Gaudiblatt #4

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Ali Mitgutsch Interview : Wie

Zeichnen?

kamst du zum

 : Zuerst habe ich eine Lehre als graphischer Zeichner angefangen. Dann hat mir ein Bekannter gesagt: „Du, da gibt’s eine graphische Akademie. Die nehmen auch Leute, die kein Abitur haben.“ Ich hatte nämlich kein Abitur, weil ich war ja hochgradiger Legasteniker. : Du

wolltest also schon frühzeitig Graphiker werden?

 : Ja, das kam so: Auf der Berufsschule, da gab’s eine Klasse für graphisches

Zeichnen. Und da hat unser Fachlehrer gesagt / an dem Tag hats vielleicht 30 Grad gehabt, es war furchtbar heiß und allen ist der Schweiß runtergelaufen: „Mein Bruder, der ist Graphiker, und der stellt sich bei so’ner Hitze einfach ne Schüssel kühles Wasser unter’n Schreibtisch und hängt sei Haxn nei“. Das war für mich in dem Moment der Höhepunkt der Freiheit. Das hätte ich mir da wo ich vorher gearbeitet habe niemals erlauben können. Der war ein freier Graphiker. Da stand plötzlich für mich fest: Ich werde freier Graphiker!

:

Also ein sehr plötzlicher Entschluß. Ali Mitgutsch: Ja. Und dann bin ich eben zu dieser graphischen Akademie, der Professor hat meine Sachen angeschaut und hat schließlich gesagt: „Könnten sie am Montag anfangen?“ – und ich: „Ja ja, natürlich!“ – worauf er: „Ja dann kommen sie am Montag“. (lacht) Da war das eben


:

denn da?

Wie alt warst du

 : Ja (lacht) ich habe mich ja mit gefälschtem Geburtsdatum eingeschlichen. Eigentlich hätte ich ja erst ein Jahr später anfangen dürfen. Ich war damals 19. Das kam aber niemals raus... : Und jetzt ist es ja sowieso verjährt...

noch möglich. Kurze Zeit später ging das dann nicht mehr. Da wurde das dann eine Fachhochschule und da konnte man nur noch mit Abitur hin. :

Wann war das?

 : Mitte / Ende der 50er Jahre. Und drei Wochen bevor ich mit diesem Studium fertig war bin ich zum Professor gegangen und habe ihm gesagt: „Herr Professor, ich habe jetzt ein Mitfahrgelegenheit; mit einem Roller; der fährt nach Spanien“. Das war ja damals etwas völlig absurdes. Kein Mensch ist da noch in den Ferien nach Spanien. Das gabs ja damals noch nicht. Da gabs ja auch noch keine Flüge oder so; nach Spanien, nach Mallorca sind wir. Für drei Monate. Und Mallorca hat damals hier noch keiner gekannt. Mein Professor hat nur gefragt: „Und ihr Zeugnis?“ – worauf ich: „Ja mei, könntens mir des ned zuschicken?“ – „Ja freili...“. Für den war ich sowieso immer so ein komischer Vogel. Da hatte ich eine ehrliche Narrenfreiheit. Vielleicht weil ich da noch so unbeschwert war. Im Gegensatz dazu waren die anderen ja zum Großteil viel älter.

 : (lacht) Hinterher habe ich mir dann gedacht: Hätte ich ein Semester später angefangen, dann wäre ich viel reifer gewesen. Aber es war schon okay. Ich war dann 17 Jahre lang, jedes Jahr mit einem Freund, für mehrere Monate auf Reisen. Wir waren als Graphiker eigentlich auch schon ziemlich gut, aber man mußte danach immer wieder lange und mühsam die Klinken putzen um wieder Aufträge zu bekommen als freier Grafiker. Und dann war wieder ein dreiviertel Jahr vorbei und dann sind wir wieder auf Reisen gegangen; immer für drei, vier Monate. Nach Lappland, nach Amerika, nach Afrika, in die Türkei, Indien... Das war unglaublich wichtig für mich. Und immer wenn ich hier in München braungebrannte Leute auf der Straße gesehen habe, dann hats mich kaum noch gehalten, dann habe ich mir gedacht: Du mußt dich wieder auf den Weg machen! : Wie bist du aber zum Kinderbuch gekommen?  : Ich war ja Graphiker. Und als ich mal wieder von einer langen Reise zurück war, waren alle Aufträge weg. 3 Monate

wartet keiner auf dich. Die meisten Kunden waren sogar regelrecht sauer; daß du dich da einfach in der Weltgeschichte rumtreibst und ein schönes Leben fürst. Einer hat immer gsagt: „Ja ja, wie die Vögel des Himmels. Sie säen nicht, sie ernten nicht und Gott erhält sie doch“. Das hat die wirklich geärgert und man mußte immer wieder neue Auftraggeber suchen. Und irgendwann war dann da einer dabei, der hat von mir mal Zeichnungen gesehn und hat gesagt: „Meine Frau, die ist bei einem Kinderbuchverlag und die suchen immer gute neue Leute. Machen sie doch mal was“. Und ich natürlich gleich: „Ja ja, klar“... – „Denken sie sich halt mal irgendeine Geschichte aus und zeichnen die.“ Und am nächsten Tag hatte ich auch was und hab den gleich angerufen: „Sie, ich hätte da was“


sie meine dann: das ist nicht ihr Leben. Soviel Service möchte sie schon haben, daß sie sich in der Früh waschen kann (lacht). Wir waren da in Lappland und da hats mal 3 Tage hintereinander nur geregnet – alles war naß... Es war dann sehr hart für mich drei Monate ohne meine Frau auf Reisen zu gehen, weil ich sie wirklich sehr geliebt habe, aber da war eben auch immer dieser Urtrieb bei mir da:

Hinaus, Neues erleben, Neues sehen. – „Ja großartig! Zeichen sie doch mal was, wie sie sich das vorstellen“. Das habe ich auch gemacht und er hat dann gesagt: „Kommen sie doch zum Abendessen zu mir und bringen das mit“. Das war einfach in dieser Flut von blöden Werbemännern endlich einmal ein Mensch. Dann bin ich eben zu dem nachhause, seine Frau war auch nett und freundlich, wir haben uns gut unterhalten und die war begeistert von der Idee: „Jetzt machen sie des doch einmal“. Dann habe ich das eben gemacht.

