Filmdienst 18 2017

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fIlM DIenST Das Magazin für Kino und Filmkultur

18 2017

W W W. F i l M D i e n St. D e 31. AUGUST 2017 € 5,50 70. JAHRGANG

TANZ & BEWEGUNG Wie die Bilder tanzen lernten: Ein Kinojahrhundert in zehn Choreografien

ALEXANDER SCHEER Der wandlungsfähige Schauspieler wechselt virtuos die Identitäten

CHRISTOPH HOCHHÄUSLER Gedanken über die Möglichkeiten eines gegenwärtigen Kinos

AUGUSTE

RODIN Jacques Doillons Film über Rodin (1840-1917), den Wegbereiter der modernen Skulptur, ist ein subtiler Atelierfilm mit einem grandiosen Hauptdarsteller: Vincent Lindon


iNhalt DIE NEUEN KINOFILME Neu im KiNo ALLE STARTTERMINE

51 40 38 44 45 45 45 49

Abluka - Jeder misstraut jedem 7.9. Als Paul über das Meer kam 31.8. Auguste Rodin 31.8. Barfuss in Paris 7.9. Barry Seal - Only in America 7.9. Bigfoot Junior 17.8. Bullyparade - Der Film 17.8. Chance 2000 - Abschied von Deutschland 7.9. Das schaffen wir schon 7.9. David Lynch: The Art Life 31.8. Eine fantastische Frau 7.9. Happy Family 24.8. Haus ohne Dach 31.8. Immer noch eine unbequeme Wahrheit: Unsere Zeit läuft 7.9. In den letzten Tagen der Stadt 7.9. Jugend ohne Gott 31.8. Killer’s Bodyguard 31.8. Magical Mystery 31.8. Meine Cousine Rachel 7.9. Die Migrantigen 7.9. On the Milky Road 7.9. Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs 7.9. Revolution of Sound - Tangerine Dream 7.9. The Circle 7.9. The Limehouse Golem 7.9. Von Sängern und Mördern 7.9.

49 47 48 45 37 45 36 39 49 50 41 46 42 45 49 49 49 43

48 eine fAntAstische frAu

KiNotipp

der katholischen Filmkritik

Sebastián Lelios mitreißendes Drama um eine Transgender-Frau, die um das Recht kämpft, um ihren Geliebten zu trauern.

ferNseh-tipps 56 TV sticht Kino: Die ZDF-Serie „Das Pubertier“ (ab 7.9.) kommt der Buchvorlage näher als der gleichnamige Kinofilm. 4

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38 Auguste rodin

50 MAgicAl Mystery

42 on the Milky roAd 47 dAvid lynch: the Art life

Fotos: TITEL: Wild Bunch. S. 4/5: Piffl Medien, Wild Bunch, DCM, Weltkino, NFP, Kinowelt, fd-Archiv, Warner, Universal, Archiv FD

+


18 | 2017 DIE ARTIKEL iNhalt ikonisches Bild des klassischen film noir: »out of the past« von Jacques tourneur (siehe s. 28)

RUBRIKEN EDITORIAL 3 INHALT 4 MAGAZIN 6 DVD-KLASSIK 34 DVD/BLU-RAY 50 TV-TIPPS 56 FILMKLISCHEES 66 VORSCHAU / IMPRESSUM 67

KiNo

aKteure

filmKuNst

10 tAnZ und BeWegung

26 sAM shePArd

27 e-MAil Aus hollyWood

10 GOTTA DANCE!

Film und Tanz: Der Pas de deux der beiden Kunstformen zeitigt seit der Entstehung des Mediums Film unvergesslich bewegte und bewegende Szenen. Eine filmgeschichtliche Erkundung in zehn Choreografien. Von Jens Hinrichsen

16 DIGITALE LEINWÄNDE

Wird die klassische Kinoprojektion bald abgelöst von riesigen Bildschirmen, die in Sachen Farbintensität, Auflösung und Kontraststärke ein ganz neues Seherlebnis bieten? Eine Bestandsaufnahme. Von Reinhard Kleber

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2016 ging der vom FILMDIENST mitverliehene „Caligari-Filmpreis“ an Tamer El Saids „In den letzten Tagen der Stadt“. El Said ist Teil einer Bewegung junger Filmemacher, die sich daran machen, Ägyptens Kinolandschaft aufzumischen. Von Amin Farzanefar

20 VALESKA GRISEBACH

27 E-MAIL AUS HOLLYWOOD

Im Interview zu ihrem Film „Western“ spricht die Regisseurin u.a. über die Arbeit mit Laiendarstellern.

50 Jahre nach der Premiere der TrumanCapote-Verfilmung „Kaltblütig“ ist der Stoff derzeit wieder höchst aktuell.

Von Margret Köhler

Von Franz Everschor

21 HANNELORE HOGER

28 WESTERN & FILM NOIR

Die Schauspielerin gibt in einer Autobiografie Einblicke in ihr Leben. Besonders eindrucksvoll in der Hörbuch-Fassung.

Über die Sehnsucht nach den Urbildern des Kinos. Und warum sie sich mit „Neo“-Filmen nicht einfach wieder gewinnen lassen.

Von Karl-Otto Saur

Von Christoph Hochhäusler

22 ALEXANDER SCHEER

30 SUMMER OF LOVE

Dank seiner Verwandlungslust erkennt man den Mimen von Rolle zu Rolle kaum wieder. Von Alexandra Wach

24 HAUSCHKA

Eine Ausstellung in Samos wartet mit faszinierender Videokunst rund ums Lebensgefühl der späten 1960er-Jahre auf. Von Jens Hinrichsen

Ein Porträt des deutschen Musikers und Filmkomponisten, der sich auch in Hollywood einen Namen gemacht hat.

32 FESTIVAL LOCARNO

Von Jörg Gerle

Von Irene Genhart

Eindrücke von der diesjährigen FestivalAusgabe, die ihr 70. Jubiläum feierte.

26 IN MEMORIAM

Erinnerungen an Sam Shepard, John Heard, Robert Hardy, Claude Rich und Haruo Nakajima.

Von Thomas Klein & Rainer Dick Filmdienst 18 | 2017

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kino Ägypten

Ägypten und sein Kino durchlebten eine Achterbahnfahrt. Revolutionärer Überschwang wurde abgelöst von Militärputsch, neuerlicher Zensur, ziviler Unsicherheit, wirtschaftlicher Instabilität. Aktuell entstehen wieder 40 Filme im Jahr, gleich mehrere laufen demnächst auch in deutschen Kinos. Tamer El Saids „In den letzten Tagen der Stadt“ („Akher ayam el madina“), ausgezeichnet mit dem „Caligari-Filmpreis“ 2016, lohnt einen Blick zurück – und auf den Regisseur, dessen Film offiziell auf dem großen Kairo Filmfestival wie auch sonst in Ägypten nicht gezeigt werden durfte.

kein Film Über die revoluTion

Von Amin Farzanefar

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Über Tamer el Said und daS akTuelle kino in ÄgypTen

