Jephtha I Programmheft I Komische Oper Berlin

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GEORG FRIEDRICH HÄNDEL Jephtha

inhalt

DIE HANDLUNG

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

VON DER DUNKELHEIT INS LICHT

von Rebekka Meyer GLOSSAR The Plot In a nutshell L’intrigue L’essentiel en bref Konu Özet Bilgi IMPRESSUM 6 8 10 15 16 18 19 21 22 24 25

Jephtha

Georg Friedrich Händel

Oratorium in drei Akten

Libretto von Thomas Morell

Uraufführung: 26. Februar 1752, Theatre Royal, Covent Garden, London

CHARAKTERE

Jephtha

Storgè

Iphis

Hamor

Zebul

Engel

Erzähler

ORCHESTER

Traversflöte

2 Oboen

2 Fagotte

2 Hörner

2 Trompeten

Cembalo

Theorbe

Barockharfe

Orgelpositiv

Streicher

Solocello

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BESETZUNG
Besetzung

Handlung

1. AKT

Das Volk Israel im Land Gilead steht seit nunmehr achtzehn Jahren unter der Fremdherrschaft der Ammoniter, einem Stamm südlich des Jordan. Zebul und seine Brüder beraten gemeinsam, wie sie sich dagegen zur Wehr setzen können. Er schlägt vor, ihren Halbbruder Jephtha zurückzuholen, den sie einst als Sohn einer Fremden aus dem Land vertrieben hatten; dieser werde den Hilferuf aus der Heimat nicht ignorieren. Zebul fordert alle dazu auf, die Vergangenheit und unnütze Idole hinter sich zu lassen (Arie »Pour forth no more unheeded pray’rs«). Auch das Volk Israel stellt sich hinter den Entscheid, gegen die Ammoniter in den Krieg zu ziehen (Chor »No more to Ammon’s God and King«).

Auf Zebuls inständige Bitten hin nimmt Jephtha die Herausforderung an – doch nur, wenn er die Herrschaft über die Israeliter übernehmen darf, sollte er siegreich aus der Schlacht zurückkehren. Zebul willigt ein. Durch lange Kriegserfahrung selbstsicher geworden, stimmt sich Jephtha auf das Bevorstehende ein (Arie »Virtue my soul shall stille embrace«).

Der Krieg bedeutet auch für Jephthas Tochter Iphis und ihren Verlobten Hamor die Trennung. Erst die Vorfreude auf die anstehende Hochzeit nach einer siegreichen Rückkehr motiviert Hamor zum Aufbruch (Duett »These labours past, how happy we!«).

Währenddessen bereitet sich Jephtha mental auf die Schlacht vor. Im Gebet legt er ein Gelübde ab: Wenn Gott ihn in den Sieg über die Ammoniter führt, will er ihm im Gegenzug das Erste als Opfer darbringen, das ihm bei der Rückkehr begegnet. Gleichzeitig beschleicht Storgè eine düstere Vorahnung (Arie »Scenes of horror, scenes of woe«). Verschreckt kommt Iphis dazu, die die Klagen ihrer Mutter vernommen hat; Storgè berichtet von ihren Sorgen um Iphis, doch diese versucht, sie zu beruhigen: Ihr Glaube an den Sieg des Vaters und an Gott geben ihr Zuversicht und Hoffnung auf Glück und Frieden (Arie »The smiling dawn of happy days«).

Ein letztes Mal hat Zebul versucht, mit dem König der Ammoniter zu verhandeln – erfolglos. Krieg ist somit unvermeidbar. Während Jephtha die letzten Befehle ausgibt, bereiten sich die Krieger auf die Schlacht vor (Chor »When his loud voice in thunder spoke«).

2. AKT

Inzwischen ist der Krieg entschieden und Hamor berichtet Iphis, was geschehen ist: Nachdem die Friedensverhandlungen gescheitert waren, siegten die Männer Gileads mit Hilfe Gottes und bewaffneter Engel über die Ammoniter. Begeistert beschreiben die Hauptleute die auf Wirbelwinden reitenden, kämpfenden Engel (Chor »Cherub and Seraphim, unbodied forms«). Hamor hingegen ist vor allem überglücklich, wieder mit Iphis vereint zu sein (Arie »Up the dreadful steep ascending«). Diese bereitet sich darauf vor, ihren Vater feierlich zu empfangen (Arie »Tune the soft melodious lute«).

Männer Gileads mit Hilfe Gottes und bewaffneter Engel über die Ammoniter.

6 HANDLUNG

Jephtha lobt seine Krieger Hamor und Zebul, dankt aber vor allem Gott für den Sieg, denn seiner Macht sei er zu verdanken (Arie »His mighty arm, with sudden blow«).

Endlich kann auch Iphis ihren Vater in der Heimat willkommen heißen: Freudig eilt sie ihm mit ihren Freundinnen entgegen (Arie und Chor »Welcome, as the cheerful light«). Doch statt seine Tochter glücklich zu begrüßen, erschrickt Jephtha und schickt Iphis fort, denn er ist tief verzweifelt über diese Begegnung (Arie »Open thy marble jaws, o tomb«). Als Zebul ihn wegen seiner harschen Reaktion zur Rede stellt, gesteht ihm Jephtha sein Gelübde. Die aufgebrachte Storgè fordert ihren Ehemann dazu auf, das Opfer nicht zu vollziehen (Arie »First perish thou, and perish all the world!«). Auch Hamor versucht, das Schicksal abzuwenden und bietet sich an Iphis’ Stelle an (Arie »On me let blind mistaken zeal«). Obwohl Hamor, Zebul und Storgè inständig darum bitten, auf das Opfer zu verzichten, sieht sich Jephtha durch sein Versprechen gebunden (Quartett »O spare your daughter!«). Mittlerweile hat auch Iphis ihr Schicksal vernommen, welches sie angesichts des großen Preises – Frieden und Freiheit für ihr Vaterland – akzeptieren will (Arie »Happy they; this vital breath«). Jephtha schmerzt der Anblick seiner Tochter: Er ist innerlich tief zerrissen, doch immer noch davon überzeugt, sein Wort halten zu müssen. Der Opferritus soll bereits am nächsten Morgen stattfinden. Das Volk Gileads stimmt in das Klagen Jephthas mit ein, betont aber gleichzeitig, dass nicht die Menschen, sondern Gott das Schicksal lenkt (Chor »How dark, O Lord, are Thy decrees«).

