Artmagazine#13

Page 1

www.artmagazine.cc

# 13MISSION//CHANGE

Ze i tge n ö s s i s c he K u n s t Kla ssi s c h e M o d e rn e Auktionswoche 21. – 25. November 2016 Palais Dorotheum, Wien

www.dorotheum.com


Artmag_Pazooki_Layout 1 16.09.16 11:41 Seite 1

LEILA PAZOOKI JELLY STATE OF MATTER @ HILGER NEXT

1100 Wien, Absberggasse 27/2.3 T: +43 - 1 - 512 53 15 200 katrin.dworczak@hilger.at www.hilger.at Do–Sa: 12–18 Uhr 16. September bis 15. Oktober 2016

Kippenberger_138x199.indd 1

23.08.16 14:48

Liebe Leserin, lieber Leser!

Werner Rodlauer, Herausgeber

AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE WIEN

ROAD*REGISTERS AUFZEICHNUNGEN MOBILER LEBENSWELTEN 30.09.-06.11.2016 WEITERLEBEN | IN ANDEREN WORTEN ÜBER LEBEN? 18.11.2016-08.01.2017

3

... und dann ist alles anders... Der Kunstbetrieb ist beständigen Veränderungen unterworfen - in den letzten Jahren mehr denn je. In diesen Zeiten braucht es Anpassung und Flexibilität, und manchmal etwas ganz Neues. Franz Wojda widmet sich nun der Software zur Dokumentation von Kunstsammlungen, Henrikke Nielsen und Oliver Croy haben sich Wien als neuen Standort ihrer Galerie ausgesucht, das Sammlerpaar Iris und Timo Miettinen wollen in ihrem Kunstsalon in Berlin vermehrt politische Kunst zeigen, Andrea von Goetz holt die internationale Kunstszene nach Bad Gastein und Andreas Huber hat seine Galerieräume geschlossen, um über das Modell Galerie neu nachdenken zu können. Lassen Sie sich von den Ideen dieser Menschen motivieren und folgen Sie uns auf www.artmagazine.cc, wo Sie noch viele weitere Inspirationen finden.

Mein Mission St a t em ent beim S a m meln: Agieren, nicht reagieren! Franz Wojda, Kunstsammler

4

In Wien gibt es eine sehr gut e inst it ut ionelle L a nd scha f t Henrikke Nielsen, Galeristin

5

Es ist m eine Vera nt wort ung, d ie K u nst werke m it a nd eren zu t eilen Timo Miettinen, Kunstsammler

6

„. . . d a nn m uss d er Berg zum Prophet en kom m en!“ Andrea von Goetz, Kunstsammlerin und Organisatorin

7 Ich will einen weniger konser vativen Kunstbetrieb Andreas Huber, (Ex)Galerist IM P R E S S U M : C HE F R E D A K T I O N, HER AU S G EB ER : Werner Rodlauer REDAKTION S- UN D VERWALTUNG S A DRE S S E : a rt m a g a zi n e Kun st -In fo rm a t i o n sg e se llsc ha ft m .b.H ., B re i t e G a sse 1 7 /4 , 1 0 7 0 Wi en , T: + 4 3 1 2 3 1 4 0 9 3 , E : r ed a k ti on @a r tm a ga z i n e. c c , w w w . a r t m a g azi n e.cc ANZ EI G ENLEI T UN G: Aur elia J ur t schit sch, anz eigen@ar t m a g a zi n e .c c . G RA F IK: a rt m a g a zi n e .c c . DRU C KP RO DU KT IO N: fre e a g e n t d ba , j o ha n n e s la c k n er , k l a gen f u r t a m w ör th er s ee. C O V E R : G ü nt her U ecker, „R au m zerteilt er Vor st ellung“, 1982, 30/1- 30, 63x15x1 5 c m , A uk t i o n Z e i t g e n ö ssi sc he Kun st , No v e m be r 2 0 1 6 , P a la i s Do ro t he um , © B i ld re c h t, Wi en 2 0 1 6 . ( B ez a h l te A n z ei ge)


Mein Mission Statement beim Sammeln: Agieren, nicht reagieren!

w w w . a r tm a ga z i n e. c c

| 3

Anfang der 1970er Jahre begann die lange Sammlerkarriere von Franz Wojda, die bis heute andauert. Mit der Publikation des Buches „Das Sammeln zeitgenössischer Kunst“ ist eine neue Leidenschaft hinzugekommen: Das Vermitteln der Begeisterung und der richtigen Vorgangsweise beim Kunstsammeln. artmagazine.cc sprach mit Franz Wojda über den Erfolg seines Buches und seine neue Mission: Die elektronische Dokumentation von Kunstsammlungen. I nterview : werner rodlauer

T. ME I N E H ER KU

Das Galerienfestival mit internationalen Kuratorinnen und Kuratoren in Wien curatedby.at

