Ročenka 2004 - 2005

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Hana Hlaváčková: Mistr Pavlových epištol

torským atelierem, pracujícím pro „církevní“ objednavatele, který působil patrně při pražském arcibiskupství. Některé zakázky provedl samostatně, snad jen se svými vlastními pomocníky, kteří pracovali přísně v jeho intencích. Přes nevelkou kvalitu své práce byl Mistr Pavlových epištol zřejmě dobře znám svou pracovitostí a spolehlivostí v plnění úkolů a dodržování termínů. Z množství rukopisů, na nichž má jen malý, nepříliš významný podíl, se zdá, že byl snad pověřován úkolem dokončovat rukopisy, které jeho schopnější, ale méně spolehliví kolegové nedokončili nebo nedodali včas. Pozoruhodný je jeho podíl i na rukopisech dvorských, např. jmenované Zlaté buly nebo astrologického rukopisu zv. Quadripartitus.30 Dvorská dílna, z níž pocházejí rukopisy Václava IV., pracovala totiž,

podle mého názoru, odděleně od dílny „církevní“ a iluminátoři těchto dvou dílen vesměs nebyli až do pokročilých 90. let 14. století totožní. Kolem roku 1400 se ale zřejmě dvorský atelier rozpadá a pozdní rukopisy z něj vycházející, např. Zlatá bula, nebo i některé starší nedokončené kodexy, byly dokončovány méně kvalitními malíři z církevního atelieru. Pro dokončování těchto rukopisů byl opět použit osvědčený a spolehlivý, byť ne příliš invenční iluminátor – Mistr Pavlových epištol. Hana Hlaváčková, Ústav dějin umění AV ČR, Praha

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Ptolemaios: Quadripartitus. Vídeň, ÖNB, cod. 2271.

Meister der Paulusbriefe Zusammenfassung Die zwei Initialen auf den Fragmenten der gotischen Handschriften aus dem Kremnitzer Archiv waren an der Preßburger Ausstellung Gotik zum ersten mal der Fachöffentlichkeit vorgestellt und gleichzeitig dem Meister der Paulusbriefe, einem böhmischen, sehr wahrscheinlich Prager Illuminator zugeschrieben. Er war ein ausgesprochen fruchtbarer Künstler, alle seine Werke (es sind bisher etwa 30 bekannt) entstanden in der Zeit des König Wenzels IV., also in der Periode, die man als „Goldenes Zeitalter“ der böhmischen Buchkunst bezeichnen kann. Obwohl die Zahl der diesem Maler zugeschriebenen Handschriften und Miniaturen so groß ist, hat man seiner Persönlichkeit bisher kaum entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet. Wohl deshalb, weil seine Buchmalereien nicht zu dem Qualitätvollsten ihrer Zeit gehören. Die Kremnitzer Fragmente stellen zwei beiderseitig beschriftete Folia mit lateinischem, in gotischer Textur und zwei Spalten geschriebenen Text. Laut diesen handelte es sich ursprünglich um ein Missale. Im ersten Fall geht es um ein Bruchteil des sanctorale zum Fest der Purificatio Mariens – 2. Februar mit der historisierten Initiale des Messe-Introit (Ps. 47, 10-11). Die Initiale wird von der Szene der Darbringung Christi im Tempel dominiert. Das zweite Fragment, wohl ursprünglich Bestandteil derselben Handschrift, gehörte ebenfalls zu dem sanctorale. Auf dem Recto des Folios findet man eine Rubrik zum Fest des hl. Appolinarius, auf dem Verso dann den entsprechenden Psalmen (131, 9-10), gelesen (gesungen) auch für das Fest des Bischof-Martyrers in commune sanctorum. In der Initiale ist thronender hl. Petrus dargestellt, wie er eine Mitra auf den Kopf seines knienden Schülers Appolinarius aufsetzt. Während die erste Szene in den Missalwerken häufig begegnet, ist die zweite relativ selten. Das Fest des hl. Appolinarius ist dabei ganz üblich und als solches auch in allen zeitgenössischen Missalien der Prager Diözese zum 23. Juli erwähnt, es war bisher aber kein Bild bekannt. Daher bietet sich also die Hypothese an, daß das Missale für die Kapitelskirche St. Appolinarius in Prager Neustadt gestiftet wurde. Wenn auch seine Datierung etwas schwierig vorkommt, könnte man es nach dem Dekor vor oder um 1400 datieren, als hier Olbram von Škvorec das Amt von Propst und Wenzel von Radeč das von Dekan inne hatten. Der anonyme Künstler ist nach der Ausstattung der deutschen Übersetzung der Paulusbriefe-Perikopen genannt, heute in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien aufbewahrt. Diese Handschrift wurde lang als zum Hofkreis Wenzels IV. zugehörig betrachtet. Doch vertritt die Autorin die Ansicht, sie sei weder für den König gestiftet worden, noch in seinem unmittelbaren Kreis entstanden. Zudem ist ihre Ausstattung weit bescheidener als bei den höfischen Handschriften der Fall gewesen ist. Außer der Paulusbriefe ist ihr Meister Autor von zahlreichen anderen illuminierten Kodizes, in seinem Buch über die Handschriften Wenzels IV. hat sie Josef Krása insgesamt 21 gezählt. Seitdem ist aber ihre Zahl noch gestiegen, Regina Cermann fügte ihnen noch ein Stundenbuch der Berliner Staatsbibliothek hinzu, die Autorin dieses Beitrags fand eine in Göttweig (Astexan de Osti: Summa de causibus conscienciae) und eine in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Guglielmus Parisiensis: De universo).

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