megafon Nr. 423, September 2017

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Hey Freiraum! Wo bist du? – La liberté coûte cher S. 1 – 2 | Zu Besuch im Haus pour Bienne – Interkultureller Treffpunkt in Biel S. 2 – 3 |

Die Vergeltungsjustiz – Rechtliche Nachwirkungen nach dem G20-Gipfel S. 4 | Banken, Bonzen, Bunker: Ursprung und Zukunft des Schweizer

Wohlstands – Das Versicherungsgeheimnis S. 5 | Dealen mit Erich – megafon stattBlick S. 6 | Comic S. 6 | Mundarten – frische Feder S. 7 | King Buzzo, andere Originale & Coverversionen – Onomatopoesie S. 7 | Kreuzworte S. 8

Die Zeitschrift aus der Reitschule | Bern

megafon | N° 423 | September 2017 | 6.–

Hey Freiraum! Wo bist du? La liberté coûte cher

Der öffentliche Raum in Bern ist hart umkämpft und seit einigen Jahren grosses Thema auf der politischen Agenda. Was macht die Stadt da? Und was machen wir?

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Verkaufsevents auf dem Waisenhausplatz – gern auch von in schöner Sommer ist das, warm und sonnig, wie kommerziellen Anbieter*innen in Beschlag genommen. Wer es sein muss, und überall läuft was, teure Wurst zahlt, darf da sein, was zwar mit Öffentlichkeit nicht mehr in der Badi, endlich belebter Kocherpark, und nun viel zu tun hat, aber eben einträglich ist. Forderungen nach doch noch ein NEUstadt-lab auf der Schütz. Ich bin gern auf einem öffentlichen Raum für alle, nach Freiräumen vor allem auch für junge und nicht finanzkräftige Menschen, nach der Schützenmatte im Moment, Bier trinken, den Menschen niederschwelligen Angeboten ohne Konsumzwang gibt es in zuschauen, was Feines essen, Konzerten lauschen. Es gefällt mir besser hier, als wenn ein Parkplatz da ist. Logisch. Und der Stadt Bern schon lange und von vielen Seiten. Klar, muss Parkonia im Kocherpark, das hat mir auch gefallen, ein neuda die Stadt irgendwann reagieren, zumindest mit einer roter Treffpunkt für Jung und Alt und grünen Stadtregierung. Und: Plötzlich ist der öffentliche Raum sehr In geKreuz und Quer. Ein belebter Platz worden. Verschiebbare Stühle steist besser als ein nicht-belebter, defiPlötzlich ist der nitiv. Hier wird der öffentliche Raum hen auf dem Waisenhaus- und dem öffentliche Raum bespielt, und auch noch von jungen Münsterplatz herum, Zwischennutzungen werden in der Regel gerne unLeuten, vielen verschiedenen. Hier sehr In geworden … wird ein Freiraum geboten zum Expeterstützt, und in Bern gibt es seit nicht rimentieren, zum Verweilen, und ohne allzu langer Zeit eine Fachstelle GeKonsumzwang. staltung öffentlicher Raum (liebevoll Was stört? «GöR» genannt). Das ist an sich begrüssenswert. Nur fragt sich, für wen genau dieser öffentliche Raum gestaltet wird, und wer darin eben keinen Platz hat. Das Handbuch «Planen Öffentlicher Raum – für wen? Der öffentliche Raum ist hart umkämpft und wird – und Bauen im öffentlichen Raum» der Stadt Bern von 2011 siehe City Beach, früher mal Orange Cinema und diverse » Fortsetzung S.2 Text: al | Illustration: nage


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nennt als Ziel «offene und einladende Strukzu stellen. Am Ende stehen alle gut da, die turen», welche «die Kommunikation und den Stadt, die das Projekt ermöglicht hat, und Austausch zwischen Menschen unterschieddie Macher*innen, die eine geile Zeit hatten licher Herkunft, Kulturen und Lebensweiim Mehr-oder-weniger-und-nur-bis-Nachtsen» fördern sollen. Weniger schön klingt es, ruhe-Freiraum. Dann kann sich Stapi Alec wenn von der«positiven Wahrnehmung der von Graffenried, seines Zeichens Burger und öffentlichen Räume durch die Bevölkerung» Direktor Immobilienentwicklung Mitte bei die Rede ist, wozu «eine langfristige PfleLosinger Marazzi, der öffentliche Raum ist ge- und Unterhaltskultur» gehöre, «die sich ihm also wirklich ein total wichtiges Anliegen, auch in Parkonia zeigen. Einmal in die positiv auf das Erscheinungsbild, die SauberKamera grinsen, den Jungen auf die Schulter keit und schliesslich auch auf die Sicherheit klopfen, merciadieu. auswirken.» Denn ja, offene Strukturen sind etwas Gutes, und Sauberkeit und Sicherheit Die Stadt hat mit den Zwischennutzunim Grunde auch. Es stellt sich nur die Fragen gleich doppelt gewonnen: Erstens wird ge, was darunter verstanden wird, und was mit wenig Aufwand ihrerseits ein Projekt mit der «positiven Wahrnehmung» gemeint zustande gebracht, das, würde die Stadt ein sein soll – von wem denn genau? Wer soll solches Angebot schaffen wollen, um einisich wohlfühlen können, und wer hat da halt ges mehr kosten würde – schon nur, weil sie ihre Arbeitskräfte auch bezahlen müsskeinen Platz? Jahrelang wurde daran gearbeitet, den te. Zweitens sind Zwischennutzungen auch öffentlichen Raum sauberer und sicherer zu gute Vorzeigeprojekte, wenn es mal wieder gestalten, was vielerorts – Christoffelunterum Hausbesetzungen oder Wagenplätze führung, Neuengassaufgang, Bahnhofplatz geht: Hey, wir bieten euch doch was! Hier allgemein – vor allem darin bestand, Betkönnt ihr (fast) alles machen, was ihr wollt! telnde und Rumhängende zu vertreiben, inWobei klar ist: bewilligte Zwischennutzundem man ihnen jegliche Sitzmöglichkeiten gen gleich gut, alles andere – unbewilligte nahm und sie notfalls wegwies, falls sie sich – schlecht, denn ihr hättet ja fragen können. «ungebührlich» verhalten sollten, indem Ja, es hätte zwar Auflagen gegeben, aber das man das Betteln und Rumsitzen im Bahnhof wäre doch immer noch besser als von der Polizei irgendwo weggeprügelt zu werden? verbot (hallo Bahnhofreglement!). Die Stadt Eben. hat es noch immer nicht geschafft, eine aufsuchende Jugend- und Gassenarbeit in der Innenstadt anzubieten und verweist stattWo ist jetzt dieser Freiraum? dessen gerne auf Pinto, die vor allem auf ein In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, welche Vorstellung von Freisauberes und ordentliches Stadtbild bedacht ist und eng mit der Polizei zusammenarbeiraum hinter diesen Zwischennutzungen tet. Das ist keine Sozialarbeit, sondern Ordsteht. Weder in Parkonia noch im NEUstadtnungsdienst. Und es ist eine weitere Ausrelab besteht Konsumzwang. Parkonia bot eine de der Stadt, um Probleme nicht anzugehen, Bar, einen Essenswagen, eine Bühne, fertig; sondern auf Repression und Ausschluss zu im NEUstadt-lab ist der Platz dominiert von setzen. drei Bars, ein paar Essensständen und einer In dieser Stadt haben viele Platz, aber Bühne. Die Bars werden (im Falle des NEUstadt-lab) grossteils eben doch nicht alle. von GastronomiebeNachdem die sogenannten «Randtrieben geführt, die Und ja: die ständigen» von den in Bern ohnehin eiZwischennutzungen. nen Standort haben meisten Plätzen der und gut laufen. Ich Innenstadt vertrieben wurden, können bin selbstverständZwischennutzungen sind nun gerne gemütlilich nicht gegen Bars gut, weil dagegen prakche Sitzgelegenheiten und gegen ein gutes eingerichtet werden Essensangebot. Aber tisch nichts eingewendet doch kommt es mir – für Businessleuwerden kann. te, Schüler*innen, vor, als müsste ein Tourist*innen. Leusogenannter Freite, die das Stadtbild raum mehr bieten nicht stören. Leute, die das Stadtbild dann als nur das. Zugegeben, auf der Schützenpositiv wahrnehmen können. matte bauen die Leute von UNA-Festival ein gemeinsames Projekt, es gibt, wie auch im Kocherpark, Konzerte, Cyphers und andere Win-Win-Situation Und ja, die Zwischennutzungen. ZwiAufführungen. schennutzungen sind gut, weil dagegen Es ist schwierig, denn auch ich möchpraktisch nichts eingewendet werden kann. te ja eine Bar, nur eben nicht nur eine Bar. Wir geben euch doch, was ihr seit Jahren forMehr offener Raum, mehr Partizipatives und dert, oder nicht? Einen Platz, den ihr (fast) Inklusives. Politische Workshops und Disfrei gestalten könnt, für ein paar Wochen zukussionen, Holz und Material zum Verbaumindest, und wenn ihr alle Auflagen erfüllt. en, kostenlose Tanzkurse, Schreibwerkstatt, Zwischennutzungen wie das NEUstadtwas weiss ich. Es ist an sich problematisch, lab, Parkonia, Kino im Kocher und Ähnliches wenn es so schwerfällt, bei der Gestaltung bieten der Bevölkerung eines Quartieres eines Freiraums über Essens- und Getränkeangebot hinauszudenken. Und da ist es im oder einer Stadt einen grossen Mehrwert; sie beleben sogenannte Unorte, sie schaffen Übrigen an uns allen, zu hinterfragen und niederschwellige Kulturangebote, sie stelweiterzudenken. Was kann ein Freiraum an len einen Raum ohne Konsumzwang bereit. Kultur, an Politik, an Gemeinsamem bieten? Das ist schön. Nur macht es sich die Stadt Wie können wir ihn gestalten, damit er für so extrem einfach. Grosszügig einen Raum alle, und zwar wirklich alle, da ist? Wie könzur Verfügung stellen, der ohnehin nicht nen wir Ausschluss bekämpfen? Fragen, auf die die Stadt Bern nur dürftige Antworten genutzt wird (Kocherpark) oder der Stadtregierung schon lange ein Dorn im Auge hat, und die auch wir uns immer wieder stellen müssen. Vielleicht bei einem Bier auf der ist («Drogenumschlagplatz» Schützenmatte), ein bisschen Geld sprechen, zuweilen Schützenmatte. auch gar keins, wie dieses Jahr im Falle des NEUstadt-labs, und dann läuft alles wie von selber. Die jungen Leute werden schon genug Zeit und Energie reinstecken, meist ohne Lohn, um etwas Schönes auf die Beine

Interkultureller Treffpunkt in Biel

Zu Besuch im

Seit Dezember 2016 läuft in der Bieler Mittelstrasse ein sozio-kulturelles Experiment. Im «Haus pour Bienne» kann diversen Aktivitäten nachgegangen werden. Menschen mit Fluchtgeschichte werden besonders berücksichtigt; Leitende und Betreuende sind unentgeltlich tätig.

«S

Text: earthling | Illustration: nage

chüfeli und Bäseli?», fragt Rashed ungläubig. Der Afghane putzt gerade die Küche und lernt en passant Schweizerdeutsch. Rashed lebt seit zwölf Jahren in Europa, zehn davon in Griechenland. Nachdem er zweimal auf der Balkanroute scheiterte, gelangte er via Italien in die Schweiz. Dort wurde er zunächst in Büren a. A. und Moutier untergebracht, bis er schliesslich in Biel landete. Nun steht er im ersten Stock des «Haus pour Bienne» und lacht: «Schüfeli und Bäseli?»

Wer will, kann Das Haus pour Bienne wurde am 10. Dezember 2016 – dem offiziellen Tag der Menschenrechte – mit einer grossen Sause eröffnet. «Wir wollten einen Ort schaffen, der allen Menschen zugänglich ist unabhängig von Alter oder Herkunft», sagt Jonas, der im Haus pour Bienne für die Kommunikation zuständig ist. Allerhand wird hier zur Verfügung gestellt: eine Werkstatt, ein Nähatelier, Spiele und Laptop. «Bei uns muss man keinen Mietvertrag unterschreiben, alles läuft unkompliziert ab», meint Jonas. Die Aktivitäten finden an sieben Tage pro Woche statt. Das Angebot reicht von Repaircafés über Guerilla Gardening bis hin zu Tattoo Actions. Am meisten genutzt werden aber die Sprachkurse - derzeit in Deutsch, Französisch, Spanisch und Somalisch. Jonas erklärt sich den Erfolg der Sprachkurse mit ihrem Lehrplan. «Wenn du eine Woche fehlst, hinkst du bereits hinterher.» Beim Tanzkurs sei das anders. Da könne man auch mal passen und stattdessen im See schwimmen gehen. Wer will, kann sich im Haus pour Bienne einen Raum reservieren. «Der Anlass muss für alle offen sein und zudem umsonst oder gegen Kollekte angeboten werden», erklärt Jonas. Inhaltlich sind die Organisator*innen selbst verantwortlich. Zwar hätten einzelne Kurse auch schon angeeckt. «Wir versuchen aber, nichts zu verbieten.» Hinter dem Haus pour Bienne stehen die beiden Vereine «Stand up for Refugees» und«Verein FAIR.» aus Biel. Die Reformierte Kirche unterbreitete ihnen im Sommer 2016 ein Angebot zur Zwischennutzung. Bis zur Eröffnung wurde alsbald am klapprigen Gebäude gehämmert, gepinselt und gestrichen. Einzig der Estrich bleibt wegen Einsturzgefahr abgesperrt. Ein Vertrag, der bis Ende 2018 läuft, regelt das Verhältnis zwischen Kirche und den Vereinen.