BE HA I

S U A

FT

Haben Sie diese Reaktionen alle in per- Jetzt sind wir aber bei einem Detail Ihrer Auseinandersetzung mit dem Samsönlichen Gesprächen erfahren? meln gelandet. Sie haben im Buch ja Natürlich auch, aber wir haben das Buch den Begriff des ganzheitlichen Ansatzes in vielen unterschiedlichen Institutionen geprägt. vorgestellt. Darunter Auktionshäuser, Museen, Galerien, Steuerberatungsunter- Ja, das ist richtig! Der ArtAssistant ist beim nehmen und Finanzdienstleister. Bei allen Sammeln ein Detail. Aber auch den ihm zu diesen Präsentationen haben sich interes- Grunde liegenden Anforderungen sind sante Gespräche entwickelt, ganz unabhän- umfassende, ganzheitliche Betrachtungen gig davon, ob und wie intensiv die Zuhörer - im Querbezug zu dem im Buch vorgesich mit Kunst und dem Sammeln ausein- stellten Modell - angestellt worden. Unter Beachtung dieses ganzheitlichen andersetzen. Ansatzes gelingt es einer Sammlerin oder Haben auch Sie durch diese Diskussi- einem Sammler, in dieser komplexen Kunstwirtschaft zu „agieren und nicht nur onen neue Erkenntnisse gewonnen? zu reagieren“. Bei den beschriebenen Sammlertypologien und den sie beschreibenden Merkmalen Werden die zuletzt gewonnenen Erkenntkonnte ich feststellen, dass die Differen- nisse in eine Neuauflage des Buches einzierungs- und Einteilungskriterien durch- fließen? aus als geeignet angesehen werden, jedoch eine Präzisierung der Ausprägung einzel- Ich denke natürlich über eine Neuauflage ner Merkmale in Zukunft wünschenswert des Buches nach, zuerst möchte ich mich aber der Übersetzung ins Englische widist. Die Beschreibung des Sammlungspro- men. Eine Reihe meiner internationalen zesses und dessen Unterteilung in einen Kunstfreunde haben schon danach gefragt strategischen und operativen, situativen und es ist mir daher ein großes Anliegen. Abschnitt wurde sehr positiv kommentiert Allerdings ist die Finanzierung noch nicht und das von mir entwickelte Vorgehensmo- geklärt, doch ich hoffe sehr, einen Sponsor dell als wichtige Hilfestellung bezeichnet. zu finden, der dies unterstützt. Bei der Präsentation und Verwaltung der Sammlung dagegen, ist der entsprechende Abschnitt im Buch noch sehr allgemein Franz Wojda geblieben, was auch durch die Vielzahl und Das Sammeln zeitgenössischer Kunst Breite der Möglichkeiten von mir so beabVerlag für moderne Kunst, Wien sichtigt war. ISBN 978-3-903004-66-5

Foto: Lisa Rastl

N

Das Buch „Das Sammeln zeitgenössischer Kunst. Ein ganzheitlicher Ansatz“, ist nun seit etwas mehr als neun Monaten Und Sie haben nun eine eigene Software auf dem Markt. Welche Reaktionen gab entwickelt? es bisher darauf? Ich habe sie nicht selbst entwickelt. Ich Ich bin vielen Kunstfreunden begeg- habe mir dazu einen Partner, in Form eines net, die sich äußerst positiv dazu geäußert Softwarehauses gesucht und gefunden. haben. Mein Credo für das Sammeln und Mit „hgi systems“ wurde nun der ArtAsdamit Mission Statement „agieren, nicht sistant, eine Software für Kunstsammreagieren“, ist voll verstanden und geteilt ler, auf Basis eines vorhandenen Datenworden. Darüber hinaus haben der metho- banksystems, entwickelt. Der ArtAssistant dische Ansatz und die empfohlenen Vorge- soll eine breite Anwendung gewährleisten, hensweisen breite Anerkennung gefunden; aber auch mit geringem Aufwand an evenauch die Behandlung der Einzelthemen wie tuelle individuelle Bedürfnisse des jeweiQualität in der Kunst, der Kunstmarkt und ligen Benutzers angepasst werden können. dessen Akteure sowie rechtliche und steu- Ich bin nun über das Pilotstadium hinaus, erliche Aspekte beim Sammeln. So sind voll in der Umsetzung, wobei ich dabei von Vielen, die Bedeutung des Urheberrechtes meinem Enkel Philipp unterstützt werde. für das Sammeln, mit Aspekten wie Ver- Er lernt dabei die Kunstwerke noch detailvielfältigung, das Ausstellen oder Online– lierter kennen und weist mich „beinhart“ Stellen, oder Fragen um das Copyright des auf Lücken in der bisherigen DokumentaFotos eines Werkes, erst bewusst geworden tion meiner Sammlung hin! So ist es für uns beide auch ein Lernprozess. - und das auch erfahrenen Sammlern!

Franz Wojda in seinen eigens erbauten Räumen für die Schau-Lagerung der Sammlung, Foto: Wojda

DACH E G

Ja, das war schon während der Fertigstellung des Buches eine nächste Zielsetzung. Bei der konkreten Umsetzung für meine eigene Sammlung, habe ich meine Anforderungen für die Auswahl anhand von am Markt angebotenen Softwareprodukten definiert. Dabei musste ich erkennen, dass vielfach Programme angeboten werden, die über eine umfangreiche Funktionalität verfügen, die wesentlich über meine eigenen Anforderungen hinausgeht und Module besitzen, die ich gar nicht nutzen will. Ich habe nun Kriterien spezifiziert, die für mich, aber, wie ich meine, auch für ein breites Spektrum von „Privatsammlern“ relevant sein sollten und deren Bedürfnisse schwerpunktmäßig abdecken.

