Filmdienst 20 2017

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fIlM DIenst Das Magazin für Kino und Filmkultur

20 2017

WWW. f i l m d i e n st. d e 28. september 2017 € 5,50 70. Jahrgang

„Blade RunneR“ e i n e r ü c k s c h a u a u f r i d l ey s co t t s s t i l b i l d e n d e s s c i e n ce - f i c t i o n m e i s te r we r k a u s d e m J a h r 1 9 8 2

VÁC l aV Vo R l Í Č e K g e s p rä c h m i t d e m t s c h e c h i s c h e n r e g i s s e u r, d e r K l a s s i ke r w i e „ d re i h a s e l n ü s s e f ü r a s c h e n b rö d e l “ s c h u f

Wo o dy H a R R e l s o n g ra n d i o s ve r b i n d e t d e r U s - s c h a u s p i e l e r d i e te n d e n z z u m e x t re m e n m i t t i e f e r Ve r l e t z l i c h ke i t u n d i n n e re n b r ü c h e n

I H R e M a j e s tät M R s . d e n C H in stephen frears’ „Victoria & abdul“ schlüpft die schauspielerin Judi dench zum zweiten mal in die rolle der britischen Queen Victoria


iNhalt DIE NEUEN KINOFIlME Neu im KiNo +

ALLE STArTTErMINE

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A Silent Voice 26.9. Austreten 5.10. Die beste aller Welten 28.9. Cars 3 - Evolution 28.9. Conny Plank The Potential of Noise 28.9. Es 28.9. Falten 28.9. Félicité 5.10. Das grüne Gold 5.10. Hereinspaziert! 21.9. Kingsman - The Golden Circle 21.9. Der Konzertdealer 5.10. Mein Leben - Ein Tanz 28.9. mother! 14.9. Die Nile Hilton Affäre 5.10. Rock My Heart 28.9. Stromaufwärts 28.9. The Book of Henry 21.9. The Lego Ninjago Movie 21.9. Tom of Finland 5.10. Unter deutschen Betten 5.10. Victoria & Abdul 28.9. Wann endlich küsst du mich? 28.9.

KiNotipp

48 mother!

der katholischen Filmkritik

36 die beste aller welten Ein intensives Drama über Drogenabhängigkeit und die Liebe zwischen einem Jungen und seiner süchtigen Mutter.

36 die beste aller welten

ferNseh-tipps 56 Zur Einstimmung auf die Fortsetzung ist auf arte noch mal das „Blade Runner“Original zu sehen. Das Erste zeigt den herausragenden Fernsehfilm „So auf Erden“ über die seelischen Konflikte eines charismatischen Predigers. 4

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49 das grüne gold

Fotos: TITEL: UPI. S. 4/5: Filmperlen, Partisan, Paramount, Neue Visionen, Busch Media, Sony, fd-Archiv

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51 der konzertdealer


20 | 2017 DIE aRTIKEl iNhalt

DVD-Klassiker: »flying Clipper« (s. 34)

KiNo

aKteure

filmKuNst

10 „blade rUnner“ reVisited

20 Franz rogowski

27 e-mail aUs hollYwood

10 „BLADE RUNNER“ REVISITED

ridley Scotts Science-Fiction-Drama prägt seit 35 Jahren unsere Vorstellungen von der Zukunft. Eine Würdigung des Films, der nun mit „Blade runner 2049“ eine späte Fortsetzung erfährt. Von Stefan Stiletto

16 VÁCLAV VORLÍČEK

Der tschechische Altmeister wird für seine poetischen Märchenfilme wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ geliebt. Beim diesjährigen Festival in Karlovy Vary wurde er für sein Lebenswerk geehrt. Ein Gespräch über Fantasie und realität. Von Peter Kremski

RUBRIKEN EDITOrIAL 3 INHALT 4 MAGAZIN 6 DVD-KLASSIK 34 DVD/BLU-rAY 52 TV-TIPPS 56 FILMKLISCHEES 66 VOrSCHAU / IMPrESSUM 67

19 JUDI DENCH

In „Victoria & Abdul“ schlüpft die britische Schauspielerin zum zweiten Mal in die rolle von Queen Victoria. Ein Gespräch über den Wert von Instinkten und die Monarchie. Von Margret Köhler

20 FRANZ ROGOWSKI

Mit linkischer Körperlichkeit glänzt der Schauspieler in deutschen „Mumblecore“Filmen. Nun startet er mit rollen bei Michael Haneke und Christian Petzold richtig durch. Ein „Spielwütig“-Porträt. Von Alexandra Wach

22 WOODY HARRELSON

Der Darsteller verkörpert oft Charaktere mit der Tendenz zu Extremen oder inneren Brüchen. Damit sind seine Figuren auch Spiegel der amerikanischen Gesellschaft.

27 E-MAIL AUS HOLLYWOOD

Die jüngsten rassistischen Vorfälle in den USA wirken sich auch auf die rezeption von Filmklassikern aus. Proteste gegen eine Vorführung von „Vom Winde verweht“ haben eine Debatte über den zukünftigen Umgang mit problematischen Filmen ausgelöst. Von Franz Everschor

28 FILMFESTIVAL VENEDIG

Der Wettbewerb der 74. „Mostra“ wurde von US-Filmen geprägt, die sich kritisch mit ihrer Gesellschaft auseinandersetzen. rückschau auf Themen und Höhepunkte des Festivals.

Von Felicitas Kleiner

+ Gespräch mit Guillermo del Toro, dem Gewinner des „Goldenen Löwen“ Von Margret Köhler

Von Kathrin Häger

25 IN MEMORIAM

Nachrufe auf die regisseure Egon Günther, Tobe Hooper, Norbert Kückelmann und Karoly Makk sowie die Schauspieler Harry Dean Stanton und Margot Hielscher. Von Rainer Dick, Felicitas Kleiner und Ralf Schenk Filmdienst 20 | 2017

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václav vORlÍČEK AKTEURE

Interview mit Václav Vorlíček „Ich liebe es, etwas Unmögliches möglich erscheinen zu lassen“ Er ist der Altmeister des tschechischen Märchenfilms: Filme wie „Prinz und Abendstern“, „Wie man Dornröschen wachküsst“ und „Das Mädchen auf dem Besenstiel“ sowie die Serie „Die Märchenbraut“ gelten als Klassiker des Genres und erfreuen sich auch in Deutschland großer Popularität. Und dann ist da noch der Film, den fast jeder kennt: der Dauerbrenner „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Beim diesjährigen Filmfestival im Karlovy Vary wurde Václav Vorlíček, inzwischen 87 Jahre alt, mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk geehrt. Das Gespräch führte Peter Kremski.

