Ročenka 2004 - 2005

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Zoltán Gyalókay: Die Madonnenfigur von Dominikowice

3. Madonna von Riessdorf (Ruskinovce). Anfang des. 14. Jhs. Slovenská národná galéria, Bratislava. Foto: Fotoarchív SNG – J. Učníková

Jede der erwähnten Figuren weist jedoch im Rahmen dieser Richtung einen eigenen, reifen Stil auf. Was sie auf den ersten Blick voneinander unterscheidet, ist die zweifache Gestaltungsart Marias Mantels. Im Falle der Figur aus Strážky zeigt der geöffnete Mantel Fragmente des Kleides, und seine Ränder verlaufen senkrecht bis zu den Füssen der Statue. In den anderen Beispielen wird der Mantelschoss vom linken Ellenbogen am Leibe in der Taillenhöhe festgehalten und ein wenig nach vorne vorgeschoben, wobei sich das Gewand rhythmisch in bogenartige Falten legt. Beide Formen solcher Gewandgestaltung überdauerten das ganze 14. Jahrhundert. Diese Tatsache diente als Basis zur Klassifizierung des größten Teils dieser Denkmäler-Gruppe, in deren Rahmen man zwei Hauptgruppen unterscheidet: die eine mit dem geöffneten Mantel, die auch als der „lineare Stil“ bezeichnet wird, und die andere Gruppe mit dem charakteristisch geschlossenen Gewand.6

2. Madonna von Neusandetz (Nowy Sącz). 3. Viertel des 14. Jhs. Pfarrkirche St. Margarete. Foto: S. Stępniewski

Die hier erwähnten Madonnen sind die exzellentesten Beispiele der Zipser Schnitzerei des 14. Jahrhunderts und zählen zu den ältesten, auf diesem Gebiet erhaltenen Holzfiguren. Deswegen dienen sie als Ausgangspunkt zu den Recherchen über die frühe Periode der gotischen Bildhauerei in Oberungarn. Zu den wichtigsten Merkmalen der Richtung, die im großen Masse die Bildhauerkunst auf diesen Gebieten gestaltete und bis Ende des Jahrhunderts andauerte, gehört u. a. die Art des „räumlichen Hineinkomponierens“ der leicht bewegten Figur mit der charakteristischen Körperbiegung in der S-Form, aber auch der lyrische Gesichtsausdruck der Maria und die Sparsamkeit in der Gestik, die sich im Mangel des direkten Kontaktes zwischen Mutter und Kind äußert.

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Kat.] Hg. Dušan BURAN. Bratislava 2003, S. 691-692 [weiter zit. als BURAN (Hg.) 2003]. GLATZ 1995 (zit. Anm. 3), Kat. Nr. / Abb. 2; SUCKALE, Robert: Madona zo Strážok. In: BURAN 2003 (zit. Anm. 3), S. 692. TÖRÖK, Gyöngyi: The First Virgin and Child from Toporc. In: The Hungarian National Gallery, The Old Collections. [Ausst. Kat.] Budapest 1984, Kat. Nr. / Abb. 11; SUCKALE, Robert: Madona z Toporca I. In: BURAN (Hg.) 2003 (zit. Anm. 3), S. 691. SCHÜRER, Oskar – WIESE, Erich: Deutsche Kunst in der Zips. Brünn – Wien – Leipzig 1938, S. 59; CIDLINSKÁ, Libuše: Slovenské


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