Das war also dein erstes Kinderbuch? :

 : Ja, und das kam auch gleich auf die Bestenliste des deutschen Buchhandels. Allerdings konnte ich davon natürlich noch lange nicht leben. Mein „Entdecker“ hat mir dann Schulbücher als Auftrag vermittelt, die bezahlt wurden wenn ich mit meiner Arbeit fertig war. Das war ein hartes Brot, auch wegen den ganzen Kompromissen, die man da eingehen muß und das war für mich eine mords Arbeit, aber das war eben mein Brot-Erwerb. Und dann habe ich eine Erstklass-Fibel gemacht, die gleich unwahrscheinlich eingeschlagen hat. Beim Bayerischen Kultusministerium waren damals 6 oder 8 Fibeln zugelassen und nach zwei Jahren war meine mit Abstand an der Spitze gelegen. Am Schluß hatte ich sogar 80% des gesamten Marktes. Es gab dann eine ganze Serie von Fibeln von mir, bis zur achten Klasse. : Aber du hast deine Reisen immer noch gemacht?  : Ja und jetzt hatte ich den Vorteil, daß wenn ich zurück gekommen bin schon eine Arbeit auf mich gewartet hat. Aber es war schon auch ein hartes Brot. Und ich hatte jetzt ja auch schon eine Familie. Und dann ein Kind; dann zwei Kinder; dann drei Kinder. Meine Frau ist dann in einem Jahr mal auf die Reise mitgekommen, aber

Du bist also nach auf Reisen geJahr jedes wie vor gangen?

:

 : Ja, jedes Jahr, 17 Jahre lang. Und dann kam mal n Jahr dazwischen wo ich nicht auf Reisen war. Oder ich habe kleinere Reisen gemacht, nach Japan z.B., oder Nepal, Kanada...

Und wie gings mit r? weite ern den Büch

:

 : Es lief immer irgendein Buch von mir, oder zwei. Und weil ich ja so viele Schulbücher gemacht habe und da gezwungen war Dinge zu stilisieren, d.h. den Dingen einen eigenen Charakter zu geben, weil ich die meiner Auffassung nicht einfach bloß naturalistisch abbilden konnte, sondern die mußten stilisiert sein, komprimiert, und ich auf diese Weise alles mögliche gemacht habe, habe ich so eine ganze Menge Know-how erworben. Ich habe dann den Chef vom Münchner Stadtjugendamt, den Seelmann, kennen gelernt und der sagte zu mir: „Machens doch mal ein Buch mit so viel drauf wie’s geht. Wenn ich mit Kindern arbeite würde ich gerne mal auf so einem Bild spazieren gehen.“ Da habe ich dann mein erstes Buch in dieser Art gemacht, das „Rundherum in unserer Stadt“. Danach ist

dann der Verlag für den ich gearbeitet habe aufgekauft worden und dann bin ich gleich zum größten Verlag gegangen, das war damals Ravensburger. Und die haben damals gesagt: „Jaaa, das könnten wir schon machen. Da kriegen sie 4000 Mark. Und wenn wir nochmal irgendwo eine Lizenz erwerben, dann kriegen síe nochmal 500 Mark.“ Ich habe dann erstmal garnicht geantwortet. Und die haben mir dann nochmal geschrieben und mich gefragt warum ich nicht antworte. Ich habe mir gedacht: Jetzt waren drei meiner Bücher auf der Bestenliste des deutschen Jugendbuches und von meinem bisherigen Verlag bekam ich 10%. Sicherlich waren das kleinere Verlage aber mit so’ner Pauschale wollte ich mich nicht abspeisen lassen. Dann kam so ein patziger Brief was ich mir denn vorstellen würde und ich habe geantwortet: Ja 10%. Dann kam wieder ein patziger Brief wo es hieß: 10%, das bekämen vielleicht Leute wie Böll oder Grass und mit denen möchte ich mich doch wohl nicht vergleichen (lacht). Ich habe dann darauf nicht geantwortet und dann kam noch ein Brief, mit der Frage warum ich nicht antworte. Und ich: „Das ist schon ein bißchen beleidigend“. Dann haben wir uns zusammengesetzt und wir haben wie auf dem orientalischen Basar gehandelt und schlußendlich kamen wir auf 8 Prozent. Und dann wollten die das Buch aber viel kleiner drucken. Das wollten die unbedingt kleiner machen. Aber das hat ja keinen Zweck. Ein Buch mit so vielen Details kann man doch nicht klein machen, das MUß groß sein, damit man alles gut erkennen kann. Aber es hieß: „Das geht nicht, das muß ein Spielzeug bleiben“ usw. Und nach einem Jahr hin und her haben wir uns dann zusammengerauft auf 8% und ein bißchen größer als die ursprünglich vorhatten. Und dieses Buch bekam dann den deutschen Buchpreis. Ab da wollten die natürlich eine Fortsetzung haben. Dann habe ich eben noch „Bei uns im Dorf“ gemacht; und nach dem dritten Buch für Ravensburger habe ich gesagt, jetzt könnt ihr wählen: Entweder ich bekomme ab jetzt für jedes Buch 10%, oder ich werde für jedes


und Zähne knirschen, verlangen. Dann gabs wieder heulen Buch das von mir neu erscheint 13% vor allem: es ging , weil meine Bücher gingen so gut und aber die mußten dann drauf eingehen ging auch alles langes jedes Jahr mehr. Aber andererseits stetig bergauf. Über 10 Jahre wurde Spielzeug abgetan. langsam mit. Das wurde immer so als sam, auch die offizielle Presse zog nur erklärend. Das sind Meine Bilderbücher sind sich selbst Ich habe immer zu erklären versucht: der eine oder andere Die Kinder haben das begriffen. Und sich selbst erzählende Bilderbücher. ulen, die haben Lehrkräfte aus pädagogischen Hochsch Erwachsene auch, aber es gab z.B. zwei t verwende haben, wie ein e Bücher als negative Beispiele d hat ein Kin nung: Mei der mir später mal gestanden, daß sie mein Ich war aber immEIN er E en, nicht te reich e müß Sach d. So viel drauf. irren verw So darf. sein t nich er Bild für Kind en gut voneinander trennen. Sach n die kanüber Seh ktivteswür ert. sele ford ein Kind dasEs deen. r, sons meh