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Vorgeschichte des Haus pour Bienne Text: kollektiv kontrollstrasse (im exil)

Kurz vor Weihnachten 2015 wurde das leerstehende Haus im Eigentum der reformierten Kirche an der Kontrollstrasse 22 in Biel besetzt und die grundlegende Infrastruktur wieder in Stand gesetzt. In einem in verschiedene Sprachen übersetzten Manifest wurden die Ziele des Kollektivs öffentlich gemacht und Bewohner*innen der Stadt und der Asylzentren ausserhalb Biels zum vielfältigen Programm eingeladen. In den darauffolgenden Tagen verwandelte sich das Haus zu einem lebendigen Treffpunkt. In Zusammenarbeit mit der im Winter ständig ausgebuchten Notschlafstelle konn-

Dieses Engagement wurde nicht von allen Vertreter*innen der Kirche geschätzt.

Viel zu tun Für die einen bedeutet das Haus pour Bienne Bildung, Sport und Unterhaltung, für die anderen vor allem viel Arbeit. «Würden wir nicht alle ehrenamtlich arbeiten, kämen wir auf rund fünf Vollzeitstellen», schätzt Jonas. Neben ihm bilden neun weitere Leute das Kernteam. Sie sind zuständig für Finanzen, Medienarbeit, Kursmanagement sowie die Koordination der Freiwilligen. Neben dem Kernteam arbeiten dutzende Tagesverantwortliche an den Wochenenden im Haus pour Bienne. Dann steht das Haus mit seiner Infrastruktur allen offen. Jay koordiniert die Freiwilligen. Gerade im Sommer sei es etwas schwieriger, Freiwillige zu finden. «Wir wollen künftig den Austausch mit den Tagesverantwortlichen und Kursleitenden stärker pflegen», sagt Jay. Das Ziel sei, diese Leute besser einzubinden. Kein einfaches Unterfangen: Insgesamt haben rund 40 Personen, vom Gymeler bis zur Pensionierten, mindestens einmal eine Schicht übernommen. Sie alle tragen dazu bei, dass sich das Haus pour Bienne seit seiner Eröffnung vor rund einem halben Jahr in Biel etabliert hat. Das zeigt sich nun auch mit der Kooperation mit dem Asylprojekt «In-Limbo». Kursbesuchenden aus umliegenden Kollektivunterkünften sollen künftig die Fahrspesen zurückvergütet werden. Die Besucher*innen der Kurse bekommen im Gegenzug eine Bestätigung ausgestellt. Diese können sie dann bei der Bewerbung angeben. «Bald können wir den Leuten ein Beschäftigungsprogramm bieten», so Jay. Erst wird aber noch geklärt, ob dieses eine Bewilligung erhalten wird. Das Coolste an der ganzen Sache: Im Gegensatz zu allen anderen, gäbe es für die Teilnehmenden eine kleine finanzielle Entschädigung. Typisch Biel? Dass das alles genau in Biel entsteht, ist für Jay kein Zufall. Biel sei eine kreative Stadt mit einer lebendigen Kunstszene und vielen aktiven Vereinen. Da wachse das Bedürfnis nach Freiräumen. Auch politisch tut sich was: Jüngst lancierte die JUSO Bielingue ihre sogenannte Zwischennutzungsinitiative. Die Initiative fordert, dass länger als drei Monate leerstehende Gebäude und Räume der Stadtbehörde gemeldet werden müssen und von dieser für vertraglich geregelte Zwischennutzungen zur Verfügung gestellt werden. Dabei soll der Fokus auf kulturelle, soziale und nicht-gewinnorientierte Nutzungen gelegt werden.

Doch bisher blieb die städtische Unterstützung Zukunftsmusik. «Wir sind aber optimistisch, dass sich auch die Stadt Biel finanziell am Projekt beteiligen wird», so Jay. Durch die Begegnung mit unterschiedlichsten Menschen und durch hautnahe Erzählungen über Erlebtes verliert man rasch seine Vorurteile, meint Jonas. Wir alle brauchen Orte ohne Konsumzwang. «In einer Zeit, in der der Konsum an oberster Stelle steht, braucht es mehr denn je Freiräume», sagt Jay. Ein ganzes Haus zur freien Verfügung, das sei heute rar geworden. Aus Fehler lernen Mit seinen offenen Räumen will das Haus pour Bienne den Austausch der Kulturen und Generationen fördern, und gerade bei politischen oder kulturellen Anlässen funktioniert das bestens. Weniger gut klappt es hingegen am Wochenende. Jay führt das unter anderem auf den einseitig verteilten Wohlstand zurück. «Wir alle haben unsere eigene Wohnung - wer braucht da noch Freiräume?» Deshalb würden die offenen Räume eher von Menschen mit wenig finanziellen Mitteln genutzt. Ähnlich sieht es Jonas: «Es ist klar, dass jene Leute vom Haus pour Bienne am meisten profitieren, die es am nötigsten haben.» Ganz grundsätzlich sieht Jay aber auch Handlungsbedarf bei den Besucher*innen selbst. «Die Leute sind weniger partizipativ als wir uns das erhofft haben.» Man solle nicht einfach zum Konsumieren kommen. Man wolle die Besucher*innen künftig stärker miteinbeziehen. Jay nimmt auch das Kernteam in die Pflicht. Die Vielfalt im Team der Freiwilligen darf noch wachsen. Im Haus pour Bienne ist man sich noch nicht sicher, ob man an den Öffnungszeiten übers Wochenende festhalten möchte. An den Kursen und Events wird indes nicht gerüttelt. «Wir sind überzeugt, dass wir einen kulturellen Mehrwert für Biel liefern können», meint Jonas.

ten einige zusätzliche Schlafplätze angeboten werden. Es wurde regelmässig gekocht, und Winterkleidung gesammelt und weiterverteilt. Auch eine Lesung, Filmabende und Jamsessions fanden statt. Koordiniert mit den Sprachkursen der Autonomen Schule im benachbarten Gebäude fand ein Infocafé für die Kursbesucher*innen statt, eine Rechtsberatung war im Aufbau. Dieses Engagement wurde nicht von allen Vertreter*innen der Kirche geschätzt. Die Duldung der Besetzung, aber auch die Anordnung einer polizeilichen Räumung konnten die Kirchenvertreter*innen kaum gegenüber der Öffentlichkeit und ihren Mitgliedern vertreten. Unter der Vorgabe, dass eine Organisation in dem Haus unbegleitete Minderjährige Asylsuchende unterbringen werde, wurde das Besetzer*innenkollektiv zur Freigabe des Gebäudes aufgefordert. Nach dem Verlassen des Hauses zugunsten der Schaffung von Wohnraum für unbegleitete minderjährige Asylsuchende erfuhren die Aktivist*innen, dass das Gebäude an der Kontrollstrasse 22 den Anfoderungen der Behörden für diesen Zweck nicht entspricht, sodass weiterhin der Leerstand des Gebäudes zu erwarten war. Nach einer weiteren Besetzung ordnete die Kirche direkt die polizeiliche Räumung an. Das Vertrauensverhältnis zu den Vertreter*innen der Kirche war zerstört und die Aktivist*innen entschieden sich, das Haus zwei Vereinen zu überlassen. Diese schlossen mit der Kirche einen Zwischennutzungsvertrag ab und konnten mittlerweile ein sehr ähnliches Projekt - das Haus Pour Bienne - umsetzen. Auf praktischer Ebene scheint der Unterschied kosmetisch: Statt von Hausbesetzer*innen wird das Haus von Zwischennutzer*innen betrieben. Initiativen, wie diejenige der Vereine die das Haus pour Bienne nun betreiben, verzichten aber darauf, Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse und deren politischen Implikationen direkt anzusprechen. Eine ‹bessere Welt› ist aber immer auch eine ‹andere Welt›. Entsprechend sind Initiativen für ernstzunehmende Zwischennutzungen wie in diesem Fall direkt, oder aber indirekt auf politische Aktivist*innen angewiesen. Sie stellen die unliebsamen Fragen und bauen den nötigen Druck auf, damit ebensolche Begegnungsorte zugunsten der Menschen – wie hier in und um Biel – entstehen können.


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Aufnahme vom Juli diesen Jahres. Vor der ‹Oase› im Gänge­ viertel in Hamburg: Dezent umgearbeiteter Slogan des ‹Jubelfestes› {Festival der Demokratie}, während hunderte von parkenden ‹Water-Suppliers› diversester Ausführung und sonstige ‹mobile Einsatzkräfte› die gesamte ‹Caffamacher­ Bild in ~Farbe: www.is.gd/WPf0k5, reihe› blockieren.

einstündige O-Ton-Reise nach HH: www.is.gd/ol9KXY

Rechtliche Nachwirkungen nach dem G20-Gipfel

Die Vergeltungsjustiz

G20-Gipfel und die Gegenproteste sind seit zwei Monaten Geschichte. Immer noch sitzen 29 Personen in Untersuchungshaft. Gegen viele liegen keine individuellen Anschuldigungen vor. Der Staat scheint nach dem Gipfel-Debakel Rache nehmen zu wollen. Das megafon sprach mit dem Hamburger Anwalt Lino Peters.

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Text: ffg | Foto: #tt

m Kino der Reitschule Bern treffen sich Mitte August Menschen, die in Hamburg an den Gipfel-Protesten beteiligt waren. Sie finden sich zu einem ersten Rückblick zusammen. Aus Hamburg sind zwei Aktivist*innen und der Anwalt Lino Peters angereist. Lange Zeit überlässt Lino das Feld seinen Mitreferierenden, die von der Vorbereitung und den Tagen des Protestes erzählen und einen ersten entstandenen Dokumentarfilm zeigen. Dann ist er an der Reihe und schildert, wie er am 7. Juli 2017, dem Freitag, zu einer 19-Jährigen in die Gefangenensammelstelle (GeSa) kommt: «Meine Mandantin war am Freitagmorgen bei der Demonstration, die aus dem Camp im Volkspark Richtung Stadtteil Altona lief, festgenommen worden. Als ich zu ihr kam, war sie bereits 18 Stunden in Haft, ohne eine Anwältin konsultieren zu können. Ihre Brille hatte die Polizei ihr weggenommen. De facto war sie 18 Stunden lang blind in ihrer Zelle und total aufgelöst, als ich Mitternacht zu ihr gelassen wurde.»

Die Polizei lügt und bleibt unbelehrbar Die Demonstration, die an der Rondenbargstrasse von der Polizei angegriffen wird, ist eine von vielen, die am Freitagmorgen durch Hamburg ziehen. Es ist der Blockadetag der Proteste und steht im Zeichen der «Finger-Taktik»: Von unterschiedlichen Startplätzen aus versuchen die Aktivist*innen, zu den sensiblen Punkten des Gipfels zu gelangen und Verkehrsachsen zu blockieren. Am Rondenbarg wird der Camp-Finger von der Polizei eingekesselt und unvermittelt angegriffen, wie man auf einem Polizeivideo sehen kann. Im ersten Einsatzbericht der Polizei, der an die Medien geschickt Dass die Polizei Tote in Kauf genommen hat, steht für viele wird, wurde von einem «massiven Beobachter*innen der Hamburger Gipfelproteste ausser Fraund gezielten Beschuss durch Pyge. Lino Peters setzte sich nach dem Gipfel mit der räumlichen rotechnik und Steine» gesprochen. Strategie der Polizeiführung in Hamburg auseinander: «Bei der Das erwähnte Video widerlegte dieWelcome-to-Hell-Demo beim Fischmarkt und beim Rondenbarg se Behauptungen vollumfänglich: wendete die Polizei die gleiche Taktik an: Links und Rechts gab es Es zeigt, wie die Demonstration keine Fluchtwege, es waren entweder Mauern, Häuserzeilen, Zäuangesichts der Polizeikräfte stoppt. ne, die Elbe oder Abhänge, die Fluchtmöglichkeiten einschränkDrei bengalische Fackeln werden ten. Beide Male schlug die Polizei mit brachialer Gewalt los. Sie geworfen, landen aber deutlich vor nahm in Kauf, was in Duisburg 2010 an der Loveparade geschehen den Reihen der Beamten. Danach ist: Es bricht eine Massenpanik aus, die Menschen können nicht beginnt der Angriff der Polizei, fliehen und werden erdrückt oder stürzen wie am Rondenbarg der 73 Verhaftungen und dreizehn eine Brüstung hinunter.» Ausgerechnet das zentralgelegene und spätere U-Haften nach sich ziehen wird. Das Schlimmste der Attacke vier fussballfeldergrosse Heiligengeistfeld, auf dem verschiedene Demos angemeldet wurden, wurde von den Behörden vor dem sind die Verletzungen von vierzehn Gipfel eingezäunt. Menschen, die eine zwei Meter hohe FFG Brüstung auf eine Leitplanke herunterstürzen. Elf von ihnen ziehen sich Knochenbrüche zu.

