Mitteschön Magazin - Ausgabe 14

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14   Glückstag

Barcomi´s Deli

Doch zurück auf Anfang. Für unseren heutigen Glückstag treffen wir Kathi im Barcomi’s Deli in den Sophie-Gips-Höfen. „Seit ein paar Monaten geht mein Sohn hier um die Ecke in die Kita. In der Eingewöhnungsphase habe ich hier immer meinen Kaffee getrunken, während ich auf ihn gewartet habe.“ Kathi macht seit 2001 die Kostüme für die Chicks on Speed, seit 2006 performt sie auch auf der Bühne und ist fester Bestandteil des Ensembles. Wenn man das überhaupt so nennen kann – der Kern der Chicks besteht aus Melissa Logan und Alex Murray-Leslie, darum gruppiert sich eine wabernde Masse aus Chicks, die je nach Bedarf und Zeit mit auf der Bühne stehen. Heute Abend im Künstlerhaus Bethanien werden es fünf sein, Kathi ist aber erst morgen dran. Ob sie noch Lampenfieber hat? „Heute noch nicht. Aber morgen, vor der Performance bestimmt. Da hat man schon Respekt.“ Bekannt wurden die Chicks um die Jahrtausendwende durch ihre Musik. Kathi lernte Alex kennen, als gerade Kaltes Klares Wasser im Radio hoch und runter gespielt wurde, in einer Bar in der Torstraße, die Dirt hieß, ein Laden, der komplett weiß war und mit der Zeit immer dreckiger wurde. „Ich fand den Track total super und hab Alex gleich zu meiner Diplom-Modenschau an der ‚Esmod‘ eingeladen. Sie kam prompt, und daraufhin haben wir zusammengearbeitet. Wir haben damit angefangen, alte Sweatshirts zu bedrucken, und haben dann daraus Mützen, Schals und so gemacht. Auf

Petite Boutique

Alex’ Dachboden in der Torstraße, da war’s total kalt.“ Wer unsere Rubrik Glückstag kennt, der weiß, dass wir uns mit Menschen, die das Gesicht von Berlin mitprägen, durch sie Stadt treiben lassen, um Neues zu finden oder Bekanntes wieder zu entdecken. Die Kaffeerösterei Barcomi’s, in der wir unseren Tag beginnen, ist inzwischen zur Institution geworden. Kathis Affinität zu Klamotten liegt auf der Hand, und so starten wir eine ausgedehnte Shoppingtour durch Mitte. Wir brechen Richtung Auguststraße auf und kehren in der Petite Boutique ein. Der Kinderladen gehört Ines, einer Freundin von Kathi. Die beiden freuen sich über das Wiedersehen, und Kathi entdeckt ein weiß-blaues Ringel-T-Shirt für ihren Sohn. Nebenan besuchen wir Maike vom Stricklabel Maiami. Sie hat ihr Atelier im Hinterraum der Schmuckgalerie Oona und packt gerade eine Lieferung für einen Kunden in Japan. Das kleine Atelier quillt über von Handgestricktem. Nicht nur Pullis werden hier gestrickt, sondern auch Lampenschirme oder Manschetten für Vasen. In der Schmuckgalerie entdecken wir ein Stück, das die Schmuckkünstlerin Lisa Walker in Zusammenarbeit mit den Chicks on Speed gefertigt hat. An dem Versuch, das Werk der Chicks zu beschreiben, scheitern Journalisten immer wieder. Musik? Kunst? Fashion? Irgendwie alles, „wie es gerade kommt.“ In

Petite Boutique

der Art stand dann auch Kathi irgendwann mit auf der Bühne. „Das hätte ich nie gedacht, ich kann nämlich eigentlich gar nicht singen. Aber es stand eine Tour durch Japan und Australien an und Kiki (Moorse, Anm. der Red.), die damals noch dabei war, konnte nicht. Ich wurde gefragt, habe eine Nacht drüber geschlafen und gedacht, hey, Australien! Daraufhin habe ich gleich angefangen Texte zu lernen.“ Ihr erster Auftritt fand in der Kulturbrauerei statt, vor 20 Leuten. „Das war lustig. Ich kannte fast alle, die im Publikum waren.“ Das änderte sich schlagartig, als sie dann bei der Tour auf der Bühne stand. In Japan sind die Chicks Stars. „In Tokyo haben die Fans meine Bewegungen nachgemacht.“ Wir schlendern zur Torstraße, Ziel Happy Shop. Der Laden gehört Mischa Woeste, mit der Kathi an der Modeschule Esmod ihren Abschluss gemacht hat. In der Petite Boutique hat Kathi noch einen kleinen bunten Verbandskasten mit Heftpflastern gekauft, den sie ihrem Patenkind, Mischas Tochter, gleich vorbeibringen will. Der Happy Shop sticht aus dem Straßenbild der Torstraße heraus. In dem einzigen flachen Gebäude zwischen hohen Häusern findet sich eine äußerst besondere und exklusive Mischung an Mode, wie sie in Berlin für Frauen einzigartig ist: Maison Kitsuné, Toga, Bernhard Willhelm. Das scheint auch Sarah Jessica Parker zu gefallen, die kürzlich hier eingekauft hat. Zweimal sogar. Einmal mit Entourage – auf der Torstraße kam’s zum Stau – und einmal inkognito, am Tag danach.


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