Ročenka 2004 - 2005

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Galéria – Ročenka SNG 2004–2005

Serbien), Đakovo (Diakovár; Kroatien), Stuhlweissenburg – gehört, die eine Verwandschaft mit realistischen Bestrebungen in österreichisch-bayerischen Gebieten zeigen, die aber im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts höchstwahrscheinlich in Gran gefertigt wurden.73] Die früheste slawische Inschrift74 eines Grabmals in Ungarn mit der Jahreszahl 1535 zeigt die fragmentarisch erhaltene Grabplatte eines Ritters mit Schild und Fahne, die nach sekundärer Nutzung in der städtischen Bierbrauerei von Skalitz 1910 ins Nationalmuseum von Budapest gelangte.75 [Abb. 13] Der mit wenigen Renaissanceelementen durchsetzte spätgotische Stil des Grabmals steht allein im Denkmalmaterial Ungarns – sein Ursprung kann in nordwestlicher Richtung, in Mähren, gesucht werden. Die Ritterrüstung, der vor das Bein gestellte, großformatige Schild mit einem aus Helm, Helmzier und Schild zusammengesetzten, kleineren Wappen ähnelt dem Grabstein von Arnošt Kužel von Žeravice († 1524) in der Kathedrale von Olmütz (Olomouc; Mähren), dem Werk des mit dem Monogramm PH bezeichneten Olmützer Meisters, vielleicht eines Nachfolgers des deutschen Bildhauers Hans Backoffen.76 Es ist zu betonen, dass das Material der Skalitzer Platte ebenso wenig Rotmarmor ist, wie bei mehreren mährischen Grabdenkmäler. Die westlichen und nordwestlichen Gebiete des mittelalterlichen Ungarns sind an Grabdenkmälern des Renaissancestils ziemlich arm. Die früheste solche Grabplatte ist das von seinem Bruder Peter bestellte

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12. Grabplatte eines Priesters (†1517), Pfarrkirche von Korneuburg (Niederösterreich). Foto: P. Lővei

Die Romer- und Illésházi-Grabdenkmäler zeigen typologische Ähnlichkeiten mit niederösterreichischen Priestergrabmälern: So zeigt z. B. die Platte in der Pfarrkirche von Korneuburg mit der Jahreszahl 1517 [Abb. 12] die Figur eines Geistlichen in derselben Haltung, segnend mit Kelch, wie die Illésházi-Platte, der Faltenstil der ungarischen Denkmäler ist aber viel schematischer. Die asymmetrische Darstellung der Figuren ist auf anderen Grabdenkmälern von ungarischen Prälaten unbekannt, unabhängig von der höheren oder niedrigeren Qualität der Stücke. [Ein gutes Beispiel für die allgemeine symmetrische Darstellung ist das Grabmal des Bischofs Georg Berzevici († 1437) in der Kathedrale von Neutra (Nitra, Nyitra; Komitat Nyitra),72 das zu einer Gruppe von Grabdenkmälern – in Gran, Wesprim (Veszprém; Komitat Veszprém), Dombó (Novi Rakovac;

FIALA , Andrej: Kamenné architektonické články a náhrobníky. In: Gotické umenie z bratislavských zbierok. [Ausst. Kat.] Hgs. Anton C. GLATZ – Marta JANOVÍČKOVÁ. Bratislava, 1999, S. 67 (Kat.Nr. 55.) – falsch gelesen und frühdatiert; LUXOVÁ 2003 (zit. Anm. 8), S. 325. 72 VARGA – LŐVEI 1990–1992 (zit. Anm. 12), S. 140 141, 163, 164; LUXOVÁ 2003 (zit. Anm. 8), S. 325, 665-666 (Kat.-Nr. 2.2.6). 73 TÓTH, Sándor: 15. századi sírplasztikánk és a Kassai Jakab-kérdés. In: Ars Hungarica, 3, 1975, S. 333, Abb. 80; TÓTH, Sándor: Sírkő töredékei. In: Paradisum plantavit. Bencés monostorok a középkori Magyarországon. [Ausst. Kat.] Hg. Imre TAKÁCS. Pannonhalma, 2001, S. 458 (Kat.-Nr. V.74.). 74 Die obersten Teile der Buchstaben sind überwiegend verstümmelt. Nach meiner sehr unsicheren Lesart: Letha ic 1535 wsobot. ... ...z...vie.. ... ...eig a..to po... ... pano... Raiz ... 75 NAGY, Mihály – BICZÓ, Piroska: Lapidarium. A Magyar Nemzeti Múzeum kőtára. [Budapest,] 1998, S. 11. 76 HOMOLKA, Jaromír: Pozdně gotické sochařství. In: Dějiny českého výtvarného umění od počátku do konce středověku. Hg. Rudolf CHADRABA. Praha, 1984, I/2, S. 560, Abb. 417; HLOBIL, Ivo: The Arts in Moravia and Silesia from the Gothic to the Renaissance, 1400–1550. In: The Last Flowers of the Middle Ages from the Gothic to the Renaissance in Moravia and Silesia. Ed. Ivo HLOBIL et al. Olomouc, 2000, S. 56-57; HLOBIL, Ivo: Wendepunkt zur Synthese: Ausstellung „Von der Gotik zur Renaissance – Die Bildkünstlerische Kultur in Mähren und Schlesien von 1400–1550“. In: Umění, 48, 2000, S. 331; HLOBIL, Ivo: Rytířské náhrobníky rané renesance na Slovensku a Moravě. In: Ars, 35, 2002, S. 121-122, Abb. 15.

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