lie:zeit Ausgabe Nr. 120

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Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

1. Liga-GV des SFV erstmals in Liechtenstein Seite 6

Die Lösung.

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Editorial

Sie wollen mehr Personen zum Umsteigen auf die Busse der LIEmobil motivieren und haben an der November-Session des Landtags einen entsprechenden Vorstoss eingereicht.

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iebe Leserin, lieber Leser

Der 3. und 4. November 2023 sind zwei Tage für den FC USV Eschen-Mauren, die in die Annalen des Vereins eingehen werden. Zum ersten Mal tagte das Erstliga-Komitee des Schweizerischen Fussballverbandes mit den Präsidenten aller 66 Erstliga-Teams in Liechtenstein. Dem FC USV wurde die Ehre zuteil, den zweitägigen Anlass durchzuführen. So stand die gastgebende Gemeinde Mauren im Beisein der Fussball- und Politprominenz im Fokus. Die Landtagsabgeordneten Dagmar Bühler-Nigsch, Johannes Kaiser und Patrick Risch sowie zehn weitere Parlamentiarier wollen den ÖV einfacher, attraktiver und günstiger machen.

Seit August 2000 ist Frank Haun als Staatsanwalt in Liechtenstein tätig. «Langweilig wurde es in dieser Zeit nie», sagt er. In seiner neuen Position als Leitender Staatsanwalt gilt dies umso mehr. Es sei zwar nicht sein Ziel, die Behörde grundlegend zu verändern, doch die Digitalisierung der Justiz und das Schaffen guter Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf würden ihn neben den allgemeinen Führungsaufgaben mittelfristig beanspruchen. Heute kaum mehr vorstellbar: Auf Masescha gab es vor knapp 100 Jahren eine Silberfuchsfarm, ein Hoffnungsschimmer in der damals schwierigen Zeit der 1930er-Jahre. Die Silberfuchsfarm züchtete ab 1931 solche Tiere. Nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem der Verkauf von Zuchttieren und Pelzen eingebrochen war, wurde die Farm abgebrochen. «Ein klarer Volksentscheid sollte sich in der Regulierung widerspiegeln», sagt Markus Kaufmann, seit Februar 2023 Präsident des Casinoverbands Liechtenstein. Als Vertreter der Bran-

che ortet er Handlungsbedarf bei den Vorgaben, die für die sieben Spielbanken zwischen Triesen und Schaanwald in Kraft sind. Er wünscht sich gleich lange Spiesse, wie sie für andere Wirtschaftszweige gelten, anstatt von Nachteilen gegenüber Mitbewerbern im Ausland. Ivan Miassojedoff, der sich später Eugen Zotow nannte, geboren 1881 in Charkow in der heutigen Ukraine, in Moskau und St. Petersburg als Künstler bekannt. 1938 gelangte er unter dem Namen Eugen Zotow nach Liechtenstein, wo er sich als Maler und Grafiker hervorgetan hat. Wir haben seine Lebensgeschichte aufgezeichnet. Der FC Vaduz steckt in einer Resultatkrise. Seit dem 22. September ist er in der Challenge League sieglos. Aus den letzten sechs Partien sammelten die Vaduzer nur zwei Punkte nach zuvor 13 Zählern aus fünf Spielen. Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und viel Freude bei der Lektüre der neuesten Ausgabe der lie:zeit.

Herbert Oehri Redaktionsleiter

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inhalt

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Nicole Matt-Schlegel

Die LRK«Den ÖV einfacher, Generalsekreattraktiver und tärin im Porträt günstiger machen» Dagmar Bühler-Nigsch

53 Das Liechtensteiner Bobsaison 2023/24

Silberfuchsfarm Masescha

Auf Masescha gab es eine Farm für Silberfüchse

Bobteam ist startklar

Aus dem Inhalt Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, 9492 Eschen, +423 375 9000 · Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter), Johannes Kaiser, Vera Oehri-Kindle, Heribert Beck · Beiträge/InterviewpartnerInnen: Günther Meier, Christoph

Kindle, Dagmar Bühler-Nigsch, Georges, Baur, Rainer Gopp, Thomas Zwiefelhofer, Patrick Risch, Thomas Rehak, Pio Schurti, Frank Haun, Karlheinz Ospelt, Markus Kaufmann, Robert Büchel, Peter Eisenhut, Frank Wilke, Nicole Matt-Schlegel, Ronja Gstöhl, Dr. Klemens Jansen, Sandra Copeland, Caroline Roth, Matthias Brüstle, Thomas Tschirky, Heris Stefachi, Marius Zarn · Grafik/Layout: Carolin Schuller, Daniela Büchel · Anzeigen: Vera Oehri-Kindle, Brigitte Hasler · Fotos: Michael Zanghellini, Adobe Stock, freepik.com, Jürgen Posch ZVG · Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/ Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden · Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gastautoren Platz, um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. · Druck: Südostschweiz Druckzentrum, Haag · Auflage: 22’500 Exemplare · Online: www.lie-zeit.li · Erscheinung: 11. November 2023 · «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 90 00 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort. Nächste Ausgabe: 09. Dezember 2023

Demokratie stärken mit der Volkswahl der Regierung

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Gefühlt neutral, faktisch neutral oder blockfrei?

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Fragen an …

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«Eine gut funktionierende Behörde übernommen.»

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Die Weltwirtschaft in geändertem Umfeld

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Einführung der Kronenwährung vor 125 Jahren

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«Wir hoffen auf Schnee»

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«Eintrag ins Goldene Buch auf Schloss Vaduz»

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Fit bleiben mit dem Seniorenbund

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Demenz Liechtenstein: Neues Angebot ab 2024

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Der FC Vaduz steckt in einer «Resultatkrise»

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Prof. Eugen Zotow: Ein russischer Künstler in FL

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Titelstory

Erst-Liga-Generalversammlung des Schweizer Fussballs erstmals in Liechtenstein Das Erst-Liga-Komitee des Schweizerischen Fussballverbandes führte seine Jahresversammlung am Freitag und Samstag, 3. und 4. November 2023, erstmals ausserhalb der Landesgrenzen durch. Der FC USV Eschen-Mauren war für die Organisation verantwortlich. So stand die gastgebende Gemeinde Mauren im Beisein der Fussballund Politprominenz im Fokus. Text: Herbert Oehri, Fotos: Patrick Semmler

Die 1. Liga ist die höchste Amateurklasse des Schweizerischen Fussballverbandes. Sie wird durch das Erst-Liga-Komitee des SFV repräsentiert. Die jährliche Generalversammlung wird jeweils bei einem Verein der 1. Liga Classic oder der Promotion-League durchgeführt. Die höchste Amateur-Liga besteht aus 66 Erstliga-Teams: drei Gruppen à 16 Mannschaften in der 1. Liga Classic sowie 18 Teams in der 1. Liga Promotion-League. Vor zwei Jahren bewarb sich der USV Eschen-Mauren für die Durchführung der Jahresversammlung des Erst-Liga-Komitees. Für 2023 erhielt der Verein den Zuschlag. So entschied sich der Vorstand der höchsten Amateurliga, seine Jahresversammlung erstmals ausserhalb der Eidgenossenschaft durchzuführen. Dies ist ein absolutes Novum, und die Freude war beim USV Eschen-Mauren als gastgebender Verein sehr gross. So reisten am Freitag, 3. November, aus allen Schweizer Landesteilen für zwei Tage der sechsköpfige Vorstand des Erst-Li-

ga-Komitees mit Präsident Samuel Scheidegger an der Spitze sowie die Präsidenten und Vizepräsidenten der 66 Erstliga-Clubs nach Liechtenstein. Der Grossevent fand im Gemeindesaal Mauren statt, und das Organisationskomitee des USV Eschen-Mauren unter der Leitung von Horst Zech sorgte für beste Rahmenbedingungen.

Präsidentensitzung am Freitag

Am Freitag stand die Präsidentensitzung mit der Vorbereitung der Generalversammlung auf dem Programm, wobei neben den üblichen Geschäftsagenden die Gruss- und Eröffnungsworte einen besonderen Stellenwert einnahmen. Dass die Jahresversammlung des Schweizer Fussballverbandes mit ihrer 1. Liga zum ersten Mal in Liechtenstein stattfand, kam in den Ansprachen von Samuel Scheidegger, USV-Präsident Markus Kaiser sowie im Grusswort der gastbebenden Gemeinde, gehalten von Vorsteher Peter Frick, auf eindrückliche sowie sehr sympathische Weise zum Ausdruck.

Moderator Johannes Kaiser führte durch den Unterhaltungsabend.


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Wertschätzender Unterhaltungsabend

Nach dem Apéro, gesponsert von der Gemeinde Mauren, wurden die zahlreichen Gäste am Freitagabend zu einem abwechslungsreichen Unterhaltungsabend mit kulinarischen Genüssen eingeladen. Johannes Kaiser führte auf seine bekannt eloquente Art durch das Programm, das mit einem Video-Clip, speziell arrangierten Liedern der VOCALIS, Tanzeinlagen der Young Stars aus Eschen-Nendeln – gekleidet im blau-weissen USV-Dress – sowie mit der musikalischen Umrahmung durch das Bergler Duo aus Österreich für viel Spass, Unterhaltung und Überraschungsmomente sorgte.

Grussworte der Regierung

Polit- und Fussballprominenz in Mauren: Sportministerin Dominique Hasler, LFV-Präsident Hugo Quaderer, Erst-Liga-Komitee-Präsident Samuel Scheidegger, USV-Präsident Markus Kaiser, OK-Präsident Horst Zech und der Präsident der Schweizerischen Fussballverbandes (SFV), Dominique Blanc.

Am Samstag, 4. November, fand die traditionelle Generalversammlung statt, die mit besonderer Polit- und Fussballprominenz eröffnet wurde. Sportministerin Dominique Hasler beehrte das Erst- Liga-Komitee des Schweizer Fussballverbandes mit Grussworten der Regierung. Worte des Dankes für das gute Zusammenwirken der beiden Fussballverbände Liechtensteins und der Schweiz fand LFV-Präsident Hugo Quaderer.


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Titelstory - USV Eschen-Mauren

USV-Präsident Markus Kaiser, Erst-Liga-Komitee-Präsident Samuel Scheidegger, Gemeindevorsteher Peter Frick und OK-Präsident Horst Zech.

OK-Präsident Horst Zech und Gabriela Balsiger, Sekretäriat des 1. Liga-Komitees des SFV.

Hier geht es zu Social Media und Video:

«Young-Stars» aus Eschen-Nendeln.

Männerquartett «VOCALIS»

Begrüssungsworte des Gemeindevorstehers Peter Frick (Auszug) Es freut mich sehr, dass ich Sie alle bei uns in Mauren in diesem wunderbaren Gemeindesaal herzlich willkommen heissen darf. Dass die jährliche Hauptversammlung des Schweizer Erst-Liga-Komitees erstmals in Liechtenstein – und hier bei unserem Traditionsverein USV Eschen-Mauren – stattfindet, freut mich als Gemeindevorsteher ganz besonders. Diesen Willkommgruss darf ich im Namen der Gemeinden Eschen und Mauren an Sie richten, da wir in der liechtensteinischen Sportlandschaft mit dem USV Eschen-Mauren seit bald 50 Jahren eine Vorbildfunktion einnehmen – der herrliche Sportpark mit der ausgezeichneten Infrastruktur und idyl-

lischen landschaftlichen Einbettung wurde von diesen beiden Gemeinden gemeinsam errichtet und ist immer wieder erneuert worden. … Nicht nur in unserem Land – auch über die Grenzen hinaus – geniessen Eschen und Mauren mit dem gemeinsamen Sportpark sowie mit dem Aushängeschild, dem Fussballclub USV, ein besonderes Renommee. Für uns ist der USV Eschen-Mauren, der nun seit 15 Jahren ununterbrochen in dieser höchsten Amateurklasse spielt, ein sympathischer Botschafter. … Es ist mir ein grosses Anliegen, an dieser

Stelle für dieses Zusammenwirken, für diese Möglichkeit und grosszügige Bereitschaft und für diese Freundschaft des Schweizer Fussballs – und damit Ihnen ganz persönlich, da Sie die Protagonisten der 1. Liga des Schweizer Fussball sind – ein ganz herzliches Dankeschön auszusprechen. … Geniessen Sie unsere Gastgeberqualitäten auch über die offiziellen Sitzungsagenden hinaus. Diese Freundschaft gilt es auch in Zukunft zu pflegen und dafür danke ich Ihnen allen, die Sie beim 1. Liga-Komitee sowie in Ihnen Erst-Liga-Vereinen an vorderster Front wirkten.


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Demokratie stärken mit der Volkswahl der Regierung Diese Volksinitiative ermöglicht dem Stimmvolk, bei der Bestellung der Regierung mitzureden. Neu bestimmen das Volk, der Landtag und der Fürst gemeinsam, wer Einsitz in die Regierung nimmt.

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ir vertrauen dem Volk

Die Demokraten pro Liechtenstein haben grosses Vertrauen ins Volk und wollen, dass die fähigsten Köpfe das Land führen. Der Bürger soll eine «echte» Wahl haben und nicht nur Parteien wählen können. Deshalb haben wir die Initiative «Volkswahl der Regierung» eingereicht. Es soll Schluss damit sein, dass wenige

Parteikader in ihren Hinterzimmern bestimmen, wer Einsitz in die Regierung nimmt, Parteitreue vor Qualifikation kommt und das Volk nichts dazu zu sagen hat.

Der Fürst behält all seine Rechte

Gemäss Verfassung kann der Landesfürst wie bisher Regierungskandidaten ablehnen. Eine Nicht-Ernennung eines Regierungsmitglieds

gleicht einem «Notrecht» und ist nur für Ausnahmefälle gedacht. Deshalb riskiert der Landesfürst bei einer nachvollziehbaren Nicht-Ernennung auch keinen Disput mit dem Volk.

Parteien schlagen nach wie vor die Regierungskandidaten vor

Die Parteien werden auch nach Annahme dieser Initiative die Regie-

rungskandidaten vorschlagen. Kandidaturen von Parteiunabhängigen sind grundsätzlich möglich, dürften aber, wie die Erfahrungen aus den Schweizer Kantonen zeigen, selten erfolgreich sein. Für eine Kandidatur benötigt jeder Kandidat analog der Landtagskandidatur eine Unterstützergruppe (Wählergruppe). Damit wird auch verhindert, dass «skurrile Typen» oder Randfiguren antreten.


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Seite der DpL

die grössere Distanz zwischen Landtag und Regierung wird sich die Regierung stärker am Volkswillen orientieren müssen. Das ist durchaus erwünscht, denn die abgehobene Politik der Regierung (massive Aufblähung der Verwaltung, aber der Bürger muss hintenanstehen) muss wieder volksnaher werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich das Parlament nicht von vornherein destruktiv gegenüber der Regierung verhält. Essenzielle und wichtige Vorlagen für unser Land (z. B. Sparpakete oder internationale Verpflichtungen) sind meist unbestritten und werden von einem verantwortungsbewussten Parlament mehrheitlich gestützt.

Kein Experiment

Das Volk bestimmt nicht allein, wer in die Regierung einzieht

Das Volk, der Landtag und der Landesfürst müssen sich über die Einsetzung der Regierungskandidaten einig sein. Nur dann kann eine Regierung eingesetzt werden.

Einfacher Vorgang zur Auswahl der Kandidaten

Das Volk wählt die Regierungsmitglieder aus den Vorschlägen der Parteien aus. Die vom Volk per Mehrheitswahlrecht bestimmten Regierungsmitglieder werden dem Landtag zur Wahl vorgeschlagen. Der Landtag ist grundsätzlich frei, diesen Vorschlag anzunehmen oder abzulehnen. Nimmt der Landtag den Vorschlag an, so entscheidet der Landesfürst wie bisher ab-

schliessend über die Einsetzung der Regierung. Lehnt der Landtag den Vorschlag ab, kommt es zu Neuwahlen von Regierung und Landtag. Diese Hürde muss bewusst hoch angesetzt sein, damit der Landtag nicht ohne Konsequenten vom Stimmvolk gewählte Kandidaten ausbremsen kann.

rung Einsitz nehmen soll. Damit würden Eignung und Qualifikation der Kandidaten mehr Gewicht erhalten. Heute geht Parteitreue vor Qualifikation. Die Parteien verlieren ihr Recht, nach den Wahlen Personal auszutauschen, deshalb wehren sie sich gegen diese Initiative.

Der Landtag verliert keine ausgeübten Rechte

Die Macht der Regierung kann besser reguliert werden

Bisher haben immer die Parteispitzen bestimmt, wer für die Regierung vorgeschlagen wird. Der Landtag hat diesen Vorschlägen jeweils ohne Gegenvorschlag und ohne Wortmeldung zugestimmt. Das heisst: Der Landtag hat das Vorschlagsrecht faktisch nie selbst wahrgenommen. Neu würde das Volk bestimmen, wer in der Regie-

Die Regierung ist weiterhin auf das Vertrauen des Landtags und des Fürsten angewiesen und wird im Einklang mit der Volksvertretung und dem Fürsten politisieren müssen. Die von den Grossparteien proklamierte, durch eine Volkswahl gestärkte Regierung ist ein Schauermärchen und realitätsfremd. Durch

Die Regierungsgeschäfte werden weiterhin durch eine Kollegialregierung wahrgenommen. Diese Regierung wird weiterhin im Landtag über eine stattliche Mehrheit verfügen, den die in der Regierung vertretenen Parteien werden sich auch in Zukunft auf ein Regierungsprogramm verständigen. Der Rückhalt der Regierung im Landtag wird also kaum abnehmen. Ein Koalitionsvertrag mit geheimen Anhängen und Jobschacherei wird allerdings Geschichte sein. Die Transparenz nimmt zu, und das Staatsgefüge wird mit einer Volkswahl gestärkt, da die Regierung eine bessere Akzeptanz beim Volk erlangt.

Unterschreibe jetzt für die Volkswahl der Regierung Unterschriftenbögen können auf der Webseite www.dpl.li heruntergeladen werden. Oder melde dich per E-Mail bei dpl@dpl.li, wir senden dir gerne einen Bogen zu.


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Gastkommentar

Gefühlt neutral, faktisch neutral oder blockfrei? Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist in unseren Nachbarländern die Diskussion über die Neutralität wieder aufgeflammt. Dies unter anderem, weil die EU, aber auch die USA Sanktionen erlassen und die neutralen Staaten zum Mitmachen aufgefordert haben. Dabei geht es in unseren Nachbarstaaten vor allem um die Frage, wie die Neutralität ausgestaltet sein soll, was sie zulässt und was nicht. In der Schweiz war dies alle paar Jahre der Fall, und auch Österreich muss sich, anlassbezogen, immer wieder einmal seiner Neutralität versichern.

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er Krieg in der Ukraine markiert wohl das Ende der Nachkriegszeit in Europa seit 1945. Somit stellt sich die Frage der Neutralität auch für Liechtenstein. Zum einen muss sich das Land in der Frage von Sanktionen positionieren, zum anderen ist ein Krieg heutzutage nicht mehr nur eine Frage militärischer Auseinandersetzungen, sondern wird verstärkt hybrid geführt. Das bedeutet unter anderem Cyberkrieg oder Angriffe auf zivile Infrastruktur und ganz generell die Bedrohung internationaler Handelswege und Wertschöpfungsketten. Grundsätzlich ist zwischen Neutralitätsrecht und Neutralitätspolitik zu unterscheiden. Ersteres ist für Liechtenstein geklärt: Das Land unterliegt weder völkerrechtlich noch verfassungsrechtlich einer Neutralitätsverpflichtung. Etwas anders sieht es mit der Neutralitätspolitik aus. Fragt man Einwohnerinnen und Einwohner, ob Liechtenstein neutral sei, kommt zumeist eine Antwort wie: Liechtenstein sei «gefühlt» oder «faktisch» neutral. Bestenfalls wird gesagt, das Land sei «blockfrei».

Eine «gefühlte» Neutralität ist nicht mehr als eben ein individuelles Gefühl. «Faktische» Neutralität bezieht sich wohl auf die Tatsache, dass Liechtenstein einerseits von zwei neutralen Staaten umgeben ist und sich bisher auch kaum anders als diese positioniert hat. Allerdings enthebt uns die derzeitige Weltlage, in der vor allem das kleine Staaten schützende Völkerrecht zunehmend unter Druck gerät, immer weniger davor, Position zu beziehen.

«Entweder ist Liechtenstein ein souveräner Staat – oder eben nicht. Fragen, welche die staatliche Existenz betreffen, können nicht ausgelagert bzw. delegiert werden.»

Ist Liechtenstein denn «blockfrei»? Dieser Begriff stammt aus der Zeit des Kalten Krieges. Eine Gruppe von Ländern, etwa Indien oder Jugoslawien, hatten sich damals formell zu einer Gruppe blockfreier Staaten zusammengeschlossen. Liechtenstein war nie Mitglied dieser Gruppe. Mit dem Ende der Sowjetunion am 26. Dezember 1991 gab es auch keine Blockkonstellation mehr. Somit war auch eine irgendwie geartete Blockfreiheit obsolet. Liechtenstein kann und soll sich nicht hinter einer imaginären Neutralität verstecken. Es muss sich glaubwürdig, in Übereinstimmung mit seinen aussenpolitischen Zielen, positionieren.

Georges Baur Forschungsleiter Recht am Liechtenstein-Institut


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«Den ÖV einfacher, attraktiver und günstiger machen» Mehr Personen zum Umstieg auf die Busse der LIEmobil motivieren: Das ist, kurz gesagt, das Ziel eines parlamentarischen Vorstosses, den der Landtag diese Woche an die Regierung überwiesen hat. Die VU-Abgeordnete Dagmar Bühler-Nigsch war federführend an der Ausarbeitung beteiligt und legt dar, wie die Stossrichtung genau aussieht. Interview: Heribert Beck

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rau Bühler-Nigsch, wie nutzen Sie persönlich den öffentlichen Verkehr?

Dagmar Bühler-Nigsch: Ganz klar,

auch ich nutze den öffentlichen Verkehr noch viel zu wenig. Dies liegt vor allem daran, dass ich für meinen Arbeitsweg mit dem Bus von daheim in Triesenberg nach Schaan keine direkte Verbindung habe und somit rund 45 Minuten unterwegs bin. Mit dem Auto über die Schlossstrasse sind es nur 15 Minuten für einen Weg. Für die Rückfahrt steht der Bus im Stau, und je nach meinen Terminen am Abend habe ich keinen Halbstundentakt zurück nach Hause. Ich versuche aber trotzdem, einmal pro Woche mit dem Bus zu fahren. Im Sommer bin ich gerne in Vaduz auf das LIEbike umgestiegen und über die Felder nach Schaan geradelt, und so war ich gleich schnell im Büro wie mit dem Bus. Für Termine in Vaduz und auch für die Landtagssitzungen nehme ich jeweils gerne den Bus. Was bewegt Sie, auf das Auto zu verzichten?

In erster Linie möchte ich meinen Beitrag leisten zur Verkehrsverminderung und natürlich auch zum Umweltschutz. Es ist mir ausserdem wichtig, selbst zu erleben, wie sich die Verkehrssituation bei uns im Alltagsverkehr entwickelt. Das sensibilisiert und schafft Bewusstsein. Ich finde generell, dass reisen im ÖV, sei es mit der Bahn oder dem Bus, entschleunigt, und es ermöglicht interessante Begegnungen und Gespräche mit der Bevölkerung. Zudem habe ich etwas mehr Bewegung und bin auf dem Weg zur Haltestelle an der frischen Luft. Dennoch ist, Sie haben es angetönt, im Liechtensteiner ÖV aber nicht alles so, wie Sie es sich wünschen. Sie haben daher mit anderen Abgeordneten einen Vorstoss lanciert, der inzwischen an die Regierung überwiesen ist. Was möchten Sie gerne ändern? «Ein Land – eine Zone – ein Tarif»: Das war die Ursprungsidee zum Vorstoss in Sachen Einheitsticket. Wir möchten den öffentlichen Verkehr einfacher, attraktiver, günstiger und für alle

zugänglich machen. Die Regierung wird daher beauftragt, die Eignerstrategie und die Leistungsvereinbarung mit der LIEmobil so abzuändern, dass die Einführung eines vergünstigten Einheitstarifs ermöglicht wird mit einheitlichen Jahresabos für alle Gemeinden und kostenlosen Abos für Schüler sowie Lernende mit einer Zone fürs ganze Land. Ich habe schon Rückmeldungen erhalten, dass der vergünstigte Einheitstarif auch als positive und sympathische Aussenwirkung für unser Land gesehen wird. Wir sollten alles daransetzen, möglichst viele Leute zum Umsteigen auf den ÖV zu bewegen. Das entlastet die Strassen, führt zu weniger Stau und steigert den Bedarf für die LIEmobil, den Takt und das Angebot noch weiter auszubauen und zu optimieren. Was ist der Grund dafür, dass Sie die Tarifzonen vereinheitlichen wollen? Geschätzt wird der ÖV vor allem dort, wo der Takt stimmt und der Zugang einfach ist, also auch wenn sich jemand spontan entscheidet mit dem Bus zu fahren.

