velobiz.de Magazin 3/13

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WWW.VELOBIZ.DE

THEMA // FAHRRAD-TOURISMUS

03 | 2013 PORTRAITS Peter Eich, Tout Terrain und Alps Bike Tours

BIKE-PARKS Hotspots einer neuen Urlaubergeneration

MOVELO UND FLYER

Erfolgreich mit Cross-Marketing

Das Magazin f端r Reportagen, Interviews und Hintergr端nde


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Foto: Yorick Carroux

Prolog

Markus Fritsch und Jürgen Wetzstein

Gute Reise Der Geschäftsführer eines bekannten, deut-

finden sind. Teilweise kennen sich die jeweiligen

schen Fahrradherstellers sagte mal in einem

Akteure schon, manchmal gibt es auch Versu-

Gespräch, dass die Fahrradbranche mit den Rad-

che einer Zusammenarbeit. Doch erfolgreiche

fahrern in der Stadt nicht reich werde. Die wich-

Kooperationen dieser beiden, eigentlich ver-

tigere und attraktivere Zielgruppe seien viel-

wandten Welten Tourismus und Fahrradbran-

mehr jene Kunden, die ihr Fahrrad vor allem für

che sind eher noch die Ausnahme.

Wochenendausflüge und mehrtägige Radtouren

Das ist übrigens nicht alleine ein Versäumnis

entlang von Donau, Weser, Elbe etc. nutzen wür-

der Marktteilnehmer in Industrie und Handel.

den. Dies seien jene Kunden, die nicht vor vier-

Auch die Tourismusbranche tut sich mitunter

stelligen Kaufbeträgen für Fahrrad und Ausrüs-

schwer, mal vom Tagesgeschäft aufzublicken

tung zurückschrecken würden.

und neue (Kooperations-)Wege zu gehen. Was

Zugegeben: Seit diesem Gespräch sind schon

jedoch alles möglich werden kann, wenn Fahr-

ein paar Jahre vergangen. Und der urbane Rad-

rad- und Tourismusbranche zueinanderfinden,

verkehr hat heute einen anderen Stellenwert als

zeigt das prominente Beispiel von Movelo und

damals. Doch ein wahrer Kern steckt weiterhin

Flyer. Der Schweizer E-Bike-Pionier wäre ohne

in der Aussage: Während der/die anspruchsvolle

die Kooperation mit der Tourismusbranche

City-Biker(in) mit dem 1000-Euro-Fahrrad

längst nicht so schnell gewachsen, wie Flyer-

immer noch eher Wunschdenken als Realität ist,

Frontmann Kurt Schär im Interview (ab S. 8) mit

sieht man auf den populären Radfernwegen fast

velobiz.de Magazin erklärt.

durchweg nur hochwertige, neue Fahrräder, an

Mit dieser Ausgabe wollen wir die Leser von

denen nicht minder qualitatives Reisegepäck

velobiz.de Magazin jedenfalls einladen, auf Ent-

hängt. Auch der Markt der Premium-E-Bikes war

deckungsreise in der Tourismusbranche zu

zunächst – und ist es wahrscheinlich immer

gehen. Und auch an die Touristiker wollen wir

noch – vor allem ein Freizeitmarkt. Die ersten

die Einladung aussprechen, uns – den Fahrrad-

größeren Herden von Flyern, Riese-und-Müller-

markt – besser kennenzulernen. Diese Ausgabe

Hybriden, Haibike Xduros etc. konnte man in

von velobiz.de Magazin wird deshalb auch an

München jedenfalls nicht in der Stadt beobach-

einige hundert ausgewählte Akteure im Fahr-

ten, sondern jenseits der Stadtgrenzen auf den

radtourismus verschickt.

beliebten Fahrrad-Ausfallrouten ins Voralpen-

Haben wir Sie auf eine interessante Reise

land. In anderen Regionen dürfte die Entwick-

geschickt? Über Ihr Feedback zu dieser Ausgabe

lung ähnlich verlaufen sein.

freuen wir uns wie immer an mf@velobiz.de.

Umso überraschender ist es, wie selten noch Synapsen zwischen den Marktteilnehmern im Fahrradtourismus und in der Fahrradbranche zu

Markus Fritsch und Jürgen Wetzstein

03/13 03


Inhalt // 03 | 2013

Fahrradtourismus

14

Radurlaub für die nächste Generation

03

Prolog

05

Fahrradtourismus in Zahlen

06

ich bin das Fahrrad von…

08

interview Wie geht Cross-Marketing?

14

26

Bike Parks Hoffnungsträger im Gebirge

Individualität (nicht nur) für Weltentdecker

20

Portrait Seriengründer Peter Eich

26

Portrait Abenteuer-Ausrüster Tout Terrain

32

Pioniere Transalp-Vorreiterinnen

36

Japan Fahrrad als Hoffnungsträger

43

32

Vorschau Eurobike Travel Talk

Wegbereiterinnen für den Transalp-Trend

44

Fahrrad-Ferienland

26

Japan will Biker locken

04

03/13

46

Produkte

49

die macher von velobiz.de magazin

50

Epilog // impressum

Titelfoto: blumenkind - Fotolia.com

Hartje entdeckt den Tourismus


Zahlen

Fahrradtourimus in Zahlen hotels

Durchschnittliche Hotelbettenauslastung in Deutschland1 ��������������������� Durchschnittliche Hotelbettenauslastung in Europa2 ��������������������������

41 % 61 %

Zahl der Bett+Bike-Übernachtungsbetriebe in Deutschland im Jahr 20023 ����� Zahl der Bett+Bike-Übernachtungsbetriebe in Deutschland im Jahr 20124 �����

2880 5400

Zahl der jährlichen Hotelübernachtungen von Radtouristen in Deutschland5 ������������������������������������

60 Millionen

Buchungsarten Anteil der pauschal gebuchten Radreisen6 Anteil der selbst organisierten Radreisen7

���������������������������������������� 7 % ��������������������������������������� 93 %

Kosten Jährliche Kosten für Erstellung und Unterhalt des fahrradtouristischen Wegenetzes in Deutschland8 ����������������������������������������� 118

Mio. EUR

umsatz Jährliche Bruttoausgaben von Fahrradtouristen in Deutschland9 ������������������������������������������������������� 5,55

Mrd. EUR

Beschäftigung Zahl der Personen in Deutschland, deren Einkommen direkt oder indirekt dem Fahrradtourismus entspringt10

������������������� 221.841

Quellen: Statistisches Bundesamt (1), STR Global / Statista.com (2), ADFC-Radreiseanalyse 2012 (3,4), Trendscope Radreisen der Deutschen 2012 (5,6,7,9,10), DTV Grundlagenuntersuchung Fahrradtourismus 2009 (8)

03/13 05


Radraten

06

03/13


Radraten

Ich bin das Fahrrad von … … jemand, dessen Identität für die meisten Marktteilnehmer nicht einfach zu erraten sein dürfte. Weitaus bekannter als mein Besitzer sind in der Fahrradbranche jedenfalls die Projekte und Unternehmen, die von ihm gestartet wurden. Wie etwa der (nach eigenen Angaben) führende Radtourismusvermarkter in Deutschland und das weltweit meist genutzte Tourenund GPS-Portal im Internet. Die Liste der erfolgreichen Unternehmungen meines Besitzers, die meist irgendwie mit dem Fahrradtourismus zu tun haben, ließe sich noch um einige bekannte Namen fortsetzen. Ich bin nicht nur ein Beleg dafür, dass mein Besitzer ein ausgesprochen velophiler Mensch ist, sondern auch, dass er einen gewissen Hang zum Perfektionismus besitzt. So musste mein Erbauer, der Norwid-Macher Rudi Pallesen, mich zwei Mal lackieren, nachdem die Farbe des Namensschriftzugs auf dem Unterrohr beim ersten Anlauf noch nicht ganz den Vorstellungen meines Besitzers entsprach. Wer jetzt genau hinschaut, hat natürlich schon die Lösung gefunden. Alle anderen: Bitte umblättern.

Foto: Yorick Carroux

03/13 07


Interview // Flyer und Movelo

Auflösung von Seite 6/7

Ich bin das Fahrrad von

Peter Eich Peter Eich ist ein echter Tausendsassa in der Radtourismus-Branche, der sich nach zahlreichen Start-ups in der Szene inzwischen als Seriengründer versteht. Dabei war der Weg als erfolgreicher Unternehmer keineswegs vorgezeichnet: Eigentlich wollte Eich Professor für Philosophie Foto: Yorick Carroux

werden – bis eine Reise quer durch Kanada ihn mit dem Radreise-Virus infi zierte und damit sein Leben veränderte. Mehr über Peter Eich lesen Sie im Portrait ab Seite 20.

08

03/13

Win-Win für den E-BikeTourismus Die Kooperation von Flyer-Hersteller Biketec und dem Tourismus-Dienstleister Movelo ist ein Fall für das Lehrbuch über Cross-Marketing: Hotelgästen wird mit dem Movelo-Netzwerk eine nachhaltige, neue Urlaubsaktivität geboten. Und nicht selten werden aus den E-Bike-Mietern dann Käufer der Marke Flyer. Text: Markus Fritsch // Fotos: Yorick Carroux


Interview // Flyer und Movelo

»Der E-Bike-Markt hat sich durch touristische Verleihangebote epidemisch ausgebreitet.« Kurt Schär

Seit neun Jahren arbeiten Flyer-Chef Kurt Schär und die Movelo-Macher Herbert Ottenschläger und Andreas Senger gemeinsam daran, den E-Bike-Tourismus voranzubringen.

der Fahrrad-Tourismus ein zentrales

tioniert? Nämlich, dass aus E-Bike-Mie-

den folgenden Satz: Wenn wir vor acht

Triebmittel für die positive Entwicklung

tern im Urlaub E-Bike-Käufer werden.

Jahren nicht die Macher von Movelo

im E-Bike-Markt war?

Herr Schär, bitte vervollständigen Sie

kennengelernt hätten, dann…

Kurt Schär: Ja, das können wir aus

Kurt Schär: Im Grundsatz gilt das immer noch. Wir sind aber in der

Kurt Schär: … hätten wir uns in

unserer Sicht defi nitiv bestätigen. Wir

Marktentwicklung sicher schon ein

Deutschland und Österreich längst

haben sowohl in der Schweiz mit unse-

Stück weiter. Inzwischen ist es so, dass

nicht so schnell im Markt etablieren

rem eigenen Projekt als auch in

die Verleihangebote sowohl von den

können.

Deutschland und Österreich bei der

touristischen Anbietern als auch von

Zusammenarbeit mit Movelo das

der E-Bike-Industrie auch als

Thema E-Bike im Fahrrad-Tourismus

Geschäftsmodell und nicht mehr nur

Herr Ottenschläger: Wenn wir damals

angestoßen, sodass der Verbraucher

als Marketing-Maßnahme gesehen wer-

nicht die Kooperation mit Biketec Flyer

mit dem Produkt ohne schon vorhan-

den. Das macht die Sache natürlich ein

eingegangen wären, dann …

dene Kaufabsicht in Berührung kom-

bisschen schwieriger. Wenn ich diese

men konnte. Das hat etwas beim

Aktivitäten rein als Marketing sehe,

unser touristisches Projekt in der jetzi-

Benutzer ausgelöst, was dann schluss-

kann ich viel Geld ausgeben, ohne im

gen Form wahrscheinlich nicht geben.

endlich zu einem Markt geführt hat.

Gegenzug etwas einnehmen zu wollen.

Der E-Bike-Markt hat sich quasi durch

Als Geschäftsmodell muss hingegen

aber auch keine Wahl, weil es nur einen

touristische Verleihangebote epide-

ein Return on Investment vorhanden

Anbieter gab, der ein zuverlässig funkti-

misch ausgebreitet. Das hat für den

sein. Das heißt, dass alle Stakeholder,

onierendes E-Bike anbieten konnte.

Gesamtmarkt eine entscheidende Rolle

also die Vermietstationen, die Regio-

gespielt.

nen, die Konzept-Partner, die E-Bike-

Selbe Frage an Sie, Herr Senger und

Herbert Ottenschläger: … würde es

Andreas Senger: Wir hatten damals

Man kann hier aber wohl dennoch von einer Win-Win-Situation für die

Hersteller und nicht zuletzt die LogistiWürden Sie das vor allem auf die Ver-

ker, die in diesem Geschäft eine riesige

beteiligten Unternehmen sprechen. Herr

gangenheit beziehen? Oder ist das ein

Rolle spielen, dieses Geschäftsfeld

Schär, wäre es übertrieben zu sagen, dass

Mechanismus, der auch heute noch funk-

künftig sehr sorgfältig analysieren und

03/13 09


Interview // Flyer und Movelo

»Die Wahrnehmung des E-Bikes ist viel größer als die tatsächliche Situation.« Herbert Ottenschläger

Kurt Schär: Es ist aber tatsächlich

Gibt es denn von Movelo einheitliche

Verleih ist längst nicht mehr nur

so, dass beim E-Bike Warenwert und

Vorgaben, welche Preise Ihre Partner für

Marketing, wie er es in den ersten

Mietpreis in einem Missverhältnis ste-

den E-Bike-Verleih festlegen sollen?

Jahren war.

hen. Der Mietpreis, den der Kunde für

Herbert Ottenschläger: Wir geben

ein E-Bike bereit ist auszugeben, steht

eine Empfehlung aus. Und die lautet

weiterentwickeln müssen. Der E-Bike-

Dass der E-Bike-Verleih wirtschaftlich

gemessen am Investment in keinem

plus-minus 20 Euro. Das ist ein Preis,

ein schwieriges Pflaster ist, lässt sich

Verhältnis zum Ski. Das ist leider ein

der nach unserer Erfahrung in egal

erahnen, wenn man das Verhältnis von

Fakt. Aber bei 30 Euro ist wahrschein-

welcher Region von den Kunden akzep-

Anschaffungspreis und Leihgebühren mit

lich die psychologische Preisgrenze

tiert wird. Es gibt auch touristische

dem Skiverleih vergleicht. Ein Leihski kos-

beim Kunden ausgereizt.

Top-Regionen, wo der Gast schon von

tet wie ein E-Bike zwischen 20 und 25

vorneherein gewohnt ist, mehr zu

Euro am Tag, ist aber in der Anschaffung

Unterschied beim Skiverleih ist, dass

bezahlen. Da sind dann auch andere

deutlich günstiger …

dieser keine direkten Mitbewerber bei

Preise erzielbar. Nochmal zu Ihrer vor-

den Urlaubsaktivitäten hat. Im Som-

herigen Frage: Die Frage der Wirt-

mit denen wir zusammenarbeiten, fin-

mer gibt es hingegen für den Urlaubs-

schaftlichkeit stellt sich für mehrere

den sich überwiegend in der Hotelle-

gast noch zahlreiche andere Angebote.

Seiten. Auf der einen Seite müssen

Andreas Senger: Die Leistungsträger,

rie. Dort steht beim E-Bike-Verleih

10

Herbert Ottenschläger: Der große

Andreas Senger: Der Sommerurlau-

unsere touristischen Partner schauen,

sicher noch der Gedanke, die Gäste mit

ber will typischerweise jeden Tag

wie sie ihre Verleihangebote wirt-

attraktiven Zusatzangeboten glücklich

etwas Neues erleben. Dabei ist das

schaftlich kalkulieren können. Auf der

zu machen, im Vordergrund. Bei den

E-Bike ein Modul für einen nachhal-

anderen Seite stellt sich diese Frage

Investitionen spielt die Refinanzierung

tigen Tourismus. Wenn man mal in

aber auch den Anbietern der entspre-

somit auch nur eine sekundäre Rolle.

die Berge schaut, gibt es dort bei-

chenden Infrastruktur. Da sind zum

Aber wir haben durchaus auch die

spielsweise auch Bergbahnen, Berg-

Beispiel die Logistik-Kosten noch ein

Erfahrung gemacht, dass Anbieter, die

werke und die Seenschifffahrt als

sehr großer Posten, bei denen wir noch

den Verleih sehr aktiv angehen und

Attraktionen, die alle so um die 20

mehr Effizienz erwirken und vielleicht

einen größeren Fuhrpark mit zehn

Euro pro Person kosten. Dadurch ist

auch mal neue Wege gehen müssen.

Rädern und mehr anbieten, bei Preisen

auch die Konkurrenz für den E-Bike-

von bis zu 25 Euro am Tag durchaus

Verleih viel größer als im Winter für

einen guten Schnitt machen.

den Skiverleih.

03/13

Der Markt der E-Bike-Verleihangebote hat sich, seitdem Sie Movelo gestartet


Interview // Flyer und Movelo

DIE FACHMESSE FÜR FAHRRAD & ZUBEHÖR

15. – 17. SEPT. 2013 MESSEZENTRUM SALZBURG

haben, enorm entwickelt. Ist dieser Boom schon vorbei oder ist der Markt noch in der Entwicklung? Herbert Ottenschläger: Der Boom oder vielmehr die Blase ist immer noch relativ groß. Die Wahrnehmung des E-Bikes vom Tourismus bis hin zur neuen Mobilitätsform ist in den Köpfen viel größer als die tatsächliche Situation. Das ist für uns nicht schlecht, weil es einem immer noch jungen Markt einen enormen Drive gibt. Insgesamt sind wir aber noch gar nicht da, wo die Öffentlichkeit glaubt, dass der E-Bike-Markt ist. Auf jeden Fall nicht im Tourismus. Insofern ist auch noch viel Potenzial für eine weitere Entwicklung vorhanden. Herr Schär, wie sieht das im E-Bike-Markt als Absatzmarkt aus? Haben wir da den Boom schon hinter uns? Kurt Schär: Im Mittelklasse- und Premium-Segment ist der Markt weiterhin entwicklungsfähig. Hier wird es

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weitere Zuwachsraten geben. Die Gesamtsättigung des Marktes ist in diesem Segment immer noch relativ gering. Ich rechne damit, dass in unseren Kernmärkten mittelfristig rund 30 Prozent des Bestands an Fahrrädern elektrisch sein werden. Und ein Erneuerungsprozess in der Fahrradbranche beträgt etwa zehn Jahre. Wenn wir das hochrechnen, haben wir noch einige

Zutritt nur für Fachbesucher!