Gefährdung des Lebens

Abschreckung als Ziel «Meine Mandantin blieb unverletzt», sagt Lino Peters. «Es wurden aber alle festgenommen, auch die, die sich nur um Verletzte kümmerten und denen persönlich keine konkrete Tathandlung vorzuwerfen ist. Die Haftbefehlsbegründungen sind sowohl hinsichtlich des Tatverdachts als auch hinsichtlich der Fluchtgefahr absurd.» In den Begründungen anderer an gleicher Stelle Festgenommener dreht sich alles um das kollektive Auftreten der Demonstration («szenetypische Kleidung, offensichtliche gewalttätige Absichten, gemeinsames gezieltes Zugehen auf die Polizei»). Linos Mandantin war nicht einmal schwarz gekleidet. Zudem lebt sie in bürgerlichen Verhältnissen bei ihren Eltern. «Ein Haftgrund im Sinne des Gesetzes war offensichtlich nicht gegeben. Mit der Haft sollte nicht das Verfahren gesichert, sondern die politische Zugehörigkeit bestraft werden. Der Richter begründete die angeblich drohende Freiheitsstrafe von über zwei Jahren auch ganz unverhohlen mit dem Zweck der Abschreckung. Ausserdem habe sie die Aussage verweigert, was aus Sicht der Staatsanwaltschaft auf einen Bezug zur gewaltbereiten linken Szene hindeute – als ob es das Recht auf Aussageverweigerung nicht gäbe.» Die Neunzehnjährige muss fünf Tage in U-Haft ausharren, bis der Beschwerde stattgegeben und der Haftbefehl aufgehoben wird. Sie ist kein Einzelfall. Viele der am Rondenbarg Verhafteten sassen lange in U-Haft. Drei sind immer noch in Gewahrsam. Die Hoffnung auf eine Korrektur durch eine höhere Instanz war bisher vergebens: Die Begründungen für die Verlängerung der U-Haft oder die Abweisung der Haftbeschwerden fielen diffamierender und politischer aus als beim Haftrichter. Wie Urteile Auffällig war, dass bis zum Freitag kaum Festnahmen erfolgten. Meistens griff die Polizei gewaltsam ein, zerstreute die Menschen: Mal mit der reinen Präsenz, Mal mit Schlagstock und Wasserwerfer. Warum nahm sie ausgerechnet am Rondenbarg so viele Menschen fest, obwohl diese höchstwahrscheinlich nichts Illegales getan haben? Lino Peters schwant Böses: «Polizei, Haftrichter und höhere Gerichtsinstanzen haben in verschiedenen Fällen allesamt grundrechtswidrig Haftbefehle gestützt und rechtsstaatliche Grundsätze übergangen. Die Haftbefehle lesen sich wie Urteile. Nach der Forderung der harten Bestrafung aus Medien und Politik scheint sich die Justiz dem zu fügen. Ich beobachte hier eine politische Vergeltungsjustiz.» Mehr Infos zur Anti-Repressionsarbeit in Hamburg findet mensch unter

unitedwestand.blackblogs.org, linksunten.indymedia.org, antirep-bern.ch, barrikade.info, g20-doku.org.


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Das Versicherungsgeheimnis

Banken, Bonzen, Bunker:

Ursprung und Zukunft des Schweizer Wohlstands

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Text: dr.motz | Illustration: nage

er Global Wealth Report der Credit Suisse ergibt jedes Jahr mehr oder minder das gleiche Bild: Die Schweizer*innen sind elf Mal wohlhabender als der Durchschnitt der Weltbevölkerung. Komisch, dass dabei niemand so recht zu wissen scheint, woher eigentlich der Reichtum der Schweizer*innen kommt. Obwohl hier nur 0,1 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung lebt, konzentrieren sich in Schweizer Privathaushalten 1,4 Prozent des weltweiten Vermögens etcetera. Woher also kommt dieser massive und im Weltmassstab geradezu obszöne Wohlstand?

Der Wert des Geheimnisses So schmeichelhafte Begründungen wie Nazigold, Pharma-Scheiss oder Waffenexport kennen wir wohl alle. Die Rolle des Bankengeheimnisses ist dagegen erstaunlich umstritten: Die Banken behaupten entweder selbst oder lassen durch ihre PR-Abteilung in der NZZ verkünden, das Geheimnis sei gar nicht so zentral und mittlerweile ohnehin ein Auslaufmodell: nur zwischen ein und drei Prozent des Bruttoinlandprodukts verdanke sich unversteuerten ausländischen Vermögens. Nicht nur kritische Ökonominnen nehmen dazu eine differenziertere Position ein, auch der ehemalige Chef der Credit Suisse und UBS, Oswald Grübel, hat inzwischen eingeräumt, dass das Schweizer Bankengeheimnis sehr wohl die inländische Wirtschaft indirekt subventionierte, und zwar durch Fluchtkapital bedingte niedrigen Zinsen.

Der Wert der Vesicherung Aber scheissegal, blicken wir nach vorn: Was ist das nächste grosse Ding, wenn Goldhandel, Diktatorengeld und Export nicht mehr so gut laufen? Dank besten Kontakten zur globalen Weltverschwörung weiss ich was sonst niemand weiss: Die Zukunft liegt in einer noch grösseren Versicherungswirtschaft und im Verstecken und Hüten gestohlener oder potentiell sensibler Daten, sogenannte dirty data. Die Erwartungen an ein spürbares Wachstum der Versicherungswirtschaft speisen sich dabei einerseits aus der Beobachtung eines schon längerwährenden Trends, andererseits aus dem buchstäblich todsicheren Geschäftsmodell der Versicherer. In einem Land mit obligatorischer Krankenversicherung ist jede neue Bewohnerin (ob mit oder ohne Schweizerpass) eine zuverlässige Einkommensquelle. Lustigerweise handelt es sich dabei um eine selbstverstärkende Schleife, denn je mehr Versicherungen abgeschlossen werden, desto besser laufen auch die Geschäfte der Rückversicherer. Übrigens stecken fast alle Privatpersonen, die Versicherungen abgeschlossen haben, damit auch mitten im globalen Ausbeutungszusammenhang. Denn die schweizerische Versicherungswirtschaft legt hr Kapital in Investitionsfonds an, die sich nicht nur auf Holzspielzeug und vegane Kekse

spezialisiert haben. So sieht das aus mit der Verstrickung im Spätkapitalismus: Hinter den bösen Hedgefonds stecken nicht irgendwelchen dubiosen Investoren und Millionäre, sondern letztlich die liebe Oma. Think about it! Angenommen, das neoliberale Wirtschaftsund Herrschaftssystem kollabiert noch nicht in den nächsten Wochen (was nun auch wieder gar nicht sooo unwahrscheinlich ist), dann wird sich dieser Mechanismus noch weiter verstärken. Denn in die Brachen und Lücken, die ein verkümmernder Sozialstaat hinterlässt, setzt sich natürlich sofort fett und grinsend die Versicherungswirtschaft. Risiken wie Krankheit, Alter, Arbeitsunfähigkeit sollen – das ist nun seit fast 20 Jahren Politik – von Privatpersonen individuell abgesichert werden. Ein ausgesprochen grosszügiges Geschenk der Politik and die Versicherungsindustrie mit Langzeitwirkung.

Aber scheissegal, blicken wir nach vorn:

Der Wert des Wissens Als Eidgenössisch anerkannter Paranoiker vermag Dr. Motz den geschilderten Zusammenhängen aber durchaus noch eine weitere Eskalationsstufe anzudichten. Niemand, der sich eingehender mit diesen Dingen beschäftigt, hegt ernsthafte Zweifel daran, dass die Versicherungswirtschaft in Zukunft immer mehr auf Personen-bezogene Daten zugreifen wird. Zum einen geben

Konsumenten und User diese bekanntermassen freiwillig und freigiebig her, wenn ihnen dafür nur irgendwelche Glasperlen in Form stupider Rabatte angeboten werden. Zum anderen aber generiert die Versicherungswirtschaft selbst massenhaft Personendaten und zwar der intimsten und persönlichsten Natur. Wer sonst weiss so genau wie wir leben, was wir verdienen, wofür wir unser Geld ausgeben, was wir hoffen und glauben. Offensichtlich ist das Sammeln von Personendaten und der Handel mit ihnen schon heute eines der einträglichsten Geschäfte überhaupt. Nur brauchen diese Datensätze erstens zunehmend Speicherplatz, nicht nur digital, sondern ab einer gewissen Menge durchaus auch physisch. Zweitens führen der Wert und die Sensibilität dieser Daten auch zu gewissen Sicherheitsansprüchen an ihre Speicherung. Und da kommen die guten, alten Schweizer Kardinaltugenden wieder ins Spiel. Tiefe Bunker, hohe Loyalität noch gegenüber den fragwürdigsten Regimen und grosse Erfahrung im Verstecken und Bewahren der dreckigen Geheimnisse anderer Leute. Was könnten politisch wache Individuen und Gruppen dagegen unternehmen? So wie es aussieht, nicht viel. Zumindest auf direktem Wege. Indirekt ist es aber sicher hilfreich, sich den Kämpfen um Datenschutz anzuschliessen und grösstmögliche Transparenz von den Versicherern einzufordern. Habt ihr eine Versicherung abgeschlossen, liebe Leser*innen? Dann kümmert Euch verdammt noch mal auch darum, was mit der Kohle passiert. Und ach ja: traut niemals niemandem mit Krawatte!


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megafon stattBlick

Dealen mit Erich Wir koc hen

Text: Tom, frühpensionierter

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Reitschüler | Illu: #tt

ch spiele den Trump-Buur», sagte die Telefonjasserin aus Wileroltigen und Roman Kilchsperger strahlte dermassen vor Glück, dass damit beinahe die SRF-«Donnschtig-Jass»-Kulisse auf der Stadtberner Schützenmatte beleuchtet hätte werden können. Erich Hess konnte nur mit der Trump-Dame Lei halten («Scho wieder eini, womi verlaht, höhöhö...»), während der Gemeindepräsident von Wileroltigen und JSVP-Co-Präsident Nils Fiechter nur noch ihre letzten Kreuz- bzw. Herzkarte ausspielen konnten. «Donnschtig-Jass»-Schiedsrichter Dani Müller holte gerade tief Luft, um an seiner Wandtafel dem versammelten Publikum die Jass-Resultate der letzten Runde und somit auch das Gesamtresultat zu verkünden. Doch die live im Schweizer Fernsehen übertragene Sendung wurde jäh unterbrochen – etwa Hundert Wohnmobile umzingelten die Schützenmatte, hupten ohne Unterbruch und schwenkten Fahnen der «Nomade revolutionaire» und der «Négritude furieuse». Plötzlich wurde es still und die Türen der Wohnwagen öffneten sich wie auf Kommando und aus dem Innern strömten wie aus einem alten Globi- oder Walt Disney-Comic entsprungen, dicklippige und Baströckchen tragende Négritud*innen hervor und fluteten – begleitet von scherenschleifdüster dreinblickenden Nomad*innen – mit ihrer wild-primitiven Art die Schützenmatte. Auf der Mitte des Platzes entzündeten sie ein Riesenfeuer, auf welches sie einen fast ebenso riesigen, mit Wasser gefüllten Kochtopf stellten. Während die Négritud*innen begannen, auf Trommeln zu spielen, untermalten die Nomad*innen derweil das ganze mit Geigenmusik und Akkordeon-Klängen. Roman Kilchsperger war ab alldem ziemlich irritiert und probierte auf Anweisung der Regie, von der Livesendung zu retten, was zu retten war. Sein Versuch, Interview­partner*innen zu finden, die ihm und dem Publikum die Geschehnisse erklärten, schlugen aber fehl – niemand wollte sich mit ihm unterhalten. Einzig das Kochtopf-Kollektiv, das begonnen hatte allerlei Kräuter, Gewürze und ge-

schnätzeltes Gemüse in den Kochtopf zu werfen, erbarmte sich seiner. «Könnten sie dem Publikum erklären, was sie hier genau machen?», fragte Kilchsperger. «Wir kochen», antwortete das Kochtopf-Kollektiv. «Ja und was kochen sie genau? Eine Suppe?» hakte Kilchsperger nach. «Nein, wir kochen Menschenfleisch.» «Menschenfleisch?» entsetzte sich Kilchsperger. «Das kann doch nicht ihr Ernst sein?!» «Doch, doch», antwortete das Kochtopf-Kollektiv. «Wir kochen Menschenfleisch und dealen dann damit. Von irgendwas müssen wir ja leben.» Kaum war dies ausgesprochen, begaben sich einige burkavermummte Négritud*innen und herumzigeunernde Nomad*innen zur Jasstribüne und holten Erich Hess, Nils Fiechter und den Gemeindepräsidenten von Wileroltigen (Dani Müller hingegen nicht, der war zu alt und zu zäh). Die drei wurden ihrer Kleider entledigt, gewaschen, gewürzt und unter ehrfürchtigem Rezitieren von fremdländischen Beschwörungsformeln in das mittlerweile lauwarme Wasser des Kochtopfs herabgelassen. «Los, Roman. Jetzt musst Du ran.» hörte Kilchsperger aus der Regie. «Das können wir bestens für eine Stadtversion von ‹Eusi Landchuchi› gebrauchen. ‹Swiss Dinner› von TeleZüri hätte auch Interesse. Das ist eine einmalige Chance, Roman!» Stunden später war das Schweizer Fernsehen samt Equipement höchstzufrieden von der Schützenmatte abgereist. Auch die meisten Zuschauer*innen waren auf dem Heimweg, nicht wenige mit einem preisgünstigen Päckchen für die heimische Tiefkühltruhe. In der Mitte des Platzes versammelten sich einige Négritud*innen und Nomad*innen und zogen Bilanz: «Am besten liefen die Deals mit Fiechter und dem Präsi von Wileroltigen. Kein Wunder, das ist ja auch Fleisch von den Bergen und vom Land. Aber dieser Hess, den wollte niemand – der ist selbst gewürzt und gekocht einfach nur widerlich.» «Kein Wunder», meinte eine alte Négritudin. «Das ist wegen des braunen Füllung. Schon der alte Adolf war ungeniessbar.»