Die bestehenden vier verschiedenen Zonen, die zahlreiche Sonderlösungen enthalten, weil die LIEmobil-Busse in diesem kleinen geografischen Raum effektiv durch vier Tarife fahren – Liechtenstein, Vorarlberg, Ostwind und Vorarlberg-Liechtenstein grenzüberschreitend – stossen in der Bevöl¬kerung immer wieder auf Unverständnis. Es ist nicht nachvollziehbar, warum ich von Malbun nach Vaduz für drei Zonen bezahle, bis nach Balzers sind es aber nur zwei Zonen, und im ganzen Unterland gibt es nur eine Zone. Dies macht die Tarifberechnung unnötig kompliziert, und dort muss eine einfache Lösung gefunden werden für ein Land, eine Zone, ein Tarif. Welche organisatorischen beziehungsweise gesetzgeberischen Hürden stehen einer Umsetzung noch im Weg und wie können diese Ihres Erachtens überwunden werden? Die Regierung wird jetzt nach der Überweisung bis zur übernächsten Landtagssitzung im März ihre Stellungnahme ausarbeiten


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und Treibstoffpreise hoch sind und das Leben generell immer teurer wird. Im Landtag haben wir im Dezember 2022 die Studie zur Einführung eines Gratis-ÖV behandelt, was uns deutlich mehr kosten würde. Mobilität hat einen Wert, und deshalb sind die

Foto: Tatjana Schnalzger

sowie darlegen, was sie von unserem Vorschlag hält, und dies begründen. Dann erst folgt die Debatte, und der Landtag entscheidet, ob der vergünstigte Einheitstarif durch die Anpassung der Eignerstrategie der LIEmobil eingeführt werden soll. Die Kos-

einheitlichung des Tarifs mit sich bringen und wie sollen sie nach der Vorstellung der Antragsteller gedeckt werden? Unser Vorschlag ist es, dass ein Jahresabo für jede und jeden 120 Franken kostet. Dies entspricht jetzt dem günstigsten Kinderabo für eine Gemeinde. Eine Einzelfahrt soll 2 Franken kosten. Dies entspricht dem günstigsten Tarif für eine Kurzstrecke. Schüler und Lernende sollen gratis fahren. Wir gehen davon aus, dass dies rund 2,5 Millionen Franken pro Jahr kosten würde. Die LIEmobil wäre für die Verrechnung aller Jahresabos zuständig und die Gemeinden für ihre eigenen Ortsbusse. Die LIEmobil hat im vergangenen Jahr 2 Millionen Franken des Überschusses aus dem Grundangebot an den Staat zurückbezahlt. Dieses Jahr ist es gemäss mutmasslicher Rechnung wieder 1 Million. Die Antragsteller sind der Meinung, dass wir uns den vergünstigten Einheitstarif leisten können und sollen. Die Erhöhung der Taktfrequenz bei den Busverbindungen ist Ihnen ebenfalls ein Anliegen. Was wäre Ihres Erachtens der Idealzustand?

Landtagsabgeordnete Dagmar Bühler-Nigsch (VU)

ten könnten ein Hindernis sein, da der Vorstoss nicht kostenneutral ist. Wir müssen entscheiden, ob und wieviel Geld wir in vergünstigte Ticket- und Abopreise investieren wollen oder lieber in den Taktausbau. Ich bin der Meinung, dass wir beides brauchen, und das dürfen wir uns auch etwas kosten lassen, vor allem jetzt in Zeiten, in denen die Energie-

Antragsteller überzeugt, dass dieser Vorstoss besser ist als eine Gratislösung. Die Regierung hat signalisiert dass sie offen ist für Anpassungen, sobald der politische Wille vorhanden sei und parlamentarische Mittel ergriffen werden. Und genau das haben wir jetzt mit diesem Vorstoss getan. Welche Kosten würde eine Ver-

Stellen wir uns vor, wir hätten im ganzen Land nicht nur zu Hauptverkehrszeiten, sondern auch an den Abendstunden einen Viertel- oder Halbstundentakt, so bräuchten wir gar keinen Fahrplan mehr. Dieser Ausbau kann aber nur gelingen, wenn das Angebot auch genutzt wird. Doch davon sind wir leider noch sehr weit entfernt. Wichtig ist vor allem, dass der Verkehr rollt und der Bus nicht im Stau steht. Nur so können wir die Leute für das Busfahren gewinnen. Der politische Wille und jener der LIEmobil sind das eine, die Verbindungssicherheiten

das andere. Selbstverständlich lässt sich das Liechtensteiner Stauproblem zu den Stosszeiten nicht von heute auf morgen verändern. Aber wie könnte dieses Hindernis bei der Erhöhung der Taktfrequenz gemeistert werden? Das Mobilitätskonzept 2030 enthält viele wichtige Massnahmenpakete und Leitprojekte, die laufend aktualisiert und abgearbeitet beziehungsweise umgesetzt werden. Dazu gehören auch Busbevorzugungssysteme, betriebliches Mobilitätsmanagement, Parkplatzbewirtschaftung, Ausbau der Radwege oder langfristig hoffentlich auch das Projekt Raum und Mobilität 2050. Bei uns sind noch viel zu viele Arbeitnehmende für kurze Strecken allein mit dem Auto unterwegs, und das verursacht Stau zu Stosszeiten. Sobald wir mit dem Bus schneller und günstiger unterwegs sind als mit dem Auto, funktioniert der öffentliche Verkehr. Was ist, zusammengefasst, Ihr mittelfristiges Ziel für den öffentlichen Verkehr in Liechtenstein. Ich denke, wir müssen den für uns am besten geeigneten Mobilitätsmix finden. Das heisst: langfristige Reduktion des Verkehrsaufkommens bei gleichzeitiger Optimierung des bestehenden Verkehrsflusses. Mein Wunschziel ist, dass der Verkehr rollt, die Busse bevorzugt werden und nicht mehr im Stau stehen, dass es Online-Fahrgemeinschaften und Shuttle-On-Demand-Angebote mit Kleinbussen gibt, die uns dann auch von Triesenberg auf direktem Weg nach Balzers, Schaan oder bis ins Unterland bringen. Und natürlich das alles zum günstigen Einheitstarif für alle.


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Fragen an … Direktwahl der Regierung durch das Volk, ja oder nein? Derzeit läuft die Unterschriftensammlung für die Initiative der Demokraten pro Liechtenstein DpL zur Direktwahl der Regierungsmitglieder durch das Volk.

Frage Worin sehen Sie die Vor- und Nachteile eines solchen Systems und wie stehen Sie zu diesem Vorstoss?

Rainer Gopp

Thomas Zwiefelhofer

Die Initiative der Demokraten pro Liechtenstein zum Einbezug der Bevölkerung in die Bestellung der Regierung weist weit mehr Nach- als Vorteile auf. Es ist zwar zu loben, dass die DpL das Mitspracherecht der Bevölkerung stärken möchte. Es bleibt hier die Frage zu welchem Preis dies geschehen soll.

Die Initiative zur Direktwahl der Regierung durch das Volk ist ein nur auf den ersten Blick verlockender Vorschlag, der tatsächlich aber viele Nachteile und Gefahren birgt. Liechtenstein sollte das bewährte und in praktisch ganz Europa auf nationalstaatlicher Ebene übliche System, dass Regierungen aus der politischen Mehrheit im Parlament heraus entstehen, nicht leichtfertig aufgeben.

Die Initiative sieht vor, dass zwei Artikel in der Verfassung geändert werden sollen - diese greift aber keine Auswirkungen dieser Verfassungsänderungen auf. Je mehr man sich aber mit der Initiative der DpL befasst, wird klar, wie viele offene Fragen noch im Raum stehen, die nicht beantwortet werden. Es ist beispielsweise anzunehmen, dass die Initiative die Rolle des Landesfürsten schwächt. Das Volk würde die Regierungsmitglieder direkt wählen, der Landtag empfiehlt diese und der Fürst wäre somit faktisch gezwungen, die neuen Regierungsmitglieder zu bestätigen. Würde er dieser Empfehlung nicht nachkommen, könnte es durchaus zu einer direkten Konfrontation der beiden Souveräne Fürst und Volk kommen. Das möchte die FBP keinesfalls! Auch der Landtag ist faktisch gezwungen die Wahl des Volkes zu akzeptieren, da andernfalls Neuwahlen drohen. Dies stellt somit auch eine klare Schwächung des Landtags dar. Das Mitspracherecht des Volkes ist ein wichtiger Teil der Demokratie und sollte auch gefördert werden. Im bisherigen politischen System hat die Mitsprache auch ihren Platz und sie soll auch weiter verteidigt und gefördert werden. Jedoch sollte nicht an einem bewährten System herumexperimentiert werden.

Folgende Gründe sprechen gegen den DpL-Vorschlag: • Eine direkt vom Volk gewählte Regierung schwächt die Position des Landtags. • Ein vom ganzen Volk gewählter Regierungschef ist ein neuer, starker Machtfaktor, auch gegenüber dem Landesfürsten. • Eine direkt vom Volk gewählte Regierung kann einer anderen politischen Mehrheit im Landtag gegenüberstehen, was die Gefahr der politischen Blockade birgt. Dies wird häufiger zu Neuwahlen führen – wollen wir «italienische Verhältnisse» in Liechtenstein? • Der direkte und relativ einfache Zugang zur Wahl in die Regierung kann es Quereinsteigern oder in ihren Parteien gescheiterten Einzelpersonen ermöglichen, Regierungsmitglied zu werden. Diese Personen werden es schon innerhalb der Regierung schwer haben, Mehrheiten für ihre Projekte zu finden, geschweige denn im Landtag. Blockierte Ministerien wären die Folge. • Der DpL-Vorschlag lässt praktisch alle Detailfragen zur Bildung und zum Zusammenwirken der Regierung unbeantwortet. Kurz gesagt: der DpL-Vorschlag birgt viele Gefahren und führt zu erhöhter Instabilität und Chaos. Die VU lehnt dieses Experiment klar ab.


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Patrick Risch

Thomas Rehak

Pio Schurti

Meiner Meinung nach ist der DpL-Vorschlag zur Direktwahl der Regierung weder Fisch noch Vogel. Das Volk wählt die Regierungsmitglieder zwar in einem ersten Schritt, die Wahl muss dann aber durch den Landtag bestätigt und die Gewählten müssen schliesslich dem Fürsten zur Ernennung vorgeschlagen werden. Wenn der Landtag die Volkswahl nicht bestätigt, widersetzt er sich dem Volkswillen und würde nach DpL-Vorlage aufgelöst werden, was eine Neuwahl zur Folge hätte. Genau dort sehe ich den Haken des Vorschlags: Was passiert, wenn ein vom Volk gewähltes Regierungsmitglied in den Augen des Landtags für das Regierungsamt ungeeignet ist? Werden die Abgeordneten die Volkswahl nach bestem Wissen und Gewissen beurteilen und damit allenfalls eine Neuwahl und den Verlust des eigenen Mandats riskieren? Oder wird der Landtag, um sich selbst zu schützen, auch eine ungeeignete Regierung bestätigen?

Mit dieser Initiative soll das Volk bei der Bestellung der Regierung beteiligt werden. Neu sollen das Volk, der Landtag und der Fürst gemeinsam bestimmen, wer Einsitz in die Regierung nimmt. Dadurch werden die demokratischen Rechte des Volkes ausgebaut. Der Gewinner ist das Volk und das Land insgesamt, das künftig von den bestgeeigneten Personen geführt werden soll. Die Rechte des Fürsten bleiben unangetastet. Die Parteien nominieren wie bisher ihre Kandidaten, aber das Stimmvolk selektiert mit einer Volkswahl die geeignetsten Personen für die Regierung. Für den Wähler bedeutet dies, dass er die Landtagsvertreter und Regierungsvertreter unabhängig voneinander wählen kann. Die Machtfülle der Parteispitzen wird etwas zurückgestuft, denn mit dieser Initiative können die Parteioberen nach den Wahlen ihre Regierungskandidaten nicht mehr nach Belieben austauschen. Zur Umsetzung der Initiative müssen nur zwei Verfassungsartikel geringfügig angepasst werden. Dass die Regierungspartei-Spitzen diesen Vorschlag nicht gutheissen, ist kein Wunder, denn mit dieser Initiative büssen sie einen Teil ihrer Macht ein. Eine bessere Legitimierung der Regierung ist angezeigt, weil die Machtfülle der Regierung und der Verwaltung in den letzten 25 Jahren stark zugenommen hat, u.a. auch deswegen, weil der Landtag immer mehr Kompetenzen an die Regierung abgetreten hat.

Hinter dem Wunsch, das Wahlsystem zu ändern, steckt wohl nicht nur die Absicht, einen demokratischen Staat noch demokratischer zu machen. Unzufriedenheit ist eine noch stärkere treibende Kraft. Kurze Zeit nach Wahlen wird über die Gewählten geschimpft. So einen unfähigen Landtag wie diesen hätten wir noch nie gehabt, heisst es dann. Und ob direkt gewählt oder nicht gewählt, die Regierung, die wir haben, ist sowieso immer die schlechteste, die wir je hatten.

Einer echten Direktwahl durch das Volk, bei welcher der Landtag nicht involviert wäre, könnte ich womöglich einiges abgewinnen. Die DpL-Vorlage hätte den Vorteil, dass es damit nicht mehr möglich wäre, potenzielle Regierungsmitglieder nach der Landtagswahl kurzfristig austauschen. Trotzdem überwiegen die Nachteile: Der aktuelle Vorschlag der DpL schwächt den Landtag massiv und verkompliziert das System, daher ist er abzulehnen.

Helfen Sie mit ihrer Unterschrift, dass an der Wahlurne eine Entscheidung über diese Initiative «Einbezug des Volkes bei der Bestellung der Regierung» gefällt werden kann. Herzlichen Dank. Unterschriftenbögen können auf www.dpl.li heruntergeladen werden.

Hinter solch undifferenzierter Kritik steckt eine Legitimations- wie auch eine Effizienzkrise. Man darf durchaus argumentieren, dass unsere Regierung demokratisch zu wenig legitimiert sei, weil sie nicht direkt vom Volk gewählt wurde. Die Parteien hätten zu viel Einfluss darauf, wer Regierungschef bzw. Regierungsrat wird. Eine Effizienzkrise besteht tatsächlich. Regierungen, nicht nur unsere, sind oft nicht imstande, drängende Aufgaben zu erledigen oder Probleme zu lösen. Man darf bezweifeln, dass die Direktwahl der Regierung die Legitimations- und Effizienzkrise beheben würde. Zielführender wäre, den Zufall mitwirken zu lassen. Das Wahlsystem könnte demokratischer sein, wenn z. B. ein Teil des Landtags (z.B. zehn der 25 Abgeordneten) und zumindest ein Teil der Regierung durch ein Losverfahren ermittelt würden. Die Regierungsmitglieder treten im Wahlkampf als Spitzenkandidaten auf, obwohl sie nicht direkt gewählt werden können. Man sollte die zur Wahl vorgeschlagenen vom Wahlkampf, d. h. vom Druck, den Wählerinnen und Wählern zu gefallen, befreien und sie einfach ein Los ziehen lassen.

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«Ich durfte eine gut funktionierende Behörde übernehmen» Seit August 2000 ist Frank Haun als Staatsanwalt in Liechtenstein tätig. «Langweilig wurde es in dieser Zeit nie», sagt er. In seiner neuen Position als Leitender Staatsanwalt gilt dies umso mehr. Es ist zwar nicht sein Ziel, die Behörde grundlegend zu verändern, doch die Digitalisierung der Justiz und das Schaffen guter Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden ihn neben den allgemeinen Führungsaufgaben mittelfristig stark beanspruchen. Interview: Heribert Beck

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ie sind seit mehr als 23 Jahren bei der Liechtensteiner Staatsanwaltschaft beschäftigt. Seit 1. November sind Sie nun Leitender Staatsanwalt. Welche Veränderungen bedeutet dies für Ihren Arbeitsalltag beziehungsweise Ihren Aufgabenbereich? Frank Haun: Mein Arbeitsalltag hat sich schon

in einigen Bereichen verändert. Ich bearbeite in der Regel keine Fälle mehr, mache aber wie bisher die Revision der anderen Abteilungen der Staatsanwaltschaft, um so die Routine in der Fallbearbeitung zu behalten. Neu bin ich jetzt für die Behördenleitung und die Dienstaufsicht zuständig. Ich vertrete die Staatsanwaltschaft nach aussen und werde daher auch vermehrt auf Dienstreisen im Ausland sein. Zudem bin ich Mediensprecher und für die Berichte an die Regierung zuständig. Neben weiteren von mir zu erledigenden Aufgaben bleibt somit für eine regelmässige Fallbearbeitung keine Zeit mehr. In Ausnahmefällen, beispielsweise wenn ein Staatsanwalt oder eine Staatsanwältin länger ausfällt, werde auch ich bei der Vertretung mithelfen und Fälle bearbeiten. Ich bin schon als Stellvertreter des Leitenden Staatsanwaltes in mehrere Bereiche der Behördenleitung einbezogen worden. Daher sind viele Aufgaben nicht mehr ganz neu für mich. Wenn wir zurückblicken: Was hat Sie angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, die sich

einem Juristen bieten, motiviert, den Berufsweg eines Staatsanwalts einzuschlagen? Eigentlich war das eher zufällig und nicht gross geplant. Ich war im Jahr 2000 als Sprengelrichter in Vorarlberg und somit schon in der näheren Umgebung tätig. Robert Wallner kannte mich noch von meiner Ausbildung in Innsbruck und fragte mich, ob ich mit ihm als neuem Leitenden Staatsanwalt nach Liechtenstein komme. Das war für mich eine grosse Ehre, und ich sah das vor allem als Chance für eine Veränderung. Nach kurzer Überlegung habe ich mich entschlossen, dass ich mich auf diese neue Herausforderung einlasse. Ich sagte vorerst für drei Jahre zu, bin aber nach über 23 Jahren immer noch in Liechtenstein. Ausschlaggebend dafür war nicht nur das sehr spannende berufliche Umfeld. Ich habe auch privat in Liechtenstein Wurzeln geschlagen und eine Familie gegründet. Wir leben schon viele Jahre in einem gemeinsam erbauten Haus in Schaan.

In Ihrer langen Karriere als Staatsanwalt haben sich sicher bleibende Erinnerungen ergeben. Welche Fälle und/oder Ereignisse sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben – positiv wie negativ? Positiv ist für mich die sehr gute Zusammenarbeit in unserem Team bei der Staatsanwaltschaft. Bei der Fallbearbeitung war und ist mir wichtig, dass der Sachverhalt aufgeklärt wird, auch wenn

das Verfahren dann mit einer Einstellung endet und es nicht zu einer Anklage oder Verurteilung kommt. Positiv ist für mich auch die sehr gute Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Ämtern im Land. Das gilt auch für die gut funktionierende internationale Zusammenarbeit, beispielsweise wenn anderen Staaten geholfen werden konnte, Betrüger, korrupte Politiker oder andere Straftäter zur Rechenschaft zu ziehen und deren Vermögenswerte für verfallen zu erklären oder den Geschädigten zurückzugeben. Negativ in Erinnerung bleiben natürlich die Tötungsdelikte, die aber in Liechtenstein Gott sein Dank sehr selten vorkommen, und die oft sehr tragischen aussergewöhnlichen Todesfälle, vor allem wenn Bekannte plötzlich und völlig unerwartet aus dem Leben gerissen werden.

Sie tönen es an: In Ihrem Beruf wird man mit vielem konfrontiert, das andere gar nicht mitbekommen. Teils sind es schwere Schicksale. Wie gehen Sie damit um? Als Staatsanwalt ist man mit vielen verschiedenen Fällen konfrontiert, die teilweise auch sehr belastend sein können. Bei mir war das vor allem in den ersten Jahren meiner Tätigkeit so. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, besser mit solchen belastenden Fällen umzugehen. Dabei sind Gespräche im Team bei der Staatsanwaltschaft sehr hilfreich, um uns gegenseitig zu unterstützen. Ablenkung finde ich auch beim Sport und in der Freizeit bei meiner Familie.


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Zur Person Frank Haun ist 1969 in Tirol zur Welt gekommen und dort aufgewachsen. Er hat an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck Rechtswissenschaften studiert und 1994 den Doktorgrad erlangt. Seit 1. August 2000 ist er in Liechtenstein als Staatsanwalt tätig. Nach 13 Jahren als Stellvertreter des Leitenden Staatsanwalts hat er am 1. November selbst die Leitung der Behörde übernommen. Frank Haun, Leitender Staatsanwalt seit 1. November.

Wie hat sich die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft in ihrer Struktur und ihren Aufgaben beziehungsweise Herausforderungen entwickelt, seit Sie dabei sind? Als ich im August 2000 als Staatsanwalt nach Liechtenstein kam, waren viele Behörden im Land nach dem «blacklisting» durch die FATF in einer Art Krisenmodus. Die Strafverfolgung und die Justiz standen aufgrund eines sehr negativen Berichts im Magazin «Der Spiegel» stark in der Kritik. Die Staatsanwaltschaft wurde personell aufgestockt und völlig neu strukturiert. Meine Hauptaufgabe als junger Staatsanwalt war damals, beim Abbau der sich gestapelten Aktenberge zu helfen. Nachdem Liechtenstein im Juni 2002 wieder von der schwarzen Liste gestrichen worden war, kehrte im Laufe der folgenden Jahre eine gewisse Normalität ein. Langweilig wurde es aber nie, und wir mussten immer wieder kleinere oder grössere Herausforderungen meistern. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Berichte im deutschen Fernsehen über die Hausdurchsuchung beim ehemaligen Chef der Deutschen Post im Zusammenhang mit Konten bei einer Bank in Liechtenstein. Mit dem damit zusammenhängenden «Datendiebstahl» wurde das Ende des sehr strengen Bankgeheimnisses eingeläutet, wobei damals viele das Ende des Finanzplatzes befürchteten. Heute ist das kein Thema mehr und wir haben einen automatischen Informationsaustausch in Steuersachen mit sehr vielen Staaten.

Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie nun die Führungsverantwortung übernehmen? Ich bin seit Anfang Oktober 2010 Stellvertreter des Leitenden Staatsanwaltes. Im Laufe der Zeit konnte ich verschiedene Aufgaben im Bereich der Behördenleitung übernehmen und so langsam in

eine Führungsfunktion «hineinwachsen». Mit der anstehenden Pensionierung von Robert Wallner war es für mich ein logischer Schritt, die Führungsverantwortung bei der Staatsanwaltschaft zu übernehmen und mich auf die freiwerdende Stelle des Leitenden Staatsanwaltes zu bewerben. Bestärkt wurde ich dabei durch sehr viel Rückhalt in unserem Team bei der Staatsanwaltschaft.

Gibt es Abläufe oder Strukturen, die Sie verändern möchten? Ich habe das grosse Glück, dass ich von meinem Vorgänger eine sehr gut funktionierende Behörde übernehmen konnte. Daher sehe ich keinen Anlass, grosse Veränderungen vorzunehmen. Ich möchte die Staatsanwaltschaft mit meinem eigenen Stil so gut wie möglich führen und nicht versuchen, meinen Vorgänger zu kopieren. Im Laufe der Zeit werden sich aber sicherlich kleinere Änderungen in den Abläufen ergeben.

Welche Ziele haben Sie sich sonst für Ihre Zeit als Leitender Staatsanwalt gesetzt? Mein oberstes Ziel ist es, den sehr guten Ruf der Staatsanwaltschaft sowohl im Inland als auch im Ausland aufrecht zu erhalten. Sehr wichtig ist für mich auch, dass neben der guten internationalen Vernetzung die ausserordentlich gut funktionierende Zusammenarbeit der Behörden im Inland ebenfalls bestehen bleibt. Mit der Digitalisierung der Staatsanwaltschaft und der gesamten Justiz wartet in den nächsten Jahren eine sehr grosse Herausforderung. Leider hinkt der Justizbereich im Vergleich zu den Nachbarländern und zu anderen Bereichen der Landesverwaltung noch hinterher. Die ersten in diese Richtung gesetzten Schritte müssen nun zielstrebig vorangetrieben werden. Eine gute Personal- und Teamentwicklung ist für

die Motivation der Mitarbeitenden und somit für ein positives Arbeitsklima in einer Kollegialbehörde wie der Staatsanwaltschaft sehr wichtig. Wir haben mehrheitlich ein junges Team, weshalb ich mich dafür einsetzen werde, dass gute Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorhanden sind.