Jahre vor uns, in denen sich der Markt weiter aufbaut, bevor er überwiegend vom Ersatzbedarf geprägt sein wird. Gleichzeitig wird der Markt aber sicher auch weniger von Euphorie geprägt sein. Das Marktgeschehen wird normaler sein. Es werden nach der Goldgrä-

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Interview // Flyer und Movelo

berstimmung der letzten Jahre sicher auch wieder einige Anbieter verschwinden. Es setzen sich dann jene Unternehmen durch, die die notwendige Kraft und den Willen besitzen. Das werden dann sicher immer noch einige Anbieter sein. Der Erfolg von Flyer war lange Zeit davon geprägt, dass Ihre Marke quasi eine Alleinstellung im Premiumsegment hatte, wie eingangs auch das Beispiel der Partnersuche von Movelo gezeigt hat… Kurt Schär (schmunzelt): Eigentlich sind wir eher übereinander gestolpert, ohne uns zu suchen. Herbert und And-

»Wir sprechen mit dem E-Bike im Urlaub vor allem auch die Zielgruppe der Nichtradfahrer an.« Andreas Senger

reas hatten kein Geschäftsmodell

haben, sondern dass wir ein Netzwerk aufgebaut haben. Wir sind weit über das reine Produkt hinausgegangen. Ein Beispiel ist die Partnerschaft mit der Tourismusbranche, die vor allem auch eine Kommunikationspartnerschaft ist. Das ist ein Geschäftsmodell, das man nicht einfach nur mit Anfrage, Angebotspreis, Lieferzeit beantworten kann. Das braucht verdammt viel Engagement, Herzblut und vernetztes Denken. Und wohl auch eine Portion Mut… Kurt Schär: Ja, oder vielleicht schlicht Mischung von beidem. Wir waren uns

schreiben kann. Kurt Schär: Funken kommt ja von

Wie kamen Sie dann trotzdem

einem Kunden ein Fahrrad geliefert

auch Naivität. Es ist sicher eine

gesucht und wir haben keinen Tourismuspartner gesucht.

uns war, dass wir nicht einfach nur

Funktionieren.

zusammen?

immer bewusst, dass eines Tages noch andere Anbieter auf den Markt kommen werden, die vielleicht größer oder billiger sind und deren Produkt vielleicht

Kurt Schär: Das war 2004 auf einer Solarmesse in Werfenweng, wo wir als

Wenn die Zusammenarbeit aber Funken schlägt, dann tut’s weh.

sogar ebenso gut wie unseres ist. Und dann soll es weiterhin einen Grund

Kurt Schär (an seine Partner von

geben, warum der Kunde sagt: »Ich will

»irgendwas mit E-Mobilität machen«.

Movelo gewandt): Klar, das kommt

ein Flyer.« Dafür müssen wir die Marke

Dort bin ich Herbert Ottenschläger

schon auch mal vor. Gell?

mit Werten aufladen.

Aussteller eingeladen waren, weil wir

über den Weg gelaufen und da hat’s irgendwie gefunkt zwischen uns. Wir

Aber zurück zur Frage. Nachdem

Steht also schlussendlich künftig nicht

hatten damals schon ein paar zaghafte

Flyer inzwischen ein deutlich größeres

mehr die Technik im Vordergrund, son-

Versuche mit Verleihangeboten in der

Feld an Mitbewerbern hat: Wie sehen Sie

dern das, was um die Marke herum

Schweiz gestartet und darüber sind wir

vor diesem Hintergrund künftig die Posi-

geschieht?

ins Gespräch gekommen.

tionierung der Marke und die Weiterent-

Herbert Ottenschläger: Das war eine Geschichte, wie sie nur das Leben

wicklung Ihres Unternehmens? Kurt Schär: Das Entscheidende für

Kurt Schär: Genau, das ist Match-entscheidend. Einen Flyer kauft man nicht alleine wegen seiner Eigenschaften als

Rund 200 Menschen arbeiten bei Flyer am Schweizer Standort Huttwil.

12

03/13


Interview // Flyer und Movelo

Produkt, sondern weil wir als Marke

Dimension, die das Netzwerk inzwi-

weise auch sagen muss, dass sich die

mehr tun als andere Anbieter. Wir ver-

schen schon erreicht hat, hätte ich aber

Tourismusbranche oft genauso schwer

suchen unseren Kunden auch zu ver-

nicht im Traum erahnen können.

tut, übers Tagesgeschäft hinauszu-

mitteln, dass hier nicht einfach nur

Andreas Senger: Man muss aber ehr-

schauen. Da geht’s vor allem darum,

Kisten aus China von links nach rechts

licherweise auch sagen, dass es bis

den Gast glücklich zu machen. Und hier

geschoben werden, sondern dass hier

2010 gedauert hat, bis sich das Konzept

setzt auch unser Konzept an, indem wir

über zweihundert Menschen arbeiten.

von Movelo in der Tourismusbranche

den beteiligten Partnern hierfür ein

In einem Passivhaus mit Solaranlage

durchgesetzt hatte. Es hat nicht nur

Werkzeug bieten, das gleichzeitig nicht

und Regenwassernutzung. Die Nach-

viel Schweiß gekostet, um Movelo zum

viel Arbeit bereitet.

haltigkeitsthematik spielt hier also

Laufen zu bringen, sondern das waren

auch rein. Bis hin zum Tourismus: Wir

vor allem auch ziemliche finanzielle

haben hinterm Haus mehrere Reisemo-

Anstrengungen.

bilstellplätze, die regelmäßig von Flyer-

Herbert Ottenschläger: Ohne das

Als Sie mit Movelo anfingen, haftete dem E-Bike noch das Image eines Senioren-Vehikels an. Inzwischen träumen

Kunden im Urlaub genutzt werden.

Herzblut, das wir in die Idee investiert

einige Akteure sowohl in der Tourismus-

Oder von Interessenten, die hier ihr

haben, hätten wir wahrscheinlich die

als auch in der Fahrradbranche auch von

Flyer aussuchen, das dann vom Händ-

Flinte schon viel früher ins Korn

einem Markt der sportlichen E-Biker. Ist

ler zu Hause ausgeliefert wird. Diese

geworfen.

das nur eine Träumerei oder sehen Sie hier ein konkretes Potenzial?

ganze Story kann ein Großer nicht so einfach kopieren. Billiger sein, das kann hingegen jeder.

Movelo und Flyer sind ein Beispiel für

Herbert Ottenschläger: Es gibt ja

zwei Unternehmen aus der Tourismus-

schon erste Regionen, die entspre-

und aus der Fahrradbranche, die sehr

chende Zielgruppen mit E-Mountain-

uns mit Movelo verbindet. Movelo ist

erfolgreich zusammenarbeiten. Solche

bikes ansprechen. Insgesamt ist es aber

kein E-Bike-Verleiher, sondern ein tou-

Beispiele findet man nicht sehr oft. Was

vielleicht noch ein wenig früh, darin

ristisches Dienstleistungsunterneh-

ist der Grund, dass die beiden Branchen

schon einen Trend zu sehen. Ich denke

men. E-Bike-Verleiher kann heute jeder

so selten zueinanderfinden?

aber schon, dass es in fünf bis zehn

Das ist übrigens eine Philosophie, die

werden. Damit hat man aber noch

Kurt Schär: Das ist ganz einfach zu

Jahren auch bei den 25- bis 35-Jährigen

nichts erreicht. Da steht noch keine

beantworten: Es gibt zwei Arten von

nicht unüblich sein wird, ein E-Bike im

Idee dahinter, die das Thema auf einer

Partnerschaften. Bei der einen Art

Urlaub zu nutzen. Und das wird dann

anderen Ebene transportiert.

überlege ich, was ich für meinen Part-

eher eine sportliche Form der Nutzung

ner tun kann, damit dieser erfolgreich

sein. Das wird aber auch von Region zu

ist. Bei der anderen Art überlege ich,

Region variieren. Urlaubsregionen mit

heimnis von Movelo, nämlich dass der

was mein Partner für mich tun kann,

einem hohen Anteil an Mountainbi-

E-Bike-Verleih in ein Gesamt-Marketing-

damit ich erfolgreich bin. Wenn jeder

kern, wie etwa Ischgl/Paznaun, die

Konzept eingebunden ist?

Partner für den anderen Werte schafft,

auch topografisch anspruchsvoll sind,

Andreas Senger: Unsere Basis war,

entsteht dadurch ein gemeinsames

werden hier sicher früher eine entspre-

dass wir wissen, wie die Strukturen im

Sich-Raufschaukeln. Das geht aber

chende Entwicklung spüren.

Tourismus funktionieren. Wir haben

nicht, wenn ich in einer Konzernstruk-

Andreas Senger: Wir sprechen mit

von Anfang an sehr stark auf die Bil-

tur stecke, in der Entscheidungen über

dem E-Bike im Urlaub ja vor allem auch

dung der Marke Movelo gesetzt. Und

sieben Hierarchiestufen abgesegnet

die Zielgruppe der Nichtradfahrer an.

Movelo nutzt eben das Premium-Pro-

werden müssen. Das funktioniert nur

Nämlich jene Menschen, die sich schon

dukt Flyer. 2006 sind wir gemeinsam

dann, wenn man in einem Unterneh-

gar nicht mehr zutrauen, mit dem

mit der ersten Region gestartet. Seit-

men auch mal ein bisschen unvernünf-

Fahrrad in der Natur zu fahren und

dem haben wir gezeigt, dass diese

tig sein darf.

dabei auch mal eine Steigung zu bewäl-

Ist das vielleicht auch das Erfolgsge-

Und du musst bereit sein, einer Ent-

tigen. Es mag ja sein, dass das Thema

wicklung auch die nötige Zeit zu geben.

E-Bike in den Medien sich allmählich

Ohne diese Bereitschaft hätte unsere

abnutzt. Aber in der Praxis ist das

Zusammenarbeit nie funktioniert. Bis

Potenzial im E-Bike-Tourismus noch

Netzwerk in seiner heutigen Ausprägung

man die ersten Regionen hat, bis diese

lange nicht ausgeschöpft, gerade wenn

schon so vorgestellt?

ausgestattet sind, bis der erste Gast tat-

ich in diese Rechnung auch die sport-

sächlich fährt, bis der erste Hotelier ein

liche Komponente mit einbeziehe. //

Kombination aus Marketing, Tourismus und Flyer sehr gut funktioniert. Haben Sie sich damals das Movelo-

Herbert Ottenschläger: Als wir 2006 mit dem Berchtesgadener Land die ers-

positives Ergebnis erzielt, da vergehen

ten sieben Verleihstationen mit insge-

zwei bis drei Jahre, in denen zunächst

samt 30 Rädern gestartet haben, waren

nur investiert wird. Erst ab dem dritten

die allermeisten Gespräche mit Touris-

Jahr kippt das ins Gegenteil um, dann

tikern noch sehr ablehnend. Trotzdem

wird es zur Erfolgsgeschichte. Und

war ich mir ziemlich sicher, dass das

zwar bis jetzt in jeder Region.

Konzept funktionieren wird. Die

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Andreas Senger: Wobei man fairer-

03/13 13


Report // Bikeparks

Foto: www.wagnerfoto.net

Hotspot Bikepark »Bike follows Ski« orakelten mit der Gründung der ersten Bikeparks vor rund zehn Jahren Experten wie Uli Stanciu und sahen einen sprunghaften Anstieg des Fahrrad-Tourismus in den Bergen innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre voraus. Seitdem hat sich viel getan und die ehemals belächelten Parks und ihre Besucher bilden mittlerweile die Speerspitze für eine neue Tourismusgeneration. Text: Reiner Kolberg

V

orwiegend männliche

manager in den Bergregionen diesen

»Die junge Bike-Community im

Jugendliche und ebenso

»Freaks«, die sich tagsüber auf zwei

Alter von 14 bis 35 Jahren hat einen

jugendlich wirkende Män-

Rädern den Berg hinunterstürzten,

eigenen Lifestyle und besondere

ner, davon einige mit auf-

erst einmal kritisch gegenüberstan-

Bedürfnisse, auf die wir uns einrich-

fälligen Tattoos, stehen lässig mit kur-

den. Andere sahen hingegen die

ten«, erläutert Stefan Pühringer,

zen Hosen, T-Shirt und einer Bier-

Chancen und bauten für die tempo-

Geschäftsführer der österreichischen

flasche in der Hand am Parkplatz.

und adrenalinsüchtige Klientel an den

Saalfelden Leogang Touristik die Stra-

Lagerfeuer, Grillgut satt und aus den

Bergstationen der Skilifte Downhill-

tegie der europaweit bekannten Bike-

überdimensionierten Subwoofern

Trails, die sie fi ndig mit abenteuerli-

Region. Hier ist einer der größten und

eines Wohnmobils wummert der Bass.

chen Holzkonstruktionen für Kicker,

ältesten Bikeparks Europas beheima-

Klischee hin, Klischee her, einen Fahr-

Speed-Ramps, Drops und Wallrides

tet. Wobei sich der Park heute in vie-

radtouristen stellt man sich gemein-

an senkrechten Wänden ausrüsteten

lerlei Hinsicht sogar deutlich jünger

hin anders vor.

und mit herausfordernden Namen wie

präsentiert als bei seiner Gründung

»you-go-fi rst«-Trail oder »Flying

im Jahr 2001.

Kein Wunder, dass viele Hotel- und Restaurantbetreiber oder Tourismus-

14

03/13

Gangster« versahen.


Foto: BikePark Leogang

Report // Bikeparks

Hotspot für die Community

und vom Freizeitsportler bis zum

aber auch im Hinblick auf die Wert-

Manager. Darüber hinaus sind sie ein

schöpfung.« Denn mit bis zu 40.000

nur eine Spielwiese für ein paar Free-

Imageträger, der gerade in Verbindung

Besuchern sorgen Bikeparks bei gro-

ride-Cracks auf der Suche nach neuen

mit großen Events, für die sie die ide-

ßen Veranstaltungen für einen

Abenteuern. In vielen Bergregionen

ale Plattform bieten, für Bekanntheit

sprunghaften Anstieg an Übernach-

gehören sie in der Sommersaison

weit über die Szene und die Region

tungen und exzellente Umsätze. Die

inzwischen zu den Hauptattraktionen

hinaus sorgt. »Events wie die UCI

Bedeutung der Kombination eines

und bieten ein vielfältiges Programm.

Mountainbike WM sind ein wichtiges

Parks mit Großveranstaltungen unter-

Für alle Altersstufen und jede Ziel-

Imagetool«, stellt Stefan Pühringer

streicht auch Dr. Nicolaus Prinz,

gruppe vom Anfänger bis zum Profi

dazu fest, »sie rentieren sich für uns

Manager für Sport- und Gesund-

Bikeparks sind längst viel mehr als

TREIBT DICH AN. AUCH IN HÄRTEFÄLLEN.

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Report // Bikeparks

Sport fängt bei uns schon mit dem zweiten Lebensjahr an«, so Tourismusmanager Pühringer. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat der Foto: BikePark Winterberg

Bikepark sein bestehendes Angebot für

»Bikeparks bilden einen wichtigen Hotspot und MeetingPlace für die Community und sind allein deshalb enorm wichtig für die Region« Stefan Pühringer, geschäftsführer Saalfelden leogang touristik

Kinder in dieser Saison noch einmal deutlich ausgebaut. Entstanden ist der nach Angaben der Betreiber größte Bike-Kinderpark Europas. Im sogenannten »Kiddy Park« lernen die Kleinsten unter professioneller Anleitung mit dem Laufrad spielerisch 40 bis 50 Zentimeter hohe Holzelemente und Erdhügel (neudeutsch Obstacles) zu meistern. Geeignet ist der Park besonders für Schulungszwecke und Anfänger bis zu 14 Jahren. Deutlich sportlicher geht es auf zwei Freeride-Strecken zu, die bereits über Holzsteilkurven, Tables, Doubles, Pumps, Kicker und Rundholzpassagen verfügen. Bergauf geht es bequem mit dem Förderband. Selbstverständlich gibt es auch eine Drop Line zum Trainieren von Sprüngen aus 50, 80, 100, 130 und 150 Zentimetern Höhe. Auf speziellen Parcours wird zudem das richtige Ein- und Ausfahren bei langen

heitstourismus der Winterberg Touris-

bei schlechtem Wetter nutzt man auch

und kurzen Kurvenlinien trainiert.

tik und Wirtschaft GmbH: »Bikeparks

gerne das Schwimmbad und die Well-

Den Höhepunkt bildet ein Kids Pump-

sorgen in Verbindung mit großen

nessangebote. Da es weniger um den

track, auf dem die Kinder lernen, sich

Events wie der Red Bull Berg Line

Adrenalinschub als den Genuss und

ohne Treten, nur durch »Pumpen« des

überregional für Bekanntheit und prä-

das Teilen von gemeinsamen Interes-

Fahrrads, fortzubewegen. Saalfelden

gen das Image als junges, dynami-

sen und Erfahrungen geht, gehören

Leogang will mit dieser Investition in

sches und facettenreiches Sportge-

selbstverständlich auch Bike-Angebote

den Nachwuchs sowohl die Region und

biet.«

für die Partnerin mit dazu. Und auch

den Bikepark für Familienaufenthalte

der Nachwuchs soll sicher und mit

attraktiver machen als auch einen

hier tauscht sie sich aus und hier feiert

Spaß an die Herausforderungen heran-

direkten Beitrag zur Förderung des

sie auch gerne zusammen. Aber längst

geführt werden. Dazu gibt man die

Jugendsports leisten.

nicht mehr nur die junge Community:

Kleinen gerne in professionelle Obhut,

»Viele Familienväter von heute gehö-

zum Beispiel in einem Kids-Bikepark.

