megafon Nr. 427, Januar 2018

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Dem Zusammenleben an den Kragen – Kahlschlag - Politik im Kanton Bern S. 1 – 2 | Editorial – Der Geist der Kritik geht um S. 2 | Wessen Bildung? Unsere Bildung! – UniBern: Bildungsverständnis neu denken S. 3 | «Schwarzbuch» bringt Licht ins Dunkel an der BFH – BFH - Soziale Arbeit: Studierende begehren auf S. 4 | Flashback – von #tt S. 5 | megafon stattBlick – Januarloch Episode MMXVII S. 6 | Kreuzworte S. 6 | BarrikadeInfo S. 6 | Antizyklisches Verhalten – Alles Andere ist Alltag S. 7 | Ein Sturm von Lebensgefühlen – Buchtipp S. 7 | Leser*innenkommentar S. 7 | Autististen und verruchte Orchester – Onomatopoesie S. 8 | Immo-Bern-Twenty-Four – frische Feder S. 8

Die Zeitschrift aus der Reitschule | Bern

megafon | N° 427 | Januar 2018 | 6.–

Kahlschlag-Politik im Kanton Bern

Dem Zusammenleben an den Kragen Es sind die Bereiche, die für das Zusammenleben wichtig sind, in denen gespart wird: Sozialhilfe, Bildung, Spitex, Heime, der öffentliche Dienst, die Langzeitpflege. Überall da, wo Menschen für andere Menschen Sorge tragen, wird Geld abgezogen um die Prozesse zu rationalisieren.

» Fortsetzung S.2


Nr. 427 | Januar 2018

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Editorial

Widerstand gegen den sozialen Kahlschlag, die lange Nacht der Bildung und das «Schwarzbuch»: Die studentischen Bewegungen an Fachhochschulen und Universitäten stehen im Zentrum des ersten megafon 2018. Verschiedene Gruppen und Kollektive meldeten sich Ende 2017 lautstark zu Wort und versuchten die neoliberalen, sozialfeindlichen und antidemokratischen Tendenzen in Gesellschaft und Hochschule zu hinterfragen und zu bekämpfen. Mehrfach waren kritische Studierende der Sozialen Arbeit und anderen Fakultäten gemeinsam mit tausenden anderen Menschen auf der Strasse. Anlass war die Umverteilung von Arm zu Reich im Kanton Bern. Gekürzt wurden die Gelder im Sozial- und Gesundheitswesen zu Gunsten von Unternehmen, die in den kommenden Jahren weniger Steuern zahlen müssen. Auch in den Hochschulen selbst regen sich die kritischen Geister mit neuem Elan und stiessen dabei auf Widerstand in Direktion und Leitung: Die Publikation des «Schwarzbuch BFH» des gleichnamigen Kollektives will eine Debatte zum Umgang mit Kritik und Selbstbestimmung an der BFH – Soziale Arbeit anstossen. Und in der «Nacht der Bildung» stellten sich Studierende mittels vielfältiger Veranstaltungen dem Konglomerat aus Universitäten und Privatwirtschaft entgegen, das Studierende lediglich als Humankapitalreserven sieht. Das megafon freut sich über die Bewegung an den Hochschulen, die auch in Luzern, Basel, Zürich und weiteren Städten Auftrieb bekommt. Wir freuen uns über weitere Texte, Reaktionen und Anregungen zum Thema.

herzlichst! … euer megafon

Chronologie der Proteste Am 11. September 2017 protestierten über 1500 Menschen auf dem Münsterplatz an einer von Berufsverbänden organisierten Kundgebung. Auf die Novembersession hin waren keine weiteren Mobilisierungen geplant. Darum organisierten sich Betroffene selber und mobilisierte am 22. November zur Demo «Sozialen Kahlschlag Stoppen» über 1500 Demonstrant*innen. Am 28. November folgte der Aktionstag «Wir sehen Rot». Am 2. Dezember dann die Spontandemo «Wir sehen Schwarz» mit über 600 Menschen als Reaktion auf die Durchsetzung der meisten Kürzungen. Mehr Infos zu den Protesten:

kahlschlagstoppen.noblogs.org.

Dem Zusammenleben an den Kragen

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Text: kriso Bern | Coverillu: fuh | Foto: kriso

parmassnahmen bedeuten nicht hauptsächlich das marktwirtschftlichchen Logik auf: Wenn alle Bemühungen zukünftige Fehlen finanzieller Ressourcen. Sparbewiesen werden können und abgehakt sind, ist die stelmassnahmen heissen, dass der Sorgearbeit die Luft lensuchende Person der sozialen Integration einen Schritt abgeschnitten wird. Durch Ökonomisierung und neoliberale näher gekommen. Die menschenunwürdigen Pflichten für Dogmas wird die Sorgearbeit verfremdet: Wenn Arbeit messSozialhilfeempfänger*innen sind Standardkriterien für die bar gemacht werden muss, um sie der Arbeitsmarktlogik und soziale Integration. Auch Menschen mit Suchproblemen ökonomischen Standards zu unterwerfen. Wenn Sorgearbeit oder mit Migrationshintergrund werden gleich behandelt, wegrationalisiert und durch effizienzsteigernde Massnahalso nach der Checkliste. Der Entscheidungs- und Handmen ersetzt wird. Wenn Arbeitsschritte bis zur Unkenntlichlungsspielraum liegt dabei nicht mehr bei den Professionelkeit in einzelne Handgriffe zerstückelt werden, wie es zum len der Sozialen Arbeit oder bei der Klientel, sondern wird Beispiel bereits in der Altenpflege geschieht: Eine Pflegefachbürokratisch und statistisch definiert. person regristriert vor dem Eintreten in das Zimmer einer pflegebedürftigen Person ihren Batch. Sie tritt ein, beugt sich Diese Sparmassnahmen greifen vor allem Frauen an zum Heimbewohner oder zur Heimbewohnerin runter, zieht Sorgearbeit ist Beziehungsarbeit; sie braucht Zeit. SorStützstrümpfe hoch, richtet sich wieder auf, geht aus dem gearbeit, oder auch Care-Arbeit, unterscheidet sich von der Zimmer und loggt sich mit ihrem Batch wieder aus. WorGüterproduktion und von der Erbringung nicht personenaufhin die Pflegeassistentin bezogener Dienstleistungen. kommt, dem Heimbewohner Die Qualität eines Handys oder der Heimbewohnerin zum Beispiel kann klar eruiert «Es wird nichts gespart – Essen eingibt, die Minuten in werden, indem die Funktionsdie Arbeit wird nur verlagert» ihrem Handy registriert und fähigkeit des Geräts geprüft den Raum verlässt. Im Anwird. Es verschickt SMS, man schluss kommt die für Hauskann telefonieren, die Tastatur wirtschaft zuständige Person vorbei und reinigt das Zimmer funktioniert einwandfrei. Die Qualität sozialer Integration den Hygienestandards entsprechend. Zum Schluss kommt kann nicht mit den gleichen Instrumenten gemessen wereine Freiwilligenarbeiterin in das Zimmer und sagt: «Guten den. Die Qualität der Pflege für eine pflegebedürftige Person Morgen Frau X, wie geht es Ihnen heute, wollen wir einen ebensowenig. Sorgearbeit bedeutet: Eine Beziehungsebene Spaziergang machen?». schaffen, in der Vertrauen und Wertschätzung auf Gegenseitigkeit beruht. Dies geht durch die Ökonomisierung verloren, denn diese Merkmale der Sorgearbeit sind in den heutigen, Arbeitsteilung wie in der Güterproduktion Diese Aufteilung der Pflege und Betreuung in verschieprozessorientierten Arbeitsabläufen nicht integrierbar und dene Bereiche wird heute als Berufsspezialisierung bezeichkönnen nicht durch Checklisten gewährleistet werden. net und soll der Professionalisierung dienen. Doch eine SpeAuch können die Herstellungsprozesse von Handys zialisierung des Berufs müsste sich weiterhin an der Aufgabe durch Automatisierung effizienter gestaltet werden. Sorgeorientieren, an der Sorge um den Menschen. Diese Abläufe arbeit hingegen bleibt immer arbeitsintensiv, denn sie ist in der Pflege und Betreuung wiederspiegeln eine Form von personenbezogen, sie kann nicht ausgelagert werden. Jeder Arbeitsteilung, welche in der Güterproduktion angewendet Mensch ist auf Sorgearbeit angewiesen, sie kann nicht wegwerden kann, jedoch nicht in der Sorgearbeit. Die Zerstürationalisiert werden; sie ist notwendige Arbeit, die getan ckelung der Pflege in einzelne Handgriffe kommt einer Auwerden muss. Durch Sparmassnahmen in der bezahlten tomatisierung der Sorgearbeit gleich, die dazu führt, dass Sorgearbeit, also im Sozialbereich und einigen DienstleisSorgearbeit gar nicht mehr stattfinden kann. Sie wird aus der tungssektoren, wird Sorgearbeit zu unbezahlter Sorgearbeit: Erwerbsarbeit wegrationalisiert, wenn sie effizient gedacht Sie wird ins Private und die Freiwilligenarbeit verlagert. Die wird, wenn sie standardisiert und automatisiert wird. Doch unbezahlte Sorgearbeit macht in unserer Gesellschaft über hier wird vergessen: Man kann nicht schneller gesundpfle50% des Arbeitsvolumens aus, wovon Frauen, zusätzlich zu gen, man kann nicht nach standardisierten Checklisten soihrer Erwerbstätigkeit, zwei Drittel leisten. Deshalb ist die zial integrieren, man kann Kinder nicht effizienter erziehen. gesamtgesellschaftliche Frage der Sorgearbeit auch eine Der Verlust der Sorgearbeit durch die Ökonomisierung Frauenfrage: Die Frage nach Rolle und Position der Frau in derselben ist auch in der Integrationsarbeit zu erkennen. unserer Gesellschaft. Nämlich dann, wenn die soziale Integration von armutsSorgearbeit betrifft uns alle. Sparen im Sozialbereich bebetroffenen Menschen effizienzsteigernden Massnahmen deutet also, dass Sorge tragen füreinander einerseits bis zu unterworfen wird und standardisierten Abläufen entspricht. einem bestimmten Grad verloren geht, andererseits aber vor Hier werden Menschen durch Checklisten definiert, die weitallem in unbezahlter Form geleistet werden muss. Das heisst ab von der Lebenswelt der Klientin oder des Klienten entwibei einem sogenannten Sparpaket: Es wird nichts gespart – die Arbeit wird nur verlagert. ckelt und abgehakt wurden. Checklisten zur Sicherung der Pseudo-Integration Es gibt viele Menschen, aber nur eine Checkliste. Dieser müssen die Integrationsbemühungen der Betroffenen entsprechen. Eine schwangere Frau muss sich zum Beispiel genauso um Arbeit bemühen, wie ein 20-jähriger Lehrabgänger. Acht Bewerbungen pro Monat, auch wenn die Chancen auf eine Zusage kurz vor der Geburt eines Kindes gleich null sind und der emotionale und körperliche Aufwand für die stellensuchende Frau in keinem Verhältnis zum Ertrag stehen. Für die Checkliste schon, denn diese zeigt in der

Die kriso ist eine unabhängige und offene Plattform für kritische

Soziale Arbeit. Wir fördern ein kritisches Berufsverständnis durch

Diskussionen, Austausch und Aktionen. Wir sind eine Gruppe von

Studierenden und Berufstätigen der Sozialen Arbeit und anderen

Disziplinen, welche aus einer gesellschaftlichen und politischen Perspektive heraus handeln.

Mehr Infos unter www.kriso.ch.


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Wessen Bildung? Unsere Bildung! Uni Bern: Bildungsverständnis neu denken

Im November fand in Bern zum ersten Mal eine Gegenveranstaltung zur «Langen Nacht der Karriere» der Universität Bern statt: Die lange Nacht der Bildung. Sie entfachte eine Debatte. Und vielleicht markiert sie den Startschuss einer neuen Bewegung. Die Organisator*innen ziehen Bilanz:

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Text: Gruppe Nacht der Bildung

«Einen Abend lang Selbstvermarktung, Career Speed Dating, CV-Checks – und zur Erfrischung gibt es ein Cüpli an der Networking Bar.»

etzten Herbst fand sie bereits zum vierten Mal statt: die «Lange Nacht der Karriere». Organisiert wird die Veranstaltung von einer Allianz aus Hochschulen, Bund und Wirtschaft. Inzwischen existiert sie schweizweit in gut vierzehnfacher Ausführung. An den Karriere-Nächten weht ein neoliberales Lüftchen durch die Gänge der Schweizer Bildungsstätten: Einen Abend lang Selbstvermarktung, Career Speed Dating, CV-Checks – und zur Erfrischung gibt es ein Cüpli an der Networking Bar. Ein bisschen wirkt es am Anlass jeweils so, als habe die Universität die Kontrolle über die Bildung ihrer Studierenden freimütig ans Grosskapital abgegeben. In den universitätseigenen Räumen erklären Vertreter*innen von Ruag, IKEA und PwC den Studierenden, wie sie ihr Humankapital auf dem Arbeitsmarkt optimal verwerten können – und auf welche Weise sie ihr Studium zu diesem Zweck organisieren sollen. Die Botschaft ist klar: Bildung ist, was Geld bringt. Wehe dir, wenn du mit anderen Vorsätzen studierst.