Wie darf man sich als Laie die Zusammenarbeit der Justizbehörden wie Staatsanwaltschaft, Landgericht, Justizministerium oder Amt für Justiz in Liechtenstein vorstellen? Die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden, also der Staatsanwaltschaft, des Landgerichtes und der Landespolizei, ist in der Strafprozessordnung geregelt. Neben der schriftlichen Berichterstattung durch die Landespolizei und dem Aktenverkehr zwischen der Staatsanwaltschaft und dem Landgericht ist aber auch der persönliche und kollegiale Kontakt sehr wichtig. Aufgrund der kurzen Wege im Land ist dies sehr gut möglich. Dasselbe gilt auch für die Zusammenarbeit mit anderen Ämtern und Behörden, insbesondere mit der Stabsstelle FIU, der FMA und der Steuerverwaltung. Auch mit der Regierung, insbesondere mit dem Justizministerium, und mit dem Amt für Justiz gibt es neben den im Gesetz vorgesehenen schriftlichen Berichten immer wieder persönliche Treffen, um sich gegenseitig auszutauschen.

Sie haben einen fordernden Beruf. Wie schalten Sie in Ihrer Freizeit ab? Ich treibe gerne Sport, insbesondere Radfahren, Skifahren, Wandern und Golf. Ich bin also gerne in der Natur, am liebsten mit meiner Familie. In Liechtenstein und in der näheren Umgebung gibt es sehr viele Möglichkeiten dazu.


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© LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

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Die Weltwirtschaft in geändertem Umfeld Die Weltwirtschaft ist im Umbruch. Die nachfolgenden Überlegungen sollen einen Einblick in die Problematik geben, die damit verbunden ist. Von lic. oec. HSG Karlheinz Ospelt

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eue Weltordnung

Mit Russland, militärisch, und China, wirtschaftlich und militärisch, gibt es mächtige Gegenspieler zu den USA und Europa, die über Jahrhunderte bestimmend waren. Beide Blöcke entfremden sich zusehends und suchen nach bedeutenden Partnern, wie Indien oder einigen arabischen Ländern, als Mitstreiter. Der Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine und nun Israels gegen die Palästinenser aufgrund der bestialischen Morde von Hammas-Terroristen an israelischen Einwohnern sind Zeichen des übergeordneten Konflikts. Der Anspruch Chinas an Taiwan droht mit Weltkriegspotenzial. Der Kampf um Ressourcen, die Bündnisse und die Spaltung der Welt in unterschiedliche Machtblöcke hat erst begonnen. Diese neue Situation mündet in eine Aufstockung der Militärausgaben. Die Kosten für die Sicherheit beanspruchen zusätzliche Milliarden. Lange verpönte Branchen werden plötzlich wieder salonfähig und haben Hochkonjunktur. Davon betroffen ist nicht zuletzt Europa, das sich über Jahrzehnte in Sicherheit wähnte – trotz der Konflikte im ehemaligen Jugoslawien. Die USA haben schon vor Jahren eine klare Botschaft gesandt: Eu-

ropa muss selbst für die eigene Sicherheit sorgen und darf sich nicht dauerhaft auf die USA verlassen. Das bedeutet, dass Europa entweder seine Staatsverschuldung weiter ausbauen, bei Leistungen einsparen oder neue Einnahmen erschliessen muss.

Wissenschaftliche Fortschritte

Ebenso radikal hat sich die Wissenschaft verändert. Forschung und Entwicklung haben sich in unvorstellbarer Dynamik gewandelt. Künstliche Intelligenz, Genmanipulationen und die Möglichkeiten der Medizin, um nur einige wenige Felder aufzuzählen, waren noch vor wenigen Jahren in diesem Ausmass kaum denkbar. Wissenschaftliche Entdeckungen können zum Guten wie zum Bösen verwendet werden. Das Weltall wird nicht mehr von den grossen Mächten allein genutzt – immer mehr Länder sind dabei, dieses Umfeld für sich zu erschliessen, auch militärisch. Die dafür eingesetzten Beträge sind enorm und fehlen für andere, wichtige politische Agenden.

Wirtschaft und Umwelt

Grundlage für diese Fortschritte sind und waren eine funktionierende Wirtschaft und innovative Unternehmen. Sie schaffen die Möglichkeit für neue Entwicklungen und finanzieren die Staaten durch

deren Gewinne. Gewinne können aber auch durch die Ausbeutung der Umwelt erzielt werden: überdimensionierte Fischereikontingente, der umweltschädliche Abbau von Rohstoffen oder unverantwortliche Entsorgungen von chemischen und anderen Abfallstoffen durch die Industrie und nicht zuletzt die Abholzung der (Tropen-)Wälder sowie der CO2-Ausstoss sind kaum durch entsprechende Umweltabgaben kompensiert. Das Tierwohl wird weit hinter dem Preis für Fleischkonsum angesiedelt. Dadurch entstehen Gewinne zulasten der Umwelt oder von Nutztieren. Wem gehören die Fische im offenen Meer, die immer weniger werden? Wer sorgt für eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen? Warum ist es trotz UNO, G7, G20 und all den anderen hochrangigen politischen Treffen nach wie vor möglich, dass korrupte Politiker oder mafiöse Strukturen sich durch die Vergabe von Konzessionen oder die Abzweigung von Subventionen unermesslichen Reichtum anschaffen können, während die Bevölkerung, deren Eigentum diese Rohstoffe eigentlich sind, oft leer ausgeht? Viel schlimmer noch: Die Schäden verbleiben bei der Allgemeinheit und sind von dieser zu bezahlen bzw. zu erdulden.

Eine faire Wirtschaft könnte entstehen, wenn die Umweltschäden bei der Vergabe eingepreist würden. Das bedeutet aber, dass diese Produkte teurer werden. Dazu, dies zu bezahlen, sind die meisten nicht bereit. Ein anderes Problem stellt die Kontrolle von Missbrauch dar, die kaum lösbar erscheint.

Globalisierung und Handel

Zu sehr haben wir uns in Europa daran gewöhnt, dass Lebensmittel, Kleider und Mobiliar gemessen am Warenkorb ausserordentlich günstig geworden sind. Möglich wurde das unter anderem durch die Globalisierung. Der Handel optimiert die Wirtschaftsleistung, je nachdem wie die politischen Rahmenbedingungen angesetzt werden. Es entstehen Mehrwerte und Vernetzungen weltweit, aber auch falsche Anreize können die Folge sein. Die Mehrwerte werden bei uns durch immer mehr Luxus beim Wohnen, den Ferien oder der Freizeit kompensiert. Daher bleibt der breiten Bevölkerung am Ende nicht viel an Ersparnis. Die Staatsquoten wachsen, und die Staatsverschuldung, gemessen an der Wirtschaftsleitung, steigt in vielen Ländern dramatisch an. Wer bezahlt am Ende die Rechnung – die kommenden Generationen,


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ten oder monetären Schätzen, aber auch die Unterwerfung der angegriffenen Bevölkerung und deren Versklavung.

die Umwelt durch weitere Ausbeutung, die Wohlhabenden durch hohe Inflation oder noch höhere Steuern und Umverteilung? Dazu kommt, dass die Globalisierung nicht nur Vorteile mit sich bringt. Unsere billigen Kleider, Lebensmittel oder Medikamente werden in anderen Kontinenten nicht selten zu ausbeuterischen Löhnen und ohne Rücksicht auf die Umwelt hergestellt. Die Menschen und die Umwelt in diesen Staaten zahlen den Preis für unsere günstigen Produkte. Die Verteilung der Globalisierungsgewinne ist ungleich. Ein weiterer Faktor ist die enorme Abhängigkeit von Lieferketten für die stark spezialisierte Weltwirtschaft. Riesige Containerschiffe versorgen die vernetzte Welt, sie transportieren aber nicht nur die gewünschten Produkte, sondern auch versteckte Drogen und Schädlinge für das Pflanzen- und Tierreich. Diese Kosten sind ebenfalls nirgends eingerechnet. Der Flugverkehr mit seinen zum Teil lächerlich günstigen Preisen wird auch von der Klimajugend gerne genutzt. Ermöglicht wird das durch subventionierte Transportkosten.

Weltbevölkerung und Migration

Die Weltbevölkerung blieb wäh-

rend Jahrtausenden relativ stabil. Noch um 1650 belief sie sich auf rund 0,5 Milliarden Menschen. Dann explodierte sie förmlich: um 1800 war es zirka 1 Milliarde Menschen, um 1900 waren es etwa 1,5 Milliarden und 1960 rund 3 Milliarden Menschen. Heute leben 8 Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Es wird angenommen, dass es im Jahr 2030 bereits 8,5 Milliarden sein werden. Jeder Mensch benötigt Lebensraum, Nahrung, Energie und produziert Abfälle. Der Lebensraum geht zu Lasten der Natur und der Tierwelt. Umweltschutz ist unter diesen Bedingungen immer schwieriger durchzusetzen, denn auch die Kultur der indigenen Völker wurde nach und nach durch unsere ersetzt. Die Vernetzung der Welt durch Social Media ermöglicht einen Einblick in die Lebensweise in Europa oder den USA. Wer wollte da nicht davon profitieren? Die Migration wird damit noch zunehmen und auch der Druck auf eine gerechtere Entlöhnung. Der Verteilungskampf ist angesagt.

Kriege als Ausdruck der weltweiten Veränderungen

Kriege waren seit jeher ein Übel der Menschheit: Angreifer erhofften sich Vorteile wie Landgewinne, Kriegsbeute in Form von Sachwer-

Während vor Jahrhunderten die Waffen nicht so ausgereift waren wie heute, die Anzahl der Bewohner unserer Erde nur wenige Millionen betrug und somit die Heere in keiner Weise die heutige Schlagkraft besassen, so ergeben sich heute allein durch die technischen Möglichkeiten Zerstörungen in ungeheurem Ausmass. Mit der heutigen Weltbevölkerung werden auch wesentlich mehr Menschen in Kriege involviert, direkt oder indirekt. Moderne Waffensysteme ermöglichen den Kriegsparteien Angriffe über Hunderte, ja Tausende von Kilometern. Auch wenn die Verwendung von Atom-, Chemie- oder Biowaffen verboten und geächtet ist, so sind sie dennoch vorhanden und «dienen» der Abschreckung. Was aber, wenn sie von einer Seite je wieder zur Anwendung kommen?

Konsequenzen für Liechtenstein, die Schweiz und Europa

Die geschilderten Problemfelder verlangen auch von uns eine Neuorientierung und neue Perspektiven. Die Kleinheit, die weltpolitische Unbedeutsamkeit und die göttliche Vorsehung der Lage zwischen der Schweiz und Österreich inmitten

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von Europa erleichtert uns die Situation enorm. Es wird sich dennoch die Frage stellen, welchen Beitrag Liechtenstein zur Sicherheitsarchitektur Europas leisten muss. Auch Liechtenstein musste erkennen, dass Migration vor grosse Aufgaben stellt. Dazu gehört nicht nur die Zurverfügungstellung von Liegenschaften für Unterbringung, Eingliederung in Schule und Kindergärten etc., die Anstellung von entsprechendem Personal auf Kosten des Landes, der Gemeinden und der Sozialwerke. Vor allem geht es um Integration. In anderen Ländern sehen wir die zerstörerischen Unruhen, Gewalt und Kulturkämpfe infolge von religiösen Aufhetzungen und Nichtanerkennung westlicher Werte. Die innere Sicherheit ist ein wichtiges Gut unserer Gesellschaft. Länder wie Finnland und Schweden haben die Neutralität verlassen und sich der NATO angeschlossen. Die Gefahr war für sie zu gross geworden, dass Russland seine Aggression ausweiten könnte. Die Schweiz ringt zäh um ihre Position der Neutralität und musste diese nach und nach korrigieren. Der Beitrag Europas an die Ukraine für die Verteidigung ihres Landes und als grosser Puffer zu den EU-Staaten darf nicht unterschätzt werden. Liechtenstein als exportorientiertes Land hat erlebt, wie schnell sich das wirtschaftliche Umfeld ändern kann.

Karlheinz Ospelt studierte von 1981 bis 1985 Betriebswirtschaft in St. Gallen (lic. oec. HSG), war Wirtschaftsprüfer und Treuhänder. Mit seiner 1992 gegründeten Firma FIDUCIA Consulting Est. berät er heute Privatpersonen und Institutionen bei Agenden mit der Landesverwaltung oder unternehmerischen Fragen. Karlheinz Ospelt ist und war Verwaltungs- und Stiftungsrat in zahlreichen Unternehmen. So war er von 2007 bis 2010 Mitglied und ab 2010 bis November 2020 Präsident des Verwaltungsrates der NEUE BANK AG, Vaduz, sowie nunmehr deren Ehrenpräsident. Aktuell ist er unter anderem Mitglied des Verwaltungsrates der AHV/ IV/FAK-Anstalten und Vorsitzender des Immobilienfachausschusses.


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«Ein klarer Volksentscheid sollte sich in der Regulierung widerspiegeln» Seit Februar ist Markus Kaufmann Präsident des Casinoverbands Liechtenstein. Als Vertreter der gesamten Branche ortet er Handlungsbedarf bei den Vorgaben, die für die sieben Spielbanken zwischen Triesen und Schaanwald in Kraft sind. Er wünscht sich gleich lange Spiesse, wie sie für andere Wirtschaftszeige gelten anstatt von Nachteilen gegenüber den Mitbewerbern im Ausland. Interview: Heribert Beck

H

err Kaufmann, Sie sind nun seit rund neun Monaten Präsident des Casinoverbands Liechtenstein, waren aber bereits zuvor Vorstandsmitglied. Ist die Verbandsarbeit einfacher geworden, seit die Stimmberechtigten dem Casinoverbot im Januar eine deutliche Abfuhr erteilt haben? Markus Kaufmann: Einfacher nicht. Weniger ist die Arbeit ist auch nicht geworden. Aber es ist natürlich ein beruhigendes und angenehmes Gefühl, fast drei Viertel der Stimmberechtigten hinter sich zu wissen. Das Abstimmungsergebnis hat klar aufgezeigt, dass nur eine Minderheit ihre Schwierigkeiten mit dem kontrollierten Glücksspiel hat, das jedes Jahr für beträchtliche Steuereinnahmen sorgt. Doch nach der Abstimmung war es für uns auch an der Zeit, den Blick nach vorne zu richten und uns anderen Aufgaben des Verbands zu widmen.

Die da wären? Verbandsarbeit besteht immer aus dem Einsatz für die Mitglieder, im Schaffen von möglichst optimalen Rahmenbedingungen. Da ist der Casinoverband keine Ausnahme. Eine Ausnahme ist aber, dass unsere Arbeit im Gegensatz zu allen anderen Branchen viel strenger reguliert ist. Verstehen Sie mich nicht falsch: Geldspiel muss gut reguliert sein, um unerwünschte Auswüchse zu vermeiden und auch potenziell suchtgefährdete Spieler bestmöglich zu erkennen und zu schützen. Eine Reihe von Reglementierungen schiesst aber auch massiv über das Ziel hinaus. Können Sie dies anhand von ein oder zwei Beispielen näher erläutern? Ich könnte durchaus auch mehr Beispiele aufzählen. Grundsätzlich ist es so, dass die Bedingungen, unter denen wir zu arbeiten haben, in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft worden sind, auch nochmals im Vorfeld

der Abstimmung vom Januar, statt das Votum der Stimmbürgerinnen und -bürger abzuwarten. So wurde die Abgabe von Gratisspieleinsätzen nochmals eingeschränkt, was gar nicht nötig gewesen wäre, da es ja in unserem eigenen Interesse ist, diese lediglich dosiert einzusetzen. Besonders ins Gewicht fallen aber das Verhältnis von Tischspielen zu Automaten, das von 1 zu 20 auf 1 zu 15 herabgesetzt wurde, und die angedachte Erhöhung der Abgabesätze. Was hat es mit dem Verhältnis zwischen Tischspielen und Automaten auf sich? Konkret bedeuten die Zahlen, dass wir pro 15 Automaten ein Tischspiel anbieten müssen, also beispielsweise Roulette, Blackjack oder Poker. Das hat einen direkten Einfluss auf die Betriebskosten. Schliesslich gibt es auch strenge Vorgaben, was die Tischspiellaufzeiten betrifft. Casinos können nicht nur Tische aufstellen. Sie müssen auch personalintensiv bespielt werden. Die genannten Spie-

le gehören selbstverständlich zum Casinobetrieb. Schliesslich sind die Liechtensteiner Spielbanken keine Spielhöllen, wie man sie aus anderen Ländern kennt. Aber mit mehr Tischspielen steigen weder die Nachfrage noch die Auszahlungsquoten. Das Mehr an Tischen bringt also weder den Gästen noch dem Staat etwas. Die einzigen Resultate sind höhere Personalausgaben und ein Regulationsgefälle zur Schweiz zum Nachteil der Liechtensteiner Unternehmen. In der Schweiz haben die Behörden bereits vor Jahren erkannt, dass eine Verhältnis-Regelung nichts bringt. Daher wurde sie gänzlich abgeschafft, lange bevor Liechtenstein sie verschärft hat. Die Abschaffung hat selbstverständlich nicht dazu geführt, dass nur noch Automaten in den Schweizer Casinos stehen. Es gibt eine Kundengruppe, die lieber an den Tischen spielt, und die kein ökonomisch denkendes Casino vernachlässigt. Doch die Schweizer Spielbanken haben die Freiheit, so auf Gegebenheiten zu reagieren, wie die Situation es erfordert.


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Markus Kaufann, Präsident des Casinoverbands Liechtenstein.

Die Eidgenössische Spielbankenkommission erfüllt ihre Aufsichtsfunktion bestens, Überreglementierungen kommen jedoch nicht vor. Konkret haben die Casinos Baden, Pfäffikon und Zürich zusammen nicht so viele Spieltische wie die Liechtensteiner Casinos – aber auf ein Einzugsgebiet von rund einer Million Menschen, nicht von 40'000 oder vielleicht 100'000, wenn man die Region in die Rechnung miteinbezieht. Wie stehen Liechtensteins Casinos in Bezug auf die Abgabesätze im Vergleich mit den Mitbewerbern in den Nachbarländern da? Die umsatzstarken Liechtensteiner Casinos bezahlen heute eine Abgabe von rund 40 Prozent auf den Bruttospielertrag. Das ist ein Drittel mehr, als die Spielbanken in Österreich an den Staat abgeben. Dort gilt eine Flat Tax von 30 Prozent. Gegenüber der Schweiz haben die Liechtensteiner Casinos zwar noch einen leichten Standortvorteil. Dieser würde mit einer Erhöhung der maximalen Abgabe-

sätze aber zu einem Standortnachteil – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf das Angebot und die Attraktivität der Liechtensteiner Casinos. Was ist Ihres Erachtens der Hintergrund solcher Massnahmen – sowohl der angedachten als auch der bereits umgesetzten? Es ging und geht darum, einer Branche das Leben schwer zu machen. Die Abstimmung vom Januar hat gezeigt, dass die selbsternannte IG Volksmeinung nicht Volkes Meinung vertritt. Inzwischen scheint es mir aber, dass sie die Meinung des Wirtschaftsministeriums vertreten hat, das nun eine andere Strategie anwendet. Wir können uns im Verband manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass wir kaputtreguliert werden sollen. Ignoriert werden wir ohnehin, obwohl wir stets Gesprächsbereitschaft gezeigt haben und weiterhin zeigen. Wie sieht der Vergleich zwischen der Situation von Liechtensteins

Casinos im Vergleich und jener der ausländischen Spielbanken ansonsten aus? Die Konkurrenz ist im Land deutlich grösser. Nehmen wir das Beispiel der Schweiz: Wer dort eine Casino-Konzession erhält, kann sich sicher sein, dass in einem genau definierten Umkreis keine weitere Spielbank eröffnet werden darf. In Liechtenstein haben wir sieben Casinos zwischen Triesen und Schaanwald auf relativ engem Raum. Sie alle scheuen die Konkurrenz nicht, sondern definieren sich über Qualität und Angebot. Wettbewerb belebt das Geschäft auch in unserer Branche, aber wenn wir dann auch noch schlechtere Voraussetzungen vorfinden als in der Schweiz oder Österreich, ist das dem Markt nicht dienlich. Wie lautet Ihr Appell an die Politik? Ein so klarer Entscheid in einer Volksabstimmung sollte nicht ignoriert werden, sondern sich auch in der Regulierung widerspiegeln.

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Wir wollen keine Sonderbehandlung, aber ganz generell sollte sich die Landespolitik auch in Bezug auf die Casinos wieder des bewährten Liechtensteiner Wegs besinnen und auf diesen zurückkehren. Ein Grund dafür, dass sich der einst arme Bauernstaat zu einem Vorzeige-Wirtschaftsstandort entwickeln konnte, ist die geringe Regulationsdichte. Davon haben alle Wirtschaftstreibenden profitiert – jene auf dem Finanzplatz genauso wie die grossen Betriebe der Industrie und die kleinen oder mittelgrossen des Gewerbes. Während Jahrzehnten lautete die Maxime der Politik: «So viel Regulation wie nötig, so wenig wie möglich.» Das verschaffte den Unternehmern einen Standortvorteil und ermöglichte Wachstum, Innovation und das Aufkommen neuer Branchen. Liechtensteins liberale Wirtschaftspolitik war somit während Jahrzehnten der Garant für Wohlstand, soziale Sicherheit und niedrige Steuern. Es ist eine bedenkliche Entwicklung, nun ohne Zwang von diesem Weg abzuweichen und einer Branche Knüppel zwischen die Beine zu werfen, welche die Staatskasse mit rund 50 Millionen Franken pro Jahr füllt – und es bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel keine Schule macht. Sonst stellt sich die Frage, welche Branche die nächste ist, deren Steuersätze erhöht oder deren Reglementierung drastisch verschärft wird. Ich habe es einmal an anderer Stelle gesagt: Kommt es so weit, dass Metzgern vorgeschrieben wird, auf 15 Cervelats eine Vegiwurst in der Auslage zu platzieren? Hoffentlich nicht. Staatliche Massnahmen müssen immer zielgerichtet angemessen und erforderlich sein. Das erwarten wir auch in Bezug auf unsere Branche. Oder um ein immer wieder gerne bemühtes Zitat zu benutzen: Wir wünschen uns gleichlange Spiesse anstelle von Überreglementierung und Nachteilen gegenüber den ausländischen Casinos.


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Einführung der Kronenwährung vor 125 Jahren Der Landtag beschloss am 26. August 1898 die Einführung der Kronenwährung. Verbunden damit war die Umstellung vom Silber- auf den Goldstandard, wie von Österreich bereits früher eingeführt. Schon im Jahr 1876 wollte Liechtenstein diese Umstellung vornehmen, doch eine Demonstration von erbosten Unterländern vor dem Regierungsgebäude in Vaduz verhinderte die Einführung des Münzgesetzes. Text: Günther Meier

Ein paar Hundert Unterländer demonstrierten 1877 gegen das neue Münzgesetz vor dem Regierungsgebäude in Vaduz.

Das Gesetz über die «Einführung der Kronenwährung», das vom Landtag im Jahr 1898 beschlossen wurde, warf keine hohen Wellen im Land. Der Bericht über die Landtagssitzung im Liechtensteiner Volksblatt fiel entsprechend kurz aus: Nachdem Österreich von der Silberwährung zur Goldwährung übergegangen sei, mache es Sinn, den gleichen Schritt zu vollziehen. Neue Rechnungseinheit bilde künftig die Krone. Das Münzgesetz erlaubte Liechtenstein auch die Ausgabe von Gold- und Silbermünzen. Wie Landtagspräsident Albert Schädler im Historischen Jahrbuch schreibt, seien schon kurz nach der Landtagssitzung 1500 Zwanzig-Kronenstücke in Gold in Umlauf gekommen, denen goldene Zehn-Kronenstücke sowie Silbermünzen folgten. Die Münzen trugen auf der Vorderseite das Bildnis des Fürsten Johann II. und der Rückseite das fürstliche Wappen mit der Wertbezeichnung. Im Rand war in vertiefter Schrift der Wahlspruch «klar und fest» eingeprägt. Hergestellt wurden die Münzen im sogenannten Münzamt in Wien, das die gleichen Mischverhältnisse wie für ähnliche Gold- und Silberstücke in Österreich verwendete. Für die Staatskasse lohnte sich die Herausgabe der Münzen, wie Heinz Batliner in einer Abhandlung über das Geldwesen schreibt: Rund eine halbe Million Kronen! Diese ausserordentlichen Einnahmen konnten gut gebraucht werden, weil in jener Zeit Sicherungsbauten am Rhein gegen die lauernde Überschwemmungsgefahr erstellt werden mussten.