Comic

von nicolophonius


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frische Feder

Mundarten Text: Lou Meili | Illustration: nage

Sprichst: in Muttersprachen. Vater versteht nicht. Sagt: zerlispelst dir die Zunge noch. Tastet: weiche Zunge, spitze Zähne. Wie beisst du dir den Spitz nicht ab? Kaugummi über Zähne: ein Schutz, Schokolade auf Zunge: ein Friedensangebot. Schweigst: in Fremdsprachen. Der Junge stimmt dir zu. Hand auf deinem Arm: falsch intoniert. Mach doch mal die Fresse auf! Honig auf Lippen: eine Falle, Kippe in Mund: eine Abwehr.

Onomatopoesie

King Buzzo, andere Originale & Coverversionen Mike Patton, Helmet, Slipknot, Sunn O))), Mastodon, Neurosis: Die Liste der Musiker, die sich auf die Melvins beziehen, ein Who is Who der alternativen Musikszene. Boris, die kürzlich in der Reitschule zu Gast waren, haben sich sogar nach einem Melvins-Song benannt.

D

Text: HvH | Illustration: Michael Hacker

och sind die Melvins eine von vielen Bands, die trotz ihrem grossen Einfluss auf andere, weit bekanntere Bands, in der breiten Öffenlichkeit nur wenig Bekanntheit finden. Die jungen Götter aus Fribourg geniessen sicher einen ähnlichen Status, doch immerhin reicht es für sie für eine ausverkaufte Dampfzentrale. Die weitaus bekannteste Band aus dem Umfeld der Melvins sind sicher die famosen Nirvana, was auf deren Erstling ‹Bleach› auch noch sehr deutlich zu hören ist. Im April 2014 anlässlich der wohlverdienten Aufnahme von Nirvana in die Rock and Roll Hall of Fame, spielten die übrigen Bandmitglieder Krist Novoselic und Dave Grohl mit Gastmusikern ein Tribute Konzert; Kim Gordon (Sonic Youth, Free Kitten u.a) war für das noisige Aneurism zu Gast1. Ein Rückblick 22 Jahre später auf eine Geschichte mit zahlreichen «was wäre wenn» Momenten. Ein Aneurisma, die krankhafte Erweiterung einer Arterie, welche unbe-

handelt bis zur Ruptur wächst, hat gewisse Parallelen zu Cobains Leben. Im Gegensatz zu Nirvana war den Melvins der ganz grosse Erfolg verwehrt, was sich aber sicher positiv auf ihre mentale und körperlich Gesundheit ausgewirkt hat. So veröffentlichen sie nach wie vor fleissig Alben, etwa ein Album mit Coverversionen von David Bowie (Station to Station), Queen (Best Friend) oder The Kinks (Attitude). Jüngst nahmen sie zusammen mit Teri Genderbender von Le Butcherettes eine schwer rockende Coverversion der Riot Grrl Hymne ‹Rebel Girl›2 auf. Kathleen Hanna von Bikini Kill hielt übrigens mit einer Spraydose fest, dass Kurt nach ‹Teen Spirit›, einem Parfum, rieche. Später führte dann die Tourfreundschaft der Melvins zu Le Butcherettes zur ‹Supergroup› Crystal Fairy der neben Teri Genderbender, Buzz Osborne aka King Buzzo und Dale Crover von den Melvins sowie Omar Rodrígue-López von The Mars Volta angehören. Vor kurzem veröffentlichte nun diese Combo ihren selbstbetitelten und sehr hörenswerten Erstling3. Am 27. Oktober spielen die Melvins zusammen mit Redd Kross in der Roten Fabrik in Zürich. 1 2

www.is.gd/ORyZkC www.is.gd/9fK1p7,

im Original von Bikini Kill: https://is.gd/OdRF0L 3

www.gd/qUtHVw


September

Nr. 423 | September 2017

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Kreuzworte

WAAGRECHT: 1 mitteleuropäischer Fluss, der in die Nordsee mündet 8 grosse, salzhaltige Wassermasse 9 an der 1 waagrecht verwendete Absperrgitter 13 einem altmodischen, deutschen Schimpfwort zufolge stinkt er 14 frz. Abmachung 15 Pflanzengattung 17 engl. erscheint, geschieht, kommt vor 20 sie machen bekanntlich die Stadt, aber nicht alleine 21 tschech. Vernunft, Verstand 24 Die Werke dieses Autoherstellers in Turin waren in der Geschichte von etlichen Streiks betroffen aus denen bedeutsame soziale Bewegungen entstanden, ein Streik diesen Sommer in Kragujevac jedoch wurde nach 16 Tagen von der Gewerkschaft abgewürgt, bisher 2 1 ohne Zugeständnisse 26 Hersteller beliebter Bürgerkriegsvehikel nach welchem sogar der Krieg zwischen Lybien und Tschad im Jahre 1987 benannt wurde 28 engl. neu 30 la situaciòn vieler Bewohner*innen Venezuelas ist zur Zeit so 33 türk. was 34 Abk. suburban vehicle Dienstag Donnerstag 36 Extremität im Kopfbereich von Spinnen 37 verletz4 7 3 13 bare, menschliche Eigenschaft die zu Kränkung und Nationalismus führen kann 38 In dieser Stadt im USBundesstaat Virginia kam es diesen Sommer zu tödlichen 19.00 Uhr 19.30 Uhr Zusammenstössen zwischen Rechtsextremen und Antifas F r a u e n r a u m  HEITER SCHEITERN Workshop: F r a u e n r a u m  STIMMUN 39 kurzes Geplänkel innerhalb eines grösseren Konflikts Reden über Poly- und alternative mit OLGA TUCEK 12Beziehungsformen ohne       SENKRECHT: 1 Abk. Energie-Effzienz-Index Erfolgs-Performance Uhr 2 rechtspopulistische Partei in der Schweiz20.30 3 Nachnao j o Athen T h e a t e r  EVERYT me eines belgischen Chansonnier 4 können Tnach 8 RIM Collective. getragen werden 5 wurde in der Nähe von 9 waagrecht Drei Personen bei dem sie eine konstruierte gesichtet 6 Stadt in Apulien 7 werden zur IdentitätsfestLangsam 11 stellung verlangt 8 Abk. meines Erachtens sen. 10 engl. rös- verlieren sie die ten 11 altmodischer Ausdruck für verärgert 21.30 12 Vorname Uhr eines selbstverliebten SP-Politikers und Gewerkschafters G r o s s e H a l l e  LE NOIR 14 16 Protagonist der Filmreihe Planet der Affen 18 verwerfliche Tat 19 eine wie 2 senkrecht, aber in Deutschland 20 ein solches Verhältnis gehen in der Schweiz über 60% der Bevölkerung ein 22 Vorname von Erich Mühsams Witwe 23 Vornamen zweier angeblicher Haupttäter im Dienstag Mittwoch Donnerstag NSU-Verfahren in Deutschland 25 Nachname eines 1943 verstorbenen Erfinders und Elektroingenieurs, nach dem SENKRECHT: 1. STEIN 2. NELKE, 3. GIPFELPROTEST, 4. CARLO, 5. MEGAFON, 7. RAD, 9. GENEHM, 10. ORBAN, u.a. ein Mondkrater, ein Asteroide, eine Rockband und Das Lösungswort schickt ihr am besten an mega12. MHP, 13. KEROSIN, 18. LOETEN, 19. LEDS, 20. SANFT, ein kalifornischer Elektroautohersteller benannt wur21. TNT, 22. APART, 23. MAIS, 24. GIERSCH, 27. DIEU, fon@reitschule.ch, oder via Postkarte an uns. Einsende 27 Eine AG die aus Flüchtlingen in Not Profit schlägt 29. KAFF, 30. AARE, 31. SOSSE, AR deschluss ist der 22. September 2017.  Zuvon gewinnen SOLIWOCHE Gegenbewegung. Theater, Film, Bar, 33. LIGA, 35.SOLIWOCHE www.soliwoche.blackblogs.org SOLIWOCHE www.soliwoch 29 das wünschen wir allen Antifaschist*innen und spegibt es zwei RSKino-Gutscheine oder zwei GutscheiEssen, Musik, Vorträge, Workshops in der Reitschule. www. WAAGERECHT: 1. SN, 6. TERTIAER, 8. EGO, 11. LUMP, ne für das Tojo in der Reitschule. 20.30 Uhrein ziell jenen in 37 waagrecht 31 in der Deutschschweiz soliwoche.blackblogs.org 14. KUHFLADEN, 15. KNEIPE, 16. OFFRE, 17. APOLLO, T o j okönnte, T h e a t e r  HUND F Sonnenschutz, obwohl es auch ein Laden sein 19. LOHN, 20. STRAPONES, 23. MANSPREADING, 25. ANT, LÖSUNGEN & ~SWORT 19.00 Uhr MENSCHLICHKEIT Von p was es andernorts zweifellos ist 32 & oder &, telefoniert 26. LAOTE, 28. IF, 29. KARTENSPIEL, 32. STAATENLOSER, AUS MEGAFON NR. 421: F r a u e n r a uBARFUSSDISKO m  FRAUEN*BAR offen für36. alle Frauen Theaterstück über das innige 34. RASSISMUS, FERTIG, 37. STOCK aber auch gern ‹nach Hause› 35 Abk. für Videokassetten von Ursi

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LÖSUNGSWORT:

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Zusammensein von Mensch un

20.00 Uhr

F r a u e n r a u m  JINWAR Frauendorf in Rojava offen für alle Frauen

23.30 Uhr

C a f e t e r i a  TANZBÄR

Donnerstag

Dienstag

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20.00 Uhr

18.00 Uhr

R ö s s l i  CAPITAL SLAM Poetry Slam

T o j o T h e a t e r  GRÜENI ÄNGLISCH In Frühenglisch 18.00 Uhr

K i n o  Siebdruck-Soirée RA Galerie 21.00 Uhr

Leser*innenkommentar

Impressum

R ö s s l i  NEKROPOLIS & METAL / METAL 23.30 Uhr

Redaktion AG megafon | Neubrückstrasse 8, Postfach, CH-3001 Bern Cafeteria  megafon@reitschule.ch | Fon 031 306 69 66

TANZBÄR

PostFinance PC 61-489034-1 | IBAN CH26 0900 0000 6148 9034 1 Layout megafon Donnerstag Druck Druckerei Reitschule | Weiterverarbeitung Druweva Redaktion Nora Ryser (nor), Felix Graf (ffg), Basil Schöni (bass), Andres Marti (res), Milena Gsteiger (mfg), Patrick Kuhn (pak), Tom Hänsel (#tt), Nadja Geisser (nage), Nicolas Fuhrimann (fuh). Samuel Kaiser (sak) 20.30 Uhr

28

Redaktionsschluss immer am 1. des Monats Erscheint monatlich, Auflage ca. 1 000 Ex.;

T o j o T h e a t e r  ÜBER D movo. Ein Theater um Geld, S und Sollen - für Hörende und

Abonnemente

Die in den Beiträgen wiedergegebene Meinung muss sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Weder mit bildlichen noch textlichen Inhalten sollen die Lesenden dazu aufgerufen werden, Straftaten zu begehen.

schreibe eine E-Mail an: megafon@reitschule.ch oder schreibe eine Postkarte an: Neubrückstrasse 8, Postfach, CH-3001 Bern mit Name, Adresse und dem Satz: Ich will ein Abo! Im folgenden Monat erhälst du das aktuelle megafon und in einem seperaten Brief einen Einzahlungsschein. Wenn du das megafon verschenken möchtest, brauchen wir eine Liefer- und eine Rechnungsadresse. Ein Jahresabo kostet 72 Franken im Jahr oder ein bisschen mehr, wenn du uns zusätzlich unterstützen möchtest.

Die Artikel dieser Zeitung unterstehen einer CreativeCommonsLizenz. Für nicht-kommerzielle Zwecke können sie mit Quellenan­gabe frei verwendet werden.


Freitag

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23.00 Uhr

22.00 Uhr

08.00 Uhr

C a f e t e r i a  Flocke präsentiert: FHG IM HUUS

D a c h s t o c k  TROPICAL NIGHT mit MTDF und

G r o s s e H a l l e  FLOHMARKT mit Brunch im Sous Le Pont

PHIL POHLODEK 23.00 Uhr

C a f e t e r i a  PSY NIGHT .