Was bedeutet Ihnen dieser Ehrenpreis? Vorlíček: Ich bin ganz stolz und glücklich, dass dieser Preis auch einmal zu mir gekommen ist. Er bezieht sich ja auf alle Facetten meines Oeuvres. Die Genres, in denen ich vor allem gearbeitet habe, sind Komödien und Märchenfilme. Das sind die Genres, die ich am meisten liebe. Alles, was mit Fantasie zu tun hat und man auf den ersten Blick vielleicht für Unsinn halten mag. Ich liebe es, etwas Unmögliches möglich erscheinen zu lassen. Es ist das Publikum, für das das Sinn machen muss. Ich bin absolut glücklich, wenn dann das ganze Kino lacht. In Deutschland werden Sie in erster Linie als Märchenfilm-Regisseur gesehen. Vorlíček: Naja, ich habe insgesamt acht Märchenfilme gedreht und ansonsten vor allem ziemlich überzogene Komödien. Aber ich liebe es, Märchen zu erzählen. Ich fühle mich sehr wohl in diesem Genre. Mit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ etwa bin ich absolut glücklich. Der Film ist seinerzeit auf der tschechischen Filmmesse in Brünn vorgestellt worden und von dort aus in die ganze Welt verkauft worden. In 50 Länder wurde er verkauft. Sie hatten mit Libuše Safránková auch eine wunderbare Hauptdarstellerin.

Vorlíček: Für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ habe ich mir sehr viele Mädchen angesehen, die vom Konservatorium oder aus der Schauspielschule kamen. Ich konnte die Richtige nicht finden. Dann erinnerte ich mich an einen Film, den ich wenige Jahre vorher im tschechischen Fernsehen gesehen hatte. Darin spielte ein 17-jähriges Mädchen, das mir aufgefallen war. Mit ihr habe ich mich getroffen. Sie war inzwischen 19 Jahre alt und Ensemblemitglied bei einem Prager Theater. Sie hatte wirklich eine Ausstrahlung wie eine echte Prinzessin. Und war dazu noch eine gute Reiterin. Das war Libuse Safránková. Alles passte perfekt: ihr Alter, ihr Aussehen, ihr schauspielerisches Talent und ihre Bühnenerfahrung. Seine Poesie entfaltet der Film nicht zuletzt auch durch die Szenen im Schnee. Vorlíček: Das ursprüngliche Drehbuch sah vor, dass diese Szenen im Sommer spielen sollten. Die Szenen stattdessen im Winter und im Schnee spielen zu lassen, ergab sich aus den Verhandlungen zwischen den Generaldirektoren des Filmstudios Barrandov und der DEFA, die den Film mitproduziert hat. Diese Verhandlungen fanden im Oktober 1972 statt. Der Generaldirektor der DEFA schlug vor: „Als erstes bauen wir im größten Atelier der DEFA diesen Tanzsaal und drehen das schon

einmal vorab. Anschließend machen wir eine lange Drehpause, und im Sommer setzen wir dann die Dreharbeiten fort.“ Ich habe zu ihm gesagt: „Sind Sie verrückt? Vier Monate Drehpause? Was kann in dieser langen Zeit nicht alles passieren? Jemand kann sterben oder mit dem Bus verunglücken. Wir müssen das ohne Unterbrechung drehen. Wissen Sie was, meine Herren, nach dem Dreh im DEFA-Atelier drehe ich sofort weiter und dann eben in Winteratmosphäre.“ Sie machten sofort Einwände, das würde zu teuer, dafür müsse man ja beispielsweise pelzbesetzte Winterkostüme anfertigen. „Nein“, sagte ich, „da greifen wir auf den Fundus zurück.“ Wir haben dann eben Kaninchenfell genommen statt Hermelin, das funktioniert ganz gut. Aber diese närrische Idee war am Ende richtig. Der Schnee schafft eine gute Atmosphäre. Die verschneiten Wälder und wie Aschenbrödel durch die Schneelandschaft reitet, das ergibt eine gute Stimmung. Durch die Verlegung in den Schneewinter konnte der Film dann zum Weihnachtsklassiker werden. Vorlíček: Ja, das passt ganz gut, weil die Weihnachtszeit im Fernsehen Märchenzeit ist. Auch die jungen Mütter gucken mit und weinen. In vielen Ländern ist das so. Besonders auch in Skandinavien. Jetzt habe

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AKTEURE václav vORlÍČEK

Begeistern Jung und Alt: Der Märchenfilm »Dornröschen« und die fantastischen TV-Serien »Der fliegende Ferdinand« und »Die Rückkehr der Märchenbraut«

Der Film ist jetzt mehr als 40 Jahre alt und in Deutschland durch alle Generationen hindurch bekannt. Vorlíček: Ein guter Freund von mir lebt als Architekt in Hamburg. Als er 50 Jahre alt wurde, war ich eingeladen. Seine Schwester, die auch über 50 Jahre war, fragte mich beim Tanzen: „Und was für Filme haben Sie gedreht, Herr Regisseur?“ Ich sagte: „Na ja, zum Beispiel ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘.“ Da war sie auf einmal ganz aufgeregt und rief: „Wirklich? Sie sind das? Meine Eltern laden uns immer zur Weihnachtszeit ein, und unsere ganze Familie versammelt sich dann vorm Fernseher und guckt ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘. Drei Generationen sitzen da zusammen und sehen gemeinsam diesen alten Film.“ Großen Erfolg hatten Sie auch mit der ab 1979 entstandenen Fernsehserie „Die Märchenbraut“. Vorlíček: Eines Tages ist Gert Müntefering, der verantwortliche Redakteur des Kinder- und Jugendprogramms beim westdeutschen Fernsehsender WDR, nach Prag angereist. Er kam, um bei mir eine 13-teilige Serie in Auftrag zu geben. Jede Folge sollte 28 Minuten und 30 Sekunden dauern. Das war damals für mich ein ganz ungewöhnliches Angebot. Und wurde zu

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einer schweren Herausforderung für mich und meinen Co-Autor Miloš Macourek. Wir hatten bereits eine Geschichte fürs tschechische Fernsehen entwickelt, aber für einen Film von 90 Minuten, und mussten sie jetzt plötzlich anders erzählen. Jede dieser kurzen Episoden musste eine gute Einstiegsidee haben und mit einem überraschenden Schluss enden. Und am Schluss jeder Episode musste ein Geheimnis stehen, sodass der Zuschauer mit Spannung die nächste Folge erwartet. Für das tschechische Fernsehen war das ein gutes Angebot. Es hat sich gerne darauf eingelassen. Beide Fernsehanstalten waren mit gleichen Anteilen an der Finanzierung beteiligt. In Tschechien heißt die Serie „Arabela“, in Deutschland „Die Märchenbraut“. Darin wechseln die Figuren hin und her zwischen Fantasiewelt und Realität. Vorlíček: Das ist eine gute Grundlage für ein komödiantisches Erzählen. Wenn sich zwei so unterschiedliche Welten vermischen, ist das eine Quelle für Humor. In den Filmen, die ich mit Miloš Macourek gemacht habe, geht es immer um diese Vermischung von Fantasie und Realität. Wenn die seltsamen Figuren aus der Märchenwelt in die Realität eintreten, muss das natürlich komisch sein, weil diese beiden Welten so verschieden sind. Das Wechseln von einer Welt in die andere ist eine Grundstruktur, die sich schon in Ihrem 1971 entstandenen Film „Das Mädchen auf dem Besenstiel“ findet. Vorlíček: Auch in dem Film „Das Mädchen auf dem Besenstiel“ kann Saxána, die junge Hexe, von der Märchenwelt in die reale Welt reisen, muss sich dafür aber vorher in eine Eule verwandeln. Nur so kann die Grenze zwischen diesen Welten überschritten werden. Auch da bin ich mit Miloš Macourek der Idee nachgegangen, dass es zwei Welten gibt.