Fotos: Arsenal Institut

Im Vorfeld des „Arabischen Frühling“ hatte das einst so volksnahe ägyptische Kino, das populärste und traditionsreichste der arabischen Welt, seinen sozialen Impuls überwiegend eingebüßt. Doch eine junge Generation werkelte am Aufbau eines neuen, künstlerisch und sozial engagierten Kinos, das auch Produktionswege abseits des kommerziellen und affirmativen Betriebs beschreitet. Der Durchbruch gelang dank Ibrahim El Batout, der lange Jahre als Fernsehreporter für ZDF, ARTE und Al-Jazeera tätig war. Sein Low-Budget-Spielfilm „Ein Shams“ („Eye of the Sun“, 2007) wurde in einem geschichtsträchtigen, aber verarmten Vorort von Kairo gedreht und brachte die Wirklichkeit der Straße zurück ins Kino. Zudem stand der Film für einen neuen Kollektivgeist: Ahmad Abdallah, späterer Kultregisseur von „Microphone“, zeichnete für den Schnitt verantwortlich, Tamer El Said


Ägypten kino wirkte als Co-Autor mit. El Said, geboren 1972, hatte zuvor bereits mit zwei Dokumentarfilmen für Aufsehen gesorgt: „Take Me“ (2004, mit El Batout an der Kamera) erzählt von den furchtbaren Haftbedingungen politischer Gefangener in Marokko, „On a Monday“ (2005) über den zweiten Frühling eines Ehepaares war ein unaufgeregtes Gegenmodell zu den überdrehten ägyptischen Liebesschnulzen.

aufbruchstimmungen Neben der Umsetzung authentischer Filmstoffe war die Gruppe ebenso bemüht, die filmische Infrastruktur und Debattenkultur zu stärken: 2007 gründete El Said „Zero Production“, eine in Kairo ansässige Produktionsfirma, um unabhängiges Filmschaffen bei der Suche nach Logistik, Equipment, Drehorten, Arbeitsräumen zu unterstützen. Ambitioniert war auch die Idee der „Cimatheque“, eines alternativen Film-Centers, das kontinuierlich Filmklassiker, alternatives Kino und Retrospektiven spielt, mit Vorführmöglichkeiten in allen gängigen und klassischen Formaten, mit Platz für Filmlabor und Workshops, Debatten und Diskussionen sowie einem angegliederten Café. Da es dafür im Land selbst keine Vorbilder gab, brauchte es bis zur Eröffnung eine ähnliche Improvisationslust und einen langen Atem wie zur Fertigstellung von El Saids Spielfilmdebüt, dessen erster Entwurf bis ins Jahr 2008 zurückreicht. Die Dreharbeiten zu „In den letzten Tagen der Stadt“ („Akher ayam el madina“) waren gerade erst sechs Wochen abgeschlossen, da brach im Januar 2011 die Revolution gegen das Mubarak-Regime aus. Lange unumstößlich erscheinende Herrschaften und Gewissheiten wurden in Frage gestellt, und die Filmemacher erlebten sich plötzlich als Avantgarde einer politischen und sozialen Bewegung, drehten erstmals ohne Genehmigung auf öffentlichen Plätzen. Die Bilder der Revolution, tausendfach auf Handys festgehalten und hochgeladen, eröffneten die Möglichkeit eines neuen, alternativen, demokratischeren Kinos, frei von Zensur, Propaganda und Indoktrination. Bei einem Zusammentreffen der Filmaktivisten Tamer El Said, Aida El Kashef und Khalid Abdallah entstand schließlich die Idee zu „Mosireen“, einer Initiative, die die Ereignisse rund um die Revolution

dokumentiert, bestehendes Filmmaterial archiviert und in einem breiteren Rahmen publiziert. Zugleich würde „Mosireen“ Ausbildungsmöglichkeiten anbieten, Gerätschaft zur Verfügung stellen und öffentliche Vorführungen und Diskussionen organisieren. Die unabhängige, spendenfinanzierte Initiative war auch federführend bei der Organisation des „Tahrir-Cinema“ und anderer großer „Public Screenings“, die in vielen ägyptischen Städten parallel zu den revolutionären Ereignissen stattfanden. Mehr als 100 professionelle und AmateurFilmschaffende steuerten bislang mehr als 250 Dokumentationen bei, der „Mosireen“YouTube-Kanal verzeichnet zwischenzeitlich Rekord-Zugriffszahlen.

gegen die herrschende mentalität Die Revolution führte zum Aufblühen der Filmproduktion, freilich nicht unbedingt nur zum Guten. Festivals und Verleiher rissen sich um die spektakulären Bilder um den Tahrir-Platz und die Muhammad-MahmoudStreet in Downtown Kairo, zahlreiche Filme wurden eilig auf den Markt geworfen, bereits in der Entstehung befindliche Produktionen um einige Revolutionsszenen ergänzt oder thematisch komplett umgewidmet. „18 Days“, ein Episodenfilm von insgesamt zehn Filmemachern lag pünktlich zum Beginn der Filmfestspiele von Cannes im Mai 2011 vor. Wie viele seiner Kollegen wunderte sich auch El Said über diesen Hype: Das westliche Klischee des „arabischen Terroristen“ seit auf einmal von dem des „revolutionären Künstlers“ abgelöst worden. Der Regisseur, der zwei Jahre vor Ausbruch der Revolution mit dem Dreh von „In den letzten Tagen der Stadt“ angefangen hatte, ließ sich jetzt bewusst Zeit mit der Fertigstellung seines Erstlingswerks. Überfordert und auch genervt von zahlreichen Anfragen schrieb er jedem: „This will not be a film about the Revolution.“ Schon an den Protesten wollte er nicht als Regisseur, sondern nur als Bürger teilnehmen. Auch zu „Mosireen“ steuerte er kein eigenes Material bei. „Die richtige Revolution ist nicht gegen das herrschende Regime gerichtet, sondern gegen die herrschende Mentalität, und das ist etwas sehr Langfristiges“, äußerte er mit einem gewissen zeitlichen Abstand. Fünf Stunden Material, die er dann doch

auf Drängen von Bekannten und Freunden gedreht hatte, ließ er komplett aus dem Film heraus. Und genau dies macht seinen Film gültiger, zeitloser, relevanter. „In den letzten Tagen der Stadt“ wurde seit seiner Premiere auf der „Berlinale“ 2016 auf mehr als 70 Festivals gezeigt. Hinsichtlich der Produktionsstandards setzte er Maßstäbe, Schnitt und Kameraführung, die offene Erzählweise, die Bereitschaft, sich Zeit für den richtigen Moment zu nehmen, sind immer noch ungewöhnlich im ägyptischen Kino. Dabei wirkt der Film trotz der langen Entstehungszeit, dem häufigen Wechsel der Crew-Mitglieder, dem Dreh in mehreren Ländern stilistisch erstaunlich geschlossen. Zusammen mit El Batouts „Eye of the Sun“, Ahmad Abdallas „Microphone“ (2010) und Hala Lotfys „Coming Forth by Day“ („Al-khoroug lel-nahar“, 2012) gehört „In den letzten Tagen der Stadt“ mittlerweile zu den wirklich revolutionären Filmen jener Jahre. Dabei beinhaltet keiner dieser Filme Szenen vom „Arabischen Frühling“: „Revolutionär“ ist ein Film nicht, weil er sich mit den Ereignissen auseinandersetzt, sondern weil er eine neue Form des Filmemachens versucht – frei von innerer und äußerer Zensur, außerhalb der üblichen Netzwerke und Produktionswege. In diesem Sinne ist das ägyptische Kino weiter zu beobachten. Und nicht nur dieses. •

