungsjournalisten damit überhaupt? Jeder spricht von Finanzkrise. Was ist das eigentlich? Ein Schülerredakteur sagt es dir durch Tulpen! Nach einigen Ausgaben „Sinn & Invest“ kannst du mitreden. Warum erhalten den Wirtschaftsnobelpreis drei Forscher, die zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen beim gleichen Thema kommen? Die Antwort hat eine Schülerredakteurin für dich aufbereitet.

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Hast du schon mal in einer Bank ein Konto eröffnet und hattest dabei ein mulmiges Gefühl, was falsch zu machen? Wir verschaffen dir ein gutes Gefühl, weil du weißt, was dich erwartet.

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Buchempfe Du hast nun die erste Ausgabe des Finanzbildungsmagazins „Sinn & Invest“ auf dem Bildschirm und wirst vielleicht gleich durchklicken. Was bringt dir die Lektüre?

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Impressum

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Wer braucht also ein Finanzbildungsmagazin? Jeder! Denn mit Geld muss fast jeder täglich umgehen. Jeder muss versuchen, sein Geld gut zu verwalten. Und jeden Tag versucht jemand, etwas von deinem Geld dir aus der Tasche zu locken. Mal wirst du es mit Freude hergeben, weil du das Smartphone oder die Schuhe unbedingt haben möchtest. Kannst du dir es aber überhaupt leisten? Ist ein Kauf auf Kredit wirklich gut für dich? Ein anderes Mal wirst du um dein Geld auch betrogen. Und nur durch Wissen um die Finanzwelt kannst du dich davor schützen. Auf den ersten 16 Seiten des Finanzbildungsmagazins „Sinn & Invest“ werden wir nicht alle diese Fragen beantworten können. Aber mit der Zeit wirst du ein Könner im Umgang und im Wissen um Geld sein. Deshalb viel Freude beim Lesen und bleibe neugierig! Deine www.stiftung-finanzbildung.de

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s nn & nvest Finanzpsychologie

Wirtschaftsnobelpreis 2013 Am 14.10.2013 erhielten drei Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Lars Peter Hansen, Eugene F. Fama und Robert J. Shiller wurden für ihre empirischen Analysen von Aktienkursen ausgezeichnet. Die Fachrichtung Ökonomie war schon immer dafür bekannt, Personen mit völlig unterschiedlichen Ansichten mit einem Nobelpreis zu ehren. Dies war auch in diesem Jahr der Fall. So haben Eugene F. Fama und Robert J. Shiller, trotz unterschiedlicher Behauptungen, den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaft erhalten.

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Eugene F. Fama (U.S. amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler)

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geboren: 14. Februar 1939 in Boston stammt aus einer Familie italienischer Einwanderer studierte Romanistik ist verheiratet und hat 4 Kinder

ist Professor für Finanzwissenschaften an der University of Chicago hat einflussreiche Beiträge zur Portfoliotheorie erarbeitet

Eugene F. Fama glaubt, dass die Finanzmärkte effizient sind und dadurch die Aktienkurse schwer vorherzusagen sind. So untersuchte Fama in den 60er Jahren mit Hilfe von Computern lange Zeitreihen von Aktienkursen der Börse in New York. Durch diese Strategie wollte er testen, wie schnell Informationen in die Kurse einfließen. Das Ergebnis dieser Forschung besagt, dass die Anleger zu einer eher rationalen Entscheidung neigen und dass alle Informationen, welche dem Markt bekannt sind, in die Aktienpreisbildung einfließen. Durch dieses Verfahren kam er zu dem Schluss, dass die Kurse durch die Unabhängigkeit der Kursentwicklung nicht vorhersagbar sind.

Bankett zur Preisverleihung 2012 © Nobel Media AB 2012, Foto: Helena Paulin-Strömberg

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Diese Hypothese von effizienten und damit emotionsfreien Kapitalmärkten bezieht sich


Finanzpsychologie

Nobelpreisverleihung 2012 Der Wirtschaftsnobelpreis wird von der schwedischen Reichsbank gestiftet und im Gedenken an Alfred Nobel vergeben.

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Š Nobel Media AB 2012, Foto: Alexander Mahmoud


s nn & nvest Finanzpsychologie

auf die Informationsverarbeitung und wird deshalb auch als Informationseffizienz bezeichnet.