MI R S E CH L

Franz Wojda: Nein überhaupt nicht! Ich bin als ehemaliger Universitätsprofessor wohl darauf konditioniert, mein Wissen zu vermitteln. Außerdem freut es mich immer, wenn ich Sammler treffe, die sich so wie ich aktiv mit der Kunstwirtschaft und ihren Prozessen auseinandersetzen. Und diese sind seit der Veröffentlichung meines Buches deutlich mehr geworden!

Sie haben sich in letzter Zeit sehr ausführlich und detailliert mit der digitalen Sammlungsverwaltung für Ihre eigene Sammlung beschäftigt.

B S T

artmagazine.cc: Normalerweise kümmern sich Kunstsammler doch ganz egoistisch um ihre eigene Sammlung, den Verleih von Werken und den Ankauf neuer Arbeiten. Sie haben begonnen, Ihr Wissen weiter zu geben. Haben Sie nicht Angst, dass Kunstsammler, die nach Ihren Methoden vorgehen, Ihnen die interessantesten Werke vor der Nase wegkaufen?


4 |

w w w . a r t mag azin e.cc

In Wien gibt es eine sehr gute institutionelle Landschaft

„Bye Bye Berlin. Thank you for everything. We will miss you. See you in Vienna.“ Mit diesen Zeilen verabschiedet sich die Galerie Croy Nielsen von ihrem Berliner Publikum auf ihrer Website. Man entschloss sich nämlich, den Laden nach Wien zu verlegen – was man keineswegs als Entscheidung gegen Berlin, sondern als eine für Wien verstanden wissen wolle, wie man sogleich erklärte: Aufgrund der Schließung einiger Galerien in den vergangenen Monaten, darunter Croy Nielsen, war nämlich mancherorts bereits der Niedergang der Berliner Galerienszene befürchtet worden. Croy Nielsen vertreten Künstlerinnen und Künstler einer mittleren Generation wie Nina Beier, Marie Lund, Joshua Petherick und Mandla Reuter ebenso wie ganz junge, etwa Hugh Scott-Douglas, Olga Balema oder den in Wien lebenden Andy Boot. Darüber hinaus findet sich auch der bereits 1990 verstorbene und in Dänemark sehr renommierte Maler Albert Mertz auf ihrer Liste. Acht Jahre lang betrieb Henrikke Nielsen, dänische Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kritikerin, mit ihrem Mann Oliver Croy, Künstler mit österreichischen Wurzeln, ihre Galerie in der deutschen Hauptstadt; der Kunsthandel entwuchs einem Projektraum. In der Wiener Innenstadt fand das Galeristenpaar nun ein neues Geschäftslokal, das im Herbst eröffnet werden soll. artmagazine.cc sprach mit Nielsen über Beletage-Räume in der Wiener Innenstadt und lokale Prägungen sowie die rege Galerientätigkeit und die gut aufgestellte institutionelle Landschaft in ihrer neuen Heimat. I nterview : nina schedlmay er

Croy Nielsen Wien, Foto: Galerie

artmagazine.cc: Sie entschieden sich, mal gefragt, welche Bedeutung der phyvon Berlin nach Wien zu ziehen. Worauf sische Ort jetzt noch habe – wo sich doch freuen Sie sich hier? so viel digital abspiele oder aber ohnehin auf Messen. Und ich bin davon überzeugt, Henrikke Nielsen: Grundsätzlich tut ein dass der Standort nach wie vor immens Wechsel gut. Die Galerie hat in Berlin gut wichtig ist: Er ist der Kern. Daher ist für funktioniert, wir hatten aber Lust auf Ver- uns die aktuelle Situation ja auch so spanänderung und sehen hier ein großes Poten- nend. Man verlegt eben nicht einfach nur zial. Mein Mann und Galeriepartner ist ein Büro. Österreicher – da lag es nahe, nach Wien zu gehen. Unser Programm ist klar von Ber- Es ist ja doch entscheidend, mit wem man lin geprägt und wir freuen uns darauf, es bei der Eröffnung spricht, hinterher auf in einem Wiener Kontext zu präsentieren einen Drink geht, oder? bzw. es von hier aus weiter zu entwickeln. Außerdem gibt es hier eine sehr gute insti- Auf jeden Fall. Nichtsdestotrotz bleiben tutionelle Landschaft, auch die Kunst- die Messen wichtig, auch das internationahochschulen leisten gute Arbeit. le Netzwerk. Welche Wiener Institutionen schätzen Sie haben viele junge Positionen im ProSie besonders? gramm. In Wien heißt es oft, dass diese in den hiesigen Galerien unterrepräsenDurchgehend alle Museen, aber ganz wich- tiert seien. Wie sehen Sie das von außen? tig ist auch die junge Szene, etwa die Projekträume Garret Grimoire, wellwellwell, Es stimmt, unser Programm ist relativ Gärtnergasse 1 und Autocorrect. jung. Wir sind hier aber nicht die einzigen; ich finde die Situation – für die Größe der Mit Ihrem Umzug ändert sich auch das Stadt – durchaus gut. Neben Emanuel Layr kollegiale Umfeld. Welche Verbindungen haben etwa auch Meyer Kainer jüngere gibt es bereits zur Wiener Galerienszene? Künstler im Programm. Wir werden bei der viennacontemporary mit Emanuel Layr einen Stand teilen. Wir gehören derselben Generation an, sind auch vom Programm her nicht so weit voneinander entfernt. Und natürlich freuen wir uns darauf, andere Galerien der Stadt näher kennen zu lernen.