„Caligari-Filmpreis“ „in den letzten Tagen der Stadt“ erhielt 2016 den „Caligari-Filmpreis“, der seit 1986 im rahmen der „berlinale“ an einen stilistisch und thematisch innovativen Film aus dem programm des internationalen Forums des Jungen Films verliehen wird. Der Bundesverband kommunale Filmarbeit vergibt den mit 4.000 euro dotierten preis gemeinsam mit dem FILMDIenSt. In der Begründung der Jury heißt es u.a.: „eine märchenhafte Suche nach der verlorenen Zeit und dabei ganz gegenwärtiges, hellwaches Kino. ein Film der essayistisch ist, fiktional und dokumentarisch, ein Film über das Filmemachen, ein intimes Selbstportrait und eine Betrachtung des letzten Sommers vor der Revolution – nostalgisch, sinnlich, klug.“ auf der „Caligari-Tour“ ist der Film in anwesenheit des regisseurs in folgenden kinos zu sehen: 10.09., 19 Uhr Kinemathek Karlsruhe 11.09., 20 Uhr Caligari FilmBühne, Wiesbaden 16.10., 20.30 Uhr City46, Bremen Weitere termine folgen im Oktober.

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Akteure AlexAnder scheer

Virtuose identitätswechsel: Der SCHAuSPieler AlexANDer SCHeer

DAS lebeN Der ANDereN

Vor zehn Jahren wurde er noch als der »rock’n’roll-star« unter den jungen deutschen theaterschauspielern gefeiert. inzwischen bereichert er längst auch den deutschen Film mit seiner faszinierenden wandlungsfähigkeit. Von Alexandra Wach

Wenn die mitunter inflationär gebrauchte Kategorie „wandlungsfähig“ auf einen aufsteigenden Schauspieler zutrifft, dann auf Alexander Scheer. Sein Talent in diesem Fach geht gar so weit, dass man sein privates Gesicht nur vage im inneren Kinogedächtnis abrufen kann. Was natürlich auch daran liegt, dass sich in seinem Repertoire reale Personen häufen. Ob Linksterrorist Johannes Weinrich, PostPunk-Ikone Blixa Bargeld oder Friedrich Nietzsche: Scheer schafft es immer wieder, in der historischen Schale bis zur Selbstaufgabe aufzugehen. Dabei hätte er auch ausschließlich Musiker werden können. Was für eine Verschwendung! Alexander Scheer, geboren 1976 in Ost-Berlin, wählte schon auf dem GeorgFriedrich-Händel-Gymnasium den Schwerpunkt Musik. Parallel sang er in Bands, spielte Klavier und Schlagzeug. Bis zum Abitur hat er es zwar nicht durchgehalten, dafür aber erhörte er früh den Ruf des Kinos. Erst als Amateurfilmer, dann nach einem Casting 1999 als Hauptdarsteller in Leander Haussmanns „Sonnenallee“. Sein Entdecker nahm ihn anschließend mit zum Schauspielhaus Bochum. Eine Zwischenstation in einer Schauspielschule brauchte es dafür nicht. Seitdem ist Scheer von der

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Bühne nicht mehr wegzukriegen. Vor allem die „Volksbühne“ des Frank Castorf wurde über Jahre zum Hauptaustragungsort seiner Spiellust. Es hagelte Preise, vom „Ulrich-Wildgruber-Preis“ bis zum „Schauspieler des Jahres“ der Zeitschrift „Theater heute“. Die Musik betreibt der begnadete Autodidakt immer noch und geht hin und wieder in wechselnden Formationen auf Tour. Und das Kino? Das fuhr erst einmal zwischen obligatorischen „Tatort“-Auftritten und Gastspielen in Serien wie „Berlin, Berlin“ eine Vorrunde Karussell. Dann besetzte ihn Lars Kraume 2001 in seiner WerbebrancheSatire „Victor Vogel – Commercial Man“ an der Seite von Götz George und Maria Schrader als überambitionierten KampagnenNovizen. Ein noch eher blasses Vorspiel, denkt man an die Ganzkörperverwandlung in der Uschi-Obermeier-Biografie „Das wilde Leben“. Als hagerer Keith Richards gab der damals 31-Jährige eine vorbildlich zugedröhnte Figur und brachte sich damit nachhaltig ins Spiel. Es war der Auftakt für eine ganze Reihe von prominenten Identitätswechseln. Der in Moabit immer noch einsitzende Top-Terrorist Johannes Weinrich brachte Scheer 2010 eine Zusammenarbeit mit Olivier Assayas in dessen fiktionalisierter Biografie „Carlos – Der Schakal“ ein. Und weil das gut sitzende Kostüm des Rock-Stars bei Oskar Roehler offenbar eine bleibende Erinnerung hinterlassen hatte, lud er Scheer 2015 in „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk“ erneut zum heldenhaften Zeitsprung ein. Diesmal wandelte er mitten in den Westberliner 1980er-Jahren als verblüffende Wiedergeburt des jungen Blixa Bargeld. Nicht nur das zeitgerechte Outfit saß wie angegossen, auch die lakonische Unterkühltheit des „Einstürzende Neubauten“-Sängers war in jeder

von Scheers kantigen Bewegungen spürbar. Von hier ist der Weg zum vergrübelten Friedrich Nietzsche nicht mehr weit. In „Lou-Andreas Salomé“, Cordula KlabitzPosts Biopic, gerät Scheers Interpretation zwar etwas zu menschelnd von Sinnen, aber ein echtes Chamäleon lässt sich von dieser riskanten Gratwanderung ins Lächerliche nicht beirren. In „Der junge Karl Marx“ von Raoul Peck fügte sich Scheer zuletzt in der Gestalt von Kommunismustheoretiker Wilhelm Weitling geschmeidig in ein etwas unterfordertes Pracht-Ensemble aus August Diehl, Vicky Krieps und Stefan Konarske, so als ob seine Anwesenheit in diesem biografischen Reigen bereits eine Pflichtkür wäre. Wie gut, dass er sich zeitgleich in „Pirates of the Caribbean – Salazars Rache“ augenzwinkernd um mehrere Ecken herum selbst zitieren durfte: In einer Rückblende spielte er den Vater von Jack Sparrow. Die junge Ausgabe von Keith Richards also. Und nun bitte mehr Emanzipation wagen. Ein Alexander Scheer ohne angeklebten Bart und Perücke wäre doch zur Abwechslung eine echte Überraschung! • Filme (Auswahl) 2017

Nachtschicht – ladies First

2016

Der mit dem Schlag Der junge karl marx lou Andreas-Salomé Schrotten! tschick

2015

Der Nachtmahr

2014

tod den Hippies!! es lebe der Punk Quatsch und die Nasenbärbande

2013

Westen

2011

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

2010

Carlos – Der Schakal im Alter von ellen

2009 12 meter ohne kopf


Fotos: Senator/Wild Bunch/NFP/Constantin/Neue Visionen

Alexander scheer in »Westen«, »lou Andreas-Salomé«, »Carlos - Der Schakal«, »Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel«, »Der junge karl marx« (v.o.l.)