40 Jahre später, im Jahr 2011, haben Sie mit „Saxána und die Reise ins Märchenland“ eine Fortsetzung davon gedreht. Vorlíček: Da allerdings ist die Heldin des Films die ungefähr neunjährige Tochter der Saxána, die auch Saxána heißt. Auch da geht es wieder um die Idee zweier Welten. Erstmals ausprobiert haben Sie diese Grundstruktur 1966 in „Wer will Jessie umbringen?“. Vorlíček: Ja, das war der erste Film, den ich mit Macourek gemacht habe. Die Grundidee des Films war von mir. Persönlich kannten Macourek und ich uns da noch nicht. Ich bin zu ihm gegangen mit meiner Grundidee, dass Figuren aus der Comic-Welt in die reale Welt hineinwechseln, und habe ihm gesagt, wir müssten jetzt eine Situation erfinden, die das möglich macht und den Zuschauer auf so eine Fantasie vorbereitet, damit er sie akzeptiert. Als der Film fertig war, haben wir ihn in Prag einem ausgewählten Publikum in einer Probevorstellung vorgeführt, um zu sehen, ob die Leute bei dieser verrückten Idee mitgehen. Das Kino war voll, die Zuschauerreaktionen waren gut, es wurde unentwegt gelacht. Damit war diese Art der Komödie vom Publikum angenommen. Ihre Filme werden oft als Kinderfilme eingestuft. Vorlíček: Ich habe keinen einzigen Film gemacht, der nicht auch für Kinder geeignet war. Ich wollte aber immer, dass meine Filme nicht nur für Kinder gut sind, sondern auch für Erwachsene. Es sollten immer Filme für alle sein. Das ist vermutlich auch der Grund, warum die Filme so gut funktionieren. Vorlíček: Weil wir den Unsinn immer ganz real erzählen und völlig normal erscheinen lassen! •

Fotos: Icestorm

ich eine Anfrage aus Norwegen, worin ich gebeten werde, den Film noch einmal mit norwegischen Schauspielern zu drehen. Aber dazu habe ich nein gesagt. Ich werde doch keinen Film zweimal drehen, das wäre doch Unsinn! Ich habe den norwegischen Kollegen gesagt, solche Aschenbrödel, wie ich sie hier in Tschechien auf der Straße sehe und wie sie Libuše Safránková im Film verkörpert hat, können sie in Norwegen nicht finden. Die norwegischen Mädchen sind vom Typ her ganz anders.



FESTiVAL VENEDiG FILmkunSt

BEI DEN 74. FILMFESTSPIELEN IN VENEDIG PRÄGTEN US-AMERIKANISCHE FILME DEN WETTBEWERB Beiträge wie „Downsizing“ von Alexander Payne oder „The Shape of Water“ von Guillermo del Toro bedienten bei der 74. „mostra internazionale d‘arte cinematografica“ (30.8.–9.9.) nicht nur den Glamour auf dem roten Teppich, sondern entpuppten sich als politische Statements. Im ersten Jahr der Regierung Trump kämpfen Regisseure wie George Clooney, Frederick Wiseman und Paul Schrader mit den Mitteln des Kinos für ein anderes Amerika. Von Felicitas Kleiner

„Make America Great Again“: Mit diesem Slogan zog Donald Trump 2016 in den Wahlkampf um die US-Präsidentschaft. Im Kino scheint dieses Versprechen ironischerweise schon gewirkt zu haben. „Great“ waren die amerikanischen Filme tatsächlich, die den Wettbewerb der 74. „Mostra“ in Venedig klar dominierten. Allerdings auf eine Weise, die das Trump-Lager wohl kaum im Sinn hatte. Mit dem Versprechen der Restitution verlorener Größe war Trump der Sehnsucht vieler US-Amerikaner nach den vermeintlich stabilen Verhältnissen in den 1950er- und 1960er-Jahren entgegengekommen, vor all den Emanzipationsbewegungen von Frauen, Schwarzen und Homosexuellen, vor dem Vietnam-Krieg und 9/11, der Globalisierung und Digitalisierung. Wie als Antwort setzen sich mehrere US-amerianische Filme nun mit jenen Jahren auseinander und erinnern an deren dunkle Seiten, die trübe Schatten bis in die Gegenwart werfen. Einer von ihnen, Guillermo del Toros fantastische Liebesgeschichte „The Shape of Water“, wurde von der internationalen Jury unter dem Vorsitz der Schauspielerin Annette Bening mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet, als erster Fantasyfilm, dem diese Auszeichnung auf dem Lido zuteil wurde. Ähnlich wie schon in „Pan’s

Labyrinth“ (2006) entführt del Toro das Publikum in eine traumhafte Kinowelt und beglückt mit magischen Bildern, lässt sich aber zugleich auf realistisch-erdenschwere Themen ein. Der Film um ein dem „Schrecken vom Amazonas“ (1954) nachempfundenes amphibisches Geschöpf, das während des Kalten Kriegs in einem US-Regierungslabor gequält und dank einer stummen Putzfrau (Sally Hawkins) und couragierter Mitstreiter gerettet wird, schwelgt im so genannten Mid-Century-Stil und in Referenzen ans Kino jener Zeit, ist aber eine entschiedene Absage an die „Make America Great Again“-Nostalgie. Während das frostige Klima jener Jahre in Michael Shannon als skrupellos chauvinistischem Sicherheitschef des Labors bedrohliche Gestalt annimmt, feiert der Film gleichzeitig die „Diversity“: märchenhaft ausgemalt in der sinnlichen, sich nahezu dialogfrei entwickelnden Liebesgeschichte zwischen der Heldin und der fremdartigen Kreatur sowie in der handfesten Solidarität von Nebenfiguren, die sich aus einer schwarzen Kollegin (Octavia Spencer), einem schwulen Nachbarn (Richard Jenkins) und einem russischen Spion (Michael Stuhlbarg) rekrutieren. Weniger utopisch, dafür aber umso schärfer setzt sich George Clooney in „Suburbicon“

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»EX LIBRIS - the new York Public Library« (oben), »the Shape of Water« (rechts)

mit der Mid-Century-Epoche und indirekt mit den aktuellen Zuständen in den USA auseinander. Die Idee, einen Film über die 1950er-Jahre und den Rassismus jener Zeit zu drehen, sei ihm im Zuge von Trumps Wahlkampagne gekommen. Seine Recherchen und die des Co-Autors Grant Heslov über die reale Ausschreitungen gegen eine schwarze Familie in einer „weißen“ Siedlung in Levittown, Pennsylvania, verbindet Clooney mit einer Drehbuch-Idee der Filmemacher Joel und Ethan Coen zu einer blutigen Satire. Während die braven Bürger des fiktiven Muster-Vororts Suburbicon nach dem Zuzug einer schwarzen Familie hasserfüllt auf die Barrikaden gehen, weil sie fürchten, dass zukünftig Kriminalität und Verwahrlosung in das Mittelstandsidyll einbrechen, tun sich hinter der properen Fassade der weißen Familie Lodge (u.a. mit Matt Damon als Familienvater) längst vorhandene, haarsträubende moralische Abgründe auf. Ein bitterböser Kommentar auf die „White Supremacy“, der durch die Ereignisse in Charlottesville noch an Aktualität gewonnen hat. Eine weitere Auseinandersetzung