Den falschen Konsens durchbrechen Beinahe hätte die «Lange Nacht der Karriere» auch diesmal mit stillschweigender Zustimmung der Studierenden stattgefunden. Denn lange gab es kaum Kritik. Entweder, man ging zur Veranstaltung – oder man blieb zu Hause. Das wollten wir ändern. Und so plante eine Gruppe frisch zusammengewürfelter Studierender eine Gegenveranstaltung. Am selben Abend, zur selben Zeit, in den Räumen der Universität. Das Format der Veranstaltung kam aus Zürich, wo die Gruppe kritische Politik (kriPo) bereits 2016 eine Gegenveranstaltung lancierte. Die Universitätsleitung war vom Anliegen nicht begeistert. Generalsekretär Christoph Pappa bezeichnete uns als «Trittbrettfahrer» (welch ein Pluralismus-Verständnis!) und verweigerte den Studierenden und ihrer Initiative den Zugang zur Universität. Und dies, obwohl am besagten Abend massenhaft leere Räume an mehreren Uni-Standorten zur Verfügung standen. Wir waren deshalb gezwungen, unsere Veranstaltung ins Kirchgemeindehaus Paulus zu verlegen, gleich neben der Unitobler. Ein offener Brief, den wir aus Protest an die Unileitung schickten, bleibt bis heute unbeantwortet. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, den Anlass von Beginn an in anderen Räumen zu planen – aber das wollten wir nicht. Uns war es wichtig, als Gegenstück zur «Langen Nacht der Karriere» in Erscheinung zu treten, als Stimmen von Studierenden. Unser Ziel ist es, die bestehenden Bildungsinstitutionen zu offenen, selbstbestimmten und emanzipatorischen Räumen zu machen. Und dazu gehört auch die Frage nach den Zugangsrechten zu

Drei Thesen für eine neue Hochschule 1. Freie Bildung statt Prüfungswut Die Bologna-Reform hat viele Studiengänge klarer strukturiert. Aber sie hat zu einer Flut von Leistungsnachweisen und Prüfungen geführt. Aus neugierigen Studierenden hat Bologna eine Schar kühl berechnender Punkte-Sammler*innen gemacht. Wer heute nach Interesse lernt und anderes liest als vorgeschrieben, riskiert, in der Prüfung durchzufallen. Und wer länger studiert als geplant, wird bestraft: Er muss höhere Studiengebühren bezahlen. Dieses Klima macht krank: Immer wieder bringt es Freunde und Freundinnen von uns in die Vereinsamung oder an den Rand einer Depression. Leistungsdruck ist gefährlich: Er ist der Feind von

den Räumen der Universität. Plötzlich waren wir an der Uni ein Gesprächsthema. Man sprach über den offenen Brief und die Medienberichte, die darauf folgten. Und: Man sprach auch über unsere Inhalte. An der Uni war eine Debatte im Gang – und dies, bevor der Abend überhaupt begonnen hatte.

Alternativen, Kritik und ein Wir-Gefühl Mit der Nacht der Bildung ging es uns noch nicht darum, konkrete Forderungen zu formulieren. Vielmehr war sie ein Versuch, verschiedene Gruppierungen zusammenzubringen und einen Austausch zu ermöglichen. Bei den Vorbereitungen des Anlasses wurde uns erst richtig bewusst, wie viele Menschen eigentlich schon in diesem Bereich aktiv sind. Für die Workshops konnten wir dann auch nur einen Bruchteil dieser Leute einladen. Der Abend selbst hat uns alle überrascht. Über 300 Personen waren dabei. Im Programm setzten wir den Schwerpunkt auf Alternativen und Kritik. Wir freuten uns deshalb sehr, dass es am Abend sowohl bildungskritische Veranstaltungen zu Themen wie Ökonomisierung und Sparpolitik (kriPo, Ueli Mäder) als auch Workshops zu alternativen Lebensentwürfen (RaAupe), Anarchie (Luca Langensand), Schulstreiks (SchülerInnen aus Zürich) und Selbstbestimmung im Studium gab (kriJur). Besonders wichtig war uns das offene Abschlussplenum am Schluss des Abends. Hier entstand ein Wir-Gefühl und es wurden erste Überlegungen dazu angestellt, wie es weiter gehen könnte. Die Bildungsinstitutionen mitbestimmen Wir sind überzeugt: Es ist Zeit, dass wir alle gemeinsam aktiv werden. Denn Bildungsinstitutionen üben grosse Macht auf uns aus. Unsere persönliche Bildungserfahrung macht aus uns andere Menschen. Bildung kann befreien oder einsperren, zurichten und aufrichten. Umso wichtiger ist es, dass wir selbst darüber entscheiden können, wie wir uns bilden wollen. Unser Vorteil als Bildungsbetroffene ist: Universitäten und Schulen sind öffentliche Institutionen. Wir sind hier nicht bloss private «Kunden», sondern Studierende und Schüler*innen. Als solche können wir auf gewisse Rechte pochen, wir können uns einmischen und verlangen, angehört zu werden. Diese Möglichkeit sollten wir nutzen und für freie, selbstbestimmte Bildungseinrichtungen kämpfen jeden Tag. Du möchtest wissen, wie es weiter geht? Hier kannst du dich auf die Mailing-Liste

eintragen: www.nachtderbildung.ch/mitmachen.

Intellekt und Innovation. Denn Kreativität lässt sich nicht verordnen: Sie ist ein Kind der Freiheit. Darum kennt die Hochschule der Zukunft keine Prüfungen, Noten und Zeugnisse. Sie funktioniert ohne Selektion und ist offen für alle. 2. Bürgerinnen statt Arbeitsmaschinen Das Problem der Gegenwart ist nicht, dass wir zu wenig arbeiten, sondern dass wir die falsche Arbeit erledigen. Wir produzieren hundert Joghurtsorten und tausend verschiedene Shampoos. Und am Schluss bleibt keine Energie für gesellschaftliches Engagement. Um unseren materiellen Wohlstand zu halten, müssten wir eigentlich immer weniger arbeiten. Die Automatisierung ist in vollem Gange: Jeder zweite Job könnte in Zukunft von Maschinen übernommen werden. Es ist deshalb Zeit, die Frage nach gesellschaftlich wertvoller Arbeit neu zu stellen: Wofür verwenden wir unsere Energie? Die Hochschule der Zukunft stellt sich die-

ser Frage. Sie begleitet ihre Studierenden nicht nur in den Arbeitsmarkt, sondern vor allem auf ihrem Weg als aktive Bürger und Bürgerinnen – jenseits der Lohnarbeit. 3. Echte Demokratie statt Scheinpartizipation Die Hochschule der Zukunft ist demokratisch organisiert: Wer mitmacht, entscheidet mit. Dabei geht es um mehr als vegetarische Mittagessen und unverbindliche Evaluationsbögen. Die Studierenden sind in allen wichtigen Gremien vertreten und entscheiden bei Berufungsverfahren und Lehrplangestaltung mit.


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BFH – Soziale Arbeit: Studierende begehren auf

«Schwarzbuch» bringt Licht ins Dunkel an der BFH

An der Berner Fachhochschule für Soziale Arbeit brodelt es – und das nicht erst seit gestern. Die Antwort der Hochschulleitung auf verschiedene Aktionen kritischer Studierender war eisernes Schweigen. Mit dem ersten «Schwarzbuch BFH» soll die kritische Debatte um die Gestaltung der Hochschulpolitik neu lanciert werden.

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Text: Kriso Bern | Illu: Schwarzbuch BFH

uch auf ihr seit Oktober 2017 kursierendes, 75-seitiges Schwarzbuch erhielten das Kollektiv und die Studierenden nur eines: Schweigen. Die Teilnahme einer*s Vertretenden der BFH am Diskussionstreffen blieb trotz Aufforderung aus. Dies manifestiert die Strategie, der BFH gegenüber ihren Studierenden. Im Schwarzbuch BFH Soziale Arbeit haben sich verschiedene Studierende, ehemalige sowie aktuell immatrikulierte, zu einem vorübergehenden Kollektiv formiert. Im Schwarzbuch haben sie sich kritisch zu ihrer Bildungsinstitution geäussert und Texte, Gedichte, Zeichnungen und Gedanken zusammengetragen. In der Vergangenheit hat die BFH Soziale Arbeit immer wieder (erfolgreich) versucht, die aufkommende Solidarität unter den Studierenden zu zerschlagen. Es gelingt ihr, gerade weil an der BFH ein repressives Klima herrscht. Die Angst ist begründet: Dozierende, die sich kritisch

gegenüber ihrer Arbeitgeberin und gegenüber dem bestehenden System äusserten, mussten in der Konsequenz, beispielsweise ihre Modulverantwortung abgeben. Die Repression an der

«Das Schwarzbuch beschreibt, was die Führung der BFH zu verharmlosen versucht: Der Widerstand der Studierenden an der BFH Soziale Arbeit hat eine Geschichte.» BFH ist Fakt, die laut gewordenen Stimmen der Studierenden werden ignoriert und nicht ernst genommen. Beispiele sind teilweise im Schwarzbuch aufgeführt, zum Schutz der Betroffenen konnten aber viele Fälle nicht im De- tail oder gar nicht geschildert werden. Ausführungen dazu findet mensch vor allem im Unterkapitel «Die Proteste haben eine Geschichte» und «Neues aus Absurdistan». Auch ein Modul, das schon länger in der Kritik seitens Studierender und Dozierender steht, wird Schwarzbuch thematisiert (Seiten 31 – 34). Das Schwarzbuch-Kollektiv wünscht sich eine lebendige und konstruktive Diskussion über die Grundsätze und die Ausgestaltung dieser Bildungsinstitution. Eine hierarchiefreie Kommunikation der Bedürfnisse war bisher nicht möglich. Das Schweigen und Verschwindenlassen jeglicher Spuren des Widerstands bezeugen die Repression innerhalb der Berner Fachhochschule für Soziale Arbeit. Dozierende wie Studierende erleben einen äusserst schwierigen Umgang mit der Leitung. Auch was den Datenschutz betrifft, hat die Berner Fachhochschule dringend Nachhilfe nötig. Kritik soll anregen und bewegen Das Schwarzbuch beschreibt, was die Führung der BFH zu verharmlosen versucht: Der Widerstand der Studierenden an der BFH Soziale Arbeit hat eine Geschichte. Nicht erst seit vergangenem Semester wehren sich Studierende gegen die repressive Politik innerhalb ihrer Hochschule. 2015 wurde dem Vorstand der Studierendenorganisation (SO), mit einem möglichen Ausschluss aus den Entscheidungsgremien gedroht, nachdem in einem Communiqué die

Folgelosigkeit und die fehlende Umsetzung der geäusserten Anliegen kritisiert wurden. Das Kollektiv macht in der Einleitung des Schwarzbuchs darauf aufmerksam, dass Kritik keine Lösungsidee beinhalten muss. Kritik darf und soll ohne Verbesserungsvorschlag geäussert werden können. Nur so kann sie zum aktiven Denken anregen, nur so kann jede*r ihre*seine Kritik äussern und nur so werden die Leser*innen nicht bevormundet, indem ihnen schon wieder eine Meinung, eine Lösung, oder Denkweise vorgegeben wird. Das Kollektiv will, dass die Studierenden selber denken. Das Schwarzbuch soll Transparenz schaffen und zum Nachdenken, vor allem aber zum Aktivwerden anregen. Die BFH schweigt weiter, hofft das Schwarzbuch und die Kritik gerieten schnell wieder in Vergessenheit. Wer sich schon einmal gewehrt hat, schon einmal kontroverse Meinungen geäussert hat, der*die weiss, dass Widerstand nicht leicht ist. Wer mit Repression konfrontiert war, der*die weiss, wie ohnmächtig sie machen kann. Die Studierenden der BFH brauchen Solidarität. Solidarität kann nur durch Wissen entstehen. Bringen wir Licht ins Dunkel der BFH; Lest das Schwarzbuch und brecht das Schweigen! Das Schwarzbuch gibt’s gedruckt oder

online: https://schwarzbuch.blackblogs.org Das Kollektiv ist erreichbar unter:

schwarzbuch_bfh@inbox.lv.


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Nr. 427 | Januar 2018 mfg:#

#tt, alias Tom Hänsel, ist Lebenskünstler, Grafiker, Illustrator, Foto-, Typo- & Kalligraf, Radioreporter, Weltverbesserer & Träumer. Er lebt & arbeitet in Bern. Kontakt via tintenfrisch.net In unserer Rubrik ‹flashback› dürfen sich Künstlerinnen und Künstler a la carte blanche in jeweils drei Ausgaben gestalterisch mit der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft beschäftigen. … Anmeldungen hierfür nimmt das megafon gern via megafon@reitschule.ch mit dem Betreff ‹flashback› entgegen.

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*innen!!

& ~*frauen!! 1. Sofortige Neuwahl des Nationalrates auf Grundlage des Proporzes.

2. Aktives und passives Frauenwahlrecht. (Forderung erfüllt: 53 3. Einführung der allgemeinen Arbeitspflicht.

Jahre später, 1971!)

4. Einführung der 48-Stundenwoche in allen ) öffentlichen und privaten Unternehmungen. (6 Tage mit 8 Stunden 5. Reorganisation der Armee im Sinne eines Volksheeres.