Jephtha und Zebul preisen Gott für seine Taten und drücken einander ihre

Volk freut

AKT Jephtha ist tief bedrückt über die bevorstehende Opferung und wünscht sich, dass Engel seine Tochter ins Jenseits begleiten mögen (Arie »Waft her, angels, through the skies«). Iphis hingegen verspürt keine Angst und verabschiedet sich gefasst von der Welt (Arie »Farewell, ye limpid springs and floods«). Da erscheint unverhofft ein Engel, der verkündet, dass Iphis’ Tötung auf einem Missverständnis des Gelübdes beruhe und niemals Gottes Absicht gewesen sei. Stattdessen soll Iphis als jungfräuliche Priesterin in den Stand Gottes eintreten (Arie »Happy, Iphis, shalt thou live«). Jephtha ist überglücklich (Arie »For ever blessed be Thy holy name«). Auch Hamor freut sich über diese Wendung, auch wenn ihn der Verlust seiner großen Liebe Iphis schmerzt, denn heiraten darf er diese nun nicht mehr. Iphis, Hamor, Storgè, Jephtha und Zebul preisen Gott für seine Taten und drücken einander ihre gegenseitige Wertschätzung aus (Quintett »All that is in Hamor mine«). Auch das Volk rühmt Gott für seine Tat und freut sich auf den Anbruch einer neuen Zeit des Friedens und Reichtums für Gilead (Chor »Ye house of Gilead, with one voice«).

3.
Auch
7 HANDLUNG

Das Wichtigste in Kürze

• Jephtha ist das letzte Oratorium des deutschen Komponisten Georg Friedrich Händel. Acht Jahre vor seinem Tod komponierte er es während seiner fortschreitenden Erblindung. 1752 wurde es in seiner langjährigen Wahlheimat London uraufgeführt.

• Im Mittelpunkt des Oratoriums steht der israelitische Kriegsheld Jephtha. Nachdem er das Volk Israel in seiner Heimat Gilead gegen die Ammoniter verteidigt hat, steht er in der Pflicht, sein Gelübde gegenüber Gott einzuhalten: Er soll seine eigene Tochter Iphis opfern. Erst das Einschreiten eines Engels verhindert die Opferung und Iphis wird stattdessen in den Dienst Gottes gestellt.

• Grundlage des Librettos ist die alttestamentarische Geschichte um den Feldherrn und Richter Jephtha. Im Gegensatz zur Bibel, in der Iphis geopfert wird, änderte Händels Librettist Thomas Morell den Schluss der Geschichte, sodass Iphis nicht sterben muss. Diese Änderung hängt mit der im 18. Jahrhundert immer bedeutender werdenden Vorstellung eines vergebenden Gottes anstelle eines rächenden Gottes zusammen, wie sie zum Beispiel auch in Mozarts Oper Idomeneo zu finden ist.

• Musikalisch gilt die Charakterzeichnung der einzelnen Figuren als ein Höhepunkt in Händels Schaffen: In genauen Porträts und farbig ausgestalteten Wechseln der Emotionen werden insbesondere die Titelfigur Jephtha, seine Tochter Iphis und seine Ehefrau Storgè zu vielschichtigen Charakteren, deren Schicksal tief berührt.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
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der Dunkelheit ins Lic h t

Biblische Motive, Themen und Figuren sind eng mit der westlichen Musikgeschichte verknüpft. Ob in Volksliedern, Popmusik oder klassischer Musik: Seit Jahrhunderten finden sie Eingang und Verarbeitung darin. Besonders betrifft dies naturgemäß die Gattung des Oratoriums, welchem in der Regel eine geistliche Handlung zugrunde liegt. So widmete sich auch der Komponist Georg Friedrich Händel in seinen Oratorien vielen biblischen Figuren: Belshazzar, Esther, Messiah, Samson, Solomon – und eben auch Jephtha. Der Richter und Feldherr Israels hat nicht nur Händel zu einer Vertonung inspiriert, sondern auch viele andere Komponist:innen und dies nicht nur in der geistlichen Musik. Es existieren mehr als hundert Vertonungen seiner tragischen Geschichte in den unterschiedlichsten Gattungen, wie zum Beispiel Giacomo Meyerbeers erste Oper Jephtas Gelübde von 1812 oder Robert Schumanns Klavierlied nach Lord Byrons Hebräischen Gesängen von 1849. Aber auch Jephthas Tochter, in der Bibel namenlos, und der mit ihrem Schicksal verbundene Klagegesang, ist wichtiger Bestandteil der westlichen Kunst und nicht nur der Musik, sondern auch der Malerei und Dichtung.

Der gebürtige Deutsche Händel widmete sich dem Stoff gegen Ende seines Lebens und in seiner langjährigen Wahlheimat London. Im Jahr 1751 und damit acht Jahre vor seinem Tod begann er mit der Komposition jenes Oratoriums, welches sein letztes werden sollte. Unter Händels 22 Oratorien gilt dieses für die Zeit moderne Seelendrama vielen als ein Höhepunkt seines Beitrags zur Gattung. Die Arbeit daran erstreckte sich über eine für den Komponisten längere Zeit, nämlich acht Monate. Sicherlich hing dies mit Händels Augenleiden und der damit zusammenhängenden fortschreitenden Erblindung zusammen. 1752 und nach einigen weiteren Änderungen kam das Werk schließlich am Londoner Theatre Royal zur Uraufführung.