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mit den USA der 1950er-Jahre formulierte systematisch vertuscht wurden. Zwei der eindrucksvollsten Wettbewerbsbeiträge (außer Konkurrenz) die Netflix-Miniserie stammten von Altmeistern des US-Kinos. „Wormwood“, in der der Dokumentarfilmer Regisseur Paul Schrader, der einst als Errol Morris in Form eines Dokudramas den Drehbuchautor von „Taxi Driver“ (1976) Fall eines Biochemikers im Dienst der CIA Filmgeschichte schrieb, greift in „First aufrollt, der 1953 unter ungeklärten UmReformed“ Motive des von Martin Scorsese ständen durch einen Sturz aus dem Fenster eines New Yorker Hotels starb. Mit Hilfe von verfilmten Klassikers auf und packt sie in aktualisierter Gestalt in ein strenges, fast Interviews, Archivmaterial und inszenierten nur aus statischen Einstellungen besteSzenen setzt der Film nach und nach ein hendes spirituelles Drama. Auch hier geht gruseliges Mosaik über das Schicksal des es um eine gebrochene Männerfigur, die Toten und um illegale Geheimdienstaktiviangesichts himmelschreiender Missstände täten im Kalten Krieg zusammen. ihr Heil in einer radikalen, gewalttäDie in dokumentarischen tigen Gegenaktion sucht. Ethan Formaten oft proHawke spielt den von inneren blematische RekonsKonflikten und Zweifeln truktion durch „Viele von uns sind wütend – geplagten Priester einer Reenactments wütend auf uns selbst, reformierten Gemeinde, erweist sich hier der sich im Kontakt mit als sinnvoller wütend darüber, einem jungen Öko-AktiKunstgriff, um wie sich unser Land visten allmählich dessen Dinge dem entwickelt, wütend darüber, Verzweiflung und Wut Vergessen zu über die Ausbeutung des entreißen, die von wie es in der Welt zugeht.“ Planeten beziehungsweider Regierung George Clooney über „Suburbicon“ se über die Skrupellosigkeit jahrzehntelang


FESTiVAL VENEDiG FILmkunSt

Virtual Reality & „Bloodless“

„‘First Reformed‘ ist ein Skript, auf das ich mich fast 50 Jahre lang zubewegt habe.“

»First Reformed«

derer, die davon profiwie digitalen Aufgaben. Aus Paul Schrader über tieren, zu eigen macht szenischen Mosaiksteinen „First Reformed“ und dagegen ein radikales über die diversen Zweigstellen Zeichen setzen will. Wie in und Aktivitäten setzt sich ein Bild Alexander Paynes satirischem zusammen, das über den konkreScience-Fiction-Film „Downsizing“, in dem ten Gegenstand hinaus ein Hohelied auf es ebenfalls um die Angst vor dem ökologiBildung und das „Projekt Aufklärung“ singt. schen und sozialen Kollaps sowie mögliche In Einrichtungen wie der New York Public Gegenmaßnahmen geht, scheint sich hier Library, deren Bedeutung bei der Erziehung viel aufgestaute Frustration zu kanalisieren. mündiger Bürger und damit als Keimzelle Schrader und seine Hauptfigur arbeiten sich der Demokratie eindrucksvoll herausgearan einer Gesellschaft ab, die sich als „God’s beitet wird, lebt und kämpft es weiter: das Own Country“ versteht, deren Haltung zum liberale, weltoffene, verantwortungsbeUmweltschutz aber in eklatantem Widerwusste Amerika. • spruch zum christlichen Schöpfungsethos steht. Im Gegensatz zu „Taxi Driver“ endet Deutschlandstarts: „First Reformed“ allerdings offen: Es bleibt „Suburbicon“: 9. November; ein kleiner Raum fürs Prinzip Hoffnung. „Wormwood“: Dezember 2017 (Netflix); Hoffnungsvoll stimmt auch der neue Film „Downsizing“: 18.1.18; „The Shape des Dokumentarfilmers Frederick Wiseof Water“: 15. Februar 2018; „First man. In dem gut dreistündigen „EX LIBRIS Reformed“: offen; „Ex Libris“: offen. – The New York Public Library“ porträtiert Wiseman die gleichnamige Institution, die Eine ausführliche Übersicht über die Wettlängst nicht nur ein Hort von Buchwissen bewerbsbeiträge der 74. Filmfestspiele von ist, sondern eine weit verzweigte BildungsVenedig findet sich auf www.filmdienst.de/ einrichtung mit einer Vielzahl von analogen aktuelles/blogbeitraege.html

Auf der Insel Lazzaretto Vecchio wurden in Venedig ab dem 14. Jahrhundert die Pestkranken der Stadt isoliert. Ausgerechnet an diesen makabren Ort hatte das Festival seine neueste Errungenschaft platziert: einen Wettbewerb mit Virtual-Reality-Filmen. „Mostra“-Chef Alberto Barbera wollte damit auf den Umstand reagieren, dass sich immer mehr Kreative mit VR befassen und die Technik längst mehr ist als nur der „neueste Gimmick“. Wer nach Lazzaretto Vecchio übersetzte, bekam ein Gefühl dafür, warum Barbera VR nicht unbedingt als „Erweiterung des Kinos“, aber als eigene Kunstform wertschätzt. Mit dem „VR Story Award“ wurde eine fesselnde südkoreanisch-amerikanische Co-Produktion von Gina Kim ausgezeichnet. „Bloodless“ versetzt den Zuschauer in die Straßen von Dongducheon nahe Seoul: Hier sind seit den 1950er-Jahren US-Soldaten stationiert. Um ihre Camps herum entstanden Orte, die von und mit den Soldaten leben; nicht zuletzt Prostituierte verdienen dort ihren Lebensunterhalt, unter nahezu rechtsfreien Bedingungen, weshalb sich gewaltsame Übergriffe häufen. „Bloodless“ spürt dem brutalen Mord an einer Prostituierten durch einen US-Soldaten im Jahr 1992 nach. Der Film folgt den Spuren der Frau in Dongducheon, wobei durch die VR-Technik die Orte nicht einfach nur gezeigt werden, sondern ein intensives Gefühl der Schutzlosigkeit vermitteln: Der Zuschauer wird in dem rund zehnminütigen Film in unterschiedlichen Straßenzügen gleichsam ausgesetzt, in denen man nach Orientierung sucht und sich, unter anderem bedingt durch das Sounddesign einsam hallender Schritte und die anbrechende Dunkelheit, einem Gefühl latenter Bedrohungkaum erwehren kann; man fühlt sich gleichsam genötigt, ständig über die eigene Schulter zu schauen, um sich zu vergewissern, dass sich niemand von hinten nähert. Höhepunkt des Films ist eine geisterhafte Begegnung mit einer Prostituierten, die dem Betrachter Auge in Auge gegenübertritt und ihn fixiert, um dann wie eine Erscheinung durch ihn hindurchzugehen. Der Gewaltakt selbst wird nicht gezeigt; stattdessen mündet der Gang in einem Zimmer, in dem Spuren der Tat zu sehen sind. Nichtsdestotrotz vermittelt sich der Schrecken der Tat als fast physisches Erlebnis. •