Daraus schloss er, dass die Aktienkurse sich durchaus vorhersagen lassen.

Robert J. Shiller (U.S. amerikanischer Ökonom)

Lars Peter Hansen (U.S. amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler)

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geboren: 29. März 1946 in Detroit ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Yale University in New Haven vertritt keynesianischen Ansatz: Annahmen über die Unvernunft des Verhaltens ökonomischer Akteure im Jahr 2000: Buch „Irrationaler Überschwung“ erschien und wurde zum Bestseller

Robert J. Shiller hingegen meint, dass Finanzmärkte prinzipiell zu irrationalen Übertreibungen neigen, getrieben von der Angst und der Gier der Anleger. So behauptet er, dass Aktienkurse durchaus vorhersagbar sind. Um dies zu beweisen, griff er auf Erkenntnisse aus der Massenpsychologie und Verhaltensökonomie zurück, wo die subjektive Einstellung eine wichtige Rolle spielt. Folgend aus diesem Verfahren hat sich herausgestellt, dass nicht nur die Preise alle vorhandenen Informationen widerspiegeln, sondern auch die Emotionen der Anleger dabei eine wichtige Rolle spielen.

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geboren: 26. Oktober 1952 in Urbana erwarb Bachelor in Mathematik und Politikwissenschaften war von 1998 bis 2002 Vorsitzender des Wirtschaftsdepartments ist Professor für Wirtschaftswissenschaften und Statistik an der University of Chicago arbeitet über die verallgemeinerte Momentenmethode* und damit zusammenhängende Anwendungen in der Makroökonomie und der Finanzwissenschaft

Lars Peter Hansen behauptet, dass durch statistische Methoden, Theorien und Erklärungen Preisentwicklungen auf den Finanzmärkten überprüft werden können. Zur Begründung dieser Vermutung, arbeitete Hansen über die verallgemeinerte Momentenmethode* und die damit zusammenhängenden Anwendungen in der Makroökonomie und Finanzwissenschaft. Zudem nutzte er den Terminzins** als Vor-


Finanzpsychologie

hersagemöglichkeit für den Kassazins***. Heutzutage werden seine Methoden in dynamischen ökonometrischen Modellen angewendet.

Um für die Einladung zur Preisverleihung gerüstet zu sein – hier die offizielle Kleiderordnung:

Dadurch, dass Eugene F. Fama an der Vorhersagbarkeit der Aktienkurse zweifelt und Robert J. Shiller das Gegenteil behauptet, stellt sich nun die Frage, wieso zwei Personen gegensetzlicher Theorien einen Nobelpreis in diesem Jahr erhielten.

Banquet in Stockholm, this means wearing a black

Herren: For gentlemen who are guests at the Nobel tailcoat with silk facings, sharply cut away at the front, black trousers with two rows of braid down each leg, white stiff-fronted shirt, white stiff wing collar attached to the shirt with collar studs, white bowtie, white lowcut waistcoat, black dress socks and black formal shoes. Shirt studs and cufflinks should be silver or white. A

So beschäftigte sich Fama eher mit der Analyse von objektiven Faktoren der Finanzmärkte, während Robert J. Shillers Theorien auf die subjektiven Faktoren und Emotionen und Gefühle der Anleger eingehen.

white handkerchief is usually worn.

Das Nobelpreis-Komitee vergab jedoch mit Bedacht den diesjährigen Preis an beide Forscher mit der Begründung, dass es nicht nur eine richtige Theorie geben muss. Es sieht in beiden Theorien wichtige Beiträge zur ökonomischen Grundlagenforschung bei der Vorhersage von Aktienkursen.

---frei übersetzt: weißes Hemd, Frack und schwarze Hose sind Pflicht (Jogginghose und Schlabberlook sollten zu Hause bleiben)! ----

Durch die statistischen Auswertungen der Kursentwicklung auf Finanzmärkten von Lars Peter Hansen können die finanziellen Methoden besser analysiert und verstanden werden.

Banquet in Stockholm, the choice of evening gowns is

Those who have been awarded state decorations usually wear them: miniature medals plus up to four breast stars, a narrow neck riband and a broad riband or sash.

Damen: For ladies, being a guest at the Nobel endless. There are no restrictions to color and design, or even taste. Accessories nicely round up the perfectly chosen gown: purse or handbag, jewellery, and a pair of elegant shoes. Some wear long gloves and shawl,

Ariana Kurtovic, Schülerredakteurin

which are optional.