6. Sicherung der Lebensmittelvorsorge im Einvernehmen mit den landwirtschaftlichen Produzenten.

7. Alters- und Invalidenversicherung. (eingeführt: 1948) 8. Staatsmonopole für Import und Export. 9. Tilgung aller Staatsschulden durch die Besitzenden.

& hey: nicht AB- sondern AUSBAU EN! WEITERDENKEN!! … nicht immer nur das MIN IMU M fordern! SUB ITO! !! Fangen wir z. B. mit dem BEDINGU NGSLOSEN GRU NDEINKOMMEN AN, fahren fort mit GRATIS-BILDUNG FÜR ALLE, der EINHEITSKRANKENKASSE , dem URBAN CITIZENSHIP, einer ECHTEN GLEICHSTELLU NG aller Geschlechter, … ich könnte wirklich ewig so weit ermachen … (;


Nr. 427 | Januar 2018

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Kreuzworte von Ursi

megafon stattBlick

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Januarloch Episode

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Und genau so, liebe Kinder, ist der Schnegg entstanden. Ehrlich, genau so war das.

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Text: Tom, emeritierter Post-Reitschüler | Illu: weggespart

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ewaffnete Gangs, unter ihnen die berüchtigten Gruppen «AHORRAR O MUERTE» und «SOZIALABBAUENDER VOLKS-PÖBEL», zogen durch die Strassen und überfielen diejenigen, die aussahen, als wären sie in Gegenwart oder Zukunft direkt oder indirekt potentiell einmal froh um staatliche Unterstützungsgelder. Also ziemlich alle. Niemand hatte die Sparmassnahmen-Süchtigen kommen sehen. Niemand hatte ein Rezept dagegen. Niemand war vor ihnen sicher. Sie rotteten sich überall zusammen, bildeten Offene Szenen, sabberten sparmassnahmenlosen Zeiten entzugsäffig auf ihre Krawatten, Massanzüge und Designerkleider und wenn es ganz übel wurde, kotzten sie auch mal in eine Gucci-Tasche. Sie lungerten mit Vorliebe vor und in Parlamentsgebäuden und Direktions- und Departementsbüros aller Art, schrien suchtbedingt ihre Wahnvorstellungen in die Welt – dies am liebsten in Radio- und Fernsehstudios – und sprayten es sogar an jede Wand: «SPARMASSNAHMER ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH!!» Ihr Lieblings-Song «WER NICHT SPARMASSNAHMT, IST EIN HURENSOHN, DU BITCH» schaffte es sogar in die Top Ten der Hitparade und unter dem Hashtag #SPARMASSNAHMANIAK schilderten Tausende ihre orgiastischen Gefühle, wenn sie anderen Gelder für die grundlegendsten Bedürfnisse wegsparen konnten. Es war eine sozialdarwinistische Epidemie sondergleichen und gerüchteweise wurde sogar behauptet, einige extremistische Sparmassnahmen-Süchtige würden gar über das Wegsparen von einzelnen Menschen und Menschengruppen nachdenken. Und tatsächlich: Im Umfeld des «SOZIALABBAUENDEN VOLKS-PÖBELS» bildete sich eine Gruppe, die eine Volksinitiative startete mit der Forderung, dass potentielle Sozialhilfe- und IV-Bezüger*innen sowie potentielle Klient*innen von staatliche finanzierten Beratungsstellen präventiv in Internierungslager gesteckt werden sollten. Die Verwaltung und kommerzielle Ausbeutung der Lager sollten logischerweise nicht auf Staatskosten geschehen, sondern im Freien Markt dem/der Bestbietenden zugeschlagen werden. Die Initiative kam in Rekordzeit zustande und wurde haushoch angenommen. Als kurz darauf eine Investor*innengruppe um den «SOZIALABBAUENDEN VOLKS-PÖBEL» und «AHORRAR O MUERTE» den Zuschlag für den Betrieb der Internierungslager bekam, wunderte das eigentlich niemanden. Die sparmassnahm-bedrohten Bevölkerungsteile hatten bis dahin lange geschwiegen und sich der neoliberalpropagandabedingten Apathie hingegeben. Doch kaum fingen die Sparmassnahm-Truppen an, auf der Strasse Menschen zu jagen und in die Internierungslager zu verschleppen, regte sich der Widerstand. Bewaffnete Kollektive leisteten Widerstand, bildeten in den befreiten Gebieten konsensbasisdemkratische Räte und traten den SparmassnahmeSüchtigen ordentlich in den Arsch. Sogar von nichtirdischer Seite bekam der Widerstand Unterstützung: Das Kollektiv nichthierarchischer Gött*innen verwandelte alle Sparmassnahmianer*innen in Schalenweichtiere mit und ohne Häuschen.

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WAAGRECHT:  5 Sie wird auch im 1 Senkrecht bei 23 Waagrecht abgebaut  12 akustisches Fanal  13 engl. zu, nach  14 widerlich  16 Sie war Aussenministerin unter Bush jr. obwohl sie eine schwarze Frau ist  18 altmodischer, weiblicher Vorname  20 Im Gegensatz zu Praljak wird er seine Strafe absitzen müssen  23 Ort in Deutschland, bekannt für seinen schwindenden Forst  28 türk. hinten  29 Hauptstadt Grönlands  30 Manchmal sieht man ihn vor lauter Bäumen nicht  32 frz. best. Artikel  33 Wenn man bei jemandem in sie fällt, hat man verschissen  35 engl. Sinnesorgan, mit einem H davor würde beschrieben, was es bestenfalls kann  37 Milliardenschweres Loch im Berg 39 bloss  42 mehrbesserer, arroganter Individualist  43 Abkürzung eines Kantons   44 türk. männlicher Vorname arab. Herkunft   45 Abk. Sicherheitsdatenblatt  46 auch bei kurzem Sinn kann sie lang sein  47 regierte von 1949-1989 alleine 48 1. Pers. Sing. von ita. fallen  50 Abk. instant  51 klingender Name für Menschen, die sich intensiv mit Verschwörungstheorien aus dem Internet beschäftigen und dabei so idiotisch wirken, dass man ihnen zutraut, dass sie sich eine ebensolche Kopfbedeckung beschaffen

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senkrecht:  1 Hier werden ohne Schächte und Stollen Bodenschätze abgebaut   2 Elend, Mangel, Zwang  3 german. Wettergott  4 algerische Unabhängigkeitsbewegung gegen Frankreich  5 Abk. für einen Halbkanton, indem es in letzter Zeit vermehrt zu Anschlägen gegen Firmen kam, die bei dem Bau des neuen Ausschaffungsgefängnisses beteiligt sind  6 Vorname des Frontmanns von Ton, Steine, Scherben  7 trotz ihrem Rufen kann etwas Gutes kommen  8 Walt Disney Heldin, heute beliebter Hündinnenname  9 Er beweist, dass Veränderung zu bekämpfen, progressiv sein kann  10 lat. usw  11 Dass Zentrum für politische Schönheit hat sich in seinem Nachbarshaus einen üblen Scherz erlaubt  15 Abk. eines kleinen, konservativen Bergkantons  17 nochmal ein 18 waagrecht  19 Von ihnen beschlichen zu werden bedeutet, ein undeutliches Vorgefühl zu haben  21 Werkzeug  22 Dieses Land hat vom Brexit wohl am meisten zu befürchten  24 kürzlich zurückgetretener kenyanischer Staatsmann  26 Abk. Betriebskostennutzung   27 Solche Programme werden verwendet um mithilfe des Computers Zeichnungen zu konstruieren  31 in dieser Stadt wurde vor 12 Jahren Oury Jalloh ermordet  34 engl. Streber (Mz.)  36 weitgehend autonom arbeitende Maschine  38 Klebebandproduzent  40 Diese Sprache wird in Pakistan, Indien, Afghanistan und Bangladesch gesprochen  41 Laut einem Film aus den 80ern essbare gesellschaftliche Klasse  49 lat. Vorsilbe 9

LÖSUNGEN & ~SWORT AUS MEGAFON NR. Das Lösungswort schickt ihr am besten an megafon@reitschule.ch, oder via Postkarte an uns. (Adresse siehe Impressum) … Einsendeschluss ist der 20. Januar 2018.  Zu gewinnen gibts einen 30 Franken Büchergutschein.

SENKRECHT: 1. PRIVILEGIEN 2. RON, 3. ILARE, 4. MEN, 5. OT, 6. FAHRT, 7. UNI, 8. PFE, 10. TLS, 11. IAZZCORE, 13. ZEIGTE, 18. EE, 20. ERBWORT, 21.ANTLITZ, 22.AERODROM, 24. NATO, 25. MEGAFON, 27. NENA, 29. MILIEU, 31. SANSS, 32. EMPOR, 34. PIEL, 37.ORA, 39. PE

426: REFLEXIONSVERMOEGEN WAAGERECHT: 1. PRIMO, 6. FU, 8. PROLET, 9. ANTIFA, 14. FINANZ, 16. HI, 17. LARVE, 19. EVER, 21. AERA, 23. SZENE, 25. MI, 26. RENITENZ, 28. CAM, 30. SELBSTGERECHT, 33. GEWALTMONOPOL, 35. AGONIE, 36. DARIO, 38. FIRST, 39. PORREE, 40. RE, 41. OETEZER, 42. OVALAU

ds barrikade.info-Info: Freitag, 09.02.018 bis Sonntag, 11.02.018: Anarchietage in Winterthur ... UND WIR SIND NOCH HIER! ÜBER DAS LEBEN IM WIDERSPRUCH:

Ein halbes Jahrzehnt ist es her, seit wir zum letzten Mal in Winterthur Anarchietage organisiert haben. Seither ist eine Menge Wasser durch die Töss geflossen … und trotzdem sind wir noch hier und planen die Anarchie, und fragen uns, wie

wir unser Leben trotz der immerwährenden Widersprüche rebellisch leben können. Die kommenden Anarchietage sind diesen Widersprüchen und den Rebellionen dagegen gewidmet, die vielleicht nicht immer die grossen sind, doch die unseren Alltag prägen und immer auf jene verweisen. weitere Details siehe anarchietage.ch/2018


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Nr. 427 | Januar 2018

Buchtipp Alles Andere ist Alltag

Antizyklisches Verhalten

Warten auf Bojangles, Olivier Bourdeaut:

Ein Sturm von Lebensgefühl

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Langeweile? Depressionen? Lustlosigkeit? Kalte Füsse? All dies muss nicht sein und kann mit einem einfachen und radikalen Manöver eingedämmt werden: Antizyklisches Verhalten! Das bedeutet, etwas tun, was alle gerade nicht tun; in die Gegenrichtung gehen, sich gegen den Strom, den Kreis, die Norm bewegen. Das schafft neue Perspektiven und ungeahnte Befriedigung.

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Text: Dr. Motz | Illu: fuh

ür das kleine Experiment in philosophischer Praxis sich vier Wochen lang vorsätzlich antizyklisch zu verhalten, bietet der Winter mit all seinen Grässlichkeiten – Weihnachten-Neujahr-Scheisswetter – die allerbesten Bedingungen. Nehmen wir das Beispiel Ernährung. Eine fantastische antizyklische Weihnachtsdiät bestünde wohl in der Vermeidung von Guezli. Stattdessen könnte doch öfter der verwaiste und vereiste Grill angeworfen werden. Kalte Suppen wie Gazpacho sind ebenfalls ein antizyklischer Winterhit. Mit dem Wetter lassen sich auch die schönsten Dinge anstellen, zum Beispiel völliger Verzicht auf Licht. So ist das ja wohl auch von der Natur vorgesehen, wieso sich also dem nicht fröhlich fügen und in Finsternis leben, mit allen Vorund Nachteilen, die das mit sich bringen mag. Oder Pulverschnee meiden und Matsch abfeiern. Gazpacho-Picknick im Industriegebiet, bei minus einem Grad Kälte und leichtem Schneeregen: herrlich! Weihnachten ist ja auch die Zeit im Jahr, in der die Christliche Religion und der Konsumkapitalismus ungeschminkt ihre höhnische Fratze zeigen. Eine schöne Jahreszeit, um zeitweise zum Islam zu konvertieren. Als salafistischer Anti-Samichlaus im Regen stehen, Korane verschenken und Kinder erschrecken wäre nur einer von vielen schönen antizyklischen Zugängen. Kaufen und verschenken ist blöd, beschenkt werden auch, das machen schliesslich alle. Zurückgeben und Zurückfordern hingegen ist antizyklisch. Der Badeanzug passt nicht mehr, die Taucherbrille ist undicht, der Wecker stehengeblieben? Kein Problem, die örtlichen Einzelhändler freuen sich gerade in der Adventszeit über langwierige

Rückgabe- und Umtauschgespräche. Hatten wir nicht letzten Sommer das Schlauchboot verliehen? Zurückfordern, jetzt! Und türmen sich im Regal nicht seit Jahren ungelesene Kunst-Bücher, die uns die Chefin immer zu Weihnachten schenkt? Zurückgeben, zusammen mit einem Stapel Verpackungsmüll und einer unterschriebenen, vordatierten Kündigung. Aber auch im privaten Umfeld machen kleine anti-zyklische Manöver langanhaltende Freude: Der Dezember ist zum Beispiel ein sagenhaft guter Monat um Beziehungen aufzulösen. Ganz egal, ob derdiedas die langjährige Beziehungs-Partner*in verlässt, oder ob du von deinen Eltern einen DNA-Test verlangst, antizyklisches Verhalten kann reinigende Effekte haben. Ohnehin offenbart so manche Konvention ihre Sinn­ losigkeit gerade im Moment in dem man sie d u  r c Der ultimative Kick aber ist: h nicht mehr Lesen, sondern Schreiben! b Und zwar ohne Geld dafür zu kriegen r oder gelesen zu werden! Für das megai fon, zum Beispiel. Dort werden nämlich c qUerSchReiberInneN und quErdenKeh t rInneN gesucht und geliebt! Nur Mut, die drucken alles… .