so halb draufschaut, mit einem Que rschnitt durch Häuser, oder Querschnitt durch Schiffe und Querschnitt durch alles Mögliche , Bücher herausgebracht. Und eines hat mir dann wirklich weh getan: Das war die Rot raut Susanne Werner, die ich als sehr gute Illustratorin kenne. Die hat dann plötzlich auch „Wimmelbilder“ gemacht. Aber ein Wimmelbild ist keine Illustration. Ich kann nicht eine Strichzeichnung machen und dann colo falt Viel aller bei das en durchschaubar zu machen und daß rieren. Das ergibt keine Einheit. Da beko Ich habe immer versucht meine Sach . mngen gelu auch mir ist klar voneinander trennen kann. Das me ich etwas verwirrendes. Hier beko nicht verwirrend wird und man alles mme an. enz kurr ich Kon die nicht die Vielfalt, es wird verwirren bald n scho auch Dann fing aber der. Es ist nicht so klar und durchschauba r. Aber kopiert? Kinder mögen die klare Durchschaub : Du wurdest also arkeit. Plötzlich gabs dann ganze Schaufen ster, pridie kom e solch en jedes Jahr von zwei, drei anderen Leut nur von der Konkurrenz waren und  : Ja, dann kamen auch drüb t er haup über das mich aber nicht so gut wie meine waren, hat stand groß: Die neuen Wimmelbüche mierten Bildergeschichten. Solange die r! en Das Nam den auch mir war schon dreist. Ich hab die Frau mich dann allerdings wie die anfingen Werner nicht gestört. Wirklich gestört hat es “ erfunden. Und das lbild mme „Wi iff Begr den er Büch e dann mein für mal darauf angesprochen, aber sie hat halt als dam n habe zu klauen. Wir n Dan t. hütz gesc t hen: „Wimmelbild“ ist als Begriff nich dann nur darauf geantwortet: „Ja sie hat eingeschlagen. Die haben dann gese haben wo man Art, in dieser Kavaliersperspektive, hen gleic der den in Begriff ja nicht schützen lassen“. Wen ße, Grö hen gleic der haben die in n das wirklich das einzige Argument ist, dann erübrigt sich natürlich alles weitere.. . Trotzdem laufen aber meine Bücher nach wie vor. : Wie viele Büc her hast du gemacht?  : Von den Wimmelbüche rn ist jetzt ein einziges eingestellt worden, das Piraten-Wimmelbuch. Das finde ich sehr schade. Aber das liegt am Verlag. Das sind leide r keine Verleger mehr, das sind Papierve rkäufer. Es ist denen völlig Wurst was die rausb ringen, es muß in großer Masse absetzba r sein. Der Ravensburger Verlag bringt jede s Jahr 400 Neuerscheinungen heraus. Jede s Buch was da erscheint muß sich gegen 400 andere durchsetzen. Das ist die Schrot-Metho de. Die schießen – zack! – einen großen Schr otschuß ab, dann wird die eine oder andere Kugel schon treffen und die anderen Kug eln, da wird einfach nach ein oder zwei Auflagen das Ganze wieder eingestellt. Ein, zwei oder drei werden nur überleben. Aber wenn man über


, die teilweise die Jahrzehnte Bestseller hat anführen, nachdem Bestsellerlisten auch noch dem Markt sind, sie z.T. schon 30 Jahre auf „ja, dem Mitgutsch daß man da dann sagt: en wir nicht bewerseine Bücher, die brauch alleine“; das finde ben, die verkaufen sich von fach rücksichtslose ich gschert. Das sind ein geht’s einfach nur Geschäftsmethoden. Da d alles zum Brei noch um Masse... Das wir es gibt praktisch und Einheitsmantsch und nur noch drei, vier große Verlage, die die kleinen Verlage alle aufgekauft haben. Die kleineren Verlage existieren dann nur noch vom Na entlich nur noch eig r abe en men her, da steh inter. wenige große Verlage dah

kriegen die immer noch mehr Lehrstoff, toten Lehrstoff, aufgepfropft, weil irgendeine Pisastudie die Deutschen nur im Mittelfeld sieht. Und so wird den Kindern immer noch mehr aufgepfropft, statt daß man das Freie, die freie Entwicklung, den Geist und die Seele fördert. Eigentlich müßten die Erzieher ihre Aufgabe darin sehen, die Kinder an die Hand zu nehmen um mit ihnen die Berge der Phantasie zu erobern. Daß die wirklich einen

in dem Buch der an einen Baum gepinkelt hat und das sei so lustig gewesen usw. Ich war ja auch der Erste, der dieses Tabu gebrochen hat und auch Kinder in ihrer Natürlichkeit dargestellt hat. Und das war natürlich auch für

Das möchte ich den Kindern vermitteln: Spaß am Spielen, Spaß am Leben.

Wie lange arbeitest immeldu eigentlich an so einem W buch?

:

erschiedlich. Am  : Das ist unt Wimmelbuch in Anfang habe ich mal ein Aber das ist schon vier Wochen gemacht. noch ganz unbelange her und da war ich s kleine Mannderl, lastet. Weil das ist so: Da Augen, die du da das du da malst, und die nachad mindestens reinmachst, die werden Und 15.000 Leute 15.000 mal gedruckt. an, vielleicht sogar schauen sich das dann ch wird ja meistens noch mehr; weil ein Bu eschaut. Da wird von mehreren Leuten ang ttlerweile wirklich mir die Hand dann mi ich mir nicht mehr manchmal schwer. Da tu wo du das einfach so so leicht wie am Anfang, konntest. Ich spüre unbeschwert hinmachen Verantwortung. da mehr und mehr diese

Spaß am Lernen haben. Spaß am Neuen, am ausprobieren und experimentieren. Das ist es was ich mit meinen Büchern möchte. Das Hinterfragen herauszulocken. Daß die fragen: „Ui, warum ist denn das so?“ : Hast

die Kinder toll, daß da ein Erwachsener dieses Tabu gebrochen hat. Sie selber haben das ja nie so gesehn. Sie haben zwar gern drüber geredet, über „Scheiße“ und „ich pinkel dich an“ usw, aber man konnte sowas davor nie in Büchern sehen.

du da mal Reaktionen auf deine Bücher mitbe- : Kinder finden sowas kommen? natürlich und lustig und es sind immer die Erwachsenen, die sowas  : Ja. Kürzlich bin ich ins Kran- verbieten.

kenhaus und am nächsten Tag kommt der Chefarzt in mein Zimmer, der war schon grauhaarig, setzt sich an mein Bett, rückt den Stuhl näher, klopft mir auf meinen Arm – ich denk mir gleich: „Au weh, das kann nur Krebs sein“. (lacht) Aber er sagt dann: „Herr Mitgutsch, mir ist das gestern garnicht aufgefallen, aber ich möchte ihnen danken. Sie haben mir meine Kindheit entscheidend bereichert.“ Das fand ich sehr schön; daß bei einem schon älteren Mann , der das in seiner Kindheit gesehen hat meine Bücher einen solch nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben, daß er sich jetzt noch so genau daran r wi n de erinnern konnte und daß er jetzt noch das Re :   , ern nd Ki n de n Gefühl hat: meine Bücher haben ihm damals vo l ma doch jetzt ein ch au ch etwas Positives gegeben. Da habe ich dann ßli lie sch weil das ja . ist “ att wirklich das Gefühl: all die Anstrengungen, ibl ud „Kinder-Ga die ich in diese Bücher investiert habe, das entlich hat Frucht getragen. Und da gibt es sehr viele eig ich s Wa t. Gu :   der Kinder wecken.Erwachsene die zu mir kommen, wenn sie möchte ist die Phantasie lich eine Phanta-hören ich bin der Mitgutsch – „Ahhh, sie sind Fast alle Kinder haben näm der Erziehung undder Mitgutsch! Mei, des muß ich ihnen erzähsie. Die wird nur im Laufe schüttet und zuge-len...“. Und dann erzählen die mir z.B . wie durch unsere Systeme ver iheit. Und gerade deckt; die Phantasie, die Fre Phantasie liegt doch in der Entwicklung der auch später diese eine große Chance; um zu kriegen. Wenn universellen Problemlöser on alles ausprobieich als kleines Kind sch alles hinterfragen ren konnte und neugierig en bin, dann bin durfte und dahinter gestieg r fähig z.B. immer ich später auch viel leichte eln. Aber bei uns wieder den Beruf zu wechs

 : Nach der ersten Auflage meiner Wimmelbilder in Amerika sind die an mich herangetreten und haben gesagt: „Das geht nicht“. Da sprang halt einer rum, nackt, mit einem Schwanzerl dran. Das ging in Amerika nicht. Dann mußte ich denen so kleine schwarze Badehosen malen, die dann da draufkopiert wurden. Für den Mittelwesten in Amerika (lacht).