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nach Unterländer Auffassung unfähigen Landtags. Sollte den Wünschen nicht entsprochen werden, drohten die Unterländer, sich Österreich anzuschliessen. Mit einer Petition wollten sie sich an den Fürsten wenden, damit er das Unterland vom Oberland abtrenne und mit Vorarlberg vereinige. Silbermünze mit Fürst Johann II.

Goldmünze mit Fürst Johann II.

Unterländer opponierten gegen die Goldwährung

Demonstration von Unterländern vor dem Regierungsgebäude

Bedeutend mehr Aufruhr im Land verursachte zwei Jahrzehnte vorher ein ähnliches Gesetz. Die Regierung hatte dem Landtag einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der den Übergang auf die Goldwährung vorsah: Alle Zahlungen in Liechtenstein sollten vom 1. Januar 1877 an in Gold oder zum entsprechenden Goldwert in Silber geleistet werden. Ausserdem enthielt der Gesetzesentwurf die Vorschrift, dass die Regierung jeden Monat den Wert der sich in Umlauf befindlichen Silbermünzen festzulegen habe – gemäss dem Kurs an der Wiener Börse. Die sogenannte Münzreform stiess jedoch nicht überall auf Gegenliebe, sondern teilweise auf heftige Ablehnung.

Aus den unterschiedlichen Auffassungen resultierte eine Staatskrise, nachdem der Landtag das Münzgesetz am 23. Dezember 1876 beschlossen hatte. Den Auftakt machten die vier Abgeordneten aus dem Unterland, die zu dieser Sitzung gar nicht erschienen waren. Ihre Begründung lautete, als Minderheit könnten sie das Gesetz ohnehin nicht verhindern. Weil nach ihrer Einschätzung die Stimmung im Volk, nicht nur im Unterland, gegen die Einführung der Goldwährung war, legten Martin Oehri, Johann Georg Matt, Michael Kaiser und Sebastian Heeb ihre Mandate nieder. Der restliche Landtag hingegen weigerte sich, die vier Abgeordneten aus ihrer Pflicht zu entlassen und stellte sich auf den Standpunkt, die Gründe für die Niederlegung der Mandate seien nicht stichhaltig. Nun war Feuer im Dach, auf die Auseinandersetzung im Landtag folgte eine Demonstration – und anschliessend gab es Neuwahlen.

Der Landtag hatte sich schon 1874 und 1875 mit der Münzreform beschäftigt, weil der Wert des Silbers auf dem Weltmarkt stark gesunken war. In der Folge sank auch der Wert des österreichischen Silberguldens – in Liechtenstein die offizielle Währung. Aus dieser Situation resultierten Gewinner und Verlierer. Wer anderen einen Kredit gab oder wer einen fixen Lohn erhielt, verlor durch die Kursverluste. Auf der anderen Seite profitierten jene, die Schulden hatten, weil ihre Schulden geringer wurden. Man ging davon aus, dass der Silbergulden bis 1876 knapp 10 Prozent seines Wertes verloren hatte. Der Landtag machte sich Sorgen über diese Geldentwertung, richtete ein Schreiben an den Fürsten und forderte die Regierung zum Handeln auf: Handeln bedeutete laut Landtag, per Gesetz die Goldwährung einzuführen. Die Regierung arbeitete in der Folge einen entsprechenden Gesetzesentwurf aus, der im Landtag am 15. Dezember 1876 beraten wurde. Bei dieser Beratung kamen die Gegensätze zwischen Oberland und Unterland deutlich zum Ausdruck. Schon vor der Beratung hatten alle Gemeinden des Unterlandes gegen den Wechsel auf die Goldwährung opponiert und in Petitionen den Landtag um die Beibehaltung des Münzsystems ersucht.

Mit einem derart grossen Widerstand aus dem Unterland hatte der Landtag nicht gerechnet. Nachdem das vom Landtag beschlossene Gesetz über die Goldwährung publiziert worden war, erhöhte sich die Spannung. Landtagspräsident Albert Schädler schreibt in seiner Rückschau über die Tätigkeit des Landtags, der Silber-Kurswert sei schon seit Jahren gesunken und gleichzeitig sei der Zwang gesetzlich verankert worden, alle Verbindlichkeiten in Gold und ohne Abzug zu bezahlen. Im Volk habe sich deshalb die Meinung durchgesetzt: «Der Kapitalist gewinnt, der Schuldner verliert durch das neue Münzgesetz.» Am 13. Januar 1877, gerade an jenem Tag, an dem der Landtag seine Schlusssitzung abgehalten habe, seien über 300 Unterländer nach Vaduz marschiert und hätten sich vor dem Regierungsgebäude aufgestellt. Eine Delegation verlangte ein Gespräch mit dem Regierungschef, Landesverweser Carl von Hausen, sowie die Aufhebung des Münzgesetzes – zudem die Auflösung des

Den Unterländern wurde von der Regierung versprochen, beim Fürsten in Wien vorstellig zu werden. Der Einsatz der Unterländer gegen das Münzgesetz und die Demonstration vor dem Regierungsgebäude zeigte Wirkung. Schon fünf Tage später verfügte Fürst Johann II. die Auflösung des Landtags und Neuwahlen. Ebenso ordnete der Fürst an, das umstrittene Münzgesetz vorerst nicht anzuwenden. Doch blieb es nicht bei diesem Provisorium. «Das verunglückte Gesetz kam nicht wieder zur Beratung», schreibt Landtagspräsident Schädler, «sondern blieb verschollen.»

Die Unterländer erstritten die Einführung von zwei Wahlkreisen Die Neuwahlen des Landtags, damals noch unter Einbezug von Wahlmännern aus jeder Gemeinde, wurden auf April 1877 anberaumt. Für das grössere Oberland waren 100 Wahlmänner vorgesehen, 60 für das kleinere Unterland. Zu wählen waren 12 der 15 Abgeordneten, weil damals der Fürst noch drei Abgeordnete selbst auswählen konnte. Nach der Demonstration gegen das Münzgesetz hatten sich Unstimmigkeiten zwischen Oberland und Unterland ergeben, die auch Einfluss auf die Landtagswahlen ausübten. Die Oberländer Wahlmänner wählten in einem ersten Wahlgang nur Oberländer Abgeordnete, worauf die Unterländer aus Protest nicht mehr zum zweiten Wahlgang antraten. Der Boykott zeigte Wirkung, weil für eine gültige Wahl mindestens zwei Drittel der Wahlmänner anwesend sein mussten. Die Unterländer forderten eine Verfassungsänderung, um das Land in zwei Wahlkreise aufzuteilen. Eine Verfassungsänderung war aber nicht möglich, weil kein Landtag gewählt war. Nach zähen Verhandlungen, die vom Frühjahr bis zum Herbst dauerten, einigte man sich schliesslich: Die Unterländer stimmten zu, die unterbrochenen Wahlen zu Ende zu führen, allerdings mit der Auflage, dass der neue Landtag

nur die verlangte Verfassungsänderung beschliessen dürfe. Im Oktober 1877 wurde die Wahl zu Ende geführt – und der Landtag sofort wieder aufgelöst, nachdem er die Einführung von zwei Wahlkreisen beschlossen hatte. Die nächsten ordentlichen Wahlen, mit den heute noch bestehenden Wahlkreisen Unterland und Oberland, wurde im Frühjahr 1878 abgehalten.


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«Wir hoffen auf Schnee und einen unbeschwerten Winter» Die Bergbahnen Malbun AG (BBM) hat eine überaus erfolgreiche Sommersaison hinter sich. Doch Ausruhen kommt nicht infrage. Derzeit stehen die Vorbereitungen für den Winter und das Optimieren der Beschneiung an. Die finanzielle Sanierung des Unternehmens läuft im Hintergrund wie geplant. Text: Heribert Beck

«Gegenüber der Sommersaison 2022 durfte die Bergbahnen Malbun AG rund 11 Prozent mehr Gäste begrüssen, was bei den Einnahmen ein Mehr von rund 15,5 Prozent ergeben hat», sagt BBM-Geschäftsführer Robert Büchel. Gegenüber dem Fünf-Jahres-Schnitt lag das Gästeaufkommen in Bezug auf die Fahrten rund 12,5 Prozent höher, die Einnahmen lagen sogar um 17 Prozent über dem Schnitt. «Bereits im Juni fing die Sommersaison mit einem Plus von etwa 28 Prozent gegenüber dem Fünf-Jahres-Schnitt sehr erfreulich an. Eigentlich sind in Malbun traditionell der Juli und der August die stärksten Monate. Aber genauso wie in der Schweiz hatten wir dann gegenüber dem Vorjahr einen ausserordentlich guten September mit einem Plus von zirka 80 Prozent bei den Gästezahlen, wobei ich einräumen muss, dass der September 2022 überaus schwach war», sagt Robert Büchel. Im Vergleich mit den Jahren 2019 bis 2021 lag der September 2023 daher nur knapp über Durchschnitt. «Sehr stark im Vergleich zu allen Vorjahren von 2019 an war aber der Oktober. Dort liegen wir bei fast doppelt so vielen Fahrten wie 2022, und auch gegenüber dem Fünf-Jahres-Schnitt hatten wir ein Plus von rund 87 Prozent zu verzeichnen.»

und gleichzeitig auch den stärksten Sommerumsatz sowie die meisten Fahrten verzeichnen, welche die BBM AG je hatten», lautet das zufriedene Fazit von Geschäftsführer Büchel. Er räumt aber auch ein: «Dies ist natürlich per se sehr erfreulich. Dennoch sprechen wir weiterhin ‹nur› von etwa 10 Prozent des Gesamtumsatzes der Bergbahnen.» Trotzdem zeigten die Zahlen das Potenzial, das im Malbuner Sommer steckt. «Es ist an allen

Bewusstsein schaffen am Tag der offenen Tür

Bergbahnen wollen vorhandenes Potenzial nutzen

«Insgesamt war es ein erfreulicher Sommer bei dem die ‹normalen› Monate Juni, Juli und September von einem ausserordentlich starken Oktober ergänzt wurden, was zum sehr erfreulichen Endergebnis geführt hat. In Summe konnten wir so mit 256‘000 Franken einen um fast 22 Prozent höheren Umsatz als im Vorsommer verbuchen,

Betroffenen, dieses Potenzial in Zukunft noch stärker zu nutzen. In Bezug auf die Gästeströme hoffen wir, dass sich speziell die Randmonate Juni und Oktober weiterhin entwickeln wie in diesem Sommer. Wir sind uns selbstverständlich darüber im Klaren, dass so gute Zahlen am Ende des Tages vom Wetter abhängen. Es scheint aber doch so, dass im Oktober genügend Bergbegeisterte nicht in den Süden fliegen oder fahren, sodass bei gutem Wetter starke Zunahmen bei den Gästen möglich sind. An uns liegt es nun, Angebote zu entwickeln, die dieses Ergebnis absichern und weitere Steigerungen ermöglichen.»

Robert Büchel, BBM-Geschäftsführer

Dieses Potenzial zu nutzen, bedingt auch, dass die Arbeit der Bergbahnen und ihre Angebote bekanntgemacht werden. Eine Möglichkeit dazu war der Tag der offenen Tür zum Abschluss der Sommersaison im Oktober. «Einen solchen Anlass haben wir zum ersten Mal durchgeführt. Leider hat er ein wenig unter dem schlechten Wetter gelitten. Dennoch konnten wir einen konstanten Besucherstand verzeichnen, und unsere Mitarbeiter hatten sehr gut damit zu tun, die vielen Details, die alle zusammen einen Skibetrieb ermöglichen, zu erklären. Wir betrachten den Tag der offenen Tür folglich als gelungenen Start für weitere Informationsveranstaltungen», sagt Robert Büchel. Denn ihm und seinen Mitarbeitenden geht es auch darum, Bewusstsein für die Arbeit der Bergbahnen zu schaffen. «Interessant war in diesem Zusammenhang, wie viele Besucher zu uns gekommen sind und erklärt haben, dass sie sich nie Gedanken darüber gemacht haben, welch


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Die Bergbahnen Malbun AG sorgt für ungetrübten Spass am Wintersport in Liechtensteins beliebtestem Naherholungs- und Tourismusgebiet.

enormen Aufwand die BBM AG betreibt, um ihren Gästen einen optimalen Wintersportgenuss zu ermöglichen. Ausserdem waren sie von unseren kompetenten und freundlichen Mitarbeitern, die bereitwillig Auskunft gaben, begeistert.»

Der Winter steht vor der Tür

Der Start in die neue Wintersaison wirft nun bereits seine Schatten voraus. Er ist für das Wochenende vom 16. und 17. Dezember geplant. «Sollten es die Verhältnisse erlauben, werden wir bereits an den vorhergehenden Wochenenden vom 2. und 3. sowie vom 9. und 10. Dezember einen reduzierten Liftbetrieb anbieten», sagt Robert Büchel. Ab dem 16. Dezember fahren die Bergbahnen dann auch an den Wochentagen. Bis dahin liegt aber noch einiges an Arbeit vor Robert Büchel und seinem Team. «Die Zeit ist kurz. Uns verbleibt gerade einmal noch ein Monat. Bis dahin müssen alle notwendigen Wartungen an der Sesselbahn Sareis durchgeführt werden, die technische Beschneiung fertiggestellt und relativ schnell in Betrieb sein, die Schneeerzeuger müssen im Skigebiet platziert werden, die Pistenfahrzeuge aus ihrem Winterschlaf geholt und vorbereitet werden, und natürlich wird bereits an den Vorbereitungen für die Markierung der Pisten gearbeitet, um nur einige Dinge zu nennen.» Robert Büchel ergänzt: «Die Arbeit bei einer Bergbahn hört nie auf. Wen man am einen ‹Ende› fertig ist, fängt man am anderen ‹Ende› wieder an.»

Bereits auf den vergangenen Winter haben die Bergbahnen Malbun einige neue Attraktionen eingeführt, die sich bestens bewährt haben. Dazu gehören beispielsweise der Mini-Funpark, die Malbun-Höhenmeter-Challenge und die Fotofalle. «Diesen Sommer und Herbst haben wir uns auf die Optimierung der Beschneiung konzentriert. Der letzte Winter hat gezeigt, dass dies eine wichtige Komponente sein kann, um erfolgreich Besucherinnen und Besucher ins Ski- und Wintersportgebiet zu locken. Die verbesserte Anlage wird gerade rechtzeitig fertig, um uns dabei zu unterstützen, unseren Gästen bestmögliche Pisten zur Verfügung zu stellen», sagt Robert Büchel.

Keine Preiserhöhung für die Saison 2023/24

In ihrer mittelfristigen Planung hatte die BBM AG eigentlich eine Preiserhöhung für die Wintersaison 2023/24 vorgesehen. «Diese mussten wir allerdings, wie viele andere Skigebiete und auch andere Branchen, aufgrund der enormen Steigerung der Energiekosten bereits vor der Saison 2022/23 durchführen. Die damalige Erhöhung ist auf Grund der offensichtlichen Folgen der Energiepreiserhöhung sehr gut angenommen worden. Da wollten wir auf keinen Fall bereits eine Saison später wieder die Preise erhöhen, auch wenn wir die höheren Energiekosten und allgemeine Preissteigerungen bei den Ersatzteilen sowie einiges mehr nur zum Teil auffangen konnten», sagt der BBM-Geschäftsführer.

Generell läuft die finanzielle Sanierung der Bergbahnen Malbun nach Plan. «Man kann sagen, dass der erste Teil der Sanierung erfolgreich verlaufen ist. Es wurde, neben dem Staatsbeitrag und der Unterstützung durch die Gemeinden, genügend Aktienkapital von Privaten und Unternehmen gezeichnet, um die Vorgaben im Bericht und Antrag der Regierung zu erfüllen. Nach der finanziellen Sanierung konnten viele kleine Projekte und mit der Optimierung der Beschneiung das erste grössere Projekt umgesetzt werden», sagt Robert Büchel. Mittelfristig kommen aber noch weitere kostenintensive Aufgaben auf das Unternehmen zu. Zum einen sind dies die im Bericht und Antrag enthaltenen Projekte wie der Refit der nun 30 Jahre alten Sesselbahn Sareis, die Nutzung von Photovoltaik, die Ergänzung der Infrastruktur an sich und einige mehr. «Natürlich beschäftigt uns andererseits auch die weitere Verbesserung der Einkommensseite durch eine Steigerung der Frequenzen in den Randzeiten, also ausserhalb der Ferienzeiten und der ohnehin starken Wochenenden. Und natürlich die weitere Stärkung des Sommergeschäfts.» Doch der Sommer 2024 ist noch einigermassen weit weg. So richtet Robert Büchel seinen Blick naturgemäss zunächst auf den Winter: «In erster Linie erhoffen wir uns genügend Schnee und dass alle Wintersportbegeisterten ihre liebsten Hobbys unfallfrei und unbeschwert geniessen können. Alles andere ergibt sich dann wie von selbst.»


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Erstmals richtet Zukunft.li in einer Publikation seinen Fokus auf die Weltwirtschaft und die Weltpolitik. Dies hat gute Gründe, denn die Weltordnung befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Umbruchs.

Wie weiter mit der Globalisierung? Folgen für Liechtenstein? Die Weltordnung und die internationale Wirtschaftspolitik befinden sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Seit 2008 hat eine Reihe von Krisen das Umfeld für international tätige Unternehmen markant verändert. Als exportorientierter Kleinstaat ist Liechtenstein besonders gefordert. Welche Auswirkungen zu erwarten sind und welche Handlungsmöglichkeiten Politik und Unternehmen haben, zeigt die Stiftung Zukunft.li in ihrer neusten Publikation auf. Text: Peter Eisenhut, Stiftung.Zukunft.li

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ach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, der Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) und dem WTO-Beitritt Chinas erlebte die Weltwirtschaft in den 1990er und frühen 2000er Jahren eine Phase des Aufbaus weltweiter Lieferketten und der globalen Verlagerung von Produktionsprozessen. Dies führte zu einer raschen wirtschaftlichen, finanziellen und technologischen Integration, verbunden mit einem starken Wirtschaftswachstum und einem enormen Ausbau des Welthandels.

Der Globalisierungstrend wurde durch die Finanzkrise 2008 unterbrochen. Diese löste erste geopolitische Spannungen zwischen den USA und China aus. Mit der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump verschärfte sich das Verhältnis zwischen den beiden Grossmächten zusehends. Mittlerweile hat sich der Systemwettbewerb zwischen China und den USA zurückgemeldet, der sich in zunehmenden Handels- und Technologiekonflikten zeigt. Zudem haben die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg die Gefahren internationaler


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Abhängigkeiten in den Fokus gerückt. Die Transformation zu einer Netto-Null-Treibhausgas-Gesellschaft erhöht die geopolitischen Spannungen zusätzlich.

tenstein hat sich seit 2009 abgeschwächt, sowohl die Export- als auch die Importquote sind unter Druck.

«Subventionsfieber» und «Protektionismusgrippe» hemmen Wachstum

Liechtenstein soll und kann sich nicht am Protektionismus- und Subventionswettbewerb beteiligen. Gerade für kleine Länder ist der Zugang zu internationalen Märkten entscheidend. Die Stärkung eines multilateralen, regelbasierten Handelssystems ist daher der Königsweg für Liechtenstein. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Politik für eine Reform der WTO einsetzt, um deren Funktionsfähigkeit wiederherzustellen und ihren Fortbestand zu sichern. Auch die Partnerschaft mit den EU- und EFTA-Staaten sowie mit dem Zollvertragspartner Schweiz sind zentrale aussenpolitische Pfeiler. Denn über diese Partner erhält Liechtenstein dank Freihandelsabkommen Zugang zu internationalen Märkten.

Diese Entwicklungen haben zu einem fundamentalen Umdenken in der Wirtschaftspolitik geführt. Im Mittelpunkt stehen heute der Schutz der heimischen Volkswirtschaft und die gezielte staatliche Förderung vermeintlich zukunftsträchtiger Branchen und Produkte. Mit dem Einsatz von Zöllen, Export- und Importverboten, der Kontrolle ausländischer Investitionen und mit Subventionsprogrammen sollen diese Ziele erreicht werden. Die Konsequenz dieses Wandels ist eine Verlangsamung des globalen Wachstums und des Welthandels. Die Direktinvestitionen von Unternehmen im Ausland waren in den letzten Jahren rückläufig. Die totgesagte Inflation ist auferstanden und die Schuldenstände sind auf neue Höchstwerte geklettert. Die Globalisierung hat auch der liechtensteinischen Wirtschaft bis zur Finanzkrise 2008 goldene Zeiten beschert. Der Aufbau globaler Beschaffungs- und Absatzmärkte, die Gründung von Tochtergesellschaften an günstigen Standorten sowie die Verfügbarkeit kostengünstiger internationaler Ressourcen waren ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das nun Anpassungen erfordert. Das Wirtschaftswachstum in Liech-

Liechtensteins Wirtschaft auf offene Märkte angewiesen

Um in diesem Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Kompetenz und Innovationskraft und damit die Verfügbarkeit von Fachkräften zentrale Erfolgsfaktoren für den Standort Liechtenstein. Weitere Erfolgsfaktoren sind die Bildung, ein leistungsfähiges Verkehrssystem, eine zuverlässige Energieversorgung sowie erstklassige Forschung und Entwicklung. Bei vielen Indikatoren schneidet Liechtenstein gut ab, bei anderen – etwa im Verkehrsbereich – bestehe aber zweifellos ­Optimierungsbedarf.

Stiftungsratspräsident Peter Eisenhut bei der Vorstellung der Publikation im Rahmen einer Medienkonferenz. (Foto: Zukunft.li)


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Silberfuchsfarm Masescha

Auf Masescha gab es eine Farm für Silberfüchse Heute nicht mehr vorstellbar in unserer Gesellschaft, aber vor knapp hundert Jahren ein Hoffnungsschimmer in einer schwierigen Wirtschaftszeit: eine Zuchtfarm für die damals begehrten Pelze von Silberfüchsen. Eine Silberfuchsfarm züchtete ab 1931 solche Tiere. Nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem der Verkauf von Zuchttieren und Pelzen eingebrochen war, wurde die Farm abgebrochen. Text: Günther Meier

D

as Liechtensteiner Volksblatt brachte am 12. November 1936 eine kurze Meldung, aus der Silberfuchsfarm auf Masescha seien drei Füchse entwichen. Wer es bisher nicht gewusst hatte, dem wurde damit bekannt, dass es auf der Sonnenterrasse über Triesenberg eine spezielle Tierzucht gab. Die Silberfuchsfarm ersuchte mit dieser Mitteilung die Bevölkerung, die Tiere einzufangen – natürlich gegen «entsprechende Entschädigung». Die Silberfüchse seien zahm, es könnte sein, dass sie bei offenen Türen auch in Häuser eintreten

würden. Wer ein junges, freilaufendes Silberfüchslein sehe, melde sich unter der Telefonnummer 61 bei der Farm. Ob der Aufruf den erhofften Erfolg hatte, ist nicht berichtet worden. Aber die Meldung zeigte in der damals schwierigen Wirtschaftszeit, wie innovative Unternehmer neue Geschäftsfelder eröffneten. Gründer des Unternehmens, Edelpelztierfarm genannt, war Guntram Fehr aus Schaanwald, der 1923 nach Kanada ausgewandert war und dort in einer Pelztierfarm arbeitete. Zwei Jahre später

kehrte Fehr nach Liechtenstein zurück, wie das Volksblatt berichtete, und befasste sich mit dem Gedanken, auch in unserem Land eine Pelztierfarm aufzubauen. Zuerst aber gründete Fehr in Klosters (Kanton Graubünden) eine Aktiengesellschaft für den Aufbau einer Silberfuchsfarm, die laut Volksblatt mit 50 Paar Silberfüchsen aus Amerika gestartet wurde. Fehr war bestens mit der Zucht von Silberfüchsen vertraut, denn die Farm in Kanada, wo er das Handwerk erlernt hatte, besass rund 20'000 dieser wertvollen Pelztiere. Mehrere Jahre führte Fehr die Pelzzucht in Graubünden,

Silberfuchsfarm in der Foppa, Triesenberg; Besitzer: Emil Beck und Guntram Fehr (Masescha); im Bild zwei Silberfüchse im Gehege vor Drahtzaun Quelle: Liechtensteinisches Landesarchiv / Vaduz; Fotograf: unbekannt


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Silberfuchsfarm Masescha

dann kaufte er das Bergrestaurant Masescha und errichtete dort eine Pelztierfarm, die er 1931 zusammen mit dem Triesenberger Emil Beck eröffnete. Im Freigehege auf Masescha tummelten sich bis zu 120 Silberfüchse, die für viele Wanderer ein Anziehungspunkt darstellten.