Leser*innenkommentar:

Text: Anna Christen

eorges liebt seine Frau, mehr noch, er vergöttert sie. Dies lässt er sie spüren, indem er ihr jeden Tag einen neuen liebevollen Namen gibt. Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Soirée, als Georges den anwesenden Gästen gerade eine Lügengeschichte nach der anderen erzählte. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick, nicht zuletzt deshalb, weil es beide mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Gemeinsam mit ihrem Sohn lebt das unkonventionelle Paar ein Leben voller rauschender Feste, voller Ausgelassenheit und ohne Regeln. Mitten in Paris wird auf den Bodenplatten der Eigentumswohnung Schach gespielt, woran sich auch das Haustier der Familie – der Kranich Taugenichts – gerne beteiligt. Doch immer häufiger wird die Mutter von manisch-depressiven Schüben heimgesucht und das leichte Glück der Familie droht zu schwinden. Allerdings lässt die kleine Familie diese Veränderung nicht einfach zu. Lange trotzen sie der drohenden Wirklichkeit und versuchen, ihr durch ihren ganz eigenen Lebensstil zu entkommen. Nächtelang tanzen die drei zu Nina Simones «Mr. Bojangles», verschlafen die Morgen und ergeben sich in wilden Phantasie-Geschichten. Als die Mutter schliesslich kurzerhand in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird, hecken die drei gemeinsam einen Befreiungsplan aus. In ihrem Exil, dem Wolkenschloss in Spanien, finden sie schliesslich Zuflucht. Dieses Buch ist ein Kleinod: luftig, leicht und dennoch melancholisch und abgründig. Erzählt aus den Perspektiven des Vaters und des Sohnes, gelang dem Autor ausserdem ein sprachliches Meisterwerk. Olivier Bourdeaut: Warten auf Bojangles,

160 S., Piperverlag 2017

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Nr. 427 | Januar 2018

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Onomatopoesie

Autisten und verruchte Orchester Es ist ja unter Kulturjournalisten gang und gäbe, Ende Jahr einen Jahresrückblick zu schreiben. Eine Bestenliste kann ich hier nicht bieten, aber immerhin einen Konzertrückblick vom 22. Oktober im bee-flat.

P

Text: HvH | Foto: zvg

eter Kernel waren mit ihrem «Wicked Orchesetwas abgegriffene Wort Tausendsassa, Tausend dies und Dienstag Mittwoch tra» unterwegs, ein kleines Orchester von sechs Tausend das, sehr treffend. Früher spielte er bei der PostMusiker*innen, die Kernbesetzung bestehend Metal Band The Ocean. Derzeit hat er neben Autisti noch aus dem Liebespaar Barbara Lehnhoff und Aris Bassetti. drei weitere Bands: The Fawn, Kunz und Coilguns. Letztere In der zweiten Hälfte der Nullerjahre waren sie noch zu bewegen sich eher in härteren Gefilden, welche in den letz19.00 20.00 viert, und spielten im April 2010 ein wunderbares Konzert ten Ausgaben dieser Kolumne Thema waren. Daneben tritt F r a u e n r a u m g FRAUENSTERNLIBAR. Im Januar K i n o g SNOWPIERCER Thriller/Fantasy, Bong Joon-ho, im Frauenraum der Reitschule. Bald darauf sind sie jedoch Jucker auch Solo mit Gitarre auf und spielt düster folkige mit postpatriachalen Utopien (und Distopien). Südkorea/Frankreich, 2013, 129 Minuten, OV E/d auf ein Trio geschrumpft. Aris (Gitarre) und Barbara (Bass) Lieder, die sehr sperrig in der Singer/Songwriter Schublade wurden in den letzten Jahren Live jeweils von wechselnden liegen, da meist jedes liebliche Element fehlt. Als sich Zoé Schlagzeugern begleitet. 2016 wurden Peter Kernel um das und Jucker trafen, schlug er vor, für sie Lieder aufzuneh«Wicked Orchestra» erweitert: Ein kleines Orchester mit men, was in Emilie Zoés Album Dead-End Tape resultierte. Harfe, Harmonium, Cello, Viola und Klavier. Auf die übliAutisti sind aus dem Wunsch Juckers entstanden, mit chen Instrumente, wie Schlagzeug, Gitarre und Bass wurde Zoé und Doutaz Musik zu machen. Mit dem Projekt L’Altro fast gänzlich verzichtet. Einzig ein paar Trommeln stehen Mondo, die andere Welt, wurde die Musik schliesslich auf einer von fünf Vinylscheiben festgehalten. Neben Autisheute mittig auf der bee-flat-Bühne und werden von Aris ti sind viele andere Gastmusiker*innen, Liebhaber und und Barbara träumerisch beklopft.1 Für diese Besetzung wurde nur ein einzelner neuer Freunde Juckers auf dem Album vertreten. Die ZusammenSong komponiert, die restlichen Songs stammen aus dem arbeit mit Zoé gestaltete sich nicht auf Anhieb einfach, weil Stamm-Repertoire des Peter Kernel-Rock-Trios. Das ist sie beide «Freaks» seien, so Zoé. Aber mit Autisti funktiosehr spannend, denn die Songs funktionieren auch wenn niert das sehr gut, was auch heute auf der bee-flat-Bühne die drängende Präsenz der klassischen Rock-Instrumentieoffensichtlich ist. rung gänzlich fehlt. Das spricht sehr für das Songwriting Mit Autisti lassen die beiden ihren Gitarren freien von Barbara und Aris, doch fand ich die Konzerte der RockLauf und bewegen sich jenseits der Solo-Frickeleien in LoFi Indie-Folk-Rock und zuweilen sogar in Grunge Gefilden. band Peter Kernel doch meistens bewegender.2 Sehr schön, wie sich Zoé jenseits von Gender-Rollenbildern Die Freaks aus der Romandie im Bandgefüge bewegt. Sie bedient die Gitarre mit einer Bewegt haben mich dann Autisti, die anschliessend die wunderbaren Selbstverständlichkeit und Energie, wie es Saiten und Felle bearbeiteten. Autisti stammen – wie auch von ihren männlichen Arbeitskollegen selten zu sehen ist.3 Peter Kernel – von jenseits des Röstigrabes. Autisti sind Autisti spielen ihre – bis auf weiteres – letzten Kon1) https://is.gd/DNk8CD 2) https://is.gd/V3gWKb) zerte im Februar. Emilie Zoé veröffentlich noch Ende 2017 Louis Jucker und Emilie Zoé an Gitarren und Gesang so3) https://is.gd/AN0GoQ wie Steven Doutaz am Schlagzeug. Für Louis Jucker ist das ein neues Album.

9

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Donnerstag

11 20.00

K i n o g LES INVISIBLES ( Dokumentarfilm, Sébastien Lifs Minuten, OV F/d 21.00

R ö s s l i g RUMBA AT RÖSS Release «Actone». DJ Aurinko, D Ohr Beat Electronic Pop. 20.30

T o j o T h e a t e r g HEIMSPIE 22.30

C a f e t e g Tanzbär STÖ (BE).

Donnerstag

18 19.30

T o j o T h e a t e r g Tour de Lor

REBELLINNEN WERDEN EIN RASSISTISCHES MIG

ge und Diskussion über das Pot und die Herausforderungen auf

frische Feder

Immo-Bern-Twenty-Four 23 24 Dienstag

20.00

Mittwoch

I

Text: Sarah Elena Müller | Illu: #tt

21.00

Donnerstag

25 21.00

n der Innenstadt: Missgunst und KonkurTrotzdem oder eben immer wieder: Wohnungsbesichtigung. K i n o g PEE-WEE’S BIG ADVENTURE Komödie, Tim K i n o g LES VIES DE THÉR renz. In der Agglomeration: Gegenseitige Burton, WieUSA, meist ist der Andrang gross, die Leute drücken sich in die kleine 1985, 91 Minuten, OV E/d Sébastien Lifshitz, Frankreich, Beglückwünschungen, zum Nichts, zum Küche, durch den engen Gang und auf dem winzigen Balkon herum. 20.30 drausUmstand, dass sehr wahrscheinlich leider jeAndere, die aus Platzgründen noch nicht reinkönnen, warten o j o T h e a t e r g JA SAGEN mand anderes … leider. sen vor der Tür und schweigen sich feindselig an. Um dieTStimmung GEWORDEN etwas aufzulockern, setze ich mich mit gespreizten Beinen in der SO SEIN von B Geben Sie hier Ihr Bruttoeinkommen an. Und hier. Küche auf die Fensterbank und zeige den Leuten meineTänzerinnen Vulva. Dietreten in einen Dia spielen, weiten und ufern aus – Und hier. Und dort beglaubigen Sie. Legen Sie bei. Leute schauen extra nicht hin und lassen sich auch durch aufmunetwas Drittes entstehen. Sollten Sie nicht beilegen, können wir nicht entterndes Zureden nicht dazu bewegen. Besonders die blonden Studiegegennehmen. Spielen Sie ein Instrument? Nehrenden, die hier eine WG gründen wollen, tun sich schwer damit, mir men Ihre Haustiere Betäubungsmittel? Wenn ja zwischen die Beine zu sehen. welche? Fressen Sie Kinder? Wenn ja, wie viele? Ein fast durchsichtiger Herr, der drei Dosen Red Bull getrunken hat, putzt seine leere Wohnung. Das Süssgetränk stößt ihm sauer auf. Mit Tipp-Ex übertünche ich immer wieder die Nun, da er endlich genug verdient, einmal anständig zu wohnen, Dienstag Kernangaben zu meiner öffentlich rechtlichen Person, bis das Bewerbungsformular ein steifes leistet er sich was Eigenes. Die Verwaltung hat die Chance ergriffen, Brett und das Porto zu teuer ist, um es überum den Mietzins anzupassen. Aber dafür kann er schliesslich nichts, haupt an die Immobilienverwaltung zu schicken. rülpst er die Bewerber*innen an.

R ö s s l i g CAPITAL SLAM – Poetry Slam.

Montag

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30

23.00

20.30

D a c h s t o c k g C’EST BERNE (Jørg, Marco Repetto, Bfly Steiner, Le Bérger, Lesnicar, Thom, Corpataux)

T o j o T h e a t e r g KRONENHAUFEN von Theater LiLiTH. Ein Vater, eine Tochter und zwei Narren erzählen die Geschichte eines Verdingjungen, der die Misshandlungen, die ihm angetan wurden, an die Nachkommen weitergibt.

Sarah Elena Müller *24.10.1990, lebt in Bern als freischaffende Autorin und Musikerin. Sie spielt und textet für die Alleinunter­hal­terinnen Combo «Cruise Ship Misery» Mundart-Graus zu zivilisa­torischen Missständen, schreibt für den Theaterrundgang «Nirgendwo mehr als hier», der sich mit städtischen Wohnformen befasst, und arbeitet als Regieassistenz bei KMU Produktionen in Zürich.

Kommendes: Auftritt «Cruise Ship Misery» 20. Januar 018 / 21:00 Uhr / Cafe du Commerce, Biel Premiere Theaterrundgang «Nirgendwo mehr als hier» am 1. Februar 18 / Lorraine, Breitenrain / Bern


Freitag

Samstag

5

6

7

21.00

21.00

8.00 – 16.00

K i n o g BANG GANG (A MODERN LOVE STORY) Drama, Eva Husson, Frankreich, 2015, 98 Minuten, OV F/d

K i n o g MAX ET LENNY Drama, Fred Nicolas, Frankreich, 2015, 85 Minuten, OV F/e

G r o s s e H a l l e g FLOHMARKT

F r a u e n r a u m g FRAUEN*DISCO – Pop-Hits von DJane Anouk Amok & Schnabeltier a.k.a. Audiophil – Frauen* erhebt euch und die Welt erlebt euch!

Freitag

shitz, Frankreich, 2012, 115

SLI by Prefermusic & Ovo-

Drwn, Am Kap, Arem, Otto von

Samstag

12

13

21.00

21.00

K i n o g ELLES (DAS BESSERE LEBEN) Drama, Malgorzata Szumowska, Frankreich/Polen/Deutschland, 2011, 99 Minuten, OV F/d, Frenetic Films

K i n o g CHAOS Tragikomödie, Coline Serreau, Frankreich, 2001, 109 Minuten, OV F/e

20.30

F r a u e n r a u m g TANZBAR.

T o j o T h e a t e r g HEIMSPIEL von Jobert und Pancetta. Ein lustvolles Spiel über Beziehungen, kleine fundamentale Krisen, grosse Lappalien, ätzende Nichtigkeiten und den Kampf der Geschlechter gegen den gemeinsamen Feind.

EL von Jobert und Pancetta.