Freitag

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NG ein Liedertrip, von und

THING IS JUST FINE Von

Samstag

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Sonntag

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20.30 Uhr

14.00 Uhr

19.00 Uhr

T o j o T h e a t e r  EVERYTHING IS JUST FINE

F r a u e n r a u m  AMIE die Frauenkleidertauschbörse

T o j o T h e a t e r  EVERYTHING IS JUST FINE

22.00 Uhr

14.00 Uhr

D a c h s t o c k  WANDL

G r o s s e H a l l e  PHOSPHORESCENCES SONORES 20.30 Uhr

n sind Teil eines Experiments, Alltagsroutine einhalten müse Kontrolle...

T o j o T h e a t e r  EVERYTHING IS JUST FINE 20.30 Uhr

F r a u e n r a u m  TANZBAR

R DE L’ÉTOILE

20.30 Uhr

D a c h s t o c k  SAVE THE RAVE 23.00 Uhr

C a f e t e r i a  JAMAICAN ROOTS CULTURE XVIII

Freitag

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he.blackblogs.org

FISCH KATZ – EIN STÜCK

publiko produktion. Ein und manchmal auch kuriose nd Haustier.

Samstag

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Sonntag

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SOLIWOCHE soliwoche.blackblogs.org

SOLIWOCHE www.soliwoche.blackblogs.org

SOLIWOCHE www.soliwoche.blackblogs.org

20.30 Uhr

20.30 Uhr

14.00 Uhr

F r a u e n r a u m  PLAY YOURSELF Jamsession für Frauen - offen für alle Frauen

T o j o T h e a t e r  HUND FISCH KATZ – EIN STÜCK

F r a u e n r a u m  BAROMETER Das queere Chillen zu elektronischen Leckerbissen mit DJ Audiophil, Discoknabe, Dunch, dazu Auf Dauerwelle - eine LGBTIQ*-Veranstaltung

MENSCHLICHKEIT

20.30 Uhr

T o j o T h e a t e r  HUND FISCH KATZ – EIN STÜCK MENSCHLICHKEIT 20.30 Uhr

G r o s s e H a l l e  WILHELM TELL 23.00 Uhr

C a f e t e r i a  EYES DOWN /W IL SISTEMA

Freitag

22 15.00 Uhr

I EIER MIT SPÄCK UF

h. Von Weltalm Theater.

T o j o T h e a t e r  GRÜENI EIER MIT SPÄCK UF

ÄNGLISCH 19.15 Uhr

AME VOLANTE in der Gang-

F r a u e n r a u m  QUEER FEAR (Details: queerfear.ch) 20.00 Uhr

& CONTRACT Style: DEATH-

G r o s s e H a l l e  I SALONISTI 23.00 Uhr

D a c h s t o c k  MIDILUX

Samstag

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09.15 Uhr

11.00 Uhr

F r a u e n r a u m  QUEER FEAR (Details: queerfear.ch)

F r a u e n r a u m  QUEER FEAR (Details: queerfear.ch)

21.00 Uhr

20.00 Uhr

K i n o  Lorenzo Triburgo POLICING GENDER

R ö s s l i  PALE LIPS. Bubblegum Punk, Powerpop, Rock ’n’ Roll.

23.00 Uhr

D a c h s t o c k  LES BELLES DE NUIT 23.45 Uhr

C a f e t e r i a  DANSE DE LA VILLE

23.00 Uhr

C a f e t e r i a  BASS CASE

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20.30 Uhr

20.30 Uhr

IE VERHÄLTNISSE Von

T o j o T h e a t e r  ÜBER DIE VERHÄLTNISSE

T o j o T h e a t e r  ÜBER DIE VERHÄLTNISSE

chuld und Lüge, über Haben Gehörlose.

23.00 Uhr

22.00 Uhr

D a c h s t o c k  ELECTRONIC LADYLAND

F r a u e n r a u m  SOLIPARTY ZUG20 lieber Tanz als G20!

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23.00 Uhr

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D a c h s t o c k  DARKSIDE

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Freitag


FRAUENRAUM  FREITAG, 1. SEPTEMBER, 21.00 UHR

Jubiläumspopshop Frauendisko

Offen für alle Frauen. Eintritt: 12 CHF / 8 CHF

25 Jahre Frauenraum und 31 Jahre Frauendisko.Grund für uns zu feiern bis die Sonne aufgeht. Hinter den Plattentellern, das Frauenraumkollektiv. Es wird bunt, laut und lustig. Nehmt eure Freundinnen* mit und kommt zahlreich, wir freuen uns!

Die Sängerin Olga Tucek folgt ihrer inneren Stimme und bereist Klangweiten, Weltmeere und Wortgewitter. Stimmgewaltige Lieder, stimmige Worte – spitzzüngig, weichherzig, lyrisch, lustvoll, lustig, laut, leise, hoch, tief, gross und klein: Ein hinreissender Versuch mit unbestimmtem Ausgang. SAMSTAG, 9. SEPTEMBER, 14.00 UHR

Amie – die Frauenkleidertauschbörse Offen für alle Frauen. Eintritt frei.

DIENSTAG, 5. SEPTEMBER, 19.00 UHR

Heiter scheitern

Offen für alle Geschlechter. Reden über Poly und alternative Beziehungsformen ohne Erfolgs-Per-

Bring deine alten Klamotten mit und finde neue! Eine Tauschbörse abseits der Modeindustrie.

formance. Eintritt frei. SAMSTAG, 9. SEPTEMBER, 20.30 UHR

Der gesellschaftliche Druck in einer Liebesbeziehung sein zu müssen, ist überall spürbar. Gerade im Sprechen über nichtmonogame Beziehungsformen wächst der Druck, ein glückliches Beziehungs- und Sexualleben vorweisen zu können. Alternative Beziehungen als Ausbildungsstätten für erfolgreiche Manager*innen von Blockaden, Einsamkeiten, Eifersüchten und Ängsten? An einem Abend wollen wir diese Dynamik politisch reflektieren, Raum für Überforderung, Scham und Unsicherheit schaffen und uns in diesen Gefühlen verbünden. Diskussionsfragen können sein: Wie findet das alltägliche Scheitern Platz in unserem Sprechen über Beziehungen? Wie thematisieren wir Mehrfachbeziehungen ohne die neoliberale Logik von Ich-Erfolg zu bedienen? Was hat meine Scham mit Gesellschaftsstrukturen zu tun? Dieser Workshop versucht eine queer_ feministische Perspektive einzunehmen, Räume der Freiheit jenseits von gelernten Geschlechterrollen zu eröffnen und unterschiedliche Diskriminierungserfahrungen in den Blick zu nehmen. Der Wokshop ist offen für alle Geschlechtsidentitäten und -körper. DONNERSTAG, 7. SEPTEMBER, 20.00 UHR

Stimmung – ein Liedertrip, von und mit Olga Tucek Offen für alle Geschlechter. Eintritt: Kollekte.

Das Akkordeon im Koffer, die Stimme im Handgepäck: Die Standortbestimmung kann beginnen. Stimmt es? Ist alles nur Stimmungsmache? Wo bleibt die Feinabstimmung? Was verstimmt uns? Können wir zustimmen? Wollen wir bestimmen? Gehen wir abstimmen?

TanzBAR

In einer Region, in der durch verschiedene internationale und lokale Interessen Tod und Zerstörung angerichtet wird, wächst und gedeiht seit geraumer Zeit ein revolutionäres Projekt: Rojava, die autonome Konföderation Nordsyrien – ein politisches Modell für das friedliche Zusammenleben aller Ethnien und Religionsgruppen in einer ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft. Im Zentrum der Gesellschaft steht die basisdemokratische Selbstverwaltung durch Kommunen, Räte und Kantone. Die Revolution in Rojava ist eine Frauenrevolution. DIENSTAG, 12. SEPTEMBER, 19.00 UHR

Frauen*Bar

Offen für alle Frauen. Ab 20.00 Uhr: Jinwar – Frauendorf in RojavaEintritt frei.

Offen für alle Geschlechter. Eintritt: 15 CHF / 10 CHF

Die pausa estate 2017 ist vorbei, die Tanzbar startet mit vollem Sonnentank und neuem Elan in die zweite Hälfte des Jahres. Ein Sommer in der Schweiz, ein Hauch von Canzoni Italiane weht im September durch den Frauenraum. Italo-Disco-Klassiker und andere spätsommerliche Klänge passen bestens zur hoffentlich noch vorhandenen Wärme. Das ultimative Tanzerlebnis in einem heterofriendly Ambiente für die LGBTI Community. SONNTAG, 10. SEPTEMBER, 18.00 UHR

Rojava – Frühling der Frauen Vernissage im Frauenraum. Ausstellung geöff-

In mitten des Krieges in Syrien bauen sich Frauen ein neues Leben auf, ein eigenes Dorf. In Jinwar – kurdisch für «Ort der Frauen» – wollen Frauen in Zukunft gemeinsam und selbstbestimmt leben. Frauen, die durch Krieg und Gewalt Leid erfahren haben, ebenso wie Frauen, die sich nach einem kollektiven Leben sehnen und keine klassische Familie gründen wollen. Bericht über die Hintergründe und den Stand des Projekts, mit Ausstellung. Die Frauen*Bar, ein Treffpunkt für alle Frauen*Lesben*Trans*Inter*QueerMenschen, welche gemeinsam politische Diskussionen führen, Aktionen planen oder einfach Bier trinken wollen. FREITAG, 15. SEPTEMBER, 20.30 UHR

Offen für alle Geschlechtsidentitäten. Hrsg.: Stif-

Play yourself – Jamsession für Frauen*

tung der freien Frauen von Rojava. Organisiert von

Offen für alle Frauen. Eintritt frei.

net 12.9.–5.10.2017, jeweils Di, Mi, Do, 18–21 Uhr.

der Frauen*Bar im Frauenraum. Die Ausstellung ist auch online: http://rojavafruehlingderfrauen. blogsport.eu

Play yourself ist die Gelegenheit im kleinen, offenen Rahmen deine musikalischen Ideen zu testen, verschiedene Instrumente auszuprobieren, mit unterschiedlichen Frauen* zu jammen, die Zuhörerinnen* zu unterhalten, dein inzwischen verstaubtes Instrument wieder einmal hervorzuklauben, um ihm ein paar Töne zu entlocken, oder auch einfach gemütlich als Zuhörerin* dabei zu sein. Die Bühne ist den ganzen Abend offen für Improvisation und kleine, auch spontane, Auftritte. Mics und ein paar Instrumente stehen zur Verfügung. Eigene Instrumente sind auch sehr willkommen. Alle, die Lust haben, können loslegen. Ob geübt oder noch nie ausprobiert spielt keine Rolle.

SONNTAG, 17. SEPTEMBER, 14.00 UHR

BarOmeter

Offen für alle Geschlechter. Eintritt frei.

Das queere Chillen zu elektronischen Leckerbissen. Eine LGBTIQ*-Veranstaltung mit DJ Audiophil, Discoknabe, Dunch, dazu Auf Dauerwelle. FREITAG, 22. SEPTEMBER, 19.15 UHR

Queer Fear – queerfeministisches Politfestival Offen für alle Geschlechter. Detailliertes Programm, Infos und Anmeldung unter www.queerfear.ch

Das queer_feministische Politfestival queer fear öffnet als dreitägiger Feel Tank einen aktivistischen, künstlerischen, körperlichen und denkerischen Raum für und gegen queere Ängste. In Workshops, Vorträgen, Kunst und im Feiern wird die Angst in die Öffentlichkeit bewegt: Angst im Zusammenhang mit heteronormativen Liebesordnungen, mit queerfeindlichen Geschlechterverhältnissen und als Effekt homophober Gewalt – Angst, dort wo die Gesellschaft ängstlich alles Queere regiert, reguliert und fixiert. SAMSTAG, 23. SEPTEMBER, 22.00 UHR

Rave of your Fears!

Offen für alle Geschlechter. www.queerfear.ch

Queer fear Party mit Ziúr LIVE (Berlin), Franca (Köln) und Fred Hystère (Zürich). Roll dich ein und wieder aus. Beweg deinen Körper bis die äussersten Gelenke knacken. Vergiss dich in der zuckenden Ekstase. lass die Unsicherheiten deines Körpers in Bewegung geraten. schaffen wir gemeinsam tanzend Utopien. zitternd, trampelnd, trommelnd, Uneindeutigkeiten feiernd. SAMSTAG, 30. SEPTEMBER, 22.00 UHR

Soliparty ZuG20

Offen für alle Geschlechter. Eintritt: 15 CHF / 10 CHF

Der G20-Gipfel ist schon eine Weile her und unser geliebter Sonderzug ist schon lange wieder Zuhause. Was bleibt übrig? Ein kleines Geld-Loch, das es zu stopfen gilt. Schulden vom G20-Sonderzug abbauen? Party machen? Den G20-Protest Revue passieren lassen? Gibt es alles hier bei uns – also, kommt zahlreich! Und nicht vergessen: lieber tanz´ich als G20!