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Fotos: John Wayne in „Three Godfathers“ („Spuren im Sand“, 1948) von John Ford. Fotos: FD-Archiv


Western & noir filmkunst Tag. Ein Mann in weiter, staubiger Landschaft. Er bewegt sich langsam auf uns zu, aber wir haben Schwierigkeiten, unter dem Staubtuch sein Gesicht auszumachen. Jetzt erkennen wir: Er trägt schwer an einem Sattel. Irgendwie muss ihm sein Pferd abhanden gekommen sein. Nacht. Eine Frau auf regennasser Straße. Harte Schatten zerschneiden sie in zwei Teile: Gesicht – und Unterleib. In ihrer Hand glänzt ein metallischer Gegenstand. Sie bückt sich – und lässt die Pistole im Straßenablauf verschwinden. Zwei generische Bilder aus dem Gedächtnis des Kinos. Ein Western, ein Noir. Einmal Himmelszelt, einmal Dickicht der Städte. Ein Mann ohne Namen und eine Frau mit Vergangenheit. Warum ziehen mich diese Urbilder so an? Warum sind sie so wirkmächtig? Vielleicht, weil ich im Kino von einem elementaren Leben träume, einem Leben, das sich aus existenziellen Momenten zusammensetzt. Ganz Angst sein, ganz Freude, ganz Schmerz – das sind Zustände, die im Kino besonderen Glanz für mich haben. Während ich im Alltag Risiken bürokratisch einhege, Entscheidungen portioniere, den Kalender und die Bedürfnisse anderer im Blick, kann ich mich im Kino der reinen Gegenwart hingeben. Das Kino ist somit ein Ort, eine Entfremdung zu betrauern, die den Film erst hervorgebracht hat. Eine arbeitsteilige Gesellschaft produziert arbeitsteilig Bilder einer Zeit jenseits der Zeit, jenseits sozialer Bedingtheiten auch. Traumbilder von einem einfachen Leben, kompliziert hergestellt. Wir sehnen uns nach dem Gegenteil. Der Film, eine sehr städtische Kunst, hat von Anfang an die Wildnis beschworen. Auch die Sehnsucht, die unser Computer-

leben produziert, dreht sich um Tiere und Bäume, um Wind in den Haaren, Rauch und Dampf und Regen, um den Abdruck von Gras auf den Beinen, auch um Sex und Tod, natürlich. Ich will Filme machen, die ich selbst im Kino vermisse, die es (noch) nicht gibt – mit dieser Formel habe ich oft zudringliche Fragen nach dem Warum meiner Filme abgewehrt. Aber mit einfach, archaisch, existenziell sind meine bisherigen Filme schlecht beschrieben. Staub, Schweiß und Schmerz sind Mangelware.

die Dinge richtig klingen, hier und heute? So sehr ich für den Western, den Film noir schwärme: einen Neo-Noir, einen Neo-Western würde ich nicht machen wollen, das wäre eine Rahmung zu viel. Die Frage wäre also, wo die Essenzen des Kinos, die mich in den alten Filmen so anziehen, in meinem Kino ihren Platz finden könnten. Ohne falsche Anleihen. Ich glaube, die Antwort hat unbedingt damit zu tun, bestimmte Realismuskonventionen – die übrigens im so genannten Arthouse besonders zählebig sind

ÜbEr dIE MöGLIchkEITEn EInES GEGEnwärTIGEn kInoS

wESTErn & FILM noIr: habEn dIE ESSEnzEn dES aLTEn kInoS noch EInEn PLaTz IM akTuELLEn FILM? Von chrISToPh hochhäuSLEr Das könnte sich in den kommenden Filmen ändern – ich entwickle eine ganze Reihe von Stoffen, die in diese Richtung gehen –, aber zugleich bin ich skeptisch, wie weit es trägt, sich ein anderes Kino zu wünschen. Filme sind bis zu einem gewissen Grade notwendig unwillkürlicher Ausdruck. So sehr die Filmemacher nach Kontrolle streben, so wenig darf ihnen die Form gehorchen. Ist ein Western oder Noir heute nicht automatisch Neo-? Anders gesagt: Muss der Erzähler nicht vor allem darauf achten, dass

– durch ein neues allegorisches Erzählen zu überwinden. Ein Erzählen also, das nicht „authentisch” sein will, sondern das wahr wird in der Verwandlung durch den Zuschauer. Ein Kino, das viel stärker als meine Filme bisher mit Rohstoffen, Urbildern, Körpern arbeitet, aber stets mehr ist als die Sehnsucht nach der kinematografischen Antike. Gestern haben wir mit der Verwandtschaft, die zu Besuch war, den Berliner Dom besichtigt – ein Bauwerk, das ich herzlich hasse. Die Frage, warum es

Anfang des 20. Jahrhunderts (der Dom wurde erst 1905 fertiggestellt) nicht mehr möglich war, überzeugend barock zu bauen, hatte ich dabei immer im Hinterkopf. Die Antwort ist verzwickt. Natürlich kann man das Talent des Architekten in Zweifel ziehen oder die Repräsentationsbedürfnisse von Wilhelm II., aber das trifft nicht den Kern des Problems. Mir scheint, der Aufwand, den der Dom formal betreibt, thematisiert bereits die eigene Krise der Form. Die Souveränität, mit der Raschdorff über das architektonische Vokabular der Hochrenaissance und des Barock verfügt, macht die alten Formen zur Verfügungsmasse eines Dekorationsbedürfnisses. Er ringt nicht um Form, sondern um Wirkung. Das Ergebnis ist Kitsch. Gibt es auch im Kino anachronistische Dombauten? Mit Sicherheit. Aber zugleich erscheint mir Eric Rohmers Satz, wonach das Kino die einzige Kunst sei, bei der die Türen in die Vergangenheit offen blieben, durchaus zwingend. Das könnte heißen: Ja, wir können Western drehen bis ans Ende aller Tage, aber die alte Form muss immer wieder neu gedacht und neu empfunden werden. „Nur das, was man schon vergessen hat, ist wirklich neu.” (Mademoiselle Bertin) Meine Filmografie kann man bisher an einer Hand abzählen. Ich bin gespannt, ob ich mit der anderen Hand dem Ideal eines einfachen, aber dabei ganz gegenwärtigen Kinos näher kommen kann. • Christoph hoChhäusler Geb. 10.7.1972 in München. regisseur, Autor, Publizist, Gründer und Mitherausgeber des Filmmagazins „revolver“. Filme u.a. „Milchwald“ (2003), „Falscher Bekenner“ (2005), „Unter Dir die stadt“ (2010), „Dreileben – eine Minute Dunkel“ (2010), „Die Lügen der sieger“ (2014).