»Bloodless«


kritiken neue Filme

Wenn Adrian mal groß ist, will er Abenteurer werden. Der Siebenjährige ist wild entschlossen, auch wenn er nicht sicher ist, ob das überhaupt ein echter Beruf ist. Doch als seine Mutter Helga ihn darin beruhigt, spinnt der aufgeweckte Junge für sich weiter an einer Geschichte um seinen Traum. Als Helden denkt er sich dabei einen urzeitlichen Kämpfer mit Bogen, Schwert und Löwenmut aus, auf den eine schwere Mission wartet: In einer rauen Gebirgslandschaft muss er einem unheimlichen Dämon gegenübertreten, der dort in einer Höhle angekettet ist. Den Weg des Kriegers hin zu der bösartigen Kreatur bildet der Film mit stimmungsvollen Fels- und Nebelbildern sowie einem sehr atmosphärischen Sound Design ab, zögert die Konfrontation aber hinaus. So unausweichlich diese ist, fürchtet der kleine Dichter sich doch vor dem Ende seiner eigenen Geschichte; dass seine imaginierte Schreckensgestalt den Sieg davonträgt, scheint angesichts der mächtigen Dämonen in seinem realen Leben nicht ausgeschlossen. Mit ungewöhnlicher Überzeugungskraft setzt der 1991 geborene Regisseur Adrian Goigin-

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Die beste aller Welten Kindliche Fantasie trifft auf harte Drogen-Realität ger diese archaische Sphäre als Verfremdungsmittel ein, um in dem autobiografischen Drama „Die beste aller Welten“ die wahren Herausforderungen für die Hauptfigur zu verdeutlichen. Der tatsächliche „Dämon“, dem sich der junge Adrian stellen muss, ist die Drogensucht seiner Mutter. Der vaterlose Junge wächst in einer Wohnsiedlung am Salzburger Stadtrand inmitten eines Kreises von Junkies auf, die Helgas Wohnung als Treffpunkt nutzen und wenig Hemmungen zeigen, in Adrians Gegenwart zu koksen oder Drogencocktails zu schlucken. Die Mutter achtet zwar meist darauf, dass die lauten und streitlustigen Männer sich gegenüber ihrem Sohn zurückhalten. Doch steuert auch sie regelmäßig auf den Zeitpunkt zu, an dem sie nur noch zugedröhnt vor sich hindämmert. Das führt unweigerlich zu gefährlichen Situationen für Adrian; sei es, dass einer der Gäste ihm „zum Spaß“ Wodka einzuflößen versucht, sei es, dass er in Versu-

chung gerät, irgendwann doch einmal von dem „Zaubertrank“ im Kühlschrank zu kosten, den seine Mutter „nur für Erwachsene“ reserviert hat. Schonungslos zeichnet Goiginger ein Milieu, in dem Perspektivlosigkeit die Sucht befeuert und die Abhängigen immer wieder zurückreißt. Auf ein drogenfreies Leben hoffen sie gar nicht; als einer von ihnen nach einem erfolgreichen Entzug in einer von christlichen Ex-Junkies geführten Einrichtung zurückkehrt, erwarten ihn Hohn und Ablehnung. Die Vorstellung, dass ihr Leben einen Wert in sich selbst hat, erscheint den Süchtigen doch zu kurios. Der Regisseur zeigt in dieser Konfrontation den Teufelskreis aus Abhängigkeit und latenter Selbstverachtung auf, vermeidet es dabei aber, den Drogenkonsum im Stile von „Kids“ spekulativ auszuschlachten oder ihm auch nur einen Hauch von Coolness à la „Trainspotting“ aufzusetzen. Stattdessen macht er sich

konsequent die Perspektive seines filmischen Alter Egos zu eigen; die Kamera ist oft am Boden platziert oder bildet den umherschweifenden Blick von Adrian ab, der aufmerksam beobachtet, sich aber auf vieles noch keinen Reim machen kann. Die Inszenierung lässt den Zuschauer etliche Szenen aus der Wahrnehmung des Jungen erleben, dem sein Leben durchaus nicht furchtbar vorkommt: Die Versteckspiele gegenüber einem gutgläubigen Mitarbeiter des Jugendamts sind für Adrian ein spannendes Spiel. Von der Nonkonformität seiner erwachsenen Freunde kann er immer wieder auch profitieren. Mal springt ein Ausflug mit Lagerfeuer raus, mal eine Packung Feuerwerkskörper – abenteuerliche Erlebnisse für einen Siebenjährigen, die ihn über die weniger erfreulichen Momente in seinem Dasein hinwegtrösten. Der junge Regisseur, der seinen Film als Studienarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg realisiert hat, bleibt hautnah an den Figuren, zeigt die Außenwelt nur sporadisch und erzeugt so eine mitunter schmerzhafte Intensität. Dass die sujetbedingte Härte dabei nie ins Unerträgliche umstürzt, verdankt Goiginger seinen phä-


NEUE FIlME KrITIKEN nomenalen Hauptdarstellern. Das Zusammenspiel von Verena Altenberger und Jeremy Miliker als Mutter und Sohn ist von großer emotionaler Wahrhaftigkeit geprägt, die der Film mit vielen Close-Ups einfängt. Der Film ist als Hommage an Goigingers Mutter konzipiert. Das vermittelt sich durchweg, gerade weil er ihre Schwächen nicht verheimlicht. Bei den Versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen, strauchelt Helga, rappelt sich aber Adrian zuliebe auch immer wieder auf. Der Liebe zu ihrem Kind entspringt ein fast utopisches Potenzial, gegen das die Suchtmittel auf verlorenem Posten stehen. Die Tage des Dämons sind gezählt.

Wann endlich küsst du mich? Tragikomisches Familien-Porträt

Marius Nobach

BeWertung Der FiLmkommiSSion

ein aufgeweckter siebenjähriger Junge wächst in einer Wohnsiedlung in Salzburg unter Drogenabhängigen auf, zu denen auch seine mutter gehört. ihrem Sohn zuliebe kämpft sie mit der Sucht, kann sich aber nicht aus dem Teufelskreis von Abhängigkeit und Perspektivlosigkeit lösen, während der Junge immer wieder in bedrohliche Situationen gerät. ein hautnah inszeniertes Suchtdrama, das detailgenau und differenziert ein Bild der Abhängigkeit zeichnet. Die Härte des Sujets wird durch die liebevolle mutter-Sohn-Beziehung abgefedert, die mit Blick auf eine Überwindung der Sucht ein utopisches Potenzial entfaltet. – Sehenswert ab 16.