--------------------------------------------------* schließende Statistik, Schätzverfahren ** Terminzins: Zinssatz der für einen zukünftigen Zeitpunkt gilt. *** Kassazins: Zinssatz, der ab sofort für eine bestimmte Laufzeit gilt.

---Die Damen sind hier etwas freier Kreativität ist gefragt! ---Quelle: www.nobelprize.org

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s nn & nvest Finanzhistorie

Eine etwas andere Finanzkrise Das 17. Jahrhundert ist das goldene Zeitalter Hollands. Ein reicher Kaufmann erwarb eine Tulpenzwiebel für etwa 500 Gulden. Selbstverständlich diente sie nur zur Verzierung. Als ihm kurz danach ein Bootsmann Waren lieferte, lud er diesen zu einem Essen ein. Der Bote fand einen prächtig gedeckten Tisch vor, von dem er einen frischen Hering und eine Kanne Bier speiste. Nun sah er die Zwiebel liegen, hielt sie für eine gewöhnliche und verzehrte sie in aller Ruhe zu einem weiteren Hering. Diese Mahlzeit kostete den Kaufmann ein kleines Vermögen. Man spricht von der Zeit des Tulpenwahnsinns.

1624: 1.000 Gulden

bis 1637: bis zu 30.000 Gulden

ab 1637: Tulpen? Wer braucht Tulpen? Bildquelle: pixelio.de, Fotograf: Joujou

Der Auslöser ist im Jahr 1593 zu vermerken, als der Franzose Charles de L’Écluse eine Tulpenzwiebel in die Niederlande importiert hatte. Wenige Jahre später wurden Wohlhabende auf die ursprünglich türki-

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sche Pflanze aufmerksam. Sie legten sich private Gärten zu, in denen die Tulpenzwiebeln gezüchtet wurden. Hier traf man sich, unterhielt sich begeistert über diese neuen, exotischen Exemplare, und es entstand ein Tauschgeschäft zwischen den Züchtern. Aufgrund der hohen Beliebtheit sowie der Seltenheit der Tulipan, entwickelte sie sich zu einem finanziell kostbaren Gut. Künstler ließen die Zwiebel mit in ihre Werke einfließen, andere sammelten sie in Wunderkammern, ein Sammlungskonzept der frühen Museumsgeschichte. Anfang der 1630er Jahre waren erste Preisanstiege zu bemerken, bis die Preise in den Folgejahren auf ein extrem hohes Niveau explodierten. Die „Semper Augustus“, eine besondere Tulpenzwiebel, war 1624 noch für 1000 Gulden zu erwerben, 1637 benötigte man dafür die 30-fache Men-


Finanzhistorie

ge an Geld. Die teuersten Tulpen kosteten bis zu 30.000 Gulden. Zum Vergleich: Ein Haus bekam man zu diesem Zeitpunkt für 10.000 Gulden, und das durchschnittliche Jahreseinkommen betrug etwa 150 Gulden.

1593: Einfuhr der ersten Tulpenzwiebeln

Spätestens 1634 betraten Spekulanten den Markt, die Tulpen nicht nur in der Hoffnung kauften, sie zu späterer Zeit selbst in ihren Garten zu setzen, sondern sie erwarben, um diese bei steigenden Preisen mit Gewinn zu verkaufen. Solange die Preise stiegen, konnte man quasi nur gewinnen. Auf diese Weise wurden damals viele zum Millionär. Bis am 5. Februar 1637 bei einer der regelmäßigen Versteigerungen keine der angebotenen Pflanzen zu dem erwarteten Preis verkauft werden konnte. Es war der Zeitpunkt gekommen, an dem das Angebot größer als die Nachfrage war. Die Folgen waren logisch: Binnen weniger Tage brach in den gesamten Niederlanden der Markt zusammen. Der Wert der Tulpen fiel um 95 Prozent. Alle versuchten vergebens ihre Tulpen loszuwerden, Kredite konnten nicht mehr zurückgezahlt werden und wurden nicht mehr gewährt. Viele Händler verloren ihr gesamtes Vermögen, wenn sie es in Tulpen investiert hatten.