Wie sind Sie auf die Räume am Parkring 4 gestoßen?

Nielsen: Unsere neuen Räumlichkeiten sind in der Beletage gelegen. Wir haben uns viele Arten von Räumen hier angesehen und suchten anfänglich, eher traditionell, ein Ladenlokal. Wir fanden es dann Wie wird der neue Standort das Pro- aber ganz spannend, etwas anderes auszugramm beeinflussen? probieren. Für uns, von außen kommend, sind es Räume, die typisch für Wien sind. Das lässt sich noch nicht so genau sagen. Natürlich steht unser Programm in Verbindung mit dem lokalen Kontext, und es CROY NIELSEN wird sicher von Wien geprägt werden. Der Parkring 4, 1010 Wien Standort ist immer relevant, nicht nur in Tel: +49 (0)179 793 58 36 Bezug auf die Künstler, mit denen man info@croynielsen.de arbeitet, sondern auch für die Art, wie man www.croynielsen.de Ausstellungen macht. Wir werden manch-

138x98_artmagazine_01_DU.pdf

1

11.08.16

10:42


Iris und Timo Miettinen, Foto: Achim Hatzius

w w w . a r tm a ga z i n e. c c

| 5

Es ist meine Verantwortung, die Kunstwerke mit anderen zu teilen Der finnische Sammler Timo Miettinen hat in Berlin einen Salon in der Tradition der Gründerzeit eröffnet, in dem er nicht nur seine Sammlung präsentiert, sondern auch Lesungen, Ausstellungen und Treffen mit KünstlerInnen und SammlerInnen veranstaltet. Mit Julien Robson spricht er über Künstler, das Sammeln und seine Motivation für die weitere Entwicklung der Miettinen Collection. Interview : julien robson

artmagazine.cc: Wie haben Sie begonnen Welche KünstlerInnen sind Ihnen zu sammeln und wie hat sich Ihre Samm- besonders wichtig? lung entwickelt? Mein Lieblingskünstler ist Secundino Timo Miettinen: Meine Mutter hat in Hernández, den ich vor fast zehn Jahden 1970er Jahren Landschaftsmalerei aus ren kennengelernt habe. Es war toll, seine Finnland gesammelt und ich habe sie oft zu internationale Karriere zu verfolgen. Er Auktionen begleitet. Ich bin von Haus aus ist ein Maler der seine spanischen Wurzeln ein Sammler und habe in meiner Jugend und die dortige Kunstgeschichte respekMünzen und Briefmarken gesammelt. Im tiert aber seine Kunst erscheint absoJahr 2002 habe ich meine Frau Iris ken- lut international und er entwickelt seinen nen gelernt und ab dem Jahr 2003 haben eigenen Stil. Auch die finnischen Künstwir begonnen gemeinsam zu sammeln – lerinnen Marianna Uutinen und Kirsi Iris ist Architektin mit einem sehr guten Mikkola schätze ich. Kirsi ist bekannt für Geschmack und umfassendem Wissen über ihre collage-artigen und oft sehr farbenArchitektur, Kunst und Design. Als wir frohen Arbeiten. Derzeit ist sie Professorin dieses schöne historische Gebäude aus der für gegenständliche Malerei an der AkaZeit des Eklektizismus – im Berliner Stadt- demie der bildenden Künste in Wien. Und teil Charlottenburg – kauften, hatte ich die dann, nicht zuletzt, Janne Räisänen und Idee, dort einen Salon (den Salon Dahl- seine figurativen, expressionistischen und mann) zu eröffnen und die Sammlung humorvollen Gemälde. Er hatte gerade erst Miettinen der Öffentlichkeit zu präsentie- eine großartige Einzelausstellung in den Krinzinger Projekten in Wien. ren. Hat es in der Entwicklung Ihrer Samm- Welche Art von Verantwortung hat man, lung eine bestimmte Vision oder einen wenn man Kunstwerke besitzt? Schwerpunkt gegeben, die Ihnen bei der Ich denke dass meine Verantwortung darin Auswahl der Ankäufe helfen? liegt, die Kunstwerke mit anderen zu teiUm ehrlich zu sein, habe ich wohl keinen len, also Leihgaben an Museen zu geben wirklichen Schwerpunkt. Alles begann, als oder die Miettinen Collection im Salon Iris und ich unsere Wohnung in Helsinki Dahlmann zu zeigen. Ich habe auch eine neu einrichteten und wir unbedingt neue Verantwortung den KünstlerInnen gegenKunst an den Wänden haben wollten. Die über, meine Sammlung öffentlich zu zeiersten Werke waren ein großes Gemälde gen. des US-Amerikanischen Künstlers Donald Sultan und ein weiteres des Belgiers Pierre In den letzten Jahren haben viele zeitgeAlechinsky. Die Sammlung ist internatio- nössische KunstsammlerInnen Ausstelnal und besteht vorwiegend aus Gemälden lungsräume errichtet, die jenen von Priund Skulpturen mit einem ziemlich hohen vatmuseen sehr ähnlich sind. Der Salon Anteil an Kunst aus Deutschland und Dahlmann ist da wesentlich intimer. Was Finnland. – Ich mag es, finnische Kunst hat Sie dazu bewogen, den Salon Dahlim internationalen Kontext zu fördern, mann zu eröffnen? auch im Salon Dahlmann. Heute haben wir aber auch Fotografie in der Sammlung und Der Salon Dahlmann ist nicht nur ein nachdem sich mein Wissen über Kunst wei- Kunstraum, sondern ein Treffpunkt für ter entwickelt, könnten Konzeptkunst und Menschen, die aus unterschiedlichen KreiInstallationen ein Thema für die Zukunft sen und Verhältnissen kommen. Er nimmt ein ganzes Stockwerk in unserem Gebäusein.