Ja ha: „The Land of the Free “... Möchtest du noch etwas zum Schluß sagen?

:

 : Ich wollte nur nochmal sagen wie wahnsinnig wichtig die Phantasie ist. Und eben Dinge die die Phantasie anregen. Daß man Kinder statt dieser Überhäufung mit totem Lernmaterial, die man da regelrecht damit zudeckt, Zeit läßt frei zu spielen; ihre Phantasie frei zu entwickeln. Also eben nicht diese berühmten Hong Kong-Eisenbahnen, die heulen, Feuer spucken, selber fahren und selber umkehren; also Spielzeug, daß sich selber spielt und wo das Kind nur noch zukucken kann. Das ist doch paradox. Am schönsten ist es doch für Kinder, wenn die selber etwas erfinden und sich ausdenken können. Und das möchte ich den Kindern vermitteln: Spaß am Spielen, Spaß am Leben.


h c is t R e k ic K e d ö l DeR b

nst keinen zum so en g g Jo m ei b n eil er n. Die Geschichte le iktafon gekauft. W h D ä n rz e ei n ch te si h ic at h h c a es Pap t Papa beim wollte er seine G is n n fo n ta a ik D D r. m fü e a D d t. eld Reden ha ir bekommen G w d n u , das Diktafon g a ir rl e m V t a m h e r in e e d r e n ,u verkauft te eingefallen . h ic h c s e G e ig z tändig etwas in s e t e r in ie e s k s a n e p g mir Jog ts einfallen, h ic n s s u m ir geschenkt. M nd Filo , Tony acht u lt a r h e s d n f Laura aufehr groß u ind schon s hr müsst au s „i ie y, S n o y. T n d o n T u ny aber o nd Mama zu Fil n Filo und To rüder, Filo u t e B g ll i a o e s s , zw ie !“ e W ra b t. u a h b La Ich h erstanden ha „Wenn du dic eid älter als v ! s t n r h e h s ic „I s n . a h re c fp h o u a a n neun J enn ihr’s seufzt. uss auf sie ura bin ich, w t Mama und g änner! Ich m a M s h “, c n o re d o d passen!“ La rl in ve icht assen? Sie s r in der Welt ass Mama n fp e d u t d a h n e h u g ic t t, h m e rs f g e u a m ie verloren en Mann küm en, dass er n k n e d nicht um dein ir w it abei, dam t, und Papa lacht d immer Rech r e b a t a h a am Recht hat. M

verlorens.eIm r e m im t h e g Papa falschen Zug ge tzt h in einnenv erloren. ic s r e t a h r h Frühja sich bis nach Berli pa hat uns aus Berlin eine Postkaaartuef at Pap nen. Pa und ei Wochen h ünchen woh

macht uns echt große Sorgen da mit. Langsam passen wir nich t mehr in unsere M ze zw Wohnung. Wir rückgehaben 128 Autos Obwohl wir in geweint. Gan t a h a m ohne Räder. Unser er wieder zu a t M is d n n n u a t, D k t! ic e ich großer Kuschelbä rt gesch hat keine Beine, ke nchen gewa r rlieren, finde ü e v M h ine Arme und kein zu c a in n rl g e u B en Kopf und sieh einen Z wie ein Kuschelki o Laura, nchen nach t aus ssen. Manchmal a. Ich bin als Sich aus Mü p . a n P e r m e s m n o u k ve cht. r rsuchen Papa un heimlich altes Sp ch immer Re s schafft nu d Mama u a a D e f. ielzeug in den Mül b o a o h d d t n h u ec l zu werfen, aber Mädchen, sie immer dabei. Filo erwischt Wenn Mama oder Jahre alt, ein s h sammen. c e s Papa Müll hinaus und und Tony zu o an der Wohnungst il F ls a tr schmeißen r ag e g en e ft , w steht Filo lö ür und kontrollier g ie u V e lz t die Müllbeutel. Er altes Spie chen, Baumäste un fischt kaputte Sa Filo will kein d Steine aus dem Beutel und bringt sie in unser Zimm zurück. er

In unserem Zimmer g als an der Isar. Und m ibt’s mehr Steine Wald! Die Kastanien ehr Kastanien als im gebrauchen,dahatF können wir aber gut schützen uns vor Dieilorecht,dieKastanien ben. Einmal ist Mam

a einkaufen gefa hren. Wir mussten kommt erst am A allein bleiben. „P bend!“, sagte Mam apa a. „Er bringt Pizz Wenn ich heimko a zum Abendesse mme, läute ich dr n. eimal. Sonst mac „Keine Angst, Mam ht ihr keinem auf!“ a“, sagte Filo. „Ich habe hier meine Freunde sind die Freunde!“ Seine Kastanien. Als M am a weg war, schütte Kastanien im Vo te Filo alle seine rzimmer auf den Boden. Filo, Tony nebeneinander au un d ich reihten sie f, eine Kastanie neben die andere war mehr frei. „D . Kein Stück Boden as ist die Armee m einer Freunde!“, in die Kinderzim sagte Filo, stellte mertür und rief, „S sich oldaten! Habt Ach große Nudelwalze t!“ Tony packte di aus Holz in die H e ände und wir war „Besser machen teten auf den Die wir das Licht aus“ b. , sagte Tony. „Pap Diebe ohne Gebis a hat gesagt, dass se sind! Vielleicht können die auch nicht gut sehen!“ Wir

machten das Licht aus, und gleich kam der Dieb. Er hatte unseren Wohnungsschlüssel, schloss die Tür auf, wollte in unsere Wohnung stürzen, aber die Kastanien machten ihn fertig. Der Dieb rutschte auf ihnen aus: „Aaah!“


