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Sowieso

Sowieso is back. Zwölf Jahre lang war das Sowieso in Neuköllns Weisestraße unter der Leitung von Marc van der Kemp ein wichtiger Ort für Berlins Jazz-, Free-Jazz-, Echtzeit- und Experimental-Szene. Seine Guckkastenbühne bot zugleich für neue Versuche und die Lichtgestalten der Berliner Impro-Szene Platz. Die Spuren der unterschiedlichen Nutzungen des ehemaligen Ladens an Wänden und Fußboden – mit den Mosaikfliesen auf dem Boden, den grünen Kacheln an der Wand, dem Dielenboden im Bühnenbereich und der goldenen Decke – blieben unverändert und der Charme des Clubs ist legendär.

Das Sowieso konservierte so auch eine Atmosphäre, wie es sie in den späten Neunzigern und Anfang der Zweitausender noch häufig in vielen zwischengenutzten Räumen und alten Läden im Prenzlauer Berg und in Mitte gab, in denen Echtzeitmusik und Jazz kulturelle Pionierarbeit leisteten. Eine interessante Mischung aus Niedrigschwelligkeit und Hochkultur für eingeschworene Kreise. Ein normales Monatsprogramm vom Sowieso las sich immer wie ein Programm, mit dem sich jedes AvantgardeFestival schmücken würde: Axel Dörner und Rudi Mahall, Tristan Honsinger und Tobias Delius, Michael Griener und Jan Roder, Rieko Okuda, Sam Hall, Liz Kosack, Korhan Erel, Alexander von Schlippenbach, Christian Lillinger, Silke Eberhard, Oli Steidle, Miako Klein, Ignaz Schick … the list goes on. Gleichzeitig war das Sowieso auch immer ein wichtiger Treffpunkt für die Szene und Ort des Diskurses, wie zum Beispiel bei der Reihe »Certain Sundays« von Chris Heenan und Christopher Williams. Das Sowieso war schnell der zentrale Ort der »Neuköllner Blütezeit« im Berliner Clubgeschehen.

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Im vergangenen Jahr stellte das Sowieso ab März das Programm ein und van der Kemp suchte nach einer Nachfolge für die Übernahme des Clubs. Glücklicherweise entschlossen sich einige Musiker*innen zur kollektiven und freundlichen Übernahme. Liz Kosack, Dan Peter Sundland, David Walker, Chris Hill, Chris Heenan, Brad Henkel und Dag Magnus Narvesen gründeten WieMusik e.V. und werden ab August 2021 die Türen des Sowieso wieder öffnen. Im Internet kursierten die ersten Bilder der umgebauten Bar, sowie ein Open Call für Konzertanfragen. Das Programm wird weiterhin von Mittwoch bis Samstag stattfinden und die dem Ort eigene musikalische Tradition fortführen. Die Nachbar*innen sind sensibilisiert und bereit. Pilotprojekte neben dem normalen Bar- und Konzertbetrieb sind angedacht und in Arbeit. Es bleibt, dem neuen Sowieso unter frischer Leitung mit großer Neugier und Freude entgegenzusehen und dem Kollektiv viel Glück zu wünschen!

www.sowiesoberlin.com