de in der Marburger Straße 3 ein – eines der wenigen Geschäfts- und Wohnhäuser im Stadtteil Charlottenburg, das den Krieg ohne wesentliche Beschädigungen überstanden hat. Das Gebäude ist ein außergewöhnliches Beispiel der Architektur der Gründerzeit in Berlin und beherbergte von Beginn an viele kreative Denker und schöpferische Ideen. Der Salon Dahlmann setzt diese Tradition fort und präsentiert ein umfassendes Programm, das Konzerte, Performances, Workshops und Abendessen miteinschließt, genauso wie unser Ausstellungsprogramm. In diesem Kontext ist Kunst eine gemeinsame Basis, die die Menschen zusammenbringt. Wir zeigen jedes Jahr Werke aus der Miettinen Collection, aber auch andere Privatsammlungen und extern kuratierte Ausstellungen. So setzt sich etwa die aktuelle Ausstellung “Ach die sind heute so unpolitisch” aus Werken zweier bedeutender deutscher Privatsammlungen zusammen: Der Sammlung Wemhöhner und der Sammlung Niemann (Sammlung Haus N). Aber nachdem unsere Sammlung wächst, möchten wir ab dem Jahr 2018 einen Schwerpunkt auf die Miettinen Collection legen. Davor, 2017, feiert mein Heimatland Finnland das hundertjährige Jubiläum seiner Unabhängigkeit und das wollen wir mit mehr Kunst aus Finnland feiern. In der ersten Ausstellung im Jänner 2017 zeigen wir Arbeiten des Künstlers Tom of Finnland. Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Sammlung? Wir werden den Schwerpunkt Malerei beibehalten, aber werden sie um Foto-, Videound Konzeptkunst erweitern – vielleicht auch mit politischen Inhalten. SALON DAHLMANN Marburger Straße 3, 10789 Berlin Tel: +49 (0)30 21 90 98 50 info@salon-dahlmann.de www.salon-dahlmann.de

Klassische Moderne und Gegenwartskunst 16. – 19. Februar 2017

Messe Karlsruhe | www.art-karlsruhe.de

Gottfried Bechtold, Pallas Athene, 2011

KARLSRUHE GOTTFRIED BECHTOLD 21.10.2016–26.2.2017


6 |

w w w . a r t mag azin e.cc

„... dann muss der Berg zum Propheten kommen!“ Bad Gastein, einst mondäner Kurort der betuchten Gesellschaft der Jahrhundertwende, hat einen langsamen, unaufhaltsam scheinenden Abstieg hinter sich. Die großen Kurhotels sind geschlossen, das Kongresszentrum am berühmten Wasserfall schimmelt vor sich hin. Trotzdem entdeckt eine junge, hippe und kunstaffine Gesellschaft den etwas morbiden Charme des kleinen Ortes in den Alpen. Der Grund dafür ist unter anderem das Engagement von Andrea von Goetz und Schwanenfließ, Hamburger Kunstsammlerin und Organisatorin, die mit der von ihr ins Leben gerufenen Veranstaltung „Sommerfrische Kunst“ die aktuelle Kunstszene in die Berge lockt. I nterview: werner rodlauer