Hier trifft sich die junge Bikeszene,

Stunden erinnert fühlt, liegt genau

ren zu den Pionieren der Szene«, weiß Stefan Pühringer. Als Freerider der ersten Stunde gehören sie noch zur Gruppe, haben aber inzwischen ganz andere Bedürfnisse. Statt im Wohnwa-

16

Jeder, der sich jetzt an den letzten Skiurlaub mit ein paar kinderfreien

Neue Zielgruppen: Kinder, Familien, MehrgenerationenGruppen Für den Bikepark Leogang sind

richtig. Denn das Angebot für Radfahrer nähert sich immer mehr dem für Ski- und Snowboardfahrer an: BikeSchulen und spezielle Anfängerhügel

gen wird lieber in der Ferienwohnung

Familien inzwischen zu einer wichti-

zum Erlernen der Technik, Verleihsta-

oder im Hotel übernachtet, gefährliche

gen Zielgruppe geworden. Und die

tionen und Werkstätten für die Aus-

Stunts überlässt man der Jugend und

Kundschaft wird immer jünger: »Bike-

rüstung, Wasch- und Abstellmöglich-

03/13


Report // Bikeparks

Plan B meint »Bike«

gen und zudem über das nötige Geld

Hotel sowie Funparks und gemütli-

verfügen. »Angesichts der demografi-

che Flow-Trails bestimmen mehr und

schen Entwicklung und des geänder-

mehr das Bild. Dabei hat Stefan

ten Freizeitverhaltens wird es immer

Pühringer für die Region ein klares

wichtiger, generationenübergreifend

Ziel vor Augen: »Angebote für jedes

sowohl die ‚jungen Wilden‘, als auch

Alter und jedes Niveau und Trails

ihre Eltern und Großeltern anzuspre-

von blau bis schwarz.«

chen«, resümiert Dr. Prinz für den

Analog zum Wintersport geht es

Sport- und Gesundheitstourismus in

dabei vor allem darum, unterschied-

der Region Winterberg. Untersu-

liche Schwierigkeitsgrade mit klaren

chungen zeigen dabei, dass Kinder

Beschilderungen auszuweisen und

und Jugendliche inzwischen nicht

mehr Angebote für Freizeitfahrer

nur einen starken Einfluss auf die

und Familien zu schaffen. Eine

Anschaffung von Produkten, sondern

zunehmend wichtige Zielgruppe für

auch auf die Wahl des geeigneten

die Zukunft sind auch aktive Ältere,

Urlaubsziels haben. Da, wo nur Land-

die beispielsweise gerne Zeit mit

schaft lockt und sonst nichts los ist,

ihren Kindern und Enkeln verbrin-

will man nicht hin und am Ende des

Um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben, müssen die Regionen ständig investieren und neue Angebote schaffen. Nicht nur bei den Liften und Beschneiungsanlagen, sondern auch in den Bereichen Hotellerie, Einzelhandel und Freizeit-Einrichtungen. Durch hohe Investitionen, die leicht im zweistelligen Millionenbereich liegen und den gleichzeitigen Rückgang von Industrie und Landwirtschaft gibt es keinen Plan B. Der Tourismus muss erfolgreich sein und jede Investition muss sich rechnen. In vielen Regionen nehmen Radfahrer dabei inzwischen einen immer höheren Stellenwert ein. So verzeichnen die Skilifte in Saalfelden Leogang im Sommer mittlerweile 60 Prozent Biker und 40 Prozent Wanderer. Einen Plan B könnte es für die traditionellen Skigebiete damit doch geben. Und der meint »Bike«.

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www.flyer.ch Biketec AG | CH-4950 Huttwil

Foto: BikePark Leogang

keiten an der Talstation oder am


Foto: Mark Teo/Red Bull Photofiles

Report // Bikeparks

elf BikePaRkS mit eineR kaRte

»Biker sollen dasselbe Bergerlebnis haben, wie Skifahrer im Winter«

Foto: www.gravity-card.com

Uli Stanciu

18

Für regelmäßige Bikepark-Besucher, die sich über Abwechslung und verschiedene Destinationen freuen, gibt es seit 2008 die sogenannte »Gravity Card«. Das SaisonTicket gilt europaweit für elf Parks und kostet in diesem Jahr für Erwachsene 370 Euro (Jugendliche 296 Euro, Kinder 185 Euro). Weiterer Vorteil des weltweit einzigartigen Zusammenschlusses ist, dass sich die Betreiber im Rahmen der Union auf hohe Qualitätsstandards verständigt haben. Zwei Vorteile, die von der Community sehr gut angenommen werden und die sich in zweistelligen Zuwachsraten beim Verkauf der Flatrate-Karte niederschlagen. In diesem Jahr wieder mit dabei: Bikepark Leogang, Bikepark Wagrain, Bikepark Zau[:ber:]g Semmering, Freeride Saalbach Hinterglemm, Bikepark Planai, Bikepark Tirol, Specialized Bikepark Pohorje, Bikepark Spicak, MTB-Zone Bikepark am Geisskopf, Bikepark Winterberg und Conti Bikepark Bad Wildbad. Mehr Informationen unter www.gravity-card.com.

03/13

Tages freuen sich auch Eltern und

ben den Anstieg meistern oder es mit

Großeltern über eine entspannt-aktive

zusätzlichen Watt ohne übergroße

Zeit und glückliche Kinder.

Anstrengung bis zur nächsten Hütte schaffen.

Gravity trifft E-Bike und Rennrad

Mittel- und Hochgebirge halten also für jeden etwas bereit und warum

»Flach kann jeder«, heißt es nicht

sollte man nicht auch für jede Ziel-

ohne Stolz aus der Riege der Moun-

gruppe und jeden Wunsch das pas-

tainbiker und Rennradler, für die jeder

sende Angebot schnüren? Das sieht

Anstieg neben Last auch Lust bedeutet

auch Dr. Prinz so: »Mittelgebirgsregio-

und für die eher Höhenmeter als

nen wie das Sauerland mit dem Sport-

gefahrene Kilometer zählen. »Bergauf

zentrum Winterberg müssen sich breit

fahren wird traditionell überbewertet”,

aufstellen, um das Jahr über vom Tou-

halten Anhänger der Gravity- oder

rismus zu profitieren.« Damit meint er

Downhill-Sportarten, zu denen im

nicht nur das schnelle Umschalten

Bikesport neben den klassischen

vom Winter-Skizirkus auf das gut aus-

Downhill-Disziplinen Freeride, Slope-

gebaute Sommerangebot, das für viele

style, Four Cross und Dirtjump zählen,

Regionen inzwischen überlebenswich-

dagegen. E-Bike-Fahrer dagegen freuen

tig geworden ist, sondern auch den

sich einfach daran, dass sie wieder

Bike-Sport selbst. »Unsere Zielgruppe

oder überhaupt in der Gruppe mithal-

sind genauso die Genussradler, wie

ten können, ohne demütigendes Schie-

diejenigen, die die sportliche Heraus-


Report // Bikeparks

forderung oder einen Adrenalin-Kick

hier verändert sich die Kundschaft. Die

suchen oder einfach nur Spaß haben

Kombination mit anderen Sportarten

wollen.« Große Zukunftspotenziale

wie beim Triathlon oder Hike-&-Bike-

sieht er mit der bevölkerungsreichsten

Angebote sind »in« und fitte, aktive

Region in der Nachbarschaft und dem

Sportler mit Zeit, Geld und hohen

größten Bikepark Deutschlands als

Ansprüchen an die Angebote und an

Publikumsmagneten im Rücken vor

die Infrastruktur finden sich zuneh-

allem in Bezug auf das Thema E-Bike –

mend bei den Älteren. Die wollen viel

vorzugsweise in der Mountainbike-

weniger unter sich sein, als man glau-

Variante – sowie das Rennrad. »Mit den

ben könnte, und haben nichts gegen

Kreisstraßen im Hochsauerland gibt es

die belebende Gesellschaft junger

eine ideale Infrastruktur für sportlich

Leute mit kurzen Hosen, T-Shirts und

ambitionierte Straßenfahrer. Das

auffälligen Tattoos, die sich mutig die

Sauerland wollen wir künftig als echte

Berge hinunterstürzen. Und wer weiß,

Alternative zu Mallorca etablieren.« Das klingt angesichts des hierzu-

vielleicht entdecken manche die gemäßigten Varianten des Bike-Gravity-

lande durchaus wechselhaften Wetters

Sports auf gut ausgebauten Flow-Trails

zugegebenermaßen anspruchsvoll.

ja auch noch für sich. //

Aber mit absehbar steigenden Flugpreisen könnte sich die Region, die bereits heute knapp 2,2 Millionen Übernachtungen pro Jahr sowie etwa 2,5 Millionen Tagesgäste verzeichnet, auch bei Rennradlern etablieren. Auch

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nachhaltig füR den BikeSPoRt BegeiSteRn Viele Bikepark-Regionen haben sich inzwischen eine aktive Nachwuchsförderung auf die Fahne geschrieben. So setzt man in Leogang neben dem Kinderangebot im Park auf Kooperationen mit Schulen und Vereinen. Rennluft können die Bike-Youngsters dieses Jahr erstmals bei der Scott Junior Trophy für Altersklassen zwischen 3 und 16 Jahren schnuppern. Dass sich ein Engagement für den Nachwuchs langfristig bezahlt macht, zeigen vergleichbare Untersuchungen aus dem Wintertourismus. So belegt die österreichische Studie »Zukunftssicherung Wintersport: Potenzial – Stammkunden – Neukunden« den Zusammenhang zwischen einem möglichst frühen und soliden Erwerb der Kompetenzen und der Treue zum Ski- und Snowboardsport. Sie halten nicht nur Sportler bei der Stange, sondern erhöhen auch signifikant die Wahrscheinlichkeit des Wiedereinstiegs nach häufig auftretenden kinder- oder berufsbedingten Pausen.


Portrait // Peter Eich

Der Daniel Düsentrieb des Fahrradtourismus Wie so viele Geschichten über Menschen, die in ihrem Leben einen besonderen Karriereweg eingeschlagen haben, beginnt auch dieses Portrait über Peter Eich mit dem Wort eigentlich: Eigentlich wollte Peter Eich eine akademische Laufbahn als Professor für Philosophie einschlagen. Doch nach einer Radreise quer durch Kanada kam alles ganz anders. Text: Markus Fritsch // Fotos: Yorick Carroux

F

ür viele Menschen ist die Grün-

20

03/13

Zu den bekannteren Namen in der

dung eines Unternehmens ein

Gründer-Vita des Wahl-Konstanzers

besonderer Schritt im Leben.

zählt die Radweg-Reisen GmbH, die 2001

Auch für Peter Eich ist der Start

unter dem Namen Bodensee-Radweg

eines neuen Unternehmens immer noch

Service gestartet wurde und nach eige-

ein besonderer Moment. Doch nach

nen Angaben der größte Veranstalter

inzwischen acht Unternehmungen, die

von Radreisen in Deutschland ist. Der

von Eich ins Leben gerufen wurden, hat

mit einer Auflage von über 100.000

sich bereits eine gewisse Übung beim

Exemplaren verteilte eigene Katalog ent-

Gründen eingestellt. Fast allen Unterneh-

hält rund 450 Radreisen in über 40

men gemeinsamen ist dabei, dass sie mal

Urlaubsregionen. Auch wer als Kunde

mehr, mal weniger mit dem Fahrradtou-

etwa eine Radreise aus den Urlaubsan-

rismus zu tun haben.

geboten von Tchibo bucht, landet bei


Portrait // Peter Eich

dem Radreiseanbieter vom Bodensee. Kaum weniger bekannt in Radfahrerkreisen ist auch das Online-Portal bikemap.net, mit dem Peter Eich zusammen mit seinem Wiener Partner Helge Fahrnberger einige Pionier-Taten beim Austausch von Tour- und GPSDaten geleistet hat. Die gemeinsam gegründete Toursprung GmbH ist inzwischen nicht nur Anbieter millionenfach besuchter Portale wie bikemap, runmap und wandermap, sondern mit dem Produkt Maptoolkit auch

»Nicht in Produkten denken, sondern die Bedürfnisse der Gäste in den Vordergrund stellen«

des und die unzähligen Möglichkeiten, die grandiose Natur zu erleben, setzten bei dem Studenten einen UmdenkProzess in Gang. Und als Peter Eich dann zum Ende seines Auslandjahres ein Fahrrad kaufte, um Kanada von West nach Ost zu durchqueren, markierte dies den Anfang vom Ende der akademischen Laufbahn. Eich flog nach Vancouver, kaufte dort einen Outdoor-Shop nahezu leer und schwang sich in den Sattel. 53 Tage später war Eich nicht nur am anderen Ende von Kanada angekommen, son-

ein gefragter Partner in der Touris-

dern auch unheilbar mit dem Rad-

musbranche, wenn es um die Darstellung von Kartenmaterial auf Websei-

keineswegs vorgezeichnet. »Ich bin da

reise-Virus infiziert. Das einzige, was

ten geht. Wer etwa bei Tiscover, dem

vielmehr aus Versehen rein gestol-

ihn auf seiner Tour geärgert hatte,

führenden Buchungsportal für den

pert«, erzählt er im Gespräch mit velo-

war, dass er Speichenbrüche und

Alpenraum, eine Unterkunft über die

biz.de. Als Student der Mathematik

andere Defekte an seinem Rad man-

Kartenansicht bucht, tut dies mit der

und Philosophie hatte sich Mensa-

gels technischer Übung nicht oder nur

Technik von Toursprung. Weitere Kun-

Club-Mitglied Eich eigentlich eine aka-

unzureichend selbst beheben konnte.

den auf der Referenzliste sind unter

demische Zukunft an der Universität

anderem die nationalen Tourismus-

als Philosoph ausgemalt. Doch schon

der Entschluss fest, neben dem Stu-

Marketingorganisationen von Deutsch-

bald stellte der junge Student fest,

dium auch noch Fahrradmechanik zu

land und Österreich sowie der Motor-

dass das »moralische Gehabe« in die-

lernen. Trotz nicht vorhandener

presse-Verlag.

sem berufl ichen Umfeld kaum seinen

Kenntnisse als Fahrradmechaniker

Zurück in der Heimat stand deshalb

Neigungen entspricht. Diese Erkennt-

ergatterte Eich in den Semesterferien

Aus Versehen im Fahrradtourismus gelandet

nis war wohl nicht ganz unbeteiligt

beim Karlsruher VSF-Händler Rad&Tat

daran, dass Eich für ein Jahr zum Stu-

eine Stelle als Aushilfskraft in der

Der Weg zu einem Big Player im

dieren ins kanadische Toronto aus-

Werkstatt. »Meine Idee war: Bis die

wanderte. Die große Weite dieses Lan-

rausfi nden, dass ich gar keine Fahrrä-

Fahrradtourismus war für Peter Eich

03/13 21


Portrait // Peter Eich

der reparieren kann, habe ich das

dem aus dem Studentenjob eine Grün-

Radreisen übernommen. Zwar hatte

längst gelernt.« Der etwas verwegene

dergeschichte wurde: Als im Umfeld

Eich keine Ambitionen das zahlungs-

Plan hat funktioniert: »Seitdem kann

des ADFC ein Mann gesucht wurde,

unfähige Unternehmen selbst zu über-

ich alles am Fahrrad«, so Eich.

der diese Idee umsetzen könnte, hob

nehmen. Allerdings erkannte er die

Peter Eich als erster den Finger.