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In den letzten Tagen der Stadt Der Ägypter Tamer El Said betreibt eine märchenhafte Suche nach der verlorenen Zeit Ein junger Mann streicht durch die Metropole Kairo, vorbei an kleinen Läden, an Autos, die im ständigen urbanen Stau vor sich hin kriechen, an fahrenden Händlern, die sie mit ihren Holzkarren überholen. Im Hintergrund sieht man den Nil, prachtvoll im goldgelben Abendlicht, wie er schon zur Zeit der Pharaonen dagelegen haben mag, die unzähligen Parks, die uns Europäern unbekannte Pracht der Metropole Kairo. Immer wieder sitzt der junge Mann im Café. Er heißt Khalid, hat trotz seines Alters bereits schütteres Haar und sucht eine neue Wohnung, denn aus seiner liebgewordenen alten muss er ausziehen. So lernt man ihn kennen, einen Filmemacher, der an seinem ersten Film arbeitet und für den Zuschauer in Bild wie Ton nachvollziehbar

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die Geschichte seiner Familie rekonstruiert. Der Vater ist tot, die eine Schwester starb bereits als kleines Mädchen bei einem Autounfall in Libyen, die andere Schwester trifft er noch gelegentlich, wie auch seine Mutter, die schwerkrank im Krankenhaus liegt. Ein Stabwechsel der Generationen. Eine Reise zwischen der Erinnerung an Ägyptens große Geschichte und der unsicheren Zukunft: Khalids Freundin, eine moderne emanzipierte Frau, hat ihn verlassen, weil sie die repressive Stimmung im Land nicht mehr erträgt. Es ist das Jahr 2010, also noch kurz vor dem arabischen Frühling, der auch Ägyptens „modernen Pharao“ Mubarak stürzte. Im Hintergrund berichten zwischen Fußballspielen und billigsten Unterhaltungsshows die Fernsehnachrichten von Unruhen und kündigen

bereits das Kommende an. Mit Khalid und seinem Makler, mit dem der Filmemacher regelmäßige Wohnungsbesichtigungen unternimmt, lernen die Zuschauer diesen langen Winter vor der Revolution kennen. Und man entdeckt durch die Kaffeebesuche, Khalids Erinnerungen und durch die Geschichten, die die Wohnungen erzählen, auch Ägyptens Hauptstadt Kairo als einen lebendigen, vom alltäglichen Leben erfüllten Organismus, zugleich als Landkarte der Sehnsüchte und Träume, als Traumfabrik. Khalid hat drei enge Freunde. Sie treffen sich regelmäßig, reden, tauschen Sorgen, Träume, Erlebnisse, Gefühle. Irgendwann treffen sie sich zum letzten Mal, bevor sie sich am nächsten Morgen trennen, und während Khalid in Kairo bleiben wird, geht der eine nach Berlin, der zweite nach

Beirut in den Libanon, der dritte nach Bagdad. Auf aufregende Weise visualisiert der Film dann kurz die Zukunftsträume der drei und spielt in solchen Augenblicken dann auch mit dem, von dem man im Publikum schon mehr weiß: Was kommen wird in diesen Ländern, wie in Ägypten. „In den letzten Tagen der Stadt“, das Langfilmdebüt des ägyptischen Regisseurs Tamer El Said, verbindet diverse Perspektiven, Filmmaterialien, Stilmittel und Formen. Es ist ein Film, der zugleich fiktional und dokumentarisch ist, in seinem Kern vor allem aber eine subjektiv-essayistische Betrachtung. „In den letzten Tagen der Stadt“ ist ein intimes Selbstporträt des Regisseurs, der biografische Elemente, Anekdoten und Figuren (die kranke Mutter im Film ist die des Regisseurs) unverblümt in den Film einfügt, wobei Tamer El Said trotzdem nicht mit seiner Hauptfigur Khalid (im Film gespielt von dem in Großbritannien lebenden Khalid Abdalla) zu verwechseln ist. Dies ist auch eine Selbstreflexion des Mediums, ein Film über das Filmemachen, und zugleich eine sehr politische Betrachtung Ägyptens vor der Revolution. El Said stellt sich die Frage, wie man das Universum einer Stadt im Kino überhaupt erzählen könnte. Sein Film beantwortet sie aufs Überzeugendste: fragmentarisch, mit wachem Auge dem Zufall sich hingebend und zugleich durch ausgefeilte Inszenierungskunst. Nostalgie und Sinnlichkeit sind hier mit Intelligenz verbunden. Dies ist ein Film, der große Vorbilder kennt, ob sie nun Roberto Rossellini, Jean-Luc Godard, Chris Marker oder vielleicht auch Dominik Graf heißen – der sich aber nie sklavisch von ihnen abhängig macht. Er stellt dem Betrachter indirekt und voller stilistischer List unter der Hand eine ganze Region vor, die viel zu Unrecht

Fotos S. 36–51: Jeweilige Filmverleihe

kritikeN neue Filme


neue Filme kritikeN lange im Schatten lag und jetzt zwar im Fokus der Nachrichten liegt, deren Wahrnehmung aber von den Wolken der Dummheit und der Vorurteile immer wieder verdunkelt wird. Obendrein ist „In den letzten Tagen der Stadt“ ein sehr origineller Film, ein Paradebeispiel für Engagement und künstlerischen Aktivismus jenseits des allzu Erwartbaren, dafür, dass es im Kino nicht darum geht, „politische Filme zu machen, sondern politisch Filme zu machen“ (Godard). Tamer El Said gelingt eine märchenhafte Suche nach der verlorenen Zeit und dabei ganz gegenwärtiges, hellwaches Kino. Rüdiger Suchsland

BEwERTuNg DER FILMKoMMISSIoN

Ein junger Regisseur, der an seinem ersten Film arbeitet, streift im Jahr 2010 auf der Suche nach einer Wohnung durch die Straßen Kairos und rekonstruiert die Geschichte seiner Familie. Vielgestaltiger Debütfilm, der verschiedene Perspektiven, Materialien, Stilmittel und Formen zu einer zugleich fiktionalen wie dokumentarischen subjektiv-essayistischen Betrachtung der ägyptischen Wirklichkeit verbindet. Dabei gelingt eine eindrucksvolle märchenhafte Suche nach der verlorenen Zeit, aber auch ein hellwaches Stück Gegenwartskino, das sich als Kommentar zur herrschenden Mentalität des Landes nach Revolution und arabischem Frühling lesen lässt. – Sehenswert ab 16.