Österreich/Deutschland 2017 regie: Adrian Goiginger Darsteller: Verena Altenberger (Helga), Jeremy miliker (Adrian), lukas miko (Günter), michael Pink, Reinold G. moritz, Philipp Stix, Georg Veitl, michael Fuith Länge: 99 min. | kinostart: 28.9.2017 Verleih: Filmperlen | FSk: ab 12; f FD-kritik: 44 945

Die Regisseurin Julia Ziesche versucht sich immer wieder an einer Dynamisierung der unterschiedlichen Erzählstränge, hin zur komödiantischen Zuspitzung, nicht zuletzt mit Hilfe einer aufdringlich heiteren Musik. Aber es hilft nichts: der Drive bleibt aus. Auch die Synthese von Pubertäts- und Midlife-Drama geht nicht auf: der Teeniefilm hängt quer im biederen „Erwachsenenfilm“ und umgekehrt. Und was hier an Dysfunktionalität aufscheint – „wir werden richtig asozial“, sagt Mascha einmal –, ist in Wahrheit einfach nur schrecklich normal. Am wenigsten schablonenhaft gerät noch der Ehemann, den Axel Brendemühl recht bodenständig spielt, und auch Mascha versprüht (oder eher: vertröpfelt) einen angenehm verpeilten Charme. Esther Buss

BeWertung Der FiLmkommiSSion

Die nicht mehr junge Schauspielerin Doris dreht sehr erfolgreich eine Serie. Die heißt „Mutter Ménage“ und geht in die zweite Staffel; auch eine dritte ist schon in Auftrag, der eigene Mann schreibt praktischerweise die Drehbücher dazu. Das wenige, was man in Form von Fernseh-in-Film-Szenen davon zu sehen bekommt, sieht ein bisschen wie eine deutsche Vorabendserien-Version von „Borgen“ aus: Karrierefrau, Politikerin, Probleme im Privaten. Als Kontrollfreak Doris mit 48 Jahren schwanger wird, versucht der DrehbuchautorEhemann an der Redaktion vorbei das echte Leben in die Serie zu schreiben, damit seine Frau, deren Karriere gerade erst Fahrt aufgenommen hat, weiterarbeiten kann. Schon zuvor sahen sich Fernseh- und Echtwelt auffallend ähnlich. Der Look und die Erzähldramaturgie der Vorabend-

Serie prägt nämlich auch den eigentlichen, ausgesprochen unfilmischen Film – ohne dass man dahinter ein stilistisches Konzept erkennen könnte. „Wann endlich küsst Du mich?“ ist um eine sympathische Familie herum gebaut: Mutter, neuer Mann, zwei Töchter, Großeltern. Die älteste Tochter Mascha ist bereits ausgezogen und trödelt bei ihrer Magisterarbeit, die 16-jährige Viola lebt noch zu Hause und wird unerwartet schwanger, ebenso wie Doris. Auf sehr konstruierte Weise zeichnet der Film ein Porträt dreier Generationen, stellt die eine Schwangerschaft gegen die andere (die eine ist zu jung, die andere zu alt fürs Kinderkriegen), konfrontiert dieses Generationenproblem mit jenen, dazwischen Mascha als sinnsuchende Twentysomething, parallelisiert, auch buchstäblich, mit Parallelmontagen.

eine Schauspielerin und zweifache mutter ende 40 erlebt dank einer Fernsehserie ihren späten Durchbruch. Als sie noch einmal schwanger wird, will ihr ehemann, der als Drehbuchautor für die Serie arbeitet, die privaten entwicklungen einarbeiten, während ihre Töchter an der Schwelle zum erwachsensein in eigenen Krisen stecken. extrem konstruiertes Generationen-Porträt, das sich in wenig zwingenden Parallelsetzungen verliert. Die Figuren bleiben überwiegend schablonenhaft, inszenierung und Ästhetik verharren auf dem niveau einer Vorabend-Fernsehserie. – Ab 14.

Deutschland 2016 regie: Julia Ziesche Darsteller: Olivia Grigolli (Doris), Alex Brendemühl (Thomas), luise von Finckh (Viola), marie Rosa Tietjen (mascha) Länge: 94 min. | kinostart: 28.9.2017 Verleih: Barnsteiner | FD-kritik: 44 946

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kriTiken DvD/BLu-Ray/INTERNET

Elegante Serienadaption des letzten Romans von F. Scott Fitzgerald

Hollywood in den 1930er-Jahren: Was wäre Brady American Pictures ohne seinen Produzenten Monroe Stahr? Pat Brady (Kelsey Grammer), der Studioboss, ist sich bewusst, dass Monroe (Matt Bomer) schnell von einem der großen Studios abgeworben werden kann. Die Weltwirtschaftskrise macht seinem Studio zu schaffen, und dann taucht auch noch der deutsche Konsul auf und will Monroes Hommage an seine zwei Jahre zuvor verstorbene Frau Mínna Davis, die der Star des Studios war, für den deutschen Markt zensieren, weil das „Rassenempfinden des deutschen Volkes“ verletzt werde. Bleibt Monroe loyal, oder kann er den Angeboten anderer Studios wie etwa MGM nicht widerstehen? F. Scott Fitzgeralds Vorbild für Monroe Stahr war der legendäre Hollywoodproduzent Irving Thalberg, der mit 37 Jahren an einem Herzleiden verstarb. Doch Fitzgerald kam es nicht darauf an, einen Tatsachenro-

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man zu schreiben; er spielte mit den Bezügen zur Traumfabrik, verwob sie mit autobiographischen Elementen – sein Roman war vor allem Fiktion. Die Serie tritt hier in die Fußstapfen des Autors. So muss es nicht verwundern, dass Irving Thalberg selbst als Figur im Film in Erscheinung tritt, die dem historischen Thalberg sehr ähnlich sieht und tatsächlich verstirbt, kurz nachdem Monroe Stahr ihn beim Kardiologen getroffen hat. Die Erkrankung am Herzen wird zum Symptom der Beschleunigung, die Hollywoods Arbeitswelt durchzieht. Auch Louis B. Mayer, auf dem Pat Brady basiert und für dessen Studio MGM Thalberg arbeitete, ist eine Figur der Serie. So vermischt sich die Geschichte Hollywoods mit Geschichten über Hollywood in einer Zeit des Tanzes auf dem Vulkan. Die Grenze zwischen der Traumwelt und der unerbittlichen Wirklichkeit wird besonders deutlich, wenn Brady über einen Zaun auf ein Camp an die Westküste

THe LAST TYCOOn

For the Love of Spock Doku über „Star Trek“Star Leonard Nimoy Von 1966 bis zu seinem Tod 2015 wurde Leonard Nimoy mit der Rolle des vernunftgesteuerten Vulkaniers Spock in der Serie „Star Trek“ und ihren diversen Ablegern identifiziert. Dass der Darsteller dieser Festlegung mit ambivalenten Gefühlen gegenüberstand, ist nicht neu, wird im Dokumentarfilm „For the Love of Spock“ aber nochmals kurzweilig herausgearbeitet. Neben der sorgfältigen, respektvollen Montage von Nimoys eigenen Aussagen mit denen von Kollegen und prominenten Fans, wird die „Star Trek“-Rezeptionsgeschichte vom holprigen Anfang bis zum Kultobjekt mit gesellschaftsrelevanter Tendenz nachgezeichnet. Das birgt viel Erkenntniswert und amüsante Momente, zum runden Porträt wird das Ganze jedoch dadurch, dass mit Adam Nimoy der Sohn des Spock-Darstellers hinter der Kamera stand. Sein Ansatz thematisiert auch den nicht immer leichten Charakter seines Vaters und die gefühlte Konkurrenz des Sohnes mit Millionen Fans; kritische Anmerkungen, die die Hommage an Nimoy und Mr. Spock auf angemessene Weise erden. – mno Ab 14.