Das Angebot am Markt war gering, die Nachfra-

aus der Türkei Innerhalb weniger Jahre wurden Wohlhabende auf die exotische Pflanze aufmerksam...

ge hoch -> die Preise stiegen

Nachfrage Angebot Markt 1624: Eine Tulpenzwiebel war für etwa 1.000 Gulden zu erwerben. um 1634: Spekulanten betreten den Markt, um durch Kauf und Wiederverkauf des kostbar gewordenen Gutes hohe Gewinne und somit das „schnelle Geld“ zu erzielen Da die Nachfrage ungebrochen hoch ist, funktioniert dies auch zunächst... Februar 1637: Bei einer Auktion werden die geforderten Preise von mittlerweile bis zu 30.000 Gulden nicht mehr gezahlt (Nachfrage ist gesunken) -> aus Angst, ihr Geld zu verlieren, verkaufen viele

Es ist der erste Wirtschaftscrash der Geschichte, bei dem die Wirtschaft in Holland für mehrere Jahre zum Erliegen kam.

Leute ihre Tulpenzwiebeln -> das Angebot am Markt steigt erheblich und die Nachfrage nimmt weiter ab -> die Preise der Tulpenzwiebeln fallen ins Bodenlose, und die Spekulationsblase ist geplatzt.

Angebot Nachfrage Markt

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s nn & nvest Finanzfkabarett

Der Staat verbot, die Tulpenzwiebel als Wertobjekt zu handeln und untersagte jede weitere Spekulation. Die Blumenhändler und Gemeinden veranstalteten Treffen und versuchten, einen Weg aus der Krise zu finden. Es wurde Hilfe vom Staat gefordert. Doch dieser entschied sich dazu, nicht zu helfen. Der Staat vertrat die Meinung, dass die Händler selbst ihre Schuld tragen sollen. Hätte man sich da wohl besser für 2500

Gulden, dem durchschnittlichen Preis einer Tulpe, 15.000 Kilogramm Weizen, 24.000 Kilogramm Roggen, vier fette Ochsen, acht fette Schweine, zwölf fette Schafe, 400 Liter Wein, 4000 Liter Bier, zwei Fässer Butter, 1.000 Pfund Käse, ein Bett, einen Anzug und einen silbernen Trinkbecher anstatt einer einzigen Tulpenzwiebel gekauft.

Philipp Brunner, Schülerredakteur

Fuselanleihe Die Themen „Finanzblase“ und Spekulationen am Finanzmarkt erklärt der als Finanz-Kabarettist bekannte Chin Meyer - bei Markus Lanz auf etwas anderm Weg - jedoch äußerst anschaulich! Von der Fuselanleihe zur weit aus sichereren Suff-Sammel-Obligation - bis hin zur... seht selbst: Kurz zur Person: Nach erfolgreichem Abitur studierte Chin Meyer am Lee Strasberg Institute in London Schauspiel, um anschließend eine kurze Karriere als Musical-Sänger zu beginnen. Nebenher war er als Taxifahrer, DJ, Koch, Masseur, Heilpraktiker und Butler tätig.

Zu sehen auf YouTube: http://youtu.be/NMbVLtTmL-4 Oder einfach nebenstehenden QR-Code mittels QR-Code Scanner und Smartphone scannen.

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Im Alter von 36 Jahren verschrieb er sich komplett dem Kabarett und Improvisationstheater. Im Jahr 2000 kreierte er die Figur „Steuerfahnder Siegmund von Treiber“ und wird dadurch zum „Finanz-Kabarettisten“. 2010 erscheint sein Buch „Ohne Miese durch die Krise“. Der in Berlin lebende Kabarettist schreibt außerdem regelmäßig Kolumnen für den „Berliner Kurier“.


Finanzpädagogik

Ein Preis für Mezzanine Sind Sie der Meinung, Menschen sollten sich vor allem schon im jungen Alter mit dem wichtigen Thema Finanzen/Wirtschaft auseinandersetzen? Die gemeinnützige Stiftungs UG United Common Sense vertritt diese Ansicht. Das Resultat ist der Klaus-HildebrandPreis, welcher eine Belohnung von 500 Euro beinhaltet.