To n y f , r i e zte “, stür „hurra Dieb und lze uf den sich a der Nudelwa ie w m mit g an, n briet ih er Dieb fin wie ei D n . n r a e d b h ü eine r heulen und dammt noc r t e u v c z i , os sL h olf ein W as ist hier l machten da a. p Wir ser Pa d : „W n “ h ! u c n s n a r n t e Me Lich ond el un ht das kein Dieb, s zzaschacht c a M i ? h hulter mal ar doc hr großen P ihm die Sc atw b e i rD en h ama er se an. De ste M walze gehau erne uf ein s a u e m t k c bend Nudel sen nicht g . Er ho . Am A ony mit der at e es t f p ssen h n. Wir e e schim n, wo ihn T s s e s g e and apa. einer ere massi zza wollte k n schon jem Tony zur P Pi gte ge ne te. Die wenn auf ih epupst!“, sa hachtel ist c g , n a as ein Sache auf die Pizz . „Die Pizz at sich wie ast as h Papa „Du h ckte. D ihm nicht. sagte o , h “ ! f h u sc dra bten „Quat h mich er wir glau c i s l a b pupstlll platzt, a ört!“ A h m e g h n c n ra wo Pupse r oft. Ma on uns

pst sreehdet. Keiner v ht u p a ch nic agte er. p u a . a a r p e n P a b e Die !“, s a mehr, als Pizza esse gte P t, dass ne Gebisse . Oder so. racht. ?“, fra h t b c e e t a g r e d a r p t e h e st g o n ew Pa bepups s du tu er Wie Ich hab also e er. „Nicht keln g a g n z u w t , e D e t i M iß te d lacht ony. „ Dieb im Mama vom du we eimer war. agte T . Dann wenn einen

üll !“, s apa ist, auf hatte ten. ebisse erte sich P Gewissen“ ie Pizza im M abt ihr Zum Glück G h e n Solda m h d u „ n d r o n e “ . a i u . n d t n n n W w n e g i „ s Kasta derzim iebe s Gebisse?“, be ich gesa ön, auch we e n endes i i D b , d K t A r g a m ü m i bei ich r sch ohne h ges hen f en, ha st doc Diebe sind hne Gewiss nge. Das wa Häusc Tisch kann a r h e u t D „ bau do n!“„ hr la dem ihnen t sehe n! Diebe sin laut und se egen s ll W u . l A l i so gu . e r icker vo he iss nw ehr K c e s w e e b e n ll b e a t G e g r t o trefowies „Ohne d Papa lach Joghu h nicht weg rehen s all nicht richtig en leere d n c s u h n i r c t a e r u k dreh Mam tel a Kicke den B im Kic üllbeu uss! Die ommt utten len. Be enn sie h p M ie c w a p S , s k m h ll m c e n r a us d sere Fußb er du icht zu icker k scht a er auch un r der K t richtig ler drehen imm kommen gar n der e h b ic a n , d r Filo fi me blö er en auch re pie ass k s h ie d ll e ic r a w , K r D b e ß e u r g u „F ne To ir beim r Stan r unse Blöd n durch. t an de ßball oh da lapa, abe bleibt d s u a l h F P a e . r t m n d g h e a c aber egang . Man fen“, s rch. Du rloren g ch“, sagt Filo, pp rum rher du e la o eine v h v c s n s n o u r nu sch ind fassung ut ertis t s n k g e e ic n n r ä K ir o H T B n it. ie ea ba einer ns de nicht m r Hand, und d e statt e von Ik ariert u k p p n e m r ä a r e a L h d p c und S d. „Pa a in die Griff in Regale echt blö inmal hat Pap ie h d ic d n e U d .E fin ubt. Hühner geschra chen die Steckdose ein


Papa immer verk ehrt zusam men. Den h mit uns, h alben Tag s ämmert am pielt er nich Schrank ru lacht Papa t m und sag . „Fertig!“, t A u s s a d g rü t unten verk cke dabei. er. Und dan ehrt rum is Erst am Ab n kommt M t. Papa sch end a m a Ausdrücke u n d ra s a u g b t, t den Schran dabei. Solc dass das B k auseinan he Ausdrüc re tt der und sag ke dürfen K t in w d ie e der r nicht sag Vorgestern en. hat Papa m it M ama sehr la beide so, w nge in der ie wenn sie Küche gere vor Weihna verdächtig det. Danac c h ten Gesche . Papa hat h taten n F ke versteck il o zwei Beche verdächtig en. Das wa er! „Wir tun r Schokom r echt uss gegeb den Kickert den brauch en. Das wa isch in den t, holen wir r noch Keller!“, sa ihn wieder muss und gte Papa. „ herauf!“ Fil sehr glück W e nn ihr o war ganz b lich deswe Löcher an raun von S gen. Filo fr der Hose h c e hokout sich, we at. Mama is Filo Papa, d nn er dreck t nicht so g en Tisch au ig is t und lü c klich darüb seinander z tisch in den er. Jetzt erl u schraube Keller. Ich aubte n. Papa tru guckte abe wie er den g also den r aus dem Tisch heim K ic kerK üchenfenste lich in den und Mama r und sah P Müllcontain kann ich G apa, er stopfte. eheimnisse Zum Glück den ganzen sehr lange fü Tag lang. A r P apa fü r mich beh lso habe ic „Komm her!“ Rudi heißt unser Tisch weg, alten, manc h Filo nich und ich kon hmal ts gesagt. nte in unse Papa. Papa und ich sind ins Voreinem echte Endlich wa rem Zimme n Ball. r der r richtig Fu zimmer gelaufen. An der Wand lehnßball spiele n. Mit te unser großer Kickertisch. Daneben ist Filo gestanden und hat auch gelacht. Weil er so dreckig war und seine Hose am Knie zerrissen. Filo hatte den Müllbeutel in den Container geworfen und dort dabei den Kickertisch entdeckt. Er war in den Container geklettert und hatte den Tisch aus dem Heute Abe nd hat er Müll gebuddelt. Noch jetzt hingen an den Filo mit dem Müll Kickerstangen braune Bananenschalen beutel nac h draußen und eine Packung von dem stinkendsten geschickt. Ich ging Stinkerkäse der Welt. Der Kickertisch hat mit Papa in sein Zimgestunken, als ob zehn Papas auf einmal mer, wir w ollten nac pupsen würden. Papa musste unten im h Delfinen googeln. Müllcontainer nach den verlorenen SchrauAuf einmal hab en wir abe ben wühlen. Als er zurück in die Wohnung r aus dem Vorzim mer Mama kam, hat er auch gestunken. Wir mussten s chen gehö Lart. „Rudi!“, rief sie. Filo, Papa und den Kickertisch ordentlich waschen und noch dazu mit Deo besprühen. Jetzt steht der Kicker wieder bei uns im Kinderzimmer und riecht wie unsere Tante Berta, die sich immer voll mit Deo bespritzt. Vielleicht fällt mal Papa etwas G’scheiteres ein, wie wir den Tisch weg kriegen könnten. Aber sicher bin ich mir da nicht.

Leider ist un ser Papa et-was blöd.