artmagazine.cc: Wie erlebten Sie denn Sommerfrische Kunst, denn die Kombidie Situation in Bad Gastein, als die Idee nation „Raus aus den Messehallen und der zur Sommerfrische Kunst aufkam? Stadt und rauf auf den Berg“ und trotzdem spannende Positionen an ungewöhnAndrea von Goetz: Das ist jetzt sieben oder lichen Orten sehen zu können, das ist glauacht Jahre her. In der Gasteiner Touris- be ich die Mischung, die uns so erfolgreich muswirtschaft wurden gerade die Weichen macht. Das ist ein bisschen das moderne gestellt, um das Thema Sommerfrische zu Worpswede. „reaktivieren“. Kunst, Jazz und kulturelle Dass ich den Ort Bad Gastein bzw. alle Veranstaltungen sollten die tragenden Einwohner zu Kunstfans machen möchte, Säulen werden. Es hat sich aber inner- war nie meine Intention, sondern ich habe halb der letzten sechs Jahre die Kunst mit vor Ort meine Partner, die von Anfang an dem Stipendiatenprogramm der Kunstre- hinter der Idee standen und es immer noch sidenz und den jährlich wachsenden Aus- tun und das ist das Wichtigste. Allen voran stellungen zum Höhepunkt entwickelt. der Tourismusverband, der die SommerDas Kraftwerk am Wasserfall, in dem die frische Kunst großteils finanziert und das Künstler ihre Studios haben, war zu die- Projekt mit viel Engagement unterstützt. sem Zeitpunkt noch im Dornröschen- Aber natürlich breitet sich die Kunst allschlaf, es war jahrelang leergestanden. mählich auch im Ort aus und die SommerNach behutsamen Renovierungsarbeiten frische Kunst bekommt auch intern mehr erstrahlt das denkmalgeschützte Gebäude Fans und das freut mich. in neuem Glanz und alle „kreativen Geister“ haben zur Belebung beigetragen. War es von Anfang an klar, dass die Sommerfrische Kunst als mehrjähriges ProSie haben die Idee zur Sommerfrische jekt funktionieren wird oder war es zu Kunst ja nicht als Kunstsammlerin ent- Beginn eher mal ein Versuch? wickelt, sondern waren mit dem VG & S Art Development schon vorher aktiv. Es sollte kein einmaliges Feuerwerk sein, Können Sie einen kurzen Abriss der sondern ein kleines, feines Projekt das Geschichte der VG & S geben? organisch wächst und an Qualität und Aufmerksamkeit gewinnt. Und das ist uns Ich habe drei Jahre lang ein gemein- gelungen. Um eine Idee erfolgreich werden nütziges Kunstprojekt für Hamburger zu lassen, braucht man einen langen Atem Schulen mitaufgebaut, habe dadurch sehr und Beständigkeit, gerade im peripheren viel Kontakt zu Künstlerinnen und Künst- Umfeld auf 1000 Höhenmetern. lern gehabt und dort die Nöte der gerade oft jungen Künstlerinnen und Künstler Was waren die bisherigen Highlights und gesehen. Aus diesem Grund habe ich VG was die größten Niederlagen? & S (Anfangsbuchstaben des Nachnamens) gegründet. Damit wollte ich eine Plattform Sowohl Highlights als auch Niederlagen schaffen, die junge Künstler unterstützt, sind bei diesem Projekt eher auf persönAusstellungen realisiert, Firmen zum licher Ebene zuhause. Am Ende des Tages Thema kulturelles Engagement berät und ist es großteils mein „Baby“ und ich stehe zuletzt Kunstinteressierten einen Einstieg in der Verantwortung bei den Künstlern, in den Kunstmarkt ermöglicht und sie zu beim Tourismusverband, bei Gästen und neuen Sammlern macht. Sponsoren. Aber wenn ich auf die letzten sechs Jahre und auf ca. 50 teilnehmende Wo mussten Sie mehr Überzeugungsar- Künstlerinnen und Künstler zurückblicke, beit für die Sommerfrische Kunst lei- dann bin ich sehr froh, dass die Idee der sten: In Bad Gastein oder in der Kunst- Sommerfrische Kunst geboren wurde. Wir szene? sind eine kleine Familie von Visionären Die Kunstszene braucht neue Ideen und ist mit einer großen Fangemeinde gewor„open minded“, da war noch Platz für die den und das ist großartig. Die Ausstellung

Die Zeitung,

beliebtes Druckerzeugnis um sich über das Welt- und Stadtgeschehen zu informieren, das im Gegensatz zu digitalen Medien auch als Regenschutz, Sitzunterlage oder Verpackungsmaterial genutzt werden kann. Heute. Und morgen?