Schüler eines Gymnasiums, einer Fach-/Berufsoberschule oder einer Gesamtschule können ihre Seminararbeit über ein Thema aus dem Bereich der Wirtschaft und Finanzen einschicken. Die Arbeiten werden darauf von einer 5-köpfigen Jury bewertet, und anschließend wird ein Gewinner gewählt. Mitglieder der Jury sind beispielsweise der ehemalige Prä- v.l.: Volker Weber, Thilo Hoffmann, Helmut Schedel, Karin Hildebrand, sident der Fachhochschule Lands- MdL Dr. Thomas Goppel, Jonas Volkenand, Prof. Dr. Erwin Blum hut, Prof. Dr. Erwin Blum oder der Landtagsabgeordnete und ehemalige 2013. Hier eine kurze Zusammenfassung Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel. der Seminararbeit: Mit diesem Wettbewerb soll ein Anreiz für die Jugend entstehen, sich diesem Themen- Mezzanine-Kapital ist ein italienischer, bereich anzunähern und dran zu bleiben. weitläufiger, nicht eindeutig definierter BeAußerdem wird durch diesen Preis die Leis- griff von Finanzierungsarten für mittlere tung junger Menschen, die sich mit Finanz- bis große Unternehmen. Somit fallen ziembzw. Wirtschaftsthemen beschäftigen, lich viele Finanzierungsformen unter den geehrt. Träger, der 2013 zum ersten Mal Begriff „Mezzanine“. Da 99,7 Prozent aller vergebenen Auszeichnung, sind der „Think deutschen Unternehmen zum Mittelstand Tank“ sowie die Geldschule „United Com- gehören, beschränkt sich Jonas Volkenand mon Sense“. Jonas Volkenand, Schüler der darauf. Mezzanine-Finanzierungen sind Berufsoberschule Wasserburg am Inn, ge- eine Mischform aus Eigen- und Fremdkawann mit dem Thema „Mezzanine-Kapital pital. Dadurch kann die wichtige Eigenkaals alternative Finanzierungsform für den pitalquote verändert werden, wobei eine Mittelstand“ den Klaus-Hildebrand-Preis eindeutige Zuordnung zwischen den bei-

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s nn & nvest Finanzpädagogik

den Bilanzposten erst nach genauer Analyse möglich ist. Mezzanine-Kapital kann eigenkapitalähnlich sein, in Form von Genussrechten oder stillen Beteiligungen gegeben werden. Mezzanine-Kapital, das in Form von nachrangigen Darlehen oder Gesellschafterdarlehen gewährt wird, besitzt Fremdkapitalcharakter und ist in der Regel bilanziell als Verbindlichkeit zu erfassen. Die Ausgestaltung aller Finanzierungsinstrumente wird allgemein nach sechs Gesichtspunkten aufgebaut: Haftung, Vergütung, Erwerb von Unternehmensanteilen / Geschäftsführungsanspruch, zeitliche Verfügbarkeit, Besicherung und steuerliche Aspekte. Ein Teil dieser Merkmale können von Produkt zu Produkt unterschiedlich ausgestaltet werden, was die Mezzanine-Finanzierungen sehr flexibel macht. Eine individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Finanzierung ist möglich. Einer der wichtigsten Punkte einer jeden Finanzierung ist die Frage der Verzinsung. Grundsätzlich wird Mezzanine-Kapital höher verzinst als gewöhnliches Fremdkapital, jedoch niedriger als das bei einer Insolvenz als letztes befriedigte, tatsächliche

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Eigenkapital. Bei der Mezzanine-Finanzierung haben Unternehmen die Möglichkeit, zwischen einer laufenden Verzinsung und einer eigenkapitalähnlichen Gewinnbeteiligung frei zu variieren. Zusätzlich zu einer laufenden Verzinsung und erfolgsabhängigen Vergütungskomponente kann deshalb noch eine variable Vergütungsform kommen, die bei Erreichen vorab definierter Unternehmensergebnisse die Rendite des Mezzanine-Gebers erhöht – ein sogenannter Kicker. Somit kann der Kapitalgeber mit Equity-Kickern an der Wertsteigerung des Unternehmens teilhaben, indem er zu einem späteren Zeitpunkt doch noch Anteile an dem Unternehmen erwirbt. Dadurch entsteht für das Unternehmen ein doppelter Finanzierungseffekt. Mezzanine-Produkte sind gesetzlich nicht geregelt. Die einzige zwingende Voraussetzung für Mezzanine-Kapital ist die Nachrangigkeit hinter dem übrigen Fremdkapital des kapitalaufnehmenden Unternehmens. Die meisten Finanzierungen erfolgen fünf Jahre oder länger und in seltenen Fällen auch unbefristet. Eines der Hauptziele bei der Konstruktion von Mezzanine-Produkten ist die


