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Was sich für Deutschland nach Corona ändern muss

Lässt man die Monate von Anfang März bis heute Revue passieren, so lassen sich drei verschiedene Phasen der Coronakrise unterscheiden: der erst zögerliche und dann doch konsequente Einstieg in den Lockdown, die rasche Entscheidung und auch Umsetzung von Corona-Soforthilfen und dann Anfang Juni die Entscheidung für ein Konjunkturpaket.

Um es vorweg zu sagen: Dem einen oder anderen mag der Lockdown zu spät verhängt worden zu sein, anderen ging er entschieden zu schnell und zu weit. Gerade aber im Vergleich mit anderen Ländern hat Deutschland Maß und Mitte bewiesen. Das gilt es uneingeschränkt anzuerkennen. Und auch die Corona-Soforthilfen wurden rasch von Bund und Ländern beschlossen und dann konsequent umgesetzt. Zwar hat es anfänglich noch in Teilen Widersprüche bei der Ausgestaltung und auch administrative Hürden gegeben, diese wurden im weiteren Verlauf – nicht zuletzt durch Hinweise der Wirtschaft und hier ganz besonders des BVMW – Stück für

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Stück gesenkt oder ganz aus dem Weg geräumt. Das Ergebnis: Die Soforthilfen kamen letztlich zügig bei den Betroffenen an.

Aber schnell zeigte sich, dass es mit Corona-Soforthilfen und Konjunkturpaket nicht getan sein kann. Es bedarf vielmehr grundlegender Reformmaßnahmen, damit Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt. Denn es wird nichts mehr so sein wie vor der Coronakrise. Die deutsche Wirtschaft muss aus der Komfortzone rauskommen, in der sie seit vielen Jahren verharrt. Es bedarf einer Kraftanstrengung, damit wir wieder das Land der Denker und Erfinder werden.

Dazu muss das Gründertum in Deutschland gestärkt werden. Gründer brauchen bessere Rahmenbedingungen mit einer stärkeren staatlichen Förderung. Die Erfahrung lehrt: Mehr Wagniskapital wird es nur mit einer steuerlichen Abschreibung für Investoren geben.

Wir haben im April Soforthilfe vom Freistaat Bayern bekommen. Die Bearbeitungszeit hat vier Wochen gedauert, während dieser Zeit gab es keinerlei Informationen. Außerdem haben wir uns entschlossen, einen Schnellkredit der KfW in Anspruch zu nehmen. Die Einstiegsvoraussetzung haben wir vollständig erbracht, aber die Hausbank hat uns komplett hängen lassen. Mittlerweile konnten wir den KfW-Schnellkredit über ein Onlineportal in Verbindung mit der Valorenbank einreichen. Ohne diesen Kredit könnten wir die kommenden Monate nicht überstehen.

Sabine Richartz

Geschäftsführerin A2B Business Service GmbH BVMW-Mitglied

www.a2b-online.de/de

Unsere Bäckerei-Gruppe hat sehr schnell einen KfW-Kredit und Soforthilfen erhalten. Dies hat uns sehr geholfen, weil wir unser Unternehmen damit auf eine stabile Basis stellen und für die Zukunft rüsten konnten. In der Corona-Zeit haben wir neue Arbeitsabläufe geschaffen und unsere Produkte auf den Prüfstand gestellt.

Oliver Moll

Inhaber Bäckerei Moll KG BVMW-Mitglied

www.baeckerei-moll.de

ve starten. Es geht um die Stärkung der beruflichen Bildung und die Aufwertung der Haupt- und Realschulabschlüsse. Es ist Aufgabe der Schule, Mut zur Selbstständigkeit zu machen, denn Deutschland braucht mehr Unternehmer. Die Defizite in dem Bereich sind enorm. Darum hat der BVMW die Bildungsallianz des Mittelstands gegründet, um Bildung zum Thema Nummer eins zu machen (siehe Kasten Gut zu wissen).

Die akute Krisenbewältigung war im Prinzip gut. Nun kommt es darauf an, den Blick nach vorne zu richten. Deutschland muss den Anspruch haben, mit neuen Geschäftsmodellen aus der Krise zu kommen. Unser Land braucht eine Agenda 2025, die Krisenbewältigung und Zukunftsstrukturpolitik verbindet. Nicht nur der BVMW und seine Mitglieder sind hier gefragt, auch der der Staat muss seine Verantwortung wahrnehmen. Die Bundesregierung muss den Mut für grundlegende Reformen aufbringen, insbesondere für eine Unternehmens- und Einkommensteuerstrukturreform. Der Mittelstand erwartet einen Maßnahmenplan zur Entlastung der Unternehmen, um Investitionen und damit Wachstum zu fördern. Im Klartext heißt das Abschaffung des Soli für alle, Senkung der Stromsteuer auf EU-Niveau und ein einheitlicher Mehrwertsteuersatz von 15 Prozent auf Dauer. Nur so kann Deutschland international wettbewerbsfähig bleiben.

Gut zu wissen

Der BVMW fordert:

n Abschaffung des Soli für alle n Senkung der Stromsteuer auf EU-Niveau n Auf Dauer einheitlicher Mehrwertsteuersatz von 15 Prozent

Die Bildungsallianz des Mittelstands

ist eine Initiative des BVMW und setzt sich für eine echte Qualitätswende in der deutschen Bildungspolitik ein. Zusammen mit weiteren Verbänden wie dem Verband deutscher Realschullehrer, Deutscher Lehrerverband, Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung, Deutscher Philologenverband u.v.m. vertritt die Bildungsallianz über 350.000 Lehrer, Erzieher und Dozenten.

http://bvmw.info/bildungsallianz_mittelstand

Markus Jerger

BVMW Bundesgeschäftsführer

mittelstand@bvmw.de