Flohmarkt 13.30

K i n o g LOU! JOURNAL INFIME Komödie, Julien Neel, Frankreich/Belgien, 2014, 104 Minuten, Deutsch

22.00

(DIE UNSICHTBAREN)

Sonntag

20.30 20.30

T o j o T h e a t e r g HEIMSPIEL von Jobert und Pancetta. 21.00

D a c h s t o c k g DRITTE WAHL (Rostock | Dritte Wahl Records), NH3 (Pesaro | Plattenfirma Long Beach Records), ZIRKA (Bern | DMB Records)

Tech House, Electro, Techno.

Freitag

19

rraine WENN STÄDTE ZU

– WIDERSTAND GEGEN GRATIONSREGIME Vorträ-

tenzial Solidarischer Städte f dem Weg dorthin.

Samstag – TOUR DE LORRAINE

20

19.30

20.00 // 21.45 // 22.30

K i n o g DAS GEGENTEIL VON GRAU Dokumentarfilm

K i n o g DAS GEGENTEIL VON GRAU // BEING OKEY // ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM

19.45 // 20.30

T o j o T h e a t e r g SHOW HIN // HAUTVERDÄCHTIG? Rassistische Polizeikontrollen auf der Anklagebank. 20.30

F r a u e n r a u m g PLAY YOURSELF 20.30

D a c h s t o c k g GISBERT ZU KNYPHAUSEN 21.15 // 22.00

K i n o g BEING OKEY // ALS PAUL ÜBER DAS

MEER KAM – TAGEBUCH EINER BEGEGNUNG Freitag

20.00 // 20.45 // 23.00

T o j o T h e a t e r g GRENZENLOS // ONCE IN A LIFETIME ALLES KANN, NICHTS MUSS #TEILHABE // FREIHEIT DES CHILLENS 22.00

F r a u e n r a u m g Zwei tolle Bands, zwei tolle DJanes, die uns tanzen und feiern lassen: DAT POLITICS und BERG & BERG. Support: DJ Grrrl in the Garage & Ditrix. 22.00

D a c h s t o c k g TEQUILA BOYS (Bern).

Samstag

Sonntag

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28

21.00

21.00

20.00

K i n o g PAS COMME DES LOUPS Dokumentarfilm, Vincent Pouplard, Frankreich, 2016, 59 Minuten, OV F/e

R ö s s l i g LE REX Balkan Groove Jazz

2017, 53 Minuten, OV F/e

K i n o g LE CIEL ATTENDRA (DER HIMMEL WIRD WARTEN) Drama, Marie-Castille Mention-Schaar, Frankreich, 2016, 105 Minuten, OV F/e

N ZUM BIN ICH

20.30

Bütikofer / Minger. Zwei alog, wetteifern, behaupten, – und lassen etwas Neues,

T o j o T h e a t e r g JA SAGEN ZUM BIN ICH GEWORDEN SO SEIN von Bütikofer / Minger. Zwei Tänzerinnen treten in einen Dialog, wetteifern, behaupten, spielen, weiten und ufern aus – und lassen etwas Neues, etwas Drittes entstehen.

T o j o T h e a t e r g JA SAGEN ZUM BIN ICH GEWORDEN SO SEIN von Bütikofer / Minger. Zwei

RÈSE Dokumentarfilm,

20.30

Tänzerinnen treten in einen Dialog, wetteifern, behaupten, spielen, weiten und ufern aus – und lassen etwas Neues, etwas Drittes entstehen. 23.00

D a c h s t o c k g DARKSIDE

REITSCHULE-PROGRAMM JANUAR 2018

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ILLUSTRATION: MFG


KINO

ELLES (DAS BESSERE LEBEN)

KINO IN DER REITSCHULE PRÄSENTIERT: JEUNESSES FRANÇAISES Die schillernden Feiertage liegen hinter uns und die Terminkalender, sind gähnend leer. Der Frühling ist noch lange nicht in Sicht, es ist immer noch kalt und dunkel draussen. Bei manchen Menschen brodelt der Januarblues mit all den sich selbst auferlegten Vorsätzen oder von anderen aufgedrängten Pflichten und dem Druck jene zu erfüllen. Manchmal tut es gut, sich eine Weile in den eigenen vier Wänden zurückzuziehen. Doch ist Pessimismus quasi verboten in der Gegenwart. Nicht nur die Jugend, die ganze Gesellschaft unterliegt nahezu einer Pflicht zum Optimismus. Der Poetische Realismus der Französischen Gesellschaftsfilme passt da ganz gut in diese Jahreszeit. Dokumentarischen Filme wie «Max et Lenny» und «Pas comme les loups» nehmen uns mit auf Reisen zu den kleinen, unbemerkten und doch bemerkenswerten Dingen düsterer Alltagswelten. Es sind die Porträts zweier junger Frauen (Max und Lenny) und zweier junger Männer (Roman und Sifredi), die am Rande der Gesellschaft stehen, ohne in Selbstgefälligkeit oder engelsgleiche Rede zu verfallen. Die Spielfilme «Chaos» und «Le ciel attendra» sollen uns mit ihren heiklen und authentischen Themen zum Nachdenken anregen. Basierend auf realen Gesprächen erzählen sie detaillierte und ehrliche Geschichten von der scheinbaren Freiheit unsere Zeiten, die wir so schnell nicht vergessen. Caroline Serreau und Marie-Castille Metion-Schaar gewähren uns Einblicke in scheinbar stabile normale Leben, welche durch Zufall oder der Suche nach Idealen Werten ganz einfach zerfallen können. Eva Husson gibt mit dem Gesellschaftsfilm «Gang Bang» Einblicke in die komplizierte Welt der heutigen Teenager auf der Suche nach ihrer Identität. Nahezu jede Form der Rebellion hat bereits stattgefunden, kaum gibt es noch Tabus, Sexualität ist jederzeit und überall verfügbar und soziale Medien täuschen Verbundenheit vor. Der in französischer, deutscher und polnischer Kollaboration entstandene Spielfilm «Elles» reflektiert die Lebensentwürfe dreier Frauen, die entgegengesetzter nicht sein könnten. Darin trifft die gut abgesicherte bürgerliche Existenz einer Journalistin (Juliette Binoche) auf das rohe und intensive Leben zweier Studentinnen, die sich ihr Geld als Prostituierte verdienen. Eine durchaus kritische Bestandsaufnahme, die nicht denunziert. Unverblümt, gegenwärtig, authentisch so wollen wir ins neue Jahr starten. Das Januarprogramm widmet sich der Generation Z. Den Werthaltungen und den Strategien, die junge Menschen anwenden, um das prekäre Gleichgewicht zwischen individueller Selbstverwirklichung und dem Wunsch nach Sicherheit in einem Klima allgemeiner gesellschaftlicher Verunsicherung zu bewahren. Ja, wer wenn nicht unsere westlichen Nachbaren, könnte dieses Thema nicht bemerkenswerter und spannender in zeitgemässe Märchen verpacken. FREITAG, 5. JANUAR, 21.00 UHR

Bang Gang (A Modern Love Story) Drama, Eva Husson, Frankreich, 2015, 98 Minuten, OV F/d

In einer wohlhabenden Stadt am Meer genießt eine Gruppe Jugendlicher ihr sorgenfreies Leben in vollen Zügen. Als sich die hübsche George in den coolen Alex verliebt und um dessen Aufmerksamkeit buhlt, initiiert sie innerhalb der Clique ein gewagtes Spiel namens Bang Gang: Eine Gruppe von Freund*Innen trifft sich um gemeinsam hemmungslosen Sex zu haben und mit Alkohol und Drogen abzufeiern. Doch schon bald nimmt die unbeschwerte Zeit ihr Ende, als George entdeckt, dass Alex sie mit ihrer besten Freundin Laetitia betrügt. Und auch die Bang Gang-Partys drohen außer Kontrolle zu geraten, denn schließlich haben die Freunde all ihre Aktivitäten auf Video festgehalten...

PAS COMME DES LOUPS

SAMSTAG, 13. JANUAR, 21.00 UHR

Chaos

Tragikomödie, Coline Serreau, Frankreich, 2001, 109 Minuten, OV F/e

Als eine junge Frau (Rachida Brakni) spätnachts versucht, sich in das Auto von Hélène (Cathrine Frot) und Paul (Vincent Lindon) zu retten, verriegelt Paul die Türen und fährt los. Für ihn sieht das nach unliebsamen Scherereien aus. Hélène, von Schuldgefühlen geplagt, macht sich am darauffolgenden Tag auf die Suche nach der Frau und entdeckt sie auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Noch ist sie, Noémi, nicht in der Lage zu sprechen, weshalb die Hintergründe jener Nacht im Dunkeln bleiben. Hélène lässt Mann und Sohn zurück und hilft, wo sie helfen kann. Während ihre Männer zu Hause versuchen, mit Kochherd und Bügeleisen fertig zu werden, erholt sich Noémi langsam. Schon bald bricht sie ihr Schweigen... FREITAG, 26. JANUAR, 21.00 UHR

Le ciel attendra (Der Himmel wird warten) Drama, Marie-Castille Mention-Schaar, Frankreich, 2016, 105 Minuten, OV F/e

Mélanie, 16 Jahre alt, lebt mit ihrer Mutter in Paris. Sie geht gern zur Schule, spielt Cello und trifft sich mit ihren Freundinnen. Sie möchte die Welt verbessern. Im Internet verliebt sie sich in einen «Prinz». Die 17-jährige Sonia hat um ein Haar etwas Undenkliches gemacht, um ihrer Familie einen Platz im Paradies zu sichern. Die Mädchen könnten auch Anaïs, Manon, Leila oder Clara heissen und wie Sonia und Mélanie eines Tages indoktriniert werden... Werden die beiden es schaffen, sich aus dieser Situation zu befreien? Marie-Castille Mention-Schaar («Ma première fois») will mit «Le ciel attendra auf die Gefahren der Radikalisierung von jungen Menschen in Europa durch den sogenannten Islamischen Staat über das Internet aufmerksam machen. SAMSTAG, 27. JANUAR, 21.00 UHR

Pas comme des loups

Dokumentarfilm, Vincent Pouplard, Frankreich, 2016, 59 Minuten, OV F/e

Roman und Sifredi sind kaum 20 Jahre alt. Sie bewegen sich wie ihre Identität zwischen Ausgrenzung und Marginalität. An geheimen Orten, unter der Erde, an Kniebeugen, an Holzkanten, unter bewölktem Himmel oder an Niederspannungsnetzen erfinden sie ihr Leben, ihre Sprache und ihre Codes. Sie sagen, dass sie niemals "jemand" sein, sondern immer 'frei' sein werden.

SAMSTAG, 6.JANUAR, 21.00 UHR

Max et Lenny

REITSCHULE-PROGRAMM JANUAR 2018

Drama, Fred Nicolas, Frankreich, 2015, 85 Minuten, OV F/e

Lenny ist eine einsame, aber energiegeladener Teenager, die in der Nähe von Marseille aufwächst. Um die Probleme des Alltags hinter sich lassen zu können, hat das junge Mädchen ihr Interesse am Rap gefunden. Eines Abends trifft sie auf Max, eine Kongolesin, die illegal nach Frankreich gereist ist. Die beiden Frauen verbindet ihre Liebe zur Sprache, die augenscheinliche Differenzen sofort zu überbrücken weiss...

KINDERKINO PRÄSENTIERT:

FREITAG, 12. JANUAR, 21.00 UHR

Elles (Das bessere Leben) Drama, Malgorzata Szumowska, Frankreich/Polen/Deutschland, 2011, 99 Minuten, OV F/d, Frenetic Films

Die erfolgreiche Pariser Journalistin Anna (Juliette Binoche) recherchiert für einen Artikel über das Leben von Studentinnen (Joanna Kulig und Anaïs Demoustier), die ihr Geld als Escorts verdienen. Dabei findet sie in den klaren, ungeschminkten und jeder falschen Romantik entzauberten Lebensentwürfen ihrer Informantinnen ein verstörendes Echo auf ihre eigene Karriere, auf ihre eigenen Bedürfnisse und auf das satte, verwöhnte, rundum abgesicherte Leben ihrer Familie. BANG GANG (A MODERN LOVE STORY)

SONNTAG, 7. JANUAR, 13.30 UHR

Lou! Journal infime

Komödie, Julien Neel, Frankreich/Belgien, 2014, 104 Minuten, Deutsch

Lou (Lola Lasseron) lebt zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter Emma (Ludivine Sagnier) in einer Wohnung in der Stadt. Sie ist etwas verträumt, äusserst kreativ und hat vor allem eines gemeinsam mit ihrer Mutter: Sie lieben bunte, alte Gegenstände, was man ihrem Domizil auch ansehen kann. Darin herrscht das reine Chaos, eine Villa Kunterbunt sozusagen. Neben der Zeit, welche sie mit ihrer besten Freundin Mina (Eden Hoch) verbringt, tut sie hauptsächlich eines: Sie beobachtet den Nachbarsjungen Tristan, in den sie ziemlich verliebt ist.