Prognosen für Rentabilität von Silberfuchsfarmen

Die Eröffnung der ersten und einzigen Pelztierfarm fand Beachtung in den Medien. «Wer an einem schönen Herbsttag gelegentlich nach Masescha oder Gaflei kommt», schrieb das Volksblatt, «sollte nicht versäumen, die Pelztierfarm zu besuchen.» Im Herbst hätten die wertvollen Pelzträger ihr schönstes Kleid angezogen, schwärmte der Berichterstatter, «mit dem sie so manche Dame beglücken». Der Silberfuchs sei der wertvollste unter den Pelztieren, dessen Pelz sich zur Verarbeitung von Mänteln oder Krägen besonders gut eigne. Die schlechte Wirtschaftslage drücke zwar den Umsatz mit Pelzen, doch dank der Zuchtfarmen seien Silberfuchspelze auch für Leute erschwinglich geworden, die nicht zu den oberen Zehntausend zählten. Der Farm auf Masescha stellte das Volksblatt ein gutes Zeugnis aus, sowohl was die Qualität der Zuchttiere als auch die Anlage selbst betreffe – ein Vergleich mit einer ähnlichen Zuchtfarm in der Schweiz könne jederzeit gemacht werden. Gleichzeitig wunderte sich die Zeitung, dass dieser neue Erwerbszweig noch keine Nachahmer in Liechtenstein gefunden habe. Zur Rentabilität einer Silberfuchsfarm ein paar Zahlen aus der damaligen Zeit. Gute Pelze konnten in der Schweiz für 250 bis 400 Franken verkauft werden. Die Kosten für ein Gehege von einem Paar Silberfüchse betrugen 150 bis 200 Franken. Die Aufwendungen für den Unterhalt der Tiere wurde mit 80 bis 100 Franken pro Jahr beziffert. Weil die erste Silberfuchsfarm auf Masescha angesiedelt worden war, hielt sich offenbar die Meinung, eine solche Farm könne nur in einer Höhenlage errichtet werden. Auch in Kanada würden sich nicht alle Zuchtfarmen in höhergelegenen Gebieten befinden, berichtete das Volksblatt, und bei Auktionen hätte sich gezeigt, dass sich Flachland-Pelze genau so gut verkauften wie Pelze aus Höhenlagen. Kurzum: In Liechtenstein eigne sich jeder Winkel für die Aufzucht von Silberfüchsen.

Fehlende Absatzmöglichkeiten während der Kriegszeit

Schon vor der Eröffnung der Silberfuchsfarm auf Masescha gab es Zeitungsberichte über Zuchtfarmen mit Pelztieren, die in Kanada ihren Anfang nahmen. Dort wurde berichtet, dass die Silberfuchszucht gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Kanada begonnen habe. Ein Jäger habe dort mit zwei wilden Silberfüchsen eine Aufzucht begonnen. Zuerst habe man gelacht über die Zuchtidee, aber als man gesehen habe, wie viel Geld sich mit Zuchttieren und mit Pelzen verdiene lasse, habe eine wilde Spekulation eingesetzt. Kein Wunder, nachdem Zahlen bekannt wurden, wie eine ausländische Zeitung berichtete: Zwei Frauen hätten im Jahr 1905 in Amerika 1500 Dollar für ein Silberfuchspaar angelegt und dann bis 1918 insgesamt 88 Paare verkauft, die im Durchschnitt 4000 Dollar einbrachten. Solche goldenen Zeiten erlebte die Silberfuchsfarm auf Masescha nicht. Die Zucht der Silberfüchse begann kurz nach der Weltwirtschaftskrise. In den 1930er-Jahren war der internationale Markt gesättigt, die Preise für Pelze waren gesunken, nicht zuletzt auch deshalb, weil Pelze nicht mehr nur für sehr gut Betuchte erschwinglich waren – und damit der Reiz für einen exklusiven Pelz fehlte. Dann folgte der Zweite Weltkrieg und die Absatzmöglichkeiten gingen weiter zurück. Im Jahr 1944 wurde die Silberfuchszucht auf Masescha wegen Rentabilitätsproblemen aufgegeben, und die Zuchtfarm abgebrochen.

Silberfuchsfarmen auch in der Nachbarschaft

Der Zucht von Silberfüchsen war in unseren Breitengraden nur eine relative kurze Zeit beschieden. Im Unterschied zu heute, wo das Tragen echter Tierpelze unter gesellschaftlicher Ächtung steht, erfreute sich das Pelztragen gegen Ende des 19. Jahrhunderts grosser Beliebtheit. Aufgrund der grossen Nachfrage waren Trapper in Kanada nicht mehr in der Lage, den hohen Pelzbedarf aus der Natur zu decken. Aus diesem Grund begannen Trapper in Kanada, Silberfüchse in Gefangenschaft zu züchten. An den Pelzbörsen erzielten Silberfuchsfelle sensationell hohe Preise, was zur Folge hatte, dass bald Zuchtanstalten auch ausserhalb Kanadas gebaut wurden. Die Silberfuchszucht auf Masescha blieb in Liechtenstein die einzige Zuchtfarm, in den Nachbarländern Schweiz und Österreich entstanden zahlreiche solcher

Anlagen: Im Jahr 1931 wurden beispielsweise 51 Silberfuchsfarmen gezählt! Beim Aufbau der Silberfuchsfarm in Graubünden hatte, wie bereits erwähnt, der Liechtensteiner Guntram Fehr eine bestimmende Rolle. Zusammen mit einem Schweizer Partner gründete Fehr, nachdem er in Kanada und in den USA in solchen Farmen gearbeitet hatte, im Jahr 1925 die «Gebirgs-Silberfuchsfarm Klosters». Fehr sah in der Pelztierzucht in den wirtschaftlich schwierigen Jahren der Nachkriegszeit eine Chance für den Aufbau eines neuen Wirtschaftszweigs. Sein Partner wollte mit der Zucht von Silberfüchsen eine


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Silberfuchsfarm auf Masescha (1931–1943); Gehege und zwei Holzhäuser in der Foppa; im Bildhintergrund Schweizer Säntisberggebiet Quelle: Liechtensteinisches Landesarchiv / Vaduz; Fotograf: Friedrich Reich, Ems

Neuorientierung der Berglandwirtschaft einleiten. Das Unternehmen florierte anfänglich, doch die Weltwirtschaftskrise machte dem Unternehmen zu schaffen. Später kamen Produktionsprobleme und Absatzsorgen während des Zweiten Weltkriegs dazu, verbunden mit grosser Konkurrenz durch Anbieter aus anderen Ländern, so dass bald nach Kriegsende die Zucht aufgegeben wurde – wie die Farm auf Masescha.

Angora-Hasen aus Schaan für die Wollindustrie

Die Pelztierfarm auf Masescha ist nicht das einzige Unternehmen, das sich mit der Zucht

von exotischen Tieren beschäftigte. Schon im Jahr 1926 gab es Berichte über eine Kaninchenfarm in Schaan. Die Liechtensteiner Nachrichten schrieben darüber: «In einem Stall in der Nähe alten Kirchturms sind seit Sonntag interessante Gäste aus England untergebracht: 16 Edel-Angorakaninchen mit roten grossen Augen und einem seidenweichen, blendendweissen langhaarigen Pelz. Sie haben die lange Reise wie richtige englische Globetrotter scheinbar gut überstanden, denn sie sind munter und lassen sich das neue Futter schmecken.» Wie die Liechtensteiner Nachrichten berichteten, sei damit der Grundstock für die geplante Wollindustrie gelegt worden.

Die Hasen würden etwa alle sechs Wochen geschoren, was pro Jahr rund ein halbes Kilogramm Angora-Haar ausmache: Auf dem Markt könnten damit rund 50 Franken gelöst werden. Die Tiere selbst hätten einen stolzen Preis von etwa 100 Franken, dafür aber seien die Unterhaltskosten sehr gering: Heu, Rüben und Hafer! Nachdem es in England und Frankreich solche Farmen mit Tausenden von Hasen gebe, drückte die Zeitung die Zukunftshoffnung aus, damit könnte eine neue Verdienstmöglichkeit für unsere Bevölkerung geschaffen werden: Als Heimindustrie, die sich gut in die sonstigen landwirtschaftlichen Verhältnisse einfügen liesse.


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Frank Wilke

Zahltag mit Frank Wilke Hobbybäcker, Autodidakt und Eigenbrötler Frank Wilke ist leidenschaftlicher Bäcker. Auf seine Initiative wurde im Jahr 2015 der Brotbackverein «Eigenbrötler» gegründet. Die Mitglieder des Vereins pflegen und erhalten die ursprüngliche Herstellung von Brot und anderen Backwaren im häuslichen Sinn. Seit 17 Jahren kocht und backt Frank auch für die Schüler und Mitarbeiter im HPZ in Schaan. Interview & Fotos: Vera Oehri-Kindle

Wie viele Jahre backst du schon für die Schüler und Mitarbeiter im HPZ Schaan Brot?

17 Wie viele Brotsorten bäckst du abwechselnd ?

15

Franks Lieblingshobby ist das Brotbacken.

Wie viele Kurse bietest du durchschnittlich pro Jahr an?

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Wie gerne magst du Brot auf einer Skala von 1–10 ?

8 Wie viele Jahre backst du schon Brot?

17


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Frank mit seiner Crew in der Küche im HPZ-Schaan.

Frank lässt seine Brotteige mindestens 24 Stunden reifen.

Wie viel Kilo Brot backst du durchschnittlich im Jahr?

Wie oft ist dir dein Brot schon verbrannt?

2

Wie viele Brotlaibe hast du in deinem Leben schon gebacken?

~130�000

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Wie viel Kilo Mehl benötigst du durchschnittlich im Monat?

150

Wie viele Prozent Hefe verwendest du in deinen Teigen ?

2

3.800

Wie viele Stunden gibst du deinen Teigen mindestens, um zu reifen?

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Mehr Infos erhalten Sie unter:

www.eigenbroetler.li


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«Wenn sonst keiner mehr vor Ort ist, ist das Rote Kreuz noch da.» Nicole Matt-Schlegel ist eine vielseitige Persönlichkeit mit vielfältigen Interessen, die aber eines gemeinsam haben: Der Einsatz für andere, gerade für Schwächere und weniger Privilegierte, liegt ihr sehr am Herzen. Das spiegelt sich auch in ihrem beruflichen Werdegang wider. Als Generalsekretärin beim Liechtensteinischen Roten Kreuz (LRK) hat sie nun seit zwei Jahren eine Position inne, in der sie aufgeht und die sie mit Freude erfüllt. Text: Heribert Beck, Foto: Martin Walser

Ü

ber zwei Jahre lang war Nicole Matt-Schlegel zwischen September 2005 und November 2007 in San José, der Hauptstadt von Costa Rica, beschäftigt. Sie hat dort mit einem lokalen Team rund zehn kleine lokale und kulturelle Radiostationen saniert und ihre kaufmännischen Kenntnisse bei der Einführung eines modernen Buchhaltungssystems eingebracht. Dies diente aber weniger ökonomischen als viel mehr humanitären Zwecken und beruhte auf einem Abkommen der Regierungen Liechtensteins und Costa Ricas zur Zusammenarbeit im Bildungssektor aus den 1980er-Jahren. «Unser Ziel war die Verbesserung der Radioprogramme und der Lehrbücher, die dem Fernunterricht für Jugendliche und Erwachsene ohne Schulabschluss dienen», sagt Nicole Matt-Schlegel. Ein ähnliches Projekt unterstützte sie auch in Tansania. Ab Januar 2008 war sie dann für rund zwei Jahre im Auftrag des Liechtensteinischen Entwicklungsdienstes (LED) in Cusco in den peruanischen Anden tätig. Wieder brachte sie neben ihren Kommunikations- und Sprachkenntnissen auch ihre fundierte kaufmännische Ausbildung in die Arbeit ein. «Wir haben fünf Mikrofinanz-Genossenschaften im Aufbau von Marketing- und Verkaufsstrategien, bei der Schulung des Personals und bei der Prozessoptimierung unterstützt.» Das Konzept der Mikrofinanzierung ermöglicht es ärmeren Menschen in Entwicklungsländern, Kredite zu

bekommen. Gleichzeitig erhalten sie Unterstützung und Wissen aus Liechtenstein, um ihre Schulden zurückzuzahlen und ein eigenes Geschäft aufzubauen.

Engagement bringt laufend neue Ideen

Dass Nicole Matt-Schlegel einen beruflichen Weg in der Entwicklungszusammenarbeit eingeschlagen hat, liegt, wie sie selbst sagt, vor allem an ihrem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. «Mir wurde in jungen Jahren bewusst, welches Privileg, welch unglaublicher Zufall und Glück es ist, in Liechtenstein geboren zu sein und dort aufwachsen zu dürfen.» Dies wollte sie nicht einfach als gegeben hinnehmen, sondern Menschen helfen, die dieses Privileg nicht haben. So war Nicole Matt-Schlegel nach ihrer Rückkehr aus Peru in zwei gemeinnützigen Stiftungen in Liechtenstein tätig, zunächst zwei Jahre als Projektverantwortliche bei der Medicor Foundation und dann elf Jahre als Geschäftsführerin bei der Maria Marina Foundation. «Die anhaltenden globalen Herausforderungen, sei es durch bewaffnete Konflikte, den Klimawandel, soziale Ungleichheiten oder Naturkatastrophen, sind immens. Die herzzerreissenden Bilder, die uns erreichen, hinterlassen oft eine Ohnmacht», sagt Nicole Matt-Schlegel zu ihrer Motivation. Dieses Gefühl der Ohn-

macht wollte die engagierte Frau weder beruflich noch privat hinnehmen. «Wenn man sich im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit engagiert, eröffnen sich fortwährend Möglichkeiten und Ideen, um auf unterschiedliche Weisen einen kleinen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten oder das Bewusstsein der Gesellschaft zu schärfen. So konnte ich in verschiedenen Positionen zahlreiche Projekte umsetzen.» Dazu gehört unter anderem der Aufbau einer Schulbibliothek in Amubri, einem traditionellen Dorf in Costa Rica. In Peru wiederum hat Nicole Matt-Schlegel eine Silberschmuckwerkstatt und eine Weberei als Erwerbsquelle für alleinerziehende Mütter ins Leben gerufen. Ehrenamtlich war sie ausserdem während zehn Jahren Vorstandsmitglied des Vereins Drink & Donate, der den Konsum von Leitungs- statt abgefüllten Mineralwassers in Liechtenstein und der Schweiz fördert und mit den dafür generierten Spendengeldern Trinkwasserprojekte in Entwicklungsländern unterstützt. «Zuletzt war ich nebenbei beim Aufbau einer Plattform für Künstlerinnen und Künstler aus Entwicklungsländern beteiligt. Wer mehr erfahren möchte, darf gerne mal auf satellites-of-art.com reinschauen.»

Vielfältiger Aufgabenbereich beim Roten Kreuz

Nicole Matt-Schlegel war stets zufrieden mit ihren Tätigkeiten und Engagements. Dennoch


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«Wir können aktiv einen Beitrag zur Linderung von Leid leisten, weil wir Teil des weltweit grössten humanitären Netzwerks sind.» Nicole Matt-Schlegel Generalsekretärin des LRK

ergab sich vor genau zwei Jahren eine Veränderung in ihrem Berufsalltag. Dem humanitären Engagement blieb sie selbstverständlich treu, doch den Arbeitsplatz hat sie nochmals gewechselt. «Der Vorstand des Liechtensteinischen Roten Kreuz kam auf mich zu und hat mir die Stelle als Generalsekretärin angeboten. Lange überlegen musste ich nicht», sagt Nicole Matt-Schlegel und lächelt. Sofort kommt sie ins Schwärmen, wenn sie von ihren Aufgaben berichtet. «Mich fasziniert an meiner Position die Verbindung von lokalem und internationalem Engagement.» Das spiegelt sich auch wider in der Zusammensetzung des LRK. «Wir sind ein tolles Team an der Geschäftsstelle, das unter anderem für die Auslandshilfe zuständig ist. Zum LRK gehören aber auch so vielfältige Aufgabenbereiche wie die Mütter- und Väterberatung, der Rettungsdienst, das Kurswesen und das Haus Gamander in Schaan. Trotz dieser so unterschiedlichen Arbeitsbereiche ziehen alle am gleichen Strang und sehen sich gemeinsam der Sache verpflichtet. Wir blicken zusammen auf Jahrzehnte erfolgreicher Dienstleistungen im Dienst der Menschlichkeit zurück.» Auf diesen Lorbeeren ausruhen wollen sich Nicole Matt-Schlegel und das LRK-Team jedoch keinesfalls. Nach dem Bezug des neuen Hauptsitzes an der Zollstrasse 56 in Vaduz vor rund drei Jahren steht derzeit ein neues Projekt

kurz vor der Vollendung: das Haus der Familien in der Überbauung «Im Zentrum» in Schaan. «Das nimmt meine Mitarbeiterinnen und mich im Moment stark in Anspruch, aber wir freuen uns auch schon unglaublich auf den Bezug der Räumlichkeiten im Dezember und die offizielle Eröffnung im Januar. Ab dann sind 14 Organisationen inklusive unsere Mütterund Väterberatung, die sich um unterschiedlichste Anliegen von Liechtensteins Familien kümmern, an einem Ort vereint und können zahlreiche Synergien nutzen.»

Grosse Verdienste und grosse Verantwortung

Auch auf internationaler Ebene strebt die Generalsekretärin danach, das LRK noch besser zu positionieren und die Vorteile eines Kleinstaates effizienter zu nutzen. Dazu diente beispielsweise das Treffen der Rotkreuz-Organisationen der europäischen Kleinstaaten, das im September erstmals in Liechtenstein stattfand. Im kommenden Jahr steht dann die internationale Konferenz in Genf an, bei der nationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften mit den Vertragsstaaten der Genfer Konvention zusammenkommen. «Dies ist eine Plattform für den Dialog über die stetig steigenden humanitären Bedürfnisse und um zu beraten, wie wir die Wirkung humanitärer Reaktionen auf neue, laufende und zukünftige Krisen stärken können.» Denn für Nicole Matt-Schlegel

ist klar, dass die weltweit 192 Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften nicht nur auf eine grosse Tradition und immense Verdienste zurückblicken können, sondern der Verantwortung, die sich daraus ergibt, auch immer neu gerecht werden müssen. «Das LRK ist Teil des weltweit grössten humanitären Netzwerks. Selbst wenn sonst keiner mehr vor Ort ist: Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond sind noch da. Zusammen mit der Liechtensteiner Bevölkerung können wir aktiv einen Beitrag zur Linderung von viel Leid auf dem Planeten leisten und weniger privilegierte Menschen an unseren Privilegien teilhaben lassen.»

«Heute geniesse ich die nähere Umgebung»

Bei ihrem vielfältigen Engagement wundert es nicht, dass die Freizeit von Nicole Matt-Schlegel knapp bemessen ist. «Daher gehört sie in erster Linie meiner Familie und meinen Freunden.» Das hat sogar zu einer Veränderung in der Wahl ihrer Reiseziele geführt: «Früher konnte es nicht weit genug weg sein. Heute bin ich mit meinen Lieben auch ganz gerne irgendwo in der Nähe, am liebsten an einem See, in einer tollen Stadt oder in den Bergen im Schnee», sagt sie und ergänzt: «Zu Hause lasse ich es aber auch gerne etwas ruhiger angehen, besuche das Fitnessstudio, lese ein spannendes Buch und jasse – nicht wirklich gut, aber gerne.»


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«Eintrag ins Goldene Buch auf Schloss Vaduz» Ronja Gstöhl aus Mauren ist 20-jährig und hat in diesem Jahr ihre Lehre als Bäckerin-KonditorinConfiseurin FZ im Lehrbetrieb Confiserie Wanger AG in Schaan mit der ausgezeichneten Note von 5,3 abgeschlossen. Es war somit für sie eine grosse Ehre, dass sie sich auf Schloss Vaduz in das Goldene Buch eintragen durfte. Wir haben uns mit Ronja Gstöhl über ihren Wunschberuf seit klein auf sowie das Erlebnis bei Erbprinz Alois mit der fürstlichen Auszeichnung des Bucheintrags unterhalten. Interview: Johannes Kaiser


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Bild: Michael Zangellini

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Ronja – war für dich immer schon die Lehre in die Berufsrichtung «Bäckerei-Konditorei» ein Wunsch? Ronja Gstöhl: Ja – für mich war es schon immer klar, dass ich Konditorin/Confiseurin/Bäckerin werden wollte. Schon als ich noch klein war, backte ich immer viel und es bereitete mir einfach eine Freude. Was ich stets mit Begeisterung machte und regelrecht darauf erpicht war, war das Dekorieren von Keksen und Kuchen. Dadurch, dass ich für meine Backprodukte, die eben auch schön spielerisch verziert waren, stets Komplimente erhielt, war meine Motivation natürlich stets vorhanden. Was ist an dieser Berufsausbildung besonders reizvoll? Diese Ausbildung in praktisch drei Stossrichtungen ist sehr breitgefächert und macht besonders Spass. Es gibt sehr viele verschiedenen Arbeitsgattungen zu erledigen und jeder Arbeitstag bringt verschiedene neue Aufgaben mit sich und gestaltet sich in diesem Sinne anders. Das Schöne an meinem Beruf sind auch die Spezifitäten und kulinarischen Bräuche der verschiedenen Jahreszeiten. Denken wir dabei an die Vorweihnachts- und Winterzeit, so stehen die Rezepte von den traditionellen Produkten wie «Guezli», Lebkuchengebäcke, Biber, Schokoladen-Nikoläuse und zahlreiche neue Pralinen-Sorten an.

Johannes Kaiser im Gespräch mit Ronja Gstöhl (20)

Wie gestaltet sich die Lehre als Bäckerin-Konditorin-Confiseurin? In der Berufsschule lernt man sehr viel über die Ernährung. Jedoch ist es oft oder bei vielen so, dass man am Anfang der Lehre vieles probiert. Mit der Zeit hat man jedoch nicht mehr so die grosse Lust auf Süsses. Was bei diesem Beruf eine spezielle Ausgangslage ist, sind die Arbeitsund damit die Ausbildungszeiten im praktischen Betrieb. Der Tag beginnt nicht wie in anderen Berufsgattungen um sieben oder acht Uhr, sondern um drei Uhr in der Früh. Aber man gewöhnt sich sehr schnell an diesen Rhythmus. Feierabend ist somit um die Mittagszeit, doch kommt in der Lehre auch noch die Berufsschule dazu, welche dann wiederum an gewissen Tagen ganztags stattfindet. Für meine Berufsausbildung fand die begleitende Lehrausbildung in Chur statt. Deine berufliche Ausführung hat somit auch sehr viel mit Kreativität und Inspiration zu tun?

Note 5,3: Eintrag ins Goldene Buch

Ja - das ist so. Das reine «Handwerk» sowie natürlich die Aneignung von viel Wissen im Bereich des Backens, der Produkte- und Gesundheitslehre usw. ist die eine Seite, wie ich soeben ausgeführt habe. Die andere – sehr schöne Komponente – ist das persönliche Einbringen mit der eigenen Inspiration sowie den – das kann man so sagen – künstlerischen

Ideen. Man kann sich wirklich künstlerisch ausleben, was mich an diesem Beruf eine sehr grosse Freude bereitet und fasziniert. Ich möchte mich immer weiter entwickeln. Man kann in diesem Beruf immer weiter dazu lernen und das macht es auch niemals langweilig. Du hast die die Lehrausbildung mit Bravour gemeistert und diese anspruchsvolle Lehre mit der Top-Note von 5,3 abgeschlossen. So wurdest du für den Eintrag ins Goldene Buch auf Schloss Vaduz eingeladen. Ich freute mich sehr, dass ich meine Lehre mit einem solch guten Notendurchschnitt abschliessen konnte. Das hat mich überrascht, denn mit dem Eintrag in das Goldene Buch habe ich nicht zum Vornherein gerechnet. Ich habe mich sehr gefreut, mit so einer guten Note abzuschliessen. Die Einladung auf Schloss Vaduz mit dem Eintrag ins Goldene Buch war ein sehr, sehr tolles Erlebnis, welches wirklich für immer in Erinnerung bleibt. Der Besuch in den fürstlichen Räumen war für mich persönlich sehr spannend - alles mal von innen sehen zu dürfen und auch S.D. dem Erbprinzen die Hand zu schütteln, war unvergesslich. Danke für das Gespräch liebe Ronja und nochmals herzliche Gratulation für deinen super Lehrabschluss mit der Note 5,3.


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Ein Testament ist selten für die Ewigkeit Die Regierung hat im Frühjahr 2023 angekündigt, dass das liechtensteinische Erbrecht modernisiert und den heutigen Verhältnissen angepasst werden soll.