USA 2017 Showrunner: Billy Ray Darsteller: Matt Bomer, Kelsey Grammer, Lily Collins, Dominique McElligott, Enzo Cilenti, Rosemarie DeWitt, Mark O‘Brien

FOr THe LOVe OF SPOCk Kanada/USA 2016 regie: Adam Nimoy

Länge: 540 Min.

Länge: 111 Min.

Anbieter: Amazon

Anbieter: Studio Hamburg

FD-kritik: 44 968

FD-kritik: 44 969

Fotos S. 52–55: Jeweilige Anbieter

The Last Tycoon

geflüchteter Menschen blickt, das unmittelbar neben seinem Studio gewachsen ist. Der von Matt Bomer überzeugend gespielte Monroe Stahr bildet das Zentrum dieser Erzählung vom klassischen Hollywood. Mit welcher Perfektion Stahr seinen Beruf ausübt und seine Attraktivität nonchalant spazieren führt, erinnert an „Mad Men“-Hauptfigur Don Draper; und wie in der Erfolgsserie über die Werbebranche in den 1960ern stehen der Hauptfigur auch hier starke Frauenfiguren gegenüber (vor allem Lily Collins als widerspenstige Tochter Pat Bradys). Wenn man in die Credits schaut, findet man denn auch mit Scott Hornbacher als Regisseur, Christopher Gay als Cutter und Janie Bryant als Kostümdesignerin alte Bekannte wieder, die bereits bei „Mad Men“ mitwirkten. Nach der starbesetzten Filmadaption von Fitzgeralds Roman durch Elia Kazan im Jahr 1976 liefert die Serienadaption einen unterhaltsamen neuen Zugriff auf den Stoff. Schade, dass Amazon das aufwendig ausgestattete „Period Piece“ nach diesem Auftakt direkt wieder abgesetzt hat. Aber schließlich blieb ja auch Fitzgeralds Roman unvollendet. - Ab 16. Thomas Klein


KritiKen fernseh-Tipps

11.30-13.00 3sat Gustav Adolfs Page r: rolf hansen Literaturverfilmung mit Liselotte pulver & Curd Jürgens Deutschland 1960 Ab 14

20.15-21.40 Disney Channel Basil, der große Mäusedetektiv r: John Musker, ron Clements humorvoll gezeichnete Detektivgeschichte UsA 1986 Ab 8 20.15-22.50 VOX John Carter – Zwischen zwei Welten r: Andrew stanton Visuell reizvolles fantasy-Abenteuer UsA 2011 Ab 14 22.05-23.50 the Virgin Suicides – Verlorene Jugend r: sofia Coppola Vier schwestern leiden unter elternstrenge UsA 1999

Servus tV

Ab 16

23.10-01.55 zdf_neo Heat r: Michael Mann Meisterlicher Gangsterfilm UsA 1995 sehenswert 23.55-01.25 Das erste Yorkshire Killer 1980 r: James Marsh fesselnder Thriller GB 2009 sehenswert ab 16 00.40-01.35 Kurzschluss – Das Magazin internationales filmfestival von namur

arte

01.10-02.45 rbb Fernsehen Jakob der Lügner r: frank Beyer Ghetto-Bewohner erfindet hoffnungsnachrichten DDr 1975 sehenswert

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SO

sAMsTAG 30. September

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sOnnTAG 1. Oktober

12.30-13.40 Disney Channel Bambi r: Walt Disney, David D. hand Brillanter Zeichentrick-Klassiker UsA 1942 sehenswert ab 8

30. September, 20.15-22.50

VOX

John Carter – Zwischen zwei Welten An den Kinokassen war die Verfilmung der ersten romans aus dem „John Carter vom Mars“-Zyklus von edgar rice Burroughs ein ziemlicher Flop. Dabei ist das science-fiction-Abenteuer von Andrew stanton durchaus sehenswert. Die inszenierung bewältigt die Mischung von realfilm und Computeranimation so elegant wie zuvor vielleicht nur „Avatar“. An Libellen erinnernde fluggeräte oder eine wandelnde stadt, die langsam über die Mars-Oberfläche stakst, sind lediglich die spitzen der visuellen fantasie. im Zentrum steht ein nach dem Tod seiner frau von schuldgefühlen geplagter Offizier der Konföderierten, der einen Goldschatz sucht und durch ein magisches Medaillon unversehens auf den Mars gerät. Dort schlägt er sich in einem kriegerischen Konflikt zweier Völker auf die seite einer friedliebenden prinzessin, in die er sich verliebt. Der film spielt vergnügt mit pathos und ironie, wobei er sich nicht für kleine slapstick-einlagen schämt und selbst im Umgang mit ehernen Disney-Traditionen noch komisch ist: Das obligatorische Tier, das dem helden zur seite steht, ist ein so unförmiges, hässliches Monstrum, dass es schwerlich als Merchandising-Artikel getaugt hätte.

30. September, 23.55-01.25

Das erste

Yorkshire Killer 1980 Lose angelehnt an die Morde des „Yorkshire rippers“ zwischen 1975 und 1980 schrieb der britische Krimiautor David Peace ein roman-Quartett, das 2009 die Grundlage für drei fernsehfilme mit zahlreichen hochkarätigen namen vor und hinter der Kamera abgab. Während der erste, von Julian Jarrold inszenierte film „Yorkshire Killer 1974“ dabei mit düsterer Atmosphäre, überforderten integren polizisten, korrupten Vorgesetzten und zwielichtigen Großbürgern die richtung vorgab, setzt James Marsh mit „Yorkshire Killer 1980“ (vor Anand Tuckers passablem, aber etwas ernüchterndem Abschluss „Yorkshire Killer 1983“) den stärksten Teil der Trilogie in szene. sein film setzt an einem Zeitpunkt ein, als die polizei im nordenglischen Morley auch nach sechs Jahren noch keine konkreten hinweise auf den serienfrauenmörder hat, weshalb der Kriminalbeamte peter hunter (paddy Considine) aus Manchester den fall übernimmt. Dieser stößt auf wenig Gegenliebe bei seinen Kollegen, die in ihm eine Bedrohung ihrer Geschäfte innerhalb des organisierten Verbrechens sehen, und wird bald selbst zum Ziel von Gewalttaten. ein fesselnder Thriller, brillant in Kameraführung und Musik, getragen von einem zurückhaltend, aber suggestiv aufspielenden ensemble (u.a. David Morrissey, Jim Carter, eddie Marsan und Maxine peake).