Recht auf Freiheit

Schu t Ausbe z vor utun g


Recht auf Meinungsäusserung

Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit

Recht auf Bildung Recht auf Eigentum

Recht auf Fürsorge

Rech

t auf Ernäh r

ung Recht auf Ges ellschaft und Freunde je der Art

ine Recht auf e gewaltfreie Erziehung


HelmutSpa Kurze Auszuge aus meinem Leben Mein zeichnerisches Talent erregte zum ersten Mal in der 3. Klasse

die Gesellschaft verändern. Und wo fängt man damit logischerweise an?

Grundschule Aufsehen, als ich zum Thema „Die Schlacht auf dem

Richtig, bei den Kindern!

Lechfeld” 28 Tote auf Din A4 ablieferte. Die abgeschlagenen Köpfe der

So beschäftigten wir uns mit inhaltlichen, künstlerischen und psycholo-

Krieger und Pferde waren über das ganze Blatt verstreut. Dieses

gischen Fragen zum Bilderbuch. Daraus entwickelte sich meine

Werk wurde einerseits als zeichnerisches Vorbild in den Oberklassen aus-

theoretische Examensarbeit mit dem Titel „Rund ums Pappbilderbuch”.

gestellt, andererseits wurde bei meinen Eltern nachgefragt, ob in

Sie enthält aus meiner Sicht alles Wesentliche über Bilderbücher für

meiner Erziehung irgendetwas schief laufe.

Kleinkinder und über die kindliche Wahrnehmung, interessiert aber bis heute niemanden.

Am musischen Gymnasium Marktoberdorf erhielt ich später das „Zeugnis

Noch während meines Kunststudiums hatte ich die Möglichkeit, mein

der Reife“ mit der Note „ausreichend“ in Kunst und Musik. Das

erstes Pappbilderbuch mit dem Titel “Meine ersten Sachen” beim

war prophetisch: Für meinen späteren Beruf als Kinderbuchautor und

Ravensburger Buchverlag zu veröffentlichen. Es wurde im Examen prompt

Filmkomponist hat es ja dann auch ausgereicht.

mit der Note „mangelhaft” bedacht und ist noch heute, 35 Jahre später, ein erfolgreicher Klassiker.

Nach einer ersten Ablehnung an der Akademie der bildenden Künste in München startete ich ein halbes Jahr später einen zweiten Versuch mit

Nach meinem Studium war ich kurz als Referendar für Kunsterziehung

exakt den gleichen Arbeiten und wurde diesmal angenommen.

an einem Münchner Gymnasium tätig, doch beendete ich diesen Weg nach

Eigentlich sagt dieser Beginn meiner Laufbahn schon alles ...... persönliche

einem zweiten Anlauf endgültig. Es war für mich ein schwerer Schritt, da

Willkür soweit das Auge reicht. Ich sah mich gezwungen, möglichst oft zum

ich gerne mit jungen Leuten gearbeitet hätte, aber das starre Schulsystem

Baden zu gehen.

ließ mir keine Wahl. Erleichtert wurde mir meine Entscheidung durch den sich anbahnenden

Im Nachhinein betrachtet hätte ich meinen zweiten, hartnäckigen

Erfolg des Buches „Ich bin die kleine Katze”. In seiner verständnisvollen Art

Versuch an der Kunstakademie besser unterlassen, da mir das Studium

hat mich mein Vater für diesen Schritt in die Freiberuflichkeit umgehend

für meinen späteren Beruf kaum etwas brachte. Die Vermittlung solider

enterbt. Dies hat mich aber damals nur in meiner Absicht bestärkt, auch

handwerklicher Fähigkeiten wurde damals - und wird auch heute

weiterhin Bilderbücher zu machen.... und das war gut so.

noch - abgelehnt, da sie der Kreativität angeblich im Wege steht. Das Schwergewicht liegt weiterhin auf der Vermittlung des Genialen. Das aber wehrt sich bis heute erfolgreich gegen eine Vermittlung. In diesem geistigen Umfeld gründeten wir - eine Hand voll engagierter und mit dem Angebot der Akademie unzufriedener Studenten - die „Gruppe Bilderbuch”. Wir waren politisch orientiert und wollten nichts weniger als

( Bei weiterem Interesse siehe www.helmut-spanner.de)


anner Philosophie Die Einstellung zum Kleinkind muss sich andern!

es, die Dinge zu unterscheiden. Sie alle haben unterschiedliche Formen, Eigenschaften, Oberflächen und Temperaturen ...

Ausgelöst vor allem durch die Ergebnisse der PISA Studie sprechen wir

Das Kind lernt: In eine „Tasse“ kann ich mit der Hand hineinlangen,

heute, mehr denn je, von Bildungskrise und frühkindlicher Förderung. Nun

durch den „Henkel“ kann ich meine Finger durchstecken. Die Tasse ist

ist es durchaus positiv, wenn eine Sache zunehmend ins Bewusstsein der

„dünnwandig“, „glatt“ und „tief“ etc.

Öffentlichkeit rückt. Andererseits heißt das aber immer auch, dass sich ein

Diese Art der Wahrnehmung nennt man „taktil“, was nichts anderes als

Problem verschärft hat. Denken wir nur an die Umweltdiskussion und die

„berührend, begreifend“ heißt. Sie ist konkret, da sie an die Dinge selbst

aktuelle Lage unseres Planeten.

gebunden ist und ganzheitlich, da sie die Dinge in ihrer Gesamtheit

Da ich mich viel mit der Wahrnehmung kleiner Kinder beschäftigt

„umfasst“.

habe, möchte ich Ihnen zunächst einmal etwas über diese erste, oft völlig unterschätzte und missverstandene Entwicklungsstufe des Menschen mitteilen. Wir Erwachsenen haben meist nur wenige Erinnerungen an jene

Die visuelle Wahrnehmung

Zeit und sind eher froh, dass wir diese Phase allgemeiner Abhängigkeit überwunden haben und unser Leben heute viel selbständiger führen können

Aus all diesen taktilen Erfahrungen entwickelt sich schrittweise die

als damals. Dass in diesem frühen Alter beispielsweise die Grundlagen für

visuelle Wahrnehmung. Das Kind hat bereits z.B. mit einer Tasse so viele

eine oder gar mehrere Sprachen gelegt werden, sei hier nur am Rande

Greiferfahrungen gemacht, dass es diese erkennt, ohne sie unbedingt

erwähnt. Allein dieses Beispiel zeigt aber schon, dass das kleine Kind offen,

anfassen zu müssen. Die visuelle Wahrnehmung steht damit auf einer

ungefiltert und voller Interesse alles Neue aufsaugt wie ein Schwamm. Diese

abstrakteren Stufe als die taktile und gewinnt mit zunehmendem Alter

und ähnliche Tatsachen veranlassen die Psychologie zu der Aussage: „Die

mehr und mehr die Oberhand. Je alltäglicher und affektbesetzter eine

wesentlichen Prägungen eines Menschen finden in den ersten drei bis vier

Sache ist, desto früher wird sie rein visuell erkannt.