Was soll sich ändern? Das Erbrecht soll flexibler als bisher ausgestaltet werden, indem Erblasserinnen und Erblasser künftig über einen grösseren Teil ihres Nachlasses «frei», also unbelastet von Pflichtteilen, verfügen können. Aus diesem Grund soll bspw. das Pflichtteilsrecht der Vorfahren (Eltern) aufgehoben werden. Als weitere Änderung wird die Möglichkeit zur Abgeltung von Pflegeleistungen angedacht. Neu könnten gewisse Pflegeleistungen im Rahmen des Verlassenschaftsverfahrens geltend gemacht werden. Zudem sollen Testamente zugunsten der früheren Ehegattin oder des früheren Ehegatten bzw. der früheren eingetragenen Partnerin oder des früher eingetragenen Partners bei Auflösung der Ehe oder eingetragenen Partnerschaft als aufgehoben gelten. Dasselbe wäre während eines hängigen Scheidungsverfahrens oder während einer hängigen Auflösung einer eingetragenen Partnerschaft der Fall. Dies sind einige der Änderungen, welche die Regierung vorgesehen hat. Aktuell findet zur betreffenden Vorlage das Vernehmlassungsverfahren statt und es ist davon auszugehen, dass die Rechtsänderungen im Jahr 2024 im Landtag beraten werden. Redet ihr noch miteinander oder habt ihr schon geerbt? So lautet ein geflügeltes Wort, welches deutlich machen soll, dass eine Erbschaft auch erhebliches Konfliktpotenzial birgt. In Bezug auf eine Erbschaft ist zu berücksichtigen, dass deren Anfall für die Erben in der Regel eine spürbare Verbesserung der finanziellen Verhältnisse bedeutet. Diese zu «erwarten», kann legitim oder nicht legitim sein, spielt aber für die Lebensplanung eines Erben häufig eine grosse Rolle. Jedenfalls ist die Konfliktbereitschaft in vielen Fällen vorhanden, wenn diese Erwartungen ganz oder teilweise enttäuscht werden. Entsprechend kann bereits jetzt überlegt werden, ob die geplanten Änderungen des Erbrechts eine Bedeutung für den eigenen Nachlass haben werden und welche Anpassungen im eigenen Testament notwendig sein könnten. Voraussichtlich werden die neuen Bestimmungen nämlich auch dann anzuwenden sein, wenn ein Testament noch nach dem «alten» Erbrecht erstellt wurde. Massgebend wird voraussichtlich nur sein, ob ein Erblasser oder eine Erblasserin noch während Geltung des «alten» oder aber schon nach dem «neuen» Erbrecht verstirbt. Wann das Testament erstellt wurde, spielt für die Anwendung des neuen Erbrechts hingegen keine Rolle.

Wann sollte man Testamente noch ändern? In der Regel sollte man das eigene Testamente alle drei bis fünf Jahre kritisch hinterfragen. Zumindest eine Überprüfung des Testaments durch einen Rechtsanwalt ist empfohlen, wenn dabei eine der folgenden Fragen mit einem Ja beantwortet werden kann: Haben sich die persönlichen Lebensumstände verändert (Trennung, Scheidung, Tod des Partners, Krankheit etc.)? Haben sich persönliche Beziehungen verschlechtert oder verbessert? Kommen Personen im Testament vor, die nichts mehr oder weniger erhalten sollen? Fehlen andererseits Personen, die (umfangreicher) begünstig sein müssten? Sind wesentliche Vermögenswerte hinzugekommen oder abgeflossen? Werden Liegenschaften zunehmend als Belastung empfunden? Häufig lässt sich eine stimmige Nachlass- und Vorsorgeplanung nicht über ein Testament allein realisieren, sondern es bedarf weiterer sachkundig verfasster Urkunden, um ein «sinnvolles Ganzes» zu schaffen. In Abhängigkeit der konkreten Situation sind dies z. B. Liegenschaftsverträge, Erb- und / oder Pflichtteilsverzichte, Vorsorgevollmachten als auch Patientenverfügungen. Was konkret benötigt wird, hängt von den konkreten Lebensumständen, den Familienverhältnissen wie den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb einer Familie ab. In vielen Fällen ist es unumgänglich und erspart auch gerichtliche Auseinandersetzungen innerhalb der Familie, wenn bereits in einem frühen Stadium ein Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin beigezogen wird.

Dr. Klemens Jansen ist Rechtsanwalt mit mit TätigkeitsDr. Klemens Jansen ist Rechtsanwalt Tätigkeitsschwerpunkt Vorsorgeundund Nachlassplanung in der schwerpunkt VorsorgeNachlassplanung in der Kanzlei BATLINER WANGER BATLINER (www.bwb.li). Kanzlei BATLINER WANGER BATLINER (www.bwb.li).


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Fit bleiben mit dem Seniorenbund In Liechtenstein gibt es für Seniorinnen und Senioren vielfältige Angebote zur körperlichen und geistigen Aktivierung.

D

er Seniorenbund organisiert verschiedene Bewegungsangebote, wie z.B. Fitgymnastik, Nordic-Walking, Wassergymnastik, Boccia, sowie Velotouren und Minigolf in der warmen Jahreszeit. Neben den Sport- und Bewegungsangeboten bietet der Seniorenbund auch Gedächtnistraining, Englisch-Sprachcafé, Singen im Seniorenchor, das Seniorenkino, Computerkurse, Gesprächsrunden sowie Vernetzungsmöglichkeiten. Auch die Reiseangebote, Ausflüge und Exkursionen fördern das «Interessiert bleiben», einem von vielen positiven Faktoren für ein gesundes Altern. Die meisten Angebote sind auf www.seniorenbund.li, www.bewegt.li und www.senioren-info.li ersichtlich. Wer sich engagiert und sich einbringt, kann gesundheitlich ebenfalls davon profitieren. Seit einem Jahr führen Freiwillige in der Schulküche der Weiterführenden Schulen Vaduz die gemeinsamen Kochabende der Gruppe «Kochklub 60+» durch. Die Vielfalt der Angebote zeigt, wie unterschiedlich die Interessen und Bedürfnisse sind.

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Ausprobieren und mitmachen!

Grundsätzlich ist die Teilnahme an allen Angeboten ohne Vereinsmitgliedschaft möglich. Sie sind herzlich eingeladen, bei einem Angebot kostenlos reinzuschnuppern! Wo eine Mitgliedschaft erforderlich ist, wie zum Beispiel bei der kostenlosen Rechtsberatung, wird explizit darauf hingewiesen.

Beratungsangebot

Die Informations- und Beratungsstelle Alter (kurz: IBA) vom Liechtensteiner Seniorenbund hat ein offenes Ohr für Ihr Anliegen und hilft Ihnen gerne weiter oder vermittelt Ihnen Kontakte zu den zuständigen Stellen. • Vorsorgethemen: Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Erben und Vererben, Vorsorgeordner • Betreuung und Pflege • Finanzielle Fragen • Wohnen im Alter • Digitalisierung und Technik • Freiwilligenarbeit • Freizeitgestaltung • Bildung im Alter • Vorbereitung auf die Pensionierung • Persönliche Anliegen & Orientierungshilfe Ansprechpartner ist Jakob Gstöhl, Tel. 230 48 01 oder iba@seniorenbund.li. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich. Die Mitgliedschaft beim Seniorenbund ist nicht erforderlich.

15./29. November Gesprächsrunden «Kaffee bim Seniorabund» Ab 14 Uhr Ort: Seniorenbund, Schaan, Anmeldung bis 14. Nov. beim Seniorenbund 16. November 18.00 - 19.00 Uhr

Infoabend der IBA: Beratungsthemen, Vorsorgeordner und Seniorenhandbuch Ort: Rathaus Schaan, Anm. bis 14. Nov.

21. November 09.00 - 11.30 Uhr

Rechtsberatung für LSB Mitglieder Ort: Seniorenbund, Schaan, Anmeldung bis 14. Nov. beim Seniorenbund

22. November

Englisch Sprach-Café Jeweils vormittags, Anmeldung/Warteliste

1. Dezember 14.30 Uhr

Seniorenkino «Weisst du noch?» Ort: Altes Kino Vaduz

7. Dezember

Ausflug: Einsiedler Weihnachtsmarkt Anmeldung bis 3. Dez. beim Seniorenbund

Telefon 230 48 00 info@seniorenbund.li www.seniorenbund.li www.senioren-info.li Wir sind neu an der Landstrasse 40a in Schaan


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PANDAS Liftsysteme – Ihre persönliche Beratung in Liechtenstein und der Schweiz! Treppensteigen wird immer beschwerlicher für Sie? Ein Umzug kommt nicht in Frage? Dann sind Sie bei Pandas Liftsysteme genau richtig. Wir sorgen mit den passenden Hilfsmitteln für die Barrierefreiheit in Ihren eigenen vier Wänden! Egal ob in kleine, alte oder gar denkmalgeschützte Häuser, die Firma Pandas ist spezialisiert Lifte in bestehende Häuser einzubauen. Ob für den Innen- oder Außenbereich die Pandas Treppenlifte werden ganz an die örtlichen Gegebenheiten

angepasst und nach Ihren Wünschen gefertigt. Es beginnt immer mit einem Beratungsgespräch, kostenlos und unverbindlich. Wenn Herr Mähr (Inhaber) die Gestaltungsmöglichkeiten erläutert, staunen die Kunden über unser Sortiment an Treppenliften, Plattformlifte oder Homelifte. Manche einer fürchtet sich vor einer grossen Baustelle und erheblichen Einschränkungen. Das Pandas-Team arbeitet sauber und effizient. Ein Einbau dauert zwischen einem Tag und maximal drei

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Eigenständig stark, gemeinsam stärker Mit der Weiterentwicklung der Gesellschaft haben sich auch die Ansprüche und Bedürfnisse an die Gesundheitsversorgung verändert. Maximale Individualität bei vertriebsarmen Kosten, gepaart mit einer rasanten technischen Entwicklung sowie überraschenden Pandemien. Wie geht das? Die eigenen Stärken durch Weiterentwicklung stärken und dabei Kooperationen und Innovationen fördern. Was heisst das für ein kleines Spital und welche Möglichkeiten gibt es zukünftig?

Welche Leistungen bietet das Landesspital Liechtenstein? Sandra Copeland, Spitaldirektorin: Das Landesspital Liechtenstein hat den Auftrag, die medizinische Grundversorgung ambulant und stationär rund um die Uhr für die liechtensteinische Bevölkerung zu gewährleisten. Dies erfüllt das Landesspital mittels der Notfallstation, welche rund um die Uhr für alle zugänglich ist, und andererseits durch hochstehendes medizinisches Fachpersonal in den Bereichen Innere Medizin und Chirurgie. Damit deckt das Landesspital Liechtenstein ein breites und qualitativ hochwertiges Spektrum mit 25 Fach- und fünf Kompetenzbereichen ab. Kooperationen waren immer wieder ein Thema in den Medien. Was kann man hierzu sagen? Wieso besteht die Kooperation mit dem Kantonsspital Graubünden und nicht mit dem Spital Grabs? Welche Kooperationen pflegt das Landesspital? Caroline Roth, Leiterin Finanzen & Unternehmensentwicklung: Die Spezialisierungstiefe ist für Kooperationen entscheidend. Regionalspitäler wie das Spital Grabs und das Landesspital bieten die medizinische Grundversorgung an. Für die hochspezialisierte Medizin wird mit den Zentrumsspitälern zusammengearbeitet. Das Spital Grabs bietet als Regionalspital die gleichen Fachbereiche der Grundversorgung an wie das Landesspital. Es unterscheidet sich insbesondere dadurch, dass

es die Geburtshilfe anbietet sowie eine Intensivstation führt, während das Landesspital eine sogenannte Intermediate Care-Station also eine Überwachungsstation bietet, eine Behandlungsstufe zwischen Intensiv- und Normalstation. Für die hochspezialisierte Medizin pflegt das Landesspital eine langjährige Kooperation mit dem Kantonsspital Graubünden, während das Spital Grabs diesbezüglich mit dem Kantonsspital St. Gallen zusammenarbeitet. Auf Grundversorgungsstufe pflegen die Regionalspitäler im Grossraum Liechtenstein, Kanton St. Gallen, Kanton Graubünden und Kanton Glarus untereinander eine enge Zusammenarbeit und einen regen Austausch. Ebenfalls bestehen in Fächern, welche das Landesspital nicht mit eigenen Mitarbeitenden abdeckt, mit diversen Fachexperten und Leistungsanbietern langjährige und enge Kooperationen. Das betrifft beispielsweise Laborleistungen und anderes mehr. Sandra Copeland: Horizontale Kooperationen sind Zusammenarbeitsmodelle, bei denen die Anbieter das gleiche Spektrum haben – also parallel auf der gleichen Stufe arbeiten; in solchen Modellen einigen sich die Partner darüber, wer was übernimmt und was nicht. Dies ist bei Spitälern, die denselben Besitzer haben, unter Umständen möglich, bei Häusern, die aber andere Eigner haben, ist dies schwierig zu erreichen, weil Eigeninteressen die Strategien beherrschen und die Häuser anderen Eigentümern verpflichtet sind. In der Schweiz gibt es mehrere Beispiele für das Nichtfunktionieren – einige in unmittelbarer Nähe im Kanton St.

Gallen oder Zürich, wo Spitäler geschlossen werden mussten oder defizitär arbeiten. Im Gegensatz dazu arbeiten vertikale Kooperationen ergänzend zueinander, um die Patientinnen und Patienten stufengerecht optimal zu behandeln. Im Beispiel vom Landesspital Liechtenstein wird für rund 10 % der Patientinnen und Patienten eine Behandlung in einem Zentrumsspital oder einer Universitätsklinik mit hochspezialisierter Medizin notwendig. Dies sind in der Hauptsache das Kantonsspital Graubünden (38 km ab Vaduz), das Kantonsspital St. Gallen (67 km ab Vaduz) oder das Universitätsspital Zürich. Pandemie: Was hätte Liechtenstein ohne eigenes Spital während der Pandemie getan? Sandra Copeland: Das Landesspital Liechtenstein stand dem Land während der ganzen Pandemie als fachlicher Ansprechpartner im Landeskrisenstab, aber in erster Linie der Bevölkerung zur Behandlung von schwereren Covid-Erkrankungen zur Verfügung. Es stellte sicher, dass schwerer Erkrankte rechtzeitig weiterverlegt werden konnten und rettete mit den vielen Spital-Behandlungen Leben. Zu der hohen Belegung während der Pandemiezeit und dementsprechend intensiven Belastung des Spitalbetriebes wurden durch das Landesspital ebenfalls Test- und Impfmöglichkeiten organisiert. In einer ersten Phase entwickelte das Landesspital zudem ergänzende Möglichkeiten für die Patientenbehandlung bei noch grösserem Fallaufkommen, und es wurde ein Pool


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an Fachkräften aufgebaut. Das Impfzentrum für Kinder war am Landesspital Liechtenstein angesiedelt, und nun werden wiederum die Covid-Impfungen am Landesspital Liechtenstein gemacht. Weiter hat das Landesspital ein Long Covid-Sprechstunde aufgebaut. Umliegende Spitäler waren oft bereits voll belegt, bzw. waren teilweise Verlegungen bis nach Bern notwendig, wenn ein Intensivbett nötig wurde. Häufig konnte eine Verlegung aber durch die professionelle Behandlung auf der Überwachungsstation des Landesspitals vermieden werden, was auch die Angehörigen stark entlastete. Ohne Landesspital wären die Kapazitäten der umliegenden Häuser noch geringer gewesen. Das Landesspital konnte in schwierigen Situationen sehr gute medizinische Lösungen bieten und die Krisenstabführung sowie Betroffene beraten. Digitalisierung, Weiterentwicklung, Effizienz sind Begriffe, welche Unternehmen immer mehr umtreiben. Wie ist das spürbar in einem Gesundheitsinstitut? Wie kann ein Spital 2050 aussehen? Caroline Roth: Der demografische Wandel mit einer älter werdenden Bevölkerung, die an einer zunehmenden Anzahl von Krankheiten leidet, einerseits und andererseits der zunehmende Mangel an Fachkräften, welche zukünftig Patientinnen und Patienten betreuen können, sind die grossen Herausforderungen. Begegnen können wir dieser mit einem Effizienzgewinn aus der Digitalisierung. So z.B. einer digita-

len Vernetzung der Gesundheitsinstitute, der Telemedizin oder dem Einsatz von Servicerobotern, welche die Pflege und andere Dienstleistungsbereiche im Spital unterstützt. Durch die Bildung von Gesundheitszentren können administrative Aufgaben zusammengefasst und die Möglichkeiten der Einsatzbereitschaft der klinischen Fachkräfte rund um die Uhr vereinfacht werden. Sandra Copeland: Richten wir den Blick nach Norden, sehen wir, dass sich unsere nördlichen Nachbarn den technischen Fortschritt schon länger zielgerichtet zunutze gemacht haben. So ist es Standard, dass man sich die Termine für Sprechstunden selbst buchen kann, dass die Daten bei Sprechstunden und Spitaleintritten vorhanden sind und man nicht zig-Mal administrative Angaben abfragt. Das medizinische Fachpersonal kann lückenlos auf wichtige medizinische Informationen zugreifen und so zeit- und kostensparend Diagnostik und Behandlungen starten. Es geht also darum, Systemgrenzen abzubauen, dies notabene bei hoch zu haltendem Datenschutz. Eine Herausforderung. Das Spital 2050 ist ein «gescheites» Haus – also ein Smart Hospital – das Vieles automatisiert lösen, steuern aber auch selbst nachhaltig produzieren kann. Es wird entscheidend sein, dass das Gebäude flexibel auf auftretende medizinische Herausforderungen reagieren kann und dass Abläufe effizient und ohne Doppelspurigkeit gemeinsam mit allen Leistungsanbietern vor, und nach Behandlungen ablaufen können, um steigenden Kosten ohne Leistungsabbau im Kernbereich entgegenzuwirken.

Notfallstation Innere Medizin Allgemeine Innere Medizin, Kardiologie, Gastroenterologie, Onkologie / Hämatologie, Pneumologie / Schlafmedizin, Endokrinologie/Diabetologie, Angiologie, Akut-Geriatrie, Neurologie Chirurgie Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie, Hernien-Chirurgie, Proktologie und Beckenbodenzentrum, Gynäkologie, Urologie, Plastische Chirurgie, Gefässchirurgie, HNO Orthopädie Traumatologie, Handchirurgie, Fusschirurgie, Neurochirurgie/Wirbelsäulenchirurgie, Zahnbehandlungen Pflege Therapie und Beratung Radiologie Anästhesie Labor Notfälle Ärztlicher Notfalldienst + 423 230 30 30 365 Tage / 24 h

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Demenz Liechtenstein: Neues Angebot ab 2024 Der Verein für Menschen mit Demenz in Liechtenstein bietet seine Dienste seit 2016 an. Dabei geht es vor allem um Hilfe zur individuellen Bewältigung einer Demenzerkrankung innerhalb eines Familiensystems. Konkrete Angebote sind z. B. die 1:1-Beratung im Stützpunkt, telefonisch oder zu Hause; weiters die Kurs«Wissen und Bewältigung», Gesprächsgruppen und Cafés Vergissmeinnicht. Text: Matthias Brüstle

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Wir ermöglichen zudem qualifizierte Information und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Thematik durch Vorträge, Pressetexte, Kino- und Theaterbeiträge oder das jährliche Konzert zum Tag der Menschen mit Demenz. An Bedeutung gewinnt auch die Prävention mit vorausschauender Lebensplanung, aktivierenden Angeboten zu Ernährung, Bewegung, Lebensstil ... Wir möchten die Vielfalt der Angebote in

Ab Januar

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Liechtenstein um einen Baustein erweitern. Durch den Umzug in eine neue Liegenschaft können wir ab Januar 2024 den Tagestreff «Vergissmeinnicht» eröffnen. Unser Anspruch: «Vergissmeinnicht» ist ein guter Ort für Menschen mit Demenz. Das Team des Tagestreffs begegnet seinen Gästen auf Augenhöhe, mit Geduld und Liebe. Angehörige von Menschen mit Demenz können sich somit tageweise eine Auszeit nehmen.

ECKDATEN Dienstag & Donnerstag von 09 bis 17 Uhr, Poststrasse 14, Schaan • für Menschen mit Demenz, die sich selbstständig bewegen können und tagsüber keiner (expliziten) Pflegeleistung ­bedürfen • abwechslungsreiches, gesundheitsförderliches Programm und Ruhezeiten • Verpflegung inklusive • Manicure, Pedicure, Coiffeur & weitere Leistungen auf Anfrage • Bei der Organisation der An- und Abreise sind wir gerne behilflich. • Preis pro Tag: CHF 105/CHF 99 (für Mitglieder) Der neue Tagestreff stellt keine Konkurrenz zu bereits bestehenden Angeboten dar, sondern versteht sich als sinnvolle Ergänzung und Erweiterung der Möglichkeiten für alle.

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Akutgeriatrie: Therapie, Prävention und Vorbereitung auf den Austritt Jedes sechste Bett im Landesspital ist von einem Patienten der Akutgeriatrie besetzt, um den sich ein interdisziplinäres Team in den unterschiedlichsten Belangen kümmert. Thomas Tschirky, stellvertretender Spitaldirektor sowie Bereichsleiter Pflege, und der Ärztliche Direktor Tomas Karajan geben einen Einblick, wie die älteren Patienten behandelt und auf ihren Austritt vorbereitet werden. Interview: Heribert Beck

Geriatrie ist mit Sicherheit ein überaus weites medizinisches Fachgebiet. Lässt es sich für Laien dennoch in einigen Sätzen zusammenfassen, was sie alles umfasst? Thomas Tschirky: In der Tat ist die Geriatrie ein überaus weites Gebiet, das in vielen Bereichen des Gesundheitswesens zu finden ist. Sei dies in der Hausarztmedizin, im Langzeitbereich in Pflegeheimen und in der Spitex, in der Rehabilitation, in der Alterspsychiatrie und eben auch im Akutspital. Die geriatrische Versorgung ist keine Einzeldisziplin, sondern arbeitet eng mit allen Akteuren zusammen. Denn nur gemeinsam und wenn alle an einem Strick ziehen, kann das bestmögliche Ergebnis für die älteren, häufig von mehreren Krankheiten betroffenen Menschen erzielt werden. Tomas Karajan: Die Geriatrie befasst sich mit Gesundheit im Alter sowie den physischen und psychischen, den präventiven, den rehabilitativen und den sozialen Aspekten von Krankheit beim alten Menschen. Dies ist die Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO. Tomas Karajan: Im Spital spricht man von der Akutgeriatrie als ein Teilbereich der Geriatrie. Die beiden Worte «Akut» und «Geriatrie» könnte man als Widerspruch verstehen, doch das ist es nicht. Es geht um die Behandlung von älteren Menschen, die mehrfach erkrankt sind, die komplexe und chronische Begleiterkrankungen und einen akuten

Spitalbedarf haben. Dabei wird ein intensiver Therapieansatz verfolgt. Thomas Tschirky: Die Akutgeriatrie ist ein wichtiges Puzzlestück in der übergreifenden, geriatrischen Versorgung der älteren Menschen, denn trotz akuten Spitalbedarfs kann wegen frührehabilitativer Massnahmen die bestmögliche Lebensqualität erhalten oder wiederhergestellt werden. Weiter zielt die Akutgeriatrie durch präventive Massnahmen auch darauf ab, dass Folgeerkrankungen vermieden werden, zum Beispiel durch sturzvorbeugende Massnahmen. Welche geriatrischen Leistungen bietet das Liechtensteinische Landesspital an? Tomas Karajan: Auf der Akutgeriatrie werden verschiedene Abklärungen der Grunderkrankungen vorgenommen. Das sind im speziellen Herz-Kreislaufstörungen, Atemwegserkrankungen, Schwindel-/Sturz-Syndrome. Danach werden die weiteren Einschränkungen wie die Sturzneigung, Gedächtnisstörungen oder die Fehl- und Mangelernährung und Polymedikation abgeklärt und behandelt. Zusätzlich läuft parallel immer die Behandlung der akuten Beschwerden, die zum Spitaleintritt geführt haben. Thomas Tschirky: Es wird ein intensiver sogenannter frührehabilitativer Therapieansatz verfolgt, was bedeutet, dass die Patienten mindestens zweimal täglich 30 Minuten Phy-

siotherapie oder andere rehabilitative Massnahmen durchführen sollen. Dieser frührehabilitative Ansatz bezweckt, dass Patienten nicht mehr Kraft verlieren, schnell wieder auf den Beinen sind und nicht das Verlernen, was sie noch können. Klingt eigentlich einfach, ist es aber im Falle der älteren Menschen häufig nicht. Tomas Karajan: Nach einem Sturz ist immer auch vor einem Sturz, und das gilt es durch gezielte Prävention zu vermeiden. Denn die Folgen beispielsweise einer Schenkelhalsfraktur aufgrund eines Sturzes sind immens. Deshalb kann auch schon eine Behandlung auf der Akutgeriatrie zur Sturzabklärung und zur intensiven Therapie helfen, um Stürze überhaupt zu vermeiden. Thomas Tschirky: Ebenfalls sehr wichtig ist die Planung des Austritts. Viele ältere Patienten werden zu Hause von der Spitex oder von pflegenden Angehörigen betreut. Nicht selten sind vor allem pflegende Angehörigen sehr gefordert oder gar mit ihren Kräften an einer Grenze. Auf der Akutgeriatrie werden sie und je nachdem auch nachsorgende Institutionen in die Planung des Austritts einbezogen. So soll sichergestellt werden, dass die Patienten zu Hause gut versorgt sind und die pflegenden Angehörigen dabei selber gesund bleiben. Wie hat sich der Umgang mit den und die Behandlung der Krankheiten des Alters in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt?