Hauptsponsoren

Andrea von Goetz, Foto: Werner Gritzbach

Höhenrausch im Eigen + Art Lab, Berlin Francesca Habsburg, Harald Falckenberg im Februar 2016 mit 500 Besuchern war und Julia Stoschek erhalten haben. Noch mehr freut es mich, dass wir Montblanc als bestimmt ein Höhepunkt in diesem Jahr. Unterstützer für die Sommerfrische Kunst Rückblickend auf die erste Sommerfri- gewinnen konnten. Und es motiviert vielsche Kunst: Was hat sich von dieser bis leicht den einen oder anderen Kunst- und zur aktuellen Ausgabe in diesem Som- Kulturmacher weiter zu machen und an seine Idee zu glauben, ohne dass immer ein mer am meisten verändert? großer Name dahinter stehen muss. Wir sind Profis geworden. Sowohl im Ausstellungsmanagement als auch im Event- Wie sehen Sie die Sommerfrische Kunst bereich. Das Kunstwochenende hat immer in Zukunft: Kann und soll sie noch noch einen persönlichen Charakter, der erweitert werden, braucht es neben den erhalten werden muss, aber durch das Residencies noch mehr Ausstellungen Wachstum und die vielen Pressestim- und Workshops und sind dafür übermen sind wir nicht mehr in der „Probier- haupt die Ressourcen vorhanden? phase“ - das heißt, die Ansprüche steigen von allen Seiten. Das ist aber auch gut so, Ich denke, dass wir dieses Jahr ein Level denn dadurch haben wir die Möglichkeit, erreicht haben, dessen Niveau zu halneben den internationalen Stipendiaten ten unser Ziel sein sollte. Genau die richauch „Stars der Szene“ nach Bad Gastein tige Mischung aus junger internationaler zu bekommen. In diesem Jahr waren z. Kunst, namhaften Positionen und ein Mix B. Jeppe Hein und Jorinde Voigt vor Ort. aus spannenden Menschen. Unser ProUnd hier muss die Balance gehalten wer- gramm für das Kunstwochenende, dass den, denn wir möchten weiterhin ein seinen Platz am letzten Juliwochenende kleines, feines Satellitenevent bleiben, wo etabliert hat, ist voll, von Donnerstag bis Sonntag. der Kommerz nicht im Fokus steht. Wie ist die Akzeptanz und die Zusam- Wäre es nicht an der Zeit für eine grundmenarbeit mit der Gasteiner Bevölke- legende Erneuerung der Sommerfrische Kunst, vielleicht in Kooperation mit rung? Galerien und Institutionen? Der Prozentsatz für das Interesse an zeitgenössischer Kunst wird nicht anders sein Nein, wir haben ja immer wieder kleineals in einer Großstadt, aber in Bad Gastein re Details geändert und sind mit dem Istleben nur 5.000 Menschen und aus diesem Zustand fein zufrieden. Der Fokus liegt auf Grund freuen wir uns um so mehr, dass in internationalen Künstlern, da ich gemerkt diesem Jahr viele Einheimische bei den habe, dass die Stipendiaten von dem AusEröffnungen waren. Die Diskussion über tausch auf kultureller und künstlerischer den Kunstbegriff an sich oder ob das eine Ebene sehr profitieren. Und es passt auch oder andere Kunst ist hat in meinen Augen sehr gut zu Bad Gastein, denn die Someinen wichtigen Stellenwert, denn so fin- mergäste sind aus vielen unterschiedlichen det ein Austausch statt und Vorurteile wer- Ländern. Außerdem werden wir die Kunstresidenz den abgebaut. wieder auf Reisen schicken und mit einer Sie haben in diesem Jahr den Mont- tollen Ausstellung im Frühjahr in Wien die blanc-Preis für Mäzenatentum erhal- Reihe „ Höhenrausch“ fortsetzen und hoften, eine schöne Bestätigung des bisher fentlich an den Berliner Erfolg anknüpfen. Erreichten oder Ansporn es noch weiter Wie war das denn noch gleich... „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der zu treiben? Berg zum Propheten kommen!“ Natürlich freut man sich über einen www.sommerfrischekunst.at so ehrenwerten Preis, den Namen wie


w w w . a r tm a ga z i n e. c c

| 7

Ich will einen weniger konservativen Kunstbetrieb Andreas Huber hört auf. Nach elf Jahren Galeriearbeit gönnt er sich eine Auszeit, will darüber nachdenken, wie das Modell Galerie weiter zu führen ist. Die Nachdenkpause will er dafür nutzen, sich ein weniger konservatives, freieres Kunstsystem zu überlegen. interview : werner rodlauer

Andreas Huber

artmagazine.cc: Wann ist die endgültige immer zahlreicher werdenden Project Entscheidung gefallen, die Galerie zu Spaces eine Überlegung wert? schließen? Von meiner Situation und der meiner Andreas Huber: Ich wollte einfach nicht KünstlerInnen ausgehend kann ich mir im gewohnten Trott weitermachen. Meine zum Beispiel eher vorstellen, im Bereich Überlegungen zum Kunstmarkt und den der Institutionen zu kooperieren. Ich Galerien der letzten Monate führten dazu, schätze die Arbeit, die in den Project dass ich mich für die Schließung entschie- Spaces geleistet wird sehr, glaube aber, dass den habe. Auch wenn ich natürlich nicht ich meine Erfahrungen als Galerist in der einfach zusperre und den Schlüssel weg- Zusammenarbeit mit Künstlern, Sammwerfe – irgendwie geht es weiter, wenn auch lern und Ausstellungshäusern besser einbringen kann. anders. Einige GaleristInnen sind nach der Ist die Finanzierung solcher Projekte Schließung ihrer Räume relativ schnell nicht schwieriger als im Galeriesystem, als Experten bei Auktionshäusern gelan- das ja die Verkäufe als Basis hat? det. Ist das ein möglicher Weg für Sie? Ich glaube, dass es sogar leichter ist, weil Nein. Auktionshäuser handeln mit Wer- meine Ressourcen jetzt nicht gebunken, die hauptsächlich vom Primärmarkt den sind durch Messekosten, Raummiete entdeckt, gefördert und aufgebaut wurden. und Mitarbeiter. Ich möchte mir das jetzt Galerien bereiten den Markt für die Kunst, nicht schön reden, aber die Idee ist natürdie morgen bei den Auktionen zu erstei- lich, dass ich mich in verschiedene Progern ist. Ich denke auch nicht, dass das jekte nun leichter einbringen kann als das Modell der Galerie ein Auslaufmodell ist, in dem doch sehr engen Korsett von Mesdass man aber vielleicht im Verhältnis zwi- sen, Galerieausstellungen und Verkaufsschen KünstlerInnen und SammlerInnen druck möglich war. etwas Neues aufbauen kann. Ich möchte mich auf diese Entdeckungsreise bege- Wie waren eigentlich die Reaktionen der ben und erfahre jetzt, dass Viele, nicht nur Künstlerinnen und Künstler auf die aus der Kunstbranche, mit neuen Ideen auf Ankündigung der Schließung? mich zukommen und den Wunsch äußern, Es gab natürlich lange Gespräche. Mit gemeinsam etwas auszuprobieren. manchen war es leichter, mit manchen Wäre ein Agenturmodell eine alternati- schwerer. Aber niemand hat gesagt: „Okay, dann interessiert mich eine Zusammenarve Lösung? beit nicht mehr“. Ich habe immer sehr eng KünstlerInnen schätzen die Galerien vor mit den KünstlerInnen zusammengearbeiallem, weil sie die Möglichkeit des regel- tet und es war mir ein Anliegen, die Vermäßigen Ausstellens bieten. Ganz ohne änderung nachvollziehbar zu kommuniRäume geht es also offenbar doch nicht, zieren. Viele meiner KünstlerInnen haben auch wenn meine Überlegungen genau in auch internationale Galerievertretungen die Richtung gehen, nämlich das Modell und werden von mir weiter betreut. Ich bin von Ausstellungsraum, Büro und Lager weiterhin Ansprechpartner für Sammlerzunächst mal aufzugeben. Mich interes- Innen und KuratorInnen. Ich werde auch siert es derzeit einfach mehr, ein Organi- weiterhin Kunst verkaufen, wenn auch aus sationsbüro zu betreiben, um von da meine einer kleineren Struktur heraus. Die enge KünstlerInnen zu unterstützen; allerdings Beziehung zu den KünstlerInnen bleibt nicht als reiner Kunstagent, aber vielleicht aufrecht. Was hinzukommt, ist eine höhere Flexibiltät von meiner Seite. Ich denke, ist das nur der falsche Begriff. diesem System die Deleuz`sche Idee ArtMag_kuenstlerinnen-quer_JMW_Layout 1 15.09.16 dass 16:47inSeite 1 Ist für Sie die Kooperation mit den der Zelle an Bedeutung gewinnen wird.