Chance, einige Mitarbeiter und auch

und Fahrradmechaniker, der 1996

Zusammen mit Kompagnon Klaus

einen Teil der Kunden von Velotours

zunächst jedoch wieder nach Kons-

Schenk, mit dem Eich bereits zuvor als

für sich zu gewinnen. Das führte 2001

tanz zog, um dort sein Studium zu

Reiseleiter zusammengearbeitet hatte,

zur Gründung Eichs zweiter Firma, der

Ende zu bringen. Um seinen Lebensun-

wurde nicht einfach nur ein Angebot

Bodensee-Radweg Service GmbH, die

terhalt zu fi nanzieren, heuerte er

für die ADFC-Mitglieder entwickelt,

mit zwei ehemaligen Mitarbeitern von

zudem beim ortsansässigen Unterneh-

sondern obendrein ein innovatives

Velotours startete und später in Rad-

men Velotours an, dem damals markt-

Radreisekonzept, das inzwischen von

weg-Reisen GmbH umbenannt wurde.

führenden Anbieter von organisierten

zahlreichen Kreuzfahrt-Anbietern

Radreisen in Deutschland, wo er als

nachgeahmt wird: Das von den beiden

waren einige der Vertriebsstrategien,

Leiter der Werkstatt seine neu gewon-

erdachte Konzept nannte sich Insel-

die nach seiner Ansicht mit zu den

nenen Fertigkeiten anwenden konnte.

hüpfen, bei dem eine Reisegruppe mit

Problemen des Unternehmens geführt

Bald darauf leitete Eich auch die ersten

dem Motorsegler an der kroatischen

hatten. Wie etwa die Velotours-Politik,

Peter Eich war nun Radreisender

Was Eich hingegen nicht übernahm,

»Wir haben den Nutzern jede Hilfe gegeben, um nicht unser Kunde werden zu müssen.«

Radreisen für Kögel Busreisen auf

Küste von Insel zu Insel schipperte,

mit den Reiseunterlagen besonders

Zypern und am Jakobsweg – und

um diese dann jeweils per Fahrrad zu

restriktiv umzugehen, sodass die Kun-

stellte fest, dass die Arbeit im Fahrrad-

erkunden. Eine Idee, die wenig später

den nicht auf die Idee kämen, eine

sattel ihm deutlich mehr Spaß bereitet

zur Gründung von Inselhüpfen, Eichs

gebuchte Reise wieder zu stornieren,

als das Studium an der Universität.

erstem Unternehmen, führte.

um eine Tour mit dem schon ausgehändigten Kartenmaterial auf eigene

Zur selben Zeit war Eich bereits im baden-württembergischen Landesverband des ADFC gut vernetzt, in dem er zudem schon länger in verschiedenen

22

Vom Jungunternehmer zum Seriengründer Einer der ersten Vertriebspartner für

Faust anzugehen. Dieses Misstrauen dem Kunden gegenüber fühlte sich für Eich »grundlegend falsch« an. »Mein

Ämtern ehrenamtlich tätig war, unter

Inselhüpfen neben dem ADFC war

Ansatz war nicht in Produkten zu den-

anderem als Delegierter im Bundes-

Velotours, jenem Unternehmen, wo

ken, sondern die Bedürfnisse der Gäste

fachausschuss für Tourismus. 1998

Eich zuvor schon in der Werkstatt

in den Vordergrund zu stellen und

kam in den Reihen des Landesver-

gearbeitet hatte. Zur Jahrtausend-

meine Firma so aufzubauen, dass sie

bands die Idee auf, für die eigenen Mit-

wende geriet der Radreisevermarkter

im Zugzwang steht, immer auf diese

glieder ein Radreiseprogramm aufzu-

jedoch in eine fi nanzielle Schieflage

Bedürfnisse zu reagieren.«

bauen. Das war der Wendepunkt, an

und wurde vom Mitbewerber Austria

03/13

Das entsprechende Betätigungsfeld,


Portrait // Peter Eich

www.abus.com

um diese Strategie in die Tat umzusetzen, lag mit dem Bodensee vor der Haustür: Nur 5 % der Radurlauber am Bodensee nutzen für ihre Tour ein Pauschalangebot. Die restlichen 95 % sind Individualurlauber, die ihre Tour und die entsprechenden Unterkünfte selbst organisieren. Gemäß der Strategie, die Bedürfnisse der Zielgruppe zu bedienen, startete Eich die Webseite bodensee-radweg.com, die als eines der ersten

Mit Helden auf Tour

Internet-Angebote überhaupt zahlreiche Informationen zu dieser beliebten Radreiseregion lieferte – egal ob der Nutzer eine Pauschalreise bucht oder auf eigene Faust unterwegs ist. »Damit entstand für uns der Zwang, unser Produkt so überzeugend darzustellen, dass er es trotzdem kauft.« Die wagemutige Idee wurde mit einem starken Zulauf der Pauschalurlauber belohnt. Bald folgten ähnliche Online-Angebote, etwa für die

Capt’n Sharky und Prinzessin Lillifee immer dabei: Die neuen ABUS Kinderschlösser 1510/60 sichern Kinderräder zuverlässig und sind spielend leicht in der Handhabung.

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einige andere. »Wenn du heute irgendeinen der 40 TopRadwege in Deutschland googlest, fi ndest du unsere Angebote ganz oben«, so Eich, der nicht ohne Stolz ergänzt: »Seit 2007 ist die Radweg-Reisen GmbH mit Abstand der größte Anbieter von Radreisen in Deutschland.«

Den Long Tail am Haken Eine Analyse der Kundenbedürfnisse war auch für die nächste Gründung der Auslöser. Und ein wenig Mathematik: Rund 1,5 Millionen Radurlauber werden jährlich bundesweit an den Top-40-Routen gezählt, insgesamt verbringen aber laut Umfragen rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland ihren Urlaub im Fahrradsattel. Das heißt, dass rund zwei Drittel der Radurlauber nicht auf den Top-40-Radwegen unterwegs

Bestell-Hotline: 0 23 35 634-470


Portrait // Peter Eich

»Wenn mir jemand sagt, das schaffst du nicht, dann mache ich es garantiert.«

sind. »Im Neusprech würde man

teil: Der schnelle Zuwachs der Nutz-

sagen: Die Top-40-Radwege sind der

erzahlen brachte die anfangs

Bestseller-Bereich und die drei Millio-

verwendete Schnittstelle zu Google

nen sonstigen Radreisenden sind der

Maps rasch an ihre Leistungsgren-

Long Tail. Und an den wollte ich

zen. bikemap.net hatte ein kartogra-

irgendwie herankommen.« Für die

fisches Problem, das gelöst werden

Kleinstradwege, die von dieser Ziel-

musste. Die junge Firma stellte des-

gruppe genutzt werden, hätte sich ein

halb einen weiteren Programmierer

suchmaschinenoptimiertes, redaktio-

ein, um eine eigene Technologie zur

nell gepflegtes Online-Angebot nicht

Darstellung von Karten zu entwickeln.

gerechnet. Die Alternative war ein

Die funktionierte so gut, dass schon

men noch Apps, mit denen man bei

Online-Angebot, bei dem die User

bald andere Nutzer von Google-Maps,

Toursprung gegenwärtig das größte

selbst den Inhalt generieren. Das war

wie Verlage und Tourismus-Organisa-

Wachstumspotenzial sieht. Eine

die Geburtsstunde von Bikemap.net,

tionen, anriefen, die ähnliche Prob-

eigene Bikemap-App, die bereits meh-

das schon bald nach dem Launch zum

leme hatten und ebenfalls die Lösung

rere hunderttausend Mal installiert

weltweit meist genutzten Radrouten-

von bikemap.net nutzen wollten. Dar-

wurde, war dabei ein Versuchsballon

Portal avancierte.

aus entstand das Produkt Maptoolkit,

für einen jüngst erschienenen modula-

das inzwischen eines der führenden

ren Baukasten, mit dem Touristiker

Werkzeug zum Verkauf von Pauschal-

Werkzeuge ist, um Karten online

eigene Apps für das Fahrradrouting

Radreisen gedacht war, entwickelte

optisch ansprechend und für hohe

gestalten können.

sich dadurch schnell zum eigenständi-

Nutzerzahlen darstellen zu können.

Was ursprünglich nur als Marketing-

gen Geschäftsmodell: Zusammen mit

24

Vor dem Hintergrund des großen

Nimmermüder Gründer

dem Wiener Social-Web-Experten

kommerziellen Erfolgs mit dem Map-

Fahrnberger, der bikemap.net maßgeb-

toolkit geriet das ursprüngliche Pro-

bleme erkannt und aus deren Lösung

lich mitentwickelt hat, gründete Eich

dukt bikemap.net bei den Toursprung-

erfolgreiche Produkte und Dienstleis-

die Toursprung GmbH. Aktuell sind

Machern ein wenig in Vergessenheit.

tungen abgeleitet werden, sind seit der

auf bikemap.net die Daten zu weltweit

Die Seite wuchs zwar von Jahr zu Jahr,

Radreise in Kanada noch einige wei-

über zwei Millionen Radrouten gespei-

zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des

tere Firmen unter der Ägide des Wahl-

chert, die im Monat im Schnitt 15 Mil-

Unternehmens war jedoch die Ver-

Konstanzers entstanden. Bei den meis-

lionen Seitenaufrufe erfahren. In

marktung der eigenen Kartografie-

ten von ihm (mit-)gegründeten

Europa ist bikemap.net, das in 22 Spra-

Lösungen geworden. Spätestens seit-

Unternehmen ist Eich inzwischen ent-

chen erscheint, damit hinter mtb-

dem sich die Vermarktung von

weder wieder ausgestiegen oder hat

news.de das zweitgrößte Online-Ange-

Werbung auf bikemap.net zu einer

eine Rolle im Hintergrund angenom-

bot zum Thema Fahrrad.

wahrnehmbaren Umsatzgröße entwi-

men. Seine Anteile bei Inselhüpfen hat

Doch der Start von bikemap.net ver-

ckelt hat, verschiebt sich jedoch der

er vor einigen Jahren schon an den

lief nicht völlig reibungslos. Im Gegen-

Fokus wieder ein wenig. Dazu kom-

ehemaligen Gründungspartner Klaus

03/13

Auf ähnliche Art, nämlich dass Pro-


Portrait // Peter Eich

GründEr-VitA

leicht erst ihren Mut sammeln müssen: »Das hat viel damit zu tun, dass ich Dinge gerne mache, wenn ich mich mit dem Ziel identifizieren kann. Den Weg dahin sehe ich dabei gar nicht. Wenn ich das Ziel für mich visualisieren kann, dann ist mir völlig egal, wie anstrengend die ersten Wochen sind.«

Acht Start-ups hat Peter Eich bislang ins Leben gerufen. Neben den hier erwähnten Firmen Toursprung, Radweg-Reisen und Inselhüpfen zählt dazu unter anderem noch der Fachkongress Cycle Summit, bei dem sich alljährlich die Marktteilnehmer der Fahrradtourismusbranche zu Netzwerken und Erfahrungsaustausch trifft, sowie die Bodensee-Tourismus Service GmbH, die logistische Dienstleistungen zur Verteilung von Werbematerial anbietet. Ein noch junges Unternehmen ist die Tourbook Software GmbH, die kaufmännische Software für Reiseveranstalter produziert. Peter Eich schreibt übrigens auch einen lesenswerten Blog unter www.bodenseepeter.de.

Das Ziel, das Peter Eich gegenwärtig vor Augen hat, ist, mehr Menschen für eine Radreise zu gewinnen. Hintergrund: Das erfolgreiche Geschäftsmodell von Radweg-Reisen kommt allmählich an seine Wachstumsgrenzen. Zwar wächst die Zahl der Kunden jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich, doch diese Zuwächse werden nicht etwa dadurch generiert, dass die Zahl der Radurlauber insgesamt wächst. »Wir nehmen vor allem unseren Mitbewerbern Kunden weg. Und das kann nicht mehr lange gut gehen. Zudem wollen wir das auch gar nicht.« Was die gesamte Radreisebranche deshalb brauche, sei ein größerer Markt, wie Eich erklärt. Seit rund einem Jahr arbeiten deshalb die kreativen Köpfe in Eichs Umfeld an der Frage, wie mehr Menschen im Urlaub in den Fahrradsattel

Schenk verkauft. Bei anderen Unter-

gehoben werden können. »Die Men-

nehmen ist Eich zwar noch Gesell-

schen, die vielleicht schon mal mit

schafter, hat aber die Geschäftsfüh-

dem Gedanken gespielt haben, eine

rung in andere Hände gelegt. »Ich

Radreise zu unternehmen, wollen wir

habe Unternehmen und Projekte

inspirieren, dies zu tun.« Der Weg

immer extrem gerne aufgebaut.

dahin soll unter anderem über das

Sobald diese aber funktionierten,

neue Internet-Portal radreise.de füh-

fingen Sie an, mich zu langweilen«,

ren, auf dem Menschen ihre persönli-

erklärt der Tourismus-Tausendsassa

chen Radreise-Berichte online stellen

rückblickend. Seine Aufgabe sieht er

können. »Meine Idee ist, eine Webseite

inzwischen vor allem darin, neue

zu haben, die die ultimative Inspirati-

Ideen zum Laufen zu bringen. Das

onsquelle für Radreisen ist«,

Tagesgeschäft überlässt er dann gerne

beschreibt Eich seine Vision. »Damit

anderen.

habe ich noch ganz viel vor.« Aus-

Ein Mensch, der so tickt wie Peter

nahmsweise sei an dieser Stelle mal

Eich, hat naturgemäß immer deutlich

eine abgedroschene Phrase erlaubt:

mehr Ideen im Kopf, als sich tatsäch-

Man darf gespannt sein, was Eich hier

lich auch realisieren lassen. Da fällt

gerade wieder ausheckt. //

mitunter die Wahl schwer, welche Idee es wert ist, weiterverfolgt zu werden. Ein relativ sicherer Auslöser ist dabei: »Wenn mir jemand sagt, das schaffst du nicht, dann mache ich es garantiert«, erzählt Eich. Zudem fällt es ihm inzwischen leicht, ein neues Unternehmen zu gründen, wo andere viel-

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und passt. Hebie verfügt über ein ausgesprochen breit angelegtes Ständerprogramm, das sich durch langlebige Mechanik, werkzeuglose Verstellbarkeit und hohe Stabilität auszeichnet. AX (ax, axis lat. Achse) passt durch seine Achsaufnahme mit Ösenfixierung nahezu universell. hebie.de


Report // Tout Terrain

Aus der Steppe in die Städte Reiseradspezialist Tout Terrain sitzt im »Silicon Valley der deutschen Fahrradbranche«, wie ein Pressekollege die Gegend um Freiburg vor Kurzem nannte. Und in diese Gemengelage von Innovation, Networking und schwäbischer Präzision passt das Unternehmen bestens, wie unser Besuch bestätigt. Text und Fotos: Georg Bleicher Individualität: Farben bis zum Horizont

26

03/13


Report // Tout Terrain

»Das Ziel: klassische Optik bei grandiosem Fahrverhalten« Oliver Römer

Spezifikation nach eigenen Vorstellungen: Auch im Showroom kann der Kunde mit Römer sein Rad zusammenstellen.

W

er zu Tout Terrain

eingeheimst haben – vor allem Euro-

Ingenieur, der gerade mal zwei Jahre

nach Freiburg-Gun-

bike- und andere Design-Awards. Und

beim Luftfahrtunternehmen EADS

delfi ngen reist, darf

das Silkroad Xplore wurde vom Rat für

hinter sich hatte – auch hier ging‘s

sich nicht aufs Navi

Formgebung gerade erst für die Teil-

übrigens um Global Positioning – grün-

verlassen. Wo angeblich das »Ziel

nahme am German Design Award 2014

dete eine Firma, die sich um deutlich

erreicht« ist, fi ndet sich die feine Stahl-

nominiert – vielleicht sollte man bei

bodenständigere Produkte kümmert:

radschmiede mitnichten. Sie liegt gut

den Freiburgern gleich noch nach

Tout Terrain. »Ich wollte endlich mal

versteckt eine Abzweigung und einige

einem weiteren Platz an der Wand

auch Ergebnisse meiner Arbeit in den

hundert Meter weiter in einem klassi-

suchen. Neben dem ersten Tout-Ter-

Händen halten«, erklärt Römer ein

schen, eher kleinen Industriebau aus

rain-Rad und den aktuellen Modellen

zweites Argument für seine berufl iche

den Siebzigerjahren. Nicht, dass TT-

gibt es hier auch eine Line of Fame –

Neuorientierung. »Ich war damals

Chef Oliver Römer einen Deal mit dem

zum Beispiel mit dem Rad, auf dem

beim Galileo-Projekt tätig – und da

GPS-Satelliten hätte, aber es passt:

Julian Emre Sayarer 2010 den Weltre-

ticken die Uhren langsamer.« Die euro-

Eine Firma, die man vor allem wegen

kord für die schnellste Weltumrun-

päische GPS-Alternative Galileo ist

ihrer Bikes für Expeditionen fernab der

dung aufstellte – inklusive Eintrag ins

schließlich entgegen aller Vorgaben

Zivilisation und des Radwegweisers

Guinness-Buch: ein schwarzes Silkroad

immer noch nicht in Betrieb …

kennt, muss man selbstständig ent-

mit Rohloff-Nabe. Und natürlich den

decken. Schon fast symbolträchtig.

rahmenfesten Gepäckträger, der alle

Firmengründung bereits 2004, 2006

Tout-Terrain-Räder auszeichnet. Womit

waren schon die ersten Räder da. Mit

wir auch schon ganz am Anfang wären

genannter Besonderheit, die immer

In 169 Tagen um die Welt

Bei Tout Terrain dagegen ging’s flott:

– und vielleicht beim letztendlichen

noch das Alleinstellungsmerkmal der

mehr zu entdecken. Den noch recht

Grund dafür, dieses Unternehmen ins

Firma mit dem gespiegelten »T«s ist:

neuen, minimalistisch-stilvollen Show-

Leben zu rufen.

der rahmenfeste Gepäckträger.

Natürlich gibt’s drinnen noch viel

room zum Beispiel, den die Firma erst

»Angefangen hat es mit einer

Wenn man ein eigenes, integriertes

vor kurzem eingeweiht hat – ein guter

Fahrradreise durch Asien, zusammen

Gepäckträgermodul entwickelt, kann

Startpunkt für eine Firmenführung. Er

mit Steffi«, erzählt Römer, Wirt-

das doch auch ein eigenes Design

wurde nötig, weil immer mehr Privat-

schaftsingenieur mit Fachrichtung

haben. Doch die typische Träger-Form

kunden sich melden und das komplette

Maschinenbau. »Das war eine tolle

ist Teil des Konzepts bei Tout Terrain.

Angebot sehen wollen – oder gleich

Reise, aber wir dachten uns danach:

»Im Grunde ging‘s mir darum«, erklärt

unangekündigt vor der Tür stehen.

Komfort und Gepäcktransport kann

Römer, »bei klassischer Optik ein

Neben der aktuellen Modellpalette prä-

man sicher noch viel besser machen.«

grandioses Fahrverhalten bieten zu

sentiert man hier auch viele der Preise,

Gesagt getan. Schnell entstand die

können.« Und das hat er mit seinen

die die Freiburger im Laufe der Jahre

Idee für das Panamericana. Und der

Entwicklungen, glaubt man den zahl-

03/13 27


Report // Tout Terrain

Endmontage: Ein Mitarbeiter baut jeweils ein komplettes ToutTerrain-Rad auf.