10 VON DER DUNKELHEIT INS LICHT Von

Doch wer war Jephtha überhaupt? Im Alten Testament ist er ein Richter und Feldherr in Israel. Als unehelicher Sohn einer Prostituierten ist er allerdings ein Ausgestoßener in der Gesellschaft Gileads; von seinen Halbbrüdern wurde er aus der Heimat vertrieben. Seine Ernennung zum Feldherrn geschieht denn auch vor allem aus taktischen Gründen: In Ermangelung geeigneter Männer und in Erinnerung an Jephthas kriegerisches Talent wird er zum Anführer im Kampf gegen die Ammoniter ernannt, die das Gebiet Gilead bedrohen. Diese ihm fremde, neue Position erzeugt natürlich einen großen Druck bei Jephtha und so lässt er sich zu einem Gelübde hinreißen: Ist er siegreich über die Ammoniter, so will er Gott das Erste opfern, was ihm bei seiner Rückkehr nach Hause begegnet. Dies ist ausgerechnet seine eigene Tochter: »Als nun Jephtha nach Mizpa zu seinem Haus kam, siehe, da geht seine Tochter heraus ihm entgegen mit Pauken und Reigen; und sie war sein einziges Kind« (Ri 11,34). Jephthas Tochter akzeptiert ihr Los, bittet allerdings darum, vor ihrer Opferung zwei Monate mit ihren Freundinnen ihre verlorene Jugend beweinen zu dürfen. Danach wird sie als Brandopfer dargebracht. Nach einem weiteren Kampf gegen den Stamm Ephraim wird im Alten Testament außerdem von Jephthas Aufstieg unter die kleinen Richter berichtet.

Der im Oratorium vertonte Text stammt von Händels Librettist Thomas Morell. Der Pfarrer, Wissenschaftler und Übersetzer verfasste ab 1747 alle Libretti zu Händels Oratorien. Im Fall von Jephtha weicht er in der Ausgestaltung des Textes und der Geschichte mehrmals von der biblischen Vorlage ab. So lässt Morell einige Szenen der Bibel aus und fügt neue hinzu. Die namenlose Tochter bekommt den Namen Iphis – vielleicht auch eine Anspielung auf die griechische Tragödienheldin Iphigenie, die ein ähnliches Schicksal teilt – und Morell führt weitere Charaktere ein, nämlich Jephthas Frau Storgè sowie seinen Halbbruder Zebul. Es wird vermutet, dass Morell letztere Änderungen aus dem lateinischen Schauspiel Jephtes, sive Votum des schottischen Dichters George Buchanan aus dem Jahr 1554 übernahm. Dies scheint plausibel, da das Stück kurz zuvor, nämlich 1750, erstmals in einer englischen Übersetzung erschienen war. Die größte Abweichung Morells betrifft allerdings den Schluss. Es mag dabei nur ein kleines Detail sein, welches selbst die Titelfigur übersieht – doch dieses Detail prägt den Ausgang der Geschichte entscheidend. Jephthas Gelübde lautet im genauen Wortlaut bei Morell nämlich: »Was oder wer immer zuerst meinem Auge begegnet, soll für immer dein sein oder – geopfert werden.« Das heißt, dass diese Person nicht zwingend dem Schwert zum Opfer fallen muss, sondern stattdessen auch in den Dienst Gottes gestellt werden kann, wie es Iphis schließlich nach dem Eingreifen des Engels geschieht. In der Bibel hingegen erscheint kein gütiger Engel, Jephtha vollzieht sein Opfer und Iphis muss sterben.

Wieso nun diese erhebliche Änderung des Ausgangs? Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und später noch verstärkt hagelte es in England von Seiten biblischer Kommentatoren Kritik an der Geschichte von

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Jephtha. Das Opfer der eigenen Tochter schien vielen unverständlich. Einerseits wurde eine falsche Übersetzung ins Englische als Ursprung des Missverständnisses in Betracht gezogen: Nur ein »thing« solle geopfert, ein Mensch hingegen in den Dienst Gottes gestellt werden, wie das mit Iphis bei Morell und Händel dann auch geschieht. Andererseits und konkret auf den Inhalt von Händels Oratorium bezogen wurde die textliche Änderung damit begründet, dass doch auch zuvor im allerersten Chor »No more to Ammon’s God and King« die Menschenopfer der Ammoniter von der Bevölkerung Gileads verurteilt wurden. Wieso also sollten sie zu einem Opfer in den eigenen Reihen bereit sein?

Jephtha ist dabei nicht der einzige Stoff, der umgearbeitet und damit dem Diskurs der Aufklärung angepasst wurde. Eine große Ähnlichkeit, auch den Stoff betreffend, besteht zu Mozarts Oper Idomeneo, die nur vierzig Jahre später 1781 uraufgeführt wurde und auf der antiken Sage um den kretischen König Idomeneus basiert. Um den Gott Neptun zu besänftigen und mit seiner Flotte heil aus dem Trojanischen Krieg in die Heimat Kreta zurückkehren zu können, verspricht Idomeneus, den ersten Menschen zu opfern, der ihm auf heimischem Boden begegnet. Und dies ist – wie auch bei Jephtha – ausgerechnet sein Sohn Idamante. Während noch in Mozarts französischer Vorlage von Antoine Danchet Idomeneus seinen Sohn tatsächlich opfert, entscheiden sich Mozart und sein Textdichter Giambattista

Varesco in der italienischen Version für ein anderes Ende: Wie damals die übliche Praxis, führten sie kurzerhand einen Deus ex machina* ein, eine unbekannte Stimme, die verkündet, dass Idamante gerettet werden kann, wenn Idomeneus auf seinen Thron verzichtet und die Macht an seinen Sohn überträgt – der Generationenwechsel verspricht eine friedliche Zukunft. Die Häufung dieser Happy Ends von tragischen Stoffen im 18. Jahrhundert hat einerseits sicherlich mit den Gattungskonventionen zu tun. So musste Mozart ans Ende von Idomeneo als einer Opera seria* zwingend ein »lieto fine«*, also eben ein »glückliches Ende«, setzen. Andererseits zeugen diese Änderungen auch vom Geist des Jahrhunderts. Dass die Götter auf der Grausamkeit eines Menschenopfers beharren, schien moralisch nicht mehr vertretbar. So tritt an die Stelle des rächenden Gottes nun der gütige Gott, der die Vergebung der Bestrafung vorzieht. Morells Änderungen im JephthaStoff entsprechen also durchaus dem humanistischen Zeitgeist der Aufklärung, der sich einerseits theoretisch in den erwähnten theologischen Abhandlungen, andererseits auch künstlerisch, wie beispielsweise bei Mozart und Händel, nachvollziehen lässt.

