marlowski Magazin 2016.04

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Ein tragisches Ende zwischen Muellbergen

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»Ich fürchte, da werden wir ihnen nicht mehr helfen können«, die Stimme von Frank Ehlers klingt mitfühlend, auch wenn sich um seine Lippen ein amüsiertes Lächeln abzeichnet. »Aber wir schauen mal, was wir tun können. Viel Hoffnung hab’ ich aber nicht.« Er reicht mir einen Helm und wir betreten durch eine Seitentür die Müllverbrennungsanlage. »Tut mir leid um ihren Freund. Aber wer einmal hier angeliefert wird, löst sich bei über 950° C in den Kesseln schnell in Rauch auf.« Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich schlucke den Kloß im Hals herunter: »Es war ein Unfall. Christopher ist aus dem Fenster gefallen und unglücklich gelandet. Ich kenne ihn schon seit der Kindergartenzeit. Ich werde ihn sehr vermissen.« »Wirklich tragisch.« Der Geschäftsführer des MVK reicht mir ein Taschentuch. »Aus dem Fenster direkt in den Müllwagen zu fallen, ist allerdings schon ein Kunststück. Aber sind sie nicht eh schon ein bisschen zu alt für einen Teddy?«, fragt er mich jetzt mit einem ausgewachsenen Lächeln im Gesicht. Ich schniefe übertrieben laut ins Taschentuch. »Vielleicht. Aber er war ein guter Zuhörer, mochte immer alles, was ich für ihn gekocht hab’, und war auch Bayern-Fan. Er war ein echter Teufelskerl.« Herr Ehlers klopft mir auf die Schulter. »Dann wollen wir mal schauen, ob wir Christopher die letzte Ehre erweisen können.«

hundertsechs meter kiel – müllverbrennungsanlage kiel, part i


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