AKHER AYAM EL MEDINA. Ägypten/ Deutschland/Großbritannien/Vereinigte Arabische Emirate 2016 Regie: Tamer El Said Darsteller: Khalid Abdalla (Khalid), Laila Samy (Laila), Hanan Youssef (Hanan), Maryam Saleh (Maryam) Länge: 118 Min. | Kinostart: 7.9.2017 Verleih: Arsenal Institut (O.m.d.U.) FD-Kritik: 44 890

Haus ohne Dach Über Identität, Geschwisterrollen und kulturelle Entwurzelung Hektisch wirft der Fotograf den Stromgenerator an, die Eltern und ihre Kinder stellen sich vor einer kitschigen Landschaftstapete in Pose, viel Zeit bleibt nicht, bevor die Elektrizität versagt. Die Familienfotos im Intro zu „Haus ohne Dach“ zeigen fröhliche Kinder, die Faxen machen, sich inszenieren, Rollen einnehmen. Die Eltern sind meist angeschnitten – eine Ankündigung, dass sie auch im übertragenen Sinn bald aus dem Bild sind. Es war einmal eine Familie. Viele Jahre später ist der Vater gestorben, Gule und ihre drei Kinder Jan, Liya und Alan leben seit langem in Stuttgart, vom alten Zusammenhalt ist nur wenig übrig geblieben. Als die Mutter nach dem Sturz Saddam Husseins bei einem Familientreffen ankündigt, in ihre alte Heimat zurückkehren zu wollen, kommt es zu ersten heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Geschwistern. Allzu schematisch sortiert die deutsch-kurdische Regisseurin Soleen Yussef in ihrem Debut (es ist ihr Abschlussfilm an der Filmakademie Ludwigsburg) die Rollen: Jan ist das rationale Familienoberhaupt, Typ „Kontrollfreak“, Liya die in sich

gekehrte und stark mit sich selbst beschäftigte Tochter, Alan der „Troublemaker“ und verantwortungslose Vater ohne Job und mit hitzigem Gemüt. Eine Szene später ist Gule tot. Die Geschwister beschließen, dem letzten Willen der Mutter nachzukommen, im kurdischen Teil des Irak neben dem Vater beerdigt zu werden. „Haus ohne Dach“ ist eine Geschichte über Identität, Geschwisterrollen und kulturelle Entwurzelung. Trotz der spezifischen geografischen bzw. geopolitischen Rahmens – während die Geschwister sich dem kurdischen Heimatdorf der Mutter nähern, rücken die Truppen des Islamischen Staats in Richtung Mossul vor – hält sich der Film relativ eng an einen universellen Standard des Road Movie: eine (trotz familiärer Bande) zusammengewürfelte Gruppe, die erst durch Krisen und Zerwürfnisse zueinander findet, sowie diverse zu überwältigende Hindernisse (Checkpoints müssen passiert werden, das Auto hat eine Panne, die Großfamilie der Mutter versucht die Beerdigungspläne zu verhindern, der Sarg wird gestohlen). Aus diesem etwas bemühten dramaturgischen Korsett, das zusätzlich auf die

Enthüllung eines Familiengeheimnisses zusteuert, vermag sich der Film nie recht zu lösen. Zu offensichtlich gebaut ist die Geschichte, zu ausbuchstabiert wirken die Konfliktlinien, zu forciert erscheint das Ganze. Erst als sich die Geschwister auf ihrer Reise trennen und jeder für sich auf eigenen Wegen weiterreist – Jan mit einem Schäfer, Liya mit einem singenden Taxifahrer, Alan mit dem Teenager-Sohn eines Tankstellenbetreibers –, findet „Haus ohne Dach“ zu etwas mehr Offenheit. In diesen Momenten fängt auch die Landschaft an, sich zu aktivieren, mehr zu sein als eine Kulisse, in die man Figuren mit definierten Aufgaben hineinstellt. Esther Buss

BEwERTuNg DER FILMKoMMISSIoN

Um ihre verstorbene Mutter in der Heimat zu beerdigen, begeben sich drei in Deutschland aufgewachsene Geschwister auf eine Reise in die kurdische Region des Irak. Auf dem hindernisreichen Weg geraten sie durch ihre unterschiedlichen Temperamente aneinander, finden durch die gemeinsame Krise aber allmählich auch zueinander. Im Rahmen eines Road Movie entfaltete Geschichte über Identität, Geschwisterrollen und kulturelle Entwurzelung, die sich nicht recht aus dem bemühten dramaturgischen Korsett und von den schematischen Rollenbildern lösen kann. Erst in der vorübergehenden Zerstreuung der Geschwister findet der Film zu mehr Eigenleben. – Ab 16.

Scope. Deutschland 2016 Regie: Soleen Yusef Darsteller: Mina Özlem Sagdic (Liya), Sasun Sayan (Jan), Murat Seven (Alan), Wedad Sabri (Gule), Ahmet Zirek Länge: 117 Min. | Kinostart: 31.8.2017 Verleih: missingFILMs | FD-Kritik: 44 891

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kritiken dvd/Blu-rAy/InTerneT

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Harmony Tiefgründiges Anime um die Schattenseiten totaler Kontrolle das, in Wirklichkeit aber nutzt sie die Freiräume der hochgestellten Aufgabe, um sich in der Fremde vollends abzukapseln. Das ändert sich, als sie nach Japan zurückbeordert wird, um an der Seite der WHO die Selbstmord-Epidemie aufzuklären. Hacker scheinen „Watch Me“ sabotiert zu haben. Die glückliche Welt offenbart ihre grässliche Fratze. Hinter den Anschlägen scheinen Freundinnen von Tuan zu stehen; unter ihnen die, die doch eigentlich tot sein sollte: Miach Mihie. Einmal heißt es im Film, dass die Menschheit vor einer grundlegenden Entscheidung stehe: „Wählt sie die Glückseligkeit, oder wählt sie die Wahrheit?“ In seinen mittlerweile allesamt als Anime verfilmten Romanen „Empire of Corpses“, „Genocidal Organ“ und „Harmony“ stellt der Autor Satoshi Itō der Gesellschaft kein gutes Zeugnis aus. Er denkt die in ihren Problemlösungsstrukturen angelegten Perversionen konsequent zu Ende. In „Harmony“ wird der Wunsch nach der ultimativen Selbstoptimierung sowie nach

einem durch und durch „gesunden“ Miteinander aufs Korn genommen, der als Kehrseite die totale Kontrolle und das Ausmerzen jeder Individualität als Kollateralschaden bedeutet. Eine groteske Vorstellung, die angesichts aktueller Probleme von Volkskrankheiten bis zum latenten Terrorismus gleichwohl gar nicht so abwegig erscheint. In „Harmony“ brauchen die Menschen noch den globalen Maelstrom, um solch radikale Lösungsstrategien wie den „Watch Me“-Bot mehrheitlich zu akzeptieren. Was würde in unserer realen Gesellschaft die Politiker dazu bewegen, so zu handeln wie die im Film? Wäre „Watch Me“ im Zeitalter von IS und Krebs nicht jetzt schon in der Diskussion, wenn wir bereits den wissenschaftlichen Fortschritt hätten, der in „Harmony“ prognostiziert wird? Itō stellt ungeheuerliche, aber keineswegs abwegige Fragen. Takashi Nakamura und Michael Arias machen daraus einen ebenso fesselnden wie fordernden Animationsfilm, indem sie in eine Welt entfüh-

ren, die abwegig scheint und doch durchaus ungeheuerliche Realität werden kann. Das liegt an der radikalen Genialität der Vorlage eines Autors, der die Chuzpe besitzt, in seine ohnehin schon komplexe Geschichte höchst reale Konflikte wie den Tschetschenien-Krieg einzubauen. Abenteuerliche Nebenhandlungen zu kreieren, ist ein Markenzeichen des mit 34 Jahren verstorbenen Autors, dessen als „Project Itoh“ bekannter Romanzyklus Kultstatus genießt. „Harmony“ ist auch formal ein ambitionierter Film, der die Handlung in kryptische Bilder übersetzt, die weit weg sind von der Niedlichkeit kindgerechter (Hollywood-) Animationen. Sein langsamer Erzählduktus lädt zum Verweilen und Reflektieren ein. Nicht das schlechteste Konzept für einen Film, der unbequeme Fragen stellt. – Sehenswert ab 16. Jörg Gerle