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* Lost in translation? Mehr dazu im Glossar auf S. xx

Die Musik Händels ist nun eng mit dem Inhalt von Jephthas Geschichte verknüpft. Das bekräftigt auch die Tatsache, dass der Komponist im Gegensatz zu anderen Opern und Oratorien nur wenige Parodien* aus fremden und eigenen Werken übernommen hat, eine im Barock durchaus übliche Praxis. Im Gegenteil: Trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustandes komponierte er den Großteil der Nummern neu. Im typisch barocken Wechsel von Rezitativ und darauffolgender Arie bringt Händel die emotionalen Zustände der einzelnen Figuren dabei besonders zur Geltung. In dieser Figurenzeichnung spielt auch die Wahl der Tonarten eine bedeutende Rolle, da diese immer wieder Beziehungen zwischen den Figuren offenlegt und außerdem stark von der damals wichtigen Tonartencharakteristik* geprägt ist. Während die Mutter Storgè von Anfang an in klagenden und sorgenvollen Moll-Tonarten auftritt, wie beispielsweise im düsteren f-Moll ihrer Arie »Scenes of horror, scenes of woe«, ist ihre Tochter Iphis wenigstens zu Beginn in die Zuversicht der Jugend gehüllt. Stets optimistisch äußert sie sich gegenüber ihrem Geliebten Hamor wie auch gegenüber ihrer Mutter, deren Sorgen sie in Es-Dur beantwortet (Arie »The smiling dawn of happy days«) und damit versucht, ihr wieder Hoffnung zu schenken. Die deutlichsten Ausbrüche an emotionalen Zuständen macht sicherlich der Titelheld Jephtha durch. Zu Beginn noch als wahrer Kriegsheld im entschlossenen

F-Dur von »His mighty arm« gezeichnet, wird der Bruch ab Mitte des 2. Aktes und der Begegnung mit Iphis musikalisch offensichtlich: Hier zeigt er seine empfindsame Seite, seine Zweifel und das Hin- und Hergerissensein zwischen Pflichterfüllung gegenüber den Göttern sowie dem Vaterland einerseits und seiner tiefen väterlichen Liebe gegenüber Iphis andererseits. Dabei ist Händel auch nicht weit weg von der musikalischen Illustration eines Claudio Monteverdi, deutet er den Text musikalisch doch immer wieder aus. So werden die Visionen des Schreckens in sich wiederholenden Sechzehnteln in Storgès Arie hörbar, oder der Schmerz Jephthas und seinen Absturz in die musikalischen Tiefen im Accompagnato-Rezitativ* »Deeper and deeper still, thy goodness, child«. Selbst der darauf folgende Chor »How dark, O Lord, are thy decrees!« beschwört in dunkler Tönung und schwerer Tiefe die emotionale Schwärze des Moments herauf. Wie alle Chöre des Oratoriums nimmt auch dieser hier am Ende des 2. Aktes textlich einen zusammenfassenden, kommentierenden Charakter ein und ist musikalisch kunstvoll polyphon unter Verwendung von Fugen und Kanons geführt. Außerdem spielt dieser Chor mit der in Morells Libretto immer wieder aufblitzenden Metapher von Licht und Dunkelheit; mit Blick auf Händels zu der Zeit fortschreitender Erblindung ist dies vielleicht auch als persönliches Bekenntnis zu lesen.

Jephtha ist also ein Meisterwerk eines Seelendramas: Die emotionale Dichte und die Intensivierung des Ausdrucks mit der Händel seine Protagonist:innen psychologisch vielschichtig porträtiert, führt in diesem Oratorium zu einem Höhepunkt seiner kompositorischen Leistung. In der Musikwissenschaft wird die These vertreten, dass sich Händels Musik in den

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Opern kaum von denen in den Oratorien unterscheidet. Das mag einerseits ein Grund dafür sein, dass seine Oratorien von einem solch bewegenden dramatischen Gehalt sind, andererseits auch dafür, dass sie immer wieder szenisch aufgeführt werden. Verschiedene Inszenierungen gab es auch von Jephtha; ein großer Erfolg war beispielsweise das »concerto scenico« von Günther Rennert 1957 an der Staatsoper Stuttgart. Auch an der Komischen Oper war Jephtha ursprünglich als szenische Produktion geplant, was aufgrund der Pandemie aber nicht verwirklicht werden konnte. Dass das Oratorium nun konzertant, dafür aber mit einem Erzähler auf die Bühne kommt, zeugt nicht nur davon, dass es viel zu schade wäre, es einfach wieder in die Schublade zu legen, sondern auch davon dass die Musik so reichhaltig und tief gestaltet ist, dass man mit Jephtha mitleiden, mit Iphis mitfiebern und mit Storgè mitweinen muss – egal, ob dies auf der Bühne nun szenisch oder konzertant dargestellt wird.

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LIETO FINE (ital. = ein glückliches Ende) Oft durch einen Gesinnungswandel des/der Protagonist:in oder durch den Auftritt eines Deus ex machina herbeigeführt. Im späten 18. Jahrhundert geriet diese Handlungsdramaturgie mehr und mehr ins Wanken.

ORATORIUM (lat. = Gebetssaal) Musikalische Gattung, in der ein biblisches Sujet vertont wird. Religiös inspiriertes Pendant zur Oper im Konzertsaal mit Solostimmen, Chor und Instrumentalbegleitung

OPERA SERIA Ernste italienische Oper, Gegenstück zur Opera buffa, der komischen Oper.

PARODIE Barockes Kompositionsverfahren, bei dem ein Werk auf textlicher oder musikalischer Ebene umgestaltet wird, um es für andere Zwecke verfügbar zu machen. Seit dem 18. Jahrhundert auch satirische Nachahmung eines Werks oder einer Gattung.