20.15-22.25 arte Gosford Park r: robert Altman eleganter Gesellschaftskrimi UsA 2001 sehenswert ab 14 20.15-22.00 Disney Channel Beetlejuice r: Tim Burton skurriler Dämon hilft Geisterpaar UsA 1988 Ab 16 20.15-21.45 One Das Leben danach r: nicole Weegmann Mutiges fernsehdrama Deutschland 2017 sehenswert ab 16 20.15-22.45 Der Mandant r: Ben furman Justiz-Thriller mit Matthew McConaughey UsA 2011

rtL ii

Ab 14

20.15-22.40 teLe 5 Bram Stoker’s Dracula r: francis ford Coppola Opernhafter Vampirfilm UsA 1992 sehenswert 22.35-01.00 Pro Sieben Sherlock Holmes r: Guy ritchie Aktionsreiche Kino-neubelebung der Detektiv-figur GB/Aus/UsA 2009 Ab 14 00.05-02.03 ich und Kaminski r: Wolfgang Becker einfallsreich inszenierte romanadaption Deutschland 2015

Das erste

Ab 14

Fotos S. 56 – 65: Jeweilige Sender.

SA


fernseh-Tipps KritiKen

MO 1./2./5. Oktober

mdr

Zum 90. Geburtstag von rolf Herricht Bei dramatischen, romantischen oder abenteuerlichen rollen hatte das Kinopublikum der DDr mehrere Favoriten, doch bei der Frage nach dem beliebtesten Komiker war das Urteil eindeutig: Der 1927 geborene rolf herricht stand vom ende der 1950er-Jahre bis zu seinem Tod 1981 unangefochten an der spitze. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt der mdr den publikumsliebling mit einem Querschnitt durch sein schaffen: neben Dokumentationen, die auch seine Bühnen- und fernsehauftritte, insbesondere im Duo mit hans-Joachim preil und helga hahnemann, aufleben lassen, ist eine Auswahl seiner erfolgreichsten filme zu sehen, in denen er sich liebenswert linkisch, hintersinnig oder auch einfach nur fröhlich-unbeschwert mit sorgen des (ostdeutschen) Alltags auseinandersetzt. 1.10., 14.00-15.20 Geliebte weiße Maus 1.10., 20.15-21.45 Legenden – ein Abend für rolf herricht 1.10., 22.20-23.40 Der reserveheld 1.10., 23.40-01.10 Seilergasse 8 2.10., 20.15-21.40 Der Baulöwe 5.10., 20.15-21.45 Der Mann, der nach der Oma kam 5.10., 23.05-23.35 rolf Herricht – reserveheld der DDr 5.10., 01.05-01.58 ein gewisser Katulla

1. Oktober

3sat

Deutsche Geschichte – thementag Aufwändig ausgestattete und mit viel schauspielerischer Prominenz besetzte Mehrteiler, die sich mit signifikanten ereignissen oder Persönlichkeiten aus der deutschen Geschichte auseinandersetzen, gehören seit langem zu den prestige-Objekten des öffentlich-rechtlichen fernsehens. Kurz vor dem Tag der Deutschen einheit versammelt 3sat an einem Thementag zur deutschen Geschichte gleich mehrerer solcher filme. es beginnt mit einem etwas sehr aufs privat-Melodramatische fokussierten Blick auf die industriellenfamilie Krupp in der Zeitspanne zwischen 1900 und 1967 und führt unter anderem über den Zweiteiler „Die himmelsleiter“ um eine familie im zerbombten Köln der nachkriegszeit und der Wirtschaftswunderjahre bis hin zum Drama „Die flucht“ um die Vertreibung von Deutschen aus Ostpreußen gegen ende des Zweiten Weltkriegs. 05.00-09.30 Krupp (3 Teile) 09.30-12.40 Schicksalsjahre (2 Teile) 12.40-17.15 Die rebellin (3 Teile) 17.15-20.15 Die Himmelsleiter (2 Teile) 20.15-22.10 So weit die Füße tragen 22.10-01.10 Die Flucht (2 Teile)

MOnTAG 2. Oktober

20.15-23.00 arte Die Bibel r: John huston Werkgetreue Umsetzung vom Anfang des Alten Testaments italien 1965 Ab 14

22.05-01.00 teLe 5 Bodyguards & Assassins r: Teddy Chan perfekt inszeniertes Martial-Arts-epos hongkong/China 2009 22.25-23.50 3sat Werden Sie Deutscher r: Britt Beyer Doku über einen sprachkurs in Berlin Deutschland 2011 Ab 14 22.45-00.15 Das erste Spurlos – Die entführung der Alice Creed r: J. Blakeson Originelles Drei-personenKammerspiel Großbritannien 2009 Ab 16 23.00-00.35 arte Judou r: Zhang Yimou eindringliches frauendrama China/Japan 1990 sehenswert 00.50-02.18 mdr Zwei Leben r: Georg Maas Kunstvolles Agententhriller-Melodram Deutschland 2013 Ab 14

2. Oktober, 20.15-23.00

arte

Die Bibel neben Stoffen aus antiker Geschichte und Mythen waren es in der Blütezeit des Monumentalfilms in den 1950er- und 1960er-Jahren vor allem biblische Stoffe, die den Aufhänger für schauträchtige Kulissen und Komparsen lieferten. Mitte der 1960erJahre hatte sich der produktionsschwerpunkt des Genres von hollywood richtung italien verschoben, wo Cinecittà als hauptstadt des sandalenfilms auch Talente aus den UsA anzog. produzent Dino De Laurentiis wollte eigentlich ein veritables franchise auf die Beine stellen, als er daran ging, das Alte Testament fürs Kino umzusetzen. es blieb dann aber bei einem einzigen film über die ersten 22 Kapitel, von der erschaffung der Welt bis zur Opferung des isaak, die hollywood-Altmeister John huston als opulente Abfolge dramatischer und erhabener episoden inszenierte. Und sich dabei selbst einen schönen Cameo-Auftritt in einer der spektakulärsten szenen gönnte: als noah, der seine familie und die Tierwelt vor der sintflut rettet.

2. Oktober, 22.45-00.15

Das erste

Spurlos – Die entführung der Alice Creed es sind nicht zuletzt die drei großartigen Hauptdarsteller, von denen dieses kleine, auf der isle of Man gedrehte Krimi-Kammerspiel lebt: Gemma Arterton spielt die Tochter eines reichen Mannes, die entführt wird und sich couragiert und klug gegen die Kidnapper zur Wehr setzt. ihre beiden ungleichen entführer, die durch die erpressung viel Geld einnehmen wollen, sich mit ihrem Opfer aber in aufreibende Konflikte verstricken, sind mit dem britischen Charakterkopf eddie Marsan und dem Jungstar Martin Compston besetzt, der 2002 in Ken Loachs „sweet sixteen“ seinen Durchbruch erlebte. Compstons figur steht in „spurlos“ zwischen den beiden anderen figuren; ihn verbinden nicht nur mit der jungen frau, sondern auch mit seinem älteren partner amouröse Bande. für das Trio gilt es herauszufinden, wem hier wessen Loyalität gilt – ein tödliches Geschäft.

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