Jahren statt“.

Geben Sie also Ihrem Kind ruhig die verschiedensten, natürlich ungefährlichen Dinge in die Hand, das kann nur förderlich sein! So ist das Kind auf dem besten Wege, seine Umgebung Stück für Stück zu

Das Begreifen der Realitat

erkennen und unterscheiden zu lernen, und das klappt auch zunehmend besser bis...

Das Wort „Begriff“ sagt es schon. Das Kind „begreift durch Begreifen“.

...bis die zweidimensionale Abbildung auftaucht. Und selbst wenn die

Es nimmt die Dinge in die Hand, steckt sie in den Mund, drückt sie,

abgebildeten Gegenstände noch so bekannt und affektbesetzt

zieht an ihnen und schaut, was sie aushalten, riecht an ihnen, hört auf

sind, so treten doch teilweise erhebliche Schwierigkeiten auf,

ihre Geräusche und wirft sie auch mal durch die Gegend. Dadurch lernt

das Abbild des realen Gegenstandes zu erkennen.


Die Kinder machen da als Vermittler Die Rolle des Bilderbuchautors riesige Abstraktionsschritt Damit dem kleinen Kind dieser an sich schon in meiner Arbeit immer Der Schritt von der Natur zur Kultur von der Realität zum Abbild gelingt, habe ich ich zu halten. Das ist mit versucht, den Schritt wenigstens so klein wie mögl istisch“ gezeichnete Dinge und Der Schritt von der dreidimensionalen Realität zum zweidimensionalen ein Grund, warum in meinen Büchern so „real Bild muss erlernt werden. Das Anfertigen und Erkennen einer Abbildung detailreiche Situationen zu finden sind. Besonders wichtig war mir dabei Kinder in ihrer taktilen ist nämlich kein natürlicher, sondern ein kultureller Prozess. Das Kind immer die Darstellung der Materialien, da die en. Die zahlreichen positiven muss nun also völlig neu erlernen, dass das Abbild eines Gegenstandes für Phase reiche Erfahrungen mit eben diesen mach e Arbeit in besonderem einen realen Gegenstand steht. In die Tasse kann man nun nicht mehr Rückmeldungen von Eltern bestätigen hier mein hineinlangen, sie ist nicht mehr kalt, geht nicht mehr kaputt, wenn man Maße. Ich scheine da einen wesentlichen Punkt getroffen zu haben.

sie auf den Boden wirft. Sie ist platt, genauso wie der Löffel auf der Seite daneben.

und Verlage, die die bisher Daneben gibt es aber auch jede Menge Zeichner er nicht kennen oder auch beschriebenen Wahrnehmungsprobleme der Kind Buchautoren steht an gar nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Für viele können. Sie haben deshalb erster Stelle, sich als Künstler verwirklichen zu lerischen Freiheit durch die für irgendwelche Einschränkungen ihrer künst Andere wiederum machen kindliche Wahrnehmung überhaupt keinen Sinn. so wichtig oder gar sich keinerlei Gedanken. Für sie ist das alles nicht vor allem auf die Gesetze dummes Zeug. Die Verlage wiederum reagieren Breite des Angebotes, was von des Marktes, und die Kunden kaufen die volle hat also hier Interesse daran, Verlagsseite natürlich gerne gesehen wird. Wer

überhaupt etwas zu ändern und warum? hen Erkenntnissen folgen oder Wer will sich freiwillig beschränken, irgendwelc nen? Niemand! gar nachgefragte Marktsegmente nicht bedie Was ist denn bloß - mit diesen Kindern los?

Das so genannte „Bildzeichen“ einer Tasse steht also für irgendeine echte, richtige Tasse. Eine weitere Abstraktionsstufe ist schließlich die Schrift. Bei ihr stehen anstelle der realen Dinge dann nur mehr völlig abstrakte Schriftzeichen. Damit wird klar, dass das Erlernen der „Bildzeichen“ die Grundlage für das spätere Erlernen der „Schriftzeichen“ darstellt. Oder einfach ausgedrückt: Das „Lesen“ von Bildern ist die Vorstufe des Lesens von Texten. Daraus erklärt sich, dass ein frühzeitiger, spielerischer Kontakt mit „geeigneten“ Bildern das spätere Lesenlernen wesentlich erleichtert und fördert.

n zurück, die ich noch Die Grundlage meiner Arbeit geht auf Recherche damals in mehrere während meines Studiums durchführte. Ich ging zwischen drei und Kindergärten und befragte 50 Kinder im Alter iedener bekannter Bilderbücher dreieinhalb Jahren, was auf den Bildern versch n in ihrer Darstellung zu sehen sei. Die Bilder in diesen Büchern ware eise von keinem einzigen relativ abstrakt und reduziert und wurden teilw das Kind die einzelnen Kind erkannt. Die Erklärung ist einfach: Wenn lung nicht erlernt hat, ist es Bildzeichen durch eine behutsame Aufschlüsse nen. Und so sieht es nur das, nicht in der Lage, abstraktere Bilder zu erken versucht es nach seiner was tatsächlich da ist: Linien und Farben. Diese und daraus entstehen dann die individuellen Vorstellung irgendwie zu deuten


a nicht mit! unterschiedlichsten falschen Ergebnisse. Diese falschen Ergebnisse sind aber eben nicht Ausdruck einer freien Fantasie, wie einige Erwachsene glauben, sondern lediglich ein unfreiwilliger Mangel an Erkenntnis. Versuchen Sie doch bitte mal, selbst in die Kinderrolle zu schlüpfen, indem Sie Ihr Wissen - so weit wie möglich - ausblenden und so tun, als hätten Sie keine Ahnung, was auf dem Bild gezeigt ist. Im Nu werden Sie dann das sehen, was tatsächlich zu sehen ist: Ein Haufen Linien und verschiedene Farbflächen. Was aber heißt das nun konkret? All diese Reduktionen sind für die Kinder sinnlos. Wie wir bereits wissen,

damit auch das Wort „Holz“ nicht aktiv ausbilden. Zeichne ich keine „Maserung“, so habe ich auch hier weder das Bildzeichen noc h das Wort „Maserung“ zur Verfügung, u.s. w...

Die nachste und grosse re Dimension Die ganze Angelegenheit hat abe

Leider zeigt sich, dass wir nur

auch kennen, und dem wir ein

r noch eine viel weitreichendere

Nehmen wir an, wir wissen nic

das zu schätzen in der Lage sind

en Namen gegeben haben.

Dimension.