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Thomas Tschirky, stellvertretender Spitaldirektor sowie Bereichsleiter Pflege

Wo lagen früher die Schwerpunkte, wo liegen sie heute? Thomas Tschirky: Die meisten unter uns möchten alt werden und dabei gesund bleiben. Dank Fortschritten in der Gesundheitsversorgung, Entwicklungen in der medizinischen Versorgung und anderer Errungenschaften haben wir gute Chancen, bei guter Lebensqualität alt zu werden. Ein Mann, der heute in Liechtenstein 65 Jahre alt ist, hat gute Chancen 85 zu werden und eine Frau gar 88. Gleichzeitig mit der höheren Lebenserwartung ist auch die Anzahl der Menschen gestiegen, die an mehreren, meist chronischen Krankheiten gleichzeitig leiden. Das hat die Behandlung in den letzten Jahren immer komplexer gemacht. Die verschiedenen Krankheiten werden häufig durch separate Spezialistinnen und Spezialisten behandelt, was Absprache untereinander fordert. Die Geriatrie setzt diesbezüglich sehr stark den übergreifenden Ansatz ins Zentrum. Sämtliche ärztlichen Disziplinen, Therapien, Betreuungsinstitutionen und natürlich der Betroffene selbst mit seinen Angehörigen werden mit an einen Tisch geholt und die Ziele der Behandlung besprochen.

Dr. med. Tomas V. Karajan, Ärztlicher Direktor & Chefarzt Innere Medizin, Mitglied der Spitalleitung

wie der Durchschnitt aller anderen Patienten. Dies ist so gewünscht und soll dazu dienen, dass ältere Patienten auf der Akutgeriatrie schon während des Aufenthalts mit einer intensiven Therapie beginnen können. Dadurch soll ein Abbau der Kräfte vermieden und diese im besten Fall wieder verbessert werden. Welche Rückmeldungen erhalten Sie von betagten Patienten und deren Angehörigen? Tomas Karajan: Sie schätzen vor allem die gezielte Behandlung der Altersbeschwerden und die Behandlung durch ein Team von erfahrenen Ärzten, Therapeuten und Pflegenden. Weiter wird auch sehr geschätzt, dass die Planung der Anschlusslösung durch das so genannte Care Management rechtzeitig und unter Einbezug von Patienten, Angehörigen, behandelndem Team und bei Bedarf auch von externen, nachsorgenden Institutionen erfolgt. Nicht selten kamen das Betreuungsnetz oder die pflegenden Angehörigen vor Eintritt in die Akutgeriatrie an die Grenzen der Kräfte. Da profitieren alle Beteiligten sehr, wenn die Anschlusslösung gemeinsam gesucht wird.

Wie hat sich dies auf die Patientenstruktur des Landesspitals ausgewirkt?

Was könnte sich mit dem geplanten Neubau des Landesspitals in der Geriatrie verbessern?

Thomas Tschirky: Rund ein Sechstel aller verfügbaren Betten stehen für Patienten der Akutgeriatrie zur Verfügung. Diese sind im Schnitt mindestens doppelt so lange im Spital

Thomas Tschirky: Die Akutgeriatrie wurde nachträglich in das bestehende Gebäude des aktuellen Landesspitals integriert. Es sind alle dafür erforderlichen Räumlichkeiten vorhanden,

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allerdings sind sie nicht ideal angeordnet oder in einem Fall nicht optimal für die älteren Menschen ausgestattet. Im Neubau profitieren die Patienten der Geriatrie von einer separaten Einheit grosszügiger Patientenzimmer, die auf Alterseinschränkungen adaptiert sind. Weiter stehen die Therapieräume direkt in dieser Einheit zur Verfügung. Durch die separate Einheit sind die Patienten auf der Geriatrie weniger durch den schnelllebigen Spitalalltag gestört. Generell ist es natürlich der Wunsch der meisten Senioren, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Welche Ratschläge können Sie in der Prävention geben, um Altersgebrechen zu vermeiden oder möglichst lange hinauszuzögern? Thomas Tschirky: Eine wichtige Voraussetzung, um lange im eigenen zu Hause bleiben zu können, ist sicher ein gesunder Lebenswandel mit ausreichender Ernährung und ausgewogener, angepasster Bewegung. Gerade ältere Menschen essen häufig zu wenig oder das Falsche, was zu Folgeerscheinungen wie Muskelabbau führen kann. Weiter ist es wichtig, sein Zuhause dem Gesundheitszustand anzupassen. Dies bedeutet: Wenn man langsam nicht mehr so sicher auf den Beinen ist, sollten Stolperfallen wie Teppiche oder Schwellen eliminiert werden und z. B. Duschen mit Hilfsmitteln wie fest montierten Griffen sicher gemacht werden. So kann das Risiko für Stürze, die zu den häufigen Schenkelhalsfrakturen führen können, vermindert werden. Welche Wünsche haben Sie an die Politik, um die Gesundheitssituation und -versorgung von Liechtensteins Senioren möglichst optimal auszugestalten. Tomas Karajan: Es liegen Studien über die Entwicklung der Bevölkerung vor. Die Politik hat erkannt, dass Massnahmen gesetzt werden müssen, damit die Altersversorgung der Zukunft sichergestellt werden kann. So wurde mit verschiedenen Playern des Gesundheitswesens der Bedarf an der Altersversorgung und in der Altersstrategie oder auch an der psychiatrischen Versorgung diskutiert. Für die Altersversorgung gibt es besonderen Handlungsbedarf, denn Menschen werden älter und verschiedene alterstypische Krankheiten werden zunehmen, beispielsweise Demenz. Dafür braucht es die fachlich richtigen Angebote.


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Sicherheit und Freiheit im Zuhause Der ARGUS Hausnotruf ermöglicht den Kunden Sicherheit und Freiheit im eigenen Zuhause.

Nirgendwo fühlt man sich so sicher, wohl und zufrieden wie in den eigenen vier Wänden. Darum ist der Wunsch, dass man so lange wie möglich in seiner vertrauten Umgebung leben möchte – auch bei Pflegebedürftigkeit oder Krankheit – nur allzu verständlich. Der ARGUS Hausnotruf kann die Unabhängigkeit und Freiheit zu Hause wahren, ohne dass Familie und Angehörige sich um die Sicherheit sorgen müssen. Die genauen Schritte bei einem Notruf werden gemeinsam mit dem Kunden definiert und individuell auf seine Bedürfnisse angepasst.

1. Notruf: Eine Person löst das Alarmsignal durch Betätigen des Notrufknopfs aus. 2. Kontaktaufnahme: ARGUS nimmt Kontakt mit der Person, die den Alarm ausgelöst hat, auf. Kommt kein Kontakt zustande, ruft ARGUS einen Angehörigen an. 3. Alarmeinsatz: Ohne Rückmeldung des Angehörigen oder bei dessen Verhinderung macht ARGUS eine Abklärung vor Ort (Schlüssel ist im ARGUS Depot hinterlegt). Falls nötig, wird durch

ARGUS die Rettung alarmiert. Der entscheidende Vorteil des ARGUS Hausnotrufes ist der zuverlässige Alarmierungsprozess. Die zuständigen Mitarbeiter sind 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr bereit, Notrufe von den Kunden zu bearbeiten. Alleine im vergangenen Jahr wurden über 3000 Hausnotrufe von Kunden an ARGUS abgesetzt. Sowohl im Ober- als auch im Unterland ist ein Einsatzdienst in Bereitschaft, der sofort reagieren kann. Finden Sie die passende Lösung auf www.hausnotruf.li oder nehmen Sie direkt Kontakt auf. (Tel. +423 377 40 66)

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«Für unsere Gäste muss es stimmen!» Seit rund einem Jahr bietet die LAK zusätzlich zum Haus St. Florin in Vaduz auch im Haus St. Martin in Eschen die Tagespflege an. Das persönliche und individuelle Angebot hat sich bewährt und wird gerne genutzt. Es sorgt für Abwechslung und entlastet pflegende Angehörige.

«Wichtig ist, dass es für unsere Gäste stimmt. Deshalb können Menschen, die sich für die Tagesstruktur interessieren, auch einfach einmal einen Blick in unser Haus werfen und feststellen, ob das Angebot für sie passt», sagt Helene Frick-Sele, diplomierte Pflegefachfrau und Leiterin des Hauses St. Martin der Liechtensteinischen Alters- und Krankenhilfe LAK. In dieser Funktion ist sie auch Gastgeberin für die Besuchenden der Tagesstruktur. Dass es passt, dafür wird bereits vor dem ersten Besuch der Tagesstruktur gesorgt. «Für uns ist es sehr wichtig, dass wir die Bedürfnisse und Vorstellungen der Menschen kennen, die von unserer Tagesstruktur profitieren möchten», sagt Frick. In einem persönlichen Gespräch mit den Interessenten und deren Angehörigen werde deshalb bereits im Vorfeld abgeklärt, was diese vom Besuch im Haus St. Martin erwarten. So könne auf die entsprechende Person eingegangen und die Betreuung und Pflege auf ihre Vorstellungen und Wünschen abgestimmt werden. Das bietet Gewähr dafür, dass sich der Gast wohlfühlt. Vielfältiges und attraktives Angebot Das Angebot für die Tagesgäste ist sehr vielfältig. Die betreuten Menschen können an den Aktivitäten im Haus teilnehmen und werden ins Alltagsgeschehen des Hauses integriert. So ist es einfach, die Geselligkeit zu pflegen. Sie werden verpflegt und haben auch genügend Gelegenheit für Ruhepausen, um Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen. Gleichzeitig erhalten sie die Möglichkeit, einen Blick in den Heimalltag zu werfen. «Nebenbei profitieren sie von einem ‹Tapetenwechsel›,» schmunzelt die Hausleiterin. «Unser vielseitiges und attraktives Betreuungsangebot gewährt Anschluss im Haus, sorgt für Abwechslung im Alltag und schafft Freude», ergänzt Frick. Gleichzeitig entlastet es auch pflegende Angehörige Gemütliche Räume Fürs Wohlfühlen sorgen auch die Räumlichkeiten, die den Tagesgästen zur Verfügung stehen. Im Erdgeschoss erinnert der gemütliche Ruhe-

Fürs Wohlfühlen sorgen die Räumlichkeiten des Hauses St. Martin. Unter anderem steht den Gästen der Tagesstruktur der gemütliche Ruheraum zur Verfügung.

raum mit seinen warmen Farben stark an ein Wohnzimmer und lädt die Tagesgäste zum Verweilen ein. Das Atrium, der Aktivierungsraum und der Wohnbereich der Stationen stehen den Tagesgästen ebenfalls offen. Die Cafeteria sowie der Garten und die Terrasse können ebenfalls benutzt werden. Auch hier zeigt sich wieder, dass die Tagestruktur auf die Individualität der Gäste eingehen kann. „Es stehen den Tagesgästen ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung, um sich zurückziehen, um zu ruhen oder zu schlafen und individuellen Beschäftigungen wie beispielsweise fernsehen oder lesen nachzugehen», sagt Frick-Sele. Die Dauer des Aufenthaltes kann ganz flexibel gestaltet werden. «Unsere Gäste können halbe oder ganze Tage, in der Tagespflege verbringen», sagt die Gastgeberin. Da nehme man bewusst auf die Bedürfnisse der Gäste und ihrer Angehörigen Rücksicht, fährt sie fort. Abends können sie dann wieder nach Hause, zurück in die gewohnte Umgebung. Eine Einschränkung gibt es allerdings. Für Menschen mit Demenz, die eine geschützte Umgebung oder eine Eins-zu-eins-Betreuung benötigen, eignet sich die Tagesstruktur nicht. «Wer sich nicht sicher ist, ob er das Angebot nutzen möchte, kann gerne auch einmal einen Tag in unserer Tagesstruktur verbringen und so die Räume, die Bewohnenden und unsere Mitarbeitenden kennenlernen», lädt Helene Frick-Sele alle Interessierten ein. Selbstverständlich sei dieser Tag kostenlos, ergänzt sie.

Tagespflege und Ferienpflege in der LAK Haus St. Martin, Dr. Albert Schädler-Str. 11, Eschen Haus St. Florin, St. Florinsgasse 16, Vaduz Beratung und Buchung LAK Case Management,+423 239 12 25, case.management@lak.li


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Das Liechtensteiner Bobteam ist startklar In wenigen Wochen stehen bereits die ersten Rennen der Bobsaison 2023/24 auf dem Programm. Beim Liechtensteiner Bob- und Skeletonverband sieht man sich bestens gerüstet, der Winter kann kommen. Seit Monaten bereiten sich die Athletinnen und Athleten intensiv auf die bevorstehende Saison vor. Die Verantwortlichen des Verbandes strahlen Zuversicht aus Text: Christoph Kindle

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öhepunkt im kommenden Winter sind die Weltmeisterschaften im Februar in Winterberg, aber auch die Junioren-WM in St. Moritz hat für die Liechtensteiner einen grossen Stellenwert. Fernziel sind die Olympischen Spiele 2026 in Mailand/Cortina. Dann wollen die Liechtensteiner eine schlagkräftige Crew an den Start schicken mit dem ambitionierten Ziel eines Ranges unter den Top 20.

Mit Zweier- und Viererteam

Laut Verbandspräsident Elmar Kindle hat man im Vergleich zum letzten Jahr wieder einen Schritt nach vorne gemacht. «Wir sind gut aufgestellt mit einem Zweierbob-Team, ausserdem bauen wir aktuell auch eine Vierer-Crew auf. Dazu können wir auf eine Athletin im Skeleton bauen sowie auf eine Aspirantin im Monobob. Wir konnten uns in der Trainingsintensität im Vergleich zur Vorsaison steigern und blicken gespannt auf die bevorstehende Saison.» Wer genau zum Team gehört, erklärt Srecko Kranz, seit vielen Jahren Sportchef beim Bobverband: «Wir können auf einen Bob-Piloten mit siebenjähriger Erfahrung zählen, nämlich Martin Kranz, auf ihn setzen wir grosse Hoffnungen. Dazu kommen mit Martin Bertscheler und Lorenz Lenherr zwei erfahrene Bremser und mit Julian Sukic und mit Mauro Bühler zwei junge Athleten.» Die Liechtensteiner befinden sich kurz vor dem Saisonstart in guter Form, das zeigen die kürzlich durchgeführten Anschiebertests. «Gegenüber dem Vorjahr haben sich unsere Jungs um zwei bis drei Zehntelsekunden steigern können, das ist sehr erfreulich», sagt Srecko Kranz.

Regelmässige Weltcup-Einsätze geplant

Während die Liechtensteiner im letzten Winter vorwiegend Europacup- und Interkontinental-Wettkämpfe bestritten haben, soll es in der kommenden Saison regelmässige Einsätze im Weltcup geben. Präsident Elmar Kindle präzisiert: «Es war immer unser erklärtes Ziel, Rennen auf der höchsten Stufe zu fahren, und das setzen wir in der neuen Saison auch um. Im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal in der Geschichte des Bobverbandes einen Weltcupplatz erhalten. Jetzt sind zumindest einmal drei Starts im Weltcup geplant.» Ansonsten werden die Liechtensteiner vor allem auch wieder im Europacup starten. Da der finanzielle und zeitliche Aufwand im Bobsport sehr gross ist, wird der Liechtensteiner Verband jedes Jahr mit Rücktritten von Athletinnen und Athleten konfrontiert. Für die anstehende Saison aber sieht des diesbezüglich positiv aus, laut den Verantwortlichen steht eine fixe Stamm-Crew.

Mit neuem Bob in die Saison

Durchtrainierte Athleten sind eine wichtige Voraussetzung, um im Bobsport erfolgreich zu sein. Dies allein aber genügt nicht, man braucht auch entsprechendes Material, ansonsten ist gegen die starke internationale Konkurrenz nichts zu holen. Deshalb hat sich der Liechtensteiner Bobverband in diesem Jahr einen neuen Zweierbob angeschafft. «Wir mussten diesen Schritt machen, damit wir auch in puncto Material mithalten können. Es ist eine Investition im Hinblick auf

unser Fernziel Olympia 2026 in Mailand/Cortina», sagt Elmar Kindle. Der Präsident fügt an, dass eine solche Anschaffung ohne die Unterstützung von diversen Sponsoren kaum möglich wäre. Auch ansonsten verschlingt der Bobsport grundsätzlich viel Geld, da ist man auf grosszügige Unterstützung angewiesen. «Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Sponsoren und auch an das LOC, der uns ebenfalls jedes Jahr mit einem Beitrag unterstützt.»

Wichtige Kooperation mit dem deutschen Verband

Der Liechtensteiner Bob- und Skeletonverband braucht aber nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Kooperationen mit anderen Bobverbänden. Als kleine Nation ohne eigene Bobbahn hat man es naturgemäss sehr schwer, um einigermassen mithalten zu können. Die Liechtensteiner dürfen sich deshalb glücklich schätzen, mit dem deutschen Verband weiterhin einen Partner zur Seite zu haben, der einiges an Unterstützung liefert. Dazu Sportchef Srecko Kranz: «Ganz wichtig ist für uns, dass wir die Bahnen in Winterberg und Altenberg regelmässig benützen dürfen. Dazu kommen Beratungen im Materialsektor, Bahntrainer, welche uns vor Ort betreuen und auch bei Video-Analysen behilflich sind.» Natürlich unterhält der Liechtensteiner Verband einen eigenen Trainerstab, aber die Zusammenarbeit mit der Bob-Top-Nation Deutschland ist eine enorme Bereicherung auf dem Weg zum grossen Ziel Olympische Spiele 2026 in Mailand/Cortina.


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FC USV ESCHEN/ MAUREN NEWS Erfolgreiche Herbstsaison der USV-Junioren

USV C-Junioren

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ie Nachwuchsabteilung des USV kann auf eine erfolgreiche Herbstsaison zurückblicken. Der Verein ist im Sommer mit zwölf Juniorenmannschaften in den Wettbewerb gestartet. Die B-Junioren spielen in der starken Promotion Liga. Die C-Junioren haben den Aufstieg von der 2. In die 1. Stärkeklasse geschafft. Hierzu ist anzumerken, dass dort mehrheitlich der jüngere Jahrgang zum Zuge kam. Eine Philosophie, die beim USV verstärkt zum Einsatz kommt. Auch bei den B-Junioren, die, wie bereits erwähnt, in der Promoti-

on Liga spielen, kommen viele C-Junioren mit im Einsatz, um sie frühzeitig an die höheren Anforderungen heranzuführen und sie zu entwickeln. Der Trainer der Aufstiegsmannschaft der C-Junioren des USV, Ricardo Silva De Oliveira, ist sehr stolz auf sein Team: «Wir haben eine gute Truppe, und es ist viel Potenzial vorhanden.» Gefeiert wird vielleicht noch mit einem Ausflug im Winter oder dann im Sommer. Die Saison ist aber noch nicht fertig, da die Landesmeisterschaften noch anstehen.

Anschrift des USV-Sekretariats USV Eschen/Mauren Postfach 12, 9492 Eschen Bei Fragen:  +423 371 17 00 @ info@usv.li


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USV sucht Trainer-Assistenten Fragen an Heris Stefanachi, Cheftrainer des FC USV Eschen-Mauren Nach dem Fastabstieg in der vergangenen Saison hat sich der FC USV Eschen-Mauren neu aufgestellt und spielt in der Erstliga an Tabellenplatz liegend, eine überragende Rolle. Wohin steuert die aktuelle Fussball-Nummer zwei des Landes? Trainer Heris Stefanachi lässt sich nicht in die Karten schauen. Nur soviel: «Wir wollen bis Ende Vorrunde an den oberen Drei dranbleiben. Wenn wir das erreicht haben, dann werde ich das nächste Ziel für die Rückrunde bekanntgeben.» Interview: Herbert Oehri

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aut Heris Stefanachie wird es „sicher Änderungen im Trainerstab und Staff geben“. Stefanachi sucht einen Assistenten und will den Staff weiter ausbauen und verstärken, damit er seine Aufgaben mit mehr Qualität umsetzen könne. Herr Stefanachi, noch sind drei Meisterschaftspartien in der 1. Liga ausstehend. Der FC USV steht auf Tabellenrang 2 und könnte sogar noch als Leader überwintern? Wie beurteilen Sie die bisherige Leistung Ihrer Mannschaft? Und war es schwierig mit so viel neuen Spielern eine Einheit zu formen? Heris Stefanachi: Die Leistungen meines Teams beurteile ich unter diesen Umständen als sehr gut, wir haben aber noch nichts erreicht, denn es ist nur eine Momentaufnahme. Es ist alles noch sehr eng und wir müssen dranbleiben. Ja, es war schon sehr intensiv. Komplett neues Team, neuer Staff, sofort Spiele gewinnen, aber gleichzeitig Hierarchie, Spielstruktur, Zusammenleben, Mentalität und Organisation unter einem Hut bringen, das war die grösste Challenge. Im Winter verlässt De Oliveira den Verein in Richtung Brasilien. Wer übernimmt seinen Platz als Rechtsaussen? Momentan ist es so, dass wir im Team verschiedene Optionen haben, die diese Lücke schliessen

können, das werden wir aber Ende Vorrunde zusammen analysieren. Änderungen kann es immer geben, es kommt auf verschiedene Faktoren an. Wie ich immer gesagt habe, die erste Abrechnung erfolgt Ende Vorrunde und nicht vorher. Wir haben gehört, dass es Änderungen im Trainerstab und Staff geben soll. Stimmt das und wenn ja, wie schauen diese aus? Ja ich möchte, dass mein Spieler Assistent Sodano sich vollkommen auf seine Aufgaben als Spieler und Captain konzentrieren kann, die er sehr gut umsetzt. Das heisst dass ich einen Assistenten suchen werde, der mich vor allem im Trainingsbetrieb entlastet, so dass ich als Cheftrainer meine Aufgaben mit mehr Qualität umsetzen kann. Mein Ziel ist es einen starken Staff aufzubauen, um dem Team eine bessere Führung zu garantieren. Nachdem Sie mit dem FC USV auf Rang zwei stehen, der für die Aufstiegsspiele berechtigt, wie schauen da die Zielsetzungen für die Rückrunde aus? Zuerst muss unser erstes Ziel erreicht werden und das ist am Zug der oberen drei Teams dranzubleiben bis Ende Vorrunde. Wenn wir das erreicht haben, dann werde ich das nächste Ziel für die Rückrunde bekanntgeben. Jetzt müssen wir auf die Zähne beissen und alles dafür tun, unser erstes Ziel bis Ende Vorrunde zu erreichen.


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FCB-Cheftrainer Marius Zarn

Interview mit FCB-Cheftrainer Marius Zarn Der FC Balzers hat sich unter dem Trainer Marius Zarn in den letzten Wochen gut entwickelt und glänzte mit sechs Partien in Folge ohne Niederlage. Wie geht es weiter?, fragten wir den Balzner Trainer. Interview: Herbert Oehri

Herr Zarn, die 1. Liga-Meisterschaftsvorrunde neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wie sind Sie generell mit dem bisherigen Abschneiden Ihres Teams zufrieden? Marius Zarn:Es war für mich, aber sicher auch fürs ganze Team, eine sehr spezielle Herbstrunde. Ein Trainerwechsel mitten in der Saison ist immer mit vielen Nebengeräuschen verbun-

den, und es geht in solchen Situationen darum, möglichst rasch, ohne grosse Findungsphase, das Beste aus der aktuellen Lage zu machen. Ich bin dem ganzen Team, dem Staff und der medizinischen Abteilung sehr dankbar, dass alle von Beginn weg am gleichen Strick gezogen haben. Es ging uns in erster Linie darum, die Negativspirale nach sechs Niederlagen in Folge zu stoppen, dies ist uns glücklicherwei-

se vom ersten Spiel an gegen den FC Tuggen mit einem 1:1 geglückt. Die weiteren, immer besser werdenden Auftritte gegen teils sehr starke Gegner wie Eschen oder Kreuzlingen haben dem Team sicherlich das notwendige Selbstvertrauen gegeben. Mit dem bisherigen Abschneiden in den vergangenen sieben Spielen bin ich zufrieden. Im letzten Spiel gegen den FC Wettswil haben wir aber leider wieder


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Manuel Sutter (Mitte, FCB) wird nach seinem Treffer beim Sieg gegen Gossau von seinen Mitspielern bejubelt.