Quick Facts

reichen Magazintests, durchaus

bei Tout Terrain fortschrittlich: Von

erreicht.

Römer und seinen Mannen gab es das erste tatsächlich lieferbare Pinion-

Innovationskleinode

kein einfaches Unterfangen, denn das

seines Bestehens hat sich das Unter-

Pinion-Rad braucht ja einen ganz eige-

nehmen fruchtbar wie zielstrebig ent-

nen Rahmen zur Aufnahme des

wickelt, auch wenn Römer bescheiden

Getriebes.

meint: »Wir sind nicht die großen

Aber man ist auch auf ganz anderem

Revolutionäre und entwickeln unsere

Terrain kreativ: Mit dem USB-Strom-

Modelle eher per Feinschliff über die

versorger The Plug bewies Römer 2009,

Jahre weiter.« Doch immerhin gab es

dass sich Stahlrad und elektronisches

nach dem Panamericana mit dem Sil-

Hightech nicht ausschließen. Hier

kroad bald ein »Hardtail«-Reiserad.

kann der Extremreisende sein GPS-

Mitarbeiter: 13

Mittlerweile gibt es auch noch eine

Gerät oder der City-Junkie sein Smart-

Standortgröße: 2.500 Quadratmeter, davon 400 Bürofläche

ganze City-Palette bei den Freiburgern.

phone laden. Die Energie kommt vom

Kennzeichen: der bei allen Urban-

Nabendynamo – oder, bei E-Bikes, an

Händler: Deutschland: 50 Frankreich: ca. 10 Schweiz: ca. 15

Modellen erhältliche Riemenantrieb.

dem The Plug auch nutzbar ist, von der

Gründung: 2004 Geschäftsführer: Oliver Römer, Stephanie Römer Erste Fahrradmodelle: 2006

Weiteres Geschäftsfeld Oliver Römer, Thomas Harte: Ingenieurbüro Seed (Rahmendesign für diverse Kunden)

»Ich schwöre drauf«, sagt Römer kurz

Batterie. Das auf dem Steuerkopf sit-

und klar. Sein erstes Argument ist die

zende Gehäuse ist rundum versiegelt,

saubere und unbeschädigte Hose.

sodass kein Wasser eindringen kann –

Wartungsarmut und Robustheit gibt’s

und bietet damit auch eine wesentlich

obendrauf, Probleme mit dem Riemen-

aufgeräumtere und elegantere Optik

hersteller Gates dagegen gar nicht –

als das Konkurrenzprodukt. Für die

man hat in Freiburg beste Kontakte in

Entwicklung und den Feinschliff –

die USA. Für den Carbon-Strang müs-

mittlerweile gibt es den noch effizien-

sen die Stahlrahmen nicht nur extrem

teren Plug II – baute sich Römer kur-

genau gearbeitet sein, sondern auch

zerhand selbst einen Prüfstand.

mit der teilbaren rechten Hinter-

28

Fahrrad, das Silkroad Xplore. Sicher

In den gerade einmal neun Jahren

03/13

Apropos Stahlrad: Das Material und

baustrebe ausgestattet sein. Über-

sein Renommee passt natürlich bes-

haupt gibt man sich in Sachen Antrieb

tens zur Extrem-Radreise-Klientel und


Report // Tout Terrain

dem Image des Besonderen, das man

ebenfalls in den Räumen von Tout

bei TT pflegt. Hier schätzt man ins-

Terrain firmiert. Auf diesem Reiß-

besondere die Dauerhaltbarkeit.

brett entstehen aber nicht nur Tout

Doch eine heilige Kuh ist der Stahl

Terrains: Die Kundenpalette ist bunt;

für Römer nicht: »Wenn wir einen

zu den Referenzen zählen unter

technischen Grund sehen würden,

anderem Storck (Carbon-Triathlon-

der gegen Stahl spricht, hätte ich

Rad Aero II), die Carbon-Linie von

kein Problem damit, etwas anderes

USA-Hersteller Intense und eine

zu verwenden«, sagt er.

E-Bike-Modelllinie von Stevens.

Handmade International

werden direkt im hauseigenen Mus-

Die Prototypen und Muster für TT terbau gelötet. Auch hierfür sitzt in

Selbstredend wird bei einer Highend-Schmiede extrem viel Wert auf

Gundelfingen ein bestbeleumunde-

die Materialqualität gelegt. Das Gros

ter Spezialist: Kai Bendixen, der

der Rahmen wird nach strengen Vor-

auch mit seiner eigenen Marke Ben-

gaben in Europa gefertigt. Die Rohre

dixen Bikes Stahlfans das Herz

der High-End-Modelle wie der Pinion-

höher schlagen lässt. Neben dem

Rahmen, der des Panamericana und

Musterbau ist er auch für die Son-

des Grand Route kommen aus Itali-

deranfertigungen zuständig. Apropos Finish: Besonders stolz

ens Edel-Schmiede Dedacciai.

ist man in Freiburg auf die neue

Doch woher stammt die Konzep-

Lackiererei. Tout Terrain pulvert alle

tion? Für die Entwicklung betreibt Römer seit 2008 zusammen mit Thomas Harter, der vorher unter anderem

Selbst entwickelt: Tout-TerrainPrüfstand für The Plug.

Räder und Anhänger selbst. Die ankommenden Roh-Rahmen werden

bei Scott Räder gezeichnet hatte, auch

ausgepackt und qualitätskontrolliert

noch das Ingenieurbüro Seed, das

– jeder einzelne. Danach werden sie

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Report // Tout Terrain

Lager für die fertigen Laufräder. Die Stahlrahmen werden bei Tout Terrain selbst aufwendig sandgestrahlt und gepulvert.

aufwendig mit sehr feinem Granulat

von 1200 Euro. »Der Gepäckanhänger

Unternehmens – 400 davon sind Büro-

sandgestrahlt – für besondere Haltbar-

war dann nur noch die logische Konse-

fläche – um Tout-Terrain-Produkte.

keit des Lacks – grundiert und

quenz«, so Römer. Mit dem Streamli-

»Nach und nach konnten wir uns

umweltfreundlich gepulvert und mit

ner, einen Quasi-Anhänger zum Mit-

vergrößern«, so der Chef, »indem wir

Klarlack versehen.

treten, brachte man das Trailerbike ins

frei gewordene Räume im Gebäude

Gelände – eine Heckfederung sorgt für

dazunahmen.« Römers Frau Stephanie

Räder in ein bis drei Standard-Farben

Stock-und-Stein-Tauglichkeit wie bei

ist seit 2008 mit im Boot. Als zweite

angeboten, sind aber auch in anderen

den Großen. Und mit dem Streamli-

Geschäftsführerin kümmert sie sich

Farben lieferbar – genauso, wie der

ner+, der »besseren Hälfte« dazu, hat

um Marketing, Vertrieb und die leidige

anspruchsvolle City- oder Reiseradler

man das fehlende Vorderrad in einer

Buchhaltung, immerhin ist sie die

sich spezielle Komponenten oder

hochwertigen Federgabel, damit der

BWLerin der beiden. Sie sitzt schon seit

Anlötteile wünschen kann.

Kleine auch eigenständig durchs

»nahezu immer« auf dem Fahrrad, war

Gelände holzen kann.

im Cube-MTB-Rennteam unterwegs,

Grundsätzlich werden Tout Terrain-

Neben der Fahrrad- ist da noch die Hängerproduktion – »eigentlich war

Rund wird das reisespezifische Angebot durch den Vertrieb der Arkel-

Radreisen. Die Arbeitsstrecke legt sie

Tout Terrain«, erinnert sich Römer.

Gepäcktaschen. Sie stellen zwar kei-

grundsätzlich mit dem Rad zurück –

Und da kommt wieder ein rennomier-

nen großen Umsatzschwerpunkt dar,

wie viele der Kunden. »Der Großteil der

ter Bewohner des süddeutschen Silicon

»allein schon deshalb, weil der große

Silkroads, die wir verkaufen, wurde

Valley ins Spiel: der Rahmenbauer Flo-

Mitbewerber in den Läden unglaublich

schon immer im urbanen Bereich

rian Wiesmann. Er entwickelte und

präsent ist, « erklärt Römer. »Händler,

genutzt«, weiß auch Römer. »Aber egal,

verkaufte ursprünglich den gefederten

die Arkel führen, verkaufen sie aber

ob auf Reise oder im Alltag in der

Kinderanhänger fürs Gelände, bevor er

auch gut.« Auch wenn sie konservativ

Stadt: Wir bekommen viel Feedback

den Vertrieb und die Weiterentwick-

anmuten, für viele Extremreisende

von den Kunden – auch Anregungen.

lung seinem Freund und Kollegen

sind diese Taschen perfekt auf ihren

Und einiges davon kann bei späteren

Römer abtrat und sich ausschließlich

Einsatz zugeschnitten.

Umsetzungen wieder berücksichtigt werden«, so Stephanie Römer.

um seine Fahrradprojekte kümmerte. Das waren zuerst 30 Stück im Jahr, mittlerweile kommt man auf 400 verkaufte Hänger – bei einem Basispreis

30

fuhr viele Marathons. Und dann eben

der Singletrailer das erste Produkt von

03/13

Integriertes Wachstum 13 Mitarbeiter kümmern sich heute auf den 2.500 Quadratmetern des

Kommuniziert wird unter anderem auch über einen Blog auf der Homepage des Unternehmens. Hier werden


Report // Tout Terrain

Mit den Hängern fing es an: Stephanie Römer mit dem Singletrailer vor der Awards-Galerie.

vor allem für den (potenziellen) Kunden wichtige Termine, aber auch Geschichten wie die von Pinion-Radlern auf Sizilien vorgestellt. Und natürlich werden hier neue Kommunikations-Formate verlinkt, wie die sehr lifestylige Microsite der Firma zum Thema Urbanes Leben. Ganz im Sinne von Web 2.0 fragt da das Unternehmen: »Welcher Style passt zu dir?« Die Antwort gibt der Styleguide in Form von drei hippen Testimonials, die auf ihre ganz individuelle Art ihr Tout-TerrainRad mit Belt Drive nutzen. Der neue

beweisen, dass man ganz locker zehn

Reisesektor«, könnte sich Stephanie

Urban Style passt jedenfalls bestens

Meter weit mit dem Trial Bike über

Römer vorstellen, »wäre das aber,

zum Stil des Unternehmens.

Bierflaschen fahren kann. Wie die

wenn überhaupt, kein klassischer

meisten anderen Mitarbeiter von Tout

Pedelec-Antrieb, sondern eine indi-

ler; etwa 50 sind es in Deutschland,

Terrain wird er flexibel eingesetzt,

viduelle Entwicklung, etwas wie eine

10 in Frankreich und sogar 15 in der

macht aber hauptsächlich Anhänger-

Unterstützungslösung für schwierige

Schweiz – sicher auch ein Effekt der

und Laufradbau.

oder steile Passagen.« Wir sind ge-

Der Verkauf läuft über Partnerhänd-

grenznahen Lage am Dreiländereck. Auch fast alle anderen Mitarbeiter haben eine Fahrradvergangenheit –

spannt, was es wird – aber mit indi-

Electro Terrain?

viduellen Entwicklungen hat man in

Bleibt, gerade für einen Hersteller

mancher gar eine berühmte: Felix

mit wachsendem Urban-Anteil, die

Mücke, zum Beispiel, Trial-Biker und

Frage nach elektrischer Unterstüt-

als solcher jahrelang in der National-

zung. »Unsere Kompetenz im Reise-

mannschaft, konnte schon 2008 in

und Urbanen Bereich schreit eigent-

Wetten, dass ...? und in einer ähnlichen

lich nach E-Bikes aus dem Hause Tout

Sendung im Chinesischen Fernsehen

Terrain«, räumt auch Römer ein. »Im

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Freiburg ja gute Erfahrungen gemacht. // Kommentieren Sie diesen Artikel online: www.velobiz.de/ article/10278


Portrait // Alps Bike Tours

Pioniergeist

N

icht ganz 25 Jahre und einige Kehrtwendungen und Neuausrichtungen nach dem Start bietet Alps Bike

Tours im Katalog 15 verschiedene For-

Pioniere erleben oft ein Schicksal, das vergleichbar ist mit dem der Rennradprofis bei einem Ausreißversuch. Sie stehen eine Zeit lang im Rampenlicht, um dann letztendlich doch vom Feld geschluckt zu werden. Manchmal wird Pioniergeist aber auch belohnt. So wie bei Kerstin Bierl und Anke Peters, die bereits seit 1989 mit Radreisen in den und insbesondere über die Alpen ihr Geld verdienen. Ihr Unternehmen Alps Bike Tours startete zu einer Zeit, als das Mountainbike gerade erst zu seinem Siegeszug in Europa ansetzte und damit die Fahrradwelt grundlegend veränderte.

men der Alpenüberquerung mit dem Fahrrad an. Dazu kommen noch Fernreisen, verschiedene Events, SaisonWarm-ups und Bike-Gourmet-Touren. Viele Hunderte Radreisende finden mittlerweile ihr maßgeschneidertes Angebot und erleben Tage auf dem Fahrrad, »die ein ganzes Leben nachwirken«, so das Versprechen. Und um dieses auch verwirklichen zu können, sind aktuell insgesamt rund 40 ausgebildete Bikeguides für Alps im Einsatz. Zurück zu den Anfängen dieser Erfolgsgeschichte: Man schrieb das Jahr 1989, als die frischgebackenen UniAbsolventinnen Anke Peters und Kerstin Bierl zum Abschluss einer Weltreise in Amerika landeten und dort als Zaungäste beim ersten Kamikaze-Downhill

Text: Jürgen Wetzstein

in Mammoth auf keinen Geringeren als Hans Rey trafen. Dies war die Geburts-

32

03/13


Portrait // Alps Bike Tours

sich die beiden Jungunternehmerinnen einig. Pressearbeit hieß das Zauberwort. Und so machte man sich auf und klapperte die Münchner Redaktionen ab. Im Gepäck: die Story von den jungen Unternehmerinnen, die Biker auf und über die Berge bringen wollen. Der Plan ging auf: Die Abendzeitung berichtete und auch im Magazin Quick erschien eine kleine Story über Alps – die Initialzündung, die Leben ins Geschäft brachte. Angeboten wurden insbesondere Tagestouren, wie z.B. rund um den Walchensee oder Ausflüge in die Region Berchtesgaden: »Für 49 DM brachten wir damals Kunden von München aus mit dem Bus in die Berge«, sagt Bierl. »Dadurch wurde ich damals sogar zur In den USA sprang 1989 der Funke über. Die Begeisterung fürs Mountainbiken ist bei Kerstin Bierl und Anke Peters seither ungebrochen.

Busunternehmerin«, erinnert sich Anke Peters. Das erste Fahrzeug war ein alter VW-Bus, mit dem Bikes und Menschen transportiert wurden. Doch die Biketouren allein hätten zu der Zeit noch immer nicht ausgereicht, um davon leben zu können. Ein zweites

Fotos: Tom Bierl

Standbein musste her: Alps veranstaltete und vermarktete Reisen und agierte als Tui-Agentur. »Ein lukratives Geschäft. Das hat uns damals über Wasser gehalten«, sagt Bierl.

stunde einer neuen Idee: Amerikani-

wegs und waren froh am Ende wieder

sche Mountainbiker mit einem Reisean-

heil angekommen zu sein«, sagt Peters

gebot in die Alpen zu locken. »Reiseaffin

rückblickend.

waren wir ja schon immer«, sagt Kerstin

Von ihrem Plan, amerikanische

Der Durchbruch naht Mitte der 90er Jahre wird Mountainbiken in ganz Europa immer mehr auch

Bierl rückblickend. Und mit einem BWL-

Mountainbiker nach Europa zu locken,

zum touristischen Thema. Vielerorts

Diplom in der Tasche fühlte man sich

ließen sie sich jedoch nicht abbringen.

entstehen Bikestationen, die an einer

auch für die Gründung eines Unterneh-

Ein erster Katalog mit Partner Hans Rey

Vermarktung ihrer Leistungen interes-

mens gut gerüstet. So wurde mit einer

auf der Titelseite wurde auf den Weg

siert sind. Als Mountainbike-Touristiker

großen Portion Enthusiasmus und

gebracht – in englischer Sprache. Auf

der ersten Stunde kann Alps bereits von

Unerschrockenheit am 6. März 1990 die

dem Programm standen Ziele in der

den bestehenden Netzwerken profitie-

Alps Bike Tours GmbH als einer der ers-

Toskana, am Gardasee und St. Moritz.

ren. Und es entsteht ein weiterer Trend:

ten Mountainbike-Reiseveranstalter in

Doch der Erfolg des ersten Katalogs war

Alpenüberquerungen – ein Trend, den

Europa gegründet.

ernüchternd: »Wir hatten in der ersten

Alps fortan aufgreift und in eine ganz

Saison einen einzigen Kunden«, sagt

neue Richtung lenkt. Ein wichtiger

es da jedoch noch ein nicht ganz

Bierl rückblickend. Nebenjobs auf Mes-

Grundstein wird gelegt, mit dem sich

unwichtige Defizit zu beseitigen: Beide

sen und in der Marktforschung mussten

Alps noch heute von der Konkurrenz

hatten praktisch keine Mountainbike-

angenommen werden, um das tägliche

abhebt: Aus der Erfahrung von zwei

Erfahrung. Abhilfe schaffte Peter Räu-

Leben zu finanzieren.

eigenen Alpenüberquerungen – über

Für die Jungunternehmerinnen gab

ber, Mountainbiker und späterer Grün-

Doch so schnell wollten die beiden

eine erschein im Jahr 1997 in der »Bike«

der der Bikefashion-Marke Maloja. Es

Jungunternehmerinnen die Flinte nicht

ein großer Reisebericht – wurde Bierl

kam, wie es kommen musste: Etwas

ins Korn werfen. Weiterhin sah man in

und Peters klar, dass Alpenüberquerun-

blauäugig folgten die MTB-Novizinnen

Mountainbike-Reisen ein spannendes

gen nicht zwangsweise mit sportlichen

dem Experten auf einer schweren Tour

Geschäftsfeld, nur die Zielgruppe

Höchstleistungen und drückenden

am Gardasee, um dabei ganz schnell

wurde überdacht. Und gleichzeitig ein

Rucksäcken gleichzusetzen sein müs-

ihre Grenzen zu erfahren. »Wir waren

neuer Weg in puncto Marketing musste

sen. »Transalps waren zunächst etwas

auch auf viel zu großen Bikes unter-

eingeschlagen werden, darin waren

für Freaks. Die angebotenen Strecken

03/13 33


Portrait // Alps Bike Tours

waren schwer und mit dem schweren

Radurlaub mit einem ganz besonderen

für Anwärter bei Alps mittlerweile obli-

Rucksack auf dem Rücken unkomforta-

Ziel, bei dem man es sich aber auch gut

gatorisch.

bel«, sagt Peters. Es reifte die Idee einer

gehen lassen will.«

leichten Alpenüberquerung mit Gepäck-

Erfolgreiche Strategien bringen frei-

Über die Jahre hinweg haben sich

lich immer auch Nachahmer auf den

transport. Die Planung der Ur-Route von

auch die Kunden weiterentwickelt: »Die

Plan. Eine neue Situation, mit der man

Ehrwald an den Gardasee mit nur rund

Teilnehmer sind fahrtechnisch über die

sich auch bei Alps erst einmal arrangie-

1000 Höhenmetern pro Etappe im Jahr

Jahre hinweg immer besser geworden.

ren musste. Da kam es dann z.B. schon

1997 markierte die Geburtsstunde der

Dies gilt auch für die Ausrüstung, die

einmal vor, dass Wettbewerber ausge-

ersten TransAlp Light und damit auch

sie mitbringen«, erklärt Bierl. Damit

reifte Alps-Touren samt Hotels und aus-

den Durchbruch für Alps Bike Tours,

auch wirklich nichts schief geht, wer-

gesuchten Stopps eins zu eins kopiert

sieben Jahre nach Gründung des Unter-

den den Teilnehmern vorab auch

haben. »Mittlerweile können wir das

nehmens.

umfangreiche Ausrüstungslisten an die

sehr entspannt sehen«, sagt Bierl.