OLGA TUCEK


IM SEPTEMBER 2017

DACHSTOCK  SAMSTAG, 2. SEPTEMBER, 22.00 UHR

MTDF CH | Tropical Continent Soundsystem PHIL POHLODEK CH | Spiegelkiste Tropical Night. Abendkasse läuft über Kollekte.

FREITAG, 22. SEPTEMBER, 23.00 UHR

SAMSTAG, 23. SEPTEMBER, 23.00 UHR

SESSION VICTIM live DE | Delusions Of

PILOCKA KRACH live D | Greatest Hits

FABIEN

C.LOVE US | Gentle Rush Records, Soulclap/

Grandeur

CH | Rotary DJ Team, Midilux, Bons

Vivants, Beam Rec

RACKER

International, Save to Disc

Gator Boots

FREITAG, 8. SEPTEMBER, 22.00 UHR AUT | Affine Records

Midilux. Abendkasse: 25 CHF. Vorverkauf: Petzi-

AUDIOPHIL CH LILA HART CH | LBDN

tickets.

Les Belles de Nuit. Abendkasse: 25 CHF. Vorver-

Abendkasse: 20 CHF. Vorverkauf: Petzitickets.

Zwei alte Vertraute finden den Weg nach Bern. Noch nie waren sie Gäste einer Midilux, dennoch sind die beiden Sympathieträger Hauke Freer & Matthias Reiling alias Session Victim keine unbekannten Gesichter in der Hauptstadt. Schon 2012, 2013 und 2016 besuchte das Duo die schöne Aarestadt; zweimal im Kapitel, einmal am Reitschul-Fest. Langweilig könnte manch einer meinen. Mitnichten! Anreisen werden die Künstler mit ihrem dritten Album «Listen to your Heart» im Gepäck. Wer Session Victim kennt, weiss: ihre Live-Sets sind Konzerte. Mit viel Charme und Hand zu Disco überzeugen sie auf der Bühne mit einem exquisiten Händchen für Dramaturgie. Nicht selten holen sie live den E-Bass hervor und vervollständigen

WANDL BIRU. CH

SAMSTAG, 9. SEPTEMBER, 20.30 UHR

PUSSYWARMERS & RÉKA ELEKTRONISCHE ABTEILUNG CH | Voodoo Rythm Rec.

ATLANTIK D | Sisyphon, Areal Records USCHI & HANS D | SPIELGOLD, music without borders

ICH BIN WACH (Theater) CH

JOSHUA FLIEGER CH

VORTRÄGE (ALEX & DOMINIQUE) FLAMINGO CH SPIEGELBILD CH Save the Rave im Rössli & Dachstock. Abendkasse: 25 CHF. Vorverkauf: Petzitickets.

CH | Midilux, Bons Vivants

kauf: Petzitickets.

ICH BIN WACH

damit ihre einzigartige Live-Performance. Wenige Künstler vermögen ein solches Gefühl von «live» zu vermitteln wie die gebürtigen Lüneburger – besonders im mi-

«Les Belles de Nuit» präsentiert die geballte Frauenpower der elektronischen Musikszene. Vor der fünften Auflage des «Electronic Gender Bending Music Festival» Ende Oktober in Zürich lädt die schillernde LBDN-Crew – bestehend aus einem Dutzend weiblicher Party-Profis aus allen Bereichen der hiesigen Elektronik-Szene – in Kooperation mit dem Dachstock zu einer ausschweifenden Partynacht der Extraklasse. Angeführt wird das All-Female Line-Up von Elektro-Rock’n’Roll-Ikone PILOCKA KRACH: Der weibliche «TechnoRockstar» schlechthin und tourt bereits seit über einer Dekade als rotziger Freigeist durch die internationalen Clubs. Sie ist bereits seit Beginn feste Grösse und regelmässiger Gast der LBDN-Events. Mit ihrer exzentrischen One-Woman-Show gilt KRACH inzwischen als eine der erfahrensten und umtriebigsten Live-Acts der Berliner Techno-Welt. Dabei spiegelt sich die punkige Attitüde des Bar-25-Urgesteins nicht nur musikalisch im knallbunten Cocktail von Retro-Elektro-Klängen und inspirierten Versatzstücken aus aller Herren Länder – wie ihr aktuelles Album «Sugar Cane & Lost Amigos» beweist – sondern genauso sehr in ihrer Vorliebe für schräge Kostümierung, anarchischen Humor und ihrem unzähmbar wilden wie unnachahmlich charmanten Naturells. Nicht minder charismatisch präsentiert sich C. LOVE, die Disco-Dolly Parton des L.A.-Party-Undergrounds, deren alchemistischer Mix aus schweisstreibenden, nostalgieschwangeren und elegischen Elementen pure Magie auf die Tanzfläche zaubert. «Byzantine Disco» betitelt die Kalifornierin selber ihr opulentes Stil-Potpourri, das mit Flair für Diaspora-Klänge aus der globalen Dunkelkammer ekstatisch-hypnotischer Keller-Raves bestimmt kein Auge trocken

FREITAG, 29. SEPTEMBER, 23.00 UHR

MANON CH | Terminal M, Desolat JACQUI CH | Minishake MISSI MÜLLER & L-DOPA CH Electronic Ladyland. Abendkasse: 20 CHF. Vorverkauf: Petzitickets.

SAMSTAG, 30. SEPTEMBER, 23.00 UHR

MAZTEK IT | Virus, Hospital DEEJAYMF CH | UTM, United Tribes Berne, Drum FM

RYCK CH | RaBass 95.6 FM BADTRIKZ CH Darkside. Abendkasse: 20 CHF. Vorverkauf: Petzitickets.

Frenetischer Drum&Bass mit der Beisskraft eines tollwütigen Rottweilers bietet die DARKSIDE diesen Monat mit dem Headliner MAZTEK aus Rom! Nach ersten aufsehenerregenden Releases auf Syndrome Audio oder Renegade Hardware fand der in Amsterdam lebende Italiener mit Jades EATBRAIN und BTKs DUTTY AUDIO zwei ideale, massgeschneiderte Outlets für seine unzähligen, qualitativ stets hochwertigen Neurofunk-Releases. Als DJ setzt MAZTEK ganz klar auf Schmackes, hohen Rave-Faktor und Kompromisslosigkeit – man darf sich gehen lassen! Vielseitig-kontrastreichen local support gibt es sowohl vom Darkside-Resident und Schweizer D&B-Urgestein DEEJAY MF, welcher mit UNITED TRIBES einer der Grundsteine der hiesigen Szene gelegt hat als auch seinem Verbündeten, dem langjährigen Producer und DJ BADTRIKZ. Der dritte Berner im Bund ist RYCK, der dieses Jahr sein 20jähriges DJ-Jubliäum feiert. Er ist sowohl Teil der seit 2005 ausgestrahlten D&B-Sendung RaBass 95.6 als auch des monatlich erscheinenden BERN BASS PODCAST und steht für breitgefächerte, oldschool-beeinflusste DJ-Sets.

JACQUI

diluxen Heimathafen Dachstock darf sich der Gast so auf ein besonderes Erlebnis für Ohr und Auge freuen. Umranden werden den begnadeten Live-Act zum Beginn der neuen MidiluxSaison die hauseigenen Plattenkünstler Racker und Fabien.

lässt. Frauenraum-Resident AUDIOPHIL und LBDN-Mitglied LILA HART bereiten dem Party-Spektakel den passend extravagant-queeren Boden, während die «Glitzerritze», das provokante bemannte Gender-Mobil des Vereins bei exotischen Shots genauer über das dieses Jahr mit Tanz-Fokus stattfindende, fünfte Les Belles de Nuit-Festival informiert.


IM SEPTEMBER 2017

TOJO THEATER

DONNERSTAG, 7. SEPTEMBER, FREITAG, 8. SEPTEMBER, SAMSTAG, 9. SEPTEMBER, JE 20.30 UHR SONNTAG, 10. SEPTEMBER, 19.00 UHR

Everything is just fine

Von RIM Collective. Idee: Yara Bou Nassar. Inszenierung/Text/Performance: Yara Bou Nassar, Annalena Fröhlich. Musik: Paed Conca. Video: Annalena Fröhlich. Kostüme/Bühne: Romy Springsguth. Licht: Lola Rosarot. Produktion: Michael Röhrenbach. Koproduktion: Tojo Theater Reitschule Bern. Residenz: Station Gallery Beirut. Auf Englisch, Schweizerdeutsch und Arabisch mit Übertitelung. Reservation: www.tojo.ch

Zwei Frauen und ein Mann sind Teil eines Experiments. Sie befinden sich zusammen auf unbestimmte Zeit in einem geschlossenen Raum, voneinander abhängig und sich gegenseitig ausgeliefert. Anfänglich noch Alliierte und Verbündete, werden sie immer mehr zur permanenten potentiellen Gefahr füreinander. Sie beginnen sich gegenseitig zu manipulieren, zu misstrauen und unter einander zu leiden. Ihre Handlungen werden immer unberechenbarer. Sie stürzen sich auf die Schwächen der anderen und ihre Beziehung zueinander wechselt immer schneller von Anziehung zu Abneigung, von Verschmelzung zu Ekel. Die Gewaltbereitschaft nimmt stetig zu. Und je länger das Experiment dauert, desto stärker wird die allgemeine Verunsicherung und desto stärker kommen absurde Charaktereigenschaften zum Vorschein. Die Szenerie verzerrt sich allmählich ins Groteske und langsam verwandeln sich die Protagonist*innen in seltsame Gestalten. Kreaturen geformt aus Angst und Argwohn. Zerrbilder ihrer ursprünglichen Personen. Das ganze Stück hindurch testet der Mann mit seinem Instrumenten-Labor die Wirkung seines Sound-Arsenals an den beiden Frauen. Er kreiert – mit Spiel- und Werkzeugen, einem elektrischen Bass, Klarinette sowie mit dem Computer und Effektgeräten – Sounds und Klänge, welche die Reizbarkeit und Stimmung der Performerinnen manipulieren und sie immer weiter an ihre Grenzen treiben. Krieg, Terror, Angst und unberechenbare Gewaltausschreitungen überall. Niemand entgeht der Angst vor Gewalt und der medial zelebrierten Angstmacherei. Der internationale Krieg gegen den Terror und die massive Zerstörung, die alltäglichen Gräueltaten und der hunderttausendfache Tod in Syrien verändern die gesamte Welt. Die Strategie der Extremisten, mit Terrorakten überall und jederzeit zuzuschlagen, macht es für die Zivilbevölkerung – zunehmend auch in Europa – unmöglich, potentielle Gefahren einzuschätzen und sich sicher zu fühlen. Die kollektive Angst eskaliert überall, das Vertrauen zwischen den Menschen baut sich immer stärker ab, andauernde Mikro-Aggressionen im

täglichen Leben und unberechenbare Gewaltausbrüche von Individuen, Gruppen und politischen Parteien werden von der breiten Bevölkerung absurderweise immer mehr als verständliche Reaktion auf eine drohende Gefahr verstanden und akzeptiert. Die Performerinnen Yara Bou Nassar aus dem Libanon und Annalena Fröhlich aus der Schweiz sowie der Musiker Paed Conca als Pendler zwischen diesen beiden Welten sind alle drei gleichermassen irritiert und fasziniert von den sichtbar gewordenen Ängsten und Gewaltausbrüchen in der eigenen Gesellschaft. Schockiert und einigermassen paralysiert beobachten sie, wie sich die eigene Gesellschaft rasend schnell verändert und sich zur paranoid-schreckhaften und gefährlichen Masse wandelt. Obwohl der Libanon und die Schweiz unterschiedlicher nicht sein könnten, gleichen sich seltsamerweise die Ängste und Tendenzen innerhalb der Gesellschaften. RIM inszeniert in der musikalischen Performance «Everything is just fine» grotesk und spielerischen wie man selbst zu einer potentiellen Gefahr oder Bedrohung für jemand anderes wird und wie sich das eigene Gewaltpotential verändert, wenn eine Stresssituation das eigene Selbstverständnis dauerhaft verunsichert.

Beim Schreiben des Textes wählte die Autorin bewusst den in sich völlig absurden Leitsatz: «Tiere sind die besseren Menschen.» Für die Hauptfigur Anna haben Tiere tatsächlich einen höheren Stellenwert als Menschen, wobei die Vermenschlichung von Tieren meist Begleiterscheinung dieser Lebenshaltung ist. Auch die Autorin lebt u.a. mit ihren Haustieren zusammen. Wenn sie glaubte, ihre eigene Spezies verhalte sich asozial und abweisend, gab sie sich gern dem Traum vom totalen Frieden in der Mensch-Haustierwelt hin. Gleichzeitig zeigt ihr Text auf, welchem Risiko wir uns aussetzen, wenn wir uns im Übermass auf ein Haustier fixieren und dabei unsere zwischenmenschlichen Kontakte vernachlässigen.

DONNERSTAG, 14. SEPTEMBER,

In Frühenglisch. Von Weltalm Theater. Konzept und

Grüeni Eier mit Späck uf Änglisch

Ein Komödie für Hörende und Gehörlose. Von movo.

tion: Roland Bucher. Ausstattung: Sara Giancane. Licht: Lorenz Gurtner. Regie: Meret Matter. Produktion: Nico Feer. www.movo-art.ch Reservation: www.tojo.ch

Luciano Andreani, Markus Schrag. Licht: Ilana Walker. Technik: Lola Rosarot. Grafik/Fotos: Sibylla Walpen. Video: Elvira Isenring. Produktionsleitung:

Inszenierung: Bettina Glaus. Schauspiel: Vivien

Michael Röhrenbach. Produktion: Weltalm Theater.