TONARTENCHARAKTERISTIK Ausdrucksfähigkeit bestimmter Tonarten. So werden Dur-Tonarten vorwiegend als hell und heiter, Moll-Tonarten als düster wahrgenommen. Der Charakter der verschiedenen Dur-/Moll-Tonarten ist von Epoche zu Epoche und auch zwischen den Komponist:innen verschieden, mit einigen Gemeinsamkeiten. So wird c-Moll oft als schicksalshaft, F-Dur oft als pastoral und Es-Dur als heroisch wahrgenommen und eingesetzt.

ACCOMPAGNATO-REZITATIV Anders als das Secco-Rezitativ, das nur vom Generalbaß begleitet wird, hat das Accompagnato-Rezitativ eine instrumentale Begleitung, manchmal auch durch das gesamte Orchester. Diese instrumentale Begleitung unterstreicht oft emotionsgeladene Monologe oder suggeriert einen Austausch zwischen Innenwelt des/der Sänger:in und der Außenwelt.

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Glossar

THE PLOT

ACT 1

For the past eighteen years, the people of Israel in the land of Gilead have been under the foreign rule of the Ammonites, a tribe south of the river Jordan. Zebul and his brothers confer on how to fight back. He suggests that they bring back their half-brother Jephtha, whom they had once driven out of the land as the son of a foreign woman; he would not ignore the call for help from home. Zebul urges everyone to leave the past and useless idols behind (Air »Pour forth no more unheeded pray’rs«). The people of Israel also stand behind the decision to go to war against the Ammonites (Choir »No more to Ammon’s God and King«).

At Zebul’s imploring pleas, Jephtha accepts the challenge, but only if he is allowed to rule over the Israelites should he return victorious from the battle. Zebul agrees. Having gained confidence through long experiences of war, Jephtha prepares for what lies ahead (Air »Virtue my soul shall quietly embrace«).

The war also means that Jephtha’s daughter Iphis and her fiancé Hamor will be separated. Only the anticipation of the upcoming wedding after a victorious return motivates Hamor to set out (Duet »These labours past, how happy we!«).

Meanwhile, Jephtha mentally prepares himself for battle. In prayer, he makes a vow: If God helps him achieve victory over the Ammonites, he will, in return, sacrifice the first thing he encounters on his return.

At the same time, a bleak apprehension creeps over Storgè (Air »Scenes of horror, scenes of woe«). Frightened, Iphis joins her, having heard her mother’s lamentations; Storgè says that she is worried for Iphis but the latter tries to comfort her: Her faith in her father’s victory and in God give her confidence and hope for happiness and peace (Air »The smiling dawn of happy days«).

One last time, Zebul has tried to negotiate with the king of the Ammonites. He reports to Jephthah that the latter has refused, however: war is thus inevitable. While Jephthah gives the final commands, the warriors prepare for battle (Choir »When his loud voice in thunder spoke«).

ACT 2

Meanwhile, the war has come to an end and Hamor tells Iphis what happened: After peace negotiations failed, the men of Gilead, with the help of God and armed angels, were victorious over the Ammonites. The captains enthusiastically describe the fighting angels riding on whirlwinds (Choir »Cherub and Seraphim, unbodied forms«). Hamor, on the other hand, is above all overjoyed to be reunited with Iphis (Air »Up the dreadful steep ascending«). Iphis prepares to solemnly receive her father (Air »Tune the soft melodious lute«).

16 THE PLOT

Jephtha praises his warriors Hamor and Zebul, but above all thanks God for the victory, because without His might they would not have won (Air »His mighty arm, with sudden blow«).

Finally, Iphis can also welcome her father home: she joyfully rushes to meet him together with her friends (Air and Choir »Welcome, as the cheerful light«). But instead of happily welcoming his daughter, Jephtha is frightened and sends Iphis away, for he is deeply disturbed by this encounter (Air »Open thy marble jaws, o tomb«). When Zebul confronts him about his harsh reaction, Jephtha confesses his vow to him. The enraged Storgè urges her husband not to carry out the sacrifice (Air »First perish thou, and perish all the world!«). Hamor also tries to avert fate, offering himself in Iphis’ place (Air »On me let blind mistaken zeal«). Although Hamor, Zebul and Storgè implore him to abandon the sacrifice, Jephtha feels he must abide by it because of his promise to God (Quartet »O spare your daughter!«).

In the meantime, Iphis has also heard of her fate, which she decides to accept in view of the great reward—peace and freedom for her fatherland (Air »Happy they; this vital breath«). Jephtha is pained by the sight of his daughter; inwardly, he is deeply torn but still convinced that he must keep his word. The sacrificial rite is to take place the very next morning. The people of Gilead join in Jephtha’s lamentations while emphasizing that fate is not controlled by man but by God (Choir »How dark, O Lord, are Thy decrees«).

ACT 3

Jephtha is deeply saddened by the impending sacrifice and wishes that angels might accompany his daughter into the afterlife (Air »Waft her, angels, through the skies«). Iphis, on the other hand, feels no fear and calmly bids farewell to the world (Air »Farewell, ye limpid springs and floods«). Then, unexpectedly, an angel appears who announces that Iphis’ killing is based on a misunderstanding of the vow and was never God’s intention. Instead, Iphis is to enter the service of God as a virgin priestess (Air »Happy, Iphis, shalt thou live«). Jephtha is overjoyed (Air »For ever blessed be Thy holy name«). Hamor, too, rejoices at this turn of events, even though the loss of his great love Iphis pains him, for he is now no longer allowed to marry her. Iphis, Hamor, Storgè, Jephtha and Zebul praise God for His deeds and express their mutual appreciation for each other (Quintet »All that is in Hamor mine«). The people praise God for His deed and look forward to the dawn of a new era for Gilead in peace and prosperity (Choir »Ye house of Gilead, with one voice«).

17 THE PLOT

IN A NUTSHELL

• Jephtha is the last oratorio by the German composer George Frideric Handel. He composed it eight years before his death, as his blindness progressed, and it premiered in London, his longtime adopted home, in 1752.