Hand gegeben, die immer wieder ange-

Zufriedene Kunden und großes Stamm-

cher Transalp-Touren Schritt für Schritt

passt und verbessert werden. Da zahlt

publikum sind eine gesunde Basis und

ausgebaut. Und die Zielsetzung, leichte,

es sich auch aus, dass beide Geschäfts-

vom direkten Vergleich mit den Nach-

genussvolle Touren durch die Alpen zu

führerinnen immer wieder selbst als

ahmern kann man aufgrund des Erfah-

finden, wurde konsequent weiterver-

Guide eine Gruppe führen. »Uns ist es

rungsvorsprungs in der Planung und

folgt: Viele Touren kamen hinzu, die

wichtig, ganz nahe an unseren Produk-

Durchführung der Touren sowieso pro-

sogar mit dem Trekkingbike zu meis-

ten und den Kunden zu sein. Nur was

fitieren.

tern sind. Damit konnte auch die immer

auch uns wirklich gefällt, wollen wir

größer werdende Gruppe der Reiserad-

letztendlich auch verkaufen«, so Peters.

voraus, weil bestehende Touren immer

ler erreicht werden, die ansonsten eher

Weiter nach oben entwickelt haben sich

weiter verbessert werden und neue,

auf Flusstouren oder Fernradwanderwe-

auch die Anforderungen an die Bike-

attraktive Routen hinzukommen. Und

gen unterwegs sind und eine neue Her-

Guides, die für Alps unterwegs sind.

noch heute beweist Alps Pioniergeist.

ausforderung in den Bergen suchen.

Schließlich steht und fällt mit ihnen

Dabei kommt heute natürlich zu Hilfe,

»Unsere Kunden sehen eine Alpenüber-

oftmals der Erfolg einer Tour – gerade

dass umfangreiches digitales Karten-

querung nicht mehr als rein sportliche

wenn’s mal brenzlig wird. Eine professi-

material die Planung erleichtert. Rund

Herausforderung, sondern vor allem als

onelle Bike-Guide-Ausbildung ist daher

drei Wochen Arbeit am Computer kom-

Fortan wurde das Angebot eher einfa-

Und man ist immer eine Nasenlänge

» Nur was auch uns wirklich gefällt, wollen wir letztendlich auch verkaufen«

34

03/13


Portrait // Alps Bike Tours

Aber auch handfeste Gründe spre-

men zusammen, bis eine Route steht.

Wiederum eine Tour für Einsteiger mit

Hinzu kommt die Feinausarbeitung auf

hohem Genussfaktor und geringen

chen aktuell dagegen, sich mit diesem

der Strecke und nicht zuletzt die Aus-

Anforderungen an die Fahrtechnik.

Thema intensiv auseinanderzusetzen. Spezielle E-Bike-Routen müssten neu

wahl der Hotels für die Übernachtungen während der Tour. Letzteres stellt die Organisatoren vor immer größeren

Neue Ziele? Nachdem der neueste Veranstal-

ausgearbeitet werden, weil längere Etappen nötig sind. Und eine weitere

Herausforderungen. Der Tourismus mit

tungskatalog längst verteilt ist und die

Sorge schwingt mit: Dass eine Kund-

und ohne Fahrrad boomt in den ver-

ersten Touren bereits absolviert sind,

schaft angezogen wird, die über eine

schiedenen Alpenregionen. Da zögern

richten sich die Blicke der beiden Unter-

nicht ausreichende Fahrtechnik ver-

viele Hoteliers in der Hauptsaison eine

nehmerinnen schon wieder nach vorne.

fügt. »Die kommen zwar den Berg dank

Gruppe mit bis zu 14 Personen für eine

Noch ist der Pioniergeist nicht gestillt.

Elektromotor locker hoch, kommen

Nacht unterzubringen.

Im aktuellen Tourenkatalog fehlen noch

jedoch anschließend nicht mehr hinun-

So entstand auch im neuesten Kata-

spezielle Touren mit E-Bikes. Eine neue

ter«, befürchtet Peters.

log für die Saison 2013 wieder ein neues

Herausforderung für Alps? Kerstin Bierl

Highlight: die Tour Trekking Engadin.

schüttelt den Kopf. »Selbstverständlich

Erschließung von internationalen Märk-

beobachten wir die Entwicklung rund

ten eine neue Herausforderung. Und

um die E-Bikes mit Interesse«, sagt Bierl.

damit würde sich der Kreis wieder

Und Anke Peters hat bereits als Guide

schließen, als Anke Peters und Kerstin

Vielmehr sieht Alps eher in der

eine Alpenüberquerung auf dem E-Bike

Bierl sich vor 23 Jahren in den Kopf setz-

als eine Art Selbstversuch absolviert.

ten, amerikanische Mountainbiker in

»Aber ich bin nicht mit der üblichen

die Alpen nach Europa zu locken.//

Zufriedenheit und dem Lächeln im Gesicht am Gardasee angekommen«, sagt Peters. Will heißen, dass E-Bikes in die Philosophie der Reiseunternehmerinnen einfach nicht so recht rein-

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passen wollen.

Fotos: Yorick Carroux

Anke Peters (links) und Kerstin Bierl: Seit 23 Jahren im Geschäft mit Radreisen. Der allererste Katalog stammt aus dem Jahr 1990 und zeigt MTB-Ikone Hans Rey auf der Titelseite.

03/13 35


Report // Radtourismus Japan

Niseko entdeckt die Radfahrer

Während das Wintergeschäft brummt, tut sich der japanische Wintersport-Ort Niseko auf der nördlichen Insel Hokkaido – dem »Outback Nippons« – im Sommer recht schwer. Dann wirken Teile des Ortes wie das etwas oberhalb gelegene Niseko-Hirafu wie eine Geisterstadt. Das will man ändern. Um irgendwann einmal eine ausgewogene Balance zwischen Winter- und Sommertourismus zu finden, ziehen derzeit viele Beteiligte an einem Strang. Eine zentrale Rolle soll dabei der Fahrradtourismus spielen. Text und Fotos: Jo Beckendorff

D

er internationalen Winter-

land kamen schon recht früh nach

Begriff. Nicht nur wegen des

Niseko. Niseko-Hirafu – in der Saison

legendären Pulverschnees,

2011/2012 sein 50. Jubiläum feiernd –

sondern vor allem auch wegen der

war das erste japanische Skigebiet. Es

Menge, die dort jedes Jahr herunter-

waren dann australische Skilehrer, die

rieselt. Laut Paul Haggart – einem

im Zuge des Nippon-Skibooms in den

gebürtigen Neuseeländer, der sich als

90ern verstärkt nach Hokkaido kamen.

Tourismusstratege in Niseko einen

In Niseko fanden sie genau das, wovon

Namen gemacht hat – sind es pro Sai-

sie träumten: feinsten Pulverschnee.

son 13 Meter. »Damit sind wir weltweit

36

03/13

Erste Wintersportler aus dem Aus-

sport-Szene ist Niseko ein

Mit dem Abflauen des Skibooms ließ

der Wintersport-Ort mit der zweit-

auch das Interesse der Einheimischen

größten Schneemenge.« Der größte

am Thema Wintersport nach. Austra-

Teil des Gemeindebudgets geht somit

lier wie Colin Hackworth – jetzt als

fürs Schneeräumen drauf. Geräumt

Präsident von Nihon Harmony Resorts

werden die zu Niseko gehörenden 126

für das zu Niseko gehörende Skigebiet

Kilometer Straßen – da sind die Japa-

Hanazono verantwortlich – nutzten

ner sehr genau – ab einer Schneehöhe

damals die Situation, dass Land und

von 12,5 cm.

Liftanlagen günstig zu haben waren.


Report // Radtourismus Japan

Wo es im Winter brummt, ist im Sommer nicht viel los. Dann gleicht Niseko-Hirafu einer Geisterstadt, in die sich lediglich erste Rennradler »verirren«.

Asiaten dorthin. Sie lieben die interna-

radler. Jedes Wochenende ist eine

tionale Atmosphäre, die dieser Ort wie

internationale Gruppe im Sattel.

kein anderer in Japan ausstrahlt.

Weil man für irgendwelche Ersatzteile aber immer nach Sapporo fahren

Mildes Klima lockt Nicht zu vergessen: das (Sommer-)

musste, gründete ein Kanadier – der für das in Niseko ansässige Unternehmen

Klima. Anders als in vielen Orten Asi-

Hokkaido Tracks Resort Properties

ens ist der Sommer auf Hokkaido

arbeitende Paul Butkovich – einen Fahr-

äußerst angenehm – laut Haggart »wie

radladen. Groove Cycles ist nicht

gemacht für jegliche Sportaktivitäten«.

immer geöffnet, befindet sich in einer

Während es in vielen Ländern Asiens

Doppelgarage und hat verschiedene

brütend heiß und schwül ist, wird

Sachen auf Lager, die man ansonsten

Hokkaido aus deutscher und japani-

weder in Niseko noch im nahe gelegen

scher Sicht nicht nur landschaftlich,

Kutchan bekommen kann. »Tatsächlich

sondern auch vom Klima her mit dem

gibt es in Kutchan einen Fahrradhänd-

Alpenraum verglichen. Mit diesem

ler. Der bietet aber ausschließlich bil-

Pfund im Rücken ist der Sommertou-

lige Cityräder, hat nichts für sportive

rismus extrem ausbaufähig.

Bikes auf Lager und kennt sich damit

Erste Touristenströme aus den

leider auch nicht aus«, erklärt Butko-

benachbarten Ländern Asiens sind

vich. Die Webseite seines »Hobby«-

bereits via Bustour auf Hokkaido

Fahrradladens Groove Cycles ist jeden-

unterwegs. Jetzt muss es Orten wie

falls sehr professionell aufgemacht.

Niseko nur noch gelingen, den (Individual-)Tourismus mit sommerlichen Sportaktivitäten wie Radfahren in Ein-

Englisch sprechende Japaner Das Thema Fahrrad hat auch einige

klang zu bringen. Dass es funktioniert,

Japaner nach Niseko gelockt. Teppei

hat der Wintertourismus Nisekos

Nakajima war nach einem Aufenthalt

längst bewiesen. Hier setzen viele Tou-

im kanadischen Wintersport-Ort

risten auf Apartments- und Studio-

Whistler auf der Suche nach einem

Hotels, die mit ihren eingebauten

heimischen Ort, wo er sowohl seine

Küchen so gar nicht in das gängige

Liebe für Snowboarding als auch für

Australische Investoren legten los,

Japan-Bild von »All-inclusive« passen.

Mountainbiking ausleben kann.

stellten aber bald fest, dass für die im

Mittlerweile wird Individual-Touris-

Zudem wollte er sein erlerntes Eng-

großen Stil geplanten hochwertigen

mus von vielen reichen Asiaten als

lisch in die Waagschale werfen. Der

Hotels inklusive Infrastruktur noch

extrem cool empfunden.

ausgebildete Koch, der sich im Winter

Expats mit Inputs

schlägt, kam erstmals vor fünf Jahren

als Snowboard- und Skiguide durch-

deutlich größere Investments nötig waren. Heute werden schicke Apartment- und Studio-Hotels mit Invest-

Die in Niseko lebenden Ausländer

nach Niseko. Und wusste sofort, dass

ments aus Ländern wie Hongkong, Sin-

waren es dann auch, die im Sommer

er hier irgendwann einmal heimisch

gapur, Südkorea, Indonesien und

einige Sportaktivitäten aufzeigten, die

werden wollte.

Malaysia hochgezogen. Erste Finanzi-

das einseitige Saisongeschäft des Win-

ers aus China haben auch schon ange-

tersport-Ortes ins Gleichgewicht brin-

dass man hier in Sachen Mountain-

klopft.

gen könnten. Der Australier Ross Find-

biking ganz weit unten anfangen

lay, Managing Director von Niseko

muss. Also begann er mit dem Trail-

Niseko wohnende australische Immo-

Adventure Centre (NAC), gründete vor

bau. Auf diesem Gebiet hat sich Naka-

bilienmakler, die sich jeweils ein inter-

etwa drei Jahren zusammen mit eini-

jima mittlerweile auf ganz Hokkaido

nationales Team aufgebaut haben.

gen Landsleuten und Einheimischen

einen Namen gemacht. Dann kam ihm

Somit ist auch die Zahl der ausländi-

den Rennradclub Team Niseko. »Mitt-

noch ein Zufall zu Hilfe. Irgendwann

schen Mitbewohner Nisekos gestiegen.

lerweile haben wir 40 Mitglieder«,

kam Andi Felsl, Macher von Bionicon-

Auch diese Tatsache lockt immer mehr

erklärt der ehemalige Amateur-Renn-

Bikes am Tegernsee, zum Snowboar-

Abgewickelt wird das Ganze über in

Schnell wurde ihm aber auch klar,

03/13 37


Foto: lesniewski - Fotolia.com

Report // Radtourismus Japan

Für jeden Radler in und um Niseko allererster Blickfang und Wahrzeichen: Mount Yotei. Ein Vulkan, der laut der HokkaidoBewohner weitaus schöner sei als der viel bekanntere Mt. Fuji.

den nach Niseko. Niseko gefiel ihm so

sportlichen Sommeraktivitäten. In die-

Trails und sogar Bikeparks gebaut hat.

gut, dass er sich auch gleich auf-

sem Zuge konnte ich hier erste Moun-

So hat beispielsweise das Hilton

machte, jemanden zu finden, der sich

tainbike-Trails bauen«, erklärt Naka-

Niseko Village Hotel neben dem Golf-

mit Mountainbikes auskennt und seine

jima rückblickend. Einige Trails

platz einen Bikepark. Und das sich im

hochwertige Nischenmarke authen-

werden sowohl von Wanderern als

Aufbau befindliche Wintersport-Gebiet

tisch in Japan aufbaut. Irgendwie lan-

auch Mountainbikern genutzt. Für die

Hanazono hat direkt neben der neuen

dete er dann bei Teppei Nakajima. Im

Erhaltung der Trails kann sich Naka-

Talstation auch einen.

Juli 2010 war man sich einig: Bionicon-

jima auf einige freiwillige Helfer mehr

Japan wurde als Tochter von Bionicon-

oder weniger verlassen. Hilfe kommt

Macher Inwall GmbH ins Leben geru-

aber auch von anderer Seite. Der Ort

fen. Teilhaber Teppei Nakajima ist als

Niseko hat realisiert, dass Radeln eine

noch in den Kinderschuhen. »Es ist

Verkaufs- und Servicemanager im Ein-

der Aktivitäten ist, die hier im Som-

nicht leicht, eine gute Premium-MTB-

satz.

mer gut Fuß fassen können. Zudem

Nischenmarke in Japan einzuführen.

hat Nakajima einige Hotels und Liftbe-

Da muss man ganz unten anfangen«,

treiber auf seiner Seite, für die er

erklärt Nakajima. Momentan hat er

»Seit etwa drei bis vier Jahren ist Niseko gezielt auf der Suche nach

38

03/13

MTB-Anfänge Allerdings befindet sich das alles


Report // Radtourismus Japan

Hokaido wird gerne auch als das Outback Japans bezeichnet.