<HARMONY/>/HÂMONÎ Japan 2015 Regie: Michael Arias, Takashi Nakamura FSK: ab 16 Länge: 119 Min. Anbieter: KAZÉ ANIME FD-Kritik: 44 916

Fotos S. 52–55: Jeweilige Anbieter

Die Menschheit ist gerettet! Was keinesfalls selbstverständlich ist, nachdem die Zeit des Maelstroms mit seinen globalen Unruhen millionenfachen Tod und (soziale) Verwüstung auf der Erde hinterlassen hat. Dank einer genialen Medizin ist die Welt aber nun geheilt: Ein Nanobot namens „Watch Me“, sorgt, einmal injiziert, mit seiner Software dafür, dass der Mensch nicht mehr auf die schiefe Bahn gelangt, keine Krankheiten ausbrütet und keine Drogen konsumiert, keine Kohlehydratdepots um Bauch und Beine anlegt, aber auch keine von der sexuellen Norm abweichenden Gelüste entwickelt. Die Kontrolle ist total. Die Menschen sind gesund und glücklich, heißt es. Warum aber gibt es dann diese Welle an Selbstmorden? Miach Mihie gehört zu jenen, die sich gegen die Aktivierung von „Watch Me“ wehrten und sich am Ende ihrer Kindheit durch Selbstmord „befreiten“. Ihre Freundin Tuan Kirie hat es nie überwunden, nicht mit ihr gegangen zu sein. Sie hat die Liebe ihres Lebens „ziehen lassen“ und ist darüber verbittert. Als Helix-Inspektorin arbeitet sie nun für die Weltgesundheitsorganisation und spürt Genmanipulationen auf, die dem Volksbefinden gefährlich werden könnten. Zumindest oberflächlich gesehen tut sie


kritiken FeRnSeH-TiPPS

SO

SAMSTAG 2. September

14.00-15.20 KiKA Anne liebt Philipp R: Anne Sewitsky Temperamentvolles Mädchen erlebt erste Liebe Norwegen/Dt. 2011 Sehenswert ab 10

16.30-18.00 mdr Chingachgook, die Große Schlange R: Richard Groschopp Humanistische J.F.-Cooper-Adaption DDR 1967 Ab 10 20.15-22.40 Servus TV Mud – Kein Ausweg R: Jeff Nichols Außergewöhnliches Mississippi-Drama USA 2012 Sehenswert ab 14 20.15-21.50 SUPER RTL Chicken Run – Hennen Rennen R: Peter Lord, Nick Park Köstlicher Animations-„Gefängnisfilm“ GB/USA 2000 Sehenswert ab 12 20.15-21.50 zdf_neo Dante’s Peak R: Roger Donaldson Vulkan-Spektakel mit Pierce Brosnan USA 1996 Ab 16 22.00-23.55 zdf_neo Roter Drache R: Brett Ratner Thriller nach Thomas Harris USA 2001 Ab 16

22.40-00.35 Servus TV Am Sonntag bist du tot R: John Michael McDonagh Drama um Sühne und Vergebung Irland 2014 Sehenswert ab 16 23.10-00.25 mdr Hände hoch oder ich schieße R: Hans-Joachim Kasprzik Komödie mit ostdeutschen Starkomikern DDR 1966 Ab 12 23.30-01.10 BR FERNSEHEN Die Wand R: Julian Roman Pölsler Bildgewaltige Fabel Österreich/Dt. 2012 Sehenswert ab 16 23.30-00.55 ProSieben Sicario R: Denis Villeneuve Komplexes, visuell großartiges Thriller-Drama um Drogenkrieg USA 2015 Sehenswert ab 16 00.30-01.20 Kurzschluss – Das Magazin Schwerpunkt „Girl Power“

arte

00.35-02.25 James Bond 007 – Man lebt nur zweimal R: Lewis Gilbert Sean Connery vs. „Blofeld“ Donald Pleasence Großbritannien 1966

ZDF

2.-7. September

Ab 16

10.15-11.45 Apachen R: Gottfried Kolditz Aufregender DEFA-Western DDR 1973

„Marrakesch“

„Marrakesch“

2. September, 00.30-03.15

mdr

Herbert Lom Der gebürtige Tscheche mit dem runden Gesicht und den stechenden Augen war prädestiniert für den Part des Schurken, auch wenn er in seiner wohl bekanntesten Kinorolle eher ein Opfer war: Als Chefinspektor Dreyfus wurde er zwischen 1964 und 1993 in sieben „Rosaroter Panther“-Filmen von den Eskapaden seines Untergebenen Clouseau und dessen Nachfolgern im Geiste schmerzhaft und unaufhaltsam in den Wahnsinn getrieben. Der mdr zeigt zum 100. Geburtstag des 2012 gestorbenen Schauspielers zwei Filme, in denen Lom einmal mehr als Bösewicht brillierte. In der Krimikomödie „Marrakesch“ von 1966 (00.30-02.00) spielt er mit schöner Selbstironie den sinistren Unterwelt-Boss Mr. Casimir, im episodischen Horrorfilm „Irrgarten des Schreckens“ von 1972 (02.00-03.15) taucht er als dämonischer Arzt auf, der sich mit Willenskraft gesteuerte Automaten bastelt, um damit üble Zwecke zu verfolgen.

Er bezeichnet sich selbst gern als Athlet, nannte seinen ersten Kurzfilm „Herakles“ und trug den deutschen Film von seinem Debüt „Lebenszeichen“ (1967) an in die Welt hinaus. Werner Herzog, Spezialist in Sachen Grenzerfahrungen, wird zu seinem 75. Geburtstag vom Fernsehen mit einer kleinen Auswahl seines umfassenden Œuvres geehrt. rbb Fernsehen und 3sat zeigen unabhängig voneinander seinen sardonischen Thriller „Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen“ (2.9., 01.15-03.05 bzw. 7.9., 22.25-00.15), während BR FERNSEHEN Herzogs fruchtbare „Kampfbeziehung“ mit Klaus Kinski Revue passieren lässt: Neben dem Dokumentarfilm „Mein liebster Feind“ (5.9., 23.30-01.05) ist ihr erster gemeinsamer Film „Aguirre, der Zorn Gottes“ (6.9., 00.40-02.10) zu sehen. 3sat zeigt zudem am 5.9. zwei neuere Dokus von Herzog: „Wovon träumt das Internet?“ (22.25-00.05) und „Tod in Texas“ (00.05-01.45). In letzterem setzt Herzog sich und sein Publikum der Situation in der so genannten Death Row aus, im Todestrakt eines US-Gefängnisses im Bundesstaat Texas, wo der Häftling Michael Perry seit acht Jahren auf die Giftspritze wartet.