, was wir

ht, dass der Vogel, der da gera de vorüberfliegt, ein Spatz ist. Wir hab en beis piel swei se nur den allgemeinen von der Realität zum Abbild bedeutet für das Kind schon solch eine Begriff „Vogel“, aber kein Wort spez iell für ihn. Dann fällt es uns auch riesige Abstraktion, dass diese nicht noch durch eine abstrakte Darstellung logischerweise nicht auf, wenn die ses Tier von der Bildfläche verschw künstlich vergrößert werden darf. Die Kinder machen da nicht mit! unden ist. Gehen Sie doch mal mit ein em Pflanzenkenner über eine Wie se. Für Sie als normaler Spaziergänger ist Derartig reduzierte Darstellungen bringen aber nicht nur für eine die Wiese mehr oder weniger grü n. Sie fühlen sich zwar wohl in der Natur, sind differenzierte Wahrnehmung absolut nichts, sie sind noch aus anderen durchaus naturliebend, aber trot zdem erkennen Sie in einer Wiese nic Gründen kontraproduktiv und sogar schädlich! Wie soll das Kind denn ht viel anderes als eben eine Wie se. Das Wiesenschaumkraut oder die Lich lernen, differenziert zu sehen und sich eine differenzierte Vielzahl von tnelke, der Huflattich etc. fäll t Ihnen aber nur dann auf, wenn Sie die Begriffen anzueignen? Das Kind kennt eben all die verschiedenen Begriffe se Pflanzen kennen, das heißt, wenn Sie eine nähere Beziehung zu ihnen noch nicht und bei abstrahierten Darstellungen lernt es diese auch nicht aufgebaut haben. Dafür benötig en Sie aber eine Vielzahl von Begriffen, kennen! Genau diese Begrifflichkeiten benötigt das Kind aber, um die denn sie müssen die einzelnen Pflanzen benennen und voneinander unt Beziehung vom realen Gegenstand zu seinem Bildzeichen herzustellen. Die erscheiden können. Erst dann hab en Sie Abbildung wird nicht erkannt, das Buch erzeugt kein Interesse und wird in eine realistische Chance, sich die Pflanzen überhaupt zu mer ken. Je mehr Begriffe Sie dabei zur Verfügung die Ecke geworfen. Die erste Begegnung mit dem Medium Buch ist damit haben, desto differenzierter und auch kreativer können Sie die Realitä negativ, eine Chance ist vertan. Ich möchte mir nicht ausdenken, welche t wahrnehmen und beschreiben . Kennen Auswirkungen diese schlechte Erfahrung auf das spätere Leseverhalten haben wir aber, wie gesagt, den Huflattich nicht, dann berührt uns sein Verschwinden auch nicht. Und könnte. dies ist die eigentliche Katastr ophe. Ohne differenzierte Begriffe leidet uns ere seelische Beziehung zur Auß enwelt. Und wen, glauben Sie, brauchen wir , wenn die menschliche Art übe rhaupt eine Die Wichtigkeit der Begriffsbildung und deren Chance haben soll, diesen Planet en weiterhin zu bewohnen? Leu te mit weitreichende BedeutungWozu ist die Bildung von differenzierten Gehirnen und dif ferenzierter Ausdrucksfähigkeit, oder Begriffen notig? Leute, die lediglich über eine Ha nd voll Gehirnschaltungen verf ügen? Leute, deren unreife emotionale Beziehu ngen sie nur an ihre eigenen Inte ressen denken lassen und deren Horizon Drehen wir den Spieß mal um! t exakt an ihrem Gartenzaun endet? Oder brauchen wir Menschen mit aus Welche Begriffe und Bildzeichen werden dem Kind durch künstlerisch gebildeten, kreativen, vernetzt en Gehirnen, die dadurch komplexere Problem reduzierte Darstellungen denn überhaupt vermittelt? Vielleicht einige e zu lösen in der Lage sind.... wenige, auf keinen Fall aber eine differenzierte Vielfalt. Was heißt das kommt das Kind vom konkreten Begreifen der Dinge. Allein der Schritt

nun konkret? Zeichne ich kein „Holz“, so kann ich das Bildzeichen und




Bi-! Gott


Erziehung UNSCHULDIGER Kinder zur Eigenverantwortung gef채hrdet!

oh ! Kinderseelen Gott MANIPULIERT


e Gedicht von Olli

Das erste überliefert

Nauerz

Das Gaudiblatt ist kostenlos und finanziert sich durch

Anzeigen und Spenden; die ganze Gaudi ist also 100%

antikommerziell. Uns gehts nämlich nur ums Machen und um die pure Gaudi.

Auflage der Nr. 4: 1000.

Redaktion: Olli Nauerz (verantwortlich für diese Nummer). Redaktionelle Mitarbeiter: Ronja Nauerz, Katinka Gum-

mibärchen Gänseseger, Niko Nauerz, Helena und Louisa Wladarsch, Dr. Sylvia Katzwinkel, Michael Wladarsch, Veronika Dräxler, Niklas May, Caro Brunner, Sabine

Titelblatt: Zeichnung von Niko Nauerz / Layout: Veronika

Des System is schlecht und de Leit san ah net olle guat.

Rückseite: Das „Kindermanifest“ von der Gaudiredaktion -

Stammtisch jeden 1 u. 3 Montag im Monat ab 18 Uhr (erst wieder Mitte Jan. ´10) Lokal: Balan in der Balanstr. 21

Jaeschke, Jaromir Konecny, Moses Wolff, Helmut Spanner, Ali Mitgutsch, Volker Derlath, Carl-Ludwig Reichert,

Sarah Leizinger, Günther Gerstenberg, Wolfram P. Kastner, Dr. Katrin Sorko.

Dräxler. // Layout Innenteil: Veronika Dräxler und 84 GHz Dezember 2009.

Produktion: www.84GHz.de

AnaRKomM

Danke für Hilfe und Unterstützung und bussi bussi:

Anarchisten / Räte Kommunisten Mü.

Andrea Berchtold, Ulrike Broekmate, Adelheid Opfer-

anarkomm@anarchie.de

mann-F., Christoph Buhmann, Andreas Sturm, Assunta Tammelleo, Christian Luppatsch, Alexa Kleinschmidt, Hans Wolf, Wolfgang Bihlmeir, Anka vom Tumult, Jochen vom Cafe im Hinterhof, Arafat, Ruth Oppl.

Zwengs Anzeigenpreise, Spenden, gute Ideen etc. tretet ihr bitte direkt mit uns in Kontakt.

Kontakt: Olli Nauerz, Mittermayrstraße 4, 80796 München, Tel: 089 54577604, Mobil: 0176 65870095, Mail: M-Punk@gmx.de

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(H.)

.de


Kinder Kindersind sinddie diewahren wahren Anarchisten Anarchisten -wenn -wennwir wirsie sieliesen! liesen!

Stammtisch Stammtisch jeden jeden 1 u. 1 u. 3 Montag 3 Montag imim Monat Monat abab 1818 Uhr Uhr (erst (erst wieder wieder Mitte Mitte Jan. Jan. ´10) ´10) Lokal: Lokal: Balan Balan in in derder Balanstr. Balanstr. 2121

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