DAS UNIKINO PRÄSENTIERT: TRAIN DE VIE

LES VIES DE THÉRÈSE

FEMAGENDA PRÄSENTIERT: PAULINE GAILLARD Pauline Gaillard, französische Regisseurin und Cutterin, hat Sébastien Liftshitzs Filme «Les Invisibles» (Die Unsichtbaren) und «Les vies de Thérèse» geschnitten. Als Cutterin arbeitete sie mehrfach mit der Regisseurin und Drehbuchautorin Valérie Donzelli («La Reine des Pommes», «Main dans la main», «Marguerite et Julien») zusammen. 2000 schloss Pauline Gaillard ihr Studium an der La Fémis in Paris in Montage ab, einer grössten und bedeutendsten Filmhochschulen in Frankreich. 2012 wurde sie für den César du meilleur montage nominiert und 2015 erhielt sie den Preis für den besten Fernsehdokumentarfilm (Prix du Syndicat français de la critique de cinéma et des films de télévision). Die neue Film-Reihe im Kino in der Reitschule, FemAgenda, setzt sich für mehr Gender*gerechtigkeit ein. Wir sensibilisieren unser Publikum im Rahmen einer feministischen Agenda für die Rechte von Frauen* und machen auf Diskriminierung aufgrund der Geschlechter*zugehörigkeit aufmerksam. Zu themenbezogenen Filmen wollen wir das Filmschaffen und die Arbeit von Technikerinnen, Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen oder Kamerafrauen* generell sichtbarer machen. DONNERSTAG, 11. JANUAR, 20.00 UHR

Les Invisibles (Die Unsichtbaren) Dokumentarfilm, Sébastien Lifshitz, Frankreich, 2012, 115 Minuten, OV F/d

Frauen und Männer, geboren in den Zwischenkriegsjahren. Ihnen gemeinsam ist der Mut, offen lesbisch oder schwul gelebt zu haben in einer Zeit, in der die Gesellschaft fast immer mit Ausgrenzung reagierte. Sébastien Lifshitz (WILD SIDE) fand äusserst offene und humorvolle Gesprächspartner für sein mit einem César (Bester Dokumentarfilm 2013) preisgekröntes Porträt der älteren Generation Homosexueller, die oft nicht im Blickfeld der Öffentlichkeit erscheint. Das Leben im Abseits hat diese "Unsichtbaren" zu starken Persönlichkeiten gemacht, und in diesem berührenden Film legen sie ein erstaunliches Zeugnis ihres bewegten Lebens ab. DONNERSTAG, 25. JANUAR, 20.00 UHR

Les vies de Thérèse

Dokumentarfilm, Sébastien Lifshitz, Frankreich, 2017, 53 Minuten, OV F/e

Thérèse Clerc wurde 1927 in eine gutbürgerliche, erzkatholische Familie geboren. Wie alle jungen Frauen heiratete sie jung und widmete die folgenden 20 Jahre voll und ganz dem typischen Hausfrauen-Dasein: Sie zog vier Kinder gross, stand am Herd, während der Mann bis spätabends arbeitete, und tat alles, was man von einer "anständigen" Ehefrau erwartete. Doch als 1968 in Frankreich die sexuelle Revolution ausbrach, hatte sie plötzlich genug: Sie verlangte die Scheidung und schloss sich der erstarkenden und zunehmend militanten Feministenbewegung an. Dort wurde sie asbald zu einer zentralen Figur und kämpfte an vorderster Front für Gleichberechtigung, Abtreibung und Homosexuelle.

Flüchten und Verweilen, zwischen Heimat und Fremdsein, erster und dritter Klasse, Enge, Öffentlichkeit und Erotik. Wer im Zug reist, sitzt auf einer Bühne. Die Menschen werden in Zügen verbunden wie Städte durch Gleise, Geschichten und Persönlichkeiten geraten während der Fahrt in Bewegung. Viele Filme fangen mit einfahrenden Zügen an oder hören so auf. Die spezielle Verbindung zwischen dem Kino und der Eisenbahn begann gleich mit dem Anfang. Im Jahr 1895 fuhren die Brüder Auguste und Louis Lumière in die Provence und stellten eine Kamera am Bahnsteig des Bahnhofs von La Ciotat auf. Ein Zug fuhr ein, der erste Film der Geschichte war gedreht. Bis heute dienen Züge und Bahnhöfe im Film als Symbol, Bühne und Plotdevice für unzählige Themen und Situationen. Züge dienen als Transportmittel für Menschen in weltpolitischen oder zwischenmenschlichen Verstrickungen, werden verpasst oder abgewartet, transportieren sowohl Lebende und Mordende als auch Tote und manchmal ganze Klassenkämpfe von A nach B. MITTWOCH, 10. JANUAR, 20.00 UHR

Snowpiercer

DAS GEGENTEIL VON GRAU

TOUR DE LORRAINE 2018

Thriller/Fantasy, Bong Joon-ho, Südkorea/Frankreich, 2013, 129 Minuten, OV E/d

«Snowpiercer», beruhend auf der Graphic Novel «Schneekreuzer» von Jacques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochett, ist bestes ScienceFiction-Kino: mitreissend, klug und visuell beeindruckend. Mit der finsteren Zukunftsvision meistert der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho den systemkritischen Action-Film. Die Erde in naher Zukunft: Ewiges Eis und Schnee bedecken den einst so grünen Planeten. Kein Leben rührt sich mehr. Nur ein Zug, der einsam durch die verlassene Schneelandschaft fährt, bietet den überlebenden Menschen noch Schutz vor der tödlichen Kälte. Hier haben sie ihre letzte Zuflucht gefunden. Doch die proletarische Masse der verbliebenen Menschheit fristet im hinteren Teil des Zuges ein Leben in ewiger Dunkelheit, während vorne die wenigen reichen Passagiere im Luxus schwelgen. Aber die Zeichen stehen auf Veränderung. Eine Revolution steht kurz bevor. «Würde Wes Anderson Actionfilme machen, so könnten sie aussehen.» - Der Bund vom 01.05.2014 MITTWOCH, 24. JANUAR, 20.00 UHR

Pee-Wee's Big Adventure Komödie, Tim Burton, USA, 1985, 91 Minuten, OV E/d

Kohlenhydrate sind der Radfahrenden Energiequelle: Eine Menge davon braucht Pee-Wee Herman, alternder Junge und Nervensäge erster Güte, als ihm sein stylisches Fahrrad gestohlen wird, und er alles daran setzt, es wieder zu kriegen. Tim Burtons erster Langspielfilm ist gleichzeitig buntes Zucker-Schleckzeug und rabenschwarze Gesellschafts-Kritik, eine mit Slapstick durchsetzte Komödie in schrillen Farben. Eigentlich eine Art Road-Movie Richtung Texas und Süden, in welchem der naiv-kindliche Rebell Pee-Wee immer wieder dazu kommt, seine Einschätzung der gegebenen Verhältnisse kundzutun... PEE-WEE'S BIG ADVENTURE

«Urban Citizenship» bietet eine vielversprechende Perspektive auf die Frage, wer an der Gestaltung des urbanen Raumes teilhaben darf. Nicht Herkunft und ökonomische Voraussetzungen sollen entscheidend sein, sondern der Lebensmittelpunkt und die gemeinsame Zukunft. Es geht um rechtliche, politische, soziale und kulturelle Teilhabe aller Bewohner*innen und um die Anerkennung von Migration und Vielfalt als gesellschaftliche Realität. Wie können wir die lokalen Strukturen an diese Realität anpassen? Ob Armutsbetroffene, Migrant*innen mit und ohne Papiere, Menschen mit Behinderungen, die LGBTQ-Community, Senior*innen oder Jugendliche: Wir fordern Teilhabe auf Augenhöhe für alle. Da, wo wir leben. Wie können wir Abschiebungen verhindern? Müssen wir die Demokratie neu erfinden? Wie schaffen wir Zugang zu Arbeit und Wohnraum für alle und ist «Urban Citizenship» auch auf dem Land umsetzbar? Die diesjährige Tour de Lorraine mit dem Titel «Teilhabe für alle! Da, wo wir leben» wird Raum bieten, diese Fragen aufzugreifen, sich untereinander zu vernetzen sowie Strategien, Aktionen und mögliche rechtliche und politische Konzepte rund um «Urban Citizenship» zu diskutieren. Die Tour de Lorraine lädt zusammen mit dem «netzwerk migrationscharta.ch» und der Plattform «Wir alle sind Bern» zu diesem Politfestival ein. Kommt nach Bern. Nehmt teil! Participez! Vieni! Take part! Bainvegni! Der Verein Tour de Lorraine ist aus den Protesten und Diskussionen um das World Economic Forum (WEF) und die neoliberale Globalisierung entstanden und will eine finanzielle Unterstützung an politische, soziale und kulturelle Basisprojekte in Bern und weltweit leisten. Seit 2001 findes jeweils im Januar ein Polit- und Kulturfestival in vielen unterstützenden Betrieben im und um das Berner Lorrainequartier statt. FREITAG, 19. JANUAR, 19.30 UHR SAMSTAG, 20. JANUAR, 20.00 UHR

Das Gegenteil von Grau Dokumentarfilm, Matthias Coers, Deutschland, 2017, 90 Minuten, OV D

Brachflächen, Leerstand, Anonymität, Stillstand – nicht alle zwischen Dortmund und Duisburg wollen sich damit abfinden. Im Gegenteil. Immer mehr Menschen entdecken Möglichkeiten und greifen in den städtischen Alltag ein. Ein Wohnzimmer mitten auf der Straße, Nachbarschaft, Gemeinschaftsgärten. Stadtteilläden, Repair Cafés und Mieter*inneninitiativen entstehen in den Nischen der Städte – unabhängig, selbstbestimmt und gemeinsam. Das Gegenteil von Grau zeigt unterschiedliche Gruppen, die praktische Utopien und Freiräume leben und für ein solidarisches und ökologisches Miteinander im urbanen Raum kämpfen. weiter auf der nächsten Seite >


RÖSSLI  DONNERSTAG, 11. JANUAR, AB 21.00 FREITAG, 19. JANUAR, 21.15 UHR SAMSTAG, 20. JANUAR, 21.45 UHR

Being Okey

RUMBA AT RÖSSLI BY PREFERMUSIC & OVO-RELEASE «ACTONE»

DJ Aurinko, DRWN, Am Kap, Arem, Otto von Ohr BEAT ELECTRONIC POP, VVK: PETZITICKETS

Dokumentarfilm, Nadia Lafranchi, Nina Oppliger & Corinne Pfister, Schweiz, 2017, 34 Minuten, OV Englisch / Schweizerdeutsch

«Wir sind völlig nackt. Die Schläge kommen von überall her. Und niemand hilft uns.» Vor elf Jahren überfällt ein wütender Mob Okey und seinen Freund in ihrem Heimatdorf in Nigeria. Homosexualität ist dort ein Verbrechen. Sie entkommen nur knapp dem Tod – trotzdem gewährt die Schweiz Okey kein Asyl. Gefangen zwischen der ständigen Angst, zurückgeschafft zu werden und der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit, lässt Okey an seiner inneren Zerrissenheit teilhaben. So erlebt er an der Zürich Pride bei dröhnenden Technorhythmen, was Freisein bedeutet. Während ihn im nächsten Moment die Vergangenheit einholt. Er hofft auf eine würdige Zukunft in der Schweiz, doch sie steht auf wackligem Fundament. Eine erneute Asylbefragung steht bevor. Sie wird über sein Leben entscheiden.

Prefermusic galoppiert durchs Revier um Zwischenbereiche von Electronica, Techno und Pop auszuleuchten. Der Abend glänzt durch seine Vielfalt und bringt frischen Wind in die Beat- und Elektronikszene: Beleuchtet werden Zwischenbereiche und Ränder verschiedener Genres zwischen Avantgarde und Pop. An diesem Abend präsentiert sich das Label mit verschiedenen Live- und DJ-Sets von Künstlern aus den eigenen Reihen. DIENSTAG, 23. JANUAR, AB 20.00

CAPITAL SLAM POETRY SLAM

Sechs gestandene Slammer messen sich gegen zwei aufstrebende Bühnenpoeten von der offenen Liste in verbalen Dichterschlachten um eine Flasche Whisky. Das Publikum kürt dabei basisdemokratisch den Sieger. Wollen sie Dichter oder Richter sein? Dann erscheinen sie am Capital Slam!

FREITAG, 19. JANUAR, 22.00 UHR SAMSTAG, 20. JANUAR, 22.30 UHR

Als Paul über das Meer kam – Tagebuch einer Begegnung Dokumentarfilm, Jakob Preuss, Deutschland, 2017, 93 Minuten, OV D LE REX

Paul Nkamani hat sich aus seiner Heimat Kamerun durch die Sahara bis an die Küste Marokkos durchgeschlagen. Hier lernen sich Paul und Filmemacher Jakob Preuss kennen, der entlang Europas Aussengrenzen auf Recherchereise ist. Kurz darauf ergattert Paul einen begehrten Platz auf einem Schlauchboot nach Europa, doch die Überfahrt nimmt einen tragischen Ausgang: Die Hälfte seiner Mitreisenden stirbt, Paul überlebt. Der Regisseur sieht die erschütternden Bilder der Rettung im Fernsehen und begibt sich auf die Suche nach Paul. Nachdem Paul bereits zwei Monate in Abschiebehaft verbracht hat, findet Jakob ihn endlich in einem spanischen Rote-Kreuz-Heim wieder. Als Paul aufgrund der Wirtschaftskrise in Spanien beschliesst nach Deutschland zu reisen, muss Jakob sich entscheiden: Soll er Paul aktiv bei seinem Streben nach einem besseren Leben unterstützen oder in der Rolle des beobachtenden Filmemachers bleiben? Viereinhalb Jahre nachdem Pauls Odyssee begonnen und er seine Mutter in Kamerun verlassen hat, zieht er zu Jakobs Eltern ins ehemalige Kinderzimmer des Regisseurs. Und doch bleibt seine Zukunft in Deutschland ungewiss…

REITSCHULE-PROGRAMM JANUAR 2018

BEING OKEY

SONNTAG, 28. JANUAR, AB 20.00

LE REX

BALKAN GROOVE JAZZ, VVK: PETZITICKETS

Unser Tönler Jönu hat Geburtstag und hat sich Le Rex im Pferd gewünscht. Et voilà! Grooviger Sound, virtuoses Zusammenspiel verschiedenster Blasinstrumente. Ein balkanesker Touch kombiniert mit Jazz und Rhythm’n’Blues. Klänge, welche man nicht all zu oft im Rössli zu hören bekommt.