Bullert, Evelyne Gugolz, Pascal Holzer, Marina

www.weltalm.ch. Reservation: www.tojo.ch

Guerrini. Bühnenbild: Barbara Pfyffer. Kostüme:

Hund, Fisch und Katz sind geliebte Begleiter unserer Zeit und gehören zum Alltag. Doch was geschieht, wenn die Beziehung zum Haustier gänzlich ersetzen soll, was an zwischenmenschlicher Nähe fehlt? Anna, eine Single Frau mit Hund, Fredy, ein Geschäftsmann mit Fisch und Frau Herter, eine Rentnerin mit Katze wohnen im selben Haus. In der Nachbarschaft leben Sophie und Lukas mit ihrer Tochter Lilly. Vier verschiedene Lebenssituationen und -realitäten. So kurios das innige Zusammensein der Haustierhalter*innen mit ihren Tieren wirkt, so beklemmend erscheint auch das Wahren eines sicheren Abstands unter den Nachbarn. Als Annas Hund angefahren wird, bricht das labile Gleichgewicht im korrekten Umgang mit der Nachbarschaft gänzlich zusammen... Zwei Themenbereiche kollidieren miteinander. Die innige Liebe zum Tier und die zunehmende Isolation in der heutigen Leistungsgesellschaft. Das Stück treibt den Helvetischen Alltag auf die Spitze und sieht bewusst ein offenes Ende vor, welches die Hoffnung auf einen versöhnlichen Kontakt zwischen den Protagonist*innen zulässt. Ein Theaterstück über das innige und manchmal auch kuriose Zusammensein von Mensch und Haustier.

Über die Verhältnisse

Urweider. Mit: Lilian Fritz, Gian-Reto Janki, Grazia

Von publiko produktion. Stücktext: Cory Looser.

Sinikka Jenni. Lektorat Stücktext: Stephan Pört-

SONNTAG, 1. OKTOBER, 19.00 UHR

Pergoletti, Dominik Gysin, Katja Tissi. Musik/Vibra-

Spiel: Doro Müggler, Peter Zumstein. Regie: Domi-

ner. Reservation: www.tojo.ch

SAMSTAG, 30. SEPTEMBER,JE 20.30 UHR

FREITAG, 22. SEPTEMBER, 15.00 UHR

nique Jann. Dramaturgie: Carol Blanc. Ausstattung:

Assistenz: Annina Hunziker. Produktionsleitung:

FREITAG, 29. SEPTEMBER,

Stückentwicklung/Text: Meret Matter, Raphael

SAMSTAG, 16. SEPTEMBER, JE 20.30 UHR

Janina Ammon. Licht/Ton: Samuel Schönenberger.

DONNERSTAG, 28. SEPTEMBER,

DONNERSTAG, 21. SEPTEMBER, 18.00 UHR

FREITAG, 15. SEPTEMBER

Hund Fisch Katz – ein Stück Menschlichkeit

mag ich nicht!» folgt prompt als Antwort. Beide Seiten verweigern sich dem Experiment und dem Risiko etwas Neues zu entdecken. Aber riskieren sie dabei nicht allzu oft, wirklich etwas zu verpassen? Grüeni Eier mit Späck ist ein humorund liebevolles Plädoyer gegen Vorurteile und Angst. Es spiegelt menschliche Vorlieben und Abneigungen wieder und lotet aus, wie viel es braucht, um unvoreingenommen dem Unbekannten gegenüberzutreten.

Weltalm zeigt eine turbulente Geschichte rund um die philosophische Frage: «Magst du Grüeni Eier mit Späck?» Im Zentrum steht der klassische Eltern-Kind-Konflikt: «Das mag ich nicht» versus «Probier doch mal». Sam kann und will einfach nicht verstehen, warum der Andere sich grünen Eiern verweigert. Dabei sind sie doch so verführerisch köstlich! Also lässt Sam nicht locker und erfindet immer neue Wege und Vehikel, um dem Anderen das ungewöhnliche Gericht schmackhaft zu machen. Es entwickelt sich eine kindliche und wilde Jagd. Oder – je nach Standpunkt – eine verzweifelte Flucht irgendwo in den imaginären Raum zwischen London und New York. Topsy-turvy, hullabaloo, tohobohu and higgledy-piggledy popp. In sehr, sehr einfachem Englisch surfen die beiden Protagonist*innen durch die Wohnung hinaus in die grosse Welt, getreu dem Motto von Weltalm: «Mach aus etwas Kleinem etwas Grosses.» Kinder möchten ihre Fantasiewelten so gerne mit den Erwachsenen teilen und laden sie zu wundersamen Reisen ein. Manchmal aber wollen die Erwachsenen auch einfach ihre Ruhe haben und reagieren ablehnend: «Nein, jetzt will ich mal was lesen und ganz einfach allein gelassen werden. Bitte lass mich!» Das ist natürlich ein bekanntes Muster der Eltern-Kind-Beziehung. Umgekehrt tischen die Erwachsenen ihren Kindern ganz speziell auf ihren Geschmack Zugeschnittenes auf. «Das

Wer keine Schulden macht, ist selber schuld. Mit Schulden können wir Steuern sparen, Träume verwirklichen, heute kaufen, morgen zahlen. Man soll sich ja mal was gönnen dürfen – auch wenn man es sich gar nicht leisten kann. Dafür gibt es Banken, Privatkredite, Leasingverträge und Kreditkarten in allen Farben, die uns ermuntern, über unsere Verhältnisse zu leben. Davon sowie vom Verhältnis zwischen Glück und Kontostand, Mann und Frau, Sprache und Verstehen handelt die neue Bühnenproduktion von Meret Matter. Ein älteres und ein junges Paar, die im gleichen Haus wohnen, sind eng befreundet und schmieden Pläne für die Zukunft. Karla und Martin träumen von schönen Dingen und einem angenehmen Leben nach der Pension, Gabi und Franz von Haus und Kindern. Neben den gemeinsamen Vorstellungen hat auch jeder seine eigenen Vorlieben, kleinen Laster und Geheimnisse. Diese behält man für sich – oder teilt sie mit einem guten Freund oder der besten Freundin. Karla und Gabi sind seit Jahren beste Freundinnen. Martin und Franz, die zusammen zur Arbeit fahren und gemeinsame Hobbies haben, mögen sich auch ganz gut. Doch die Träume und Laster kommen die Hausgemeinschaft teuer zu stehen: Schulden, Zinsen, Knebelverträge. Dabei geraten nicht nur die Finanzen in Schieflage. Im gemischten Doppel wird gehörig geschummelt und geschwindelt, taktiert und simuliert. Allianzen übers Kreuz entstehen. Mal verbünden sich die Frauen, mal die Männer, dann die Gehörlosen und die Hörenden. Ein schönes Durcheinander. Und das alles nur wegen den ach so grossen Träumen und dem lieben Geld. Manchmal aber auch wegen der zwei Kulturen und Sprachen – jene der Hörenden und jene der Gehörlosen. «Über die Verhältnisse» ist eine sprachlich vielschichtige Farce über Soll und Haben in Paar- und Wirtschaftsbeziehungen. Ein leicht missverständliches Stück in Laut-, Bild- und Gebärdensprache – und somit sowohl für ein hörendes wie auch gehörloses Publikum verständlich wie auch missverständlich.


CAFETE  FREITAG, 15. SEPTEMBER, 23.00 UHR

Productid Subotage Rec. - ZH Slass Unreleased Kollektiv - FR Cutkachi (Dubtopia - BE) Dubdave Il Sistema - BNC

Dub Reggae / Bassmusik / Deep Dubstep

«Il Sistema» ist zurück und erwachsen geworden. Stilistisch dreht sich alles um Bassmusik von 120 bis 170 BPM. Die Macher glauben an die Kombination von UK Bass, Grime, Drum'n'Bass, Dubstep und Dungeon Sounds in der Cafete und wollen ihrer Liebe und Leidenschaft für gebrochene Beats und epische Subbässe weiter frönen. «Il Sistema» is back! DONNERSTAG, 21. SEPTMEBER, 23.30 UHR BE

DJ TwinSpirit DJ Gelber Playbox

Techno / Tech House / Minimal

KARTONAUTEN

FREITAG, 1. SEPTEMBER, 23.00 UHR BE

FHG MQ BE Tarick One BE Rapaze BE Fuxtus Fux VS

Rap / Hiphop / Tech House

Fit ist in Rente gegangen und Flocke hat sich zur Feier des Rap-Saisonstarts sein Lieblings-Lineup zusammengestellt. Legendär waren bereits die vergangenen Konzerte der Fischermätteli Hood Gang in der Cafete. Nun ist sie zurück und mit dabei ihre Freunde MQ, Tarick One und Rapaze — eine geballte Ladung Rap aus dem Berner Untergrund! Nach den Live Sets verführt Fuxtus Fux die Crowd mit Breakbeat und Tech House bis ins Morgengrauen.

SAMSTAG, 9. SEPTEMBER, 23.00 UHR

The Scorcher aka Ras Romano Golden Roots Soundsystem - BE

Hills & Valleys Sound BE Roots Reggae / Rocksteady / Digital Reggae

Ras Romano aka The Scorcher vom «Golden Roots Soundsystem» bringt die Crowd zu den Wurzeln des heutigen Reggae. 60ties Ska/Rocksteady, 70ties Early Reggae/ Roots Reggae, 80ties Digital Roots Reggae und einige neuere Veröffentlichungen. Stets spielt er nur Vinyl und Songs mit positivem Inhalt. Zu Gast ist diesmal der Hills & Valleys Sound aus der Region Biel. Wer Reggae liebt, kriegt hier die Chance auf einen seltenen sechsstündigen Tauchgang. Die Roots-Freunde versammeln sich und frönen Reggae — die ganze Nacht! DONNERSTAG, 14. SEPTEMBER, 23.30 UHR

SAMSTAG, 2. SEPTEMBER, 23.00 UHR

Inferno Liquid Toast KiloHertz Xer0n

Psy Prog / Full On / Psytrance

Wenn die Psy-Bässe wummern und das UV-Licht aus allen Ritzen schimmert, ist ziemlich sicher eine Psy Night am laufen. Ankommen, eintauchen und davonfliegen.

Kartonauten

In Kooperation mit «Playbox» präsentiert die Cafete an diesem Tanzbär DJ TwinSpirit. Die DJane kann auf ein sehr breites Musikspektrum zugreifen — von Minimal über Techno bis Psy-Prog. Im Sommer meistens hinter den DJ-Pulten an diversen Openair-Parties anzutreffen, beehrt sie an diesem Donnerstag das Kafi mit einem Technoset. DJ Gelber wird an ihrer Seite sicher nichts anbrennen lassen. Zudem sorgt Sägi, der «Playbox»-eigene Deko-Mensch, mit seiner farbenprächtigen Lichtshow für zusätzliche visuelle Highlights. Tanzschuhe schnüren und ab geht's! FREITAG, 22. SEPTEMBER, 23.00 UHR

Sub Bros AG Bounce Bounce Beats Productions Buck Fier The Dungeon Child Drum'N'Bass / Jump Up / Neurofunk

Die zwei Badener Jungs von «Sub Bros» werden die Cafete mit treibenden Riddims und rollenden Basslines in eine energetische Atmosphäre tauchen und die Crowd mit fettem Drum'n'Bass und tightem Neurofunk beschallen. An ihrer Seite die beiden Locals Bounce und Buck Fier, die in gewohnter Manier die Decks rocken und mit wummernden Bässen die Ratten und Kakerlaken aus dem alten Reitschulgemäuer treiben.

Deep House / Tech House / Electronica

Die Kartonauten Patrick und Marc (aka DJ Scheidi) begannen in den späten 90er-Jahren mit Vinyl zu mixen – inspiriert von den nationalen und internationalen TranceKünstlern der damaligen Zeit. Heute legen sie meistens Deep-, TechHouse und Techno auf. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten sicherlich die grandiosen Sets von Sven Väth, Marco Carola, John Digweed u.v.a. Der Musikgeschmack der KarTONauten ist aber nicht festgefahren und deshalb lieben sie es, jazzig-funkige oder Worldmusic-angehauchte Elemente in ihre Sets einfliessen zu lassen.