Großprojekt Hanazono

landesweit sechs Händler, die seine Marke führen. Um das von Bionicon ausgerufene »Backcountry«-Image in Japan aufzubauen, ist Nakajima viel auf MTB-Events. Und setzt auf seine eigenen MTB-Kurse in Niseko: »Viele Japaner wissen gar nicht, was Moun-

Colin Hackworth hat es erstmals 2002 nach Niseko verschlagen. Damals wollte der Leiter zweier australischer Skigebiete einfach nur Urlaub machen. Als er aber den Pulverschnee und vor allem die Menge selbst erlebte und ganz nebenbei erfuhr, wie billig das Land war, schlug er zusammen mit einigen Landsleuten zu. Sie kauften den Japanern das komplette und zu Niseko gehörende Skigebiet Hanazono ab. Wie es dann weiter ging und warum es jetzt schon »auf der sommerlichen Baustelle Hanazono« einen Bikepark gibt, erklärte uns der Hanzono-Chef persönlich.

tainbiken genau ist. Ich habe jetzt aber einige Händler aus Sapporo, die hier ab

Herr Hackworth, die australische

und an mit ihren besten Kunden einen

Investorengruppe Nihon Harmony

Kurs belegen. Nur so habe ich eine

Resort, die Hanazono übernommen

Chance.«

hat, wollte hier ein Skigebiet nach US-

Von Teppei Nakajimas Bemühungen

Vorbild aufbauen. Seit 2007 gehört

in Sachen Mountainbike profitieren

diese Gruppe zu Pacific Century Pre-

neben Niseko Town auch andere Fahr-

mium Developments aus Hongkong,

rad-Fans. Leute mit Problemen am

dem mit Richard Li einem der größten

Bike landen bei Groove Cycle. Nicht

Investoren Asiens vorsteht. Was ist

weit davon entfernt ist Ross Findlay’s

passiert?

Niseko Adventure Centre mit Outdoor-

Das, was wir hier vorhaben, kön-

Laden und Jo Jo’s Cafe & Bar zu Hause.

nen wir alleine nicht stemmen. Für

Das bietet neben Rennradeln bereits

die 10.000 Betten, die wir unter

andere Sportarten wie Rafting, Canyo-

anderem planen, brauchten wir

ning und Trekking.

einen großen Partner. 2007 hat uns Pacific Century Premium Develop-

Tourismusbremse Fukushima

ments übernommen.

Bleibt eigentlich nur noch eine Unbekannte, die das Nippon-Tourismusgeschäft derzeit kollektiv ausbremst: Fukushima. Alle in Niseko

Woher kommt das Interesse aus dem Ausland? Für Asiaten ist es die Nähe zu

befragten Seiten betonen, dass Niseko

ihrer Heimat. Via Direktflug nach

gapur und China sind groß einge-

und Hokkaido sicher sind: »Bitte

Sapporo sind sie schnell hier. 50

stiegen. Malaysia holt auf.

schreiben Sie das.« //

Prozent der Gäste in Niseko sind aus dem Ausland – davon 25 Pro-

Jahre eine Baustelle sein wird, haben Sie

waren. Sie werden aber mit Sicher-

bereits einen wenig genutzten Bikepark

heit schon bald von China eingeholt

angelegt. Ist das nicht ein bisschen früh?

werden. Gerade bei den internatio-

Kommentieren Sie diesen Artikel online: www.velobiz.de/ article/10239

Obwohl Hanazono noch an die zehn

zent Australier, die hier zuerst

Tourismus ist wichtig – und das

nalen Gästen stieg auch das Inter-

nicht nur im Winter. Den Bikepark

esse, in eine Eigentumswohnung,

sehe ich als Zukunftsinvestition.

ein Apartment oder Studio als Kapi-

Wenn hier erst einmal erste Über-

talanlage zu investieren, die dann

nachtungsmöglichkeiten mit Res-

in den Zeiten, in denen sie die nicht

taurants etc. stehen, soll alles da

selbst nutzen, vermietet wird. Spe-

sein – auch für sommerliche Aktivi-

ziell Investoren aus Hongkong, Sin-

täten. //

03/13 39


Report // Radtourismus Japan

Schon früh und groß was in NisekoHirafu und darüber hinaus in Hokkaido aufgebaut: Der gebürtige Australier Ross Findlay vor seiner NAC-Zentrale mit Outdoor-Laden im Unter- und JoJo’s Bar & Cafe im Obergeschoss. Von hier aus starten und enden alle Rafting, Canyoning, Trekking- und Rennrad-Touren.

Volles Programm auch im Sommer Eine große Nummer in der Community von Niseko ist Ross Findlay. Der Australier kam wie viele seiner Landsleute 1991 als Skilehrer nach Niseko. Er verliebte sich in den Ort und dachte darüber nach, was man denn hier so im Sommer anbieten könnte. 1995 startete er mit seiner Niseko Adventure Company (kurz NAC) und Rafting durch. Heute stehen neben Rafting auch Canyoning, Trekking und (Renn-)Radeln auf dem Programm.

D

»

einer bis in das darüber gelegene Cafe hineinwachsenden Kletterwand. Eine Filiale mit Kletterwand und Cafe gibt es auch schon in Sapporo. Somit wird beste Kundenbindung betrieben. Apropos japanische Kunden: Ross Findley sieht auch da einige Zukunftschancen. »Japans Wirtschaft läuft nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Heißt: Die Leute haben mehr Freizeit. Ich hoffe, daß sie diese Zeit auch dazu nutzen, in ihrer Heimat Urlaub zu machen und persönlich zu erleben, was es hier alles Schönes gibt. Hier kommt Niseko ins Spiel. Wir haben nicht nur Natur und schöne Landschaft zu bieten, sondern auch

as sommerliche Tourismus-

im Sommer vorbeischauen. Das ist vor

ein tolles umfangreiches

geschäft ist hier im Ver-

allem für Asiaten eine schöne

Aktivurlaubsangebot, das es in sich

gleich ziemlich neu.

Abwechselung, wenn sie dem heiß-

hat. Momentan bieten wir japani-

Anfangs haben wir gezielt

feuchten Klima ihrer Heimat entkom-

schen Touristen aufgrund ihrer

auf einheimische Touristen aus dem

men wollen. Auf Hokkaido ist es im

jeweiligen Kurzaufenthalte Package-

nahe gelegenen Ballungsgebiet Sap-

Vergleich immer angenehm kühl.«

Deals. Aber auch das kann sich,

poro gesetzt. Mittlerweile haben wir

40

Niseko Adventure Centre (NAC) mit

Mittlerweile beschäftigt Findlay im

wenn sie mehr Zeit haben, einmal

aber auch im Sommer mehr und mehr

Sommer 30 vollbeschäftigte Guides

ändern. Dann werden auch sie sich

Ausländer«, erklärt der fließend japa-

und hat sich in Niseko und Umgebung

vielleicht eine Eigentumswohnung

nisch sprechende und in Niseko hei-

ein kleines Imperium aufgebaut.

oder ein Haus in Niseko gönnen.

misch gewordene Australier. »Viele

Findlay’s JoJo’s Cafe & Bar gilt als

Oder ihre Kinder in Sommercamps

Touristen, die hier im Winter waren,

cooler Treffpunkt der Szene. Darunter

nach Niseko schicken. Wir sind

sagen, sie wollen auch gerne einmal

befindet sich Findlay’s Outdoor-Laden

bereit.« //

03/13


Report // Radtourismus Japan

NipponFerienort will mehr Furano ist eine typische »Laid-back«Ortschaft auf der nördlichen Japan-Insel Hokkaido. Wer hier im Sommer hinkommt, will vor allem entspannen. Dennoch sucht man emsig nach einer weiteren echten Sommer-Alternative für Ski und Snowboard im Winter. Zum Beispiel Radfahren. Daran arbeitet der freiberufliche Mountain-Ressort-Berater und Hobby-Downhiller Kenji Matsuzawa jetzt vor Ort.

W

Öffnet nur nach vorheriger Absprache und in Begleitung eines MTB-Guide ausnahmsweise auch im Sommer: Die Seilbahn des Wintersport-Gebiets Furano. Im Bild Trailbuilder Teppei Nakajima (links) und der in Furano lebende Mountain-Resort-Berater Kenji Matsuzawa an der Seilbahn-Bergstation.

ährend Furano inerhalb

auf die richtige Antwort zu haben:

man ganz unten anfangen. Das braucht

Japans hauptsächlich

»Wenn alle an einem Strang ziehen,

seine Zeit«, erklärt Hobby-Downhiller

mit seiner Blumenland-

können wir in Furano ein Top-Fahrrad-

Matsuzawa.

schaft in Verbindung

revier aufziehen, das Leute hierhin

gebracht wird, ist der Ort international

bringt, die länger als nur ein oder zwei

vor allem durch den Wintersport

Tage bleiben.«

bekannt geworden. Auf den Hausbergen

Also redet Matsuzawa mit mehreren

Liftebetreiber werden mit in den Sattel geholt Einen Teilerfolg kann der 39-Jährige

der seit 50 Jahren mit Wintersport in

offiziellen Stellen. Die Seilbahn-Betrei-

schon aufweisen: Die Seilbahnbetreiber

Verbindung gebrachten Ortschaft haben

ber hat er mittlerweile so weit, dass sie

gestatteten es ihm, einen Trail in die

bereits Ski- als auch Snowboard-Welt-

– wenn er eine Gruppe zusammen-

vorhandenen Skihänge zu ziehen. Um

cuprennen stattgefunden. Somit ist

bringt und die vorab anmeldet – ihre

das bewerkstelligen zu können, hat

zumindest der Winter für den dortigen

Anlagen anwerfen. Das läuft derzeit

Matsuzawa den Furano Mountainbike

Tourismus eine gute Einnahmequelle.

aber nur mit vorheriger Anmeldung und

Club ins Leben gerufen. Der hat mittler-

Trotzdem reichen die Besucherzahlen

einem Guide, der das Ganze organisiert

weile 21 Mitglieder. Wobei leider nur

längst nicht an den Juli heran, wenn

und vor allem: Verantwortung über-

sieben aus Furano selbst und die restli-

blumenbegeisterte Japaner aus den süd-

nimmt. Die Angst vor etwaigen Ansprü-

chen 14 aus der etwa 120 Kilometer ent-

lichen Ballungsgebieten des Landes mit

chen nach irgendwelchen Unfällen sitzt

fernten Hokkaido-Metropole Sapporo

ihren Kameras die bunte Landschaft

tief. Noch sind den Seilbahnbetreibern

kommen. Der Club kümmert sich

erstürmen.

diese Typen, die da mit ihren Bike-Boli-

sowohl um die Trails im Wintersport-

den die Skihänge herunterbrettern,

Gelände als auch um den Shimizuyama

vom Juli ist im sommerlichen Furano

Das ist auch ein Problem. Abgesehen

nicht ganz geheuer. »In Japan ist Moun-

Mountainbike Park, der auf einem von

nichts los. Kenji Matsuzawa glaubt, dar-

tainbiken kein Breitensport. Hier muß

der Stadt (die über ihre Tourismuszent-

03/13 41


Report // Radtourismus Japan

Schöne JapanSingletrails in und um Furano. Fahrradshuttle in Furano: Die MountainbikeAmbitionen des heimischen MTBKlubs stecken noch in den Kinderschuhen.

rale auch mit im Boot ist) zur Verfügung

statt – hat ebenfalls das Mountainbike

die mit der Seilbahn zu erreichenden

gestellten Gelände entstand. Matsuza-

als Sommeralternative entdeckt. Laut

»flowigen« Trails der Wintersport-Hänge

was Traum: »Ich würde gerne ein Moun-

Koordinatorin Ayako »Aya« Senda

zieht, wählen Mountainbike-Einsteiger

tain-College aufziehen, das sich nicht

»steckt alles noch in den Kinderschu-

vielleicht eher die von Sportpia angebo-

nur um Mountainbiking, sondern um

hen. Wir versuchen, die Leute mit leich-

tene Schotterweg-Strecke »Country

den Ganzjahressport der hiesigen Win-

ten Touren in unserer schönen Land-

Road« im nahe gelegenen Nakafurano.

tersportgebiete kümmert.«

schaft fürs Mountainbiking zu

Masterplan für Hokkaido

Gäste. Die Katastrophe in Fukushima

nicht als Konkurrenz: »Wir sind froh,

hat dem Übersee-Tourismus in Japan

dass sich auch von anderer Seite etwas

einen starken Dämpfer verpasst. Kenju

ido« bereits eine aus 12 führenden Win-

in Sachen Stollenreiter tut. Zudem ist

Matsuzawa ist sich dessen bewusst.

tersport-Ressorts bestehende Allianz.

Aya auf Hokkaido eine der ganz weni-

Auch wenn Hokkaido selbst nicht

Die kümmert sich aber nur um Schnee-

gen echten Mountainbikerinnen. Viel-

betroffen war bzw. ist: Es wird dauern

sport. Matsuzawa denkt eher an einen

leicht kann sie ja andere Mädels besser

bis vor allem westliche Urlaubsgäste

»großen Masterplan für Hokkaido«. Und

an unseren Sport heranführen als wir

zurückkommen. Die Zahlen der

weiß, dass er dafür ganz von vorne

Männer. Insgesamt ist die hiesige Moun-

Urlaubsgäste aus den benachbarten asi-

anfangen muß.

tainbike-Szene sehr männerlastig.«

atischen Ländern liegen jedenfalls

Natürlich gibt es mit »Skiing Hokka-

Deshalb hat er mit Mountainbiken

Kenji Matsuzawa ist auch derjenige,

schon wieder auf dem Niveau vor der

angefangen. Die aktuelle Szene ist klein.

der sich in und um Furano bestens aus-

Katastrophe. Deshalb schaut er positiv

Den auf Hokkaido bekannten und in der

kennt. Und mit seinen Englischkennt-

in die Zukunft: »Wir haben hier noch so

aktuellen Wintersport-Boomtown

nissen gerne sommerliche Übersee-

viel mit dem Aufbau einer Infrastruk-

Niseko lebenden Trailbuilder Teppei

Kundschaft begrüßen würde. Tolle

tur für Mountainbiker zu tun und hof-

Nakajima hat der Mann aus Furano

Sightseeing-Touren hat er bereits im

fen zuerst einmal darauf, dass unsere

schon für sich gewinnen können. Mitt-

Angebot. Die Trails im nordwestlich von

Landsleute diesen Sport für sich entde-

lerweile verbindet die beiden Freunde

Furano gelegenen Shirogane Onsen –

cken. Zudem müssen wir weitere Par-

mehr als »nur Mountainbiken«: »Unter

einem für seine heißen Quellen

teien in Furano überzeugen, daß sie

Anleitung von Teppei haben wir alle

bekannten Ort in den vulkanisch

vom Radsport profitieren können und

Trails in Furano gebaut. Unser eigener

geprägten Ishikari Mountains, zu denen

deshalb mitziehen. Da liegt noch viel

Bikepark wird für die Ausbildung zum

auch der mit 2.291 Metern höchste Berg

vor uns.« //

Trailbuilder und zum Mountainbike-

Hokkaidos Asahidake gehört – setzen

Guide genutzt. Auch da ist Teppei als

auf alte Pilgerpfade durch ursprüngli-

unser erster Ansprechpartner vor Ort.«

che Wälder mit bodendeckendem Sasa,

Langsam bewegt sich etwas. Sportpia

42

Das Angebot ist da. Nur: Es fehlen die

begeistern.« Matsuzawa sieht Sportpia

einer auf Hokkaido wie Unkraut aus

Co., Ltd. – sowohl Betreiber der Furano

dem Boden schießende dünnhalmigen

Ski School als auch eines Wintersport-

großblättrigen Bambusart. Und wäh-

Geschäfts inklusive Verleih und Werk-

rend es Downhiller vielleicht eher auf

03/13

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Vorschau // Travel Talk

Was ist Radreise-Trend?