CAFETE  DONNERSTAG, 11. JANUAR, TÜRÖFFNUNG 22.30 UHR

Tanzbär

Stö (BE)

Tech House / Electro / Techno

Der Berner DJ Stö bringt seit 1992 seine lebendigen und soliden Sets unters Volk. Dank einem vielfältigen Stilmix mit Abstechern in Elektro, Techno, Progressive und EDM wird es nie langweilig. Grund genug, den alten Hasen einen Abend lang den Tanzbären rocken zu lassen.

SOUS LE PONT  ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM – TAGEBUCH EINER BEGEGNUNG

BETRIEBSFERIEN IM JANUAR Vom 1. – 11. Januar haben wir Betriebsferien und unsere Tore bleiben geschlossen. Bis bald!


DACHSTOCK SAMSTAG, 13. JANUAR, TÜRÖFFNUNG 21.00 UHR

DRITTE WAHL Rostock | Dritte Wahl Records NH3 Pesaro | Plattenfirma Long Beach Records ZIRKA Bern | DMB Records Abendkasse: 30.-, VVK: Petzitickets

Dritte Wahl – Szene-Inventar sozusagen und natürlich immer wieder gern Gesehene auf unseren Brettern. Die Deutschpunk Haudegen aus dem hohen Norden sind unterwegs mit ihrem neuen Silberling «10» und darauf ist neben gewohnt hemmungslos schönen prollig-grobschlächtigen Angriffen auf Spiesser und andere Sesselpupser auch einiges an musikalischem Versatz zu hören. Hier mal ein Metallriff, da mal etwas Classic Rock, dicht, breitspurig und erstaunlich vielfältig irgendwie, so mag man das. Dritte Wahl – die scheinen so richtig gut zu altern an der Nordsee! Mit an Bord sind zudem die Skacorer NH3 aus Italien und die werden einen schönen Kanon an Parolen à la «solidarity» und «united we stand» anstimmen, gut für unsere geschundenen linken Seelen – lokalen Support gibt’s zudem von Zirka und DJ ADNX. Na dann, fröhlichen Abriss allerseits! FREITAG, 19. JANUAR, TÜRÖFFNUNG 20.30 UHR

GISBERT ZU KNYPHAUSEN Wiesbaden |

PIAS, Omaha-Records

WOLFGANG MÜLLER Hamburg | Fressmann / Indigo

Abendkasse: 30.-, VVK: Petzitickets

Sieben Jahre! Das muss man sich mal vorstellen, was das in Stunden, Nächten, Atemzügen ist. Auf jeden Fall eine Menge Zeit ohne neue Lieder von Gisbert zu Knyphausen, dessen Lieder so vielen Menschen beim Leben helfen. Vor sieben Jahren ist sein letztes Album erschienen, jetzt kommt das neue, es heißt Das Licht dieser Welt. Dazwischen ist viel passiert, auch Musik, dazu später mehr. Jetzt erstmal Freude, dass er wieder da ist, denn einen wie ihn gibt’s da draußen nicht, wo seit Jahren immer mehr Musiker auf Deutsch singen, aber eben nicht wie Gisbert. Sie überziehen alles mit Sepia, kondensieren die Komplexität des Daseins auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, damit sich das Menschlein nicht mehr so allein fühlt in der großen weiten Welt – Pathos, Trost und Durchhaltehymnen. Bei Gisbert war das schon immer ganz wunderbar anders. Er geht nie in die Breite, sondern immer in die Tiefe, mitten rein in das Wesen der Dinge. Er berührt die Menschen mit seinen Texten wie kein anderer. Er hat eine Sprache gefunden für das, was wir fühlen aber so schwer greifen können. Er schraubt einem das Herz auf und den Kopf, gibt keine Auswege oder billigen Ratschläge, sondern etwas viel Wertvolleres: Erkennen und Erkenntnis. Seine Poesie weitet den Blick, seine Melancholie neigt sich ins Licht, und bei all dem Schmerz und all der Sehnsucht ist da immer auch Hoffnung, dieses wunderbare Weiter, eine Liebe zum Leben und zu den Menschen. Kaum ein deutscher Musiker wird so innig von seinen Anhängern verehrt wie er, deswegen geht jetzt ein Seufzen durchs Land, denn Gisbert zu Knyphausen hat ein paar neue Lieder geschrieben. «Kaum ist die Nabelschnur ab, schon stehen wir alle auf dem Schlauch.»

TOUR DE LORRAINE 2018 SAMSTAG, 20. JANUAR, TÜRÖFFNUNG 22.00 UHR Bern

TEQUILA BOYS DJN INCONNUE Bern

Abendkasse: 25.-/ Solipreis: 30.-

Tequila Boys, Tour de Lorraine, Dachstock: Guet Nacht am Sächsi! – am Morge öppä… plus unsere Berner DJN INCONNUE, die den Dachstock tanzen lässt.

GISBERT ZU KNYPHAUSEN

FREITAG, 29. JANUAR, TÜRÖFFNUNG 23.00 UHR

C'EST BERNE

JØRG Bern | Moby Disc, Elektrostubete MARCO REPETTO live Bern | Inzec Records BFLY STEINER Bern | Dropout Agency, Lapsus Music LE BÉRGER Bern | Global Ritmico, Dropout Agency LESNICAR Bern | Dropout Agency, Traum Schallplatten THOM Bern | Dropout Agency CORPATAUX Bern | Dropout Agency Abendkasse: 20.-, VVK: Petzitickets

Bern, 2013. Die Dropout Agency feiert ihre erste Feierei. In einem Berner Tanzlokal kredenzt Andri sein Liveset und begnadete Artgenossen aus der Heimat gehen ihm als Support zur Hand. Dieses frohe Ereignis jährt sich heute zum bereits fünften Mal. Geändert hat sich Vieles; geblieben ist die Leidenschaft für elektronische Musik, der damit verbundenen Kultur und die magischen Momente auf den verschiedensten Tanzparketts – in Bern und anderswo. Die Faszination der Dropout-Macher für live dargebotene Electronica besteht seit Urzeiten; entsprechende Bookings ziehen sich wie ein roter Faden durch die fünfjährige Labelgeschichte. Für die grosse Festerei im schönsten Dachstock der Welt und im Zeichen dessen legendärer Festreihe «C’est Berne», besteht die Geburtstagskapelle ausschliesslich aus sieben umtriebigen Vertretern der hauptstädtischen DJ-Zunft. Angeführt wird die geburtstägliche Klangaufstellung vom Live-Magier Marco Repetto an seinen unzähligen, leuchtend-blinkenden Gerätschaften. Angekündigt hat der erfahrene und langjährige Produzent eine tanzbare Darbietung, die in den Sphären des Techno wandelt. Für die zweite Live-Performance zeichnet Jørg Juno verantwortlich – nach der ausverkauften Premiere seines Livesets im Rössli, war es nur eine Frage der Zeit bis der Meister von Groove und Melodie seine Kunst im Dachstock dem grossen Publikum vorführen darf – EBass inklusive. Last but not least steuern die fünf Dropout-Musketiere ihren Teil zum klanglichen Aufbau des Abends bei: Dropout Soundsystem aka Le Bérger b2b Lesničar, Thom b2b Corpataux & Bfly Steiner. Fürs gemeinsame Zelebrieren der halben Dekade House & Techno im Zeichen von Dropout, werden nach dem tosenden Startschuss in Berns alternativem Kulturtempel weitere Festivitäten in Bern und Umgebung folgen – die Tour zum halben Jahrzehnt dauert also bis auf weiteres an… SAMSTAG, 27. JANUAR, TÜRÖFFNUNG 23.00 UHR

DARKSIDE

BTK Brazil | Dutty Audio, Renegade Hardware, Subtitles Music, Virus Recordings

DEEJAYMF Bern | UTM, United Tribes Berne, Drum FM DAYNI Luzern | Dutty Audio KENOBI Biel | DEMAND RECORDS, INFLUENZA MEDIA Abendkasse: 20.-, VVK: Petzitickets

Brasilien und Drum&Bass leben seit langer Zeit in einer gesunden Liaison. Eines ihrer buntesten und wild herumtobenden Kinder ist der Hauptgast der ersten Darkside im neuen Jahr: BTK, der mittlerweile in London beheimatete Rumpelstilz aus São Paulo, hat sich im Lauf der Jahre in die internationale D&B-Topliga und darüber hinaus gearbeitet. Virus, Renegade Hardware oder V (Hörtipp: «Try») sind nur einige der Labels, auf welchen seine packenden, ravig-funkigen Über-Tunes beheimatet sind. Bei seinem eigenen Label Dutty Audio setzt BTK auf frische, qualitativ hochwertige Tracks von Producern aus aller Welt. Auch DAYNI, der Schweizer Vertreter des Labels aus Luzern, ist seit Ende der 90er ein fester Bestandteil der hiesigen Szene und steht für knallig-intelligenten Dancefloor-D&B mit der gewissen Portion Funk! Den zweiten Local Support des Abends macht der Darkside-Resident DEEJAY MF aus Bern, welcher seit 1992 als DJ aktiv ist. Als dritter Local ist KENOBI aus Biel dabei.


TOJO  DONNERSTAG, 11. JANUAR, 20.30 UHR FREITAG, 12. JANUAR, 20.30 UHR SAMSTAG, 13. JANUAR, 20.30 UHR

«Heimspiel» Von Jobert und Pancetta. Mit: Eveline Dietrich, Robert Stofer.

«JA SAGEN ZUM BIN ICH GEWORDEN SO SEIN»

Regie: Jost Krauer. jobertundpancetta.ch, Reservation: tojo.ch

Jobert und Pancetta beziehen ihr neues Heim, denn gewohnt muss sein. Die Gelegenheit für kleinliche Konflikte und peinliche Kleinigkeiten. Eine kleine Bühne mit Tisch, Kommode, zwei Stühlen und eine Tür, die nirgends oder überall hinführt. Das ist die von Jobert und Pancetta ersehnte Welt. Am biederen und kargen Interieur stören sie sich nicht - das Fehlende ist auf einer Theaterbühne schnell gebastelt. Also nehmen sie die bedeutungsvolle Bretterwelt in Beschlag. Endlich daheim, machen sie es sich gemütlich, richten sich ein und stossen an. Der Alltag kann beginnen. Aber Wohnen bietet unzählige Fallstricke. Konflikte sind kaum zu vermeiden: Wo sind die Schlüssel, ich muss mich rasieren, ich mich umziehen, hat es noch Güezi... Doch trautes Heim bietet in einer langjährigen Beziehung auch Behaglichkeit für die beiden. Nur die Zuschauer*innen bringen sie durcheinander. Denn unerwartete Gäste überfordern sie schnell. Das stellt auch ihre Beziehung auf eine harte Probe, aber Not kann auch zusammenschweissen. Sie macht erfinderisch, sagt man. Die kleine Bühne bedeutet plötzlich die Welt. Mindestens die Welt von Jobert und Pancetta. Auch wenn da draussen die ganz andere Welt droht, aus der es kein Entrinnen gibt. Vermutlich. Ein lustvolles Spiel von Beziehungen, kleinen fundamentalen Krisen, grossen Lappalien, ätzenden Nichtigkeiten und dem Kampf der Geschlechter gegen den gemeinsamen Feind. Jobert & Pancetta zuletzt im Tojo mit «Die Graue Spinne» im März 2013 (Siehe Megafon 03/13).

TOUR DE LORRAINE 2018

DONNERSTAG, 25. JANUAR, 20.30 UHR FREITAG, 26. JANUAR, 20.30 UHR

DONNERSTAG, 18. JANUAR, 19.30 UHR

SAMSTAG, 27. JANUAR, 20.30 UHR

«Wenn Städte zu Rebellinnen werden – Widerstand gegen ein rassistisches Migrationsregime»

«Ja sagen zum bin ich geworden so sein»

Inputs: Katharina Morawek, Dr. Christina Schulz, Dr.

Nelly Bütikofer in Zusammenarbeit mit Karin Minger. Kostüme:

Elham Manea. Moderation: Tarek Naguib.