Filmdienst 18 | 2017

mdr

Ab 12

20.15-22.15 arte Dünkirchen, 2. Juni 1940 R: Henri Verneuil Die Schlacht aus französischer Sicht Frankreich/Italien 1964 Ab 16 20.15-22.00 Disney Channel Hercules R: John Musker, Ron Clements Disney-Version griechischer Heldensagen USA 1996 Ab 8 23.45-01.30 mdr The Wrestler R: Darren Aronofsky Abgewrackter Wrestler am Scheideweg USA 2008 Sehenswert ab 16 23.45-01.15 NDR fernsehen Die Uhr läuft ab R: Casper Wrede Schwedischer Polizeichef gegen Terroristen Großbritannien 1974 Ab 16

rbb Fernsehen/BR FERNSEHEN/3sat

Werner Herzog wird 75

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SoNNTAG 3. September

00.10-01.43 Das Erste Diplomatie R: Volker Schlöndorff Historisches Kammerspiel um das bedrohte Paris Frankreich/Dt. 2014 Ab 16 01.00-02.40 hr fernsehen Bonne Nuit Papa R: Marina Kern Porträt eines Kambodschaners in der DDR Deutschland 2014 Ab 14

Fotos S. 56 – 65: Jeweilige Sender.

SA


FeRnSeH-TiPPS kritiken

MO

MoNTAG 4. September

Erstausstrahlung der rekonstruierten Fassung: 4. September, 23.40-01.30

arte

Die Liebe der Jeanne Ney 3. September, 23.45-01.30

mdr

The Wrestler: Mickey Rourke In den 1980er-Jahren galt Mickey Rourke nicht nur als guter Schauspieler, sondern auch als Sexsymbol. Dann aber zerstörten Kinoflops, eine missglückte Boxerkarriere, fehlgeschlagene Schönheitsoperationen und Drogen das Aussehen des Darstellers und um ein Haar auch ihn selbst. „The Wrestler“, den der mdr zu Rourkes 65. Geburtstag ausstrahlt, macht sich dies zunutze, ohne den aus der Form geratenen Schauspieler vorzuführen. Als abgewrackter Schaukämpfer, der angesichts eines Herzinfarkts noch einmal versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen, kann Rourke beweisen, dass er auch die Zwischentöne beherrscht.

3. September, ab 06.00

3sat

Märchen-Marathon Es müssen nicht immer die Klassiker wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sein: In den letzten Jahren sind in Deutschland zahlreiche neue TV-Filme um vielgeliebte Märchenstoffe entstanden. Auf diesen liegt der Schwerpunkt des MärchenThementags, der heute ab sechs in der Früh 24 Stunden auf 3sat läuft. Mit dabei ist ein Zweiteiler um „Baron Münchhausen“ (2012, 06.00-09.00) mit Jan Josef Liefers als lügenreicher Titelheld, außerdem gibt es jede Menge Gebrüder-Grimm-Stoffe, z.B. „Vom Fischer und seiner Frau“ (2013, 14.15-15.15), „Die goldene Gans“ (2013, 16.50-18.15), „Das singende, klingende Bäumchen“ (2016, 18.15-19.15) und „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ (2014, 21.45-22.45). Ein fantasievoller Märchen-Marathon, durchaus nicht nur für kleine Märchenfans.

3. September, 20.15-22.15

arte

Dünkirchen, 2. Juni 1940 Christopher Nolans Kriegsfilm „Dunkirk“ über die Rettung britischer Soldaten aus der nordfranzösischen Stadt, die dort im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht eingekesselt wurden, gilt schon jetzt als Höhepunkt des Kinojahres 2017. Die Konzentration auf die britische Seite entspricht dabei der Logik von Nolans Ansatz: Um die Situation des Ausgeliefertseins nachvollziehbar zu machen, müssen Franzosen und Deutsche weitgehend außen vor bleiben. Eine französische Sicht auf das militärische Desaster, die arte sozusagen als Nachhall zum Kinostart von Nolans Film ausstrahlt, gibt es bereits seit 1964: „Dünkirchen, 2. Juni 1940“ zeigt, wie eine Gruppe versprengter Soldaten (u.a. Jean-Paul Belmondo) zwei Tage lang auf ihre Ausschiffung wartet und sich bemüht, unter der Bombardierung der Deutschen am Leben und bei Verstand zu bleiben. Mitunter tendiert der von Henri Verneuil inszenierte Film zwar etwas zur Effekthascherei, doch bleibt die bittere Aussage intakt. Im Anschluss zeigt arte ein Porträt des Hauptdarstellers und seiner speziellen Form der Coolness, die in „Dünkirchen, 2. Juni 1940“ reizvoll gebrochen wird: „Belmondo, der Unwiderstehliche“ (22.15-23.45).

20.15-22.05 arte Der Mann, der Sherlock Holmes war R: Karl Hartl Quicklebendige Krimikomödie Dt. 1937 Sehenswert ab 12 20.15-22.05 One So viele Jahre liebe ich dich R: Philippe Claudel Psychologisch dichtes Schwestern-Drama Fr. 2007 Sehenswert ab 16 20.15-22.05 TELE 5 Meister aller Klassen R: Jackie Chan Einfallsreicher Martial-Arts-Film Hongkong 1979 22.05-23.40 arte Viktor und Viktoria R: Reinhold Schünzel Charmantes Spiel mit Geschlechterrollenklischees Dt. 1933 Sehenswert ab 14 23.05-00.50 Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika R: Gavin Millar Differenzierte Filmbiografie Dt./Südafrika 2009 23.15-00.35 Transit – Der Tod fährt mit R: Antonio Negret Harter Thriller USA 2011

mdr

G.W. Pabsts Stummfilm aus dem Jahr 1927 ist ein Glanzpunkt innerhalb der arte-Reihe „100 Jahre UFA“. Die melodramatisch-sentimentale Kriegs- und Liebesgeschichte nach dem Roman „Ljubov Zanny Nej“ von Ilja Ehrenburg erzählt von der Tochter eines französischen Journalisten, die sich in der Zeit nach der russischen Revolution in odessa in einen offizier der Roten Armee verliebt. Jahre später begegnet sie ihm in Paris erneut, wo sie ihn vor der Guillotine bewahrt. Pabst schuf einen inszenatorisch brillanten Spagat zwischen den visuellen Chiffren des sowjetischen Revolutionskinos und den Mustern des deutschen Kino-Expressionismus. Zu seinen hochkarätigen Mitarbeitern gehörte u.a. auch der russische Filmkünstler Victor Trivas, der mit seinem pazifistischen Film „Niemandsland“ berühmt wurde, bevor er um 1925 nach Berlin (und danach weiter nach Paris und Hollywood) emigrierte, wo er als Ausstellungs- und Bühnenarchitekt sowie als Filmszenograf arbeitete und neben otto Hunte die Ausstattung für „Die Liebe der Jeanne Ney“ schuf. Ausgestrahlt wird eine neu restaurierte Fassung, versehen mit Musik von Bernd Thewes (nach einer historischen Klavierkompilation), eingespielt vom WDR Funkhausorchester Köln unter der Leitung von Frank Strobel.

Ab 14 ZDF

Ab 16

23.40-01.30 arte Die Liebe der Jeanne Ney R: Georg Wilhelm Pabst Versiertes Stummfilm-Melodram Dt. 1927 Sehenswert ab 14

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