RAS ROMANO


ROSSLI  DIENSTAG, 19. SEPTEMBER, 20.00 UHR

Capital Slam Poetry Slam

Sechs gestandene Slammer messen sich gegen zwei aufstrebende Bühnenpoeten von der offenen Liste in verbalen Dichterschlachten um eine Flasche Whisky. Das Publikum kürt dabei basisdemokratisch den Sieger. Wollen Sie Dichter oder Richter sein? Dann erscheinen Sie am Capital Slam! DONNERSTAG, 21. SEPTEMBER, 21.00 UHR

NEKROPOLIS & CONTRACT Deathmetal, Metal

NEKROPOLIS In den kalten Wintertagen des Jahres 1997 zogen sich Marc, Reto, Adrian, Beni und Thies in ihren Bandraum zurück, um ein neues Projekt zu starten. Nekropolis sollte das Kind heissen – Deathmetal mit Synthesizerklängen, welche dem Ganzen einen Hauch von nordischem Blackmetal einflössen, sollte gespielt werden. Knapp ein Jahr später kam die Demo-CD «Nekropolis – 1999» heraus. Konzerte in der ganzen Schweiz folgten. Im Frühjahr 2001 wurden mit der EP «Demo 01» weitere vier Songs veröffentlicht. Kurz darauf verliess Gitarrist Adrian die Band und man fand in Marcel einen mehr als würdigen Ersatz. Irgendwann waren so ziemlich alle Clubs der Schweiz bespielt worden. Der Drang ein «richtiges» Album aufzunehmen wurde immer grösser. Während den Arbeiten zu diesem Werk wurde Marc klar, dass er sich mehr auf seine Stimme konzentrieren möchte. Gitarrentechnisch spielte folglich Marcel die Songs selber ein. Nach der Veröffentlichung des Longplayers «The perversion of humanity» Ende 2004, stand dann David als Livegitarrist mit auf der Bühne. Dieser wurde bald zum fixen Mitglied von Nekropolis. Das unter Eigenregie veröffentlichte Album mit 1000 Ausgaben kam bei Metal Axe Records unter Vertrag, wo weitere 1000 Stück produziert wurden. Nun wurde das nähere Ausland angesteuert. Als kleine Highlights stand man mit Bands wie Arch Enemy, Children of Bodom, Die apokalyptischen Reiter, Endstille, Equilibrium und Gurd auf der Bühne. Im Jahr 2006, Nekropolis war kurz vor dem Abschluss eines Bookingvertrags mit einer deutschen Agentur, entschieden sich drei Mitglieder ihre beruflichen Karrieren weiter zu verfolgen. Dies war das Aus für die Berner Oberländer Band… endgültig… dachte man. Bis im Sommer 2015 eine Bandzusammenkunft mit allen Mitgliedern statt fand. Nach einigen Bieren war klar – man trifft sich im Proberaum wieder. Nach 10 Jahren Pause rockten die Jungs in Originalbesetzung im März 2016 die Bühne des «DasO Kulturlokals» in Spiez. Schnell wurde klar, dass man an zwei aufeinanderfolgenden Tagen spielen wird, da der Vorverkauf aus allen Nähten platzte. Grund genug das Projekt noch weiter zu ziehen. Es ergaben sich weitere Gigs, die über allen Erwartungen besucht wurden. Die Geschichte hat somit doch noch kein Ende gefunden…

CONTRACT Das Trio vom Thunersee hatte sich 1991 zusammengefunden, drei Jahre später das Demotape «characters» produziert und sich damals mit zahlreichen Konzerten (u.a. zusammen mit Kreator, Skyclad und Schweisser) hartnäckig den Ruf einer grossartigen Liveband erarbeitet. Im Herbst 1998 wurde dann das Debut-Album «natural being» veröffentlicht, aufgenommen mit Professionalität, bespielt mit Präzision, Kraft und Überzeugung. Was die Band selbst als «Progressive Speed Metal» bezeichnet, ist ein fesselndes Konglomerat aus virtuoser Gitarrenarbeit, intelligentem Drumming, treibenden Bassläufen und betörendem Gesang, eine geballte Ladung an Phantasie und Energie. Mit überraschenden Tempowechseln statt gleichförmiger Bolzerei, mit philosophischen Messages statt Satansanbetung und mit detailliert ausgefeilten Instrumentalparts setzen Contract den überlieferten Klischees harter Musik eine intelligente, modernisierte Metal- Alternative entgegen. Ab 2001 wurde es still um CONTRACT, da die Jungs vielen anderen musikalischen Engagements und Projekten nacheiferten, bis sie sich 15 Jahre später im März 2016 für einen ersten Revival-Gig in Spiez zusammen rauften und darauf im Februar 2017 im ausverkauften Café Bar Mokka in Thun aufspielten.

IM SEPTEMBER 2017

KINO

SAMSTAG, 23. SEPTEMBE, 21.00 UHR

Lorenzo Triburgo – Policing Gender Queer und abscheulich: Geschlechterüberwachung, Abschaffung der Gefängisse und transqueere Anti-Assimilations Politik

Lorenzo Triburgos Multimediainstallation thematisiert Geschlechterüberwachung in Bezug auf die Politik der kulturellen Produktion transqueerer Menschen und den Kampf um die Abschaffung der Gefängnisse als essenzielles queeres Thema. Lorenzo hat Brieffreundschaften mit mehr als 30 LGBTQ Gefängnisinsass*innen geführt und mit ihnen Audioaufnahmen über ihren Erlebnisse und Erfahrungen erstellt. Er lädt die Zuschauer*innen ein, sich eine neue Zukunft aus zu malen und den Gefangenen als Akt radikaler Freundlichkeit Postkarten mit ihren Visionen zu schicken. Das Projekt «Policing Gender» ist zwischen dem 21. September und dem 19. November im Pasquart Photoforum in Biel im Rahmen der Ausstellung «Disruptive Perspectives» zu sehen.


IM SEPTEMBER 2017

GROSSE HALLE  SONNTAG, 3. SEPTEMBER, 08.00 UHR

Flohmarkt

Platzreservation unter grossehalle.ch

31. JULI - 26. SEPTEMBER 2017

Eschers Instrumentalensemble, das in variabler Besetzung die verschiedensten Kunstgattungen, Themen und Musiker in «Zusammenklang» bringt. FREITAG, 22. SEPTEMBER, 20.00 UHR

Projekt Neustadt-Lab

I Salonisti

Bars und Projekte auf der Schützenmatte-Park-

I SALONISTI – das Quintett: Piotr Plawner, Violine;

platzanlage.

Lorenz Hasler, Violine; Orlando Theuler, Violoncello; Béla Szedlák, Kontrabass; Gerardo Vila, Klavier. Ein Abend, inspiriert von 1001 Nächten. NIKOLAI

23. AUGUST - 20. SEPTEMBER 2017

Drive-In Cinema mit Programm für Gross & Klein! Im Rahmen des diesjährigen NeuStadtLabs auf

RIMKSI-KORSAKOW: aus «Scheherazade», Symphonische Dichtung, op. 35 (Arr. György Mondvay) DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED, Silhouettenfilm von Lotte Reiniger (1899–1981). I Salonisti

der Schützenmatte-Parkplatzanlage. Für Kinder

spielen zum Film die Originalmusik von Wolfgang

jeweils samstags 14.00-17.00 Uhr. Für Erwachse-

Zeller (Arr. György Mondvay).

ne jeweils mittwochs 19.00-22.00 Uhr & Samstags 19.00-22.00 Uhr. Tickets bei der Park Bar mit der Rutsche.

«HolePole» Productions lädt ein zum einmaligen Erlebnis des Drive-In Cinemas, mit speziell dafür umgebauten Elektrofahrzeugen: - in Zusammenarbeit mit Grosse Halle & Shnit. 6. - 10. SEPTEMBER 2017

Musikfestival Bern Das Musikfestival Bern zeichnet sich aus durch überraschende Programmierungen zwischen musikalischen Stilen und Epochen, entwickelt innovative Konzertformate und versteht sich als Laboratorium für musikszenische Experimente. http://www. musikfestivalbern.ch

DONNERSTAG, 7. SEPTEMBER, 21.30 UHR

Le noir de l’étoile

Eine Veranstaltung von Klangbox und Musikfestival Bern in Kooperation mit Grosse Halle, Reitschule Bern und Hochschule der Künste Bern, Die Komposition von Simon Steen–Andersen entstand im

Das Konzert vereint zwei Kompositionen, welche die Welt von «1001 Nacht» musikalisch umsetzen. Nikolai Rimski-Korsakow setzte zu den Sätzen seiner sinfonischen Suite «Scheherazade» ursprünglich Titel, die auf Märchen aus «1001 Nacht» Bezug nehmen. Im zweiten Werk sind Auge und Ohr gefordert. Lotte Reiniger erzählt im Silhouettenfilm «Die Abenteuer des Prinzen Achmed» eben diese Geschichte in wunderbar graziösen Bildern. In virtuoser Scherenschnitttechnik fertigte sie diesen ersten langen Animationsfilm der Filmgeschichte in den Jahren 1923 bis 1926. Mehr als 85 000 Silhouettenbilder reihte sie zu einem Film voller Poesie und Emotionen. Die Musik stammt von Wolfgang Zeller, diese spielen I Salonisti in einem Arrangement für ihre Besetzung.

DRUCKI

Auftrag des Musikfestival Bern.

SAMSTAG, 9. SEPTEMBER, 14.00 UHR

Phosphorescences sonores Eine Veranstaltung von Hochschule der Künste Bern und Musikfestival Bern in Kooperation mit Grosse Halle, Reitschule Bern

FREITAG, 15. SEPTEMBER, 20.30 UHR

Wilhelm Tell

Rudolf Dworsky und Rudolf Walther-Fein, D 1923, mit Conrad Veidt, Hans Marr, Theodor Becker, Otto Gebühr, Eduard von Winterstein, Erna Morena, Agnes Straub, Xenia Desni u.a. Aufführung mit Orchesterbegleitung, Vertonung: Armin Brunner, Dirigent: Christof Escher.

Nach dem Ersten Weltkrieg sind zwei Stummfilmversionen von «Wilhelm Tell» erschienen. Eine eher unbedarfte Fassung der Tellspielgesellschaft Altdorf und das anspruchsvollere Werk aus Deutschland. Frei nach Schiller – Gessler als Zentralfigur à la Mephisto – wird das Drama nacherzählt. Das Theatralische dominiert bei der prominenten Besetzung. MUSIK Armin Brunner greift auf die Collagetechnik der Stummfilmzeit zurück. Der Atmosphäre bei den Habsburgern und bei Gessler ordnet er Vivaldi zu, den Szenen mit den Eidgenossen Motive aus Schoecks «Sommernacht», aber auch Volkslieder und andere «heimatliche» Klänge. In aktionsreichen Szenen gibt es Anklänge an Strawinskys «Sacre». Weitere Themen kommen von Pärt, Honegger und Schostakowitsch. Das Reissnagelklavier spielt eine dominierende Rolle. Sinfonia Ensemble – «Sinfonia» (Zusammenklang) ist das Motto von Christof

DONNERSTAG, 21. SEPTEMBER, 18.00 UHR

Siebdruck-Soirée Rame Volante In der Gang-Galerie.

5 Siebdruckkollektive bzw -gruppen haben sich vor eineinhalb Jahren zusammengetan, um das experimentelle Kunstprojekt Rame Volante (der fliegende Stapel) zu starten. TH3 von Genf, Lowrider aus Fribourg, einige aus dem Citro-Umfeld in Zürich, Pintura Peligrosa aus Basel und die Siebdruckerei Reitschule Bern schickten je einen Papierstapel los. Diese wurden besiebdruckt und der nächsten Gruppe überbracht, die auf das Erhaltene gestalterisch reagieren und wieder einen oder mehrere Schichten mit Siebdruck hinzugefügen konnte. So wanderten die Stapel im Kreis und es entstanden 5 Plakate auf denen alle 5 Kollektive zusammengearbeitet haben. Im Kinodurchgang der Reitschule können nun die Ergebnisse und die ganzen Zwischenschritte für einen Abend begutachtet werden.


September Dienstag

Donnerstag

5

7

19.00 Uhr

19.30 Uhr

F r a u e n r a u m  HEITER SCHEITERN Workshop: Reden über Poly- und alternative Beziehungsformen ohne Erfolgs-Performance

F r a u e n r a u m  STIMMUN mit OLGA TUCEK 20.30 Uhr

T o j o T h e a t e r  EVERYT RIM Collective. Drei Personen bei dem sie eine konstruierte sen. Langsam verlieren sie die 21.30 Uhr

G r o s s e H a l l e  LE NOIR

Dienstag

12

SOLIWOCHE von Gegenbewegung. Theater, Film, Bar, Essen, Musik, Vorträge, Workshops in der Reitschule. www. soliwoche.blackblogs.org 19.00 Uhr

F r a u e n r a u m  FRAUEN*BAR offen für alle Frauen 20.00 Uhr

F r a u e n r a u m  JINWAR Frauendorf in Rojava offen für alle Frauen

Dienstag

12

Mittwoch

13

SOLIWOCHE www.soliwoche.blackblogs.org

Donnerstag

14

SOLIWOCHE www.soliwoch 20.30 Uhr

T o j o T h e a t e r  HUND F MENSCHLICHKEIT Von p

Theaterstück über das innige Zusammensein von Mensch un 23.30 Uhr

C a f e t e r i a  TANZBÄR

Donnerstag

21

20.00 Uhr

18.00 Uhr

R ö s s l i  CAPITAL SLAM Poetry Slam

T o j o T h e a t e r  GRÜENI ÄNGLISCH In Frühenglisch 18.00 Uhr

K i n o  Siebdruck-Soirée RA Galerie 21.00 Uhr

R ö s s l i  NEKROPOLIS & METAL / METAL 23.30 Uhr

C a f e t e r i a  TANZBÄR

Donnerstag

28 20.30 Uhr

T o j o T h e a t e r  ÜBER D movo. Ein Theater um Geld, S und Sollen - für Hörende und


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