Travel Talk lädt zum Netzwerken ein Wenn in der letzten August-Woche wieder die Eurobike in Friedrichshafen ihre Tore öffnet, haben auch Touristiker diesen Termin dick in ihrem Kalender markiert. Denn am dritten Messetag, also am Freitag (30.8.13), werden im Rahmenprogramm der Eurobike beim Travel Talk wieder die aktuellen Trends im Fahrrad-Tourismus vorgestellt und diskutiert. Text: Markus Fritsch

Zum Nachmittag trennen sich die

reiseszene längst eine Insti-

Themen beim Travel Talk: In einem

tution. Bereits zum zwölften

Raum geht es dann bei einer Podiums-

Tirol Werbung/Norbert Freudenthaler

D

er Travel Talk ist in der Rad-

Mal treffen sich während der

Eurobike die Marktteilnehmer der Fahr-

radtourismusbranche, um sich über neue Entwicklungen rund um den

diskussion um den aktuellen Stand der Entwicklung von E-Bike-Verleihsystemen. Als Podiumsgäste haben sich unter anderem die Macher der noch

Urlaub im Sattel auszutauschen. Der

jungen Initiative Fahrrad-Ferienland

Erfolg des Travel Talk ist dabei nicht

sowie Flyer-Frontmann Kurt Schär

unwesentlich der Tatsache geschuldet,

angekündigt. Nicht minder interessant

dass es den Organisatoren von der Messe Friedrichshafen und der Agentur Velokonzept Saade immer wieder gelingt, spannende Themen für die Veranstaltung aufzugreifen. Da soll natürlich die diesjährige Auflage keine Ausnahme machen. Gleich zum Auftakt der eintägigen Veranstaltung präsentieren beispielsweise die Marktforscher von Trendscope neue Erkenntnisse über die Customer Journey der Radurlauber, also den Prozess

2013

FRIDAY AUGUST 30

FRIEDRICHSHAFEN, GERMANY

TRAVEL TALK THE 12TH BIKE AND TOURISM CONGRESS DER 12. FAHRRADTOURISMUS-KONGRESS

WWW.EUROBIKE�TRAVELTALK.COM

sind die Themen im Nachbarraum, wo über den aufstrebenden Fahrradtourismus in Asien diskutiert wird. Die Teilnehmer des Travel Talk kommen jedoch nicht nur nach Friedrichshafen, um sich neuen Input zu holen, sondern vor allem auch zum Erfahrungsaustausch und Netzwerken unter Kollegen. Dem wird nicht nur mit ausgiebigen Pausen Rechnung getragen, sondern auch mit Talkrunden zum Ausklang des Travel Talk, bei denen

von der Ideenfindung bis zur tatsächli-

Experten aus verschiedenen Markt-

chen Buchung einer Reise. Auch der

segmenten der Fahrradbranche zum

darauf folgende Vortrag bedient sich

Fachsimpeln über neue Produkttrends

inhaltlich bei aktuellen Marktfor-

Urlaubsgästen auf zwei Rädern schon

schungsergebnissen: Bernd Holzhauer

einige Erfolge vorweisen können. Den

vom Verlag Motor Presse Stuttgart wird

Weg dorthin wird der Tiroler Touris-

gramm des Travel Talk, das zudem

die Vorlieben von Mountainbikern und

musdirektor Josef Margreiter in seinem

noch einige weitere Vortragsthemen

Rennradlern im Urlaub anhand einer

Vortrag erklären.

enthält, gibt es im Internet unter

Leserbefragung darstellen. Seit diesem Jahr ist Tirol neues Partnerland der Eurobike. Da darf natürlich

Wege ist auch ein gutes Stichwort für den danach folgenden Beitrag von Lukas Stadtherr (Stiftung SchweizMo-

ein Beitrag von Tirol Marketing nicht

bil), der neue Strategien beim europäi-

fehlen. Zumal die Tourismusstrategen

schen Radfernwegenetz EuroVelo vor-

aus Innsbruck gerade auch bei den

stellen wird.

einladen. Detaillierte Informationen zum Pro-

www.eurobike-traveltalk.com. // Kommentieren Sie diesen Artikel online: www.velobiz.de/ article/10288

03/13 43


Projekte // Victoria im Fahrrad-Ferienland

Das Online-Portal ist die zentrale Buchungsplattform für Fahrrad-Ferienland.

Hartje entdeckt den E-Bike-Tourismus Der Tourismus wird auch für Fahrradhersteller immer mehr zum spannenden Betätigungsfeld. Ein jüngstes Beispiel liefert nun die Hermann Hartje KG, die mit den E-Bikes ihrer Marke Victoria nun das ambitionierte Projekt FahrradFerienland gestartet hat.

44

ist nur wenig wert, wenn der Urlauber zwar mobil ist, aber nicht weiß, wo er

land nun auf weitere Regionen in

denn nun in der Fremde mit seinem

Rheinland-Pfalz, auf das Saarland und

gemieteten Zweirad-Glück hin soll«,

Luxemburg sowie Teile von Nieder-

heißt es dazu bei Hartje.

sachsen ausgeweitet. Im Unterschied zu bereits bekann-

Die teilnehmenden Partner werden in regionalen Fahrrad-Ferienland-

ten Verleihkonzepten für E-Bikes setzt

Magazinen vorgestellt, die bei Gastbe-

Hartje mit Fahrrad-Ferienland neben

trieben und Touristik-Informationen

Hotellerie und Gastronomie vor allem

ausliegen und ein spezielles E-Urlaub-

auch auf die eigenen Handelspartner,

Arrangement anbieten. Alle teilneh-

denen ein »Rundum-Sorglos-Paket« für

menden Verleihstationen sind zudem

die Vermarktung der Miet-E-Bikes

über ein internes Online-Netzwerk

geboten werden soll. Dazu zählt neben

miteinander verbunden, sodass auch

der Ausstattung mit für den Verleih

spontane E-Bike-Mietanforderungen

geeigneten Victoria-Modellen vor

durch den Bestand an Pool-Rädern

allem auch ein Vermarktungskonzept,

bedient werden können. Dank der

usammen mit dem Projekt-

in dessen Mittelpunkt als Buchungs-

zahlreichen Handelspartner von Victo-

partner Respo GmbH hat

plattform die Webseite www.fahrrad-

ria sei zudem ein flächendeckender

Hartje das Projekt Fahrrad-

ferienland.de steht.

technischer Support gewährleistet. //

Text: Markus Fritsch

Z

Zum Start der Urlaubssaison wurde die Vermarktung von Fahrrad-Ferien-

Ferienland bereits in einer

Besonderes Augenmerk wird zudem

Pilotregion ausgiebig erprobt. Als Ter-

auf ein ansprechendes Angebot bereits

rain, um dem Konzept den nötigen

ausgearbeiteter Touren gelegt, das

Feinschliff vor dem offiziellen Start zu

Mietkunden auf Wunsch auch mittels

geben, wurde die Moselregion gewählt.

entsprechender GPS-Leihgeräte erfah-

Nicht nur, weil es sich hier um eine der

ren können. »Was sich als nette Option

beliebtesten Radreiseregionen handelt,

im Tages- oder Wochenprogramm

sondern auch, weil es sich um das

anbietet, endet aufgrund mangelnder

Hausrevier des rheinland-pfälzischen

Ausgereiftheit seitens des Anbieters

Projektpartners handelt.

schnell im Frust. Ein gemietetes E-Bike

03/13

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Produkte

Fahrradparken in allen Lebenslagen Wenn es um die sichere Unterbringung von Fahrrädern geht, greifen viele Touristiker und Stadtplaner, aber auch immer mehr Privathaushalte zum umfangreichen Katalog von WSM. Darin finden sich auch für die aktuelle Saison wieder einige Neuheiten und Weiterentwicklungen populärer Produkte.

Mit der zweiten Generation der ADFCzertifizierten BikeBox von WSM können Wind und Wetter einem Fahrrad nichts mehr anhaben. Die Fahrradgarage, die vor Hotels oder auf Campingplätzen genauso eine gute Figur macht wie in Privathaushalten, bietet mit 85 cm Breite und 205 cm Länge genügend Platz für fast jeden Fahrradtyp. Eine Verzinkung macht die Stahlblechkonstruktion dabei korrosionsfest und wetterbeständig. Und mit nur 83 kg Gewicht macht sie auch mit wenig Aufwand einen Standortwechsel mit. Für sichere und gleichzeitig komfortable Unterbringung auch hochwertiger Fahrräder sorgt ein Einhebelgriff-Zylinderschloss, mit dem die Dreipunktschließung der verstärkten Türkonstruktion verriegelt werden kann. Individuelle Lackierungen und verschiedenes Zubehör wie Safe-O-Mat-Pfandschlösser und Pedelec-Ladevorrichtungen rüsten die BikeBox für den gewerblichen oder touristischen Einsatz. Die modulare Bauweise erlaubt zudem den einfachen Austausch eventuell beschädigter Teile.

Klares Design, sichere

Bei WSM gehen auch die popu-

Funktionen, langlebige

lären Anlehnparker mit der Zeit:

Qualität – das sind die Merk-

Nachdem die Lenker von Fahr-

male der neuen Pedelec-

rädern tendenziell immer breiter

Ladestation von WSM.

werden, gehen auch die neuen

Die kompakte Station wird

Versionen mit dem Zusatz XBF

anschlussfertig geliefert und

in der Modellbezeichnung in die

kann entsprechend den

Breite. Der Abstand zwischen

Anforderungen mit einem

zwei Fahrrädern wurde dabei auf

Pfandschloss und Beleuch-

50 cm vergrößert. Durch eine

tung erweitert werden. Das

abwechselnde Hoch-/Tiefstellung

Untergestell wird wahlweise

der Abstellplätze ist gleichzeitig

zum Aufdübeln oder Ein-

eine gute Raum-Ökonomie

betonieren angeboten.

gewährleistet. Nicht zuletzt deshalb hat der ADFC diesem Produkt sein Prädikat »Empfohlene Qualität« verliehen.

46

03/13


Produkte

Endura Enduras Radhosen-Programm hat mit der neuen Singletrack Lite Short soeben Verstärkung erhalten. Die Short im Enduro-Stil aus einem leichten 4-Wege-Stretch-Material ist die richtige Wahl fürs Biken an warmen Sommertagen. Und wenn die Sonne mal nicht mitspielt, sorgt ein wasserabweisendes DWR-Finish für Wetterschutz. Der Sitzbereich ist durch ein dauerhaftes, robustes Material verstärkt, um eine lange Lebensdauer der Hose und besten Komfort zu garantieren. Die Beininnenseiten sind nahtlos gehalten, um Wundscheuern zu vermeiden. Seitliche mit Netzmaterial hinterlegte Belüftungsreißverschlüsse und zusätzliche laser-geschnittene Perforationen sorgen für Ventilation an heißen Tagen. Die schmal geschnittene Short ist mit zwei Reißverschluss-Fronttaschen ausgestattet; eine Reißverschluss-Sicherheitstasche ist zudem in den hinteren Bund eingearbeitet. In der rechten Fronttasche findet sich ein praktischer Schlüsselclip. Der Sitz kann über den weitenregulierbaren Bund mit Klettverschluss individuell eingestellt werden.

Therm-A-Rest Outdoor-Schlafausrüster Therm-A-Rest führt in der kommenden Saison die neue Technologie ThermaCapture ein. Eine dünne wärmereflektierende Schicht verspricht dabei mehr Wärme insbesondere bei Damenschlafsäcken mit Daunen- und Synthetikfaserisolation. Eine weitere Anwendung sind die faltbaren Feldbetten von Therma-A-Rest, die nun mit einem entsprechenden Inlay aufgerüstet werden können. Laut Hersteller seien dadurch mit wenigen Handgriffen Temperatursteigerungen von fünf bis acht Grad möglich.

MSR Die Zeiten der ewig grünen Outdoor-Zelte sind zumindest bei MSR vorbei. Das neue Modelljahr des Outdoor-Ausrüsters bekommt einen frischen hell-grauen Anstrich auf die Zeltaußenhaut. Und auch der ehemals morastig braune Zeltboden verwandelt sich in ein sattes Rot. Neben dem frischen Farb-Update hat MSR seine bewährte Hubba-Reihe komplett überarbeitet und bringt mit der Linie Hubba NX neue Features und Funktionen. Sterngucker kommen mit der neuen Konstruktion voll auf ihre Kosten, da sich das Außenzelt wie bei einem Cabrio zusammenschieben lässt. Mit nur wenigen Handgriffen ist der volle Wetterschutz gleich wieder hergestellt. Alle Zelte der Hubba NX Reihe haben gegenüber ihren Vorgängermodellen um bis zu 0,88kg an Packgewicht verloren.

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Produkte

Trek vereint zwei Welten Trek stellt zwei neue 29erPlattformen vor: das Trailbike Fuel EX 29 und das EnduroBike Remedy 29. Beide Räder verbinden die Full-SuspensionTechnologie von Trek mit dem präzisen Handling der von Gary Fisher entwickelten G2-Geometrie. Das grundlegende Ziel hinter den Neuentwicklungen liegt in der Übertragung von Trek's patentierten Technologien auf 29-ZollLaufräder. Das Full-Floater-Design des Hinterbaus soll durch den Trek-eigenen DRCVDämpfer (Dual-rate Control Valve) und den Active Braking Pivot auch in der Welt der großen Räder zur Benchmark werden. Das 140-mm-Remedy-29 (Bild oben) kommt zunächst in drei Alu-Varianten und ist in fünf Größen erhältlich. Das 120-mm-Fuel-EX-29 (Bild unten) ist ab sofort in drei Alu- und drei Carbon-Modellen sowie in sechs Größen erhältlich. Das Top-Modell Fuel EX 9.9 29 ist über das ebenfalls neue Custom-Bike-Programm Project One Mountain frei nach Kundenwunsch konfigurierbar. »Das Fahrverhalten der neuen Plattformen wird die Erwartungen eines jeden TrailConnaisseurs übersteigen«, so Travis Ott, Trek Global MTB Brand Manager.

48

03/13


Team // Autoren und Fotografen

Reiner Kolberg

Jürgen Wetzstein

… ist Kommunikationsbera-

… hat sich seine ersten

ter und als Journalist für die

journalistischen Sporen als

Themen Fahrrad, E-Bikes und

Sportreporter für eine Tages-

Leicht-Elektrofahrzeuge spezi-

zeitung verdient, bevor den

alisiert. Unter www.e-bikeinfo.

Diplom-Volkswirt der Wech-

de betreibt er seit 2011 ein

sel zum Wirtschaftsjournalis-

eigenes Internetportal. Als

mus in der Redaktion von

Kommunikationsexperte

SAZbike lockte. Auch privat

befasst sich der Kölner seit Jah-

ist der Mitgründer von velo-

ren mit gesellschaftlichen Ver-

biz.de und Vater zweier Töch-

änderungen und dem Thema

ter ein begeisterter Sportler und Radfahrer.

Markus Fritsch

Zukunft der Mobilität – unter

Jo Beckendorff

anderem in leitender Funktion in der Fahrradbranche.

… hat mehr als nur ein

… hat nach beruflichen Sta-

journalistisches Interesse an

tionen im Fahrradhandel und

Japan. Seit einer längeren

der Industrie sowie beim Bran-

Tätigkeit als Skilehrer in

chenmedium SAZbike im Jahr

Japan hat Beckendorff die

2007 das Fachportal velobiz.de

Verbindung zum Land der

zusammen mit Jürgen Wetz-

aufgehenden Sonne privat

stein gegründet. Auf dem

und beruflich nicht abreißen

Fahrrad sitzt der zweifache

lassen. Der Wahlmünchner

Familienvater nicht nur im All-

mit Dortmunder Wurzeln

tag häufig, sondern besonders

arbeitet für zahlreiche natio-

gerne auch beim Radwandern

nale und internationale Fach-

und auf Genuss-Rennradtou-

medien im Fahrradsegment.

ren im Alpenvorland.

Darüber hinaus ist Beckendorff einer der Gründer des englischsprachigen Fachverlags Bikeshow Daily.

Yorick Carroux

Georg Bleicher … ist studierter Germanist und gelernter Journalist. Nach

… verleiht dem velobiz.de

seinem ersten Bike-Leben als

Magazin seine besondere Bild-

Fahrradkurier und -schrauber

sprache. Der Fotograf ist im

in Bielefeld arbeitet der Wahl-

Schweizer Engadin aufgewach-

kölner aus Bayern seit 15 Jahren

sen, wo er früh seine Liebe

als Freelancer im Fahrradbe-

zum Bergsport und zu Extrem-

reich. Er schreibt und fotogra-

Sportarten entdeckte. Sein

fiert für zahlreiche Fachmaga-

Talent stellt er gleichermaßen

zine wie auch velobiz.de.

in den Dienst von werbetreibenden Unternehmen sowie namhafter Magazine.

03/13 49


Epilog

Hidden Champion

Impressum

Während diese Ausgabe von velobiz.de Magazin entsteht, wird vielerorts in Deutschland noch angepackt, um die Schäden der Überschwemmungen der vergangenen Wochen zu beseitigen. Die gute Nachricht ist, dass die Radwanderrouten entlang von Donau, Elbe und Inn, wo das Hochwasser besonders schlimm gewütet hat, schon wieder größtenteils befahrbar sind oder zumindest in den nächsten Tagen für den Radverkehr freigegeben werden sollen. Dass auf den Flussradwegen, unmittelbar nachdem die Wasserpegel wieder gesunken waren, mit dem Aufräumen und der Instandsetzung begonnen wurde, zeigt auch deren Bedeutung für diese Regionen. In vielen Teilen Deutschlands bedeutet Tourismus vor allem Fahrradtourismus. Vor diesem Hintergrund überraschen auch jene Studien nicht, die dem Urlaub im Fahrradsattel einen erheblichen Anteil an der touristischen Wertschöpfung in Deutschland bescheinigen. Dennoch ist der Fahrradtourismus ein Hidden Champion, dessen Stellenwert selbst viele Marktteilnehmer in der Fahrradbranche unterschätzen. Fragt man uns - die Fahrradbranche - nach unseren wirtschaftlichen Inhalten, antworten wir oft mit urbaner und E-Mobilität oder dem Fahrrad als Sportgerät. Dass wir vor allem aber auch Ausrüster für den Urlaub oder die kleine Flucht vom Alltag am Wochenende sind, kommt hingegen den wenigsten bei dieser Frage in den Sinn. Wer daran zweifelt, sollte sich mal fragen, warum Reiseräder - oder neudeutsch ausgedrückt Trekking-Bikes - die mit Abstand meist verkaufte Fahrrad-Kategorie in Deutschland sind. Wer nun neugierig geworden ist, welche Potenziale und neue Ideen der Fahrradtourismus für sein Unternehmen bereit hält, dem sei der Travel Talk im Rahmenprogramm der Eurobike ans Herz gelegt. Am dritten Messetag werden hier nicht nur neue Trends und Best-Practice-Beispiele vorgestellt, der Travel Talk ist zudem auch ein Treffen nahezu aller wichtigen Akteure der Fahrradtourismus-Szene. Deren Grund, nach Friedrichshafen reisen, ist oft auch der Wunsch, neue Kontakte mit der Fahrradbranche zu knüpfen. Somit wären wir auch schon wieder bei der Überleitung zur nächsten Ausgabe von velobiz.de Magazin, die kurz vor der Eurobike erscheint und in der wir einen großen Bogen spannen wollen um die Frage: Was ist Trend im kommen-

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Die nächste Ausgabe von velobiz.de Magazin erscheint am 20.8.2013 (Thema: Trends 2014 / Eurobike-Vorschau). Foto: Messe Friedrichshafen

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ISPO BIKE 2013, münchen 25.–28. JULI 2013

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