• The oratorio centers on the Israeli war hero Jephtha. After defending the people of Israel in their homeland of Gilead against the Ammonites, he is obliged to keep his vow to God: to sacrifice his daughter Iphis. Only the intervention of an angel prevents the fatal sacrifice, and Iphis instead enters the service of God.

• The libretto is based on the story from the Old Testament about the general and judge Jephtha. Unlike the Bible, however, in which Iphis is sacrificed, Handel’s librettist Thomas Morell changed the ending of the story so that Iphis does not have to die. This change is related to the increasingly important 18th century notion of a forgiving God instead of an avenging God, as found, for example, in Mozart’s opera Idomeneo.

• Musically, Handel takes the characterization of the individual figures to a high point in his oeuvre: in precise portraits and colorful changes of emotion, the title figure Jephtha, his daughter Iphis and his wife Storgè, in particular, become multilayered characters whose fate is deeply moving.

20 RUBRIK_GENRE 18 IN A NUTSHELL

L’INTRIGUE

ACTE 1

Voilà dix-huit ans que dans le pays de Galaad, le peuple d’Israël est sous la domination étrangère des Ammonites, une tribu du sud du Jourdain. Zebul et ses frères se concertent pour mettre fin à cette situation. Le premier propose de rappeler leur demi-frère Jephtha, qu’ils avaient autrefois chassé du pays parce que fils d’une étrangère, gageant que ce dernier ne pourra ignorer l’appel à l’aide de son pays. Zebul demande à tous de laisser derrière eux le passé et les idoles inutiles (Aria »Pour forth no more unheeded pray’rs«). Le peuple d’Israël se range derrière la décision de mener la guerre aux Ammonites (Chœur »No more to Ammon’s God and King«).

Supplié par Zebul, Jephtha accepte le défi, mais à la condition de pouvoir régner sur le peuple d’Israël en cas de victoire. Zebul accepte. Fort de sa longue expérience de la guerre, Jephtha se prépare à ce qui l’attend (Aria »Virtue my soul shall stille embrace«).

La guerre contraint par ailleurs Iphis, la fille de Jephtha, à se séparer de son fiancé Hamor. Pour se donner le courage de partir, Hamor anticipe la joie du mariage qui suivra son retour victorieux (Duo »These labours past, how happy we!«).

Pendant ce temps, Jephtha se prépare mentalement à la bataille. Lors d’une prière, il promet à Dieu qu’en cas de victoire, il offrira en sacrifice la première personne qu’il rencontrera à son retour.

En même temps, Storgè est saisie d’un sombre pressentiment (Aria »Scenes of horror, scenes of woe«). Effrayée par les lamentations de sa mère, Iphis accourt ; Storgè lui fait part de ses inquiétudes, elle tente de la rassurer : elle a foi en Dieu et en la victoire de son père, elle croit en un avenir de bonheur et de paix (Aria »The smiling dawn of happy days«).

Zebul a une dernière fois tenté de négocier avec le roi des Ammonites. Il rapporte à Jephtha que celui-ci n’a rien voulu entendre : la guerre est donc inévitable. Tandis que Jephtha donne les derniers ordres, les guerriers se préparent à la bataille (Chœur »When his loud voice in tonnerre spoke«).

ACTE 2

La guerre est terminée. Hamor rapporte à Iphis ce qui s’est passé : après l’échec des négociations de paix, les hommes de Galaad ont vaincu les Ammonites avec l’aide de Dieu et d’anges armés. Les capitaines décrivent avec transport les anges combattants chevauchant des tourbillons (Chœur »Cherub and Seraphim, unbodied forms«). Hamor se réjouit pour sa part de

21 RUBRIK_GENRE 19 L’INTRIGUE

retrouver Iphis (Aria »Up the dreadful steep ascending«). Celle-ci se prépare à accueillir en grande pompe son père (Aria »Tune the soft melodious lute«). Jephtha fait l’éloge de ses guerriers Hamor et Zebul. Il remercie surtout Dieu pour la victoire, car c’est à sa puissance qu’il la doit (Aria »His mighty arm, with sudden blow«).

Iphis peut enfin accueillir son père : pleine de joie, elle se précipite à sa rencontre avec ses amies (Aria et Chœur »Welcome, as the cheerful light«). Mais au lieu de répondre à son élan, Jephtha prend peur et renvoie Iphis, dont la rencontre le désespère (Aria »Open thy marble jaws, o tomb«). Lorsque Zebul le questionne sur sa réaction, Jephtha lui avoue sa promesse. Storgè, furieuse, demande à son époux de ne pas accomplir le sacrifice (Aria »First perish thou, and perish all the world!«). Hamor tente lui aussi de conjurer le sort et offre de mourir à la place d’Iphis (Aria »On me let blind mistaken zeal«). Bien que Hamor, Zebul et Storgè le supplient de renoncer au sacrifice, Jephtha est décidé à tenir sa promesse (Quatuor »O spare your daughter!«).

Entre-temps, Iphis a elle aussi appris le destin qui lui était réservé. Elle est prête à y consentir compte tenu des enjeux – la paix et la liberté pour son pays (Aria »Happy they; this vital breath«). Jephtha souffre à la vue de sa fille ; sa conscience le tiraille, bien qu’il soit toujours convaincu de devoir tenir sa parole. Le rite du sacrifice doit avoir lieu dès le lendemain matin. Le peuple de Galaad se joint aux lamentations de Jephtha, tout en soulignant que le destin n’est pas l’affaire des hommes, mais celle de Dieu (Chœur »How dark, O Lord, are Thy decrees«).