Finanzpädagogik

Anrechungsfähigkeit als Eigenkapital zu erreichen. Besonders in der aktuellen Marktsituation ist eine Bilanzverbesserung deutscher Mittelstandsunternehmen zwingend erforderlich. Dadurch wird auch die Eigenkapitalquote erhöht. Dies steigert die Kreditwürdigkeit sowie das Rating eines Unternehmens. Verbriefte Standard-Mezzanine-Programme hatten in den Jahren 2000 – 2007 einen extremen Zuwachs von 10 Milliarden USD/Monat auf 100 Milliarden USD, ehe im Zuge der Finanzkrise im November 2007 die Neuemissionen in Westeuropa und den USA einbrachen. Das Gesamtvolumen von Mezzanine-Produkten auf dem europäischen Kapitalmarkt brach zwar ebenfalls ein, blieb aber im Gegensatz zu seinen Mantelprodukten, die mehrere MezzanineFinanzierungen zu einem Anlageprodukt bündeln, weiterhin bestehen. Mezzanine-Kapital mit seinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und einzigartigen Vorteilen ist bei den potentiellen Kapitalnehmern noch viel zu unbekannt, um Mezzanine als einen Ausweg aus der Krise anzusehen. Die Möglichkeiten und Wachstumschancen,

die sich für Kapitalnehmer ergeben, sind jedoch enorm und sollten deshalb öfter genutzt werden. Mezzanine-Kapital besitzt genau die Eigenschaften, die derzeit zur Überwindung der Krise benötigt werden. Es bringt den Unternehmen Liquidität und finanzielle Stabilität. Voraussetzung hierfür ist selbstverständlich, dass Mezzanine-Geber das Risiko der Mezzanine-Finanzierung eingehen, also selbst dieses Vertrauen aufbringen. Mezzanine-Kapital kann ein Baustein für einen zügigen Ausweg aus der Krise darstellen, wird jedoch nicht im Alleingang sämtliche Finanzprobleme lösen. Es ist und bleibt aber eine interessante Finanzierungsmöglichkeit für Unternehmen und eine ertragreiche, wenn auch risikoreiche und ungeregelte Anlageform für Investoren. 2014 wird der Klaus-Hildebrand-Preis ein zweites Mal im Rahmen der Sinn & Invest Frühjahrsveranstaltung im Mai in Landshut vergeben. Bis zum 20.02.2014 können noch Seminararbeiten eingereicht werden. Mehr Informationen finden Sie unter www.unitedcommonsense.de.

Philipp Brunner, Schülerredakteur

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s nn & nvest Finanzforensik

Der Vater des Schneeballs Anlagebetrug ist allgegenwärtig. Allein im Jahr 2013 untersuchten die deutschen Staatsanwaltschaften bereits zwei große Fälle mit Großrazzien mit Schwerpunkt Frankfurt und Dresden. Der vermutete Schadenswert für Anleger liegt zusammen weit über 500 Millionen Euro. Im Dezember 2013 ging ein Prozess durch die Presse, bei dem die Frau des FC Bayern-Doktors Müller-Wohlfahrt Betrügern aufgesessen ist und voraussichtlich 570.000 Euro verlor. Die Masche: Man versprach eine Rendite von 60 Prozent durch Rohstoffspekulationen.

Finanzbetrug und die entsprechenden Gegenmaßnahmen in Form der Finanzforensik sind so alt wie das Thema Geld selbst. Früher wurde „nur“ zum Beispiel bei Goldmünzen minderwertiges Metall beigemischt. Aber mit der zunehmenden Komplexität der Finanzwelt wurden auch die Betrügereien schwieriger zu entlarven.

gründete die „Old Colony Foreign Exchange Company“. Das Geschäftsmodell sollte der Handel mit Bezugskupons für internationale Post-Antwortscheine sein. Die Idee war, dass Kurzinfo zum Betrugsfall Charles Ponzi: Zeitraum: 1919 / 1920 Betrugsart: Schneeballsystem Masche zur Manipulation: Exorbitant überhöhte Rendite Anlegerpsychologie: Aktivierung von Gier beim Anleger

Das zeigt das erste Beispiel von Charles Ponzi (1882 bis 1949) aus unserer Serie Finanzforensik:

Kritische Fragen zur Vermeidung: - Wie kommt diese Rendite zustande? - Worin wird investiert?