Foto: Huber

Und die Reaktion der Kolleginnen und messen verbringen können, habe mir dann Kollegen in der Galerienszene? aber die Frage gestellt, ob es nicht sinnvoller wäre, gerade diese Zeit mit intellekDie Galerien, mit denen ich eng zusam- tuell herausfordernderen Dingen zu vermen gearbeitet habe, zeigen Verständnis bringen. Lasst uns doch neue Modelle und für meine Entscheidung. Wir haben in den Formen der Zusammenarbeit überlegen! letzten Jahren ja ein Kunstsystem erlebt, Dazu braucht man aber zunächst Abstand das in ein sehr enges Korsett an Verpflich- vom laufenden Betrieb. tungen und Abhängigkeiten gepresst ist. Ohne den Druck, Messebeteiligungen Ist der allgemein so gehypte Onlineund Kosten wie Mieten und Transporte etc. Markt für Kunst Teil dieser Überlezu finanzieren, ist es einfacher. Somit bin gungen? ich wieder freier, Entscheidungen innerhalb des Kunstbetriebs zu treffen, was ich Es gibt online Auktionshäuser und Onlinemachen will und was nicht. Das verstehen messen. Aber ändern sie die festgefahreviele. nen Strukturen dahinter, oder fördern sie sie sogar? Auch als Galerie habe ich Werke Ein Galeriensterben gibt es aber nicht? per digitaler Abbildung verkauft. Digitalisierung spielt sicher eine Rolle in meiFür Wien jedenfalls nicht. Wien hat sowohl nen Überlegungen, wenn sie dazu dient, als Soziotop für KünstlerInnen, die hier- die Aufmerksamkeit wieder mehr auf die her ziehen, oder für Projekträume als auch Kunst zu fokussieren. von den Ausstellungsinstitutionen her eine Für mich kann dieser Kunstbetrieb ruhig hohe Qualität. Die GaleriekollegInnen wieder freier und von der Struktur her machen hervorragende Arbeit. Auch ich gesehen weniger konservativ werden. hätte noch fünf oder zehn Jahre so weiter machen und fast ein halbes Jahr auf Kunst-

3. September bis 20. November 2016 Magazin4 – Bregenzer Kunstverein Bergmannstraße 6 | 6900 Bregenz mail@magazin4.at | magazin4.at Öffnungszeiten: Di bis So 14–18 Uhr Eine Kooperation mit Federkiel, München Mit freundlicher Unterstützung von Landeshauptstadt Bregenz, Land Vorarlberg und Bundeskanzleramt Österreich

Setting Memory: Bettina von Zwehl & Paul Coldwell

Die bessere Hälfte Jüdische Künstlerinnen bis 1938 4. Nov. 2016 bis 1. Mai 2017

Dorotheergasse 11, Wien 1 · So – Fr 10 – 18 Uhr www.jmw.at Bettina Ehrlich-Bauer: Selbstporträt, 1928, zeitgenössische Fotografie nach dem verschollenen Gemälde (nachkoloriert) © Archiv des Belvedere, Wien, Foto: Bruno Reiffenstein

7.10.2016 – 22.1.2017, Sigmund Freud Museum, Berggasse 19, 1090 Wien

www.freud-museum.at


w w w . a r t mag azin e.cc

Grafik: Perndl+Co, Foto: Georgianna Lane / Perndl+Co

8 |

Open Studio Day 19. November 2016 13.00–18.00 Uhr

www.viennaartweek.at


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.