ACTE 3

Jephtha est profondément abattu à l’approche du sacrifice et souhaite que les anges accompagnent sa fille dans l’au-delà (Aria »Waft her, angels, through the skies«). Iphis pour sa part n’a pas peur et fait ses adieux au monde avec sérénité (Aria »Farewell, ye limpid springs and floods«). Un ange fait irruption et annonce qu’il y a un malentendu : Dieu n’a jamais voulu la mort d’Iphis. Au lieu de cela, Iphis doit rester vierge et servir Dieu (Aria »Happy, Iphis, shalt thou live«). Jephtha est au comble du bonheur (Aria »For ever blessed be Thy holy name«). Hamor se réjouit également, même s’il souffre de la perte de son grand amour Iphis, qu’il ne peut plus épouser. Iphis, Hamor, Storgè, Jephtha et Zebul louent Dieu pour ses actions et se disent leur estime (Quintette »All that is in Hamor mine«). Le peuple célèbre Dieu et se réjouit de l’avènement d’une ère nouvelle pour le Galaad, dans la paix et la prospérité (Chœur »Ye house of Gilead, with one voice«).

L'INTRIGUE 20

L’ESSENTIEL EN BREF

• Jephtha est le dernier oratorio du compositeur allemand Georg Friedrich Haendel. Il l’écrivit huit ans avant sa mort, alors qu’il perdait progressivement la vue. L’œuvre fut jouée pour la première fois en 1752 à Londres, où le compositeur résidait de longue date.

• L’oratorio s’articule autour de la figure du héros de guerre israélien Jephtha. Après avoir défendu le peuple d’Israël contre les Ammonites dans le Galaad, sa région d’origine, celui-ci se voit contraint d’honorer la promesse qu’il a faite devant Dieu : sacrifier sa propre fille Iphis. Un ange intervient in extremis pour sauver la jeune fille, qui en contrepartie doit se mettre au service de Dieu.

• Le libretto se base sur les passages de l’Ancien Testament qui concernent le général et juge Jephtha. Contrairement à la version de la Bible, où Iphis est sacrifiée, Thomas Morell, le librettiste de Haendel, a modifié l’issue de l’histoire de manière à épargner la jeune fille. Cette inflexion suit une vision qui infusera tout au long du 18e siècle : celle d’un Dieu qui pardonne plutôt que d’un Dieu vengeur, comme on le retrouve par exemple dans Idoménée, l’opéra de Mozart.

• Sur le plan musical, Haendel caractérise ses différents personnages avec une virtuosité qui le place au sommet de son art : par leurs traits précis et la gamme colorée de leurs émotions, le rôle-titre Jephtha, sa fille Iphis et son épouse Storgè deviennent des figures complexes dont le destin touche profondément.

21 L’ESSENTIEL EN BREF

PERDE 1

İsrail halkı Gilead topraklarında on sekiz yıldır Şeria Irmağı’nın güneyindeki bir kabile olan Ammonlular’ın işgali altındadır. Zebul ve kardeşleri onlara karşı kendilerini nasıl savunabileceklerini tartışırlar. Zebul, bir zamanlar bir yabancının oğlu olduğu için ülkeden sürdükleri üvey kardeşleri Yiftah’ı geri getirmeyi önerir. Yiftah’nın memleketten gelen yardım çağrısına kayıtsız kalamayacağını söyler. Zebul herkesi geçmişi ve gereksiz idolleri geride bırakmaya çağırır (Arya »Pour forth no more unheeded pray’rs«). İsrail halkı da Ammonlulara karşı savaşa girme kararının arkasında durur (Koro »No more to Ammon’s God and King«).

Zebul’un ısrarları üzerine Yiftah teklifi kabul eder, ancak savaştan zaferle dönmesi halinde İsrailliler’i yönetmesine izin verilmesi şartıyla. Zebul kabul eder. Savaştaki deneyimleri sayesinde kendine güvenmeye başlayan

Yiftah, kendisini ileride olacaklara hazırlar (Arya »Virtue my soul shall stille embrace«).

Savaş aynı zamanda Yiftah’ın kızı İfis ve nişanlısı Hamor için de ayrılık anlamına gelmektedir. Sadece zaferle döndükten sonra yapılacak düğünün beklentisi Hamor’u motive eder (Düet »These labours past, how happy we!«).

Bu arada Yiftah kafasında kendini savaşa hazırlamaktadır. Dua ederken yemin eder: Eğer tanrı onu Ammonlular’a karşı muzaffer kılarsa, karşılığında dönüşte karşılaşacağı ilk şeyi ona kurban olarak sunacaktır.

Aynı anda Storgè’nin üzerine karanlık bir önsezi çöker (Arya »Scenes of horror, scenes of woe«). Annesinin ağıtlarını duyan Ifis korkuyla onlara katılır. Storgè Ifis için endişelendiğini bildirir ama Ifis onu rahatlatmaya çalışır: Babasının zaferine ve tanrıya olan inancı ona güven, huzur ve umut verir (Arya »The smiling dawn of happy days«).

Zebul son bir kez Ammonlular’ın kralıyla pazarlık yapmaya çalışır. Yiftah’a kralın bunu reddettiğini, dolayısıyla savaşın kaçınılmaz olduğunu bildirir. Yiftah son emirleri verirken, savaşçılar muharebeye hazırlanırlar (Koro »When his loud voice in thunder spoke«).

PERDE 2

Bu arada savaş da sonuçlanmıştır ve Hamor olanları İfıs’e anlatır: Barış görüşmeleri başarısızlıkla sonuçlandıktan sonra, Gileadlılar tanrı’nın ve silahlı meleklerin yardımıyla Ammonlular’a karşı zafer elde ederler. Komutanlar kasırgalara binmiş savaşçı melekleri (Koro »Cherub and Seraphim, unbodied forms«) coşkuyla anlatırlar. Hamor ise İfis’le yeniden bir araya gelmenin mutluluğunu yaşar (Arya »Up the dreadful steep ascending«). İfis babasını görkemli bir şekilde karşılamaya hazırlanır (Arya »Tune the soft melodious lute«).

KONU
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KONU

Yiftah savaşçıları Hamor ve Zebul’u över ama her şeyden önce zafer için tanrıya şükreder, çünkü bunu onun gücüne borçlu olduğunu düşünür (Arya »His mighty arm, with sudden blow«).