Dietrich (FC Balzers) im Spiel gegen Kreuzlingen.

gesehen, dass man sich gegen die Teams in der ersten Liga nicht viele Fehler erlauben darf, sonst reicht es einfach nicht für Punkte. Daraus gilt es nun wieder zu lernen und positiv nach vorne zu schauen.

Welche Spieler stehen Ihnen aufgrund von Verletzungen oder aus anderen Gründen erst wieder in der Rückrunde zur Verfügung? Oder muss Balzers noch die einen oder andere Ergänzung verpflichten, um den Ligaerhalt zu schaffen? Natürlich machen wir uns jetzt schon Gedanken, mit welchem Kader wir im Januar in die Rückrunde starten. Wenn man die letzten Spiele betrachtet, sieht man, dass unser Kader zu schmal aufgestellt ist beziehungsweise wir im Herbst leider zu viele längerfristige Ausfälle zu beklagen hatten. Mit Silvan Schiess wird ein interessanter junger Spieler nach seinem Kreuzbandriss ab Januar zum Team stossen. Die Nationalspieler Sandro und Fabio Wolfinger sowie Manuel Mikus haben uns in letzten Wochen ebenfalls gefehlt. Auch sie sind auf dem guten Weg zurück und stehen uns bald wieder zur Verfügung. Den einen oder andern neuen Spieler aus der Region werden wir aber sicher ab Januar 2024 auf der Rheinau zu sehen bekommen, davon gehe ich Stand heute aus.

Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass Ihre Mannschaft sechs Spiele in Folge kein Spiel mehr verloren hat? Die 1. Liga Gruppe 3 ist extrem ausgeglichen, und wir waren schon zu Beginn der Saison teilweise recht nahe dran, den einen oder andern Punkt einzufahren, was sehr wichtig gewesen wäre. In den letzten Spielen ist das Team vielleicht noch etwas näher zusammengerückt und hat gespürt, dass es einen unbändigen Willen an den Tag legen muss, um in dieser Liga zu punkten. Für mich ist vor allem die Entwicklung im Spiel gegen den Ball sehr positiv erkennbar in den letzten Spielen. Wir arbeiten hart in den Trainings und versuchen in möglichst vielen Einheiten nahe an den hohen Spielrhythmus der 1. Liga zu kommen. So lernen die Spieler, die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment unter höchstem Druck zu fällen. Dies ist aus meiner Sicht ein

entscheidender Faktor in der weiteren Entwicklung dieser Mannschaft. Dass wir noch viel Arbeit vor uns haben, hat die Niederlage gegen Wettswil gezeigt, bei der wir zwar viel mehr Ballbesitz hatten als der Gegner, dieser uns jedoch eiskalt ausgekontert hat, so etwas darf uns nicht passieren. Was sind Ihre Zielsetzungen bis Ende Vorrunde der laufenden Saison, zum Beispiel die Abstiegsränge zu verlassen? Wir nehmen Spiel für Spiel, machen uns keine grossen Gedanken betreffend Tabellensituation. Wir wissen, dass wenn wir so weiterspielen wie in den letzten Wochen, die Punkte kommen werden und wir auch das Potenzial haben, die letzten Tabellenplätze zu verlassen. Aufgrund der Tatsache, dass die hinteren Teams in unserer 1. Liga-Gruppe 3 bereits relativ viele Punkte gesammelt haben, gerade im Vergleich zu den anderen beiden 1. Liga-Gruppen, werden wir uns aber noch etwas gedulden müssen, bis wir den «Strich» mal von der anderen Seite betrachten können. Aber ja, das ist unser Ziel, und um dieses zu erreichen, werden wir sehr viel Arbeit reinstecken in den nächsten Monaten.


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Der FC Vaduz steckt in einer «Resultatkrise» Seit dem 22. September, dem 4:0 in Bellinzona, ist der FC Vaduz in der Challenge League sieglos (das Auswärtsspiel gegen Sion am Freitagabend fand nach Redaktionsschluss statt). Aus den letzten sechs Partien sammelten die Vaduzer lediglich zwei Punkte, nachdem die Stocklasa-Truppe zuvor 13 Zähler aus fünf Spielen geholt hatte. Die «Resultatkrise», wie es der FCV-Trainer nennt, lässt die Mannschaft auch in der Tabelle nach hinten rutschen. Text: Christoph Kindle

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it der Negativserie in den letzten Wochen ist auch der Zug Richtung Spitze zumindest vorläufig abgefahren. Der FC Vaduz scheint sich wie in der vergangenen Saison eher wieder nach unten orientieren zu müssen. Allerdings sind erst 13 Runden absolviert, der Verein befindet sich also noch nicht einmal bei Saison-Halbzeit. Es kann noch viel passieren.

Klare Worte des Trainers

Ein wenig sinnbildlich für die Verfassung der Vaduzer Mannschaft war die 1:2-Heimpleite am vergangenen Sonntag gegen die Halbprofis des Aufsteigers FC Baden. Der Favorit ging zwar nach zehn Minuten durch Fabio Fehr in Führung und vergab in der Folge mehrere Hochkaräter. Bei Lattenschüssen von Golliard und Cavegn kam auch noch Pech dazu. Der erste ernsthafte Angriff der Gäste brachte in der 30. Minute aber den Ausgleich. Wie so oft in der laufenden Saison führte der Gegentreffer zu einem Leistungseinbruch bei der FCV-Elf. Die Mannschaft wirkte anschliessend gehemmt und leicht

verunsichert. So kam es, wie es kommen musste: Baden erzielte in der Schlussphase den Siegestreffer, die Vaduzer standen einmal mehr mit leeren Händen da. Trainer Martin Stocklasa fand denn auch klare Worte nach dem Spiel: «Das war schlicht zu wenig von unserer Seite, zu schwach für die Challenge League. Es wartet in den kommenden Wochen viel Arbeit auf uns.» Einmal mehr hatte man den Eindruck, dass dieser Mannschaft eine echte Leaderfigur fehlt, einer der die Ärmel hochkrempelt, wenn es nicht läuft, und die anderen mitreisst.

warten müssen, ehe doch noch der Siegtreffer fiel. Pech für Vaduz, dass ein wahrscheinlich korrektes Tor in der 95. Minute zum vermeintlichen 2:2 aberkannt wurde. Solche Dinge kommen dann dazu, wenn es nicht läuft. Trotzdem kassieren die Vaduzer in dieser Saison auffallend oft entscheidende Gegentore in der Schlussphase. Woran das genau liegt, ist nicht leicht zu erklären. Es dürften mehrere Faktoren mitspielen. Jedenfalls sind dadurch schon viele Punkte verlorengegangen.

Spätes Gegentor auch in Thun

Im Heimspiel gegen Aarau haben die Vaduzer in der Schlussphase zwar keinen Gegentreffer erhalten, dafür in der Nachspielzeit eine Penalty-Chance zum Sieg vergeben. Beim Stand von 2:2 – der FCV hatte einen 0:2-Rückstand aufgeholt – hatte Tunahan Cicek in der 93. Minute die grosse Möglichkeit zum Siegtreffer. Sein Elfmeter landete aber am Pfosten, und so fühlte sich dieses grundsätzlich gerechte Unentschieden doch eher wieder wie eine Niederlage an. Im Übrigen verpasste

Schon eine Woche vor der frustrierenden Heimniederlage gegen Baden führte ein spätes Gegentor beim Spitzenteam Thun zu einer knappen 1:2-Niederlage. Auch gegen den Angstgegner gingen die Vaduzer durch Fabio Fehr früh in Führung, doch diese sollte nicht allzu lange halten. Die Berner Oberländer waren in der Folge das bessere Team und hätten bei mehr Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor nicht bis in die Nachspielzeit

Penalty gegen Aarau vergeben

der FC Vaduz auch die erhoffte Revanche gegen die Aargauer, die das Heimspiel am 25. September im Brügglifeld gegen Vaduz nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewonnen hatten. Für die Liechtensteiner war es der Anfang der bis heute andauernden Resultatkrise. Mit viel Mühe ins Cup-Halbfinal Ein Erfolgserlebnis hatte es für den FC Vaduz dazwischen doch noch gegeben. Im Liechtensteiner Cup qualifizierte sich der Titelverteidiger und Rekordgewinner fürs Halbfinale. Allerdings hat auch die Partie beim ambitionierten Erstligisten USV Eschen/Mauren die aktuellen Probleme der Vaduzer deutlich aufgezeigt. Nur mit viel Mühe konnte sich der Favorit in der Verlängerung mit 2:1 durchsetzen. Ein Klassenunterschied war zu keinem Zeitpunkt erkennbar, das Challenge League-Team konnte das Spiel nicht kontrollieren und musste bis zum Schlusspfiff zittern. Dies hatte natürlich auch mit dem couragierten Auftritt des USV Eschen/Mauren zu tun. Im Halbfinal wartet nun im April der FC Balzers auf die Vaduzer.


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Noch vier Spiele bis zur Winterpause

Für den FC Vaduz geht es jetzt in den verbleibenden vier Partien bis zur kurzen Winterpause darum, wieder Fuss zu fassen, um einen Rückfall in der Tabelle zu stoppen. Es war vor der Saison das erklärte Ziel, nichts mit dem Abstieg zu tun haben und unter die ersten Fünf zu kommen. Dafür braucht es jetzt dringend wieder einmal ein Erfolgserlebnis.

Freitag, 24. November: FC Vaduz gegen Wil (20.15 Uhr)

Nach der Länderspielpause wartet auf die Vaduzer noch folgendes Programm:

Sonntag, 17. Dezember: FC Vaduz – Bellinzona (14.15 Uhr)

Freitag, 1. Dezember: Xamax Neuchâtel gegen Vaduz (19.30 Uhr) Freitag, 8. Dezember: Stade Nyonnais gegen Vaduz (19.30 Uhr)

Tunahan Cicek beim Spiel gegen Schaffhausen

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Prof. Eugen Zotow: Ein russischer Künstler in Liechtenstein Ivan Miassojedoff (der spätere Eugen Zotow), geboren 1881 in Charkow/Ukraine, in M ­ oskau und St. Petersburg als Künstler bekannt, flieht 1921 nach Jahren politischer Wirren nach Berlin. Es ist der Beginn einer Odyssee über mehrere Exilstationen und ohne Heimkehr. Ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelingt es ihm, unter dem Namen Eugen Z ­ otow Wohnung und Auskommen als Maler und Grafiker in Vaduz zu finden. Er bleibt über die Kriegsjahre und danach noch in Liechtenstein, wo er H ­ underte von ­Bildern, Aquarellen, Zeichnungen usw. schafft, die heute im Besitz der g­ leichnamigen Stiftung und des L­ andesmuseums sind. Text: Herbert Oehri

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iner posthumen Ehrung gleich­ kommend wurden 1996 drei repräsentative Werke als Zeugnisse von seinem malerischem Können und zugleich als Hinweise auf die wichtigen Stationen seines bewegten Lebens auch auf Liechtensteiner Briefmarken reproduziert: Prof. Eugen Zotow (1881-1953), ein russischer

Emigrant, mit bürgerlichem Namen Ivan Miassojedo, der von 1938 bis 1953 zusammen mit seiner Frau in Liechtenstein wohnte, ehe er im März 1953 in Richtung Argentinien aufbrach und am 27. Juli des gleichen Jahres in Buenos Aires starb. Zotow malte eine Vielzahl von Porträts, Blumenstillleben und Landschaften, darunter unter anderem die Ansicht Maurens

vom «Delehala-Kappele» aus betrachtet. Seine Arbeiten lassen darauf schliessen, dass sich der Künstler vorwiegend im Rahmen der Vorbereitungen für die «Mappe der elf Gemeinden» mit Mauren als Bildmotiv auseinandergesetzt hat. Neben dem bekannten Blatt mit «Zotow und seine Frau auf einer Bank sitzend», hat er Studien, Entwürfe und Planskizzen des

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«Delehala-Kappele»: Zeichnung/Selbstbildnis von Prof. Eugen Zotow (mit Frau), ca. 1940; nummerierte Häuser: 1 = Metzgerei Bühler; ­2 = Elternhaus Otto Ritter, Sandgrub; 3 = Franz-Sepp-Matt (heute Alfons Matt); 4 = Amadeus Matt, Britschen; 5 = Julius Matt, Spengler; 6 = Rupert Meier (altes «Philipple-Huus»); 7 = Ernst Bühler, Erbauer Johann Bühler «Bretscha-Bura»; 8 = Thomas Matt (Klemens Matt, Landwirt)


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Eugen Zotow um 1911

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Ansicht Maurens vom ­«Delehala-Kappele» aus

Die «Ansicht Maurens» (siehe Zotow-Bild) entstammt dem Maurer Gemeindearchiv. Das Blatt dürfte etwa Anfang oder Mitte der 40er-Jahre, also während des Zweiten Weltkrieges, entstanden sein. Es zeigt in der Bildmitte das «Delehala-Kappele» mit Sicht auf das damalige Mauren, das stark bäuerlich geprägt war. Auf der Bank vor dem «Kappele» sitzt Prof. Eugen Zotow mit seiner Frau Malvina Vernici. Die Zeichnung ist im Besitz des Liechtensteinischen Landesmuseums. Albertina Kaiser-Öhri, die damalige Eigentümerin des «Delehala-Kappeles», der im Herbst des Jahres 1996 das Zotow-Bildnis gezeigt wurde, erkannte die beiden Bäume vor der kleinen Kapelle, die allerdings heute nicht mehr stehen. An ihrer Stelle wurden nach späteren Aussagen von Albertina Kaiser-Öhri um 1970 eine Pappel und eine Birke gepflanzt.

St. Christophorus beim Haus von Andreas Ritter (ehemals Postauto Ritter) angefertigt. Die Entwürfe für das Wandgemälde befinden sich in Privatbesitz.

Die Dorfansicht Maurens ist von Prof. Zotow ziemlich realistisch gezeichnet, wie befragte Zeitzeugen bestätigten. Die Häuser sind gut erkennbar. Einige dieser Häuser stehen allerdings heute nicht mehr. Die gut erkennbaren Häuser sind beistehend nummeriert und mit den Namen der Besitzer versehen. Warum Zotow Mauren gerade von der Delehala aus gezeichnet hat, ist nicht bekannt, wahrscheinlich ihrer schönen

Aussicht und Lage wegen. Als Prof. Zotow 1944 Mauren zeichnete, beherbergte die Kapelle einen grossen Schatz und einen der berühmtesten Kunstgegenstände Maurens: die Pietà. Von ihrer Bedeutung wusste damals noch niemand. In Liechtenstein wirkte Zotow nicht nur als Landschafts- und Stilllebenmaler, sondern auch als Porträtist und Gebrauchsgrafiker besonders für private Auftraggeber. Landschaftsmotive aus Liechtenstein und der Schweiz lieferte er in realistischer und impressionistischer Ausprägung. 1951 entstanden die «Radierungen aus den elf Gemeinden des Fürstentums Liechtenstein». Zeichnungen und Grafiken zeigten Schloss Vaduz als Staatssymbol. Zotow schuf als Briefmarkenentwerfer und -stecher die «Huldigungsserie» (1939), die Einzelmarke «Madonna von Dux» (1941), die «Historische Serie» (1942) und die Serie «Binnenkanal» (1943), die ihn über die Grenzen Liechtensteins hinaus bekannt machten. Für das Fürstenhaus entstanden unter anderem Bildnisse von Fürst Franz Josef II. Im Kontrast zu den Auftragsarbeiten stehen seine politischen Malereien und Zeichnungen. Sie stellen die Verarbeitung seiner Schreckenserlebnisse von Krieg und Revolution in Russland dar. Zotow wurde 1924 und 1933 in Deutschland wegen Geldfälschung und 1948 in Liechtenstein


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65 Jahre später: 2005 schaut die Gemeinde im Vergleich zu der Zeichnung von Zotow (S. 53) sehr verändert aus.

wegen versuchter Fälschung öffentlicher Papiere zu Gefängnisstrafen verurteilt. Gruppenausstellungen in Russland, Einzelausstellungen von ihm waren zu sehen in Vaduz 1940, 1952, 1959, 1986 und 1997 sowie in Moskau 1998.

Adulf Peter Goop und die Eugen ­Zotow-Stiftung

Das Andenken des Künstlers und die Pflege des dem Besitz der Erben angekauften Nachlasses mit Gemälden, Grafiken, Zeichnungen, Fotos und schriftlichen Dokumenten werden von der 1992 gegründeten Prof. Eugen Zotow-Ivan

Miassojedoff-Stiftung in Vaduz übernommen. Wegbereitend war das grosse Engagement des Liechtensteiner Sammlers Adulf Peter Goop. Ihm allein ist es zu verdanken, dass Ivan Miassojedoff/Eugen Zotow posthum an Bedeutung gewann. Der Nachlass im Besitz der genannten Stiftung umfasst rund 3‘500 Kunstwerke, darunter Gemälde, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphiken. Darüber hinaus gehören zum Sammlungsbestand Fotografien und schriftliche Zeugnisse.

Delehala-Kappele 2023 vom selben Standpunkt aus wie im Jahre 2005.

Die Sammlung ist heute im Besitz des Landes. Am 25.Oktober 2023 unterzeichneten Vertreter der Professor Eugen Zotow-Ivan Miassojedoff-Stiftung und die Kulturstiftung Liechtenstein im Gamanderhof in Schaan einen Schenkungsvertrag über 3500 Kunstwerke. Für die Stiftungsratspräsidentin der Zotow-Stiftung, Rita Kieber-Beck, war der Schenkungsvertrag aber gleichzeitig auch das glückliche Ende einer langen Suche nach einer opitmalen Lösung, «weil die finanziellen Mittel des Unterhalts der Stiftung immer geringer wurden, obwohl alle Stiftungsräte ehrenamtlich gearbeitet haben.»

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«In der ­Branche kann es sehr schnell gehen» Andy Konrad ist nicht nur Präsident des Verein Triesenberg-MalbunSteg-Tourismus, sondern ­gehört zudem zu den bekanntesten Schauspielern im F­ ürstentum Liechtenstein. Seit Jahren ist er nicht nur auf Bühnen unterwegs, sondern auch regelmässig in Fernseh­produktionen von ZDF, ARD oder ­auch im Kino zu sehen. Text: Christian Imhof

«I

ch habe als Kind schon gerne auf der Bühne gestanden», sagt der Triesenberger, der zuerst eine Lehre als Bauspengler absolviert hat. «Nach der Ausbildung war ich knapp ein Jahr auf Reisen und wollte danach eine Veränderung. Ich habe mich im Internet schlau gemacht und habe Schauspielschulen gegooglet. Die Schauspielschule bei der ich Vorsprechen durfte, hat mich auch gleich aufgenommen.» Es sei somit alles ziemlich schnell gegangen. Das dieses «alles auf eine Karte zu setzen» genau das richtige für ihn gewesen ist, sei ihm während dem Studium immer mehr bewusst geworden. «Da ich nach der Schauspielschule mehr oder weniger immer ein Engagement hatte, war es für mich klar, dass ich diesen Weg auch weiterhin gehen möchte.»

«Ich liebe Eberhoferkrimis»

Die Produktionen, bei denen Andy Konrad bereits mitgespielt hat, haben klingende Namen wie «Aktenzeichen XY», «Die Chefin» oder «Rosenheim Cops». Und doch sind es nicht diese Rollen, bei welchen der 42-Jährige sich vor einem grossen Publikum präsentieren konnte, die ihm besonders am Herzen liegen, sondern viel mehr diejenigen, die ihn aussergewöhnlich gefordert haben. «Die anspruchsvollste und grösste Rolle war die Figur von Friedrich Wetter, Graf vom Strahl aus

dem Stück ‘Das Käthchen von Heilbronn’. Die Stücke von Kleist sind generell eine Herausforderung und das Textstudium hat sehr viel Nerven und Zeit gekostet.» Wenn man mit Konrad über seine Traumrollen spricht, sind es nicht irgendwelche Hollywood-Produktionen, die er sich ersehnt, sondern viel mehr greifbare Engagements, was zeigt, dass der vielseitige Schauspieler trotz grossen Erfolgen im Funk und Fernsehen immer noch mit beiden Füssen auf dem Boden steht. «Ich liebe die Eberhoferkrimis. Da ich selber sehr gerne Komödien spiele, wäre ein Rolle in so einem Format sicherlich etwas das ich nicht ablehnen würde.»

Das Herz auf der Bühne

Andy Konrad hat auf seiner Webseite zwei Lebensläufe aufgelistet, einen zu seinen gefilmten Werken und einen zu seinen Bühnenproduktionen. Wenn er sich nur für eines von beiden entscheiden würde, wäre es definitiv für die Bühne. «Es ist ein langer intensiver Prozess, bis das Stück schlussendlich auf die Bühne kommt und man vor Publikum spielen darf. Die Arbeit vor der Kamera ist meistens sehr zeitintensiv, vor allem was das Warten angeht. Man sitzt sehr oft rum und wartet... das ist nicht so mein Ding.» Definitiv sein Ding ist aber das K-BUM in Malbun, in welchem er vor allem im Winter aktiv ist. «Wir machen dort jedes Jahr über die Wintermonate zwei Eigenpro-

duktionen für unsere Kindertheater. Für die Stücke bin ich als Regisseur, Produzent und als Techniker verantwortlich, also nicht selber auf der Bühne.» Da es noch ein wenig dauert bis zum Winter, überbrückt Andy Konrad die Zeit mit dem «Kumeedischmaus» im Theodulsaal in Triesenberg. «Der Kumeedischamus ist sicherlich eines meiner grösseren Projekte und vor allem auch sehr abwechslungsreich. Ich stehe selber auf der Bühne, mache die Regie, organisiere die Gastronomie und bin als Produzent für den ganzen Anlass verantwortlich.»

Kein Zuckerschlecken

Für Junge, die auch gerne einen Weg in die Schauspielerei gehen wollen, hat der alte Hase im Showgeschäft ein paar gute Tipps. Doch es sei anzumerken, dass nicht immer alles Gold sei, was glänze. «Schauspielerei ist kein Zuckerschlecken... . Man muss sich bewusst sein, dass man von der Schauspielerei nicht reich wird. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber das sind nur ganz wenige.» Er sei froh, dass er eine solide Grundausbildung gemacht habe. «Deshalb rate ich jedem jungen Menschen vor dem Schauspielstudium eine Lehre oder ein Studium abzuschliessen. Vor allem in der Film- und Fernsehbranche kann es sehr schnell gehen. Man kann sehr schnell ganz oben sein, aber auch genauso schnell wieder ganz unten.»


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Julia Kaiser an der renommierten «Art International Zürich»

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on Freitag, 13. bis Sonntag, 15. Oktober 2023, fand im Kongresshaus Zürich die 25. Internationale Ausstellung für moderne und zeitgenössische Kunst statt. Die «Art International Zürich» wurde im Jahre 1999 gegründet und beging mit dieser erneut ausgezeichneten Performance ihr 25-Jahr-Jubiläum. Bei dieser renommierten Kunstausstellung war erstmals auch die Liechtensteiner Bildhauerin und Malerin Julia Kaiser mit dabei und stellte ihre jüngsten Skulpturen und Bilder aus, welche die Kunstfreunde zu beeindrucken wussten, und so freute sie sich über die sehr positive Resonanz.

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ie Seniorenmusik Liechtenstein feierte 2023 ihr 15-jähriges Bestehen. Am Sonntag, 22. Oktober 2023, spielte sie zum Jahresabschluss gross auf. Nach der feierlichen musikalischen Umrahmung des Gottesdienstes in der Maurer Pfarrkirche waren die zahlreichen Musikfreunde – unter ihnen auch die Gemeindevorsteher Peter Frick und Johannes Hasler sowie der Landtagsabgeordnete Johannes Kaiser – in den Gemeindesaal Mauren zum Frühschoppenkonzert eingeladen. Unter der Leitung des Dirigenten Walter Boss sorgte das 28-köpfige Musikensemble mit einem bunten Strauss von traditioneller Blasmusik sowie bekannten Medleys zum Mitsingen für beste Unterhaltung. Präsident Kurt Bühler führte auf sympathische Weise durch das Programm, und die Gäste waren nicht nur von den musikalischen Darbietungen begeistert. Sie wurden auch noch zu einem ausgezeichneten Mittagessen eingeladen. Die Seniorenmusik Liechtenstein verdient für ihren wunderbaren Auftritt ein herzliches Dankeschön und ein grosses Kompliment.

Seniorenmusik Liechtenstein


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