Gabi Rahm. Licht: Peter Scherz. Dramaturgische Assistenz:

Tanz: Nelly Bütikofer, Karin Minger. Musik: Ludwig van Beethoven Eroica-Variationen op. 35. Am Flügel: Stefi Spinas. Choreografie:

Peter Grünenfelder. Choreografische Assistenz: Claire Birrfelder

Vorträge und Diskussion über das Potenzial Solidarischer Städte und die Herausforderungen auf dem Weg dorthin. FREITAG, 19. JANUAR, 19.45 UHR

«Show hin» von Blickwichtung.

Mit sieben Stühlen, die eine Welt darstellen, die wegschaut, werden die Themen Rassismus und Racial Profiling verhandelt. FREITAG, 19. JANUAR, 20.30 UHR

«Hautverdächtig? Rassistische Polizeikontrollen auf der Anklagebank – Tribunal gegen Racial Profiling» von Allianz gegen Racial Profiling.

Die Verhandlung ist eröffnet. Angeklagt ist: Racial Profiling. Ein theatrales Tribunal.

May. Fotos: Dominique Uldry.

«Ja sagen zum bin ich geworden so sein» wächst ganz aus der eigenen und unterschiedlichen Tanzsprache der beiden Tänzerinnen Nelly Bütikofer und Karin Minger heraus. Tanz in all seinen Facetten spielt darin die Hauptrolle. Die zwei Tänzerinnen stellen ihre Interpretation des musikalischen Themas der EroicaVariationen von Ludwig van Beethoven, gespielt von Stefi Spinas, vor. Zusammen mit der Musik treten sie in einen tänzerischen Dialog; wetteifern, behaupten, spielen. Sie tauschen ihre Bewegungen aus und stellen fest, dass Gleiches nie Gleiches ist, dass Physis und Persönlichkeit ihre Choreografie prägen. Die Lust am Verändern, Zerlegen und immer wieder neu und anders zusammenzusetzen treibt sie weiter und tiefer in einen tänzerischen Kosmos hinein. Schritt für Schritt, Schicht für Schicht eröffnen sich ihnen innerhalb der vorgegebenen musikalischen Struktur neue Freiräume und tänzerische Freiheit. Etwas Neues, Drittes entsteht. DIENSTAG, 30. JANUAR, 20.30 UHR

«HEIMSPIEL»

SAMSTAG, 20. JANUAR, 20.00 UHR

DONNERSTAG, 1. FEBRUAR, 20.30 UHR

von Time for Change / Kopše / Valsecchi.

«Kronenhaufen»

«grenzenlos»

FREITAG, 2. FEBRUAR, 20.30 UHR

Text/Inszenierung: Elvira H. Plüss. Spiel: Walter Sigi Arnold, Pas-

In diesem Hörstück werden Geschichten von 22 Menschen aus zehn Ländern in neun Sprachen zu den Themen «Grenzen überschreiten» und «Gerechtigkeit» verwoben.

cale Pfeuti. Clowneske Akrobatik: Cyrill Michel, Noah Egli. Musik: Madeleine Bischof, Thomas K.J. Mejer. Musikkonzept: Madeleine Bischof. Video- und Lichtdesign: Karl Egli. Bühne: Heini Gut. Kostüme: Barbara Medici. Regieassistenz: Doris Bieri, Elsbeth Saurer. Produktionsleitung: Annette von Goumoëns. Koproduktion: Südpol

SAMSTAG, 20. JANUAR, 20.45 UHR

«ONCE in a lifetime alles kann, nichts muss #teilhabe» von Biever / Omlin / Stark / Kohler.

ÜBERFORDERTE THEATERZECKEN widmen sich verzweifelt ungenau den aktuellen Kriterien zur Aufnahme in die Gesellschaft.

REITSCHULE-PROGRAMM JANUAR 2018

SAMSTAG, 20. JANUAR, AB 23.00 UHR

«Freiheit des Chillens. Chillen Business Class»

Chill-up mit den Saftschubsen vom Tojo Kollektiv im Tojo Liner zu Deiner Comfort Zone. Fasten your seatbelts, this is a smoking flight! Im Tojo herrscht absolute Chillensfreiheit.

Luzern, Burgbachkeller Zug.

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in der Schweiz tausende Kinder wie Vieh auf Verdingmärkten versteigert und gnadenlos ausgebeutet wurden. Noch heute lebt in der Schweiz eine vermutlich fünfstellige Zahl ehemaliger Verdingkinder. Dieses tausendfache Leid, nistet sich zäh in den Folgegenerationen ein. Ein Vater, eine Tochter und zwei Narren erzählen die Geschichte eines Verdingjungen, der die Misshandlungen, die ihm angetan werden, an die Nachkommen weitergibt. Es ist eine Geschichte des Nicht-Dazugehörens. Sie erzählen von Isolation, Verlorenheit und Ausgrenzung. Somit erzählen sie auch von denen, die aus der Fremde zu uns gekommen und Fremde geblieben sind, weil sie hier in der Fremde gelernt haben, dass sie nicht dazugehören. Die Folge von Ausgrenzung ist Gewalt. Das beweist der Neurowissenschaftlers Dr. Prof. Joachim Bauer in seinem Werk «Schmerzgrenze», das mit ins Spielgeschehen einfliesst. Das Stück basiert auf der wahren Geschichte eines Verdingkindes, dem Vater von Elvira Plüss Hunkeler.

«KRONENHAUFEN»


FRAUENRAUM  FREITAG, 5. JANUAR 2018 UM 22:00 UHR

FRAUEN_DISCO

Eintritt: 10.- / 7.-, offen für alle Frauen*

«Was machst du am 1. Freitag im Monat? – Frauen_Disco!» Mit einem neuen Kleid ist die Frauen_Disco auf dem Tanzboden vom Frauenraum angekommen! Für die erste Disco im neuen Jahr haben Djane Anouk Amok & Schnabeltier a.k.a. Audiophil ihre Pop-Hits aus dem Schrank geholt. Frauen* erhebt euch und die Welt erlebt euch! DIENSTAG, 9. JANUAR 2018 UM 19:00 UHR

FRAUENSTERNLIBAR Eintritt frei, offen für alle Frauen*

DAT POLITICS

Die FrauenSternliBar ist ein Treffpunkt für alle Frauen*Lesben*Trans*Inter*-Menschen***, welche gemeinsam diskutieren, Aktionen planen oder einfach etwas trinken wollen. Mal mit Diskussion zu einem konkreten Thema, mal ohne vorgegebenes Programm, aber mit kaltem Bier und heissem Sirup auf Kollektenbasis. Es soll Platz haben für Ideen und Wünsche, fix sind nur Datum und Zeit. Die FrauenSternliBar gibt’s immer am zweiten Dienstag des Monats. An der Januar-Frauen*Bar wollen wir einige postpatriachale Utopien (und Distopien) vorstellen und diskutieren. *** Die Aufzählung ist nicht abschliessend: Wenn du dich nicht einbezogen fühlst, kannst du dich gerne an sternlibar@immerda.ch wenden. Cis-Männer* werden aus solidarischen Gründen gebeten, nicht an der FrauenSternliBar teilzunehmen. Am 13. Februar findet die Frauen*Bar ausnahmsweise im Café Toujours an der Freiburgstr. 131 statt. SAMSTAG, 13. JANUAR 2018 UM 20:30 UHR

TANZBAR

Eintritt: 15.- / 10.-, offen für alle Geschlechter

Alles ist tanzbar in der TanzBAR im Frauenraum. Von 20.30 bis 22.30 Uhr lockt tolle Standard- und Lateinmusik Hobbytänzer*innen und –tänzer aufs Parkett. Ab 22.30 heisst es Discotime queerbeet für alle Tanzfreudigen und zur Auflockerung lassen wir jeweils sporadisch einen bestimmten musikalischen Stil einfliessen, der dem Abend einen zusätzlichen klangvollen Touch verleiht. Deep House ist nach wie vor hip, der Sound melodiös und die Beats animieren die Beine, sich in Richtung Tanzfläche zu bewegen. Die langsamere Variante des House überzeugt und reisst auch die weniger elektronisch interessierten Besucher*innen von den Stühlen. Die erste TanzBAR 2018 widmet sich etwas vermehrt diesem Stil und präsentiert die feinsten Deep House-Tracks, in Abwechslung mit weiteren bekannten und stimmungsvollen Hits der letzten Jahrzehnte. Das ultimative Tanzerlebnis in einem heterofriendly Ambiente für die LGBTI*-Community.

TOUR DE LORRAINE 2018 SAMSTAG, 20. JANUAR 2018 UM 22:00 UHR

DAT politics, Berg & Berg, DJ Grrrl in the Garage & DiTrjx offen für alle Geschlechter

Die diesjährige Tour de Lorraine im Frauenraum wird ein musikalischer Festschmaus! Zwei tolle Bands, zwei tolle DJanes, die uns tanzen und feiern lassen. DAT politics: Seit 1999 ist DAT politics bei weitem eine der extatischsten Electro-Party-Bands dieses Planten. Ihre energetischen Liveshows erklären den Kult und den Enthusiasmus rund um die französische Elektro-Kombo, mit der sie seit über zehn Jahren um die Welt touren. DAT politics’ Musik ist rau und poppig – sie schaffen mit ihren Geräten lebendige und ergreifende Melodien und Geräusche, die das Publikum immer wieder aufs Neue überraschen. Berg & Berg: Ihr Bandname klingt weitaus weniger sexy, als sie es als Bühnen-Duo offensichtlich sind: Berg & Berg stürzen sich mit dir von der höchsten Klippe in einen tropischen Überguss an Synthie-Kaskaden, schwülen Hitzenächten und trippigen Stammestänzen. Was? Genau, dieses Duo lässt dich hoffnungslos eingelullt und willenlos zurück, ihr moderner Pop-Voodoozauber funktioniert tadellos. Mitverantwortlich für diese hypnotische Berg- und Tal-Fahrt ist sicherlich der Tiger-ähnliche, schnurrende Lockgesang der leidenschaftlichen Sängerin Annie Rüfenacht, die sich auf die gutgepolsterte Beat-Welt ihres Bandpartners Dr. Mo fallen lassen kann. Wie gesagt: Funktioniert tadellos. Oder anders ausgedrückt: Achtung, anziehender Treibsand. Betreten auf eigene Gefahr. DJ Grrrl in the Garage & DiTrjx: Es wird wild und schön und dies erst recht in dieser Kombi! DJ Grrrl in the Garage und DiTrix legen zum ersten Mal gemeinsam im Frauenraum auf. Kommet in Scharen und tanzt zu dieser einzigartigen musikalischen Fusionsküche. DJ Grrrl in the Garage’s bevorzugten Zutaten sind Soul, Disco, Electro, Riot Grrrl, Rock’n’Roll, Funk, Punk, Rock, HipHop, Pop, Doo-Wop, Cabaret und Garage. Die Wirkungen bei Konsum sind screamlaughcryfeeldance! Uuuh yeah! DiTrjx’s musikalischen Vorlieben kennen keine Grenzen. Von Èdith Piaf bis Angel Haze – ihr Ziel ist es, uns die ganze Nacht tanzen zu lassen.

BERG & BERG

FREITAG, 19. JANUAR 2018 UM 20:30 UHR

PLAY YOURSELF

Eintritt frei, offen für alle Frauen*

play yourself bietet einen offenen Raum für: – Spielereien, Improvisationen, Jäms, Performances – Ausprobieren von Instrumenten und Ideen – Kreativsein, Mutigsein – Begegnungen, Austausch, Zuhören – Anforderungsfrei und erwartungslos. – Für Neubeginnerinnen* und Fortgeschrittene. Mics und Instrumente stehen zur Verfügung, eigene Instrumente sind willkommen.


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F r a u e n r a u m g FRAUENSTERNLIBAR. Im Januar mit postpatriachalen Utopien (und Distopien).

K i n o g SNOWPIERCER Thriller/Fantasy, Bong Joon-ho, Südkorea/Frankreich, 2013, 129 Minuten, OV E/d

K i n o g LES INVISIBLES ( Dokumentarfilm, Sébastien Lifs Minuten, OV F/d 21.00

R ö s s l i g RUMBA AT RÖSS Release «Actone». DJ Aurinko, D Ohr Beat Electronic Pop. 20.30

T o j o T h e a t e r g HEIMSPIE 22.30

C a f e t e g Tanzbär STÖ (BE).

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T o j o T h e a t e r g Tour de Lor

REBELLINNEN WERDEN EIN RASSISTISCHES MIG

ge und Diskussion über das Pot und die Herausforderungen auf

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R ö s s l i g CAPITAL SLAM – Poetry Slam.

K i n o g PEE-WEE’S BIG ADVENTURE Komödie, Tim Burton, USA, 1985, 91 Minuten, OV E/d

K i n o g LES VIES DE THÉR Sébastien Lifshitz, Frankreich, 20.30

T o j o T h e a t e r g JA SAGEN GEWORDEN SO SEIN von B

Tänzerinnen treten in einen Dia spielen, weiten und ufern aus – etwas Drittes entstehen.

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23.00

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D a c h s t o c k g C’EST BERNE (Jørg, Marco Repetto, Bfly Steiner, Le Bérger, Lesnicar, Thom, Corpataux)

T o j o T h e a t e r g KRONENHAUFEN von Theater LiLiTH. Ein Vater, eine Tochter und zwei Narren erzählen die Geschichte eines Verdingjungen, der die Misshandlungen, die ihm angetan wurden, an die Nachkommen weitergibt.


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