İfis de nihayet babasını evde karşılayabilir: sevinçle arkadaşlarıyla birlikte onu karşılamaya koşar (Arya ve Koro »Welcome, as the cheerful light«). Ancak Yiftah kızını mutlu bir şekilde karşılamak yerine korkar ve İfis’i gönderir çünkü bu karşılaşma onu oldukça üzmüştür (Arya »Open thy marble jaws, o tomb«). Zebul sert tepkisi nedeniyle onunla yüzleştiğinde, Yiftah ona yeminini itiraf eder. Öfkeli Storgè kocasını kurbanı yerine getirmemeye ısrar eder (Arya »First perish thou, and perish all the world!«). Hamor da İfis’in yerine kendini sunarak kaderi engellemeye çalışır (Arya »On me let blind mistaken zeal«). Hamor, Zebul ve Storgè kurbandan vazgeçmesi için ona yalvarsa da Yiftah tanrıya verdiği söz gereği bunu yapmak zorunda hisseder kendini (Kuartet »O spare your daughter!«).

Bu arada İfis de kaderini öğrenmiştir ve büyük ödül olan anavatanı için barış ve özgürlük uğruna bunu kabul etmeye hazırdır (Arya »Happy they; this vital breath«). Yiftah kızını görünce acı çeker, içi parçalanmıştır ama yine de sözünü tutması gerektiğine inanmaktadır. Kurban töreni hemen ertesi sabah yapılacaktır. Gilead halkı Yiftah’ın ağıtlarına katılır, ama aynı zamanda kaderin insan tarafından değil, tanrının elinde olduğunu vurgularlar (Koro »How dark, O Lord, are Thy decrees«).

PERDE 3

Yiftah yaklaşmakta olan kurban karşısında derin bir üzüntü duyar ve meleklerin kızına öbür dünyaya kadar eşlik etmesini diler (Arya »Waft her, angels, through the skies«). İfis ise korku hissetmez ve huzur içinde dünyaya veda eder (Arya »Farewell, ye limpid springs and floods«). Sonra, beklenmedik bir anda bir melek ortaya çıkar ve İfis’in öldürülmesinin yeminin yanlış anlaşılmasından kaynaklandığını ve tanrının niyetinin asla bu olmadığını duyurur. Bunun yerine, İfis bakire bir rahibe olarak tanrının huzuruna çıkacaktır (Arya »Happy, Iphis, shalt thou live«). Yiftah çok sevinir (Arya »For ever blessed be Thy holy name«). Hamor da olayların bu şekilde gelişmesine sevinir, ancak büyük aşkı İfis’i kaybetmek ona acı verir, çünkü artık onunla evlenmesine izin verilmez. İfis, Hamor, Storgè, Yiftah ve Zebul tanrıyı yaptıklarından dolayı metheder ve karşılıklı takdirlerini ifade ederler. (Beşli »All that is in Hamor mine«). Halk tanrıyı yaptıklarından dolayı kutlar ve Gilead için barış ve refah içinde yeni bir çağın doğuşunu dört gözle bekler (Koro »Ye house of Gilead, with one voice«).

23 KONU

ÖZET BILGI

• Yiftah, alman besteci George Friedrich Händel'in son oratoryosudur. Ölümünden sekiz yıl önce ilerleyen körlüğü sırasında bestelediği oratoryonun prömiyeri 1752'de yıllardır benimsediği vatanı Londra'da yapılmıştır.

• Oratoryo, İsrailli savaş kahramanı Yiftah'ı konu alır. İsrail halkını anavatanları Gilead'da Ammonlulara karşı savunduktan sonra tanrıya verdiği yemini tutmak zorunda kalır: kendi kızı İfis'i kurban etmek. Ancak bir meleğin müdahalesi bu ölümcül kurbanı engeller ve İfis bunun yerine tanrının hizmetine girer.

• Libretto Eski Ahit'teki komutan ve yargıç Yiftah'ın öyküsüne dayanıyor. Ancak İfis'in kurban edildiği İncil'in aksine, Händel'in librettisti Thomas Morell hikayenin sonunu değiştirerek İfis'in ölmek zorunda kalmamasını sağlamıştır. Bu değişiklik, örneğin Mozart'ın Idomeneo operasında olduğu gibi intikamcı bir tanrı yerine bağışlayıcı bir tanrı kavramının 18. yüzyılda giderek önem kazanmasıyla ilgilidir.

• Müzikal açıdan Händel bireysel figürlerin karakterleştirilmesini eserlerinde en üst noktaya taşır: hassas portreler ve renkli duygu değişimleriyle özellikle baş figür Yiftah, kızı İfis ve karısı Storgè kaderleri son derece dokunaklı olan çok katmanlı karakterler haline gelir.

24 ÖZET BILGI

IMPRESSUM

Herausgeberin

Komische Oper Berlin Dramaturgie

Behrenstraße 55–57, 10117 Berlin

www.komische-oper-berlin.de

Intendanz Susanne Moser, Philip Bröking

Generalmusikdirektor James Gaffigan (ab 2023/24)

Redaktion Julia Jordà Stoppelhaar

Redaktionelle Mitarbeit Jakob Robert Schepers, Theresa Rose

Layoutkonzept www.STUDIO.jetzt Berlin

Gestaltung Hanka Biebl

Druck Druckhaus Sportflieger

Premiere am 7. Mai 2023

Musikalische Leitung Christian Curnyn

Dramaturgie Julia Jordà Stoppelhaar

Chöre David Cavelius

Musikal. Studienltg. Walewein Witten

Regieassistenz David Merz

Leitung Kinderchor Dagmar Fiebach

Quellen

Der Text von Rebekka Meyer ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Übersetzungen von Saskya Jain (englisch), Yasmina Ikkene (französisch) und Kemal Doğan (türkisch).

Bilder S. 5: Gustave Doré, Jephthah’s Tochter Iphis tanzt

ihm entgegen, 1866

S. 9: Nicolaes Ryckmans, Jefta o ert zijn dochter, 1616

Redaktionsschluss 27. April 2023

Änderungen vorbehalten

25 Impressum

Gemeinsam für Berlin

...

kulturbegeistert.

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