Ostwest

Page 233

Pragmatischer Banker und pro-russischer Gouverneur Sehr geringe Aussichten werden den übrigen Kandidaten eingeräumt. Zu ihnen zählt Sergej Tigipko. Der 54-Jährige Banker

gehörte zur Regierung von Janukowitsch. Verhandlungen und die Entwaffnung aller Paramilitärs sind Bestandteile seines Plans zur Rettung des Landes.  Die Wirtschaft will der Ex-Vizeministerpräsident auf europäische Standards bringen und auf die westlichen Märkte ausrichten. Mittels Verhandlungen mit Russland strebt er die Wiederherstellung der territorialen Integrität des Landes an. Die Energieabhängigkeit vom Nachbarn will er senken. Eine Berufsarmee soll das Land verteidigen. Russisch würde unter ihm zweite Amtssprache werden.  Der Gouverneur von Charkiw, Michail Dobkin, positionierte sich mit Russland-freundlichen Zielen. Als Ziel nennt er den Beitritt zur Zollunion mit Russland, Weißrussland und Kasachstan. Das Land soll blockfrei bleiben. Über Verfassungsänderungen will er eine Föderalisierung des Landes erreichen. Der Status der russischen Sprache soll gestärkt werden.  Anders als es die russische Berichterstattung über die Ukraine suggerieren sollte, haben nationalistische und rechtsextreme Poli-

tiker Umfragen zufolge kaum eine Chance, mehr als einige Prozentpunkte zu erreichen. Der Chef der Partei "Freiheit", Oleg Tjagnibok, ließ sich in einem Wahlkampfspot als "wahrer Führer" feiern.  Er profilierte sich vor allem mit einer anti-russischen Haltung. So soll die Ukraine aus allen von Russland dominierten Bündnissen austreten. Der 45-Jährige kündigte einen Visumzwang für Russen an und verspricht den Ukrainern Visafreiheit mit der Europäischen Union. Die EU-Anbindung soll vollendet und der Beitritt zur NATO erreicht werden. Der Verteidigungshaushalt soll auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen und das Land aufgrund der "russischen Aggression" erneut Atomwaffen anschaffen. Auf allen Ebenen soll eine Ukrainisierung erreicht werden.  Auch der rechtsextreme Aktivist Dmitri Jarosch will, dass die Ukraine zur Atommacht wird. Darüber hinaus sollen Ukrainer sollen ein Recht auf Waffenbesitz erhalten. Beziehungen zu China und anderen asiatischen Staaten will er vertiefen.

‡ CHRONOLOGIE DES EUROMAIDAN

ist ihr Ansehen doch belastet mit Geschichten über undurchsichtige Deals als Politikerin und Unternehmerin. Sie trägt wegen diverser Geschäfte im Gas-Sektor auch den Spitznamen Gas-Prinzessin.  Die Anführerin der Revolution in Orange und Rivalin von Juschtschenko verspricht einen Mitgliedsantrag für die EU. Visafreiheit soll es bis Ende des Jahres geben. Über einen NATO-Beitritt will die Ex-Regierungschefin abstimmen lassen. Die Krim soll von der russischen Okkupation befreit werden. Des weiteren verspricht sie, den Verteidigungshaushalt auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Ukrainisch soll die einzige Amtssprache bleiben, die Regionalsprachen gestärkt werden. Gegenüber Russland verfolgt sie einen konfrontativen Kurs.

233


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.