Ponzi war ein italienischer Einwanderer, der den Überlieferungen nach mit nur 2,50 Dollar in Kanada 1903 ankam. Nach ersten Konflikten mit der Justiz siedelte er nach Boston um. Ende 1919 war es dann soweit: Er

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- Kommen die „Zinsen“ oder „Ausschüttungen“  aus Ertrag? - Wo liegen die Risiken? - Welche Sicherheiten werden geboten?


Buchempfehlungen:

der Rückkauf der zunächst an die Währungen Europas gekoppelten Rückportokupons durch den Währungsverlust nach dem ersten Weltkrieg zum Bruchteil des in den USA üblichen Preises möglich wäre. Verbunden war die Geschäftsidee mit einem Renditeversprechen von 50 Prozent innerhalb von 45 Tagen. Anstatt aber vorsichtig beziehungsweise misstrauisch zu werden, überschwemmten Anleger Ponzi mit Geld. Dieser hielt sich aber gar nicht mehr mit der Investition in die Rückportokupons auf, sondern zahlte die Zinsen an die bisherigen Anleger aus dem „frischen“ Geld der neuen Anleger. Heute wird diese Art von Betrug Schneeballsystem genannt. Im Angelsächsischen hat sich der Begriff „Ponzi-Scheme“ dafür eingebürgert, und so wurde Charles Ponzis zweifelhafter Ruhm als krimineller Erfinder des Schneeballsystems zementiert. Ein Journalist der „Boston Post“ hatte mit gesundem Menschenverstand einmal nachgerechnet und in einem Zeitungsbericht Zweifel angemeldet, dass das System rechnerisch funktionieren könne. Die Folge zeichnete sich im Juli 1920 ab. Erste Anleger forderten ihr Geld zurück, und eine Buchprüfung wurde angeordnet. Damit brach das System zusammen. Etwa 40.000 Anleger verloren weitgehend ihr Geld, denn von 15 Millionen US-Dollar waren nur noch 1,5 Millionen da. In etwa entspräche dieser Schaden heute 150 Millionen Dollar. Nach einer Haftstrafe und weiteren Betrügereien wurde er 1934 nach Italien abgeschoben. Edmund Pelikan

So funktioniert der Finanzforensik Geldmarkt Das Taschenbuch beschäftigt sich u.a. mit den Fragestellungen: Wie setzt sich der Geldbestand zusammen? Welche geldpolitischen Instrumente setzen Zentralbanken ein? Wann drohen Inflation bzw. Deflation? Außerdem Thema Kredite, Wertpapiere und wichtige Zinssätze. Verlag: Haufe, 6,95 Euro, ISBN 978-3-648041-22-2

Langenscheidt: Bank – Deutsch Deutsch – Bank Die Sprache der Banker und Börsianer kennenund verstehen lernen - erfahren Sie außerdem, welche Bank, welcher Berater und welches Finanzprodukt zu Ihnen passt. Verlag: Langenscheidt, 9,99 Euro, ISBN 978-3-468738-73-9

Monetäre Demenz? Dieses Booklet ist ein Monetäre Aufruf, sich mehr mit FiDemenz? nanzthemen auseinander10 Gebote der Anlegermündigkeit zusetzen. Die „10 Gebote der Anlegermündigkeit“ sollen zum Nachdenken und zu mehr Eigenverantwortung aufrufen. Frei nach dem Motto: „Was sagt mir mein gesunder Menschenverstand?“ Edmund Pelikan

Monetä re Demenz?

Über Geld redet man nicht, heißt ein Sprichwor t. Aber dass man auch nicht über Finanzthemen nachdenk en soll, ist damit nicht gemeint. Die Mehrheit der Bundesbürger sieht sich selbst als monetäre Analphabeten. Studien belegen eine Abneigung der Menschen , sich mit ihren Finanzen auseinand erzusetzen. Sie verdrängen und vergessen Grundregeln des gesunden Menschen verstandes und übernehmen keine Eigenverantwortung als Anleger. Das ist mit monetärer Demenz gemeint! Dieses Booklet ist ein Aufruf für mehr Anlegerm ündigkeit!

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„Jugend wirtschaftet!“

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